1989-04-13 Arbeitsgruppe Menschenrechte Leipzig

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Arbeitsgruppe Menschenrechte Selbstverständnis-Papier vom 13. April 1989 (Abschrift) I. Christliche Hoffnung auf den „Schalom“ und ihr Ruf zur Umkehr dorthin zielen auf die dazu nötige Veränderung des Verhaltens und der Verhältnisse in Richtung Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfungsbewahrung. Eine Kirche, die dafür ihre lokale und globale Verantwortung sieht und als Aufgabe wahrnimmt, ist damit bei ihrer eigentlichen Sache. Eine Arbeitsgruppe der Kirche, die sich einem Teilbereich dieser Aufgabe widmet, z.B. „Gerechtigkeit/ Menschenrechte", tut dies als eine „Dienstgruppe" der Kirche i. S. der Kirchgemeindeordnung. Nichtchristen, die aus eigener Einsicht in entsprechender Weise solche Verantwortung sehen und übernehmen (z. B. aus der humanistischen Verpflichtung zur Ehrfurcht vor dem Leben, dem Anspruch auf selbstverantwortbares Handeln ...), sind dabei Partner und Verbündete. II. Die „AG Menschenrechte“ ist nicht politisch festgelegt auf eines der bestehenden Gesellschaftssysteme. In der inhaltlichen Auseinandersetzung mit ihnen suchen wir nach realisierbaren Alternativen direkter Demokratie, in der der einzelne Mensch in dem Maße an den Entscheidungen beteiligt ist, wie er ihnen unterworfen wird. Die Menschenrechte als weltweiter Konsens zum Schutze der Menschenwürde sind uns Orientierungsmaßstab. Die Aufgabenstellung der „AG Menschenrechte" in der Lukasgemeinde Leipzig umfaßt drei Dimensionen: 1. Wertorientierung und Gewissensbildung 2. Exemplarisches Handeln 3. Öffentliche Einflußnahme. Daraus ergeben sich für uns die Arbeitsschwerpunkte: 1. Erwerb eigener Sachkompetenz durch Information, Diskussion Kommunikation 2. Erwerb und Anwendung demokratischer Verhaltensweisen bei Meinungsbildung und Entscheidungsfindung in der eigenen Praxis 3. Weitergabe von Informationen und Erkenntnissen an eine größere kirchliche gesellschaftliche Öffentlichkeit 4. Einsatz für die Geltung und Inanspruchnahme von Menschenrechten 5. Mitarbeit bei der Sammlung und Veröffentlichung Menschenrechtsverletzungen.

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III. Struktur und Arbeitsweise: Wir verstehen uns als eine basisdemokratisch arbeitende Gruppe, d. h. alle Entscheidungen werden im Plenum diskutiert und verabschiedet. Die Treffen finden 14tägig statt. Parallel dazu wird eine verbindliche Mitarbeit der einzelnen Mitglieder in verschiedenen Arbeits- und Projektgruppen erwartet. Um öffentliche Äußerungen auch bei kurzfristigen Anlässen zu ermöglichen, wird eine Sprechergruppe bestimmt (ca. drei Personen). Sie ist für die Dauer eines Jahres autorisiert, die „AG Menschenrechte“ nach außen zu vertreten. Diese Sprecher sind der Arbeitsgruppe rechenschaftspflichtig, wählund abwählbar und dienen als erster Anlaufpunkt für Interessenten. Die Arbeitsgruppe arbeitet eng mit anderen Menschenrechts-/ Gerechtigkeitsgruppen zusammen. Bestehende Kontakte sollten erweitert und neue Verbindungen hergestellt werden. Leipzig, am 13. April 1989


Reproduktion eines Dokuments aus dem Archiv der Initiative Frieden und Menschenrechte Sachsen e.V.


[ - Abschrift mit Anmerkungen - ]

Arbeitsgruppe Menschenrechte Leipzig Liste der Anwesenden 1987 Anfang September Frank Müller

Leipzig, Prellerstraße 3

Swen Musch

Leipzig, Scharnhorststraße 9

Jörn Sievers

Leipzig, Tröndlinring 7

Andrea Stefan

Leipzig, Phil.-Rosenthal-Straße 53

[Unterstreichung zeigt an, dass Andrea Stefan als Delegierte der Gruppe in den Leipziger Synodalausschuss gewählt worden war.]

Oliver Kloß

Dresden, Westendstraße 24

Hans Richter

Leipzig, Aurelienstraße 54

Frank Sellentin Michael Tietz

Leipzig, Hardenbergstraße 54 Leipzig, Langestraße 27

[Michael Tietz, geb. 11. 01. 1963 in Leipzig, berichtete als IM „Maike“ für das Ministeriums für Staatssicherheit.]

Elwira Schmidt

Leipzig, Roßplatz 6

Steffen Gresch

Leipzig, Schletterstraße 12

[Streichung erfolgte, weil der Ausreise-Antrag von Steffen Gresch in die Bundesrepublik Deutschland im Juni bewilligt worden war.]

Peter Hoffmann

Leipzig, Erich-Ferl-Straße 175

[Peter Hoffmann, geb. 22. 05. 1954 in Borsdorf, berichtete als IM „Frank“ für das Ministeriums für Staatssicherheit.]

Christoph Motzer

Leipzig, Nordplatz 4

Christoph Wonneberger [Die Versammlung fand in den Räumen der Lukasgemeinde statt, daher fehlt der anwesende Pfarrer Christoph Wonneberger auf der Liste.]

Wer Korrekturen der Abschrift wünscht, wende sich bitte an: IFM-Archiv (at) gmx.de


Arbeitsgruppe Menschenrechte Leipzig (1986 – 1989) aus der Perspektive des Ministeriums für Staatssicherheit der einstigen „DDR“ In den folgenden Dokumenten aus dem Ministerium für Staatssicherheit der einstigen „DDR“ kommen bisweilen Schreibfehler oder der schlechten Recherche geschuldete falsche Informationen etc. vor. Zwei Beispiele: Der Name von Kathrin Walther ist oft falsch geschrieben oder das Geburtsjahr von Steffen Gresch (1965) mit einem Zahlendreher versehen worden. Auch das Datum seiner Ausreise aus der „DDR“ ist nicht treffend angegeben. In den folgenden Dokumenten genannte Mitarbeiter der AG Menschenrechte Dr. Matthias Berger Dagmar Böhme André Engelhardt (OPK „Plakat“) Roland Eismann Sebastian Fleischhack Tobias Frenzel


Claudia Glanze Steffen Gresch (bis zur Ausreise am 12. 6. 1987) Wolfgang Heinecke oder Hernicke Peter Hoffmann (IM „Frank“) Oliver Kloß (OPK „Rechtler“) Andreas Laue Christoph Motzer Frank Müller Rainer Müller (OV „Märtyrer“) Swen Musch Helmut Nitzsche Frank Richter Hans Richter Uwe Ruhle (oder Rühle?) Jutta Saarstedt Wolfgang Saarstedt Uwe Schinkowsky Elwira Schmidt Uwe Schwabe Frank Sellentin Tino Semmler Jörn Sievers Andrea Stefan Michael Tietz (IM „Maike“) Michael Thoß Kathrin Walther Christoph Wonneberger (OV „Lukas“) Catharina Wuttig


Weitere genannte Personen Manuela Harald Hauswald (Fotograf) Klaus Hinze (Diakon) Freya Klier (Künstlerin) Stephan Krawczyk (Künstler) Krieger (Pfarrer aus Strehla) Gerd Krumbholz (Pfarrer) Karsten Peters (Bundesbürger, Theologiestudent) Peterson (Küster Nikolaikirche) Superintendent Pilz aus Flöha Lutz Rathenow (Schriftsteller) Uwe Schurisch

Wer begründete Korrektur-Wünsche hat, wende sich bitte an: IFM-Archiv (at) gmx.de Wir betrachten die Genannten als Personen der Zeitgeschichte.































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