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Studie zu Freizeitzentren von GT3 Architects

WIE LASSEN SICH FREIZEITZENTREN INKLUSIVER GESTALTEN?

STUDIE ERFORSCHT ANFORDERUNGEN VON BETREUUNGSPERSONEN

Interview Paul Reed, GT3 Architects Fotos GT3 Architects & Kristen McCluskie Photography

IAKS-Mitglied GT3 Architects, ein auf Sport- und Freizeitanlagen spezialisiertes Architekturbüro mit Sitz im Vereinigten Königreich, hat im Rahmen seiner Arbeiten zu inklusiver Architektur eine Studie durchgeführt. Im ersten Projektteil standen Betreuungspersonen von Kleinkindern im Fokus – definiert als Erwachsene, die schon einmal gemeinsam mit einem Kleinkind ein Freizeitzentrum besucht haben. Paul Reed, Associate Director und Head of Sports and Leisure, erklärt, warum es so wichtig ist, den Bedarf der Nutzer von Sportanlagen und die von ihnen wahrgenommenen Barrieren zu berücksichtigen.

Laut einer von Sport England im Jahr 2018/2019 durchgeführten Studie weisen nur 46 Prozent der Kinder ein den Empfehlungen entsprechendes Aktivitätsniveau auf. Mit den Einschränkungen im Zuge der Covid-19-Pandemie ist dieser Wert sogar noch weiter gesunken, so dass nur noch 19 Prozent der Kinder 60 Minuten pro Tag körperlich aktiv sind. Wie können die Menschen aller Altersgruppen zu mehr Aktivität bewegt werden?

„Derzeit decken Freizeitzentren nur 16 Prozent der Bevölkerung ab. Es müssen attraktive, schöne und ausgewogene Anlagen geschaffen werden, um unterrepräsentierte Bevölkerungs- und Altersgruppen anzusprechen, die sich derzeit in Sport- und Freizeitanlagen nicht gut aufgehoben fühlen.

Wir haben festgestellt, dass 85 Prozent der befragten Betreuungspersonen den Besuch eines Freizeitzentrums als äußerst problematisch beschreiben – beispielsweise anhand folgender Fragen: Wohin mit dem Kind, während man sich umzieht? Wie kann man sicher ins Becken gelangen, wenn das Kind noch nicht alleine stehen kann? Diese Fragen stellen sich vor allem, wenn die Betreuungsperson alleine ist. das Kind/die Kinder verantwortlich ist. Das Wort „stressig“ wurde häufig genannt, verbunden mit der Einschätzung der Befragten, dass der Besuch schwieriger war als gewünscht.

Erfreulicherweise würden 58 Prozent der Studienteilnehmer gerne öfter ein Freizeitzentrum besuchen. Wir sind überzeugt, dass Betreuungspersonen Freizeiteinrichtungen häufiger nutzen würden, wenn ihr Bedarf bei der Gestaltung der Anlagen Berücksichtigung finden würde. Auf diese Weise würden sowohl sie selbst als auch ihre Kinder häufiger Gelegenheit haben, im Wasser oder auf andere Weise aktiv zu sein.

Warum ist es so wichtig, die für Nutzer bestehenden Barrieren zu ermitteln und sicherzustellen, dass die physischen, psychischen und sozialen Anforderungen von Betreuungspersonen erfüllt werden? Mit ein paar einfachen Maßnahmen – wie sicheren Parkplätzen und einem sicheren Zugang zur Anlage, einem Wartebereich am Empfang, einer klaren Wegeführung, einer BuggyAufbewahrung in der Nähe der Umkleiden und durchdachten Familienumkleiden – kann das Nutzungserlebnis für Betreuungspersonen erheblich optimiert werden.

Design ist mehr als nur die Gestaltung der physischen Umwelt. Es geht auch um Normen, Praktiken und Verhaltensweisen sowie um eine veränderte Einbindung der Nutzer. Durch die Optimierung von Raum, Layout, Technologie und visuellen

Aspekten können wir Freizeitzentren familienfreundlicher und sicherer gestalten und auf diese Weise erreichen, dass moderne Freizeitanlagen gerne und viel genutzt werden.

Als Branche müssen wir verstehen, wie unsere Entwürfe dazu beitragen können, einladende und inklusive Anlagen für alle zu schaffen und so sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit unserer Gemeinschaften zu verbessern. Als Architekten können wir einen Beitrag zur Förderung körperlicher Aktivität leisten, insbesondere jetzt, da die Freizeitzentren wieder geöffnet werden. Wir müssen diese Chance als dringend erforderlichen Beitrag zur Förderung der öffentlichen Gesundheit begreifen.

Judith Atkinson, Projektarchitektin bei GT3, leitete die Studie: „Selbst Kleinigkeiten – wie zum Beispiel darauf zu achten, dass die Fenster den Sichtlinien der Kinder entsprechen und sie sich beim Beckeneinstieg an einem Geländer festhalten können – machen einen großen Unterschied. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir Freizeitzentren inklusiver gestalten können, wenn wir die Erfahrung der Betreuungspersonen kennen und verstehen, beispielsweise wenn wir wissen, dass 50 Prozent einen Wartebereich am Empfang für wichtig halten oder dass 96 Prozent eine familienfreundliche Kabine bevorzugen würden.“

GT3 Architects arbeitet derzeit an weiteren Studien zur Gestaltung von Freizeitzentren für Menschen mit Autismus und Demenz.

www.gt3architects.com

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