NYMPH()MANIAC I+II Interpretationen D AUGE UM AUGE Rache und der böse Geist der Berge D ZÄRTLICHKEIT Sollen wir ein Picknick machen? D DIE POETIN Queere Liebe zu Dritt D TAO JIE – EIN EINFACHES LEBEN Hongkong Nouvelle Vague D SPUREN – TRACKS Allein durch die Wüste D IDA Melancholischer Roadtrip in Polen D SOUNDBREAKER Klanggewitter mit Akkordeon D SUNNY DAYS Die Glücklichen wohnen im Ausland D SCIALLA! EINE GESCHICHTE AUS ROM Appell für einen friedlichen Lebensstil D SCHNEE VON GESTERN Spurensuche in der Diaspora D MOLIÈRE AUF DEM FAHRRAD Wunderbares Trio von Grantlern D BEKAS Auf der Suche nach Superman
MAGAZIN DER UNABHÄNGIGEN BERLINER LICHTSPIELHÄUSER
D 02 D APRIL 2014
indiekinoBERL
NYMPH()MANIAC
INDIEEDITORIAL
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INDIEKINO ERMÄSSIGT MIT DEM GILDEPASS GILDEPASS
G I L D E PA SS
Name
gültig bis
Nicht übertragbar – gültig nur in Verbindung mit dem Personalausweis.
Arbeitsgemeinschaft Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater e. V.
EDITORIAL Der April verspricht ein entspannter Kinomonat zu werden. Nicht, weil es nicht auch in diesem Monat viel zu sehen und zu entdecken gäbe, sondern gile-.indd weil das Independent-Kino selbst wie selten Nonchalance, Laissez-faire, Zufriedenheit und Fröhlichkeit verbreitet. In SCIALLA! EINE GESCHICHTE AUS ROM lernt ein angespannter Professor von seinem überraschend in sein Leben getretenen Sohn, das Leben etwas leichter zu nehmen. In ZÄRTLICHKEIT erzählt Regisseurin Marion Hänsel von „Dingen, die jedem mal passieren können“ (siehe auch unser Interview auf Seite 16) und in TAO JIE – EIN EINFACHES LEBEN entwirft die Altmeisterin der Hongkong Nouvelle Vague, Ann Hui, ein zärtliches Porträt der Beziehung von einer langjährigen Angestellten und dem Sohn der Familie, den sie großgezogen hat. Wer es weniger Zen haben möchte, der ist in der düsteren amerikanischen Rachegeschichte AUGE UM AUGE gut aufgehoben, in Pawel Pawlikowskis lakonischem Roadmovie IDA, oder bei den erfrischenden Misanthropen Serge und Gauthier in MOLIÈRE AUF DEM FAHRRAD. Für diejenigen, die auch den Kinobesuch etwas entspannter angehen lassen und, statt in der Premierenwoche Schlange zu stehen, lieber ein wenig später mit bester Sicht von ihrem Lieblingsplatz aus gucken, haben wir in der neuen Rubrik „Weiter im Kino“ ein paar Empfehlungen zusammen gestellt. Wer den Oscar-Gewinner 12 YEARS A SLAVE oder den heißdiskutierten Berlinale-Beitrag KREUZWEG noch nachholen muss, wird hier fündig. Wie immer können wir im Magazin nur eine Auswahl vorstellen. Das komplette Programm finden Sie unter www.indiekino.de Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und viel Spaß im Kino, Ihre INDIEKINO BERLIN Redaktion
Der Gildepass berechtigt zum ermäßigten Besuch in allen teilnehmenden »AG Kino – Gilde« Kinos. Der Inhaber des Passes ist förderndes Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Kino-Gilde deutscher Filmkunsttheater. www.agkino.de/gildepass Arbeitsgemeinschaft Kino Gilde deutscher Filmkunsttheater e. V.
AG Kino – Gilde e.V.
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Mit dem Gildepass erhalten Sie ein Jahr lang ermäßigten Eintritt in den Berliner Indiekinos – ACUD Kino, Bali Kino, Bundesplatz Kino, Eiszeit Kino, Eva Lichtspiele, Filmkunst66, Filmrauschpalast Moabit, fsk-Kino am Oranienplatz, Hackesche Höfe Kino, Kino Zukunft, Sputnik Kino am Südstern, Tilsiter Lichtspiele, Xenon Kino – und in über 8o weiteren Arthouse Kinos bundesweit. Der Pass kostet 6,00 Euro und ist in allen teilnehmenden Kinos erhältlich. Eine Üersicht finden Sie unter www.agkino.de/gildepass
INDIEINHALT
23 Die Poetin 29 Ida 31 Gabrielle – (k)eine ganz normale Liebe 32 Spuren – Tracks 21 Molière auf dem Fahrrad
06 MAGAZIN 10 PENETRATING NYMPH()MANIAC 14 RACHE UND DER BÖSE GEIST DER BERGE: AUGE UM AUGE 16 INTERVIEW MIT MARION HÄNSEL 19 SOLLEN WIR EIN PICKNICK MACHEN? ZÄRTLICHKEIT 24 INDIEKINOS: DAS BUNDESPLATZ KINO 36 KINDERFILME KINDERKINO-WOCHENENDPLANER 38 KINOHIGHLIGHTS 44 KINOADRESSEN, IMPRESSUM ABONNEMENT 46 NACHBILD D4
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NEU IM KINO 22 22 14 27 39 23 31 29 31 21 20 10 20
20 Feet From Stardom A Long Way Down Auge um Auge Bekas Carne de Perro Die Poetin Gabrielle – (k)eine ganz normale Liebe Ida Mitgift Molière auf dem Fahrrad Museum Hours Nymph()maniac Pfarrer
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Schnee von Gestern Scialla! Eine Geschichte aus Rom Soundbreaker Spuren – Tracks Stiller Sommer Sunny Days Tao Jie – Ein einfaches Leben Watchtower Zärtlichkeit
34 WEITER IM KINO Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand 12 Years a Slave Kreuzweg
Philomena My Sweet Pepper Land Her
TORONTO FILM FESTIVAL
RALPH FIENNES
FELICITY JONES
NEW YORK FILM FESTIVAL
RALPH FIENNES • GALA TRIBUTE
TELLURIDE FILM FESTIVAL
KRISTIN SCOTT THOMAS
TOM HOLLANDER
Charles Dickens war der berühmteste Schriftsteller der Welt. Seine größte Geschichte war die, die er nie erzählen konnte.
THE INVISIBLE WOMAN
WWW.THEINVISIBLEWOMAN.DE
WWW.SONYCLASSICS.COM
INDIEMAGAZIN
SEKTFILMFRÜHSTÜCK Am Sonntag, den 20. April veranstalten die Eva-Lichtspiele wieder ihr monatliches Frühstücks-Kino. Hier kann man gemütlich ab 10.00 Uhr – allerdings nur bei voriger Reservierung – ein kleines leckeres Frühstück genießen. Es gibt für jeden ein Glas Sekt oder O-Saft, eine Tasse Kaffee oder Tee und dazu sehr liebevoll zubereitetes Fingerfood von süß bis deftig ... Um 11 Uhr läuft dann der Film A LONG WAY DOWN von Pascal Chaumeil nach dem Besteller-Roman von Nick Horny (Besprechung auf Seite 22). Natürlich kann man auch direkt zum Film kommen, aber dann verpasst man ja das leckere Frühstück. Infos und Reservierungen telefonisch unter 030 – 922 55 305.
TECHNO-DOPPEL Mit 23 Jahren wird Bettina Vibhuti Uzler als Drogenkurierin erwischt und landet im französischen Frauenknast. Nach ihrer Freilassung wird sie Teil der Freetekno-Bewegung, reist jahrelang durch Europa und organisiert illegale Partys. Es folgen Absturz, Abhängigkeit, spirituelle Rettung und die Rückkehr in ein bürgerliches Leben. Heute arbeitet sie als Paartherapeutin
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und hat ein Buch über ihre Erfahrungen geschrieben. Am 16.4. um 20 Uhr liest Bettina Vibhuti Uzler aus ihrem Buch „Party am Abgrund: Meine Nomadenjahre im Drogen- und Technorausch. Eine Aussteigerin erzählt“. Anschließend läuft Hannes Stöhrs Techno-Tragikomödie BERLIN CALLING (Deutschland 2009). www.eiszeit-kino.de
THEMROC – ROCTHEM … so in etwa lassen sich die Dialoge des anarchistischen Klassikers THEMROC (Frankreich 1973, R: Claude Faraldo) mit Michel Piccoli zusammenfassen. In dem Kultfilm spielt Piccoli einen kleinen Handwerker, der eines Tages alles hinschmeißt und beginnt, in seiner Pariser Wohnung als Höhlenmensch zu leben und fortan nur noch in Grunzlauten zu kommunizieren. Da ist noch Raum, haben sich die Musiker und Videokünstler Jost Knapp und Steffen Koch gedacht und den Film nicht nur digital überarbeitet sondern mit einem komplett neuen Sounddesign ausgestattet. Die Re-Kreation kann am 22.4. um 21.30 Uhr im Sputnik Kino gesehen und gehört werden. www.sputnik-kino.com
CHRIS EVANS SONG KANGHO TILDA SWINTON JAMIE BELL OCTAVIA SPENCER EWEN BREMNER ALISON PILL KO ASUNG MIT JOHN HURT UND ED HARRIS »MitreiSSendeS und überraSchendeS action-Kino«
Zeit Online
ein Film vOn
BOng JOOn hO (the hOSt)
SUMMERTIME Im Kino beginnt der Sommer schon am 30.4., an dem Tag, an dem das erste Open-Air-Kino der Stadt seine Tore öffnet. Das ist, wie jedes Jahr, das Freiluftkino Pompeji am Ostkreuz. Zur Eröffnung lädt das Pompeji zu Konzert, Grillparty und Filmvorführung ein. Falls der metereologische Sommer hinterherhinken sollte, feiert das Kino Zukunft mit seinem Indoor-Bereich mit. www.kino-zukunft.de
die revolution beginnt aM
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Płynące wieżowce (Floating Skyscrapers) Nieulotne
LASTING & FLOATING: filmPOLSKA 2014 Vom 24. bis 30. April 2014 zeigt filmPolska an zahlreichen Spielorten in der ganzen Stadt – darunter das Hackesche Höfe Kino und das fsk-Kino am Oranienplatz – einen Überblick über das aktuelle polnische Filmschaffen. In diesem Jahr kann man dort zum Beispiel PŁYNĄCE WIEŻOWCE (Floating Skyscrapers) von Tomasz Wasilewski sehen, in dem der schwule Leistungsschwimmer Kuba sich zum ersten Mal verliebt und sich damit seiner sexuellen Orientierung stellen muss. Der ebenfalls preisgekrönte NIEULOTNE (Lasting) von Jacek Borcuch erzählt von Michal und Karina, deren junge Beziehung über einem Geheimnis zu zerbrechen droht. Insgesamt werden auf der 9. Ausgabe des größten Festivals polnischer Filmkunst im Ausland wieder über 100 Spiel-, Dokumentar-, Kurz- und Studentenfilme zu sehen sein. Die Sonderreihen des Festivals widmen sich in diesem Jahr den Altmeistern der Filmhochschule Łódź, dem Science-Fiction-Genre und Filmen in Jiddisch. www.filmpolska.de
FESTIVALS,
BERLIN SATT: achtung berlin festival 10 Jahre gibt es „achtung berlin/new berlin film award“, das Festival für junges Kino aus Berlin und Brandenburg inzwischen. Vom 9. bis 16. April findet es erneut statt. Erstmals gehören dabei auch die Tilsiter Lichtspiele zu den Spielorten. Gezeigt werden ausschließlich Filme, die in der Hauptstadtregion produziert oder gedreht wurden. „Made in Berlin-Brandenburg“, Wettbewerb und Herzstück des Festivals, versammelt eine Auswahl abendfüllender Spiel – und Dokumentarfilme sowie „mittellange“ und kurze Filme. Die Jubiläums-Retrospektive setzt in diesem Jahr mit dem Programm „Berlin-im-Film!“ das Berlin-Filme aus den letzten 25 Jahren präsentiert, noch eins drauf. www.achtungberlin.de Welcome Goodbye
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INDIEMAGAZIN
INTERNATIONAL: JÜDISCHES FILMFEST BERLIN & POTSDAM Schon doppelt so alt wie achtung berlin ist das Jüdische Filmfest Berlin & Potsdam, das vom 30.3. bis zum 13.4. unter dem Motto „20 Jahre ohne Klischees“ ein wie immer bunt gemischtes Programm aktuellen jüdischen Filmschaffens vorstellt. Dabei kommen die Dokumentarund Spielfilme aus der ganzen Welt und sorgen so für ein extrem abwechslungsreiches Angebot. Die Ernte diesen Jahres reicht vom israelischen Horrorthriller BIG BAD WOLVES (Israel 2013, R: Aharon Keshales, Navot Papu shado) über die französisch-israelischen Agentenkomödie KIDON (Frankreich/Israel 2013, R: Emmanuel Naccache) bis zu WE ARE HERE (Kanada/Polen 2013, R: Francine Zuckerman) einem Porträt jüdischen Lebens im heutigen Polen. Das Jüdische Filmfest findet in den Kinos Thalia Potsdam, filmkunst66, Arsenal, Neues Off und Eiszeit Kino statt. Alle Filme werden mit englischen Untertiteln gezeigt. www.jffb.de
Kidon
FESTIVALS, FESTIVALS
Blutgletscher
MIDNIGHT MOVIES Die besinnlichen Oster-Feiertage nutzt der Filmrauschpalast in Moabit, um sich vom 17. – 19.4. immer um Mitternacht dem Horror – und Splattergenre zu widmen. Am Donnerstag kommt das Unheil aus dem Fernseher in RING (das Original aus Japan 1998, R: Hideo Nakata), am Freitag fallen in ZOMBIES FROM OUTER SPACE (Deutschland 2012, R; Martin Faltermeier) die Außerirdischen ein und am Samstag richtet der BLUTGLETSCHER (Österreich 2013, R: Marvin Kren) Verheerung an. Horror auf einer regelmäßigen Basis gibt es auch im Eiszeit Kino, immer am Freitag um 22 Uhr bei den ADULT HORROR MOVIES. www.filmrausch.de, www.adulthorror.de APRIL 2014 D
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Mit dem Zweiteiler NYMPH()MANIAC hat Lars von Trier sein bisher schillernstes Werk vorgelegt. Im Vorfeld als „Arthouse-Porno“ vermarktet verbindet NYMPH()MANIAC die episodische Struktur und die explizite Darstellung von Sex mit augenzwinkernden philosophischen Überlegungen, bildungsbürgerlichen Referenzen und politischen Statements, die direkt aus dem Mund des Autors zu stammen scheinen. Die Geschichte hat die Form einer Beichte: zu Beginn findet der asexuelle Jude Seligmann (Stellan Skarsgård) die Nymphomanin Joe (Charlotte Gainsbourg) verletzt in einer Gasse in der Nähe seiner Wohnung. Er nimmt sie mit nach Hause und sie beginnt zu erzählen. In acht Kapiteln, die Namen tragen wie „The Compleat Angler“ oder „The Eastern and the Western Church (The Silent Duck)“ berichtet sie von ihren frühesten sexuellen Erfahrungen, ihrer Entjungferung, ihrer großen Liebe, ihren Experimenten mit anonymem Sex, multiplen Lovern und Sadomasochismus. Sie erzählt von ihren Versuchen, der Sucht zu entkommen und von ihrer immer radikaleren Abkehr von der Gesellschaft. Während der erste Teil, der fünf Kapitel umfasst, sehr episodisch gehalten ist und distanziert amüsiert wirkt, sind die drei Kapitel des zweiten Teils, die Joes Weg in immer tiefere Isolation beschreiben, länger und intensiver auserzählt. Sie sind dunkler, aber auch anteilnehmender. Während Joe berichtet, hört Seligman zu, vergibt und tröstet und findet noch in den größten Perversionen bizarre Analogien, die Joes sexuelle Erlebnisse mit Fliegenfischen, polyphoner Musik und dem Schisma des Christentums vergleichen. Mal scheint das alles bitterernst, mal satirisch, mal wie ein Experiment, in dem die Zuschauer das Versuchskaninchen sind. Immer wieder enttäuscht von Trier mit voller Absicht die Erwartungen, springt zwischen den Genres umher und dreht den Kritikern eine Nase. Als Ganzes ist NYMPH()MANIAC kaum zu fassen und will es auch gar nicht sein. Kaum denkt man, man hätte einen Angelpunkt gefunden, macht der Film etwas Neues, das der bisherigen Theorie widerspricht. Und der Autor selbst schweigt sich aus. Seit Lars von Trier in Cannes 2011 in einer Pressekonferenz nach dem Einfluss nationalsozialistischer Ästhetik auf MELANCHOLIA gefragt wurde, den versammelten Journalisten pampig ein „Ok, ich bin ein Nazi“ vor die Füße warf und in Folge aus dem Garten Eden verwiesen wurde, verweigert er jede Auskunft über seine Arbeit. Da kann die
Kritik also sehen wo sie bleibt. Wir haben uns mit verschiedenen Aspekten des mäandernden Diptychons auseinandergesetzt und verschiedene Interpretationsmöglichkeiten ausprobiert.
METAFILM NYMPH()MANIAC ist ein Film über das Geschichtenerzählen. Joe und Seligman erzählen sich eine Gute-Nacht-Geschichte und von Trier schlüpft dabei, abwechselnd, mal in die Rolle des Einen, mal in die Rolle der Anderen, während die Zuschauer den Part des jeweiligen Gegenübers einnehmen. Skarsgård ist in diesem Sinne der intellektuelle und liberal-bourgeoise Lehrer Lars von Trier, Gainsbourg die emotional-aufrührerische Verkörperung des geschichtensüchtigen Regie-Punks, der zur selbstverletzenden Übertreibung neigt. Dabei spürt man die Lust des Filmemachers, in seiner Meta-Erzählung den Diskurs über den Diskurs gleich mitzuliefern. Unglaubwürdige Zufälle, banale metaphorische Abschweifungen – die Figuren nehmen die naheliegende Kritik der Rezipienten vorweg, und stellen ihre Story damit einfach gleich selbst in
Penetrating* NYMPH()MANIAC
*to penetrate: I v/t 1. Durch’dringen, eindringen in (acc.), durch‘bohren, ‚-schlagen, (a. mil. taktisch) durch‘stoßen, dringen durch: to ~ a woman e-e Frau penetrieren. 2. aer. mil. einfliegen,
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Frage. Eine Geschichte ist schließlich immer nur so glaubwürdig, wie ihre Erzähler: Sind wir mit Joe und Seligman vielleicht einem, vielleicht sogar zwei, neuen Keyser Söze aufgesessen? D JM
PARODIE NYMPH()MANIAC ist die Parodie eines Arthouse-Films, Seligmann eine Parodie auf die Filmkritik. Joe vögelt gern, Seligmann interpretiert und zieht eine idiotische Analogie nach der anderen. Joe wird mit 3 Stößen in die Vagina und 5 Stößen in den Anus entjungfert: ah, hochinteressant, Fibonacci-Zahlen, kommentiert Seligmann. Es ist eine Frage der Zeit, wann die erste filmwissenschaftliche Magisterarbeit in NYMPH()MANIAC oder womöglich in Lars von Triers Gesamtwerk die Spiralstrukur von Fibonacci-Zahlen nachweist. Joe hat Sex mit drei verschiedenen Leuten. Oho, meint Seligmann, drei Stimmen, wie bei der Bachschen Fuge. Und schon gibt es ein neues Bach-Kapitel mit einem Triptychon. Dass das alles Unfug ist, steht eigentlich schon ab dem ersten Kapitel fest, in dem das Aufreißen von Männern mit dem Fliegenfischen verglichen wird. Fliegenfischen, das war die große Metapher in Robert Redfords erster Regiearbeit A RIVER RUNS THROUGH IT (AUS DER MITTE ENTSPRINGT EIN FLUSS). Redford gründete später das Sundance Film Festival, inzwischen die Zentrale des internationalen Independent-Films, der tatsächlich viel zu oft mit solchen albernen Verweisen und Metaphern arbeitet, die tatsächlich viel zu oft von der Filmkritik gierig aufgenommen werden, zum Beispiel gerade jetzt von mir. Der Kritiker und Apologet Seligmann ist natürlich der eigentliche impotente Trottel in Lars von Triers Universum, Joe dagegen
die autonome Künstlerin, die „politisch unkorrekt“ sein kann und trotzdem immer ein einsamer, knorriger heldenhafter Baum bleibt. Ich fürchte, das ist dann wieder tatsächlich ernst gemeint. D TD
REBELLION NYMPH()MANIAC ist ein Film über das Baumsein des Menschen, das Gewachsensein, das Einzigartigsein, das Beharren. Schon immer hat Lars von Trier in seinen Filmen radikale, anstößige Frauenfiguren entworfen, die anders waren als ihre Umgebung und anders als wir Zuschauer sie gerne gehabt hätten. In BREAKING THE WAVES (1996) spielt Emma Watson eine Frau, die sich aus Liebe zu ihrem Ehemann und aus einem magischen Kinderglauben heraus im wahrsten Sinn des Wortes opfert. Sie stirbt in einem nach Außen völlig sinnlos erscheinenden Akt, um ihn zu retten. Im ähnlich gelagerten DANCER IN THE DARK (2000) spielt Björk eine Frau, die des Mordes angeklagt ist und auf das Geld für einen Anwalt verzichtet, um ihrem Sohn eine Augen-OP zu ermöglichen. Nach den irritierend guten Frauen kamen die bösen Frauen: in DOGVILLE (2003) geht Nicole Kidman durch die Hölle, und kehrt als mitleidloser Racheengel zurück. In ANTICHRIST verstümmelt Charlotte Gainsbourg ihren Ehemann und sich selbst und in MELANCHOLIA freut sich die depressive Kirsten Dunst über den Weltuntergang. Und nun also eine Nymphomanin, die darüber hinaus ihren Sohn vernachlässigt. Auch im 21. Jahrhundert gibt es kaum verwerflichere Attribute, das hat auch François Ozon erkannt, als er eine 17-jährige Gymnasiastin, die sich freiwillig prostituiert, zur Heldin von JUNG & SCHÖN machte. Mit ihren Vorgängerinnen, den guten wie den bösen, hat Joe/Gainsbourg gemeinsam, dass sie auf ihrem Anderssein beharrt und ihre Vorstellungen durchzieht, auch wenn sie damit sich selbst und
-dringen in (acc). 3. fig a)(seelisch) durch’dringen, erfüllen, ergreifen b) (geistig) eindringen in (acc), erforschen, ergründen, durch’schauen (Langenscheids Großwörterbuch, Berlin, 5. Auflage 1991)
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a ndere zerstört. Es geht nicht um Sex, es geht um Rebellion. Nur kurz besucht Joe eine Therapie für Sexsüchtige, dann steht sie auf und sagt: ich bin nicht wie ihr. Ich bin Nymphomanin. D HB
SEX NYMPH()MANIAC ist natürlich auch ein Film über Sex. Der Sex mag in diesem Film alles mögliche andere mitbedeuten – meinetwegen Kunst, Filmemachen, Drogen, Provokation, etc. – aber zunächst mal geht es eben auch um Sexualität. Die PR-Kampagne mit den berühmten Orgasmusgesichtern und dem ersten Orgienfoto erweckte den Eindruck, als ginge es Lars von Trier bei der Sexualität um Lust und eine Auseinandersetzung mit Pornografie. Im ersten Teil ist davon nichts zu sehen. Die „Hardcore“-Szenen sind kurz und das Gerammle ist so sachlich fotografiert, als wollte von Trier zeigen, dass pure Körperlichkeit im Kino eher befremdlich als erotisierend wirkt. Nicht, dass er den Sex an sich verteufelte. Er verweigert aber die Dramaturgie der Lust und Erfüllung, die der Porno entwickelt hat: dort ist der Film mit dem Come-shot zu Ende, manchmal auch mit der einen oder anderen Variante, die den weiblichen Orgasmus visualisieren soll. Der Orgasmus ist der große Sinnstifter des Pornofilms. In NYMPH()MANIAC erscheint kein Orgasmus als Höhepunkt, sondern bestenfalls als eine Art Durchgangsbahnhof zum nächsten Verkehr. Es gibt aber schon im ersten Teil eine Ausnahme: die kindliche Sexualität der Mädchen, die auf dem nassen Badzimmerfußboden herumrutschen, zeigt der Film als reinen Spaß. Ein schlechtes Gewissen gibt es da nur, weil der Boden klitschnass geworden ist. Im zweiten Teil sind die durchaus brutalen SM-Szenen zwischen den ehemaligen Kinderstars Charlotte Gainsbourg (LA PETITE VOLEUSE, 1988) und Jamie Bell (BILLY ELLIOT, 2000), der hier den dominanten Sadisten K. spielt, mit einer Zärtlichkeit und Hingabe ans Detail gefilmt, die allen anderen Sexszenen völlig fehlen. Das Verhältnis zwischen K. und Joe beinhaltet Spannung, Geheimnisse, Rituale, Berührungen, die plötzlich sinnliche Bedeutung erhalten und eine ausgeklügelte Dramaturgie. Bei ihrem ersten Treffen schickt K. Joe nach einem elaborierten Aufbau zur Auspeitschung wieder nach Hause: „Zieh dich an, dein Arsch liegt nicht hoch genug“. In der Beziehung zwischen K. und Joe geht es nicht um das Genießen, sondern um das Begehren. Deshalb ist sie in den Moment vorbei, in dem Joe von K. verlangt, dass er D 12
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mit ihr fickt. Und vielleicht ist die Episode deshalb viel spannungsvoller inszeniert als der serielle Geschlechtsverkehr zuvor, bei dem es nur um ein endloses, blödes Genießen geht. D TD
POLITIK NYMPH()MANIAC ist ein politisches Pamphlet. Immer wieder knallt Lars von Trier politische Statements raus, die zwar von den handelnden Personen vorgetragen werden, aber nicht einmal ansatzweise so tun, als wären sie etwas anderes als eine Kampfansage von Triers. In einer Szene verteidigt Joe einen Pädophilen, in einer anderen erklärt Seligman, er sei „Antizionist aber kein Antisemit“ und in wieder einer Szene erklärt Seligman Joe, dass sie in Wirklichkeit eine Feministin ist, die sich für die Freiheit der Vagina einsetzt. Das hört sich dann an, als wollte der Regisseur ein für allemal klarstellen, wie seine Inszenierungen von Frauen zu verstehen sind. Eines Tages beobachtet Joe ein paar Afrikaner an einer Straßenecke. Sie beauftragt einen Dolmetscher ein Sexdate zu vereinbaren. In der darauffolgenden Slapstick-Szene, in der statt einem gleich zwei Männer auftauchen und sich in einer lustig-fremden Sprache darüber streiten, wer sich wie positionieren soll, filmt die Kamera nicht wie sonst nur flüchtig, sondern sehr ausdauernd die erigierten und großen Penisse der Männer. Seht her, sagt die Szene, ich zeige Euch rassistische Klischees. Kommt aus Euren Löchern und nennt mich einen Rassisten! Sie sagt es dann gleich noch einmal, wenn der Film zurückkehrt in Seligmans Schlafzimmer und Joe bei einer Tasse Tee erklärt: „Alle Frauen fantasieren von Negern, das muss man doch auch sagen dürfen.“ Mit dieser Szene macht
Originaltitel: Nymphomaniac I+II D Deutschland/Dänemark/Frankreich/Großbritannien/ Belgien 2013 D 117+124 min D R: Lars von Trier D B: Lars von Trier D K: Manuel Alberto Claro D S: Molly M. Stensgaard D D: Charlotte Gainsbourg, Uma Thurman, Stellan Skarsgård, Willem Dafoe, Jamie Bell, Connie Nielsen, Jean-Marc Barr, Shia LaBeouf, Michael Pas, Stacy Martin, Mia Goth, Ananya Berg
Ein Treffen, das nicht stattfinden sollte. Zwei Familien. Drei Generationen.
sich von Trier zur Stimme einer Art libertären Rechten, die sich Egoismus statt Tradition auf die Fahnen geschrieben hat und deren Lieblingsfeind die „political correctness“ ist. D HB
KUNST NYMPH()MANIAC ist ein künstlerisch-biographisches Manifest. Joe repräsentiert die künstlerische Radikalität, die immer drauf und dran ist, das Subjekt selbst zu vernichten. Seligmann repräsentiert Einbildungskraft und künstlerische Reflexion. Joe ist Bergsons élan vital und Freuds Libido, Seligmann ist Kants praktische Vernunft. Die Nymphomanin tut das, was sie tun muss, weil der innere Drang dazu ihr Wesen ist. Sie beharrt darauf, so zu sein. Sie ist nicht „sex-süchtig“, also aus einer Schwäche heraus nicht ausreichend angepasst, und schon gar nicht ist sie aus irgendeinem äußeren oder seelischen Grund so, wie sie ist. Sie ist ihr Symptom: „Ich bin Nymphomanin“, sagt Joe. Innerhalb ihres Symptoms ist sie frei und unabhängig. „Use your faults, use your defects“, sagte Grace Jones, „Liebe dein Symptom wie dich selbst“, sagte Slavoj Zizek. Seligmann ist großzügig, aber leblos. Er kann selbst keinen Sex haben, seine Behausung ist die vollendete Leblosigkeit, eine dunkle Kammer voller Gedanken, die nirgendwohin führen. Aber nur er kann zum Sprechen bringen, Verbindungen schaffen, Form geben und vor allem vergeben. Die Transgressionen der Nymphomanin führen notwendigerweise zur Schuld. Der gute Onkel mit seinem Anglerlatein, Kierkegaard, Bach und Kirchenschisma ist ein gnädiges Über-Ich, das die Nymphomanin überleben lässt. Ohne den Bildungskrempel, die Gnade und die Selbstbeschränkung lässt sich die schöpferische Kraft nicht vor ihrer Selbstvernichtung bremsen. Aber irgendwann geht einer dabei drauf. D TD
Start am 03.04.2014 ¢ Bundesplatz Kino ¢ filmkunst66 OMU ¢ Hackesche Höfe Kino
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The nymphomaniac Joe (Charlotte Gainsbourg) recounts her life story to a stranger (Stellan Skarsgård) in eight chapters. Part I describes her career as a nymphomaniac while Part II follows the older Joe and shows her descent into ever-deeper darkness.
„Preisgekrönter Dokumentarfilm über eine Entscheidung für die Zukunft.“ Berliner Zeitung „ein Glücksfall, der noch lange nachwirkt.“ kino-zeit.de
Ab 10. April im Kino HAIFA International Film Festival 2013 * BESTER DOKUMENTARFILM Dok Leipzig 2013 * DEFA PREIS BESTER DOKUMENTARFILM FilmFestival Cottbus 2013 * DIALOG PREIS filmkinotext
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Amerikaner geraten nicht vom Regen in die Traufe, sondern aus dem Ofen ins Feuer – out of the furnace and into the fire. OUT OF THE FURNACE ist der Originaltitel des Films AUGE UM AUGE. Der Ofen ist hier auch wörtlich gemeint: AUGE UM AUGE spielt in Braddock, Pennsylvania, einer Eisenhüttenstadt in der Nähe der amerikanischen Stahlhochburg Pittsburgh, und am Rande der mythisch beladenen Bergbauregion des nördlichen Appalachen-Gebirges gelegen. Hauptpersonen sind ein Stahlarbeiter, dessen Bruder, ein Afghanistan-Veteran, und ein ultrabrutaler Hinterwäldler-Gangster. Hier werden keine Kleinigkeiten verhandelt, sondern das Verhältnis der amerikanischen Arbeiterklasse zu denen, die nicht mehr dazu gehören. Kein Wunder, dass der Film bis in die kleinste Nebenrolle mit Megastars des linken Hollywood besetzt ist. Neben Christian Bale, Casey Affleck und Woody Harrelson in den Hauptrollen spielen Sam Shepard, Willem Dafoe und Forest Whitaker nette alte Onkel, sympathische Gangster und Polizisten. Christian Bale ist Russell Baze, dessen Name bereits darauf verweist, dass er die „Basis“ ist, auf der das Land aufgebaut ist. Ein Arbeiter, der am Hochofen steht und mit ehrlicher, harter Arbeit eine Familie begründen will. Seine Braut Lena (Zoe Saldana) ist Afroamerikanerin, Russel ist also nicht nur Arbeiter, sondern ein Arbeiter, der das moderne, liberale amerikanische Proletariat repräsentiert. Sein Bruder Rodney (Casey Affleck) versucht auszubrechen und wählt den einzigen Weg, der ihm offensteht: er geht zur Armee und wird immer wieder nach Afghanistan geschickt. Ihr Vater stirbt an einer Lungenkrankheit, eine Folge der harten Arbeit im Stahlwerk. Rodney hat gute Gründe, um auszubrechen. Dann geht alles schief. Russell verursacht einen Unfall, bei dem ein Kind ums Leben kommt und landet im Gefängnis. Rodney kehrt schwer traumatisiert aus Afghanistan zurück, seine Spielschulden türmen sich auf, und er beginnt, an illegalen Boxkämpfen teilzunehmen, die von dem väterlichen Gangster John Petty (Willem Dafoe) ausgerichtet werden. Als er dabei auf den Hinterwäldler Harlan DeGroat (Woody Harrelson) trifft, bei dem auch Petty Schulden hat, nimmt das Unheil seinen Lauf. Was folgt, ist eine düstere Rachegeschichte. Im bedrohlich anschwellenden, orchestralen Soundtrack von Dickon Hinchliffe dreht sich ganz unten, kurz vor der Stille, ein einfaches Banjo-Roll, drei Akkordtöne, die mit Daumen, Zeige- und Ringfinger in der immer gleichen Reihenfolge gepickt werden, wie ein Uhrwerk. Die Grundlage der Appalachenmusik, die zugleich Grundlage des weißen Anteils an der amerikanischen Popmusik ist. Die Geister des alten, unheimlichen Amerika mit seinen Mörderballaden und Henkergebeten erheben das Haupt. In den letzten Jahren zeigt es sich wieder öfter, auch in relativ
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AUGE UM AUGE Rache und der böse Geist der Berge
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Originaltitel: Out of the Furnace D USA/Großbritannien 2013 D 116 min D R: Scott Cooper D B: Scott Cooper, Brad Ingelsby D K: Masanobu Takayanagi D S: David Rosenbloom D M: Dickon Hinchliffe D D: Christian Bale, Willem Dafoe, Sam Shepard, Woody Harrelson, Casey Affleck, Forest Whitaker, Zoe Saldana, Boyd Holbrook D V: Tobis Film
großen Independent-Produktionen wie zuletzt WINTER’S BONE, aber mit Vorliebe in Horrorfilmen wie WRONG TURN, CABIN FEVER und all den anderen Epigonen von THE EVIL DEAD, dem TANZ DER TEUFEL, der in Deutschland immer noch verboten ist. Die Teufel, die dort beschworen wurden, sind die alten Geister der Berge. Woody Harrelson als Harlan DeGroat ist ihr Erbe. Auch sein Name ist symbolisch. Harlan County war der Schauplatz eines der gewalttätigsten und legendärsten Arbeitskämpfe in den Appalachen in den dreißiger Jahren, des Harlan County War. In AUGE UM AUGE sind die Enkel der Minenarbeiter zu Crack-, Heroinund Meth-Monstren geworden, den Stadtbewohnern in Braddock droht das gleiche Schicksal. Rodney Baze ist bereits am Rande des vollkommenen Wahnsinns, der ältere Russell wird seinen Lebensunterhalt spätestens verlieren, wenn das Stahlwerk schließt. Die Stadt ist ein verrottender Trümmerhaufen. AUGE UM AUGE ist nur auf den ersten Blick eine Macho-Rachegeschichte im Geiste der alten Charles Bronson-Filme wie EIN MANN SIEHT ROT. Es geht darum, dass die amerikanische Arbeiterklasse sich aus Verzweiflung selbst zerfleischt und dass die Armen immer noch einen noch Ärmeren finden, den sie verachten können. Am verachtenswertesten ist Harlan, der böse Drogengeist der Berge, aber ausgerechnet der wird vom beliebten Komiker Harrelson gespielt. Der kann nicht anders, als bei aller Widerlichkeit immer noch eine Nummer aus dem Hut zu zaubern, die erzählt: Leute, ich bin’s doch nur, euer guter, alter Kumpel Woody. Hier ist es ein kleiner Jig, den er tanzt, nachdem er sich irgendeine Droge in den großen Zeh injiziert hat. Am Ende des Films bemerkt er, das es Morgen wird und die Vögel singen, und es ist, als hätte jemand den alten Harlan County Song „Which Side Are You On?“ angestimmt. Auf welcher Seite stehen die Leute in diesem Film denn? Eigentlich natürlich auf der gleichen. Und auf alle wartet das Verhängnis. D Tom Dorow
Start am 03.04.2014 ¢ Hackesche Höfe Kino
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A star-packed film, this bleak revenge drama is about two brothers in a working-class steel town on the edge of the Appalachians.
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Die belgische Regisseurin, Schauspielerin und Produzentin Marion Hänsel, geboren 1949 in Marseille, kann eine beindruckende Filmografie vorweisen, dennoch ist sie hierzulande nur wenig bekannt. Ihre frühen Filme LE LIT (1982) und DUST (1986) wurden mit dem französischen César für den besten französischsprachigen Film ausgezeichnet, BETWEEN THE DEVIL AND THE DEEP BLUE SEA (1995) lief im Wettbewerb von Cannes
ICH ERZÄHLE VON DINGEN, DIE J EDEM MAL PASSIEREN KÖNNEN Interview mit der Regisseurin Marion Hänsel
und mit THE QUARRY (1998) gewann sie in Montreal den „Grand Prix des Amériques“. Neben ihren eigenen Filmen produzierte sie in ihrer langjährigen Laufbahn rund zwanzig Filme anderer Regisseure, darunter auch NO MAN’S LAND von Danis Tanovic (2001). Anders als ihr Frühwerk, waren ihre jüngsten Filme ALS DER WIND DEN SAND BERÜHRTE (SI LE VENT SOULÈVE LES SABLES, 2006) und SCHWARZER OZEAN (NOIR OCÉAN, 2010) auch in Deutschland im Kino zu sehen. Am 24. April startet nun mit dem betont alltäglichen Roadmovie ZÄRTLICHKEIT (Besprechung auf der nächsten Seite) ihr jüngster Film im Kino. Thomas Abeltshauser hat Marion Hänsel in Paris getroffen und mit ihr über ZÄRTLICHKEIT gesprochen. D 16
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Marion Hänsel: Wir können uns auf Englisch, Französisch oder Holländisch unterhalten. Aber ich spreche leider kein Deutsch. INDIEKINO BERLIN: Dann Englisch, bitte. Ich hatte mich tatsächlich gefragt, ob Sie eventuell deutsche Vorfahren haben könnten. Because of my Umlaut, you mean? Nein, mein Name ist ein Pseudonym, das ich mir wegen HÄNSEL UND GRETEL ausgesucht habe, als ich eine junge Schauspielerin war. Und danach habe ich ihn einfach behalten. Und mein bürgerlicher Nachname ist sehr holländisch mit dem ck und dem s am Ende: Ackermans. Geboren sind Sie allerdings in Marseille. Ja, weil meine Eltern zu der Zeit dort lebten, aber mein Vater ist Holländer. Ihr neuer Film ZÄRTLICHKEIT ist sehr ungewöhnlich, weil er eine so scheinbar gewöhnliche Geschichte erzählt. Stimmt, alle sind mehr oder weniger zufrieden. Und ich erzähle von Dingen, die jedem mal passieren können. Und wenn man sie selbst nicht erlebt hat, dann vielleicht die Eltern oder Freunde. Aber ich denke, jeder kann sich mehr oder weniger mit diesen Situationen, Gefühlen und Erinnerungen identifizieren. Man kann sich als Zuschauer sehr leicht in diese Figuren hineinversetzen. Es sind keine Killer oder Psychopathen, sondern ganz gewöhnliche Leute. Und über die werden heutzutage kaum noch Filme gemacht.
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Wie kamen diese Figuren zu Ihnen? Wie haben Sie diese Situationen gefunden?
Ist der Wunsch, einen leichteren, zärtlicheren Film zu drehen, auch Ausdruck einer gewissen Milde, die Sie in den letzten Jahren erreicht haben?
Ich habe bislang viele Filme gedreht und nicht alle davon mag ich, aber einige liebe ich sehr. Dennoch: fast alle waren sehr schwere, psychologische Dramen wie ALS DER WIND DEN SAND BERÜHRTE oder DIE BARBARISCHE HOCHZEIT und diesmal wollte ich etwas Leichteres, Zärtlicheres machen. Einfach, weil ich auch selbst als Kinogängerin mal etwas anderes sehen wollte, nichts Blödes oder Banales, aber doch eine erbaulichere Geschichte, in der nicht jeder verrückt oder böse ist und sich alle ständig bekämpfen. Ich würde für einen solchen Film ins Kino gehen und weil ihn sonst keiner macht, tue ich das eben. Und vielleicht wollen ja auch andere einen solchen Film. Vielleicht interessiert es aber auch niemanden.
Wahrscheinlich will man, wenn man älter wird, ein entspannteres Leben führen, in dem man nicht dauernd im Stress ist oder in Konkurrenz mit anderen. Ich will ein bisschen mehr Zen sein. Ich habe jetzt elf Filme gedreht, ich bin im Februar 65 geworden, also lass ich es ein bisschen gelassener angehen. Das heißt aber nicht, dass mein nächster Film nicht wieder ein sehr heftiges Drama wird. Wer weiß? Ich folge einfach nur dem Moment, dem, was ich gerade tun will und was ich finanziert bekomme. Meine Filme sind ja alles andere als teuer. Ich würde im Leben nicht darauf kommen, einen Film für vier Millionen zu drehen. Es würde mich Jahre meines Lebens kosten, allein das Geld aufzutreiben, wenn es mir überhaupt gelänge. Ich bin da sehr realistisch.
Wie kam dann konkret die Geschichte zustande? Das war recht einfach. Ich habe selbst eine Trennung und Scheidung hinter mir und kenne zum Beispiel dieses Gefühl, wenn man den Ex-Ehemann wiedersieht. Natürlich ist der Film nicht autobiographisch, aber einige Momente sind schon sehr nah an mir dran, andere dagegen wieder gar nicht. Aber mein Sohn ist zum Beispiel wirklich Skilehrer und ich kenne diese Skistation sehr gut, ich habe das Drehbuch genau dafür geschrieben. Und er hatte ebenso einen wirklich schlimmen Unfall. Ausgehend davon war es recht einfach, die Geschichte mit ihren Charakteren und Situationen zu entwickeln. Das Schreiben fiel mir sehr leicht. Bei der ersten Fassung dachte ich noch, dass es womöglich zu persönlich ist und niemanden interessieren wird. Nach der zweiten oder dritten Fassung wollte ich sogar ganz aufhören, aber Leute, denen ich das Skript zum Lesen gegeben hatte, ermunterten mich weiterzumachen. Ab da fing ich an, die Figuren für konkrete Darsteller zu schreiben.
Neben ihren eigenen Filmen als Regisseurin produzieren Sie auch Filme anderer Regisseure. Ein weiterer ungewöhnlicher Aspekt... Ist es das? Na ja, stimmt schon, es gibt einige Filmemacherinnen, die ihre eigenen Filme auch produzieren, meist im Dokumentarfilmbereich. Aber auch noch anderer Leute Filme zu produzieren, ist tatsächlich sehr selten. Aber mir gefällt das! Ich lerne viel, vor allem wenn ich Regiedebüts produziere, der Nachwuchs erzählt oft Geschichten, zu denen ich nie in der Lage wäre. Durch diese jungen Talente kommt auch wieder frisches Blut in meine kleine Firma. Aber ich wähle sehr sorgfältig aus, weil meine Lieblingsarbeit immer sein wird, eigene Filme zu schreiben und zu inszenieren. In ZÄRTLICHKEIT gibt es immer wieder diese Momente, die auf ein mögliches tragisches Ereignis zusteuern, das aber nie eintritt. Waren Sie beim Schreiben nie verlockt, doch mal etwas Schlimmes passieren zu lassen? Ich wollte die Handlung ja eben nicht dramatisieren. Mir kam es also nie in den Sinn, mir etwa den Tramper als einen fiesen Typen vorzustellen, der die Frau überfällt, sobald sie eingeschlafen ist oder mit dem Wagen abhaut. Aber als ich die erste Fassung Drehbuch- und Regiekollegen zu APRIL 2014 D
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lesen gab, meinten sie: ‚Puuh, Marion! Du musst da echt mehr Spannung reinbringen. Da passiert ja nichts!’ oder ‚Warum kommen die beiden nicht zusammen?’ Weil das nicht die Geschichte ist, die ich erzählen will. ‚Aber das wär doch so romantisch.’ Aber mir war klar, dass das Publikum nicht so reagieren würde. Und tatsächlich sagten mir fast alle, dass sie sich im Kino fast wie Kinder vorkamen: ‚Jetzt passiert’s! nein, jetzt!’ Und am Ende passiert: nichts. Hatten Sie keine Angst, dass es manche Zuschauer frustriert, auf etwas zu warten, was nie eintritt? Ich hatte die Hoffnung, dass sie es im Laufe des Films kapieren. Weil ich glaube, dass der Film funktioniert. In Kritiken war zu lesen, Ihr Film sei in der Hinsicht ein politisches Statement. Die meisten Interpretationen meiner Filme kenne ich gar nicht, weil ich sehr selten Kritiken lese. Wenn ich es tue, habe ich großen Spaß dabei, weil da Dinge drinstehen, an die ich nie gedacht habe. Sie nehmen mir das Denken ab. Aber die Interpretation ist auch nicht mein Job, ich mache nur den Film, danach dürfen Sie ihn interpretieren wie Sie wollen. Sobald die Premiere eines Films gelaufen ist, habe ich keinen größeren Wunsch, als ein neues Projekt anzufangen. Für mich ist ZÄRTLICHKEIT nicht mehr mein Baby, sondern schon erwachsen. Mein Kopf ist schon längst woanders. Ich schaue mir auch nie meine alten Filme an.
sehr schnell wandelt sich diese Geschichte zu meiner eigenen und ich weiß am Ende gar nicht mehr, was von mir stammt und was aus dem Buch. Es wird fast zu einem Originaldrehbuch. Es ist nur etwas leichter, weil man schon eine Geschichte und Charaktere als Grundlage hat. Bei einem wirklichen Originalskript muss man all das erst erfinden. Das Handwerk und die Freude am Schreiben sind aber bei beiden Varianten für mich gleich. Für Ihr neues Projekt arbeiten Sie derzeit erneut mit Hubert Mingarelli, dem Autor von SCHWARZER OZEAN zusammen. Ja, aber auf eine Art, wie ich es bisher noch nie getan habe. Für SCHWARZER OZEAN habe ich zwei Kurzgeschichten adaptiert, und ich liebe alle seine Bücher, seine Sensibilität, diese taktvollen, kleinen Dinge, das Schweigen und die Charaktere. Aber er hat nie ein Drehbuch geschrieben und ich habe ihn gefragt, ob er eins für mich schreiben will. Und ich würde ihm sagen, wovon es handeln soll, ein Psychodrama über drei 50jährige Männer irgendwo in der gefährlichen, wilden Einöde. Wir fingen dann an, uns per Mail auszutauschen. Soll es in der Wüste spielen? Im Dschungel, in Sibirien? Wer sind die drei Männer? Und so weiter. Er schrieb dann nach meinen Vorgaben die ersten paar Fassungen, bis ich das Drehbuch schließlich an mich nahm und allein weiterschrieb. Und jetzt ist es fertig, eine ganz neue Art der Kollaboration, aber wir sind beide sehr zufrieden. Es hätte auch wirklich nicht funktionieren können. Ich schreibe sehr schnell, aber er hat immer sofort verstanden, was ich wollte. Wie geht es jetzt weiter?
Sie haben sowohl Romane adaptiert wie bei Ihrem Film zuvor, SCHWARZER OZEAN, und ebenso eigene Stoffe verfilmt wie jetzt. Was sind die Unterschiede und was liegt Ihnen näher?
Jetzt hoffen wir, dass wir dafür das Geld auftreiben können.
Bei einer Vorlage muss ich die Art des Schreibens des Autors oder der Autorin lieben, den Stil, die Sprache und natürlich die Charaktere und die Geschichte. Der Roman muss mich ansprechen. Aber wenn ich ihn dann adaptiere, arbeite ich grundsätzlich nicht mit dem Autor zusammen. Und
Robert und Yann? Das sind der Vater meines Sohnes und mein Sohn. Und in der Eröffnungssequenz, diese Totale aus dem Helikopter mit der langen Skiabfahrt, das ist mein wirklicher Sohn.
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Letzte Frage: Wem haben Sie in den Anfangscredits den Film gewidmet?
Das Interview führte Thomas Abeltshauser
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Originaltitel: La tendresse D Deutschland/Frankreich/Belgien 2013 D 80 min D R: Marion Hänsel D B: Marion Hänsel D K: Jan Vancaille D S: Michèle Hubinon D D: Sergi Lopez, Olivier Gourmet, Marilyne Canto, Adrien Jolivet, Margaux Chatellier, Mehdi Senoussi D V: Edition Salzgeber
ZÄRTLICHKEIT Sollen wir ein Picknick machen?
Sohn Jack, der als Skilehrer arbeitet, hat einen Unfall gehabt. Da die Versicherung nicht zahlt und Jack und sein Kleintransporter abgeholt werden müssen, machen sich die geschiedenen Eltern Lisa und Frans auf die neunstündige Autofahrt von Belgien in die französischen Alpen. Sie fahren hin und sie fahren wieder zurück. Weiter passiert wenig, aber das Wenige, das passiert, ist mit großer Zartheit und einer präzisen leisen Komik erzählt. Man merkt, dass Lisa und Frans schon viele, sehr viele Male zusammen Auto gefahren sind und die gleichen Dialoge geführt haben. Ihr macht schnelles Fahren Angst. Er hasst es, Beifahrer zu sein. „Sollen wir ein Picknick machen?“ fragt sie einmal. „Nein, aber du kannst mir ein Sandwich geben“ antwortet er. Sie reicht es ihm. Als sie noch zusammen waren, hätten sie sich an diesem Punkt vielleicht gestritten. Jetzt nehmen sie einander gelassen. In ZÄRTLICHKEIT porträtiert Marion Hänsel
eine filmische Seltenheit, ein geschiedenes Ehepaar, das die Trennung gut überstanden hat und sich immer noch schätzt. Das dieses friedliche Szenario trägt, liegt vor allem an den beiden sehr guten Hauptdarstellern: an Olivier Gourmet, der Frans als in seinem Denken etwas unbeweglichen aber liebevollen Kerl spielt und an der wunderbaren Marilyne Canto, deren Lisa wach, interessiert, und ein ganz klein wenig verpeilt ist. Übrigens: der Chanson am Ende des Films – das werden diejenigen wissen wollen, die die „Normalität“ des Films nicht gelangweilt sondern gerührt hat – ist „La tendresse“ von Bourvil. D Hendrike Bake
Start am 24.04.2014 ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz ¢ Tilsiter Lichtspiele OMU
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In TENDERNESS Marion Hänsel portrays a filmic rarity – a divorced couple that survive the break-up and still appreciate and like each other.
„Louise ArchAmbAuLt geLAng ein echtes meisterwerk. ein berührender und bewegender FiLm. herrLich!“ Le Journal de Montréal „eine überrAgende gAbrieLLe mArionrivArd spieLt sich in rekordtempo in die herzen des pubLikums.“ Negativ Film
ab 24.4. im Kino
INDIEKRITIKEN Schweiz/Österreich 2012 D 106 min D R: Jem Cohen D B: Jem Cohen D K: Jem Cohen, Peter Roehsler D S: Marc Vives, Jem Cohen D D: Mary Margaret O’Hara, Bobby Sommer, Ela Piplits D V: Arsenal – Institut für Film und Videokunst
MUSEUM HOURS Jem Cohen lässt sich ablenken
Geht nicht ins Museum, scheint der Film zu sagen, um dort eine Handvoll zeitloser Meisterwerke zu bewundern, die mit Eurem Leben ansonsten nichts zu tun haben; sondern, um einen neuen Blick zu lernen auf die Welt, durch die Ihr Euch tagtäglich auch außerhalb des Museums bewegt. Ausgehend von den im Wiener Kunsthistorischen Museum ausgestellten Gemälden Breughels unternimmt der amerikanische Filmemacher Jem Cohen einerseits Streifzüge durch die Kulturgeschichte und die Kunsttheorie (inklusive ausführlicher Breughel-Interpretation); andererseits unternimmt er neugierige Spaziergänge durch das Museum, dessen Publikum seinem Film genauso wichtig ist wie die Ausstellungsobjekte, oder er geht hinaus in die österreichische Hauptstadt, in der Geschichte zwar an allen Ecken und Enden präsent scheint, aber nicht immer ohne weiteres entschlüsselt werden kann. Und dann erzählt der kunstvoll, dabei aber komplett unaufgeregt und unprätentiös konstruierte Film auch noch eine Geschichte: Im Zentrum steht Johann (Bobby Sommer), ein Museumswächter, der heute entspannt auf die Dinge blickt und mit seiner gemächlichen Stimme den Film zusammen hält, aber eine bewegte Vergangenheit hat. Johann lernt die Kanadierin Anne (Mary Margaret O’Hara) kennen, die nach Wien gekommen ist, um eine Verwandte im Krankenhaus zu besuchen und eines Tages verloren wirkend in das Museum stolpert. Einen klassischen Spielfilm machen diese beiden Figuren aus MUSEUM HOURS nicht – Cohen, von Haus aus Dokumentar- und Experimentalfilmer, lässt sich immer wieder mit Freuden ablenken, von immer neuen Details, in den unerschöpflichen Breughel-Bildern, in dem noch unerschöpflicheren Wien; und doch erreicht gerade die nur sehr vorsichtig skizzierte Fiktion um zwei alternde Einzelgänger eine erstaunliche emotionale Intensität. D Lukas Förster
Start am 10.4.2014 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz
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Documentary and experimental filmmaker Jem Cohen links visits to Vienna’s Kunsthistorische Art Museum and wanderings through the city with interpretations from Breughel’s works as two art lovers meet and strike up a friendship in the museum.
Deutschland 2014 D 90 min D R: Stefan Kolbe, Chris Wright D B: Stefan Kolbe, Chris Wright D K: Stefan Kolbe D S: Chris Wright D V: Edition Salzgeber
PFARRER
Eine Zeit der Selbstklärung „Zwei Dinge muss jeder Mensch für sich allein schaffen: sein Glauben und sein Sterben.“ Das Martin Luther-Zitat, das die Filmemacher Chris Wright und Stefan Kolbe ihrer Dokumentation voranstellen ist eindeutig. Undeutlich, die folgenden Bilder: Eine Kerze wird angezündet, ein Liturgiegesang ertönt, der verschwommen-unscharfe Kamerablick richtet sich langsam nach oben, zum übermächtig wirkenden Kruzifix. Wright und Kolbe begleiten eine Gruppe von Kandidaten eines evangelischen Predigerseminars in der Lutherstadt Wittenberg. „Eine Zeit der Selbstklärung“, nennt der Studienleiter die Phase für die Vikare um die Dreißig, die nach dem ersten Theologieexamen in dieser „Kunst-Welt“, wie es Pfarrerstochter Ulrike bezeichnet, zusammenkommen um zu lernen, „den Glauben in Auseinandersetzung mit der Gruppe zu artikulieren.“ Wright und Kolbe interessieren sich für die jungen Theologen und die Entwicklung, die sie im Laufe eines Jahres durchleben, um am Ende zu entscheiden, ob sie der Wahl dieser besonderen Tätigkeit standhalten können – gegenüber den anderen und gegenüber ihren eigenen Ansprüchen. Das Filmteam thematisiert den Blick von Außen, den Blick der „nicht-Gläubigen“, den sie in dieser Welt repräsentieren auch gleich mit: Irgendwann steht Tonangler Wright vor der Kamera und tritt in direkte Interaktion mit seinen Protagonisten. Es sind die spannendsten Momente dieses leisen Dokumentarfilms, der, weitergedacht, auch die Zuschauer dazu auffordert, ihre Lebensentscheidungen zu überprüfen. „Ich hätte nicht gedacht, dass diese Zeit so viele Krisen auslöst, bei so vielen“, bemerkt Wright gegen Ende des Films in einem Dialog mit dem zaudernden Lars. Spätestens dann wird klar, dass sich die jungen Pfarrer in einer Situation befinden, die jeder in seinem eigenen Leben kennt oder kennenlernen wird. D Jens Mayer
Start am 10.4.2014 ¢ Eiszeit Kino ¢ Kino Zukunft, in Anwesenheit von Chris Wright am 11.04. um 20 Uhr
Chris Wright and Stefan Kolbe accompany a group of young vicars to a Protestant seminar in Wittenberg. They document how these men and women, for over a year, grapple with themselves, each other, and their faith. Documentary.
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MOLIÈRE AUF DEM FAHRRAD Ein wunderbares Trio von Grantlern
Damals, als man noch mehrere Jahre an der Uni verbrachte und Zeit hatte, mal dies und mal jenes zu studieren, hatte ich auch einen Kurs „Drehbuch“ bei einem cholerischen Nordiren namens Owen Harris belegt. Harris ganze Liebe gehörte dem amerikanischen Action-Kino und wann immer er unsere Szenenentwürfe und Treatments besonders langweilig, dialoglastig und verkünstelt fand, schrieb er nur zwei Worte unter den Text: French Movie. Owen Harris also hätte MOLIÈRE AUF DEM FAHHRAD wahrscheinlich gehasst. Aber Owen Harris hat auch nie verstanden, was wirklich toll ist am französischen Kino. Wer mal wieder das Bedürfnis hat, gutaussehenden, klugen, geistreichen erwachsenen Menschen dabei zuzusehen, wie sie sich intelligente Wortgefechte über nichts und dabei zugleich über die wirklich wesentlichen Dinge im Leben liefern, der ist in MOLIÈRE bestens aufgehoben. Serge Tanneur (Fabrice Luchini) ein ehemals berühmter Bühnen-Schauspieler hat sich nach einer Depression, enttäuscht von der Welt im Allgemeinen und dem Theaterzirkus im Besonderen, in ein altes Haus auf der Île de Ré zurück gezogen. Hier lebt er nun in einer Mischung aus Vorruhestand und Einsiedelei, liest, malt, und unternimmt Radtouren entlang der Kanäle. Hier sucht ihn eines Tages sein alter Freund und Kollege Gauthier Valence (Lambert Wilson) auf. Gauthier, der inzwischen als Fernseharzt Dr. Morange Erfolge feiert, möchte Molières „Der Menschenfeind“ inszenieren, mit Serge in einer der Hauptrollen. Serge lehnt erstmal kategorisch ab. Dann lässt er sich immerhin darauf ein, das Stück mit Gauthier durchzugehen, und die Sache noch einmal zu überdenken. Gauthier sagt seine Verpflichtungen in Paris ab und die Beiden beginnen zu proben. Jeden Tag beißen sie sich von neuem die Zähne an der ersten Szene des Stückes und aneinander aus. Wenn sie nicht gerade proben oder sich streiten, fahren sie Rad, gehen Essen, und lernen die attraktive aber wenig entgegenkommende italienische Nachbarin Francesca (Maya Sansa) kennen.
Originaltitel: Alceste à bicyclette D Frankreich 2013 D 104 min D R: Philippe Le Guay D B: Philippe Le Guay D K: Jean-Claude Larrieu D S: Monica Coleman D D: Lambert Wilson, Fabrice Luchini, Maya Sansa, Camille Japy D V: Alamode Filmverleih
kauziger Serge mit Dreitagebart vom cholerischen Anfall bis hin zum entnervten Augenbrauen-Hochziehen alle Register der Empörung. Lambert wechselt mühelos zwischen den Schichten der Schauspielerei, die seine Rolle verlangt, vom Fernseharzt Morange zum Theaterschauspieler, der in den Proben mal besser mal schlechter spielt, zum Fernsehstar Gauthier Valance mit Fönfrisur und weißem Mantel. Dabei können sich die beiden Ausnahmeschauspieler auf ein Drehbuch verlassen, das die geschliffenen Dialoge Molières virtuos mit heutigen Befindlichkeiten verbindet und dem es, bei aller Leichtigkeit, ernst ist um seine Figuren und Themen. Die Liebe zum Theater durchzieht den ganzen Film. Statt sich stichpunktartig durch das Stück zu hangeln und die besten Brocken heraus zu picken, lässt Regisseur und Autor Le Guay seine beiden Hauptdarsteller immer wieder die erste Szene von „Der Menschenfeind“ proben und den Zuschauer so an der Entstehung des Stückes teilhaben. Je nach Tagesform und je nachdem, wer gerade Alceste und wer Philinte spielt, verändert und entwickelt sich die Szene, wird dunkler oder lustiger und macht bei jeder Wiederholung mehr Sinn. Gemeinsam mit den Schauspielern dringen die Zuschauer immer tiefer in den Text ein. MOLIÈRE AUF DEM FAHRRAD ist darüber hinaus ein erfrischendes Lob der Misanthropie. Der größte Menschenhasser des Films ist natürlich der Einsiedler Serge, der für die falschen Freunde des Film- und Theaterbusiness nur Verachtung empfindet – ähnlich wie Molières Alceste der verlogenen Etikette des Hofes gegenüber. Aber auch Francesca ist eine Freundin klarer Worte und harscher Kritik und sogar der immer verbindlich und geschmeidig scheinende Gauthier trägt jede Menge Groll mit sich herum und würde sich zumindest wünschen, ihm auch einmal nachgeben zu können. Zusammen sind sie ein wunderbares Trio von Grantlern. D Hendrike Bake
Start am 3.4.2014 ¢ Bundesplatz Kino ¢ filmkunst66 OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz
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MOLIÈRE AUF DEM FAHRRAD ist ein Fest für die beiden Hauptdarsteller Fabrice Luchini und Lambert Wilson, die den geistreichen Schlagabtausch zweier Egomanen mit großer Begeisterung spielen. Luchini zieht als
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The famous actor Serge Tanneur has quit acting. His old colleague Valence Gauthier tries to convince him to perform in Moliére’s play “The Misanthrope.” A highly amusing duel between two theatre lovers, egomaniacs, and misanthropes ensues.
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INDIEKRITIKEN Großbritannien 2014 D 96 min D R: Pascal Chaumeil D B: Nick Hornby, Jack Thorne D K: Ben Davis D S: Chris Gill, Barney Pilling D M: Dario Marianelli D D: Toni Colette, Sam Neil, Pierce Brosnan, Aaron Paul, Imogen Poots D V: DCM Filmverleih
A LONG WAY DOWN Nick-Hornby Verfilmung
In der Silvesternacht treffen vier Selbstmordkandidaten auf einem beliebten Selbstmord-Hochhaus in London aufeinander. Der schmierige Frühstücksfernsehmoderator Martin (Pierce Brosnan), die depressive Hausfrau Maureen (Toni Collette), die junge Borderlinerin Jess (Imogen Poots) und der verkannte Rockstar JJ (Aaron Paul) – sie alle wollen ihrem Leben ein Ende setzen. Das ist eigentlich schon alles, was sie gemeinsam haben, aber da sie in Anwesenheit der anderen nicht springen wollen und auch sonst nicht wissen, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen, schließen sie einen Pakt: drei Monate lang bringt sich niemand um, danach wird man weiter sehen. In der Zwischenzeit müssen die ungleichen Schicksalsgefährten den Ansturm der Medien überstehen, die sich wie wild auf die Geschichte stürzen, und einen gemeinsamen Billigurlaub auf den Kanaren bewältigen. Patrick Chaumeil (DER AUFTRAGSLOVER, DER NÄCHSTE, BITTE!) hat den gleichnamigen Pop-Roman von Nick Hornby mit der ganzen Fluffigkeit der Vorlage verfilmt. Besonders Pierce Brosnan, der mit zunehmendem Alter immer verschmitzter wird, amüsiert sich bestens in der Rolle des eitlen Ex-Fernsehstars, der über eine Affäre mit einer 15-Jährigen („Sie hat gesagt sie sei 16“) gestolpert ist. Imogen Poots gibt sich schrill und unberechenbar, Aaron Paul nachdenklich und introvertiert und Toni Colette bildet mit der umständlichen, traurigen Maureen eine Art Gegengewicht. Während allerdings bei Hornby bei aller Leichtigkeit immer auch ein depressiver Grundton, ein echtes Verständnis für den Lebensüberdruss der vier mitschwingt, hat sich Chaumeil für die reine Komödie entschieden. Und was bei Hornby ein winziger Fortschritt ist – vom Sterbenwollen zum Nichtmehrsterbenwollen – wird bei ihm zum strahlenden Happy End. D Hendrike Bake
Start am 3.4.2014 ¢ Bundesplatz Kino ¢ Eva Lichspiele DF
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ab 24.4. ab 24.4.
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Adaptation of Nick Horny’s bestselling novel. Four people meet accidentally at the top of “Topper House”, London’s most famous suicide spot, at new year’s eve. They decide to stay together and alive for at least a month.
USA 2013 D 91 min D R: Morgan Neville D K: Nicola Marsh, Graham Willoughby D S: Douglas Blush, Kevin Klauber, Jason Zeldes D V: Weltkino Filmverleih
20 FEET FROM STARDOM Heldinnen im Hintergrund
Nur ausgemachte Fans von Phil Spectors „Wall of Sound“ der sechziger Jahre haben schon von Darlene Love gehört. Dabei stand sie mit so unterschiedlichen Musikern wie Sam Cooke, Dionne Warwick, den Beach Boys, Elvis Presley oder Tom Jones auf der Bühne oder ging mit ihnen ins Studio. Darlene Love ist nämlich eine Backgroundsängerin – und eine der Frauen, die Morgan Nevilles mit dem OscarTM für den besten Dokumentarfilm ausgezeichneter Film 20 FEET FROM STARDOM porträtiert. Love, Lisa Fischer, Merry Clayton, Tata Vega, Judith Hill stehen immer ein paar Meter hinter den Stars. Sie sind die unbekannten „colored girls“ von denen Lou Reed in „Take a Walk on the Wild Side“ singt. Ihre vielseitigen Stimmen schenken den Berühmtheiten mehr an Volumen und Ausdruck. Wenn Merry Clayton in dem aus Godards Film ONE PLUS ONE bekannten Studio davon erzählt, wie sie mit den Rolling Stones 1969 „Gimme Shelter“ aufgenommen hat, ist es schier unmöglich, nicht von der wütenden Wucht beeindruckt zu sein, mit der sie „Rape, Murder is just a shot away“ herausbrüllt. Clayton grinst gelassen. Sie wollte es den weißen Jungs halt zeigen. Nur selten erfahren die Sängerinnen die ihnen gebührende Anerkennung. Darlene Love berichtet, wie ihre erste Single „He’s a Rebel“ von Phil Spector unter dem Namen der schon bekannten „The Crystals“ veröffentlicht wurde, obwohl die Band zur Zeit der Aufnahme gerade auf Tour war und keinen Ton selbst gesungen hatte. Andere standen im Rampenlicht, Darlene Love musste Mitte der siebziger Jahre als Putzfrau arbeiten. Mit Hartnäckigkeit, Coolness und Stimmgewalt überstehen die Heldinnen im Hintergrund alle Enttäuschungen. Aber Ehre, wem Ehre gebührt. Darlene Love erhält am Ende ihren verdienten Platz in der Rock and Roll Hall of Fame – und auf der Bühne, begleitet von der E-Street-Band und einem enthusiastischen Bruce Springsteen. D Christoph Selzer
Start am 24.4.2014 ¢ Filmrauschpalast
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Backup singers like Darlene Love, Lisa Fischer, Merry Clayton, Tata Vega and Judith Hill lead their lives beyond the spotlight. But their voices are crucial for the success of the stars. Oscar for Best Documentary Feature 2014.
Originaltitel: Flores Rares D Brasilien 2013 D 118 min D R: Bruno Barreto D B: Julie Sayres, Matthew Chapman nach dem Roman von Carmen L. Oliveira D K: Mauro Pinheiro Jr. D S: Leticia Giffoni D M: Marcelo Zarvos D D: Glória Pires, Miranda Otto, Tracy Middendorf, Marcello Airoldi D V: Neue Visionen
DIE POETIN Queere Liebe zu Dritt
Elizabeth Bishop war eine sehr private Dichterin. Sie schrieb nur 101 perfekt konstruierte Gedichte, und las ihre Werke 26 Jahre lang nicht öffentlich. Sie lebte offen lesbisch, verstand sich zwar als Feministin, wollte aber weder mit der Frauenbewegung irgendetwas zu tun haben, noch sah sie sich als „weibliche Dichterin“. Lota de Macedo Soares war eine sehr öffentliche Künstlerin. Die brasilianische Architektin ist vor allem für ihr größtes stadtentwicklerisches Projekt bekannt, den Flamengo Park in Rio de Janeiro. Der brasilianische Film DIE POETIN interessiert sich weniger für Lyrik und Architektur, als für das queere Beziehungsdreieck, zu dem außer Bishop und Lota auch noch deren erste Frau, die Amerikanerin Mary gehört. Bishop reist 1951 für eine Stippvisite bei ihrer College-Freundin Mary nach Brasilien, wo diese mit Lota zusammenlebt. Zunächst abgestoßen von Lotas aggressiver Sinnlichkeit, entwickelt sich schnell eine leidenschaftliche Liebe zwischen den Künstlerinnen. Die flamboyante, dominante Lota präsentiert ihre architektonischen Errungenschaften wie Eroberungen und lässt schnell mal einen Berg sprengen, um Platz für ihre neue Geliebte zu schaffen. Mary wird zum Trost ein Kind gekauft. Lota erbaut die Beziehung wie einen Landschaftspark: Ihr supermodernes Haus in der Mitte, links auf dem Berg die introvertierte und häufig betrunkene Dichterin, rechts im Tal die Familienfrau Mary. Lota verhilft Elizabeth zu stärkerem künstlerischem Selbstbewusstsein, die Bedeutung von Elizabeth für Lota wird erst klar, als die Beziehung in die Krise gerät, unter anderem wegen Lotas Beziehungen zu treibenden Kräften des Militärputsches in Brasilien 1964. Was DIE POETIN über Literatur erzählt ist nicht der Rede wert, als Darstellung einer kreativen Beziehung zwischen Künstlerinnen ist der Film ziemlich einzigartig. D Tom Dorow
Start am 10.4.2014 ¢ Hackesche Höfe Kino
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A biographical drama about the lesbian love affair between the Brazilian architect Lota de Macedo Soares and the American poet Elisabeth Bishop.
BUNDESPLATZ KINO
INDIEKINOS INDIEPREMIEREN
BUNDESPLATZ KINO Alles für den Film
Das Bundesplatz-Kino gibt es seit 1919, vielleicht auch seit 1913. Über die Vergangenheit liegt anscheinend Einiges im Dunkeln. Klar ist nur, dass ein neuer Wind weht, seit Karlheinz Opitz, Martin Erlenmaier und Peter Latta das Kino 2011 übernahmen. Sie renovierten den Laden kräftigst und machten aus dem ziemlich heruntergekommenen Kiezkino ein neues Kinocafé mit sehr eigenem Stil. Im puristischen Kinosaal selbst ist alles auf den Film ausgerichtet. Die 87 Plätze sind so ausgerichtet, dass garantiert niemand den Kopf vom Vordermann im Bild hat. Im Vorführraum stehen ein Sony 4k-Digitalprojektor und zwei topgepflegte 35mm-Projektoren. Die sind wichtig, weil das Bundesplatz-Kino regelmäßig Filmreihen mit wertvollen Archivkopien zeigt. Archivkopien dürfen aber nicht gekoppelt, sprich zusammengeklebt werden, deshalb sind zwei Projektoren notwendig. Heute muss man für eine Filmvorführung nur noch eine superhochaufgelöste Datei überspielen, den sogenannten „Schlüssel“, einen digitalen
Code, eingegeben und den Startknopf drücken. Noch vor drei Jahren bestand ein 90-minütiger 35mm-Film aus fünf rund drei Kilo schweren Rollen. Nach alter Schule müssen die Rollen nacheinander einzeln in zwei Projektoren eingefädelt werden und alle 20 Minuten wird „überblendet“, sprich der Projektor gewechselt. In den späten 70er und 80er-Jahren, als erst die Schachtelkinos und dann die Multiplexe in Mode kamen, wurden Filme „gekoppelt“, das heißt, die Rollen wurden zusammengeklebt, und es wurde nur noch mit einem Projektor vorgeführt. Das rationalisierte die D 26
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Arbeit, weil ein Filmvorführer nun mehrere Säle bespielen konnte, machte aber die Filme kaputt. Die schweren Riesenrollen pressten jedes Staubkorn in die Filmbeschichtung. Die Folge waren grüne oder schwarze Laufstreifen. Außerdem mussten die Filme für den Versand wieder auseinandergeschnitten werden, wobei jedes Mal ein Bild daran glauben musste. Bei älteren Filmen fehlten dann häufig mal ganze Worte in Dialogen. Das Bundesplatz-Kino führt die wertvollen alten Filme dagegen so schonend wie möglich vor. Gerade mit den filmhistorischen Reihen haben sich die Kinomacher Respekt verschafft. Es gab Reihen zum Nachkriegskino in Ost und West, zu frühen Tonfilmoperetten, Hommagen an Schauspieler wie Theo Lingen, Barbara Rütting, Gert Fröbe, Horst Buchholz, Grete Weiser und an Gerhard Lamprechts Berlin-Filme. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinemathek entstanden die Veranstaltungen „Zerstörte Vielfalt 1933“ und „No Future-Realität und Lebensgefühl von Jugendlichen im Deutschland der 1980er“. Im Programm sind auch immer wieder DEFAFilme aus der DDR-Produktion. Die Konrad-Wolf-Retro im April 2012 war jeden Abend ausverkauft – und das tief im Westen Berlins. Den Schwerpunkt machen natürlich auch im Bundesplatz die aktuellen Produktionen aus, gerade sind unter anderem NYMPH()MANIAC und KREUZWEG zu sehen, im letzten Jahr lief mit großem Erfolg die komplette Langzeitdokumentation BERLIN-ECKE BUNDESPLATZ von Detlef Gumm und Hans-Georg Ullrich. Ebenso wichtig wie die Qualität der Filmvorführung ist den Kinomachern, die an den meisten Tagen auch persönlich im Kino anzutreffen sind, übrigens auch die Qualität des RotBundesplatz-Kino weins, der im Café angeboten wird Bundesplatz 14, 10715 Berlin Telefon: 030/85 40 60 85 und an warmen Tagen auch vor dem kino@bundesplatz-kino.de Kino auf dem Bundesplatz genossen www.bundesplatz-kino.de U9, S 41/42/46, Bus 248/N9 werden kann. D Text: Tom Dorow, Bilder: Marei Wenzel
U+S-Bahnhof Bundesplatz
INDIEKRITIKEN Originaltitel: Solnetchniye dni D Kasachstan 2011 D 101 min D R: Nariman Turebayev D B: Nariman Turebayev D K: Boris Troshev D M: Almat Baizakov D D: Inkar Abdrash, Asel Kaliyeva, Yuri Radin, Erlan Utepbergenov D V: Peripher Filmverleih
SUNNY DAYS
Finnland/Irak/Schweden 2012 D 92 min D R: Karzan Kader D B: Karzan Kader D K: Johan Holmqvist D M: Juhana Lehtiniemi D D: Sarwar Fazil, Zamand Taha, Diya Mariwan, Suliman Karim Mohamad D V: farbfilm verleih.
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Die Glücklichen wohnen im Ausland
Auf der Suche nach Superman
Ein OH BOY ohne Berlin. Ein FRANCES HA ohne Primaballerinaträume. Ein INSIDE LLEWIN DAVIS ohne Musikleidenschaft. Ein Alter Ego von Nariman Turebayev? Vielleicht. Der kasachische Regisseur zeigt in seinem zweiten Langspielfilm einen jungen Mann, der einsam durch die Straßen Almatys, Ost-Kasachstan, irrt. Die Geschichte entwickelt sich im Tempo der Türen, die auf- und zugehen: Klopfklopf – die Vermieterin verlangt ihr Geld und droht ihn rauszuwerfen – Klopfklopf – die Frau von der Jobvermittlung will ihm eher ihre Reize als einen Job anbieten – Klopfklopf – der beste Freund kann nicht weiterhelfen; das Geld braucht er für den neuen Mantel seiner Frau. In diesem tristen Winter bleibt dem Protagonisten nichts anderes übrig, als auf die sonnigen Tage zu warten. Die Glücklichen wohnen im Ausland: Die Mutter in Berlin ist unerreichbar. Die Wirtin von der Stammkneipe hat eben eine Green Card gewonnen und auch der reiche Geschäftsreisende hat sein Glück außerhalb der Heimat gefunden, in Moskau. Aber es gibt Hoffnungsschimmer. Symbolbild sind die hellblauen Augen einer Puppe, die unter dem Urinstrahl des Antihelden im Schnee hervortauchen. Oder als der 25-jährige als Privatchauffeur sein Glück versucht und den Moskauer zu einem Wüstencanyon führt. Beim Anblick der seltsam erodierten Landschaft stoßen sie an: „Auf die Schönheit!“ So scheint auch Turebayevs Devise zu lauten. Seine Bilder sind ästhetisch durchkomponiert und in schönen Pastelltönen gehalten. Er versteht es, seine Protagonisten in Schneewirbel und blaues Licht zu hüllen, und die sympathischen Nebenfiguren retten den Film vor der völligen Morosität: Sei es der eifrig Klavier spielende Nachbar, der zum Tee einlädt oder die sichtlich in den Protagonisten verschossene Kioskverkäuferin. Der Film macht Lust auf Kasachstan und seine tragikomischen Bewohner.
Zwei Brüder, Waisenkinder, auf der Suche nach einer besseren Welt: Zana und Dana machen sich im Irak der 1990er Jahre, Saddam Hussein ist da noch an der Macht, auf die Reise. Durch eine kleine Dachluke haben sie einen Blick auf die Leinwand eines Kinos erhaschen können, es lief Richard Donners Superman. Ein Popmythos also und die Sehnsuchtsmaschine Kino setzen in den beiden Jungs, vor allem im siebenjährigen Zana, den Wunsch fest, nach Amerika zu gehen, in „die große Stadt, in der Superman lebt“. Dana ist schon etwas älter und zunächst zögerlich; aber er willigt schließlich ein, weil er der Familie von Helliya hinterherreisen will, in die er sich verliebt hat. Der Konflikt zwischen den zwei Kindern, die doch völlig aufeinander angewiesen sind, zeichnet sich so schon ebenso ab wie eine mögliche Enttäuschung am Ende der Reise. Zanas und Danas Weg ist gespickt mit gemeinsamen Abenteuern, Konflikten und einsamen Momenten – ganz wie man es von einem richtigen Roadmovie erwartet. Für einen Kinderfilm ist Bekas allerdings erfreulich wenig weichgespült, im Gegenteil, als die beiden Jungen versuchen, über die Grenze zu kommen, wird der Film für Momente zum Thriller. Regisseur Karzan Kader hat mit BEKAS seinen gleichnamigen Kurzfilm von 2010, der eine Auszeichnung als bester ausländischer Film bei den Studentenoscars gewonnen hat, auf Spielfilmlänge gebracht. Gelegentlich scheint das durchzuscheinen, wenn die Reise durch gelbbraune Landschaften zu viele zunächst ähnlich wirkende Momente aufweist. Gerade in dieser Gleichförmigkeit gewinnt allerdings die Beziehung zwischen den beiden Brüdern an unerwarteter Tiefe. Es ist ein seltenes Glück, dass ein solcher Kinderfilm in Deutschland seinen Weg in die Kinos findet. D Rochus Wolff (Kinderfilmblog)
D Raphaël Rück
Start am 3.4.2014 ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ fsk-Kino am Oranienplatz
OMU OMU
A young man roams forlornly through the streets of Almaty in eastern Kazakhstan. His landlady, the woman at the employment agency, his best friend – they all slam the door in his face. Nothing helps but to wait for “sunny days” to come.
Start am 10.4.2014 ¢ Eva –Lichtspiele ¢ Tilsiter Lichtspiele DF ¢ Acud Kino DF ¢ Kino Zukunft DF OMU DF
OMU
In 1990s Iraq with Saddam Hussein in power, Zana (7) and Dana (10) set out on a journey. They want to go to the USA to “the big city where superman lives.”
APRIL 2014 D
27 D
INDIEKRITIKEN Israel/Deutschland 2013 D 96 min D R: Yael Reuveny D B: Yael Reuveny D K: Andreas Köhler D S: Nicole Korlüke, Assaf Lapid D V: Film Kino Text
SCHNEE VON GESTERN Spurensuche in der Diaspora
Yael Reuveny lebt wie viele Israelis ihrer Generation seit mehreren Jahren in Berlin – trotz des Unverständnisses ihrer Familie in Jerusalem („Was willst Du in der Disapora?“). Doch Yael will von den alten Geschichten nichts wissen und sich frei entscheiden, wo sie heimisch wird. Im Laufe ihres Dokumentarfilms SCHNEE VON GESTERN wird allerdings deutlich, dass diese „freie“ Entscheidung auch drei Generationen nach der Shoa noch immer eine Illusion ist. Die Geschichte lässt Yael nicht los und so macht sie sich auf die Suche nach den Spuren ihrer Familie und befragt dafür Menschen in Israel und Deutschland in der gleichen leisen, aber nachdringlichen Art und Weise. Im Mittelpunkt steht die überlieferte Geschichte ihres charismatischen Großonkels Feiv’ke, der den Holocaust überlebte und dann in den Wirren der letzten Kriegstage doch noch verschwand. Schicht für Schicht kratzt die junge Regisseurin an der überlieferten Familienlegende und findet schließlich heraus, dass aus dem KZ-Insassen Feiv’ke in der Nachkriegszeit der Deutsche Peter Schwarz wurde, der genau dort, wo er im Konzentrationslager gefangen saß, später heiratete und sesshaft wurde. Aus ehemaligen Aufsehern wurden Nachbarn und statt über Vergangenes zu sprechen, packten alle gemeinsam an, um ein „besseres Deutschland“ aufzubauen. Yael Reuveny bleibt in ihrer Suche nach Antworten beharrlich und nutzt ihre Kamera wie ein Röntgengerät, um in die tieferliegenden Schichten der deutsch-israelischen Geschichte einzutauchen. Es ist kaum zu glauben, dass es zwei Generationen dauerte bis jemand diese Fragen zu stellen wagte. Vielleicht brauchte es genau diesen Abstand, um die Antworten überhaupt zu verstehen. SCHNEE VON GESTERN ist ein berührender Film, der sich trotz seiner farbgesättigten Aufnahmen ganz den Grautönen verschrieben hat, aus denen die meisten Entscheidungen des Lebens nun mal bestehen. D Luc-Carolin Ziemann
Start am 10.4.2014 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz ¢ Xenon Kino OMU
D 28
D APRIL 2014
OMU
The Israeli Yael Reuveny lives in Berlin and is searching for traces of her family in Israel and Germany. At the centre of the family history is the story of her great uncle Feiv’ke, a Holocaust survivor, who later married and settled in Germany.
Deutschland 2013 D 90 min D R: Nana Neul D B: Nana Neul D K: Leah Striker D S: Isabel Meier, Dora Vajda D M: Jörg-Martin Wagner, Henning Grambow D V: Zorro Filmverleih
STILLER SOMMER Le midi, le midi...
Südfrankreich: Sonne, schöne Landschaft und guter Wein, ausspannen, aussteigen, die Liebe finden. Diese mit dem Mediterranen verbundenen Sehnsüchte bedient der Film STILLE SOMMER – und überrascht dazu mit seinen erfrischenden Dialogen, großartigen Schauspielern und einer im deutschen Kino seltenen Leichtigkeit. Drei Familienmitglieder und ein Fremder treffen in Nana Neuls (MEIN FREUND AUS FARO) Sommerstück aufeinander. Kristine, um die 50 und in der Krise, hat ihre Stimme verloren. Sie beschließt, eine Auszeit im Feriendomizil der Familie einzulegen. Das liegt in einem Auswandererdorf in den Cevennen, wo noch ein Hauch von Hippietum weht. Tochter Anna knabbert dort schon an der eigenen seelischen Blockade, einer verpatzten Prüfung, und tröstet sich mit Franck, einem sensiblen und sinnlichen jungen Franzosen, der sich durchaus auch für Kristine interessiert. Einige Zeit später reist dann noch Kristines Ehemann Herbert an, der dem libertären Experiment wenig abgewinnen kann und auf seine Art an einer noch viel schlimmeren Sprachlosigkeit leidet als die sprech-gestörte Kristine. Lange ist Herbert die rätselhafteste Figur des Filmes – bis STILLER SOMMER im letzten Drittel überraschend die Perspektive wechselt und die Ereignisse aus Herberts Sicht noch einmal erzählt. Als schließlich auch er seinen Emotionen die Zügel schießen lässt, bricht ein lange unterdrücktes Geheimnis durch die so lässig scheinende Oberfläche der aufgeklärten Aussteigerwelt. D Anna Stemmler
Start am 10.4.2014 ¢ filmkunst66 ¢ Hackesche Höfe Kino
Three family members and a stranger clash in Nana Neul’s summer film set in a vacation home in southern France. New romantic liaisons are made and old secrets come to light.
INDIEKRITIKEN
IDA
Melancholischer Roadtrip in Polen Das erste, was an IDA auffällt, sind die Bilder: Schwarz-Weiß mit zartesten Grau-Abstufungen, fast quadratisch und jedes Einzelne so sorgfältig komponiert, als sei es eine Fotografie. Die Frau, die mit soviel Aufmerksamkeit porträtiert wird, ist Ida, eine junge polnische Nonne, die Anfang der 60er Jahre kurz vor ihrem Gelübde steht. Ihr Entschluss scheint klar. Ruhig und selbstbewusst bereitet sie sich auf die Zeremonie vor. Als sie von der Oberin aufgefordert wird, vor der großen Entscheidung noch einmal ihre Tante Wanda zu besuchen, ihre einzige Verwandte, folgt sie der Anweisung aus Gehorsamkeit, nicht weil es ihr ein Bedürfnis wäre. Tante Wanda stellt sich als lebenslustige Frau in den 40ern heraus. Sie hat gerade ihren Lover nach Hause geschickt und empfängt ihre Nichte im Negligé. Das erste Treffen ist kalt und förmlich, doch dann machen sich Wanda und Ida, die überzeugte sozialistische Staatsanwältin und die angehende Nonne, in das Heimatdorf der Familie auf, um das Grab von Idas Eltern zu finden. Es ist eine Reise in eine düstere Vergangenheit. Ida erfährt, dass sie jüdischer Herkunft ist und in Wirklichkeit Anna heißt. Ihre Eltern wurden erst von Bauern versteckt und später ermordet. Der in Polen geborene englische Regisseur Pawel Pawlikowski (MY SUMMER OF LOVE) hat IDA als melancholischen Roadtrip zweier ungleicher aber gleichermaßen starker Persönlichkeiten inszeniert. Wanda hat als überzeugte Sozialistin und unerbittliche Staatsanwältin nach dem Krieg Kriegsverbrecher und politische Gegner verfolgt und zu Tode verurteilt. Sie feiert und trinkt gern, ist wortgewandt, lakonisch, und überzeugte Atheistin. Ida dagegen lässt sich von den Eskapaden, den Flirt- und Kupplungsversuchen und den Provokationen ihrer Tante nicht aus der Ruhe bringen. Unbeirrbar, geradezu starrköpfig hält sie an ihrem Glauben und seinen Ritualen fest. Dennoch entwickelt sich auf der Reise eine große Zuneigung zwischen den Frauen, vielleicht, weil sie beide keinen Ort mehr haben, an dem sie wirklich dazu gehören. Zwischen ihnen und der katholischen polnischen Bevölkerung klafft eine Lücke, die weder Wandas politische Überzeugung noch Idas Katholizismus überbrücken können. IDA fängt diese existentielle Traurigkeit in atemberaubend schönen Bildern und kleinen lakonischen Szenen ein. Ein Hauch von Sehnsucht und
Dänemark/Polen 2013 D 80 min D R: Pawel Pawlikowski D B: Pawel Pawlikowski D K: Lukasz Za D S: Jaroslaw Kaminsk D D: Agata Kulesza, Agata Trzebuchowska, Dawid Ogrodnik, Joanna Kulig D V: Arsenal Filmverleih
Nostalgie weht durch den Film, der zu Pawlikowskis Kinderzeit spielt. Ein bisschen so, als würde sich jemand an eine geliebte Person erinnern und versuchen, sich jedes Detail genau ins Gedächtnis zurück zu rufen, die Textur eines Kopftuchs, das Grau der Häuser, den Song, den die Jazzband an jenem besonderen Abend gespielt hat, als Wanda tanzen gegangen ist und Ida darauf bestand, keusch im Hotelzimmer zurückzubleiben. Ganz spät in der Nacht ist sie dann doch hinuntergegangen in den fast leeren Saal und hat dem hübschen Saxophonisten gelauscht, wie er den allerletzten Song gespielt hat. Und später haben die beiden dann noch vor dem Haus gesessen und geredet. Im englischen Blog filmcomment beschreibt Pawlikowski wie er diesen „Erinnerungs-Effekt“ erreicht hat: „Das Geheimnis ist Weglassen. Ich habe die ganze Zeit Dinge entfernt, und nur eine begrenzte Anzahl von Objekten im Bild gelassen, die so mehr Gewicht bekommen haben. Auf diese Weise ist das Bild keine Wiedergabe der Realität sondern stellt eine eigene Realität dar. Was wir gemacht haben, war, die richtigen Elemente zu finden und den ganzen falschen Realismus, die Extras, zu entfernen. (…) Wenn man den Film dann sieht, erinnert man sich an ihn wie an eine Traumlandschaft, nicht wie an eine Reproduktion von Wirklichkeit.“ (Interview mit Violet Luca vom 21.1.2014) D Hendrike Bake
Start am 10.4.2014 ¢ Eiszeit Kino ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Tilsiter Lichtspiele OMU ab 17.4. OMU
Poland in the early 1960s. The young nun Ida discovers that she is Jewish. Together with her aunt, a convinced socialist and atheist, they embark on a journey to find the graves of her parents. A laconic and tender road movie.
APRIL 2014 D
29 D
INDIEKRITIKEN Originaltitel: Gözetleme Kulesi D Türkei/Deutschland 2013 D 96 min D R: Pelin Esmer D B: Pelin Esmer D K: Eken Ozgur D S: Ayhan Ergürsel D D: Olgun Simsek, Nilay Erdonmez, Laçin Ceylan, Menderes Samancilar, Riza Akin D V: AF-Media
WATCHTOWER
SOUNDBREAKER
Vom Ende der Lyrik
Klanggewitter mit Akkordeon
„Ich schrieb als Schüler tolle Gedichte“, erzählt der Busfahrer (Kadir Cermik) der Protagonistin Seher (Nilay Erdonmez), die ihn auf den langen Überlandfahrten durch die idyllische Landschaft der nördlichen Türkei begleitet. „Als Schüler schreibt man Gedichte“, erwidert die junge Frau nachdenklich, und er ergänzt wissend: „Und dann ... das Leben“. WATCHTOWER erzählt vom Leben zweier Menschen auf der Flucht. Die Studentin Seher hat sich von ihrer Familie abgeschirmt, und nimmt ohne ersichtlichen Grund einen Job als Bus-Stewardess in der Provinz an. Als wolle sie immer unterwegs sein, aber niemals ankommen. Nihat (Olgun Simsek) wiederum zieht sich in eine Art freiwillige Isolationshaft zurück. Im titelgebenden Wachturm, inmitten der bergigen Landschaft, wird er zum Hüter des Waldes, den er regelmäßig nach Anzeichen für ein drohendes Feuer absucht. Seine Verbindung zur Außenwelt bleibt nahezu auf einen Satz beschränkt, den er täglich mehrmals in das Funkgerät sprechen muss: „Situation normal“. Doch an seinem Verhalten ist nichts normal. Ein dunkles Geheimnis belastet seine Seele, für das er sich selbst bestrafen zu wollen scheint. Was will er mit der monotonen Überwachung dieses kleinen Fleckchens Erde beweisen? Die Regisseurin Pelin Esmer erzählt in ihrem Melodram von zwei Menschen, die in einer Blase gefangen scheinen, sichtbar zwar, aber unantastbar; die ihre Arbeit nutzen, um sich vor ihren persönlichen Befindlichkeiten zu verstecken. Deswegen ist es wohl auch kein Wunder, dass Seher und Nihat beim Aufeinandertreffen eine Verbundenheit spüren, und kurze Zeit später ihre Rollen wieder einmal in Frage stellen müssen, dann aber als Reflektion des jeweils anderen. In WATCHTOWER erzählt Pelin Esmer vom Verlust der Unschuld, dem Schmerz der Erinnerung und vom Ende der Lyrik. Vom Leben. D Jens Mayer
Start am 17.4.2014 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz
D 30
D APRIL 2014
OMU
Finnland 2012 D 86 min D R: Kimmo Koskela D B: Kimmo Koskela D K: Kimmo Koskela D S: Kimmo Koskela, Jani Ahlstedt, Arne Eklund D M: Kimmo Pohjonen D V: W-film
Nihat works in an isolated watchtower and looks day in and day out for forest fires. University student Seher takes a job as a bus attendant in the countryside. Both seek isolation and carry a secret.
„Es sollte keine Normen geben, am allerwenigsten für das Akkordeon.“ Dieses Motto nimmt sich Kimmo Pohjonen, Finnlands berühmtester Akkordeonspieler, zu Herzen. Gleich zu Beginn von Kimmo Koskelas Dokumentation läuft der selbsternannte SOUNDBREAKER Pohjonen über einen zugefrorenen See und taucht samt Akkordeon in die Tiefen, um dort ein wahnwitziges Klanggewitter zum Besten zu geben. Bereits dieses erste Darbietung spiegelt die ganze Bandbreite seines ungewöhnlichen Spiels dieses ungewöhnlichen Instruments, das Pohjonen zufolge im Finnischen ein Synonym für „Arschloch“ ist, wieder: von meditativ über psychedelisch bis hin zu ekstatisch. Seine Musik kennt keine Grenzen und Koskela fängt Pohjonens ausschweifende Klangwelt passend in surrealen Traumbildern ein. Der Weg zum Akkordeon-Virtuosen war kein leichter. Die ersten 20 Jahre seiner Lehrzeit hat sich Pohjonen für sein Instrument geschämt: „Ich fand, es war ein Instrument für Idioten, die es spielen, um den Eltern zu gefallen.“ Doch Pohjonen macht es sich zum Ziel das vorurteilsbelastete Instrument von den Zwängen der Tradition zu befreien. Koskelas zeigt die Hassliebe zwischen Pohjonen und Akkordeon. Mal wiegt Pohjonen sein Instrument liebevoll wie ein Neugeborenes. Im nächsten Moment zertrümmert er es mit einem Vorschlaghammer ganz im Stile von The Who-Gitarrist Pete Townshend. Und immer wieder testet er die Grenzen seines Instruments. Während seines Auftritts in der englischen Provinz wird er von einer Vielzahl landwirtschaftlicher Maschinen der ansässigen Bauern musikalisch begleitet. Ein anderes Projekt wiederum gipfelt in einem Ringkampf, wobei die rhytmisch aufprallenden Körper der Athleten Pohjonens Akkordeonspiel untermalen. Es ist dieses unwirkliche Szenario, das die Beziehung zwischen Pojohnen und Akkordeon am besten verbildlicht: ein ewiger Ringkampf. D David Herger
Start am 17.4.2014 ¢ filmkunst66 ¢ Eiszeit Kino OMU
OMU
“There shouldn’t be any rules, least of all for the accordion.” In this documentary, Finland’s most famous accordion player Kimmo Pohjonen takes this motto to heart and plays his instrument under water or in a boxing ring.
INDIEKRITIKEN Deutschland 2014 D 101 min D R: Roland Blum D B: Roland Blum D K: Wolfgang Lindig, Norbert Kleiner D S: Gudrun Steinbrück-Plenert D M: Isidora Diefenbach D V: Film Kino Text
MITGIFT
Von Mordor zum Biosphärenreservat Wer 1990 an Bitterfeld vorbeifuhr oder gar mutig genug war, den Ort selbst zu besuchen, fühlte sich ein wenig wie Frodo auf dem Weg nach Mordor. Die Luft wurde schwarz, das Atmen schwerer, auf die Haut legte sich ein widerlicher Film der Verdammnis. Der Hamburger Filmemacher Roland Blum hat 1990 die DDR dort gefilmt, wo sie am meisten stank, und die Bilder sind beeindruckend: der Smog über Leipzig, die giftige Elbe, aus der das Dresdner Trinkwasser gewonnen wurde, die riesigen Schweinemastbetriebe, deren Gülle die Schorfheide verpestete, der vom sauren Regen zerstörte Wald im Erzgebirge. Da wurde grüner Chemiemüll einfach auf Halden gekippt, Abwasser ungeklärt in die Mecklenburgischen und Brandenburger Seen geleitet. Blum hat die gleichen Landschaften in den Jahren 2000 und 2013 wieder besucht und die Veränderungen dokumentiert. Sein Film MITGIFT erzählt auch von Helden der Wiedervereinigung, Öko-Aktivisten wie Prof. Michael Succow. Der Biologe, Agrarwissenschaftler und Moor-Ökologe war 1990 für kurze Zeit Stellvertreter des Ministers für Natur-, Umweltschutz und Wasserwirtschaft der DDR. In der letzten Sitzung des DDR-Ministerrats gelang es ihm, einen Beschluss zu durchzusetzen, der sieben Prozent der Fläche der DDR zu Biosphärenreservaten erklärte. Es wäre interessant gewesen, mehr über diese politischen Auseinandersetzungen zu erfahren. Roland Blums Film klappert allerdings ein paar Orte und Personen zu viel ab und landet sogar bei Wichtelmännchenschnitzern und Präzisionsuhrenherstellern, die sicher sehr ökologisch produzieren, aber nur bedingt als Beispiel für die Sanierung der Ex-DDR dienen können. Zudem muss man den betulichen Blum als Erklärbär aushalten, mit einer Erzählstimme, die klingt wie Peter Lustig auf Valium. Der Kontrast der Bilder von 1990 und heute ist allerdings wirklich spektakulär. D Tom Dorow
Start am 6.3.2014 ¢ Filmrauschpalast
Before the Berlin Wall fell, Roland Blum had filmed the environmental pollution in the GDR. In 2000 and 2013 he returns to the same places he filmed before 1989 and documents the impressive transformation that has taken place.
Originaltitel: Gabrielle D Kanada 2013 D 104 min D R: Louise Archambault D B: Louise Archambault D K: Mathieu Laverdière D S: Richard Comeau D M: François Lafontaine D D: Gabrielle Marion-Rivard, Alexandre Landry, Mélissa Désormeaux-Poulin D V: Alamode Filmverleih
GABRIELLE – (K)EINE GANZ NORMALE LIEBE Chansons, Liebe und Selbstbestimmung
(K)eine ganz normale Liebe – so lautet der deutsche Untertitel von Louise Archambaults Film Gabrielle. Wer ihn gesehen hat, den wird das K in Klammern perplex lassen, denn worauf die mit William-Beuren-Syndrom diagnostizierte Gabrielle (Gabrielle Marion-Rivard) im Film unaufhörlich pocht ist gerade ihre Normalität, ihr Recht auf eine eigene Wohnung, auf Selbstbestimmung und vor allem auf ihren Freund, Martin (Alexandre Landry). Ein- und ausgeleitet wird der Film mit den herzerwärmenden Chansons von Robert Charlebois, einem kanadischen Schlagerstar. Martin und Gabrielle singen seine Songs, leben sie sichtlich. Ihr Chor, Les Muses de Montréal, erinnert an das bekannt gewordene Theater Hora und ihrem Stück Disabled Theater, das am Berliner Theatertreffen 2013 den Alfred-Kerr-Darstellerpreis gewann. Wie der Film forderte dieses brisante Stück unsere Sichtweise auf Menschen mit Behinderung heraus. Beide stellen die Frage nach den Grenzen ihrer Bevormundung durch Angehörige und ihrem Recht auf eine gleichwertige künstlerische Anerkennung. Archambaults Kamera geht auf Tuchfühlung mit ihren Protagonisten, sucht und zittert im dokumentarischen Stil. Wir sehen ihre Heldin im Alltag – vom gemeinsamen Haareschneiden mit der liberalen Schwester (Mélissa Désormeaux-Poulin) bis zum Wechseln der Binde auf dem Klo im Heim. Nicht selten erstaunt dabei die mangelnde Intimität der Heimbewohner, z.B. als Martins Mutter in Gabrielles Zimmer hereinplatzt und ihrem halbentblößten Sohn befiehlt sich anzuziehen, um ihm kurze Zeit darauf jeden Kontakt zu seiner Freundin zu verwehren ... Letzten Sommer absoluter Publikumsliebling am Locarno Filmfestival wird GABRIELLE gewiss auch hierzulande einige Herzen höher schlagen und einige Wuttränen fließen lassen. D Raphaël Rück
Start am 24.4.2014 ¢ filmkunst66 ¢ Hackesche Höfe Kino OMU
OMU
Martin and Gabrielle both suffer from Williams Syndrome and meet and fall in love at a choir practice. They have to defend their relationship in a society that denies love and sexual experience to those who are “different.”
APRIL 2014 D
31 D
INDIEKRITIKEN
SPUREN – TRACKS Allein durch die Wüste
Stolz, den Blick beharrlich nach vorne gerichtet, sitzt Robyn Davidson auf dem Rücken Goliaths. Außer einem weißen Hut mit schwarzem Band, den sie gegen die unbarmherzigen Strahlen der Sonne auf dem Kopf trägt, ist ihr hagerer und wettergegerbter Körper lediglich von einer dünnen Decke umschlungen. Sie führt eine eigenartige Karawane an: hinter ihr trotten drei weitere beladene Kamele, Bub, Zeleika und Dookie. Ein anderer treuer Wegbegleiter, der schwarze Hund Diggy, folgt der Reisegesellschaft mit einigem Abstand durch die karge Wüstenlandschaft, die mit ihrem rötlich leuchtenden Sand einen unwirklichen Kontrast zum strahlend-blauen Himmel bildet. Es ist ein Bild von Fotograf Rick Smolan, das er einige Monate später im National Geographic Magazine veröffentlichen wird. Eines von vielen, das die unglaubliche Reise dieser 27jährigen „Kamelfrau“ dokumentiert, von der sie in dem „Alone“ betitelten Artikel selbst berichtet, der sie im Mai 1978 weltberühmt machen wird. Der Mensch im Angesicht der Natur, alleine und auf sich selbst zurückgeworfen: Filme wie INTO THE WILD (Sean Penn, 2007), 127 HOURS (Danny Boyle, 2010), DIE SUMME MEINER EINZELNEN TEILE (Hans Weingartner, 2011), DIE WAND (Julian Pölsler, 2012) oder ALL IS LOST (J.C. Chandor, 2013) widmeten sich zuletzt der freiwilligen und unfreiwilligen Zivilisationsflucht als Konfrontation des Individuums mit den unbarmherzigen Urkräften, und damit sich selbst. Auch Robyn Davidson (Mia Wasikowska) passt in die Reihe der Protagonisten, die in der Isolation ihre eigene Lebensphilosophie in Frage stellen müssen. Wenige Wochen zuvor hat sie noch unbeirrt diesen einzigartigen Trip geplant: 2700 Kilometer durch das australische Outback und die Wüste, von der Kleinstadt Alice Springs bis zum Indischen Ozean – nur sie und ihre nicht-menschlichen Begleiter. Aus Geldmangel muss sie sich widerwillig darauf einlassen, sich von dem weltberühmten Geographiemagazin sponsern zu lassen, und im Gegenzug über ihre Reise zu berichten. Als Kompromiss trifft sie während ihrer Exkursion in regelmäßigen Abständen auf Smolan (Adam Driver), der für die notwendigen Fotografien sorgen soll. Regisseur John Curran und Kamerafrau Mandy Walker haben sich bei der Bildgestaltung von SPUREN – TRACKS an seinen außergewöhnlichen Portraits orientiert, um der Adaption von Davidsons Memoiren gerecht zu werden. D 32
D APRIL 2014
Australien 2013 D 112 min D R: John Curran D B: Marion Nelson (nach einem Buch von Robyn Davidson) D K: Mandy Walker D S: Alexandre De Franceschiase D M: Garth Stevenson D D: Mia Wasikowska, Adam Driver, Rainer Bock, Rolley Mintuma, John Flaus, Robert Coleby, Tim Rogers D V: Ascot Elite Filmverleih
Der Filmemacher inszeniert diesen einzigartigen „Roadtrip“ der selbstbewussten Frau dabei als Geste der Rebellion und Emanzipation, aber auch als Akt der gesellschaftlichen und metaphysischen Buße. Wenn Davidsons geschundener Körper nach Wochen des Verzichts in der Badewanne eines freundlichen alten Farmerehepaars irgendwo im Nirgendwo gereinigt wird, entfaltet sich ihr eine vollkommen neue zivilisatorische Nähe. Auch im Umgang mit den an den Rand gedrängten Aborigines, und ihren oftmals befremdlichen Traditionen und Ritualen eröffnen sich der jungen Frau neue Perspektiven auf ihr eigenes Leben, und so wird aus dem scheinbaren Rückzug auch ein behutsamer erneuter Eintritt. SPUREN entwickelt fast unbemerkt einen narrativen Sog, weil er seinen menschlichen und tierischen Akteuren mit einer liebevollen, aber auch schonungslosen Aufrichtigkeit begegnet: „And there’s no more need for the mask your wear / When the last goodbyes have been said“ singt Mary Black in dem Song „Crusader“, den der irische Songwriter Mick Hanley Davidson Robyn Davidson und ihrem „Kreuzzug“ gewidmet hat. Mit der Verfilmung von SPUREN, wird der Mythos von der „Kamelfrau“ einmal mehr weitergeschrieben. D Jens Mayer
Start am 10.4.2014 ¢ Bundesplatz Kino ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Eva Lichtspiele DF
DF OMU OMU
ab 24.4.
In the 1970s Robyn Davidson decides to cross the Australian desert, alone and barefoot. In order to make some money, she regularly meets with a National Geographic photographer to report on her journey.
INDIEKRITIKEN Italien 2011 D 95 min D R: Francesco Bruni D B: Francesco Bruni & Gianbattista Avellino D K: Arnaldo Catinari D S: Marco Spoletini D M: Amir Issaa D D: Fabrizio Bentivoglio, Filippo Scicchitano, Barbara Bobulova D V: Kairos Film
SCIALLA! EINE GESCHICHTE AUS ROM Appell für einem friedlichen Lebensstil
Professor Bruno Beltrame (Fabrizio Bentivoglio) hat seine besten Zeiten weit hinter sich. Als Ghostwriter von B-Promi-Biografien und Nachhilfelehrer schlägt er sich mühsam durch sein ereignisloses Leben. Bis eines Tages die Mutter seines gelangweilten Nachhilfeschülers Luca (Filippo Scicchitano) ihm eröffnet, dass er der Vater des 15-jährigen Problemkindes ist. Als ob diese Erkenntnis nicht schwer genug wöge, wird Bruno von Lucas Mutter darum gebeten, ihren aufmüpfigen Sohn für sechs Monate unter seine Fittiche zu nehmen, während sie als Entwicklungshelferin in Afrika arbeitet. Bruno erfährt, dass Luca Gefahr läuft, sitzen zu bleiben und beschließt die gemeinsame Zeit zu nutzen, um ihm dabei zu helfen das Schuljahr zu meistern. Doch der hat andere Dinge im Sinn und begeht einen folgenschweren Fehler als er bei einem gefürchteten Drogendealer einbricht. Das Zueinanderfinden dieser zwei Charaktere, die unterschiedlich kaum sein könnten, fängt Regiedebütant Francesco Bruni in wunderbar unaufgeregten Bildern ein. Vor der hier angenehm wenig glamourös inszenierten Kulisse der italienischen Hauptstadt agieren der Altstar Fabrizio Bentivoglio und der Newcomer Filippo Scicchitano als Gespann wider Willen. Letztlich schafft der lebenslustige Luca es sogar, seinem von Melancholie geplagten Vater begreiflich zu machen, dass man das Leben manchmal leicht nehmen muss. „Scialla!“, was in der Umgangssprache jugendlicher Italiener soviel bedeutet wie „Chill mal!“ Eigentlich nichts weiter als ein Appell für einem friedlichen Lebensstil. Eine Botschaft, die dieser Film in herrlich amüsanten Bildern und Worten zum Ausdruck bringt. Nicht umsonst wurde diese poetische, kleine Komödie beim Festival von Venedig und bei den italienischen Filmpreisen „David di Donatello“ als bester Nachwuchsfilm ausgezeichnet. D David Herger
Start am 24.4.2014 ¢ Bali Kino ¢ Eiszeit Kino
OMU OMU
Professor Bruno Beltrame (Fabrizio Bentivoglio) discovers that the hopeless pupil he is tutoring, Luca (Filippo Scicchitano), is actually his son. He is then asked to look after him for six months. The teenager’s life motto is “chill out.”
Hongkong 2011 D 117 min D R: Ann Hui D B: Susan Chan, Roger Lee D K: Yu Lik-wai D S: Kong Chi-leung, Manda Wai, M: Law Wing-fai D D: Andy Lau, Deanie Yip, Qin Hailu, Wang Fuli, Paul Chiang, Leung Tin, Wendy Yu D V: Fugu Films
TAO JIE – EIN EINFACHES LEBEN Hongkong Nouvelle Vague
Über 60 Jahre, vier Generationen lang hat Ah Tao die Familie des Filmproduzenten Roger betreut und ihn und seine Geschwister groß gezogen. Nun kümmert sie sich nur noch um seine Wohnung in Hongkong und bekocht ihn, wenn er alle paar Wochen mal aus den USA einfliegt. Die bewährte Routine endet, als sie einen Schlaganfall erleidet, und darauf besteht, ins Altersheim zu gehen. Auf den ersten Blick sind die Zustände dort deprimierend. Ihr „Einzelzimmer“ besteht aus einem nach oben offenen Holzverschlag mit einem Vorhang, eine Privatsphäre gibt es nicht. Das Jammern und Schnarchen der anderen Insassen ist allgegenwärtig. Aber nach und nach stellt sich auch hier ein Alltag ein, Ah Tao findet Freunde und regelmäßig kommt auch Roger zu Besuch. Um sie nicht als Dienstmädchen bloßzustellen nennt er Ah Tao nun seine Patentante und nicht länger Tao Jie (Fräulein Tao), und tatsächlich scheint die familiäre Bezeichnung viel passender für ein Verhältnis, das schon lange nicht mehr eines von Angestellter und Arbeitgeber ist. Fast wie in einer Dokumentation beobachtet die Kamera Ah Taos Leben, die alltäglichen, immer beschwerlicher werdenden Handgriffe, die kleinen Freundlichkeiten, die sie anderen angedeihen lässt, das Bemühen um Würde und die unausgesprochene Zuneigung zwischen Ah Tao und Roger. Für ihren zutiefst freundlichen und berührenden Film hat Ann Hui, die Altmeisterin der Hongkong Nouvelle Vague, die Crème de la Crème der Hongkonger Filmszene um sich versammelt: die Megastars Deanie Yip (die für ihre Darstellung der Ah Tao in Venedig mit dem Coppa Volpi ausgezeichnet wurde) und Andy Lau spielen die Hauptrollen und in Nebenrollen sind unter anderem die Kino-Veteranen Tsui Hark und Sammo Hung zu sehen. D Hendrike Bake
Start am 24.4.2014 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz
OMU
Ah Tao worked for Roger’s family for over 60 years and four generations, raising both him and his siblings. When she has a stroke and has to be put into long-term care, the old routines change for everybody.
APRIL 2014 D
33 D
WEITERINDIEKINO
PHILOMENA
HER
Als junge Frau hat Philomena (Judy Dench) ihr unehelich gezeugtes Kind in einem irischen Kloster zur Welt gebracht und zur Adoption freigeben müssen. Erst ein halbes Jahrhundert später ist sie bereit, über ihr Geheimnis zu sprechen. Martin Sixsmith (Steve Coogan), ein ehemaliger BBC-Reporter in der Lebenskrise, soll über diese „human interest story“ berichten. Zusammen macht sich das ungleiche Paar auf die Suche nach Philomenas Sohn. Dabei wird das zynische Weltbild des PR-Profis durch die herzlich-einfache ältere Dame immer wieder auf die Probe gestellt.
Im Jahr 2025 tragen die Menschen pastellfarbene Hemden und hochsitzende Flanellhosen. Sie reden sehr viel mit ihren Computern und etwas weniger mit ihren Mitmenschen. Theodore Twombly (Joaquin Phoenix), ein schüchterner Schnurrbartträger, der in einer Firma „handgeschriebene“ Briefe für andere Leute entwirft, ist einsam. Als ein neues intelligentes Operating System Abhilfe verspricht, probiert er es aus und schließlich verliebt er sich in die berückende Intelligenz mit der rauen Stimme. Kluger Science Fiction, zärtliche Satire und pastellfarbene Elegie auf die Suche nach einem Gegenüber.
Bundesplatz Kino DF OMU Eva Lichtspiele DF OMU Hackesche Höfe Kino OMU Sputnik Kino am Südstern
Großbritannien 2013 D 94 min D R: Stephen Frears D D: Judi Dench, Steve Coogan, Sophie Kennedy Clark
An seinem 100sten Geburtstag türmt Allan Karlsson aus einem Altersheim – mit einem Koffer mit 50 Millionen Kronen in der Hand und einer Rockerbande auf den Fersen. Nebenher erzählt Allan seine Lebensgeschichte, die ihn ganz zufällig an den bedeutendsten Ereignissen des 20. Jahrhunderts teilhaben ließ. Aus der Bestsellervorlage hat Regisseur Felix Herngren ein vergnügliches Roadmovie mit schrullig-sympathischen Charakteren und einer guten Prise schwarzen Humors gemacht, ganz nach dem Motto von Allans Mutter „Es ist, wie es ist, und es kommt, wie es kommt.“
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D APRIL 2014
DF OMU
USA 2013 D 126 min D R+B: Spike Jonze D D: Scarlett Johansson, Joaquin Phoenix, Amy Adams, Olivia Wilde, Rooney Mara
DF OMU
DER HUNDERTJÄHRIGE DER AUS DEM FENSTER STIEG UND VERSCHWAND
Bali Kino DF Bundesplatz Kino DF Eva Lichtspiele DF Hackesche Höfe Kino OMU Sputnik Kino am Südstern
Hackesche Höfe Kino OMU Sputnik Kino am Südstern
Schweden 2014 D 105 min D R: Felix Herngren D D: Jens Hultén, Alan Ford, Robert Gustafsson, Iwar Wiklander
OMU
KREUZWEG KREUZWEG von Dietrich und Anna Brüggemann schildert Leiden und Tod des jungen Mädchens Maria, die in einer an die Pius-Brüderschaft angelehnten fundamentalistisch-katholischen Sekte aufwächst. 14 Stationen, die jeweils nur aus einer Einstellung bestehen, sind von „Jesus wird zum Tode verurteilt“ bis „Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt“ mit Titeln der Kreuzwegstationen überschrieben.
Bundesplatz Kino Filmrausch Tilsiter Lichtspiele Kino Zukunft
Deutschland 2014 D 107 min D R: Dietrich Brüggemann D D: Lea van Acken, Franziska Weisz, Florian Stätter
12 YEARS A SLAVE Steve McQueens Oscar™ prämiertes Drama nach der Autobiographie von Solomon Northup, einem freien Mann, der von Sklavenhändlern entführt und verkauft wird, ist das Gegenteil der unpolitischen, ahistorischen Produktion des weißen Hollywoods. McQueens schockierender Film zeigt die brutale Realität der Sklaverei in schonungslosen Bildern, die manchmal schwer zu ertragen sind. 12 YEARS A SLAVE ist schon jetzt ein Klassiker des modernen politischen Films.
Bali Kino
USA 2013 D R: Steve McQueen D D: Chiwetel Ejiofor, Michael Fassbender, Brad Pitt
DF
20 FEET FROM STARDOM © A.M.P.A.S.
®
DER RUHM ZUM GREIFEN NAH OSCAR® 2014 BESTER DOKUMENTARFILM
FEATURING
MY SWEET PEPPERLAND Wie seine Hauptperson, der kurdische Polizist Baran von Hank Williams und dem Sound des Westens träumt, so träumt MY SWEET PEPPER LAND vom Western, dem Genre, das von der Gründung eines freien Landes träumt. Baran lässt sich in ein Kaff an der Grenze zur Türkei versetzen, das man nur zu Pferde erreichen kann. MY SWEET PEPPER LAND ist eine extrem komische Satire auf die Auswüchse neuer Bürokratie im gerade entstehenden Staat, auf Konservativismus und auf männlichen Machismo mit seinem idiotischen Begriff von Ehre. Aber PEPPER LAND ist auch ein furioser Genrefilm, der es richtig krachen lässt. Eiszeit Kino OMU Filmrausch OMU fsk-Kino am Oranienplatz
OMU
Frankreich, Deutschland, Irak 2013 D 95 min D R: Hiner Saleem D D: Golshifteh Farahani, Korkmaz Arslan
BRUCE SPRINGSTEEN STING MICK JAGGER STEVIE WONDER BETTE MIDLER RAY CHARLES DAVID BYRNE SHERYL CROW LUTHER VANDROSS PHIL SPECTOR GEORGE HARRISON JOE COCKER TINA TURNER DAVID BOWIE TOM JONES
AB 24. APRIL IM KINO 20FEET.WELTKINO.DE |
/20FEET.DERFILM
INDIEKINDER
KINDERFILME A–Z AMAZONIA
Frankreich/Brasilien, R: Thierry Ragobert, 86 min, FSK: 0, empfohlen ab 6
Bei einem Flugzeugabsturz kommt das kleine Kapuzineräffchen Sai frei und befindet sich plötzlich inmitten des überwältigenden Amazonas-Dschungels.
ANTBOY
Dänemark 2013, R: Ask Hasselbalch, 77 min, FSK: oA, empfohlen ab 9
Pelle ist zwölf Jahre alt und leidet sehr darunter, dass ihn niemand beachtet. Doch sein Leben ändert sich grundlegend, als er eines Tages von einer mutierten Ameise
gebissen wird. Auf einmal hat Pelle großen Hunger auf Zucker – und ist unglaublich stark.
DIE ABENTEUER VON MR. PEABODY & SHERMAN
USA 2014, R: Rob Minkoff, 92 min, FSK: oA, empfohlen ab 4
Gelegentlich setzt Bibi auch ihre Hexenkünste ein, sehr zum Unwillen von Tinas Mutter. Doch Unbill naht in Gestalt des zwielichtigen Hans Kakmanns.
KINDERFILM DES MONATS: DER BLAUE TIGER
Tschechien /Deutschland 2012, 90 min, FSK: 0, empfohlen ab 7
Wie eine vergessene Insel liegt ein alter botanischer Garten inmitten einer lauten Stadt. Hier lebt die 9-jährige Johanna gemeinsam
mit ihrer Mutter, dem wortkargen Gärtner Blume und ihrem besten Freund Mathias. Bali Kino, 2.4., 10.30+14.15 Uhr Eva Lichtspiele, 3.4., 10+14.30 Uhr Sputnik Südstern, 8.4., 10.30+15 Uhr Xenon Kino, 26.+27.4., 16 Uhr; 29.4., 10.15+15 Uhr
SPATZENKINO: DORNRÖSCHEN
Mr. Peabody ein hyper-intelligenter Hund, der für seine Verdienste auch schon mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, adoptiert den Menschenjungen Sherman, den er fortan in die Geheimnisse der Wissenschaft, Kunst und Geschichte einführt – und zwar mit Zeitreisen in die Vergangenheit. Trickfilm.
R: Heiki Ernits, ca. 40 min, empfohlen ab 4
BEKAS
ELLA UND DAS GROSSE RENNEN
Schweden/Finnland/Irak 2012, R: Karzan Kader, FSK: 6, empfohlen ab 8
Filmbesprechung auf Seite 27
BIBI UND TINA
Deutschland 2014, R: Detlev Buck, 96 min, FSK: oA, empfohlen ab 9
Bibi und Tina sind beste Freundinnen und verbringen ihre Tage am liebsten Im Sattel ihrer Pferde. D 36
D APRIL 2014
Das bekannte Singspiel zum Märchen wird von liebevoll gestalteten Puppen gespielt und lädt alle zum Mitsingen ein. Eiszeit Kino, 2.4.,10 Uhr Xenon Kino, 1.4.,10 Uhr Bali Kino, 8.4.,10 Uhr Eva Lichtspiele, 10.4.,10 Uhr
Finnland 2012, R: Taneli Mustonen, 81 min, FSK: oA, empfohlen ab 6
Ellas Dorfschule soll abgerissen werden, weil der reiche Herr Yksi dort eine Formel 1-Rennstrecke bauen will. Mit allen Mitteln versuchen die gewitzte Ella und ihre Freunde, die Schule zu retten.
EMIL UND DIE DETEKTIVE (1931)
DAS GEHEIMNIS DER BÄUME
Nach dem Kinderbuch von Erich Kästner: Die berühmte Erstverfilmung mit Fritz Rasp als Bösewicht – a n Berliner Originalschauplätzen gedreht!
Zusammen mit dem Botaniker Francis Hallé begibt sich der Naturfilmer Luc Jacquet auf eine Reise durch die 700-jährige Evolutionsgeschichte der tropischen Primärregenwälder. Dokumentation.
Deutschland 1931,74 min, R: Gerhard Lamprecht, FSK: 0, empfohlen ab 6
ERNEST & CELESTINE
Frankreich/Belgien/Luxemburg, R: Benjamin Renner u.a., 76 min, FSK: 6, empfohlen ab 7
Die junge Maus Celestine lebt in einem Waisenhaus in einer unterirdischen Stadt. Jeden Abend erzählt die Erzieherin dort schreckliche Geschichten über Bären,
doch dann lernt Celestine durch Zufall den Bären Ernest kennen… Zeichentrick.
FLUSSFAHRT MIT HUHN
Frankreich 2013, 78 min, R: Luc Jacquet, FSK: 0, empfohlen ab 9
PETTERSSON & FINDUS. KLEINER QUÄLGEIST – GROSSE FREUNDSCHAFT
Deutschland 2014, R: Ali Samadi Ahadi, 90 min., FSK 0, empfohlen von 5-8
Der alte Pettersson lebt auf einem malerischen kleinen Gutshof. Eigentlich hat er alles, was man zum Leben braucht, doch er fühlt sich ein wenig einsam. Da kommt ihm der kleine Kater gerade recht, den ihm seine Nachbarin Beda Andersson schenkt.
RICKY – NORMAL WAR GESTERN
Deutschland 2013, 88 min, R: Kai S. Pieck , FSK: 6, empfohlen ab 8
Ein Dorf irgendwo in der ostdeutschen Provinz. Ein Baum am Rande des ockerfarbenen Getrei-
Deutschland 1983, R: Arend Agthe, FSK: 6, empfohlen ab 6
Johanna verbringt während der Urlaubsreise ihrer Eltern die Ferien bei ihrem Opa Ewald, ebenso wie ihr Cousin Robert. Eines Tages beschließen die Kinder, auf einem alten Kahn auf der Weser in Richtung offenes Meer zu schippern.
FREE BIRDS – ESST UNS AN EINEM ANDEREN TAG 3D
USA 2013, 91 min, R: Jimmy Hayward, FSK: 6, empfohlen ab 7
Um zu verhindern, dass seine Freunde als Thanksgiving-Festmahl im Backofen landen, begibt sich Gockel Reggie auf eine Zeitreise ins 17. Jahrhundert. Animationsfilm.
defeldes ist Rickys geheimer Ort. Hier trainiert Ricky Kung Fu – mit einem Gegner, den nur er sehen kann.
TARZAN 3D
Deutschland 2013, R: Reinhard Klooss, 94 min, FSK: 6, empfohlen ab: 8
Neuverfilmung des Klassikers von Edgar Rice Burroughs. Trickfilm.
Die Altersempfehlungen orientieren sich in der Regel an den Vorschlägen der Bundeszentrale für politische Bildung/Vision Kino.
Emil und die Detektive (1931)
Petterson & Findus. Kleiner Quälgeist, Große Freundschaft
Emil und die Detektive (1931)
Infos bitte telefonisch erfragen: 030–922 55 305
Freebirds 3D
Kifi des Monats: DER BLAUE TIGER
ERNEST & CELESTINE
Das Geheimnis der Bäume
Ella und das große Rennen
Das Geheimnis der Bäume
Ella und das große Rennen
Bundesplatz Kino
Eiszeit Kino
Eiszeit Kino
Eva-Lichtspiele
filmkunst66
Sputnik Kino
Sputnik Kino
Tilsiter Lichtspiele
Tilsiter Lichtspiele
Kino Zukunft
Kino Zukunft
Bekas
Petterson & Findus. Kleiner Quälgeist, Große Freundschaft
Emil und die Detektive (1931)
Petterson & Findus. Kleiner Quälgeist, Große Freundschaft
Bibi & Tina
Bekas
Tarzan 3D
Petterson & Findus. Kleiner Quälgeist, Große Freundschaft
Bekas
Ella und das große Rennen
Bekas
Ella und das große Rennen
ACUD Kino
Bali Kino
Bundesplatz Kino
Eiszeit Kino
Eiszeit Kino
Eva-Lichtspiele
filmkunst66
Sputnik Kino
Tilsiter Lichtspiele
Tilsiter Lichtspiele
Kino Zukunft
Kino Zukunft
WOCHENENDE 12./13.4.
Ernest & Celestine
Bali Kino
WOCHENENDE 5./6.4.
FR SA+SO
FR SA+SO
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KINDERFILM-WOCHENENDPLANER APRIL 2014
16 Uhr 14.30+16 Uhr
16 Uhr 14.30+16 Uhr
14.30 Uhr
16 Uhr
14 Uhr
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13.15 Uhr
16.15 Uhr
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13.30 Uhr
16 Uhr
17 Uhr 15 Uhr
16 Uhr 14.30+16 Uhr
16 Uhr 14.30+16 Uhr
14.30 Uhr
16 Uhr
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14.30 Uhr
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13.30 Uhr
16 Uhr
Antboy
Kino Zukunft
Emil und die Detektive (1931) Petterson & Findus. Kleiner Quälgeist, Große Freundschaft Bibi & Tina Amazonia Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman Petterson & Findus. Kleiner Quälgeist, Große Freundschaft
Bundesplatz Kino Eiszeit Kino Eiszeit Kino Eva-Lichtspiele filmkunst66 Sputnik Kino
Antboy Bekas Antboy
Kino Zukunft Kino Zukunft
Bekas Tilsiter Lichtspiele
Tilsiter Lichtspiele
Flussfahrt mit Huhn
Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman
Bali Kino
Sputnik Kino
Bekas
ACUD Kino
WOCHENENDE 26./27.4.
Bekas
Kino Zukunft
Petterson & Findus. Kleiner Quälgeist, Große Freundschaft
Sputnik Kino
Antboy
Tarzan 3D
filmkunst66
Tilsiter Lichtspiele
Bekas
Eva-Lichtspiele
Bekas
Bibi & Tina
Eiszeit Kino
Flussfahrt mit Huhn
Petterson & Findus. Kleiner Quälgeist, Große Freundschaft
Eiszeit Kino
Tilsiter Lichtspiele
Emil und die Detektive (1931)
Sputnik Kino
Ricky – Normal war gestern
Bundesplatz Kino
Bekas
Bali Kino
ACUD Kino
OSTER-WOCHENENDE 18.–21.4.
FR SA+SO
FR SA+SO
FR–SO
DO–SO
SA+SO
DO, FR SA+SO
SA+SO
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SA+SO
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DO–MI SA+SO
FR SA+SO
FR SA+SO
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FR–MO
DO FR–MO DI, MI
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DO–MI
SA+SO
SA+SO
SO+MO
DO–SO
DO–MI SA+SO
16 Uhr 14.30+16 Uhr
16 Uhr 14.30+16 Uhr
14.30 Uhr
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16 Uhr 14.30 Uhr
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13.15+15.15 Uhr
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13.30 Uhr
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17 Uhr 15 Uhr
16 Uhr 14.30+16 Uhr
16 Uhr 14.30+16 Uhr
14.30 Uhr
16 Uhr
16 Uhr
16 Uhr 14.30 Uhr 16 Uhr
15 Uhr
13.15 Uhr
16.15 Uhr
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13.30 Uhr
16 Uhr
17 Uhr 15 Uhr
INDIEKINDER
APRIL 2014 D
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D 38
D APRIL 2014
INDIEKINOHIGHLIGHTS
EISZEIT KINO PREMIERE MIT GÄSTEN: CARNE DE PERRO Fernando Guzzonis CARNE DE PERRO (Chile, Frankreich, Deutschland 2012, 81 min, OmU, R+B: Fernando Guzzoni ) beobachtet einen 50jährigen Mann, der im Dienste der Militärdiktatur Pinochets zum staatlich legitimierten Täter wurde, und sich auch Jahre später nicht in einem zivilen Leben zurecht findet. Wie ein streunender Hund irrt er durch die Straßen seiner chilenischen Heimat, als sei er immer auf der Suche nach einem Herrchen. Der Verlust von ehemaligen Kameraden, Freunden sowie der eigenen Familie, die sich von ihm abgewendet hat, lässt ihn allmählich versinken, als stecke er im Treibsand. Wut und Trauer kann er nur in autoaggressiven Handlungen kanalisieren, dazu gehört die grausame Verletzung seines einzigen treuen Weggefährten, an der Alejandro (Alejandro Goic) schließlich auch selbst zugrunde zu gehen scheint. In seiner fast schon banalen Beiläufigkeit wird Guzzonis intensives Spielfilmdebüt zum manchmal schwer erträglichen Portrait einer verlorenen Generation, das nicht viel erklären muss, um die Schizophrenie der abgebildeten Gesellschaft aufzuzeigen, einer Gesellschaft, deren Wunden und Narben nur notdürftig mit Mullbinden überdeckt werden können, und jederzeit wieder aufzubrechen drohen. D JM Start am 3.4. Premiere mit Gästen am 4.4. um 20 Uhr www.eiszeitkino.de
APRIL 2014 D
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INDIEKINOHIGHLIGHTS
Gerdas Schweigen
BUNDESPLATZ-KINO BERLINFILM-MATINEE Die Reihe mit Berlinfilmen zum Frühstück im Bundesplatz Kino geht im April weiter. Jeweils Sonntags um 11 Uhr geben Martin Erlenmaier und Peter Latta Das Reichsorchester eine Einführung in die Filme. Am 6. April ist außerBerlin 1936 Gerdas Schweigen dem Knut Elstermann zu Gast, nach dessen Buch der Irgendwo in Berlin Film GERDAS SCHWEIGEN (D 2007/2008, R: Britta Wauer, 6.4.) entstand. Der Film geht der Geschichte Gerda Schrages nach, ihrer Kindheit im Prenzlauer Berg, der Verfolgung durch die Nazis, dem Überleben in Auschwitz, ihrer abenteuerlichen Flucht, dem neuen Leben in den USA und dem spätem, schmerzhaften Erinnern und Erzählen. Der Spielfilm BERLIN 1936 (D 2009, R: Kaspar Heidelbach, 13.4.) erzählt die Geschichte der jüdischen Hochspringerin Gretel Bergmann, die gezwungen wurde, am Trainingslager für die olympischen Spiele teilzunehmen, damit Deutschland sich bei den Spielen als weltoffenes Land präsentieren konnte. Ein Höhepunkt des April-Programms ist sicher der 1946 in der sowjetischen Besatzungszone realisierte Trümmerfilm
IRGENDWO IN BERLIN (SBZ 1946, R.: Gerhardt Lamprecht, 20.+21.4.). Der Film zeigt Jungen in den Ruinen von Berlin, die Lebensmittel klauen, um sie gegen Feuerwerkskörper einzutauschen, mit denen sie sich gegenseitig beschießen, als wäre der Krieg noch nicht vorbei. Die Dokumentation DAS REICHSORCHESTER (D 2007, 27.4.) hinterfragt die Rolle der Berliner Philharmoniker und deren Chefdirigent Wilhelm Furtwängler in den Jahren 1933–45, als die Philharmoniker und Furtwängler zu wichtigen Repräsentanten des Nazi-Regimes wurden. Wo verläuft die Grenze zwischen künstlerischer Unabhängigkeit und schuldhafter Verstrickung? immer Sonntags um 11 Uhr, www.bundesplatz-kino.de
D 40
D APRIL 2014
INDIEKINOHIGHLIGHTS
EVA LICHTSPIELE FILMREIHE „DER ALTE DEUTSCHE FILM“ Immer Mittwoch um 15.45 Uhr zeigen die Eva Lichtspiele in der Reihe „Der alte deutsche Film“ bekannte und unbekannte deutsche Filmklassiker im passend klassischen Ambiente des drittältesten Berliner Kinos. Die Reihe wird von Martin Erlenmaier kuratiert, der zu jedem Film auch eine Einführung hält. www.eva-lichtspiele.de
SPIELPLAN APRIL 2014 ICH WAR JACK MORTIMER
DER MANN MIT DER PRANKE
EIN BISSCHEN LIEBE FÜR DICH
In Wien spielender Krimi mit Adolf Wohlbrück und Sybille Schmitz. Ein Mann nimmt die Identität eines in seinem Auto Ermordeten an. 2.4.
Rund um die Gedächtniskirche spielendes Drama mit Paul Wegener, Johannes Riemann und Grete Weiser. Den ‚Mann mit der Pranke‘ nennen die Leute den finanzgewaltigen Bankier Wiegant, der für Lena Kröning, die Frau des Rechtsanwaltes Hugo Kröning, in Liebe entbrannt ist. 16.4.
Witziges Musical (Musik: Paul Abraham!) mit Hermann Thimig, Magda Schneider, Georg Alexander. Ein Autohausbesitzer erwartet wichtigen Besuch aus Amerika. Leider verwechselt er die Gattin des erwarteten Millionärs mit dessen Sekretärin. 23.4.
1935, R: Carl Froelich.
MEINE TANTE, DEINE TANTE 1939, R: Carl Boese.
Musikalische Liebeskomödie mit Ralph Arthur Roberts, Johannes Heesters, Olly Holzmann. Der alte Baron duldet keine Frauen mehr in seiner Nähe, seit ihn seine Braut kurz vor der Hochzeit verlassen hat. 9.4.
1935, R: Rudolf van der Noß.
1932, R: Max Neufeld.
DAS FRÄULEIN VON BARNHELM 1940, R: Hans Schweikart
Lessing-Verfilmung mit Käthe Gold, Ewald Balser, Fita Benkhoff, Theo Lingen. 30.4.
ACUD KINO KINO ZUKUNFT SHORTS ATTACK: ARBEIT UND EKSTASE Seit 2002 bringt das Interfilm-Festival jeden Monat eine neue Auswahl von Kurzfilmen ins Kino. Im April geht es bei allen Filmen um die Maloche. ARBEIT UND EKSTASE heißt das Programm. In den 10 Filmen werden u.a. perfekte Arbeitsabläufe von einem magischen Paket durcheinander gebracht (BOXER), Eltern sind unglücklich, dass der Sohn glückliches Obst verkauft obwohl er eigentlich Jura studiert hat (MEIN SOHN), und ein Model erzählt von den Zwängen ihres Jobs (EAT). Tücken und Launen des Arbeitsamtbetriebes thematisiert THE MASS OF MEN, der beim interfilm-Festival zwei Hauptpreise im Internationalen Wettbewerb gewann. FUGA ANIMADA belegt, dass Kreativberufler im Medium der Ekstase leben, und NON-FAT zeigt, dass man angesichts doofer Kundenwünsche auch mal durchdrehen darf … The Captain Boxer
18.4. um 21.45 im Kino Zukunft, kino-zukunft.de 2.4. um 19 Uhr im Acud Kino, www.acud.de
APRIL 2014 D
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INDIEKINOHIGHLIGHTS
KINO FSK NEW ROMANIAN FILMS: LOVE BUILDING FILMRAUSCHPALAST SPUTNIK KINO AB:SICHT 04/14 – NICK ZEDD/ CINEMA OF TRANSGRESSION Nick Zedd ist Filmemacher, Schriftsteller, Maler, Schauspieler und politischer Kabarettist und war eine der führenden Figuren des Avantgarde-Kinos und der New Yorker Underground-Szene der 80er und 90er Jahre. Er prägte den Begriff „Cinema of Transgression“ (Kino der Überschreitung). Die Filme des „Cinema of Transgression“ von Filmemachern wie Zedd, Richard Kern, Kembra Pfahler, Beth B., Jon Moritsugu und anderen entstanden meist ohne erwähnenswertes Budget und wurden mit (wenn’s sein musste auch gestohlenen) Super 8 Kameras gedreht. Es ging um Sex, Gewalt, Moral und den Versuch die „Grenzen des Geschmacks, der Moral oder anderer traditioneller Wertesysteme zu überschreiten“. In dem von Nick Zedd 1985 veröffentlichtem Cinema of Transgression Manifesto, heisst es dazu: „Alles muss in Frage gestellt werden, um uns aus dem Glauben an die Tradition zu befreien. Intellektuelles Wachstum erfordert, dass Risiken auf sich genommen werden und Änderungen in politischen, sexuellen und ästhetischen Ausrichtungen stattfinden, egal wer sie missbilligt. Wir schlagen vor, alle gesetzten oder vorgeschriebenen Grenzen des Geschmacks, der Moral oder anderer traditioneller Wertesysteme zu überschreiten …“ Dramatische und zerstörerische Seelenzustände, versoffene und dreckige Realitäten, perverse sexuelle Abgründe werden in den Filmen also ausgiebig ausgelebt. Die Radikalität der Low-Budget-Filme ist nichts für zarte Gemüter. absichtimkino.wordpress.com ABNORMAL – THE SINEMA OF NICK ZEDD USA 1980–2001, Kurzfilme, 135 min. OV Filmrauschpalast: 8.4., 20 Uhr und 22.4., 22 Uhr Sputnik Kino: 9.4., 20.30 Uhr
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D APRIL 2014
GEEK MAGGOT BINGO OR THE FREAK FROM SUCKWEASEL MOUNTAIN USA 1983, 74min. OV Filmrauschpalast: 8.4., 22 Uhr und 22.4., 20 Uhr Sputnik Kino: 23.4., 20.30 Uhr
Das Rumänische Kulturinstitut zeigt in der Reihe „New Romanian Films“ aktuelle rumänische Filme in Anwesenheit der Regisseure. Nach Igor Cobileanskis AM UNTEREN RAND DES HIMMELS im März gibt es im April Iulia Ruginas Beziehungskomödie LOVE BUILDING (Rumänien 2013, 85 min, OmU, R: Iulia Rugina) zu sehen. 14 kriselnde Paare, hetero und lesbisch, älter und jünger, begegnen sich zu einem Liebesreparatur-Workshop unter der Leitung von drei befreundeten Therapeuten: einem nerdigen Spätzünder, einem anscheinend perfekt angepassten „netten Kerl“, und einem Halunken mit ganz eigenen amourösen Problemen. 17.4. um 18 Uhr, www.fsk-kino.de
HACKESCHE HÖFE KINO AFRICAVENIR: DEUTSCHLANDPREMIERE: PRÉSIDENT DIA & MÈRE-BI Africavenir ist eine panafrikanische Kulturinitiative, die 1985 in Kamerun mit dem Ziel gegründet wurde, die „African Renaissance“, internationale Zusammenarbeit und den Frieden zu fördern. Africavenir präsentiert anlässlich des senegalesischen Unabhängigkeitstages im April drei Filme im Hackesche Höfe Kino. www.africavenir.org
Ousmane William Mbayes Dokumentationen PRÉSIDENT DIA und MÈRE-BI beschäftigen sich mit der Zeit der senegalesischen Unabhängigkeit. PRÉSIDENT DIA schildert die Umstände, unter denen Mamadou Dia, der erste Ministerpräsident der Republik Senegal, auf Anweisung des Präsidenten Léopold Sédar Senghor 1962 festgenommen und wegen der angeblichen Vorbereitung eines Putsches zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Senghor nutzte die Inhaftierung seines Konkurrenten später, um die senegalesische Demokratie in ein Präsidialregime umzuwandeln. MÈRE-BI dagegen handelt von William Mbayes Mutter, der ersten senegalesischen Journalistin mit einer Universitätsausbildung. Annette Mbaye d’Erneville kämpfte als Aktivistin, Künstlerin und nonkonformistische Denkerin schon zur Zeit der Unabhängigkeit für die Emanzipation senegalesischer Frauen und war mit ihren Kolumnen eine wichtige Stimme der kritischen Öffentlichkeit in Senegal. Mbaye filmte seine Mutter über 14 Jahre und schuf so ein intimes Portrait der heute 87-jährigen Dame, die nichts von ihrer Vitalität, ihrem Humor und ihrem Nonkonformismus verloren hat. Ousmane William Mbaye wird zu den Screenings zu Gast sein. Danach gibt es senegalesisches Fingerfood bei einem Empfang im Foyer. PRÉSIDENT DIA & MÈRE-BI (Senegal 2012/2008, 54 & 54 min. R.: Ousmane William Mbaye) 6.4. um 17.30 Uhr OMU
In einer Schulvorstellung mit zeigt Africavenir außerdem das Historien-Epos Toussaint Louverture über den Mann, der als Sklave geboren zum General in der französischen Armee aufstieg, schließlich Napoleons Armee besiegte, und mit Haiti den ersten schwarzen, antikolonialistischen Staat gründete. TOUSSAINT LOUVERTURE (Frankreich 2012, 180 min, R.: Philippe Niang) 9.4. um 10 Uhr OMEU
INDIESERVICE
REINICKENDORF
PANKOW
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SPANDAU
MITTE
LICHTENBERG 1
FRIEDRICHSHAIN KREUZBERG
CHARLOTTENBURG- 6 WILMERSDORF 5
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TEMPELHOFSCHÖNEBERG
STEGLITZZEHLENDORF
NEUKÖLLN
2
DIE INDIEKINOS ACUD KINO MITTE 1 Veteranenstr. 21, 10119 Berlin Telefon: 030/44 35 94 98, Mail: kino@acud.de, www.acud.de U8, M1 Rosenthaler Platz, M8/12 Brunnenstraße/Invalidenstraße, S1/2 Nordbahnhof
BALI KINO ZEHLENDORF 2 Teltower Damm 33, 14169 Berlin Telefon: 030/811 46 78, www.balikino.berlin.de S-Bahnhof Zehlendorf
BUNDESPLATZ-KINO WILMERSDORF 3 Bundesplatz 14, 10715 Berlin Telefon: 030/85 40 60 85, Mail: kino@bundesplatz-kino.de, www.bundesplatz-kino.de U9, S 41/42/46, Bus 248/N9 U+S-Bahnhof Bundesplatz
EISZEIT KINO KREUZBERG 4 Zeughofstr. 20, 10997 Berlin Telefon: 030/611 60 16, Mail: info@eiszeit-kino.de, www.eiszeit-kino.de U1, M29, N1 Görlitzer Bahnhof
D 44
D MÄRZ 2014
EVA-LICHTSPIELE BERLIN WILMERSDORF 5
FSK-KINO AM ORANIENPLATZ KREUZBERG 8
TILSITER LICHTSPIELE FRIEDRICHSHAIN
Blissestr. 18, 10713 Berlin Telefon: 030/92 25 53 05, Mail: info@eva-lichtspiele.de, www.eva-lichtspiele.de U7, Bus 101/104/249 Blissestrasse
Segitzdamm 2, 10969 Berlin Telefon: 030/614 24 64, Mail: post@fsk-kino.de, www.fsk-kino.de U8, Bus M29/140/N8 Moritzplatz, U1 Kottbusser Tor
Richard-Sorge-Str. 25a, 10249 Berlin Telefon: 030/426 81 29, Mail: programm@tilsiter-lichtspiele.de, www.tilsiter-lichtspiele.de U5 Frankfurter Tor, Weberwiese, M10 Bersarinplatz, Straßmannstraße
FILMKUNST66 CHARLOTTENBURG
6
Bleibtreustr. 12, 10623 Berlin Telefon: 030/882 17 53, Mail: mail@filmkunst66.de, www.filmkunst66.de S-Bahnhof Savignyplatz
FILMRAUSCH PALAST MOABIT 7 Lehrter Str. 35, 10557 Berlin Telefon: 030/394 43 44, Mail: info@filmrausch.de, www.filmrausch.de Hauptbahnhof + 10 min Fußweg, Bus 123 Kruppstraße, Bus M27 Quitzowstraße
HACKESCHE HÖFE KINO MITTE 9 Rosenthaler Str. 40/41, 10178 Berlin Telefon: 030/283 46 03, Mail: info@hoefekino.de, www.hoefekino.de S-Bahnhof Hackescher Markt, U8 Weinmeisterstraße
SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN KREUZBERG 10 Hasenheide 54, 10967 Berlin Telefon: 030/694 11 47, Mail: post@sputnik-kino.com, www.sputnik-kino.de U7 Südstern, U7/8 Hermannplatz
XENON KINO SCHÖNEBERG
11
12
Kolonnenstr. 5, 10827 Berlin Telefon: 030/78 00 15 30, Mail: service@xenon-kino.de S-Bahnhof Julius-Leber-Brücke
KINO ZUKUNFT FRIEDRICHSHAIN
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Laskerstr. 5, 10245 Berlin Telefon: 030/426 81 29, Mail: programm@zukunft-ostkreuz.de, kino-zukunft.de S-Bahnhof Ostkreuz
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APRIL 2014 D
45 D
INDIENACHBILD
NACHBILD Die beste Slapstick-Szene im April ist eine ganz kleine Nummer, die Maryline Canto in ZÄRTLICHKEIT spielt. Lisa fährt den Kleintransporter ihres Sohns aus der Schweiz zurück nach Belgien. Erst hat sie das ein oder andere Problem mit der unbekannten, großen Karre, aber dann läuft die Sache. Sie steckt sich eine Zigarette an, probiert die coolste Armposition aus und fühlt sich offensichtlich großartig: die lässige Kapitänin steuert das Schlachtschiff heim. Sie wippt ein wenig auf und ab. Musik fehlt. Sie versucht das Radio einzuschalten, aber die Sicherungsabdeckung fällt ihr entgegen. Das Schöne ist: sie lässt sich nicht stören. Weiterrauchen, cool gucken, Armposition verbessern. Auf keinen Fall durch kleine Hindernisse den Spaß verderben lassen.
Maryline Canto winkt verschmitzt in ZÄRTLICHKEIT
VORSCHAU MAI IM INDIEKINO BERLIN ZEIT DER KANNIBALEN Ratlose Unternehmensberater im Schlamassel D VERGISS MEIN ICH Frau ohne Gedächtnis D ROSIE Ärger mit Mutter D AI WEIWEI – THE FAKE CASE Die Verschwörung gegen den chinesischen Künstler D FRUITVALE STATION Polizeigewalt gegen schwarzen Jugendlichen D GOOD VIBRATIONS Punk in Belfast D STEREO Mystery-Thriller mit Jürgen Vogel D LIFELONG – HAYATBOYU Eisige Szenen einer Ehe D BEZIEHUNGSWEISE NEW YORK Neues von Xavier und seinen Freunden D IM NAMEN DES … Teddy-Award-Film endlich im Kino D ENEMY Erotischer Thriller mit Doppelgängern D 46
D APRIL 2014
AB 10. APR IL IM KINO
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L A R S VO N T R I E R VERGISS DIE LIEBE
TEIL 2 /NYMPHOMANIAC.FILM
AB 3. APRIL IM KINO