D DIE TASCHENDIEBIN Sinnliches Meisterwerk D MANCHESTER BY THE SEA Trauma und Alltag D DIE FEINE GESELLSCHAFT Geniale Groteske D DER GLÜCKLICHSTE TAG IM LEBEN DES OLLI MÄKI Liebe und Sport am Fjord D DIE BLUMEN VON GESTERN Perfekter Balanceakt D WILD PLANTS Pioniere der Nische D JUNCTION 48 Hip Hop zwischen den Fronten D WHERE TO, MISS? Taxifahrerin in Indien D SUBURRA Kompromissloser Neo-Noir D LA LA LAND Kitsch der feinsten Sorte D JACKIE Schockzustand D SHOT IN THE DARK Visionäre Fotografen D DIAMOND ISLAND Baustelle der Mega-City D HELL OR HIGH WATER Möchtegernoutlaws D PERSONAL SHOPPER Glamour und Geister D THE HAPPY FILM Selbstversuch
Magazin DER unabhängigen BERLINER LichtspielhäusER
D 33 D JANUAR 2017
indiekinoBERL
MANCHESTER BY THE SEA – START AM 19.1.2017
European Discovery - Prix Fipresci Nominiert
EIN FILM VON JULES HERRMANN Godehard Giese Adeline Moreau Fabien Ara Bettina Grahs
Fünf Seen Filmfestival Wettbewerb
Filmfestival Max Ophüls Preis
TON
FiLMZ Wettbewerb
Toronto LGBT Festival Inside Out
Festival Mix Milano
Women‘s Filmfestival
Wettbewerb
Wettbewerb
Taiwan Queer Filmfestival
Cork
Filmfestival
EIN FILM VON JULES HERRMANN „LIEBMANN“ MIT GODEHARD GIESE, ADELINE MOREAU, FABIEN ARA, BETTINA GRAHS TOBIAS RÜTHER SOUND DESIGN MICHAŁ KRAJCZOK MUSIK CHRISTIAN HALTEN, ZAAL33, SEBASTIAN KIEFER AUSSTATTUNG NICOLA MINSSEN REGIEASSISTENTIN SARAH DRATH SCHNITT JULES HERRMANN KAMERA SEBASTIAN EGERT WELTVERTRIEB PATRA SPANOU PRODUZENTEN JULES HERMANN, ROSWITHA ESTER, TORSTEN REGLIN
www.liebmann-film.de
www.missingfilms.de
DIE INDIEKINOS D ACUD KINO D B-WARE!LADENKINO D BALI KINO D B rotfabrik Kino D BUNDESPLATZ KINO D City Kino Wedding D EISZEIT KINO D EVA-LICHTSPIELE D FILMKUNST66 D FILMRAUSCHPALAST D FSK-KINO AM ORANIENPLATZ D HACKESCHE HÖFE KINO D IL KINO D Kino Intimes D KINO KROKODIL D SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN D TILSITER LICHTSPIELE D UNION FILMTHEATER D XENON KINO D Z-INEMA D ZUKUNFT D FLK FRIEDRICHSHAGEN D FLK HASENHEIDE D FLK INSEL D FLK POMPEJI D FLK „UMSONST & DRAUSSEN“ IM FILMRAUSCHPALAST D B-WARE! OPEN AIR
Editorial Der Januar sieht gut aus. Das meinen wir wörtlich: Die Filme des neuen Jahres warten mit außergewöhnlich schönen Bildern auf, weshalb wir uns in diesem Heft gleich mehrere Doppelbildseiten geleistet haben. SUBURRA beispielsweise orientiert sich in der Bildsprache an den extremen Perspektiven und den warmen 70er-Jahre Farben von Dario Argento, zum Vergleich kann man sich die neu restaurierte Fassung von Argentos OPERA ansehen, die im Januar anläuft. DIAMOND ISLAND fängt das Leben von jungen Leuten in der Mega-City Phnom Penh in fast schon zart hingehauchten Panoramen ein. Die schönen Pastelltöne liegen dabei natürlich auch am Smog, der über der Stadt hängt. Auch in DIE TASCHENDIEBIN ist nicht alles, wie es scheint. Aus verschiedenen Perspektiven
führt Park Chan-Wooks bislang bester Film in ein opulent inszeniertes Korea der 1930er Jahre, das sich wiederum in eine opulente japanische Traumwelt fantasiert. Eine gänzlich eigene Bildsprache findet die exaltierte Gesellschafts-Groteske DIE FEINE GESELLSCHAFT, die sich mitunter etwas zäh sieht, aber im Rückblick immer lustiger wird. Wir wünschen gute Aussichten für 2017, und das auch metaphorisch!
06 Magazin
35 Kinderfilme
08 „WENN MAN NICHTS MEHR KALKULIERT ODER HINTERFRAGT – DANN KANN MAN VON LIEBE SPRECHEN“: INTERVIEW MIT PARK CHAN-WOOK
36 WEITER im Kino
12 TRAUMA UND ALLTAG: MANCHESTER BY THE SEA
45 Kinoadressen, Impressum, AboNNEMENT
20 GENIALE GROTESKE: DIE FEINE GESELLSCHAFT
Viel Spaß beim Lesen und viel Spaß im Kino Eure INDIEKINO BERLIN Redaktion Die Februarausgabe von INDIEKINO BERLIN erscheint am 2.2.2017
Paterson Love & Friendship
38 Kinohighlights
46 Nachbild
Neu im JANUAR 17 33 22 24 32 14 16
Die Blumen von gestern Bob, der Streuner Der die Zeichen liest Diamond Island Ein Haus in Ninh Hoa Die feine Gesellschaft Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki
16 27 27 19 22 18 32 28
The Happy Film Havarie Hell or High Water Die Hölle – Inferno Jackie Junction 48 King Cobra Kundschafter des Friedens
Filme nach Starttermin 5.1. 12.1. 32 16 16 34 28 34 8
Ein Haus in Ninh Hoa Der Glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki The Happy Film Nothing to Hide Opera Plötzlich Papa! Die Taschendiebin
32 17 33 27 30 18
King Cobra Die Blumen von gestern Bob, der Streuner Hell or High Water La La Land Wild Plants
30 33 26 12 34 28 29 34
La La Land Liebmann Luca tanzt leise Manchester by the Sea Nothing to Hide Opera Personal Shopper Plötzlich Papa!
26 23 20 8 34 34 19 18
Die Schönen Tage von Aranjuez Shot in the Dark Suburra Die Taschendiebin Train to Busan Violently Happy Where to, Miss? Wild Plants
19.1.
26.1.
22 24 19 26 18 12 29 23 19
14 27 22 28 33 26 20 34
Der die Zeichen liest Diamond Island Die Hölle – Inferno Luca tanzt leise Junction 48 Manchester by the Sea Personal Shopper Shot in the Dark Where to, Miss?
Die feine Gesellschaft Havarie Jackie Kundschafter des Friedens Liebmann Die Schönen Tage von Aranjuez Suburra Violently Happy JANUAR 2017 D
3D
INDIEMAGAZIN
THE MAN WHO FELL TO EARTH
Anlässlich des 1. Todestages von David Bowie zeigt das City Kino Wedding am 10.1. um 21 Uhr den Sci-Fi Klassiker THE MAN WHO FELL TO EARTH (1976) von Nicolas Roeg in der frisch restaurierten OmU-Fassung. In der wild-psychedelischen Story spielt Bowie einen humanoid-reptiloiden Außerirdischen, der auf der Erde landet, um Wasser für seinen Planeten zu suchen. Er baut sich ein Wirtschaftsimperium auf, verliebt sich in ein einsames Arbeitermädchen und entdeckt Sex, Alkohol und Fernsehen, bevor er von einem üblen Professor enttarnt wird.
Für 35mm-Fans
Regelmäßig ehrt der Filmrauschpalast die gute alte 35mm-Kopie mit Gedenkscreenings bildgewaltiger Blockbuster, die auf der gekrümmten Leinwand besonders gut zur Geltung kommen. Im Januar läuft immer sonntags zu wechselnden Uhrzeiten der erste Teil von Peter Jacksons Mammutsaga HERR DER RINGE 1 - DIE GEFÄHRTEN (2001) im englischen Original. www.filmrausch.de
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Bilder Testen
Zum neuen Jahr möchten wir auch noch einmal an das Open Screening „Testbild“ erinnern, das immer am 3. Mittwoch des Monats im Sputnik Kino stattfindet. Gezeigt wird alles, was die Gäste so mitbringen – Hauptsache es ist maximal 25 Minuten lang. Am 18.1. findet das Testbild im Rahmen des „British Short Film Festivals“ statt. Nicht-Briten können aber auch teilnehmen. Der Eintritt ist frei. www.facebook.com/Open-Screening
BESTE REGIE
FESTIVAL DE CANNES 2016
Italienischer Abend Einmal im Monat lädt das Bundesplatz Kino zum „Italienischen Abend“ mit Film und Wein ein. Am 27.1. läuft um 18 Uhr der italienische Oscar-Kandidat 2016 NON ESSERE CATTIVO (TU NICHTS BÖSES) von Claudio Caligari, einem wilden Außenseiter des italienischen Kinos: Die Vorstädte von Rom und Ostia in den 90er Jahren. Vittorio und Cesare, beide 20 Jahre alt, leben in einer Welt, in der Geld, schnelle Autos, Nachtlokale und Kokain scheinbar leicht zu haben sind. Das neue „dolce vita“ fordert jedoch einen sehr hohen Preis. Und irgendwann trennen sich die Wege ...
GROSSKULTUR IM KINO
Das Union Filmtheater holt Kulturveranstaltungen ins Kino: Am 10.1. führen im Film DAVID BOWIE IS (OmU) die Kuratoren der gleichnamigen Londoner Ausstellung aus dem Jahr 2013 durch ihre Sammlung und präsentieren handgeschriebene Texte, Kostüme, Musikvideos, Instrumente und Mode des Musikers, und lassen Zeitzeugen wie Pulp-Sänger Jarvis Cocker und Modedesigner Kansai Yamamoto zu Wort kommen. Am 22.1. überträgt das Kino live aus dem Bolschoi in Moskau die Aufführung des Ballett-Klassikers DORNRÖSCHEN, in üppiger Inszenierung mit einem luxuriösen Bühnenbild und phantasievollen Kostümen. Nicht minder hochkulturell dürfte die Live-Übertragung der Verdi-Oper IL TRAVATORE aus dem Royal Opera House in London am 31.1. werden. www.union-kino.de
KRISTEN STEWART
PERSONAL SHOPPER
NACH
DIE WOLKEN VON SILS MARIA OLIVIER ASSAYAS
DER NEUE FILM VON
AB 19. JANUAR IM KINO WWW.PERSONALSHOPPER-FILM.DE /PERSONALSHOPPER.DERFILM
INDIEMAGAZIN
FILMKUNDLICHE LEKTIONEN #9: DER LUBITSCH TOUCH Am 18.1. um 20.15 Uhr, nur wenige Tage vor dem 125. Geburtstag von Ernst Lubitsch, stellt Franz Stadler in den Eva Lichtspielen die Gag-Mechanismen des Lubitsch-Stils vor, der mit Vokabeln wie elegant, raffiniert, intelligent und diskret allein nicht zu umschreiben ist. Kein anderer Regisseur der Filmgeschichte inszenierte so zurückhaltend und anzüglich, so schnell und hintergründig wie der 1892 in Berlin geborene Lubitsch, der Anfang der 20er Jahre in die USA emigrierte. Mit Beispielen aus Lubitsch schönsten und komischsten Filmen sowie mit Gary Cooper, Marlene Dietrich, Carole Lombard, Jack Benny, Fredric March, Miriam Hopkins und Claudette Colbert.
Film aus Papier Neuer Jahrgang, neue Texte: Auch im Jahr 2017 lesen Studierende des aktuellen Abschlussjahrgangs der DFFB einmal im Monat in der gemütlichen Kinobar des Sputnik Kinos aus ihren Drehbuchprojekten vor. Immer am 2. Mittwoch des Monats - im Januar ist das der 11.1. Der Eintritt ist frei. www.facebook.com/filmauspapier/
Neu im Filmrauschpalast: Sneak Der Filmrauschpalast lädt ab sofort einmal im Monat
PREVIEW: FROM BUSINESS TO BEING In ihrem Dokumentarfilm erzählen Hanna Henigin und
zur Sneak-Preview mit einem aktuellen Überraschungsfilm ein. Immer im Original mit Untertiteln. Erster Sneak-Termin des Jahres und überhaupt ist der 15.1. um 19 Uhr.
Julian Wildgruber die Geschichte dreier Führungskräfte – ein Investmentbanker, ein Großprojektmanager der Automobilindustrie und ein Gebietsverantwortlicher einer Drogeriemarktkette – die sich auf die Suche nach einem Ausweg aus ihrem Leben im Hamsterrad gemacht haben. Der Film geht der Frage nach: Wie wollen wir leben und arbeiten? Bei der Preview von FROM BUSINESS TO BEING am 31.1. um 20.30 Uhr im filmkunst66 werden, neben Regisseur Julian Wildgruber auch der ehemalige Investmentbanker bei Lehman Brothers Rudolf Wötzel und Tania Singer vom Max-Planck-Institut zu Gast sein.
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VERLOSUNG: DIE GROSSE SAUSE Im Januar verlosen wir je zwei DVDs und Blurays des
Pittiplatsch und seine Freunde Am 14.1. um 10.30 Uhr sind Pittiplatsch und seine Freunde - Schnatterinchen, Mauz & Hoppel, Mischka, Frau Elster, Herr Fuchs und Moppi – im Union Filmtheater zu Gast und haben den Kindern neue Geschichten aus dem Märchenwald mitgebracht. Das Bühnenprogramm mit den Original-Fernsehfiguren dauert ca. eine Stunde. www.union-kino.de
bodenlos albernen Louis des Funès-Klassikers DIE GROSSE SAUSE: Drei Piloten der Royal Air Force werden 1942 über dem von den Nazis besetzten Paris abgeschossen – und landen ausgerechnet bei den verschrobensten Vögeln der Stadt, dem beschränkten Malermeister Bouvet (Bouvril) und dem exzentrischen Stardirigenten der Pariser Oper Lefort (Louis des Funès). Die Helfer wider Willen lotsen die von den Nazis gesuchten Piloten in die Freie Zone. Wer sich einen kindlichen Slapstick-Humor bewahrt hat, kann uns bis zum 15.1. eine Mail an info@ indiekino.de schreiben. Stichwort: Die große Sause. Wir verlosen die DVD/Blurays dann unter allen Einsendungen.
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Seit ihm zu Beginn des Jahrtausends mit dem Berlinale-Beitrag JOINT SECURITY AREA und kurz darauf SYMPATHY FOR MR. VENGEANCE der Durchbruch gelang, gehört Park Chan-Wook auch international zu den bekanntesten und erfolgreichsten koreanischen Regisseuren. 2004 gewann er in Cannes für OLDBOY den Großen Preis der Jury, fünf Jahre später für DURST den Jury-Preis. Nach seinem englischsprachigen Debüt STOKER meldet er sich nun mit der Romanverfilmung DIE TASCHENDIEBIN zurück, deren Handlung er von England nach Korea verlegte. Patrick Heidmann hat sich für INDIEKINO BERLIN mit Park Chan-Wook über seinen jüngsten Film unterhalten.
„Wenn man nichts mehr kalkuliert oder hinterfragt – dann kann man von Liebe sprechen“
Interview mit Park Chan-Wook
INDIEKINO BERLIN: Mr. Park, Ihr neuer Film „Die Taschendiebin“ basiert auf dem britischen Bestseller „Solange du lügst“ von Sarah Waters. Was hat Sie an diesem Roman gereizt? Park Chan-Wook: Vielleicht war es – unbewusst – die Struktur der Geschichte. Mein Film JOINT SECURITY AREA hatte damals eine ähnliche Herangehensweise. Auch dort wurde die Geschichte zunächst aus einer Perspektive erzählt und anschließend noch einmal aus einer zweiten. Auch in Sympathy For Mr. Vengeance waren Spuren dieser Herangehensweise präsent. Das muss mich also bei Sarah Waters irgendwie angesprochen haben. Auch wenn ich mir das beim Lesen überhaupt nicht bewusst gemacht habe. Da dachte ich nur: „Oh Mann, das könnte ein wirklich unterhaltsamer Film werden“. Haben Sie viele Änderungen gegenüber der Vorlage vorgenommen? Ich habe besagte Struktur noch stärker ausgebaut. Und in der zweiten Hälfte des Films auch durchaus einiges verändert. Aber die Grundzüge und nicht zuletzt eben diesen Perspektivenwechsel beizubehalten war mir wichtig, denn letzterer macht den Reiz dieser Geschichte aus. Ursprünglich spielt die Geschichte im viktorianischen England. Sie nach Korea zu übertragen, war sicherlich die größte Herausforderung, oder? Die wichtigsten inhaltlichen Ideen, die nun in DIE TASCHENDIEBIN zu finden sind, habe ich alle aus der Vorlage übernommen. Von entscheidender Bedeutung war etwa, dass die Geschichte in einem dezidierten Klassensystem mit strengen sozialen Hierarchien spielt. Dazu kamen andere Elemente, an denen man nicht rütteln konnte, etwa die Irrenanstalt als Bestandteil des medizinischen Fortschritts. Es gab für mich nur eine einzige Möglichkeit, all dies beizubehalten und die Geschichte trotzdem nach Korea zu übertragen. Bei Ihnen spielt sie nun in den 1930er Jahren. Genau, denn das war die Zeit, in der moderne, westliche Medizin und ihre Heilungsansätze nach Korea kamen. Nur damals, als Korea von den Japanern besetzt war, gab es bei uns eine Art Klassensystem, mit einer JANUAR 2017 D
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INDIEFEATURE Ober- und einer Unterschicht. Wer Geld hatte oder intellektuell war, machte sich zum Kolonial-Lakaien, um es jetzt mal so auszudrücken. Das fügte der Geschichte des Romans sogar noch eine weitere Facette hinzu, die im Übrigen auch durchaus heute noch Relevanz hat. Nur dass die vermeintliche Oberschicht heute nicht mehr japanisch, sondern möglichst amerikanisch sein will.
vermutlich überall sind koreanische Independent-Produktionen deutlich fortschrittlicher, da werden durchaus auch mal schwule und lesbische Geschichten erzählt. Aber im Mainstream-Kino gab es vor DIE TASCHENDIEBIN eigentlich noch keinen Film, in dem Homosexualität derart präsent war. Mussten Sie in diesem Zusammenhang mit Zensur rechnen? Nein, es gibt in Korea keine Zensur bei Kinofilmen nur weil gleichgeschlechtliche Liebesszenen zu sehen sind. Warum also schrecken Ihre Kollegen davor zurück? Man nimmt einfach an, dass das Mainstream-Publikum sich bei dem Thema unwohl fühlt. Und bei manchen Zuschauern wird das vielleicht auch stimmen. Aber DIE TASCHENDIEBIN hat mit dem Erfolg in Korea auch gezeigt, dass es anders geht. Trotzdem ist es ja auch weltweit nach wie vor so, dass die Produzenten, die nach dem großen Geld schielen, lieber heterosexuelle Bettszenen zeigen als homosexuelle. Ihre Hauptdarstellerin Kim Min-hee ist in Korea ein großer Star. Auch nicht selbstverständlich, dass jemand wie sie eine derart freizügige und womöglich kontroverse Rolle spielt. Ach, doch, eigentlich schon, würde ich sagen. Kim Min-hee und auch alle meine anderen Schauspieler sind Künstler, die haben nicht wirklich Berührungsängste oder sind sonderlich konservativ. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich irgendwen überreden muss oder an die eine oder die andere Szene besonders behutsam herangehen muss. Niemand hatte irgendwie Probleme mit dem Sex, der Brutalität oder anderem.
Die Taschendiebin ist aber natürlich auch eine Geschichte über die Liebe. Mal ganz platt gefragt: Was ist Ihre Definition von Liebe? Keine platte, sondern eine komplexe Frage. Auf den Punkt gebracht würde ich sagen, dass wahre Liebe vor allem darin besteht, dass man sich vollkommen seinen Emotionen ergibt. Wenn man sich ausschließlich von den Gefühlen leiten lässt und nichts mehr analysiert, kalkuliert oder hinterfragt – dann kann man von Liebe sprechen. Was ja in meinem Film genau so zu sehen ist: Erst als die beiden Frauen vollkommen offen miteinander sind und keine Geheimnisse mehr vor einander haben, wird ihre Liebe wahrhaftig. War das Thema Homosexualität in diesem Kontext für Sie wichtig? Nicht vordergründig. Wie gesagt: mich reizte Waters Roman im Ganzen – und auch diese Thematik gehörte zwingend dazu. Ich habe nicht dezidiert etwas über Homosexualität oder lesbische Frauen erzählen wollen. Aber das war auch nichts, was mich abgeschreckt hätte, sollten Sie das meinen. Tatsächlich ist der Umgang mit Homosexualität in Korea doch aber noch von viel weniger Selbstverständlichkeit geprägt als etwa in vielen europäischen Ländern oder den USA, nicht wahr? Oh ja, keine Frage. In dieser Hinsicht ist Korea noch sehr viel konservativer als der Westen. Nicht zuletzt übrigens, was das Kino angeht. Wie D 10
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War Kim Min-hee Ihre erste Wahl als Hideko? Sie war tatsächlich sogar die erste im gesamten Ensemble, der ich das Drehbuch schickte. Und es dauerte nur zwei oder drei Tage bis sie anrief und zusagte. Ihre Eleganz, ihre Anmut und vor alle die Nuancen in ihrem Spiel kamen mir auf Anhieb in den Sinn. Vermutlich kennen Sie in Europa nur einen Bruchteil ihrer Filme. Aber ich habe selten eine solche schauspielerische Weiterentwicklung mitangesehen wie die zwischen ihren ersten Rollen und dem, was sie nun in DIE TASCHENDIEBIN abliefert. Nach all den Jahren, in denen sie eher Model war und wohl noch nicht richtig Lust auf die Schauspielerei hatte, ist sie inzwischen unfassbar leidenschaftlich bei der Sache. Lassen Sie uns noch über die visuelle Seite des Films sprechen, schließlich gewann DIE TASCHENDIEBIN selbst in den USA etliche Auszeichnungen für das Produktionsdesign. Wie wichtig ist Ihnen die Schönheit eines Films? Sie ist sicherlich nicht das Ziel dieser Arbeit gewesen. Mir ging es nur darum, die Figuren und ihre Emotionen so wahrhaftig und genau wie möglich zu zeigen. Aber in diesem Versuch zeigte sich schnell, dass dies nur mittels einer gewissen Ästhetisierung möglich war. Man muss sich nur einmal anschauen, was für eine Art Königreich sich Hidekos Onkel Kuzuki aufgebaut hat, in dem er seine Nichte großgezogen hat. Das musste schon nach ein bisschen was aussehen. Reichtum, Eleganz, Luxus, Kunst
INDIEFEATURE – all diese Elemente sind entscheidende Bestandteile der Welt, in der meine Geschichte spielt.
Originaltitel: Ah-ga-ssi D Korea 2016 D 145 min D R: Park Chan-Wook D B: Park Chan-Wook, Sydney Lim D K: Chung-Hoon Chung D M: Cho Young-Wuk D D: Ha Jung-Woo, Kim Min-hee, Kim Tae-ri, Cho Jin-Woong, Moon So-ri D V: Koch Media
Gleichzeitig haben natürlich auch Gewalt und Perversion ihren Platz. Aber in der Art und Weise, wie Sie inszenieren, erstaunlicherweise durchaus auch Humor. Ist das ein schmaler Grad, auf dem Sie sich erzählerisch bewegen? Ich finde Humor als Regisseur immer einigermaßen schwer, einfach weil er mehr als alles andere an Kultur und Sprache geknüpft ist. Wenn man möchte, dass ein Film auf der ganzen Welt gesehen wird, dann wird es mitunter schwierig. Französische Komödien sind für ein koreanisches Publikum zum Beispiel selten lustig. Man versteht bei uns diesen Witz nicht unbedingt. Deswegen mache ich mir immer sehr viele Gedanken, wie und wo ich welche Art von Humor in meinen Filmen einsetze. Und natürlich, welchem Zweck er dient. In der VENGEANCE-Trilogie etwa ging es vor allem darum, eine Distanz zwischen dem Publikum und dem Geschehen auf der Leinwand zu erzeugen. Bei DIE TASCHENDIEBIN war nun eher das Ziel, die Zuschauer mittels des Humors noch weiter in die Geschichte hineinzuziehen. Beim 1. International Film Festival in Macao haben Sie gerade ein Screening von Nicolas Roegs Wenn die Gondeln Trauer tragen präsentiert, als einen der Filme, die Sie am meisten beeinflusst haben. Warum? Für mich gibt es keinen besseren Erotikthriller. Ohne Frage ein Film, der Gänsehaut verursacht. Besonders die Sequenz, in der eine Sexszene mit Donald Sutherland und Julie Christie immer wieder von Vorausblenden unterbrochen wird, ist unvergleichlich. Neben Roeg haben Sie in der Vergangenheit auch schon Kollegen wie Ingmar Bergman, Sam Fuller oder Roman Polanski als Einflüsse genannt. Hat Sie nur das westliche Kino geprägt? Das ist ein falscher Eindruck, der manchmal in solchen Interviews entsteht. Es ist einfach leichter, diese Namen aufzuzählen, als die von koreanischen Kollegen, die ich verehre. Deren Namen sind Ihnen und Ihren Kollegen meist nicht vertraut. Sie wissen nicht, wie man sie schreibt, und dann tauchen sie später in den Texten einfach nicht auf, selbst wenn ich sie erwähnt habe. Deswegen verweise ich hier noch einmal explizit auf Kim Ki-young, dessen Film THE HOUSEMAID von 1960 mich mehr beeinflusst hat als alle anderen. Sie selbst haben mit STOKER vor ein paar Jahren auch schon den Sprung nach Westen gewagt und auf Englisch gedreht. Werden Sie das wieder tun? Mal sehen. Bei DIE TASCHENDIEBIN habe ich gemerkt, wie viel Freude ich wieder am Koreanischen hatte. Dass ich mit dieser Sprache so vertraut und in ihr zuhause bin, könnte ein Grund dafür sein, dass dies mein dialoglastigster Film ist. Plus natürlich, dass ich über die Dialoge ziemlich viele Informationen vermitteln musste. Aber letzten Endes ist ein Filmset immer ein Filmset, egal ob in Korea, in Hollywood oder anderswo. Und im Moment habe ich noch keine Ahnung, was mein nächster Film wird – und in welcher Sprache ich ihn drehen werde.
Die Taschendiebin Sinnliches Meisterwerk
Park Chan-Wooks neuer Film DIE TASCHENDIEBIN handelt von Liebe und Verführung, von Täuschung und Selbsttäuschung, und vom Kolonialismus, der in Korea zur Ausbildung einer neuen, von Japan inspirierten Oberschicht führte. Nach der furiosen Rache-Trilogie (SYMPATHY FOR MR. VENGEANCE, OLD BOY, LADY VENGEANCE), dem melancholisch-schräg verspielten I’M A CYBORG, BUT THAT’S OK, dem unterkühlten Horrorthriller DURST und Parks Hollywood-Debüt STOKER, der Parks träumerische Bildsprache in einen klassischen Hitchcock-Familien-Plot übersetzte, ist DIE TASCHENDIEBIN eine großartige Überraschung. DIE TASCHENDIEBIN spielt in den dreißiger Jahren, zur Zeit der japanischen Besetzung Koreas. Die Taschendiebin Suki (Kim Tae-ri) wird von Hochstapler Graf Fujiwara, der natürlich weder Graf, noch Japaner ist, als Hausmädchen in den Haushalt des reichen, exzentrischen Kuzuki eingeschleust, der es mit seiner Anpassung an die Kolonialmächte so weit getrieben hat, dass sein Haus zur Hälfte als britisch-viktorianische Mansion, zur anderen Hälfte im japanischen Stil gebaut ist. Suki soll Lady Hideko (Kim Min-Hee), die Nichte des Hausherrn beeinflussen, die der Hochstapler in der Rolle des japanischen Grafen verführen und heiraten will, um an ihr Geld zu kommen. Hideko wird von ihrem Onkel gefangen gehalten, und zur Unterhaltung seiner Gäste muss sie erotische Geschichten vorlesen. Dabei sitzt sie in vollem Ornat einer japanischen Geisha auf einer Bühne, um mit wenigen Gesten die Gäste in sexuelle Ekstase zu versetzen. Hideko ist selbst eine perfekt ausgebildete Verführerin. Alle Personen in DIE TASCHENDIEBIN tragen Verkleidungen und Masken, und in den drei Perspektiven, aus denen Park erzählt, enthüllt sich erst allmählich das ganze Bild, in immer neuen Wendungen. Im Zentrum steht die Anziehung zwischen Hideko und Suki, bei der die Machtverhältnisse und das wahre Begehren lange im Dunkel bleiben. Ein ebenso elegantes wie opulentes und sinnliches Meisterwerk. D Tom Dorow
Start am 5.1.2017 ab 12.1. ¢ b-ware!ladenkino ¢ Eiszeit Kino OMU DF ¢ filmkunst66 ¢ Filmrauschpalast OMU ab 19.1. ¢ Il Kino OMU ab 26.1. DF OMU
Park Chan-Wook’s new masterpiece is set in Korea in the 1930’s. Slick con-man Count Fujiwara sends the petty thief Suki into the household of the rich Kuzuki who holds his niece Hideko prisoner.
D Das Gespräch führte Patrick Heidmann
Termine unter www.indiekino.de
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Manchester by the Sea Trauma und Alltag
INDIEFEATURE Noch kennt kaum jemand in Deutschland den Namen Kenneth Lonergan. Das wird sich mit MANCHESTER BY THE SEA ändern. Lonergan, der hauptberuflich als Bühnenschriftsteller arbeitet, begann seine Filmkarriere mit dem Drehbuch zu REINE NERVENSACHE (ANALYZE THIS, 1999). Mit YOU CAN COUNT ON ME (2000) drehte er wenig später seinen ersten eigenen Film, und für seine Mitarbeit am Drehbuch von Scorseses GANGS OF NEW YORK erhielt er 2001 einen Oscar. Es folgte das Mammutprojekt MARGARET (2011), ein gigantischer finanzieller Flop, der sechs Jahre und vier Schnittfassungen brauchte und dann nur in einigen wenigen Kinos in New York und London zu sehen war, und nun eben MANCHESTER BY THE SEA. Lonergans Filme und Theaterstücke sind ein Genre für sich, angesiedelt irgendwo zwischen Melodrama und Mumblecore. Sie erzählen große, melodramatische, ja herzzerreißende Schicksale – und das auf die aller unaufgeregteste Weise. Lonergan interessiert, wie die Dinge nach dem Desaster weitergehen und wie sie in der Wirklichkeit laufen. Nicht wie das Trauma entsteht ist entscheidend, sondern wie es – jede Minute jeden Tages – in das individuelle Leben einfließt. Deshalb räumt Lonergan den Schockmomenten selbst wenig Raum ein. In seiner ersten Regiearbeit YOU CAN COUNT ON ME erzählt er von einem Bruder und einer Schwester, die als Kinder beide Eltern in einem Autounfall verloren haben. Das traumatische Ereignis findet ganz zu Beginn des Filmes statt und nimmt keine zwei Minuten in Anspruch. Jahre später, als beide Kinder längst erwachsen sind, besucht Terry seine Schwester Samantha und deren Sohn Rudi in ihrer Heimatstadt. Detailliert schildert Lonergan, wie die drei miteinander umgehen. Eigentlich läuft es nicht so schlecht, aber immer wieder kommen Brüche und Kanten zum Vorschein, Unsicherheiten und Momente unnötig erscheinender Härte. In MARGARET wird die 16-jährige Lisa Zeugin eines Unfalls, den sie selbst mit zu verantworten hat. War die Tochter einer Schauspielerin schon vorher ein explosiver Teenager, dreht sie jetzt völlig frei, und setzt Himmel in Hölle in Bewegung in einem zum Scheitern verurteilten Versuch, das ungeheuerliche Ereignis irgendwie ungeschehen zu machen. Drei unordentliche, geniale Stunden lang beobachtet Lonergan sie dabei. Am Ende gibt es keine Erlösung, aber die Gewissheit, dass alle ihr Leben so weiterführen werden wie bisher. Kopflos, ohne zuzuhören oder inne zu halten. Ähnlich wie YOU CAN COUNT ON ME handelt auch MANCHESTER BY THE SEA von der Rückkehr in eine emotional kontaminierte Kleinstadt. Doch während YOU CAN COUNT ON ME und MARGARET mit dem Ur-Trauma anfingen, das dann wie ein Schatten über den Charakteren lag, sieht man in MANCHESTER BY THE SEA lange Zeit nur den Schatten: In Lee Chandlers Hausmeisterwohnung im Souterrain eines Wohnblocks in Quincy ist nur das Nötigste lieblos hineingestellt. Seine Arbeit verrichtet Lee zuverlässig, jedoch so abwesend und wortkarg, dass sich die Mieter regelmäßig über seine Ruppigkeit beschweren. Aber auch die Kündigungsdrohung des Verwalters prallt an ihm ab. Casey Affleck spielt Lee in einer oscarwürdigen Performance als verschlossenen Handwerker-Typen, den nichts erschüttern kann, nicht weil er zu schüchtern oder zu cool ist, sondern weil es ihn einfach alles nicht kümmert. Es sei denn, jemand kommt ihm zu nahe, dann kann es sein, dass Lee unversehends explodiert. Eines Morgens erreicht Lee die Nachricht, dass sein Bruder Jo an einem Herzinfarkt gestorben ist und Lee bricht in die Hafenstadt Manchester-by-theSea auf, in der er sich noch linkischer bewegt als ohnehin schon. Was immer es ist, dass ihn umtreibt, es ist hier passiert.
Mit kleinsten Nuancen bauen Lonergan und sein souveräner Cast eine ungeheure emotionale Spannung auf. Jede Begegnung, die Lee hat, scheint aufgeladen mit einem verheerenden Wissen, an das niemand rühren möchte. Fast sind die Abgründe umso spürbarer, umso mehr die Gespräche im Alltäglichen bleiben. Als Lee erfährt, dass Jo ihm in seinem Testament das Sorgerecht für seinen 16-jährigen Sohn Patrick (Lucas Hedges) übertragen hat und ihn damit auch zu einer Rückkehr nach Manchester-by-the-Sea drängt, ist er geschockt, zieht aber dennoch erstmal bei Patrick ein, zu dem er, das legen Bilder aus früheren Tagen nahe, einst eine innige Onkel-Neffe-Beziehung hatte. Während Patrick und Lee ganz sachte wieder an ihr altes Verhältnis anzuknüpfen beginnen, legen Rückblenden nach und nach offen, was dazu geführt hat, dass Lee es kaum aushält in dem hübschen Städtchen am Atlantik, in dem er ständig in Gefahr ist, seiner Ex-Frau Randi (Michelle Williams) zu begegnen.
MANCHESTER BY THE SEA ist unglaublich traurig und zugleich tröstlich. Lonergans Charaktere haben außergewöhnliche Schicksalsschläge zu verkraften. Aber ihre Tragödien interessieren Lonergan nicht so sehr wie die Art, wie diese Erfahrungen, und damit letztlich alle Erfahrungen, unsere Art zu leben, zu lieben, Dinge zu entscheiden und Beziehungen zu gestalten, beeinflussen. Sein Thema ist das Weiterleben. Welches der richtige Weg ist, welches der überhaupt mögliche, und welches der vielleicht richtigste der überhaupt möglichen Wege, ist ständig im Fluss und für jeden Menschen jederzeit anders. D Hendrike Bake
USA 2016 D 135 min D R: Kenneth Lonergan D B: Kenneth Lonergan D K: Jody Lee Lipes D M: Lesley Barber D D: Michelle Williams, Casey Affleck, Kyle Chandler, Gretchen Mol, Lucas Hedges D V: Universal Pictures International
Start am 19.01.2017 ab Anfang ¢ b-ware!ladenkino Februar DF OMU ¢ Bundesplatz Kino ¢ Hackesche Höfe Kino OMU Tip Preview am 4.1. um 20 Uhr ¢ filmkunst66 DF OMU ¢ ll Kino OMU ab Anfang Februar DF OMU
Termine unter www.indiekino.de
One morning withdrawn Lee, who works as a janitor in Quincy, finds out his brother Jo died from a heart attack. Lee goes back to the coastal town of Manchester-by-the-Sea, a place that connects him with his traumatic past.
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INDIEFEATURE
Mit seinem neuen Film DIE FEINE GESELLSCHAFT kehrt Bruno Dumont an die Côte d’Opale in der Normandie zurück, wo bereits seine Filme HORS SATAN und die Fernsehserie KINDKIND spielten. DIE FEINE GESELLSCHAFT fühlt sich ein wenig so an wie Monty Pythons „Upper Class Twit of the Year“-Sketch als zweistündige Kostümkomödie mit Inzest, Kannibalen und einem wesentlich bizarreren, sehr eigenartigem Humor. Wer eine dieser harmlosen, mehr oder weniger flott durcherzählten französischen Komödien erwartet, wird mit DIE FEINE GESELLSCHAFT nicht viel anfangen können. Dumonts Filme sind immer auch zäh, aber geil. Hier treibt er die Zähigkeit auf die Spitze einer fast pointenlosen Komik, die gelegentlich in hemmungslosen Klamauk eskaliert.
Die feine Gesellschaft Geniale Groteske
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D JANUAR 2017
In einer sumpfigen Bucht an der Mündung eines kleinen Flusses liegt, auf dem Festland über den Dünen thronend, das „Typhonium“, eine Villa im „neo-ägyptischen Stil“, im wirklichen Leben vom Malerehepaar Adrien Demont und Virginie Demont-Breton Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. Im Film ist das Jahr 1910 und das „Typhonium“ ist der Feriensitz von André Van Peteghem (Fabrice Luchini) einem debil grinsenden Oberschichtstrottel, seiner permanent pikierten Ehefrau Isabelle (Valeria Bruni Tedeschi), seiner schwärmerisch-psychotischen Schwester Isabelle (Juliette Binoche), und den gemeinsamen Kindern: den dummköpfigen Zwillingen und der/dem hübschen, androgynen Billie, der/die ein Geschlechterverwirrspiel spielt. Man hat sich bemüht, „das Blut rein“ zu halten, und hadert nun ein wenig mit dem Schicksal, was aber weniger problematisch erscheint, als das dumme Personal, das gelegentlich von der falschen Seite serviert. Den Van Peteghems gegenüber steht die
INDIEFEATURE
Muschelsammlerfamilie der Bruforts, die als Nebenbeschäftigung reiche Touristen über den Fluss tragen. Wenn sie gerade Hunger haben und die Touristen lecker aussehen, schlachten sie die reichen Leute und fressen sie auf. „Möchte jemand noch etwas Fuß? Auch keinen kleinen Zeh?“
lange durchexerziert, bis die Wiederholung selbst den Gag längst ersetzt hat. Gute alte Clownstechnik, hier allerdings extrem gedehnt und verlangsamt, die entweder zu Dauerkichern oder zum Nervenzusammenbruch führen kann. D Tom Dorow
Nun gibt es einerseits eine Ermittlung des sehr dicken Polizisten Machin und seines dünnen Kollegen Malfoy, denen es immerhin gelingt festzustellen, dass Leute verschwinden. Andererseits gibt es eine Art tragische Liebesgeschichte zwischen Billie und dem Brufort-Sohn Ma Loute („mein Schwanz“, deutsch ganz hübsch zweideutig als „Lümmel“ übersetzt). Aber irgendeine Handlung im herkömmlichen Sinne ist Dumont vollkommen egal. Wichtiger sind Bilder und Wiederholungen als subversive politische Gags, die an das Kino von 1910 erinnern. Der dicke Machin fällt immer wieder vor einem Beweisstück auf die Nase – und das wird so
Originaltitel: Ma loute D Deutschland/Frankreich 2015 D 100 min D R: Bruno Dumont D B: Bruno Dumont D K: Guillaume Deffontaines D S: Bruno Dumont, Basile Belkhiri D D: Fabrice Luchini, Juliette Binoche, Jean-Luc Vincent, Valeria Bruni Tedeschi D V: Neue Visionen Start am 26.1.2016 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Union Filmtheater DF
DF OMU OMU
Termine unter www.indiekino.de
Bruno Dumont’s summer tourist farce set in the 1910’s in Normandy feels a bit like the Monty Python “Upper Class Twit of the Year” sketch as a period film with incest and cannibalism.
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INDIEKRITIKEN Originaltitel: Hymyilevä mies D Schweden/Finnland/Deutschland 2016 D 92 min D R: Juho Kuosmanen D B: Mikko Myllylahti, Juho Kuosmanen D K: Jani-Petteri Passi D D: Eero Milonoff, Oona Airola, Jarkko Lahti, Joonas Saartamo D V: Camino Filmverleih
Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki
Frankreich/USA/Großbritannien/Österreich/Indonesien 2016 D 95 min D R: Ben Nabors, Stefan Sagmeister, Hillman Curtis D K: Ben Wolf D V: mindjazz pictures
The Happy Film Selbstversuch
Liebe und Sport am Fjord
So recht zutrauen würde man es ihm nicht, dem sanftmütigen Typen von schmächtiger Statur, aber Olli Mäki kann sich behaupten. Wenn er in den Ring steigt, ist er hochkonzentriert und legt seine Gegner reihenweise auf den Bretterboden. Im Sommer 1962 bietet sich ihm eine einmalige Gelegenheit: ein Profikampf gegen den amtierenden Weltmeister im Federgewicht, den Amerikaner Davey Moore. Eigentlich ist Olli fürs Federgewicht ein bisschen zu schwer und sein Gegner ist ein erfahrener Profi mit einer beeindruckenden Bilanz an K.O.-Siegen. Aber Ollis ehrgeiziger Trainer Elis, der früher selbst einmal Champion war, hat bereits Sponsoren für den spektakulären Boxkampf aufgetrieben und das Volk ist begeistert: Events dieser Art kennen die Finnen bislang nur aus Amerika. So fährt Olli nach Helsinki, um sich auf den wichtigsten Kampf seiner Karriere vorzubereiten und Sportgeschichte zu schreiben. An seiner Seite ist seine liebenswerte Freundin Raija, die allerdings im Rummel um den jungen Kämpfer und mit steigendem Leistungsdruck droht, verloren zu gehen. Federleicht und unbeschwert beginnt DER GLÜCKLICHSTE TAG IM LEBEN DES OLLI MÄKI an einem finnischen Fjord am kleinen Städtchen Kokkola, und auch wenn sich der Schauplatz in den Ring verlagert, verliert die Geschichte nichts von ihrer Leichtigkeit. Olli Mäki fliegt auf den Schwingen der Liebe, die ihn in keinem besseren Moment erwischen könnte, seinem sportlichen Triumph aber auch ein Bein stellt, wenn die Konzentration leidet, weil die Gedanken eigentlich ganz woanders sind. Es geht Juho Kuosmanen in seinem Langfilmdebüt auch um Selbstbestimmung im Sport, den Kampf gegen die Fremdsteuerung durch Trainer und Sponsoren. Aber seine stilsichere Inszenierung kehrt immer wieder zum Herz des Films zurück, der Geschichte der jungen Liebenden. D Lars Tunçay
Start am 5.1.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Bundesplatz Kino DF ab ca. 26.1. ¢ filmkunst66 DF ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU DF OMU
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D JANUAR 2017
The newly in love Finnish boxer Olli Mäki gets a unique opportunity: a professional match against the reigning featherweight world champion, American Davey Moore.
„This film will not make you happy“ stellt eine Einblendung von vornherein klar. Stefan Sagmeisters Filmreise ist der Versuch, nach dem Aus einer 11-jährigen Beziehung und dem Tod der Mutter wieder Glück zu finden. Und artet mitunter zur Egoshow aus. Als Grafikdesigner und Typograf von Plattencovern der Rolling Stones und anderer machte sich der 1962 geborene Österreicher einen Namen, nebenher spürt er in Vorträgen oder der Ausstellung „The Happy Show“ dem „Glück“ nach. Das in Kooperation mit dem befreundeten Regisseur Hillman Curtis (der während der 6-jährigen Drehzeit verstarb und von Ben Nabors ersetzt wurde) realisierte Experiment ist auf den Protagonisten fixiert, kein Wunder, schon 2008 drehte Curtis ein Kurzfilmporträt mit dem bezeichnenden Titel THINGS I HAVE LEARNED IN MY LIFE SO FAR: STEFAN SAGMEISTER. Für jeweils drei Monate testet Sagmeister drei Methoden, die nach der Hypothese des Psychologen Jonathan Haidt Wege in ein zufriedeneres Leben weisen: Meditation, Verhaltenstherapie, Medikamente. Die Einkehr im indonesischen Kloster verpufft, die Therapie in New York klappt besser. Am spannendsten (und voyeuristisch ergiebigsten) ist der Teil, in dem Sagmeister die Eigenoptimierung medikamentös herstellen will. Auf Lexapro schwärmt er manisch von Mädchen und Drogen („I love big pharma!“) und verliebt sich in eine junge Kulturjournalistin. Rasch folgt der Heiratsantrag (der Ring steckt im Käsekuchen). „Zu schön, um wahr zu sein“, mahnt einer, und tatsächlich geht die Liebesmanie ohne Antidepressiva kaputt. Mit fideler Musik, flottem Erzähltempo und grafischem Eye Candy fällt THE HAPPY FILM in die Kategorie Special Interest aber Easy Watching. Der Aha-Effekt der selbstbezüglichen Langzeitdoku bleibt klein: Die Komfortzone verlassen lohnt, frisch verliebt ist anders als ewig verbandelt, man soll im Jetzt leben. Nobody’s perfect. D Christian Horn
Start am 5.1.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Brotfabrik Kino OMU ¢ filmkunst66 OMU ¢ Sputnik Kino OMU
OMU
Stefan Sagmeister, a cover art designer for The Rolling Stones, tests three methods to regain his happiness: meditation in a monastery, therapy and drugs.
Termine unter www.indiekino.de
Deutschland/Frankreich/Österreich 2016 D 124 min D R: Chris Kraus D B: Chris Kraus D K: Sonja Rom D M: Annette Focks D D: Hannah Herzsprung, Adèle Haenel, Lars Eidinger, Jan Josef Liefers, Rebecca Hildebrandt D V: Piffl Medien
Ein Film von
Chris Kraus
„Ein Paukenschlag … Ein wunderbarer, ein befreiender Film.“ Filmclicks
„Ein meisterlicher Film, stilsicher zwischen Komik und Tragik … aberwitzig, anspruchsvoll, genial.“
Die Blumen von Gestern Perfekter Balanceakt
FBW – Prädikat „Besonders Wertvoll“
Toto Blumen ist ein Kämpfer für die gute Sache. Deshalb schlägt er seinen Kollegen Balthasar Thomas krankenhausreif, als der es wagt, Sponsoren für die Häppchen beim großen Ausschwitz-Kongress akquirieren zu wollen. Holocaustforschung ist Blumens Leben, als Vertreter der reinen Lehre ist er kompromisslos. Süße Rache von Thomas: Er jubelt Blumen die junge, völlig überspannte Französin Zazie als Praktikantin unter, und geboren ist das herrlichste Screwballpaar des deutschen Films seit Jahrzehnten. Wie sich Toto und Zazie ihre Neurosen und Komplexe gegenseitig vor die Füße schmeißen, um anschließend gemeinsam drüberzustolpern, das ist auf fast schon alberne Weise komisch. Und befreiend dazu: Eine Komödie im Milieu der Zentralen Stelle Ludwigsburg zur Aufklärung von NS-Verbrechen kann kräftig schief gehen, entweder weil alles zu schwer oder weil alles zu leicht genommen wird. Chris Kraus, der in seinen bisherigen Filmen die Auswirkungen der deutschen Geschichte eher schwerblütig behandelt hat, findet in DIE BLUMEN VON GESTERN die perfekte Balance, wenn sich Zazie und Toto zoffen, wenn Toto und Balthasar rivalisieren. Schließlich, nach einer Stunde Irrwitz, kommt der Film zu seiner Haupthandlung, der Liebesgeschichte eines Täter-Enkels und einer Opfer-Enkelin. Doch auch dann schafft es Kraus, die Leichtigkeit zu erhalten, unter tätiger Mithilfe seiner großartigen Darsteller: Lars Eidinger, der als verzweifelt komischer Historikerkauz brilliert, Adèle Haenel, französischer Jungstar, die sich in ein paar Wochen perfekt Deutsch beigebracht hat, Jan Josef Liefers als schmieriger Holocaust-Archivar auf der Suche nach Drittmitteln… Und da kann es dann schon mal passieren, dass Mercedes als großer Sponsoring-Partner auftritt. Und vorsichtig anfragt, ob eine Holocaust-Überlebende bei ihrem Vortrag vielleicht einen Stern tragen möge. D Harald Mühlbeyer
„Wie sich Lars Eidinger und adèle haenel zoffen und lieben, das muss man sehen.“ aZ münchen
PuBLiKuMsPrEis tokyo international Film Festival
Start am 12.1.2017 ¢ Acud Kino ab Ende Januar ¢ b-ware!ladenkino ab Ende Januar ¢ City Kino Wedding, 18.1. um 18 Uhr ¢ Eiszeit Kino ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Union Filmtheater
Historian Toto Blumen and his overstrung French intern Zazi work in the Central Office for the Investigation of National Socialist Crimes in Ludwigsburg. The two make up the most delightful screwball couple German cinema has had in years.
GranD Prix BEsTEr FiLM
tokyo international Film Festival
BEsTEs DrEhBuCh thomas strittmatter Preis
BEsTEr sPiELFiLM FilmPreis 2016 Baden-WürttemBerG
AB 12. JANUAR IM KINO! www.Die-Blumen-Von-Gestern.de
/BlumenVonGestern
Termine unter www.indiekino.de Indiekino82x249.indd 1
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INDIEKRITIKEN Deutschland/Schweiz 2016 D 108 min D R: Nicolas Humbert D B: Nicolas Humbert D K: Marion Neumann D S: Simone Fürbinger D V: Real Fiction
Wild Plants
Junction 48
Pioniere der Nische
Hip Hop zwischen den Fronten
Der Schweizer Koch Maurice Maggi überzieht die Stadt Zürich in seiner Freizeit mit einem Netz aus Malven, und ab und an pflanzt er auch ein bisschen Gemüse bei seinen nächtlichen „Guerilla Gardening“-Aktionen. „Pionierpflanzen“ beschreibt er als Pflanzen, die auf kargen Böden gedeihen und diesen dann auch für andere Pflanzen bewohnbar machen. Aus einer Nische heraus verändern sie in kleinsten Schritten ein ganzes Ökosystem. Als solche Pionierpflanzen lassen sich auch die Pflanzenliebhaber, die in Nicolas Humberts meditativem Dokumentarfilm WILD PLANTS auftauchen, beschreiben. Ihre Nische ist der Versuch, verloren gegangene Nähe zum Rhythmus der Natur wieder her zu stellen. Wir begegnen einem Detroiter „Urban-Gardening“-Paar, den Mitgliedern eines Genfer Gartenkollektivs und dem Lakota Aktivisten Milo Yellow Hair, der davon spricht, dass Haare wie Gras und wir alle Teil der Natur sind. Einige Gärtner bemühen den Kreislauf von Leben und Tod, der beim Kompostieren erfahrbar wird, andere sind wortkarger und prosaischer. „Bei der Gartenarbeit“, erzählt einer, während er Lauch erntet und für den Markt zurecht schneidet, „hast du die Hände in der Erde und den Kopf in den Wolken. Du denkst über alles Mögliche nach. Über das, was du heute zu Abend essen wirst. Über das, was du in drei Wochen zu Abend essen wirst.“ Erst sehr spät im Film kommt endlich auch eine Gärtnerin zu Wort. Die kargen Äußerungen seiner Protagonisten montiert Humbert mit Eindrücken von Natur und Kultur, wenigen Songs und langen Sequenzen von den Gärtnern beim Gärtnern zu einer bedächtigen Collage. Mal läuft da ein Hund über Eis, oder folgt die Kamera einem Greifvogel. Es wird sehr viel Unkraut gejätet. Einmal ist eine swingende Version der „Internationale“ zu hören. D Hendrike Bake
Start am 12.1.2017 ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Brotfabrik Kino OMU ¢ Eva Lichtspiele OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU , am 14.1. mit Filmgespräch ¢ Hackesche Höfe Kino OMU
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D JANUAR 2017
Deutschland/USA/Israel 2016 D 95 min D R: Udi Aloni D B: Oren Moverman, Tamer Nafar D K: Amnon Zlayet D M: Tamer Nafar, Itamar Ziegler D D: Tamer Nafar, Samar Qupty, Salwa Nakkara, Saeed Dassuki, Adeeb Safadi D V: X-Verleih
Nicolas Humbert’s meditative documentary is about the pioneers of gardening: a Detroit “Urban Gardening” couple, the members of a Genevan garden collective, and the Indian activist Milo Yellow Hair.
Wer kennt schon Lod oder – wie es bis 1948 genannt wurde – Lydda? Für Kareem (Tamer Nafar) ist die verarmte Stadt, gerade einmal 20 Kilometer von Tel Aviv entfernt, die Erfahrungswelt, aus der er die Geschichten für seine Rap-Texte zieht. Ansonsten fristet er ein Leben als Slacker mit Job im Callcenter, der zwar noch zu Hause bei den Eltern wohnt, sich aber möglichst von deren politischem Engagement zu distanzieren versucht. Stattdessen träumen er und seine Crew vom Leben als Hip Hop-Stars nach US-amerikanischem Vorbild. Aus den ideologischen Grabenkämpfen zwischen Arabern und Israelis wollen sie sich heraushalten und lieber über die sozialen Realitäten „auf der Straße“ singen. Als Kareems Vater nach einem Autounfall stirbt, und sich die Mutter traumatisiert zurückzieht, muss er sich, zunächst eher widerwillig, einer neuen Rolle stellen, die ihn dazu zwingt, seine Stellung zwischen den Fronten zu akzeptieren. Der kontroverse israelische Filmemacher Udi Aloni (FORGIVENESS) erzählt in JUNCTION 48 in fiktionalisierter Weise vom Hintergrund der palästinensischen Hip Hop-Band Dam und erinnert damit an Curtis Hansons Semi-Eminem-Biopic 8 MILE. Aloni nimmt die radikal subjektive Perspektive seiner Protagonisten ein, schildert dabei aber nicht nur deren Erfahrungen mit Diskriminierung, sondern auch die restriktiv-patriarchalen Strukturen innerhalb der eigenen Community, die vor allem Kareems Freundin, die Sängerin Manar (Samar Qupty) zu spüren bekommt. Damit wird Alonis Film auch zum Dokument eines allgegenwärtigen Generationenkonflikts und verdeutlicht: Es reicht nicht, das Rad des Teufelskreises anzuhalten – es muss zerbrochen werden, damit sich wirklich etwas ändert. D Jens Mayer
Start am 19.1.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino
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Kareem and his crew dream of a live as hip hop stars modeled on US rappers. They want to stay out of the ideological turf war between the Arabs and Israelis and prefer singing about social realities “on the street”.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN Deutschland/Indien 2015 D 83 min D R: Manuela Bastian D K: Jan David Günther D M: Milky Chance D V: W-Film
Where to, Miss? Taxifahrerin in Indien
Devki ist noch recht jung, aber schon aus einer ersten Ehe geflohen, weil ihr Mann sie schlug. Nun wohnt sie wieder bei ihren Eltern. Gern würde sie das Angebot „Women on Wheels“ der Azad Foundation wahrnehmen, die Frauen kostenlos als Fahrerinnen ausbildet, ihnen dafür auch Englisch und Selbstverteidigung beibringt. Ihr Vater ist jedoch nicht begeistert. In Indien sind die für Frauen vorgesehenen Rollen traditionell über einen Mann definiert. Zunächst sind sie Töchter – eines Vaters, dann Ehefrauen – eines Mannes, schließlich Mütter – (hoffentlich) eines Sohnes, aber Taxifahrerin? Nicht vorgesehen. Auch viel zu gefährlich. Tochter Devki macht wenig Worte, aber weiß genau, was sie will: Taxi fahren. Die nötige Überzeugungsarbeit scheint jedoch fast unmöglich angesichts eines männlichen Selbstverständnisses, das gern die unbezahlte Haus- und Familienarbeit der Frauen annimmt, Lohnarbeit für sich selbst reserviert und den Frauen dann noch erzählt, dass diese es so gut hätten, weil der Patriarch sich ja um „alles“ kümmern würde, eigenes Geld verdienen sei da überflüssig. So bleibt den Frauen oft nur die Unterordnung – oder der Bruch mit Familien, die ihr Bedürfnis nach Selbstbestimmung nicht verstehen können. Das existenzielle Dilemma, vor dem Devki steht, macht den Dokumentarfilm WHERE TO, MISS? spannend wie einen dramatischen Spielfilm. Eigentlich unbeirrbar in ihrem Traum, landet Devki doch noch einmal in Verhältnissen, die man ihrem Dickkopf nicht zugetraut hätte. Was einerseits wirkt, als ob sie, von der Gesellschaft rundgeschliffen, erwachsen-frustriert Abstand nimmt von dem Versuch, das Richtige im Falschen zu leben. Andererseits klingt mit dem Titelsong von Milky Chance immer wieder die typische Taxifahrerfrage an, wo es denn nun hingehen soll. Ruhe findet Devki nur, wenn sie ihr Ziel erreicht: die Straße. D Anna Stemmler
Start am 19.1.2017 ¢ filmkunst66 ¢ Sputnik Kino
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Termine unter www.indiekino.de
Young Devki wants to become a taxi driver though her family and patriarchal Indian society are against it. A documentary.
Deutschland/Österreich 2017 D 100 min D R: Stefan Ruzowitzky D B: Martin Ambrosch D K: Benedict Neuenfels D D: Friedrich von Thun, Tobias Moretti, Murathan Muslu, Robert Palfrader, Violetta Schurawlow D V: Splendid Film
Die Hölle
Österreichischer Thriller DIE HÖLLE ist ein österreichischer Thriller, der zwar als ZDF/ORF-Koproduktion entstanden ist, der es aber trotzdem ganz ordentlich krachen lässt. Özge (Violetta Schurawlow) ist eine Wiener Taxifahrerin, die nicht viel redet, und im Zweifel lieber die durch Thai-Boxen trainierten Fäuste, Knie und Ellbogen sprechen lässt. Ihr Ex-Lover, Besitzer des Box-Gyms, in dem Özge trainiert, hat genug von ihr, als sie einem hinterhältigen und arroganten Sparringpartner die Nase bricht. Als sie im Nebenhaus einen brutalen Mord beobachtet, sieht sie der Killer im Fenster. Özge hat Angst, aber niemand scheint ihr helfen zu können, schon gar nichts erwartet sie vom abgegessenen Polizist Steiner (Tobias Moretti), der sie als erstes fragt: „Ist das eigentlich lustig, das Türkenboxen?“ Erst, als in Özges Wohnung noch eine Leiche gefunden wird, beginnen die beiden sich zusammenzuraufen. DIE HÖLLE ist ein souverän inszenierter Genrefilm mit Serienkillern, Action und knarzigen Charakteren. Ein wenig schade ist es allerdings, dass die Özges Aggressivität und Steiners Knurrigkeit dann auch gleich wieder wegerklärt werden muss: Sie ist als Kind vom Vater missbraucht worden, er pflegt seinen dementen Vater. Das nimmt den Figuren viel von ihrem Geheimnis und erinnert dann doch wieder an die Tatort-Tradition, wo eine Krimihandlung dazu dienen muss, Themen abzuhandeln – zumal der Serienkiller seine Motivation auch noch aus dem Koran bezieht. Dabei ist DIE HÖLLE sonst ein atmosphärisch dichter Thriller geworden, der die Standard-Fernsehware ziemlich alt aussehen lässt. Es gibt eine rasant inszenierte Verfolgungsjagd in der überfüllten Wiener U-Bahn und eine halsbrecherische Actionsequenz, als der Killer plötzlich bei Özge im Taxi sitzt. Da sieht DIE HÖLLE dann schon ein wenig aus wie eine wienerische Version von FRENCH CONNECTION. D Hannes Stein
Start am 19.1.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Filmrauschpalast
DIE HÖLLE is a subdued genre film with serial killers, action, and offbeat characters. The setting is Vienna, the protagonists are aggressive cab driver and Thai boxer Özge and grumpy cop Steiner.
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INDIEFEATURE
Für seine Fernsehadaptionen der Mafiafilme ROMANZO CRIMINALE und GOMORRHA erhielt der Italiener Stefano Sollima viel Lob. SUBURRA ist nun sein erstes eigenes Gangsterepos, das 2017 auch als 10-teilige Netflix-Serie umgesetzt werden soll. Der Titel bezieht sich auf das zwielichtige Stadtviertel im antiken Rom, wo das Rotlichtmilieu ansässig war und Senatoren mit Verbrechern tuschelten. In der Realität von SUBURRA, der im November 2011 spielt, ist das nicht anders. Wie in Paolo Sorrentinos IL DIVO erscheint die politische Elite als korrupter Haufen und die Mafia als legitimer Teil der Gesellschaft. Als eine minderjährige Prostituierte beim Tête-à-Tête mit dem Abgeordneten Malgradi an einer Überdosis stirbt, soll die Prostituierte Sabrina die Leiche loswerden. Das bringt den Kleingangster „Stecher“ aus der Anacleti-Familie auf den Plan, der Malgradi erpressen will. Andere Ziele verfolgt der „Samurai“, ein alteingesessener Pate, der via Malgradi ein neues Gesetz durchpeitschen will, das ein millionenschweres Bauprojekt in den Vororten Roms anschiebt. Doch die Zeit drängt, denn das Parlament steht kurz vor einer Regierungskrise. Regelmäßige Einblendungen zählen die sieben Tage bis zur „Apokalypse“ herunter, während sich die vielen Figuren heillos in ein engmaschiges Geflecht aus Korruption, Drogen, Verrat, Sex und Gewalt verstricken. Der auf einem Tatsachenroman basierende Plot entwirft ein verschachteltes, kompromissloses Neo Noir-Sittenbild. Rom ist in einen omnipräsenten Dauerregen gehüllt, das Schicksal der verkommenen Figuren baumelt am seidenen Faden. Sollima drapiert das Ensemble zu wuchtigen, teils sakralen Synthesizer-Klängen in seine hochgradig ästhetischen Bilder. Immer wieder kommt es zu Gewalteruptionen, etwa bei einer nüchtern inszenierten Schießerei in einem Supermarkt – und am Ende schafft es hier kaum einer lebend raus. D Christian Horn
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D JANUAR 2017
INDIEFEATURE
Suburra
Kompromissloser Neo Noir
Frankreich/Italien 2015 D 135 min D R: Stefano Sollima D B: Sandro Petraglia, Stefano Rulli, Carlo Bonini, Giancarlo De Cataldo D K: Paolo Carnera D M: Pasquale Catalano D D: Jean-Hugues Anglade, Pierfrancesco Favino, Elio Germano, Lidia Vitale, Greta Scarano D V: Koch Media
Start am 26.1.2017 ¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Il Kino OMU
DF OMU DF OMU
The film based on a non-fiction novel revolves around a politician who has dealings with the mob, prostitution, and real estate speculation in the public eye mapping an intricate, uncompromising neo noir genre picture of Rome.
JANUAR 2017 D
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INDIEKRITIKEN Russland 2016 D 118 min D R: Kirill Serebrennikov D B: Kirill Serebrennikov, Marius von Mayenburg D K: Vladislav Opelyants D M: Ilya Demutskiy D D: Yuliya Aug, Victoria Isakova, Petr Skvortsov, Alexandra Revenko, Svetlana Bragarnik D V: Neue Visionen
Der die Zeichen liest Bibelzitate gegen die Welt
Benjamins Mutter versteht ihren Sohn nicht mehr. Anstatt dass der Teenager sich mit Drogen abschießt oder zwanghaft masturbiert, liest er nur noch in der Bibel. Nun will er nicht mehr zum Schwimmunterricht, weil er die Mitschülerinnen im Bikini nicht erträgt, zieht sich im Biologieunterricht nackt aus und sagt, dass er sich um sie sorgt, weil sie sich von seinem Vater hat scheiden lassen. Zu jeder Gelegenheit hat er das passende Bibelzitat zur Hand. Kein Wunder, dass er keine Freunde hat. Sie hat doch, weiß Gott, mit ihren drei Jobs genug zu tun, aber die Schule weiß auch nicht weiter. Die Direktorin will, dass man auf Benjamins Ansichten eingeht. Evolution ist ja auch nur eine Theorie. Davon hält nur die Biologielehrerin Elena nichts und die ist in ihrem Widerstand gegen Benjamin ja fast schon genauso fanatisch wie er. Das wird doch böse enden. Marius von Mayenburg wollte mit seinem Stück MÄRTYRER, auf dem der Film basiert, einmal umfassend nachweisen, dass all die Dinge, die angeblich mit der Bibel gerechtfertigt werden können, dort auch wirklich drinstehen. Und so hetzt Benjamin auch hier, jedes Mal mit genauer Quellenangabe, gegen körperliche Freuden, Evolution, Homosexuelle, Juden und Frauen, die sich nicht unterordnen. Er besorgt sich einen verkrüppelten Mitschüler als Jünger, denkt aber nicht daran, ihn gegen Klassenkloppe zu verteidigen. Seine Verachtung richtet sich gegen alles und jeden. Die Gründe dafür bleiben obskur, auch wenn der Film mehrere Vorschläge macht. Vielleicht ist Benjamin ja nur ein selbstgerechter Arsch, der seine eigene Leere mit Bigotterie füllt. Oder er ist in einer Weise beseelt, die den Farce-Figuren um ihn herum fehlt. Eine auf Handkamera und zeitweise sogar iPhone fixierte Bildsprache zeigt die Unruhe des Stoffes und befreit das Stück aus den Beschränkungen des Theaters. Letztlich ist DER DIE ZEICHEN LIEST aber eher eine intellektuelle als eine sinnliche Erfahrung. D Christian Klose
Start am 19.1.2017 ¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino DF ¢ Kino Krokodil OMU DF OMU
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D JANUAR 2017
A teenager furiously studies the Bible and begins to imprint his faith on his blasé surroundings. His biology teacher is the only one who sees something wrong in this. At the end somebody dies and somebody makes a declaration of faith.
USA/China/Chile 2016 D 95 min D R: Pablo Larrain D B: Noah Oppenheim D K: Stéphane Fontaine D S: Sebastián Sepúlveda D M: Mica Levi D D: Billy Crudup, Peter Sarsgaard, Natalie Portman, Greta Gerwig, Max Casella D V: Tobis Film
Jackie Schockzustand
Die Bilder von Kennedys Ermordung gingen um die Welt. Wieder und wieder, vergrößert, in Zeitlupe. Doch wie es sich angefühlt haben muss, direkt daneben zu sein, den halb zerfetzten Kopf des geliebten Mannes im Schoß zu haben – darüber sagen diese Bilder nichts. Der chilenische Regisseur Pablo Larraín, dessen außergewöhnliches Biopic NERUDA bei den Filmfestspielen in Cannes gefeiert wurde und in Kürze auch bei uns in die Kinos kommt, zeigt die historischen Ereignisse um den Tod des 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten konsequent aus der Sicht seiner Frau JACKIE. Der traumatische Flug zurück nach Washington an Bord der Airforce One. Der Moment, wenn sie sich der Öffentlichkeit stellt, im blutverschmierten Dress, das sie sich weigerte abzulegen, um der Welt zu zeigen, was sie zu verantworten hat. Die angemessene Trauerfeier unter der Gefahr eines weiteren Anschlags und schließlich die Frage: Wie bringt sie es den Kindern bei? Larraín schildert die Stunden nach dem Anschlag schmerzhaft authentisch und vermischt sie mit Bildern aus unschuldigen Tagen, die originalen Fernsehaufnahmen nachempfunden sind. Die junge, noch naiv wirkende Jackie Kennedy führt ein Kamerateam durch das Weiße Haus und kommentiert die Veränderungen. Dem gegenüber setzt Larraìn ein Zeitungsinterview, das die gebrochene Frau einige Monate nach dem Tod ihres Mannes zeigt. In allen Phasen des vielschichtigen Werks spielt Natalie Portman die First Lady überzeugend und oscarwürdig. Die Ausstattung und die Rekonstruktion der Originalaufnahmen ist detailliert, die Kameraarbeit von Stéphane Fontaine (DER GESCHMACK VON ROST UND KNOCHEN) meisterhaft. JACKIE ist ein großartiger, schmerzhafter Film über die Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen. D Lars Tunçay
Start am 26.1.2017 ¢ b-ware!ladenkino ab Februar ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ filmkunst66 DF OMU
DF OMU
Pablo Larraín’s detailed account of the assassination of John F. Kennedy takes the perspective of his deeply traumatized widow Jackie.
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Termine unter www.indiekino.de
Finnlands Oscar ®-Beitrag •
Bester Fremdsprachiger Film
• 89th academy awards
Deutschland 2016 D 79 min D R: Frank Amann D B: Frank Amann D K: Frank Amann D M: FM Einheit D V: déjà-vu film
Gewinner des internationalen Spielfilm-Wettbewerbs
.. Der glucklichste Tag im leben des
Shot in the Dark Visionäre Fotografen
SHOT IN THE DARK porträtiert zwei Fotografen und eine Fotografin, die neben ihren außergewöhnlichen Arbeiten eines verbindet: Sie sind blind. Bevor wir ihren Bildern begegnen und nach und nach mehr über ihre Geschichten erfahren, sehen wir den Dreien bei der Arbeit zu. Minutiös vermisst Pete Eckert die Räume, die er später fotografieren wird, sei es eine Straße, eine Kirche, eine Küche oder eine Waldlichtung. Er nutzt dafür seinen Blindenstock, seinen Körper, das Echo und den Lichteinfall und besucht einen Ort wieder und wieder, bis er sich über den physischen Kontakt ein genaues inneres Abbild gemacht hat, das er dann fotografiert. Dank präzise eingesetzter Doppelbelichtungen wirken seine Bilder wie Visionen von Orten, die von Geistern aufgesucht werden. Auch in Sonia Soberats Fotografien scheinen sich übernatürliche Lichterscheinungen zu manifestieren. Sie arbeitet viel mit Menschen und arrangiert diese zu Szenen, die innere Zustände spiegeln – eine Frau kämpft mit einem Schwert gegen eine Feuerwand oder sitzt vor einer Kulisse aus Meer und blitzdurchzucktem Himmel – oder zu Porträts, die zugleich Ausdruck einer Aura sind. „Ich spüre, ob jemand traurig oder fröhlich ist.“ sagt sie. Anders als Pete und Sonia, die ihre Sehfähigkeit im Verlauf mehrerer traumatischer Jahre verloren haben, ist Bruce Hall mit einem schweren Sehfehler geboren worden. Er kann Dinge nur dann scharf sehen, wenn er sie ganz dicht vor seine Augen hält, und die Fotografie war für ihn zunächst ein Weg, sich seine Umwelt zu erschließen, indem er sie fotografierte und dann vergrößert betrachten konnte. Auch das ist eines der Dinge, die man in diesem vorsichtigen, hochinteressanten Künstlerporträt lernt: Blindheit sieht für jeden Betroffenen anders aus. D Hendrike Bake
Start am 19.1.2017 ¢ Brotfabrik Kino OMU , am 20.1. um 18 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs Frank Amann, Sonia Soberats und Bruce Hall ¢ Eiszeit Kino OMU , Premiere am 19.1. um 20 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs Frank Amann, Sonia Soberats und Bruce Hall ¢ Sputnik Kino OMU
Termine unter www.indiekino.de
SHOT IN THE DARK depicts three photographers who all have something in common besides producing unusual work: they are blind.
ein Film Von
Juho Kuosmanen
ab 05. Januar 2017 im Kino!
INDIEFEATURE
Diamond Island Baustelle der Mega-City
D 24
D JANUAR 2017
INDIEFEATURE
Das kambodschanische Dorf, aus dem der junge Bora und sein Freund Dy in die Haupstadt Phnom Penh aufbrechen, besteht aus Bambushütten, die teilweise nur aus vier Pfosten und einem Dach gebaut sind. Zu ihrem Abschied hat sich die ganze Dorfgemeinschaft versammelt und die letzten Heller für die Reise der Jungen zusammengekratzt. Der Kontrast zum Ziel ihrer Reise könnte kaum größer sein, denn Bora und Dy wollen in Koh Pich, dem „Diamond Island“, Arbeit finden, einem Neubauviertel in Phnom Penh. Hier entsteht eine Mega-City für die neue Klasse der Reichen und Schönen, zu denen die Arbeiter keinesfalls gehören. Sie hausen in Lagern direkt auf der Baustelle und können nur davon träumen, mit einem der Mädchen auszugehen, die sie von Weitem bewundern. Das ändert sich, als Bora seinen älteren Bruder Solei trifft, den er seit fünf Jahren nicht mehr gesehen hat. Solei ist cool, besitzt schicke Klamotten und ein Motorrad, manchmal hat er sogar ein Auto zur Verfügung. Er führt Bora, für den sich eine neue Welt zu öffnen scheint, ins Nachtleben auf Diamond Island ein. Aber auch Soleis relativer Wohlstand hat einen Preis gekostet, was Bora bald herausfinden wird. Davy Chou hat DIAMOND ISLAND mit Laiendarstellern gedreht, weil es in Kambodscha kaum noch professionelle Schauspieler gibt. Die Roten Khmer hatten während ihrer Herrschaft alle Filme verboten, Schauspieler, Produzenten und Regisseure wurden ermordet. DIAMOND ISLAND erzählt die klassische Noir-Story vom Landei, das plötzlich den Verlockungen der Großstadt ausgesetzt ist, aber an Orten, die man noch nie im Kino gesehen hat. Der eigentliche Hauptdarsteller ist die Boomtown Diamond Island selbst, die zum Treffpunkt der Jugendlichen aus Phnom Penh geworden ist. Sie hängen auf den Plätzen vor der immer ein wenig zu billig scheinenden Protz-Architektur ab und hoffen, einen Abglanz des Reichtums zu erhaschen. D Tom Dorow
Deutschland/Frankreich/Thailand/Katar/Kambodscha 2016 D 104 min D R: Davy Chou D B: Davy Chou D K: Thomas Favel D S: Laurent Leveneur D M: Jérémie Arcache, Christophe Musset D D: Sobon Nuon, Cheanick Nov, Madeza Chhem, Mean Korn, Samnang Nut D V: Rapid Eye Movies
Start am 19.1.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Brotfabrik Kino OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz Premiere am 10.1. ¢ Sputnik Kino OMU OMU
OMU
DIAMOND ISLAND tells the classic noir story of a country bumpkin who is seduced by the lures of the big city. The actual protagonist is Boomtown Diamond Island itself which became the meeting place for youths from Phnom Penh.
JANUAR 2017 D
25 D
INDIEKRITIKEN Deutschland 2016 D 81 min D R: Philipp Eichholtz D B: Philipp Eichholtz D K: Fee Scherer D S: Markus Morkötter D D: Ruth Bickelhaupt, Martina Schöne-Radunski, Sebastian Fräsdorf, Claudia Jacob, Hans-Heinrich Hardt, Deleila Piasko, Tobias Borchers D V: Darling Berlin
Luca tanzt leise Aufstehen
Deutschland/Frankreich 2016 D 97 min D R: Wim Wenders D B: Wim Wenders, Peter Handke D K: Benoît Debie D D: ns Harzer, Reda Kateb, Nick Cave, Sophie Semin, Peter Handke
Die schönen Tage von Aranjuez Gespräche im Paradies
Etwas läuft nicht richtig in Lucas Leben. Das wird gleich deutlich, als der Wecker sie aus dem Schlaf reißt und sie die Spuren von letzter Nacht betrachtet: Scherben, Blutergüsse, das Nachthemd hängt in Fetzen. Einen Grund, das Bett zu verlassen gibt ihr Mata. Der kleine Hund straft sie zwar sonst weitgehend mit Missachtung, aber seine Bedürfnisse fordert er ein. Lucas andere Motivation, sich unter Leute zu begeben, ist ihr Abitur, das sie nach Jahren endlich nachholen will. Die Prüfungen stehen kurz bevor, doch ihr gewalttätiger Ex, ihre fordernde Mutter, die zu allem Überfluss auch noch ihre Lehrerin ist, und die eigenen Selbstzweifel stehen Luca im Weg. In ihrem Sitznachbarn Kurt findet sie einen Freund. Berlin ist auf Lucas Reise mehr als Kulisse. Regisseur Philipp Eichholtz fängt in seinen sonnendurchfluteten Digitalbildern abseits von Werbeästhetik ein Gefühl für die Stadt ein, in der Luca schon zu lange irgendwo zwischen Verantwortungslosigkeit und dem, was andere „Leben“ nennen, herumirrt. Eichholtz gibt Hinweise auf das Davor in Lucas Leben, belässt Teile der Vergangenheit aber auch bewusst im Dunkeln. Was zählt, ist das Jetzt und in dem bewegt sich Martina Schöne-Radunski wunderbar selbstverständlich. Ihre Begegnungen mit Menschen, die sich selbst spielen, und die Interaktion mit ihren Leinwandpartnern Hans-Heinrich Hardt als Kurt, oder Claudia Jacob als Mutter, wirken immer natürlich, nahbar. Philipp Eichholtz beschreibt seinen Film, der nach dem „Sehr gute Filme Manifest“ von Axel Ranisch entstand, als kleinen Liebesbrief an all diejenigen, deren größter Kampf es ist, jeden Tag überhaupt aufzustehen. Die gute Seele, die alles zusammenhält in dieser charmanten Low-Budget Dramödie, ist aber Lucas Oma – eine Verneigung an Eichholtz’ Produktionsfirma „Von Oma gefördert“. D Lars Tunçay
Start am 19.1.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ City Kino Wedding ¢ Sputnik Kino, am 21.1. in Anwesenheit des Regisseurs und der Darsteller*innen
D 26
D JANUAR 2017
Director Philipp Eichholtz describes his film about Berliner Luca, who wants to make up her Abitur, as a small love letter to those whose biggest battle is waking up every day.
Seit Ende der 60er Jahre kennen sich Wim Wenders und Peter Handke, haben bei Klassikern wie DIE ANGST DES TORMANNS BEIM ELFMETER und vor allem HIMMEL ÜBER BERLIN zusammengearbeitet und sind inzwischen gemeinsam ergraut. Ein Alterswerk ist DIE SCHÖNEN TAGE VON ARANJUEZ dann auch, Wenders Verfilmung eines kurzen Einakters, den Handke vor ein paar Jahren für seine Frau Sophie Semin geschrieben hat, die in der Verfilmung auch die Hauptrolle spielt. Sie ist die Frau, Reda Kateb der Mann, die im paradiesischen Garten einer Villa oberhalb von Paris gemeinsam an einem Tisch sitzen und reden. Über alles und nichts, über das Leben im Kleinen wie im Großen, über das stets wechselvolle, schwierige, wunderbare Verhältnis von Frauen und Männern. Das Thema also, das sowohl Wenders als auch Handke in ihren Filmen und Büchern immer wieder behandelt haben, und das hier in typisch Handkeschen, poetischen Worten umkreist wird. Die langen Dialoge der Frau und des Mannes – ob sie einmal ein Paar waren oder eins sind bleibt offen – bricht Wenders in seiner filmischen Adaption durch einen Kunstgriff auf: Ein Autor beobachtet das Geschehen im Garten aus dem Inneren des Hauses, von seinem Schreibtisch aus, vielleicht imaginiert er es auch nur. Unschwer als Alter Ego Peter Handkes zu erkennen, noch allgemeiner als der Künstler, der sich in seinem Werk um Annäherungen an Fragen bemüht, die nie klar zu beantworten sind. Dementsprechend mäandern auch DIE SCHÖNEN TAGE VON ARANJUEZ dahin, im klassischen Sinne „passieren“ tut hier fast nichts. Wenn da einmal Nick Cave einen kurzen Gastauftritt hat, plötzlich im Haus des Autors am Klavier sitzt und sein wunderbares „Into Your Arms“ singt, ist das schon der offensichtlichste Moment in einem Film, der seine Qualitäten ansonsten gut zu verstecken weiß. D Michael Meyns
Start am 26.1.2017 ¢ b-ware!ladenkino ab Februar ¢ Hackesche Höfe Kino
DF OMU OMU
An adaptation of a one-act play by Peter Handke: a woman and a man sit at a table in a villa garden overlooking Paris. They talk about everything and nothing, about life, and about the constantly changing, difficult, and wonderful relations between women and men.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN USA 2016 D 102 min D R: David Mackenzie D B: Taylor Sheridan D K: Giles Nuttgens D S: Jake Roberts D M: Nick Cave, Warren Ellis D D: Jeff Bridges, Ben Foster, Chris Pine, Marin Ireland D V: Paramount Pictures
Hell or High Water Möchtegernoutlaws
„You’re new at this, aren’t ya?“, fragt die Kassiererin der ersten Bank die Brüder Tanner (Ben Foster) und Toby Howard (Chris Pine, STAR TREK), als beim ersten Überfall des Morgens nichts nach Plan läuft. Auch der alte Cowboy in der zweiten Bank regt sich eher darüber auf, dass diese Möchtegernoutlaws seinen Colt klauen könnten – und eröffnet gleich das Feuer auf die Flüchtenden. Aber die Howard-Brüder sind auf einer Mission: Bis Donnerstag muss das Geld für die Familienfarm da sein, unter der man Erdöl gefunden hat. Wie soll man das sonst machen, wenn man nur für Gewalt ein Talent hat? Aber altmodisch ist Banken zu überfallen schon. Das denkt sich auch Texas Ranger Marcus Hamilton (Jeff Bridges), der vor der Langeweile des Ruhestands noch eben diesen Fall aufklären will. Glücklicherweise ist er es auch. Anstatt Datenbanken zu bemühen, beobachtet er lieber die nächste Bank ganz klassisch aus dem Saloon von der anderen Straßenseite. Wenn es sein muss, auch die ganze Nacht. Das Texas von HELL OR HIGH WATER ist durchzogen von Melancholie und Nostalgie. Nicht nur die Banditen und der Sheriff sind Relikte aus einer einfacheren Zeit, auch sonst kämpft hier fast jeder ums Überleben und träumt von einer besseren Vergangenheit oder Zukunft. Der Film ist sich der Widersprüche bewusst und bringt trotzdem die Genreregeln der klassischen Western konsequent in die Moderne. Statt mit dem Pferd über die Prärie zu traben, fährt man jetzt mit ständig wechselnden Autos durch Geisterstädte voller geschlossener Läden und Verfall. Das alles sieht natürlich großartig aus. Und Ehrensache: Gegen Ende gibt es ein Duell. Jeff Bridges, momentan wahrscheinlich Hollywoods erste Wahl in Sachen „Alte Sheriffs“, gibt Hamilton gleichermaßen störrisch und charmant, und Pine und Fosters Banditen sind vielschichtige Charaktere fernab jeder Klischees. Nur verärgern sollte man keinen von ihnen, wenn man an seinem Leben hängt. Denn in Texas zieht man schnell. D Christian Klose Start am 12.1.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ City Kino Wedding DF OMU ¢ filmkunst66 DF OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Union Filmtheater DF DF OMU
Termine unter www.indiekino.de
A neo Western about two lowlifes who rob banks in order to buy back their Ma’s farm. Jeff “TRUE GRIT” Bridges is the Sheriff who is after them. Nick Cave made the music.
Deutschland 2016 D 93 min D R: Philip Scheffner D B: Merle Kröger, Philip Scheffner D K: Bernd Meiners, Terry Diamond D S: Philip Scheffner D V: Real Fiction
Havarie Hör-Stück
93 Minuten lang bleibt die Leinwand blau. Eine einzige, ungeschnittene Einstellung zeigt ein Bild, das sich nur verlangsamt bewegt: ein Boot als kleines und dunkles, figürliches Stillleben im azurblauen Meer. Die Bewegung der Kamera ist abgehackt, das Bild springt, denn das Handyvideo, das Regisseur Phillip Scheffner (REVISION, DER TAG DES SPATZEN) auf YouTube fand und hier auf anderthalb Stunden gestreckt hat, ist im Original lediglich dreieinhalb Minuten lang und wurde von Terry Diamond auf dem Kreuzfahrtschiff „Adventure of the Seas“ im Mittelmeer aufgenommen. Das erfahren wir allerdings wie vieles andere erst im Abspann. Klar sind lediglich die Koordinaten: 37°28.6’N und 0°3.8’E. Dort befindet sich das Boot, ein Flüchtlingsboot mit 13 Insassen. Dazu hören wir auf der Ton-Ebene mehr als 20 Stimmen, die wir im Gegensatz zum Boot nicht verorten können, und die sich zu einem Mosaik der Informationen, Fährten, Mutmaßungen und Geschichten verdichten. Diese Puzzlestücke fügen sich allerdings zu keinem klaren Ganzen zusammen und sollen es auch nicht. HAVARIE ist eine experimentelle Auseinandersetzung mit massenmedialer Bildpolitik und den daraus resultierenden Blickwinkeln auf transatlantische Fluchtbewegungen. Doch das wäre nur eine von vielen Lesarten. Ein Film, der Fragen aufwirft und sein Publikum warten lässt, und genau dadurch eine physische Erfahrbarkeit produziert, die das Filmische und das Dokumentarische transzendiert. Man kann diesen Film positiv als Zumutung beschreiben, denn Scheffner mutet seinem Publikum zu, für anderthalb Stunden das Warten, die Orientierungslosigkeit und die Spannung auszuhalten, wodurch HAVARIE äußerst schlau die Situation der Boatpeople in den Kinosaal zu spiegeln weiß. Ein kleines, offenes Meisterwerk als Beitrag zu einer immer unerträglicheren Debatte um Menschenleben. D Toby Ashraf
Start am 26.1.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Brotfabrik Kino OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU
OMU
A single unedited youtube clip is stretched into a feature-length film and shows a refugee boat with 13 people far away in the middle of the azure blue sea. We hear more than 20 voices that make up a mosaic of information, tracks, speculations, and stories.
JANUAR 2017 D
27 D
INDIEKRITIKEN Italien 1987 D 107 min D R: Dario Argento D B: Dario Argento D K: Ronnie Taylor D M: Brian Eno. Claudio Simonetti, Bill Wyman D D: Cristina Marsillach, Ian Charleson. Urbano Barberini. Coralina Cataldi-Tassoni, William McNamara D V: dropout cinema
Opera
Dario Argentos schwelgerischer Spät-Giallo
Deutschland 2016 D 90 min D R: Robert Thalheim D B: Oliver Ziegenbalg, Robert Thalheim D K: Henner Besuch D M: Uwe Bossenz, Anton Feist D D: Jürgen Prochnow, Henry Hübchen, Michael Gwisdek, Thomas Thieme, Antje Traue D V: Majestic
Kundschafter des Friedens Olsenbande undercover
Nachdem die Operndiva Mara Cecova aus einer Neuinszenierung von Verdis “Macbeth” unfallbedingt ausscheiden muss, rückt die junge Betty (Cristina Marsillach) in der Besetzung nach. Deren Sorge, der Rolle nicht gewachsen zu sein, erweist sich als unbegründet: Publikum und Presse liegen der Nachwuchssängerin zu Füßen. Doch der Triumph entpuppt sich als Fluch: Fortan lauert ein maskierter, unguten sexuellen Fetischismen erlegener Killer Betty auf, der sie mit einer sadistisch-raffinierten Augensperre immer wieder dazu zwingt, seine grausamen Morde mitanzusehen. Betty verliert sich in einem psychosexuellen Gestrüpp, das eine visuelle Entsprechung in der verwinkelten, alt-europäischen Architektur findet, in der dieses Modern Gothic Drama förmlich badet. In Italien trieb Hitchcocks PSYCHO-Erfolg ganz besondere Blüten: Mit dem sogenannten “Giallo” stampften die Italiener in ihrer Lust an reißerischen Stoffen ein hochgradig stilisiertes Subgenre aus dem Boden, in dem sich maskierte Psycho-Killer fortan die Türklinke in die Hand gaben. In einer Reihe atemberaubender Filme entriss Dario Argento in den 70ern die Form der Genre-Routine und emanzipierte sie zum filmkünstlerischen Projekt. Im Spät-Giallo OPERA wachsen sich Argentos manischer Stilwille und katholisches Cine-Pathos zu geradezu barocken, fies pervers grundierten Setpieces aus: Ein schwelgerisches Fest für Augenmenschen, die sich von der entfesselt-gefräßigen Kamera des Meisters gerne aus den Fesseln der Stringenz befreien lassen, um sich einem Film zu überantworten, der die Frage nach dem fetischisierten Blick immer wieder aufs Neue stellt. Lange Zeit indiziert, ist dieser Klassiker des Italo-Genrekinos nach 30 Jahren nun auch in Deutschland endlich dort zu sehen, wo er hingehört: Im Kino, auf der großen Leinwand. D Thomas Groh
2005 erzählte Robert Thalheim die Geschichte eines am Leben Gescheiterten, der sich einbildete, Undercover-Agent zu sein, um sein trostloses Leben ein wenig aufregender zu machen. Elf Jahre nach seinem Debüt NETTO inszeniert er nun einen echten Agentenfilm. Allerdings sind seine Helden alles andere als prototypische James Bond-Figuren. Es handelt sich vielmehr um die ehemaligen Ost-Agenten Jochen Falk (Henry Hübchen), Jaecki (Michael Gwisdek), Locke (Thomas Thieme) und Harry (Winfried Glatzeder), die einst als „Kundschafter des Friedens“ im geheimen Einsatz für den Sozialismus waren. 27 Jahre nach dem Fall der Mauer werden sie vom BND reaktiviert, um den West-Agenten Kern (Jürgen Prochnow) zu befreien. Falk sieht darin eine Chance, um eine offene Rechnung mit seinem Erzfeind Kern zu begleichen. Der spannte ihm einst die Freundin aus und überhaupt wurmt es ihn, dass Kern eine erfolgreiche Karriere als Agent hinlegte, während er selbst am Kiosk seinen täglichen Bierbedarf stillt. Um ein Auge auf die alten Herren zu behalten, wird ihnen die BDN-Agentin Paula (Antje Traue) zur Seite gestellt. Gemeinsam reisen sie nach Katschekistan und geben sich als reiche Investoren aus. Falk vertraut ganz auf alte Tugenden, muss aber bald einsehen, dass er damit nicht weit kommt. Dabei machen die Ex-Spione immer noch eine gute Figur, auch wenn im entscheidenden Moment schon mal der Rücken zwickt. Thalheim schmückt die Geschichte mit viel Nostalgie und Situationskomik. Er beschreibt seinen haarsträubenden Plot durchaus treffend als „Olsenbande meets Oceans Eleven“. Sein glänzendes Ensemble hält den Teamgeist hoch, die Inszenierung ist mit allerlei Split-Screens und Beatmusik deutlich an die Agentenfilme der Sechziger angelehnt. Ein turbulenter Spaß, der das Genre mit realsatirischen Spitzen anreichert. D Lars Tunçay
Start am 5.1.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Brotfabrik Kino OMU ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ Tilsiter Lichtspiele OMU ¢ Z-inema DF
DF OMU
D 28
D JANUAR 2017
Insecure Betty steps in for opera diva Maria Cecova in a modern interpretation of Verdi’s “Macbeth”. Her performance is a success, but a serial killer starts terrorizing the cast. A late Giallo by the Italian master of artful fetishistic horror, Dario Argento.
Start am 26.1.2017 ¢ Eva Lichtspiele
Former East German agents Jochen Falk, Jaecki, Locke and Harry are reactivated 27 years after the fall of the Berlin Wall in order to free West a German agent in Kajekistan.
Termine unter www.indiekino.de
Frankreich 2016 D 105 min D R: Olivier Assayas D B: Olivier Assayas D K: Yorick Le Saux D S: Marion Monnier D D: Nora von Waldstätten, Kristen Stewart, Anders Danielsen Lie, Lars Eidinger, David Bowles D V: Weltkino
Personal Shopper Glamour und Geister
Mit PERSONAL SHOPPER hat Oliver Assayas (DIE WOLKEN VON SILS MARIA) eine ziemlich bizarre Mischung aus einer Geistergeschichte und einem ironischen Kommentar zu Celebrity-Kultur und Hyper-Konsumismus abgeliefert. Maureen (Kristen Stewart) ist eine ziemlich verstrahlte junge Frau, die einen glamourösen Job hat. Sie erledigt die Einkäufe für Lara, einen Star, oder mindestens ein Sternchen, wobei das Wichtigste immer neue Haute Couture ist. In privaten Momenten trauert Maureen um ihren Bruder, der gerade an einer Herzkrankheit gestorben ist, an der auch Maureen selbst leidet. Ihr Bruder war, oder hielt sich, genau wie Maureen, für ein Medium, und beide hatten sich versprochen, dass wer auch immer zuerst stirbt, dem oder der anderen eine Nachricht aus dem Jenseits zukommen lässt. So stapft Maureen nun durch ein altes Haus, in dem ihr Bruder gelebt hat, und versucht, seinen Geist zu beschwören. Gelegentlich rummst es, manchmal manifestieren sich ektoplasmatische Phänomene, die ein bisschen zu fies wirken, um als toter Bruder durchzugehen. Als Maureen Smartphone-Nachrichten von einem unbekannten Absender erhält, der alles von ihr zu wissen scheint, glaubt sie endlich mit ihrem Bruder zu kommunizieren. PERSONAL SHOPPER ist ein nervöser Film, bei dem sicher nicht alles ordentlich aufgelöst ist. Das ist der Psyche seiner Heldin aber vollkommen angemessen. Maureen taumelt zwischen einer Glitzerwelt, an der sie nur am Rande Anteil hat, und ihrer Sehnsucht nach seelischer „Tiefe“ in völliger Selbstüberschätzung und Verblendung umher. Wer von der Verbindung aus gothic ghost story und moderner Glamour-Welt Entfremdungsgrusel wie bei David Lynch erwartet, wird sicher enttäuscht. PERSONAL SHOPPER ist eher eine sehr komische Geister-Farce und eine präzise Diagnose der Verfasstheit einer Generation zwischen Materialismus und transzendentaler Sehnsucht. D Tom Dorow
Start am 19.1.2017 ¢ b-ware!ladenkino ab Februar ¢ Hackesche Höfe Kino Il Kino OMU ab 2.2.
DF OMU OMU
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Termine unter www.indiekino.de
Maureen s a personal shopper for a popstar in Paris. In her private life, she mourns her brother’s death and tries to contact him in the afterlife. Things get even weirder when Maureen receives text messages that she believes to be from her dead brother.
Ab 19. JANUAR im KiNo
AB 5. JANUAR IM KINO DieTaschendiebin-Film.de
INDIEFEATURE
La La Land
Kitsch der feinsten Sorte „Presented in Cinemascope“ kokettiert ein Textinsert am Anfang. Darauf fährt die Kamera wie in Godards WEEK-END in einer Plansequenz einen Stau entlang. Stillstehende Autos, Gehupe, Audiofetzen aus Radiosendern formen ein Medley. Im Hintergrund wartet Los Angeles. Plötzlich entsteigen die Menschen in bunten Sommerkleidern ihren Autos und stimmen eine euphorische Gesangseinlage samt Tanzchoreographie an, die von der Hoffnung handelt, dass die Sonne schon wieder aufgeht. Nach der Musicalnummer klettern alle wieder in ihre Fahrzeuge, das Hupen und die laufenden Motoren übernehmen wieder, als wäre nichts gewesen. In dieser Weise brechen die hyperaktiven und sehr eingängigen Tanz- und Gesangsszenen aus LA LA LAND immer wieder als Kontrapunkt die „Realität“ auf. Ebenfalls im Stau stecken der von Ryan Gosling (DRIVE) verkörperte Jazz-Pianist Sebastian und die von Emma Stone (BIRDMAN) gespielte Kellnerin Mia, die sich aber vorerst nicht kennenlernen. Seb fährt kopfschüttelnd an Mia vorbei, weil die sich nicht sofort in den anlaufenden Verkehrsfluss einreiht. Kurz drauf treffen sie erneut aufeinander. Sebastian hat soeben seine Stelle als Pianist in einer Hotellobby verloren, weil er statt der gewünschten Weihnachtslieder eine eigene Jazz-Improvisation spielte. Als Mia ihm dafür ein Kompliment machen will, lässt Seb sie verdutzt stehen. D 30
D JANUAR 2017
Die Love Story fängt holprig an, doch schließlich finden Mia und Seb doch noch zusammen. Als sie REBEL WITHOUT A CAUSE mit James Dean im Kino schauen, fängt das Zelluloid kurz vor dem ersten Kuss Feuer. Heiße Liebe. Vereint werden die Liebenden durch ihre Träume. Der abgebrannte Seb will wie ein „Phönix aus der Asche“ steigen und einen Jazzclub eröffnen, Mia träumt davon, ihren Tresenjob in einem Café der Warner Brothers gegen eine Karriere als Schauspielerin einzutauschen. Dafür durchläuft sie zig Castings und schreibt, ermuntert von Seb, ein One-Woman-Theaterstück mit ihr selbst in der Hauptrolle. Ihre unerfüllten Träume schweißen die prekären Mittzwanziger zusammen, fordern die Liebe aber auch heraus. Ein Wasserfleck an der Zimmerdecke spricht Bände: Es fehlt an Geld. Zweifel machen sich breit: „Vielleicht gehöre ich zu den Leuten, die es immer nur machen wollen, aber es bleibt ein Wunschtraum“, meint Mia. Vielleicht sollte man erwachsen werden. Seb nimmt schließlich das Angebot eines alten Bekannten an und geht mit der Modern Jazz-Popband The Messengers auf Tour, für 1000 Dollar die Woche plus Spesen. Sebs Erfolg, ein Verrat an seinen Idealen, erweist sich als Belastungsprobe für die Liebe der Traumtänzer, weil eine Schieflage entsteht.
INDIEFEATURE
USA 2016 D 128 min D R: Damien Chazelle D B: Damien Chazelle D K: Linus Sandgren D M: Justin Hurwitz D D: Ryan Gosling, Emma Stone, J.K. Simmons, Rosemarie DeWitt D V: STUDIOCANAL
Damien Chazelle unterteilt sein Musical in Jahreszeiten. Am Anfang ist Winter, die Kennenlernphase sprießt im Frühling, die frische Verliebtheit natürlich im Sommer. Was folgt, ist Herbst, und wieder Winter. Die klar umrissenen Stationen der Liebesgeschichte werden jeweils von Musical-Einlagen mit ausgefeilten Choreographien und melodischen Kompositionen flankiert und prägnant auf den Punkt gebracht. Die Kamera wirbelt herum, dreht sich mitten in einem Pool im Kreis, Wasser spritzt auf die Linse, ein Feuerwerk explodiert am Nachthimmel, das Liebespaar tanzt als Silhouette durchs Weltall. Hier ist LA LA LAND nostalgisch und modern zugleich: Nostalgisch in seinen steten Verweisen auf die goldene Ära Hollywoods, auf Revues mit Fred Astaire und Frank Sinatra oder auf Ingrid Bergman, die als Postermotiv in Mias Zimmer thront. Modern in der agilen Kameraarbeit, die im alten Hollywood so nicht möglich war. Zeitlos ist der Plot um das Warten auf den Erfolg und den Widerstreit zwischen äußeren Zwängen und ideellen Wünschen. Mit dem Musik-Kammerspiel WHIPLASH hat der ornamentale LA LA LAND auf den ersten Blick nicht viel gemein. Und doch finden sich Parallelen. Beide Filme handeln von der Sehnsucht nach künstlerischem Erfolg, beide Male spielt Musik eine zentrale Rolle. Der direkteste Verweis auf WHIPLASH ist der Auftritt von J.K. Simmons, der die Gesten
des knüppelharten Musiklehrers aus Chazelles vorangegangenem Film als Hotelchef imitiert. Neu ist der ironische Humor, mit dem Chazelle die verspielte Satire auf das Showbusiness und das überlebensgroße Porträt einer großen Liebe vorbringt. Chazelles hinreißende Musical-Romanze lief als Eröffnungsfilm in Venedig und wurde für sieben Golden Globes nominiert, mit Oscarnominierungen ist zu rechnen. Der mit Paul Thomas Andersons PUNCH-DRUNK LOVE vergleichbare, durchweg sympathische Liebesfilm ist letztlich ein Gute Laune- und Mutmacherfilm für alle, die ihre Träume verfolgen und dabei auf reale Grenzen und Zweifel stoßen: „Ein Hoch auf diejenigen, die träumen, so töricht sie auch erscheinen mögen,“ stimmt eins der Musikstücke an. Das ist Kitsch, gar keine Frage. Doch von der feinsten Sorte! D Christian Horn
Start am 12.1.2017 ab 2.2. ¢ b-ware!ladenkino ¢ Eiszeit Kino OMU DF OMU ¢ Eva Lichtspiele ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Sputnik Kino OMU ab 2.2. DF OMU
Termine unter www.indiekino.de
A lovely old-fashioned musical romance about a jazz pianist (Ryan Gosling) and an actress (Emma Stone) waiting for success and the conflict between external forces and idealistic wishes.
JANUAR 2017 D
31 D
INDIEKRITIKEN Deutschland 2016 D 108 min D R: Philip Widmann D B: Philip Widmann D K: Philip Widmann D V: Grandfilm
Ein Haus in Ninh Hoa Bedächtige Spurensuche
Für EIN HAUS IN NINH HOA, eine Studie in Minimalismus des deutsch-viet- namesischen Regie-Duos Philip Widman und Nguyen Phuong-Dan, muss man viel Geduld mitbringen. Fast ausschließlicher Schauplatz ihres ruhig beobachteten Dokumentarfilms ist das titelgebende Haus in Ninh Hoa, einer kleinen Ortschaft an der Südküste Vietnams, Stammsitz der Familie Le Thi, deren Geschichte auf vielfältige Weise die wechselvolle Geschichte Vietnams spiegelt. Auf welche Weise wird nach und nach enthüllt, in oft beiläufigen Kommentaren, scheinbar nebensächlichen Gesprächsfetzen, die man leicht überhört. Ein Besuch von Verwandten aus Deutschland, wo ein Teil der Familie seit Anfang der 70er Jahre lebt, liefert eine lose Struktur. Einer der Brüder arbeitete in der Botschaft Südvietnams, einem Land also, das bald schon nicht mehr existieren sollte und dessen Untergang den Bruder zum Leben im Exil zwang. Ein anderer Bruder verschwand in den Wirren des Krieges, allein der dritte im Bunde, der nach dem Krieg in ein Umerziehugslager geschickt wurde, lebt noch im Haus in Ninh Hoa, in dem heute ansonsten die Schwestern das Kommando haben. In ruhigen, meist starren Bildern zeigen Widman und Nguyen das Haus und seine Umgebung. Die präzisen Aufnahmen erinnern an die Architekturfilme Heinz Emigholz, beobachten hier jedoch nicht nur Gebäude, sondern eine sich wandelnde Gesellschaft. Längst hat sich Vietnam vom Sozialismus verabschiedet, sind die Spuren des wachsenden Kapitalismus zu erkennen, der auch in einem kleinen Nest wie Ninh Hoa einschneidende Veränderungen hinterlässt. Gleichzeitig leben die Traditionen fort, versucht einer der Besucher aus Deutschland mit einem spirituellen Medium Kontakt zum verstorbenen Bruder aufzunehmen. In 100 bedächtigen Minuten entsteht so ein vielschichtiges Bild einer Gesellschaft im Wandel, in der die Spuren der Geschichte auf vielfältige Weise spürbar sind. D Michael Meyns
Start am 5.1.2017 , am 6.1. um ¢ Sputnik Kino 19.30 Uhr Premiere mit Regisseur Philip Widmann OMU
D 32
D JANUAR 2017
The setting of this quiet observational documentary is a house in Ninh Hau, a small town on the southern coast of Vietnam, and the ancestral seat of the Le Thi family. Their story mirrors the eventful history of Vietnam in a multifaceted way.
USA 2016 D 91 min D R: Justin Kelly D B: Justin Kelly D K: Benjamin Loeb D S: Joshua Raymond Lee D M: Tim Kvasnosky D D: James Franco, Alicia Silverstone, Christian Slater, Molly Ringwald D V: Edition Salzgeber
King Cobra Im Gay-Porn-Geschäft
Unter dem Pseudonym King Cobra betrieb Bryan Kocis (hier gespielt von Christian Slater) Mitte der 2000er-Jahre die Gay-Porn-Produktionsfirma Cobra Video in seinem eigenen Haus. Innerhalb kürzester Zeit baute er seine heißeste Neuentdeckung, den Newcomer Sean Paul Lockhart (Garrett Clayton), unter dem Namen Brent Corrigan zum gefragtesten homosexuellen Pornostar auf. Das Geschäft ist hart, das Geschäft ist schnelllebig, das Geschäft ist korrupt. Regisseur Justin Kelly (I AM MICHAEL) schaltet so schnell und uninteressiert durch die groben Abschnitte des Aufstiegs und Falls seines Protagonisten wie dieser an einer Stelle durch das Fernsehprogramm: Hurrikan Katrina, George W. Bush – der Kontext ist etabliert. Den Verhältnissen in der Porno-Industrie, Fragen nach der sozialen Akzeptanz von (homosexuellen) Pornodarstellern und Cobra Video selbst bietet KING COBRA nur so viel Raum, wie nötig ist, um seine Charaktere zu entwickeln. Kelly nutzt seine Geschichte nicht, um von dem Geschäft zu erzählen, sondern von Menschen: Von Bryan Kocis, der ein Doppelleben führt, ein offizielles als renommierter Fotograf mit Familie, und ein geheimes unter Pseudonym, in dem er seinem jungen Star Brent enthüllen kann, wie einsam er ist. Von Sean, der seinem Traum, Filme zu machen, über einen Weg näher kommt, den andere erst gar in Betracht ziehen („Oh, I thought you meant real films“). Und von dem Porno-Paar Joe (James Franco) und Harlow (Keegan Allen), für die erst eine destruktive Entscheidung zur finalen Selbsterkenntnis führt. Auf den ersten Blick ist KING COBRA ein Film über das Scheitern. Doch manchmal sehen wir durch den Blick durch die Kamera mehr, weil er von Konventionen der realen Welt befreit ist. D Hardy Zaubitzer
Start am 12.1.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ Sputnik Kino OMU ¢ Xenon OMU
OMU
Justin Kelly’s movie about gay porn producer Bryan Kocis and his company is less interested in the business as such and more focused on characters behind the facade.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN Deutschland 2016 D 82 min D R: Jules Herrmann D B: Jules Herrmann D K: Sebastian Egert D S: Jules Herrmann D M: Christian Halten D D: Godehard Giese, Fabien Ara, Adeline Moreau, Bettina Grahs D V: missingFilms
Liebmann
Bob, der Streuner
Geheimnis eines Sommerfrischlers
Für Katzenfans
Im Wald geht ein Mörder um. Im Trödellager findet man allerlei Flohmarktkram, vielleicht aber auch die Liebe. Kunstperformance steckt ebenso im Film wie eine Strindberg-Passage. Und das Gefieder eines Pfaus kann als Metapher dienen: Von einer einzelnen Feder lässt sich keineswegs aufs Ganze schließen. Antek Liebmann verbringt den Sommer in einem kleinen Dorf in der Picardie. Ein Sommerfrischler? Ein Auswanderer? Einer, der flieht, vor irgendwas, vielleicht vor sich selbst? Liebmann wohnt in einer kleinen Ferienkammer, seine Nachbarin freundet sich mit ihm an, ihre Tochter springt Seil. Liebmann ist freundlich, lässt aber nichts an sich ran. Liebmann: amour und homme heißt das, wird einmal erklärt. Tatsächlich findet er eine Liebe, Sébastien ist unglaublich sympathisch; doch auch dieser Liebe kann sich Liebmann nicht vollends öffnen. Doch sie hilft ihm, aus sich rauszukommen. Denn Liebmann birgt ein Geheimnis, ein schreckliches. An wenigen Tagen hat Jules Herrmann das Drehbuch zu ihrem Langspielfilmdebüt skizziert, auf 27 Zetteln mit Szenenideen, die mit kleinem Team und sieben Darstellern in diesem französischen Dörfchen verwirklicht wurden – Godehard Giese, der Titeldarsteller, bringt sich voll ein in seiner Rolle, anders ist so ein kreativ-experimentelles Abenteuer gar nicht zu schaffen. Von der Machart ist LIEBMANN den German Mumblecore-Filmen nicht unähnlich – und doch anders. Nicht nur, weil der Film nicht in Berlin spielt; auch, weil das offen Improvisierte, das Komische im Tragikomischen heruntergeschraubt ist zugunsten einer klaren, tiefen Charakterisierung, interessiert gerade an den Splittern dieser Liebmann-Figur, mit der nichts vorangeht, in der alles vor sich geht. So viel, dass auch die formale Gestaltung des Films sich aufsplittert, in Farbspiele, mit Kostüm-Literaturverfilmungseinschüben, auch mit einem Buchstabenrätsel. D Harald Mühlbeyer
Start am 26.1.2017 ¢ Brotfabrik Kino ¢ Bundesplatz Kino OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Il Kino OMEU , am 31.1. mit Filmgespräch OMU
Termine unter www.indiekino.de
Originaltitel: A Streetcat Named Bob D Großbritannien 2016 D 100 min D R: Roger Spottiswoode D B: Tim John, Maria Nation D K: Peter Wunstorf D S: Paul Tothill D M: David Hirschfelder D D: Caroline Goodall, Anthony Head, Luke Treadaway, Joanne Froggatt, Ruta Gedmintas D V: Concorde Filmverleih
Between French New Wave, art film, and mumblecore: Antek Liebmann spends his summer in a small village in Picardy. A summer tourist? An immigrant? Someone who is fleeing from something, perhaps from himself?
Hundefilme sind fast schon ein eigenes Genre, Katzen werden im Kino dagegen zwar gerne gesucht, sind als Hauptdarsteller aber nicht sehr präsent. Im freundlich-flauschigen BOB, DER STREUNER ist nun endlich ein gelb getigerter Kater der unbestreitbare Star. Der Film basiert auf dem gleichnamigen internationalen Bestseller, der wiederum auf einer wahren Geschichte basiert: Der Londoner Junkie und Straßenmusiker James ist kurz vor dem Aus und versucht noch ein letztes Mal den Ausstieg über Methadon. Bereits einmal ist er einer Überdosis knapp entkommen und wenn er das Programm schmeißt, dann war’s das. Immerhin hat ihm seine nette Sozialarbeiterin eine Wohnung besorgt. Die schäbige Absteige im Erdgeschoss eines Sozialwohnungsblocks kommt James vor wie das Paradies. Heißes Wasser! Aus der Leitung! Als er in der ersten Nacht seltsame Geräusche hört, vermutet er Einbrecher und findet: Kater Bob, der seine Cornflakes wegmümmelt. Auf seine selbstverständliche Katzenart adoptiert Bob den wehrlosen James und richtet sich häuslich bei ihm ein. Eines Tages folgt er ihm ins Stadtzentrum und erweist sich als Publikumsmagnet. Alle wollen den kuscheligen Kater, der sogar High Fives geben kann, streicheln, und geben dem begleitenden Musiker dann auch gerne ein paar Pfund. BOB, DER STREUNER erzählt davon, wie es langsam, mit ein paar angenehm bodenständigen Irrungen und Wirrungen, mit James bergauf geht, weil er nun einen Freund hat, um den er sich kümmern muss, und weil er über den Kater auch zu anderen Menschen wieder Kontakt aufnimmt. Die Menschen, vor allem Luke Treadaway als fahriger aber sympathischer Ex-Junkie, machen ihre Sache gut, aber Bob spielt alle an die Wand, indem er macht, was Katzen so machen: skeptisch gucken, sich streicheln lassen und Leute wach schnurren. Eine der Bühnenkatzen, die sich Bobs Rolle teilen, ist übrigens der originale, mittlerweile sehr berühmte Straßenkater. D Toni Ohms
Start am 12.1.2017 ¢ Eva Lichtspiele
DF
A STREECAT NAMED BOB is based on the international bestseller of the same title which in turn is based on a true story. When London junkie and busker James is befriended by a ginger cat he manages to overcome his addiction.
JANUAR 2017 D
33 D
INDIEKRITIKEN
Plötzlich Papa!
Violently Happy
Samuel (Omar Sy, ZIEMLICH BESTE FREUNDE) lebt als Single und Filou an der Côte d’Azur ziemlich gut, bis Kristin, eine britische Ex-Freundin auftaucht und ihm ihr – angeblich sein – Baby da lässt. Bei dem erfolglosen Versuch, die kleine Gloria wieder zu ihrer Mutter zu bringen, strandet Samuel in London. Acht Jahre später ist er dort erfolgreich im Filmgeschäft, aber vor allem der beste Papa der Welt. Alles läuft prima, bis plötzlich Kristin wieder auftaucht und ihren Platz als Mutter zurück haben will.
Im Projektraum „Schwelle 7“ im Wedding hat der Tänzer und Performance-Künstler Felix Ruckert ein Königreich der Körpererfahrung aufgebaut. In hellen Räumen, die an Yoga oder Kirchentage denken lassen, trifft sich Ruckerts „Familie“ zu BDSM-Workshops, Körpertherapie, Sex-Partys und Performances, die von Schmerz und Zärtlichkeit handeln. Paola Calvo hat ein intimes und sehr explizites Porträt über diesen besonderen Berliner Ort gedreht, den es so nicht mehr gibt: Die Schwelle 7 ist inzwischen dem Immobilienboom zum Opfer gefallen.
Start am 5.1.2017 ¢ Eva Lichtspiele
DF
Originaltitel: Demain tout commence D Frankreich 2016 D 117 min D R: Hugo Gélin D D: Clémence Poésy, Antoine Bertrand, Omar Sy, Susan Fordham, Anna Cottis
Start am 26.1.2017
Deutschland 2016 D 90 min D R: Paola Calvo
¢ b-ware!ladenkino
Train to Busan
Nothing to Hide
In Korea war das Zombie-Spektakel TRAIN TO BUSAN von KING OF PIGS-Regisseur Yeon Sang-ho der Megahit des Jahres 2016. Schauplatz ist der Schnellzug von Seoul nach Busan. An Bord befinden sich der Manager Seok-Woo, der seine Tochter zurück zu seiner Exfrau bringen möchte – und ein Zombiemädchen, das bald darauf die anderen Fahrgäste infiziert. Der Zugführer muss zuerst dran glauben. Während der Zug durch die Landschaft rast, werden Vater und Tochter voneinander getrennt. Zwischen ihnen: mehrere Wagons blindwütiger Untoter.
Nachdem die Enthüllungen Edward Snowdens kurzzeitig für Aufregung gesorgt hatten, scheinen inzwischen die Meisten eine überwachte digitale Welt schulterzuckend hinzunehmen. „Ich habe ja nichts zu verstecken.“, lautet das Mantra. Die in Berlin lebenden Journalisten Mihaela Gladovic und Marc Meillassoux untersuchen anhand der persönlichen Geschichten von fünf Protagonisten die Implikationen dieser Haltung für Demokratie und Privatsphäre.
Start am 2.12.2016 ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Brotfabrik Kino OMU
D 34
D JANUAR 2017
ROK 2016 D 118 min D R: Sang-ho Yeon D D: Yoo Gong, Dong-seok Ma, Woo-sik Choi
Start am 5.1.2017
Frankreich 2016 D 85 min D R: Marc Meillassoux, Mihaela Gladovic
¢ Sputnik Kino OMU , am 8.1. Premiere mit dem Filmteam
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKINDER
KinderfilmE A–Z Die Abenteuer der kleinen Giraffe Zarafa ¢ Sputnik Kino
Auf Augenhöhe
Ballerina Frankreich 1879. Das Waisenmädchen Félicie tanzt den ganzen Tag und träumt davon, eine Ballerina an der französischen Oper zu werden. Ihr bester Freund Victor möchte eines Tages ein großer Erfinder werden. Gemeinsam flüchten sie aus dem Waisenhaus und reisen nach Paris. Félicie schafft es, sich in die Aufnahmeprüfung zu mogeln, und wird in der Ballettschule der Oper angenommen, aber sie merkt bald, dass es schwer ist, sich gegen die reichen und gut ausgebildeten Mädchen zu behaupten. Gut, dass Victor ihr bei ihrem Vorhaben hilft. Kanada/Frankreich 2016 D R: Eric Summer, Eric Warin D 90 min, FSK: oA
Start am 12.1.2017 ¢ b-ware!ladenkino
¢ Sputnik Kino
¢ Bundesplatz Kino
Ente gut! Mädchen allein zu Haus
Ponyo
¢ Bali Kino
Ernest & Celestine ¢ b-ware!ladenkino
Feuerwehrmann Sam ¢ Acud Kino
Findet Dorie ¢ b-ware!ladenkino
3d
Der Geheimbund von Suppenstadt
3d
¢ Bali Kino
Kinderfilm des Monats: Die Peanuts
¢ Bali Kino, Bundesplatz Kino, Eva Lichtspiele, Kino Intimes, Sputnik Kino, Union Filmtheater, Xenon Kino Alle Termine unter kinderkinobuero.de Vorbestellungen unter 030/235 562 51
König Laurin ¢ Acud Kino, Tilsiter Lichtspiele
Kubo – Der tapfere Samurai
Nicht ohne uns!
¢ Tilsiter Lichtspiele
Der Kinderdokumentarfilm NICHT OHNE UNS! begleitet 16 verschiedene Kinder aus der ganzen Welt auf ihrem Schulweg, vom Packen des Schulranzens zu Hause bis zum Eintreffen in der Schule. Jeder Schulweg ist anders. Vincent aus Österreich fährt mit den Skiern durch den Schnee. Sal aus New York nimmt die U-Bahn. Unterwegs erzählen die Kinder aus ihrem Leben und von ihren Träumen. Es sind auch traurige Geschichten dabei, wie die vom Waisenmädchen Alphonsine, die von ihrer Tante geschlagen wird und gar nicht zur Schule gehen darf. Start am 19.1.2017 ¢ Union Filmtheater
Deutschland 2017 D R: Sigrid Klausmann-Sittler D 87 min, FSK: oA, empfohlen ab 12
Pettersson & Findus: Das schönste Weihnachten überhaupt
der Mohnblumenberg ¢ Bali Kino
Mullewapp – Eine schöne Schweinerei ¢ b-ware!ladenkino
My Girl
¢ City Kino Wedding
Pets
¢ b-ware!ladenkino
3d
¢ Sputnik Kino
Ritter Rost 2 – Das Schrottkomplott ¢ b-ware!ladenkino
3d
Robbi, Tobbi und das Fliehwatüüt
¢ Acud Kino, Eva Lichtspiele, filmkunst66, Kino Intimes
Sing
¢ filmkunst66, Union Filmtheater
Spatzenkino: WinterspaSS im Schnee
¢ Bali Kino, Eiszeit Kino, Eva Lichtspiele, Kino Intimes, Union Filmtheater, Xenon Kino Alle Termine unter spatzenkino.de Vorbestellungen unter 030/449 47 50
Störche – Abenteuer im Anflug ¢ Kino Intimes
Trolls
¢ Union Filmtheater
Tschick
¢ Acud Kino, Sputnik Kino, Tilsiter Lichtspiele
Vaiana
¢ Eva Lichtspiele
Die Vampirschwestern 3 – Reise nach Transsilvanien ¢ Union Filmtheater
Wie Blumen im Wind ¢ Bali Kino
Wir Kinder aus Bullerbü ¢ City Kino Wedding
Termine unter www.indiekino.de
JANUAR 2017 D
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WEITERINDIEKINO
Paterson
Love & Friendship
Paterson ist ein Busfahrer in der Kleinstadt Paterson, New Jersey. In seiner Freizeit schreibt er Gedichte, die Alltagsbeobachtungen reflektieren. Er lebt mit seiner Frau Laura und der entspannten Bulldogge Marvin in einem kleinen Haus. Der Film begleitet ihr sehr regelmäßiges Leben eine Woche lang: Paterson steht auf, geht zur Arbeit, hört sich die Klagen eines Kollegen an, hört den Gesprächen im Bus zu, kommt nach Hause, isst mit Laura zu Abend, führt den Hund aus und trinkt ein Bier in seiner Stammkneipe. Alltagspoesie von Jim Jarmusch.
Die schmissige Komödie LOVE & FRIENDSHIP basiert auf Jane Austens Briefroman „Lady Susan“. Im Zentrum steht besagte Lady Susan, eine gutaussehende intrigante Witwe, die es sich mit der guten Gesellschaft verdorben hat und deshalb für eine Weile bei der Verwandtschaft in der Provinz untertauchen muss. Von dort spinnt sie ihre Fäden weiter und arbeitet einerseits daran, ihre schüchterne Tochter Federica mit einer guten Partie zu verkuppeln und andererseits an einem möglichst attraktiven und/oder pflegeleichten Zweitmann für sich selbst.
USA 2016 D 117 min D R: Jim Jarmusch D D: Golshifteh Farahani, Adam Driver, Sterling Jerins, Jared Gilman, Kara Hayward
¢ Acud Kino DF ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ¢ Bali Kino DF ¢ Bundesplatz Kino DF OMU ¢ City Kino Wedding DF OMU ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Il Kino OMU ¢ Tilsiter Lichtspiele OMU
Alle Farben des Lebens
¢ Eiszeit Kino, Eva Lichtspiele, Hackesche Höfe Kino, Intimes
Allied – Vertraute Fremde ¢ Intimes, Union Filmtheater
American Honey ¢ b-ware!ladenkino, Eiszeit Kino
Arrival
¢ b-ware!ladenkino, City Kino Wedding, Tilsiter Lichtspiele
Austerlitz
¢ Kino Krokodil, Tilsiter Lichtspiele
Baden Baden
¢ b-ware!ladenkino, fsk-Kino am Oranienplatz
B-Movie: Lust & Sound in West Berlin
¢ Acud Kino DF ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ¢ Bali Kino DF ¢ Eva Lichtspiele DF OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Intimes OMU ¢ Tilsiter Lichtspiele OMU ¢ Union Filmtheater DF
Café Society
¢ b-ware!ladenkino, Eva Lichtspiele, Tilsiter Lichtspiele, Union Filmtheater
USA 2016 D 92 min D R: Whit Stillman D D: Chloë Sevigny, Kate Beckinsale, Stephen Fry, Xavier Samuel
Egon Schiele: Tod und Mädchen ¢ b-ware!ladenkino, Bali Kino
Cahier Africain
Eine Geschichte von Liebe und Captain Fantastic Finsternis ¢ Tilsiter Lichtspiele ¢ Sputnik Kino
Desire Will Set You Free ¢ Zukunft
¢ Bali Kino
Eine schöne Bescherung
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¢ Sputnik Kino
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Einfach das Ende der Welt ¢ b-ware!ladenkino, Bundesplatz Kino, City Kino Wedding, Filmrauschpalast, Il Kino, Intimes, Xenon, b-ware!ladenkino, Zukunft
Elvis & Nixon ¢ Il Kino, Zukunft
Florence Foster Jenkins ¢ b-ware!ladenkino, City Kino Wedding
Frank Zappa – Eat that Question
One, Two, Three ¢ Il Kino
Paula
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino, City Kino Wedding, Eiszeit Kino, Eva Lichtspiele, Hackesche Höfe Kino, Intimes, Sputnik Kino, Union Filmtheater
Peter Handke – Bin im Wald, kann sein, dass ich mich verspäte. ¢ b-ware!ladenkino, Brotfabrik Kino, Bundesplatz Kino, Hackesche Höfe Kino, Tilsiter Lichtspiele
¢ b-ware!ladenkino, Eiszeit Kino, Sputnik Kino
Raving Iran
Gemeinsam wohnt man besser
Right Now, Wrong Then
¢ filmkunst66, Union Filmtheater
Haymatloz – Exil in der Türkei ¢ Sputnik Kino
¢ Zukunft
¢ Il Kino, Sputnik Kino
Rogue One: A Star Wars Story
P R E M I E R E i o in der Kulturbrauere 4. Jan. 2017, 20 Uhr · Kin fan Sagmeister in Anwesenheit von Ste
¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater
I Killed My Mother Safari ¢ City Kino Wedding Ich, Daniel Blake
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Bundesplatz Kino, Eiszeit Kino, Hackesche Höfe Kino, Il Kino, Tilsiter Lichtspiele
Innsaei – Die Kraft der Intuition ¢ Sputnik Kino
Jeder stirbt für sich allein ¢ Union Filmtheater
Kater
¢ Filmrauschpalast
Les malheurs de Sophie ¢ City Kino Wedding
Der Mann, der vom Himmel fiel ¢ City Kino Wedding
Mapplethorpe: Look at the Pictures ¢ Hackesche Höfe Kino
Marie Curie
¢ Bali Kino, Eva Lichtspiele, Union Filmtheater
¢ Zukunft
¢ Sputnik Kino
¢ Zukunft
¢ City Kino Wedding
Snowden
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¢ Union Filmtheater
Die Stadt als Beute ¢ Tilsiter Lichtspiele
Sully
¢ Union Filmtheater
Die Tänzerin
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Tilsiter Lichtspiele, Union Filmtheater
Toni Erdmann
¢ Acud Kino, Il Kino, Kino Krokodil, Sputnik Kino
Tschick
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Sputnik Kino, Tilsiter Lichtspiele
Die Überglücklichen
¢ Bundesplatz Kino, Eva Lichtspiele, Il Kino, Kino Intimes, Union Filmtheater
10. Lichtspielklub Kurzfilmfestival 12.–18.1.2017 Sputnik Kino, Acudkino, City Kino Wedding, Kino Zukunft, Acud Club
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Nocturnal Animals Willkommen bei ¢ b-ware!ladenkino, City Kino Wedding, den Hartmanns Filmrauschpalast, Hackesche Höfe Kino, Il Kino, Union Filmtheater, Xenon
www.mindjazz-pictures.de Projekt1_Layout 1 19.12.16 TheHappyFilmImKino 15:30 Seite 1
A Single Man
Marketa Lazarová Das unbekannte ¢ b-ware!ladenkino, Kino Krookodil, Mädchen Z-inema, Zukunft Die Mitte der Welt
purem Einsicht, Empathie und „Führt zu Anfällen von .“ – Wired am alts erh unt r seh gen ... voyeuristischem Vergnü
Searching for Sugar Man
¢ Union Filmtheater
www.britishshorts.de
INDIEKINOHIGHLIGHTS
The Party
Acud Kino City Kino Wedding Sputnik Kino Zukunft 10 Jahre British Shorts Filmfestival
D 38
D JANUAR 2017
Das Berliner Kurzfilmfestival „British Shorts“ feiert vom 12. bis 18. Januar sein zehnjähriges Bestehen – mit unzähligen Screenings der besten aktuellen Kurzfilme aus Großbritannien und Irland sowie mit Retrospektiven, Konzerten, Partys, Talks, einem Filmworkshop und einer Ausstellung. Wie immer sind bei den zahlreichen Kurzfilmprogrammen Animation, Dokfilm und Genre gut vertreten. Besondere Jubiläums-Highlights sind eine Rückschau mit allen preisgekrönten Kurzfilmen aus zehn Jahren British Shorts und die diesjährige Retrospektive mit frühen Kurzfilmen von aktuellen britischen Regie-Größen. Auf dem Programm stehen die ersten Filmversuche von Stephen Frears (bekannt geworden mit MEIN WUNDERBARER WASCHSALON oder HIGH FIDELITY), Andrea Arnold (AMERICAN HONEY), Ridley Scott (BLADE RUNNER), Christopher Nolan (MEMENTO),
Jonathan Glazer (UNDER THE SKIN), Lynne Ramsey (WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN), Shane Meadows (THIS IS ENGLAND), Lindsay Anderson (IF...), Richard Ayoade (SUBMARINE) und Stephen Daldry (BILLY ELLIOT). Zum fröhlichen Drumherum gehören Auftritte von DENA, Helen Fry, Sister Chain & Brother John, das 48-Stunden-Film-Projekt „Crossing Borders“ zum Thema Brexit (Anmeldung erforderlich), ein Open Screening und die „British Shorts“-Festivalbar im Sputnik. Dort sind während des Festivals auch frühe Fotografien von Peter Mitchell zu sehen – seine Arbeiten wurden schon 1979 von Martin Parr als „groundbreaking“ beschrieben – und im Loop Arbeiten von britischen und irischen Experimentalfilmer*innen. www.britishshorts.de 12.–18.1.
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39 D
INDIEKINOHIGHLIGHTS
Der Kinnhaken
BUNDESPLATZ BERLIN-FILM-MATINEE Auf vielfachen Wunsch zeigt die Berlin-Film-Matinee des Bundesplatz Kinos zu Beginn des Jahres noch einmal Britta Wauers Dokumentarfilm IM HIMMEL, UNTER DER ERDE (2011) über den jüdischen Friedhof in Weissensee. Aus der frühen Mauerzeit Berlins stammt die eher weniger bekannte Produktion DER KINNHAKEN (1962) mit dem kürzlich verstorbenen Manfred Krug, der hier auch am Drehbuch beteiligt war. Zum Filmstart von Philipp Eichholtz’ Film LUCA TANZT LEISE (2015, siehe Besprechung auf Seite 26) ist der Regisseur persönlich zur Vorführung zu Gast. DER UMSETZER (1976) ist ein witziger Film über ein trauriges Thema: die Kahlschlagsanierung im Berlin der 70er Jahre. Besonders die Gegend um das Kottbusser Tor wird zum Schauplatz der Geschichte um einen „Umsetzer“ und die Altmieter, die von ihm vertrieben werden. Die Filmemacher Benno Trautmann und Antonia Lerch werden bei der Vorführung anwesend sein. www.bundesplatz-kino.de immer sonntags um 11 Uhr: 8.1: IM HIMMEL, UNTER DER ERDE | 15.1.: DER KINNHAKEN | 22.1.: LUCA TANZT LEISE | 29.1.: DER UMSETZER
EVA LICHTSPIELEe DER ALTE DEUTSCHE FILM Immer mittwochs um 15.45 Uhr präsentiert Kurator Martin Erlenmeier deutsche Spielfilme der 30er und 40er Jahre mit einer persönlichen Einführung. Diesen Monat werden zu zwei Filmen Gäste erwartet. Zur Vorführung von DIE FRAU AM SCHEIDEWEGE (1938, R: Josef von Baky), einem sensiblen Drama um eine junge Ärztin und einen Künstler, die aus einer Ferienverliebtheit heraus heiraten und dann feststellen, dass sie gar nicht zueinander passen, wird der damalige Kinderstar Peter Bosse zu Gast sein, der vier Tage später seinen 86. Geburtstag feiert. Im Krimi MORGEN WERDE ICH VERHAFTET (1939) von Karl Heinz Stroux geht es um einen Mord im Musikermilieu: Eine Sängerin wird ermordet, ein verdächtiger Konzertmeister verschwindet ... Die Vorführung wird in Anwesenheit von Barbara Bertram-Uhlen, der Tochter der Hauptdarstellerin Gisela Uhlen, stattfinden. Außerdem im Januar: die Verwechslungskomödie DER VERKANNTE LEBEMANN (1936) von Carl Boese und das musikalische Lustspiel SAG’ MIR, WER DU BIST (1932/33). www.eva-lichtspiele.de Immer mittwochs um 15.45 Uhr: 4.1. DER VERKANNTE LEBEMANN | 11.1. DIE FRAU AM SCHEIDEWEGE | 18.1. MORGEN WERDE ICH VERHAFTET | 25.1. SAG’ MIR, WER DU BIST Peter Bosse
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D JANUAR 2017
INDIEKINOHIGHLIGHTS
City Kino Wedding Kleine Xavier-DolanRetrospektive Im Dezember startete Xavier Dolans klaustrophobisches Familiendrama EINFACH DAS ENDE DER WELT. Das City Kino Wedding bietet nun mit einer Retrospektive die Gelegenheit, andere Werke des kanadischen Wunderkindes nachzuholen. Zu sehen sind Dolans hysterisches und nervenzerfetzendes aber auch sehr komisches Debüt I KILLED MY MOTHER über einen 16-Jährigen, der sich selbst für genial und seine alleinerziehende Mutter für eine verachtenswerte Provinzmatrone hält, und sein vorletzter Film MOMMY, auch ein Mutter-Sohn-Drama, der übrigens auch im Filmrauschpalast zu sehen ist. www.citykinowedding.de EINFACH DAS ENDE DER WELT: 5.1. um 21 Uhr (OmU), 11.1. um 19 Uhr (DF), 13.1. um 17.45 Uhr (DF) I KILLED MY MOTHER: 11.1. um 21 Uhr (OmU) MOMMY: 17.1. um 20.45 Uhr (OmU)
Filmrauschpalast Liebesrausch: Mommy In MOMMY erzählt Xavier Dolan von einer wilden, stürmischen, tragischen Mutter-Sohn-Liebe. Zu Beginn holt Diane, eine unerschrockene Montrealer Mutter in knallengen Jeans und High Heels ihren 17-jährigen Sohn Steve aus dem Heim ab, aus dem er – wieder einmal – herausgeflogen ist. Steve ist hyperaktiv, ständig wütend, überbordend, kaum kontrollierbar. Diane ist kaum weniger explosiv. Zusammen sind sie ein ständiges Drama, aber sie versuchen – als ginge es um ihr Leben – miteinander klar zu kommen. Dolan hat MOMMY über weite Strecken in einem Porträtformat (5:4) gedreht, das einerseits extrem beengend wirkt und andererseits alle Blicke auf seine fantastischen Darsteller lenkt. www.filmrausch.de 7.+21.1. um 15 Uhr, 15.+29.1. um 12.30 Uhr, 28.1. um 19.15 Uhr
Einfach das Ende der Welt
BROTFABRIK KINO BERLIN-FILM-KATALOG #58: DER GLANZ VON BERLIN Hochsensible Alltagsbeobachtung aus Berlin: Das Gruppenporträt dreier Putzfrauen löst sich schnell vom titelgebenden Lokalkolorit und auch vom scheinbar tristen Berufsstand der „Heldinnen“, erweitert und verdichtet sich zur universellen Reflexion über Hoffnungen und Enttäuschungen. Fast ein kleines Wunder, mit welcher Sicherheit die beiden Regisseurinnen Zugang zu sehr persönlichen Bereichen finden, ohne dabei je voyeuristisch oder gar denunzierend zu wirken. In der Bildsprache überzeugend, im Gestus zärtlich und völlig kitschfrei. Am Montag, den 9. Januar läuft DER GLANZ VON BERLIN in Anwesenheit von Judith Keil und Antje Kruska (Regie), Marcus Winterbauer (Kamera), Jens Meurer (Produktion). www.brotfabrik-berlin.de | www.berlin-film-katalog.de 5.–11.1. jeweils um 18 Uhr, am 9.1. mit Gästen und Einführung
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INDIEKINOHIGHLIGHTS
Happy End
ACUD KINO Shorts Attack
Das monatliche Motto-Kurzfilmprogramm läuft im Januar unter dem Titel „Und Action …“. Vom Tierthriller zur Killerkomödie, von Nachrichtenfluten über Tanzekstase zum opulenten Abenteuerfilm mit Wunderlampe bietet die Kompilation Action in vielerlei Genres. www.shortsattack.com 11.1. um 21 Uhr
The Guy from Harlem
BUNDESPLATZ PSYCHE UND FILM: MORGENRÖTE IM AUFGANG – HOMMAGE Á JAKOB BOEHME Der Görlitzer Mystiker und Visionär Jacob Böhme (1575–1624) ist eine der einflussreichsten Gestalten der deutschen Geistesgeschichte. Sein mehrtausendseitiges Werk beeinflusste die deutsche Romantik und idealistische Philosophie entscheidend, es ist die Ausformulierung eines radikalen Christentums und der Entwurf einer reichen und bis heute in ihrer Tiefe nicht ausgeloteten Anthropologie, Kosmologie und Naturphilosophie. MORGENRÖTE IM AUFGANG will Böhme mit den Mitteln des Kinos einem heutigen Publikum nahebringen. Dabei gehen alle verwendeten Texte auf den Wortlaut der 1730 veröffentlichten Gesamtausgabe der Schriften Jacob Böhmes zurück. Zur anschließenden Diskussion wird Ronald Steckel, einer der vier beteiligten Filmemacher, im Kino zu Gast sein. www.bundesplatz-kino.de 31.1. um 20.30 Uhr
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Z-inema Trash & Porn im Januar Ein afroamerikanischer Privatdetektiv wird vom CIA engagiert um eine afrikanische Prinzessin zu beschützen. Als sie vom Gangsterboss “Big Daddy” entführt wird, nimmt der Detektiv es im Alleingang mit der Bande auf ... THE GUY FROM HARLEM (USA 1977, R: Rene Martinez Jr.) ist richtig schlechtes Kino im Fahrwasser des erfolgreichen Blaxploitation Films SHAFT - allerdings mit dem Unterschied, das alles, was hier cool wirken soll, in der Regel zu unvermeidbaren Lachanfällen führt. Der Dokumentarfilm PORN TO BE FREE (Italien/USA 2016, R; Carmine Amoroso) beschäftigt sich auf ebenso unterhaltsame wie spannende Weise mit dem Aufkommen der Pornografie im Italien der 70er Jahre. Im Mittelpunkt stehen dabei junge Rebellen, die mit expliziten, sexuellen Darstellungen gegen Politik, Zensur und scheinheilige Moralvorstellungen protestierten. Der Film zeigt exklusives, unzensiertes Material und Interviews mit Pionieren des Pornofilms wie z.B. Lasse Braun und der ehemaligen Darstellerin und späteren Angehörigen des italienischen Parlaments Illona „Cicciolina“ Staller. www.z-bar.de 24.1. um 20 Uhr: THE GUY FROM HARLEM (OV) 31.1. um 20 Uhr: PORN TO BE FREE (OV mit dt. UT/Voiceover)
INDIEKINOHIGHLIGHTS
Night on Earth
BALI KINO JIM-JARMUSCH-WOCHE
Jim Jarmuschs aktueller Film PATERSON, der vom lakonisch-poetischen Busfahrer gleichen Namens, seiner rastlosen Frau Laura und ihrer Englischen Bulldogge Marvin erzählt, macht Lust darauf, wieder einmal zum Werk der RegieIkone des Indiefilms zurückzukehren, das sich mittlerweile über vier Jahrzehnte erstreckt. Die Jim-Jarmusch-Filmwoche im Bali-Kino gibt dazu Gelegenheit und präsentiert Jarmuschs frühen musikalischen Kultfilm DOWN BY LAW (1986), um das Knasttrio John Lurie, Tom Waits und Roberto Benigni, und ihre gemeinsame Flucht durch die Sümpfe Louisianas, sowie den wunderbaren Episodenfilm NIGHT ON EARTH (1991), der fünf nächtliche Taxigeschichten, die parallel in fünf verschiedenen Zeitzonen in Los Angeles, New York, Paris, Rom und Helsinki spielen, miteinander verbindet. www.balikino-berlin.de PATERSON (OmU): 26.1.-1.2. um 18 Uhr | DOWN BY LAW (OmU): 26.1.-28.1. um 20.30 Uhr | NIGHT ON EARTH (OmU): 29.1.-1.2. um 20.30 Uhr
It‘s Dark in the City
Eiszeit Kino DFFB Film Festival
Sputnik Kino Femmes Totales
Pro Jahr entstehen an der DFFB etwa 130 Filme. Vom 20.-22. Januar präsentieren die Studierenden mit dem DFFB Film Festival im Eiszeit Kino nun erstmals ihre persönliche Auswahl der denkwürdigsten DFFB-Produktionen der letzten vier Jahre. In zwölf unterschiedlichen Programmen, die etwa „Berlin über Kopf“, „Kaleidoskop“, „Dreikäsehoch“ oder „Finger in die Wunde“ heißen, werden Kurz-, Lang- und Dokfilme zu sehen sein, die bereits auf internationalen Filmfestivals Premiere feierten und mit Nominierungen oder Preisen bedacht wurden. Das lange Wochenende beginnt am Freitagabend mit Eröffnungsfilmen und einem Empfang und endet am Sonntag um 22.15 Uhr mit dem Programm „Verrückte Liebe“. www.dffb.de, www.eiszeit-kino.de 20.–22.1.
Jeweils am 1. Mittwoch des Monats zeigt das Sputnik Kino einen Film der „Femmes Totales“-Filmreihe. Am 4. Januar läuft der Dokumentarfilm GIRLS DON’T FLY (OmU) der Wienerin Monika Grassl: In Ghana eröffnet die erste und einzige Flugschule für Mädchen. Die Schülerinnen kommen vom Land, hatten zumeist keinen Zugang zu Bildung und treten voll Freude und Dankbarkeit die Ausbildung beim englischen Trainer Jonathan an. Doch schon bald zeigt sich, dass der Aufbau der Ausbildung stark an frühere Strukturen erinnert… Für ihr komplexes Porträt des „Hilfe zur Selbsthilfe“-Projektes erhielt Grassl auf dem Max Ophüls Festival den Preis für den besten Dokumentarfilm. www.sputnik-kino.com 4.1. JANUAR 2017 D
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INDIEHIGHLIGHTS
HACKESCHE HÖFE AFRICAVENIR: LE PUITS / THE WELL Mitten im algerischen Unabhängigkeitskrieg verdächtigt die französische Kolonialarmee ein südalgerisches Dorf, zahlreichen gesuchten Mujaheddin Unterschlupf zu gewähren. Sie umzingelt die kleine Gemeinde, in der nach und nach die Vorräte und das Wasser zuneige gehen, so dass die
Bewohner schließlich zu einer Entscheidung gezwungen sind. Der preisgekrönte algerische Filmemacher Lotfi Bouchouchi erzählt mit seinem Historiendrama von Algeriens Widerstand gegen die französische Kolonialmacht. Jenseits aller genrespezifischen Konventionen entwickelt der Regisseur eine radikal neue Vision und erzählt seine Geschichte aus der Perspektive von einfachen Menschen, deren Überleben mit einem Mal auf dem Spiel steht. Im Anschluss an die Filmvorführung finden ein Publikumsgespräch mit dem Regisseur und der Wissenschaftlerin Nora Lafi (Zentrum Moderner Orient) sowie ein kleiner Empfang im Kino-Foyer statt. www.africavenir.org 11.1. um 20 Uhr
Filmrauschpalast KINO KROKODIL Wir Kinder vom BahnhofsMORGENROT & FILMGESPRÄCH kino Der junge polnische Filmemacher Michał Korchowiec begibt sich in MORGENROT (2016) zusammen mit seiner Mutter in die Masuren im Nordosten Polens, um sich gemeinsam mit ihr an die deutsch-polnische Familiengeschichte anzunähern. Im anschließenden Filmgespräch stellt sich Korchowiec den Fragen von Moderator Jarosław Godlewski. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Einrichtung Deutsches Kulturforum Östliches Europa statt, und die Reihe „Spuren suchen: deutsch-polnischtschechische Geschichte(n) im Wandel“ soll in den kommenden Monaten fortgesetzt werden. www.kino-krokodil.de 13.1. um 19 Uhr
D 44
D JANUAR 2017
Nach 30 Jahren auf dem Index hat es Dario Argentos Kult-Klassiker OPERA endlich vom Index und in die Kinos geschafft. Anlässlich dieses HorrorGroßereignisses widmet sich auch die monatliche Trash-Film-Reihe „Wir Kinder vom Bahnhofskino“ der Hochphase des italienischen Horrofilms. Neben Argentos ebenso blutigem wie kunstvollem Opernschnetzler gibt es gleich zwei Perlen der Italo-Exploitation zu sehen: Lucio Fulcis DAS HAUS AN DER FRIEDHOFSMAUER und Lamberto Bavas MACABRO - DIE KÜSSE DER JANE BAXTER. Begleitet wird das Ganze von passenden Trailern, Kurzfilmen und verrückten Fundstücken und erlaubt ist alles, was sonst nicht erlaubt ist: Freies Kommen und Gehen, exzessives Trinken, lautes Reden und Lachen. www.filmrausch.de 6.1. ab 22 Uhr
INDIESERVICE
Die INDIEKINOS
ACUD Kino Mitte
1
Veteranenstr. 21, 10119 Berlin www.acudkino.de
City Kino Wedding Eva-Lichtspiele Berlin im Centre Wilmersdorf 8 Français Blissestr. 18, 10713 Berlin Wedding 6
b-ware! ladenkino Friedrichshain 2
filmkunst66 Charlottenburg
Eiszeit Kino Kreuzberg 7
REINICKENDORF
15
SPANDAU
MITTE
CHARLOTTENBURG- 9 WILMERSDORF 8
Bundesplatz-Kino Wilmersdorf 5 Bundesplatz 14, 10715 Berlin www.bundesplatz-kino.de
4
10 G 20 1
19 5
Rosenthaler Str. 40/41, 10178 Berlin www.hoefekino.de
fsk-Kino am Oranienplatz Kreuzberg 11
IL KINO NEUKÖLLN
12
17 14
Kino INTIMES Friedrichshain LICHTENBERG
MARZAHNHELLERSDORF
ladenkino.de
Freiluftkino B Friedrichshagen Friedrichshagen
Xenon Kino Schöneberg
19
18 B
Kino Krokodil Prenzlauer berg
TREPTOWKÖPENICK
Freiluftkino Pompeji Friedrichshain
www.freiluftkino-hasenheide.de
freiluftkino-pompeji.de
www.freiluftkino-insel.de
Union Filmtheater Friedrichshagen
Kolonnenstr. 5, 10827 Berlin www.xenon-kino.de
Freiluftkino Hasenheide KreuzberG C Freiluftkino Insel zu Gast im Cassiopeia Friedrichshain D
17
R.-Sorge-Str. 25a, 10249 Berlin www.tilsiter-lichtspiele.de
14
Boxhagener Str. 107, 10245 Berlin www.kino-intimes.de
F 2 Friedrichshainkreuzberg 11 A 7 D 21 16 C 13 E
NEUKÖLLN
Tilsiter Lichtspiele Friedrichshain
Bölschestr. 69, 12587 Berlin 18 www.kino-union.de
15
Greifenhagener Str. 32, 10437 Berlin www.kino-krokodil.de
3
B-ware! Open Air im Vor Wien Biergarten Kreuzberg A im FMP1 Friedrichshain F
13
Nansenstr. 22, 12047 Berlin www.ilkino.de
Segitzdamm 2, 10969 Berlin www.fsk-kino.de
TEMPELHOFSCHÖNEBERG
STEGLITZZEHLENDORF
Caligariplatz 1, 13086 Berlin www.brotfabrik-berlin.de
Lehrter Str. 35, 10557 Berlin www.filmrausch.de
PANKOW
6
Teltower Damm 33, 14169 Berlin www.balikino-berlin.de
Brotfabrikkino Weissensee 4
9
Bleibtreustr. 12, 10623 Berlin www.filmkunst66.de
Zeughofstr. 20, 10997 Berlin www.eiszeit-kino.de
Bali Kino Zehlendorf 3
Hackesche Höfe Kino Mitte 12
www.eva-lichtspiele.de
Müllerstraße 74, 13349 Berlin www.citykinowedding.de
Gaertnerstr. 19, 10245 Berlin ladenkino.de
Filmrauschpalast Moabit 10
Z-inema MITTE
20
Bergstr. 2, 10115 Berlin www.z-bar.de
E
Windlicht im Filmrausch palast: „Umsonst Sputnik Kino am Südstern & DrauSSen“ Kreuzberg 16 Moabit G www.filmrauschpalast.de
Hasenheide 54, 10967 Berlin www.sputnik-kino.com
Zukunft Friedrichshain
21
Laskerstr. 5, 10245 Berlin kino-zukunft.de
www.freiluftkino-friedrichshagen.de
Impressum
Bildnachweis: Filmbilder/Plakatmotive: Filmverleiher/Filmfestivals
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Eine Gewähr für die Richtigkeit der Termine kann nicht übernommen werden. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Ein Nachdruck ist nur mit Genehmigung von Redaktion und Autor und mit Quellenangabe gestattet. Für unverlangt eingesandtes Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Das INDIEKINO BERLIN Magazin erscheint in einer Auflage von 15.000 Stück. Das Magazin ist kostenfrei. Verteilung in den Berliner Kinos ACUD Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino, Brotfabrikkino, Bundesplatz Kino, City Kino Wedding, Eiszeit Kino, Eva Lichtspiele, filmkunst66, Filmrauschpalast Moabit, fsk-Kino am O ranienplatz, Hackesche Höfe Kino, IL Kino, Kino Intimes, Kino Krokodil, Sputnik Kino am Südstern, Tilsiter Lichtspiele, Union Filmtheater, Xenon Kino, Z-inema, Zukunft sowie an weiteren 400 Verteilstellen. Abonnement: Auf Wunsch liefern wir Ihnen das INDIEKINO BERLIN Magazin gerne zu einem Unkostenbeitrag direkt nach Hause. Weitere Informationen und ein Bestellformular finden Sie unter: www.indiekino.de/news/de/abonnement
JANUAR 2017 D
45 D
Nachbild In gleich zwei Filmen, die im Januar starten, sind Taxifahrerinnen die Hauptfiguren, in DIE HÖLLE – INFERNO und in WHERE TO, MISS? In beiden Filmen gibt es eine fast identische Einstellung: Die Kamera blickt in den Rückspiegel auf die Fahrerin, durch die Windschutzscheibe fallen unscharf die Lichter der Großstadt (zu sehen auf Seite 19). Rückspiegel sind ein Standard des Noir-Films. In Billy Wilders SUNSET BOULEVARD sind Nora Desmond (Gloria Swanson) und der Erzähler Joe Gillis auf mehr als eine
Under The Skin
Taxi Driver
Weise im Spiegel gefangen: Der ehemalige Stummfilmstar Nora kann nur in die Vergangenheit zurück blicken, genau wie Joe, der als Toter in einer langen Rückblende die Geschichte erzählt. Travis Bickle (Robert de Niro) in TAXI DRIVER redet im Spiegel mit sich selbst, hat aber auch sonst Schwierigkeiten damit, der Welt direkt in die Augen zu blicken. Auch im philosophischen Sci-Fi-Film UNDER THE SKIN ist Scarlett Johannsens mörderischer Außerirdischen diese Welt in jeder Hinsicht fremd. Der Blick der Kamera in den Rückspiegel vermittelt Distanz, aber er schafft auch Nähe. Wir sitzen immer schon mit im Taxi.
Sunset Boulevard
vorschau INDIEKINO im FEBRUAR D Elle Isabell Huppert!!! D Familienfilm Sinkendes Schiff D Die irre Heldentour des Billy Lynn Trauma und Propaganda D THE SALESMAN Asghar Farhadis vielschichtiger Beziehungsthriller D VOLT Polit-Sci-Fi D DER EID Island-Thriller D MEIN LEBEN ALS ZUCCHINI Rührender Animationsfilm D Scarred Hearts Todkrank und verliebt D Was hat uns bloSS so ruiniert Hipster-Eltern D EMPÖRUNG Philip Roth-Verfilmung D Erzähl es niemandem! Liebe seit 1942 D T2 Trainspotting Kultfilm-Sequel D A CURE FOR WELLNESS Bizarr und vielversprechend D HITLERS HOLLYWOOD Nazifilm-Doku D LION Suche nach den Eltern D THE GIRL WITH ALL THE GIFTS Zombiekinder D LOVING Rassismus vs. Familie D NERUDA Halluzinatorisches Dichterporträt D OFFLINE – DAS LEBEN IST KEIN BONUSLEVEL Gamer ohne Internet D WORLDS APART Internationale Liebe in Griechenland D MADAME CHRISTINE UND IHRE UNERWARTETEN GÄSTE Neue Mitbewohner D 46
D JANUAR 2017
AB 19. JANUAR IM KINO
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EIN FILM VON DAVY CHOU www.rapideyemovies.de
O S C A R ®- P R E I S T R Ä G E R
GERECHTIGKEIT IST KEIN VERBRECHEN
AB 12. JANUAR IM KINO