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Spielhügel an der Risskov-Schule in Aarhus
from sb 4/2021 (deutsch)
by IAKS
Standort Aarhus, Risskov, Dänemark
Bauherr/Betreiber Risskov School
Architekten GPP Arkitekter www.gpp.dk
Projektteam Mette Bruun Yde, Gitte Hansen, Bodil Veibaek, Marie Bruun Yde, Kristina Jørgensen, Kristian Mortensen
Landschaftsarchitekten MBYland DK – 8000 Aarhus C www.mbyland.dk
Autor MBYland, Marie Bruun Yde
Fotos Gitte Hansen
Offizielle Eröffnung 2019
DEN HÜGEL HINAUF
SPIELHÜGEL AN DER RISSKOV-SCHULE IN AARHUS
MBYland machte aus der Not eine Tugend und verwandelte den Hügel, der ansonsten lediglich eine funktionale Verbindung zwischen der Eingangsebene und dem ersten Stock gewesen wäre, in einen Aktivbereich. Der Hügel ist Rampe, Spielplatz und Aufenthaltsort zugleich. Er umfasst Elemente wie ein Kletternetz, eine Rutsche, eine Boulderwand, Treppen und Stufen und einen urbanen Garten. Zudem dient er als Tribüne für den Unterricht im Freien oder für Spiele auf der großen vorgelagerten Wiese.
Die Risskov-Schule wurde um ein neues Gebäude für die Schüler der Klassen 0 bis 2 erweitert. Alle Räume in diesem Gebäude haben Zugang zu einem großen Spielhügel, der das Bestandsgebäude und den Neubau mit dem angrenzenden Fußballplatz verbindet. Der Hügel führt vom ersten Obergeschoss zum Erdgeschoss und wird dort von einer Terrasse unterbrochen. Er besteht aus verschiedenen Abschnitten mit unterschiedlichen Nutzungsarten und Nischen. Alle „Abgänge“ am Hügel haben einen eigenen Charakter: Das Kletternetz windet sich um die Gebäudeecke, aktiviert den traditionell ungenutzten Treppengiebel und verbindet den Hügel mit dem älteren Teil der Schule. Das Netz bildet ein transparentes Spielhaus mit Sandkasten. Andere Bereiche fungieren als Parcours für die 6- bis 8-Jährigen: weiche Gummistümpfe im Wechsel mit Stahlbögen, Holzstümpfe, Reifen und eine Abwärtswelle aus Betonrohren.
Aus FSC-zertifiziertem Holz wurde eine „Berglandschaft“ kreiert, die für eine warme Atmosphäre sorgt und auch als Sitzgelegenheit dient. Die Schüler beteiligen sich an der Pflege der Pflanzbeete, einige der Pflanzen sind essbar.
Fließende Übergänge Der Spielhügel wurde in Zusammenarbeit mit Lehrern, Pädagogen und der Kommune unter Berücksichtigung der Wünsche und Anforderungen der Schüler konzipiert. In den Planungsworkshops wurde festgelegt, dass monofunktionale Spielgeräte vermieden und stattdessen diverse Spielzonen für wechselnde Aktivitäten eingerichtet werden sollten. Zudem sollte natürlichen Materialien und – wo künstliche Materialien sinnvoll sind – Naturfarben der Vorzug gegeben werden.
Die strategische Anordnung des Spielhügels in der Nähe der Klassenzimmer – statt isoliert und weit vom Lernumfeld entfernt – soll die Schüler zu Aktivität im Freien motivieren. Der Spielplatz ist aufgrund seiner Nähe und
überschaubaren Größe leicht zugänglich. Er bildet eine eindeutige Alternative zum klassischen Schulhof, wo manche Kinder von der „Weitläufigkeit“ eingeschüchtert sind und Schwierigkeiten haben, ins Spiel zu finden. Der Spielhügel hingegen bietet Rückzugsmöglichkeiten und fließende Übergänge zwischen der Rolle als Beobachter und Beobachteter.
Er ist Tag und Nacht öffentlich zugänglich. So können die Kinder hier beispielsweise schon vor der Einschulung spielen, was dazu führt, dass sie sich als Erstklässler in der neuen Umgebung sicherer fühlen.
Inklusion der Geschlechter Im Fokus stand eine funktional vielfältige und ästhetischnatürliche Gestaltung des Hügels. Als Materialien kamen Holz, Stahl, Netzgewebe und ein ökologischer Verbundstoff für Kletterrollen und Hüpfstümpfe zum Einsatz. Das stabilisierte Fundament ist mit Kunstrasen bedeckt, um den Hügel grün zu halten und in dem oft nasskalten nordischen Klima Schlammbildung und Abrutschen zu vermeiden. Die einfachen Formen verbinden Spiel und Aufenthalt und machen eine flexible Nutzung möglich. Das multifunktionale Design eröffnet den Kindern vielfältige Möglichkeiten, sich sowohl körperlich zu betätigen als auch einfach gemeinsam „abzuhängen“.
Das Projekt geht auf geschlechterspezifische Unterschiede bei der Partizipation ein, indem es Zonen für unterschiedliche Aktivitätsintensität sowie Bereiche für Zuschauer umfasst. Der Spielhügel erlaubt vielfältige Interpretations- und Nutzungsarten und hat sich als attraktiver Anziehungspunkt für Mädchen und Jungen, Gruppen und Einzelpersonen, aktive und passive Nutzer bewährt.