125 Jahre Hypo Vorarlberg - Journal zum Jubiläum

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GEMEINSAM GROSSES LEISTEN

MIT NACHHALTIGER BAUWEISE

Seit über 35 Jahren zeichnet die Hypo Vorarlberg besonders vorbildlich agie­ rende Bauherrinnen und Bauherren für ihr beispielhaftes Engagement mit dem Bauherrenpreis der Hypo Vorarlberg aus. 2010 gehörte Martin Rauch und sein komplett aus Lehm gebautes Wohnhaus zu den viel beachteten Preisträgern. Im Kunsthaus Bregenz sprechen wir mit ihm über den Bewusstseinswandel beim Baustoff Lehm und sein großes Potenzial in Zeiten des Klimawandels.

MARTIN RAUCH Der Architekt kam durch seine Ausbildung an der Fachschule für Keramik und Ofenbau zum Lehmbau. Für die Ausstellung der Künstlerin Otobong Nkanga im Kunsthaus Bregenz ver­­baute er über 50 Tonnen an lokalem Aushubmaterial, Lehmschlamm und Sand. Die Ausstellung im Kunsthaus Bregenz, dessen Hauptsponsor die Hypo Vorarlberg seit vielen Jahren ist, wurde zum Treffpunkt unseres Gesprächs.

Martin Rauch gilt als Vorreiter nachhaltigen Bauens, als ausgewiesener Experte für Lehmbau – einer Bautechnik, die in Europa eigentlich eine lange Tradition hat. Spätestens mit der Industrialisierung, als neue Baumaterialien aufkamen und mit der Eisenbahn einfacher über längere Strecken transportiert werden konnten, geriet Lehm als lokal vorhandenes Baumaterial zunehmend in Vergessenheit. „Aber gerade in der momentanen Diskussion über nachhaltiges Bauen, die CO2-Problematik und die zunehmende Klimaerwärmung liefert der Lehmbau eine Menge brauchba­ rer Antworten. Das merken wir am wachsenden Interesse an unseren Projekten“, so Martin Rauch über die Renaissance des Baustoffs. „Denn Lehm schafft gesunde Wohnräume, ist lokal verfügbar und schneidet auch in der Kreislaufwirtschaft, also bei der Entsorgung, sehr gut ab.“

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MENSCHEN IM GESPRÄCH

Bereits während seines Keramikstudiums in Wien entdeckte Martin Rauch die Qualitäten und das Potenzial ungebrannten Tons für die Architektur. Erste Bauprojekte mit Lehm entstanden Mitte der 1980er Jahre, vor allem in Kombination mit Holz. Das für ihn gefühlt wichtigste Projekt kam 1989: „Damals habe ich bei einem Wettbewerb für das Landeskrankenhaus Feldkirch vorgeschlagen, eine 180 Meter lange und 7 Meter hohe Wand komplett aus Lehm zu bauen. Die Idee gewann mit großem Abstand den ersten Preis, denn es war das einzige Projekt, das die Architektur nicht verdeckte, sondern wie eine Skulptur im Raum stand. Zusätzlich versprach es eine positive Wirkung auf das Raumklima.“ Aber erst als Besucherinnen und Besucher wie Patientinnen und Patienten die fertige Wand wirklich angreifen konnten, sei das Material Lehm auch als ernstzu-


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