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in einen Klimapark

Standort Kopenhagen, Dänemark

Bauherr/Betreiber Stadt Kopenhagen Greater Copenhagen Utility (HOFOR)

Architekten Tredje natur – Third nature DK – 2200 Kopenhagen www.tredjenatur.dk

Team Flemming Rafn Thomsen (Leitender Architekt), Anders Juul Jensen, Kirstine Lorentsen, Christian Kuczynski, Anna Sissela Michalsdotter, Sofie Mandrup Andreassen, Jeppe Ecklon, Max Moriyama, Manabu Yamaya, Liane Filtenborg Laustsen

Berater COWI

Bürgerbeteiligung Platant

Autor Tredje natur

Fotos Flemming Rafn, Tredje natur Drohnenfotos: Astrid Maria Rasmussen

Offizielle Eröffnung Dezember 2019

BEREIT FÜR DIE NÄCHSTEN 100 JAHRE

UMGESTALTUNG DES ENGHAVEPARKEN IN EINEN KLIMAPARK

Der historische Enghaveparken wurde anhand des von Tredje Natur entwickelten Masterplans umgestaltet und bildet heute das größte Klimaschutzprojekt in Kopenhagen. Mit einem 22.600 m³ großen Wasserreservoir bildet der Park eine Lösung für die niederschlagsbedingten Herausforderungen der Zukunft. Diese Herausforderungen wurden positiv genutzt und in eine Vielzahl neuer Optionen für Freizeit, Erholung und Sinneswahrnehmungen übersetzt, die sowohl in alltäglichen Situationen als auch bei Starkregen ihre Funktion haben. Der Park ist und bleibt ein einzigartiger Ort mit der ihm eigenen poetischen, üppig-märchenhaften Atmosphäre.

Historischer Ort der Entspannung in der Stadt Der Enghaveparken ist seit mehr als 90 Jahren eine bedeutende Grünfläche im Stadtteil Vesterbro und ein Ort der Ruhe und Entspannung für die meist aus der Arbeiterklasse stammenden Anwohner. Der Park wurde als typisch neoklassizistisches Ensemble mit Reflexionspool, geometrischen Achsen, Spielplatz und Bühne angelegt. Angesichts aktueller Herausforderungen wie Bevölkerungswachstum und immer häufigeren Starkregens ist es erforderlich, unsere urbanen Flächen neu zu denken und sie intelligenter und multifunktionaler zu gestalten. Neue Funktionen – historisch gewachsene Identität Der weitläufige Park erfreut sich großer Beliebtheit. Er ist eingezäunt und von der Außenwelt abgeschirmt. Eine Allee schafft Platz und Raum für die einzelnen Funktionsbereiche: Foyer, Wassergarten, Rosengarten, Mehrzweckfeld, Bühne, Spielplatz und Lesegarten. Alles hat seinen Platz. Alles ist wie vorher – und doch anders. Die Zeit und der Klimawandel haben den Park eingeholt. Aus diesem Grund wurden einige der Parkflächen abgesenkt, um bei Starkregen als Wasserauffangbecken zu dienen. Der Park wurde von

einer Schutzmauer umgeben, um den Regenwasserabfluss zu kontrollieren – sowohl bei normalen Regenmengen als auch bei Starkregen. In Trockenperioden kann die Schutzmauer als Spielelement und Sitzgelegenheit genutzt werden. Der Enghaveparken ist somit bereit für die niederschlagsbedingten Herausforderungen der nächsten 100 Jahre.

Das Mehrzweckfeld wurde speziell für Inlinehockey angelegt, eignet sich aber auch für diverse urbane Sportarten mit Skateboards, Rollern und Rollschuhen. Der Platz wird für Core- und Crosstraining sowie Kardiotraining genutzt, die Treppen dienen als Trainingselement für parkourähnliche Aktivitäten. Regenwasserrückgewinnung von Dachflächen Das Carlsberg-Quartier ist das Wassereinzugsgebiet für den Enghaveparken. Dies bedeutet, dass das Regenwasser aus diesem Quartier durch unterirdische Rohre zum Enghaveparken fließt. Die täglichen Niederschlagsmengen werden von den Dächern des Carlsberg-Quartiers zum Enghaveparken geleitet und dort in einem 2.000 m³ großen unterirdischen Reservoir gesammelt. Das gesammelte Regenwasser kann für Kehrmaschinen und die Baumbewässerung in Kopenhagen verwendet werden. Durch die Wiederverwendung von Regenwasser wird sauberes Trinkwasser eingespart. Das verbleibende Regenwasser wird gefiltert und für die Wasserelemente im Park verwendet. Es leistet so einen Beitrag zur neuen Identität des Parks.

Schutz gegen den lokalen Starkregen Das Mehrzweckfeld, der Rosengarten und der Wassergarten wurden abgesenkt, um bei Bedarf als Wasserauffangbecken zu dienen. Wenn das unterirdische Reservoir voll ist, wird das Wasser in das Reflexionsbecken und danach zum Rosengarten geleitet. Das West-Ost-Gefälle im Park von einem Meter wurde genutzt, um eine Schutzmauer zu errichten. Die Mauer ist an der Straße Enghavevej etwas mehr als einen Meter hoch und kann gleich einer „Kehrschaufel“ 14.500 m³ Wasser zurückhalten. Bei extremem Starkregen werden alle fünf abgesenkten Parkflächen bis zur Gesamtkapazität von 22.600 m³ gefüllt. In solchen Fällen wird der Park für die Öffentlichkeit geschlossen. Nach 24 Stunden und sobald die Kanalisation wieder Wasser aufnehmen kann, wird das Wasser aus dem Enghaveparken abgeführt, sodass der Park wieder genutzt werden kann. Schutzmauer – Wassermanagement und Freizeitelement Die Schutzmauer dient als letzter Rückhalt im Managementsystem für das Niederschlagswasser im Enghaveparken und kommt nur bei extremen Überschwemmungen zum Einsatz. Bei extremem Starkregen werden die Tore in der Schutzmauer automatisch geschlossen und der Park mit Wasser gefüllt. In der täglichen Nutzung erzählt das Wasser die Geschichte des Klimaparks und dient als Element für Freizeit- und Bildungsaktivitäten. Das normale Regenwasser wird im unterirdischen Reservoir unter dem Rosengarten gesammelt, gefiltert und in eine Rinne am oberen Rand der Schutzmauer eingespeist. Wenn sich Wasser im Reservoir befindet, fließt auch in der Rinne Wasser.

tägliches Regenereignis 10-jähriges Regenereignis 100-jähriges Regenereignis

Neoklassizistischer Entwurf Nach dem ursprünglichen Entwurf und den Zeichnungen von Arne Jacobsen aus dem Jahr 1927 bildeten die Bühne und die Pavillons die zentralen Elemente des Enghaveparken. Im neuen Entwurf wurde die historische Gliederung des Parks erhalten und mit der Wiederherstellung der durch den Park verlaufenden Alleen an ihrem ursprünglichen Ort betont. Die verschiedenen Parkbereiche folgen dem ursprünglichen Charakter des Enghaveparken und wurden um neue Sinneserfahrungen und Erlebnisse ergänzt. Die Originalpavillons von Arne Jacobsen wurden am Parkeingang wieder aufgebaut.

Klare Struktur schafft Raum für diverse Aktivitäten Der Neoklassizismus zeichnet sich durch eine eindeutige gestalterische Sprache aus. Die klare Struktur gibt Raum für Kontraste, betont Details in einer einfachen und verständlichen Geometrie und lässt abwechslungsreich gestaltete Parksegmente entstehen. Auch der Zugang zum Park wurde mit zwei neuen Eingängen erneuert. Die Flächen im Park wurden visuell und physisch miteinander verbunden. Die Anzahl der Bänke wurde erhöht und durch informelle Aufenthaltsbereiche am Rand des abgesenkten Mehrzweckfelds und des Rosengartens ergänzt. Die Schutzmauer fungiert als langes Element zum Spielen und Sitzen. Die Pflanzen und Bäume rund um die Alleen erhielten mehr Bedeutung und wurden in der Hauptachse wiederhergestellt. Lampen entlang der Hauptwege und in die Schutzmauer integrierte Leuchten sorgen für mehr Sicherheit und beleuchten das Mehrzweckfeld. Regenwasser hat sich zu einem wesentlichen Bestandteil der neuen Identität des Enghaveparken entwickelt. Die in allen Parkbereichen wahrnehmbare Präsenz des Wassers kommuniziert die bedeutende Botschaft des Klimawandels.

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