Kommunikationsempfehlungen

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Thesen einer nicht diskriminiernden Kommunikation ausgehend von den Ergebnissen der Fokusgruppen des Moduls 3 der EQUAL – EP In.Bewegung. Der Bedarf an Basisbildung für die Begünstigten ist so unterschiedlich wie die beeinträchtigenden Faktoren zur erfolgreichen Lebensbewältigung Der Wissensstand / Bildungsstand der Zielgruppe ist äußerst inhomogen. Die Kenntnisse in den Kulturtechniken reichen vom Erlernen einzelner Buchstaben bis zur Verbesserung der Rechtschreibung, vom Erlesen von Silben bis zur eigenständigen Zusammenfassung und Präsentation komplexer Texte. Arbeitslosigkeit, schulische und / oder familiäre Traumata und Beeinträchtigungen der Gesundheit wirken sich zusätzlich auf die Lebensbewältigung und den Bildungserwerb aus. Bildung (und natürlich auch Basisbildung) ist ein unabgeschlossenes, lebensbegleitendes Projekt für uns alle Normalisierung und Enttabuisierung des Themas sind wesentliche Voraussetzungen für eine unaufgeregte, die Zielgruppe nicht abschreckende Kommunikation. Bildungsangebote sollten stets mit Differenzierung, Angebotsvielfalt und methodischdidaktischem Pluralismus zur Verfügung gestellt werden. Ein erfolgreiches Angebot ist teilnehmerInnenzentriert und vermeidet schulischen Leistungs- und Leidensdruck Viele TeilnehmerInnen an Basisbildungskursen haben die Schule als einen Ort erlebt, an dem sie die geforderten Leistungen nicht erbringen konnten. Der schulische Kontext ist nach eigenen Angaben der TeilnehmerInnen kodiert mit Angst vor Versagen, ausgeliefert sein und diskriminierender Behandlung. Abwehrhaltungen gegen den Bildungserwerb können durch zu schulnahe Methodik und Didaktik gefördert werden. Die Stärken stärken und die Schwächen schwächen Ressourcen- statt Defizitorientierung. Der Weg zur erfolgreichen Vermittlung von Bildungsinhalten führt über das Transparentmachen der Stärken der Begünstigten. An Stelle von Lernblockaden und Abwehrhaltungen aufgrund negativer Lernerfahrungen tritt Selbstvertrauen und die Erkenntnis: „Ich schaffe es, ich kann das lernen!“ Basisbildung ist der Weg, aber nicht das Ziel Der Basisbildungsbedarf sollte als Verbindungsteil am Wege einer Entwicklung zu einem positiven Ziel dargestellt werden. Der Bildungserwerb ist das Transportmittel zu einem für die Begünstigten attraktiven Ziel und nicht Ziel selbst. Niederschwellige Informations-, Beratungs- und Bildungsangebote sollten als Teil der regulären, positiv besetzten Kurs- und Bildungsprogramme angeboten werden – also ohne Sonderstatus!

Die Entwicklungspartnerschaft In.Bewegung wird im Rahmender Gemeinschaftsinitiative EQUAL aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur gefördert.


TrainerInnen und BeraterInnen sind selbst lebenslang Lernende und somit positive und motivierende Vorbilder Positive Einstellungen sowie Fach- und Methodenkompetenzen der TrainerInnen haben oberste Priorität. das Selbstverständins der TrainerInnen und BeraterInnen sollte sein: „Ich selbst nehme am lebensbegleitenden Lernen teil“ Die Begünstigten haben ihr eigenes Zeitmaß und individuelles Lerntempo Basisbildungsangebote sollen dem Prinzip der Individualisierung Rechnung tragen. Reine Effizienzkriterien, Standardisierung des Angebots und festgelegte Kursdauer werden nicht den gewünschten Erfolg bringen. Sensible Phasen in den Lebensgeschichten der Begünstigten sind als Ressourcen für Veränderung nutzbar Begünstigte, die sich in Übergängen in ihren Biografien befinden, sind bildungs- und lernwilliger, daher also einfacher ansprechbar. Solche Übergänge sind z. Bsp. berufliche Neuorientierungen, Wechsel des Wohnsitzes oder Migration, Schuleintritt, Trennungen oder das Entwachsen der eigenen Kinder. Die Kommunikation über das Thema soll entdramatisiert und enttabuisiert möglich sein Durch Sensibilisierung, Information und Aufklärung von MultiplikatorInnen aus dem Familien- Bekannten- und Arbeitskreis der Begünstigten verringert sich die Stigmatisierung. Kurs- und Beratungsangebote können angstfrei in Anspruch genommen werden. Eine breite öffentliche Kampagne unterstützt die Enttabuisierung, Begünstigte können sich anonym und direkt (Alfa Telefon, website) informieren. Die existentielle Absicherung der Begünstigten erhöht die Erfolgswahrscheinlichkeit von Bildungsprozessen Existenzdruck steigert die Lernmotivation nicht, sondern führt eher zu vielfältigen Stress- und Verweigerungsreaktionen. Lesen, Schreiben, Rechnen und PC-Kompetenz sind als lebenswichtig zu betonen! Trotz des anzustrebenden Zieles einer Normalisierung und Entdramatisierung des öffentlichen Diskurses zur Grundbildung müsste die Kampagnen- und Maßnahmenentwicklung die Grundbildungskompetenzen als für moderne Arbeitswelten lebenswichtig darstellen. Prävention ist klüger als teure Reparaturkosten Diese Botschaft richtet sich an alle Beteiligten, von Politik über Wirtschaft, Medien, Behörden bis zum Lebens- und Arbeitsumfeld der betroffenen Personen. Die Erhöhung des Standortvorteils und des Marktvorsprunges von Unternehmen hängt nach Auskunft der FokusgruppenteilnehmerInnen zukünftig eindeutig von einem möglichst guten Bildungsniveau aller Personen an einem Wirtschaftsstandort ab.

Die Entwicklungspartnerschaft In.Bewegung wird im Rahmender Gemeinschaftsinitiative EQUAL aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur gefördert.


Die Dummen sind diejenigen, die nichts tun; die Helden sind die, die den Bildungserwerb beginnen! Der Mut zum Start eines Bildungs- und Veränderungsprozesses sollte als vorbildlich und nachahmenswert dargestellt werden.

Gelingende Überleitung in die Arbeitswelt Lehrlingsausbilder wünschen sich gute und motivierte Jugendliche mit Selbstwertgefühl. Lernschwache Jugendliche bedeuten mehr Zeitaufwand und Kosten für den Betrieb. Eine kostenneutrale Unterstützung lehrlingsausbildender Betriebe bei der Ausbildung lernschwacher Jugendlicher sowie die verstärkte Zusammenarbeit mit den Eltern tragen zu einer gelingenden Überleitung beitragen. Ressourcenpool Schule Ein riesiger Fundus an Ideen zur Förderung von lernschwachen Schüler/innen kommt aufgrund struktureller Hemmnisse (Stundenkürzungen, Klassenschülerzahlen) nicht oder nur kaum zum Einsatz. Der biologisch bedingte Lerneinbruch bei Jugendlichen stellt ein zusätzliches Hemmniss dar. Mangelndes Selbstbewusstsein Lernschwache Jugendliche leiden unter mangelndem Selbstbewusstsein. Ihrer Meinung nach besitzen sie keinerlei Stärken sondern nur Schwächen. Dieses Bild gilt es zu ändern. Stärken stärken und Schwächen schwächen. Train the Trainer Netzwerker/innen, Trainer/innen, Lehrer/innen brauchen nicht nur Informationen über funktionalen Analphabetismus sondern spezielle Ausbildungen um mit lernschwachen Jugendlichen zu arbeiten. Die Jugendlichen sollen „dort abgeholt werden, wo sie stehen“ und individuell nach ihren Bedürfnissen unterstützt und begleitet werden. Irrgarten Bildung Wer bietet wo welche Kurse zu welchen Bedingungen wann an? Für lernschwache Jugendliche ist es nicht möglich sich in diesem Irrgarten zurecht zu finden. Daher gehen sie dieses Wagnis erst gar nicht ein und ziehen sich zurück. Eine Vernetzung der Anbieter und ein jugendgerechter Aufbau können dem entgegen wirken.

Die Entwicklungspartnerschaft In.Bewegung wird im Rahmender Gemeinschaftsinitiative EQUAL aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur gefördert.


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