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BEN GURION: ZIONIST UND BIBELKENNER
Wer war der Mann, der am 14. Mai 1948 den modernen Staat Israel zum Leben erweckte?
FASZINATION ISRAEL hat die Lebensgeschichte David Ben Gurions in einer zweiteiligen Serie nachgezeichnet.
DAVID kommt am 16. Oktober 1886 in der polnischen Kleinstadt Plonsk zur Welt, damals Teil des russischen Zarenreichs. Vater Avigdor Grün arbeitet als Rechtsanwalt. Die Familie genießt einen bescheidenen Wohlstand, der aber nicht ausreicht, um allen Kindern eine höhere Bildung zu ermöglichen. Für David, den vierten Sohn, endet die Schulkarriere deshalb nach der Bar Mitzwa, obwohl er als fleißiger Schüler gilt. Der 14-Jährige stürzt sich auf Bücher, lernt zehn Sprachen, darunter Deutsch, gründet eine zionistische Jugendgruppe und redet mit seinen zwei besten Freunden nur noch Hebräisch.
NACH POGROMEN und Ausschreitungen in Polen und Russland, später auch in der Ukraine, fliehen Anfang des neuen Jahrhunderts zehntausende Juden in die biblische Heimat, obwohl die
Lebensbedingungen dort hart sind. 1906 schießt sich David an. Für den 20-Jährigen beginnt ein neues Leben. Aus David Grün wird David Ben Gurion.
Doch noch gehört das „Land der Väter“ zum Osmanischen Reich – und der junge Zionist wird des Landes verwiesen. Ben Gurion geht nach New York. Dort lernt er seine spätere Frau Paula kennen. Sie ist keine Zionistin, aber der 1,50 Meter kleine Mann imponiert ihr. „Habe eine Frau geheiratet“, notiert Ben Gurion am 5. Dezember 1917 sachlich in seinem Tagebuch. Drei Kinder gehen aus der Ehe hervor.
AM 12. DEZEMBER 1917 kapitulieren die Osmanen, das Land Israel wird zum britischen Mandatsgebiet „Palästina“ und Ben Gurion kehrt als Mitglied der Jüdischen Legion der britischen Armee zurück. Er engagiert sich politisch für die Gründung eines jüdischen Staats. 1949, ein Jahr nach der Staatsgründung, wird er zum Premierminister und Verteidigungsminister gewählt.
Bei einer Reise durch das Land verliebt sich Ben Gurion in den Kibbuz Sde Boker im Negev. Er will miterleben, wie sich die biblischen Prophezeiungen erfüllen und aus der Wüste fruchtbares Land wird. 1953 legt er alle Ämter nieder und zieht in ein Kibbuz-Häuschen. Es gibt kein fließendes Wasser, gegessen wird im Gemeinschaftssaal. 1955 bis 1963 kehrt Ben Gurion als Premierminister zurück in die Politik, um eine Regierungskrise abzuwenden.
BEN GURION orientiert sich an der Tora. Jeden Schabbat lädt er Gelehrte zum Bibelstudium in sein Haus. Die Heilige Schrift sieht er als moralische Richtschnur. „Für Ben-Gurion war die Bibel wie die Feuersäule, die dem Volk Israel den Weg vorgab auf der Flucht aus Ägypten“, erinnern sich später alte Weggefährten. Trotzdem habe er in jungen Jahren behauptet, Atheist zu sein – mit dem Zusatz: „Der Gott, an den ich nicht glaube, ist ein jüdischer“. Später beantwortete er die Frage, ob er an Gott glaubt, mit einem klaren „Ja“.
Ben Gurion stirbt 1973 und wird auf dem Kibbuz-Friedhof beigesetzt. Seinem Willen entsprechend steht auf dem Grabstein neben seinem Geburtsdatum und Sterbetag ein weiteres Datum: 07.09.1906, der Tag seiner ersten Ankunft in Erez Israel.