Red de senderos de Fuerteventura (alemán)

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GR速 131 Wanderwegenetz Fuerteventura



Wanderwegenetz Fuerteventura

GR速 131


Ausführung und Koordination Arqueofuer, estudios patrimoniales Text María Castañeyra Ruiz und Noelia Sánchez Argüez Fotografie und digitale Fotobearbeitung Alicia Padrón Alberto Vogelfotografien: Archiv des Umweltamts der Inselverwaltung Fuerteventura - Unidad de Medio Ambiente del Cabildo de Fuerteventura (Seiten 15, 65, 83, 88 und 106) Kartografie BKartografische Daten vom Instituto Geográfico Nacional (IGN) - Rosa López Guerrero

Herausgeber Inselverwaltung Fuerteventura - Cabildo de Fuerteventura Erste Auflage: 2013 Design und Layout GayriaStudio, S.L. gesetzliche Pflichthinterlegung: G.C. 691-2014 Druck Imprenta Gran Tarajal

HINWEIS: Einige Angaben im vorliegenden topografischen Führer könnten unter Umständen nicht mehr aktuell sein. Wanderer werden gebeten, zu berücksichtigen, dass sich Wege, Beschilderung und Erhaltungszustand im Laufe der Zeit geändert haben können. Sollten Sie Wanderwege in einem schlechten Zustand vorfinden oder Fehler in diesem Text feststellen, würden wir uns über einen Hinweis an unsere E-Mail-Adresse freuen: medioambiente@cabildofuer.es


Wanderwegenetz Fuerteventura

GR速 131


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

7

Einleitung

8

Lage

10

Ursprung, Entstehung und Bodenrelief

10

Klima

12

Vegetation und Fauna

13

Naturschutzgebiete

18

MIDE

22

Empfehlungen für Ihren Aufenthalt in der Natur

GR® 131

26

28

1. Etappe | Isla de Lobos Kalköfen

30 33

2. Etappe | Corralejo - La Oliva Líquenes

36 38

3. Etappe | La Oliva - Tefía La Casa Alta de Tindaya: Ein Wohnhaus und seine Geschichte Miguel de Unamuno

40 43

4. Etappe | Tefía - Betancuria Albergue de Tefía (Kulturzentrum und Herberge)

45 47

5. Etappe | Betancuria - Pájara Kiefernwald in Betancuria

49 53

43


6. Etappe | Pájara - La Pared Flora Geomorphologie

54 56 57

7. Etappe | La Pared - Risco del Paso Der Weg der Gefangenen

58 61

8. Etappe | Risco del Paso - Morro Jable Geomorphologie Fauna

62 64 65

9. Etappe | Morro Jable - Punta de Jandía Cardón de Jandía (Jandía-Wolfsmilch)

66 69

PR®

70

PR®-FV 1 | Barranco de la Cañada de Melián Esquinzo Windmühlen

72

PR®-FV 9 | Tindaya - Vallebrón - Tefía Tabaibas (Wolfsmilchgewächse)

76 79

PR®-FV 15 y 15.1 | Tetir - Tefía PR®-FV 15 | Tetir - Casillas del Ángel - Tefía PR®-FV 15.1 | Tetir - Degollada de Facay - Tefía Gavias (Terrassenfelder)

80 81 83 85

PR®-FV 54 | Morro Jable - Pico de la Zarza Guirre (Schmutzgeier)

86 88

PR®-FV 55 | Gran Valle - Cofete Apañadas (traditioneller Viehtrieb) Die Legende der Villa Winter

89 92 93

PR®-FV 56 | El Puertito - Caleta de la Madera El Puertito Landebahnen

94

SL®

74

97

98

SL®-FV 2 | Calderón Hondo - Lajares Mittagsblumengewächse

100 102

SL®-FV 27 | Vega de Río Palmas - Presa de las Peñitas Presa de las Peñitas (Stausee)

104 107


SL®-FV 28 | Agua de Bueyes - Vega de Río Palmas 108 Cochenille 111 SL®-FV 29 | Antigua - Betancuria Die Legende vom Licht von Mafasca

112 114

SL®-FV 31 | Tiscamanita - Vega de Río Palmas Wassermühlen

116 118

SL®-FV 53 | Cardón - El Tanquito Istmo de La Pared (Landenge)

119 121

Glossar

122

Inselkarten

128


Vorwort

Der vorliegende Wanderführer Fuerteventuras richtet sich an alle, denen die Landschaftsräume und ihre natürlichen Ressourcen am Herzen liegen. Jeder einzelne Kilometer dieses Wanderwegenetzes lädt dazu ein, in die herrliche Natur unserer Insel einzutauchen. Mit jeder einzelnen Strecke und jedem Hinweis über ihren Verlauf eröffnen sich dem Wanderer Möglichkeiten, die abwechslungsreichen Naturräume sowie die faszinierende Geschichte unserer Insel und unseres Volkes näher kennenzulernen. In den vergangenen Jahren wurde intensiv an der Wiederherstellung der Landschaftsräume sowie der Erhaltung von charakteristischen Elementen aus dem Landleben auf Fuerteventura gearbeitet. Im Hinblick auf die Landschaftspflege wurden große Fortschritte gemacht und wertvolle Kenntnisse über die natürlich vorkommenden Arten gewonnen. Darüber hinaus ist es uns gelungen, ein stärkeres Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur zu wecken und Maßnahmen gegen Umweltverschmutzung und die fortschreitende Erosion zu ergreifen. In diesem Zuge haben wir uns dafür eingesetzt, dass die Insel zum Biosphärenreservat Fuerteventura erklärt und als Nationalpark für Aride Gebiete vorgeschlagen wurde: eine gemeinsame Anstrengung zum Schutz unserer Insel. Dieses Wegenetz bietet eine wunderbare Gelegenheit, unsere Umwelt zu entdecken und so den Fortgang unserer Arbeit weiter zu fördern. Willkommen auf den Wanderwegen Fuerteventuras!.

Mario Cabrera González Cabildo-Präsident von Fuerteventura

Natalia Évora Soto Verantwortliche des Präsidentschafts-, Umwelt- und Transportressorts beim Cabildo von Fuerteventura

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Einleitung ŪŪ Lage ŪŪ Ursprung, Entstehung und Bodenrelief ŪŪ Klima ŪŪ Vegetation und Fauna


Gipfelblick vom Pico de la Zarza (JandĂ­a)


Introducción

Einleitung

Der GR-131 ist Teil eines europäischen Fernwanderwegenetzes, der die Insel Fuerteventura von Corralejo im Norden bis nach Punta de Jandía im Süden durchquert und auch die als Islote de Lobos bekannte kleine Insel einschließt. Auf seiner Länge von rund 255 Kilometern, die in mehrere Etappen bzw. in Fernwanderwege (GR), Kurzwanderwege (PR) und lokale Wanderwege (SL) unterteilt sind, erwartet den Wanderer ein einzigartiges landschaftliches und kulturelles Erlebnis. Während in den Wintermonaten an vielen Orten der Welt die Aktivitäten im Freien weitestgehend eingestellt werden, ist es auf Fuerteventura dank des ewigen Frühlings möglich, alle nur erdenklichen Sportarten zu treiben und das ganze Jahr hindurch mit der Natur in Kontakt zu bleiben. Sowohl die Beschilderung des gesamten Streckenverlaufs als auch dieser topografische Führer sollen Sport- und Freizeitaktivitäten in diesem naturbelassenen Umfeld fördern.

Lage Fuerteventura ist eine der östlichen Inseln des kanarischen Archipels und liegt nur 100 Kilometer von der afrikanischen Küste entfernt. Sie ist die größte der zur Provinz Las Palmas gehörenden Inseln und nach Teneriffa die zweitgrößte der Kanaren. Im Nordosten von Fuerteventura liegt in nur 2 Kilometer Entfernung die kleine Insel Isla de Lobos, wo der GR-131 seinen Anfang nimmt.

Ursprung, Entstehung und Bodenrelief

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Mehreren Autoren zufolge ist Fuerteventura die älteste Insel des gesamten Archipels. Sie ist etwa 23 Millionen Jahre alt und im Laufe ihrer geologischen Geschichte kam es zu zahlreichen Vulkanausbrüchen, was sich in einer Vielzahl von Formen und


Introducci贸n

Insel Lobos

Materialien widerspiegelt. Einige dieser Materialien stammen aus den ersten Phasen der Entstehung der Insel, was im Macizo de Betancuria besonders gut zu sehen ist.

Betancuria-Bergmassiv

Das aktuelle Relief dieses Gebirgsmassivs zeichnet sich durch sein hohes Alter aus. Intensive Erosionsprozesse haben in

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Introducción

hohem Maße zum Abtragen und Erodieren des Bodens von Fuerteventura beigetragen und ausgedehnte Ebenen mit nur wenigen erwähnenswerten Erhebungen hinterlassen. Die höchste Erhebung der Insel ist mit 807 Metern der Pico de la Zarza. Im Altertum verlieh man der Insel unter anderem auch den Namen „Planaria“, was verdeutlicht, dass sie hauptsächlich von ausgedehnten flachen Gebieten beherrscht wird.

Klima Bezeichnend für Fuerteventura ist das ausgeprägte aride Klima, was sowohl auf die geographische Lage als auch die geringe Höhe zurückzuführen ist. Die Trockenheit ist extrem, denn aufgrund fehlender Höhenzüge ziehen die Passatwinde ungehindert vorbei und es kommt nur selten zu Niederschlägen. Nur die Halbinsel Jandía im Süden sowie das Gebirgsmassiv von Betancuria unterscheiden sich vom Rest der Insel, denn die höheren Lagen ermöglichen hier eine häufigere Wolkenbildung. Die auf der Insel herrschende Dürre wird verstärkt durch Wetter- und Klimaverhältnisse, die auch auf allen anderen Inseln der Kanaren anzutreffen sind, jedoch häufiger auf den östlichen Inseln auftreten: „Calima“, trockene, heiße Winde. Begünstigt durch die Nähe zur afrikanischen Küste gelangt feiner Wüstenstaub, der von den Sandstürmen in der Sahara aufgewirbelt wird, mit dem Scirocco bis zur Insel.

Blick über El Jable bei Calima 12


Introducción

Das Zusammenwirken dieser Faktoren trägt zu dem wunderbaren Klima bei, das mit einer Durchschnittstemperatur von 21 ºC im Jahresverlauf nur geringen Schwankungen unterliegt.

Vegetation und Fauna Die seltenen und unregelmäßigen Niederschläge sowie die hohe Sonneneinstrahlung mit den einhergehenden hohen Temperaturen bestimmen die Flora und Fauna der Insel. Vegetation Fuerteventura zeichnet sich durch eine relativ karge Vegetationsdecke ohne dichte Baumbestände aus. Das ist in erster Linie auf die seltenen Niederschläge und die über Jahrhunderte betriebene intensive Beweidung zurückzuführen. Doch trotz dieser kargen Vegetation beherbergt Fuerteventura zahlreiche endemische Pflanzen, die in den meisten Teilen der Erde größtenteils ausgestorben sind. Dorniges Buschwerk, das sich sowohl in den Ebenen als auch an den Hängen verteilt, zählt zu den häufigsten Vertretern unter den Pflanzen. In der Nähe des am weitesten verbreiteten Dornlattich (Launaea arborescens) trifft man gelegentlich auch auf den Sparrigen Bocksdorn (Lycium intricatum), die Salzmelde (Suaeda vera) und das Wurmförmige Salzkraut (Salsola vermiculata). In bestimmten Regionen herrschen Oleanderblättrige Kleinien (Kleinia neriifolia) und Wolfsmilcharten wie „Tabaibas“ und „Cardones“ (Euphorbia spp.) vor. Sie zählen mit zu den für die Kanarischen Inseln typischsten Pflanzenarten. Eine auf Fuerteventura endemische Art unter Kanaren-Wolfsmilch (Euphorbia canariensis) den Wolfsmilchgewächsen ist der „Cardón de Jandía“ (Euphorbia handiensis). Er kommt ausschließlich in begrenzten Gegenden im Süden der Insel vor. Typisch für Fuerteventura sind auch die kleinen Haine mit Kanarenpalmen (Phoenix canariensis) und die Kanarischen Tamarisken (Tamarix canariensis). In den höheren Lagen der Insel siedeln sich vereinzelte Exemplare thermophiler Wälder wie Wilde Olivenbäume (Olea cerasiformis) und Atlantische Pistazien (Pistacia atlantica) an.

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Introducción

Mittagsblumengewächse wie die Knotenblütige Mittagsblume (Mesembryanthemum nodiflorum) und das Eiskraut (Mesembryanthemum crystallinum) sind häufig vertreten und färben mit dem heranziehenden Sommer weite Landstriche rot. Auf den sandigen Flächen nahe der Küste sind am häufigsten das Desfontaines Jochblatt (Zygophyllum fontanesii), der lokal als „Balancón“ (Traganum moquinii) bekannte Dünenstrauch und die Strandwolfsmilch (Euphorbia paralias) anzutreffen. Landeinwärts besteht die Vegetation hauptsächlich aus Lanzarote-Hornklee (Lotus lancerottensis) und der Schneeweißen Vielfrucht (Polycarpaea nivea). Fuerteventura verfügt über einzigartige Salzwiesen, die regelmäßig von der Flut überspült werden und für die Vogelwelt von besonderer Bedeutung sind. In diesem Lebensraum wächst vor allem dichtes Buschwerk, das aus den hier als „Salados“, „die Salzigen“, bekannten Arten besteht, welche der Gattung der Soden und der Salzkräuter angehören. In den hohen Regionen von Jandía stoßen wir auf Endemiten wie das Kanarische Sternauge (Asteriscus sericeus), Winters Kanarenmargerite (Argyranthemum winteri), den Jandía-Natternkopf (Echium handiense) und andere. Salzwiese bei Morro Jable

Eine besondere Erwähnung verdienen auch die weit verbreiteten Flechten. Anzutreffen sind sie vor allem in den als „Malpaís“ (wörtlich: schlechtes Land) bekannten Lavafeldern, wo sie am vulkanischen Gestein wachsen und eine Art Kruste bilden.

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Schließlich sind auf der Insel noch verschiedene eingeführte Pflanzenarten heimisch geworden, die sich perfekt an das Klima Fuerteventuras angepasst haben. Dazu zählen unter anderem Blaugrüner Tabak (Nicotiana glauca), Feigenkakteen (Opuntia spp.), Amerikanische Agaven (Agave americana) und eine Agavenart, die als „Henequén“ (Agave fourcroydes) bekannt ist.


Introducción

Fauna Zu den am stärksten vertretenen Tieren der Insel ge-

Kanarische Kragentrappe

hören die wirbellosen Arten, von denen vor allem die Insekten bei Liebhabern vermehrt Interesse geweckt haben. Unter den Wirbeltieren nehmen die Vögel aufgrund ihrer Artenvielfalt die wichtigste Stellung ein. Die Ebenen Fuerteventuras bieten eine einmalige Gelegenheit zur Beobachtung von Steppenvögeln wie beispielsweise einer Unterart der Kanarischen Kragentrappe (Chlamydotis undulata fuertaventurae). In erdig-steinigen Gegenden und den als „Barrancos“ bekannten Schluchten hält sich bevorzugt der Kanarenschmätzer (Saxicola dacotiae), ein kleiner Vertreter aus der Ordnung der Sperlingsvögel, auf, dessen Lebensraum sich

Agave und Feigenkaktus

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Introducción

ausschließlich auf Fuerteventura beschränkt. Der Schmutzgeier (Neophron percnopterus majorensis) ist die einzige auf den Kanarischen Inseln heimische Greifvogelart. Sein bevorzugtes Rückzugsgebiet sind die Bergregionen der Insel Fuerteventura. Von besonderer Bedeutung unter den Seevögeln ist der Gelbschnabel-Sturmtaucher (Calonectris diomedea) als Nistvogel und der Seidenreiher (Egretta garzeta), der zu den Zugvögeln gehört. Auch die Reptilien bilden eine repräsentative Gruppe in der Tierwelt. Unterschieden werden die Ostkanareneidechse (Gallotia atlantica), der Kanarische Mauergecko (Tarentola angustimentalis), der verschiedene Unterarten aufweist, und der Ostkanarenskink (Chalcides simonyi), der zu der robusteren Art unter den Eidechsen gehört, jedoch nicht so zahlreich vertreten ist. Unter den Amphibien gibt es lediglich zwei vom Menschen eingeführte Lurcharten, den Iberischen Wasserfrosch (Rana perezi) und den Mittelmeer-Laubfrosch (Hyla meridionalis), die zum Überleben Feuchtgebiete als Lebensraum benötigen.

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Mit Ausnahme der Weißrandfledermaus (Pipistrellus kuhlii) und der Kanaren-Spitzmaus (Crocidura canariensis) wurden die meisten Säugetiere vorsätzlich auf der Insel eingeführt. Dazu zählen hauptsächlich Haustiere wie Ziegen, Schafe, Dromedare und Esel. Daneben sind auf der gesamten Insel der Nordafrikanische oder Algerische Igel (Atelerix algirus) und das Atlashörnchen (Atlantoxerus getulus) heimisch. Bei diesen Arten handelt es sich um Tiere, die erst vor kurzer Zeit aus Afrika eingeführt wurden.


Esel von Fuerteventura

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Naturschutzgebiete


MalpaĂ­s de la Arena (La Oliva)


Espacios Naturales Protegidos

Naturschutzgebiete

Das Netz der Naturschutzgebiete der Kanarischen Inseln (Red Canaria de Espacios Naturales Protegidos) schließt 47.695 Hektar der Insel Fuerteventura mit 13 Naturschutzgebieten ein:

Naturpark • Naturpark Islote de Lobos • Naturpark Corralejo • Naturpark Jandía

Landschaftspark • Landschaftspark Betancuria

Naturdenkmal 20

• Naturdenkmal Malpaís de La Arena • Naturdenkmal Montaña Tindaya


Espacios Naturales Protegidos

• • • •

Naturdenkmal Caldera de Gairía Naturdenkmal Cuchillos de Vigán Naturdenkmal Montaña Cardón Naturdenkmal Ajuí

Landschaftsschutzgebiet • Landschaftsschutzgebiet Malpaís Grande • Landschaftsschutzgebiet Vallebrón

Ort von wissenschaftlichem Interesse • Ort von wissenschaftlichem Interesse Playa del Matorral

Zudem wurde die gesamte Insel Fuerteventura am 26. Mai 2009 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt

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MIDE (Ausflugsinformationssystem) ŪŪ Schwierigkeitsgrad ŪŪ Grundsätzliche Informationen ŪŪ Empfehlungen für Ihren Aufenthalt in der Natur


Wanderweg der 9. Etappe


MIDE

MIDE

(Ausflugsinformationssystem)

MIDE ist ein von Wanderern genutztes Kommunikationssystem. Es handelt sich um eine Skala mit den technischen und physischen Schwierigkeitsgraden der verschiedenen Strecken zu Informationszwecken, um eine bessere Klassifizierung derselben zu ermöglichen. Dieses System soll dazu dienen, die Schwierigkeit einer Wanderung einschätzen und so eine bessere Wahl treffen zu können. MIDE ist in zwei Informationsblöcke aufgeteilt: • Er erfolgt eine Bewertung von 1 bis 5 (geringes bis hohes Risiko) in vier Schwierigkeitskategorien, die in der Tabelle erläutert werden. • Grundsätzliche Informationen über die Routen. Ejemplo de MIDE Etapa 2 Dauer etwa

8 Std.

Umgebungsbedingter Risikofaktor

1

Anstieg

293 m

Orientierung unterwegs

2

Schwierigkeit des Streckenverlaufs

1

Konditionserfordernisse

3

Abstieg Länge etwa

13 m 25,9 km

Wanderwegtyp Zielwanderweg

Perfil

24


MIDE

Umgebung Umgebungsbedingte Risikofaktoren 1

Die Umgebung ist nicht frei von Risiken

2

Die Umgebung weist mehr als einen Risikofaktor auf

3

Die Umgebung weist mehrere Risikofaktoren auf

4

Die Umgebung weist viele Risikofaktoren auf

5

Die Umgebung ist als gefährlich einzustufen

Wege Orientierung auf den Wegen 1

Gut gekennzeichnete Wege und Abzweigungen

2

Weiterführende Wegmarkierungen und -beschilderungen

3

Gute Kenntnisse von geografischen Hindernissen und Himmelsrichtungen erforderlich

4

Gute Orientierungsfähigkeit für Abweichungen vom Wegeverlauf erforderlich

5

Abweichungen vom ausgewiesenen Wegeverlauf aufgrund von zu umgehenden Hindernissen erforderlich

Streckenverlauf Schwierigkeit des Streckenverlaufs 1

Streckenverlauf auf leicht begehbaren Wegen mit geringem Höhenunterschied

2

Streckenverlauf auf Reit- und Wanderwegen

3

Streckenverlauf durch Gebiete mit Höhenunterschieden oder unebenem Gelände

4

Springen oder Festhalten zum Gleichgewichthalten erforderlich

5

Kletterfähigkeiten zum Weiterwandern erforderlich

Kondition Konditionserfordernisse 1

bis zu einer Stunde effektive Wanderzeit

2

mindestens eine bis maximal drei Stunden (2+1) effektive Wanderzeit

3

mindestens drei Stunden bis maximal sechs Stunden (3+2+1) effektive Wanderzeit

4

mindestens sechs Stunden bis maximal 10 Stunden (4+3+2+1) effektive Wanderzeit

5

mehr als zehn Stunden effektive Wanderzeit

Das Ausflugsinformationssystem MIDE wird vom spanischen Bergund Klettersportverband (Federación Española de Deportes de Montaña y Escalada FEDME) empfohlen. Weitere Informationen unter www.euromide.info

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MIDE

Empfehlungen für Ihren Aufenthalt in der Natur • Hinterlassen oder vergraben Sie keinen Müll! • Es ist untersagt, außerhalb der dafür vorgesehenen Stellen Feuer zu entzünden! • Halten Sie sich auf den Wegen und vermeiden Sie Abkürzungen, die zur Erosion beitragen und den Originalverlauf des Wanderweges zerstören! • Denken Sie daran, dass auf einigen Strecken Motorfahrzeuge verkehren! • Tore, Gitter, Schranken usw. bitte wieder schließen, damit Vieh und Wild nicht passieren können! • Wildes Campen ist untersagt! Verhalten Sie sich rücksichtsvoll! • Keine Blumen pflücken oder Äste entfernen, es könnte sich um eine vom Aussterben bedrohte Art handeln! • Verhalten Sie sich möglichst ruhig, um die Tiere nicht zu stören! • Planen Sie Ihren Ausflug mit Bedacht und kalkulieren Sie die erforderliche Zeit! • Nehmen Sie bei längeren Wanderungen stets reichlich Wasser und verzehrfertige Verpflegung mit! • Denken Sie unbedingt an einen Hut, Sonnenbrille und Sonnenschutzcreme! • Führen Sie ein Mobiltelefon mit sich und notieren Sie sich die Notrufnummer: 112

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MIDE

Markierungen des Fernwanderwegs (GR)

Weiterführender Weg

Richtungsänderung

Falsche Richtung

Markierungen des Kurzwanderwegs (PR)

Weiterführender Weg

Richtungsänderung

Falsche Richtung

Markierungen des lokalen Wanderwegs (SL)

Weiterführender Weg

Richtungsänderung

Falsche Richtung

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GR® 131 ŪŪ 1. Etappe | Isla de Lobos ŪŪ 2. Etappe | Corralejo - La Oliva ŪŪ 3. Etappe | La Oliva - Tefía ŪŪ 4. Etappe | Tefía - Betancuria ŪŪ 5. Etappe | Betancuria - Pájara ŪŪ 6. Etappe | Pájara - La Pared ŪŪ 7. Etappe | La Pared - Risco del Paso ŪŪ 8. Etappe | Risco del Paso - Morro Jable ŪŪ 9. Etappe | Morro Jable - Punta de Jandía


Stausee Las Peñitas (Vega de Río Palmas)


GRÂŽ 131

1. Etappe | Isla de Lobos

2. Inselkarte

1. Etappe

Isla de Lobos

1. Etappe Dauer etwa Anstieg Abstieg Länge etwa

1 Std. 30 Min. 23 m 8m 3,5 km

Umgebungsbedingter Risikofaktor

1

Orientierung unterwegs

1

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 1 Konditionserfordernisse

Wanderwegtyp Zielwanderweg

Profil

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Playa de la Calera

1


GR® 131

1. Etappe | Isla de Lobos

Die zum Naturpark erklärte, als Islote de Lobos bekannte Insel liegt in der Meerenge La Bocaina, welche die Inseln Fuerteventura und Lanzarote voneinander trennt. Die erste Etappe des Fernwanderwegs GR-131 nimmt auf diesem Inselchen ihren Anfang. Wir können uns die Einzigartigkeit dieses herrlichen Wanderwegs also bereits ausmalen. Um an den Ausgangspunkt dieser etwas untypischen Etappe zu gelangen, müssen wir mit dem Schiff im Hafen von Corralejo übersetzen. Während der Überfahrt genießen wir einen entspannenden Ausflug durch die Meerenge, die als El Río bekannt ist, und legen anschließend an dem kleinen Anleger El Muelle an, wo wir von Bord gehen. Hier beginnt die erste Etappe des GR-131 an einer Weggabelung. Wir nehmen den nach links abgehenden Weg, denn der andere ist nicht Teil des GR und führt zu ein paar Fischerhütten, den Casas del Puertito.

Aljibe (Wasserspeicher)

Wir folgen dem Weg, der sich durch Lavafelder mit karger Vegetation, sogenannte „Malpaíses“ schlängelt und erreichen schließlich die Playa de la Calera, wo uns das Meer mit einem beeindruckenden Farbenspiel überrascht. Der Wanderweg verläuft sodann an der Caldera de la Montaña zu unserer Linken vorbei. Diesen Vulkankegel mit einer Höhe von 127 Metern können wir über einen der Wege erklimmen, die von unserer Route aus hinaufführen. Häufig wachsen zu beiden Seiten des Weges Pflanzengemeinschaften der Balsam-Wolfsmilch (Euphorbia balsamifera), die uns mit ihrem leuchtenden Grün über

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GR® 131

1. Etappe | Isla de Lobos

Schiffsfahrplan Die Häufigkeit der täglichen Überfahrten ist abhängig von Hoch- und Nebensaison.

Sommerfahrplan

(15. Juli bis 30. September) Corralejo Isla de Lobos 10:00 | 11:00* | 12:00 | 13:00 | 15:30 | 16:30 | 17:15* Isla de Lobos Corralejo 10:15 | 11:15* | 12:15 | 13:45 | 16:00 | 17:00 | 18:00*

Winterfahrplan

(1. Oktober bis 14. Juli) Corralejo Isla de Lobos 10:00 | 12:00 | 13:00 | 15:30 | 16:30* Isla de Lobos Corralejo 10:15 | 12:15 | 13:45 | 16:00 | 17:00* Lassen Sie sich die mit einem Sternchen (*) gekennzeichneten Uhrzeiten bitte an der Kasse oder auf dem Schiff bestätigen.

Leuchtturm von Martiño

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1. Etappe | Isla de Lobos

GR® 131

einen Großteil unserer Wanderung begleiten. Schließlich geht es weiter zur Bucht Caleta de la Madera, an der wir entlang laufen, bis wir den Leuchturm Faro de Martiño erreichen. Es gibt noch einen anderen Weg, den wir für den Rückmarsch vorschlagen. Er beginnt am Faro de Martiño und führt uns bis El Muelle zurück. Am Ende dieser Etappe ist er deutlich an einer Kreuzung zu erkennen. Dieser Weg führt uns direkt in das Salzwiesengebiet in Las Lagunitas. Schnell entdecken wir den hier wachsenden Strandflieder Limonium ovalifolium ssp. canariense. Es handelt sich hierbei um einen kanarischen Endemiten, der nur in sehr wenigen Gebieten präsent ist und es ist gut möglich, dass er ausschließlich auf der Isla de Lobos wächst. Im Verlauf der Wanderung kommen wir außerdem an verschiedenen Wasserspeichern und Kalköfen vorbei. Diese Konstruktionen entstanden zu Zeiten, als die Bevölkerung Fuerteventuras die beschränkten Ressourcen im größtmöglichen Maße zu nutzen suchte.

Die Kalköfen Die Kalkproduktion auf Fuerteventura ist seit dem 16. Jahrhundert bekannt, obwohl die Konstruktionen der meisten Kalköfen, die wir heute noch besichtigen können, auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurückgehen, als dieser Wirtschaftssektor seinen Aufschwung erlebte. Die Herstellung von Kalk erlangte auf der Insel große Bedeutung. Fuerteventura war Vorreiter im Vertrieb von Kalk, sowohl auf der eigenen Insel als auch im Handel mit den restlichen Inseln des kanarischen Archipels. Teilweise ist das darauf zurückzuführen, dass dieser Wirtschaftssektor nicht vom Wetter abhängig war und so nicht von den Krisen gebeutelt wurde, die andere Sektoren der Inselwirtschaft aufgrund der Dürreperioden erlitten. Kalk wurde mithilfe hoher Temperaturen (zwischen 900 ºC und 1.000 ºC) aus Kalkstein gewonnen. Bei einem solchen Brennprozess zersetzte sich der Kalkstein und es wurde Calciumoxid, also Branntkalk freigesetzt. Um diese hohen Temperaturen zu erreichen, nutzte man Öfen, die bis heute an vielen Orten der Insel erhalten geblieben sind. Auf Fuerteventura werden zwei Ofentypen unterschieden: die mit Kohle beheizten Industrieöfen und die einfachen, „Caleras“ genannten Kalköfen, in denen Holz für den Brennvorgang verwendet wurde. Bei beiden Bautypen handelt es sich um kegelstumpfförmige Öfen, die im unteren Teil eine Tür oder eine seitliche Öffnung aufweisen. Je nachdem, ob sie industriell oder für den Hausgebrauch genutzt wurden, unterscheiden sie sich hauptsächlich in ihrer Größe.

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GR® 131

1. Etappe | Isla de Lobos

Die Industrieöfen In diesem Ofentyp wurde Kalk in erster Linie für den Export hergestellt, denn der Brennvorgang nahm mehr Zeit in Anspruch und die Kalkmengen waren um einiges größer als in den einfachen Öfen. Diese Öfen wurden mithilfe einer Treppe oder Rampe von oben mit Kohle befüllt und konnten somit größere Mengen produzieren. Doch bei genau diesem Mineral handelte es sich um ein Material, das auf der Insel nicht verfügbar war. So war man in Zeiten, in denen Kohle knapp war, darauf angewiesen, die einfacheren Öfen, die „Caleras“ genannt wurden, zu benutzen.

Caleras: Einfache Kalköfen Das Produktionsverfahren für diese Öfen war vollkommen anders als das für die industriellen Öfen. Sie wurden hauptsä-

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GR® 131

1. Etappe | Isla de Lobos

chlich für den eigenen Gebrauch genutzt und es wurden geringere Mengen Kalk produziert als mit den Industrieöfen. Für den Brennvorgang verwendete man trockenen Dornlattich (Launaea arborescens), ein auf der Insel weit verbreitetes dorniges Buschwerk. Äußerlich ähneln sich die Öfen; der größte Unterschied besteht darin, dass die Caleras nicht über eine Tür sondern über eine seitliche, etwa einen Meter breite Öffnung verfügen, die vom Boden aus bis zum höchsten Teil des Ofens reicht. Über diese Öffnung wurde der Ofen mit den zusammengepressten Dornlattichbüschen und dem Kalkstein befüllt. Heute ist das Handwerk der Kalkproduktion weitestgehend in Vergessenheit geraten und übrig geblieben sind Reste der Öfen, die an ein tief verwurzeltes Gewerbe mit einer langen Tradition erinnern

Großer Kalkofen

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GR® 131

2. Etappe | Corralejo - La Oliva

3. Inselkarte

2. Etappe

Corralejo - La Oliva

2. Etappe Dauer etwa

8 Std.

Umgebungsbedingter Risikofaktor

1

Anstieg

293 m

Orientierung unterwegs

2

Abstieg Länge etwa

13 m 25,9 km

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 1 Konditionserfordernisse

3

Wanderwegtyp Zielwanderweg

Profil

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Die zweite Etappe des Fernwanderwegs GR-131 beginnt im Ortskern von Corralejo an der Plaza Patricio Calero. Der an diesem Platz vorbeiführenden Straße La Milagrosa folgen wir und biegen anschließend rechts ab, wo es über die Calle Lepanto aufwärts bis zur Avenida Juan Carlos I geht. Weiter geht es links über die Avenida, bis wir den Kreisverkehr mit der Skulptur eines Schiffes erreichen, auf dessen Segel verschiedene Sportarten abgebildet sind. Hier nehmen wir die erste Ausfahrt und biegen nach wenigen Metern in die zweite Straße rechts ab. Wir folgen ihr, bis wir den Wasserspeicher der Gemeinde erreichen. Wenn wir uns umdrehen, können wir sehen, wie nah die Nachbarinseln Lanzarote und Isla de Lobos sind, die dem Blick auf den Atlantischen Ozean einen ganz besonderen Reiz verleihen.


2. Etappe | Corralejo - La Oliva

GR® 131

Weg durch Lavafelder

Die Wanderung führt nun durch „Malpaís“ genannte Lavafelder, deren Ursprung auf die Ausbrüche der Bayuyo-Vulkankette vor etwa 185.000 Jahren zurückgeht. An der Vulkankette entlang wandern wir bis zum Fuß der Caldera Rebanada, wo unsere Etappe auf den lokalen Wanderweg SL-FV 2 (Lajares - Calderón Hondo) trifft. Wir folgen dem sanften Verlauf um die Caldera Rebanada herum und gelangen schließlich über die Straße Juanita ins Dorf Lajares. An der Kreuzung der Straßen Los Cascajos und Majanicho trifft unser Weg erneut auf den SL-FV 2. Beide führen nun bis zum Fußballplatz in Lajares, wo der SL-FV 2 endet, wir aber unsere Wanderung fortsetzen. Wir überqueren die örtliche Landstraße und folgen der Calle Los Quemados bis ans Ende, wo wir dann links abbiegen. Nachdem wir die letzten Häuser hinter uns gelassen haben, führt unsere Wanderung durch eine beeindruckende Vulkanlandschaft. An den Hängen des Tejate geht es weiter ins Monumento Natural del Malpaís de la Arena. Die Lavafelder in diesem Naturschutzgebiet sind praktisch vollständig von Flechten bedeckt.

37 Casa del Inglés


GR® 131

2. Etappe | Corralejo - La Oliva

Wenn wir das Malpaís durchquert haben, gelangen wir über die Straße Las Navajas in den Ortskern von La Oliva und sodann an eine Kreuzung. Zu unserer Rechten liegt die Casa del Inglés, ein Landhaus des damaligen Bürgertums der Insel aus dem 18.

Flechten Die Flechten Fuerteventuras fanden über Jahrhunderte für einen der bedeutendsten Wirtschaftssektoren Verwendung. Von besonderem Interesse ist die als „Orchilla“ (Roccela spp.) bekannte dunkelbraune Flechtenart, aus der der natürliche Farbstoff Orseille gewonnen wurde. Sie besteht aus mehreren Fasern, die aus einem Körper austreten, der fest an der Oberfläche der Felsen haftet, wo sie im Verlauf ihres Wachstums ein Geflecht aus etwas zerzaust wirkenden Fäden bildet. Von der Eroberung bis Anfang des 20. Jahrhunderts exportierte man diese Flechten auf die europäischen Märkte, wo sie zur Herstellung natürlicher purpurner Farbstoffe für die Textilindustrie Verwendung fanden. Die Flechten stellten eine der wichtigsten Exportwaren der Geschichte Fuerteventuras dar.

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Malpaís de la Arena


2. Etappe | Corralejo - La Oliva

GR® 131

Jahrhundert. Schließlich biegen wir rechts ab und folgen der örtlichen Landstraße FV-10 bis zum Kirchplatz von La Oliva, wo die Etappe zu Ende geht.

Orchilla-Flechte

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GR® 131

3. Etappe | La Oliva - Tefía

4. Inselkarte

3. Etappe

La Oliva - Tefía

3. Etappe Dauer etwa Anstieg Abstieg Länge etwa

6 Std. 30 Min.

Umgebungsbedingter Risikofaktor

1

242 m

Orientierung unterwegs

2

144 m

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 2

16,85 km

Konditionserfordernisse

2

Wanderwegtyp Zielwanderweg

Profil

40

Bergblick auf die Montaña Quemada


3. Etappe | La Oliva - Tefía

GR® 131

Ausgangspunkt dieser Etappe ist die Plaza de Nuestra Señora de la Candelaria in La Oliva. Von diesem Platz aus führt unsere Wanderung zunächst die Straße Orilla entlang. Wir biegen die nächste Straße links in die Calle La Nobleza ein und folgen ihr, bis wir eine Kreuzung mit einer Tankstelle erreichen. Hier überqueren wir die örtliche Landstraße und biegen an der ersten Möglichkeit rechts ab. Am Ende der Straße stoßen wir auf zahlreiche als „Henequenes“ (Agave fourcroydes) bekannte Agaven. Jetzt geht es links ab und langsam lassen wir das bewohnte Gebiet von La Oliva hinter uns. Über einen unbefestigten Weg wandern wir an brachliegenden Ackerflächen vorbei. Wenn wir dem Verlauf der als Barranco de la Mantaña La Oliva bekannten Schlucht folgen, gelangen wir direkt zum heiligen Berg Tindaya. Seine im Laufe der Zeit wie gemeißelt erscheinende

Agaven vor dem Tindaya

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GR® 131

3. Etappe | La Oliva - Tefía

Schluchtweg durch den Barranco del Risco

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Form und sein einzigartiges Farbspiel heben ihn inmitten dieser weiten Ebene besonders hervor. Wir setzen unseren Weg fort und wandern westlich am Berg vorbei. Es besteht sogar die Möglichkeit, zum Gipfel aufzusteigen, allerdings ist dafür zuvor eine Sondergenehmigung bei der Inselverwaltung (Cabildo de Fuerteventura) einzuholen. Nächstes Ziel unserer Etappe ist das Dorf Tindaya. Wir folgen der Straße Virgen de La Caridad und erreichen die als Ermita de Tindaya bekannte Kapelle, wo der Kurzwanderweg PR-FV 9 (Tindaya - Vallebrón - Tefía) beginnt. Unser Weg verläuft ab hier geradewegs durch die Ortschaft bis zur Casa Alta, einem alten Gebäude, das zurzeit renoviert wird. Weiter geht es jetzt auf einem unbefestigten Weg in Richtung Süden, der uns bis zur Montaña Quemada führt. An ihrem Hang ragt eine beeindruckende, weiße Skulptur von Miguel de Unamuno empor. Wir setzen unsere Wanderung fort und lassen das als El Santo Lirio bekannte Gebiet zu unserer Linken hinter uns. Wenn wir den Barranco del Risco erreicht haben, überqueren wir die örtliche Landstraße FV-207. Einen Kilometer geht es jetzt in östlicher Richtung weiter. Dann biegen wir rechts ab, um zur Casa del Cordobés zu gelangen, wo diese dritte Etappe erneut auf den PR-FV 9 trifft. Beide Wanderwege verlaufen nun gemeinsam zwischen Tablero de la Avutarda und Rincón de la Hija in Richtung Süden bis in die Ortschaft Tefía. Wir durchqueren das Dorf und erreichen eine Straßenkreuzung, an der wir links abbiegen. Danach geht es an der zweiten Straße wieder links und wir folgen ihr bis zur als Ermita de San Agustín bekannten Kapelle, wo unsere Etappe zu Ende geht.


3. Etappe | La Oliva - Tefía

GR® 131

La Casa Alta de Tindaya: Ein Wohnhaus und seine Geschichte La Casa Alta in Tindaya, zu deutsch „das hohe Haus“, erhielt diesen Namen, weil es sich um das erste Gebäude Tindayas handelte, das über zwei Stockwerke verfügte. Eine Legende erzählt, dass ein in Tindaya gebürtiger Mann unbedingt ein Haus errichten wollte, das anders als die anderen war, ein Haus, das sich von den anderen abhob und das für Reisende schon aus der Ferne sichtbar war. Mit Ausdauer, Arbeitseinsatz und unter großen Opfern gelang es ihm, das höchste Haus von Tindaya zu bauen. Stolz war er auf sein Werk und nach Beendigung der Bauarbeiten stieg er auf einen Berg (vermutlich La Muda) gegenüber dem Dorf, um sein Meisterwerk von Weitem zu betrachten. Doch sein Glück war nur von kurzer Dauer. Als die Dorfbewohner von Tindaya am Abend feststellten, dass er noch immer nicht zurückgekehrt war, bestiegen sie den Berg und fanden ihn dort tot vor. So kommt es, dass die Casa Alta laut mündlichen Überlieferungen als verhext gilt.

Restaurierung der Casa Alta

Miguel de Unamuno Miguel de Unamuno war ein spanischer Schriftsteller und gilt für viele als einer der bedeutendsten spanischen Philosophen der Gegenwart. Er wurde 1864 in Bilbao geboren und verstarb 1936 in Salamanca. Er gehörte der „Generación del 98“ (Generation von 98) an, ebenso wie auch Juan Ramón Jiménez, José Martínez Ruiz „Azorín“, Ramón del Valle Inclán, Leopoldo Alas „Clarín“, Antonio und Manuel Machado. An der Universität Salamanca war er als Rektor tätig, wurde jedoch 1914 dazu gezwungen, sein Amt aufgrund wiederholter Angriffe auf die Monarchie unter Alfons XIII. niederzulegen. 43


GR® 131

3. Etappe | La Oliva - Tefía

Zehn Jahre später wurde er wegen seines Widerstands gegen die Diktatur unter Miguel Primo de Rivera nach Fuerteventura verbannt, wo er sich vier Monate, von März bis Juli, aufhielt. In dieser kurzen Zeit lernte der baskische Schriftsteller und Philosoph die Schönheit seines Exils und die Gastfreundlichkeit der Bevölkerung kennen. Er schrieb sogar, er wünsche, dass seine Überreste auf der Montaña Quemada begraben würden, für den Fall, nicht in seiner Heimat begraben werden zu können. Auf diesem Berg errichtete man ein Monument zu seinen Ehren. Sein Werk mit Sonetten „De Fuerteventura a París“ geht auf dieses Erlebnis zurück. 1925 wurde es in Paris veröffentlicht. Später verschlägt es ihn nach Frankreich, wo er bis 1930 freiwillig im Exil lebt. Im selben Jahr fällt das Regime unter Primo de Rivera und Unamuno kehrt als Rektor an die Universität Salamanca zurück, die er bis zum seinem Tod nicht mehr verlassen sollte.

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GR® 131

4. Etappe | Tefía - Betancuria

5. Inselkarte

4. Etappe

Tefía - Betancuria

4. Etappe Dauer etwa Anstieg Abstieg Länge etwa Wanderwegtyp

6 Std. 30 Min.

Umgebungsbedingter Risikofaktor

2

606 m

Orientierung unterwegs

2

149 m

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 2

17,15 km

Konditionserfordernisse

2

Travesía

Profil

Ecomuseo de La Alcogida

45


GR® 131

4. Etappe | Tefía - Betancuria

Ausgangspunkt der vierten Etappe ist das Kulturzentrum von Tefía. Von hier aus wandern wir etwa einen Kilometer weit und erreichen das Ecomuseo de La Alcogida, wo man einen guten Einblick in die Bräuche und Traditionen der Insel erhält. Weiter geht es in nordwestlicher Richtung, bis wir auf eine Windmühle stoßen. Eine Besonderheit dieser Mühle ist, dass sie mit sechs Flügeln ausgestattet ist. Die meisten anderen Mühlen Fuerteventuras besitzen nur vier Flügel. Wir wandern noch etwa 250 Meter in dieselbe Richtung, biegen dann links ab und überqueren die örtliche Landstraße FV-221. Jetzt geht es durch ein ausgedehntes Tal bis zur Montaña Bermeja. Der Berg hebt sich mit seinen Rottönen deutlich von der Umgebung ab, die sich in den inseltypischen Brauntönen präsentiert. Der Stein des Berges wurde früher für die unterschiedlichsten Bauwerke verwendet, unter anderem auch für einige Häuser in Tefía. Der Weg verläuft weiter Richtung Südwesten und wir durchqueren das Dorf Los Llanos de la Concepción. Wir folgen den Markierungen und erreichen schließlich die nächste Ortschaft Valle de Santa Inés. Dem asphaltierten Weg durch den Ort folgen wir etwa 1,5 Kilometer und biegen dann links in einen unbefestigten Weg ein. Nachdem wir die letzten Häuser von Valle de Santa Inés hinter uns gelassen haben, eröffnen sich vor uns ausgedehnte Ackerflächen. Nun geht es aufwärts weiter, bis wir einen Aussichtspunkt erreichen, an dem

46 Guise und Ayose


4. Etappe | Tefía - Betancuria

GR® 131

zwei Skulpturen die beiden „Majos“ (Bezeichnung für die Urbewohner der Insel) Guise und Ayose repräsentieren. Sie sind Zeugen der Erosion durch die Natur, die unweigerlich und unendlich geduldig das Relief Fuerteventuras abträgt und uns heute eine Landschaft mit sanften Hügeln darbietet, welche die ältesten Materialien des kanarischen Archipels offenlegen.

Kanarisches Sternauge

Im Anschluss überqueren wir die örtliche Landstraße FV-30 und beginnen den Abstieg vorbei an Pflanzengemeinschaften wie der Gemeinen Kanarischen oder auch König-Juba-Wolfsmilch (Euphorbia regis-jubae), Akazien (Acacia spp.) und einigen Exemplaren des Kanarischen Sternauges (Asteriscus sericeus). Schließlich gelangen wir zum ersten Franziskanerkloster der Kanarischen Inseln. Etwa 300 Meter setzen wir unseren Weg fort über die Straße Presidente Hormiga, biegen dann rechts ab und gelangen hinter einer Kurve an eine Kreuzung. Diese überqueren wir und beenden diese Etappe am Kirchplatz der Iglesia de Santa María de Betancuria.

Albergue de Tefía (Kulturzentrum und Herberge) Die Albergue de Tefía liegt inmitten einer weiten Ebene in der Nähe der Ortschaft Tefía. Hier lernen wir eine Landschaft kennen, die uns zwar zunächst unwirtlich erscheint. Doch ihre packende Geschichte zieht dann schnell alle Besucher in ihren Bann. Die erste Begebenheit, von der berichtet wird, dreht sich um den Luftverkehr, denn hier entstand der erste Flughafen Fuerteventuras. 1942 landete das erste Flugzeug der spanischen Luftstreitkräfte mit einer Truppe Soldaten, die einstweilig in einer Holzbaracke einquartiert wurde. Zehn Jahre nach diesem ersten Flug wurde der Flughafen von Tefía aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse (starke Windböen) geschlossen und nach Los Estancos umgesiedelt, einer Ortschaft, die von der Hauptstadt nicht weit entfernt liegt. Die alte Flughafenanlage unterstand sodann einer Abteilung des Justizministeriums und wurde in eine landwirtschaftliche Strafkolonie umfunktioniert. Diese nannte man „Colonia de Vagos y Maleantes“: Kolonie für Landstreicher und Gesindel. Neben Rückfalltätern und Rebellen landeten auch Hunderte 47


GR® 131

4. Etappe | Tefía - Betancuria

von Homosexuellen in dem Lager, einfach aufgrund der Tatsache, dass sie sich als solche bekannten. Von allen kanarischen Inseln brachte man sie in das Lager, wo sie von 1954 bis 1966 ihr Dasein fristeten. Anfang 1972 wurde der Ort dann durch das Militär für Truppenübungen genutzt. Im Verlauf dieses Manövers „Maxorate-72“ sprang die Fallschirmspringer-Brigade über der Ebene von Tefía ab. Die starken Winde, die über die Insel fegten, rissen die Soldaten mit sich und dreizehn von ihnen kamen dabei ums Leben. Im Gedenken an dieses Unglück errichtete man zu Ehren der dreizehn Fallschirmspringer in dem Gebiet ein Monument und stellte zudem einen Stein auf, auf dem die Namen der Verstorbenen zu lesen sind. Im Jahr darauf erwarb die Inselregierung die Anlagen, um einen Hof für experimentelle Landwirtschaft zu gründen. Heute ist der Hof Schauplatz für zahlreiche Aktivitäten. Auch die Sternwarte des Astronomieverbands von Fuerteventura hat hier ihren Sitz. Mit ihrer Kugelform sticht dieses architektonische Bauwerk besonders hervor. Es lohnt sich also, diesen geschichtsträchtigen Ort, der heute in die Gegenwart integriert wurde, näher kennenzulernen. 48


GR® 131

5. Etappe | Betancuria - Pájara

6. Inselkarte

5. Etappe

Betancuria - Pájara

5. Etappe Dauer etwa Anstieg Abstieg Länge etwa

7 Std. 30 Min.

Umgebungsbedingter Risikofaktor

2

665 m

Orientierung unterwegs

1

205 m

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 3

16,4 km

Konditionserfordernisse

2

Wanderwegtyp Zielwanderweg

Profil

Die fünfte Etappe des Fernwanderwegs GR-131 beginnt in Betancuria, dem ehemaligen Verwaltungssitz auf Fuerteventura zur Zeit der Feudalherrschaft. Über eine Länge von 1,7 Kilometern verläuft diese Etappe zusammen mit dem lokalen Wanderweg SL-FV 29 (Antigua - Degollada del Marrubio - Betancuria). Vom Kirchplatz der Iglesia de Santa María de Betancuria wandern wir bis zu dem als Casa de los Beneficiados bekannten Bauwerk und folgen dann einem gepflasterten Weg etwa 150 Meter abwärts bis zur örtlichen Landstraße FV-30. Diese überqueren wir und passieren nach wenigen Metern den als Pozo de los Peña bekannten Brunnen, dessen Schöpfrad („Noria“) erst kürzlich renoviert wurde.

49


GR® 131

5. Etappe | Betancuria - Pájara

Casa de los Padrones

Weiter geht es durch eine Gegend mit den typischen Terrassenfeldern der Inseln, den sogenannten „Gavias“, die zu beiden Seiten unseres Wanderweges liegen. Jetzt geht es stetig aufwärts, während uns Amerikanische Agaven (Agave americana) den Weg bis zur Degollada del Marrubio weisen. Die Einheimischen nennen diesen Bergsattel schlicht Degollada de la Villa. Hier trennt sich der SL-FV 29 von unserer Route und führt nach Antigua. Unsere fünfte Etappe verläuft in Richtung Süden weiter und nach etwa 600 Metern biegen wir rechts ab und durchqueren einen wieder aufgeforsteten Kiefernwald, der sich von der ansonsten eher baumlosen Umgebung der Insel abhebt. Der Bestand setzt sich in erster Linie aus Kiefern der Pinus canariensis, Pinus halepensis und Pinus radiata zusammen. Im Verlauf unserer Wanderung sehen wir auch einige Wilde Olivenbäume (Olea cerasiformis), Akazien (Acacia cyclops, A. cyanophyla) und Obstbäume.

50

Etwas später erreichen wir einen Picknickplatz, an dem uns eine Steintreppe direkt bis zu dem als Casa de los Padrones bekannten Gebäude führt. Von hier aus haben wir einen herrlichen Blick auf das Tal und die gleichnamige Ortschaft Vega de Río Palmas. Weiter geht es bis in die Nähe des Naturinformationszentrums Parra Medina (Aula de la Naturaleza de Parra Medina), das wir hinter uns lassen. Auf einem asphaltierten Weg halten wir uns in südwestlicher Richtung und erreichen den Barranco de Palomares. Auffallend sind hier die zahlreich an den Schluchthängen wachsenden Feigenkakteen (Opuntia spp.), die ursprünglich aus Mexiko stammen und früher der Zucht der Cochenilleschildlaus (Dactylopius coccus) dienten.


GR® 131

5. Etappe | Betancuria - Pájara

Der Weg verläuft nun durch den Barranco, bis wir an einen kleinen Tunnel gelangen. Diesen müssen wir durchqueren, um den Barranco de Río Palmas zu erreichen. Weiter geht es 1,5 Kilometer durch die Schlucht, an deren Hängen zahlreiche „Gavias“ (Terrassenfelder) zu sehen sind. Vorbei geht es außerdem an Kanarenpalmen (Phoenix canariensis) und Kanarischen Tamarisken (Tamarix canariensis), die zu beiden Seiten des Weges wachsen. Im Anschluss an diese Strecke vereint sich unser Fernwanderweg mit dem lokalen Wanderweg SL-FV 2 (Vega de Río Palmas - Presa de las Peñitas). Nach etwa 500 Metern erreichen wir eine Brücke mit mehreren Arkaden. Hier verlassen wir die Schlucht, biegen nach rechts ab und gelangen auf die örtliche Landstraße FV-323. Beide Wege verlaufen noch einen halben Kilometer gemeinsam, dann zweigt der lokale Wanderweg SL-FV 27 von unserer Etappe auf einen unbefestigten Weg ab, während der Fernwanderweg um die Presa de las Peñitas herumführt. Die üppige Vegetation, die an diesem Stausee wächst, ist in der sonst so trockenen Landschaft der Insel besonders schön anzusehen. Auffallend ist das Tamarisken-Wäldchen, das eine Vielzahl unterschiedlichster Insekten beherbergt, welche wiederum die Vögel anlocken, die in diesen Sträuchern und kleinen Bäumen Unterschlupf suchen. Wir lassen den Stausee hinter uns und erreichen die Schlucht Valle de los Granadillos, in der noch verschiedene Methoden des traditionellen Ackerbaus zu sehen sind: „Gavias“ (Terrassenfelder) am Schluchtgrund, „Cadenas“ (Steinmauern) an den Hängen und „Nateros“ (Filterteiche), deren Trockensteinmauern sich quer zum Schluchtverlauf erstrecken. Talblick Los Granadillos

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GR® 131

5. Etappe | Betancuria - Pájara

Balsam-Wolfsmilch

Nach einem Aufstieg von etwa einem Kilometer Länge überqueren wir die örtliche Landstraße FV-30 und wandern weiter aufwärts zur Degollada de Terequey (auch Degollada de los Granadillos genannt). Ab hier verläuft der Weg schluchtabwärts durch den Barranco de Teguerey. Die als Tabaibas (Euphorbia spp.) bekannten Wolfsmilchgewächse erreichen hier eine stattliche Größe, weil sie vor dem starken Wind geschützt liegen, der häufig über die Insel hinwegfegt. Wenn wir den Barranco verlassen, erreichen wir über die Straße Cuesta de San Antonio die Ortschaft Toto. Wir kommen an der als Ermita de San Antonio bekannten Kapelle vorbei und folgen der Straße bis ans Ende, wo wir rechts abbiegen. Hier führt uns der Weg durch das Schluchtbett des Barranco de Toto nach Pájara. Den Ortseingang erkennen wir an einer Skulptur in der Mitte eines Kreisverkehrs, die einen Hirten beim Ziegenmelken darstellt. Im Kreisverkehr nehmen wir die zweite Ausfahrt und folgen ihr bis ans Ende unserer Etappe am Kirchplatz der Iglesia de Nuestra Señora de Regla.

Pájara

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5. Etappe | Betancuria - Pájara

GR® 131

Das Betancuria-Massiv Die ersten vierzehn bis fünfzehn Kilometer dieser Etappe verlaufen durch den östlichen Teil des als Macizo de Betancuria bekannten Bergmassivs inmitten des einzigartigen Landschaftsparks der Insel. Bei praktisch der gesamten Oberfläche des Massivs handelt es sich um den zutage getretenen Basalkomplex Fuerteventuras, dessen Materialien unterschiedlichen Ursprungs und Alters sind und sogar zu den ältesten des gesamten kanarischen Archipels (180 Millionen Jahre) zählen. Aufgrund dieser Besonderheit ist der Basalkomplex nicht nur innerhalb der Insel von großem geologischen Interesse. Einige seiner Elemente sind weltweit von Bedeutung.

Das aktuelle Relief zeichnet sich durch sein fortgeschrittenes Alter und die anhaltende Erosion aus, der die Insel seit vielen Millionen Jahren unterworfen ist. Diese Erosionsprozesse sind verantwortlich für die fortwährende Abtragung und ständige Veränderung des Landschaftsbildes, welches heute von Hügeln, sanften Hängen und abgerundeten Gipfeln mit einem eigentümlichen Farbspiel geprägt wird.

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GR® 131

6. Etappe | Pájara - La Pared

7. Inselkarte

6. Etappe

Pájara - La Pared

6. Etappe Dauer etwa

7 Std.

Umgebungsbedingter Risikofaktor

3

Anstieg

494 m

Orientierung unterwegs

3

33 m

Abstieg

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 4

25,3 km

Länge etwa

Konditionserfordernisse

4

Wanderwegtyp Zielwanderweg

Profil PÁJARA 500 400 300 200 100

El Cardón

0 km 3 km

54

LA PARED

m m m m m 6 km

9 km

12 km

15 km

Las Hermosas

18 km

21 km

25,29 km


6. Etappe | Pájara - La Pared

GR® 131

Die Etappe beginnt an der Kirche Nuestra Señora de Regla in Pájara und führt etwa 400 Meter durch den Ortskern. Hinweisschilder weisen uns die Richtung. Wenn wir an der Getreidemühle vorbeigegangen sind, setzen wir unseren Weg durch den Barranco de La Cañada fort. Auf der linken Seite der Schlucht sehen wir die sogenannten „Gavias“ (Terrassenfelder). Es beginnt dann ein kurzer Aufstieg und wir gelangen an eine Abzweigung, die nach links abführt. Hier geht es ein paar Kilometer weit etwas steiler bergauf, bis wir den Gebirgskamm Filo de Tejeda erreichen. Von hier aus verläuft unser Wanderweg über mehrere Gipfel und durch mehrere Bergsättel, bis wir schließlich den als Cuchillo de los Pasos bekannten Berg erreichen. Auf dem letzten Stück sollten wir die Gelegenheit nutzen, eine Verschnaufpause einzulegen und die wunderbare Aussicht zu genießen. Von hier aus können wir die Ost- und die Westküste der Insel ausmachen und unseren Blick über die wunderschöne Hügellandschaft schweifen lassen, die jetzt hinter uns liegt. Im Osten erstrecken sich die Täler und die scharf in die Landschaft geschnittenen Bergrücken (Naturdenkmal Cuchillos de Vigán), die zentrale Ebene von Fuerteventura, ebenfalls im Osten, und im Südwesten die Montaña de Melindraga. Vom Cuchillo de los Pasos aus geht es anschließend auf dem jetzt recht kurvigen Weg bergab. Den Barranco de Bácher zu unserer Rechten lassen wir hinter uns und erreichen den Morro del Moralito. Ein kleiner Rastplatz an diesem Hügel lädt zum Verweilen ein. Von hier aus wandern wir in den Barranco de Bácher herunter bis in das Dorf Cardón. Nun geht es weiter Richtung Süden, bis wir auch hier einen Rastplatz bei einer „Gambuesa“ erreichen, einem für das Vieh errichteten Gehege. Der Weg verläuft im unteren Bereich von Rincones de Tamaretilla an den Hängen der Montaña Cardón entlang, bis wir den Bergsattel des Guerime erreichen, wo wir die Landstraße FV617 überqueren. Über etwa 2,5 Kilometer geht es auf dem Weg jetzt direkt an der Straße entlang, bis wir an ein Tor gelangen. Ein unbefestigter Weg führt uns bis in die Ortschaft Las Hermosas und wir beenden unsere Etappe im Touristenzentrum von La Pared.

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GR® 131

6. Etappe | Pájara - La Pared

Flora Auf dem gesamten Wanderweg sind immer wieder Exemplare des Dornlattich (Launaea arborescens) zu entdecken. An zwei Stellen jedoch finden sich ganz besondere Pflanzen. In der Umgebung des Cuchillo de los Pasos ist es möglich, die eine oder andere Medusenhaupt-Winde (Convolvulus caput-medusae) zu sehen und bei Rincones de Tamaretilla, an den Hängen der Montaña de Cardón, wachsen Pflanzen, die normalerweise in etwas höheren Lagen heimisch sind. Dazu gehören die Fiederspaltige GänsedisCardón (Wolfsmilchgewächs) tel (Sonchus pinnatifidus), Burchards Fliegenblume (Caralluma burchardii) und eine besondere Spargelgewächsart (Asparagus nesiotes purpuriensis). Es lohnt sich, hier einen Moment zu verweilen und den Anblick der Pflanzengesellschaften der Kanarischen Kandelaberwolfsmilch (Euphorbietum canariensis) und der Balsam-Wolfsmilch (Euphorbietum balsamífera) zu genießen.

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6. Etappe | Pájara - La Pared

GR® 131

Geomorphologie Der erste Teil der Wanderung verläuft durch das sogenannte Macizo de Betancuria. Dieses Gebirgsmassiv zeichnet sich durch eine Landschaft mit zahlreichen sanften Hügeln und abgerundeten Gipfeln aus. Wenn wir am Cuchillo de los Pasos angekommen sind, können wir die kuriose geologische Form dieses Gipfels besonders gut erkennen. Hier finden sich auch mehrere geologische Formationen, die besonders typisch für die Insel Fuerteventura sind. Schauen wir in Richtung Norden, haben wir einen fantastischen Blick auf die Hügellandschaft des Betancuria-Massivs. Wenn wir unseren Blick von Nordost nach Ost schweifen lassen, blicken wir auf die Llanura Central, eine weitläufige Senke im mittleren Teil der Insel, die das Resultat der komplexen Erosionsvorgänge über Millionen von Jahren ist. Beeindruckend ist das Zusammenspiel der Täler und der Bergrücken in Form einer Messerschneide (Naturdenkmal Cuchillos de Vigán), die sich über den ältesten vulkanischen Strukturen der Insel erheben. Im Süden erkennt man die Bergkette der Cuchillos de Cardón.

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GRÂŽ 131

7. Etappe | La Pared - Risco del Paso

8. Inselkarte

7. Etappe

La Pared - Risco del Paso

7. Etappe Dauer etwa Anstieg Abstieg Länge etwa

5 Std. 30 Min. 244 m 34 m 18 km

Wanderwegtyp Zielwanderweg

Profil

Sotavento-Strand

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Umgebungsbedingter Risikofaktor

3

Orientierung unterwegs

4

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 2 Konditionserfordernisse

3


7. Etappe | La Pared - Risco del Paso

GR® 131

Wanderweg und Windpark

Die siebte Etappe des Fernwanderwegs GR-131 beginnt am Anfang der Avenida del Istmo, der wir bis zum Ende folgen. Anschließend erreichen wir ein sandiges Gebiet und wandern auf dem unbefestigten Weg links weiter (parallel zu den Häusern). Der Sand erschwert möglicherweise die Orientierung, denn der Wanderweg könnte von Sand verdeckt und schlecht zu erkennen sein. Achten Sie darauf, nicht vom Wanderweg abzukommen, denn die abzweigenden Wege sorgen leicht für Verwirrung. Wir kommen auf der gesamten Strecke an keiner Ortschaft vorbei. Denken Sie deshalb unbedingt daran, ausreichend Trinkwasser mitzunehmen!

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GR® 131

7. Etappe | La Pared - Risco del Paso

Unser Weg führt uns nun mitten in den Naturpark Jandía, und zwar in das als El Jable bezeichnete Gebiet, das wir auf einer Strecke von fast zehn Kilometern durchwandern. Ab und an führt die Wanderung über gepflasterte Wege aus Kalkstein, die Teil des alten „Camino de los Presos“ sind, zu deutsch: Der Weg der Gefangenen. Angelegt wurde er von den politischen Gefangenen, die während des Franco-Regimes in Tefía inhaftiert waren. Heute sind die meisten Abschnitte zerstört, andere unter dem Sand begraben. Weiter geht es in Richtung Piedras Negras, von wo aus wir in der Ferne die Windenergieanlagen des Windparks ausmachen können. Wir setzen unseren Weg fort, lassen den den Hügel El Granillo zu unserer Linken hinter uns und dringen immer tiefer in diese schroffe Landschaft ein. Vorbei geht es an der Erhebung des Alto de Agua Oveja im Westen und wir halten uns in Richtung der Hänge des Lomo Cuchillete, wo die Vegetation wieder etwas üppiger wird. Der bisher recht sandige Wanderweg wird nun fester und führt den Schluchtlauf des Barranco Vachuelo de Cuevas Labradas hinunter. Auf diesem Wegstück, das am Berg Atalayeja Grande entlang führt, ist der Kontrast zwischen Sand und Erde an beiden Schluchtseiten besonders beeindruckend. Anschließend gelangen wir zu den Casas de Pecenescal, wo die Tradition von Ackerbau und Viehzucht bis heute erhalten wurde, wie man an den landwirtschaftlichen Flächen und dem Vieh sehen kann. Ab hier wandern wir den Barranco de Pecenescal abwärts, überqueren dabei die Hauptstraße und halten uns immer Richtung Küste, wo unsere Etappe an der Playa de Sotavento zu Ende geht. Schlucht Vachuelo de Cuevas Labradas

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7. Etappe | La Pared - Risco del Paso

GR® 131

Der Weg der Gefangenen In der als El Jable bekannten Sandregion der Landenge der Halbinsel Jandía verläuft ein aus Kalkstein angelegter Weg, der etwa eineinhalb Meter breit ist und sich entlang der Nordküste der Landenge von La Pared bis Pecenescal erstreckt. Heute ist der Weg in einem sehr schlechten Zustand und nur noch an einigen wenigen Stellen erkennbar, wo er nicht vom Sand begraben wurde. Es sind Reste des Weges, der früher den einzigen Zugang nach Jandía darstellte. Zwischen 1946 und 1948 wurde er im Auftrag von Gustav Winter angelegt, der seinerzeit Verwalter des Unternehmens Dehesa de Jandía war. Für den Bau des Weges wurden politische Gefangene in Zwangsarbeit verpflichtet, die vom Franco-Regime im Konzentrationslager der „Kolonie für Landstreicher und Gesindel“ in Tefía inhaftiert waren. Diese Unterkunft im Inselinnern geht auf die Anfänge der Republik Spaniens zurück. So kam dieser Weg zu seinem Namen „Camino de los Presos“. Er gehört heute zum Kulturerbe der Insel Fuerteventura.

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GR® 131

8. Etappe | Risco del Paso - Morro Jable

9. Inselkarte

8. Etappe

Risco del Paso - Morro Jable

8. Etappe Dauer etwa Anstieg Abstieg Länge etwa

5 Std. 49 m 2m 14,4 km

Umgebungsbedingter Risikofaktor

2

Orientierung unterwegs

2

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 2 Konditionserfordernisse

2

Wanderwegtyp Zielwanderweg

Profil RISCO DEL PASO 60 m

MORRO JABLE

PLAYA DE BUTIHONDO PLAYA DEL MATORRAL PLAYA DEL MAL NOMBRE

40 m 20 m 0 km

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1,6 km 3,2 km 4,8 km 6,4 km 8,0 km

9,6 km 11,2 km 12,8 km 14,38 km

Diese Etappe nimmt am Schluchtauslauf des Barranco de Pecenescal ihren Anfang. Zunächst geht es bergauf bis zum Morrete de la Mareta. Dann folgen wir dem Wanderweg, der fast die ganze Strecke über an der Küste entlang verläuft. Unterwegs durchqueren wir die Ausläufer mehrerer bedeutender Schluchten wie den Barrancos El Salmo, Los Canarios, Mal Nombre und Esquinzo. Nachdem wir den Schluchtauslauf des Barranco Esquinzo hinter uns gelassen haben, schlängelt sich der Weg durch verschiedene Hotelanlagen und über sandige Abschnitte am Strand entlang, bis wir schließlich die Avenida von Morro Jable erreichen, wo die Etappe am Dorfplatz dieses touristischen Orts zu Ende geht. Die Landschaft, durch die uns diese Etappe führt, zeichnet sich einerseits durch eine Küstenregion mit ausgedehnten Stränden aus, andererseits, landein-


8. Etappe | Risco del Paso - Morro Jable

GR® 131

wärts, durch ein uraltes Vulkanrelief, das von dem als „Jable“ bezeichneten Flugsand bedeckt daliegt. Im Verlauf der Wanderung ist deutlich zu erkennen, dass die Küste zu ihrem größten Teil sandig und flach ist (weniger als 40 Meter über dem Meeresspiegel).

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GR® 131

8. Etappe | Risco del Paso - Morro Jable

Geomorphologie Von besonderem Interesse: Formationen durch Windeinwirkung. Ein typisches Merkmal dieser Region ist die Fülle von Sandformationen, die der Wind geschaffen hat. Die Entstehung dieser Sandformationen ist auf die großen Mengen an Küstensand („Jable“) zurückzuführen, der vom Wind herangetragen wird, auf das trockene Klima, welches dafür verantwortlich ist, dass der Sand nicht von der Vegetation aufgehalten wird, und auf die vielen Ebenen, in denen der Sand weitläufige Dünenlandschaften bildet. In der Gegend von Pecenescal kann man Dünen beobachten, die von Norden und Nordosten in südliche und südwestliche Richtung wandern, und so einige der Strände mit Sand versorgen. Die Küstenformation. Das Relief an der Küste ist das Ergebnis des Zusammenspiels geologischer Strukturen, morphogenetischer Prozesse an Land und hydrodynamischer Faktoren (Wellen, Gezeiten und vom Wellengang hervorgerufene Strömungen). Dieses Gebiet weist zahlreiche interessante Oberflächenformen auf, die sich an den Akkumulationsküsten mit ihren wundervollen Stränden und Dünen widerspiegeln.

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8. Etappe | Risco del Paso - Morro Jable

GR® 131

Fauna Die extreme Dürre, der beständige Wind und die hohen Temperaturen sind für die in diesem Lebensraum nur beschränkt vorhandene Fauna verantwortlich. Die Sandflächen landeinwärts und die steinig-erdigen Gebiete dienen einer Gruppe von Steppenvögeln als Lebensraum wie beispielsweise einer Unterart des Rennvogels (Cursorius cursor bannermani), dem Triel (Burhinus oedicnemus insularum) sowie einer Unterart der Kanarischen Kragentrappe (Chlamydotis undulata fuerteventurae). Im Inselinneren sind Nistvögel wie der Kanarenschmätzer (Saxicola dacotiae), eine endemische Art auf Fuerteventura, und der Wüstentrompeter (Bucanetes githagineus) stärker vertreten.

Kanarenschmätzer (Männchen)

In den Küstengebieten und Marschen herrschen Vögel vor, die ihre Nahrung im feuchten Sand suchen. Dazu gehören der Seeregenpfeifer (Charadrius alexandrinus) und der Flussregenpfeifer (Charadrius dubius). Unter den Säugetieren sind die Atlashörnchen (Atlantoxerus getulus) am häufigsten anzutreffen. Diese Art wurde erst vor kurzer Zeit auf der Insel eingeführt. Zwei der am weitesten verbreiteten Reptilienarten sind einerseits eine Unterart der Ostkanareneidechse (Gallotia atlantica mahoratae) und andererseits der Kanarische Mauergecko (Tarentola angustimentalis).

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GR® 131

9. Etappe | Morro Jable - Punta de Jandía

10. Inselkarte

9. Etappe

Morro Jable - Punta de Jandía

9. Etappe Dauer etwa Anstieg Abstieg Länge etwa

5 Std. 92 m 5m 19 km

Wanderwegtyp Zielwanderweg

Profil

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Umgebungsbedingter Risikofaktor

3

Orientierung unterwegs

3

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 2 Konditionserfordernisse

3


9. Etappe | Morro Jable - Punta de Jandía

GR® 131

Küste von Morro Jable

Diese Etappe des Fernwanderwegs GR-131 beginnt am Strand von Morro Jable und verläuft bis in den Süden, wo uns Treppen zu einem originellen Aussichtspunkt führen. Von hier aus haben wir einen herrlichen Blick auf die Küste von Morro Jable, die im Vergleich zu dem weiten Ozean, der sie umspült, winzig klein wirkt. Anschließend geht es weiter durch eine Wohnsiedlung. Wir überqueren die Hauptstraße und gelangen auf den Wanderweg, der uns bis zum Friedhof von Morro Jable führt. Der Weg verläuft nun parallel an der Küste entlang bis nach Tablero de Peñas Blancas. Unterwegs entdecken wir mit etwas Glück den „Cardón de Jandía“ (Euphorbia handiensis). Dieses Wolfsmilchgewächs ist ausschließlich auf Fuerteventura präsent und dort nur in ganz bestimmten Gebieten von Jandía. Hier vereint sich unser Fernwanderweg mit dem Kurzwanderweg PR-FV 55 (Gran Valle - Degollada de Cofete - Cofete). Wir folgen dem Wanderweg, lassen die Häuser von Tablero de Peñas Blancas hinter uns und überqueren mehrere Plateaus, wo man aufgrund der kargen Vegetation einen weiten Blick über die ungewöhnliche Landschaft mit ihren Tälern und Ber-

Leuchtturm Punta de Jandía

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GR® 131

9. Etappe | Morro Jable - Punta de Jandía

gen genießt, die einen eindrucksvollen Kontrast zu der nahe gelegenen Küste bildet. Wir erreichen einen Rastplatz, von dem aus man das als Valle de Jorós bekannte Tal überblicken kann, das früher für seine riesigen Plantagen bekannt war, die dem Tomatenanbau dienten. Sodann geht es um die Montaña de Jorós herum in Richtung Valle de los Mosquitos und weiter auf dem Weg, der parallel zur Küste verläuft und uns direkt in den Naturpark Jandía leitet. Es wird empfohlen, den Wanderweg nicht zu verlassen, denn die zahlreichen kreuzenden Wege, die auf ihn stoßen und von ihm abführen, können leicht für Verwirrung sorgen. Vorbei geht es an seichten Felsküsten und durch einige Schluchtausläufer, bis wir schließlich die Ortschaft Las Salinas erreichen. Ab hier verläuft unser Fernwanderweg wie der Kurzwanderweg PR-FV 56 (El Puertito - Caleta de la Madera - El Puertito) bis nach El Puertito, ein kleines Dorf, in dem man eine einzigartige Windmühle besichtigen kann. Der Kurzwanderweg ist hier zu Ende, doch die letzte Etappe unseres GR-131 führt noch über La Angostura bis zum Leuchtturm am Kap von Jandía, dem Faro de la Punta de Jandía. Hier befindet sich das Informationszentrum des Naturparks von Jandía. Dieses malerische Plätzchen am Ende der Insel lädt zur Besichtigung interessanter Wanderausstellungen ein. Tableros

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9. Etappe | Morro Jable - Punta de Jandía

GR® 131

Cardón de Jandía (Euphorbia handiensis) Die als „Cardón de Jandía“ bezeichnete Wolfsmilch wurde 1991 von der Regierung der Kanarischen Inseln zum Wahrzeichen der Inselflora Fuerteventuras erklärt. Auch haarige Wolfsmilch genannt, zeichnete sich dieser sukkulente kakteenförmige Strauch durch seinen niedrigen Wuchs aus, der kaum mehr als einen Meter beträgt. Die Jandía-Wolfsmilch ist stark verästelt und ihre kleinen Blüten von grüngelber bis rötlicher Farbe befinden sich zwischen den langen geraden Dornen. Es handelt sich um eine endemische Art auf Fuerteventura, die noch vor nicht allzu langer Zeit in großen Wolfsmilchgesellschaften anzutreffen war. Heute zählt sie zu den vom Aussterben bedrohten Pflanzen, da nur noch wenige Exemplare in einem begrenzten Gebiet existieren. Man findet sie nur noch in ganz bestimmten Regionen der Halbinsel Jandía.

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Kanarische Tamarisken in Agua Cabras (JandĂ­a)


PR® ŪŪ PR®-FV 1 | Barranco de la Cañada de Melián - Esquinzo ŪŪ PR®-FV 9 | Tindaya - Vallebrón - Tefía ŪŪ PR®-FV 15 y 15.1 | Tetir - Tefía ŪŪ PR®-FV 54 | Morro Jable - Pico de la Zarza ŪŪ PR®-FV 55 | Gran Valle - Cofete ŪŪ PR®-FV 56 | El Puertito


PR®

PR®-FV 1 | Barranco de la Cañada de Melián - Esquinzo

PR®-FV 1

11. Inselkarte

Barranco de la Cañada de Melián Esquinzo

PR®-FV 1 Dauer etwa

5 Std. 30 Min.

Anstieg Abstieg Länge etwa

156 m 27 m 14,5 km

Wanderwegtyp Zielwanderweg

Profil

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Bergblick auf La Mareta

Umgebungsbedingter Risikofaktor

2

Orientierung unterwegs

1

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 1 Konditionserfordernisse

2


PR®-FV 1 | Barranco de la Cañada de Melián - Esquinzo

PR®

Bergblick auf den Fraile

Der Kurzwanderweg PR-FV 1 beginnt an der als Montaña de la Mareta bekannten Erhebung. Von hier aus verläuft er in Richtung Süden durch die sandige Schlucht der Cañada de Melián. In dieser außergewöhnlichen Landschaft sind Stille und Einsamkeit auf den ersten Kilometern unsere einzigen Begleiter. Weiter geht es bis zur Majada de las Pilas, einer Ebene, die fast einer Wüste gleicht und in der eine der bedeutendsten Vogelgemeinschaften der Insel heimisch ist: der Steppenvogel. Die Unterart der Kanarischen Kragentrappe Chlamydotis undulata fuertaventurae ist von besonderer Bedeutung und wurde zum Wahrzeichen der Fauna Fuerteventuras erklärt. Anschließend führt der Wanderweg aufwärts in Richtung Nordwesten zwischen der Montaña del Fraile (Mönchsberg) und einem Picknickplatz hindurch, wo wir Rast machen und die unbewohnte Umgebung genießen können. Nach einigen Metern erreichen wir die Montaña de los Corrales. Zu unserer Rechten liegt der Weiler El Roque und vor uns erblicken wir das Küstendorf El Cotillo. Sobald die Häuser der Montaña del Fraile hinter uns liegen, gelangen wir zum Plateau Tablero Alto de la Molina, auf dem sich einsam eine

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PR®

PR®-FV 1 | Barranco de la Cañada de Melián - Esquinzo

Windmühle erhebt. Wir wandern weiter in die Richtung des Dorfes El Cotillo und kommen am Castillo del Tostón vorbei, einer alten Festung aus dem 18. Jahrhundert. Hier führt der Wanderweg auf einen viel befahrenen, unbefestigten Weg. Wir Wanderweg

Windmühlen Die Bevölkerung der Insel Fuerteventura mit ihren wüstenähnlichen Landschaften blickt auf eine Geschichte zurück, in der man sich an die natürlichen Gegebenheiten anzupassen wusste. Heute kann sich kaum noch jemand an diese Zeiten erinnern. Doch zahlreiche Windmühlen unterschiedlichen Typs, die sich über die gesamte Insel verteilen, sind Zeugen dieser Epoche. Sie erinnern an die Vergangenheit Fuerteventuras, in der Getreide eine wichtige Rolle in der Inselwirtschaft spielte. Sie nutzten die Mühlen, um zuvor geröstetes Getreide wie Mais, Weizen, Gerste, Roggen usw. zu mahlen. In den Zeiten, in denen Nahrungsmittel knapp waren, nutzte man die weniger nährstoffreichen Samen der Knotenblütigen Mittagsblume und des Eiskrauts, um daraus „Gofio“ herzustellen, ein Grundnahrungsmittel, dem die Bevölkerung der Kanarischen Inseln so viel zu verdanken hat. Die ersten Windmühlen der Insel gehen auf das 17. und 18. Jahrhundert zurück und wurden seitdem zusätzlich zu den bereits existierenden „Tahonas“ (eine hölzerne Anlage zum Mahlen von Getreide, die von Kamelen oder Eseln angetrieben wurde) genutzt. Nun machte man sich die Intensität der beständigen Passatwinde als Antriebskraft zunutze. Um das 19. und 20. Jahrhundert entsteht schließlich ein neuer Typ der Windmühle, die „Molina“.

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Windmühle zwischen El Roque und El Cotillo


PR®-FV 1 | Barranco de la Cañada de Melián - Esquinzo

PR®

folgen ihm, bis die Hinweisschilder Richtung Küste weisen. Die langen Strände mit ihrem goldgelben Sand, die sich vor uns erstrecken, machen die unendliche Weite des Ozeans deutlich, von dem wir umgeben sind. Er schillert verlockend in unterschiedlichen Grün- und Blautönen und man bekommt Lust, direkt in ihn einzutauchen. Weiter geht es parallel an dieser beeindruckenden Felsenküste entlang. An der Playa de Esquinzo, wo unsere Wanderung zu Ende geht, können wir ein erfrischendes Bad genießen. An der Küste sieht man häufig halbwild lebende Ziegen, die zu bestimmten Zeiten im Jahr bei den traditionellen „Apañadas“ zusammengetrieben werden. Bei den Windmühlen vom Typ „Molino“ handelt es sich um runde Bauwerke, die mit Kalk, Stein und Ton verputzt wurden. Von den drei Stockwerken diente das unterste zur Aufbewahrung von Werkzeugen des Müllers, im mittleren Stockwerk wurde das Korn aufgefangen und im Obergeschoss befanden sich die Maschinen. Neu bei den Mühlen vom Typ „Molina“ war, dass das Mühlhaus und die Maschinen getrennt voneinander errichtet wurden. Bei dem Haus handelt es sich um einen quadratischen oder rechteckigen Steinbau, aus dem der hölzerne Turm herausragt, der die Maschinen beherbergt. Der große Vorteil der „Molina“ gegenüber dem „Molino“ war, dass sich alles auf einem Stockwerk befand und der Müller nicht mehr dazu gezwungen war, mit den schweren Kornsäcken beladen die Treppen hinauf- und herabzusteigen. Beide Erfindungen zeugen von einer Getreidekultur, die heute verloren gegangen ist, doch einst über Jahrhunderte hinweg eine der wenigen Ressourcen der Wirtschaft Fuerteventuras darstellte. Heutzutage zeugen nur noch Reste von ihrer Existenz, die an das Leben von einst erinnern.

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PR®

PR®-FV 9 | Tindaya - Vallebrón - Tefía

4. Inselkarte

PR®-FV 9

Tindaya - Vallebrón - Tefía

PR®-FV 9 Dauer etwa

5 Std.

Umgebungsbedingter Risikofaktor

2

Anstieg

513 m

Orientierung unterwegs

2

198 m

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 3

Abstieg Länge etwa

15,3 km

Konditionserfordernisse

3

Wanderwegtyp Zielwanderweg

Profil

Der Kurzwanderweg PR-FV 9 beginnt in der Ortschaft Tindaya, direkt an der Kirche Nuestra Señora de la Caridad. Über die Straße La Oliva halten wir uns Richtung Osten, bis wir auf die Kreuzung mit der örtlichen Landstraße FV-10 stoßen. Hier verläuft unser PR nun auf einem unbefestigten Weg parallel zur Landstraße. Den kleinen Tunnel, den wir nach einiger Zeit erreichen, durchqueren wir. Ab hier geht es zwischen den Erhebungen des Morro Tabaiba im Norden und der Montaña de Enmedio im Süden bergauf. Die einzigartige Montaña de Tindaya, die sich inmitten der weiten Ebene von allem abhebt, ist ein herrlicher Anblick.

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Die Wanderung verläuft weiter in Richtung Osten und abwärts durch das als Valle Chico bekannte Tal, in dem wir ver-


PR®-FV 9 | Tindaya - Vallebrón - Tefía

PR®

schiedene Methoden des traditionellen Ackerbaus besichtigen können. An den Hängen sehen wir strauchartig gewachsene grüne Büsche der Balsam-Wolfsmilch und der König-Juba-Wolfsmilch (Euphorbia spp.). Weiter geht es über den unbefestigten Weg, bis wir eine asphaltierte Straße erreichen, die uns bis zum Kulturzentrum in Vallebrón führt. Hier biegen wir rechts ab in die Straße La Mareta. An der Kreuzung mit der örtlichen Landstraße FV-103 folgen wir dieser Richtung Westen in das Tal mit dem Namen Gran Valle. Nun biegen wir an der vierten Abzweigung links ab. Der Weg verläuft jetzt bergauf, vorbei an den letzten Häusern von Vallebrón in Richtung der Degollada de la Renegada. Auf dem Weg zu diesem Bergsattel kommen wir an dem Kanarischen Sternauge (Asteriscus sericeus), der Oleanderblättrigen Kleinie (Kleinia neriifolia) und verschiedenen Wolfsmilchgewächsen (Euphorbia spp.) vorbei. Wenn wir den Bergsattel erreicht haben, können wir über den angrenzenden Weg eine der höchsten Erhebungen der Insel besteigen: La Muda

Wanderweg durch Valle Chico

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PR®

PR®-FV 9 | Tindaya - Vallebrón - Tefía

Kapelle in Tindaya

mit ihren 689 Metern. Unser Weg führt jedoch an den Hängen dieses Berges entlang bis in die Ortschaft La Matilla mit ihren kleinen Gassen. Wir überqueren die örtliche Landstraße FV-10 und wandern anschließend auf einem unbefestigten Weg weiter, der früher die Hauptverbindung zwischen La Matilla und Tefía darstellte, wo unser Kurzwanderweg zu Ende geht. Um an unser Ziel zu gelangen, folgen wir dem Weg, der um die Montaña de la Caldera herumführt. Nach einem Kilometer erreichen wir eine Kreuzung, an der unser Kurzwanderweg auf die dritte Etappe des Fernwanderwegs GR-131 trifft. Beide verlaufen nun gemeinsam bis zur Kapelle San Agustín, wo der PR-FV9 beendet ist. La Matilla

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PR®

PR®-FV 9 | Tindaya - Vallebrón - Tefía

Tabaibas (Wolfsmilchgewächse) Die Balsam-Wolfsmilch (Euphorbia balsamifera) und die Gemeine Kanarische oder auch König-Juba-Wolfsmilch (Euphorbia regis-jubae) gehören zu der Familie der als „Tabaibas“ bezeichneten Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae) und sind typisch für niedrige Höhenlagen, wo sie sich auf trockenem, steinigen Boden ansiedeln. Sie sind extrem widerstandsfähig und halten dem ariden Klima, seltenen Regenfällen und hohen Temperaturen problemlos stand. In Gebieten, die den ständigen Winden ausgesetzt sind, weisen sie eine strauchartige Form auf, wohingegen wir in geschützt liegenden Gegenden ein paar größere Exemplare finden, die schon fast an die Struktur eines Baumes erinnern.

Balsam-Wolfsmilch

Die Balsam-Wolfsmilch unterscheidet sich von der König-Juba-Wolfsmilch dadurch, dass der Blütenstand aus nur einer Blüte besteht, aus der eine Frucht von bedeutender Größe hervorgeht. Darüber hinaus ist sie im Allgemeinen stärker verästelt und weist kürzere und breitere Blätter auf. Beide zeichnen sich durch ihren Milchsaft (Latex) aus, der austritt, sobald ihre Äste verletzt werden. Während der Milchsaft der Balsam-Wolfsmilch nicht schädlich ist (daher der Zusatz „Balsam“), ist der Saft der König-Juba-Wolfsmilch hochgiftig. Trotz alledem fand der Milchsaft beider Gewächse früher für verschiedene Zwecke Verwendung. Der Milchsaft der Balsam-Wolfsmilch wurde unter anderem für die Herstellung von Kaugummi und zum Verdichten und Verschließen von Weinfässern verwendet, oder auch um die Zitzen der Ziegen während des Absetzens der auf den Kanarischen Inseln als „Baifos“ bezeichneten Ziegenkitze abzudecken. Der Saft der König-Juba-Wolfsmilch hingegen wurde in erster Linie für eine bestimmte Technik beim Fischfang genutzt, bei der die Fische in einem von der Flut zurückgebliebenen niedrigen Gewässer mit dem Milchsaft betäubt wurden, was ihren Fang erheblich erleichterte.

Gemeine Kanarische Wolfsmilch

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PR®

PR®-FV 15 y 15.1 | Tetir - Tefía

PR®-FV 15 und 15.1

5. Inselkarte

Tetir - Tefía

PR®-FV 15 Dauer etwa

4 Std.

Umgebungsbedingter Risikofaktor

1

Anstieg

491 m

Orientierung unterwegs

2

220 m

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 3

Abstieg Länge etwa

11,7 km

Konditionserfordernisse

2

Wanderwegtyp Zielwanderweg

Profil

Beide Kurzwanderwege beginnen trotz ihres unterschiedlichen Verlaufs in Tetir und enden in Tefía.

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An der Pfarrkirche, der Parroquia de Santo Domingo de Guzmán, starten sowohl der PR-FV 15 als auch die alternative Route PR-FV 15.1 Richtung Südwest und verlaufen etwa einen Kilometer durch ein Wohngebiet. Anschließend biegen wir links ab auf einen unbefestigten Weg. Sodann beginnt ein leichter Aufstieg und es geht zwischen den Erhebungen der Montaña de San Andrés und der Montaña de Tamateje hindurch. Der nun über etwa 500 Meter abwärts führende Weg bringt uns bis zum Gehöft, das als Cortijo de la Sargenta bekannt ist, wo sich der PR teilt: Der PR-FV 15 führt nach Casillas del Ángel und der PR-FV 15.1 verläuft weiter durch das Tal von Tetir zum Bergsattel der Degollada de Facay.


PR®

PR®-FV 15 y 15.1 | Tetir - Tefía

PR®-FV 15.1 4 Std. 30 Min.

Umgebungsbedingter Risikofaktor

1

Anstieg

469 m

Orientierung unterwegs

2

Abstieg

223 m

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 3

Länge etwa

7,8 km

Konditionserfordernisse

Dauer etwa

2

Wanderwegtyp Zielwanderweg

Profil

PR®-FV 15 | Tetir - Casillas del Ángel - Tefía Der Kurzwanderweg PR-FV 15 verläuft über etwa 600 Meter in Richtung Süden bis zu einem Rastplatz. Von hier aus haben wir einen herrlichen Blick auf das fruchtbare Tal von Tetir, wo seit jeher Landwirtschaft betrieben wird. Es geht jetzt an den sanften Hängen der Majada de los Abreus stetig bergauf, bis wir den Bergsattel der Degollada de la Sargenta erreichen. Wenn wir achtgeben, können wir die Laute eines Greifvogels wahrnehmen: des „Aguililla“ (Buteo buteo insularum), einer Unterart des Mäusebussards. Die am häufigsten anzutreffende Vegetation besteht hier aus Buschwerk wie Dornlattich (Launaea arborescens) und Blaugrünem Tabak (Nicotiana glauca). In den höheren Lagen sind hingegen auch die Berge Tamateje (links) und San Andrés (rechts)

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PR®

PR®-FV 15 y 15.1 | Tetir - Tefía

Oleanderblättrige Kleinie

Balsam-Wolfsmilch (Euphorbia balsamifera) und die Oleanderblättrige Kleinie (Kleinia neriifolia) präsent.

Oben angekommen, haben wir einen herrlichen Blick auf die sogenannten Cuchillos, schmale und langgezogene Erhebungen, die zum Teil einen scharfkantigen Kamm aufweisen, oder aber aufgrund der intensiven Erosionsprozesse, der sie seit unzähligen Jahren ausgesetzt waren, heute bereits abgerundet sind. Bergab geht es in Richtung der Ortschaft Casillas del Ángel, die zu unseren Füßen liegt und über einen unbefestigten Weg erreichbar ist. Wir durchqueren das Dorf, das von den typischen „Gavias“ (Terrassenfeldern) umgeben ist und halten uns in Richtung

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Abzweigungen des PR®


PR®-FV 15 y 15.1 | Tetir - Tefía

PR®

Westen, wo sich die als Llano de las Pilas bekannte Ebene erstreckt. Jetzt beginnt ein sanfter Anstieg zum Sattel der Degollada de la Vista de Casillas und anschließend geht es um die Erhebung des Pico de la Fortaleza herum. Von hier aus können wir das Dorf Tefía erblicken, dem wir uns über El Paso Alto nähern. Wenn wir den Wasserspeicher erreicht haben, laufen wir noch 800 Meter weiter bis zum Kulturzentrum von Tefía, wo unser Wanderweg zu Ende geht.

PR®-FV 15 | Tetir - Degollada de Facay - Tefía Wenn wir uns für die Wegvariante PR-FV 15.1 entscheiden, lassen wir das Gehöft, das als Cortijo de la Sargenta bekannt ist, hinter uns und erreichen in Richtung Westen das Valle de Tetir, ein beeindruckendes u-förmiges Tal, Aguililla (Mäusebussard) dessen Entstehung auf die fortwährenden Erosionsprozesse zurückzuführen ist. Im Inneren des Tals fallen die im traditionellen Ackerbau angewendeten Techniken besonders ins Auge: die „Gavias“ (Terrassenfelder) und die „Cadenas“ (Steinmauern).

U-Tal in Tetir

Wir setzen unseren Weg dann in Richtung Westen fort, wo es bald bergauf zum Sattel der Degollada de Facay geht. Zu unserer Rechten sehen wir einige Staubecken aus trockener Erde, die zum Auffangen von Regen- und Oberflächenwasser dienen, welches für die Landwirtschaft genutzt werden kann.

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PR®

PR®-FV 15 y 15.1 | Tetir - Tefía

Wanderweg zur Degollada de Facay

Etwas weiter oben überqueren wir einige Holzbrücken, die zum Bergsattel führen. Unterwegs kommen wir an Exemplaren der Oleanderblättrigen Kleinie (Kleinia neriifolia) und der König-Juba-Wolfsmilch (Euphorbia regis-jubae) vorbei. Die am häufigsten anzutreffende Vegetation besteht hier jedoch aus dem Buschwerk des Dornlattich (Launaea arborescens). Wenn wir die Degollada de Facay erreicht haben, eröffnen sich vor unseren Augen zwei beeindruckende Panoramen: im Osten die immense Weite des Tals von Tetir, im Westen das Dorf Tefía inmitten einer Ebene, aus der einzig und allein die Montaña Bermeja emporragt. Anschließend geht es etwa einen Kilometer bergab bis zum Fuß des Morro Bermejo. Hier geht es in Richtung Nordwesten nach Tefía weiter, wo unser Kurzwanderweg beendet ist.

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Kapelle San Agustín


PR®-FV 15 y 15.1 | Tetir - Tefía

PR®

Gavias (Terrassenfelder) Bei den Gavias handelt sich um speziell angelegte Felder des traditionellen Ackerbaus auf der Insel Fuerteventura, ähnlich denen in anderen ariden Gebieten der Welt. Man findet sie auf der gesamten Insel, allerdings liegen die meisten heutzutage brach. Die Ackerflächen werden nivelliert und von Mauern umschlossen, sogenannte „Trastones“, die entweder aus Erde oder aus Stein etwa einen Meter hoch errichtet werden. Ihr Zweck ist, das ablaufende Wasser aufzuhalten und über Kanäle und Gräben ins Innere der Gavias zu leiten, wo dank eines langsamen Filterungsprozesses der Anbau ermöglicht wird. Jede Gavia verfügt über einen Überlauf auf der gegenüberliegenden Seite des Wassereinlaufs, der überschüssiges Wasser in die nächste Gavia oder in ein Schluchtbett weiterleitet.

Dank der Gavias war es der Bevölkerung Fuerteventuras möglich, auf den ansonsten trockenen Feldern landwirtschaftliche Produkte anzubauen (hauptsächlich Getreide und Hülsenfrüchte), was ohne diese Terrassenfelder undenkbar gewesen wäre.

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PR®

PR®-FV 54 | Morro Jable - Pico de la Zarza

9. und 10. Inselkarte

PR®-FV 54

Morro Jable - Pico de la Zarza

PR®-FV 54 Dauer etwa Anstieg Abstieg Länge etwa

2 Std. 30 Min. 807 m 8m 7,5 km

Umgebungsbedingter Risikofaktor

2

Orientierung unterwegs

1

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 2 Konditionserfordernisse

Wanderwegtyp Hin und zurück

Profil

Barlovento-Küste

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3


PR®-FV 54 | Morro Jable - Pico de la Zarza

PR®

Sotavento-Küste

Der Kurzwanderweg PR-FV 54 hält vom Pico de La Zarza aus, der mit seinen 807 Metern der höchste Gipfel Fuerteventuras ist, einen grandiosen Weitblick auf die Küstengebiete bereit und bei klarer Sicht kann man sogar die Nachbarinseln erblicken. Wir beginnen unsere Wanderung direkt am Kreisverkehr in Morro Jable, in dessen Mitte sich eine Skulptur erhebt, die Bootsmasten und Segel darstellt. Über eine kleine Straße geht es aufwärts bis zur ersten Kreuzung, an der wir uns links halten und dann, hinter einer Kurve, rechts auf einen unbefestigten Weg abbiegen, der bis zu einem Wasserspeicher führt. Nun betreten wir den Naturpark Jandía und wandern den Pico de las Atalayejas empor. Von dieser Erhebung aus können wir im Süden eine Siedlung erkennen, die sich Gipfelblick Pico de la Zarza ganz dem Golfsport verschrieben hat. Der Weg führt nun stetig bergauf, vorbei an Exemplaren der König-Juba-Wolfsmilch (Euphorbia regis-jubae), der Oleanderblättrigen Kleinie (Kleinia neriifolia) und dem Kanarischen Sternauge (Asteriscus sericeus), bis wir den Pico de la Zarza erreicht haben. Von hier aus genießen wir einen beeindruckenden Blick auf die Küsten und Strände der Halbinsel Jandía, die vom Atlantik umspült werden: die Playa de Barlovento im Westen und die Playa de Sotavento im Osten. An diesem einzigartigen Platz werden die Schönheit der schroffen Natur und das Rauschen der Wellen an der Playa de Cofete eins, und nur ab und zu ist der eine oder andere Schrei eines Vogels zu hören, der in den Bergen Fuerteventuras Unterschlupf sucht. Von besonderer Bedeutung sind zwei stark bedrohte Vogelarten: der Wüstenfalke (Falco pelegrinoides) und eine Unterart des Schmutzgeiers (Neophron percnopterus majorensis).

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PR®

PR®-FV 54 | Morro Jable - Pico de la Zarza

Guirre (Schmutzgeier) Der Guirre (Neophron percnopterus majorensis), auch als „Alimoche Canario“ bekannt, ist die einzige auf dem kanarischen Archipel heimische Greifvogelart. Es ist der größte unter den Vögeln der Kanarischen Inseln und im Gegensatz zum europäischen Kontinent, wo die Geier alljährig zum Vogelzug ansetzen, handelt es sich bei diesem kanarischen Geier um einen Standvogel. Seine einzigartige Morphologie und Genetik weisen ganz besondere Züge auf, weshalb er als eine neue Unterart eingestuft wurde. Er ist von stattlicher Größe; seine Spannweite beträgt fast 1,65 Meter, er wird etwa 70 Zentimeter groß und kann bis zu zwei Kilo schwer werden. Das Gefieder des Jungvogels ist schwärzlich, wird aber mit der Zeit immer heller, bis er, mit Ausnahme der schwarzen Schwungfedern, schließlich vollständig weiß geworden ist. Er ernährt sich von Aas aller Art und trägt somit zur Beseitigung verendeter Tiere bei, was der Verbreitung von Krankheiten vorbeugt. Früher war der Schmutzgeier auf allen Inseln weit verbreitet und zählte sogar zu den am häufigsten vertretenen tagaktiven Raubvögeln des gesamten Archipels. Nichtsdestotrotz ist er heute vom Aussterben bedroht und es gibt nur noch einen kleinen Bestand auf Fuerteventura und einige wenige Exemplare auf Lanzarote.

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PR®

PR®-FV 55 | Gran Valle - Cofete

10. Inselkarte

PR®-FV 55

Gran Valle - Cofete

PR®-FV 55 Dauer etwa

2 Std.

Umgebungsbedingter Risikofaktor

2

Anstieg

360 m

Orientierung unterwegs

1

Abstieg Länge etwa

64 m 6,7 km

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 3 Konditionserfordernisse

2

Wanderwegtyp Zielwanderweg

Profil

Wir befinden uns inmitten des Naturparks Jandía, der sowohl in geologischer als auch biologischer Hinsicht von besonderer Bedeutung ist. Unsere kleine Wanderung beginnt am Fuß des als Gran Valle bekannten Tals, wo neben Dornlattich (Launaea arborescens) und Sparrigem Bocksdorn (Lycium intricatum) auch die nur in Jandía wachsende endemische Wolfsmilchart „Cardón de Jandía“ (Euphorbia handiensis) präsent ist, die zum Wahrzeichen der Inselflora Fuerteventuras erklärt wurde. Weiter durch das Tal gelangen wir zu den Casas de Gran Valle, wo wir auf eine Siedlung der Ureinwohner treffen. Die ursprünglichen Strukturen haben sich jedoch aufgrund der Wiederbenutzung im Laufe der Jahre stark verändert. Hier verläuft der Weg nun bergauf bis zum Sattel der Degollada de Cofete, von wo aus wir zwei einzigartige Panoramen genießen können:

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PR®-FV 55 | Gran Valle - Cofete

Friedhof in Cofete

im Osten das Gran Valle, im Westen der Golf von Cofete, von dem heute nur noch die östliche Hälfte in Form eines Halbmondes besteht. Die westliche Hälfte ist vor rund zwölf bis vierzehn Millionen Jahren bei einem Erdrutsch weggebrochen. Sobald wir die Degollada durchquert haben, wandern wir an der Luvseite bergab, wo uns das Tosen des Meeres bis an die Küste begleitet. Die Villa Winter zu unserer Rechten lassen wir hinter uns und wandern weiter abwärts bis zu den Häusern des Weilers von Cofete, wo wir einen restaurierten Kalkofen besichtigen können. Unsere Wanderung endet sodann am herrlichen Strand von Cofete, wo wir noch auf einen eigentümlichen Friedhof inmitten dieser Sandlandschaft stoßen. Für die Vogelwelt ist dieses Gebiet von großer Bedeutung. Auch unser Weg verläuft durch dieses Vogelschutzgebiet (SPA). In höheren Lagen

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PR®-FV 55 | Gran Valle - Cofete

PR®

Ziege

können wir mit etwas Glück Arten wie den endemischen, stark bedrohten Schmutzgeier (Neophron percnopterus majorensis) beobachten. Die Halbinsel Jandía ist zudem der bevorzugte Lebensraum des nur auf Fuerteventura heimischen Kanarenschmätzers (Saxicola dacotiae). Hier kann man ihn von der Küste bis in die höchsten Bergregionen antreffen. Im Verlauf der Wanderung ist es gut möglich, dass man halbwilde Ziegen (Capra spp.) sichtet, die zu bestimmten Zeiten im Jahr bei den traditionellen „Apañadas“ zusammengetrieben werden.

Talblick auf das Gran Valle

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PR®

PR®-FV 55 | Gran Valle - Cofete

Apañadas (traditioneller Viehtrieb) Die Apañadas stellen eine der wenigen Vermächtnisse der voreuropäischen Bevölkerung dar, welche bis heute zur Tradition Fuerteventuras zählen. Die halbwilden Ziegen der Küstengebiete werden in ein rundes Steingehege, die sogenannte „Gambuesa“, getrieben. An diese Gambuesa schließen mitunter mehrere kleine Gehege an, die unter anderem dazu dienen, Ziegen von der Herde zu trennen. Zweck der Apañadas ist es, den Zustand des Viehs zu überprüfen, die Ziegenkitze („Baifos“) abzusetzen, neue Ziegen zu kennzeichnen, die Böcke zu kastrieren, Ammenziegen für Kitze zu suchen und sich mit Fleisch zu versorgen. Die dafür gegründete Kommission sorgt für die Organisation und ordnungsgemäße Durchführung der Apañadas und überwacht den sachgemäßen Zustand der Gehege. Die Kommission untersteht der Gemeindeverwaltung und wird von dieser und den verschiedenen Viehwirten gewählt. Der Viehtrieb beginnt bei Sonnenaufgang. Die in Gruppen eingeteilten Viehhirten durchqueren, ausgerüstet mit Blechdosen, das Gebiet in Begleitung ihrer Hunde, die das Vieh zusammenhalten und es in das Gehege treiben, wo dann die anstehenden Aufgaben erledigt werden.

Steingehege auf der Jandía-Halbinsel

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PR®-FV 55 | Gran Valle - Cofete

PR®

Villa Winter

Die Legende der Villa Winter Die Villa Winter in Cofete, einem der abgelegensten Winkel ganz Fuerteventuras, kommt einem kleinen Prachtbau gleich. Heute liegt die Villa von der Außenwelt abgeschlossen da, nur ein kleiner abschüssiger, steiniger Weg führt zu ihr. Es ist ein interessantes Anwesen, dessen Bau in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Gustav Winter in Auftrag gegeben worden war. Die geheimnisvollen Aktivitäten dieses reichen Ingenieurs deutscher Abstammung riefen in der Bevölkerung Fuerteventuras tiefstes Misstrauen hervor. Viele fragten sich, für welche Zwecke Don Gustavo (so wurde er von den Bewohnern der Insel genannt) dieses Anwesen errichten ließ, und seitdem wurden viele Vermutungen über diesen Ort angestellt. Die Legende besagt, dass Winter das Haus als Vorratslager für die U-Boot-Flotte der Nazis während des Zweiten Weltkriegs nutzte. Aus diesem Grund wird vermutet, dass es unterirdische Tunnel gibt, die von den Kellerräumen der Villa bis an die Küste führen. Auch der Turm gibt jede Menge Rätsel auf. Viele sind der Meinung, er diente als Beobachtungsposten und als Punkt zur Orientierung für U-Boote und die Flugzeuge, welche die Landebahn Winters in der Nähe von Puertito de la Cruz anflogen. Möglicherweise nutzten auch viele deutsche Offiziere des Regimes das Anwesen als Ferienresidenz. Es wurde sogar behauptet, Hitler habe es nach Kriegsende als Zufluchtsort genutzt. Auch wenn es sich bei diesen Geschichten wahrscheinlich letztendlich nur um Gerüchte handelt, die schlichtweg interessanter sind als die Wirklichkeit, verleihen sie dem Anwesen doch eine Aura, die an Intrigen und Geheimnisse denken lässt.

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PR®

PR®-FV 56 | El Puertito - Caleta de la Madera - El Puertito

PR®-FV 56

10. Inselkarte

El Puertito - Caleta de la Madera - El Puertito

PR®-FV 56 Dauer etwa Anstieg Abstieg Länge etwa

4 Std. 30 Min. 106 m 10 m 11,5 km

Umgebungsbedingter Risikofaktor

1

Orientierung unterwegs

3

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 2

2

Konditionserfordernisse

Wanderwegtyp Rundwanderweg

Profil

El Puertito

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PR®-FV 56 | El Puertito - Caleta de la Madera - El Puertito

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Flache Klippenküste

Dieser Kurzwanderweg, der durch den Naturpark Jandía führt, beginnt in El Puertito, einem kleinen Fischerdorf, das von goldgelbem Sand umgeben an der Südküste Fuerteventuras liegt. Wir befinden uns inmitten einer Landschaft, in der großer Wert auf Nachhaltigkeit und Erhalt gelegt wird und die von großen Küstensiedlungen verschont geblieben ist. Zunächst wandern wir in Richtung Westen an der Küste entlang, die zumeist von Klippen unterschiedlicher Höhe gesäumt wird und nur wenige Sandstrände wie die Playa de Ojos aufweist. Sobald wir die als Llano del Cotillo bekannte Region erreichen, halten wir uns nordwärts, durchqueren ein Sandgebiet und erreichen Las Atalayejas (auch als Las Talahijas bezeichnet). Anschließend geht es an der Caleta de la Madera entlang. Die beeindruckenden Klippen dieser Bucht haben den Erosionsprozessen des Meeres über Jahrmillionen hinweg getrotzt.

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PR®-FV 56 | El Puertito - Caleta de la Madera - El Puertito

Bucht von Agua Cabras

Besonders auffällig ist ein kleiner einzelner Felsen, der immer noch der tosenden Brandung des Atlantiks standhält. Weiter geht es zur nächsten Bucht, der Caleta de Auga Cabras, die uns einen herrlichen Blick auf den bogenförmigen Verlauf von Cofete bietet. Wir können sogar El Jable ausmachen, eine Region, die von goldgelbem Sand bedeckt ist, der hauptsächlich aus Partikeln mariner Organismen besteht. Anschließend führt der Weg über die Degollada de Agua Cabras, wo uns eine kleine Pflanzengesellschaft von Tamarisken ins Auge fällt. Wir halten uns nun in Richtung Osten und durchqueren eine trockene Landschaft mit einer spärlichen Vegetation, die in Wanderweg erster Linie aus Dornlattich (Launaea arborescens) und den sogenannten „Salados“ (Salsola und Suaeda spp), zu deutsch „die Salzigen“, besteht. Inmitten dieser Naturlandschaft erhebt sich neben anderen Bergen die Montaña Azufrá. Die charakteristische gräuliche Farbe verrät uns, dass es sich hierbei um einen Trachytschlot handelt.

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Wenn wir abwärts zum Meer wandern, erreichen wir Las Salinas. Hier trifft unser Wanderweg mit der letzten Etappe des GR-131 (Morro Jable Punta de Jandía) zusammen und beide verlaufen nun gemeinsam zurück nach El Puertito.


PR®-FV 56 | El Puertito - Caleta de la Madera - El Puertito

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Landebahnen In einer Region Fuerteventuras, wo Dürre und Stille regieren, fällt die Präsenz von zwei Landebahnen aus dem vergangenen Jahrhundert besonders ins Auge.

Landebahn Winter Die erste der Landebahnen geht auf ein Projekt von Gustav Winter zurück, ein Deutscher, der für die Markgrafen von Lanzarote (Grafen von Santa Coloma und Cifuentes) das Unternehmen Dehesa de Jandía verwaltete, welches er in Höhe von Matas Blancas einzäunen ließ. Diese Landebahn, die in Las Hoyas errichtet worden war, diente dem Transfer von Gästen, gewöhnlich Jäger und Fischer, sowie spanischen Soldaten, welche diese als Notlandeplatz nutzten. Jedoch führte die Tatsache, dass die Flugzeuge, welche dort starteten und landeten, nicht kontrolliert werden konnten, schließlich zur Schließung durch die Behörden.

Landebahn Punta del Sol Die zweite Piste aus schwarzem Lavakies wurde Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts angelegt, als die Ländereien von Gustav Winter an andere Eigentümer übergingen, wobei es sich vor allem um Deutsche handelte. Der Bau dieser neuen Piste wurde von der deutsch-spanischen Aktiengesellschaft Punta del Sol S.A. ausgeführt, um die Verbindungen mit dem neuen Fremdenverkehrszentrum zu verbessern. Später stellte man einen Antrag auf eine Erweiterung der Piste, die zu jenem Zeitpunkt 800 Meter lang und 30 Meter breit war, da auch die Abfertigung von Charterflügen geplant war. Doch aufgrund der großen Entfernung und der fehlenden Kontrolle über die ankommenden Flugzeuge wurde der Antrag abgelehnt. Somit kam der Plan, den Inselsüden für die Außenwelt zugänglich zu machen, zum Stillstand und die wilde Schönheit dieser Landschaft konnte erhalten werden.

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SL® ŪŪ SL®-FV 2 | Lajares - Calderón Hondo ŪŪ SL®-FV 27 | Vega de Río Palmas - Presa de las Peñitas ŪŪ SL®-FV 28 | Agua de Bueyes - Vega de Río Palmas ŪŪ SL®-FV 29 | Antigua - Betancuria ŪŪ SL®-FV 31 | Tiscamanita - Vega de Río Palmas ŪŪ SL®-FV 53 | Cardón - El Tanquito


Isthmus La Pared und JandĂ­a-Gebirgskamm


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SL®-FV 2 | Lajares - Calderón Hondo

3. Inselkarte

SL®-FV 2

Lajares - Calderón Hondo

SL®-FV 2 Dauer etwa

1 Std.

Umgebungsbedingter Risikofaktor

1

Anstieg

198 m

Orientierung unterwegs

1

Abstieg Länge etwa

77 m 3,5 km

Wanderwegtyp Hin und zurück

Profil

100

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 1 Konditionserfordernisse

1


SL®-FV 2 | Lajares - Calderón Hondo

SL®

Weg zum Krater des Calderón Hondo

Dieser lokale Wanderweg beginnt am Fußballplatz in Lajares. Unser Wanderweg und die zweite Etappe des Fernwanderwegs GR-131 verlaufen nun über einen Kilometer in dieselbe Richtung bis ans Ende der Straße Majanicho. Der Fernwanderweg führt dann rechts über die Straße Los Cascajos in Richtung Corralejo ab, während wir unserem lokalen Wanderweg Richtung Nordost über einen Steinweg folgen. Dieser Steinweg führt durch eine Umgebung mit karger Vegetation, die hauptsächlich aus den sogenannten „Salados“, zu deutsch „die Salzigen“ (Salsola spp.), und Dornlattich (Launaea arborescens) besteht. Zu bestimmten Zeiten des Jahres sieht man zu beiden Seiten des Weges rötlich-purpurne Tupfer, die uns auf die Knotenblütige Mittagsblume (Mesembryanthemum nodiflorum) hinweisen. Vor uns erhebt sich die Montaña Colorada. Die Höhlungen an ihren Hängen gehen auf den früheren Abbau von Lavakies („Picón“) zurück. Wenn wir um

Bergblick auf Colorada

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SL®

SL®-FV 2 | Lajares - Calderón Hondo

Knotenpunkt des SL®-FV 2 und der 2. Etappe des GR®-131

den Berg herumgegangen sind, liegt der Vulkankrater Calderón Hondo vor uns, der im Nordwesten in die Montaña Colorada übergeht. Nach nur wenigen Metern teilt sich der Wanderweg: Zur Linken führt der Weg auf den Calderón Hondo mit seinem siebzig Meter tiefen Krater empor; rechts ab verläuft unser lokaler Wanderweg durch Malpaís (wörtlich: schlechtes Land) genannte Lavafelder bis zum Fuß der Caldera Rebanada, wo der SL-FV 2 zu Ende geht. An dieser Stelle trifft unser Wanderweg erneut auf die zweite Etappe des Fernwanderwegs GR-131. Hier können wir uns entscheiden, ob wir über diese Etappe nach Lajares zurückkehren oder denselben Weg wieder zurück wandern möchten. Eine weitere Alternative wäre, den Weg Richtung Norden bis Corralejo einzuschlagen.

Mittagsblumengewächse

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Bei den kanarischen Mittagsblumengewächsen handelt es sich um krautartige Pflanzen von niedrigem Wuchs, die zur Familie der Aizoaceae gehören. Sie sind mit Ausnahme der Bergregionen auf der gesamten Insel weit verbreitet. Mittagsblumengewächse, die Dürreperioden problemlos standhalten, wachsen bevorzugt auf Böden mit hoher Salzkonzentration. Besonders auffallend sind die Knotenblütige Mittagsblume (Mesembryanthemum nodiflorum) und das Eiskraut (Mesembryanthemum crystallinum). Mit dem heranziehenden Sommer setzt bei diesen einjährigen, anfangs grünen Pflanzen, der Alterungsprozess ein und sie nehmen allmählich eine rötlich-purpurne Farbe an.


SL®-FV 2 | Lajares - Calderón Hondo

SL®

Die Knotenblütige Mittagsblume FDie Ureinwohner machten sich diese Pflanze als Nahrungsmittel zunutze, vor allem in den Zeiten, in denen anderes Korn auf Grund von schlechten Ernten knapp geworden war. Im Sommer wurden die Kapselfrüchte der Pflanze an speziellen Waschplätzen in Salzwasser eingelegt, damit sich die Samen absonderten. Anschließend wurden die Samen gereinigt und an der Sonne getrocknet. Sie wurden dann, genauso wie auch anderes Korn, geröstet und zu „Gofio“ gemahlen, welches reich an Salz und anderen Nährstoffen war.

Eiskraut Das als „Barrilla“ bezeichnete Eiskraut war von der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis Anfang des 19. Jahrhunderts für die Wirtschaft Fuerteventuras von großer Bedeutung. Diese Pflanze, die auch unter dem Namen Kristall-Mittagsblume bekannt ist, wurde zur Sodagewinnung genutzt und aus den Samen stellte man in Zeiten, in denen andere Nahrungsmittel knapp waren, das sogenannte „Gofio de Vidrio“ (Kristall-Gofio) her. Durch Verbrennen gewann man eine stark alkalihaltige Asche (KOH), das Soda, das mit Wasser vermischt harte Blöcke bildete. Im Volksmund nannte man sie die „Barrilla-Steine“ und sie dienten in erster Linie dem Export. Das gewonnene Soda, das man mit Tierfett vermischte, konnte anschließend als Seife verwendet werden. In geringerem Maße fanden die Pflanzen auch für die Herstellung von Glas und bestimmten Stoffen Verwendung.

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SL®-FV 27 | Vega de Río Palmas - Presa de las Peñitas

SL®-FV 27

6. Inselkarte

Vega de Río Palmas - Presa de las Peñitas

SL®-FV 27 Dauer etwa

1 Std.

Umgebungsbedingter Risikofaktor

1

Anstieg

256 m

Orientierung unterwegs

1

Abstieg

199 m

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 2

Länge etwa

3,4 km

Konditionserfordernisse

1

Wanderwegtyp Hin und zurück

Profil

Dieser lokale Wanderweg beginnt in Vega de Río Palmas. Der Name der Ortschaft geht zurück auf normannische Eroberer, die, als sie das Tal erreichten, vollkommen überwältigt waren von den unzähligen Palmen und den vielen Wasserquellen.

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Ausgangspunkt der Wanderung ist an der Iglesia de Nuestra Señora de la Peña, der Kirche zu Ehren der Schutzheiligen der Insel. Wir überqueren die örtliche Landstraße FV-30 und wandern etwa 500 Meter durch die als Barranco de Río Palmas bekannte Schlucht, bis wir eine Brücke mit mehreren Bögen erreichen. Hier biegen wir rechts ab und gelangen wieder auf die Landstraße, der wir in südwestlicher Richtung folgen. Vorbei geht es an den weiter unten angesiedelten Häusern von La Vega, bis wir schließlich an eine Gabelung gelangen, die uns


SL®-FV 27 | Vega de Río Palmas - Presa de las Peñitas

SL®

Ebene von Río Palmas

zum Stausee Las Peñitas führt, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts errichtet wurde. Wir folgen dem Verlauf des Barranco de Río Palmas, der uns an eine Oase inmitten einer endlosen Wüste erinnert. Kanarenpalmen (Phoenix canariensis) und Kanarische Tamarisken (Tamarix canariensis) sind hier unsere am stärksten vertretenen Wegbegleiter. Außerdem sind die Oleanderblättrige Kleinie (Kleinia neriifolia) und die König-Juba-Wolfsmilch (Euphorbia regis-jubae) präsent sowie die für Uferregionen typische Vegetation wie Pfahlrohr (Arundo donax) und Schilfrohr (Phragmites australis).

Schlucht von Río Palmas

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SL®

SL®-FV 27 | Vega de Río Palmas - Presa de las Peñitas

Stausee Las Peñitas

Auch zahlreiche Vögel werden von dieser Vegetation und den zahlreichen Wasserstellen angelockt. Dazu gehören hauptsächlich Blässhühner (Fulica atra) und Teichrallen (Gallinula chloropus). Anschließend führt der Weg am rechten Ufer des Stausees entlang in den Barranco de las Peñitas, wo wir bald das Endes dieses lokalen Wanderwegs erreichen. Auch wenn unsere Wanderung hier zwar beendet ist, bietet sich doch noch ein Besuch der Ermita de la Virgen de la Peña an, die hinter dem Stausee liegt. Eine Legende besagt, dass in dieser kleinen weißen Kapelle die Schutzheilige der Insel erschienen sein soll.

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Blässhuhn


SL®-FV 27 | Vega de Río Palmas - Presa de las Peñitas

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Presa de las Peñitas (Stausee) Ein Stausee ist eine Anlage, die als Wasserspeicher dient. Sie wird auf einer bestimmten Höhe eines Flusses oder einer Schlucht errichtet und verfügt über eine aus Stein, Beton oder losen Materialien gebaute Staumauer. Auf diese Weise wird das ablaufende Wasser aufgehalten. Der Stausee im Barranco de la Peñitas entstand in der Zeit von 1939 bis 1940, allerdings deuten verschiedene Quellen darauf hin, dass Ende des 19. Jahrhunderts bereits eine Mauer an diesem Platz existierte. In erster Linie nutzte man das Wasser des Stausees zur Bewässerung der Tomatenplantagen, die sich weiter schluchtabwärts befanden. Seit den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts verschlechterte sich der bauliche Zustand des Stausees immer mehr und Unmengen an Erde, Steinen usw. setzten sich ab. Aufgrund der fehlenden Instandhaltung und Säuberung ist der Stausee heute mit Ablagerungen angefüllt und hat seine Hauptfunktion als Wasserspeicher verloren.

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SL®-FV 28 | Agua de Bueyes - Vega de Río Palmas

6. Inselkarte

SL®-FV 28

Agua de Bueyes - Vega de Río Palmas

SL®-FV 28 Dauer etwa

2 Std.

Umgebungsbedingter Risikofaktor

1

Anstieg

583 m

Orientierung unterwegs

2

Abstieg

289 m

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 2

Länge etwa

3,2 km

Konditionserfordernisse

Wanderwegtyp Zielwanderweg

Profil

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2


SL®-FV 28 | Agua de Bueyes - Vega de Río Palmas

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Dieser lokale Wanderweg beginnt nicht im Zentrum des Dorfes Agua de Bueyes, sondern an einem Rastplatz bei La Capellanía im Barranco de los Almácigos. An den Hängen der Schlucht wachsen zahlreiche Feigenkakteen (Opuntia spp.). Die Früchte machte man sich als Nahrungsmittel zunutze und auf den Blättern wurde die Cochenilleschildlaus gezüchtet.

Sparriger Bocksdorn

Unser Wanderweg führt nun zwei Kilometer weit stetig bergauf bis zum Morro Rincón del Atajo. Von diesem Hügel aus können wir einen herrlichen Ausblick auf Vega de Río Palmas im Westen genießen. Unterwegs kommen wir vorbei an zahlreichen Pflanzen wie der Gemeinen Kanarischen oder auch König-Juba-Wolfsmilch (Euphorbia regis-jubae), Oleanderblättrigen Kleinien (Kleinia nerrifolia), Dornlattich (Launaea arborescens), Sparrigem Bocksdorn (Lycium intricatum) und sogar an einigen Wilden Olivenbäumen (Olea cerasiformis), die zu den thermophilen Wäldern gehören. Beim Morro Rincón del Atajo trifft unser Wanderweg auf den SL-FV 31, der in Richtung Süden bis nach Tiscamanita führt. Beide Wege verlaufen nun zusammen über die als Morro Vista del Pueblo bekannte Erhebung. Sodann geht es auf einem unbefestigten Weg allmählich bergab, bis wir die Straße Pedro Peña erreichen, die bis zur örtlichen Landstraße FV-30 führt. Wir folgen ihr bis zum Platz Nuestra Señora de la Peña, wo beide Wanderwege zu Ende gehen.

Agua de Bueyes

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SL®

SL®-FV 28 | Agua de Bueyes - Vega de Río Palmas Feigenkakteen

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SL®-FV 28 | Agua de Bueyes - Vega de Río Palmas

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Cochenille Die Cochenilleschildlaus (Dactylopius coccus) ist eine Insektenart, die als Parasit auf den ursprünglich aus Mexiko stammenden Feigenkakteen lebt. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde sie auf den Kanarischen Inseln eingeführt, um der Krise im Landwirtschaftssektor entgegenzuwirken.

Das Interesse gilt hierbei den Weibchen. Die sessil auf den Blättern einiger Opuntienarten lebenden Parasiten sind von einem weißlichen Pulver bedeckt, welches sie bei der Eiablage absondern. Die Parasiten verkrusten an den Blättern der Opuntien. Nach der Befruchtung der weiblichen Tiere vertrocknen sie und bilden ein Pulver, aus dem der rötlich-purpurne Farbstoff Karmin gewonnen wird, der verschiedenen Anwendungen dient (Kosmetik, Lebensmittel, Textilindustrie). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfährt der Handel mit der Cochenilleschildlaus seinen Höhepunkt und große Mengen werden nach Großbritannien, Frankreich und schließlich auch in andere Länder exportiert. Später erfährt diese Wirtschaftstätigkeit einen Einbruch, denn andere künstlich hergestellte Farbstoffe sind kostengünstiger erhältlich und ersetzen das zuvor so hoch geschätzte Karmin. Heute sammelt noch immer der eine oder andere Inselbewohner die Cochenilleschildläuse, da seitens der Kosmetik-, Pharma- und Lebensmittelindustrie nach wie vor Bedarf an natürlich produzierten Farbstoffen besteht.

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SL®-FV 29 | Antigua - Betancuria

6. Inselkarte

SL®-FV 29

Antigua - Betancuria

SL®-FV 29 2 Std. 30 Min.

Umgebungsbedingter Risikofaktor

1

594 m

Orientierung unterwegs

1

Abstieg

263 m

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 2

Länge etwa

5,5 km

Konditionserfordernisse

Dauer etwa Anstieg

Wanderwegtyp Zielwanderweg

Profil

Wanderweg

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2


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SL®-FV 29 | Antigua - Betancuria

Bei diesem Weg handelt es sich um einen der ältesten auf der gesamten Insel, welcher den Ort Caleta de Fuste mit Betancuria verband. Auch Pilger nutzen diesen Wanderweg während der Feierlichkeiten zu Ehren der Virgen de la Peña, der Schutzpatronin der Insel. Der lokale Wanderweg beginnt am Kirchplatz der Iglesia de Antigua. Von der Straße Virgen de Antigua aus führt der Weg Richtung Süden und dann in die Straße Molino, der wir bis ans Ende folgen, wo wir auf eine Gabelung treffen. Zu unserer Rechten sehen wir eine Kornmühle und etwas später zu unserer Linken eine Wassermühle. Geradeaus geht es in westlicher Richtung weiter und sodann bergauf zum Bergsattel der Degollada del Marrubio, die auch als Degollada de la Villa bekannt ist. Ab hier verlaufen unser lokaler Wanderweg und der erste Abschnitt der fünften Etappe des Fernwanderwegs GR-131 gemeinsam bis nach Betancuria. Von hier aus haben wir einen herrlichen Blick auf die Ortschaft im Osten, die wir hinter uns gelassen haben, und im Westen auf Betancuria, den ersten Verwaltungssitz auf Fuerteventura, der seinerzeit auf der Insel errichtet wurde. Allmählich geht es nun auf einem unbefestigten Weg zwischen den Hügeln abwärts, bis wir die Straße San Buenaventura erreichen, die uns in den Ortskern der ehemaligen Hauptstadt führt. Wir überqueren die örtliche Landstraße FV-30 und erreichen über die Straße Hermanos Martín Fajardo die Iglesia de Santa María de Betancuria. An dieser Kirche geht die Wanderung zu Ende.

Wanderweg

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SL®-FV 29 | Antigua - Betancuria

Die Legende vom Licht von Mafasca Legende und Volksglaube erzählen vom Licht von Mafasca. Die Legende besagt, dass dieses Licht Passanten in bestimmten Nächten auf den einsamen Wegen Fuerteventuras erscheint. Häufiger soll es zwischen November und Februar zu sehen sein, vor allen in regenreichen Jahren, sowohl in klaren als auch nebligen Nächten. Vom Licht von Mafasca werden verschiedenen Versionen erzählt. Die Essenz dieser Legende, die möglicherweise auf den Anfang des 19. Jahrhunderts zurückgeht, wollen wir hier wiedergeben. Die Geschichte besagt, dass ein hungriger Hirte, weit entfernt von der nächsten Ortschaft, des nachts auf der Suche nach Nahrung durch die Landschaft streifte. Zu seinem Glück stieß er auf eine Schafherde. Vom Hirten keine Spur. So schnell er konnte schnappte er sich einen Bock. Als das Fleisch grillfertig war, machte er sich auf, um Feuerholz zu suchen. Doch auf einer Insel wie Fuerteventura, die einer Wüste gleicht, war es praktisch unmöglich, Holz aufzutreiben. Das einzige, was er finden konnte, war ein hölzernes Kreuz (auf der Insel war es Brauch, an Orten, an denen jemand verstorben war, ein Kreuz aufzustellen). Innerlich aufgewühlt konnte er jedoch an nichts anderes mehr denken als daran, seinen Hunger zu stillen und so nutzte er das Holz des Kreuzes, um ein Feuer zu entfachen. Sobald er sein Festmahl beendet hatte, verstarb er aufgrund der Scham über diese Entweihung. Die mündliche Überlieferung erzählt, dass die Seele des Verstorbenen in Form eines Lichts über die Insel irrt. Einige behaupten, das Licht erscheine in Gestalt eines Tieres und sie nennen es „El Ovejo“, der Widder. Doch die meisten der Bewohner, die das Licht gesehen haben wollen, beschreiben es als unbeständig, als ein Licht, das über verschiedene Orte hinweg tanzt, vor allem im Süden von Antigua, im Tal von Mafasca. Und so kam das Licht zu seinem Namen: „La Luz de Mafasca“. Andere beschreiben es als eine Lichtkugel, welche die Passanten bei Nacht zurück nach Hause begleitet.

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Legende oder Wirklichkeit, viele Inselbewohner, vor allem die älteren, versichern, das Licht auf ihren nächtlichen Spaziergängen auf Fuerteventura gesehen zu haben.


SL速-FV 29 | Antigua - Betancuria

SL速

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SL®-FV 31 | Tiscamanita - Vega de Río Palmas

6. Inselkarte

SL®-FV 31

Tiscamanita - Vega de Río Palmas

SL®-FV 31 3 Std. 30 Min.

Umgebungsbedingter Risikofaktor

1

688 m

Orientierung unterwegs

1

Abstieg

270 m

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 2

Länge etwa

6,3 km

Konditionserfordernisse

Dauer etwa Anstieg

Wanderwegtyp Zielwanderweg

Profil

Tiscamanita

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3


SL®-FV 31 | Tiscamanita - Vega de Río Palmas

SL®

Wilder Olivenbaum

Dieser lokale Wanderweg beginnt an der Straßenkreuzung der Calle Juan Peñate und der Calle de la Cruz. Die Wanderung führt uns zunächst durch das Dorf Tiscamanita. Verschiedene Wohnhäuser repräsentieren hier die traditionelle Architektur der Insel. Wenn wir die letzten Häuser hinter uns gelassen haben, geht es auf einem unbefestigten Weg weiter, der an einem Rastplatz vorbeiführt. Von hier aus können wir einen herrlichen Blick auf Tiscamanita mit den „Gavias“ (Terrassenfeldern) und den Windmühlen genießen. Über die Majada de la Mujer führt der Weg aufwärts an zahlreichen Feigenkakteen (Opuntia spp.) und Amerikanischen Agaven (Agave americana) vorbei. Mit etwas Glück entdecken wir sogar die sogenannte „Cuernúa“ (Caralluma burchardii), Burchards Fliegenblume. Diese kleine, nur auf den östlichen Kanareninseln heimische Pflanze, ist heute in der Roten Liste der bedrohten Arten der Kanarischen Inseln aufgeführt. Außerdem kommen wir im Verlauf des Aufstiegs an herrlichen Exemplaren einer Unterart der Olivenbäume (Olea europaea ssp. guanchica) vorbei sowie an Wolfsmilchgewächsen

Wanderweg

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SL®

SL®-FV 31 | Tiscamanita - Vega de Río Palmas

(Euphorbia spp.) und Oleanderblättrigen Kleinien (Kleinia neriifolia), die uns bis zum Morro Tabaibe begleiten. Der Hügel gewährt uns einen Blick auf verschiedene Berge, welche die unendliche Weite der zentralen Ebene unterbrechen. Weiter geht es zum Morro Jorjado, wo, wie der Name des Hügels bereits andeutet, ein Endemit der Insel Fuerteventura wächst, der „Jorjado“ oder auch Kanarisches Sternauge (Asteriscus sericeus) genannt. Wir setzen die Wanderung fort in Richtung der Degollada de la Pechillera bis zum Morro del Rincón del Atajo, wo unser Weg auf den lokalen Wanderweg trifft, der von Agua de Bueyes (SL-FV 28) kommt. Beide verlaufen nun über die Cuesta del Ahorcado abwärts bis zur Straße Pedro Peña, die zum Platz Nuestra Señora de la Peña, Schutzpatronin der Insel, führt.

Wassermühlen Auch die Wassermühlen erinnern an die landwirtschaftliche Vergangenheit Fuerteventuras. Dieser Wirtschaftssektor, der heute nur noch an wenigen Orten der Insel erhalten ist, verlor mit dem Einsetzen des Tourismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zusehends an Bedeutung. Die Wassermühlen dienten dem Bewässern der bestellten Ackerflächen. Dafür wurde das Grundwasser mit Hilfe der Windkraft an die Oberfläche und anschließend in kleine Teiche geleitet, die sich in der näheren Umgebung der Mühlen befanden. Die Struktur der ersten Windmühlen Fuerteventuras bestand aus Holz; die Flügel waren aus Stoff gefertigt. Dieser Windmühlentyp wurde ab 1910 gebaut, später ging man zu amerikanischen Metallmühlen vom Typ Aermotor Chicago über, die im Volksmund fortan schlicht „Chicagos“ genannt wurden.

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Der technologische Fortschritt wirkte sich positiv auf den Anbau von Luzerne und Tomaten aus, der vor allem in den dreißiger Jahren einen Aufschwung verzeichnen konnte.

Amerikanisches Windrad


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SL®-FV 53 | Cardón - El Tanquito

10. Inselkarte

SL®-FV 53

Cardón - El Tanquito

SL®-FV 53 Dauer etwa

2 Std.

Umgebungsbedingter Risikofaktor

1

Anstieg

416 m

Orientierung unterwegs

2

Abstieg

224 m

Schwierigkeit des Streckenverlaufs 2

Länge etwa

4 km

Konditionserfordernisse

2

Wanderwegtyp Hin und zurück

Profil

Sanft abgerundete Hügellandschaft

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SL®-FV 53 | Cardón - El Tanquito

Schroffe Geländeformen: Jandía-Gebirgskamm

Dieser lokale Wanderweg nimmt denselben Verlauf wie die Prozession, die alljährlich am ersten Samstag im Juni zu Ehren der Virgen del Tanquito stattfindet. Die Statue der Jungfrau wird von der Kapelle in Cardón bis El Tanquito getragen. Diese Festlichkeiten finden seit Anfang des 20. Jahrhunderts statt, als man das Bild der Jungfrau im Stein einer Galerie entdeckte. Unsere Wanderung beginnt im Dorf Cardón. Der Weg führt uns an „Gavias“ (Terrassenfeldern) und Gewächshäusern vorbei, bis wir schließlich die als Barranco de los Tanques bekannte Schlucht erreichen. Weiter geht jetzt zwischen El Mojón und der Cuesta Vieja bergauf. Die karge Vegetation besteht hier hauptsächlich aus Dornlattich (Launaea arborescens). Anschließend halten wir uns Richtung El Pedregullo und gelangen an einen Steinkreis. Hier legen die Pilger auf ihrer Wallfahrt nach El Tanquito gewöhnlich eine Verschnaufpause ein. Der Blick über die Landschaft mit dem Kontrast zwischen den abgerundeten Hügeln im Norden und dem scharfkantigen Relief des Bergkamms von Jandía im Süden ist überwältigend. Anschließend wandern wir zwischen Wolfsmilchgewächsen (Euphorbia spp.) und Oleanderblättrigen Kleinien (Kleinia neriifolia) an der Majada del Huertito zu unserer Rechten vorbei und können einen herrlichen Blick Kapelle El Tanquito auf Cofete mit dem bogenförmigen Verlauf von der Landenge des Istmo de La Pared bis zum als Punta Pesebre bekannten genießen.

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Kurz darauf passieren wir ein Gatter, das wir hinter uns wieder schließen. Hier haben wir nun bald das Ende dieser kleinen Wanderung in El Tanquito erreicht, ein heiliger Ort, an dem die Gläubigen die Jungfrau um Hilfe bitten und Gelübde ablegen.


SL®-FV 53 | Cardón - El Tanquito

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Istmo de La Pared (Landenge) Die Halbinsel Jandía ist mit dem Rest der Insel über den Istmo de la Pared verbunden, eine schmale, langgezogene und flache Landenge, die das Jandía-Massiv mit dem Betancuria-Massiv im Westteil von Fuerteventura vereint. Charakteristisch für diese Landschaft sind die massiven Ablagerungen von „Jable“, Sand organogenen Ursprungs, der von den Passatwinden herangetragen wird und über dem sich eine kalkhaltige Kruste („Caliche“) absetzt. Die von Jable bedeckte Fläche ist immens und die Vegetation, die sich an diese extrem trockenen Bedingungen angepasst hat, ist von großem Interesse. Dazu gehören der als „Balancón“ bekannte Dünenstrauch (Traganum moquinii), die Medusenhaupt-Winde (Convolvulus caput-medusae), der Lanzarote-Hornklee (Lotus lancerottensis), die Strandwolfsmilch (Euphorbia paralias) u.v.a.m.

Jable-bedeckter Isthmus La Pared

Außerdem beherbergt diese Region eine beachtliche Zahl an Steppenvögeln wie den Triel (Burhinus oedicnemus insularum), das Sandflughuhn (Pterocles orientalis), den Rennvogel (Cursorius cursor) und eine Unterart der Kanarischen Kragentrappe (Chlamydotis undulata fuertaventurae), die als Endemit der Insel zum Wahrzeichen Fuerteventuras erklärt wurde.

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Bergblick auf Tindaya


Glossa


Glossar

Glossar

Aborigen Die ersten Bewohner eines Territoriums; Synonym für Angehörige indigener Völker oder der Urbevölkerung.

Alcogida Fläche, die dem Auffangen von Regenwasser dient.

Aridität Ausdruck zur Kennzeichnung der Trockenheit eines Gebiets, hervorgerufen durch geringe Niederschläge in Verbindung einer durch hohe Temperaturen hervorgerufenen intensiven Verdunstung.

Baifo Bezeichnung für Ziegenkitze von der Geburt bis zum Absetzen.

Barlovento Gebiete, die dem Wind zugekehrt sind (Luv); Gegenteil von Sotavento (Lee).

Cadenas Quer an Hängen errichtete Steinmauern, die dazu dienen, die Hänge zu stützen und die Ackerflächen vor herabrollenden Steinen zu schützen.

Caliche Kalkhaltige Verkrustungen, die sich durch Verdunstungsprozesse an der Erdoberfläche arider bis semiarider Gebiete bilden; Caliche wird zur Herstellung von Kalk genutzt. 124


Glossar

Cuchillo Aneinandergereihte schmale Berge, deren Gipfel in einen scharfen Kamm auslaufen oder aufgrund intensiver Erosionsprozesse abgerundete Formen aufweisen.

Degollada Bergsattel; Senke oder schmaler Weg zwischen den Bergen, wo naturgemäß die Wanderwege verlaufen.

Gavia Von Mauern umgebene Terrassenfelder zur optimalen Ausnutzung von Wasser und Boden.

Gofio Mehl, das aus zunächst geröstetem und dann gemahlenen Getreide gewonnen wird; Nahrungsmittel der kanarischen Bevölkerung seit vorspanischer Zeit.

Infloreszenz Blütenstand, die Zusammensetzung der gesamten Blüten einer Pflanze.

Istmo Ein schmaler Streifen Land, der zu beiden Seiten von Wasser begrenzt ist und zwei größere Landmassen miteinander verbindet.

Jable Mit organogenem Sand bedeckte Gebiete; die auf Fuerteventura vorhandenen Jables bestehen hauptsächlich aus vom Wind herangewehtem Sand; ältere Jables sind von einer festen, kalkhaltigen Kruste überzogen.

Macizo Gebirgsmassiv; eine Gruppe von Bergen, die in einer kompakten Form miteinander verbunden sind; sie weisen ähnliche Eigenschaften auf und sind durch Täler deutlich von der Umgebung abgegrenzt.

Majada Sanft abfallende Böschung zu beiden Seiten des Schluchtgrundes.

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Glossar

Majo (maxo) Bezeichnung für die ersten Bewohner von Lanzarote und Fuerteventura vor der Eroberung durch die Europäer

Majorero Adjektiv, von Fuerteventura stammend; zu Fuerteventura gehörend, sich auf Fuerteventura beziehend.

Malpaís Extrem unregelmäßige, spitze, scharfkantige und im allgemeinen sehr unruhige Oberflächen, die aus Lavaströmen des Typs Aa-Lava (Brockenlava) entstanden sind.

Millo Mais; aus dem Portugiesischen „Milho“.

Natero Unterschiedlich hohe Trockensteinmauern, die quer zum Schluchtverlauf errichtet werden; sie dienen zum Auffangen des ablaufenden Wasses und zur Bereitung neuer Ackerflächen.

Noria Schöpfrad, mit dem Wasser aus einem Brunnen an die Oberfläche befördert wird; ausgestattet mit zwei großen Zahnrädern, die mittels Tierkraft angetrieben werden (Kamele, Esel).

Organogen Sand organogenen Ursprungs, der sich hauptsächlich aus Resten mariner Organismen zusammensetzt, in geringerem Maße jedoch auch mineralische Bestandteile und Partikel von Landlebewesen aufweist.

Picón (lapilli) Grober, harter und gewöhnlich schwarzer Vulkansand, der den Boden Fuerteventuras bedeckt und die Feuchtigkeit der seltenen Niederschläge speichert; mit Zement und Sand vermischt wird er für Mauern, Böden usw. verwendet; naturrein zum Abdecken der Erde im Garten.

Sukkulenten 126

Pflanzen, die dicke Wurzeln, Stämme oder Blätter entwickelt haben, um größere Mengen Wasser speichern zu können; dank


Glossar

dieser Anpassung und ihrer Eigenschaft, Flüssigkeitsreserven über lange Zeiträume zu speichern, wachsen sie in ariden und trockenen Gebieten.

Sotavento Vom Wind geschützt liegende Gebiete (Lee); Gegenteil von Barlovento (Luv).

Tablero Ausgedehnte Fläche, eben oder mit leichter Hangneigung und mit hartem Boden.

Passatwinde Beständige, mäßige Winde über dem Atlantischen und Pazifischen Ozean; wenn der anfangs heiße und trockene Wind über die Wasserflächen weht, nimmt er Feuchtigkeit auf und kühlt ab. Auf der Nordhalbkugel zirkuliert die Luft von Nord nach Süd. Durch die Bewegung der Erdrotation ist die tatsächliche Windrichtung jedoch von Nordost nach Südwest.

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Fraile-Gipfel im JandĂ­a-Gebirge

Inselkarten


Inselkarten

Inselkarten MAPA 2

GR-131 Etapa 1

MAPA 3 GR-131 Etapa 2

MAPA 11

SL-FV 2

PR-FV 1

GR-131 Etapa 2

MAPA 4

GR-131 Etapa 3

PR-FV 9

GR-131 Etapa 3

MAPA 5

PR-FV 15 PR-FV 15.1 PR-FV 15

GR-131 Etapa 4

MAPA 6

SL-FV 29 GR-131 Etapa 5 SL-FV 27

MAPA 7

SL-FV 27

GR-131 Etapa 5

GR-131 Etapa 6

SL-FV 53 GR-131 Etapa 6

MAPA 8

GR-131 Etapa 6

GR-131 Etapa 7

MAPA 9 MAPA 10

GR-131 Etapa 7

PR-FV 55

PR-FV 56

PR-FV 54

GR-131 Etapa 8

GR-131 Etapa 9

1. Inselkarte Hauptkarte

2. Inselkarte 1. Etappe | Isla de Lobos

3. Inselkarte 2. Etappe | Corralejo - La Oliva 130

SL-FV 2 | Lajares - Calder贸n Hondo

SL-FV 28

SL-FV 31


Inselkarten

4. Inselkarte 3. Etappe | La Oliva - Tefía PR-FV 9 | Tindaya - Vallebrón - Tefía

5. Inselkarte 4. Etappe | Tefía - Betancuria PR-FV 15 | Tetir - Casillas del Ángel - Tefía PR-FV 15.1 | Tetir - Degollada de Facay - Tefia

6. Inselkarte 5. Etappe | Betancuria - Pájara SL-FV 27 | Vega de Río Palmas - Presa de las Peñitas SL-FV 28 | Agua de Bueyes - Vega de Río Palmas SL-FV 29 | Antigua - Betancuria SL-FV 31 | Tiscamanita - Vega de Río Palmas

7. Inselkarte 6. Etappe | Pájara - La Pared SL®-FV 53 | Cardón - El Tanquito

8. Inselkarte 7. Etappe | La Pared - Risco del Paso

9. Inselkarte 8. Etappe | Risco del Paso - Morro Jable PR®-FV 54 | Morro Jable - Pico de la Zarza

10. Inselkarte 9. Etappe | Morro Jable - Punta de Jandía PR®-FV 54 | Morro Jable - Pico de la Zarza PR®-FV 55 | Gran Valle - Cofete PR®-FV 56 | El Puertito - Caleta de la Madera - El Puertito

11. Inselkarte PR®-FV 1| Barranco de la Cañada de Melián - Esquinzo 131

















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