TIMBUKTU Auf der Seite der Sanftmut D AFRIKANISCHE PERSPEKTIVEN Beyond the Maps & AfricAvenir D WINTERSCHLAF Skeptische Zustandsbeschreibung D CAFÉ OLYMPIQUE C’est beau la vie D VON MÄDCHEN UND PFERDEN Alltagsdetails des Landlebens D DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT Stephen Hawkings erste Ehe D DIE WOLKEN VON SILS MARIA Schauspielerinnenkino D NORTE Raskolnikov in den Philippinen D EXHIBITION Modernistische Ehe in eventueller Krise D BLUE RUIN Brillanter Noir-Thriller D 1001 GRAMM Die Liebe wiegen D IM KELLER Ulrich Seidl wühlt im Untergrund D KAPTN OSKAR Feuer, Kotze & Sex D PADDINGTON Please look after this bear
MAGAZIN DER UNABHÄNGIGEN BERLINER LICHTSPIELHÄUSER D 10 D DEZEMBER 2014
indiekinoBERL
CAFÉ OLYMPIQUE – START AM 25.12.2014
allEs andErE als hEilig »EinE wundErbarE und bErührEndE KomödiE« ThE huffingTon PosT
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VariETy
los angElEs TimEs
ab 8. Januar 2015 im Kino www.st-Vincent-film.de
/stVincentfilm
DIE INDIEKINOS D ACUD KINO D B-WARE!LADENKINO D BALI KINO D BUNDES PLATZ KINO D EISZEIT KINO D EVA-LICHTSPIELE D FILMKUNST66 D FILMRAUSCHPALAST D FSK-KINO AM ORANIENPLATZ D HACKESCHE HÖFE KINO D SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN D TILSITER LICHTSPIELE D UNION FILMTHEATER D XENON KINO D ZUKUNFT D FLK FRIEDRICHSHAGEN D FLK HASENHEIDE D FLK INSEL D FLK POMPEJI D FLK „UMSONST & DRAUSSEN“ IM FILMRAUSCHPALAST
EDITORIAL Es beginnt massiv zu weihnachten, auch im Kino. Kleine Wesen mit pelzigen Füßen kämpfen mit Drachen, während andere kleine Wesen mit noch haarigeren Füßen auf britischen Bahnhöfen herumstehen und mit Kuchensahne kämpfen. Reizende deutsche Schauspieler lassen sich in derweil in Geschenkpapier verpacken. So schön das alles ist, haben wir unseren Fokus im Dezember auf internationale Filmkunst gesetzt. Für die Höhepunkte des Monats halten wir
Nuri Bilge Ceylans Cannes-Gewinner WINTERSCHLAF und Abderrahmane Sissakos TIMBUKTU. Zwei Filme, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Während Ceylan inzwischen ein Großmeister des bissigen Dialogs ist, wecken die atmosphärischen Bilder und der schwebende Rhythmus in Sissakos Film Sehnsucht nach Orten, die ganz weit weg sind. Im Magazinteil haben wir einen kleinen Präsentkorb mit Geschenken für unsere Leser*innen und den schönsten Punschabenden in den INDIEKINOS zusammengestellt. In den Hackeschen Höfen gibt es viel Preview-Glitter, der Filmrauschpalast schickt den Räuber Hotzenplotz für lau in den Wald, im Bali Kino werden Märchen erzählt und wer genug von der Familie hat, kann sich über den Dächern Kreuzbergs im Sputnik zu Überraschungsfilmen, Spekulatius, und Glühwein treffen, übrigens auch an Silvester. Viel Spaß beim Lesen und im Kino, frohes Fest und juten Rutsch, Eure/Ihre INDIEKINO BERLIN Redaktion
30 Exhibition
04 MAGAZIN
NEU IM KINO
08 AUF DER SEITE DER SANFTMUT: TIMBUKTU
27 33 21 18 28 22 16 19 30 37 22 16
10 AFRIKANISCHE PERSPEKTIVEN 12 IM STREIT FALLEN MIR BESSERE DIALOGE EIN: INTERVIEW MIT NURI BILGE CEYLAN 24 INDIEKINOS: HACKESCHE HÖFE KINO 36 KINDERFILME 38 KINOHIGHLIGHTS 44 KINOADRESSEN, IMPRESSUM ABONNEMENT 46 NACHBILD
1001 Gramm Alles ist Liebe Blue Ruin Café Olympique Cinespañol Festival Coherence The Drop – Bargeld Die Entdeckung der Unendlichkeit Exhibition Finn und die Magie der Musik Im Keller Kaptn Oskar
29 23 32 29 20 33 17 18 08 20 30 17 15 31 27 32
(K)ein besonderes Bedürfnis Magic in the Moonlight Norte Paddington Patong Girl The Second Game Serena Talea Timbuktu Titos Brille Von Mädchen und Pferden Wiedersehen mit Brundibar Winterschlaf Die Wolken von Sils Maria Wo ich wohne #Zeitgeist
WEITER IM KINO 5 Zimmer Küche Sarg Die Arier Einer nach dem anderen
Mommy Mr. Turner – Meister des Lichts Das Salz der Erde DEZEMBER 2014 D
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INDIEMAGAZIN
KURZFILMTAG AM 21.12. Am kürzesten Tag des Jahres ist … natürlich Kurzfilmtag. Kurzfilme manifestieren sich an diesem Tag überall in der Republik, in Berlin sind die dichtesten Häufungen im Acud Kino, Sputnik Kino und im Kino Zukunft zu beobachten, die den ganzen Tag über spezielle Programme anbieten. Kinderkurzfilme, Sonderprogramme, Shorts Attacks „Ab ins All“ … Details und Filme auf kurzfilmtag.com und den Kinoseiten.
VERDRÄNGUNG HAT VIELE GESICHTER – CONTINUED Die Aktivisten des Treptower Filmkollektivs Schwarzer Hahn touren weiter mit ihrem Film über die Gentrifizierung und den Konflikt zwischen älteren Kiezbewohnern und Baugruppen durch die Berliner Kinos. Der Alt-Treptower Kiez zwischen Landwehrkanal und Spree steht dabei exemplarisch für ähnliche Konflikte in anderen Berliner Innenstadtbezirken. Mit Diskussion. berlingentrification.wordpress.com 7.12. um 18 Uhr, Eiszeit Kino 15.12. um 18 Uhr, Acud Kino
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D DEZEMBER 2014
CINÉFÊTE Das französische Schulfilmfestival Cinéfête schickt jedes Jahr sieben französischsprachige Produktionen auf Deutschlandtournee, darunter viele Erstaufführungen. Mit dabei sind diesmal unter anderem COMME UN LION über den 15-jährigen Senegalesen Mitri, der nach Frankreich emigriert, um Fußball-Profi zu werden, Martin Provosts Künstlerinnen-Biografie SÉRAPHINE und der zarte Animationsfilm LE TABLEAU. Die Filme werden mit Untertiteln in Schulvorführungen speziell für Sprachschüler gezeigt. Vom 11.-17. Dezember ist die Fête zu Gast im Hackesche Höfe Kino. www.cinefete.de
INDIEMAGAZIN
FÜR UNSERE LESER: FILMKALENDER 2015 Der Schüren Verlag hat für die Leserinnen und Leser des INDIEKINO BERLIN Magazins fünf Exemplare des Filmkalenders 2015 zur Verfügung gestellt. Der kalendarische Teil wird ergänzt durch Informationen zu Film-Museen und Film-Festivals und kleine Artikel zu Themen, die „Film“ und „5“ zusammenbringen. Zum Beispiel „1905 – Der Beginn des chinesischen Kinos“ oder „1985 – Zeitreisen im Film“. Bei Interesse schreibt uns eine Mail an info@indiekino.de, Stichwort: Filmkalender.
WEIHNACHTS-PREVIEWS IM HACKESCHE HÖFE KINO Am 24.12. um 19.30/20 Uhr zeigt das Hackesche Höfe Kino gleich ein ganzes Bündel Previews. In den sechs Episoden des anarchischen WILD TALES (R: Damián Szifron, Argentinien 2014) begeben sich argentinische Kleinbürger auf einen stetig eskalierenden Rachefeldzug gegen alles. Der existentialistische Venedig-Gewinner EINE TAUBE SITZT AUF EINEM ZWEIG UND DENKT ÜBER DAS LEBEN (R: Roy Andersson, Schweden 2014) entwirft eine beigefarbene Welt voller bizarrer Personen und Begebenheiten. FOXCATCHER (R: Bennett Miller, USA 2014) erzählt geradlinig und packend die Geschichte des amerikanischen Olympiasiegers im Ringen, Mark Schultz, und seines exzentrischen Mäzens John E. du Pont. Und in DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT (USA 2014) verfilmte James Marsh die Autobiografie von Jane Wilde, der ersten Ehefrau des berühmten Physikers Stephen Hawking. www.hoefekino.de Zu allen Vorführungen verschenken wir jeweils 2 Freikarten. Bei Interesse genügt eine Mail mit dem Wunschfilm an info@indiekino.de, Stichwort: Weihnachtspreview.
LIAM NEESON MILA KUNIS ADRIEN BRODY OLIVIA WILDE JAMES FRANCO MORAN ATIAS MARIA BELLO KIM BASINGER ZEMBER AB 04. DE IM KINO
PASS AUF! EIN FILM VON
PAUL HAGGIS
VOM REGISSEUR VON “CRASH”
WEIHNACHTEN MIT DEM RÄUBER HOTZENPLOTZ Als der RÄUBER HOTZENPLOTZ der Großmutter von Kasperl die Kaffeemühle klaut, beginnt für Kasperl und seinen besten Freund Seppel die Jagd nach dem Banditen, während der sie einige Hindernisse überwinden müssen und manche Überraschung erleben. Der Filmrauschpalast zeigt am 20.12. um 16 Uhr die geliebte Verfilmung des Kinderbuchklassikers von 1974 mit Gert Fröbe. Der Eintritt ist frei! www.filmrauschpalast.de
Ilse Aichinger: „Vielleicht erkennen wir einander nur richtig in einem Licht von Abschied.“ In dieses Licht taucht der Film in seinen besten Momenten eine große Autorin des 20. Jahrhunderts. derStandard.at
Ab 4. Dezember im Kino www.ein-Film-fuer-Ilse-Aichinger.de
GAHLS MÄRCHENKLAVIER: DIE MONDBLUME Johannes Gahl beginnt jede Aufführung des „Märchenklaviers“ mit einem Vorspiel auf dem Klavier und fängt danach an, die Geschichte zu erzählen, wobei das Klavier die Handlung veranschaulicht. Am Sonntag, den 14.12. um 15 Uhr erzählt Johannes Gahl im Bali-Kino DIE MONDBLUME. Das brasilianische Märchen für K inder ab 5 handelt von drei Brüdern, die sich auf den Rat eines Zauberers auf eine abenteuerliche Suche nach der Mondblume begeben, die jeden ihrer Besitzer glücklich machen soll. Das Stück dauert ungefähr 45 Minuten. www.balikino-berlin.de
„Eine gelungene Mischung aus leichter Komödie und magischem Realismus mit viel südländischer Lebensfreude“ Programmkino.de
Café
Olympique Ein Geburtstag in Marseille EIN FILM VON
ROBERT GUÉDIGUIAN
AB 25. DEZEMBER IM KINO
„ZUTIEFST BERÜHREND UND INSPIRIERE ND“ NEW YORK P O ST
.. „EINE WUNDERSCHO NE , MITREISSENDE LIEBESGESCHICHTE ! “ AC C ESS HO LLYWO O D
„REDMAYNE SPIELT OS CARREIF“ HR3
SPÄTFILMARTHOUSEDRÖHNUNG Die Tilsiter Lichtspiele machen bei dem ganzen Weihnachtskram nicht mit und zeigen konsequent jeden Abend vom 11.12. bis 30.12. um 22.30 oder 22.45 Uhr die zwanzig restaurierten Klassiker des „20-Jahre-Arthouse-Festivals“, Von DIE DURCH DIE HÖLLE GEHEN über AUSSER ATEM bis THE DOORS. Alle Filme und Termine unter: www.tilsiter-lichtspiele.de
DIE FAMILIENALTERNATIVE
Weihnachten und Silvester feiern mit Cineasten und Kreuz bergern. Das Sputnik Kino am Südstern öffnet am 24.12. und am 31.12. die Kinobar. Es gibt ein Überraschungsprogramm mit Kurzfilmen, Glühwein und Spekulatius, bzw. Kurzfilmen, Sekt und Pfannkuchen. Der Eintritt ist frei.
E D D I E R E D M AY N E FELIC IT Y JONE S
DIE AUSSERGEWOHNLICHE GESCHICHTE VON JANE UND STEPHEN HAWKING
ab 2 5. dezember im kino
INDIEFEATURE
Abderrahmane Sissakos Film TIMBUKTU beginnt mit Schüssen, die von Islamisten auf Masken und Statuen der Dogon abgefeuert werden. Im Frühjahr 2012 hatten sich die islamistischen Gruppen Ansar Dine und Al Qaida im islamischen Maghreb gegen die Tuareg-Rebellen gestellt, die im Januar gegen die demokratische Regierung von Mali geputscht und im Norden Malis einen eigenen Staat ausgerufen hatten. Die Islamisten besetzten Nord-Mali und unter anderem auch die Stadt Timbuktu und die umliegenden Städte und Oasen. Eigentlich gab es für die Islamisten in Mali nicht viel zu erobern: das Land ist seit Jahrhunderten zu großen Teilen islamisiert, aber die lokalen Religionen der zahlreichen Ethnien in Mali wurden oft in den Islam integriert oder nebenher weiter praktiziert. Die Zerstörung dieser Mali-Kulturen und von allem, was dem radikalen Verständnis des Islam zuwider läuft, war daher eines der Ziele der Al Qaida
Frankreich/Mauretanien 2013 D 97 min D R: Abderrahmane Sissako D B: Diane English D K: Sofian El Fani D S: Nadia Ben Rachid D M: Amine Bouhafa D D: Hichem Yacoubi, Abel Jafri, Magali Noël, Toulou Kiki, Fatoumata Diawara, Pino Desperado, Mehdi AG Mohamed, Layla Walet Mohamed D V: Arsenal Filmverleih
Start am 11.12.2014 ¢ b-ware!ladenkino ¢ EiszeitKino OMU ¢ filmkunst66 OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU OMU
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D DEZEMBER 2014
Abderrahmane Sissako’s epic film about the occupation of Timbuktu by Al Qaida militia is a tale of longing and a celebration of the great cultural heritage of Mali. A moving and spiritual cinematic experience.
TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE
in Timbuktu. In Sissakos Film aber halten sich die Masken und Statuen erstaunlich gut. Bis zum Ende der Schießerei stehen sie aufrecht, manche mit halbierten Köpfen, manche von Schüssen durchlöchert – verwundet, aber nicht verschwunden. Wenn die kaleidoskopische Handlung von TIMBUKTU beginnt, fallen zuerst die fantastischen Stimmungen des Wüstenlichts auf, und dann die gelassene Langsamkeit. Die Uhren am Rande der Sahara gehen offenbar anders, die Umgangsformen sind von Selbstbeherrschung und Höflichkeit geprägt, eine tiefe Religiosität verbindet die Personen in Sissakos Film. Die Front, die sein Film aufmacht, verläuft nicht zwischen „Ungläubigen“ und Islamisten, sondern zwischen tiefer islamischer Gottergebenheit und den Al Qaida-Söldnern als Zerstörern des Glaubens, des Friedens und des Lebens. Dabei bleibt Sissakos Film immer auf der Seite der Sanftmut. Ein Paar, ein Mann und eine Frau, sind bis zum Kopf in den Sand eingegraben. Was ihr „Verbrechen“ gewesen sein mag, verrät der Film nicht. Was wir unmittelbar vor der Steinigung sehen, ist eine Bewegung der Augenlider, um den Sand aus den Augen zu wischen. Eine kleine, menschliche Geste, der Versuch, im letzten Moment des Lebens die Lage um einen Hauch zu verbessern. Es ist still auf den Straßen von Timbuktu. Die Islamisten haben die Musik verboten, ausgerechnet in einer Region mit einer so reichen Musiktradition wie die Gegend um Timbuktu, aus der so viele große malische Musiker kommen: Ali Farka Touré, Afel Bocoum, Rokia Traoré, Salif Keita.
INDIEFEATURE
TIMBUKTU
Auf der Seite der Sanftmut
Nun ist es sogar verboten, auf der Straße vor den Häusern Tee zu trinken und zu reden. Die Scharia-Miliz patroulliert nachts, horcht auf Musik und sucht die Verdächtigen zu lokalisieren. Trotzdem werden Kora und Gitarre gespielt und Lieder gesungen, unter Lebensgefahr. TIMBUKTU, in Mauretanien gedreht, ist ein Sehnsuchtsfilm, der von dem erzählt, was das Leben in Mali lebenswert macht und was sich der Bedrohung durch die Fanatiker widersetzt. Das ist auch die ruhige Widerständigkeit der Menschen von Timbuktu. Ein neues Edikt wird erlassen: Frauen müssen Handschuhe tragen. Eine Fischhändlerin empört sich: Wie soll sie denn bitte Fisch mit Handschuhen verkaufen? Es sei aber Gesetz, sonst müsse sie mitkommen, meint der Milizionär. „Dann nehmt mich eben mit“. Die Miliz stapft in eine Moschee, man will nachsehen, ob sich Ungläubige dort verstecken. Dies sei das Haus Gottes, wie können sie es wagen, hier in Schuhen und mit Waffen einzudringen, antwortet der Imam.
er Hiphop gemacht, jetzt habe er Gott gefunden und wisse, dass er das nicht mehr brauche. Je öfter er den Satz wiederholen muss, desto schwerer fällt es ihm, die Worte auszusprechen, desto unsicherer und verlorener erscheint sein Blick. Es ist, als steige immer mehr die Erinnerung an Lebensfreude empor. Der junge Jihadist wird immer trauriger.
Der Widerstand wird immer gebrochen. Die Miliz erhält immer, was sie will, selbst wenn sie sich untereinander kaum verständigen kann. Kaum jemand spricht die Tuareg-Sprache Tamaschek, mit dem Arabisch steht es auch nicht immer zum Besten, immer wieder muss auf Englisch oder Französisch ausgewichen werden. Telefongespräche, bei denen es um Leben und Tod geht, werden so beinahe zu Slapstick-Nummern.
TIMBUKTU ist ein großer, humanistischer und spiritueller Film, dessen Geist die Wertschätzung nicht nur alles Lebenden atmet, sondern alles Sichtbaren. Abderrahmane Sissako feiert die Welt in seinen farbenprächtigen Bildern, in den verschiedenen Tönen, in denen die Lehmmauern der Stadt zu verschiedenen Tageszeiten schimmern, in der entspannten Pracht des Lagers einer Tuareg-Familie, selbst in den bunten Fetzen, in denen die wahnsinnig gewordene Madame La Mort durch die Straßen und über die Dächer schweift, wo sie ihre Jünger zum Tanzen bringt.
Manchmal scheint es, als dämmerte den Milizionären der eigene Wahn, aber die Kriegsmaschine, die sie losgetreten haben, lässt sich nicht mehr aufhalten. Ein junger Mann soll ein Propagandavideo drehen. Früher habe
Als Trost bleibt den Jihadisten die Macht, auch die über Frauen, die permanent belästigt, schlimmstenfalls aber entführt und „verheiratet“ werden, ein Euphemismus für Vergewaltigungen. Als der Imam mit dem „Sheikh“ der Milizionäre über deren Praktiken debattieren will und das islamische Recht ins Feld führt, antwortet der Al Qaida-Boss: „Wir sind die Verteidiger des Islam, daher benötigen wir keine Zustimmung des Vormundes der Frau, wir sind der Vormund.“ Mit der Kriegsmaschine kann auch die legendäre Gelehrsamkeit von Timbuktu nicht debattieren.
D Tom Dorow
INDIEFEATURE Neben TIMBUKTU bieten im Dezember eine Reihe von Veranstaltungen die Gelegenheit, das afrikanische Gegenwartskino zu entdecken. AfricAvenir, eine panafrikanische Kulturinitiative, die 1985 in Kamerun mit dem Ziel gegründet wurde, die „African Renaissance“, internationale Zusammenarbeit und den Frieden zu fördern, zeigt regelmäßig mehrfach im Monat aktuelle afrikanische Produktionen im Hackesche Höfe Kino. Meist sind dabei auch Filmemacher und Referenten zu Gast, die die Filme vorstellen oder zu bestimmten Themen diskutieren. Im Dezember sind die
Dokumentation WE, STRIKING und der Spielfilm UNDER THE STARRY SKY zu sehen. Die Kulturinitiative Ballhaus Naunynstraße erinnert von November 2014 bis Februar 2015 mit Filmen, Theateraufführungen und Kunstaktionen an die „Berliner Konferenz“ oder „Kongokonferenz“ zu der sich im gleichen Zeitraum 1884/1885 Vertreter des osmanischen Reiches und der europäischen Kolonialmächte versammelten, um die Kolonialherrschaft über
AFRIKANISCHE PERSPEKTIVEN
4.12. AFRICAVENIR: WE, STRIKING
5.12. MADIBA – DAS VERMÄCHTNIS DES NELSON MANDELA
7.12. BEYOND THE MAPS: CONCERNING VIOLENCE
10.12. AFRICAVENIR: UNDER THE STARRY SKY
Originaltitel: ON A GRÈVÉ, Frankreich 2014, 70 min, OmeU, R: Denis Gheerbrant
Deutschland/Südafrika 2014, 85 min, OmU, R: Khalo Matabane
Schweden/USA/Dänemark 2014, 85 min, OmU, R: Göran Hugo Olsson
Oringinaltitel: DES ÈTOILES, Frankreich/ Senegal, 88 min, OmeU, R: Dyana Gaye
Die Zimmermädchen eines großen Hotels, Oulimata, Mariam, Géraldine und Fatoumata, sind es leid, von ihrem Arbeitgeber ausgenutzt zu werden. Sie streiken! Der Regisseur Denis Gheerbrant, war 28 Tage lang mittendrin im Geschehen und hat die Zimmermädchen bei den Vorbereitungen und dem Einsatz für ihre Rechte begleitet. Er filmt sie beim Austüfteln von Proteststrategien, und dabei, wie sie tanzend und singend ihre Forderungen kund tun, aber vor allem lässt er sie erzählen. ON A GRÈVÉ ist ein Film über die Schlagkraft einer Bewegung von gesellschaftlich „Unsichtbaren“. Im Anschluss an die Vorführung finden ein Publikumsgespräch und ein kleiner Empfang in Anwesenheit des Regisseurs statt. Der Film wird mit englischen Untertiteln gezeigt.
Nelson Mandela ging als erster demokratisch gewählter Präsident Südafrikas in die Geschichte ein und setzte dem Apartheidsregime statt Wut die Aufforderung nach Vergebung und Versöhnung entgegen. Regisseur Khalo Matabene ist kurz vor Mandelas Tod um die Welt gereist und hat Persönlichkeiten wie den Dalai Lama, Joachim Gauck, Henry Kissinger, Colin Powell, Peter Hain, Albie Sachs oder Ariel Dorfman interviewt und zur Politik Mandelas befragt. Zum ersten Todestag Nelson Mandelas zeigen der W-Film Verleih und das Hackesche Höfe Kino die Dokumentation und laden zu einem Filmgespräch mit Expertenrunde ein.
Auf der Grundlage von Frantz Fanons berühmtem Buch “Die Verdammten dieser Erde“ erzählt der Film von den Aufständen, die zur Entkolonialisierung Afrikas führten. Olsson konzentriert sich dabei auf Archivmaterial, das schwedische Dokumentarfilmer und Fernsehjournalisten zwischen 1966 und 1984 in Afrika aufgenommen haben: Aufnahmen von der Befreiungsbewegung in Angola, der Frelimo in Mozambique, dem Unabhängigkeitskampf in Guinea-Bissau, von schwedischen Missionaren in Tansania und einem Streik in einer schwedischen Mine in Liberia. Ein Blick auf heutige Konflikte zeigt, dass Afrika auch über 50 Jahre nach Fanons Tod die Folgen der jahrhundertelangen europäischen Raubzüge und Interventionen nicht überwunden hat.
Zwischen Turin, Dakar und New York kreuzen sich die Wege von Sophie, Abdoulaye und Thierno. Die 24-jährige Sophie verlässt Dakar, um mit ihrem Mann Abdoulaye in Turin zu leben. Doch Abdoulaye ist unterdessen mithilfe von Schleusern in New York gelandet. Der 19-jährige Thierno wiederum reist zum ersten Mal in seinem Leben von New York nach Afrika. In DES ÈTOILES folgt Regisseurin Dyana Gaye ihren Protagonisten in die verschiedenen Städte und entwirft ein aktuelles Bild der Situation von Emigranten mit all ihren Härten, Hoffnungen und Träumen. Der Film wird mit englischen Untertiteln gezeigt.
20 Uhr, Hackesche Höfe Kino
D 10
D DEZEMBER 2014
20 Uhr, Hackesche Höfe Kino
15 Uhr, fsk-Kino am Oranienplatz
20 Uhr, Hackesche Höfe Kino
Afrika effizienter zu organisieren. Die zugehörige Filmreihe BEYOND THE MAPS: AFRICAN RESISTANCE AGAINST COLONIAL POWER zeigt im fsk-Kino am Oranienplatz Filme, die der kolonialen Geschichtsschreibung der westlichen Filmindustrie afrikanische Perspektiven entgegensetzen. Zum ersten Todestag Nelson Mandelas am 5. Dezember zeigen der W-Film Verleih und das Hackesche Höfe Kino die Dokumentation MADIBA – DAS VERMÄCHTNIS DES NELSON MANDELA und laden anschließend zu einem Filmgespräch mit Expertenrunde ein.
www.africavenir.org www.ballhausnaunynstrasse.de www.hoefekino.de www.fsk-kino.de
14.12. BEYOND THE MAPS: LE MALENTENDU COLONIAL/DAS KOLONIALE MISSVERSTÄNDNIS
21.12. BEYOND THE MAPS: DRUM + VORFILM DON’T SHOOT!
28.12. BEYOND THE MAPS: FLAME
Kamerun 2004, 76 min, OmU, R: Jean-Marie Téno
Südafrika/Deutschland/USA 2004, 95 min, OmU, R: Zola Maseko
Zimbabwe/Namibia/Frankreich/Deutschland 1996, 90 min, OmU, R: Ingrid Sinclair
Auf den Spuren der Missionare reist der kamerunische Regisseur Jean-Marie Téno von Wuppertal über Südafrika, Namibia, Kamerun und Togo wieder zurück nach Wuppertal, um dort die Geschichte der „Rheinischen Missionsgesellschaft“ zu erkunden. 1828 mit der hehren Absicht gegründet, die christliche Botschaft zu verbreiten, war sie schon nach kurzer Zeit aktiv in die koloniale Unterwerfung Afrikas verstrickt. Teno rekonstruiert die Wechselwirkungen zwischen christlichem „Ethos“, kaufmännisch-kolonialen Interessen und den traumatischen Erlebnissen der Missionierten, thematisiert aber auch die aktuelle Position der afrikanischen Kirchen und deren politisches Engagement. Im Anschluss findet ein Publikumsgespräch mit Jean-Marie Téno statt.
DRUM erzählt die wahre Geschichte des Südafrikaners Henry Nxumalo. Der engagierte Journalist arbeitet in den 50er Jahren als Sportreporter für DRUM, dem damals wichtigsten Lifestyle-Magazin Afrikas. Die Ungerechtigkeiten des Apartheidregimes treiben ihn dazu, auch politische Themen aufzugreifen. Unter Lebensgefahr recherchiert er zusammen mit dem deutschen Fotografen Jürgen Schadeberg über die Zustände in den Gefängnissen oder das Unterdrückungsregime auf der Farm eines Buren. Als Vorfilm wird DON’T SHOOT! (Südafrika 2007, 11 min, OmU) Lucilla Blankenbergs Interview mit Riaan Cruywagen gezeigt. Cruywagen, der bekannteste TV-Nachrichtensprecher Südafrikas, versah schon während der Zeit der Apartheid seinen Dienst und verliest bis heute noch täglich am Bildschirm die News.
Im Bürgerkrieg gegen das rhodesische Rassisten-Regime von Ian Smith versorgt die junge Florence versteckte Soldaten der Guerilla mit Essen. Dabei lernt sie einen der Anführer kennen und verliebt sich in ihn. Als ihr Vater verhaftet wird, schließt Florence, sich mit ihrer Freundin Nyasha der Guerilla an. Die beiden Frauen nehmen die Decknamen „Flame“ und „Liberty“ an und müssen sich in der von Männern dominierten Befreiungsarmee erst durchsetzen. Als der Krieg vorbei ist, stellen sie jedoch fest, dass die hart erkämpfte politische Unabhängigkeit des Landes vor allem den Männern nützt und ihr Kampf noch nicht vorüber ist... Im Anschluss ist ein Publikumsgespräch mit der Journalistin Jana Pareigis geplant.
15 Uhr, fsk-Kino am Oranienplatz
15 Uhr, fsk-Kino am Oranienplatz
Ab 25. 12. im Kino!
Patong Girl ein film von
susanna salonen
15 Uhr, fsk-Kino am Oranienplatz
www.barnsteiner-film.de www.patong-girl.com www.facebook.com/PatongGirlFilm
INDIEFEATURE
Der türkische Regisseur, Produzent und Fotograf Nuri Bilge Ceylan (*1959) studierte zunächst Elektromechanik und arbeitete für die Armee, bevor er sich entschloss, Filmemacher zu werden. Bereits mit seinem ersten Kurzfilm KOZA (1995) wurde Ceylan zu den Filmfestspielen in Cannes eingeladen, seit 2002 wurden alle seine Spielfilme – UZAK (2002), JAHRESZEITEN (2006), DREI AFFEN (2008) und ONCE UPON A TIME IN ANATOLIA (2011) – im Wettbewerb der Festspiele gezeigt. In diesem Jahr erhielt der radikale Autorenfilmer die goldene Palme für seine bitter-komische Zustandsbeschreibung der türkischen intellektuellen Oberschicht WINTERSCHLAF. Ceylan liebt es, seine Protagonisten in Landschaften und Wetterlagen einzubetten und ihnen bei Alltagsbeschäftigungen zuzusehen. Seine ersten Filme hat er mit minimalen Dialogen inszeniert, in WINTERSCHLAF dagegen wird ständig und im Überfluss geredet. Der Effekt ist ähnlich: um zu verstehen, was die Figuren bewegt, muss man genau hinsehen und auf die Auslassungen hören. Thomas Abeltshauser hat sich mit Nuri Bilge Ceylan über seinen neuesten Film und seine Arbeitsweise unterhalten.
D 12
D DEZEMBER 2014
INDIEFEATURE
IM STREIT FALLEN MIR BESSERE DIALOGE EIN Interview mit Nuri Bilge Ceylan
INDIEKINO: Herr Ceylan, Sie haben im Mai mit Ihrem Film WINTERSCHLAF in Cannes die Goldene Palme gewonnen und den Preis den jungen Menschen in der Türkei gewidmet, die bei den Protesten im letzten Jahr ums Leben kamen. Inwieweit reflektieren Ihr Film und die Streitgespräche der drei Hauptfiguren die Situation in der heutigen Türkei? Nuri Bilge Ceylan: Ich habe den Film vor den Gezi-Protesten geschrieben und gedreht. Und ich bin auch nicht der Meinung, dass ein Filmemacher darauf anspielen sollte, was gerade politisch passiert. Wenn ich einen Film über die derzeitige Situation drehen will, würde ich das in drei Jahren tun, aber nicht jetzt. Man braucht diesen Abstand, um eine weitere Perspektive zu bekommen. Aber natürlich steckt in den Diskussionen der Hauptfiguren auch viel über die Situation der Intellektuellen in der
Türkei und das Land an sich. Aber sie sind zugleich universell, denn einige Fragestellungen sind überall ähnlich. Die Kluft zwischen der Intelligenzija und der restlichen Bevölkerung etwa, Tradition und Moderne, Stadt und Land, Männer und Frauen. Es geht um unterschiedliche Weltsichten. Jeder glaubt an das, was nützlich für ihn ist. Glaube ist nicht unschuldig. Es gibt immer eine versteckte Absicht dahinter. Ich sehe die Aufgabe eines Filmemachers darin, sich auf die Seele und die menschliche Natur zu konzentrieren. Ich kann in meinen Filmen dem Zuschauer Ideen geben und versuchen, ihn anzuregen und zu rühren. Wenn ich das erreiche ist, meine Arbeit als Regisseur erfolgreich. Ich will die menschliche Psyche verstehen. Ich glaube, der Mensch und wie er tickt, ist bis heute ein größeres Mysterium für uns als ein ferner Planet.
DEZEMBER 2014 D
13 D
Sie zeichnen ein sehr verzweifeltes Bild vom Leben in der türkischen Provinz. Ist es dort wirklich so trostlos? Unsere Verzweiflung hat nichts damit zu tun, wo wir leben oder wie arm wir sind. Ich glaube, dass wir alle ein gewisses Maß an Unglücklichsein brauchen. Der Film basiert auf drei Kurzgeschichten von Anton Tschechow. Was haben Sie in den Geschichten gesehen? Sie haben für mich deutliche Parallelen mit unserem Leben in der Türkei. Im Grunde sind sie humanistisch und allgemeingültig. Ich habe das Drehbuch mit meiner Frau geschrieben und wir haben die Geschichten stark verändert, Handlungen und Charaktere zugefügt. Es ist also keine Adaption, sondern eine von Tschechow inspirierte Geschichte, ebenso wie es eine Geschichte über die Situation von Intellektuellen in Anatolien ist. Ich wollte keinen Thesenfilm machen, sondern etwas Mehrdeutigeres. Nichts ist schlimmer, als die Frage: Können Sie mir in einem Satz sagen, worum es in Ihrem Film geht? Ist der Protagonist eine Art Alter Ego von Ihnen? Aydin hat zwar einige Züge von mir, ist aber ganz anders. Ich kenne viele Menschen, die in einer ähnlichen Situation wie er sind. Es gibt eine ganze Reihe türkischer Schauspieler, die ihre Karriere beendet haben und jetzt Hotels in Kleinstädten betreiben, darunter auch Freunde von mir. Dieses Umfeld und dieses Leben sind mir also sehr vertraut. Aber es bin nicht ich. Im Gegensatz zu ihren früheren Filmen wie etwa ES WAR EINMAL IN ANATOLIEN wird hier sehr viel geredet... Ich wollte ausprobieren, ob ich Dialoge schreiben kann und tatsächlich mag ich es. Dieser Film sollte etwas Theaterhaftes haben. Als ich meine ersten Filme machte, waren die Dialoge im türkischen Kino sehr unnatürlich und ich wollte mehr Realismus, aufs Nötigste beschränkte Dialoge, auch Schweigen. Mittlerweile gibt es neue Regisseure, die Dialoge schreiben, wie Leute sie wirklich sprechen. Und deshalb wollte ich für meinen Film eine literarische, intellektuell überhöhte Sprache finden. Ich will die Freiheit, die Romanschriftsteller haben. Darin liegt ein gewisses Risiko, weil diese Art von Sprache im Kino oft nicht funktioniert, aber ich wollte es versuchen. Und deshalb habe ich diesmal auch mit professionellen Schauspielern gearbeitet, Laiendarstellern wäre es wahrscheinlich schwer gefallen, diese Sätze glaubhaft zu artikulieren. Bei Dostojewski redet auch der arme Mann sehr intelligent und klug. Und in meinem Fall ist die Hauptfigur tatsächlich ein Intellektueller, ein belesener Mann und Schauspieler. Dadurch ist es dann doch wieder natürlich. Warum haben Sie sich dafür entschieden, den Film in Kappadokien mit seinen Felshöhlen anzusiedeln? Ursprünglich wollte ich dort gar nicht drehen. Ich wollte eine viel simplere Landschaft, zugleich musste es eine touristische Gegend sein. Ich war auf der Suche nach einem kleinen Hotel, das ein bisschen abseits liegt und auch im Winter geöffnet hat. Und das einzige, das ich finden konnte, war jenes, das jetzt im Film zu sehen ist. Kappadokien ist eine der wenigen Gegenden in der Türkei, in der es auch im Winter Touristen gibt. Ich hatte Bedenken, weil ich Angst hatte, dass die Landschaft ein bisschen zu
INDIEFEATURE schön und interessant sein könnte. Aber ich zeige hoffentlich nicht allzuviel davon. Nur am Anfang gibt es ein paar Totalen als der erste Schnee fällt, weil damit eine Veränderung der Atmosphäre sichtbar wird, was für die Psychologie der Hauptfigur wichtig ist. Leider hat es kaum geschneit, so dass wir die ganzen Schneeszenen nur an einem Tag drehen konnten.
Originaltitel: Kis Uykusu D Frankreich/Türkei/Deutschland 2014 D 196 min D R: Nuri Bilge Ceylan D B: Nuri Bilge Ceylan, Ebru Ceylan D K: Gökhan Tiryaki D S: Nuri Bilge Ceylan, Bora Göksingöl D D: Nejat Isler, Demet Akbag, Serhat Mustafa Kiliç, Nadir Saribacak, Haluk Bilginer, Melisa Sözen, Ayberk Pekcan, Tamer Levent D V: Weltkino Filmverleih
Der Großteil des Films spielt allerdings in Innenräumen. Ich wollte die Innenräume vor allem intim haben, dunkel und warm. Sie sollten ein Kontrast zum hellen, winterlichen Außen sein. Die Gebäude in dieser Gegend sind oft in den Berg hineingebaut, wie Felsenhöhlen. Sie haben nur wenige, kleine Fenster und sind sehr verschlossen, fast klaustrophobisch. Diese Atmosphäre der Isolation wollte ich für die Geschichte. Deswegen zeige ich auch nicht zu viel von der Außenwelt, ich wollte auf keinen Fall eine Postkartenidylle. Sie gelten als der einsame Wolf des türkischen Kinos, der seine Filme allein und unabhängig von der Branche dreht.
WINTERSCHLAF Skeptische Zustandsbeschreibung
Meinen ersten Film haben wir zu zweit gedreht, ich habe selbst die Kamera geführt. Beim zweiten waren wir zu fünft. Später wurde ich aber professioneller, weil ich erkannte, dass die Unabhängigkeit nicht notwendig ist, sondern eine Obsession von mir war. Ich habe gelernt, anderen mehr zu vertrauen. Aber kontrollieren tue ich sie natürlich immer noch! Und manche Dinge muss ich immer noch selbst machen, wie den Schnitt des Films. Da lasse ich niemand anderen heran. Vielleicht bin ich deswegen auch erst einen Tag vor Beginn des Festivals in Cannes fertig geworden. Sind Sie beim Schreiben des Drehbuchs mit Ihrer Frau auch so ein Kontrollfreak? Wir haben beim Schreiben viel gestritten, aber das war aus mehreren Gründen auch notwendig. Im Streit funktioniert Ebrus Hirn viel schneller und besser. Mir geht es ähnlich, oft fallen mir im Streit Worte ein, auf die ich in einem normalen Gespräch nicht kommen würde. Im Streit fallen mir viel bessere Dialoge ein. Wir können stundenlang streiten, manchmal bis in den frühen Morgen. Weil jeder von uns das letzte Wort haben will. Das Problem mit anderen Leuten, mit denen ich an einem Drehbuch arbeite, ist, dass sie Nichts zu erwidern wagen, weil ich mehr Erfahrung als sie habe. Sie nicken alles ab, was ich sage. Aber mit meiner Frau funktioniert das nicht. Sie gibt mir ordentlich Kontra, sie stellt jede Idee in Frage und das ist gut so. Und in manchen Dingen ist sie einfach besser, strukturierter. Aber am Ende entscheide natürlich trotzdem ich, schließlich bin ich der Regisseur. Und so gibt es in WINTERSCHLAF Dialoge, die ich durchgesetzt habe und die Ebru nach wie vor nicht gut heißt. Wie beeinflusst die derzeitige politische Situation in der Türkei ihre Arbeit als Filmemacher? Die Situation ist seit letztem Jahr sehr angespannt, wie Sie wissen. Es ist vor allem das Leben, das sich verändert hat. Die Gesellschaft ist extrem polarisiert. Die Finanzierung von Filmen betrifft das noch nicht, aber wenn es sein muss, kann ich auch für sehr wenig Geld Filme machen, zur Not mit meinem eigenen. Für meine ersten drei Filme habe ich von niemandem finanzielle Unterstützung bekommen. Ich kann jederzeit wieder so arbeiten. D Das Gespräch führte Thomas Abeltshauser.
Schauplatz der elegischen drei Stunden, in denen sich WINTERSCHLAF entfaltet, ist Kappadokien, eine von zerklüfteten Felsen geprägte Region im Zentrum der Türkei, die heutzutage nur noch vom Tourismus lebt. Hierhin hat sich der ehemalige Schauspieler Aydin (Haluk Bilginer) zurückgezogen. Mit seiner geschiedenen Schwester Necla (Demet Akbag) besitzt er ein kleines Hotel und etliche Häuser in der Region. Die Arbeit im Hotel und die Verwaltung seiner Häuser lässt er von seinem Verwalter Hidayet (Ayberk Pekcan) verrichten, der ihm auch den säumigen Mieter Hamdi (Serhat Mustafa Kiliç) vom Hals halten soll, der immer wieder vor der Tür steht. Aydin verbringt seine Zeit damit, für eine Lokalzeitung gesellschaftskritische Kommentare zu verfassen und träumt davon, ein Buch über die Geschichte des türkischen Theaters zu schreiben. Seine weit jüngere Frau Nihal (Melisa Sözen) betätigt sich als Mäzenin von Aydin belächelter lokaler Schulprojekte und Necla hat gar kein Ziel, nur Erinnerungen und Bedauern. Endlos und absurd drehen sich die Gespräche der drei im Kreis und lassen mit jeder Wiederbegehung der ausgetretenen Argumentationspfade die Zerrüttung der Beziehungen deutlicher werden. Ständig wird Tee getrunken, oder zumindest bei den Angestellten bestellt und dann stehen gelassen. Alle reden vom Weggehen, aber am Ende, als der Winter eingebrochen ist und der Schnee die ohnehin kargen Landschaften Kappadokiens komplett unzugänglich gemacht hat, sind alle noch da. Aydin bedeutet auf Türkisch Intellektueller. In WINTERSCHLAF, für den Ceylan im Mai mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde, bewohnen die Hauptpersonen ein selbst gewähltes inneres Exil, in dem sie sich mit hochgeistigen Themen und Fragen beschäftigen, dabei aber den Bezug zum wirklichen Leben verloren haben. Es ist eine ausgesprochen skeptische Zustandsbeschreibung, aber eine, deren erzählerischer Wucht man sich nicht entziehen kann. D Michael Meyns
Start am 11.12.2014 + ¢ b-ware!ladenkino ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU DF
OMU
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For his bitter and satirical potrayal of an actor and writer, who has retired into the countryside and passes his time writing resentful columns for the local newspaper director Nuri Bilge Ceylan has received the Palme d’Or 2014.
DEZEMBER 2014 D
15 D
INDIEKRITIKEN Deutschland 2012 D 78 min D R: Tom Lass D K: Jonas Schmager D S: Tom Lass D D: Tom Lass, Amelie Kiefer, Martina Schöne-Radunski, Christian Kuchenbuch, Gunnar Teuber, Thomas Schmuckert D V: daredo media Drop-Out Cinema
KAPTN OSKAR
USA 2014 D 106 min D R: Michaël R. Roskam D B: Dennis Lehane D K: Nicolas Karakatsanis D S: Christopher Tellefsen D M: Marco Beltrami, Raf Keunen D D: Matthias Schoenaerts, James Gandolfini, John Ortiz, Michael Aronov, Tom Hardy, Noomi Rapace, James Frecheville D V: Twentieth Century Fox
THE DROP – BARGELD
Feuer, Kotze & Sex
In der Spirale der Gewalt
Cineasten nennen das „German Mumblecore“ – junge deutsche Filme, die meistens aus Berlin kommen, abseits der Förderstrukturen entstehen und stark auf Improvisationen setzen. So entstehen vibrierende Schelmenstücke wie ICH FÜHL MICH DISCO von Axel Ranisch, LOVE STEAKS von Jakob Lass oder KAPTN OSKAR von Tom Lass, dem älteren Bruder von Jakob. Zum Auftakt von KAPTN OSKAR fackelt Alex (Martina Schöne-Radunski) die Wohnung ihres Ex-Freundes Oskar (Tom Lass) ab. Damit wäre schon mal ein Wesensmerkmal des Films abgesteckt: das Rebellische, Wilde und Impulsive. Wie sein Bruder Jakob setzt auch Tom Lass auf eine agile Handkamera und eine sprunghafte, raue Erzählweise mit unvermittelten Schnitten. Bisweilen erinnert dieser Stil an das Frühwerk von Wong Karwai oder den ungehobelten SILVESTER-COUNTDOWN von Oskar Roehler. Die männliche Hauptrolle übernimmt der Regisseur und Drehbuchautor Tom Lass selbst. Sein Oskar driftet ziellos durchs Leben wie Tom Schilling in OH BOY. Frisch von der dominanten Alex getrennt, lernt Oskar in der U-Bahn die verspielte Masha (Amelie Kiefer) kennen. Beide beschließen, eine Beziehung zu führen – allerdings ohne Küssen und Sex. Fortan schlafen sie kuschelnd ein, erzählen sich Kindheitserlebnisse oder schlendern mit einer Wodkaflasche durch Berlin. Als Oskar die platonische Abmachung in Frage stellt, beginnt ein Hin und Her aus Anziehung und Abstoßung. Dass auch die Furie Alex immer wieder auf der Matte steht, sorgt für zusätzlichen Druck. Für die ungewöhnliche Verliebtheit zwischen Oskar und Masha findet Tom Lass Bilder, die wie aus dem Leben gegriffen wirken. Hinzu kommen die drei starken Hauptdarsteller und ein toller Soundtrack, der auch mal einen Dudelsack einbringt. Wer LOVE STEAKS mochte, dürfte den ähnlich gelagerten KAPTN OSKAR ebenso gutheißen.
Es ist ein beachtlicher Haufen Bares, den das organisierte Verbrechen in Brooklyn durch Wetten und andere krumme Geschäfte täglich erwirtschaftet. Am Ende des Geschäftstages landet das Geld in einer kurz vorher festgelegten „drop bar“, in der es gelagert wird und auf seine Abholung und Wäsche wartet. Bob Saginowski (Tom Hardy) arbeitet als Bartender in einer solchen Bar, ohne bislang direkt selbst in krumme Geschäfte verwickelt gewesen zu sein. Nachdem die Bar überfallen und das Geld geraubt wird, finden sich Bob und sein Cousin und Boss Marv (James Gandolfini) in einer Spirale von Gewalt wieder, in der unter anderem die tschetschenische Mafia und die Polizei mitmischen. Das Krimi-Drama, das Erinnerungen an Genrekollegen aus vergangenen Jahrzehnten weckt, ist ebenso erfrischend wie nostalgisch. Regisseur Michaël R. Roskam verzichtet auf rasante Schnitte und narrative Knoten und nimmt sich Zeit, um sein Publikum gemächlich in den New Yorker Untergrund zu begleiten. Dort trifft er weniger auf Helden, als vielmehr auf Opfer, die sich allesamt nach einem Fluchtweg sehnen. Wenn Bob auf seinem Heimweg einen verletzten Welpen aus einer Mülltonne adoptiert und so die Bekanntschaft von Nadine (Noomi Rapace) macht, wird schnell klar, dass der Vierbeiner nicht der Einzige ist, der gerettet werden muss. Getragen wird der Film vom Briten Tom Hardy, der im vergangenen Sommer mit dem Kammerspiel NO TURNING BACK bereits seine Indie-Kompetenzen unter Beweis gestellt hat. Hier verkörpert er vielschichtig einen sympathischen und geheimnisvollen Protagonisten, der stets mehr zu wissen scheint, als er preisgibt. Flankiert wird Hardy vom 2013 verstorbenen James Gandolfini, der mit einer gewohnt raubeinigen Darstellung als Cousin Marv ein letztes Ausrufezeichen an eine viel zu kurz geratene Karriere setzt. D Timo Löhndorf
D Christian Horn
Start am 11.12.2014 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Filmrauschpalast ¢ Zukunft
D 16
D DEZEMBER 2014
In this German “mumblecore” experiment the young Berlin drifter Oskar ist stalked by a furious ex girlfriend, meets a new girl, Masha, and tries and fails to lead a platonic realtionship with her.
Start am 4.12.2014 ¢ b-ware!ladenkino ¢ filmkunst66 DF
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Tom Hardy is Bob Saginowski, a New York bartender who through no fault of his own becomes involved with the Chechen mafia. A slow moving character driven thriller with a classic feel and a surprising twist.
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INDIEKRITIKEN Deutschland 2014 D 88 min D R: Douglas Wolfsperger D B: Douglas Wolfsperger D K: Igor Luther, Frank Amann D S: Frank Brummundt D M: Alex Komlew D D: Greta Klingsberg, Uta Plate, Annika Westphal D V: Wilder Süden Filmverleih
WIEDERSEHEN MIT BRUNDIBAR Eine Kinderoper im KZ
Eine Kinderoper im KZ. Dass ist einer dieser Widersprüche, die die Perversität des Nazi-Systems einmal mehr frappierend deutlich machen. Brundibar heißt die Oper, geschrieben vom tschechischen Komponisten Hans Krasa, die zwischen 1942 und 1944 regelmäßig im „Vorzeigelager“ Theresienstadt von jüdischen Kindern gespielt wurde. In ständig wechselnder Besetzung, denn immer wieder wurden Akteure deportiert. Diese traurige Geschichte ist nicht Anlass, aber Hintergrund für eine moderne Aufführung von Brundibar, die an der Berliner Schaubühne stattfand. Gespielt wurde das Stück nicht von Profis, sondern von einer Jugendtheatergruppe, von jungen Erwachsenen mit unterschiedlichen Problemen, für die das Theater eine Form von Halt ist, eine Möglichkeit, Struktur in ihren Alltag zu bringen. Ebenso wie für die Kinder in Theresienstadt, für die das Spielen der Oper eine zumindest kurzfristige Flucht vor der Realität war. Hier beginnen die losen Parallelen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die Douglas Wolfsperger in seiner zurückhaltend beobachteten Dokumentation nie herausstellt, sondern nur andeutet. Die Auseinandersetzung mit dem Stück zwingt die Jugendlichen zum Nachdenken über die NS-Zeit, über die Zustände in Theresienstadt, noch verstärkt durch ein Treffen mit Greta Klingsberg, die das Lager überlebte und damals die Hauptrolle in Brundibar spielte. Über 80 ist die inzwischen in Israel lebende Klingsberg, doch zu den Jugendlichen, die ihre Enkel sein könnten, findet sie sofort einen Draht, eine Ebene des Austauschs, was zu ebenso berührenden wie wahrhaftigen Momenten zwischen den Generationen führt. D Michael Meyns
Start am 4.12.2014 ¢ filmkunst66 ¢ Bundesplatz-Kino, am 21.12. um 11 Uhr Preview in Anwesenheit von Douglas Wolfsperger
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From 1942 to 1944 the children’s opera BRUNDIBAR was regularly performed at the Theresienstadt concentration camp. The Schaubühne Berlin has re-staged the opera with an amateur youth theatre group. Documentary.
USA 2014 D 109 min D R: Susanne Bier D B: Christopher Kyle D K: Morten Søborg D S: Matthew Newman, Simon Webb, Pernille Bech Christensen D M: Johan Söderqvist D D: Rhys Ifans, Sean Harris, Kim Bodnia, Toby Jones, Bradley Cooper, Jennifer Lawrence, Sam Reid D V: Studiocanal
SERENA
Überlebensgroße Leidenschaften SERENA von Susanne Bier wirkt wie aus der Zeit gefallen. Bier erzählt mit großen Gesten eine Familiengeschichte von elementarer Wucht, die an die Melodramen der 40er und 50er Jahre erinnert, an VOM WINDE VERWEHT, GIGANTEN oder JENSEITS VON EDEN. Starke, unbeugsame Persönlichkeiten werden vom Schicksal erbarmungslos durcheinandergewirbelt. Leidenschaften sind überlebensgroß und verzehren wie ein großes Feuer alles in ihrer Umgebung. Der Lauf eines Lebens, einer Beziehung ändert sich in einem unbedachten Moment unwiderruflich. Hintergrund der epischen Geschichte sind die weiten Wälder North Carolinas gegen Ende der 1920er Jahre. Hier baut sich George Pemberton (Bradley Cooper) mit harter Arbeit und windigen Finanzen ein Holzfällerunternehmen auf. Als er auf Heimatbesuch Serena (Jennifer Lawrence), einzige Überlebende einer Holzfällerfamilie, kennenlernt, weiß er, dass er diese Frau heiraten muss. Serena ist wie er: skrupellos, furchtlos und verliebt in die Wälder. Gemeinsam kehren sie in die Wildnis zurück, wo Serena als gleichberechtigte Partnerin in die Firma einsteigt und das Paar einen Rausch von Unternehmertum und persönlichem Glück erlebt. Gemeinsam arbeiten sie an den Grundlagen eines Imperiums und einer Dynastie. Nichts darf sich ihnen, nichts darf sich vor allem Serena in den Weg stellen. Als mehr und mehr Hindernisse am Horizont auftauchen, werden sie von Serena identifiziert und niedergemäht. Hinter der Fassade der starken Unternehmerin flackert der Wahnsinn auf und erinnert an die Erbarmungslosigkeit einer Scarlett O’Hara oder Norma Desmond. Susanne Bier, normalerweise die Königin ambivalenter zwischenmenschlicher Befindlichkeiten in Filmen wie NACH DER HOCHZEIT oder IN EINER BESSEREN WELT, hat mit SERENA einen eigenartigen, interessanten Noir-Ausflug unternommen. D Hendrike Bake
Start am 18.12.2014 + ¢ b-ware!ladenkino ab Januar DF ¢ filmkunst66 ¢ Hackesche Höfe Kino OMU DF
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North Carolina in the late 1920s. When George Pemberton meets the wild and ambitious Serena he believes he has found his equal. Together they begin to build a timber empire in the remote Smoky Mountains. A dark and epic tale by Danish director Susanne Bier.
DEZEMBER 2014 D
17 D
INDIEKRITIKEN Österreich 2013 D 75 min D R: Katharina Mückstein D B: Katharina Mückstein, Selina Gnos D K: Michael Schindegger D S: Natalie Schwager D M: Veronika Eberhart, Wolfgang Möstl D D: Andreas Patton, Nina Proll, Philipp Hochmair, Lili Epply, Eva-Maria Gintsberg, Alina Schaller, Sophie Stockinger, Megan Werther D V: mindjazz pictures
TALEA
CAFÉ OLYMPIQUE
Zarte Pflanze Beziehung
C’est beau la vie
Während sich alle auf den Sommerurlaub in Italien freuen, will Jasmin (Sophie Stockinger) nur eins: die Nähe zu ihrer Mutter Eva (Nina Proll), die gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde. Nach einem Streit in der Pflegefamilie büchst die 14-Jährige aus, läuft zu ihrer Mutter und überredet sie, mit ihr übers Wochenende in das Dorf von Evas Großeltern zu fahren. Dort kommen sich die beiden näher und beginnen eine – ausgesprochen fragile – Beziehung zueinander aufzubauen. Während die eine noch erwachsen werden muss, muss die andere wieder ins Leben zurückfinden. Ihre Beziehung ist vom steten Tausch der Rollen bestimmt. Einmal ist Jasmin die erwachsenere der beiden, zum Beispiel wenn sie die Reise bezahlt. Dann ist sie wieder das Kind, das krampfhaft den Kontakt zur Mutter sucht, von der sie im Zug mit einer Decke zudeckt wird. Dann wieder ist es Eva, die Jasmin anbettelt, abends mit ihr in die Disko zu gehen. Auf beiden Seiten steht ein Suchen nach sich selbst, nach der anderen – mal sachte tastend, mal herausfordernd. Der Titel TALEA kommt aus dem italienischen und bedeutet Setzling. Die Mutter-Tochter-Beziehung ist so ein zarter, frisch gepflanzter Setzling und der Zuschauer beobachtet ängstlich, ob sie auch Wurzeln schlägt und gedeiht. Das Experiment kann jederzeit durch unbeabsichtigte Rahmenbedingungen gestört werden – etwa durch jenen Mann, der Interesse an Eva zeigt und der auch herausfindet, dass Jasmin als vermisst gilt. Ruhig, vorsichtig, in gedämpften Farben und mit einem feinen Gespür für Stimmungen erzählt die Haneke-Schülerin Katharina Mückenstein in ihrem beeindruckenden Regie-Debüt vom langsamen Erstarken der kleinen Pflanze Beziehung. Besonders schön: der Indie-Soundtrack von Tirana und Alessandro Mannarino. D Franziska Gleininger
Start am 11.12.2014 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz
D 18
D DEZEMBER 2014
Originaltitel: Au fil d’Ariane D Frankreich 2014 D 92 min D R: Robert Guédiguian D B: Robert Guédiguian, Serge Valletti D K: Pierre Milon D S: Bernard Sasia, Armelle Mahé D M: Gotan Project D D: Lola Naymark, Jean-Pierre Darroussin, Ariane Ascaride, Jacques Boudet, Anaïs Demoustier, Gérard Meylan, Youssouf Djaoro, Adrien Jolivet D V: Schwarz-Weiss
When her mother is released from prison 14-year-old Jasmin runs away from her foster family and joins her on a trip to the countryside. On their journey mother and daughter begin to build a fragile relationship.
Der französische Filmemacher Robert Guédiguian, zuletzt DER SCHNEE AM KILIMANDSCHARO (2012), ist eng mit seiner Heimatstadt Marseille verbunden und so ist es wenig verwunderlich, dass die Heldin in seinem neuen Film CAFÈ OLYMPIQUE irgendwann auch in der Hafenstadt strandet. Ariane (Ariane Ascaride) hat Geburtstag. Doch ein Gast nach dem anderen lässt sich entschuldigen und so steigt sie kurzerhand ins Auto und fährt ans Meer. Sie landet im titelgebenden Café Olympique, einem kleinen Restaurant fernab der Hauptverkehrswege, wo sich lediglich Reisebusse voller Senioren hin verirren. Im Café trifft sie allerhand Gestalten, die, anstatt sich um ihr eigenes Wohlergehen zu kümmern, bevorzugt anderen aus der emotionalen Misere helfen, in diesem Fall Ariane. Da ist etwa der in sich ruhende Restaurantbesitzer Denis (Gérard Meylan), der der vom missglückten Geburtstag Gebeutelten eine Stelle im Olympique anbietet. Ariane nimmt den Job an, zieht auf ein Boot und freundet sich mit einer Schildkröte an. Robert Guédiguians Filme sind immer kleine Alltagsmärchen, erfüllt vom Glauben an Solidarität und an Gerechtigkeit. Dieses Mal jedoch hat der Franzose das Wort „Märchen“ äußerst wörtlich genommen und pfeift auf die herkömmliche Ordnung von Raum und Zeit. Untermalt mit Liedern des französischen Chansoniers Jean Ferrat breitet Guédiguian vor dem Zuschauer Varianten von Arianes Wunschwelten aus. Schon bald verschwimmen die Grenzen; aus dem mürrischen Taxifahrer (Jean-Pierre Darroussin) wird plötzlich ein schimpfender Theaterregisseur und die Restaurantschildkröte fängt an zu sprechen. Raffiniert und spielerisch verbindet Guédiguian Traum und Wirklichkeit und lässt seine Heldin wider Willen an der Grenze zum Fantastischen zu sich selbst und zum Glauben ans Gute in ihren Mitmenschen zurückfinden. D Eileen Reukauf
Start am 25.12.2014 ¢ b-ware!ladenkino ab Januar ¢ Bundesplatz Kino ¢ filmkunst66 DF
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When none of her birthday guests turns up, Ariane drives down south to Marseille where she ends up at a small Café far from the main attractions. Ariane meets odd and delightful strangers and begins to remember what it feels like to be happy.
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GOLDENE PALME Originaltitel: The Theory of Everything D Großbritannien 2014 D R: James Marsh D B: Anthony McCarten D K: Benoît Delhomme D S: Jinx Godfrey D M: Jóhann Jóhannsson D D: David Thewlis, Emily Watson, Charlie Cox, Eddie Redmayne, Felicity Jones D V: Universal Pictures International Germany
FESTIVAL DE CANNES
2014
Ein Film von
DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT
NURI BILGE CEYLAN
WINTER SCHLAF
Kş Uykusu
Stephen Hawkings erste Ehe
Der Physiker Stephen Hawking ist ohne Zweifel ein bemerkenswerter Mensch. Allein sechs Dokumentarfilme widmen sich seiner außergewöhnlichen Lebensgeschichte und Theorie. Hawking trat bereits bei STAR TREK, den SIMPSONS und BIG BANG THEORY auf und lieh seine Computer-Stimme dem Kurzfilm HOW TO LOSE WEIGHT IN 60 SECONDS. In der ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT geht es um Hawkings erste Ehe mit Jane Wilde, einer Altphilologin und gläubigen Christin, nach deren Biografie der Film entstanden ist. Die Frage, ob es in Hawkings Universum Raum für einen Schöpfergott gibt, ist ein großes Thema des Films, bei deren Beantwortung freilich ein wenig geschummelt wird. Hawking war und ist Atheist und Sozialist. Er hat immer wieder betont, dass für seine Theorie des Universums keine Gottesvorstellung notwendig ist. Interessanter ist die Darstellung der Beziehung zwischen Stephen und Jane, die sich erst intensivierte, als bereits klar war, dass Hawking an einer degenerativen Erkrankung des motorischen Nervensystems litt und ihm eine Lebenserwartung von nicht mehr als zwei Jahren prognostiziert wurde. Jane und Stephen waren 25 Jahre lang verheiratet und haben drei Kinder. Der Film zeigt Stephen Hawking – von Eddie Redmayne oscarverdächtig dargestellt – als einen etwas linkischen, aber auf eine verschrobene Art charmanten Mann mit einem geradezu grimmigen Willen. Er will sich nicht helfen lassen. Als er sich helfen lassen muss, darf das nur seine Frau. Als der die Anstrengung zu viel wird, kommt es zum Konflikt. Rettung auf der einen, Eskalation auf der anderen Seite bringt der freundliche, verwitwete Chorleiter, den Jane kennenlernt. James Marsh, der für MAN ON WIRE schon einen Dokumentarfilm-Oscar im Regal stehen hat, inszeniert visuell spektakulärer als es das Sujet herzugeben erscheint. Stephen Hawking soll bei der Premiere geweint haben. D Tom Dorow
Start am 25.12.2014 + ¢ b-ware!ladenkino ab Januar DF ¢ Eva Lichtspiele + OMU ¢ filmkunst66 DF ¢ Hackesche Höfe Kino OMU DF
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The adaptation of Stephen Hawking’s first wife Jane Wilde’s autobiography tells of their long marriage, sends out the message that love overcomes almost everything and draws a symbolic parallel between their love and the place of religion in modern science.
„ grandios“ Spiegel Online
„visuell faszinierend“ Tagesspiegel
„atemberaubend“ arte
„absolut fesselnd“ Berliner Zeitung
AB 11. DEZEMBER IM KINO www.winterschlaf.weltkino.de
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/ Winterschlaf.Film
INDIEKRITIKEN Deutschland/Thailand 2013 D 95 min D R: Susanna Salonen D B: Susanna Salonen D K: Yoliswa Gärtig D S: Bettina Böhler D D: Max Mauff, Victoria Trauttmansdorff, Uwe Preuss, Marcel Glauche, Aisawanya Areyawattana D V: barnsteiner-film
PATONG GIRL
Deutschland 2014 D 90 min D R: Regina Schilling D B: Regina Schilling D K: Johann Feindt D S: Jamin Benazzouz D M: Wolfgang Böhmer D V: X-Verleih
TITOS BRILLE
Felix liebt Fai
Bruchstücke einer europäischen Identität
Über Weihnachten ist die Familie nach Thailand geflogen: Mutter, Vater, der ältere Bruder Tommy und Felix, der demnächst mit der Schule fertig ist und sich nicht entscheiden kann, ob er lieber Germanistik oder Jura studieren möchte. Der Urlaub ist so, wie Urlaub mit Eltern eben ist, wenn man eigentlich schon zu alt dafür ist. Die Eltern lesen aus Reiseführern vor, die Jungs verdrücken sich am liebsten. In einer Expatkneipe voller gestrandeter Engländer lernt Felix die junge Fai kennen und von da an taucht er überhaupt nur noch zum Essen auf. Als der Urlaub zu Ende geht, ist er über beide Ohren verknallt und beschließt, länger in Thailand zu bleiben. Erst jetzt erzählt ihm Fai, dass sie einst ein Junge war und eine Geschlechtsumwandlung hinter sich hat. PATONG GIRL ist der erste Spielfilm von Dokumentarfilm-Regisseurin und Kamerafrau Susanna Salonen, die lange in Asien gelebt hat und in den Film auch ihre Erfahrungen als Tauchlehrerin in Phuket einfließen ließ. Salonens Ortskenntnis und ihr dokumentarisches Interesse sind deutlich zu spüren, vor allem im zweiten Teil des Films, als der recht naive Felix und seine Über-Mutter Annegret – die kurzerhand auch in Thailand geblieben ist um ihren Sohn zu beschützen – Fai in ihre Heimatstadt Isaan im Nordosten des Landes folgen. Fernab von den touristischen Zentren sind die beiden Deutschen auf einmal ziemlich allein und verloren. Während sie vorher die thailändische Kultur bestaunt, beurteilt und auch verurteilt haben, sind nun auf einmal sie die Objekte der Neugier und des Misstrauens. In PATONG GIRL erzählt Salonen kenntnisreich und zurückhaltend, über den Umweg einer Urlaubsliebesgeschichte, von der komplexen Kultur der thailändischen „Ladyboys“. Was der Regisseurin dabei manchmal etwas aus dem Blick gerät, sind ihre Charaktere: vor allem die kontrollsüchtige Annegret ist etwas exemplarisch geraten. D Hendrike Bake
Irgendwann, als er sich mit seiner Partisanen-Armee in den Bergen versteckt hielt, ging Titos Brille kaputt. Repariert hat sie ihr Vater, so wurde es Adriana Altares erzählt. Doch irgendwann stellte sie fest, dass Tito gar keine Brille trug. Ganz nebenbei erzählt die in Ex-Jugoslawien geborene, in Berlin lebende Schauspielerin und Regisseurin Adriana Altares diese Episode, die gut auf den Punkt bringt, worum es in Regine Schillings Film TITOS BRILLE geht: Um Erinnerung, um das Andenken an die Eltern und nicht zuletzt um das schwierige Suchen nach Identität. Vor einigen Jahren schrieb Altares ein autobiographisches Buch über ihr Leben, dass nun als quasi Dokumentation verfilmt wird. Ein bisschen gestellt mögen die Situationen bisweilen sein, auf denen Altares noch einmal die Reise erlebt, die sie im Buch beschreibt: Von ihrer jetzigen Heimat Berlin nach Giessen, wo ihre Eltern lebten, über Italien, wo sie bei ihrer Tante aufwuchs, bis nach Kroatien, nach Split und Zagreb, den jeweiligen Heimatstädten ihrer Eltern. Mit wachem Geist und viel Witz und Selbstironie erzählt Altares von sich und ihrer Familie, der Partisanen-Vergangenheit des Vaters, seinen beruflichen Erfolgen, aber auch seinen Affären. Und über allem liegt die Melancholie einer Frau, die sich nirgendwo wirklich heimisch fühlte, die als Einwandererkind, aber auch als Jüdin stets zwischen den Welten lebte. Subtil werden all diese Aspekte angerissen. Regine Schilling lässt ihrer Protagonistin viel Raum, sich in Gedanken zu verlieren, lässt oft auch einfach mal einen Moment Schweigen zu, der dann viel mehr über das schwierige Suchen nach Identität verrät, als noch so gelehrte Worte. Wenn dann am Ende eine Bar Mitzwa in Berlin gezeigt wird, erzählt das viel über die ungewöhnliche Geschichte einer Frau, die mit ihren vielfältigen Wurzeln und Einflüssen eine Art typische moderne Europäerin ist. D Michael Meyns
Start am 25.12.2014 ¢ Bundesplatz Kino, Preview am 24.12. um 21 Uhr
D 20
D DEZEMBER 2014
When the family spends their Christmas holidays in Phuket 19-year-old Felix meets Fai, a charming girl about his age. He falls in love and decides to stay longer in Thailand – only then does Fai tell him that she had a sex change and used to be a boy.
Start am 11.12.2014 ¢ b-ware!ladenkino ab ca. 25.12. ¢ Hackesche Höfe Kino
Trying to make sense of her fractured European identity, Adriana Altares, actor and author, visits the places of her past: Italy where she grew up, Croatia where her parents came from, giessen where her parents live and Berlin where she chose to settle.
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INDIEKRITIKEN
BLUE RUIN
USA 2013 D 90 min D R: Jeremy Saulnier D B: Jeremy Saulnier D K: Jeremy Saulnier D S: Julia Bloch D M: Brooke Blair, Will Blair D D: Macon Blair, Amy Hargreaves, Kevin Kolack, Eve Plumb, David W. Thompson, Brent Werzner, Stacy Rock, Sidné Anderson D V: Falcom Media
Brillanter Noir-Thriller
Ein Fernseher läuft, ein paar Kekse stehen auf dem Tisch, ein Schild in der Küche fordert „Relax“. In der Badewanne sitzt ein Mann, der sich plötzlich anspannt, aufrichtet und auf Geräusche horcht. Die Hauseigentümer kehren zurück. Noch bevor sie die Haustür öffnen, stößt der bärtige, tätowierte nackte Mann das Fliegengitter auf und springt mit seinen Klamotten in der Hand aus dem Fenster. Dwight (Macon Blair) schläft in einem Autowrack am Strand und sammelt leere Pfandflaschen. Er hat einen leeren und ängstlichen, aufmerksamen und illusionslosen Blick. Wenn es dunkel wird, kleidet er sich etwas solider und durchwühlt die Mülltüten an der Promenade nach weggeworfenen Lebensmitteln und anderem Brauchbaren. Die Kamera folgt seinen Routinen und zeigt, dass sein Leben am Rand der Gesellschaft schon ein halber Thriller ist: sich verstecken und auf Beutejagd gehen, unsichtbar bleiben, überleben. Morgens hält ein Polizeiwagen neben seinem Auto. Eine kräftige Polizistin fordert ihn auf, mit aufs Revier zu kommen. Die reine, konzentrierte Abfolge von Handlungen am Anfang des grandiosen Noir-Thrillers BLUE RUIN erinnert an die großen Gangsterfilme von Jean-Pierre Melville (DER SAMURAI, VIER IM ROTEN KREIS).
Start am 11.12.2014 + ¢ b-ware!ladenkino ¢ EiszeitKino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Sputnik Kino OMU ¢ Zukunft OMU DF
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Dwight is a homeless guy who lives in a broken down car on the beach. His life changes when a killer gets out of prison. Excellent noir-thriller with nods to classic European crime movies and a fantastic Macon Blair in the leading role.
Systematische Aktionen, die alle einem bestimmten Zweck dienen. Hier muss nicht lange geredet werden, um einen Charakter zu erklären, alles liegt in den Handlungen, den Rest erledigt Macon Williams mit seinen Blicken und seiner Körpersprache, die von Trauer und Erniedrigung erzählt. Ein Verbrecher ist entlassen worden, die Polizistin wollte nur nicht, dass Dwight allein ist, wenn er es erfährt. Dwights Leben ist gefährlich geworden, aber bis er das erste Mal ein Wort sagt, wird schon eine halbe Stunde Film vergangen sein. BLUE RUIN gehört zu einer neuen Generation von Independent-Genrefilmen, die klassische Genreelemente mit einem neuen realistischen Stil verbinden, der seine Vorfahren eher im europäischen Film hat, vor allem im „kitchen sink“-Stil englischer Filme der 60er Jahre mit ihren Arbeiterund Kleinbürgermilieus und wütenden Dramen in engen, muffigen Wohnungen. Horrorfilme wie THE PACT oder ENTRANCE, Thriller wie RED, WHITE AND BLUE und Science-Fiction-Filme wie UNDER THE SKIN liegen auf dieser Linie, die im Begriff ist, den unbefriedigenden Trend des Neo-Grindhouse abzulösen. Hier geht es wieder um ernstgemeinte Figuren, die mit kleinen Gesten charakterisiert werden. Dwights Leben als Obdachloser hat ihn etwa dazu gebracht, seine Autoschlüssel an einer Kette um den Hals zu tragen. Natürlich wird das Detail auch für den Spannungsaufbau eine Rolle spielen, und BLUE RUIN ist verdammt spannend. Die größte Entdeckung in BLUE RUIN aber ist Macon Blair, der Dwight als einen unwahrscheinlichen Helden spielt, einen dieser Männer, die irgendwann vom Zigarettenholen nicht zurückgekommen sind und jetzt kaum noch ein Leben haben, zu dem sie zurückkehren können. Dwight nimmt sein Leben, alles was ihm zugestoßen ist, alles was er tut und glaubt tun zu müssen, als eine Schicksalsmechanik wahr, in der seine Existenz abgeschlossen ist. „I’m in this thing“, sagt er achselzuckend. Beinahe wie ein klassischer Held, aber einer, der weiß, dass klassische Helden schon lange tot sind und nur zum Sterben geboren werden. Er übergibt sich kurz darauf am Straßenrand. „Ich brauche nur einen Ort, wo ich einen Moment lang ausruhen kann“, sagt Dwight irgendwann zu einem alten Freund, der ihn ansieht, als meinte er damit einen Platz zum Sterben. Der Noir-Film ist zurück, eine traurige, blaue Ruine. D Tom Dorow DEZEMBER 2014 D
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INDIEKRITIKEN USA 2013 D 89 min D R: James Ward Byrkit D B: James Ward Byrkit D S: Lance Pereira D M: Kristin Øhrn Dyrud D D: Hugo Armstrong, Emily Baldoni, Nicholas Brendon, Elizabeth Gracen, Lauren Maher, Lorene Scafaria, Maury Sterling D V: Drop-out Cinema
COHERENCE
IM KELLER
Beziehungen im Katzenzustand*
Ulrich Seidl wühlt im Untergrund
Der Abend beginnt als ganz normale häusliche Dinnerparty unter Freunden. Vier Paare mit den üblichen Themen und Problemen von Karriere bis Exbeziehung unterhalten sich angeregt, als es plötzlich in der ganzen Gegend zum Stromausfall kommt. Auch sämtliche Telefone sind tot, als Erklärung bietet sich ein angekündigter Kometenvorbeiflug an. Dass der Komet weitere Nebenwirkungen hat, stellt sich bei dem Versuch heraus, mit einem Haus in der Nachbarschaft Kontakt aufzunehmen. Subtil baut sich Unsicherheit über die Kohärenz des Geschehens auf und anfängliche Schreckhaftigkeit mündet schließlich in ausgewachsener Panik, die das Paarverhalten der Gäste katalysiert. Alte Geschichten von Verrat und Versagen treten zutage, so dass auf einmal völlig offen ist, wie sich eine gemeinsame Zukunft entwickeln könnte. Den Dinnergästen ergeht es wie Schrödingers Katze vor der Messung, sie wissen nicht, auf welchen ihrer Quantenzustände sie kollabieren werden. Die existentielle Angst vor dem Identitätsverlust sowie die resultierende moralische Selbstzerlegung der Betroffenen wirken, als wäre der Gott des Gemetzels auf dem Mond gelandet. Beim Schauen der wohlüberlegten, wenngleich weitgehend improvisierten Low-Budget-Produktion lohnt es sich, von Anfang an aufmerksam Details für die spätere Analyse abzuspeichern. COHERENCE, Sci-Fi-Horror und Beziehungsdrama zugleich, verdient mit seiner Vielschichtigkeit jedoch auch einen zweiten Blick. *„In einem allgemeineren Sinn wird in der Quantenmechanik eine Überlagerung zweier kohärenter Zustände, die hinreichend unterschiedlich und klassischen Zuständen ähnlich sind, als Katzenzustand bezeichnet.“ Wikipedia D Anna Stemmler
Start am 25.12.2014 ¢ Filmrauschpalast ¢ Zukunft OMU
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Österreich 2014 D R: Ulrich Seidl D B: Ulrich Seidl, Veronika Franz D K: Martin Gschlacht D S: Christof Schertenleib, Andrea Wagner D V: Neue Visionen
This low-budget production about the bizarre side effects of a bypassing comet fuses realistic drama with an extremely confusing sci-fi-horror plot involving multiple realities.
Eigentlich war klar, dass Ulrich Seidl früher oder später IM KELLER landen musste. In allen seinen Filmen erforscht der Österreicher das Abseitige und Verborgene, das, was Menschen für sich behalten, die Orte und Gefühle, an denen sie am verletzlichsten sind. Zu Seidls bisherigen Themen gehörten beispielsweise die fast erotische Liebe zu Hunden in HUNDSTAGE, verborgene Sehnsüchte und Wünsche in JESUS DU WEISST oder jüngst die Suche einer älteren Österreicherin nach Liebe bei kenianischen Callboys im ersten Teil der Spielfilmtrilogie PARADIES: LIEBE, GLAUBE, HOFFNUNG. Nun also: der Keller als Symbol des Untergründigen schlechthin. Seidl stellt im Film, der wie immer auf einem schmalen Grat zwischen Dokumentarischem und Inszeniertem balanciert, unterschiedliche Keller und deren Bewohner vor. Da ist der Schießkeller, in dem patriotische Österreicher über den Islam schwadronieren und in den Pausen ein verhinderter Opernsänger übt. Da ist der Partykeller, in dem nicht mehr gefeiert wird seit die Kinder aus dem Haus sind, der Großwildjägerkeller in dem selbst die Frau des Hauses Leopardenmuster trägt und der Nazikeller, in dessen kuscheligster Ecke das liebste Hochzeitsgeschenk des Besitzers hängt: ein Hitler in Öl. Von den sorgfältig arrangierten Kellerinszenierungen im ersten Teil des Films geht eine faszinierende Wehmut aus, die selbst die großdeutschen Fantasien des Nazikellerbesitzers als sehnsüchtigen Traum eines romantischen Gemütes erscheinen lässt. Im zweiten Teil bricht IM KELLER die Stimmung und widmet sich einer Reihe von SM-Kellerbesitzern. Der Keller, der zuvor als Ort unerfüllter Sehnsüchte erschien, ist nun – um einiges prosaischer – der Ort, an dem sexuelle Fantasien zufrieden ausgelebt werden. Abgründig ist jetzt allenfalls noch die Reaktion des Publikums auf die freundlichen Sadomasochisten. D Hendrike Bake
Start am 4.12.2014 ¢ b-ware!ladenkino ab ca. 25.12. ¢ filmkunst66 DF
In films that oscillate between documentation and fiction, Ulrich Seidl loves to explore the dark and private places of the human soul. In IM KELLER he presents a number of basements and their owners.
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USA 2014 D 97 min D R: Woody Allen D B: Woody Allen D K: Darius Khondji D S: Alisa Lepselter D D: Erica Leerhsen, Colin Firth, Jacki Weaver, Eileen Atkins, Simon McBurney, Emma Stone, Marcia Gay Harden, Hamish Linklater, Ute Lemper D V: Warner Bros.
MAGIC IN THE MOONLIGHT Federleichte Sommerkömödie
Ein Woody Allen ist ein Woody Allen ist ein Woody Allen. In jedem Woody Allen Film gibt es gute Schauspieler, pointierte Dialoge, eine souveräne Inszenierung, libertäre Beziehungsverwirrungen und, immer mal wieder, die Frage nach Gott. Die Stimmungen wechseln dabei. Mal ist Allen eher romantisch, mal eher albern und dann wieder nihilistisch-böse wie in den frühen „europäischen“ Filmen VICKY CRISTINA BARCELONA, MATCH POINT oder CASSANDRA’S DREAM. Seit WHATEVER WORKS im Jahr 2009 scheinen Allens Filme, mit Ausnahme von BLUE JASMIN, immer luftiger, versöhnlicher und verspielter zu werden. Mit MAGIC IN THE MOONLIGHT ist nun ein komplett federleichtes Werk entstanden. Das liebevoll arrangierte Divertissement ist im Jahr 1929 angesiedelt, komplett mit Topfhüten, Bauchnabellangen Perlenketten, durchsichtigen Hängekleidchen und Rückprojektionen. An der Côte d’Azur, auf dem Anwesen der reichen amerikanischen Familie Catledge, treffen der englische Magier Stanley (Colin Firth), der unter dem Bühnennamen Wei Ling Soo Frauen und Elefanten verschwinden lässt, und die junge amerikanische Spiritistin Sophie (Emma Stone) aufeinander. Stanley, ein überzeugter Atheist, Zyniker und Pessimist und damit das Alter ego von Allens Bühnenpersona, ist überzeugt, dass er Sophie, die sich gerne mal manieriert an den Kopf fasst und „Ich spüre Schwingungen“ haucht, in Kürze als Hochstaplerin enttarnen kann. Tatsächlich aber sind ihre Vorhersagen verblüffend akkurat und der englisch-verkniffene Stanley verfällt zusehends ihrer Magie – und ihrem amerikanisch-jugendlichem Charme. Die alte und die neue Welt, Spiritismus und Atheismus, Gott und Nietzsche hat Allen schon mit mehr Verve und Komik aufeinanderprallen lassen, sonniger und freundlicher war er dagegen selten. Wie Stanley irgendwann so schön sagt: Es mag einen höheren Daseinszweck geben oder vielleicht auch nicht, Magie gibt es in jedem Fall. D Toni Ohms
Start am 4.12.2014 + ¢ b-ware!ladenkino ab ca. 25.12. DF ¢ Bundesplatz Kino + OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU DF
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Stanley (Colin Firth), a renowned magician, and Sophie (Emma Stone) a young American spiritualist meet at Côte d’Azur in the late 1920s. Stanley is convinced that he can unmask Sophie as a fraud, but instead succumbs to her own brand of magic.
GEWINNER
TRIESTE FILM F E S T I VA L BESTER DOKUMENTARFILM
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SXSW F I L M F E S T I VA L
DOK LEIPZIG G O L D E N E TA U B E
PUBLIKUMSPREIS
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CPH:DOX TOP DOX
OFFICIAL SELECTION
I D FA
BEST OF FEST
AB 11. DEZEMBER IM KINO »EIN KLEINES MEISTERWERK« IL SOLE 24 ORE
»EIN FILM ÜBER DIE KOMIK UND TRAGIK DES MENSCHSEINS« ZDF
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W W W. E I N B E S O N D E R E S B E D U E R F N I S . D E
»EMOTIONAL UND VERTRÄUMT« WIRED ITALIEN
INDIEKINOS
HACKESCHE HÖFE KINO
INDIEKINOS INDIEPREMIEREN
HACKESCHE HÖFE KINO Konsequent OmU
Mitten im historischen Zentrum Berlins am Hackeschen Markt liegt das Hackesche Höfe Kino im ersten Hof der berühmten Hackeschen Höfe. Um zum Kino zu gelangen, muss man drei Stockwerke denkmalgeschützte Treppe hinauf, am Chamäleon Varieté vorbei bis ganz unters Dach. Hier haben Burkhard Voiges und Gerhard Gross, der jetzige Betreiber, in den 90er Jahren mit dem Architekturbüro Kaup + Wiegand ein für Berlin in dieser Größenordnung einmaliges Kinoumbau-Projekt realisiert und ein Kino mit zunächst vier, später dann fünf Sälen gebaut, das sich ganz der Filmkunst verschrieben hat. Eine Art neue Neue Sachlichkeit war der Leitgedanke des Designs. Nach dem goldenen Stuck des Treppenhauses findet man im Kino klare Formen und ein reduziertes Farbspektrum aus Grautönen, die mit einem warmen Rot und Holz kombiniert sind. Einzelne Funktionselemente wie die Stahlbetonträger und die schalldämpfenden Tektalanplatten in den Kinosälen wurden bewusst sichtbar gelassen. Langjährige Zugezogene erinnern sich auch immer noch gerne an die Zeobar mit dem vermutlich längsten Tresen der Stadt, an der man in den 90ern in Ruhe sehr gute Cocktails trinken und in den Nachthimmel gucken konnte. Leider setzte sich die Bar beim Publikum nicht durch und wurde deshalb durch bequeme Lounge-Bänke und das Kino 5 ersetzt. Die Säle des Höfekinos reichen vom Walfischbreiten Kino 1 mit seinen 276 Plätzen und der gebogenen Decke über das gemütlich verwinkelte Kino 2 mit seinen Dachschrägen bis hin zum wohnzimmergroßen Kino 4, in dem man Filme nachholen kann, die im Rest der Stadt schon lange aus den Spielplänen der Kinos verschwunden sind. Auf dem Programm steht ausschließlich: Arthousekino aus der ganzen Welt in der Originalfassung (mit Untertiteln). HARRY POTTER und MONSIEUR CLAUDE brauchen gar nicht erst vorstellig zu werden – eine durchaus mutige Entscheidung für ein Kino in dieser Lage und Größenordnung, das Mitte-Mieten einspielen muss. Durch die fünf Säle ist das Programm so vielfältig, dass Anwohner eigentlich kein weiteres Kino bräuchten. Irgendein lohnender Film D 26
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ist in den „Höfen“ immer zu sehen, meistens mehrere. Darüber hinaus finden im Kino fast wöchentlich Premieren mit Gästen und Sonderveranstaltungen statt, wie das „Slowboat-Festival“, die afrikanische Filmreihe „AfricAvenir“, der Tip JourFixe mit aktuellen Previews oder die Schulfilmfestivals Cinéfête und Britfilms. Tagsüber, bevor das reguläre Programm beginnt, finden oft interne Veranstaltungen oder Pressevorführungen im Kino statt, aber auch Konferenzen und Seminare, die von der Möglichkeit Gebrauch machen, in Saal 2 und 3 die Fenster zu öffnen und Tageslicht hinein zu lassen.
Statt auf Plüsch und Bühnenzauber setzen die Hackeschen Höfe auf Klarheit und Qualität. Das gilt nicht nur für das Programm, sondern auch für die Snacks: am Kinotresen bekommt man guten Kaffee, guten Wein und Bio-Chips. Neuerdings wurde auch eine Lösung für das an gut besuchten Tagen recht volle Foyer gefunden. Seit kurzem ist es möglich, Tickets auch online zu kaufen und dann gleich zum Kinosaal vorzugehen. D Text: Hendrike Bake, Bilder: Marei Wenzel HACKESCHE HÖFE KINO Rosenthaler Str. 40/41, 10178 Berlin Telefon: 030/283 46 03 Mail: Info@hoefekino.de www.hackesche-hoefe.org S-Bahnhof Hackescher Markt, U8 Weinmeisterstraße
INDIEKRITIKEN Originaltitel: 1001 Grams D Norwegen 2014 D 88 min D R: Bent Hamer D B: Bent Hamer D K: Henrik Lyngbo D S: Anders Refn D M: John Erik Kaada D D: Per Christian Ellefsen, Dinara Droukarova, Laurent Stocker, Didier Flamand, Ane Dahl Torp D V: Pandora Filmverleih
1001 GRAMM
Österreich 2013 D 81 min D R: Christine Nagel D K: Isabelle Casez, Helmut Wimmer D S: Niki Mossböck D M: Gerd Bessler D D: Ilse Aichinger, Helga Michie, Verena Lercher, David Monteiro, Elfriede Irrall, Florentin Groll, Moritz Uhl D V: Film Kino Text
WO ICH WOHNE – EIN FILM FÜR ILSE AICHINGER
Die Liebe wiegen
Assoziative Montage Im Auftrag des norwegischen Eichamts kontrolliert die Wissenschaftlerin Marie (Ane Dahl Torp) Gewichte für Pferderennen, Benzinpumpen an Tankstellen oder Briefwaagen. Als ihr Vater einen Herzinfarkt erleidet, muss sie für ihn nach Paris reisen, um das norwegische Referenzkilogramm neu kalibrieren zu lassen. Das bringt nicht nur den wohlorganisierten Tagesablauf der frisch geschiedenen Wissenschaftlerin durcheinander. Paris – hier nicht als klischeebeladene Stadt der Liebe, sondern wunderbar personifiziert in Pi (Laurent Stocker), der seiner wissenschaftlichen Laufbahn längst den Laufpass gegeben hat und nun als Gärtner durch den sommerlichen Pariser Alltag wandelt – weckt in der zurückhaltenden Marie den Wunsch, auch mal alle Fünfe gerade sein zu lassen. Darüber hinaus bringt Pi mit seinem Pariser Charme auch das normalerweise gut sortierte Gefühlsleben der Wissenschaftlerin ins Wanken. Wie schon in seiner erfolgreichen Komödie KITCHEN STORIES versammelt Bent Hamer in 1001 GRAMM ein skurriles Figurenkabinett aus wortkargen und distanzierten Einzelgängern. War damals das wissenschaftlich observierte Küchenverhalten norwegischer Junggesellen Anlass für eine Geschichte voller lakonischem Humor und mit universeller Tragweite, ist es auch hier eine wissenschaftliche Expedition die dem Leben der Protagonistin eine neue Richtung gibt. Ebenfalls wie in KITCHEN STORIES ist es auch in 1001 GRAMM das sympathische Spiel der Hauptfiguren, das den eigenwilligen bis komischen Charme des Films ausmacht. Vor allem Ane Dahl Torp, eines der Gesichter des jüngeren norwegischen Kinos, mäandert überzeugend und mit viel Wärme zwischen den unterschiedlichen Gefühlslagen von Marie: distanziert und herzlich. 1001 GRAMM ist ein unglaublich warmherziger Film und damit ausgezeichnet geeignet für graue Wintertage. D Eileen Reukauf
Start am 18.12.2014 + ¢ b-ware!ladenkino ¢ fsk-Kino am Oranienplatz DF
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Bent Hamer (KITCHEN STORIES) has made another film involving bizarre scientific research projects and reclusive but loveable scientists. This time the recently divorced Marie has to travel to Paris to get the Norwegian norm kilogramm readjusted.
WO ICH WOHNE ist eine surreale Kurzgeschichte von Ilse Aichinger aus dem Jahr 1963, in der eine Frau plötzlich feststellt, dass ihre Wohnung, die sich einmal im vierten Stock des Hauses befand, allmählich tiefer sinkt, obwohl sie nicht umzieht. Schließlich wohnt sie im Keller und fragt sich, ob es wohl noch tiefer gehen wird, in den Kanal. Der Film WO ICH WOHNE ist eine assoziative Verfilmung der Geschichte und ein Versuch der Annäherung an die Schriftstellerin, die in ihrem Werk zu „verschwinden“ suchte. Hier bleibt alles fragmentarisch wie die Erinnerung, von der Ilse Aichinger sagte: Erinnerung begreift sich nicht zu Ende. Nur Teile von Aichingers Biografie werden angedeutet. Aichingers Mutter war Stadtärztin in Wien und Jüdin. Ihre Großmutter und die jüngeren Geschwister der Mutter wurden verschleppt und ermordet, die Schwester Helga konnte 1939 mit einem Kindertransport nach England emigrieren, Ilse blieb in Wien und versteckte die Mutter in einer ihr zugewiesenen Wohnung gegenüber des Gestapo-Hauptquartiers. Das wird weniger berichtet, als assoziativ kommentiert in Texten von Aichinger, in Gesprächen mit ihrer Schwester Helga Michie, Auszügen aus dem Briefwechsel zwischen den Schwestern und Super-8 Filmen, die Aichinger selbst in den sechziger und siebziger Jahren gedreht hat. Es ist ein Film, der zum Zuhören zwingt und der sich auf die Kraft der poetischen Sprache Aichingers verlässt: „Man sollte Stimmen derjenigen, mit denen man sich täglich unterhält, auch Fremder und auch der Nächsten, so hören, als hörte man die Stimmen von aus dem Grab Wiedergekommenen. Denn eines Tages sind es solche Stimmen.“ So erscheint hier auch Aichingers Stimme, als ein Echo ihrer Abwesenheit im Film. Wer sich darauf einlässt, kann eine Sprache und ein Denken entdecken, die versuchen, die Welt in ihrem und im eigenen Verschwinden zu erfassen. D Hannes Stein
Start am 4.12.2014 ¢ b-ware!ladenkino
Less an adaptation of Ilse Aichinger’s short story “Wo ich wohne” than an associative montage inspired by the literature of the Austrian writer, the film circles Aichinger’s themes of memory and disappearance.
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INDIEKRITIKEN Bereits zum vierten Mal holt die Cinespañol Filmtournee prämierte spanischsprachige, vor allem lateinamerikanische, Filme ins Kino, mit dem selbstformulierten Ziel, dass „auch die kleinen Filmkulturen ihren Platz in Deutschland finden.“ Das jährlich erscheinende Filmprogramm wird ohne Förderung – die gibt es nur für europäische Filme - und mit viel Leidenschaft kuratiert. Im Dezember ist Cinespañol mit vier sehr unterschiedlichen Produktionen in sieben Indiekinos zu Gast.
¢ Acud Kino: 11.12. – 24.12. ¢ Bali Kino: 4.12.-7.12. ¢ Bundesplatz Kino: 11.12. – 17.12. ¢ fsk-Kino am Oranienplatz: 4.12.-10.12. ¢ Sputnik Kino: 11.12. – 17.12. ¢ Tilsiter Lichtspiele: 11.12. – 17.12. ¢ Zukunft: 18.12. – 24.12.
Alle Filme der Cinespañol-Reihe werden in Spanisch mit deutschen Untertiteln gezeigt.
CINESPAÑOL 4
Lateinamerikanische Filme auf Deutschlandtournee
Uruguay/Kolumbien 2013, 72 min, OmU, R: Alfredo Soderguit
Chile 2012, 95 min, OmU, R: Marcela Said
Kuba 2014, 79 min, OmU, R: Carlos Lechuga
Argentinien 2013, 90 min, OmU, R: Rodrigo H. Vila
Der handgezeichnete Film ANINA aus Uruguay, den Regisseur Alfredo Soderguit nach einem Kinderbuch animiert hat, ist ein bunter, fröhlicher und kluger Film für alle Generationen. Die Titelheldin Anina Yatay Salas hat mit dem Spott ihrer Mitschüler wegen ihres Namens zu kämpfen, der gleich aus drei Palindromen besteht, die vorwärts und rückwärts gelesen genau gleich klingen. Als sie mit der dicken Ysel aneinandergerät und die beiden Mädchen zur Strafe von der Direktorin eine Woche lang einen versiegelten Umschlag mit sich herumtragen müssen ohne ihn öffnen zu dürfen, beginnt sich ihre Sicht auf die Welt und ihre Konkurrentin zu verändern.
Für ihren Film DER SOMMER DER FLIEGENDEN FISCHE – EL VERANO DE LOS PECES VOLADORES erhielt die chilenische Filmemacherin Marcela Said auf Festivals in Cannes und Toronto viel Anerkennung. Darin erzählt sie in starken Bildern vom Konflikt der weißen Landbesitzer mit den Ureinwohnern im südlichen Chile, und zwar aus der Perspektive der jungen Manena, die im Ferienhaus ihrer Eltern den Mapuche Pedro kennenlernt und sich dadurch allmählich von der von Angst geprägten Arroganz ihrer Eltern emanzipiert.
In MELAZA führt Carlos Lechuga in das gleichnamige abgelegene Örtchen Kubas und erzählt mit Witz von Absurditäten aus dem Alltag und den Problemen des Liebespaares Aldo und Monica. Der Lehrer muss seinen Schülern das Schwimmen in einem trockengelegten Schwimmbad beibringen, während Monica in einer stillgelegten Zuckerfabrik – eigentlich stolzes Symbol der wirtschaftlichen Unabhängigkeit – angestellt ist. Abseits von Havanna-Klischees kreiert Lechuga eine Welt in der Armut und Poesie, Stillstand und Fantasie nebeneinander existieren.
Der Dokumentarfilm MERCEDES SOSA, DIE STIMME LATEINAMERIKAS widmet sich der argentinischen Sängerin und Nationalheldin, die mit ihren Liedern nicht nur als wichtige öffentliche Figur im Widerstand gegen das diktatorische Regime ihres Landes gilt, sondern gemeinsam mit anderen jungen argentinischen Künstlern das Manifest des „Nuevo Cancionero“, des „Neuen Liedermachers“ verfasste. Der Film von Rodrigo H. Vila portraitiert die vielschichtige Symbolfigur aus der Sicht ihres Sohnes Fabián Mathus und lässt durch Gespräche mit ehemaligen Weggefährten, Archiv-Interviews mit der Künstlerin selbst, Konzerteinblicken und Ausschnitten ihrer Lieder eine speziell lateinamerikanische Sicht auf die Bedeutung Sosas entstehen. D Jens Mayer
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INDIEKRITIKEN Originaltitel: The Special Need D Italien/Österreich/Deutschland 2013 D 82 min D R: Carlo Zoratti D B: Cosimo Bizzarri, Carlo Zorratti D K: Julián Elizalde D S: David Hartmann D M: Dario Moroldo D D: Carlo Zoratti, Enea Gabino, Alex Nazzi D V: Farbfilm Verleih
(K)EIN BESONDERS BEDÜRFNIS
Kanada/Frankreich/Großbritannien 2014 D 95 min D R: Paul King D B: Paul King, Michael Bond D K: Erik Wilson D S: Mark Everson D D: Nicole Kidman, Colin Firth, Jim Broadbent, Julie Walters, Hugh Bonneville, Sally Hawkins, Madeleine Harris, Samuel Joslin, Tim Downie D V: Studiocanal
PADDINGTON Please look after this bear
Wunscherfüllungsreise dreier Freunde
Einen besonderen Film hat Regisseur Carlo Zoratti über das natürliche Bedürfnis seines Protagonisten Enea Gabino gemacht: Der 29-jährige Autist lebt ein weitgehend selbstbestimmtes und geregeltes Leben, doch aufgrund seines kindlich-naiven Gemüts und der damit einhergehenden Unbeholfenheit, ist ihm seine Sehnsucht nach engem körperlichen Kontakt mit einer Frau bislang unerfüllt geblieben, wie er seinen Kumpels kleinlaut eingesteht. Deswegen entscheiden sich Carlo und Alex dazu, ihrem Freund auf einem gemeinsamen Roadtrip seinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen. Die Reise führt das italienische Trio über ein Bordell in Österreich zum „Institut für Selbstbestimmung“ im norddeutschen Trebel. Doch wie das so ist mit diesen Touren – der Weg ist das Ziel und am Ende legt Eneas Anliegen seine Jungfräulichkeit zu verlieren ein viel tiefer sitzendes Bedürfnis des jungen Mannes frei, das den scheinbar pubertären Wunsch, endlich mit den Bettgeschichten seiner Freunde mithalten zu können, längst in den Hintergrund gedrängt hat. Zoratti widmet sich mit (K)EIN BESONDERES BEDÜRFNIS nicht nur einem gesellschaftlichen Tabu-Thema, das er mit Leichtigkeit und Humor angeht, er fängt auch die tiefe Sehnsucht und Traurigkeit seines so arglos wirkenden Protagonisten ein. Eneas eigentlicher Herzenswunsch erweist sich im Laufe der Erzählung nämlich als feinfühlend und reif und lässt die Entwicklung des jungen Mannes erneut in einem anderen Licht erscheinen. Regisseur Zoratti begleitet Enea als Freund vor und als Beobachter hinter der Kamera und schafft es, gleichzeitig heiter und zurückhaltend, offensiv und sensibel zu erzählen, und seinen Film damit völlig selbstverständlich und zugleich zu etwas ganz Besonderem zu machen. D Jens Mayer
Start am 11.12.2014 ¢ Zukunft ¢ b-ware!ladenkino OMeU
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In this singular documentary feature director Carlo Zoratti and his friends Alex Nazzi and Enea Gabino go on a journey through Europe. Their initial goal is to find a girl for Enea, who has autism, but eventually they discover that Enea’s true needs lie elsewhere.
Nachdem der kleine Bär Paddington bei einem Erdbeben im „dunkelsten Peru“ seinen Onkel verloren hat, versteckt ihn seine Tante als blinden Passagier in einem Frachtschiff und schickt ihn nach London. Paddington hat nichts weiter dabei als seinen Schlapphut, einen Koffer voller Marmelade und das Schildchen, das ihm seine Tante umgehängt hat und auf dem steht: Bitte kümmern Sie sich um diesen Bären, dankeschön. In London angekommen sitzt Paddington dann sehr lange sehr einsam mit seinem Schild und Hut auf seinem Koffer, bis am Abend Familie Brown vorbei kommt und ihn mit nach Hause nimmt. Nur für eine Nacht. PADDINGTON erzählt die Geschichte, wie aus den Browns und Paddington doch eine Familie wird, obwohl Paddington nicht nur anders aussieht, sondern sogar „einer anderen Spezies“ angehört. Es gibt auch noch einen Extra-Thriller-Plot um eine böse Wissenschaftlerin, gespielt von Nicole Kidman, die Paddington für ihr Museum ausstopfen will, aber der wäre eigentlich gar nicht unbedingt nötig. Paddington hat einen Niedlichkeitsfaktor von ungefähr 1000%. Wenn der kleine Bär seiner neuen Familie hinterherwackelt und dabei an jeder Straßenecke stehen bleibt um interessante neue Sachen anzugucken, oder wenn er zum ersten Mal mit Rolltreppen, Klebeband oder Teekannen konfrontiert wird, ist das mindestens so unterhaltend wie eine Verfolgungsjagd im Naturkundemuseum. Obwohl auch die ziemlich niedlich ist, denn Paddington ist etwas ungeschickt und macht sehr bärige Watschelbewegungen. Die Bildgestaltung und Animation erinnern ein bisschen an Wes Anderson und ein bisschen an die Aardman Filme. Ulkige Zentralperspektiven, bunte Farben, technische Gimmicks und sehr sehr expressive traurige Bärenaugen wirken ihren Zauber. Als der flauschige Bootsflüchtling am Ende im Land bleiben darf, leuchten die auf die allerentzückendste Weise auf und ein kleiner Bär seufzt: „Zuhause“. D Hendrike Bake
Start am 04.12.2014 ¢ b-ware!ladenkino 25.12. ¢ Eva Lichtspiele
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Extremely cute adaptation of Michael Bond’s children’s classic, with a friendly message about emigration and hospitality thrown in.
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INDIEKRITIKEN Großbritannien 2013 D 105 min D R: Joanna Hogg D B: Joanna Hogg D K: Ed Rutherford D S: Helle le Fevre D D: Tom Hiddleston, Viv Albertine, Liam Gillick D V: Fugu Filmverleih
EXHIBITION
Modernistische Ehe in eventueller Krise
Deutschland 2014 D 85 min D R: Monika Treut D B: Monika Treut D K: Birgit Möller D S: Madeleine Dewald D M: Masha Qrella D D: Alissa Wilms, Ceci Chuh, Vanida Karun, Ellen Grell, Ulrike Ehlers, Peter Möller Ehlers D V: Edition Salzgeber
VON MÄDCHEN UND PFERDEN Alltagsdetails des Landlebens
Ein Künstler-Paar, in den Fünfzigern, aber jünger wirkend, wohnt in einem modernistischen Haus des Architekten James Melvin in Kensington. H (Liam Gillick) macht irgendeine Art von digitalen Installationen, man sieht ihn gelegentlich Kästchen auf dem Computer verschieben. Er ist damit offenbar ziemlich erfolgreich. D (Viv Albertine) ist Performance-Künstlerin, anscheinend nicht ganz so erfolgreich. Sie erprobt Masturbationsposen auf Küchentrittleitern vor den großen Fensterfronten. Sie liegt gern an Fenstern und um Ecken herum. Im richtigen Leben ist Liam Gillick ein Maler und Objektkünstler, dessen Kunstwerke dem Haus von James Melvin erstaunlich ähnlich sehen: Kästchen, Farbflächen, Konstruktionen. Viv Albertine war Gründungsmitglied der „Slits“ und der Band „The Flowers of Romance“, eine Punk-Ikone. In EXHIBITION, dem neuen Film der britischen Regisseurin Joanna Hogg, sind sie ein Paar, das vielleicht in einer halben Ehekrise steckt, jedenfalls aber das Haus verkaufen will. Warum, ist nicht ganz klar, denn beide finden das Haus perfekt. Vielleicht spukt es, manchmal sind seltsame Geräusche zu hören. EXHIBITION ist eine Komödie für Leute, die inzwischen solide geworden sind, aber noch nicht vergessen haben, wie albern sie selbst eigentlich sind. Zum Beispiel Sex. H will vögeln, D liegt schlapp auf dem Bauch. H versucht D umzudrehen, was nicht funktioniert. H: „Es geht leichter, wenn du dich ein wenig bewegst.“ Wenn man sich ausreichend entspannt, ist das mindestens ebenso komisch wie der Wutausbruch, den H bekommt, als ein Handwerker in seiner Privateinfahrt parkt oder ein Frühstück vor Wänden, die aussehen wie Barnett Newmans „Who’s Afraid of Red, Yellow and Blue“, einem Bild, das jemand, der EXHIBTION nicht komisch gefunden hätte, einst mit Säure attackierte. D Tom Dorow
Start am 11.12.2014 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz
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H and D, both artists, are trying to sell the modernist house they have been living in for the last decade. EXHIBTION is a subtle and beautiful improvisational comedy about upper middle class bohemia starring artist Liam Gillick and punk icon Viv Albertine.
Ein Hof ganz im Norden Deutschlands direkt hinterm Deich, endlose Weite abgeschiedener Natur, durchstreift von einer Herde wildlebender Jungpferde. Die Reitlehrerin, auf angenehm selbstverständliche Art als lesbisch dargestellt. Und zwei sehr verschiedene junge Frauen: Alex, Praktikantin aus Not, Schulversagerin mit Drogengeschichten und Familienproblemen, selbstverletzend und abweisend, trifft auf Kathy, Urlauberin mit eigenem Pferd, Tochter aus reichem Hause, behütet, freundlich und offen. Beide entdecken in der Begegnung wichtige Dinge über sich selbst, bauen gemeinsam Mist und schaffen es, anschließend nicht davonzulaufen. Die Regisseurin Monika Treut tut genau das, was sie mit dem Titel ihres Films verspricht: sie erzählt von Mädchen und Pferden. Die Handlung entspinnt sich unaufgeregt, ohne je langweilig zu werden. Das gelingt durch die fast dokumentarische Qualität ihrer Beobachtung. Statt über vordergründige Dialoge wird die emotionale Entwicklung der Mädchen eingebettet in Alltagsdetails des Landlebens geschildert. Oft verweilt der Blick dabei auf dem Mienenspiel der Heranwachsenden. Auf dem Hof ist die Arbeit anstrengend und duldet keine individuellen Auszeiten. Die Landjugend hat auch nicht gerade auf die Ankunft der arrogant wirkenden Alex gewartet. Trotzdem oder gerade deswegen taugt das Setting für ein Stück Erwachsenwerden, Verantwortung ist gefragt und es gibt Widerstände, die zum Durchbeißen auffordern – vor allem aber gibt es die Pferde. In Zwischenbildern werden sie ganz präsent durch nahe Kameraaufnahmen und ebenso nahe Soundgestaltung. Sie vermitteln ein Zutrauen ins Leben und in Beziehungen, das sich dem Zuschauer regelrecht körperlich überträgt. Kein Wunder, dass Mädchen auf dem Pferderücken nach Freiheit suchen. D Anna Stemmler
Start am 4.12.2014 ¢ Eiszeit Kino; am 4.12. um 20.30 Uhr in Anwesenheit von Monika Treut und Alissa Wilms ¢ Xenon Kino ¢ Zukunft OMeU
A remote horse farm in northern Germany. Alex, a school dropout, drug addict and troubled teenager meets Kathy, an overprotected, friendly, rich girl. Both learn something from encounter and from life on the farm.
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DIE WOLKEN VON SILS MARIA
Originaltitel: Sils Maria D Frankreich 2014 D 124 min D R: Olivier Assayas D B: Olivier Assayas D K: Yorick Le Saux D S: Marion Monnier D D: Angela Winkler, Juliette Binoche, Kristen Stewart, Lars Eidinger, Chloë Grace Moretz, Johnny Flynn D V: NFP marketing & distribution
Brillantes Schauspielerinnenkino
Zwei Frauen kraxeln entlang eines Bergpfades nahe der kleinen Schweizer Ortschaft Sils-Maria. Sie möchten die sogenannte Maloja-Schlange sehen, ein Wetterphänomen bei dem sich eine Aneinanderreihung von Wolken wie eine Schlange durch den Pass am Silsersee hindurchwindet. Doch der Weg dorthin erweist sich als ebenso schwierig wie die Beziehung zwischen den beiden Frauen, die eine Generation trennt. Am Ende der Wanderung wird nur eine der beiden die schlangenartigen Wolken über Sils-Maria zu Gesicht bekommen. Es ist die Einsamkeit und die Angst davor, verlassen zu werden, die die souverän gespielte und geistreich geschriebene Geschichte von Olivier Assayas antreibt. Die französische Schauspielerin Maria Enders (Juliette Binoche) ist mit dem Zug nach Zürich unterwegs, wo sie stellvertretend für den Schriftstellerfreund Wilhelm Melchior einen Preis entgegennehmen soll. Begleitet wird sie von ihrer persönlichen Assistentin Valentine (Kristen Stewart), die sich um Marias Termine und Verpflichtungen kümmert. Noch bevor die beiden ihr Ziel erreichen, erfährt Maria, dass Melchior unerwartet verstorben ist. Am Rande der Ehrung von Melchior trifft Maria den deutschen Regisseur Klaus Diesterweg (Lars Eidinger), der sie überzeugen will, bei seiner Neuinszenierung von Melchiors Stück „Maloja Snake“ mitzuwirken. Mit diesem Drama über die turbulente Beziehung zwischen der älteren Geschäftsfrau Helena und ihrer jungen Angestellten Sigrid feierte Maria als junge Frau vor Jahren ihren Durchbruch auf der Bühne. Diesmal allerdings soll sie den Part der Helena übernehmen, während für ihre einstige Rolle der aufstrebende Hollywood-Star Jo-Ann Ellis (Chloë Grace Moretz) engagiert wurde. Maria zieht sich mit Valentine in Melchiors Haus in den Bergen von Sils Maria zurück, um das Stück
Start am 18.12.2014 + ¢ b-ware!ladenkino ab Januar DF ¢ Bundesplatz Kino + OMU ¢ Eva Lichtspiele DF + OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU DF
OMU
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Juliette Binoche plays Maria Enders, an aging actress who has been asked to perform again in the play that made her famous, albeit not in the original role of Sigrid the young employee and love interest. This time Enders is to play Helena, Sigrid’s boss.
zu proben. Doch das konfliktgeladene Verhältnis der beiden Figuren des Stücks überträgt sich schon bald auf Valentine und Maria. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen zusehends. Nach IRMA VEP und CLEAN taucht Olivier Assayas mit DIE WOLKEN VON SILS MARIA erneut in die Welt der Kreativen ein, mit einer leisen Verneigung vor der Kunst des Schauspiels und den Lasten des Ruhms. Er zeichnet das bewegende wie bitter komische Porträt einer renommierten Schauspielerin, die sich in einem ständigen Kampf mit der Vergangenheit und mit ihrem Alter befindet. Binoche verkörpert Maria Enders als ewig Suchende, die Halt einzig in ihrer komplizierten Beziehung zur deutlich jüngeren Valentine findet. Doch Valentine entzieht sich. Ihre nächtlichen Ausflüge zu einem angeblichen Geliebten stellen sich als Mittel zum Zweck heraus, um Distanz zu der immer einnehmenderen Maria zu wahren. Wie die getriebene Helena in „Maloja Snake“ von Sigrid, wird auch Maria von Valentine links liegen gelassen, ohne diesen unausweichlichen Bruch vorauszusehen oder wahrhaben zu wollen. Die Demütigung wiederholt sich noch einmal im letzten Akt des Films als Maria von der jugendlich unbeschwerten Art von Jo-Ann Ellis, die den Part der Sigrid ganz anders interpretiert als damals Maria, in die Schranken gewiesen wird. Erst die flüchtige Unterhaltung mit einem jungen Regisseur, der Maria für seinen nächsten Film gewinnen will und die Popularität ihrer jungen Co-Darstellerin als Ausverkauf der heutigen Schauspielerei abtut, gibt der desillusionierten Schauspielerin die Kraft, die Rolle der Helena und sich selbst zu akzeptieren. DIE WOLKEN VON SILS MARIA ist eine kluge Reflektion über Zeit und Wahrnehmung, den Kulturbetrieb und die Verführung und Bedrohung durch die neuen Medien – die Maria hasst und Valentine selbstverständlich beherrscht – und ein amüsiertes Meta-Spiel mit Zuschauererwartungen und Rollenklischees. Vor allem aber ist DIE WOLKEN VON SILS MARIA brillantes Schauspielerinnenkino, in dem sich Binoche/Steward ein Duell der Generationen liefern wie einst Davis/Baxter in ALL ABOUT EVE. D David Herger
DEZEMBER 2014 D
31 D
INDIEKRITIKEN Originaltitel: Norte, Hangganan ng Kasaysayan D Philippinen 2013 D 250 min D R: Lav Diaz D B: Rody Vera, Lav Diaz D K: Larry Manda D S: Lav Diaz D D: Soliman Cruz, Sid Lucero, Angeli Bayani, Archie Alemania, Angelina Kanapi D V: Grand Film
NORTE
#ZEITGEIST
Raskolnikow in den Philippinen
Disconnected im Cyberspace
NORTE – THE END OF HISTORY, der aktuelle Oscar-Beitrag des renommierten philippinischen Regisseurs Lav Diaz ist eine Extended Version von Dostojewskis „Schuld und Sühne“, angesiedelt in der beinahe idyllischen Provinzhauptstadt Laoag City im Norden der Philippinen. Hier debattiert der abgebrochene Jura-Student Fabian mit seinen intellektuellen Freunden über postmoderne Moral. Wenn es keine Wahrheit und keinen Gott mehr gibt, gehe es darum das Richtige zu tun und das Falsche zu vernichten, sagt Fabian. Seine Freunde finden das reaktionär. Als er, halb aus eigener Finanznot, halb in Folge seiner Phantasie, ein Mann der Tat und anarchistischer Revolutionär zu werden, die Pfandleiherin Madame Magda ersticht, gerät deren Teenager-Tochter dazwischen und Fabian ersticht auch das Mädchen. Verurteilt wird in Lav Diaz’ Film aber nicht der Mörder, sondern Joaquin, ein Mann dessen Pläne gemeinsam mit seiner Frau Eliza ein Restaurant zu eröffnen platzen, als er sich ein Bein bricht und die Familie in Finanznot gerät. Zufällig hatte er am Tag des Mordes einen Streit mit der Pfandleiherin. Der zweite Teil des Films schildert die Nachwirkungen der Tat für Eliza, Joaquin und Fabian. Für sein düsteres Epos nimmt sich Diaz fulminante vier Stunden Zeit. Wenn ein Film im Titel Francis Fukuyamas Essay „Ende der Geschichte“ zitiert und damit den Verlust jeder Utopie thematisiert, ist klar, dass wenig hoffnungsvolle Töne erwartet werden können. Die Menschlichkeit verschiebt Lav Diaz’ in die Details, in die Momente der Anstrengung, Erschöpfung, des Grübelns und in Fabians Fall sogar in das Leiden am eigenen Wahnsinn, in den der Ex-Student schließlich verfällt. Diaz verrät seine Figuren nie und hat Mitleid mit ihnen, aber er erspart ihnen nichts. D Tom Dorow
Start am 25.12.2014 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz ¢ Sputnik Kino OMU + MATINEE
OMU
D 32
D DEZEMBER 2014
Originaltitel: Men, Women & Children D USA 2014 D 116 min D R: Jason Reitman D B: Jason Reitman D K: Eric Steelberg D S: Dana E. Glauberman D D: J.K. Simmons, Emma Thompson, Dennis Haysbert, Adam Sandler, Jennifer Garner, Judy Greer, Rosemarie DeWitt, Dean Norris, Kaitlyn Dever, Ansel Elgort
Lav Diaz’ adaptation of Dostoyevsky’s “Crime and Punishment” is an epic philosophical reflection on class relations and the entropy of Filipino intellectuals.
#ZEITGEIST von Jason Reitman (JUNO, UP IN THE AIR) ist ein Film wie das Kling-Klang-Becken im Thermalbad: sanft schwebend und ungeheuer freundlich. Der Film beginnt im Weltall, die Raumsonde Voyager reist durch das Sonnensystem, an Planeten vorbei, mal näher am Zuschauer, mal weiter weg. Entsprechend nähert und entfernt sich auch der sanfte Jazzscore. Und genauso nähern und entfernen sich auch immer wieder die vielen Charaktere, die Reitmans Film bevölkern und die jeder für sich auf ihrer eigenen Umlaufbahn kreisen. Und mittendrin das Internet, das diese menschlichen Sonden trennt, ablenkt, verbindet, tröstet oder auf neue Umlaufbahnen sendet. Da ist das Ehepaar Truby, gespielt von Adam Sandler und Rosemarie DeWitt, das zeitgleich und unabhängig voneinander online nach einer Affäre sucht, während ihr Sohn immer härteren Internet-Porn konsumiert und dadurch Schwierigkeiten mit realen Mädchen bekommt. Da ist die Mutter, die ihre Tochter als Model im Internet promotet, und die magersüchtige Cheerleaderin, die die kargen Textmessages ihres Angebeteten partout missverstehen will. Und da sind beiden liebenswert-nerdigen Teenager Tim (Ansel Elgort), der das Football-Team verlässt, weil er mit der Trennung seiner Eltern kämpft, und weil er lieber Zeit seinem Multiplayerspiel „WarGuild“ verbringt, und Brandy (Kaitlyn Dever) deren Onlineunternehmungen von einer paranoiden Mutter erbarmungslos getrackt werden. Nachdem er das erste Mal mit Brandy geredet hat, schreibt Tim ihr eine sehr lange Nachricht bei Facebook. Dann löscht er sie und schreibt: „Es war nett mit dir zu reden“. Es ist nicht die einzige Nachricht, die während #ZEITGEIST versendet wird: ständig wird gewischt, getextet und gedaddelt und werden Textzeilen eingeblendet. Das Internet ist so präsent, wie es im Leben meistens und im Kino kaum ist. D Toni Ohms
Start am 11.12.2014 ¢ b-ware!ladenkino
OMU
+
DF
MEN, WOMEN & CHILDREN, a mellow, floating ensemble piece, portrays several parents and teenagers and their ways of using, abusing, controling or exploring the internet.
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„Ein ebenso warmherziger wie extravagant komischer Film” PROGRAMMKINO.DE
ANE DAHL TORP LAURENT STOCKER
ALLES IST LIEBE Die nettesten deutschen Schauspieler spielen Pärchen in der Weihnachtskrise. Nora Tschirners Kiki ist niedlich, schlagfertig und auf der Suche nach dem Traummann, Christian Ulmen ist ihr bester schwuler Freund, der kurz vor der Heirat steht. Clara (Heike Makatsch) kann Hannes (Wotan Wilke Möhring) die Affäre mit der Kindergärtnerin nicht vergeben und bei Kerem (Fahri Yardim) und Simone (Katharina Schüttler) ist das Geld immer zu knapp. Aber es ist Weihnachten und vielleicht wird ja gerade rechtzeitig alles noch gut.
Ein Film von
BENT HAMER
Deutschland 2014 D 120 min D R: Markus Goller D D: Wotan Wilke Möhring, Nora Tschirner, Heike Makatsch, Christian Ulmen, Katharina Schüttler, Tom Beck, Elmar Wepper, Friedrich Mücke, Fahri Yardim
¢ Union Filmtheater
THE SECOND GAME Hinter einem denkbar schlichten Arrangement verbirgt sich eine geniale Reflektion über das Ceauşescu-Regime. Zu sehen ist in unterirdischer VHS-Qualität ein Fußballspiel auf einem völlig verschneiten Spielfeld. Zu hören sind ein Vater, der damalige Schiedsrichter, und sein Sohn, der Regisseur, die sich über das Video unterhalten. Es spielen: Steaua, der Verein der Securitate gegen Dinamo, den Verein der Armee. Vor Spielbeginn erhielt der Sohn einen Anruf: Er werde seinen Vater nicht wiedersehen, wenn der erneut so schlecht pfeife. ¢ fsk-Kino am Oranienplatz
OMU
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Originaltitel: Al doilea joc D Rumänien 2014 D 97 min D R: Corneliu Porumboiu D D: Adrian Porumboiu, Corneliu Porumboiu
AB 18. DEZEMBER IM KINO BulBul Film
www.1001-gramm.pandorafilm.de
WEITERINDIEKINO
5 ZIMMER KÜCHE SARG
EINER NACH DEM ANDEREN
In bester Mockumentary-Tradition attackieren die FLIGHT OF THE CONCHORDS-Veteranen Waititi und Clement diesmal das Vampir-Genre. Der 379-jährige Viago und seine Mitbewohner Deacon (183), Vladislav (862) und Petyr (8000) leben in einer WG in Neuseeland und haben neben den gewöhnlicheren Problemen des Zusammenlebens (vier Jahre hat niemand den Abwasch gemacht) auch noch mit etwas spezielleren Befindlichkeiten zu kämpfen (kann man seine „Mahlzeit“ nicht auch so einnehmen, dass nicht immer das Sofa komplett eingesaut wird?).
Einsam fährt der gelbe Schneepflug durch die Weiten der norwegischen Provinz. Darin sitzt Nils Dickmann (Stellan Skarsgård) und schiebt die weißen Schneemassen beiseite; für die Bürger der kleinen Stadt ist er ein Vorzeigebeispiel für perfekte Integration. Als sein Sohn von der Drogenmafia ermordet wird, beginnt der brave Schneepflugfahrer Dickmann einen Rachefeldzug, der ihn in einen absurden Bandenkrieg verwickelt. Eine bitterböse Komödie, die an die Coen-Brüder und ihr Meisterwerk FARGO erinnert.
¢ b-ware!ladenkino DF + OMU ¢ Bali Kino DF ¢ Sputnik Kino DF + OMU ¢ Zukunft OMU
Originaltitel: What We Do in the Shadows D USA 2014 D 86 min D R: Taika Waititi, Jemaine Clement D D: Jemaine Clement, Taika Waititi, Rhys Darby, Jonathan Brugh, Cori Gonzalez-Macuer, Stuart Rutherford, Jackie van Beek
Originaltitel: Kraftidioten D Dänemark/ Schweden/Norwegen 2013 D 105 min D R: Hans Petter Moland D D: Bruno Ganz, Stellan Skarsgård, Gard Eidsvold, Anders Baasmo Christiansen, Peter Andersson
¢ Acud Kino DF ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ Union Filmtheater DF
DIE ARIER
MOMMY
Die Moderatorin Mo Asumang begibt sich auf eine mutige und persönliche Recherchereise, um mehr über die „Arier“ herauszufinden. Ihre Reise führt sie zunächst in die ostdeutsche Provinz und schließlich in die USA zu bis an die Zähne bewaffneten Neonazis. Sie befragt Passanten nach ihrer Weltsicht, besucht Veranstaltungen der NPD in Gera, Wismar und Potsdam, trifft sich mit Mitgliedern des Ku-Klux-Klan und begegnet Tom Metzger, dem Gründer der White Aryan Resistance.
MOMMY erzählt von einer etwas fahrigen alleinerziehenden Mutter und ihrem verhaltensgestörten Sohn und erinnert an die späten Filme von John Cassavetes wie A WOMAN UNDER THE INFLUENCE in denen es ebenfalls um die Würde von Menschen am Rande der Gesellschaft ging. Der Film läuft permanent unter Hochdruck, die dauernde Anspannung der Schauspieler strahlt körperlich von der Leinwand herunter. MOMMY ist eine so mitreißende Energieleistung, dass man beinahe körperlich erschöpft aus dem Kino taumelt.
¢ Zukunft
D 34
OMEU
D DEZEMBER 2014
D 2014 D 92 min D R: Mo Asumang
¢ Acud Kino DF ¢ b-ware!ladenkino DF + OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Sputnik Kino am Südstern DF + ¢ Xenon Kino OMU ¢ Zukunft OMU
Kanada 2014 D 134 min D R: Xavier Dolan D D: Anne Dorval, Suzanne Clément, Antoine-Olivier Pilon OMU
DAS SALZ DER ERDE Mit DAS SALZ DER ERDE setzen Wim Wenders und Juliano Ribeiro Salgado dem mittlerweile 70-jährigen Fotografen Sebastião Salgado ein beeindruckendes visuelles Denkmal. Salgado wurde für seine Schwarz-Weiß-Bilder aus den Krisengebieten der Welt berühmt. Er fotografierte den Genozid in Ruanda und die Hungerkatastrophe in der Sahel Zone. Nach drei Jahrzehnten und einer künstlerischen Pause begann Salgado Naturfotografie und Umweltschutz in den Mittelpunkt seiner Arbeit zu stellen.
¢ b-ware!ladenkino ¢ Eva Lichtspiele ¢ Sputnik Kino ¢ Union Filmtheater
Originaltitel: Le Sel de la Terre D Frankreich/Italien/Brasilien 2014 D 109 min D R: Wim Wenders, Juliano Ribeiro Salgado
MR. TURNER – MEISTER DES LICHTS Timothy Spall spielt den Maler William Turner mit einer physischen Präsenz, für die er in Cannes völlig zu Recht als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde, als ruppigen Einzelgänger. Wie eine Urgewalt grunzt und rumpelt Turner/Spall durch sein Universum: sein Atelier, in dem sein Vater in harter Arbeit die Farben anrührt, den Seebadeort Margate, in dem Turner eine Beziehung zur Witwe Booth unterhält und die Royal Academy, in der er einst ein Star war und nun zunehmend zum Sonderling wird. ¢ Acud Kino DF ¢ b-ware!ladenkino DF + OMU ¢ Bali Kino DF ¢ Bundesplatz Kino OMU ¢ Eva Lichtspiele DF + OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Sputnik Kino OMU ¢ Tilsiter Lichtspiele OMU ¢ Union Filmtheater DF
AB 4. DEZEMBER IM KINO EISZEIT · XENON · ZUKUNFT
Originaltitel: Mr. Turner D Großbritannien 2014 D 149 min D R: Mike Leigh D D: Timothy Spall, Lesley Manville, Paul Jesson, Dorothy Atkinson, Sandy Foster BUCH UND REGIE MONIKA TREUT KAMERA BIRGIT MÖLLER TON OLIVER GÖBEL SCHNITT MADELEINE DEWALD PRODUKTIONSLEITUNG SABINE STEYER MUSIK MASHA QRELLA SOUNDDESIGN CLEMENS ENDRESS COLOURGRADING MARTIN HECKMANN CATERING MANFRED GEIER PRODUZENTEN MONIKA TREUT, BJÖRN KOLL EINE PRODUKTION VON HYENA FILMS UND SALZGEBER & CO. MEDIEN GMBH MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG DURCH DIE FILMFÖRDERUNG HAMBURG SCHLESWIG-HOLSTEIN IM VERLEIH DER EDITION SALZGEBER · WWW.SALZGEBER.DE
INDIEKINDER
KINDERFILME A–Z AMAZONIA – ABENTEUER IM REGENWALD
Frankreich/Brasilien 2014 D R: Thierry Ragobert D 86 min, FSK: oA, empfohlen ab 7
Bei einem Flugzeugabsturz kommt das kleine Kapuzineräffchen Sai frei und befindet sich plötzlich inmitten des überwältigenden Amazonas-Dschungels. Sai wagt sich immer weiter vor und erlebt spannende Abenteuer. ¢ b-ware!ladenkino
DRACHENZÄHMEN LEICHT GEMACHT 2 USA 2014 D R: Dean DeBlois D 105 min, FSK: 6, empfohlen ab 9–13
Die Wikinger auf der Insel Berk haben sich mit den Drachen, die einst die Dörfer unsicher machten, angefreundet. Dann entdeckt der junge Hicks mit eine Eishöhle voller wilder Drachen. ¢ b-ware!ladenkino
ANINA
Uruguay/Kolumbien 2013 D R: Alfredo Soderguit D 72 min, empfohen ab 8
Das rothaarige Mädchen Anina wird oft von ihren Mitschülerinnen
DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL
Tschechien/Deutschland 1973 D R: Vaclav Vorlicek D 75 min, FSK: 6
Aschenbrödel lebt bei ihrer raffgieriegen Stiefmutter und ihren Stiefschwestern als Dienstmagd. Doch zum Glück erhält das liebenswerte Mädchen bald drei
wegen ihres Names gehänselt. Nach einer Prügelei bekommt sie einen schwarzen Briefumschlag und darf ihn eine Woche lang nicht öffnen.
Australien 2014 D R: Alexs Stadermann D 79 min, FSK: oA
Auch in der Neuverfilmung des Klassikers ist Maja eine überaus neugierige Biene, die mit ihrer unangepassten Art überall aneckt und mit ihren Freunden Willi und Flip die Welt erkundet. Animation. ¢ b-ware!ladenkino
DIE BOXTROLLS
USA 2014 D R: Graham Annable, Anthony Stacchi D 96 min, FSK: 6
Die unter der Oberfläche lebenden Boxtrolls werden von den Menschen gefürchtet und verabscheut. Doch diese haben viel mehr Angst vor den Menschen als umgekehrt. D 36
D DEZEMBER 2014
FINN UND DIE MAGIE DER MUSIK Der neunjährige Finn lebt mit seinem Vater auf dem Land. Der Vater ist freundlich aber es gibt viele Geheimnisse und verschlossene Schränke in Finns Haus. Als ein neuer Nachbar ins Haus nebenan zieht und dort Geige spielt, ist Finn verzaubert. Er sieht seine verstorbene Mutter im Garten stehen und will das Zauberinstrument unbedingt lernen. Der alte Mann bringt dem Jungen das Spielen bei. Doch der Vater, der Musik zu hassen scheint, darf von Finns neuer Leidenschaft nichts wissen. ¢ b-ware!ladenkino
literarischen Vorlage von Erich Kästner, der sich hier auch selbst spielt. ¢ Bundesplatz Kino
IKARUS
1975 D R: Heiner Carow D FSK: oA
¢ Bali Kino
DIE BIENE MAJA
um ihn und seinen kleinen Bruder
¢ b-ware!ladenkino ¢ Eva Lichtspiele ¢ Union Filmtheater ¢ Tilsiter Lichtspiele
magische Haselnüsse und trifft den Prinzen. Märchenklassiker.
Mathias, dessen Eltern geschieden sind, ist acht Jahre alt. Als sein Vater ihm zu seinem Geburtstag einen Rundflug über
¢ Union Filmtheater
DAS FLIEGENDE KLASSENZIMMER (1954)
Deutschland 1954 D R: Kurt Hoffmann D 88 min, FSK: oA, empfohlen ab 8
Die Schüler zwei benachbarter Schulen spielen sich Streiche und bringen den Schulalltag ständig durcheinander. Nach der
Berlin verspricht, aber nicht auftaucht, macht Mathias sich auf die Suche. ¢ Sputnik Kino am Südstern
JACK
Deutschland 2013 D R: Edward Berger D 103 min, FSK: 6, empfohlen ab 11
Jack’s Mutter Sanna ist 26 Jahre alt und kann sich nicht genung
Niederlande 2013 D R: Frans Weisz D 90 min D D: Jan Decleir, Mark Van Eeuwen, Jenny Arean, Daan Schuurmans
kümmern. Also übernimmt Jack die Verantwortung. ¢ Zukunft
KINDERFILM DES MONATS: DIE LEGENDE VOM WEIHNACHTSSTERN Norwegen 2012 D R: Nils Gaup D 77 min, FSK: oA, empfohlen ab 7
Inszenierung eines populären Theaterstücks von Sverre Brandt aus dem Jahr 1924, in dem ein junges Mädchen dem König ihre Hilfe anbietet, den Weihnachtsstern zu finden. Die Suche führt das Mädchen zu den wundersamsten Wesen. ¢ Bali Kino ¢ Bundesplatz Kino ¢ Eva Lichtspiele ¢ Sputnik Kino am Südstern ¢ Union Filmtheater ¢ Xenon Kino Alle Termine unter www.kinderkinobuero.de Vorbestellungen unter 030/235 562 51
INDIEKINDER
DER KLEINE MEDICUS – BODYNAUTEN AUF GEHEIMER MISSION IM KÖRPER Deutschland 2014 D R: Peter Claridge D 78 min, FSK: oA
Das animierte 3D-Abenteuer durch den menschlichen Körper
MORGEN, FINDUS, WIRD’S WAS GEBEN Deutschland/Dänemark/Schweden 2005 D R: Jorgen Lerdam, Anders Sorensen D 74 min, FSK: 0, empfohlen ab 5–8
Pettersson verspricht Findus, den Weihnachtsmann persönlich kommen zu lassen. Da er selbst nicht mehr an den alten rotgekleideten Mann glaubt, baut er eine Weihnachtsmannmaschine. ¢ Bali Kino
PADDINGTON
Kanada/Frankreich/Großbritannien 2014 D R: Raul King D 95 min, FSK: oA, empfohlen ab 6
basiert auf dem Kindersachbuch von Dietrich Grönemeyer, Bruder des Sängers Herbert Grönemeyer. ¢ b-ware!ladenkino ¢ Union Filmtheater
DER KLEINE NICK MACHT FERIEN Frankreich 2014 D R: Laurent Tirard D 97 min, FSK: oA, empfohlen ab 6
Nick und seine Eltern machen Ferien am Meer. Dort findet der kleine Junge schnell neue Freunde und erlebt komische Sachen.
¢ b-ware! ladenkino
MITTEN IN DER WINTERNACHT
Schweden/Niederlande/Belgien 2013 D R: Lourens Blok D 84 min, FSK: 0
Der Elch Mr. Moose stürzt bei seinem Probeflug ab und landet bei dem Jungen Max. Die beiden werden Freunde. ¢ Sputnik Kino am Südstern
Eine aktuelle Programmübersicht über alle KinderfilmTermine finden Sie auf www.indiekino.de
¢ b-ware!ladenkino ¢ Eva Lichtspiele
DIE PINGUINE AUS MADAGASCAR
USA 2014 D R: Eric Darnell, Simon J. Smith D FSK: oA
Die Altersempfehlungen orientieren sich in der Regel an den Vorschlägen der Bundeszentrale für politische Bildung/Vision Kino.
Die Pinguine aus Madagascar werden als Spione angeheuert um einen größenwahnsinnigen
DER RÄUBER HOTZENPLOTZ
Deutschland 1974 D R: Gustav Ehmck D 114 min, FSK: 0, empfohlen ab 6
DAS MAGISCHE HAUS
Auf der Flucht vor einem Sturm findet der kleine Kater Thunder Unterschlupf in einem Haus bei Zauberer Lawrence und seiner lebhaften Truppe verzauberter Spielsachen. Trickfilm.
ACUD KINO TÄGLICH 17 Uhr Sa+So auch 15+16 Uhr B-WARE! LADENKINO TÄGLICH ab 12 Uhr BALI KINO DO, FR, SA, SO 16 Uhr BUNDESPLATZ KINO DO, FR, SA, SO 13.30 Uhr EISZEIT KINO DO, FR, wechselnde Termine EVA-LICHTSPIELE DO, FR, SA, SO 13.15 Uhr FILMKUNST66 DO, FR, SA, SO 15 Uhr SPUTNIK KINO DO, FR, SA, SO wechselnde Zeiten TILSITER LICHTSPIELE DO, FR, SA, SO wechselnde Zeiten UNION FILMTHEATER DO, FR, SA, SO wechselnde Zeiten XENON KINO wechselnde Termine ZUKUNFT DO, FR, SA, SO wechselnde Zeiten
Sehr niedliche Verfilmung das freundlichen Kinderbuches um den Bären Paddington, der in London eine neue Familie sucht.
¢ filmkunst 66 ¢ Union Filmtheater
Belgien 2013 D R: Ben Stassen, Jeremy Degruson D 85 min, FSK: oA, empfohlen ab 5
KINDERKINO IM INDIEKINO
Superschurken von seinem bösen Plan abzubringen. ¢ b-ware!ladenkino
QUATSCH UND DIE NASENBÄRBANDE Deutschland 2014 D R: Veit Helmer D 82 min, FSK: 0, empfohlen ab 6
Bollersdorf ist so durchschnittlich, dass dort für Konsumentenforschung neue Produkte getestet werden. Doch eine Gruppe von Kindern und Senioren setzt sich zu Wehr. Psychedelischer Spielfilm von Veit Helmer. ¢ Acud Kino ¢ Bali Kino ¢ Eva Lichtspiele ¢ filmkunst 66 ¢ Tilsiter Lichtspiele ¢ Union Filmtheater ¢ Zukunft
Basierend auf dem Buch von Otfried Preußler erzählt DER RÄUBER HOTZENPLOTZ die Geschichte des titelgebenden Schurken, dessen Abenteuer anfangen, als er die Kaffeemühle von Kasperls Großmutter klaut. ¢ Filmrauschpalast, 20.12., 16 Uhr Der Eintritt ist frei
SPATZENKINO: SCHÖNE BESCHERUNG 45 min, empfohlen ab 4
Im Dezember gibt es im Spatzenkino, passend zur Jahreszeit, weihnachtliche Filme. IN POLLY HILFT DER GROßMUTTER wünscht sich die kleine Polly sehnlichst die schöne Puppe aus dem Schaufenster und der kleine Maulwurf aus DER KLEINE MAULWURF UND DAS
WEIHNACHTSFEST hätte gerne einen reichlich geschmückten Baum, muss aber zunächst einige Hindernisse aus dem Weg räumen. ¢ Bali Kino, 9.12., 10 Uhr ¢ Eiszeit Kino, 3.12., 10 Uhr ¢ Eva Lichtspiele, 11.12., 10 Uhr ¢ Union Filmtheater, 4.12., 10 Uhr ¢ Xenon Kino, 2.12., 10 Uhr Vorbestellungen unter 030/449 47 50
... UND ACTION: ALS DER WEIHNACHTSMANN VOM HIMMEL FIEL Deutschland 2011 D R: Oliver Dieckmann D 107 min, FSK: oA, empfohlen ab 7
Begleitend zur Kinder-Filmausstellung im Filmmuseum zeigt das Bundesplatz Kino ausgewählte Kinderfilme. Im Weihnachtsfilm der Reihe ist der Weihnachtsmann jung und cool und kämpft gegen die Kommerzialisierung des Festes. ¢ Bundesplatz Kino, 27.12. um 15.45 Uhr
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D DEZEMBER 2014
INDIEKINOHIGHLIGHTS
FSK-KINO AM ORANIENPLATZ BERLIN ART FILM FESTIVAL Berlin plus Film plus Kunst. Vom 4.-7.12. findet im fsk-Kinos zum ersten Mal das BERLIN ART FILM FESTIVAL statt. Von Filmjournalist Toby Ashraf rücksichtslos weit jenseits des Mainstreams kuratiert, sind Filme zu sehen, die „anders, mutig, experimentell, ungewöhnlich und poetisch“ sind – und die mit Berlin zu tun haben. Das Programm umfasst Klassiker der Berliner Schule wie Maria Speths Blaue-Stunde-Fantasie IN DEN TAG HINEIN (2001) aus einer Zeit in der Neukölln noch nicht hip war und MEIN LANGSAMES LEBEN (2001) von Angela Schanelec, explodiert Gender-Grenzen in den aberwitzigen Performance-Filmen von Bruce La Bruce (THE BAD BREAST: OR, THE STRANGE CASE OF THEDA LANGE, 2010 und PIERROT LUNAIRE, 2014) und Susanne Sachsse (SERIOUS LADIES, 2013) und wirft einen extrem eigenwilligen Blick auf die Berliner Kunstszene. In Julian Radlmaiers surrealistisch-satirischem EIN PROLETARISCHES WINTERMÄRCHEN (2014) bauen georgische Arbeiter eine pompöse Ausstellung auf, ein schwarzes Loch erscheint und eine wütende Wolke ergreift Besitz von einem der Gäste. Im hyperstilisierten ICH WILL MICH NICHT KÜNSTLICH AUFREGEN (2014), der das Festival am Donnerstag eröffnet, verhandelt Max Linz Gentrifzierung, Nepotismus, Action Art, Yoga, Disco und die Probleme einer jungen Kuratorin in Berlin. Außerdem: weitere Filmhighlights, ein Kurzfilmprogramm, mehrere Panel-Diskussionen, eine Life-Porno-Einsprechung zu BONKING BERLIN BASTARDS und zwei Partys im Südblock. Vor jedem Film ist ein Vorfilm zu sehen. Alle Filme werden mit englischen Untertiteln gezeigt und von englischsprachigen Filmgesprächen umrahmt. Viele der Filmemacher und Filmemacherinnen werden da sein. berlinartfilmfestival.de 4.–7.12.
Ich will mich nicht künstlich aufregen Eine flexible Frau In den Tag hinein Ein proletarisches Wintermärchen
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In grazia di Dio – Ein neues Leben
BALI KINO CINEMA! ITALIA! NEUES ITALIENISCHES KINO Im Rahmen der 17. Cinema! Italia!-Tournee zeigt das Bali-Kino sechs neue italienische Filme. In Eduardo Winspeares Film IN GRAZIA DI DIO – EIN NEUES LEBEN (2014), kämpft eine Drei-Generationen Familie nach der Schließung einer Textilfabrik um ihre Existenz. Valeria Golino erzählt in MIELE – HONIG (2013) von einer illegalen Sterbehelferin, die an die Grenzen ihrer mit guten Absichten unterfütterten Prinzipien stößt, als sie einen kerngesunden siebzigjährigen Ingenieur trifft, der glaubt, genug gelebt zu haben. Gianni Amelios Film L’INTREPIDO – DIE LEICHTIGKEIT DES GLÜCKLICHSEINS (2013) erzählt von Antonio Pane, der eigentlich arbeitslos ist, aber immer dann anpackt, wenn jemand mal kurz von der Arbeit weg möchte, und der ein von Grund auf zufriedener Mensch ist. SACRO GRA – DAS ANDERE ROM (2013) von Gianfranco Rosi war Gewinner des Goldenen Löwen für den Besten Film beim Filmfestival von Venedig 2013. Rosis Film ist ein Portrait von Menschen, die in der Peripherie der italienischen Hauptstadt entlang des Autobahnrings leben. In der Komödie SPAGHETTI STORY (2013) von Ciro de Caro hoffen vier junge Leute auf Karrieresprünge, als die chinesische Prostituierte Mei Mei in ihr Leben tritt und sich plötzlich alles verändert. In Rolando Pavellos TUTTI CONTRO TUTTI – ALLE GEGEN ALLE (2013) sieht die Familie des Arbeiters Agostino sich plötzlich mit der Besetzung ihres Hauses konfrontiert. Ein erbitterter Kampf um ein Dach über dem Kopf beginnt. www.balikino-berlin.de 11.-17.12., jeweils um 20.30 Uhr im Bali Kino, alle im italienischen Original mit deutschen Untertiteln.
B-WARE!LADENKINO BITTE ZURÜCKSPULEN – VERSCHOLLEN AUF VHS! In seiner neuen Reihe BITTE ZURÜCKSPULEN – VERSCHOLLEN AUF VHS! zeigt das b-ware!ladenkino ab sofort einmal im Monat filmische Raritäten, die bis heute in keinem anderen Format als dem 1977 eingeführten Video Home System (kurz: „VHS“) erschienen sind. Keinen der Filme gibt es hierzulande auf DVD oder Blu-ray. Teils zu Recht, teils zu Unrecht sind diese Meisterwerke des Obskuren mit Beginn des digitalen Zeitalters in der Asservatenkammer der Filmhistorie verschwunden, wie geschaffen dafür, von einem filmbegeisterten Publikum neu entdeckt zu werden. Das b-ware!ladenkino hat die schrägsten, bizarrsten, kuriosesten, irrwitzigsten und fantastischsten dieser nie gezeigten Werke ausgewählt. Vom Rachethriller über den Monster-, Slasher-, Kriegs- oder Frauengefängnisfilm bis hin zum apokalyptischen Endzeitschinken. Sämtliche Filme werden von VHS direkt auf die große Leinwand projiziert, komplett mit Pan&ScanEffekten sowie anderen alters- und formatbedingten Qualitätseinbußen. Die Veranstaltungen werden von den Filmexperten Morris Nowka und Ernst Kramer moderiert und unter allen Zuschauern werden jeweils fünf originale VHS-Bänder mit Sammler-Potenzial verlost. Den Auftakt der Reihe bildet ein Double Feature, bestehend aus der sehenswerten Dokumentation ADJUST YOUR TRACKING:THE UNTOLD STORIES OF THE VHS COLLECTOR, gefolgt von einem ganz und gar unweihnachtlichen filmischen Überraschungsei – natürlich nur auf VHS. www.ladenkino.de Jeden 1. Donnerstag im Monat. Im Dezember: 4.12. um 22 Uhr
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D DEZEMBER 2014
INDIEKINOHIGHLIGHTS
TILSITER LICHTSPIELE FILM IN SOUNDS # 48: FILM (WORK IN PROGRESS) & CINEMA PUR – ABSOLUTER FILM Die unregelmäßig stattfindende Filmreihe „Film in Sounds“ präsentiert in ihrer 48. Ausgabe Experimentelles im Doppelpack. Zunächst präsentieren die skandinavischen Künstler Anna Wignell und Pär Thörn mit FILM (WORK IN PROGRESS) eine Reflektion über das Filmmedium als Datenspeicher, Kulturartefakt und Träger von Träumen. Dokumentarische Bilder, Texte und Erzählerstimme konstruieren eine parallele Dramaturgie, die sich zwischen verschiedenen kinematographischen Räumen bewegt. Anschließend werden Kurzfilme zum Thema „Cinema Pur – Absoluter Film“ gezeigt. Der absolute Film widmet sich, vergleichbar ähnlichen Bewegungen in der bildenden Kunst, dem Gegenstandslosen und Abstrakten. Ziel dieser ab 1910 entstehenden Richtung, die auf die kinetischen Experimente und Apparaturen des 18. und 19. Jahrhunderts zurückgeht, ist die Verwendung „rein filmischer“ Mittel wie Kameraeinstellung, Filmmaterial (Positiv- wie Negativbilder) und Montage. Nicht erzählerische Inhalte sollen vermittelt werden, sondern der „Film als Film“ erscheinen. Gezeigt werden Filme von Viking Eggeling (SYMPHONIE DIAGONALE), Fernand Léger (BALLET MÉCANIQUE), Hans Richter, Len Lye u.a. tilsiter-lichtspiele.de 5.12 um 22.45 Uhr
VOM AUTOR VON
TOM HARDY
SHUTTER ISLAND UND MYSTIC RIVER
NOOMI RAPACE
JAMES GANDOLFINI
MATTHIAS SCHOENAERTS
SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN GUS VAN SANT: BUCHVORSTEL LUNG UND FILMVORFÜHRUNG Am 16.12. um 19 Uhr stellt Christian Weber sein Buch GUS VAN SANT: LOOKING FOR A PLACE LIKE HOME über das Werk des amerikanischen Independent-Filmemachers im Sputnik Kino vor. Weber verortet van Sants Filme vor allem in zwei Kontexten: in dem des Queer Cinema, als dessen wichtiger Vertreter der offen schwule Regisseur gilt, und in einer dezidiert amerikanischen Tradition der Heimatlosigkeit. Zur Präsentation des Buchs wird Van Sants Debütfilm MALA NOCHE (1985) gezeigt, den der Regisseur mit minimalem Budget und überwiegend mit Laien auf den Straßen seiner Wahlheimat Portland gedreht hat. Die wilde Mischung aus homoerotischer Szenestudie und sozialkritischem Film noir erzählt von der ambivalenten Beziehung zwischen dem schwulen Gemischtwarenhändler Walt und den beiden mexikanischen Jungen Johnny und Pepper. www.sputnik-kino.com 16.12. um 19.00 Uhr
/FoxSearchlightDE
WWW.THEDROP-DERFILM.DE
/FoxKino
AB DONNERSTAG, 4. DEZEMBER NUR IM KINO
“DIE BLUTIGEN FINGERABDRÜCKE VON QUENTIN TARANTINO UND DEN COEN BRÜDERN (...) SIND ÜBERALL VERTEILT IM SO FEIN UND GENAU ERZÄHLTEN BLUE RUIN.” ROGEREBERT.COM
SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN THE EMPIRE STRIKES BACK UNCUT
USA 2014, 124 min, Mit: Claymation Luke Skywalker, Nixon C-3PO, Ham Solo, Cat Vader feat, The Dreaded 8-bit Imperial Starfleet u.a.
Der ultimative Fan-Film: Casey Pugh und unzählige Star Wars-Nerds aus dem weit, weit entfernten (und nahen) Universum haben vier Jahre gebraucht, um nach STAR WAR UNCUT nun endlich THE EMPIRE STRIKES BACK UNCUT auf die Beine zu stellen. Aus ca. 2000 Einsendungen hat das UNCUT-Team ein vollständiges Remake des zweiten Star WarsFilms zusammen geschnitten. Das Ergebnis ist schlicht unglaublich: Eine gigantische Fan-Kollaboration, gleichzeitig kunstvoll, trashig, komisch, bunt, albern, komplett durchgeknallt aber immer einfallsreich. Ein irres Mash up aus Spielszenen mit Freunden und Familie, Stop-Motion-Sequenzen, Zeichentrick und hausgemachter Computeranimation. Mal wird Han Solo gespielt von Robert von nebenan, mal von einem Stück Schinken (Get it? Ham Solo!). Und wer und was alles für den blauweißen Roboter R2D2 herhalten musste … www.sputnik-kino.de 26.12. um 21 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos!
FILMRAUSCHPALAST FANTASTIC WORLDS ON THE CURVED SCREEN “HAUPTDARSTELLER MACON BLAIR VERMAG DAS PUBLIKUM BIS INS MARK ZU BERÜHREN.” FRANKFURTER RUNDSCHAU
DER SPANNENDSTE AMERIKANISCHE FILM DES JAHRES FANTASY FILMFEST
AB 11. DEZEMBER NUR IM KINO
Auch im Dezember gastiert das Kinomuseum Berlin wieder im Filmrauschpalast. In der Science-Fiction- und Fantasy-Reihe gibt es auf der gekrümmten Panorama-Bildwand in 35mm Tim Burtons Versionen des „caped crusaders“ BATMAN (USA 1989, OV) und BATMAN RETURNS (USA 1992, OV). Für die einen wahlweise zu düster oder zu verspielt, für die anderen (z.B. die Indiekino Redaktion) die einzig wahren Batman-Filme. Zu Weihnachten ist FLUCHT IN DIE ZUKUNFT (USA 1979, R: Nicholas Meyer) zu bestaunen, in dem Malcolm McDowell als soignierter H.G. Wells aus dem viktorianischen England in einer Zeitmaschine Jack the Ripper in die Zukunft hinterherreist. Einer der wenigen Filme, in denen McDowell nicht den psychopathischen Bösewicht mimt! Weiter im Programm: MARS ATTACKS! (1996, R: Tim Burton) und V FOR VENDETTA (2005, R: James McTeigue). www.filmrausch.de/fantastic_worlds jeden Freitag, Samstag und Sonntag um 15 Uhr, jeden zweiten Samstag Double Feature um 24 Uhr, ab 25.12. auch im Abendprogramm
INDIEKINOHIGHLIGHTS
BUNDESPLATZ KINO SONNTAGSFILMREIHEN: BERLIN-FILM-MATINEE UND BUNTE WIRKLICHKEITEN Immer Sonntagvormittag um 11 Uhr zeigt das Bundesplatzkino Berlin-Filme in der Matineevorstellung. Am 7. Dezember präsentieren der Regisseur Gerd Conradt und Prof. Christina Thürmer-Rohr noch einmal den Film ANFANGEN über die feministische Aktivistin, Musikerin und TU-Professorin Christina Thürmer-Rohr. Einer der Höhepunkte der Reihe im Dezember ist die Dokumentation LONTANO – DIE SCHAUBÜHNE VON PETER STEIN. In den siebziger und achtziger Jahren war die Schaubühne nicht nur das erste selbstbestimmte Theater der BRD, sondern eines der bedeutendsten Ensembles der Welt. Peter Stein sieht sich in LONTANO noch einmal einige ausgewählte Inszenierungen an, darunter „Peer Gynt“, „Torquato Tasso“ und natürlich die „Orestie des Aischylos“. Außerdem präsentiert Douglas Wolfsberger seinen Film WIEDERSEHEN MIT BRUNDIBAR (Rezension Seite 17). In HOLTZ – GESPRÄCHE UM NICHTS schließlich erzählt der Schauspieler Jürgen Holtz von seiner katastrophal-schöne Erfahrung mit dem DDR-Theater, seinem Fremdsein im Westen und den Zumutungen des Alters. Am Sonntagnachmittag um 15.30 läuft die Filmreihe BUNTE WIRKLICHKEITEN mit westdeutschen Nachkriegsfilmen weiter, die das Bundesplatz Kino in Kooperation mit dem deutschen Filmmuseum zeigt. www.bundesplatz-kino.de Sonntags 11 Uhr: Berlin-Film-Matinee 7.12. ANFANGEN 14. & 26.12 LONTANO – DIE SCHAUBÜHNE VON PETER STEIN 21.12. WIEDERSEHEN MIT BRUNDIBAR 28.12. HOLTZ – GESPRÄCHE UM NICHTS Sonntags um 15.30 Uhr: Bunte Wirklichkeiten
EVA-LICHTSPIELE DER ALTE DEUTSCHE FILM Immer Mittwochs um 15.45 zeigen die Eva-Lichtspiele historische deutsche Filme aus den 1920er – 1940er Jahren. Die Reihe wird von Martin Erlenmeier kuratiert, der auch zu jedem Film eine Einführung hält. Am 24. und 31. Dezember findet keine Vorstellung statt. www.eva-lichtspiele.de
DIE HOCHSTAPLERIN 1943, R: Karl Anton, 82 min, D: Sybille Schmitz, Karl Ludwig Diehl, Will Dohm, Elsa Wagner
Sybille Schmitz wieder sehr mondän: Sie hat im Casino ihr letztes Geld verspielt und wird gezwungen, in einem Hotel zu Werbezwecken eine Rolle zu spielen – als „tolle Komtess“ ... 3.12.
DIE LUSTIGEN VAGABUNDEN
1940, R: Jürgen von Alten, 96 min, D: Rudi Godden, Johannes Heesters, Mady Rahl, Carola Höhn, Carsta Löck
Auch hier spielt einer eine Rolle: Ein erfolgreicher Maler geht eine Wette ein und will als täuschend echter Vagabund 14 Tage durch die Fränkische Schweiz wandern… Ein übermütiger Spaß in schönster Landschaft!
ARZT AUS LEIDENSCHAFT
1936, R: Hans H. Zerlett, 82 min, D: Albrecht Schoenhals, Karin Hardt, Hans Söhnker, Otto Wernicke, Gerda Maurus
Glaubwürdiges Mediziner-Drama mit Liebesfilm- und Krimielementen. Hauptdarsteller Schoenhals war selbst promovierter Arzt. 17.12.
ARM WIE EINE KIRCHENMAUS
1931, Regie: Richard Oswald, 106 min, Grethe Mosheim, Hans Thimig, Anton Edthofer, Paul Hörbiger, Fritz Grünbaum
Eine „Depressions-Komödie“, die die von Arbeitslosigkeit geprägte Notzeit übermütig persifliert. Grethe Mosheim brilliert in der Titelrolle! Musik: Ralph Benatzky. Dienstag (!), 30. Dezember.
10.12.
DEZEMBER 2014 D
43 D
INDIESERVICE
REINICKENDORF
PANKOW
LICHTENBERG 7 E
SPANDAU
MITTE CHARLOTTENBURG- 6 WILMERSDORF 5
MARZAHNHELLERSDO
11
9
FRIEDRICHSHAINKREUZBERG 15 8 4
13 3
1
10 B
C 14 D
TEMPELHOFSCHÖNEBERG
STEGLITZZEHLENDORF
TREPTOWKÖPENICK
NEUKÖLLN
2
DIE INDIEKINOS ACUD KINO MITTE 1
EISZEIT KINO KREUZBERG 4
Veteranenstr. 21, 10119 Berlin Telefon: 030/44 35 94 98, Mail: kino@acud.de, www.acudkino.de U8, M1 Rosen thaler Platz, M8/12 Brunnenstr./ Invalidenstr., S1/2 Nordbahnhof
Zeughofstr. 20, 10997 Berlin Telefon: 030/611 60 16, Mail: info@eiszeit-kino.de, www.eiszeit-kino.de U1, M29, N1 Görlitzer Bahnhof
B-WARE! LADENKINO FRIEDRICHSHAIN 15 Gaertnerstr. 19, 10245 Berlin Telefon: 030/63 41 31 15 ladenkino.de S+U-Bahnhof Frankfurter Allee, Bus 240 Boxhagener Platz, Tram 13 Wühlischstraße
BALI KINO ZEHLENDORF 2
EVA-LICHTSPIELE BERLIN WILMERSDORF 5
6
Teltower Damm 33, 14169 Berlin Telefon: 030/811 46 78, www.balikino-berlin.de S-Bahnhof Zehlendorf
Bleibtreustr. 12, 10623 Berlin Telefon: 030/882 17 53, Mail: mail@filmkunst66.de, www.filmkunst66.de S-Bahnhof Savignyplatz
BUNDESPLATZ-KINO WILMERSDORF 3
FILMRAUSCHPALAST MOABIT 7
Bundesplatz 14, 10715 Berlin Telefon: 030/85 40 60 85, Mail: kino@bundesplatz-kino.de, www.bundesplatz-kino.de U9, S 41/42/46, Bus 248/N9 U+S-Bahnhof Bundesplatz
Lehrter Str. 35, 10557 Berlin Telefon: 030/394 43 44, Mail: info@filmrausch.de, www.filmrausch.de Hauptbahnhof + 10 min Fußweg, Bus 123 Kruppstr., Bus M27 Quitzowstr.
D 44
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TILSITER LICHTSPIELE FRIEDRICHSHAIN
Segitzdamm 2, 10969 Berlin Telefon: 030/614 24 64, Mail: post@fsk-kino.de, www.fsk-kino.de U8, Bus M29/140/N8 Moritzplatz, U1 Kottbusser Tor
Richard-Sorge-Str. 25a, 10249 Berlin Telefon: 030/426 81 29, Mail: programm@tilsiter-lichtspiele.de, www.tilsiter-lichtspiele.de U5 Frankfurter Tor, Weberwiese, M10 Bersarinplatz, Straßmannstraße
HACKESCHE HÖFE KINO MITTE 9
Blissestr. 18, 10713 Berlin Telefon: 030/92 25 53 05, Mail: info@eva-lichtspiele.de, www.eva-lichtspiele.de U7, Bus 101/104/249 Blissestr.
FILMKUNST66 CHARLOTTENBURG
FSK-KINO AM ORANIENPLATZ KREUZBERG 8
Rosenthaler Str. 40/41, 10178 Berlin Telefon: 030/283 46 03, Mail: info@hoefekino.de, www.hoefekino.de S-Bahnhof Hackescher Markt, U8 Weinmeisterstraße
SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN KREUZBERG 10 Hasenheide 54, 10967 Berlin Telefon: 030/694 11 47, Mail: post@sputnik-kino.com, www.sputnik-kino.de U7 Südstern, U7/8 Hermannplatz
11
UNION FILMTHEATER FRIEDRICHSHAGEN Bölschestr. 69, 12587 Berlin 12 Telefon: 030/6501 3141, www.kino-union.de S-Bahnhof Berlin-Friedrichshagen
XENON KINO SCHÖNEBERG
13
Kolonnenstr. 5, 10827 Berlin Telefon: 030/78 00 15 30, Mail: service@xenon-kino.de, www.xenon-kino.de S-Bahnhof Julius-Leber-Brücke
ZUKUNFT FRIEDRICHSHAIN
14
Laskerstr. 5, 10245 Berlin Telefon: 0176/578 610 79, Mail: programm@zukunft-ostkreuz.de, kino-zukunft.de S-Bahnhof Ostkreuz
INDIESERVICE
INDIEKINO OPEN-AIR
FREILUFTKINO POMPEJI FRIEDRICHSHAIN
Im Volkspark Hasenheide, 12049 Berlin Telefon: 030/283 46 03, www.freiluftkino-hasenheide.de U7+U8 Hermannplatz, U8 Boddinstraße
Laskerstr. 5, 10245 Berlin Telefon: 030/426 81 29, freiluftkino-pompeji.de S-Bahnhof Ostkreuz
Geschäftsführung: Hendrike Bake Redaktion: Hendrike Bake, Thomas Dorow redaktion@indiekino.de Filmtexte: Thomas Abeltshauser, Hendrike Bake, Tom Dorow, Franziska Gleininger, David Herger, Klara Hertel, Christian Horn, Timo Löhndorf, Carla MacDougall, Jens Mayer, Michael Meyns, Toni Ohms, Eileen Reukauf, Leonie Scharf, Hannes Stein, Anna Stemmler Texte Kinohighlights: INDIEKINO BERLIN und Kinos
Das INDIEKINO BERLIN Magazin erscheint monatlich in einer Auflage von 15.000 Stück. Das Magazin ist kostenfrei. Verteilung in den Berliner Kinos ACUD Kino, Bali Kino, Bundesplatz Kino, Eiszeit Kino, Eva Lichtspiele, filmkunst66, Filmrauschpalast Moabit, fsk-Kino am Oranienplatz, Hackesche Höfe Kino, Sputnik Kino am Südstern, Tilsiter Lichtspiele, Union Filmtheater, Xenon Kino, Zukunft sowie an weiteren 400 Verteilstellen. Abonnement: das INDIEKINO BERLIN Magazin kann im PLZ-Bereich 1000 bis 1500 als kostenfreies Abonnement bestellt werden. Es genügt eine Mail mit Ihrer Postadresse an abo@indiekino.de. Bildnachweis: Filmbilder: Filmverleiher Kinobilder Hackesche Höfe Kino: INDIEKINO BERLIN
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Kinofotos: Marei Wenzel
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Herausgeber: INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) Nalepastr. 18–50, 12459 Berlin Telefon: 030 – 209 897 24, info@indiekino.de, www.indiekino.de
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Email-Adresse (optional)
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FREILUFTKINO HASENHEIDE KREUZBERG B
Lehrter Str. 35, 10557 Berlin Telefon: 030/394 43 44, Mail: info@filmrausch.de, www.filmrauschpalast.de Hauptbahnhof + 10 min Fußweg, Bus 123 Kruppstraße, Bus M27 Quitzowstraße
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12 A
Revaler Straße 99, 10245 Berlin Telefon: 030/351 224 49, www.freiluftkino-insel.de, S/U-Bahnhof Warschauer Straße
WINDLICHT IM FILMRAUSCH PALAST: „UMSONST & DRAUSSEN“ MOABIT E
Nalepastr. 18–50
Hinter dem Kurpark 13, A 12587 Berlin Telefon: 030/65 01 31 41, www.freiluftkino-friedrichshagen.de S-Bahnhof Berlin-Friedrichshagen
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FREILUFTKINO INSEL ZU GAST IM CASSIOPEIA FRIEDRICHSHAIN C
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INDIENACHBILD
Eine Oase in der Wüste bei Timbuktu. Der blassblaue Himmel und die zärtlich geschwungenen Sanddünen leuchten im sanften Sonnenlicht. Der Touareg Kidane liegt in seinem halb offenen Zelt, seine Frau Satima und ihre Tochter Toya sitzen neben ihm. Frieden liegt über der Szene. Kidane blinzelt gemächlich in die Sonne, sieht Satima in die Augen und fragt: Rate mal, woran ich denke? Man rechnet mit einer Liebeserklärung, einer gemeinsamen Erinnerung, einem Traum von der Zukunft, doch Satima antwortet: An deine Kühe? Kidane schüttelt den Kopf, sie liegt nicht ganz richtig. Dann sagt Tochter Toya: Du denkst an deine Lieblingskuh GPS!
IM NÄCHSTEN INDIEKINO BERLIN MAGAZIN EINE TAUBE SITZT AUF EINEM ZWEIG UND DENKT ÜBER DAS LEBEN NACH Manche von uns müssen morgen arbeiten D JULIA „Ich bin ein krummes Geschöpf Gottes“ D ST. VINCENT Bill Murray singt Bob Dylan D LILTING Interkulturelle Kommunikationsprobleme D AMOUR FOU Liebestod am Wannsee D WILD TALES – JEDER DREHT MAL DURCH! Bürger laufen Amok D DER GROSSE TRIP – WILD Wandern gegen Drogen D EIN HELLS ANGEL UNTER BRÜDERN Mythos und Wirklichkeit schwäbischer Rocker D DIE SPRACHE DES HERZENS Heilung durch Nonnenliebe D FAMILIENFIEBER Elterntreff in Brandenburg D FRÄULEIN JULIE Liv Ullman verfilmt Strindberg D NATIONAL GALLERY Doku von Altmeister Frederick Wiseman D MISSVERSTANDEN Anarchisches Familienchaos D REMEDY Im New Yorker Fetisch Underground D WIR SIND JUNG. WIR SIND STARK Hoyerswerder im August 1992 D ANDERSWO Wo ist Zuhause? D BIRDMAN Ex-Superheld im Desaster D 46
D DEZEMBER 2014
NACHBILD
DAS AKTUELLE PROGRAMM DER UNABHÄNGIGEN BERLINER LICHTSPIELHÄUSER, TÄGLICH NEUE FILMKRITIKEN UND INFORMATIONEN ZU KINOHIGHLIGHTS, PREMIEREN UND FILMFESTIVALS AUF: WWW.INDIEKINO.DE