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Multifunktionales Schwimmzentrum in Lévis

Standort Lévis, Québec, Kanada

Bauherr/Betreiber Stadt Lévis

Architekten ABCP architecture CA – G1K 7R1 Québec www.abcparchitecture.com

Bilodeau Baril Lemming architects CA – G6V 4E2 Lévis www.architectes.ca

Planungsteam Michel Veilleux, Vadim Siegel, Guillaume Bélanger, Benoît Lemay, Simon Bérubé, Marc-André Simard

Autor ABCP architecture Bilodeau Baril Lemming architects

Fotos Stéphane Groleau

Offizielle Eröffnung Januar 2020

VERDOPPELUNG DES SPORTANGEBOTS IN DER REGION

MULTIFUNKTIONALES SCHWIMMZENTRUM IN LÉVIS, QUEBEC

Das neue multifunktionale Schwimmzentrum in Québec, Kanada, gliedert sich in zwei Bereiche: das Erdgeschoss mit der Schwimmhalle und den Tanzbereich im Obergeschoss. Beide Gebäudeebenen werden über eine großzügige Eingangshalle erschlossen, die die Schnittstelle zwischen den unterschiedlichen Funktionen und Nutzergruppen bildet. Im ersten Stock befindet sich ein Zuschauerbereich mit Tribünen für 280 Personen. Hier können sich Eltern treffen und die wunderbare Aussicht auf die Aktivitäten des Nachwuchses in der Schwimmhalle genießen.

Das multifunktionale Schwimmzentrum ist in Längsrichtung entlang der Route des Rivières angeordnet, um die urbane Verdichtung zu fördern, die Präsenz des öffentlichen Gebäudes zu verstärken, den Waldbestand zu erhalten und in den Fokus zu rücken, Parkplätze anzulegen und die Zugänglichkeit zu optimieren. Das unregelmäßig geformte Grundstück grenzt im Norden an ein Wohngebiet mittlerer Dichte und im Süden an eine High School.

Direkter und einladender Zugang Die Eingangshalle befindet sich auf der Nordseite des Gebäudes. Sie dient als Zugang zum Komplex und gleichzeitig als lichtdurchfluteter offener Treffpunkt und Kommunikationsraum auf zwei Ebenen. Im Erdgeschoss sind alle Schwimmbadfunktionen angeordnet. Der Nassbereich wird entlang der Route des Rivières über einen langen verglasten Korridor erschlossen, der Einblicke in die Anlage gewährt und die natürliche Belichtung sicherstellt.

Der Zugang zum Obergeschoss erfolgt über eine monumentale Treppe. Hier befinden sich ein Multifunktionsraum, die Tanzschule, die Tribüne und das obere Foyer. Als Fortführung der Eingangshalle bietet das Foyer einen spektaku-

lären Blick in die Schwimmhalle und dient als Ruhezone für die verschiedenen Räume im Obergeschoss sowie als Treffpunkt und Aussichtsbereich. Der Zugang zur Tanzschule erfolgt direkt über die Treppe in der Eingangshalle, wodurch diese eine eigene Adresse innerhalb des Gebäudekomplexes erhält. Die Tanzstudios wurden ebenso wie der Multifunktionsraum über die vorderen Fassadenseiten des Gebäudes verteilt.

Hybridstruktur aus Holz und Stahl Ein über 46 Meter langes Oberlichtband trennt die beiden Gebäudeteile und versorgt die Schwimmhalle zentral mit Tageslicht. Das imposante Volumen der Schwimmhalle wird durch eine spektakuläre Hybridstruktur aus Holz und Stahl betont, die eine für Schwimmsport und -spaß einzigartige Atmosphäre erzeugt. Durch die Verwendung von Stahl für die großen lichten Weiten und von Holz für die mittleren Spannweiten konnten gegenüber einer reinen Holzkonstruktion erhebliche Einsparungen erzielt werden. Im Erdgeschoss befinden sich ein 25x25 m-Wettkampfbecken mit 1 m-, 3 m- und 5 m-Sprungturm sowie festen Tribünen für 200 Zuschauer. Ferner gibt es ein 25 m-Freizeitbecken mit vier Bahnen, Wasserspiele, eine 45 m lange Wasserrutsche, universelle Umkleiden, einen Trainingsraum, Räume für Sportvereine und Unterrichtsräume.

Barrierefreiheit Direkt an der Eingangshalle wurden Ladestationen für Elektromobile installiert. Die lichten Breiten in den barrierefreien Sanitäranlagen gehen über die Normen für Barrierefreiheit hinaus. Ein Aufzug führt auf die Tribünenebene mit Aussicht in die Schwimmhalle. Hier gibt es spezielle Plätze für Rollstuhlfahrer und Begleitpersonen.

Die Umkleiden sind vollständig barrierefrei gestaltet und für Benutzer aller Geschlechter und Fähigkeitsstufen geeignet. Die Barrierefreiheit beschränkt sich nicht allein auf die Sammelumkleide. Auch die Herren- und Damenumkleiden sind mit barrierefreien Duschen, Schließfachzonen und Toiletten ausgestattet. Die Umkleiden umfassen auch einen Raum mit Lift und Ankleidetisch für Menschen mit einer erheblichen Behinderung.

Material als Spiegel des historischen und kulturellen Erbes von Québec Das 2.300 m² große Dach des Komplexes besteht aus Brettschichtträgern und einander kreuzenden Schichtholzträgern, die auf Stahlträgern aufliegen. Beim verwendeten Holz handelt es sich um für die borealen Wälder typische Schwarzfichte, einen Nadelbaum, der selbst unter anspruchsvollsten Klimabedingungen wächst. Diese nur in Nordamerika zu findende Art erneuert sich beeindruckend schnell.

Schwarzfichte ist aufgrund hervorragender mechanischer und ökologischer Eigenschaften das begehrteste Bauholz. Es ist bekannt für seine Ebenheit, Langlebigkeit, sein geringes Gewicht und seine Formbeständigkeit sowie für seine unvergleichliche Faserdichte, Feuerbeständigkeit und Wärmedämmung. Die Schwarzfichte ist mehr als nur ein Baum oder eine Holzart: Sie ist ein wesentliches Element der Geschichte und des Erbes von Québec.

Fassade Der gesamte Komplex wird von einer Metallverkleidung umhüllt. Die Fenster an der Nordseite des Freizeitbeckens sind als große, an das Volumen der Schwimmhalle angepasste Öffnungen ausgeführt. Sie sind 8 Meter hoch und stellen einen diffusen Lichteinfall sicher. Durch diese Nordausrichtung wird auch der direkte Sonneneinfall auf der Wasseroberfläche reduziert, der störende Reflexionen, insbesondere für Rettungsschwimmer, verursachen kann. Das Sportbecken, das sich zur Begrenzung des Lichteinfalls von Süden in

Technik Tribünen Tanzstudio Lehrerzimmer Umkleiden Eingangshalle Garderobe Büros Foyer Küche Multifunktionsraum Sanitärraume Hausmeisterloge

einem geschlosseneren Bereich befindet, bietet Ausblicke auf das Waldgebiet im Westen des Gebäudes.

Hohe Verglasungsqualität Die hohe relative Luftfeuchtigkeit in der Schwimmhalle und der Temperaturunterschied, der im Winter zwischen 30° Celsius innen und -25° Celsius außen liegen kann, bleibt eine große Herausforderung für den Schwimmbadbau in nordischen Ländern. Um die Kondensation zu kontrollieren, wurde ein beheiztes Doppelverbundglas verwendet, bei der eines der Gläser eine leitfähige Schicht enthält. Wenn kein Strom anliegt, verhält sich das Verbundglas wie normales Isolierglas. Sobald elektrische Spannung vorhanden ist, wandelt die leitfähige Schicht die elektrische Energie in Strahlungswärme um, wodurch Kondensation vermieden wird. Schalldämmung An den Außenwänden an drei Fassadenseiten des Schwimmbades wurden zwischen den Säulen perforierte Akustikplatten eingezogen. Sie dienen als Träger für die Gebäudehülle und erhöhen gleichzeitig die schallabsorbierende Fläche im Raum, um den Echoeffekt zu minimieren. An der Decke wurden trotz der guten Schalldämmungseigenschaften von Holz drei 66 m lange Akustikplattenbänder in die Dreiecksbinder integriert. An den Innenwänden komplettieren wandmontierte Akustikpaneele die Schalldämmung. Auch den harten Oberflächen wurde besondere Aufmerksamkeit gewidmet, zum Beispiel durch Auswahl poröser anstelle glatter Ziegel. Im Ergebnis wurde eine schallabsorbierende Oberfläche von 1.524 m² mit einer Nachhallzeit von 1,7 Sekunden erreicht.

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