Mit
1/2016
4,90 € D
Entdecken · Erleben · Einkehren
555 tolle Tipps
Der perfekte Einkaufsbummel Shopping mit Guildo Horn
Weine · Winzer · Wellness Die besten Adressen
Sekt-Test
Sommeliers vergeben Noten
Selfie machen
Gewinnspiel mit Top-Preisen 116 Seiten
Die
Mosel
Zu Hause bei
Günther Jauch
Deutschland 4,90 €, Luxemburg 5,50 €
wo ’s sc hö n is t
da-magazin.com | 1/2016
Ausflüge | Events | Garten | Genuss | Kultur | Menschen | Radeln | Restaurants | Sport | Wandern | Wohnen
Alles einfach finden
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Graf Eltz Jauch Horn Materne Kayser
Horch Plog
Pacek
Andres
Goethe
Haart
Tucholsky
Henrich
Biolek Marx
Thun
Kröger
Schmidt
Namen, die Sie kennen. Oder auch nicht. Was diese Menschen eint? Sie prägen mit dem, was sie machen, wo’s schön ist – Deutschlands jüngste Magazin-Innovation auf dem Freizeitmarkt. Sie alle sind an der Mosel zu Hause – oder setzen in der Region Zeichen. Wie etwa die Akteure der Titelstory ab Seite 8: Erik Plog, der Kapitän, Hobby-Gladiator Jan Kröger oder Olympiasieger Richard Schmidt machen klar, warum ihre Heimat Ferientage wert sind. Kurt Tucholsky, der sich „langsam den Fluss hinab soff“, wusste das bereits. Oder Goethe, der auf Schiffstour – hart bedrängt vom „wütenden Sausen“ der Wellen – klatschnass froh war, als sich am Ufer des Stromes „endlich in der Ferne ein Licht auftat.“ Wasserfreuden hingegen versprechen die besten Wellness-Oasen („Symphonien für die Seele“) ab Seite 44, während es danach um pure Kraftmeierei geht: Ein Generationenkonflikt führt vielerorts zum „Winzerkrieg im Weinberg“. Dabei gibt es unter den Jungen längst Stars – wie etwa Rebecca Materne oder Johannes Haart. Macher der älteren Generation sind Graf Eltz, der Deutschlands berühmteste Burg rettete („Märchenschloss im alten Glanz“, Seite 68). Oder Wolfgang Preuß, der seinen Teil dazu beitrug, dass in Traben-Trarbach das „Fin de Siècle lebt“ (Seiten 70 bis 73). Vor 2000 Jahren gestorben ist ein anderer Millionär, der nun als steinreicher Steinbruchbesitzer („Graf Koks der Antike“) die Gegenwart begeistert, ein Verdienst des Archäologen Peter Henrich, der die aufwändigen Ausgrabungsarbeiten leitet – mehr auf den Seiten 82 bis 85.
Henrich
Völlig in der Gegenwart bewegt sich Guildo Horn. Der Trierer Schlagersänger und Moderator gibt persönliche Tipps für einen Einkaufsbummel: „Die schönsten Fundgruben“ – ab Seite 86. Gleich gar nix mit dem lustvollen Geldausgeben zu tun hatte hingegen Karl Marx, einer der „Ikonen von Weltruf“ (ab Seite 92), die – wie etwa auch August Horch oder Stefan Andres – von der Mosel stammten.
Horn
Hautt-Körber
Einen Blick zurück wirft auch Rosemarie Hautt-Körber, die Rezepte vor dem Vergessenwerden rettet – wie etwa Bonde oder Bröhflaasch. Viel Spaß beim Nachkochen ab Seite 108 – und der Lektüre der vielen anderen lesenwerten Geschichten der ersten Ausgabe von wo’s schön ist. Die nächste Nummer führt, natürlich wieder voll gespickt mit hunderten von Tipps, an den Mittelrhein – und erscheint in wenigen Monaten.
wo’s schön ist – immer mobil dabei: Für die Leser der ersten Ausgabe gibt es die elektronische Basis-Version komplett gratis. Laden Sie sich schnell und unkompliziert Ihre blätterbare Online-Ausgabe unter www.issuu.com – oder scannen Sie einfach den issuu-QR-Code.
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BASISVERSION Das komplette E-Magazin finden Sie auf keosk.de
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Titel
Shopping
Service
Hintergrund
8 Mythos Mosel Sinnesfreuden. Lebenslust. Ferienglück. Und viele Geschichten – auf 545 Kilometern
32 Käse, Gin, Gewürze Mitbringsel und Geschenke für jeden Geschmack
34 Erste Adressen 50 Top-Tipps für Kurzurlauber – und Wochenend-Ausflügler
54 Stars von Morgen Sturm und Drang im Weinberg: So tickt die junge Generation
50 Alt gegen Jung Von wegen Flaschen – Nachwuchs macht mobil
68 Schlosslegende Burg Eltz: Glück, Klugheit – und Gottes Segen
16 Schöne Aussicht Starfotograf Andreas Pacek kennt die schönsten Motive und alle Panoramen
86 Geldausgeben nach Maß Warum das Portemonnaie in Trier und Koblenz so locker sitzt
22 Bechern bis zum Abwinken Wie Kurt Tucholsky die Mosel erlebte – und ihre Weine
90 Shoppen gehen mit Guildo Horn Wo der Schlagerstar am liebsten einkaufen geht
112 Was für Schmecklecker Regional. Exklusiv. Gut und günstig.
91 Bitte nicht kaufen! Die scheußlichsten Souvenirs aus der Region
56 Nicht verpassen Wohin Sie unbedingt müssen – Selfie machen und gewinnen 80 Raus an die frische Luft Rudern. Radeln. Segeln. Oder auch mal wieder zelten 96 Wo was los ist Rock und Kabarett. Galerien und Museen. Ein Szenebummel
70 Jugendstil und alte Häuser Wie Farben und Formen nach Traben-Trarbach kamen 72 Villen, Kellereien, Hotels Die Belle Époque und ihr stattliches Erbe 114 Hoch, alt, lang Superlative aus der Region
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Menschen
Gaumenfreuden
Aktivurlaub
Geschichte
6 Leute von heute Machen von sich reden: Kaiser, Königin, Krimiautor
26 Winzersekte der Extraklasse Wie sie so werden – und im Lauf der Zeit wurden
24 Medienstar als Winzer Wie Günther Jauch sein schmuckes Weingut betreibt
28 Acht Schaumweine im Test Top-Sommeliers probieren – und geben Noten
44 Fix fit Wo die schönsten Wohlfühl-Oasen warten: Sechs ausgesuchte Wellness-Hotels
82 Wie die alten Römer lebten Vom spannenden Alltag einer untergegangenen Weltmacht
92 Große Namen Von Horch bis Marx – wer so alles an der Mosel aufwuchs
95 Wo der Elbling herkommt Luxemburgs feiner Weißer
100 Winzer des Jahres Wie Thomas Haag arbeitet 106 Omas Schatzsuche Rosemarie Hautt-Körber spürt alte Rezepte auf
74 Wanderwege mit vielen Höhepunkten Die schönsten Routen – und was man über sie wissen muss
84 König des Tuffsteins Archäologe Peter Henrich gräbt eine römische Villa aus 114 Impressum
102 Weinfibel von A bis Z Wer die Fachsprache kennt, kann mitreden – auch im Expertenkreis 108 Einfach lecker Nachkochen und genießen: Drei Rezepte von anno dazumal
Aussichten, Startpunkte, Restaurants oder Zusatzinfos einfach und schnell finden: QR-Code mit dem Smartphone oder Tablet scannen – Navigation starten. Zur Nutzung benötigen Sie lediglich einen kostenfreien QR-Code-Reader aus dem App-Store.
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Menschen
Rennfahrer Gerhard und Frank Richter Königin Lisa Dieterichs Sie war Regentin – für ein Jahr. Ausersehen nicht vom Volk, sondern von einer Fachjury. Die 23-Jährige aus Ellenz-Poltersdorf repräsentierte 365 Tage die Mosel, arbeitet als Hotelbetriebswirtin – und hat eine Menge Ahnung vom Rebensaft. Was sie auch ist: Kontaktfreudig, charmant und schlagfertig. Voraussetzung für die 200 repräsentativen Einsätze in aller Welt. Jeden September wird neu gewählt – unter den weininteressierten jungen Frauen aus dem Anbaugebiet.
Vater und Sohn haben eine Leidenschaft: Auf historischen Rennen Gas zu geben – mit einem Wartburg, dem 44 Jahre im Getriebe stecken. Anfang 2015 hängte das Team, zusammen 169 Jahre alt, auf der Rallye Monte Carlo historique die Konkurrenz ab – zum Erstaunen aller. Für den 81-jährigen Senior – einst DDR-Rallyemeister und nun in Kröv zu Hause – ging damit ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Es war sein dritter Anlauf für den Pokal – dieses Mal als Beifahrer.
chen s n e M l e s Mo Machen von sich reden: Nicht nur Kaiser zu sein, dachte er – sondern auch Gott. Auch hatte der Neffe von Caligula einen Hang zu allen schönen Künsten – im Inneren seines Herzens hätte er eigentlich gerne ein Kitharasänger sein wollen. 2016 taucht er nun, nach 1946 Jahren, aus der Vergangenheit auf – in Trier.
Krimiautor Mischa Martini Sein Name ist ein Pseudonym. Richtig heißt der gebürtige Trierer Michael Weyand, der seinen Fahnder Waldemar Bock links und rechts der Mosel auf Verbrecherjagd gehen lässt. Die besten Ideen kommen dem 59-jährigen Schriftsteller beim Joggen durch den Stadtwald seiner Heimatstadt. Dort kennt er fast jeden Quadratmeter, so wie auch die Schauplätze seiner Fälle. Sie seien „fast bis auf die Hausnummer exakt lokalisierbar“, lobt der „Trierer Volksfreund“. „Diese Exaktheit erhöht den Reiz.“
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Gleich drei Häuser – Rheinisches Landesmuseum, Stadtmuseum Simeonstift und Museum am Dom Trier – beleuchten das Wesen des Herrschers: als Kaiser, Künstler und Tyrann. 14 Jahre war er der Boss des Römischen Reiches – und ließ in der Hauptstadt auch schon mal 14 Stadtteile abfackeln. Der Mann kannte keine Gnade: Die verhasste Mama wollte er auf einem eigens präparierten Schiff versenken, was nicht gelang – dann rückte halt ein Mörderkommando an. Am Ende ging es auch ihm schlecht: Mit 31 Jahren stach er sich unter Zwang und Klagen („Welch Künstler geht mit mir zugrunde“) einen Dolch in die Kehle – der Senat hatte ihn verflucht und zum Feind des Volkes erklärt.
Kaiser Nero
Stararchitekt Matteo Thun Er reiste aus Mailand nach Longuich, um in dem 1300-Einwohner-Ort 20 Winzerhäuschen aufzubauen – für „nachhaltige Gastlichkeit“ auf dem Winzerhof Longen-Schlöder. Dabei ließ sich der 61-jährige Baumeister von den dort üblichen Steinhütten aus Schiefer inspirieren. Der Top-Designer, lange Professor für angewandte Kunst in Wien, genoss seine Zeit an der Mosel. Ihm behagte „die Einfachheit, die Ursprünglichkeit, die Naturverbundenheit – und natürlich der Wein.“
Bierbrauer Michael Berthold
Lebensretter Josef Jäger
Fotos: Moselwein, Trierischer Volksfreund, Francesca Lotti, Glyptothek München, Heidrun Braun, Klaus Lammai
Leute von heute
Ein Braumeister unter lauter Winzern: Michael Berthold fühlt sich in dieser Rolle dennoch pudelwohl. Der Mann aus der Pfalz braut hinter den ehrwürdigen Mauern des Klosters Machern und gleich vis-à-vis den Zeltinger Rebhängen starkes Bier: „Nach bayerischer Tradition“. 1600 Hektoliter pro Jahr verkauft er direkt in der Klostergastronomie, in umliegende Gaststätten oder bei Festen. „Doch nicht bei den Weinfesten, da tun sich die Moselaner schwer“, weiß Berthold, der auch Winzer zu seinen Kunden zählt. Was ihn wundert. In seiner Heimat griffen Weinbauern so gut wie nie zum Bier: „Zumindest nicht in der Öffentlichkeit.“
Ehrenbürger Horst Schulze
Der Mann ist Gemeindearbeiter in Ediger-Eller. Und mag nicht viel Wirbel um seine Person. Doch im Frühjahr stand der Gemütsmensch plötzlich im Scheinwerferlicht: Der 62-Jährige hatte einen Mann kurz vor dem Ertrinken buchstäblich in letzter Sekunde aus der Mosel gezogen – und ihn mit seiner Jacke und seinem Pullover gewärmt. Nach der guten Tat fuhr er ungerührt nach Hause – wechselte die Kleidung und brühte Kaffee auf.
Noch als Schüler startete er seine Karriere als Tellerwäscher. Es folgte eine Kellnerlehre, dann ging es steil bergauf: Der heute 76-Jährige eröffnete mehr als 100 Luxushotels in 20 Ländern, blieb aber, wie er immer war. „Ich komme vom Dorf, und das Dorf ist immer noch in mir“, sagt der gebürtige Winninger, neuerdings Ehrenbürger der Moselgemeinde. Der letzte war Autopionier August Horch – 1949.
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Titel
Dachzeile La et maio. Itatem ulparia sequam culpa natquo te
Headline sequam
Unterzeilen Alit alitiis andandit, sit optas et rendaep ratius doloritibus none nest as repudicia dolupta tinctem nonsequam veri officae sequund ucitintium ipsandam velitibus ni tem net exerovi Meilensteine an der Moselaut volestibus. temperu ntionet quam sus, quosam
Alles fließt
Landschaften wie gemalt. Menschen mit Lebensart. Und Natur pur: Weinberge, Wiesen, Wälder – und Wirtshäuser. Unterwegs an Deutschlands schönstem Fluss
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Hatzenport/Foto: Andreas Pacek
Titel
49 Vereine 6 Tanzlokale
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Märkte
Cochem Erik Plog wirft
Reichweite, mit 360 PS knapp 250 Ausflügler über den Fluss. Plog liebt seinen Job. Bei jeder Tour, sagt er, präsentiere sich das Tal anders. Im Frühjahr etwa färbten sich die WeinbergpfirsichBäume rosa. Es sei dann „total schön“. Wieder gleitet sein Blick über die Passagiere, die leicht fröstelnd auf dem Oberdeck die Morgensonne genießen, und dann wieder über die Landschaft – ohne haften zu bleiben. Zu wichtig sind die Informationen des grünen Schaltpultes – Navi und mobiler Baedeker zugleich. Der Rechner liefert genaue Positionsangaben, auch für die Verkehrswächter an Land. Zugleich poppen passende Stichworte fürs Sightseeing
Reben zu beschneiden? In über 350 Meter Höhe, wo sich selbst an den kantigsten Absätzen noch Reben festkrallen? „Da oben“, sagt der Kapitän voller Respekt, „sind Winzer auch Alpinisten“.
noch einen kurzen Blick zum Heck, schaut zur Kaimauer – und läutet die Schiffsglocke: „Leinen los!“ Das Kommando des Chöre Museen Skippers ist sachlich unaufgeregt, wieder einmal hat er seine Geburten Kapitänsmütze irgendwo auf der Brücke liegen lassen. Dann gleitet die „Maria von Beilstein“ Jan Kröger steht aufelegant in den glitzernden, noch recht mit blankem Oberkörper fast unbewegten Strom – und im Amphitheater. Der durchtrailässt Cochems Wahrzeichen, die nierte Athlet trägt einen roten Reichsburg, schnell zurück. Lendenschurz mit einem einDie fotogene Festung herrscht drucksvollen, gold-geschuppten auf 100 Meter Höhe über Armschutz – und in der Faust ein die – mit gut 5000 Einwohnern – zweitkleinste Kreisstadt Deutschlands, deren malerische Fachwerkhäuser sich am Berghang bunt auffächern. Eine Idylle: Kaum vorstellbar, dass Cochem in der Hochsaison von Weinseligen überflutet wird. Plog freut sich. Heute navigiert der 49-Jährige sein Schiff über „eine der schönsten Tagesstrecken“: Von Cochem nach Traben-Trarbach – und zurück. Der Kapitän ist ein Mann wie Schulterklappen und Schild: Skipper Plog, Gladiator Kröger – in voller Montur aus dem Drehbuch, aber nur Co-Star für die kurvenreiche Hauptdarstellerin – die Mosel auf: „Damit ich nix vergesse.“ funkelndes Schwert. Seine Stimist die Attraktion in ihrem von Der digitale Cicerone durch die me klingt hohl unter dem goldReben und Roms Relikten geMosel-Mäander lässt nichts aus, farbenen Helm: „Es geht nicht säumten Tal. Doch Plog ist auch nicht die Burgen auf den Bergdarum, geil auszusehen und sich eine gute Besetzung, der Sohn kuppen – und nicht die Klosterals Mordskerl zu fühlen.“ Es drehe von Binnenschiffern wurde quasi ruinen, von denen manche wie sich um Spitzensport, um Taktik, mit Moselwasser getauft: „Eine gestrandete Schiffe zwischen um experimentelle Archäologie. Woche vor meiner ErstkommuRebenreihen liegen. Allenthalben Der 39-jährige Schauspieler benion bin ich bei sind Winzer bei treibt die einzige Gladiatoren„Da oben sind Winzer der Arbeit auf den schule Deutschlands. Zehn Jahre Winningen über Bord gegangen.“ immer steiler werist es her, da gab Kröger bei auch Alpinisten“ Papa fischte denden Weinberden „Antikenfestspielen“ in Trier ihn raus – und dann „gab es gen. „Maria von Beilstein“ dieselt den römischen Kaiser Commoeine gewaltige Standpauke“. nun durchs „grüne Amphithedus. Geschwindigkeit, Dynamik, Vier Jahrzehnte später trägt Plog, ater“, vorbei am Bremmer CalKraft und Eleganz hatten es ihm nun selbst Vater eines zehnjährimont, der steilsten Weinlage am schnell angetan. Kampfchoreogen Sohnes, vier goldene Streifen Fluss. Wie es die Winzer schafgrafie für die Bühne – das war auf den Schulterklappen – und fen, auf einem 68 Grad steilen das eine. Aber Kröger wollte navigiert, immer ein Fernglas in Berghang Tritt zu finden und die mehr wissen über die Gladiato-
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Trier
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Moselufer zwischen Pallien und Biewer/Foto: Pacek, weitere Fotos: Juraschek-Lifestyle, igelproduction/Hermann Petermann
ren und nahm Nachhilfeunterricht in Italien. Da passierte es: Der Kickboxer fand seine Berufung. „Ich wollte unbedingt wissen, wie die Menschen vor zweitausend Jahren gekämpft haben. Es war ein Miteinander, kein Gegeneinander.“ Es ging eben nicht darum, „seinem Gegner mit dem Schwert auf den Kopf zu hauen“. Hinter allem steckte ein komplexer Bewegungsablauf – und es gab Regeln. Sie legten auch fest, wer gegen wen antrat: Die Kämpfe sollten vor allem lange dauern, blutig sein und gefährlich aussehen – zum Ergötzen von 20 000 Zuschauern. Triers Amphitheater bot die perfekte Kulisse. Der älteste noch erhaltene Bau der Römer in „Augusta Treverorum” entstand um 100 n. Chr. – und ist im Gegensatz zu den meisten anderen römischen Amphitheatern kein Steinbau,
„Quetschungen und Schnittwunden gehören zum Alltag“ sondern eine Wallanlage. Auf der einen Seite nutzten die Baumeister die natürliche Steigung des Petrisbergs, während sie auf der anderen Seite Erdreich aufschütteten. Der Größe nach ist die Anlage vergleichbar mit der in Verona. Jetzt steht Kröger als „Secutor“ im Oval, blickt seinem Gegner entgegen – und sieht als „Verfolger“ in seiner kraftstrotzenden Pose äußerst imposant aus. „Blutergüsse, verdrehte Finger, Quetschungen und Schnittwunden gehören zum Kämpfer-Alltag“, sagt er. „Das Risiko trägt jeder.“ Seinen vielleicht schwersten Kampf focht Deutschlands erster Berufsgladiator allerdings an ganz anderer Front: Das Finanzamt wollte zunächst den Aufwand für Beinschoner, Schwerter und Schilde nicht akzeptieren. Oder die Ausgaben für Helme – die bis zu 2000 Euro kosten.
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18 Denkmäler 4 Spielplätze
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Löschzüge
Euren Richard Schmidt kennt jeden Quadratmeter Wasser. Von Schloss Monaise aus habe er auf der Regattastrecke viele Jahre fast Tag für Tag die „Kilometer geschrubbt“, sagt der Modellathlet, den die deutsche Übersetzung des Namens des frühklassizistischen Baus noch immer zum Schmunzeln bringt: „Meine Leichtigkeit“ oder „Meine Muße“.
de vor seinem Computer – und beobachtet Fische. 39 treppenartig angelegte Becken erlauben den Wirbeltieren, das Hindernis der Oberbehörde auf ihrem Weg zu ihren flussaufwärts gelegenen Laichgründen zu überwinden. Die Anlage gleicht den Sicherheits-Schleusen auf Airports: Alle Flossenpassagiere schwimmen durch einen kurzen beleuchteten Tunnel, dessen Eingang mit Infrarotsensoren versehen ist – so werden die flinken Passanten automatisch gescannt und gefilmt.
„Bei allzu trübem Wasser komDer schwer erarbeitete Schweiß men die Sensoren aber an ihre trug Früchte: 2012 gewann der Grenzen“, bedauert der 38-JähStudent bei den Olympischen rige. Verständlich: Der River Spielen in London Gold mit dem Deutschland-Achter, wurde 2014 Vize-Weltmeister – und ist heute das große Vorbild für die rund 200 Ruderer, die jährlich im September zur Regatta um den „Grünen Moselpokal“ antreten. Satte 4000 Meter, Wende inklusive, müsSchrubben Kilometer: Ruderstar Schmidt, Moselfische sen die Sportler zwischen Zeltingen und Bernkastel pullen, um Watcher Fish Counter wurde für an Prämien und Medaillen zu die klaren Lachsflüsse Nordeurogelangen. Es geht heiß her, meist pas und Nordamerikas entwickelt. auch was das Wetter betrifft. Auch Besucher können bei der 1998 wurde hier Deutschlands Fischwanderung zuschauen – im Rekordtemperatur gemessen: angeschlossenen Infozentrum exakt 41,2 Grad – im Schatten. „Mosellum“. Doch sie sehen eine eher trübe Suppe, die hinter der Scheibe vorbeischwappt. Ab und zu blitzt es dann doch silbern Ehrenbürger auf. Waren es Barsche – oder 30 Stadtteile vielleicht sogar Lachse auf dem Weg heim zur Kinderstube? Gondeln
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Koblenz Bernd Mocken-
haupt hockt in seinem Büro in der Bundesanstalt für Gewässerkun-
Mockenhaupt, ein lockerer Typ in Jeans und Shirt, kennt die aktuellen Zahlen. Seit sein Amt Ende 2011 einen automatischen
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Moselschleife bei Nittel/Foto: Pacek, weitere Fotos: Archiv, LUWG
9 Weinberge 670 Einwohner
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Jahre
Müden Lucy, Scarlett, Luka, Lukas und ihre 15 Klassenkameraden sitzen gespannt im Kreis, oben in der ersten Etage der kleinen Josef-Görres-Grundschule. Grund der Aufregung: Auf dem Stundenplan steht „Weinbau“. Das gehört in Müden seit fast 15 Jahren fest zum Lehrplan – Weintrauben einmal anders. „Seit Hunderten von Jahren bauen die Menschen hier an der Mosel Reben an und machen Wein daraus“, erklärt Schulleiterin Margit Schenk. „Aber die Kinder wissen trotzdem oft nicht, was die Arbeit im Weinberg eigentlich ausmacht.“ Die praktische Lösung: Mithilfe örtlicher Winzer bewirtschaften Schüler und Lehrer zusammen mit dem Förderverein der Schule 120 Rebstöcke. Regelmäßig werkeln sie in dem kleinen Weinberg, kümmern sich um die Pflanzen, hegen und pflegen sie, binden, beschneiden, betreuen und beobachten sie – immer begleitet von theoretischem Unterricht. Schließlich sollen die Schüler genau verstehen, was sie da warum tun. Der Lohn des Fleißes steht hübsch drapiert in einem großen Fenster in der Schule: Flaschen mit Traubensaft und Prosecco al-
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ler Jahrgänge seit 2000 – mit handgemalten Etiketten. Scarlett, im Hochdeutschen noch nicht ganz sattelfest, findet die Wingertstunden super: „Weil man hier keine Hefte vors Gesicht kriegt, man kann einfach mal die Reben erforschen.“ Die Erzeugnisse der Rasselbande werden über den Förderverein vermarktet: Pro Jahr werden etwa 90 Flaschen Prosecco und 350 Flaschen Traubensaft produziert – der Erlös kommt komplett der Schule und ihren Schülern zugute.
ger Wuchs, der weg muss? Und welche Triebe sitzen am Kranz und müssen auf jeden Fall stehen bleiben? Ganz vorsichtig brechen die Kinder die wilden Äste ab. „Es ist eine so tolle Erfahrung für die Kinder, dass sie das alles hautnah miterleben“, weiß die Fachfrau – und hofft, dass sie so bei dem einen oder anderen Kind den Berufswunsch Winzer fördern kann. Bei der kleinen Marie
Fotos: Carina Kopp, Fotolia
Zähler installierte, haben 50 000 Fische ab einer Länge von 15 Zentimetern die Treppe passiert. 35 verschiedene Arten waren unterwegs: Massenweise Rotaugen, Flussbarsche und Brassen, seltener Meerneunaugen, Quappen und Maifische. 192 Meerforellen waren auch schon dabei – und 15 Lachse.
Schulstunden im Weinberg: Rebenlehre statt Mathe
Heute steht das Ausbrechen oder auch Auspflücken auf dem Plan. „Mir sinn am Ausplücke, wie man hier bei uns sagt“, erläutert Petra Müller, Mutter der Erstklässlerin Marie, im Mosel-Idiom. Was das Auspflücken genau bedeutet, erklärt die Winzerin, nachdem sie eine Weinpflanze auf die Tafel gemalt hat: „Was am Stamm, am trockenen Holz der Rebe grün herauswächst, muss abgebrochen werden.“ Denn die wilden Triebe würden dem Stock nur unnötig Kraft rauben, die er besser für die Trauben brauchen kann. Erst draußen im Wingert steigt der Lautstärkepegel sofort an: Die Kids stürmen voller Vorfreude den kleinen, steilen Weinberg hoch – und verteilen sich. Zwei Schüler arbeiten an jedem Stock und nehmen die Rebe genau unter die Lupe. Was ist ein wilder, überflüssi-
scheint die Nachwuchsförderung zumindest schon in Ansätzen zu fruchten. „Wenn ich groß bin, will ich Weinprinzessin werden“, tut die junge Dame kund.
48 Ehrenwinzer
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635 Senioren Grundschüler
Winningen Matthi-
as Knebels Handy piepst. Eine Textnotiz von einem Freund aus Düsseldorf: „Hey, bist Du das auf dem Plakat?“ Der Jungwinzer lächelt ein wenig. Er ist quasi über Nacht zu Bekanntheit weit über das Moseltal hinaus gelangt. Der 33-Jährige ist Testimonial für die neue Werbung des Vereins Moselwein, hält also den Kopf hin für die älteste Weinregion der Republik – und trägt auf Plakaten und Broschüren die Botschaft eines gewandelten Moselweins in die Welt, gelassen und selbstbewusst.
„Wir setzen bei unserem neuen Werbekonzept generell auf authentische Fotos von Winzerinnen und Winzern“, erläutert Geschäftsführer Ansgar Schmitz. Weinköniginnen in Tracht und mit vollem Weinpokal sind auf den Bildern
wein-Image von einst haben auch Janine Schmitt und Rebecca Materne nichts am Hut: Die jungen Frauen stehen wörtlich wie im übertragenen Sinn mit beiden Beinen fest zwischen den Reben auf dem 400 Millionen Jahre alten Devonschiefer – und schaffen. Sie wollen erstklassigen Wein machen, und das kompromisslos. Spaziergänger winken den Winzerinnen gerne zu, wenn die zwei mit großen Hauptsache Qualität: Jungwinzer Knebel, Materne, Schmitt Scheren weitgehend verschwunden. den wuchernden Brombeer-VerStattdessen werkeln hart arbeihau abholzen, als müssten sie tende Menschen im Hang. in Dornröschens Schloss einMit dem klebrig-süßen Moseldringen. Lob gibt es oft, weil
hin
Starfotograf Andreas Pacek kennt die schönsten Aussichtspunkte und Motive
Calmont Die engste Schleife der Mosel am steilsten Weinberg – Bremm steht für zwei Superlativen. Ein Muss für jeden Fotografen. Aber: Ohne Schweiß kein Preis. Wer die Anstrengung nicht scheut und über den schroffen Schieferfels – den Calmont – emporklettert, wird mit einem grandiosen Panorama belohnt – bei jeder Tageszeit.
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Ruine Wolf Wie eine Szene aus „Herr der Ringe“ wirkt die Ruine Wolf vor der klaren Scheibe des Mondes. In 229 Meter Höhe zwischen Kröv und Traben-Trarbach liegt das steinerne Zeugnis klösterlichen Lebens. Vom Ferienpark gegenüber ist die Ruine gut zu sehen. Durch Weinberge hindurch lässt sich die Ruine einfach erreichen.
Trier Den besten Blick auf Trier hat man von der Mariensäule. 300 Meter über der Stadt warten fantastische Aussichten über das Moseltal – bei gutem Wetter sieht man sogar den Hunsrück. Motiv Nummer eins ist natürlich die Porta Nigra: Tonnenschwere Quader hatten die Römer einst zu diesem monumentalen Stadttor aufgetürmt.
Druidenberg Im Sommer liegt diese Bank auf dem Druidenberg in der wärmenden Sonne. Dann umschwärmen zahllose Gleitschirmflieger den Höhenplatz. Im Frühjahr dagegen ist Le Drumont in 1200 Meter Höhe über der Moselquelle in den Vogesen ein stiller Ort. Bei klarem Himmel sind sogar die Alpen zu sehen.
Minheimer Schleife/Foto: Pacek, weitere Fotos: Andrea Wohlfart, Lammai
Nittel Einer der zauberhaftesten Moselbögen lässt sich vom Nitteler Felsenpfad aus bewundern. Die wunderschöne Wanderung führt oberhalb der Dolomitenfelsen durch das Naturschutzgebiet „Nitteler Fels“ mit seiner vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt. Im April und Mai blühen hier seltene Orchideen-Arten.
die beiden auf seit Jahren aufauch anzuwenden wissen. Taggegebenen Terrassenbrachen täglich rennen sie die Weinberge nun wieder Riesling anbauen. rauf und runter. Das Etikett auf Die beiden „Weinhexen“ in Winihren Weinflaschen ist Programm: ningen sind keine HeimatgewächEin Mädchen mit großem Hut, se. Aus Bad Hersfeld und dem Windjacke und Gummistiefeln. Ruhrpott hat es die willensstarken Trotzig steht es da: Seht her – wir Weinbäuerinnen an die Terrassensind die Weinmacherinnen, stark, mosel verschlagen, souverän und ohne „Hier wachsen die Scheu vor verwilals „Spätberufene“ nach Önoloderten Weinbergen. besten weißen gie-Studium und Knebel, Rieslinge der Welt“ Matthias Diplom – eine dessen Familie in gezielte Ortswahl. „Hier wachsen den Steillagen der Untermosel seit die besten weißen Rieslinge der 1642 Riesling anbaut, spricht mit Welt“, schwärmt die 31-jährige Hochachtung vom Mut der weibJanina Schmitt. „Leider müssen lichen Konkurrenz. Dann traktiert sie mit ungewöhnlich viel Arer wieder sein Smartphone, flippt beit erzeugt werden“, ergänzt durch Facebook und Twitter – die 33-jährige Rebecca Materne. postet Neues vom Weingut und Leider? Ihr blitzt der idealistiseinem Wein. Ein Drittel seiner sche Eifer aus den Augen. Arbeitszeit, so schätzt er, gingen Auf steilstem Winninger Terroir für Kommunikation drauf – in der beweisen die Akademikerinnen digitalen Welt und live bei Präseit 2011, dass sie ihr Handwerk sentationen in aller Welt. In der nicht nur gelernt haben, sondern breiteren Öffentlichkeit hänge dem
Traben-Trarbach Die Ruine Grevenburg oberhalb von Trarbach bietet einen herrlichen Blick auf die Mosel. Die Burg wechselte allein in zwei Jahrhunderten 17 Mal den Besitzer und fiel schließlich der Franzosenwut zum Opfer. Nur die westliche Fassade blieb stehen. Wer ohne Rucksack unterwegs ist: Es wartet eine Burgschenke.
Bleidenberg Von der Wallfahrtskirche auf dem Bleidenberg bietet sich sich dem staunenden Auge Moselromantik pur: Burg Thurant – das Fort Knox der Ritterzeit. Die Wallfahrtskirche selbst thront am Rande eines Plateaus. Seit 2012 steht dort der erste Pilgerstein des neuen Mosel-Camino von Koblenz-Stolzenfels nach Trier.
Zur Person lek, 43, kraxe A ndreas Pac f, au in h lsen te schroffe Fe Kamera er in se hing mit bhängen und über tiefen A 00 K ilometer fuhr fast 10 0 r. uf und runte die Mosel ra g, n u m Stim Nebel, Licht, r seine Bilfü – g n Spannu er Neuwieder der plante d lang, war tete viele Stunden den besondegeduldig auf und drückte ren Moment ar tige Persab: für einzig hzuschlagen pektiven, nac „Leuchtende im Bildband , g Ideemedia Mosel“ (Verla ,95 Euro). 128 Seiten, 24
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Moselwein noch immer sein alter Ruf an. In der Fachwelt aber sei der Qualitätswandel „längst angekommen“, ist sich der smarte junge Mann mit Drei-Tage-Bart sicher.
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Kegelbahn
Oberfell Ute Christ weiß,
was ihre Kunden wollen: Waldelefant und Wollnashorn – statt Weißwein und Weinkönigin. Tag für Tag rät die Chefin des Tourismusbüros ihren Besuchern, den Königinnenwingert hinaufzuwandern – bis zur Lagerstelle des Homo erectus.
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4 Tage Kirmes
Fähre
Pünderich Rolf Kramer
prüft immer wieder seine Angelruten, ansonsten sitzt der pensionierte Beamte still am dicht bewachsenen Ufer – und genießt die Ruhe. Er weiß: Unter der oft spiegelglatten Wasseroberfläche ist mehr Betrieb – Aal, Wels, Zander, Rotauge oder Karpfen tummeln sich dort. „Und Grundeln ohne Ende“, sagt der 68-Jährige. „Sie lassen sich kiloweise fangen – und fressen den anderen alles weg.“
Die ungeliebten Fische mit den Saugflossen an der Brust, die laut dem Trierer Fischereiaufseher „Es ist nicht immer einfach, sich in Guido Eberhardt allerdings „ganz so einer kultursatten Tourismusgut schmecken“, sind vom Schwarregion zu behaupten und etwas zen Meer über Donau und Rhein Besonderes vorzuzeigen“, sagt die eingewandert: Zehn bis 20 ZenExpertin mit erkennbarem Stolz. timeter lang, großer Kopf – der In Oberfell ist Rest sind Schwanz es anders: Vor und Flossen. Von „Grundeln 800 000 Jahren Invasion ist unter schmecken ganz gut“ Anglern die Rede, ließ sich der mutmaßliche von Laichräubern. Vorgänger des Neandertalers auf dem Bleidenberg nieder – sehr Die zuständige Behörde in Kobzur Freude der Archäologen, die lenz nimmt es jedoch gelassen. die Heimstatt aufspürten, aber „Sie bringen keine natürlichen auch der Tourismusplaner. Feinde mit, deshalb dauert es eben einige Zeit, bis vorhandeZeitgenossen des Urzeitmenschen ne Arten die Zugewanderten als waren sehr wahrscheinlich die Beute nutzen“, beruhigt Sandra Dickhäuter. Deshalb haben die GeHansen-Spurzem von der Strukmeinderäte an der Lagerstätte auch tur- und Genehmigungsdirektion einen gut vier Meter hohen WaldNord (SGD). Dann stelle sich „in elefanten und ein zwei Meter groder Folge auch wieder ein ökoßes Nashorn mit zwei Hörnern erlogisches Gleichgewicht ein“. richtet – als Gerippe aus Stahlblech. Die Urtiere lebten allerdings nicht zwischen Ärzte Reben: Die 17 Gemeinderäte prähistoEuro pro Zeltplatz rische Urmosel war eine parkähnliche Friedhelm Lenz ist Landschaft – ganz stolz auf sein Weingut. Und dessen ohne Fluss und Wein. – in jeder Hinsicht – aussichtsreiche
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Bullay
Lage hoch über Bullay, zwischen Weinbergen und Wäldern. Folglich bietet seine Straußwirtschaft mit ihrer Sonnenterrasse einen großartigen Blick über Tal und Strom. Ist es dieses Panorama oder die Aussicht auf ein frisches Glas Wein und eine herzhafte Brotzeit, die Wanderer bergan lockt? Wohl von allem etwas. Vielleicht aber auch der ungewöhnliche Name der Gaststätte: Onkel Toms Hütte. Wo kommt denn dieser Name her? Eine literarische Erinnerung? Friedhelm Lenz lacht. „Den Namen hab ich von meinem Vorgänger geerbt“, sagt er. Und der verdankte ihn dem Fährmann, der unten zwischen Alf und Bullay hin und her schippert. Er habe Passagieren stets geraten, hochzufahren – Onkel Tom sitze da auf seinem
Legt bis zu 300 000 Eier ab: Brasse
Schaukelstuhl. Dank war ihm gewiss: Weil der Fährmann so für Umsatz sorgte, bekam er regelmäßig ein Fläschchen Schnaps. Es ist zwar nur eine kleine Geschichte zur langen Historie der Straußwirtschaften an der Mosel – doch stellvertretend für das austarierte Geben und Nehmen beim Umgang mit dem Rebensaft. Alles begann mit Karl dem Großen, der den Winzern das Recht verlieh, ihren eigenen Wein auszuschenken, heutzutage nur von Juli bis Oktober. Dann steckt ein Strauß, ein Besen oder ein Kranz am Eingang.
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Bernkastel-Kues /Foto: Pacek, weitere Fotos: Oberfell, Archiv
Hat Onkel Toms Erbe noch eine Schnurre parat? Friedhelm Lenz hat leider keine Zeit. Er muss seinen Rucksack packen, gleich geht er mit seinen Wanderwochen-Gästen auf Achse. „Vier Mal im Jahr werde ich fürs Spazierengehen bezahlt“, sagt er. Und wieder ist es da, sein ansteckendes Lachen. Dass er auch flüssige Wandernahrung aus seinen Kellern einpackt, muss er nicht erwähnen. Und dass seine Wanderwochen meist schon bald nach Jahresbeginn ausgebucht sind, auch nicht.
71 Abiturienten
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Spielplätze Buslinien
Olewig Wolfgang Becker
residiert inmitten bürgerlicher Weingut-Tradition im Trierer Stadtteil Olewig in einem auffallenden Basaltbau, geradlinig und scheinbar unverrückbar: Becker’s, ein Hotel – und vor allem ein Zwei-Sterne-Restaurant. Der Hausherr, ein hochdekorierter Küchenmeister, mag offensichtlich derlei puristische Baukunst, sieht sie als Ergänzung zu seiner Küchenphilosophie: „Ich lege nichts auf den Teller, was keinen Sinn macht.“ Ein Satz, an dem man, wenn man mag, lange kauen kann.
einordnet: „Mein Essen erschließt sich von selbst.“ Wohl wahr: Gerichte wie Gänseleber mit geschmortem Rhabarber, Vanille und Kaffee oder Steinbutt mit sanft geräuchertem Rindermark und glasiertem Lauch überraschen mit ihrem Aromenspiel. Nach romantischen Flusstälern und Weinbergen Maßarbeit: Küchenchef Becker, Dachdecker Jost am Tage setzt der Besuch bei Becker’s am Abend den optischen Steinscheiben zwischen Trauund kulinarischen Kontrapunkt: fe und First werden kleiner. Statt antiker Pracht und mittel„Sie verjüngen sich“, erklärt der alterlicher Burgenromantik nun Fachmann. In Traufennähe seien eine Art Bauhaus auf dem Teller. sie zudem dichter gelegt, um das Wasser besser abzuweisen.
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Schulen Gebäude
Bernkastel-Kues
Klaus Jost blickt auf die 2000 Quadratmeter. So viele müssen der Meister und seine Dachdecker-Mannschaft noch mit den Steinplatten in dunklem Graublau belegen. Pro Quadratmeter brauchen sie eine Arbeitsstunde – Seit 2009 trägt der Sprössling einer wenn es nicht zu viele Türmchen, Winzerfamilie seine beiden „Miche- Giebel und Gauben an einem lins“. Das Gästebuch des 47-JähGebäude gibt. Die Turmhaube rigen ist voll schwärmerischer des Ständehauses von 1901 wird Gastro-Poesie. wohl für ein paar Aber auch Extrastunden „Lege nichts auf Leonard hat sorgen. Heute den Teller, was keinen beherbergt das sich mit noch Sinn macht“ ungelenker Schlösschen unter kindlicher anderem die GeHandschrift bedankt: „Ich bin satt.“ meindeverwaltung von BernkasUnd ergänzt: „Papa und Mama tel-Kues und bekommt was aufs hatten ihren Spaß.“ Becker freuen Dach: Echten Moselschiefer – ein gerade solche Einträge. Sie seien für die Region ganz typisches „schnörkellos“, so wie er auch Baumaterial. Die Deckungsart seine kulinarischen Kreationen übrigens auch: Altdeutsch – die
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Moselschiefer ist allerdings nicht das gleiche Gestein, das dem Mosel-Riesling seine mineralische Prägung verleiht: Das Dachgestein wurde früher nur auf der Mosel transportiert – daher der Name. Abgebaut wird der Schiefer in der nahe gelegenen Eifel bei Mayen – 15 Kilometer Luftlinie entfernt. Seit Ende des 16. Jahrhunderts lieferten Fuhrleute den Exportschlager zum Hafen nach Klotten, wo die Gesteinslast aufs Schiff verladen wurde für ihre Reise zur Nordsee. Heute baut nur noch die Traditionsfirma Rathscheck den Moselschiefer ab, in zwei Bergwerken mit bis zu 360 Meter tiefen Stollen. Jost ist von dem Baustoff überzeugt: „Keine Bedachung ist so sturmfest wie Schiefer.“ Seine nächsten Projekte stehen schon in der Auftragskladde des Handwerkers: Die Pfarrkirche St. Stephanus in Müden und das Amtsgericht in Cochem.
Fotos: Becker’s, Rathscheck, Lammai
Augenmaß: Altglasexpertin Müller
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Schlösser
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Skaterbahn
19 Ferienwohnungen
Kobern-Gondorf
Petra Müller setzt ihre Schutzbrille auf. Und geht ans Werk. Die zweifache Mutter gestaltet Schmuck – aus alten Weinflaschen. Oft sind es Bouteillen, die jahrelang im Keller ruhten – und einen besonderen Erinnerungswert haben. So hat die Künstlerin gerade ein Paar aus Koblenz-Metternich glücklich gemacht: An seinem 40. Hochzeitstag hatte es die letzte Flasche ihres Hochzeitsweins geleert – einen 1969er Gülser Marienberg. Genau aus dieser Flasche fertigte Petra Müller dann für die Herzdame ein grünes Glasherz, mit Gold abgesetzt. Auch für den Gatten blieb noch Glas – für einen knubbelig-runden Schlüsselanhänger. Derlei kunstvoll inspiriertes Recycling sei „eine schwierige Arbeit“, sagt Müller, die hoch konzentriert sein muss, wenn sie per Zange einen Scherben in die Flamme des Bunsenbrenners hält. „Gebrauchsglas ist zäher und launischer als das Material, das Glas-
WINNER
2014
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Kurt Tucholsky über seine Reise an die Mosel
„Wir soffen uns langsam den Fluss hinab“
Und es entstanden in diesen Bahnstunden die Spiele: „Lottchen dick“, „Spix ist stolz“ und „Georgine“, die ordentliche Blume sowie „Karlchen und die Rehlein“, das letztere Spiel zur Erinnerung an Karlchen seine Liebesabenteuer im freien, frischen, frommen Walde, wo ihm einmal die kleinen Rehlein zugesehn hatten. Ich verlor auf das Grauenerregendste und mußte immer bezahlen. Aber so ist alles. Bernkastel, Traben-Trarbach, Bullay ... dann aber setzten wir uns in einen seriösen Zug und fuhren nach Kolbenz. (Diese Aussprache wurde adoptiert, falls Jakopp ein künstliches Gebiß hätte: es spricht sich leichter aus.) In Kolbenz tranken wir der Geographie halber
einen Rheinwein, und der konnte Papa und Mama sagen, wir aber nicht mehr. Die Kellnerin nannten wir die „Tochter der Legion“, und sie hieß Marietta. Sie war so schön, daß mir, als ich sie an diesem Nachmittag zum ersten Male sah, die Pfeife ausging; das geschieht alle Jahr nur dreimal: diesmal also in den „Drei Königen“ zu Bernkastel – so schön war sie. Sie war schwarzhaarig, sie hatte eine leicht geschwungene Nase, dünne Lippen und eine herrliche Stirn; sie stammte, wie sie uns leise erzählte, aus Bayern, dort sehen ja manche Frauen und Mädchen römisch aus; vielleicht sind das Überbleibsel vom Familienleben der römischen Legionäre, die dort einmal garnisoniert gewesen sind ... und daher nannten wir sie „Die Tochter der Legion“. Drüben am Stammtisch saß ein einsamer, blonder, junger Mann. „Das ist der Herr Referendar“, sagte Fräulein Marietta. Wir nahmen dies zur Kenntnis und stiegen in den Mosel – erst in den offenen, dann in einen jungen, frischen, dann in einen alten, goldgelben, der sehr schwer war. Es ging schnell mit uns; Mosel ist kein so bedächtiger Wein wie der Rheinwein oder der Steinwein ... es ging sehr schnell. Wir hatten auch schon am frühen Nachmittag gemoselt – wir tranken vom Mittagessen unmittelbar in den Dämmerschoppen hinüber, vielleicht war es das. Karlchen und Jakopp tranken, was sie konnten – und sie konnten!
Kurt Tucholsky (1890-1935) und seine Reisebegleiter ließen sich anno 1929 vielerorts bewirten – im Hotel Zu den drei Königen in Bernkastel-Kues ebenso wie auf der Moseltalbahn. Der Schriftsteller zählt zu den bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik. Als politisch engagierter Journalist und zeitweiliger Mitherausgeber der Wochenzeitschrift „Die Weltbühne“ erwies er sich als Gesellschaftskritiker in der Tradition Heinrich Heines. Er verstand sich selbst als linker Demokrat, Sozialist, Pazifist und Antimilitarist. Manche Werke und Äußerungen Tucholskys polarisieren bis heute.
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Originaltext mit Schreibweisen von damals.
A
n der Mosel ging es noch an. Wir soffen uns langsam den Fluß hinab, wir fuhren mit dem Saufbähnchen von Trier nach Bullay hinunter, und auf jeder dritten Station stiegen wir aus und sahen nach, wie es mit dem Weine wäre. Es war. Wenn wir das festgestellt hatten, stiegen wir wieder ein: der Zug führte einen Waggon mit, der sah innen aus wie ein Salonwagen, von hier aus hätte man ganz bequem Krieg führen können, so mit einem Telefon auf dem Tisch, mit dicken Zigarren und: „Seiner Majestät ist soeben der Sturmangriff gemeldet worden.“ Wir führten aber keinen Krieg, sondern drückten auf die Kellnerin, und dann erschien ein Klingelknopf, oder umgekehrt, und dann konnte man auf dem langen Tisch einen naturreinen Mosel trinken und dabei Würfel spielen.
künstler gemeinhin nutzen“, weiß die Künstlerin. Aber es ist der Mühe wert: Schließlich verewigt sie Winzerbouteillen – meist in schimmerndem Moselgrün.
Flugzeuge 8 13 Prozent Rotwein
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Webcams
Und so seien sie „im Stockfinsteren lange hin und her geworfen“ worden, „bis sich endlich in der Ferne ein Licht und damit auch Hoffnung auftat.” Die Gastfreundschaft des reichen Kaufmanns Ludwig Böcking in Traben-Trarbach war Balsam für die aufgewühlte Seele. In der barockprächtigen Villa Böcking ist heute das Mittelmosel-Museum untergebracht – natürlich mit Goethezimmer.
Traben-Trarbach
Johann Wolfgang von Goethe hat der Mosel keinen Lorbeerkranz geschrieben. Er war sogar froh, als er 1792 nach seiner „sturmbedrohten Moselfahrt“ wieder „terra firma“ unter die Füße bekam. Der Geheimrat hatte sich während seiner Rückkehr aus Frankreich, wo er für den Herzog von Wei-
130 Schiffsmodelle
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Pkws Wohnmobilstellplatz
St. Aldegund
„Mist!“, kommt es über seine Lippen. Erik Plog muss warten.
„Bald schwoll der Sturm im Gegenwinde, bald wechselten abprallende Windstöße niederstürzend mit wütendem Sausen; eine Welle nach der anderen schlug über den Kahn, wir fühlten uns durchnässt“
mar den dortigen Koalitionskrieg beobachten sollte, für eine Schiffspassage von Trier nach Koblenz entschieden. Dabei musste der Dichter am eigenen Leib erleben, dass die heute so liebliche Mosel in jener Zeit noch ein ungebändigter, tückischer Geselle sein konnte. „Bald schwoll der Sturm im Gegenwinde, bald wechselten abprallende Windstöße niederstürzend mit wütendem Sausen; eine Welle nach der anderen schlug über den Kahn, wir fühlten uns durchnässt.“
Zwei Hotelschiffe und ein Schubverband liegen breit und träge vor der Schleuse von St. Aldegund. Das heißt für ihn und seine „Maria von Beilstein“: Motor drosseln – und warten. Die Schleusendurchfahrt bei Fankel hatten die Gäste noch begeistert verfolgt, jetzt sorgen sie sich ein wenig, ob sie nicht zu spät kommen zum Stadtrundgang durch die Jugendstil-Perle Traben-Trarbach. Aldegunde, die heilige Äbtissin, ist die Patronin der zweiten Staustufe auf Plogs Fahrt moselaufwärts. Bei
aller Verstimmung, der Fachmann weiß natürlich auch, was er an den Schleusen hat: Allein sie machen die Mosel durchgängig schiffbar. „Wir haben quasi einen Stausee nach dem anderen“, erläutert Plog. Auf der deutschen Flussstrecke sind es insgesamt zehn Schleusen, zehn Mal Stau im Fahrplan eines Kapitäns, vor allem wenn er größere Schiffe als die Maria manövriert. Doch „nicht alle Ausflügler“ hätten dafür „auch Verständnis“. Noch weniger Freude löst der Stau im Strom beim Transportgewerbe aus. Rund 15 Millionen Tonnen werden jährlich über den Fluss befördert – fünf Millionen jenseits der Kapazitätsgrenze, wie es beim Schifffahrtsamt Koblenz heißt. Nun soll ein Bypass gegen den Verkehrsinfarkt her: Seit 2009 werden die zehn deutschen Moselschleusen schrittweise um je eine zweite Schleusenkammer erweitert. Nach Zeltingen und Fankel ist derzeit Trier im Bau. Kostenpunkt allein dort: rund 70 Millionen Euro. Frühestens 2036 sollen alle Schleusen wieder für fließenden Verkehr sorgen. Schon in der Römerzeit war der Fluss ein wichtiger Transportweg für Güter aller Art, etwa für Basaltmühlsteine oder Tuche. Metz und Trier waren zudem Umschlagplätze für Salz aus dem Seille-Tal in Lothringen, wo schon seit mindestens 2500 Jahren Salz abgebaut wurde. Bergan mussten die Schifferknechte die flachen Holzkähne mit ihrer Fünf-Tonnen-Last treideln, talwärts wurde gerudert – oder mit Stangen gedrückt. Schwerere Ladung, wie sie ab dem Mittelalter auf die Planken kam, wurde bergauf von bis zu sechs Pferden gezogen. Dabei behinderte der stark schwankende Wasserstand schon immer die Schifffahrt. Bereits 1646 ließ der Kurfürst von Trier störende Felsen im Flussbett bei Niedrigwasser sprengen – dies nicht ganz uneigennützig. Der Landesherr schätzte komfortable Kahnpartien.
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Menschen
Eigentum verpflichtet
„Spagat gelungen“ Medienstar. Winzer. Schlossherr: Zu Hause bei Günther Jauch
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as ist eine Luut, was eine Scheierpuurt? Theresa und Anton testen Showprofi Günther Jauch: Kennt sich der Berliner in der Sprache seiner neuen zweiten Heimat schon aus? Auweia! Die Ratlosigkeit des 59-jährigen Entertainers lässt die Kinderreporter vom Freien Inselfernsehen (FIF) Kanzem kichern. Und übersetzen: Lampe und Scheunentor sind gemeint. Jauch, professionell mit dunklem Jackett und Krawatte, nickt – und lernt dazu. Das Interview in den eigenen vier Wänden gehört zu seinem neuen Leben auf dem Land – als Besitzer des Weinguts von Othegraven am Fuße der berühmten Weinbergslage Kanzemer Altenberg. Der Kauf des schlossähnlichen Anwesens vor fünf Jahren erregte viel Aufmerksamkeit. Für den in Privatdingen zurückhaltenden Menschen nicht einfach: Der Journalist verstand nichts von Wein – und andere Showgrößen schmückten sich damals ganz trendy mit Weingütern. Da war das Vorurteil rasch gefällt. Doch Oberflächlichkeit liegt dem Medienstar nicht. Vielmehr setzte der Vater von vier Kindern mit der Übernahme des Anwesens seine eigene, mehr als 200-jährige Familientradition an der Saar fort. Aus Verantwortung. Ernsthaft und mit tiefer Verbundenheit. Deswegen ist aus dem Anwesen auch kein
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Disneyland-Weingut geworden, sondern ein privat geführtes Haus mit Spitzenerzeugnissen, das seinen eigenen Prominenten-Status in der Weinkennerszene behauptet. Für diese Leistung erfährt der neue Besitzer heute Respekt. In zerknitterten Arbeitsklamotten und unrasiert ist er für einen beiläufigen Besucher ohnehin kaum als Berühmtheit zu erkennen. „Als Junge habe ich hier in den Sommerferien gerne im Park gespielt“, erinnert sich der schlaksige TV-Star. Ein Steppke von der Spree, der bei Onkel Max und Tante Maria unter hohen Bäumen tollen oder durch die kühlen Weinkeller stromern durfte – und dabei dem Gluckern in den Fässern lauschte. Schöne Erinnerungen an unbeschwerte Tage. „Es war ein unerträglicher Gedanke, das Weingut könne in fremde Hände gehen und damit in eine ungewisse Zukunft“, sagt Jauch. Gemeinsam mit seiner Frau Thea faste er den Beschluss zu kaufen und sich in die Familientradition zu stellen: als siebte Generation an der Saar. Die Ursprünge des Weinguts reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Seine auf Schieferboden gereiften Weine haben seit alters her einen guten Ruf, wurden teuer gehandelt – und an den Höfen des europäischen Hochadels getrunken. Jauchs Vorfahr Emmerich Grach erwarb das Weingut 1805. Großmutter Elsa von Othegraven gehörte zu den Erben. Das
Winzer Jauch, Ehefrau Thea: Schon der europäische Hochadel schätzte die edlen Tropfen ihres Schlösschens
Weingut blieb stets im Familienbesitz, wechselt aber öfter seinen Namen. Heute stehen das 900 Quadratmeter große, feudale Gutshaus, der steile und wuchtige „Kanzemer Altenberg“ sowie der wunderschöne englische Landschaftsgarten mit altem Baumbestand auf 12 000 Quadratmetern unter Denkmalschutz. Dies sei „eine besondere Herausforderung“, sagt der „Wer wird Millionär?“-Moderator, der mit dem Kauf auch die Verantwortung für sechs Mitarbeiter auf dem Weingut übernahm. Zuvor war der Betrieb in die Jahre gekommen und musste modernisiert werden: So, dass einerseits der Charakter des Ortes gewahrt blieb, andererseits aber auch eine moderne Betriebsführung möglich wurde. „Dieser Spagat ist zum Glück gelungen“, freut sich der Hausherr, auch dank der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Denkmalpflegern in Trier und Mainz. Jauch nutzt heute jede Gelegenheit, gemeinsam mit seiner Frau in die 639-Seelen-Gemeinde Kanzem („der genaue Gegensatz zum hektischen Berlin“) zu fahren. Dort ist der Fernsehstar ein gern gesehener Nachbar, der sich integriert, mit anderen Saarwinzern bereits fachsimpelt – und auch schon mal unversehens beim Winzerfest auftaucht. Dabei will er kein Promi sein, obwohl er für die Region und das Anbaugebiet Saar schon durch seine Präsenz wirbt. Jauch sei für die kleine stiefmütterliche Schwester der großen Schwester, so Moselwein-Geschäftsführer Ansgar Schmitz, „wie ein Sechser im Lotto“.
Steckbrief Weingut von Othegraven Erbaut 1604. Erweitert zu Beginn der 19. Jahrhunderts. Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg durch Trierer Stadtbaumeister mit den zeittypischen Elementen der Villenkultur der 1950er-Jahre. Größe Bebaute Fläche 900 Quadratmeter, Park-Anlage 12000 Quadratmeter. Besonderheit Der Park umfasst eine Fülle seltener und exotischer Gehölze und fast 50 verschiedene Baumarten. Gutshaus, englischer Landschaftspark und die benachbarte Lage Kanzemer Altenberg bilden in der Gesamtheit ein denkmalgeschütztes Kulturdenkmal. Nutzung Auf etwa 16 Hektar wird Riesling angebaut. Berühmteste der vier Einzellagen ist der Kanzemer Altenber. Die Weine mit dem markanten roten O auf dem Etikett haben sich in denvergangenen Jahren ins Rampenlicht der Besten geschoben. Die Jahresproduktion liegt bei 100 000 Flaschen. Öffnungszeiten Montag bis Freitag 08.30 – 16.30 Uhr Weinproben nach Vereinbarung: Montags bis samstags, 20 Euro pro Person www.von-othegraven.de
for sale In SERRIG Schloss Saarfels 3 250 000 Euro Oberhalb von Serrig hat sich Adolf Wagner Anfang des 20. Jahrhunderts seinen Traum von „Schöner Wohnen“ erfüllt. Der Sohn eines Bierbrauers kam mit Sekt zu Vermögen und ließ 1914 für eine Million Goldmark Schloss Saarfels im Stil einer mittelalterlichen Burg errichten: Mit 15 Zimmern, sechs Bädern, 850 qm Wohnfläche und 1200 qm Nutzfläche. Es gibt auch weitläufige Keller. Wirtschaftsnot, Kaiserzeit, Drittes Reich, Weltkriege, mehrfache Verkäufe – über die Schlosszinnen wehte der wechselvolle Wind der Geschichte. www.von-poll.com
In ALF Kurtrierer Amtshaus 195 000 Euro In dem dreigeschossigen Giebelbau wachte vor mehr als 400 Jahren ein Schultheis über Recht und Gesetz im Namen der Trierer Kurfürsten. Der – heute denkmalgeschützte – Amtssitz aus massivem Stein geriet etwas zu groß für den kleinen Ort. Zur originalen Bausubstanz gehören ein imposanter Sandsteinkamin, Stuckdecken und eine Wendeltreppe aus Eiche mit einem geschnitzten Löwenkopf. Auf 237 qm Wohnfläche verteilen sich zehn Zimmer. www.immobilien-mosel-hunsrueck.de
Gaumenfreuden
Von der PrickelplĂśrre zum Erfolgsmodell
„Winzersekt ist der neue Liegen zwei Jahre nur rum. Und manchmal auch ein Vierteljahrhundert. Gute Schaumweine
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o ungestüm der Sekt aus der dickwandigen Flasche drängt, so viel Geduld und Gelassenheit braucht es, ihn dort hineinzubringen. Schon im Wingert wählt der Winzer die Reben fürs später schäumende Geschäft aus. Danach muss er den genauen Lesezeitpunkt abpassen. Edelfaule Trauben sind beim Wein erwünscht, beim Sekt jedoch Gift.
Fotos: Lammai, Fotolia
„An der Mosel werden sehr fruchtreife Traube gelesen“, sagt Stefan Reuter, Leiter des Weinbauamtes Wittlich. Das mache den Unterschied aus. Denn: Anderswo setzt man auf eine vorgezogene Lese.
Champagner“ haben ein bewegtes Leben hinter sich: Sie werden wochenlang gedreht – Tag für Tag
Im Keller beginnen die Gärung und das Hefelager – eine Geduldsprobe. Vor allem am Rüttelpult: 60 Flaschen pro Seite liegen – mit Kronkorken verschlossen – fast waagerecht im Gestell. Erst nach acht bis zehn Tagen kommt Bewegung ins System: eine Viertel Drehung nach links, am nächsten Tag wieder zurück – und ein Viertel nach rechts. Dabei wird die Flasche immer steiler ins Pult geschoben. So machen sich die trüben Hefestoffe allmählich auf den Weg vom Boden zum Hals. Mit dem Entfernen der Kronkorken fliegt schließlich auch der Hefepfropf raus – Degogieren nennt dies der Fachmann. Der Schaumwein ist keine trübe Suppe mehr, sondern klar und feinperlig – wie gemacht für Champagnerduschen. Das sogenannte Rütteln erfand eine Witwe, die über den unansehnlichen Sekt die Nase gerümpft hatte. 1813 brachte Madame Clicquot im französischen Reims erstmals einen klaren Champagner auf den Markt – und Veuve Clicquot an die Spitze. Nicht allzu weit von dort ist es an die Mosel, wo der Winzersekt
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mittlerweile zum Markenzeichen geriet. „Offizieller Lieferant der 65ten Berlinale“, wirbt beispielsweise die Saar-Mosel-Winzersekt GmbH in Trier. „Seit 1999 Hoflieferant des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue“, tönt es von St. Laurentius Sekt in Leiwen. Die Sekthersteller an der Mosel sind selbstbewusst geworden – für die Moselweinwerbung Grund genug, vom „Winzersekt als Geheimtipp“ zu schwärmen. Als Sekt-Pionier gilt hier Klaus Herres aus Leiwen. In den 80erund 90er-Jahren hat der wagemutige Winzer seinen Kollegen gezeigt, dass man mit Sekt erfolgreich wirtschaften kann. Die ersten Versuche mit der Herstellung waren ihm allerdings noch buchstäblich um die Ohren geflogen. Am Anfang seien ihm seine „Sektträume auf den Boden getröpfelt“, erinnert sich der Experte fürs prickelnd Perlige. Die Flaschen hatten dem Hefe-Druck nicht standgehalten. Ergebnis: eine beängstigende Knallerei im familieneigenen Keller. Die Experimente mit gebrauchtem Equipment wurden von seinen Winzerkollegen argwöhnisch beäugt: Sie nannten ihn „Spinner“. Doch dies ist Geschichte: Herres hat aus seinen Erfahrungen gelernt – und ist inzwischen ein Meister seines Fachs. Heute gehören die Schaumweine des Sektgutes St. Laurentius zur Elite: 80 000 Flaschen finden pro Jahr ihre Liebhaber. Seit 1993 versektet er zudem für andere Winzer, so dass sich die Gesamtproduktion auf stolze 330 000 Flaschen pro Jahr beläuft. Unerreicht bleiben aber die Erfolge von einst: Um 1900 stand die Sektindustrie mit damals 84 Sektkellereien an Saar und Mosel in voller Blüte. Davon können die Winzer heute nur träumen. Sie produzieren den Sekt lediglich
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„In der Reihenfolge des Alters” Reife Frucht, Mundfülle, Nachhall: Sektverkostung mit Experten
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ch will Champagner-Wein, und recht moussierend soll er sein!" Der gute Goethe tat sich leicht mit seinem einfachen Wunsch. Dagegen stellen die zwei Sektexperten der Deutschen Wein- und Sommelierschule (DWS) im 9. Stock des nüchternen Hochhauses ganz andere Anforderungen: Farbe, Klarheit, Geruch, Geschmack und Gesamteindruck – all das wird beim prickelnden Getränk bewertet.
Ausgesuchte Sekte im Test: Was 2013 Elbling Cremant brut; Weingut Hellershof Zilliken, Nittel, Preis 15,00 Euro* „Schöne grüne Apfel- und Zitrusnoten im Geschmack, feinnervig, mit leichtem Schmelz und prägnanter Säure. Ein prima Begleiter zu Spargel.“
2013er Deutscher Riesling Sekt b.A. Mosel brut; Sektkellerei und Weingut von Canal, Winningen, 9,50 Euro „Leuchtend-strahlendes Zitronengelb im Glas, Geschmack von reifem gelben Obst, feinperlig und harmonisch. Ein Sekt zum Anstoßen, aber auch ein guter Begleiter zu Lachs oder Geflügel.“
Vorab: Die acht getesteten Winzersekte und Crémants von Mosel und Saar – alle im gemäßigten Preissegment und repräsentativ für die Rebsorten – legten dabei ein sehr erfreuliches Charakterzeugnis ab. DWS-Leiter Johannes Steinmetz und sein Kollegen Peter Gebler drücken es poetisch aus: Sie sprechen beispielsweise von grünen Apfel- und Zitrusnoten, erkennen Anklänge an Litschi und eine schöne Mundfülle – ihre Sprachbilder aus der Welt des Obstes füllen beschwingt den Seminarraum. Tische, Stühle, eine Leinwand, Neonlicht: Die Schlichtheit der Umgebung gerät in den Hintergrund, beim gemeinsamen Schwelgen entstehen prickelnde Bilder im Kopf. „Wir testen in der Reihenfolge des Alters“, gibt Gebler das Startkommando. Dann wird der knapp gefüllte Kelch gegen das Licht gehalten, mit leichter Hand geschwenkt, danach bekommt die Nase ihre Aufgabe – und schließlich wird ein Schluck im Mund hin- und hergespült, bis nach hinten zum Gaumen. Hinuntergeschluckt wird nicht: Schließlich müssen der Kopf klar und die Sinne wach bleiben – jeder Schluck landet im Napf. Zufriedenes Nicken bei den Herren. Die Bewertung kommt schnell: Grüngelbe Farbe, prägnante
Säure, dezentes Hefelager, frisch, leichter Schmelz, schlank und feinnervig – genau so sollte ein Elbling Cremant schmecken. Gut. Nächster Sekt, bitte. Ein Riesling. Reife Frucht, angenehme Mundfülle, langer Nachhall – Steinmetz und Gebler finden mühelos die passenden Worte. Sie sind Routiniers – geübt in vielen Seminaren, Sommelierschulungen und Workshops in den vier deutschlandweiten Niederlassungen der Schule. Es geht Glas auf Glas von 2013 bis 2009. Oft sind es nur Nuancen, bei denen die Experten kurz stocken und sich abstimmen. Doch alle Sekte seien „gute Botschafter der Region und der jeweiligen Rebsorte“, bestätigt Gebler in berufsmäßiger Zurückhaltung. Umso schöner, wenn die Fachleute zum Schluss doch noch überrascht werden: Von einem Van Volxem 1900 brut Riesling. Strahlend, tiefes Goldgelb, tolles Aroma, sauber in der Nase, Brioche-Note, Quitte, Mirabelle und Aprikose treten sehr präzise hervor, sehr komplex. „Der“, schwärmt Steinmetz, während die Augen hinter den Brillengläsern leuchten, „kann sich mit den großen Schaumweinen der Welt messen.“
Fotos: Jurascheck-Lifestyle
Zufriedenes Nicken: Doch jeder Schluck landet im Napf
Johannes Steinmetz und Peter Gebler von den Schaumweinen halten
„Ein Charaktersekt mit eigener Note. Gelungenes Cuvèe aus Riesling, Spätburgunder und Chardonnay. Vollmundig mit Brioche-Note dank langer Hefelagerung. Ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis.“ MAX, 2011 Pinot Cremant Brut Weingut Frieden-Berg, Nittel, 16,00 Euro „Eine Cuvée aus Auxerrois und Spätburgunder. Schöne Apfel- und Zitrusaromen, aber auch exotische Anklänge an Litschi. Viel Säurespiel, viel Perlage, ein leichter, eleganter, schlanker Cremant. Lebt von seiner Frische und Spritzigkeit.“
2011er „Edition STEIB“ Riesling brut; Weingut Goebel-SchleyerErben, Ernst, 16,90 Euro „Schöne goldgelbe Farbe, knackige Frische mit einem Geschmack nach sehr reifen, kandierten Früchten. Durchaus ein guter Begleiter zu winterlichen Desserts wie Bratäpfel mit Rosinen.“
2009 Winzersekt Riesling; SaarMosel-Winzersekt GmbH, Trier, 13,50 Euro „Geschmack nach sehr reifen gelben Früchten. Man merkt ihm das Alter an. Speisen können die Säure mitbringen und dem Sekt frische Beine machen. Sehr gut zu Obstsalaten, Spargel mit Sauce Hollandaise oder Vitello tonnato.“
Sekt Brut 2011, Riesling; Weingut Lubentiushof, Niederfell,
Van Volxem 1900 brut Riesling; Weingut Van Volxem, Wiltingen, 26,00 Euro
„Ausgeprägt in der Farbe, schöne Hefe-Aromatik mit Röstaromen, sehr elegant, beschwingt und süffig. Schöne Mundfülle. Eignet sich gut zu Edelfischen wie Wolfsbarsch oder zu Jakobsmuscheln.“
„Tolle Aromen schon in der Nase, reife Fruchtigkeit im Geschmack, geschmeidige Textur, sehr komplex, kann sich mit den großen Schaumweinen der Welt messen. Die Fruchtaromen – vor allem Aprikose, aber auch Quitte – kommen sehr präzise heraus.“
15,00 Euro
* alle Preise Verkauf ab Weingut
2012er St. Laurentius Sekt Cremant Brut, Klassische Flaschengärung; Sektgut St. Laurentius Klaus Herres, Leiwen, 13,00 Euro
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als Ergänzung zum eigentlichen Weinsortiment. „Früher hat man aus den Restmengen im Keller den Sekt hergestellt“, erzählt Reuter aus nachlässigen Zeiten. Entsprechend hätten die Tropfen geschmeckt: „Und das Image war gleich null.“
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Es hat sich gewandelt – auch aufgrund planvollen Handelns schon im Weinberg. „Winzersekt ist der neue Champagner“, begeistern sich die Weingurus des Magazins „Falstaff“. Der Kenner kaufe mehr und mehr Produkte aus der Region.
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Dabei eignen sich vor allem die feinen, mineralischen und fruchtigen Weine von Mosel, Saar und Ruwer für das traditionelle Verfahren der Flaschengärung – Ausgangsprodukt für eine Veredelung zu Schaumwein sind die Rebsorten Riesling, Elbling, Spätburgunder, Weißburgunder, Chardonnay und Auxerrois. Neun Monate muss das Produkt mindestens auf der Hefe lagern, bevor es als „Winzersekt“ verkauft werden darf. Viele Sektmanufakturen reizen das Hefelager inzwischen aus – mit zwölf, 18 oder 24 Monaten Liegezeit. Manchmal sogar bis zu 25 Jahre. Ziel sind eine goldene Farbe und die erwünschte „Briochenote“ im Edelgetränk – mit einem langen Finish und einem cremigen Gesamteindruck. Doch Vorsicht ist geboten. „Reift das Produkt zu lange, kann es firn werden“, sagt Johannes Steinmetz von der Deutschen Weinund Sommelierschule. Immer häufiger bieten die Sektspezialisten ihre Schaumweine unter der Bezeichnung „Crémant“ an. Dieser Begriff wird vorwiegend mit Frankreich und Luxemburg in Verbindung gebracht. Was selbst in der Fach-
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Sekt-Hochburg Trier: Prickelndes an fast jeder Ecke – mehr als eine Milliarde Flaschen werden pro Jahr in der ältesten Stadt Deutschlands abgefüllt Gilbertstraße 34. Saar-Mosel-Winzersekt GmbH (SMW) 1983 von 32 Winzern gegründet. Inzwischen sind es mehr als 120. Ihr Zuhause: die „Weinkellerei Joh. Förster in Trier“ – ein Jugendstil-Schmuckstück. Werksverkauf ab 11,50 Euro.
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Niederkircher Straße 27. Schloss Wachenheim, 1888 als AG gegründet – und damit eines der ältesten Sekthäuser in Deutschland. Inzwischen ein weltweit agierender Konzern. In den 1990er-Jahren von der Trierer Sektkellerei Faber übernommen. Werksverkauf ab 3,49 Euro.
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Jakobstraße 8. Bernard-Massard 1919 von Jean Bernard-Massard im historischen Palais Pillishof gegründet. Sehenswertes Barock. Tochtergesellschaften in Luxemburg und Frankreich. Werksverkauf ab 13,80 Euro.
Gervasiusstraße 1. Bischöfliche Weingüter Trier: Zusammenschluss der Weingüter des Bischöflichen Konvikts (seit 1840), des Bischöflichen Priesterseminars (seit 1773) und der Hohen Domkirche (seit 1851). Sehenswert: die historischen Weinkeller. Werksverkauf ab 8,90 Euro. Rudolf-Diesel-Straße 7-9. Herres Sekt. Die Herres Gruppe ist ein internationaler Anbieter auf dem prickelnden Markt. 1991 ging die weltgrößte Sektabfüllanlage in Betrieb, 1994 wurde die Marke „Keller Geister“ übernommen. Werksverkauf ab 2,19 Euro.
Reife, Reste, Temperatur: Was Sie darüber wissen müssen
Name. Der Sekt verdankt seinen Namen einem Übersetzungsfehler. „Bring er mir Sekt, Bube – ist keine Tugend mehr auf Erden?" So bestellte 1825 der Berliner Schauspieler Ludwig Devrient 1825 am Gendarmenmarkt seinen allabendlichen Champagner und zitierte Shakespeares Heinrich IV. Den Kellner scherte es nicht, dass „Sekt“ zu jener Zeit das deutsche Wort für Sherry war – und brachte wie immer den schäumenden Wein. Das gefiel den Berlinern, und allmählich bürgerte sich die neue sprachliche Sitte ein. 1925 wurde der Name „Sekt“ amtlich.
Perlen. Für die einen ist es Poesie, für die anderen bloße Chemie: Zunächst wird der Wein mit Kristallzucker und Reinzuchthefe versetzt, um die zweite, für Sekt entscheidende Gärung auszulösen. Dabei entstehen Alkohol und Kohlensäure – alles in druckfestem Gehäuse. Von Perlen noch keine Spur. Aber sobald die Flasche offen ist, sammelt sich die Kohlensäure zu feinen Bläschen, die langsam prickelnd im Glas aufsteigen.
Reife. Der Sekt hat die optimale Reife, sobald er die Kellerei verlässt. Damit ist er trinkfertig. Eine lange Lagerung wie beim Wein verbessert keineswegs die Qualität. Experten raten, den Sekt höchstens zwei Jahre für die besondere Gelegenheit zu schonen. Sonst verliert er seine Frische und Spritzigkeit. Nach etwa zwei bis drei Jahren tritt ein Alterston im Sekt auf, der an den Geschmack von Sherry erinnern kann. Am besten lagert man die Sektflasche möglichst stehend in stets in kühlen Räumen.
Temperatur. Die beste Trinktemperatur hängt von der Art des Sektes ab: Bei weißem Sekt zwischen 5 und 7 °C, bei Rosé-Sekt zwischen 6 und 8 °C und bei rotem Sekt zwischen 9 und 10 °C. So exaktes Temperieren gelingt selten. Lieber den Sekt etwas kälter ausschenken – er erwärmt sich von allein und gibt seine Geheimnisse peu à peu preis.
Gelegenheit. Gibt es oft: Auf etwas anzustoßen ist eine davon. Und ist sie besonders, ist der Griff zur bauchigen für viele fast die Regel. Beliebt ist Sekt als Aperitif. Als Begleiter in Weiß macht er auch zu Vorspeisen, Fisch, hellem Fleisch und Desserts eine gute Figur. Zu Braten empfiehlt sich roter Sekt.
Reste. Wie lassen sich etwaige Reste in der Sektflasche für den nächsten Tag „retten“? Der Sektfreund weiß Rat: Entweder mit einem Spezialverschluss verschließen und im Kühlschrank aufbewahren. Die Kälte vom Kühlschrank lähmt die Kohlensäure ein wenig, so dass sie langsamer entweicht. Oder man gibt eine Rosine in den Sektrest. Dank des Zuckers entsteht neue Kohlensäure und der Sekt schmeckt länger. Tipp Nummer drei: Einen kleinen Löffel mit dem Griff nach unten in den Flaschenhals stecken.
Sabrieren. Die Redensart „eine Flasche köpfen“ stammt von dem Verfahren, mit dem Säbel schräg am Hals entlang an den dickeren Flaschenkopf zu schlagen. Das Köpfen der Flasche mit einem Säbel bezeichnet man auch als Sabrieren. Bei geübter Ausführung reißt der Hals an der dünnsten Stelle direkt unter dem Kopf glatt ab. Erfunden haben es französische Kavallerie-Offiziere, die Champagnerflaschen mit ihrem Säbel (französisch = sabre) geöffnet haben.
welt kaum bekannt ist: „Auch im deutschen Weinanbaugebiet Mosel darf Crémant erzeugt werden“, sagt Ansgar Schmitz von der in Trier ansässigen Moselweinwerbung nicht ohne Stolz und betont: „Die Anforderungen dafür gehen an der Mosel sogar noch über das hinaus, was in Frankreich vorgeschrieben ist.“ Mindestens zwölf Monate muss demnach Mosel-Crémant auf der Hefe lagern, während in anderen Crémant-Gebieten nur neun Monate vorgeschrieben sind. Auch darf der verwendete Wein, erzeugt nach strengen Qualitätsvorgaben wie Ganztraubenpressung mit limitierter Mostausbeute, als Crémant nur aus den Rebsorten Riesling und Elbling sowie aus den Burgundersorten stammen. Vor allem an der Obermosel setzten die Winzer wegen der Nachbarschaft zu Luxemburg „inzwischen mehr und mehr auf Crémant“, bestätigt Weinbauamts-Chef Reuter. Nicht zuletzt sei der frankophile Name auch ein „starkes Verkaufsargument.“ Der Fachmann hat viel zu tun: 11 500 Hektoliter Sekt aus dem Anbaugebiet Mosel stellten ihm die Winzer 2014 zur Prüfung auf den Hof. Zum Vergleich: Beim Wein waren es 581 000 Hektoliter gewesen. Die Relationen waren auch vor fünf Jahren schon ähnlich, wenn auch die Mengen etwas größer waren. Sekt ist halt ein „Nischenprodukt“. Aber was für eines. Im Weinkeller von Stephan Reuter beispielsweise wächst gerade ein Jubiläumscuvée – ein Drei-Rebsorten-Crémant aus Spätburgunder, Riesling und Weißburgunder mit 94er- und 95er-Jahrgängen. Reuter: „Nur in kleiner Menge, und nur für Freunde.“
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Sektologie
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