INDIEKINO BERLIN Magazin #17, August 2015

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D SUNRISE Halluzinatorischer Neo-Noir D DER SOMMER MIT MAMÃ Über Klassengrenzen D DIE GETÄUSCHTE FRAU Alptraumwandlerisch D LEARNING TO DRIVE Fahrstunden mit Ben Kingsley D SLOW WEST Post-Spät-Western­ D THULETUVALU Erderwärmung ante portas D TAXI – NACH DEM ROMAN VON KAREN DUVE Die Unverbindlichkeit der 80er D FRANK Outsider-Band trifft Normalo D LAS INSOLADAS – SONNENSTICHE Über den Dächern von Buenos Aires D MANUSCRIPTS DON’T BURN Iranischer Klartext D LIEBE MICH! Privilegiert prekär D STAATSDIENER Rücksicht nicht ­erwünscht D DAS MÄRCHEN DER MÄRCHEN Überbordende Bilder D LILIEN IM WINTER – LA BOHÈME AM KAP Opernadaption

MAGAZIN DER UNABHÄNGIGEN BERLINER LICHTSPIELHÄUSER

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DER SOMMER MIT MAMÃ. START AM 20.8.2015



DIE INDIEKINOS D ACUD KINO D B-WARE!LADENKINO D BALI KINO D ­ BUNDES­PLATZ KINO D CITY KINO WEDDING D EISZEIT KINO D EVA-LICHTSPIELE D FILMKUNST66 D FILMRAUSCHPALAST D FSK-KINO AM ORANIENPLATZ D HACKESCHE HÖFE KINO D IL KINO D SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN D TILSITER ­ LICHTSPIELE D UNION FILMTHEATER D XENON KINO D ZUKUNFT D FLK FRIEDRICHSHAGEN D FLK HASENHEIDE D FLK INSEL D FLK POMPEJI D FLK „UMSONST & DRAUSSEN“ IM FILMRAUSCHPALAST D OPEN AIR KINO IM FMP1

EDITORIAL Die Schulferien dauern in Berlin ja noch bis Ende August, aber die Kinobetreiber und Festivalveranstalterinnen sind schon aus den Ferien zurück und ergänzen das reguläre Programm mit eigenen Favoriten, Events und Filmreihen. Diesen Monat lohnt es sich besonders, einen Blick auf die Highlights und Special zu werfen. Der Filmrauschpalast mischt sich in aktuelle Debatten ein. Im Filmdoppelprogramm mit Diskussion „Wer wohnt wie?“ läuft zunächst die spanische Doku OKUPACIÓN über die Besetzerszene in Madrid, dann der Film VERDRÄNGUNG HAT VIELE

GESICHTER, der sich mit der Berliner Baugruppenkultur auseinandersetzt. Anlässlich der anhaltenden Griechenlanddebatte zeigt das Kino zudem noch einmal den Film WER RETTET WEN? über die Gewinner und Verlierer der Finanzkrise und die absolut sehenswerte Arte-Dokumentation MACHT OHNE KONTROLLE – DIE TROIKA. Mehr Dokumentarfilm bietet die 3. dokfilmwoche, die im fsk-Kino und Sputnik Kino läuft und 18 aktuelle Produktionen zeigt. Von Thomas Heises STÄDTEBEWOHNER über jugendliche Sträflinge in Mexiko City, über Jonas Rothländers Porträt seiner eigenen zerrütteten Familie FAMILIE HABEN bis hin zu Roberto Minervis STOP THE POUNDING HEART, in dem ein junges Mädchen im amerikanischen „Bible Belt“ von Zweifeln heimgesucht wird, erzählen die Filme von individuellen Lebensgeschichten, globalen Kontexten und den Details, die die Wirklichkeit ausmachen. Poetisch geht es auf dem portugiesischen Filmfestival Cinemagosto im Hackesche Höfe Kino zu, bei dem sich unter dem Motto „Un Amor Português“ in zehn Filmen alles um die Liebe dreht. Beim Favourites Film Festival dreht sich auch alles um die Liebe – des Publikums. Das Festival zeigt Gewinner von Publikumspreisen aus der ganzen Welt. Mehr Highlights stellen wir auf den folgenden Seiten vor. Aktuell Hinzugekommenes wie stets online unter www.indiekino.de. Viel Spaß beim Lesen und viel Spaß im Kino, Eure/Ihre INDIEKINO BERLIN Redaktion

04 MAGAZIN 08 DIE DUNKELHEIT DES GEISTES: INTERVIEW PARTHO SEN-GUPTA 12 ÜBER KLASSENGRENZEN: DER SOMMER MIT MAMÃ 14 ALPTRAUMWANDLERISCH: DIE GETÄUSCHTE FRAU 30 RÜCKSICHTNAHME UNERWÜNSCHT: STAATSDIENER 24 INDIEKINOS: CITY KINO WEDDING 36 KINDERFILME 38 KINOHIGHLIGHTS 44 KINOADRESSEN, IMPRESSUM ABONNEMENT 46 NACHBILD

NEU IM AUGUST 22 16 33 17 29 32 32 21 12 20 22 33 16

Am grünen Rand der Welt Amy Anni Felici – Barfuß durchs Leben Broadway Therapy California City Der Chor – Stimmen des Herzens Coconut Hero Frank Die getäuschte Frau Himmelverbot Las Insoladas – Sonnenstiche L’Chaim – Auf das Leben! Learning to Drive – Fahrstunden fürs Leben

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Liebe mich! Lilien im Winter – La Bohème am Kap Manuscripts Don’t Burn Das Märchen der Märchen Slow West Der Sommer mit Mamã Staatsdiener Sunrise Taxi – Nach dem Roman von Karin Duve ThuleTuvalu Treffpunkt Erasmus True Story – Spiel um Macht! The Yes Men – Jetzt wird’s persönlich

34 WEITER IM KINO Still the Water Taxi Teheran

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INDIEMAGAZIN

WIM WENDERS WIRD 70: PARIS, TEXAS

Anlässlich von Wim Wenders 70. Geburtstag (wir gratulieren herzlich!) zeigt das City Kino Wedding am 14.8. um 19 Uhr PARIS, TEXAS (Deutschland/Frankreich 1984). Harry Dean Stanton spielt Travis, der verschwunden war, nachdem er die Liebe, seine Frau und sein Kind verloren hatte und nun wieder aufgetaucht ist, in einem texanischen Kaff, mitten im Nichts. Sein Bruder holt ihn dort ab und eine lange Reise durch die USA und zurück in die Vergangenheit beginnt. Für einen Moment scheint es, als könnte er tatsächlich zurückkehren zu seinem Sohn und zu seiner Frau Jane (Natassja Kinski), die inzwischen in einem Stripclub arbeitet. Wim Wenders melancholisches Roadmovie um Verlust und Sehnsucht ist auch durch seinen einzigartigen Soundtrack von Ry Cooder zu einem Kultfilm geworden.

LIVE: BERLIN – SINFONIE DER GROSSSTADT Wieder einmal gibt es für alle, die das tatsächlich noch nicht getan haben sollten, eine Möglichkeit, den Berlinfilm aller Berlinfilme zu sehen. Am 14.8. um 21 Uhr zeigt das Freiluftkino Insel Walter Ruttmans Hommage an die Geschwindigkeit, Lebendigkeit und Modernität der großen Maschine Berlin SINFONIE EINER GROSSSTADT (Deutschland 1927). Der Stummfilm läuft mit Live-Musikbegleitung von Trondheim.

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CHINA KAN(N) KINO: MIRROR OF ­EMPTINESS Am 21. August um 19 Uhr zeigt die Initiative „China kan(n) Kino“, die einmal im Monat aktuelles chinesisches Kino im Hackesche Höfe Kino präsentiert, die im Jahr 2011 gedrehte Dokumentation MIRROR OF EMPTINESS von Ma Li. Das Sexu Kloster liegt in einer Höhe von 4.500 Metern in der tibetischen Hochebene. In solcher Höhe ist Leben kaum möglich und doch haben die Bewohner praktische und spirituelle Wege gefunden, um unter diesen harten Bedingungen zu existieren. Ma Li und ihre Filmcrew haben das Leben der Mönche drei Monate lang geteilt und gefilmt. Der mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilm wird in der Originalsprache (Chinesisch/Tibetisch) mit englischen Untertiteln gezeigt. www.hoefekino.de


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BRITISH SHORTS SUMMER ­EDITION Eigentlich kommen die BRITISH SHORTS immer im kalten Januar nach Berlin. Seit vier Jahren bietet das Festival aber auch einen kleinen sommerlichen Ableger im Freiluftkino Insel. Am 7.8. ab 21 Uhr werden dort die Lieblinge des Teams und die Preisträger und Favoriten der letzten Ausgabe noch einmal Open Air gezeigt. Das genaue Programm stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest aber der veranstaltende Lichtspielklub verspricht „a fabulous short film festival outdoor adventure“. www.britishshorts.de

FILMDOPPEL „WOHNEN IN DER STADT: WIE UND WER?“ Am 14.8. zeigt der Filmrauschpalast zwei Filme, die sich aus Aktivistenperspektive mit der Frage beschäftigen, wer wo wie wohnt. Um 19.30 Uhr läuft im spanischen Original mit englischen Untertiteln OKUPACIÓN (Spanien/Australien 2013, R: Christopher Patz, OmeU) über die Besetzerszene in Madrid und die lebendige Stadtteilkultur, die sich um die besetzten Häuser herum entwickelt hat. Um 22 Uhr wird dann im Open-Air-Kino VERDRÄNGUNG HAT VIELE GESICHTER (Deutschland 2014) gezeigt: Der Film des Kollektivs Schwarzer Hahn setzt sich anhand eines aktuellen Beispiels kritisch mit der Berliner Baugruppen-Kultur auseinander. Im Anschluss an die Filme findet ein Gespräch mit den Macherinnen und Machern statt. Der Eintritt ist frei. www.filmrausch.de


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FILMPOLSKA RELOADED: WARSAW STORIES

In regelmäßigen Updates zeigt das filmPOLSKA Filmfestival die Highlights der vergangenen Ausgabe noch einmal. Am 13.8. läuft um 18 Uhr im fsk-Kino am Oranienplatz der Episodenfilm WARSAW STORIES: Fünf Regisseure, sechs ineinander verwobene Episoden aus dem Leben der polnischen Hauptstadt und ihrer Bewohner, aufgezeichnet von einem Kameramann, Arkadiusz Tomiak. Auf der Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft und im ständigen Ringen mit den Unwägbarkeiten des Lebens befinden sich ein ehemaliger Gefängnisinsasse, der Visionen der Heiligen Maria hat, ein schüchterner Geschäftsmann, eine verträumte Verkäuferin in einem Sex-Shop, ein junges Mädchen aus der Provinz, ein depressiver Alkoholiker und eine alleinstehende Frau, deren Leben ganz im Zeichen ihres Arbeitgebers steht. www.filmpolska.de

FILM AUS PAPIER

Die Drehbuchlesereihe „Film aus Papier“ im Sputnik scheint sich gut zu entwickeln. Am 12.8. um 20.30 Uhr laden junge Autorinnen und Autoren der dffb bereits zum dritten Mal zur Lesung in die Kinobar. Zu hören gibt es noch unveröffentlichte Filmtexte: „Filmidee, Gedicht, Prosatext und Drehbuchszene. Humor, Milieustudie, Horror und Absurdität.“ Austausch ist ausdrücklich erwünscht. Der Eintritt ist frei.

STADTSPAZIERGANG „EINE ZEITREISE MIT EMIL UND DIE DETEKTIVE“ Für Kinder ab 10 Jahren bietet die Deutsche Kinemathek in ihrem Sommerferienprogramm einen Stadtspaziergang auf den Spuren von EMIL UND DIE DETEKTIVE AN. Erich Kästners berühmtes Kinderbuch wurde in Deutschland dreimal verfilmt: Während der Weltwirtschaftskrise 1931 als früher Schwarz-Weiß-Tonfilm, 1954 im West-Berlin des Wirtschaftswunders als Farbfilm und zuletzt 2000 im vereinten und zugleich multikulturellen Berlin. Der „Stadtspaziergang“ besteht aus einem Erkundungsgang über den Potsdamer Platz, einem Ausstellungsbesuch und der Sichtung von Filmausschnitten und vermittelt einen Eindruck von den Veränderungen des städtischen Umfelds, dem Wandel der Lebenswelt von Kindern und den Rahmenbedingungen des Filmschaffens. Die Teilnahme ist kostenlos. Termin: 19.8., 11 bis 13 Uhr. Anmeldung unter: Telefon 247 49 888 oder museumsinformation@kulturprojekte-berlin. de, www.deutsche-kinemathek.de D6

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PSYCHE UND FILM: ALEXIS SORBAS

Unter dem Motto „Psyche und Film“ zeigt das Bundesplatz Kino einmal im Monat in Kooperation mit der C. G. Jung-Gesellschaft einen Film mit anschließendem Expertengespräch. Am 25.8. um 20.30 Uhr kommt das große Insel-Epos ALEXIS SORBAS (USA/GB/Griechenland 1964, R: Michael Cacoyannis) in dem der Engländer Basil und der Makedonier Alexis (Alan Bates und Anthony Quinn) vergeblich versuchen, ein Bergwerk auf Kreta zu retten, auf die Couch.

„UNTER FRANK S MASKE VERBIRG T SICH EIN GENIES TREICH“ I N T RO

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ÄSTHETIK DES DRASTISCHEN + DER WEISSE HAI REVISITED Wir haben es schon immer gewusst: das Böse kommt zurück. Zuletzt waren mit ICH SEH, ICH SEH, IT FOLLOWS, UNDERDOG und GERMAN ANGST zeitgleich vier ausgewachsene Horrorfilme im Arthouse Kino zu sehen. Auch DAS MÄRCHEN DER MÄRCHEN, das im August startet, spart nicht mit Splatter-Effekten. Der Bertz + Fischer Verlag gibt dazu das passende Begleitmaterial heraus. DER WEISSE HAI REVISITED versammelt noch einmal Fakten zur Produktionsgeschichte, Rezeption, filmhistorischer Bedeutung, Filmmusik und Analysen aus genderkritischer, psychoanalytischer oder politischer Perspektive zum Film. In der ÄSTHETIK DES DRASTISCHEN, die im August erscheint, verfolgt Benjamin Moldenhauer die genrehistorische Entwicklung vom unheimlichen zum drastischen Horror von THE TEXAS CHAIN SAW MASSACRE bis HOSTEL und liefert Erklärungsmodelle: „In seinen besten Momenten kann der drastische Horror uns vor dem Irrtum bewahren, die Dinge wären in Ordnung und die Welt meine es mit einem gut.“ An Genrefans verschenken wir 2 Exemplare von DER WEISSE HAI REVISITED. Bei Interesse schreibt uns eine Mail an info@indiekino.de, Stichwort: H ­ orror. Einsendeschluss ist der 15. August. Wir verlosen die Bücher dann unter allen Einsendungen.

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/ Frank.DerFilm


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NOIR: DIE DUNKELHEIT DES GEISTES Partho Sen-Gupta über SUNRISE Partho Sen-Gupta, geboren 1965 in Mumbai, begann als Szenenbildner für Bollywood-Produktionen und arbeitete als Art Director und Set Designer bei indischen Spielfilmen und Werbespots. Nach einem Regiestudium in Paris drehte er seinen ersten Spielfilm HAVA ANEY DEY – LET THE WIND BLOW, der 2004 auf der Berlinale Premiere hatte. Nach THE WAY OF BEAUTY, einer Musikdoku über die Jazz-Raga-Kooperation zwischen dem Gitarristen John McLaughlin und der indischen Band Shakti ist SUNRISE sein zweiter Spielfilm. Tom Dorow hat für INDIEKINO BERLIN mit Partho Sen-Gupta über seinen neuen Film gesprochen.

Sehen Sie SUNRISE eigentlich als einen Noir-Film? Ja, sicher. Ich sehe ihn auf traditionelle Weise als Noir, nicht nur als ästhetisch Noir. Er ist Noir, weil das Thema Noir ist. Für mich ist Noir etwas, was ich als Kind gelesen habe: Die amerikanischen Soldaten kamen als Helden nach Hause, und plötzlich war der Krieg vorbei, und dann waren sie auf einmal keine Helden mehr, sondern Männer ohne Arbeit. Viele sind vom Krieg traumatisiert und zu Hause herrscht Depression. Sie finden keine Arbeit, sie finden sich in ihren Familien nicht wieder zurecht. Und dann gibt es diese ganzen Geschichten von Männern, die ins Verbrechen abrutschen und zerbrechen. Für mich geht es um dieses Verständnis von Noir, nicht um diese Plastik-Idee davon. Vieles wird heute Noir genannt, weil es in der Dunkelheit gefilmt ist, aber das ist „Plastik“, künstlich, da geht es nicht um die Story. SUNRISE ist zwar auch zu großen Teilen nachts gefilmt, aber er sieht nicht wie ein klassischer Noir-Film aus. Was sind denn Ihre filmischen Einflüsse für diesen Film? Als ich angefangen habe an SUNRISE zu arbeiten, ging es mir darum, was sich im Kopf der Hauptperson abspielt: Da ist ein Mann, der seine

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Tochter verloren hat, und er weiß, dass er sie nie wiederfinden wird. Die Frage ist, ob wir als Menschen den Schmerz überwinden können, indem wir im Geist die gerechte Gesellschaft erschaffen, nach der wir suchen. Denn der Geist ist in diesem Schmerz und dieser Trauer so fruchtbar, dass er ein alternatives Universum erschaffen kann. Es ging mir auch um das Gefühl des Verlusts von Männlichkeit. Der Mann ist Polizist, ein Repräsentant des Staates, ein Mann von Law and Order. Und er verliert sein Kind und kann es nicht wiederfinden. Was ich schaffen wollte, war ein Gefühl für das, was im Kopf dieses Mannes vor sich geht. Nicht nur im Bild, es geht auch um den Ton. Ich benutze den Ton sehr viel, denn ich glaube, dass psychisch kranke Menschen eine veränderte Subjektivität haben. Sie sehen und hören die gleichen Dinge, aber die Wahrnehmung ist anders. Wenn sie in einem Café sitzen, hören sie die gleichen Geräusche, aber sie bewegen sich in einem alternativen Raum. Das ist für mich Noir: die Dunkelheit des Geistes. Das wollte ich in diesem Film erschaffen. Das ist schon in den ersten Szenen zu spüren, wenn Joshi im Büro auf der Tischplatte schläft, und vom Chai-Wallah geweckt wird, aber nur seine Kollegen bekommen wirklich einen Tee. Ganz offensichtlich misstraut Joshi allen im Raum. Es gibt keinerlei Bezug zwischen ihm und seinen Kollegen, keine Freundschaft, nichts, und er bekommt nie seinen Tee. Genau. Aber um noch mal auf die Frage nach den Einflüssen zurückzukommen: Als ich den Film geschrieben hatte und darüber nachdachte, wie ich das materiell umsetzen konnte, habe ich mir viele Sachen noch einmal angesehen, die ich eigentlich schon kannte. Ich habe mir Dreyer

noch einmal angesehen, Fritz Langs M – EINE STADT SUCHT EINEN MÖRDER, THE THIRD MAN … Erst sollte Joshi einen Mann jagen, der verschwindet, wieder auftaucht und wieder verschwindet. Später kam für mich die Idee mit dem Schatten hinzu. Ich fand, dass das keine reale Person sein sollte. Ein Phantom … Es sollte nur ein dunkles Bild unserer Gesellschaft sein. Es ist gesichtslos. Wenn ich ihm ein Gesicht gegeben hätte, hätte das gesagt: So sehen also schlechte Menschen aus. Wenn man dem Bösen ein Gesicht gibt, liegt die ganze Aufmerksamkeit auf diesem Gesicht. Also war es für mich ein Schatten, wie in VAMPYR oder NOSFERATU, wo der Schatten unheimlicher ist als die Person, die den Schatten wirft. Denn ein Schatten kann seine Form verändern, kleiner oder größer werden. Einen Schatten kann man nicht dingfest machen, aber genau das tut Joshi. Wenn man eine Ungerechtigkeit erlebt, will man jemanden finden, der verantwortlich ist. Als Menschen haben wir ein immanentes Bedürfnis nach Gerechtigkeit. Wenn jemand uns dies antut, tun wir ihm das an, und dann hat man eine Art Abschluß (closure). Gerechtigkeit, das bedeutete einmal: Auge um Auge. Glauben Sie denn, dass es so etwas wie einen imaginären oder sogar psychotischen Abschluß geben kann? Ich spüre, dass Menschen, die extrem depressiv werden, nach einer Art von Abschluß in ihrem Geist suchen, und indem sie das tun, koppeln sie sich von unserer alltäglichen Subjektivität ab. Das war es, woran ich mich AUGUST 2015 D

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annähern wollte. Kann man es schaffen? Ich glaube, eventuell kann man das tatsächlich, der menschliche Geist kann das. Und indem man dahin geht, bewegt man sich in einen anderen Raum und ist für diese subjektive Welt verloren. Sobald Joshi sein Büro verlässt, betritt er immer neue, labyrinthische Welten. Er überquert immer wieder Schwellen, hinter denen sich neue Alpträume verbergen. Er versucht immer, die Situation zu verändern und seine Subjektivität verändert sich dabei. Ich benutze diese Idee eines endlosen Tunnels. Er fährt und fährt, ohne zu wissen wohin er fährt. Er fährt unter einer Brücke durch und die Zuggeräusche werden plötzlich zu etwas anderem, so wie das

sieht, die vollkommen verrückt aussehen. Es passiert nichts wirklich Schlimmes. Man leidet während des Traums aber es hat keine gesundheitlichen Folgen. Als ich klein war, habe ich massiv darunter gelitten. Sie haben alles Mögliche versucht, um mich zu heilen. Mit der Zeit habe ich gelernt, das zu kontrollieren. Manchmal habe ich sogar versucht, tiefer in den Zustand hinein zu gehen. Ich glaube, diese unzusammenhängende Erzählweise stammt von diesen Träumen, die ich früher hatte. Wenn man die ganzen Wendungen wegnimmt, ist das aber eigentlich eine sehr lineare Story: Joshi geht ins Büro, er geht zurück, seine Frau ist da, seine Tochter ist jetzt siebzehn, irgendwelche Leute halten diese Mädchen gefangen, es gibt da dieses Bordell hinter einem Tanz-Cabaret. Aber es geht darum, wie Joshi das alles sieht, und das macht den Film aus. Es ist eine heroische Geschichte, aber sie findet im Kopf einer Person statt. Ich habe das oft durchlebt. Denn in unserem Leben erleben wir viele Misserfolge und ich träume dann auch immer, dass ich dies oder jenes hätte tun sollen, dass ich so und so in diese Geschichte hereingeraten bin. Ich habe gelesen, dass Sie auch einen persönlichen Bezug zur Geschichte von SUNRISE haben. Sie haben als Kind einen Entführungsversuch erlebt?

Geräusch seiner Scheibenwischer zu seinem Herzschlag wird. Er geht ins Büro, macht seine Arbeit, aber im Moment in dem er das Büro verlässt … Jemand, der den Film gesehen hat, hat mir gesagt, dass er glaubt, Joshis Haus würde nicht existieren. Sobald er das Büro verlässt, geht er in seine Welt. Das Haus existiert nicht mehr, die Tochter ist weg, die Frau ist nicht mehr da, alles ist weg, es ist eine Ruine. Nur in seinem Kopf besucht er diesen Ort noch, es ist wie ein Spuk. So hat der Zuschauer das gesehen. Für mich ist es so, dass all diese Orte existieren oder existiert haben, aber an verschieden Stellen in seinem Kopf ihren Platz haben. Lesen Sie viel Borges? Nein. (lacht) Ich hatte gedacht, das würde passen, weil der Film so seltsam verschachtelt komponiert ist. Nein, aber seit ich ein Kind bin, leide ich nachts unter Schlafparalyse. Das ist eine sehr häufige Krankheit, viele Menschen leiden weltweit daran. Im Mittelalter nannte man es einen Sukkubus, eine Kreatur, die sich auf den Brustkorb setzt und einen lähmt. Denn im Prinzip ist es das, was in der Situation passiert: Du kannst nicht atmen, du fühlst dich gelähmt. Es ist ein halbwacher Traumzustand, in dem man unzusammenhängende Bilder D 10

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Dadurch bin ich überhaupt erst auf die Geschichte gekommen. Meine Partnerin war mit meiner Tochter schwanger und ich musste damit klar kommen, Vater zu werden. Währenddessen kamen eine ganze Reihe von Ängsten hoch. Ich erinnerte mich dann plötzlich an etwas, das ich vergessen, oder verdrängt, oder irgendwo in meinem Kopf verstaut hatte. Ich war sechs oder sieben Jahre alt und spielte mit meinen Freunden und dann kamen Männer, hoben mich hoch und wollten mich mitnehmen. Ich habe geschrien, und meine Freunde schrien ebenfalls, die Männer brüllten und zerrten, und ein paar Arbeiter oder Typen kamen von nebenan aus einem Gebäude gerannt und die Männer warfen mich auf den Boden und rannten weg. Ich habe erst später begriffen, was passiert war. Meine Freunde witzelten herum, wie Jungs das so machen: „Die hätten dich mitgenommen und dir die Hände gebrochen und du würdest vor einem Tempel betteln“. Als ich ein Kind in Indien war, gab es viele solche Leute, man sah diese behinderten Bettler, Menschen ohne Hände … Wie in SLUMDOG MILLIONAIRE … Ja, dort soll der Junge geblendet werden. Ich glaube, dieses Trauma blieb in meinem Kopf und es kam zurück, als ich Vater wurde. Ich fing ich an zu recherchieren und fand diese irrsinnigen Zahlen. Als ich anfing zu recherchieren hieß es, dass jedes Jahr 60.000 Kinder vermisst werden. Als der Film fertiggestellt wurde, gab es einen neuen Bericht, in dem von 100.000 Kindern die Rede ist. Das ist gewaltig. Ich habe auch viel darüber recherchiert, was in anderen Ländern passiert, in Thailand, in den USA, wo Migrantenkinder verschwinden. Es ist ein großes Problem. Ich wollte also einen Film darüber machen, aber keinen sozialem Realismus. Obwohl es in SUNRISE auch Elemente von sozialem Realismus gibt. Es gibt Hinweise auf Korruption und organisiertes Verbrechen, und die Geschichte der Mädchen ist realistischer als Joshis Geschichte. Weil ich diesen Kontrapunkt brauchte. Joshis Geschichte findet in seinem Kopf statt. Die Geschichte der Mädchen war vielleicht ein Traum,


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den Joshi von seiner Tochter hat. Aber er musste anders als die anderen Träume sein. Er sollte sich beinahe echt anfühlen, das ist tatsächlich eher sozialer Realismus. Aber was ich nicht wollte, ist in irgendeiner Weise zu predigen, wie diese social commentary Filme, die von der Sowjet-Ära inspiriert sind. Die Klassiker des indischen Parallel Cinema … In den siebziger und achtziger Jahren gab es viele Filme dieser Art in Indien, die von Propagandafilmen inspiriert waren, in denen ein Mann sich erhebt und die Welt verändert. Und am Ende liegen ihm alle zu Füßen, dem social hero. Sowas wollte ich nicht machen, ich wollte, dass der politische Kommentar hinter der psychologischen Erfahrung von Trauer, Schmerz und Kino zurücksteht. Ich wollte die Mittel des Kinos benutzen: Ton, Licht … Das Licht ist grandios. Ich finde es fantastisch, wie hier Räume und Stimmungen aus Licht geschaffen werden. Dafür ist natürlich auch mein Kameramann verantwortlich, aber ich habe früher als Art Director für Filme und Werbespots gearbeitet. Neulich hat mir jemand gesagt, man könne ein Einzelbild aus meinem Film nehmen und es sähe komponiert aus. Und natürlich ist es komponiert. Ich war ziemlich anstrengend für die anderen kreativen Mitarbeiter, den Art Director und den Kostümbildner, weil ich eine genaue Vorstellung davon hatte, wie alles aussehen sollte. Die Korridore … manche haben nicht gleich verstanden, was das bedeuten sollte. Es sollte tiefer und tiefer in die Dunkelheit gehen. Zuerst ist er in diesen Straßen, die zum Club Paradise führen, er rennt durch enge Gassen, er kommt zur Tür des Paradise, die Tür öffnet sich, er geht den roten Korridor hinunter, und er kommt in diesen engen Raum voller Leute und am Ende ist da diese hell erleuchtete Bühne. Hinter der Bühne ist dann tatsächlich noch ein Tunnel … Der Tunnel ist natürlich der Moment, in dem wirklich deutlich wird, dass es ab diesem Punkt definitiv keine realistische Erzählung mehr ist, sondern dass es tief in eine andere, psychische Welt geht. Genau. Ich habe mir auch die Frage gestellt, ob das noch glaubhaft ist. Kann man das glauben, dass er da einen Tunnel hinab klettert? Aber ich glaube es funktioniert, weil man versteht, dass es um etwas geht, das sich in seinem Kopf abspielt. Ich habe darüber nachgedacht, ob Joshi nicht von Anfang an tot ist, was ja ein typisches Motiv in Noir-Filmen ist. Deshalb gibt es die erste Szene mit dem Kind auf seinem Schoß. Jemand anderes hat gesagt: Ach so, er blickt aus dem Fenster und der ganze Film ist seine Angst, seine Vorstellung. Das ist auch eine interessante Idee.

Originaltitel: Arunoday D Indien 2014 D 85 min D R: Partho Sen-Gupta D B: Partho SenGupta D K: Jean-Marc Ferriere D S: Annick Raoul D M: Eryck Abecassis D D: Adil Hussain, Tannishtha Chatterjee, Gulnaaz Ansari, Komal Gupta, Esha Amlani D V: Rapid Eye Movies

SUNRISE

Halluzinatorischer Neo-Noir Kommissar Joshi schläft im Polizeirevier mit dem Kopf auf der Theke. Aus dem Monsunregen, der den ganzen Film über in Strömen fällt, kommt der Chai-Wallah, der Teejunge, und weckt den Kommissar. Tee, Sir? Aber Joshi wird nie Tee bekommen, so oft sich die Szene wiederholt. Immer werden nur seine dubiosen Kollegen bedient. Joshis kleine Tochter Amira ist entführt worden, seine Frau ist schwer traumatisiert und lebt nur in der Vergangenheit. Joshi jagt einen Schatten durch die Stadt, immer auf der Suche nach entführten Kindern und seiner Tochter. Partho Sen-Guptas Film SUNRISE hat weder mit Bollywood, noch mit der realistischen Tradition des indischen Parallel Cinema viel zu tun. Umso mehr erinnert die düstere Noir-Story, in der die gesamte Polizei korrupt erscheint, an die melancholischen Thriller von Jean-Pierre Melville, klassische Giallos von Mario Bava, an die verschachtelten Traumwelten in den Filmen von David Lynch – und an Stummfilme des deutschen Expressionismus. In starken Farben – blau, rot, grün – ausgeleuchtet stolpert Joshi durch die Räume der Nacht, der strömende Regen und der Takt der Scheibenwischer werden zum Rhythmus seiner Angst. Auf der anderen Seite gibt es die realistisch inszenierte Geschichte einer Gruppe entführter Mädchen, die in einem schäbigen Zimmer auf dem Boden schlafen und nachts in Bordelle geschickt werden. Alle Wege führen in der Nachtbar Paradise zusammen. SUNRISE ist ein surrealer Thriller, eine traumhafte Reise in eine Welt aus Angst, Versagen und Korruption, in dem das nächtliche Mumbai zu einem alptraumhaften Moloch wird. D Tom Dorow

Sein Kind zu verlieren ist die ultimative Angst von Eltern. Start am 20.08.2015

Ja, absolut. Als Vater ist das meine größte Angst, und aus dieser Angst ist der Film entstanden.

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D Das Interview führte Tom Dorow

TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE

6 year old Aruna didn’t come home from school 10 years ago. Her father, inspector Joshi, has been searching for her ever since. During the day he works in the dull Mumbai police office and at night he combs through bars trying to find his daughter.

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DER SOMMER MIT MAMÃ Klassen-Apartheit und Architektur

Prolog: Ein kleiner Junge mit Schwimmweste spielt am Pool, eine Frau leistet ihm Gesellschaft, steigt aber nicht mit ins Wasser. Während Fabinho planscht, ruft sie jemanden an. In wenigen Sätzen wird klar, dass sie ein Kind hat, das offensichtlich nicht bei ihr lebt und das sie nur selten zu Gesicht bekommt. Zugleich fragt der Kleine, wann denn seine Mutter heimkäme. Die Frau hat darauf keine Antwort. Die herzliche Umarmung, mit der sie ihn tröstet, ist in ihrer Heftigkeit zugleich ein Versuch, das eigene Vermissen zu überbrücken. Val ist als Haus- und Kindermädchen bei einer wohlhabenden Familie in São Paulo nicht nur angestellt, sie wohnt auch gleich mit im Haus, wie es viele Dienstbotinnen in Brasilien tun. Das hat den Effekt, dass sie für Fabinho zu einer zweiten Mutter wird (der englische Titel des Films lautet folgerichtig THE SECOND MOTHER), während sie sich von ihrer eigenen Tochter Jessica durch die jahrelange Trennung fast völlig entfremdet. Genau diese Tochter, inzwischen eine junge Frau, meldet sich plötzlich zum Besuch an, weil sie an der Universität eine Aufnahmeprüfung hat. So kommt es 12, 13 Jahre nach dem eingangs skizzenhaft geschilderten „Sommer ohne Mama“ nun zum „Sommer mit Mamã“. Jessicas selbstbewusste und unbefangene Art wirbelt schnell die eingefahrenen Rollenmuster im Haushalt durcheinander, da sie sich nicht wie eine Untergebene, sondern wie ein Gast oder ein weiteres Kind der Familie benimmt. Das kann Dona Bárbara, die Hausherrin, nicht gut ertragen, auch wenn sie versucht, sich nichts anmerken zu lassen. Ähnlich gestresst von diesem Verhalten ist allerdings auch Val, die konservativ den Status Quo gegen ihr gerade erst wiedergewonnenes Kind verteidigt. Dabei läuft Regina Casé (EU TU ELES/ICH DU SIE – Darlenes Männer, Un certain regard Cannes 2000) als Dienstmädchen Val zu darstellerischen D 12

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Höchstformen auf. Bis in die Fingerspitzen beherrscht sie ihre Ausdrucksmittel so souverän, dass Nuancen ihrer Stimmung an kleinsten Gesten ablesbar werden. Es bereitet großes Vergnügen, ihr dabei zuzusehen, wie sie energetisch arbeitet, wie sie Regelverletzungen schimpfend wie ein Rohrspatz bewertet, wie sie bedingungslos zu ihrem Ziehsohn hält, mal ihre Dienstherren ausspioniert und ihr Fräulein Tochter nachäfft, bald jedoch von einer Ohnmacht in die nächste fällt. DER SOMMER MIT MAMÃ erzählt behutsam, aber deutlich, wie sich in Brasilien immer noch alte koloniale Muster quer durch die Gesellschaft ziehen. Regisseurin Anna Muylaert arbeitet bei der Durchleuchtung der Verhältnisse mit sanften Kontrastmitteln. Eines davon ist die Figur der Jessica, ein weiteres die Wahl der Hauptdarstellerin, ein drittes die Architektur: Die Räume der Villa, in der sich DER SOMMER MIT MAMÃ zu großen Teilen abspielt, sind extrem beengend gefilmt. Obwohl Val als Haushälterin beim Putzen sicher bis in letzte Winkel vordringt, bekommen wir als Zuschauer kaum ein Zimmer in seiner Gänze präsentiert. Dinge geschehen hinter angelehnten Türen. Die Personen werden durch architektonische Rahmungen stillgestellt. Das Gefühl von Bewegungsfreiheit, von Bewegung und Freiheit wird uns erst geschenkt, wenn wir in einer Totalen auf die Sichtbetonrampen der Fakultät für Architektur und Urbanismus schauen, wie sie von Jessica, Fabinho und seinem Vater erschritten werden. Im Interview äußert Anna Muylaert, dass diese Einstellung im Universitätsgebäude von Batista Vilanova Artigas ihr liebstes Bild im Film sei. Es symbolisiere die Bewusstheit und klare Schönheit von Bildung. Während in Brasilien das Thema Architektur diskursiv fest in der Hand von Linken und Kommunisten sei, die mit ihren Bauten versuchen, andere Formen des Zusammenlebens vorzudenken – Muylaert nennt


INDIEFEATURE Paulo Archias Mendes da Rocha und Lina Bo Bardi – , setze sich in der Alltagsarchitektur wie ein Fluch das Schema der Kolonialzeit bis heute fort. Muylaert bezieht sich dabei auf Gilberto Freyre, der 1933 die typischen brasilianischen Wohnformen der „Casa-Grande“, der Residenz der Sklavenbesitzer, und der „Senzala“, der Sklavenquartiere, beschrieb. Selbst in Etagenwohnungen sei auch jetzt noch ein winziges Kämmerchen für das Dienstmädchen vorgesehen. Dieses Missverhältnis der Raumverteilung wird im Film beiläufig anschaulich gemacht, wenn Jessica einen Grundriss der Villa betrachtet und ihrer Mutter erklärt, welches Zimmer darauf, klein und marginalisiert, das ihre ist. Dass Jessica den festen Vorsatz hat, Architektur zu studieren, wäre vor wenigen Jahren für ein Mädchen ihres Hintergrunds nicht denkbar gewesen. Die Regisseurin erzählt, dass sie zu Beginn des Drehbuchschreibens in den Neunzigern nur die Wahl hatte zwischen einem realistisch-depressiven Ende, bei dem das junge Mädchen in die Fußstapfen ihrer Mutter tritt, oder einem Happy End etwa durch den unwahrscheinlichen Durchbruch als Sängerin oder die Heirat mit dem reichen Familienvater. Dank der lebenslangen Anstrengungen des ehemaligen Präsidenten Lula da Silva habe sich das Selbstbild der Unterschicht jedoch sehr gewandelt. Er war der erste, der aus dem Bereich der „Küche“, den Quartieren der Dienstboten kommend den Schritt ins mächtigste Amt des Landes geschafft hatte. Auch wenn die meisten Probleme ungelöst blieben, gäbe es bei den Benachteiligten nun immerhin ein Gefühl der Berechtigung, als Bürger und Bürgerinnen aufzutreten und Forderungen zu stellen. Das manifestiert sich in Vals Tochter, die gar kein Rebell sein will, wenn sie selbstverständlich von Fabinhos Lieblingseis nimmt oder mit ihm und seinen Freunden im Pool tobt. Sie lebt eine Normalität der Gleichstellung, von der die älteren Generationen noch meilenweit entfernt sind. Deren Entsetzen angesichts solch herausgenommener Freiheiten lässt sie auf ein westeuropäisches Publikum ein wenig absurd wirken. Muylaert bestätigt jedoch, dass diese Klassen-Apartheid in Brasilien tief verwurzelt ist. Eine andere Auswirkung der Kolonialzeit sieht die Regisseurin in der weit verbreiteten Geringschätzung manueller, besonders schmutziger Arbeit, die in der Konsequenz dazu führt, dass sogar nicht besonders reiche Familien der Mittelschicht ihren Nachwuchs von Nannies aufziehen lassen, anstatt selbst mal Windeln zu wechseln. Schon 1936 konstatierte Sérgio Buarque de Holanda in seinem Werk „Wurzeln Brasiliens“, dass es eine nationale Wertvorstellung sei, möglichst nichts zu tun („O ócio importa mais que o negócio.“ – „Müßiggang ist wichtiger als das Geschäft.“). Als Anna Muylaert einen Sohn bekam und feststellte, dass sie sich gerne selbst um ihn kümmern wollte, schlug ihr von allen Seiten Unverständnis entgegen. Ob sie keine Selbstachtung hätte, sie sei schließlich Regisseurin, wie könne sie sich dazu herablassen, für ihre Kinder zu kochen. Auch sei es doch total langweilig, sich mit dem Alltag der Kinderbetreuung abzugeben. Muylaert hat trotzdem nie eine Nanny beschäftigt – ein Hausmädchen hatte sie allerdings schon. Anders seien Job und Kinder nicht zu managen gewesen, besonders nachdem ihr Mann sie verlassen hat. Kindererziehung ist in Brasilien komplett Frauensache, Männer bringen sich besonders nach Scheidungen in keiner Weise ein. „Frauenarbeit“ wird so nachhaltig abgewertet, dass sie von den privilegierteren Frauen, die anerkannten Aufgaben nachgehen wollen, regelmäßig abgewälzt wird auf die benachteiligten Frauen, die wiederum selbst oft lieber Geld damit verdienen, Haus und Kinder der Mittelschicht zu versorgen und sich so einen gewissen Wohlstand zu erarbeiten als in völliger Armut bei ihren eigenen Kindern zu bleiben. Leidtragende dieses

Originaltitel: Que Horas Ela Volta? D Brasilien 2015 D 111 min D R: Anna Muylaert D B: Anna Muylaert D K: Bárbara Álvarez D S: Karen Harley D M: Fabio Trummer, Victor Araújo D D: Michel Joelsas, Helena Albergaria, Regina Casé, Camila Márdila, Karine Teles, Lourenço Mutarelli D V: Pandora Filmverleih

Systems, das Mutterschaft nicht als Wert betrachtet, sind die Kinder, die nicht selten an der Sehnsucht nach ihren Eltern zerbrechen. Der brasilianische Originaltitel des Films fragt deswegen aus ihrer Sicht „Wann kommt sie [Mama] wieder („Que Horas Ela Volta“)? Hauptdarstellerin Regina Casé war übrigens strikt gegen das Filmende, das vorsah, dass Val sich von ihrer langjährigen Dienstfamilie verabschieden, zukünftig in eigener Wohnung leben und nur Tagesputzjobs annehmen würde. Wolle Anna etwa, dass alle Hausmädchen ihre Stellungen verließen?? Casé beschäftigt selbst drei Dienstbotinnen und war schon damit konfrontiert, dass ausgerechnet ihre Lieblingskraft gehen und als Masseuse arbeiten wollte. Dem hat sie unter anderem mit dem Kauf eines Apartments für diese Frau entgegengewirkt, die zwar nun außerhalb der herrschaftlichen Villa lebt, aber weiterhin für die Schauspielerin arbeitet. Dass eine so populäre Persönlichkeit des öffentlichen Lebens überhaupt ein Kindermädchen spielt – Regina Casé hostet seit Jahren äußerst erfolgreich TV-Sendungen und ist in Brasilien ähnlich etabliert wie Oprah Winfrey in den USA –, ist erstaunlich genug. Anna Muylaert hat mit ihrem Film nicht vor, eine fixe Lösung zu proklamieren. Eine Diskussion in Gang setzen möchte sie allerdings definitiv. „Es ist wie bei der Reise nach Jerusalem. Irgendwie sitzen alle auf den falschen Stühlen oder bekommen gar keinen ab. Das musikalische Motiv des Films ist es, jeden auf seinen richtigen Platz zu bringen.“ Ob persönlich passende Platzierungen auch gesamtgesellschaftlich stimmig werden, bleibt zu beobachten. Im SOMMER MIT MAMÃ geraten die Dinge zumindest in Bewegung, und die Art, in der sie das tun, hat dem Film bei der Berlinale 2015 den Publikumspreis eingebracht. D Anna Stemmler

Start am 20.08.2015 ¢ b-ware!ladenkino ab September DF ¢ Acud Kino OMU ¢ Eva Lichtspiele ab 3.9. DF ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino, am 5.8. um 20 Uhr tip jour fixe Preview

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Val has been a live-in maid, cook and nanny for a rich Brazilian family for more than 20 years. She hasn´t seen her daughter Jessica for years. When self-confident Jessica comes to São Paulo, the strict class regiment in which Val lives gets shaken up.

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INDIEFEATURE

DIE GETÄUSCHTE FRAU Alptraumwandlerisch

„Jeder will immer irgendwo anders sein“, sagt der junge Mann, den Nina als Anhalter mitgenommen hat, und der nun versucht, die wortkarge, seltsam distanzierte Frau in ein Gespräch zu verwickeln. Zu einer zwanglosen Unterhaltung, einem Austausch, oder gar einem Kennenlernen kommt es aber nicht, und so bliebt diese kurze Begegnung eine von vielen folgenlosen auf Ninas Weg. Was nachhallt ist die Aussage des Mannes, denn Nina will scheinbar auch immer irgendwo anders sein, weiterreisen, wegfahren, und strandet dabei doch immer wieder in neuen Niemandsländern. Zuvor sah man die Frau selbst trampen, in Lkws einsteigen, trinken, kotzen und verzweifeln. Ihr Leben in vernebelten Transiträumen, in den merkwürdig ephemeren Welten von Autobahnraststätten, deren Bars, Restaurants und Hotels, begleiten wir mit einer seltsamen Faszination für die ungeklärte und unerzählte Geschichte einer offenbar Verwundeten. „Things aren’t going my way“ brüllt Nina dann irgendwann zusammen mit dem Sänger einer Kneipe, deren Bühne sie im Rausch betritt. Weshalb es für die Frau nicht gut läuft, wird uns aber nur häppchenweise, manchmal magisch verfremdet oder kunstvoll elliptisch mitgeteilt. ZURICH, so der passende Originaltitel zum unpassenden deutschen Verleihtitel DIE GETÄUSCHTE FRAU, beginnt mit dem zweiten Teil („Hund“) und widmet sich nach 50 Minuten in einem ersten Teil („Boris“) der Vorgeschichte. D 14

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Vieles bleibt dennoch bis zum Ende offen in Sacha Pollaks zweitem Langfilm nach HEMEL, in dem die niederländische Regisseurin bereits meisterhaft mit Leerstellen und Fragezeichen die Geschichte einer jungen Frau im Umbruch erzählte. ZURICH beginnt mit einem von Chorgesang unterlegten Prolog, in dem wir Nina bei ihrem an einer Landstraße entgleisten Auto stehend sehen. Vor ihr ein Gepard, der sie beobachtet, anfaucht, dann ein Schnitt. Das irrational wirkende Verhalten seiner Hauptperson spiegelt sich bei Pollack in der anfänglichen Desorientierung in Zeit und Raum und der Wahl von Orten des Fernverkehrs als Schauplätzen des persönlichen Dramas. Wende Snijders, die diese Nina mit Haut und Haar verkörpert, und auf deren Präsenz sich der Film bis zum letzten Moment verlassen kann, ist als Hauptdarstellerin eine überraschende Offenbarung. Überraschend deshalb, weil man sie bis dato noch nie in einer Hauptrolle gesehen hatte, sondern sie vielmehr als schillernde Pop- und Chansonsängerin kannte, die mal blond, mal brünett, aber doch immer irgendwie glamourös von Promo-Bildern in die Kamera guckte. Hier schlüpft sie nun ungeschminkt, dabei fast unkenntlich und im Spiel vollkommen uneitel in die Rolle einer Frau, die sich im ständigen Halbdunkel durch eine Parallelwelt treiben lässt, um irgendwann alptraumwandlerisch ins kalte Wasser zu tauchen, wo sie einen Teil ihrer Vergangenheit erblickt. In Snijders’s Gesicht spiegelt


Micaela Ramazzotti

Originaltitel: Zurich D Deutschland/Niederlande/Belgien 2015 D 84 min D R: Sacha Polak D B: Helena van der Meulen D K: Frank van den Eeden D S: Axel Skovdal Roelofs D D: Barry Atsma, Sasha Alexander, Walera Kanischtscheff, Sascha Alexander Geršak, Tristan Göbel, Eva Duijvestein, Wende Snijders D V: Zorro Filmverleih

sich dabei von Ende bis Anfang der ewige Kampf zwischen dem Willen weiterzuleben und der Unmöglichkeit vergessen zu können. Wenn wir im zweiten Teil des Filmes von ihrer Familie erfahren, rollt sich ihre Flucht in die Lebensräume der Fernfahrer noch einmal ganz neu auf.

Martina Gedeck

Kim Rossi Stuart

Anni Felici

Filmfest München Wettbewerb

Barfuß durchs Leben

ZURICH ist mit seiner rastlosen Kamera, seiner sprunghaften Montage und seinen oft trostlosen Settings sicherlich kein Film, der es seinem Publikum einfach machen will, aber gerade deswegen ist er so unglaublich stark. Anstatt den Versuch zu unternehmen, die Tragödie einer Frau restlos zu ergründen, nimmt uns Sacha Pollak mehr als einmal den Halt unter den Füßen. Nach 84 Minuten wird klar was es bedeutet, immer irgendwo anders sein zu wollen, aber auch, dass dieses „irgendwo anders“ vielleicht gar keinen Ort hat. D Toby Ashraf

Start am 30.07.2015 ¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ¢ filmkunst66 DF ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU DF

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Deliberately elliptical and at times disorientating ZURICH is the portrait of a deeply wounded woman seeking solace in the anonymity of motorways and service stations.

AB 27. AUGUST IM KINO


INDIEKRITIKEN USA 2015 D 127 min D R: Asif Kapadia D S: Chris King D M: Antonio Pinto D D: Amy Winehouse, Chip Somers, Lauren Gilbert D V: Prokino Filmverleih

AMY

Originaltitel: Learning to Drive D USA 2014 D 105 min D R: Isabel Coixet D B: Sarah Kernochan D K: Manel Ruiz D S: Thelma Schoonmaker, Keith Reamer D M: Dhani Harrison, Paul Hicks D D: Patricia Clarkson, Ben Kingsley, Jake Weber, Sarita Choudhury, Grace Gummer D V: Alamode Filmverleih/Koch Media

LEARNING TO DRIVE – FAHRSTUNDEN FÜRS LEBEN

Stationen einer Tragödie

Philosophisches Einparken mit Ben Kingsley Die rasante Karriere von Army Winehouse und ihr viel zu früher Drogentod mit 27 Jahren sind noch frisch im öffentlichen Gedächtnis. Asif Kapadia (SENNA) versucht mit AMY nun, den bekannten Bildern ein anderes, vielschichtigeres und – wie der Titel, der nur den Vornamen nennt, nahelegt – privateres Bild entgegenzusetzen. Für seinen Dokumentarfilm hat er bei Freunden, Bekannten und Kollegen von Winehouse eine beeindruckende Fülle von Material gesammelt. Die Bilder zeigen Amy ganz am Anfang ihrer Karriere: als Teenager, wie sie ein Geburtstagslied auf einer Party singt, wie sie auf Tour im Auto rumalbert. In diesen Szenen ist Amy eine direkte junge Frau, die Spaß am Singen hat, die nicht an eine Karriere glaubt und auch gar keine will und die schon mal anfängt, sich demonstrativ an den Zähnen rumzupulen, wenn die Frage einer Journalistin sie langweilt. AMY verfolgt schmerzhaft detailgenau wie aus dieser Frau das ausgemergelte Paparazzi-Opfer wurde, als das Winehouse zum Schluss durch die Presse ging. Kapadia versucht, die neuralgischen Punkte aufzuspüren, an der die Tragödie hätte vermieden werden können. Etwa, als ihre Freunde sie auf Entziehungskur schicken wollten, der Vater abwiegelte, und Amy „Rehab“ schrieb, den Song, der sie weltberühmt machen sollte. Oder als der Freund aus der Hölle, Blake Fielder-Civil, der später mit den harten Drogen anfangen sollte, sich trennte und „Back to Black“ entstand. Zu den Aufnahmen erzählen Freunde und Weggefährten aus dem Off. Noch heute hört man ihnen die Hilflosigkeit und Verzweiflung an. Am berührendsten ist AMY allerdings dann, wenn der Film Amy Winehouse selbst erzählen lässt: in ihren Songmanuskripten, die mit den großen kringeligen Buchstaben aussehen, wie das Tagebuch einer Schülerin, und natürlich in ihren Songs, zu denen Kapadia immer die mal witzigen, mal herzzerreißenden Texte einblendet D Hendrike Bake

Start am 16.7.2015 ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ City Kino Wedding OMU ¢ Eva Lichtspiele OMU ¢ Filmrauschpalas OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Sputnik Kino OMU ¢ Xenon Kino OMU

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D AUGUST 2015

The fast-paced career of Amy Winehouse and her untimely death at 27 due to alcohol poisoning are still fresh in our collective memory. Asif Kapadia attempts to showcase a more intimate side of a well-documented woman beloved by the tabloids.

Nach über zwanzig Ehejahren wird Wendy (Patricia Clarkson) von ihrem Mann Ted (Jake Weber) für eine andere Frau verlassen. Bis hierhin führte sie das scheinbar perfekt-emanzipierte Leben der modernen Frau: Familie, eine Tochter auf dem College, ein großes Haus in Manhattan und eine Karriere als Literaturkritikerin, mit der sie erfolgreicher war als ihr Mann. Und doch fällt ihr Selbstbild nach der Scheidung wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Um dagegen anzukämpfen, beschließt sie, endlich Auto fahren zu lernen. Der Führerschein steht symbolisch für das Quäntchen Unabhängigkeit, das während ihrer Ehe zur vollständigen Selbstbestimmtheit gefehlt hat. Anstatt Therapie gibt es Fahrstunden. Denn die Ratschläge ihres Fahrlehrers erweisen sich nicht nur als Achtsamkeitsübungen mit entspannender Wirkung, sondern geradezu als philosophische Lebensweisheiten. Letztendlich hat sie damit jedoch ihren Ehemann nur durch einen anderen Mann ersetzt, der ihr sagt, wo es lang geht. Isabel Coixets Film basiert auf dem gleichnamigen Essay der US-amerikanischen Feministin Katha Pollit, den The New Yorker im Juli 2002 abdruckte. War der Fahrlehrer hier noch philippinischer Abstammung, ist er im Film der Inder Darwan (Ben Kingsley). Bei den Fahrstunden trifft der tief-religiös verwurzelte Lebensstil des gläubigen Sikh mit Turban und markantem Bart auf die Mondänität der New Yorkerin Wendy. Außerdem prallen zwei absolut entgegengesetzte Vorstellungen von Ehe aufeinander. Die Liebesheirat der New Yorkerin ist gescheitert, die arrangierte indische Verbindung droht an der nicht vorhandenen Zuneigung zu zerbrechen. Zwar verkneift sich die Regisseurin hinter einem für romantische Komödien obligatorischen Happy End eine direkte Meinung zum „besseren“ Lebensentwurf, trotzdem plädiert LEARNING TO DRIVE für mehr Spiritualität in unserer modernen Gesellschaft. D Nina Linkel

Start am 6.8.2015 + ¢ b-ware!ladenkino ab Ende August DF ¢ Eva Lichtspiele ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Union Filmtheater DF DF

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When the literary critic and mother to a grown up daughter Wendy (Patricia Clarkson) finds herself suddenly single after twenty years of some marriage, she decides to finally take driving lessons. Her teacher is the deeply religious Sikh Darwan (Ben Kingsley).

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Originaltitel: She’s Funny That Way D USA 2014 D 93 min D R: Peter Bogdanovich D B: Peter Bogdanovich, Louise Stratten D K: Yaron Orbach D D: Rhys Ifans, Owen Wilson, Jennifer Aniston, Cybill Shepherd, Will Forte, Kathryn Hahn, Imogen Poots, Quentin Tarantino, Joanna Lumley D V: Wild Bunch Germany

BROADWAY THERAPY Sich ausdehnendes Beziehungswirrwar

BROADWAY THERAPY beginnt mit Izzy (Imogen Poots) – einem Callgirl, das sich selbst aber eher als Muse versteht. Auf magische Weise berührt die schöne Blondine die Leben ihrer Klienten, wird diese deshalb aber nicht mehr los. Einer setzt einen Privatdetektiv auf sie an und ein anderer, Arnold Albertson (Owen Wilson), schenkt ihr mal eben 30.000 Dollar für einen Neuanfang. Denn Izzy will Schauspielerin werden. Natürlich am Broadway. Nur hier finden sich schließlich jene skurrilen Charaktere, die Regisseur Peter Bogdanovich (THE LAST PICTURE SHOW, PAPER MOON) für seinen neuen Film benötigt. BROADWAY THERAPY ist eine klassische Screwball-Komödie, eine mit mäandernden Storylines und jeder Menge Slapstik-Einlagen. Eine, die schrill ist, aber nicht blöd. Bogdanovich findet nämlich, dafür ließ er sich immerhin sieben Jahre Zeit, genau das richtige Maß an Skurrilität. Und das, obwohl er hinter jeden Punkt des Genres gewissenhaft ein Häkchen setzt. Hinter „Zufall“ zum Beispiel. Denn selbstverständlich trifft Izzy erneut auf Arnold Albertson, ihren gönnerhaften Freier und auf dessen Ehefrau. Er ist der Regisseur und sie die Hauptdarstellerin in Izzys erstem Broadway-Stück. Ein großes Geheimnis (noch ein Häkchen) steht also im Raum und Bogdanovic muss seine Izzy geschickt durch das sich ausdehnende Beziehungswirrwarr manövrieren. Mal versteckt er sie ihm Bad eines Hotelzimmers vor der Ehefrau. Mal schubst er sie aus dem Fenster eines Restaurants, um einem Ex-Freier zu entkommen. Es ist eine Farce – aber eine gelungene. Eine die nicht nervt! Nicht einmal, wenn der Privatdetektiv mit falschem Schnauzer durch die Theaterkulissen schleicht. Denn es gibt ja noch Jennifer Aniston. Sie spielt zwar nicht mehr das Callgirl, glänzt dafür aber in der Rolle einer unorthodoxen, Ohrfeigen verteilenden Psychologin. Und die braucht es in dieser rasanten Broadway Therapie ganz ganz dringend. D Christine Stöckl

Start am 20.8.2015 + ¢ b-ware!ladenkino ab September DF ¢ Eva Lichtspiele ¢ Hackesche Höfe Kino OMU DF

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In Peter Bogdonvich’s new screwball comedy Izzy (Imogen Poots), a callgirl and wannabe actress, disrupts the complex web of her relationships surrounding the famous director and former client of Albert Albertson (Owen Wilson).

Lilien im Winter nach Giacomo Puccinis Oper „La Bohème“

La Bohème am Kap

Ab 27. August im Kino www.arsenalfilm.de


INDIEKRITIKEN Großbritannien/Neuseeland 2015 D 84 min D R: John Maclean D B: John Maclean D K: Robbie Ryan D S: Roland Gallois, Jon Gregory D M: Jed Kurzel D D: Michael Fassbender, Kodi Smit-McPhee, Ben Mendelsohn, Rory McCann, Brooke Williams D V: Prokino Filmverleih

SLOW WEST

Schweiz 2014 D 96 min D R: Matthias von Gunten D B: Matthias von Gunten D K: Pierre Mennel D S: Claudio Cea, Caterina Mona D M: Marcel Vaid D D: Rasmus Avike, Lars Jeremiassen, Patrick Malaki, Takuao Malaki, Vevea Tepou D V: Barnsteiner Filmverleih

THULETUVALU

Post-Spätwestern

Erderwärmung ante portas

Im klassischen Western war der amerikanische Westen offen – eine noch nicht gesicherte Ordnung, beherrscht von Gewalt, die noch nicht in staatliche Form gebracht war. Der Spätwestern, der die Unterseite der Konsolidierung des Westens ins Bild rückte und den mythologischen Selbstentwurf der amerikanischen Gesellschaft im klassischen Western reflexiv wendete, ist auch schon wieder ein halbes Jahrhundert alt. Wo dann heute ansetzen? In John McLeans Post-Spätwestern SLOW WEST bricht ein junger Auswanderer aus Schottland auf, von wo aus es auch den Regisseur selbst nach Westen zog. Was Jay (Kodi Smit-McPhee) im Westen sucht, ist aber keine unvermittelte Idee von Freiheit, sondern eine junge Liebe, an deren Flucht er sich schuldig wähnt. In properer Kleidung, wohlausgerüstet und den ledergebundenen Leitfaden für den Auswanderer wie eine Bibel konsultierend, gerät Jay bald in eine Kalamität, die sicher nicht die letzte bleiben wird. Aus dieser ersten misslichen Lage befreit ihn der Kopfgeldjäger Silas (Michael Fassbender) und nach einer weiteren tauscht der Junge bei dem Älteren seine letzten Geldreserven gegen das Versprechen sicheren Geleits zum Ziel seiner Reise und seines Begehrens. Die titelgebende Langsamkeit von McLeans Film sollte nicht den Eindruck aufkommen lassen, hier ginge es nicht vehement zur Sache. MacLean legt seine Erzählung konsequent zwischen zutiefst komischer Groteske und existentialistischem Drama an. Der unbedarfte Liebesleidende und der abgebrühte Kopfgeldjäger bilden dabei kein schlichtes Gegensatzpaar aus Naivität und Zynismus. Die Klugheit des Films liegt darin, dass zwischen beiden immer wieder eine Ambivalenz aufscheint, in der der romantische Einsatz für eine Idee und das karge Kalkül von Überlebenschancen aufeinander verweisen. Eine Ambivalenz, die dann im Fanal eines furiosen Finales endgültig in Flammen aufgehen wird. D Sebastian Markt

Thule liegt hoch im Norden Grönlands, Tuvalu ist ein kleiner Inselstaat in der Nähe des Äquators. Dass die Namen dieser beiden weit voneinander entfernten Orte im Titel direkt hintereinander stehen, fasst die Thematik des Dokumentarfilms von Regisseur Matthias von Gunten prägnant zusammen. Die Jäger aus Thule und die Insulaner aus Tuvalu spüren die Folgen der Erderwärmung nämlich unter jeweils umgekehrten Vorzeichen und stehen somit am Anfang und am Ende einer globalen Ereigniskette: In Thule schmilzt das Packeis immer früher im Jahr und erschwert den Inuit, die sich ganzjährig von der Jagd ernähren, das tägliche Überleben. In Tuvalu hingegen fürchten die Einwohner, dass der ansteigende Meeresspiegel ihr Inselatoll im Pazifik versinken lässt. Die Spuren der Klimaveränderung treten entlang der tuvalesischen Küste bereits deutlich zu Tage. Die Bäume gehen reihenweise am Salzwasser zu Grunde, das immer weiter ins Landesinnere vordringt und auch das Grundwasser kontaminiert. Die simple, aber zündende Grundidee von THULETUVALU ist es nun, allein die Bewohner beider Orte zu Wort kommen zu lassen. Anstelle von Klimaforschern oder Politikern gewähren also die Menschen vor Ort Einblicke in den spürbaren Klimawandel vor ihrer Haustür. Die Jäger in Grönland erreichen mit ihren Hundeschlitten ein immer kleineres Areal und blicken pessimistisch in die Zukunft. Dass auch sein Sohn noch von der Jagd auf Narwale und andere Tiere leben kann, schließt einer der interviewten Jäger kategorisch aus. Die Tuvalesen flüchten sich indes in ihre Traditionen oder wandern nach Neuseeland aus, wenn sie es sich leisten können. Wissenschaftliche Erkenntnisse und Theorien über die globalen Zusammenhänge des Klimawandels bleiben bei dieser Herangehensweise außen vor, was THULETUVALU bietet, ist ein Einblick in den ganz normalen Alltag der vom Klimawandel Betroffenen. D Christian Horn

Start am 13.8.2015 Start am 30.7.2015 ¢ b-ware!ladenkino DF + OMU ab ca. 20.8. ¢ Eva Lichtspiele DF ¢ Hackesche Höfe Kino OMU

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In this postmodern western Jay (Kodi Smit-McPhee), a young Scottish emigrant, travels to the West to find his girl. He pays a ruthless bounty hunter (Michael Fassbender) to protect him.

¢ b-ware!ladenkino ¢ City Kino Wedding OMU ¢ filmkunst66 OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU OMU

THULETUVALU portrays the effects of climate change on communities at both ends of the globe: the Inuit in Greenlandic Thule and the inhabitants of the pacific atoll Tuvalu.

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Deutschland 2014 D 94 min D R: Kerstin Ahlrichs D B: Karen Duve D K: Sonja Rom D S: Florentine Bruck D M: Florian Tessloff, Michael van Dyke D D: Antoine Monot jr., Peter Dinklage, Robert Stadlober, Tobias Schenke, Stipe Erceg, Armin Rohde, Leslie Malton, Rosalie Thomass, Özgür Karadeniz D V: farbfilm Verleih

TAXI – NACH DEM ROMAN VON KAREN DUVE Die Unverbindlichkeit der 80er

Es dauerte einige Zeit, bis Autorin Karen Duve ihre eigenen Erlebnisse als Taxifahrerin im Hamburg der achtziger Jahre veröffentlichen konnte. Dabei hatte sie schon damals regelmäßig Tagebuch geschrieben, doch erst zwei Jahrzehnte später mit dem Roman TAXI den richtigen Rahmen und wohl auch den nötigen Abstand für diese lakonisch-humorvolle Geschichte gefunden. Für die Verfilmung ihres Bestsellers durch Regisseurin Kerstin Ahlrichs hat sich Duve erneut mit ihren Erlebnissen auseinandergesetzt und selbst die Drehbuch-Adaption übernommen. Das ist der Grund, warum der Film die Stimmung und Atmosphäre, vor allem aber die Sprache und den Sound ihres Werkes wunderbar zu übersetzen weiß – in die cool-überhebliche Unverbindlichkeit der achtziger Jahre und in die kühl-schnodderige Art der Hauptfigur Alex (toll: Rosalie Thomass), die ihre langweilige Ausbildung zur Versicherungskauffrau abbricht, um Nachtschichten auf den Straßen der Elbstadt zu fahren. Filmisch dezent inszeniert, sind es vor allem die kuriosen Charaktere, die TAXI prägen – Fahrgäste, Kollegen, Nachtgestalten – alle irgendwie gescheitert und einsam, trotz ihrer Borniertheit irgendwie liebenswert. Dazu kommt eine außerordentlich-prominente Besetzung der Nebenfiguren und Gäste, mit Darstellern wie Stipe Erceg, Robert Stadlober, Antoine Monot Jr., Tobias Schenke und Armin Rohde. Durch den Coup, den GAME OF THRONES-Star Peter Dinklage als Barkeeper Marc zu besetzen, gewinnt die Story und Verfilmung zudem eine weitere Dimension. Der heimliche Geliebte von Alex versucht mit allen Mitteln, ihr endlich eine kleine Verbindlichkeit abzuringen, bevor sich ihre Sehnsucht nach kompromissloser Unabhängigkeit in komplette Isolation verwandelt. Ob er es am Ende schaffen wird? Abwarten, und lieber erstmal noch eine rauchen … D Jens Mayer

Start am 20.8.2015 ¢ Bundesplatz Kino ¢ Eva Lichtspiele

A young woman breaks off her training as an insurance salesperson and begins working as a taxi driver in Hamburg. An adaptation of the autobiographical novel TAXI by Karen Duve.

Ab 27. August im Kino WWW.MINDJAZZ-PICTURES.DE

WWW.MINDJAZZ-PICTURES.DE FACEBOOK.COM/LECHAIMFILM

A RAQUEL AND ARYEH RUBIN FOUNDATION

„Ein herausragender Film“ Die Zeit

„Voller Widerspruchsgeist und Witz“

„Grandiose Filmsatire“ FAZ

Süddeutsche Zeitung

„Selbstironisch und leicht“ taz

EIN FILM VON

JAFAR PANAHI

Ab 23. Juli im Kino www.taxi.weltkino.de

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/Taxi.DerFilm


INDIEKRITIKEN Originaltitel: True Story D USA 2015 D 99 min D R: Rupert Goold D B: Rupert Goold D K: Masanobu Takayanagi D S: Nicolas De Toth D M: Marco Beltrami D D: James Franco, Gretchen Mol, Jonah Hill, Felicity Jones, Ethan Suplee D V: Twentieth Century Fox

TRUE STORY – SPIEL UM MACHT

Deutschland/Rumänien 2014 D 86 min D R: Andrei Schwartz D B: Andrei Schwartz D K: Susanne Schüle D S: Rune Schweitzer, Severin Renke D V: W-Film

HIMMELVERBOT Der Mörder und der Journalist

Der Journalist und der Mörder

Der Journalist Michael Finkel (Jonah Hill) hat eine Story fabriziert oder zumindest geschönt. Um mehr Aufmerksamkeit für seine Reportage über moderne Sklavenarbeit in den USA zu bekommen, hat er die Schicksale seiner Protagonisten einfach in einer Person zusammengeführt. Alles ist tatsächlich passiert. Nichts ist genau so passiert. Finkel wird gefeuert und ist ab nun verbrannt, nicht einmal mehr Sportreportagen nimmt man ihm ab. Da bietet sich ihm eine einmalige Gelegenheit: Christian Longo (James Franco), des Mordes an seinen drei Kindern und seiner Frau verdächtig, wird verhaftet. Er war unter falschem Namen untergetaucht. Sein Alias: Michael Finkel. Finkel nimmt Kontakt auf und bekommt von Longo die Exklusivrechte an der Story. Die Männer beginnen sich zu treffen, und der von James Franco zugleich als aalglatt – keine Tränen, keine Wut, keine heftigen Gefühlsregungen – und charmant gespielte Longo beginnt zu erzählen. Er redet und redet. Er produziert Story ohne Ende – aber welche Elemente der Story sind wahr? In TRUE STORY dreht sich alles um die Macht von guten Geschichten. Finkel wollte sie verwenden, um ausgebeuteten Plantagenarbeitern zu helfen und nun soll ihm ein Buch über einen Killer finanziell den Hals retten, Longo braucht eine gute Geschichte, um die Geschworenen von seiner Unschuld zu überzeugen. Schon der Titel formuliert eine Frage und einen Widerspruch: entweder etwas ist wahr oder etwas ist eine Geschichte. Im Prinzip verhandelt TRUE STORY, der selbst auf einer „wahren Geschichte“ basiert, spannende Themen, aber Rupert Goold, der bisher als Theaterregisseur gearbeitet hat, schafft es nicht, aus dem kühl inszenierten Katz-und-Maus-Spiel eine existentielle und packende Angelegenheit zu machen. TRUE STORY ist kein zweiter CAPOTE, macht aber neugierig auf die wahre Geschichte hinter dem Film.

Irgendwie sind sie Freunde geworden, der in Rumänien geborene Regisseur Andrei Schwartz und der wegen Mordes an einer Staatsanwältin zu lebenslanger Haft verurteilte Gavril. Die beiden lernen sich bei Dreharbeiten im rumänischen Hochsicherheitsgefängnis Rahova kennen, und als der noch unter dem Ceaușescu-Regime bestrafte Gavril nach 20 Jahren auf Bewährung frei kommt und versucht, sich in einer Gesellschaft zu integrieren, die nun eine gänzlich andere ist, begleitet ihn der in Hamburg lebende Filmemacher neugierig und emphatisch. Es sind die kleinen und intimen Momente, in denen die besondere Stärke seines Kamerablicks augenscheinlich wird, der Abschied von den Mitgefangenen, das Wiedersehen mit der Mutter in Freiheit, ein erneuter Besuch im Gefängnis. Schnell versteht man, warum Schwartz von dem schmächtigen und geläuterten Straftäter fasziniert ist, der die Widersprüchlichkeiten der neuen Welt treffsicher und abgeklärt zu kommentieren weiß. Doch dann überschreitet der Dokumentarfilmer Grenzen, hilft Gavril bei der Jobsuche und verliert damit den notwendigen Abstand zu seinem Protagonisten. Diese Nachlässigkeit wird ihm erst wieder bewusst, als er Einsicht in die Prozessakten erlangt und erfährt, dass ihn Gavril über die Umstände seiner Tat von Anfang an getäuscht hat. HIMMELVERBOT erzählt bewegend und unmittelbar von den Schwierigkeiten der Resozialisation und von den Veränderungen innerhalb Europas im letzten Vierteljahrhundert, erteilt aber gleichzeitig auch eine Lektion über die Gefahren der teilnehmenden Beobachtung und allzu menschliche Schwächen vor und hinter der Kamera. Indem Schwartz all das offen und aufrichtig thematisiert, macht er sogar den vermeintlich wunden Punkt seines Films zu seiner großen Stärke. D Jens Mayer

D Toni Ohms

Start am 6.8.2015 ¢ b-ware!ladenkino ab September ¢ filmkunst66 DF

D 20

DF

+

D AUGUST 2015

OMU

Based on a true story TRUE STORY explores the uneasy relationship of two professional storytellers and liars: the journalist Michael Finkel and the suspected murderer Christian Longo.

Start am 13.8.2015 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz

OMU

Under Ceaușescu’s regime Gavril has been sentenced for murder. Now, 20 years later, he is released into a changed world.

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INDIEKRITIKEN

FRANK

Irland/Großbritannien 2013 D 95 min D R: Leonard Abrahamson D B: Peter Straughan, Jon Ronson D K: James Mather D S: Nathan Nugent D M: Stephen Rennicks D D: Maggie Gyllenhaal, Tess Harper, Michael Fassbender, Scoot McNairy, Domhnall Gleeson, Hayley Derryberry D V: Weltkino Filmverleih

Outsider-Band trifft Normalo

Der 2010 verstorbene Chris Sivey alias Frank Sidebottom war Sänger der Punkband The Freshies, bevor er zu einer seltsamen Mischung aus Musikclown und Seebad-Komiker umschulte. In der Persona des Frank Sidebottom trug Sivey auf der Bühne einen riesigen Pappmaché-Kopf. Frank Sidebottom war eine Inspiration für Lenny Abramsons Film FRANK, aber die Titelfigur ist hier ein ganz anderer Typ als Sivey/Sidebottom. Der Frank, den Michael Fassbender hier spielt, trägt seinen immer leicht erstaunt dreinblickenden Kunstkopf Tag und Nacht, selbst unter der Dusche. Frank ist hier ein Außenseitermusiker. Wie Don van Vliet alias Captain Beefheart versammelt er seine Band über ein Jahr in einer einsamen Hütte, um in endlosen Proben an einem Album zu arbeiten, das nie fertig zu werden scheint. Wie der psychisch kranke Songwriter Daniel Johnson scheint er zwischen überschäumendem Enthusiasmus, begeisterter Kreativität und massiven Paranoia- und Depressionsattacken zu schwanken. In Franks Welt stolpert der harmlose, junge Amateurmusiker Jon (Domhnall Gleason), der in seinem englischen Nest Rockstarträume hegt und auf der Straße nach Inspiration sucht. Zufällig steht er neben Don, dem Manager von Franks Band Soronprfbs, als sich deren Keyboarder im Meer zu ertränken versucht. Weil die Band einen neuen Keyboarder braucht, wird Jon vom Fleck weg engagiert: „Kannst du C, F und G spielen? 21 Uhr, Bühneneingang“. Jon gerät in einen katastrophal verlaufenden Gig, der mitten im ersten Stück abbricht, als die energische Synthie- und Theremin-Spielerin Clara (Maggie Gyllenhal) beginnt, auf die Schlagzeugerin Nana (Carla Azar) einzuprügeln. Aber Frank besteht darauf, den Neuzugang zu einer Aufnahmesession mitzuschleppen, und Jon, der glaubte, es

Start am 27.8.2015 ¢ b-ware!ladenkino DF + OMU ¢ City Kino Wedding OMU ¢ Il Kino OMU ¢ Sputnik Kino OMU ¢ Xenon Kino OMU

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British small town wannabe musician Jon stumbles into the band Soronprfbs, led by the charismatic and ingenious FRANK, who never takes his artificial head off. Soon Jon finds himself on a collision course with the excentric members of the band.

ginge um einen Nachmittagsausflug, findet sich plötzlich inmitten einer seltsamen Gruppe von Leuten wieder, die vollkommen dysfunktional wirken, aber sein Selbstbild als musikalisches Talent ruckzuck ins Wanken bringen. FRANK ist eine Komödie. Es gibt slapstickartige Szenen, es gibt einen knalligen Konflikt zwischen dem biederen Normalo Jon und den durchgeknallten Gestalten der Band, von denen Frank, trotz seines Kopfes, anfangs noch am normalsten wirkt. Frank ist entwaffnend, liebenswert, spontan, kennt aber keine Rücksicht, wenn es um die Musik geht. Er wirkt wie eine magische Figur, ein Zauberer aus dem Indie-Pop-Märchenland, der jeden um den Finger wickeln und verhexen kann und der surreale Lyrik versprüht wie eine Konfettikanone. Michael Fassbender hat offenbar großen Spaß an der Rolle, gerade weil sein Spiel ganz auf die Körpersprache und die Stimme reduziert ist. Maggie Gyllenhal als Clara wirkt, als habe sie die Figur der Upperclass-Halbgöttin, die sie in der TV-Serie THE HONOURABLE WOMAN gerade gespielt hat, mit einem energischen Kostümwechsel in die Indie-Szene übertragen. Sie verleiht ihrer Theremin-Terroristin die furchteinflößende Präsenz einer Szeneregentin, die mit einem müden Lupfen der Augenbrauen sozialen Tod bewirken kann. Hinter dem Witz scheinen aber immer wieder tiefe Abgründe auf, die Jon durch sein unbedarftes Stöbern in den Geheimnissen der Bandmitglieder verschärft. Weil er die endlosen Proben der Band für Zeitverschwendung hält, beginnt er Privatfilmchen von Konflikten und Streitereien auf youtube einzustellen, und glaubt, so die Popularität der Soronprfbs anzukurbeln. Scheinbar gelingt das auch, die Band wird zum US-Indiefestival SXSW (South by Southwest) in Texas eingeladen. Am Ende ist FRANK ein Film darüber, wie ein braver Normalo-Idiot ohne Talent mit seiner braven Leistungsethik ein fragiles Gebilde gefährdet, das nur aufgrund seiner Fragilität Kunst produziert. Die Musik selbst ist übrigens gar nicht mal so übel, eine Mischung aus Beefheart-inspirierten Texten mit verschrobenem Indiegeschrammel und Gefiepse irgendwo zwischen Broken Social Scene und Sonic Youth. D Tom Dorow AUGUST 2015 D

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INDIEKRITIKEN Originaltitel: Las Insoladas D Argentinien 2014 D 102 min D R: Gustavo Taretto D B: Gustavo Taretto D K: Leandro Martínez D S: Pablo Mari D M: Gabriel Chwojnik D D: Carla Peterson, Elisa Carricajo, Marina Bellati, Luisana Lopilato, Violeta Urtizberea, Maricel Álvarez D V: Real Fiction Filmverleih

LAS INSOLADAS – SONNENSTICHE

Originaltitel: Far from the Madding Crowd D USA/Großbritannien 2015 D 118 min D R: Thomas Vinterberg D B: David Nicholls D K: Charlotte Bruus Christensen D S: Clare Simpson D M: Craig Armstrong D D: Matthias Schoenaerts, Martin Sheen, Juno Temple, Carey Mulligan, Jessica Barden, Tom Sturridge, Hilton McRae D V: Twentieth Century Fox

AM GRÜNEN RAND DER WELT Wölfin im Schafpelz

Über den Dächern von Buenos Aires

Samstag, 30. Dezember 1995. Sechs Frauen in grellen, neonfarbenen Bikinis räkeln sich braungebrannt zu Salsa-Musik auf den Dächern von Buenos Aires – direkt über der Avenida 9 de Julio, der Hauptverkehrsader mitten im Zentrum der argentinischen Hauptstadt. Wie schon in Gustavo Taretto‘s Debut MEDIANERAS ist Buenos Aires auch hier eine unbewohnbare Metropole, aus der man unbedingt flüchten muss. Als mächtige Kulisse hängt die Skyline der Stadt wie ein Damokles-Schwert über den Freundinnen, die dort oben ihrem Traum einer 14-tägigen Pauschalreise nach Kuba frönen und sich auf ihr gemeinsames Salsa-Turnier am selben Abend einstimmen. Es ist das Jahr, in dem der neoliberale Präsident Carlos Menem in seinem Amt bestätigt wurde. In seiner zweiten Amtsperiode wird er Argentinien in den finanziellen Bankrott führen. Doch davon ist nur nebenbei die Rede, denn das Thermometer steigt an diesem Sommertag auf 40 Grad. Die Gespräche der Frauen drehen sich um Liebhaber und Jobs, um Beauty-Tipps und insbesondere natürlich um die Reisepläne der sechs. Auf den ersten Blick wirken sie so trivial wie die in LAS INSOLADAS allgegenwärtige Popkultur der 1990er Jahre: der poppig bunte Plastik-Style, die schlechten Tattoos, die motivisch-lackierten Fingernägel, die viel zu großen Handys und Ghettoblaster. Fast wähnt man sich im Video „Barbie Girl“ der skandinavischen Gruppe Agua oder auch in einem der frühen knallbonbonbunten Werke des großen Camp-Filmers Pedro Almodóvar. Hinter der Fassade des endlosen Geplappers stecken allerdings komplexe Themen, geht es um Politik und Werte, blitzt nicht nur die ökonomische Krise Argentiniens im Jahr 2001, sondern auch Globalisierungskritik immer wieder auf. D Nina Linkel

Start am 6.8.2015 ¢ Acud Kino OMU ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ City Kino Wedding OMU ¢ Eva Lichtspiele OMU ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ Sputnik Kino OMU

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Six women meet at the top of a Buenos Aires skyscraper to tan, talk and dream of a trip to Cuba together. A brightly coloured snap-shot of Argentine in the 1990s.

Was macht eine gute Romanverfilmung aus? Wenn wir als Zuschauer trotz des bekannten Ausgangs der Geschichte bis zum Happy End um das Glück der Heldin bangen müssen. Ang Lee ist einer der wenigen Regisseure, dem genau das mit der Austen-Verfilmung SINN UND SINNLICHKEIT gelang. Nun meistert Thomas Vinterberg (DIE JAGD) dieses Kunststück in seiner Verfilmung von AM GRÜNEN RAND DER WELT nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Hardy. Das viktorianische England: Die junge Bathsheba (Carey Mulligan) erbt völlig unverhofft den Hof ihres kürzlich verstorbenen Onkels und entwickelt sich kurzerhand vom Bauernmädchen zur Gutsbesitzerin. Unwetter und Missernten erweisen sich als ihr geringstes Problem, als sie realisiert, dass gleich drei ihr wohlgesonnene Herren unterschiedlichen Standes um ihre Gunst buhlen. Bathsheba ist hin- und hergerissen zwischen dem gutherzigen Schäfer Gabriel (Matthias Schoenaerts), dem wohlhabenden William (Michael Sheen) und dem stolzen Soldaten Frank (Tom Sturridge), die allesamt der eigensinnigen Frau trotz wiederholter Zurückweisungen völlig verfallen sind. Nicht nur die imposanten Landschaftspanoramen, die Kamerafrau Charlotte Bruus Christensen in schwelgerischen Aufnahmen einfängt, sondern auch Carey Mulligan in ihrer Rolle als stürmisch drängende Bathsheba erweisen sich als absolute Offenbarungen. Mulligan sieht als Wölfin im Schafspelz dabei zu, wie sich ihre Verehrer langsam an ihr zugrunde richten, und wir sehen unsererseits diesem Treiben mit voyeuristischer Freude zu. Da stört es kaum, dass die überraschenden Wendungen des Melodramas nicht immer so ganz der inneren Logik der handelnden Charaktere zu entsprechen scheinen. D David Herger

Start am 16.7.2015 ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Bali Kino DF ¢ Bundesplatz Kino DF ¢ City Kino Wedding DF ¢ Eva Lichtspiele DF ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Sputnik Kino OMU ¢ Union Filmtheater ab 13.8.

Bathsheba is a determined, self-sufficient woman who works hard making a living for herself. Having to deal with three admirers does make her life more difficult, though, and she is forced to make a decision.

DF

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Originaltitel: Dast-neveshtehaa nemisoosand D Iran 2013 D 125 min D R: Mohammad Rasoulof D B: Mohammad Rasoulof D V: Peripher Filmverleih

MANUSCRIPTS DON’T BURN Iranischer Klartext

Von der Euphorie der Proteste im Jahr 2009 gegen die Eliten Irans ist hier nichts mehr zu spüren. Die Menschen scheinen sich in ihre Wohnungen zu verschanzen, auf den Straßen fahren sie voneinander abgeschirmt in ihren Autos nebeneinander her. Ein Land im Tiefschlaf, unter dem Daumen eines theokratischen Regimes, das jeden Widerstand im Keim erstickt. Zwei Erzählstränge lässt Mohammad Rasoulof minutiös aufeinander zulaufen. Zum einen geht es um zwei Regime-Handlanger, der eine tumb und linientreu, der andere mit einem Rest Zweifel, der vor allem Geld für die Behandlung seines kranken Sohnes benötigt. Zum anderen sind da die letzten Intellektuellen – im Kampf um Bürgerrechte alt und schwach geworden und auch ein wenig desillusioniert. Einer von ihnen lässt selbst im Rollstuhl noch nicht ab: Ein letzter Roman soll das Regime enttarnen. Ein aasiger Zensor, früher selbst Regimekritiker, heute ein 150%iger Bürokrat, setzt die beiden Söldner darauf an, die ergrauten Herren aus dem Weg zu schaffen, bevor das Manuskript in Umlauf kommt. Ein gedämpfter Film von trügerischer Ruhe. Rasoulof, ein Vertrauter Jafar Panahis, harrt selbst seit Jahren der Vollstreckung einer Haftstrafe. Übte er in seinen frühen Filmen Kritik noch über den Umweg verklausulierter Allegorie, spricht er seit seiner Verhaftung 2010 zunehmend Klartext. In dieser Entwicklung stellt MANUSCRIPTS DON’T BURN eine konsequente Zuspitzung dar. Betont kunstlos legt er die gewalttätigen Mechanismen des iranischen Regimes schonungslos frei. In gewisser Hinsicht erzählt der Film damit auch von seiner eigenen Entstehung: Unter dem Radar der Behörden gedreht, wurde MANUSCRIPTS DON’T BURN per USB-Stick außer Landes geschmuggelt, zu ihrem Schutz sind Cast und Crew im Abspann anonymisiert. Ein wuchtiges Statement nach einem Film, der Wucht nicht aus affektiver Überhöhung, sondern allein aus dem, was er zeigt, gewinnt. D Thomas Groh Start am 13.8.2015 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz

OMU

Iranian director Mohamed Rasoulof was arrested in 2010 and sentenced to six years in prison. Rasoulof shot MANUSCRIPTS DON’T BURN while waiting for his sentence to be carried out, and smuggeled the finished film out of the country on an USB-stick.

EIN FILM VON NAOMI KAWASE

Ab 30. Juli 2015 im Kino www.still-the-water.de

Cinema Planeta, Mexiko Bester Int. Dokumentarfilm 2015

Int. Ocean Film Festival, San Francisco, Coastal Culture Award 2015

Visions du Réel, Schweiz Sesterce d‘argent 2014

Schweizer Filmpreis Wettbewerb Bester Dokumentarfilm 2015

Maremostra, Palma Int. Film Festival Mallorca, Spanien 2015

DOK.fest München Wettbewerb Bester Dokumentarfilm 2014

»Der Klimawandel ist schon heute spürbar. Gerade die Menschen, die den geringsten Anteil an der Erderwärmung haben, sind am stärksten betroffen.« Prof. Dr. Mojib Latif

THULE TUVALU Während in Thule das Eis schmilzt, versinkt Tuvalu im Ozean.

ab 13. August im Kino A FILM BY MATTHIAS VON GUNTEN HESSEGREUTERT FILM in coproduction with ODYSSEEFILM presents THULETUVALU LARS JEREMIASSEN SUSANNE JEREMIASSEN RASMUS AVIKE MALIA AVIKE QULUTANNGUAQ SIMIGAQ PATRICK MALAKI TAKUAO MALAKI LAUTI MALAKI VEVEA TEPOU KAIPATI VEVEA FOINI TULAFONO director of photography PIERRE MENNEL sound VALENTINO VIGNITI editors CATERINA MONA CLAUDIO CEA sounddesign ROLAND WIDMER mix FELIX BUSSMANN music MARCEL VAID producers VALENTIN GREUTERT SIMON HESSE written & directed by MATTHIAS VON GUNTEN

www.thuletuvalu.de

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Human Rights Arts and Film Festival Melbourne, Australien 2015

www.facebook.com/thuletuvalu


INDIEKINOS

CITY KINO WEDDING



INDIEKINOS INDIEPREMIEREN

CITY KINO WEDDING Kiezkultur reloaded

Der Wedding hat wieder ein Programmkino. Seit September 2014 bespielen Anne Lakeberg und Wiebke Wolter den Kinosaal aus den 1960er Jahren im Centre Français de Berlin. Eine goldene Wendeltreppe, unter der in den Anfangstagen noch echte Goldfische in einem riesen Bassin ihre Bahnen zogen, braun-weiß melierter Marmorboden, eine riesige Fensterfront und insbesondere die durch bunte Quadrate beleuchtete Decke der Eingangshalle lassen das Kino-Herz bereits beim Betreten höher schlagen. Projiziert werden von Donnerstag bis Sonntag „Filmperlen, Kultfilme und aktuelles Arthouse“, so die Facebookseite, für ein gemischtes Publikum jenseits des Mainstreams.

Anne und Wiebke haben ihr Handwerk von Grund auf gelernt. Kennengelernt haben sich die beiden bei ihrem Fernstudium des Filmtheatermanagements. Nach langjähriger Tätigkeit im Filmverleih bzw. ArthouseKino in Berlin und Hannover gaben sich dann bei der Suche nach dem ersten eigenen Filmtheater Expertise und Zufall die Klinke in die Hand. Annes Wohnsitz im Wedding und eine Standortanalyse samt Recherche führten sie zu ihrem Objekt der Begierde im Centre Français. Hier fand Wiebke dann heraus, dass der Leiter Florian Fangmann vor 20 Jahren mit ihr dieselbe Grundschule in Oldenburg besuchte. So waren nicht nur Kontakt, sondern auch Sympathien schnell hergestellt und Nägel mit Köpfen gemacht. Der denkmalgeschützte Kino- und Theatersaal wurde erst im Frühjahr 2014 bautechnisch renoviert, die schicke 1960er Ästhetik des Saals aber original erhalten. Der Retro-Charme des Komplexes trifft auf D 26

D AUGUST 2015

perfekte Projektionsbedingungen, denn seit Juni dieses Jahres ist das Kino voll digitalisiert, mit Dolby Surround Sound und neuer großer Leinwand ausgestattet. Mit 220 Plätzen besitzt das City Kino Wedding ein stattliches Fassungsvermögen für ein Programmkino. Kombiniert mit der improvisiert-minimalistischen Einrichtungsästhetik ist die Atmosphäre lässig bis elegant, bietet Wohlfühl-Feeling für den alltäglichen Kinobesuch, aber auch Glamour für die Filmpremiere. Alte Lampen sowie Lichterketten setzen Akzente zwischen Stehtischen, einem Büchereck mit Sofa und einer Schultafel mit angeschriebenen Getränkepreisen. Hier ist Film nicht nur auf der Leinwand, sondern auch in seiner Symbiose mit dem Lichtspielhaus wieder Kunst. Unter dem Motto „Kiezkultur reloaded“ liegt den Betreiberinnen des ersten „Indiekinos“ im Wedding nicht nur Film-, sondern auch Kiezkultur am Herzen. Anne begrüßt vor jeder einzelnen Vorstellung persönlich die Zuschauer im Saal mit einer kurzen Ansage. Schnell merkt man, dass hier zwei Filmenthusiastinnen am Werk sind. Deshalb leisten es sich die beiden auch immer wieder, ihre Lieblingsfilme oder auch Kultfilme wie ALIEN oder DRIVE noch einmal aufzuführen. In der Programmschiene „Psychologie & Kino“ analysiert und diskutiert Dr. Bernd Heimerl mit dem Publikum Filme wie PARADIES LIEBE oder WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN aus der Perspektive von Freud & Co. Außerdem sind im City Kino regelmäßig Schauspieler, Regisseure und andere Filmschaffende zu Gast. Vor allem für die aktuelle einheimische und insbesondere Berliner Filmlandschaft haben die zwei ein Faible. Ein zukünftiges Projekt haben sie mir dann noch verraten: Die Reihe „Kulinarisches Kino“ in KooperaCITY KINO WEDDING tion mit dem ebenfalls frisch eröffIm Centre Francais, Müllerstr. 74, 13349 Berlin neten Restaurant „Pastis“ im CenTelefon: 01525/968 79 21 tre Français wollen sie bald auf die Mail: info@citykinowedding.de www.citykinowedding.de Beine stellen. Wir sind gespannt! D Text: Nina Linkel, Bilder: Marei Wenzel

U6 Rehberge, Bus: 120


INDIEKRITIKEN Originaltitel: The Yes Men Are Revolting D USA 2014 D 91 min D R: Mike Bonanno, Andy Bichlbaum, Laura Nix D K: Keil Troisi, Raul Barcelona, Martin Boudot, Christopher Clements, Brandon Jourdan, Laura Nix, Sam Spreckley D V: NFP marketing & distribution

THE YES MEN – JETZT WIRD’S PERSÖNLICH

Deutschland 2014 D 80 min D R: Philipp Eichholtz D B: Philipp Eichholtz D K: Fee Scherer D S: Daniel Stephan D D: Lilli Meinhardt, Christian Ehrich, Maggy Domschke, Peter Trabner, Davide Brizzi, Eva Bay, Axel Ranisch D V: daredo media

LIEBE MICH! (2014) Privilegiert prekär

Anarchische Aktivisten

THE YES MEN – JETZT WIRD’S PERSÖNLICH wird zwar offiziell als Dokumentation bezeichnet wird, ist aber im Kern nichts anderes als Propaganda. Propaganda für die zwei Globalisierungsgegner Mike und Andy, bzw. Jacques und Igor, wie das Duo wirklich heißt, die als Aktivistengruppe Yes Men seit etlichen Jahren teils haarsträubende Aktionen starten, um auf die Missstände des globalisierten Kapitalismus aufmerksam zu machen. Da quetschen sie sich etwa in das Kostüm eines Eisbären, der dem Zoo in Amsterdam geschenkt werden soll, um so auf die Verflechtung von Holland und Gazprom aufmerksam zu machen. Dieser oft anarchische, subversive Humor macht sie grundsympathisch. – Zumindest wenn man auch nur ansatzweise ihre Weltsicht teilt. Wer das nicht tut, wird sich diesen von Laura Nix und den Yes Men selbst gedrehten Film ohnehin nicht anschauen, denn der rennt offene Türen ein: Preaching to the converted heißt das so treffend auf Englisch was jegliche Kritik am hagiographischen Tonfall eigentlich obsolet macht. Wer die Yes Men gut findet und/oder die Globalisierung schlecht, der wird auch diesen Film mögen, ansonsten hätte er sich diesen Film auch gar nicht erst angeschaut. Die Yes Men sind auf der guten Seite, keine Frage, das macht THE YES MEN – JETZT WIRD’S PERSÖNLICH, ihren nun schon dritten Film zwar nicht unbedingt zu einer guten Dokumentation, aber zu einem Film, dessen politischer Botschaft man eigentlich nur zustimmen kann. D Michael Meyns

Start am 20.8.2015 ¢ b-ware!ladenkino ab September ¢ Bundesplatz Kino OMU ¢ Eva Lichtspiele OMU ¢ filmkunst66 OMU OMU

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The Yes Men duo Mike and Andy aka Jacques and Igor draw attention to the “collateral damage” of globalized capitalism by their anarchic and daring interventions. A propaganda film.

Manchmal schaffen es Filme über scheinbar beiläufige Gegenstände viel zu erzählen. In Philipp Eichholtz’ LIEBE MICH! ist das ausgerechnet ein MacBook, das zu Beginn des Films während eines Beziehungsstreits in hohem Bogen aus dem Fenster fliegt und zum persönlichen Handlungskatalysator der Hauptfigur Sarah wird. Dass Sarah zwar wenig Geld, aber ein MacBook besitzt, dass sie ihre Wohnung vermieten muss um sich ein Neues leisten zu können, dass sie als Berliner Grafikerin gar keine Alternative in Betracht zieht, und dass es da noch Papi gibt, dessen Geldhahn vorhanden, aber neuerdings verschlossen ist – all das sind scheinbar Alltäglichkeiten aus einem privilegierten Prekariat, dessen Probleme wenn schon nicht existentiell, so doch essentiell sind. Lilli Meinhardt spielt diese Sarah, dieses sture, aber entschlossene Mädchen, diese oft überdrehte, aber auch selbstbestimmte Göre, diese energetische, mal nervige, aufmüpfige und oft doch kindliche junge Frau mit einer Natürlichkeit und einer Präsenz, das man meint, man wäre schon lange mit ihr bekannt und führte eine schöne, aber auch anstrengende Freundschaft mit ihr. Sarah schläft mit ihrem besten Freund, bändelt mit dem Computerspezialisten an, untervermietet, zieht bei Papa ein, merkt nicht, dass ihr anderer bester Freund sie mag, kämpft mit dem Leben. Das klingt dramatisch, ist aber saukomisch, manchmal etwas zu konstruiert, aber dafür befreit inszeniert, und unangestrengt lustig, wo andere verzweifelt witzig sein wollen. Nach dem „Sehr guten Manifest“ schnell, mit wenig Geld, in familiärem Team und mit viel Improvisation gedreht, besticht LIEBE MICH! nicht nur mit Charme und einem Auge aufs Beiläufige, sondern tatsächlich durch das Versprechen seiner Produktionsbedingungen: Ein kleiner, toller Film: „kantig, charmant und extravagant“. D Toby Ashraf

Start am 20.8.2015 ¢ City Kino Wedding, Premiere mit Team am 20.8. um 20 Uhr ¢ Filmrauschpalast

Impulsive and angry young Sarah throws her expensive MacBook out the window because the guy she spent the night with is rejecting her. Maybe the nice guy at the computer shop can fix her laptop. And her life for that matter.

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INDIEKRITIKEN

DAS MÄRCHEN DER MÄRCHEN Überbordende Bilder, mörderische Leidenschaften

Drei Burgen, drei Königreiche, drei Geschichten. In der ersten Burg, die weitläufig und pompös ist, die typische Märchenburg schlechthin, sitzt die kalte unglückliche Königin von Longtrellis (Salma Hayek) und wünscht sich sehnlichst ein Kind. In der zweiten, die verwegen ganz an der Spitze eines überhängenden Berges klebt, verbringt der König von Strongcliff (Vincent Cassel) die Tage und Nächte damit, den Dienstmädchen nachzustellen. Man sieht ihn dann – das Piraten-Hemd bis zum Bauchnabel offen – in den Überresten einer Orgie herumwanken und die Gespielinnen anstupsen, in der Hoffnung, eine aufzutreiben, die noch fit genug für Sex ist. Die dritte Burg, gefilmt im Castel del Monte, das schon Vorbild für das Kloster in DER NAME DER ROSE war, ist streng achteckig, ein abweisender monolithischer Block mit einem weiten Überwachungsblick über das umliegende karge Land. Hier wohnen der Eigenbrötlerkönig von Highhill (Toby Jones) und seine verwöhnte Tochter Violet (Bebe Cave), die sich wegwünscht aus den engen Mauern. Der König veranstaltet ein Turnier um ihre Hand, bei dem ein Oger als Sieger hervorgeht. Mit barocker Wucht hat Matteo Garrone (GOMORRHA) mehrere Geschichten aus der 50 Märchen umfassenden Sammlung Il Pentamerone oder Das Märchen der Märchen von Giambattista Basile verfilmt, die um 1630 entstand, als älteste Märchensammlung der Welt gilt und schon den Brüdern Grimm als Vorbild diente. Die blumige Sprache des Originals – so heißt es dort etwa: „Es kam aber die Jahreszeit, in der die Katzen hitzig werden und die Sonne ihr Vergnügen daran hat, sich am Himmelswidder die Hörner abzustoßen“ oder „Oh hätte mich doch meine Mamma erwürgt, wäre doch die Wiege meine Totenbahre, der Nippel der Amme eine Giftblase, die Windel ein Galgenstrick und das Pfeiffchen, dass sie mir um

Start am 27.8.2015 + ¢ b-ware!ladenkino ab September ¢ Hackesche Höfe Kino OMU DF

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D AUGUST 2015

OMU

Based on the world’s oldest collection of fairytales, the Pentameron or Tale of Tales by Giambattista Basile Matteo Garrone tells a flamboyant story, involving kings and queens, monsters and ogres and a healthy dose of passion, violence and magic.

Originaltitel: Il racconto dei racconti D Frankreich/Italien/Großbritannien 2015 D 125 min D R: Matteo Garrone D B: Ugo Chiti, Massimo Gaudioso, Matteo Garrone, Edoardo Albinati D K: Peter Suschitzky D S: Marco Spoletini D M: Alexandre Desplat D D: Vincent Cassel, Shirley Henderson, Salma Hayek, Toby Jones, Alba Rohrwacher, John C. Reilly D V: Concorde Filmverleih

den Hals band, des Fischer Senkstein gewesen.“ – findet bei Garrone ihre Entsprechung in opulenten, metaphorisch aufgeladenen Bildern. Als die Königin erfährt, dass sie ein Kind bekommen wird, wenn sie das Herz eines Seeungeheuers isst, schickt sie den König in die Tiefe. In einem altmodischen Taucheranzug begibt der sich also hinab auf den Grund des Sees, an dem er durch das runde Guckloch der Taucherglocke ein schlafendes Ungeheuer erblickt. Es bedarf keiner klassischen Bildung um zu verstehen, dass es todesgefährlich ist, an solcherlei Untiere zu rühren. Doch der König greift an. Staub, Wasser und Blut, Verdrängtes und Verborgenes wirbeln auf, Sicht und Halt gehen verloren und die Untiefe fordert ihr Opfer. Auch in den anderen Geschichten geht es um den Preis, der für die Sehnsucht gezahlt werden muss. Sei es die Sehnsucht einer alten Dienstmagd, die sich die makellose Haut der Jugend zurück wünscht, um noch einmal vom jungen König begehrt zu werden. Oder die Sehnsucht der pausbäckigen Prinzessin nach Freiheit, die sie statt in die Arme eines hübschen Prinzen in die Berghöhle eines Ogers führt, aus der das Ungeheuer erstmal ein paar alte Knochen fegen muss, um Platz für die neue Braut zu schaffen. Der Preis ist hoch und wird von Garrone drastisch illustriert. Erfolg, Freiheit und Liebe sind im MÄRCHEN DER MÄRCHEN ohne Tod, Gewalt und Schmerz nicht zu haben. Der moralische Impetus der Grimmschen Märchen fehlt dagegen völlig. DAS MÄRCHEN DER MÄRCHEN ist kein „cautionary tale“, keine Warnung, auf dem geraden Pfad der Tugend und Genügsamkeit zu bleiben, sondern im Gegenteil, eine bildgewaltige, amüsierte und leidenschaftliche Feier der krummen Pfade. Nicht zuletzt sind es im MÄRCHEN DER MÄRCHEN die Frauen, die für ihr Begehren über Leichen gehen. Allen voran natürlich Salma Hayek. Kerzengerade marschiert sie an den Spalier stehenden Soldaten und am Leichnam ihres Mannes vorbei, ohne sie oder ihn eines Blickes zu würdigen, wickelt das schlagende Herz des Ungeheuers in ein schwarzes Tuch, macht auf dem Absatz kehrt und geht ihren einsamen, manischen Mutterweg. D Hendrike Bake TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE


INDIEKRITIKEN Originaltitel: Breathe Umphefumlo D Südafrika 2014 D 90 min D R: Mark Dornford-May D B: Mark Donford-May, Pauline Malefane D K: Matthys Mocke D M: Giacomo Puccini, Mandisi Dyantyis D D: Pauline Malefane, Sifiso Lupuzi, Mhlekazi Mosiea, Busisiwe Ngejane, Luvo Rasemeni, Zebulon Mmusi D V: Arsenal Filmverleih

LILIEN IM WINTER – LA BOHÈME AM KAP

Deutschland/USA 2014 D 84 min D R: Bastian Günther D B: Bastian Günther D K: Michael Kotschi D S: Anne Fabini D M: Howe Gelb D D: Jay Lewis, Chelsea Williams, Daniel C. Peart D V: Real Fiction

CALIFORNIA CITY Allein in der Wüste

Moderne Openadaption

Eigentlich merkwürdig: Während Theaterstücke immer wieder als Vorlage von Filmen dienen und sich auch das Musical immer noch einiger Beliebtheit erfreut, spielt die Oper als Vorlage von Filmen praktisch keine Rolle. Dass mag an der ohnehin schon großen Künstlichkeit von Opern liegen, dennoch verwundert es, dass noch niemand den „Ring der Nibelungen“ oder „Die Zauberflöte“ auf eine Weise adaptiert hat, die mehr als ein abgefilmtes Bühnenstück ist. Aus Südafrika kommt nun mit LILIEN IM WINTER eine moderne Version von Puccinis „La Bohème“, inszeniert von Mark Dornford-May, der vor ziemlich genau zehn Jahren mit seiner Carmen-Adaption U-CARMEN völlig überraschend den Goldenen Bären gewonnen hatte. Damals wie heute verlegt er die Geschichte ins zeitgenössische Südafrika, genauer gesagt in das unweit von Kapstadt gelegene Township Khayelitsha. Die Studenten Lungelo und Mimi leben dort nicht direkt in ärmlichen Verhältnissen, aber doch unter den schwierigen sozialen Bedingungen Südafrikas. Nicht zuletzt ist das Gesundheitssystem kaum ausgebaut, die Versorgung mit fließendem Wasser mangelhaft, ganz zu schweigen von den immer noch andauernden Nachwehen der Apartheid. Trotz aller Widrigkeiten verlieben sich Lungelo und Mimi, doch wie bei Puccini wird die Tuberkulose bald zu pathosgetränktem Leid. Die ist in Südafrika (wie auch im übrigen Afrika) tatsächlich ein großes Problem, was LILIEN IM WINTER in seinen besten Momenten zu einer drängenden Anklage sozialer Missstände macht. In erster Linie steht jedoch die Musik im Mittelpunkt, wobei die Texte wie bei U-CARMEN auf Xhosa übersetzt wurden, einer der verbreitetsten Sprachen im südlichen Afrika, die mit ihren typischen Klicklauten für westliche Ohren etwas gewöhnungsbedürftig klingt. Ein ungewöhnlicher Blick auf das heutige Südafrika ist LILIEN IM WINTER auf jeden Fall. D Michael Meyns

Start am 27.8.2015 ¢ b-ware!ladenkino

OMU

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Ten years ago Mark Dornford-May won the Berlinale with his adaption U-CARMEN that transplanted the opera into South Africa. Now he is back with an adaptation of Puccini’s “La Bohème” in Xhosa.

CALIFORNIA CITY, mitten in der Mojave-Wüste gelegen, ist der wahnsinnige Traum des Investors Nat Mendelsohn, der in den fünfziger Jahren eine perfekte Stadt entwarf, an einem künstlichen See, um einen künstlich bewässerten Park herum, ein Vorstadt-Elysium, für das er sich Straßennamen ausdachte, die Straßen anlegen ließ und hoffte, dass eines Tages dort Häuser stehen würden. Man kann sich das bizarre Gebilde auf Google-Maps ansehen: Von der Fläche her ist CALIFORNIA CITY die drittgrößte Stadt in Kalifornien, die Linien im Wüstensand erstrecken sich Kilometer weit. Nur Häuser gibt es kaum. Was von der Stadt gebaut wurde – die Stadt hatte immerhin einmal 14.000 Einwohner – erlebte im Immobiliencrash einen massiven Schlag. Hunderte von Häusern wurden von ihren Besitzern verlassen, als sie die Raten nicht mehr zahlen konnten. Bastian Günthers Film CALIFORNIA CITY folgt einem Mann durch die Überreste der verlassenen Häuser mit ihren ausgetrockneten Pools, auf der Suche nach Pfützen und feuchten Stellen, an denen sich Moskitoschwärme ansiedeln könnten. Der Mann besprüht dann die Pfützen, die Pools, die leeren Küchen und das Gelände rundum mit Gift. Dabei denkt er an seine verflossene Geliebte. Nachts, in gammeligen Hotelräumen, telefoniert er mit Wahrsager-Hotlines. Manchmal begegnet er einem hoffnungslosen Immobilienmakler, der selbst sein Haus aufgeben musste, und einigen anderen Übriggebliebenen von CALIFORNIA CITY. Ein postapokalyptischer Film, irgendwo in der Wüste zwischen Dokumentar-, Essay- und Spielfilm. Die Bilder der verlassenen Konzept-Stadt sind beklemmend, aber auch so seltsam meditativ wie ein Tag, an dem es zu heiß zum Denken ist. Der Mann stellt irgendwann fest, dass es anscheinend nicht einmal mehr Mücken gibt. Einsamer kann selbst der einsamste Insektenvernichter nicht mehr werden. D Tom Dorow

Start am 20.8.2015 ¢ filmkunst66

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A man searches for mosquito breeding grounds in CALIFORNIA CITY, where many houses were abandoned following the aftermath of the real estate crash. While he sprays insecticides into kitchen sinks and dried out pools, he dreams of his lost love.

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INDIEFEATURE

STAATSDIENER Rücksichtnahme interessiert nicht

Maire Wilkes Dokumentarfilm STAATSDIENER beginnt wie in einer ganz schlechten „Scripted-Reality“-Fernsehshow: Zwei arglos und ungeschickt wirkende Jungpolizisten bemühen sich, einen Streit zwischen zwei älteren Herren zu schlichten, als einer der beiden nach einem Messer greift. Schnitt. In einem schäbigen Gang stellen zwei andere Polizisten, die sich als Kommissaranwärter, also als Polizeischüler zu erkennen geben, einen Baseballkappe tragenden jungen Mann mit einem Kanister und nehmen ihm sächselnd ein Messer ab, die Hand permanent vorschriftsmäßig am Holster der Dienstwaffe. Schnitt. Zwei junge Polizistinnen befragen einen Trunkenbold, der ihnen fröhlich Wein anbietet, und stolz die angeblichen Beschwerden der Nachbarn ignoriert. So langsam dämmert es dem Zuschauer: Das sind Rollenspiele – und Bestandteile der Ausbildung der jungen Beamtenanwärter, genauso wie das Kampfsporttraining, das Exerzieren mit Helm, Schlagstock und Schild, das Abfragen von Polizeirecht. Man besucht in der Gruppe als „Ausbildungszug“ eine Ausstellung im „Roten Ochsen“, der heutigen JVA Halle, einem immer noch als Gefängnis genutzten Ort nationalsozialistischer Verbrechen. Ein Ausbilder erläutert dort, dem Befehl, Hinrichtungen ohne Urteil zu vollstrecken, „sollte man sich verweigern“, ganz so, als sei jedes Gericht im Dritten Reich ein Hüter D 30

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des Rechtsstaats gewesen. Abends debattiert man in der Kaserne über die Verwendung von Dienstnummern und über Beschwerden: „Ich bin der Staat, es hat nicht zu interessieren, wie ich heiße“, sagt ein junger Mann und dass es „nicht nötig“ sei „mit Nummern und Namen und so, wenn jeder moralische Überzeugung hat.“ Und dann kommt das „wahre Leben“: Die ersten Einsätze, immer unter den kritischen Blicken älterer Kollegen. Lärmbelästigung, Einbrüche. Nach einem Einsatz heißt es über einen Betrunkenen: „Rücksichtnahme interessiert den echt nicht, du musst dem nichts erklären.“ Vorsicht und Aggressivität gehen vor: Bei der Vollstreckung eines Haftbefehls wegen einer unbezahlten Geldstrafe wird der Täter aufs Genaueste abgetastet, in Handschellen gelegt, seine Taschen werden entleert, eine weitere extrem gründliche Leibesvisitation folgt. Sichtlich um Fassung ringend schaut eine Anwärterin bei einem Fall häuslicher Gewalt auf die Blutflecken am Boden: Zaghaft, zögernd bietet sie einer verstörten jungen Frau Hilfe an. Genauso zaghaft und zögernd verliest sie im Krankenhaus dem vor Wut und Schmerz schreienden Täter (der sich im Rausch selbst verletzt hat, als er Türen einrannte) die Wohnungsverweisung. Erst beim Schreiben des Protokolls findet sie den Abstand, die Ereignisse zu erfassen.


Wende SnijderS

SaScha alexander Geršak

ein Film von Sacha Polak

ab 30. Juli im Kino

Und so geht es weiter: Die Suche nach einem Mann, der einen „lebensmüden“ Eindruck hinterlassen hat, der Besuch bei einer Familie, die schon mit der Haltung eines Welpen hoffnungslos überfordert ist. Und schließlich: Ein halbnackter, unterkühlter Betrunkener in einer Silvesternacht. Ein Anblick, bei dem die älteren Kollegen einfach weiterfahren wollen und wo die junge Anwärterin sich durchsetzen muss, damit ein hilfloser Mann nicht erfriert. Und einige Monate später: Tag der offenen Tür bei der Polizeischule. Besichtigung, Vorführungen, Rekrutierungsgespräche. Ein neuer Schwung idealistischer junger Menschen bewirbt sich, um kleingemahlen zu werden. D Christoph Selzer Deutschland 2014 D 90 min D R: Marie Wilke D B: Marie Wilke D K: Alexander Gheorghiu D S: Stefan Oliveira-Pita, Jan Soldat, Marie Wilke D V: Zorro Filmverleih

Start am 27.08.2015 ¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino ¢ Sputnik Kino

TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE

Marie Wilke’s documentary follows German police recruits over the course of their training, and during their first missions.


INDIEKRITIKEN Originaltitel: Boychoir D USA 2014 D 103 min D R: François Girard D B: Ben Ripley D K: David Franco D S: Gaétan Huot D M: Brian Byrne D D: Dustin Hoffman, Debra Winger, Josh Lucas, Kathy Bates, Eddie Izzard, Kevin McHale, Garrett Wareing D V: Universum Film/ SquareOne Entertainment

DER CHOR – STIMMEN DES HERZENS

Deutschland 2015 D 97 min D R: Florian Cossen D B: Elena von Saucken, Daniel Schachter D K: Brendan Steacy D S: Philipp Thomas D M: Matthias Klein D D: Sebastian Schipper, Udo Kier, Krista Bridges, Alex Ozerov, Bea Santos, Jim Annan D V: Majestic Filmverleih

COCONUT HERO

Auf den Spuren von HAROLD AND MAUDE

Wunderkind auf Zeit

Der 11-jährige Stet (Garrett Wareing) kommt aus ziemlich dysfunktionalen Verhältnissen. Der Vater ist schon lange verschwunden, die Mutter Alkoholikerin. In der Schule fällt Stet vor allem durch Widerworte auf. Das Einzige, was ihm Spaß macht, ist Singen. Aber als seine Direktorin den Chef des „National Boychoir“, so eine Art Wiener Sängerknaben der USA, an die Schule holt, vermasselt Stet mit voller Absicht das Vorsingen. Wenig später stirbt seine Mutter bei einem Autounfall und der Vater, der Stets Existenz vor seiner anderen Familie verheimlichen möchte, kauft seinem Sohn kurzerhand einen Platz in der Elite-Chor-Schule. So erhält Stet eine zweite Chance. Allerdings hat der Junge, der schulisch hinter den Oberschichtskindern hinterherhinkt, die Mutter vermisst und vom Chorleiter Carvelle (Dustin Hoffman) misstrauisch beäugt wird, nun mit einer schlechten Ausgangslage zu kämpfen. Aber mit Talent und Leidenschaft setzt Stet sich schließlich bei den Lehrern und gegen seinen größten Konkurrenten, einen blonden Solosopran à la Draco Malfoy, durch. Solide gespielt aber eher einfallslos geplottet, kommt DER CHOR auf vertrauten Pfaden daher. Dustin Hoffmann gibt den enigmatischen Carvelle mit dem üblichen Hoffman-Charme, macht aber nicht den Eindruck, als hätte er in seinem bisherigen Leben schon einmal einen Chor dirigiert. Dem sanft blickenden Garrett Wareing nimmt man den jugendlichen Delinquenten nicht recht ab, umso mehr die Leidenschaft für die Musik. Und Kathy Bates trägt als zynische Finanzchefin der Schule ein paar sehnsüchtig erwartete Ecken und Kanten zum vorhersehbaren Drama bei. Deutlich mehr Zeit als für die Charakterzeichnung nimmt sich François Girard (DIE ROTE VIOLINE) für den ätherischen Gesang, der den CHOR immer wieder, für Momente, ins Schweben bringt. D Toni Ohms

Start am 27.8.2015 ¢ Eva Lichtspiele ¢ filmkunst66 DF

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11 year old Stet, a kid from the wrong side of the tracks, loves to sing. When his mum dies and his absent dad packs him off to an elite choir school, he has the chance to develop his unique talent, yet the odds are stacked against him.

Vorbereitungen zum Freitod können sehr komisch sein – wenn das Makabre so lakonisch gezeigt wird wie in COCONUT HERO und noch dazu schief geht. Jedenfalls erwacht Mike Tyson – nicht mit dem Boxer zu verwechseln! – zu seinem Ärger im Krankenhaus. Als wir seine Mutter kennenlernen, ahnen wir, warum Mike seinem Leben ein Ende setzen wollte: Weil es nicht sein eigenes ist. Sie mischt sich in alles ein und hört ihm niemals zu. Der Vater ist vor 15 Jahren abgehauen. Die Mitschüler hänseln ihn wegen seines Namens. Der Pfarrer hat nur Plattitüden im Repertoire. Immerhin: Nach innigem Gebet wird ganz hinten in Mikes Kopf ein Tumor entdeckt – Mike ist glücklich. Der Tod kann kommen. Dass der Sechzehnjährige sich im Lauf des Films wieder mit dem Leben versöhnt, ist eine selbstverständliche Entwicklung im Coming-of-Age-Film. Doch Regisseur Florian Cossen schafft es, virtuos alle Klischees zu umschiffen. Mike lernt Miranda kennen – und will mit ihr nichts anfangen. Sein Vater taucht wieder auf – und kann nichts mit Mike anfangen. Und wenn sich dann am Höhepunkt des Films Mike und sein girl doch näher kommen – dann gibt es keinen Kuss, sondern eine tröstende, zärtliche, verständnisvolle Umarmung. Cossen gelingt so, was im deutschen Kino selten gelingt: Ein gelungener Balanceakt zwischen Komik und Tragik. Kein Wunder: Cossen drehte im nördlichen Ontario und bekommt so ein Indie-Feeling auf HAROLD AND MAUDE-Spuren hin. Ein kleines Meisterwerk, in dem alles stimmt, die Dialoge, die Charaktere, die Details und Überraschungen am Rande – außer dem Filmtitel, der leider kaum dazu angetan ist, jemanden in diesen lohnenden Film zu locken. D Harald Mühlbeyer

Start am 13.8.2015 ¢ b-ware!ladenkino ab Ende August ¢ filmkunst66 DF

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Mike lives in a small Canadian Town. His life is by no means catastrophic but still he wants to call it quits. When a tumor is discovered in his brain he is relieved – at first.


INDIEKRITIKEN Deutschland/Frankreich/Israel/Niederlande/Belgien 2014 D 92 min D R: Elkan Spiller D K: Virginie St. Martin, Ron Ramirez, Guillaume Vandenberghe, Raphael Kolacz, Simon Arazi, Elkan Spiller, Asaf Ben Ami, Yigal Elimelech, Gregoire Foucher D S: Günter Heinzel D M: Michael Benhayon D D: Chaim Lubleksi, Nechuma Lubelski D V: mindjazz pictures

ANNI FELICI – BARFUSS DURCHS LEBEN

L’CHAIM – AUF DAS LEBEN! Intimes Familienportrait

Chaim Lubelskis Bewegungen wirken immer ein wenig zu hektisch. Er lacht viel, aber seine Fröhlichkeit und seine Freundlichkeit scheinen angestrengt. Er pflegt seine Mutter liebevoll, er spricht davon, dass die Zeit mit seinen Eltern die schönste in seinem Leben gewesen sei. Aber Chaim wirkt wie gehetzt und muss ständig Cannabis rauchen, um ein wenig herunter zu kommen. Chaim ist 62 und lebt mit seiner über neunzigjährigen Mutter Nechuma in Antwerpen. Nechuma Lubelskis Familie ist in Auschwitz ermordet worden, sie selbst war im KZ Peterswaldau, ihr erster Ehemann wurde von den Deutschen ermordet, der zweite, Chaims Vater, kam mit einer Tuberkulose aus dem KZ zurück, weswegen die Familie nach dem Krieg nicht in die USA auswandern konnte. Vierzig Jahre lang hat Mama nicht von früher gesprochen, sagt Chaim, jetzt schläft sie keine Nacht, steht vor den Bildern und ruft „Mama, Papa“ und „Die Deutschen sollen brennen!“ Chaim erzählt seiner Mutter, dass seine Schwester, die vor einem Jahr gestorben ist, in einer Reha-Klinik in Israel lebt. Mama würde die Wahrheit nicht verkraften, sagt Chaim. Fotos zeigen ihn als einen gutaussehenden jungen Mann, der sich vom langhaarigen, bärtigen Studenten zu einem Playboy-Typen entwickelt hat und schließlich zu diesem bärtigen älteren Mann mit der Maomütze, der wie eine Mischung aus orthodoxem Juden und fusseligem Erzhippie wirkt. Chaim war Schachprofi, hat Millionen mit dem Import von Jeans verdient und an der Börse wieder verloren. In Israel wirkt er glücklicher, aber Mama ist es dort zu heiß. So raucht Chaim auf einem Antwerpener Balkon seinen Joint im Regen und spricht über die Folgen des Holocaust für die nachfolgenden Generationen, zu der auch Chaims Cousin, der Filmemacher Elkan Spiller, gehört, der diesen sehr persönlichen Film über seine Verwandten gedreht hat. D Hannes Stein

Start am 27.8.2015 ¢ Sputnik Kino

OMU

At the center of this long-term documentary project is the filmmaker’s charismatic and non-conformist cousin Chaim Lubelksi. When Chaim’s mother needs care, he decides to move back to Antwerp and move in with her to care for her full time.

Aus der Sicht eines der Söhne, Dario, wirft ANNI FELICI einen feinfühligen Blick zurück auf eine Künstler-Ehe in den 70er Jahren. Guido Marchetti (Rossi Stuart) ist ein Avantgarde-Künstler, der seine Nacktmodelle in Gips verpackt. Serena (Ramazzotti) ist eigentlich ganz zufrieden mit der von Guido für sie vorgesehenen Rolle als Mutter und Hausfrau, doch eines Tages ändert sich ihr Blick und zusammen mit den Söhnen und der Galeristin Helke (Martina Gedeck) fährt sie in ein feministisches Selbstfindungscamp in Frankreich. Als sie zurück kommt ist nichts mehr wie vorher. Start am 27.8.2015 ¢ filmkunst 66 DF ¢ Union Filmtheater

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Originaltitel: Anni Felici D Italien 2013 D 106 min D R: Daniele Luchetti D D: Martina Gedeck, Micaela Ramazotti, Kim Rossi Stuart, Samuel Garofalo, Niccolò Calvagna

TREFFPUNKT ERASMUS – DIE KRIEGSJAHRE VON WERNER KLEMKE Der renommierte Berliner Grafiker und Buchkünstler Werner Klemke (1917–1994) war zu DDR-Zeiten für seine humorvollen Illustrationen, u.a. in „Das Magazin“, bekannt. Erst nach seinem Tod kamen Dokumente zum Vorschein, die belegten, dass er während des 2. Weltkriegs als junger Wehrmachtssoldat im holländischen Widerstand tätig war. Als perfekter Dokumentenfälscher half er, viele jüdische Menschenleben zu retten. In TREFFPUNKT ERASMUS (Niederlande/Deutschland 2015) setzt die Niederländerin Annet Betsalel seinem Engagement ein Denkmal. Start am 27.8.2015

Niederlande/Deutschland 2015 D 98 min D R: Annet Betsalel

¢ Union Filmtheater, 27. 8. um 20 Uhr, 31. 8. um 18 Uhr, 2. 9. um 15.30 Uhr

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WEITERINDIEKINO

STILL THE WATER

UNDERDOG (2015)

Eine subtropische Insel ganz im Süden Japans. Kaitos Eltern haben sich getrennt, er wohnt jetzt bei der Mutter, der Vater ist fern in Tokyo. Kyokos Mutter liegt im Sterben, obwohl sie Schamanin ist und als solche doch privilegierten Zugang zu magischen und heilenden Kräften haben sollte. Zwischen Kyoko, dem Inselmädchen, das sich furchtfrei und lustvoll im Wasser bewegt, und Kaito, dem Jungen aus Tokyo, der Angst vor der See hat, entwickelt sich ein zartes Band erster Liebe. Das Meer ist dabei ein ständiger Begleiter.

UNDERDOG, der in Cannes in der Reihe „Un certain regard“ gewann, beginnt mit einem Martyrium. Lilis Labradormischling Hagen wird von Lilis Vater auf die Straße gesetzt wird, weil der die Steuer für Mischlingshunde nicht bezahlen will. Hagen streunt durch die Stadt, wird gejagt und schließlich zum Kampfhund ausgebildet. Doch der Hund schlägt zurück. Während Lili auf der Suche nach ihrem Hund durch die Stadt irrt, wird Hagen zum Anführer einer Hundearmee, die auf die Peiniger losgeht. Eine wütende, surreale Abrechnung mit der ungarischen Gegenwart.

¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ filmkunst66 DF ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Il Kino OMU

Originaltitel: Futatsume no mado D Frankreich/Japan/Spanien 2014 D 118 min D R: Naomi Kawase D D: Nijirô Murakami, Jun Yoshinaga, Miyuki Matsuda

¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Sputnik Kino OMU

H/D/S 2014 D 121 min D R: Kornel Mundruczo D D: Zsofia Psotta, Sandor Zsoter, Lili Monori

VICTORIA

TAXI TEHERAN

Von der späten Nacht bis in die frühen Morgenstunden folgt VICTORIA der jungen Spanierin Victoria in einer einzigen langen Kamerafahrt durch Berlin. Vor dem Club trifft Victoria Sonne und seine drei Freunde. Sie trinkt noch ein letztes Bier mit den Jungs, lässt sich mittreiben und zieht mit ihnen um die Häuser. Als Sonne und seine Freunde Hilfe brauchen, bei einer Unternehmung, von der man nichts Gutes ahnt, sagt Victoria kurzentschlossen zu, vielleicht aus Abenteuerlust, oder damit die Nacht noch nicht aufhört. Es ist eine fatale Entscheidung …

Jafar Panahi ist einer der bekanntesten Regisseure des Iran (DER KREIS, OFFSIDE, CLOSED CURTAIN) und aufgrund vermeintlich regimekritischer Tätigkeiten mit einem 20jährigen Berufs- und Ausreiseverbot belegt. Abhalten kann ihn das nicht, er dreht auch unter den unmöglichsten Bedingungen weiter. Dies hier ist sein neuester Film: Panahi spielt sich selbst als Taxifahrer. Mit einer im Armaturenbrett des Wagens befestigten Minikamera filmt er sich, seine Gäste und die traurigen, grotesken, lustigen und mutigen Gespräche, die sich auf den Taxifahrten ergeben.

¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino ¢ Bali Kino ¢ City Kino Wedding ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Sputnik Kino

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D AUGUST 2015

Deutschland 2015, 140 min, R: Sebastian Schipper, D: Laia Costa, Frederick Lau, Burak Yigit, André Hennicke, Max Mauff

¢ Acud Kino DF ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Bundesplatz Kino DF + OMU ¢ City Kino Wedding OMU ¢ Eva Lichtspiele DF ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Il Kino OMU ¢ Sputnik Kino OMU

Originaltitel: Taxi D Iran 2015 D 82 min D R: Jafar Panahi D D: Jafar Panahi


ATLANTIC ¢ Acud Kino

AUSSER ATEM ¢ City Kino Wedding

BECKS LETZTER SOMMER

¢ Bundesplatz Kino, Union Filmtheater

B-MOVIE: LUST AND SOUND IN WEST BERLIN

¢ City Kino Wedding, b-ware!ladenkino, Bundesplatz Kino, Filmrauschpalast, Il Kino, Sputnik Kino

DESASTER ¢ Union Filmtheater

ESCOBAR – PARADISE LOST

DIE LIEBE SEINES LEBENS ¢ Union Filmtheater

LOST RIVER

¢ Acud Kino, Sputnik Kino

DIE LÜGEN DER SIEGER ¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Union Filmtheater

MAD MAX: FURY ROAD

¢ b-ware!ladenkino, Filmrauschpalast

DIE MAISINSEL ¢ Acud Kino, City Kino Wedding

MAMA GEGEN PAPA ¢ Bali Kino, Bundesplatz Kino, Union Filmtheater

¢ b-ware!ladenkino, City Kino Wedding, Hackesche Höfe Kino

MARRY ME!

EX MACHINA

MEN & CHICKEN

¢ b-ware!ladenkino, Bali Kino

DIE FRAU IN GOLD ¢ Bali Kino, Hackesche Höfe Kino

¢ Bali Kino

¢ b-ware!ladenkino, Acud Kino, City Kino Wedding, Hackesche Höfe Kino, Sputnik Kino

FREISTATT

DEN MENSCHEN SO FERN

DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLES

DAS SALZ DER ERDE

GEFÜHLT MITTE ZWANZIG

SENOR KAPLAN

¢ b-ware!ladenkino, City Kino Wedding, Hackesche Höfe Kino

¢ Bali Kino

¢ b-ware!ladenkino, Bundesplatz Kino, Hackesche Höfe Kino, Sputnik Kino

HEIL

¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, fsk-Kino am Oranienplatz

¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Il Kino

¢ Hackesche Höfe Kino

DIE SÜSSE GIER ¢ Il Kino

¢ b-ware!ladenkino, Bundesplatz Kino, City Kino Wedding, am 13.8. um 19.15 Uhr Publikumsgespräch mit Dietrich Brüggemann, Union Filmtheater

HÖHERE GEWALT ¢ Il Kino

DAS AKTUELLE PROGRAMM

JURASSIC WORLD

DER UNABHÄNGIGEN ­

¢ Union Filmtheater

KAFKAS ‚DER BAU’

BERLINER LICHTSPIELHÄUSER,

¢ Acud Kino, Hackesche Höfe Kino

TÄGLICH NEUE FILMKRITIKEN

KISS THE COOK

UND INFORMATIONEN ZU

LIEBE AUF DEN ERSTEN SCHLAG

KINOHIGHLIGHTS, PREMIEREN

¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater

¢ b-ware!ladenkino, Sputnik Kino

UND FILMFESTIVALS AUF: WWW.INDIEKINO.DE


INDIEKINDER Deutschland/Dänemark 2015 D 79 min D FSK: 6, empfohlen ab 9 D R: Ask Hasselbalch D B: Anders Ølholm D K: Niels Reedtz Johansen D M: Peter Peter D D: Nicolas Bro, Boris Aljinovic, Marcus Jess Petersen, Oscar Dietz, Samuel Ting Graf, Caspar Phillipson D V: MFA+ Filmdistribution

KINDERFILME A–Z ANTBOY 2 – DIE RACHE DER RED FURY Deutschland/Dänemark 2014 D R: Ask Hasselbalch D 79 min, FSK: 6, empfohlen ab 9

Neue Abenteuer warten auf Pelle aka Antboy. Diesmal muss er es mit den Terror-Zwillingen und der geheimnisvollen Red Fury aufnehmen.

DER KLEINE RABE SOCKE 2 – DAS GROSSE RENNEN Deutschland 2015 D R: Ute von Münchow-Pohl, Sandor Jesse D 103 min, FSK: oA, empfohlen ab 6

Es wird Winter und alle Tiere helfen brav, die Wintervorräte einzusammeln – nur der kleine Rabe

¢ Union Filmtheater

ANTBOY – DIE RACHE DER RED FURY Girl Trouble und eine finstere Verschwörung

Pelle alias Antboy, der Comic-Fan Wilhelm und Pelles Schwarm Ida, sind vom neuen Marvel-Film ziemlich gelangweilt. Schließlich hat Antboy schon ganz andere Sachen durchgestanden. In seinem Alltag hat Pelle, der für sein Alter nicht der Größte ist, gerade Girl Trouble: Ida hat ihn zu einer Party eingeladen, aber dann rettet Antboy die rothaarige Maria auf der Eislaufbahn vor den Terror Zwillingen und sie lädt ihn ebenfalls ein. Ida trifft mittlerweile Christian, einen Grünkohlchips futternden, veganen Hipster mit Gitarre, der bedrohlich gut aussieht und Pelle für einen Loser hält. Dann sind da noch die Terror Zwillinge, die sich Zutritt in das Haus von Antboys Erzfeind, dem Floh verschaffen und nach dem Biss eines Käfers ebenfalls Superkräfte entwickeln. Als Pelle Maria auf der Party versetzt, wird die richtig sauer und verwandelt sich mit Hilfe einer Erfindung ihres Vaters in die Rächerin Red Fury. Red Fury setzt alles daran, Antboy unmöglich zu machen. Bald steht Pelle in der Unterhose vor Ida in der Cafeteria. Das Leben wird nicht leichter für Antboy, zumal der Floh aus dem Gefängnis die Fäden einer finsteren Verschwörung zieht. Wie schon der erste ANTBOY-Film ist der dänische Superhelden-Film ein tolles und sehr komisches Abenteuer, in dem der typische Stress von Jugendlichen zwischen 12 und 15 verhandelt wird: Idioten in der gleichen Klasse, das Problem, sich nicht wirklich besonders zu fühlen, stärkere Konkurrenten, Eifersucht, Liebe, Streit und Versöhnung. Die Mädchen könnten allerdings etwas weniger irrational sein und etwas mehr zu tun bekommen. Immerhin sieht Maria als Red Fury super aus, und veranstaltet einen schönen lustig-unheimlichen Radau. Hoffentlich ist sie ein dauerhafter Zugang zum ANTBOY-Universum. D Tom Dorow

FUSSBALL – GROSSES SPIEL MIT KLEINEN HELDEN Spanien/Argentinien 2015 D R: Juan José Campanella D 104 min, FSK: oA, empfohlen ab 10

Niemand spielt so gut Tischfußball wie Joachim. Aber das

¢ Eva Lichtspiele

MINIONS

USA 2015 D R: Kyle Balda, Pierre Coffin D 91 min, FSK: oA

Die Minions, kleine gelbe Schurken, verlassen ihren Rückzugsort

hilft ihm auf dem Rasen nichts – bis die Holzfiguren zum Leben erwachen und ihm zu Hilfe eilen. Animation. ¢ Union Filmtheater

JANOSCH – KOMM WIR FINDEN EINEN SCHATZ!

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Being a superhero isn’t easy. Pelle aka Antboy has managed to put his arch-nemesis – the flea- behind bars yet the terror twins and the mysterious Red Fury prove to be more a dangerous threat.

in der Arktis, um neue Gaunereien anzustellen. Gemeinsam mit Scarlett Overkill versuchen sie die Krone der Queen zu stehlen. ¢ b-ware!ladenkino (2D + 3D) ¢ Eva Lichtspiele ¢ filmkunst66 ¢ Sputnik Kino ¢ Union Filmtheater

OOOPS! DIE ARCHE IST WEG …

Deutschland 2012 D R: Irina Probost D 74 min, FSK: oA, empfohlen ab 5 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Union Filmtheater

Socke macht lieber Seifenkistenrennen …

Tiger und der Bär suchen einen Schatz. Zeichentrickverfilmung des Kinderbuchklassikers von Janosch. ¢ Bali Kino

Deutschland 2015 D R: Toby Genkel D 85 min, FSK: oA

Bei der Passagierliste der Arche Noah wurden der Nestrier Dave und sein Sohn Finny leider nicht berücksichtigt. Mit allen möglichen Tricks versuchen die zwei, an Bord zu kommen. Animation.


INDIEKINDER

RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN

Deutschland 2014 D R: Neele Leana Vollmar D 96 min, FSK: oA, empfohlen ab 8

¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino ¢ filmkunst66

Der, wie er sich selbst nennt, tiefbegabte Rico trifft auf den hochbegabten Oskar und die beiden Jungs werden Freunde fürs

Großstadt, um den Bauern zu retten. Knetfilm.

KINDERKINO IM INDIEKINO

¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino ¢ Union Filmtheater

ACUD KINO TÄGLICH B-WARE! LADENKINO TÄGLICH BALI KINO DO, FR, SA, SO BUNDESPLATZ KINO DO, FR, SA, SO EVA-LICHTSPIELE DO, FR, SA, SO FILMKUNST66 DO, FR, SA, SO SPUTNIK KINO DO, FR, SA, SO TILSITER LICHTSPIELE DO, FR, SA, SO UNION FILMTHEATER DO, FR, SA, SO XENON KINO wechselnde Termine

TOM SAWYER

Deutschland 2011 D R: Hermine Huntgeburth D 109 min, FSK: 6, empfohlen ab 10

OSTWIND 2 – RÜCKKEHR NACH KALTENBACH

Deutschland 2015 D R: Katja von Garnier D 108 min, FSK: oA

Sommerferien, das heisst für Mika vor allem: Zeit für ihren geliebten schwarzen Hengst Ost-

Leben. Gemeinsam jagen sie quer durch Berlin den berüchtigten Entführer Mister 2000.

Eine aktuelle­ Programmübersicht über alle KinderfilmTermine finden Sie auf www.indiekino.de

Neuverfilmung des Jugendbuchklassikers von Mark Twain. ¢ Union Filmtheater

¢ b-ware!ladenkino ¢ Bali Kino

SAM O’COOL: EIN SCHRÄGER VOGEL HEBT AB wind. Doch dann erfährt sie, dass Oma Kaltenbachs Hof vor dem Bankrott steht und beschließt, ein Turnier zu gewinnen.

Die Altersempfehlungen orientieren sich in der Regel an den Vorschlägen der Bundeszentrale für politische Bildung/Vision Kino.

Frankreich/Belgien 2014 D R: Christian De Vita D 91 min, FSK: oA

Nesthäkchen Sam muss überraschend den ganzen Schwarm

„Die zauberhafte Komödie erzählt mit tragikomischer Leichtigkeit eine warmherzige Geschichte über das Sterben, den Tod und das davor. So eine bittersüße Schönheit sieht man selten!“ SÜDDEUTSCHE ZEITUNG The

¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino ¢ Bali Kino ¢ Union Filmtheater

StorY of Mike TysoN.

Not the boxer, a different one.

RICO, OSKAR UND DAS HERZGEBRECHE

Deutschland 2015 D R: Wolfgang Groos D 95 min, FSK: oA, empfohlen ab 8

Die kleinen Detektive und besten Freunde Rico und Oskar haben

sicher nach Süden bringen. Animation. ¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino

SHAUN DAS SCHAF: DER FILM GB/F 2014 D R: Mark Burton, Richard Starzack D 85 min, FSK: oA, empfohlen ab 5

Shaun, das Schaf, die Schafherde und Hund Bitzer fahren in die einen neuen Fall. Diesmal geht es um Ricos Mutter Tanja, die offenbar erpresst wird … ¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino ¢ Bali Kino ¢ Bundesplatz Kino ¢ filmkunst66 ¢ Union Filmtheater

www.coconuthero.de

/coconuthero

„Eine großartige, gefühlvolle, sehr komische und zugleich tragische Coming of Age-Geschichte. Ein Meisterwerk!“ KINO-ZEIT.DE AUGUST 2015 D

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INDIEKINOHIGHLIGHTS

FSK-KINO AM ORANIENPLATZ SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN 3. DOKFILMWOCHE 18 Möglichkeiten, wie die Welt ins Bild kommt, 18 Blicke, fokussiert auf intime Räume von Familie und Privatheit, auf (Herrschafts-) Verhältnisse, deren Darstellbarkeit erst hergestellt werden muss. 18 Filme als Chronik laufender Ereignisse, als Archäologie überlieferter Geschichten und Bilder, als evidente Beobachtung und als Argument, das sich erst durch den Raum zwischen den Bildern fügt, als Wahrheit mitunter, die erst ihre Inszenierung wahrnehmbar macht. 18 zeitgenössische dokumentarische Arbeiten, die die zum dritten Mal stattfindende dokfilmwoche versammelt. Arbeiten, die für das Kino als Ort von Welterfahrung gemacht sind, wo man sie mit zahlreichen Filmgästen demnächst auch sehen kann: vom 27. 8. bis zum 2. 9. im fsk-Kino und Sputnik Kino.

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Gegenwarten des dokumentarischen Blicks: Benjamin Kahlmeyer porträtiert das Leben von Geflüchteten, die in einem deutschen Niemandsland verharren: DIE UNSICHTBAREN. Thomas Heises STÄDTEBEWOHNER sind in einem Jugendgefängnis in Mexiko Stadt zugleich Teil einer Gesellschaft und von ihr ausgeschlossen. Vier Menschen aus der Hochhaussiedlung AM KÖLNBERG, in der landet, wer es schwer hat andere Orte zu finden, folgen Robin Humboldt und Laurentia Genske über zwei Jahre lang. Der Welt einen anderen Sinn zu geben, bemühen sich die PFARRER, die Stefan Kolbe und Chris Wright in ihrer Ausbildung in der Lutherstadt Wittenberg begleiten. Claudine Bories und Patrice Chagnard zeigen den Versuch einer Beraterfirma, vom Bildungssystem abgehängten jungen Menschen die RULES OF THE GAME für ein Überleben im zeitgenössischen Kapitalismus beizubringen. In leisen Tönen zeigt STOP THE POUNDING HEART von Roberto Minervi eine junge Frau im tief christlichen Süden der Vereinigten Staaten in ihrem Ringen mit Gefühlen, die ihre Erziehung nicht erlaubt. TOTO AND HIS SISTERS – Andreea und Ana – leben ohne Eltern am Stadtrand von Bukarest, in einer Umgebung, die nicht ihr Bestes will. Alexandre Nanău beschreibt eine Kindheit, in


Städtebewohner Private Revolutions I Want to See the Manager Pfarrer

der sich Leben gegen Überleben behaupten muss. An einem anderen Ende der Welt, in den Bergen um Lesotho, erzählt Teboho Edkins von einem anderen COMING OF AGE einer Gruppe von Jugendlichen am Scheidepunkt von Kindheit und Erwachsenwerden, zwischen Tradition und Moderne. WENN ES BLENDET, ÖFFNE DIE AUGEN verlässt nur für kurze Momente die Wohnung eines drogenabhängigen und HIV-positiven Paares in Sankt Petersburg. In dem klaustrophobischen Raum gelingt Ivette Löcker eine eindringliche Momentaufnahme der russischen nach-Perestroika Gesellschaft. Der zerrütteten Geschichte seiner eigenen Familie spürt Jonas Rothländer nach und stellt dabei die Frage, was das bedeuten mag: FAMILIE HABEN. Ökonomie und Krisengeschichte schreiben Hannes Lang, weltumspannend in großen Tableaus aus Orten, die man Schwellenländern nennt (I WANT TO SEE THE MANAGER), und Markus Lenz als Mikrogeschichte aus einem nur halb fertiggestellten Bankenturm, in dem sich eine eigene kleine Stadt aus Hausbesetzern eingenistet hat (RUINA). Vier junge Frauen aus Ägypten, in einer Gesellschaft die sich in Umbruch und Aufruhr befindet, porträtiert Alexandra Schneider in ihren Versuchen, andere Wege zu gehen und neue Schneisen

zu schlagen: PRIVATE REVOLUTIONS. Found-Footage Arbeiten, die in der Montage ihres Materials die privaten Unterseiten von Verwerfungen der Nachkriegsgeschichte nachzeichnen (FLOTEL EUROPA von Vladimir Tomic, SOUVENIR von André Siegers), stehen neben einem Film, der mit seinen Protagonistinnen die Entstehungsgeschichte eines prekären Porträts inszeniert (RICARDO BÄR von Nele Wohltaz und Gerardo Naumann). Ruth Beckermann wiederum denkt in ihrer jüngsten Arbeit in offener und essayistischer Form über Leben nach, die sich – freiwillig wie unfreiwillig – über und zwischen den Kontinenten erstrecken (THOSE WHO GO THOSE WHO STAY). Und einer Region, die Laboratorium der industriellen wie postindustriellen Gesellschaft ist, setzt Rainer Komers ein so inniges wie symphonisches Denkmal: RUHR REKORD. D Sebastian Markt dokfilmwoche.peripherfilm.de  27. 8. – 2.9

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INDIEKINOHIGHLIGHTS

Esquece tudo o que te disse

HACKESCHE HÖFE KINO CINEMAGOSTO – FILMFOKUS PORTUGAL – UN AMOR PORTUGUÊS Vom 27. bis 30.8. findet im Hackesche Höfe Kino das portugiesische Filmfestival CINEMAGOSTO statt, das in diesem Jahr den Schwerpunkt auf die Liebe legt: „‘Wie anders ist doch die Liebe in Portugal!‘, sagte einst ein Dichter. Ist es wirklich so? Das Publikum wird selbst urteilen können, anhand von 10 Filmen, was es bedeutet, auf Portugiesisch zu lieben: von der romantischen Liebe bis hin zu der in der Familie, von der sehnsüchtigen bis zur heftigen, von der Obsession zur bedingungslosen Hingabe. Eine besondere Seele steckt in diesen Filmen, die gleichsam poetische wie furchtlose Identität eines sensiblen Volkes in seinem Begehren und in seinen Gefühlen.“ (Cinemagosto). Das Festival präsentiert Filmemacher unterschiedlicher Generationen, Spielfilme, Dokumentarfilme und Animationsfilme, mehrere mit Preisen ausgezeichnete Filme und eine posthume Hommage an Manoel de Oliveira. Gezeigt wird sein Meisterwerk VALE ABRAÃO (AM UFER DES FLUSSES) von 1993. Alle Filme werden mit englischen Untertiteln gezeigt. Das genaue Programm gibt es auf der Website des Hackesche Höfe Kinos. Auch die liebevollen Filmbeschreibungen auf der Facebook-Seite von CINEMAGOSTO sind einen Blick wert. www.hoefekino.de, www.facebook.com/cinemagosto  27.8. um 20 Uhr Eröffnung  28.8. – 30.8. jeweils um 18.30 Uhr und um 20 Uhr

FILMRAUSCHPALAST GRIECHENLAND-SPECIAL: WER RETTET WEN? UND MACHT OHNE KONTROLLE – DIE TROIKA Wer rettet wen?

Aus Anlass der Griechenland-Krise zeigt der Filmrauschpalast zwei Dokumentarfilme: WER RETTET WEN? zeigt, wie die Verursacher der Krise zu ihren Gewinnern werden, während die Steuerzahler entmündigt und soziale Rechte in Europa nach und nach beschnitten werden. Der Film warnt davor, dass im Namen des Krisenmanagements demokratisch-staatliche Prinzipien abgebaut werden und verschwinden. MACHT OHNE KONTROLLE – DIE TROIKA untersucht die Auswirkungen der Wirtschaftspolitik von IWF, EZB und Europäischer Kommission auf das soziale Gefüge der betroffenen Länder. Während die Entscheidungen der keinerlei parlamentarischer Kontrolle unterliegenden Institutionen massiv in das Leben von Millionen Menschen eingreifen, sind positive Auswirkungen der Sparpolitik in den meisten Ländern ausgeblieben.  WER RETTET WEN?: 30. & 31. 7., 4. & 5.8., 8. & 10.8., jeweils um 18 Uhr  MACHT OHNE KONTROLLE – DIE TROIKA: 1.,3., 6., 7., 11., 12.8. jeweils um 18 Uhr

D 40

D AUGUST 2015


INDIEKINOHIGHLIGHTS

BUNDESPLATZ-KINO BERLIN, BLOND UND BUNT – LOTHAR LAMBERT-KOMÖDIEN MIT ERIKA RABAU Wer je auf der Berlinale da gewesen ist, wo gerade Leute fotografiert werden, hat Erika Rabau schon getroffen. Seit die kleine, blonde Fotografin, die ihr Alter noch niemandem preisgegeben hat, 1972 offizielle Fotografin der Internationalen Filmfestspiele geworden ist, schafft sie es immer, sich gegen doppelt so kräftige Kollegen durchzusetzen und am besten Platz in der ersten Reihe zu stehen, wenn es drauf ankommt. Seit 1979 spielt sie nebenbei in Lothar Lamberts Filmen mit, der ihr nun einen Porträtfilm gewidmet hat: ERIKA, MEIN SUPERSTAR hat am Sonntag, den 2. August im Bundesplatz-Kino Premiere. In den folgenden Wochen zeigt das Bundesplatz-Kino jeden Sonntag einen Lothar-Lambert-Film mit Erika Rabau. Ihre Rollen: Eine übel behandelte Garderobiere, die aus Liebe bei einem Damendarsteller bleibt (IN HASSLIEBE LOLA), die Telefonsex-Anbieterin „Lolita Unlimited“, die sich nicht nur als Minderjährige ausgibt, sondern auch regelmäßig vergisst, sich bezahlen zu lassen (BLOND BIS AUF’S BLUT), eine ältere Dame, die sich für den Fußballstar Pelé hält (UND GOTT SCHUF DAS MAKE-UP), und eine Anbieterin sexueller Dienstleistungen, deren Befehl „Ruf! Mich! An!“ selten Folge geleistet wird (VERDAMMT IN ALLE EITELKEIT).  jeweils sonntags um 15.30 Uhr  2.8.: ERIKA, MEIN SUPERSTAR, Premiere!  9.8.: IN HASSLIEBE LOLA  16.8.: BLOND BIS AUF’S BLUT  23.8.: UND GOTT ERSCHUF DAS MAKE-UP  30.8.: VERDAMMT IN ALLE EITELKEIT ID – Israelisch-Deutsche Partnerschaften

Erika, mein Superstar

BUNDESPLATZ-KINO BERLINFILM-MATINEE Jeden Sonntag um 11 Uhr zeigt das Bundesplatzkino in der Matineevorstellung Berlinfilme. Im August gibt es die Erich-Kästner-Verfilmung EMIL UND DIE DETEKTIVE (1931, R: Gerhard Lamprecht), die Dokumentation LONTANO – DIE SCHAUBÜHNE VON PETER STEIN (2013, R: Andreas Lewin) über die Epoche, in der die Schaubühne eines der bedeutendsten Theater der Welt war und die Günther-Grass-Doku DER UNBEQUEME – DER DICHTER GÜNTHER GRASS (2006/2007, R: Nadja Frenz und Sigrun Matthiesen). Am 23. August ist die in Berlin lebende israelische Filmemacherin und Künstlerin Anat Manor zu Gast und präsentiert ihren Film ID – ISRAELISCH-DEUTSCHE PARTNERSCHAFTEN (2015), der einen privaten Blick auf den Alltag deutsch-israelischer Zweierbeziehungen wirft. Ende August ist dann noch einmal Rüdiger Suchslands leidenschaftliche Hommage an die Blütezeit des deutschen Kinos VON CALIGARI BIS HITLER (2014) zu sehen.  jeden Sonntag um 11 Uhr  2.8.: EMIL UND DIE DETEKTIVE  9.8.: LONTANO – DIE SCHAUBÜHNE VON PETER STEIN  16.8.: DER UNBEQUEME – DER DICHTER GÜNTHER GRASS  23.8.: ID – ISRAELISCH-DEUTSCHE PARTNERSCHAFTEN  30.8.: VON CALIGARI BIS HITLER

Eins Zwei Drei

BALI KINO BERLINFILME IN ERINNERUNG AN DEN MAUERBAU In Zusammenarbeit mit dem Verein zur Förderung der politischen Bildung zeigt das Bali Kino am Donnerstag, den 13.8. zwei Berlinfilme als Erinnerung an den Mauerbau 1963. Um 18 Uhr gibt es Billy Wilders beliebte Ost/West- und Coca-Cola vs. FDJ-Komödie EINS ZWEI DREI von 1961. Um 20.30 Uhr folgt Peter Timms Komödie MEIER von 1985, in dem ein Tapezierer mit Westverbindungen zum Helden der Arbeit aufsteigt, bevor seine Geschäfte auffliegen.  13.8. um 18.30 Uhr EINS ZWEI DREI, um 20.30 Uhr MEIER

AUGUST 2015 D

41 D


The Way

INDIEKINOHIGHLIGHTS

ACUD KINO SHORTS ATTACK & DEUTSCHER KURZFILMPREIS UNTERWEGS Reichlich Kurzfilme gibt es im Acud. Die Reihe SHORTS ATTACK widmet sich dieses Mal Roadmovies: staubigen Straßen in der Wüste, Ampeln auf Feldwegen, Verfolgungsjagden auf Wohnzimmerböden und anderen Wegen, auf denen Leute so unterwegs sind. Außerdem macht die KINOTOURNEE DEUTSCHER KURZFILMPREIS im Acud halt. Der deutsche Kurzfilmpreis zeichnet jedes Jahr Spielfilme, Dokumentar-, Animations- und Experimentalfilme aus und ist der höchstdotierte und wichtigste Preis für Kurzfilme in Deutschland.  Shorts Attack: 5.8. um 21 Uhr  Tournee Deutscher Kurzfilmpreis 12.8. um 19 Uhr

FILMRAUSCHPALAST 5. FAVOURITES FILM FESTIVAL BERLIN Vom 2. bis 6. September 2015 findet im Filmrauschpalast und im Freiluftkino der Kulturfabrik Moabit zum fünften Mal das Favourites Film Festival statt. Das FFF zeigt ausgewählte internationale kurze und lange Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilme, die auf Festivals weltweit bereits einen Publikumspreis gewonnen haben. Erste Titel des Programms stehen bereits fest. Das Spielfilmdebüt HOPE des Dokumentarfilmregisseurs Boris Lojkine erzählt die Geschichte der Kamerunerin Hope, die von Schleppern allein in der Wüste zurückgelassen wird, und von Leonhard, der sie nach Tamarasset in Algerien mitnimmt. In FÉLIX ET MEIRA konfrontiert der Lebenskünstler Félix die junge jüdisch-orthodoxe Mutter Meira mit ungewohnten Freiheiten. Die Oscar-nominierte Dokumentarfilm-Regisseurin Hanna Polak begleitet in SOMETHING BETTER TO COME über 14 Jahre lang die anfangs 11-jährige Yula, die mit ihrer Mutter, ihren Freunden und vielen anderen Obdachlosen auf einer der größten Mülldeponien Europas außerhalb Moskaus aufwächst. HIPPOCRATE von Thomas Lilti aus Frankreich erzählt von einem jungen Arzt, der bei seinem ersten Praktikum in der Klinik seines Vaters mit den Problemen der Patienten und mit persönlichen Gewissensfragen konfrontiert wird. Bei der Favourite Shorts Night am Samstagabend ist das Publikum dazu aufgerufen, mit Tröten, Luftballons und Wunderkerzen den beliebtesten Kurzfilm zu wählen. Im Anschluss wird der Gewinner des 5. „Berlin‘s Favourite Award“ verkündet, sozusagen der Publikumsliebling der Publikumslieblinge. Dieser wird am letzten Festivaltag noch einmal wiederholt. www.fffberlin.de  2.–6.9.

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D AUGUST 2015

Hope

Something Better to Come


SPUTNIK-KINO AM SÜDSTERN BERLIN-PREMIERE: ARON UND DIE LIEBE ZUR OPER

Patricia Clarkson

ARON UND DIE LIEBE ZUR OPER (Deutschland 2013, R.: Birgit-Karin Weber, 82 min) ist ein Porträt des Opern-Regisseurs Aron Stiehl und seiner Arbeit. Von der ersten Annäherung an die Partitur, über die Konzeption, den Austausch mit Bühnenbildnern und Technikern, die Probenarbeit – bis hin zur knisternden Atmosphäre rund um die Premiere. Der Erfolg, den Aron Stiehl über Deutschlands Grenzen hinaus mit seiner Arbeit erreicht, hat aber auch seinen Preis: Das Leben aus dem Koffer bringt eine gewisse Heimatlosigkeit mit sich. Die ständigen Ortswechsel machen ein stabiles privates und gesellschaftliches Leben nahezu unmöglich.

Ben Kingsley

„Wahnsinnig komisch und romantisch! Perfekt gespielt und mit pointierten Dialogen.“ Washington Post

 2.8. um 18 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs

EVA-LICHTSPIELE DER ALTE DEUTSCHE FILM Immer mittwochs um 15.45 Uhr zeigen die Eva-Lichtspiele historische deutsche Filme der 20er–40er Jahre. Die Reihe wird von Martin Erlenmeier kuratiert, der auch zu jedem Film eine Einführung hält. www.eva-lichtspiele.de

EHE IN DOSEN

DER WAHRE JAKOB

Charmante Ehekomödie um ein Paar, das sich scheiden lassen will. Nach einem erfolgreichen Boulevard-Stück, das Ralph Arthur Roberts zusammen mit Leo Lenz 1934 geschrieben hat.  5.8.

Das Publikum war bei der Premiere begeistert über das köstliche Ensemble. Besonders die trockene Komik Felix Bressarts – er spielt den Kassierer eines Sittlichkeitsvereins – wurde gefeiert. Auf Veranlassung Goebbels’ wurde der Film 1934 verboten.

D 1939, R: Johannes Meyer, D: Leny Marenbach, Johannes Riemann, Ralph Arthur Roberts, Grethe Weiser

SPIEGEL DES LEBENS

Es ist nie zu spät für neue Abenteuer!

AB 6. AUGUST IM KINO

D 1931, R: Hans Steinhoff, D: Ralph Arthur Roberts, Anni Ahlers, Felix Bressart, Hansi Arnstaedt

Österreich 1938, R: Géza von Bolváry, D: Paula Wessely, Attila Hörbiger, Jane Tilden

 19.8

Arzt-Melodram um eine junge Medizinstudentin, die von ihrem Verlobten, einem Assistenzarzt, schwanger wird. Darüber hinaus geht es in Paula Wesselys sechstem Film um den Konflikt Schulmedizin contra Homöopathie.  12.8.

DIE WERFT ZUM GRAUEN HECHT

BENNO

LIV LISA

JERRY

JACOB

DANIEL

D 1935, R: Frank Wysbar, D: Marianne Hoppe, Hermann Speelmans, Oskar Sima

Ungewöhnlicher Liebesfilm, heiter, aber auch mit Tiefe. Im Mittelpunkt stehen ein Lastkraftwagenfahrer und die Tochter eines Werftbesitzers an der Havel. Die schönen Aufnahmen lieferte Kameramann Franz Weihmayr.  26.8.

OLIVER

FÜRMANN FRIES HOFFMANN MATSCHENZ ZILLMANN BRÖCKER

EIN FILM VON DIETRICH BRÜGGEMANN


REINICKENDORF

INDIESERVICE

PANKOW

5

LICHTENBERG  9    G

SPANDAU

MITTE

DIE INDIEKINOS

STEGLITZZEHLENDORF

ACUD KINO MITTE 1 Veteranenstr. 21, 10119 Berlin Telefon: 030/44 35 94 98, Mail: kino@acud.de, www.acudkino.de U8, M1 Rosen­ thaler Platz, M8/12 Brunnenstr./ Invalidenstr., S1/2 Nordbahnhof

B-WARE! LADENKINO FRIEDRICHSHAIN 2 Gaertnerstr. 19, 10245 Berlin Telefon: 030/63 41 31 15 ladenkino.de S+U-Bahnhof Frankfurter Allee, Bus 240 Boxhagener Platz, Tram 13 Wühlischstraße

BALI KINO ZEHLENDORF  3  Teltower Damm 33, 14169 Berlin Telefon: 030/811 46 78, www.balikino-berlin.de S-Bahn Zehlendorf

BUNDESPLATZ-KINO WILMERSDORF 4 Bundesplatz 14, 10715 Berlin Telefon: 030/85 40 60 85, Mail: kino@bundesplatz-kino.de, www.bundesplatz-kino.de U9, S 41/42/46, Bus 248/N9 U+S-Bahn Bundesplatz

CITY KINO WEDDING IM CENTRE FRANÇAIS WEDDING 5 Müllerstraße 74, 13349 Berlin Telefon: 01525/9687921, Mail: info@citykinowedding.de www.citykinowedding.de U6 Rehberge D 44

D AUGUST 2014

16   4

11

14

FRIEDRICHSHAIN-

CHARLOTTENBURG-  8  WILMERSDORF  7

1

MARZAHNHELLERSDORF

F    2   KREUZBERG  10   A    6   D    17    13    C    12    E

TEMPELHOFSCHÖNEBERG

15    B

NEUKÖLLN

TREPTOWKÖPENICK

3

EISZEIT KINO KREUZBERG 6 Zeughofstr. 20, 10997 Berlin Telefon: 030/611 60 16, Mail: info@eiszeit-kino.de, www.eiszeit-kino.de U1, M29, N1 Görlitzer Bahnhof

EVA-LICHTSPIELE BERLIN WILMERSDORF 7 Blissestr. 18, 10713 Berlin Telefon: 030/92 25 53 05, Mail: info@eva-lichtspiele.de, www. eva-lichtspiele.de U7, Bus 101/104/249 Blissestr.

FILMKUNST66 CHARLOTTENBURG

8

Bleibtreustr. 12, 10623 Berlin Telefon: 030/882 17 53, Mail: mail@filmkunst66.de, www.filmkunst66.de S-Bahn Savignyplatz

FILMRAUSCH­PALAST MOABIT 9 Lehrter Str. 35, 10557 Berlin Telefon: 030/394 43 44, Mail: info@filmrausch.de, www.filmrausch.de Hauptbahnhof + 10 min Fußweg, Bus 123 Kruppstr., Bus M27 Quitzowstr.

FSK-KINO AM ­ORANIENPLATZ KREUZBERG 10

TILSITER ­LICHTSPIELE FRIEDRICHSHAIN

Segitzdamm 2, 10969 Berlin Telefon: 030/614 24 64, Mail: post@fsk-kino.de, www.fsk-kino.de U8, Bus M29/140/N8 Moritzplatz, U1 Kottbusser Tor

Richard-Sorge-Str. 25a, 10249 Berlin Telefon: 030/426 81 29, Mail: programm@tilsiter-lichtspiele.de, www.tilsiter-lichtspiele.de U5 Frankfurter Tor, Weberwiese, M10 Bersarinplatz, Straßmannstraße

HACKESCHE HÖFE KINO MITTE 11

UNION FILMTHEATER FRIEDRICHSHAGEN

Rosenthaler Str. 40/41, 10178 Berlin Telefon: 030/283 46 03, Mail: info@hoefekino.de, www.hoefekino.de S-Bahn Hackescher Markt, U8 Weinmeisterstraße

IL KINO NEUKÖLLN

14

Bölschestr. 69, 12587 Berlin 15 Telefon: 030/6501 3141,­ www.kino-union.de S-Bahn Berlin-Friedrichshagen

12

Nansenstr. 22, 12047 Berlin Telefon: 030/81 89 88 99, Mail: contact@ilkino.de www.ilkino.de U8 Schönleinstraße, U7/8 Hermannplatz

SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN KREUZBERG 13 Hasenheide 54, 10967 Berlin Telefon: 030/694 11 47, Mail: post@sputnik-kino.com, www.sputnik-kino.de U7 Südstern, U7/8 Hermannplatz

XENON KINO SCHÖNEBERG

16

Kolonnenstr. 5, 10827 Berlin Telefon: 030/78 00 15 30, Mail: service@xenon-kino.de, www.xenon-kino.de S-Bahn Julius-Leber-Brücke

ZUKUNFT ­FRIEDRICHSHAIN

17

Laskerstr. 5, 10245 Berlin Telefon: 0176/578 610 79, Mail: programm@zukunft-ostkreuz.de, kino-zukunft.de S-Bahn Ostkreuz


INDIESERVICE

INDIEKINO OPEN-AIR

Laskerstr. 5, 10245 Berlin Telefon: 030/426 81 29, freiluftkino-pompeji.de S-Bahn Ostkreuz

E

OPEN AIR KINO IM FMP1 FRIEDRICHSHAIN  F

FREILUFTKINO ­INSEL ZU GAST IM ­CASSIOPEIA FRIEDRICHSHAIN  D

WINDLICHT IM FILMRAUSCH­ PALAST: „UMSONST & DRAUSSEN“ MOABIT  G  Lehrter Str. 35, 10557 Berlin Telefon: 030/394 43 44, Mail: info@filmrausch.de, www.filmrauschpalast.de Hbf. + 10 min Fußweg, Bus 123 Kruppstr., Bus M27 Quitzowstr.

Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin ladenkino.de S-Bahn Ostbhf., U5 Weberwiese

Redaktion: Hendrike Bake, Thomas Dorow redaktion@indiekino.de Filmtexte: Toby Ashraf, Hendrike Bake, Tom Dorow, Thomas Groh, David Herger, Christian Horn, Elinor Lewy, Nina Linkel, Sebastian Markt, Jens Mayer, Michael Meyns, Harald Mühlbeyer, Toni Ohms, Eileen Reukauf, Christoph Selzer, Hannes Stein, Anna Stemmler, Christine Stöckl

Bildnachweis: Filmbilder: Filmverleiher/Filmfestivals Kinobilder City Kino Wedding: INDIEKINO BERLIN, Marei Wenzel Ästhetik des Drastischen/Der weiße Hai revisited (Seite): Bertz + Fischer Verlag Drehbuchlesen (Seite): „Film aus Papier“

Datum, Unterschrift

Abonnement: Auf Wunsch liefern wir Ihnen das INDIEKINO BERLIN Magazin gerne zu einem Unkostenbeitrag nach Hause. Eine Bestellung ist mit der Abopostkarte oder unter abo@indiekino.de möglich.

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Geschäftsführung: Hendrike Bake

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Herausgeber: INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) Rudolfstr. 11, 10245 Berlin Telefon: 030 – 209 897 24, info@indiekino.de, www.indiekino.de

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INDIENACHBILD

Spacek) Sheen) und Holly (Sissy 73) campieren Kit (Martin (19 DS LAN BAD in n Kit on r herumgetollt. Sch s als solches verrät, wen wird viel in und am Wasse chee, das sich spätesten Klis re“atu o-N ck-t uen „Ba Fra In Terence Malicks Filmen zahlreichen schönen hen. Ein unbeholfenes um und versuchen zu fisc ristian Bale) am Strand mit (Ch k Ric t del tän PS füh CU ver am Fluss, planschen her allen. In KNIGHT OF uen tänzeln, malen he mit der Pistole abzukn eit reduziert sind. Die Fra önh Sch ihre auf g ndi int. stä che aus Frust versucht, die Fisc r, Imogen Poots), die voll ichen Glücks vergiftet ers Blanchett, Teresa Palme jedes Bild des vermeintl ck (Natalie Portman, Cate Arten so idiotisch, dass ere and rse dive so deutlich Zitate der Glü auf nd und verhalten sich zu ruinieren. Die Bilder sind g nzu era ign Des en es, sein leer rerische Kringel in den Stra DS seinen Outlaw als e in einer grand geste es-Dean-Posen in BADLAN t ins Wasser springen, ohn Rick kann ebenfalls nich so wie Martin Sheens Jam – n rate ver che rflä Obe t, dass sie ihre eigene the KNIGHT OF CUPS. versprechenden Werbewel hsten Heft: Challenging en. Unser Feature im näc riet ver t Zita hes tisc cho psy

NACHBILD

VORSCHAU INDIEKINO IM SEPTEMBER KNIGHT OF CUPS Terrence Malicks Rätselwelten D 45 YEARS Ehe in der Krise D DIE KLEINEN UND DIE BÖSEN Antihelden united D ENGELBECKEN Realitätssplitter Ost-West D ES IST SCHWER, EIN GOTT ZU SEIN Entropische Visionen D I WANT TO SEE THE MANAGER Zerrieben im globalen Machtgefüge D KÖNIGIN DER WÜSTE Auf den Spuren von Gertrude Bell D HOW TO CHANGE THE WORLD Greenpeace – wie alles began D ROT UND BLAU Mikrokosmos Schule D DER SOHN DER ANDEREN Nahostkonflikt als Bruderzwist D ICH & KAMINSKI Wolfgang Becker is back D PARAISO Aufstiegskomödie D YOU AND I Drei in der Uckermark D DER VATER MEINER BESTEN FREUNDIN Eine Sommeraffäre D KLEINE GRAUE WOLKE Diagnose: MS D LIMBO In einer dänischen Kleinstadt D SCHMIDTS KATZE Komödie im Ländle D STELLA Starke kleine Schwester D GIOVANNI SEGANTINI – MAGIE DES LICHTS Landschaftsmalerporträt D 46

D AUGUST 2015



I X TA an von nach dem Rom

KAREN DUVE

SS ROSALIE THOMA PETER DINKLAGE STIPE ERCEG BER ROBERT STADLO T, JR. ANTOINE MONO IZ ÖZGÜR KARADEN TOBIAS SCHENKE und als Gast

ARMIN ROHDE

ER L L E S T S E B L E D E R S P IE G IM K IN O T S U G U A . 0 2 B A www.taxi-film.de

/KarenDuvesTaxi


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