INDIEKINO MAG #16, Januar/Februar 2022

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INDIEKINOHIGHLIGHTS

Caravaggio

80 JAHRE DEREK JARMAN Liebe, Zorn und revolutionäre Kraft „A man will be forgotten in time and noone will remember our work“ sagte Derek Jarman, wütend und dem Tod nahe, in seinem letzten Film, BLUE. Noch ist Derek Jarman, eine der wichtigsten Stimmen der 70er, 80er und 90er Jahre nicht vergessen. Am 31.1. wäre der 1994 verstorbene Filmemacher, Künstler und Queer-Aktivist 80 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass hat das British Film Institute zahlreiche Filme Jarmans restauriert und digitalisiert. Derek Jarman stieg als Produktionsdesigner bei Ken Russels legendär-berüchtigtem Film THE DEVILS (1971) ins Filmgeschäft ein. Sein erster eigener Spielfilm. SEBASTIANE (1976), über einen pazifistischen römischen Soldaten, der sein schwules Begehren durch Verehrung von Phoebus Apollon sublimiert, war der erste explizit schwule britische Film. In Deutschland wurde SEBASTIANE erst nach dem Erfolg von Jarmans zweitem Film, JUBILEE (1977/78), bekannt. JUBILEE war der erste und blieb der wichtigste Film aus und über die neue Punkszene: Queen Elizabeth I. reist durch den Zauber des Okkultisten John Dee und mit Hilfe des Geistes Ariel ins London der späten 70er Jahre und gerät in eine Szene von nihilistischen und mörderischen Punks, darunter Vivienne Westwood-Model Jordan als „Amyl Nitrate“ und Toyah Wilcox als „Mad“. D 40

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Für die Shakespeare-Verfilmung THE TEMPEST (1979), die in Stateleigh Abbey, einem verfallenen English Country House (hierzulande: in einem Schloss) gedreht wurde, begann Jarman seine queere Lesart von Shakespeare, die er mit THE ANGELIC CONVERSATION (1985), der Shakespeares Sonette, vorgetragen von Judy Dench und zu einem Soundtrack von Coil, mit auf 35mm aufgeblasenen Super-8-Bildern verknüpfte, die Jarman oft maximal verlangsamte. Der Effekt war eine Feier schwulen Begehrens und des männlichen Körpers. 1986 reagierten die rechte britische Regierung und Margaret Thatcher auf die erstarkte LGBTQ+ Bewegung mit dem Erlassen der Clause 28, die ähnlich wie heutige Gesetze in zahlreichen osteuropäischen Ländern die „Promotion“ des homosexuellen Lebensstils in Schulen und öffentlichen Einrichtungen verbat, was zahlreichen LGBTQ+ Organisationen die öffentliche Förderung entzog und ihnen die Nutzung öffentlicher Räume erschweren sollte. Jarman war einer der wichtigsten Aktivisten einer breiten Bewegung gegen die Clause 28, die aber bis 2000 Geltung behielt. CARAVAGGIO (1986) war nach JUBILEE Jarmans erfolgreichster Film beim Mainstream-Arthouse-Publikum. Die Dreiecksbeziehung des queeren Malers mit einem seiner Modelle und dessen


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