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© Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG
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Eden Project in St Austell Architekten: Nicholas Grimshaw & Partners, London Projektleiter: Andrew Whalley Mitarbeiter: Jolyon Brewis, Michael Pawlyn, Perry Hooper, William Horgan, Oliver Konrath Tragwerksplaner: Anthony Hunt, Cirencester
Lageplan Maßstab 1:5000 Schnitt Maßstab 1:1500 Site plan scale 1:5000 Section scale 1:1500
Cornwall, der Südwesten Englands, ist die mildeste Region auf der britischen Insel, wo Palmen wachsen und Rhododendren blühen – der richtige Ort für einen botanischen Garten. Seit März dieses Jahres ist der weltweit größte seiner Art mit dem Namen Eden Project eröffnet, und die riesigen Gewächshäuser, die Nicholas Grimshaw dafür entwarf, sind bezogen. Ihre internationalen Bewohner, Bäume, Büsche und Blumen aus drei verschiedenen Klimazonen, ziehen täglich tausende Besucher in ihren Bann. Ein Glücksfall für Cornwall, das wirtschaftlich einen wohltuenden Aufschwung erhält, denn die Region zählt zu den ärmsten der Europäischen Union. So wurde das Projekt auch zu einem großen Teil aus EU-Mitteln finanziert, einen weiteren Teil trug der britische Millennium Fund. Doch der Erfolg spricht für sich: Schon die Baustelle, die vom Besucher-Zentrum aus seit Mai letzten Jahres beobachtet werden konnte, zog 500 000 Gäste an, in den ersten zwei Monaten nach der Eröffnung kamen 400 000 Besucher. Ein Publikumsmagnet also, was nicht zuletzt der beeindruckenden Architektur zu verdanken ist. Tief in die Grube eines stillgelegten Steinbruchs geduckt schmiegen sich die riesigen Kuppeln an die Felsen. Bis zu 124 Meter weit spannt die Konstruktion, deren Grundform auf miteinander verschnittenen geodätische Kuppeln beruht. Diese geometrische Form bietet einige Vorteile: Sie erlaubt eine leichte und in sich steife Konstruktion und konnte exakt vorgefertigt und in kleinen Einzelteilen angeliefert werden. Für die Bebauung des schlecht tragfähigen Grundes war eine leichte Konstruktion zwingend notwendig. So ist das Tragwerk der Kuppeln in zwei Schichten aufgelöst: in eine äußere Schicht, die auf einer Hexagonalstruktur basiert, und in eine innere Schicht aus Drei- und Sechsecken. An den Verschneidungslinien der Kuppeln liegen komplexe Dreigurtträger aus Stahl. Für die Deckung wurden ETFE-Kissen gewählt, die durch Kompressoren aufgepumpt werden und sehr leicht sind. Insgesamt wiegt die Konstruktion weniger als die Luft, die sie umhüllt. Doch
brachte der Bauplatz noch andere Schwierigkeiten mit sich: Bereits kurz nach Beginn der Bauarbeiten wurde nach anhaltenden Regengüssen die Baugrube überflutet und das gesamte Projekt drohte ins Wasser zu fallen. Erst nachdem die Planer ein einzigartiges und sehr aufwändiges Drainagesystem ausgeklügelt hatten, wurde weiter gebaut. Das Regenwasser wird jetzt gesammelt und zur Befeuchtung des tropischen Gewächshauses benutzt. Auch Toilettenspülungen und die Pflanzenbewässerung erfolgen mit gesammeltem Regenwasser. Das gesamte Projekt soll dem Anspruch folgen, ein ökologisches System aufzubauen und die Sensibilität der Besucher für die Bedeutung der Pflanzenwelt zu wecken. Daher sind nicht nur exotische Pflanzen zu sehen, sondern auch solche, deren Früchte man sehr gut kennt – Oliven, Wein, Paprika, Tabak, Baumwolle, Kaffee oder Tee. Besonders für die jungen Besucher, für die spezielle Führungen angeboten werden, ist diese Auswahl interessant. Für Erwachsene werden Seminare, Workshops und Führungen organisiert. Im Restaurant wird damit geworben, dass nur Speisen, die in Cornwall hergestellt oder gewachsen sind auf der Speisekarte stehen – damit soll ein ökologisches Bewusstsein entwickelt werden. Dass im Self-Service-Restaurant allerdings Wegwerfgeschirr verwendet wird, passt nicht so recht in das propagierte Konzept. In March this year, the largest botanical gardens of their kind in the world were opened. The Eden Project in Cornwall, south-west England, provides a habitat for trees and plants from three different climatic zones. Largely financed by the European Union and the British Millennium Fund, the gardens, with their huge greenhouses, are proving a great magnet for the public. During the construction period alone, the site drew some 500,000 visitors, and in the first two months after the gardens were opened, 400,000 people came to see the botanical and architectural attractions. The huge domes, with structural spans up to
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hexagonal grid. At the lines of intersection between the domes are complex, three-chord, triangular steel trusses. The covering consists of light ETFE cushions, which are inflated by compressors. The overall weight of the construction is less than that of the air it encloses. Heavy rain in the early phase of construction flooded the excavations and necessitated the design of a unique and elaborate site drainage system. Today, rainwater is collected and used for a number of purposes: to moisturize the tropical green-
Eden Project in St Austell
124 metres, nestle in the hollow of a disused quarry. The basic form – a series of intersecting geodesic domes – offers a number of advantages: it facilitates a lightweight yet rigid form of construction; and it can be precisely prefabricated and delivered to site as a series of small components. A lightweight structure was essential in view of the poor load-bearing capacity of the soil. The dome construction is divided into two layers. The outer skin is based on a hexagonal framework, the inner layer on a triangular and
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houses, to flush toilets and to water the plants. The scheme was designed as part of an ecological system and to sharpen visitors’ awareness of the importance of plants. For that reason, not only exotic species are on display, but plants whose fruits are in everyday use: olives, vines, paprika, tobacco, cotton, coffee, tea, etc. Seminars and workshops are also held, and in the restaurant, only products grown or processed in Cornwall are on the menu. The one blemish is the use of throwaway plastic plates, beakers, etc.
Foto. Heide Wessely, München
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Details Axonometrie Regelknoten ohne Maßstab Schnitt Maßstab 1:20 Axonometric of standard node (not to scale) Section scale 1:20
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1 Dreigurtbinder aus Stahlrohren Ø 219,1 mm, 159,6 mm, 101,6 mm 2 Lüftungsrohre PVC mit PE-Clips befestigt 3 Stahlblech gekantet 6 mm 4 Rinne aus Aluminiumpaneelen mit Foliendichtung 5 Stahlschwert 10 mm als Auflager für 4 6 ETFE-Kissen dreilagig 7 Klemmprofil Aluminium 8 Absturzsicherung Stahlstab 70 mm 9 Verbindungsknoten Gusseisen 10 Diagonalstab Ø 89 mm 11 Rahmen Öffnungsluke Aluminiumstrangpressprofile 12 Rinne aus Folienverbundblech, Wärmedämmung, Stahlprofil 13 Öffnungszylinder pneumatisch betrieben 14 Druckschlauch für Lukenantrieb 15 Randanschluss PVC-Folie mit Flanschbefestigung
1 triangular lattice truss: Ø 219.1 mm, 159.6 mm, Ø 101.6 mm tubular steel members 2 PVC ventilation duct with polythene fixing clips 3 6 mm sheet steel bent to shape 4 aluminium panel gutter with sealing sheet 5 10 mm steel plate bracket for gutter 6 three-layer inflated ETFE cushion 7 aluminium clamping strip 8 Ø 70 mm steel cylinder as safety rail 9 cast-steel node 10 Ø 89 mm tubular diagonal member 11 extruded-aluminium frame to opening flap 12 composite sheet-metal and plastic-sheet gutter; thermal insulation, steel section 13 pneumatically operated cylindrical opening shaft 14 high-pressure-air tube for operating flap 15 PVC edge strip fixed to flange
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