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Hafenbad Bekkelaget in Oslo

Standort Nedre Bekkelaget, Oslo, Norwegen

Bauherr/Betreiber Port of Oslo NO – 0103 Oslo www.oslohavn.no/en

Architekten bar bakke landskapsarkitekter as NO – 0164 Oslo www.barbakke.no

Öffentlichkeitsbeteiligungsprozess in Zusammenarbeit mit Léva Urban Design NO – 4014 Stavanger www.leva-urbandesign.no

Parkour design Mikkel Rugaard Studio & Works DK – 2200 Kopenhagen www.mikkelrugaard.com

Autor bar bakke landskapsarkitekter

Fotos Tove Lauluten www.tovelauluten.no

Offizielle Eröffnung Juni 2019

DEMOKRATISIERUNG DER FJORDKÜSTE

HAFENBAD BEKKELAGET IN OSLO

Das Hafenbad Bekkelaget ist ein gelungenes Ensemble aus grünen Spiellandschaften, Badeanlagen, Hügeln und kleinen Wäldern nur wenige Fahrradminuten vom Stadtzentrum Oslos entfernt. Mit dem Projekt wurde die problematische Koexistenz von Wohnvierteln und dem angrenzenden geschäftigen Hafenareal aufgelöst, indem ein vielfältiger und offener Park zwischen diesen beiden Bereichen angelegt wurde. Die Landschaftsarchitekten von bar bakke initiierten hierzu in Zusammenarbeit mit Léva Urban Design einen partizipativen Planungsprozess unter Einbindung der Öffentlichkeit.

Die Stadt Oslo hatte zu Beginn des neuen Jahrtausends mit der dem Programm „Fjordstadt“ eine historische Chance ergriffen. Im Rahmen dieses Programms weicht die Hafenindustrie Zug um Zug modernen Stadtentwicklungsprojekten mit neuen Wohngebieten, Bürohäusern und öffentlichen Freiräumen, um die Stadt zum Fjord hin zu öffnen.

Auch wenn das Konzept für die Fjordstadt aus geografischer Sicht direkt nördlich des Hafenbads Bekkelaget endet, wird die Vision der Wiederherstellung des öffentlichen Zugangs zum Wasser weiterverfolgt und über die ursprünglichen Grenzen hinaus ausgeweitet. Zunächst war nur eine visuelle Pufferzone zwischen den Wohngebieten und der Hafenindustrie vorgesehen. Doch im Rahmen eines umfangreichen Partizipationsprozesses, bei dem die Anwohner an der Gestaltung ihres unmittelbaren Umfelds mitwirken konnten, wuchs der Park in seiner Größe und seinen Ambitionen. Die Wünsche der Bürger nach offenen und grünen Freizeitflächen, Sportanlagen, einem Parkoursbereich und einer BMX-Strecke wurden allesamt in den Entwurf aufgenommen. Und so entwickelte sich die Pufferzone zu einem großen öffentlichen Park, dessen Hauptattraktion eine weithin sicht-

bare Sprungplattform ist, gestrichen in den für den Osloer Hafen typischen Orangetönen. Der stufenförmige Pier und die Plattform laden die Besucher ein, die Füße im Wasser baumeln zu lassen oder einen erfrischenden Sprung in den Fjord zu wagen – unabhängig von Wetter oder Jahreszeit.

Schutz der Artenvielfalt Das Gesamtkonzept für den Park ist einfach, grün und sauber. Unerwünschte Sträucher und invasive Arten wurden identifiziert und entfernt. Dem Erhalt von Baumbestand galt besondere Aufmerksamkeit, bedrohte Arten wurden erfasst und geschützt. Neu gepflanzte Eichen und erhaltene Kiefern verbinden den Park und die dahinter liegende Hügellandschaft mit dem grünen Horizont der vorgelagerten Inseln. Sie bilden ein langes grünes Band in Richtung Meer.

Wiederverwendung lokaler Industriematerialien Wo immer möglich wurden die natürlichen Flächen um neue Aktivitätszonen ergänzt. Die erforderlichen Geländeanpassungen erfolgten unter umsichtiger Verwendung lokaler Materialien von einer nahegelegenen Gleisbaustelle. Ein alter Transformatorkasten wurde in den Boden integriert, sein Dach dient als Akrobatikfläche im Parkourbereich.

Der Schwerpunkt lag auf einer Wiederverwendung lokaler Materialien, ergänzt um maßgefertigte Möbel aus Gleissegmenten und Stahlträgern. Eine markante und brutalistisch anmutende Spundwand bildet die Trennung zwischen Park und Hafenareal. Sie ist mit Eisenbahnschwellen aus Eukalyptusholz verkleidet und eignet sich perfekt zum Anlehnen. Niedrigere Stützmauern aus lokalem Granit gliedern die Grünanlage und bilden lange horizontale Sitzgelegenheiten. Ein geschwungener Kiesweg verbindet die Attraktionen am Wasser mit Orten zum Zurücklehnen und Entspannen. Auf einen der Hügel führt eine Treppe: Hier findet sich eine Feuerschale zum Grillen bei atemberaubender Aussicht auf den Fjord.

Stadterneuerung Über Jahrzehnte hinweg war die Küstenlinie von Oslo allein der Hafenindustrie vorbehalten. Mittels Erschließung dieser Gebiete für die Bürger können die verloren gegangenen Verbindungen zwischen der Stadt und dem Wasser wiederhergestellt werden. Mit kostenlosen niedrigschwelligen Aktivitätsangeboten leistet dieser Prozess der Stadterneuerung einen Beitrag zur Demokratisierung der Fjordküste in Oslo. Das Hafenbad Bekkelaget hat für jeden etwas zu bieten – ob man sich sportlich auspowern, Freunde treffen und einfach nur für eine kurze Zeit dem Stadtleben entfliehen und die salzige Brise am Fjord genießen möchte.

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