D MIT SIEBZEHN Diffuse Bedürfnisse D MOONLIGHT Glorreiches Kino D A UNITED KINGDOM Kluges Epos D PAWLENSKI – DER MENSCH UND DIE MACHT Ikone des Widerstands D LITTLE MEN Unschuld und große Gefühle D DER HIMMEL WIRD WARTEN Radikalisierte Frauen D DER JUNGE KARL MARX + I AM NOT YOUR NEGRO Raoul Peck Double-Feature D ZWISCHEN DEN JAHREN Köln-Western D TANNA Inselliebe D THE EVIL DEAD Endlich im Kino D DIE ANDERE SEITE DER HOFFNUNG Solidarität der Underdogs D BARAKAH MEETS BARAKAH Saudi Rom-Com D MARIJA Königin der Nordstadt D CERTAIN WOMEN Tapfer und emphatisch D HAPPY Liebe oder Sextourismus?
Magazin DER unabhängigen BERLINER LichtspielhäusER
D 35 D MÄRZ 2017
indiekinoBERL
WILDE MAUS – Start am 9.3.2017
Ein beglückender Film!
TAGESSPIEGEL
FI D É L IT É PRÄ S E NTI ERT SANDRINE
KIBERLAIN
DIE INDIEKINOS D ACUD KINO D B-WARE!LADENKINO D BALI KINO D Brotfabrik Kino D BUNDESPLATZ KINO D City Kino Wedding D EISZEIT KINO D EVALICHTSPIELE D FILMKUNST66 D FILMRAUSCHPALAST D FSK-KINO AM ORANIENPLATZ D HACKESCHE HÖFE KINO D IL KINO D Kino Intimes D KINO KROKODIL D SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN D TILSITER LICHTSPIELE D UNION FILMTHEATER D XENON KINO D Z-INEMA D ZUKUNFT D FLK FRIEDRICHSHAGEN D FLK HASENHEIDE D FLK INSEL D FLK POMPEJI D FLK „UMSONST & DRAUSSEN“ IM FILMRAUSCHPALAST D B-WARE! OPEN AIR
KACEY
MOTTET KLEIN
CORENTIN
FILA
MIT S I E BZEH N EIN FILM VON
ANDRÉ TÉCHINÉ
Einer der fünf besten LGBT-Filme des Jahres! DAZED & CONFUSED
Téchinés stärkster Film seit vielen Jahren! NEW YORK TIMES
AB 1 6. 3. IM KINO !
Editorial Ende des letzten Jahres hatten wir in einem ausführlichen Online-Fragebogen um Rückmeldungen zu INDIEKINO BERLIN gebeten. Wir wollten wissen, wie Magazin, Webseite und App bei euch ankommen und was wir verbessern können. Wir waren wirklich überrascht von der Zahl der Rückmeldungen und sehr gerührt, wie viele von euch sich Zeit für ausführliche Kommentare genommen haben. Wir sind noch dabei, die Ergebnisse auszuwerten und vor allem auch auf Anregungen zu durchforsten, was wir besser machen können. Einen Vorschlag haben wir bereits umgesetzt: Im Inhaltsverzeichnis gibt es jetzt auch eine Liste der Filme nach Starttermin. Luft nach oben ist auf jeden Fall noch bei der Kinderfilmseite und ja, wir würden uns mehr Autorinnen wünschen und freuen uns über entsprechende Zuschriften. Das mit der Hamburger- und der Ruhrgebietsausgabe dauert dagegen vermutlich noch etwas länger. Beim Lob hat uns eine Sache besonders gefreut. Eine ganze Reihe von euch haben geschrieben, dass sie über INDIEKINO interessante Entdeckungen gemacht haben, kleine Filme, die in der Presse sonst nicht auftauchen, oder Sonderveranstaltungen, die sie sonst nicht wahrgenommen hätten. Für uns gehören die Momente, wenn man etwas sieht, mit dem man nicht gerechnet hätte, etwas Neues entdeckt, manchmal auch etwas findet, das nur einem selbst gehört, weil es durch die MainstreamBerichterstattung gerutscht ist, zu den schönsten Kinoerfahrungen. Zu unseren persönlichen Geheimtipps im März gehören auf jeden Fall der knallbunte, feministische, seltsame THE LOVE WITCH, die berührende Jungsgeschichte LITTLE MEN und die Sprachpoesie von I AM NOT YOUR NEGRO. Nicht geheim aber total super ist auch MOONLIGHT. Vielen herzlichen Dank an alle, die an der Umfrage teilgenommen haben!!! Viel Spaß mit dem neuen Magazin und viel Spaß im Kino Eure INDIEKINO BERLIN Redaktion
CÉLINE SCIAMMA UND ANDRÉ TÉCHINÉ MIT ALEXIS LORET JEAN FORNEROD MAMA PRASSINOS JEAN CORSO
BUCH UND DIALOGE
Verleih gefördert durch das MEDIA-Programm der Europäischen Union
Die Aprilausgabe von INDIEKINO BERLIN erscheint am 31.3.2017
Publikumsliebling Berlinale 2016
MITSIEBZEHN-DER FILM .DE
INDIEinhalt
40 WEITER im Kino La La Land, Elle
06 Magazin
41 Kinderfilme
09 „Im Vordergrund unserer Zusammenarbeit STand immer der Dialog“: INTERVIEW MIT Céline Sciamma
42 Kinohighlights
12 GLORREICHES KINO: MOONLIGHT 20 Raoul Peck Double-FeaturE: DER JUNGE KARL MARX + I AM NOT YOUR NEGRO
Die Frau im Mond Tanna
Neu im MÄRZ 27 29 37 30 26 33 28 23 36 34 19
Alles gut Die andere Seite der Hoffnung Attack on Titan II Barakah Meets Barakah Bauer unser Certain Women The Evil Dead Die Frau im Mond Ghost in the Shell Happy Der Himmel wird warten
18 18 37 20 23 20 27 36
Der Hund begraben Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand Hunt for the Wilderpeople I Am Not Your Negro Jean Ziegler – Der Optimismus des Willens Der junge Karl Marx Die letzten Männer von Aleppo Life
Filme nach Starttermin 30 Original Copy – 2.3. 37 33 23 20 17 22 35
Attack on Titan II Certain Women Die Frau im Mond Der junge Karl Marx Little Men Neo Rauch – Gefährten und Begleiter Silence
9.3. 28 The Evil Dead 31 Marija 14 Moonlight D4
D MÄRZ 2017
27 32 26
Verrückt nach Kino Unter aller Augen Wien vor der Nacht Wilde Maus
16.3. 30 34 18 27
Barakah Meets Barakah Happy Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand Die letzten Männer von Aleppo
46 Nachbild 47 Kinoadressen, Impressum, AboNNEMENT
Wilde Maus Der junge Karl Marx
17 31 10 14 22 34 30 16
Little Men Marija Mit Siebzehn Moonlight Neo Rauch – Gefährten und Begleiter Orientierungslosigkeit ist kein Verbrechen Original Copy Verrückt nach Kino Pawlenski – Der Mensch und die Macht
32 35 36 24 16 27 28 22 32 26 19
Die rote Schildkröte Silence Sternchen Tanna A United Kingdom Unter aller Augen Von Bananenbäumen träumen Westend Wien vor der Nacht Wilde Maus Zwischen den Jahren
10 34 16 32 19
Mit Siebzehn Orientierungslosigkeit ist kein Verbrechen Pawlenski – Der Mensch und die Macht Die rote Schildkröte Zwischen den Jahren
23 36 36 22
Jean Ziegler – Der Optimismus des Willens Life Sternchen Westend
23.3. 27 26 19 18 37
Alles gut Bauer unser Der Himmel wird warten Der Hund begraben Hunt for the Wilderpeople
30.3. 29 36 20 24 16 28
Die andere Seite der Hoffnung Ghost in the Shell I Am Not Your Negro Tanna A United Kingdom Von Bananenbäumen träumen
INDIEMAGAZIN
STREIK MIT LIVEBEGLEITUNG
Im Rahmen seiner fortlaufenden Eisenstein-Retrospektive zeigt das Krokodil am 31.3. um 20 Uhr den Stummfilm-Klassiker STREIK von 1925, der den Arbeitskampf in einer großen Fabrik während der Zarenherrschaft schildert. Die Livemusikbegleitung übernimmt DJ und Audiokünstler Rex Joswig (Herbst in Peking), der sich genreübergreifend durch die Sounds bewegt: Laptop, Turntable, Sampler, Space Echo & die menschliche Stimme kommen zum Einsatz.
Italienische Abende Giulia De Martino ist leidenschaftliche Rennfahrerin, noch dazu ein außergewöhnliches Talent, so dass sie bereits als Siebzehnjährige unter der Führung ihres Vaters Mario an der GT-Meisterschaft teilnimmt. Aber dann erleidet der Vater einen Herzanfall, das Haus ist verschuldet und kann nur durch ein Rennen gerettet werden, und der drogensüchtige große Bruder taucht aus der Versenkung auf und reklamiert die Vormundschaft… Das Familiendrama von Nachwuchsstar Matteo Rovere läuft als Preview am 15.3. um 20 Uhr im Il Kino in der neuen Reihe „Il Kino Italia“ und am 17.3. um 18 Uhr im Bundesplatz-Kino. D6
D MÄRZ 2017
Film zur Ausstellung
Begleitend zur Ausstellung „Schloss. Stadt. Berlin – Die Residenz rückt in die Mitte (1650–1800)“ über die Geschichte des Berliner Schlosses, die noch bis zum 23.4. im Ephraim-Palais zu sehen ist, zeigt das Brotfabrik Kino am 6.3. um 18 Uhr Veit Harlans propagandistischen Monumentalfilm DER GROSSE KÖNIG (1942). Die Handlung spielt während des Siebenjährigen Krieges: Nach der katastrophalen Schlacht bei Kunersdorf (heute Kunowice) gegen eine österreichisch-russische Allianz ist die preußische Armee zerschlagen. Friedrich der Große kapituliert jedoch nicht. Mit einer Einführung von Filmhistoriker Jan Gympel. stadtmuseum.de/ausstellungen/schloss-stadt-berlin
ANDREW GARFIELD ADAM DRIVER und LIAM NEESON
Ondřej Cikán in Berlin Der tschechische Autor Ondřej Cikán stellt am 25.3. um 19 Uhr im Krokodil seinen neuen postapokalyptischen Roman DER REISENDE – DU BIST DIE FINSTERNIS vor. Lange nach einem Atomkrieg erwacht ein Reisender im atomaren Winter. Ein Gott stattet ihn mit furchteinflößenden Mutationen aus, die Menschlichkeit kann er ihm aber nicht nehmen. Der Reisende muss sich entscheiden: Für seinen Herrn oder für seine Liebe. Zur Lesung spielt Hans Wagner auf diversen Instrumenten einen eigens komponierten Soundtrack. Cikáns erster Spielfilm MEANDROS UND THAÏS - ein „surrealistischer Sandalenfilm“, der sich an antiken Schundromanen orientiert – ist am 19., 23. + 24.3. im Krokodil zu sehen. Am 19. ist das Filmteam zu Gast.
Verlosung Das Anime GHOST IN THE SHELL (1995) von Mamoru Oshii nach dem gleichnamigen Manga von Masamune Shirow um Cyborgs und Hacker war eines der ersten Animes, die den Westen darauf aufmerksam machten, dass Trickfilme nicht nur für Kinder sind. Im März kommt nun die Real-Film-Variante mit Scarlett Johannson als Titelheldin Major Motoko Kusanagi bzw. „The Major“ ins Kino. Zum Start verlosen wir fünf Pakete mit je zwei Freikarten für GHOST IN THE SHELL und einer DVD des Kult-Animes. Schreibt uns eine Mail mit dem Stichwort „Ghost“ an info@indiekino.de. Wir verlosen die Pakete unter allen Einsendungen.
EIN
MARTIN SCORSESE FILM
AB 2. MÄRZ IM KINO
Internationaler Frauentag Zum internationalen Frauentag am 8.3. zeigt das Sputnik Kino um 19.30 Uhr in der Reihe „Femmes Totales“ GESCHICHTEN AUS TEHERAN (2014, OmU) von Rakshan Bani-Etermad. Der Episodenfilm erzählt von Stadtbewohner*innen aus verschiedenen Schichten, von Eheleuten, Künstlern, oder Arbeitern, die um ihre Rechte kämpfen. Um die Zensur zu umgehen, wurden die Filme offiziell als Kurzfilme produziert und nachträglich zum Langfilm montiert. Im Anschluss an den Film findet eine Diskussion mit dem Verband selbständiger Frauen statt. Das Motto: Schöne Aussichten.
„Unglaublich schön und zutiefst fesselnd!“ EMPIRE MAGAZIN
„Eine wunderschöne spirituelle Reise!“ VARIETY
INDIEMAGAZIN
11mm-Filmfestival Das Fußball-Film-Festival, das 2004 von ein paar Enthusiasten gegründet wurde und mit 11 Filmen an den Start ging, präsentiert vom 30.3.–3.4. an drei Locations – darunter auch das City Kino Wedding – über 70 Fußballfilme, mit dabei der Dokumentarfilm WIE EIN VULKAN – DER AUFSTIEG DES ISLÄNDISCHEN FUSSBALLS und, als Welturaufführung, YOU’LL NEVER WALK ALONE, in dem sich Schauspieler & Fußballfan Joachim Król auf die Spuren der legendären Fußballhymne macht. 11-mm.de
Internationale Wochen gegen Rassismus Vom 13.–26.3. finden die „internationalen Wochen gegen Rassismus“ statt mit Dutzenden Veranstaltungen allein in Berlin, vom „Vorlesen für Toleranz“ bis zu einem Informationsabend zur Praxis deutscher Visavergabe. Das City Kino beteiligt sich mit einer Filmreihe. Am 19.3. um 18.30 Uhr beschäftigen sich David Wendts Spielfilm DIE KRIEGERIN und der Dokfilm HEIL DIR, KAMERADIN mit rechtsradikalen Frauen, am 22.3. um 19 Uhr läuft der Dokumentarfilm BLUT MUSS FLIEßEN – UNDERCOVER UNTER NAZIS. Regisseur Peter Ohlendorf, der neun Jahre lang Nazi-Konzerte besucht und undercover gefilmt hat, und wird zur Vorführung anwesend sein. Am 26.3. um 18.30 Uhr zeigt das Kino AUSLÄNDER RAUS! SCHLINGENSIEFS CONTAINER von Paul Poet. internationale-wochen-gegen-rassismus.de, citykinowedding.de
Salzhölle der Flamingos Fernsehfriedhof.de präsentiert im Z-inema am 6.3. um 20 Uhr die zweite Ausgabe seiner Re-animationen tot geglaubter Fernsehproduktionen. Unter dem Motto „Salzhölle der Flamingos“ haben die Macher diesmal schmerzhafte Highlights zu recht vergessener Flamingo-Dokumentaristen zusammengestellt.
D8
D MÄRZ 2017
Die Kriegerin
Jours fixes in der Sputnik Kinbar Über den Dächern Berlins lädt die Sputnik Kinobar jeden Monat zu wiederkehrenden Events ein. Die Termine im März: Film aus Papier – Drehbuchlesung: 8.3. um 20.30 Uhr +++ „Testbild“ Open Screening: 15.3. um 20.30 Uhr: +++ Slowlands – Berlin’s only Whisky-Cinema-Lounge: 17.3. um 21 Uhr:
INDIEMAGAZIN
Una mujer fantastica Denk ich an Deutschland in der Nacht
Mr. Long Tiger Girl Final Portrait
Berlinale 2017: Das bleibt und das kommt Es gibt keinen Grund, traurig zu sein, die Berlinale geht ja nie so ganz. Wir haben wieder recherchiert, welche der Berlinale-Highlights in den nächsten Monaten ins Kino kommen. Viele Titel kommen sicher noch nach - oft gehen die Verhandlungen auf der Berlinale ja erst los aber hier ist schon einmal ein erster Überblick: T2 TRAINSPOTTING, das insgesamt recht wohlwollend aufgenommene Sequel von Danny Boyles Kulthit der 90er, läuft bereits seit Mitte Februar regulär im Kino, die WILDE MAUS (Besprechung auf Seite 26), die erste Regiearbeit von Josef Hader, folgt Anfang März. Aki Kaurismäkis DIE ANDERE SEITE DER HOFFNUNG (Besprechung auf Seite 29), Gewinner des silbernen Regie-Bären, kommt am 30.3. ins Kino, ebenso der Gewinner der Sektion Panorama Dokumente, Raoul Pecks beeindruckender I AM NOT YOUR NEGRO (Besprechung auf Seite 20). Am 6.4. startet der Panoramaeröffnungsfilm
TIGER GIRL über eine brave junge Frau, die lernt, Krallen zu zeigen. Regisseur Jacob Lass (LOVE STEAKS) bezeichnet seine Mischung aus Action und Improvisation als „Martial Arthouse“. Ebenfalls im April kommt der Gewinner des Max Ophüls-Preises 2017, Monja Arts Debütfilm SIEBZEHN (Perspektive deutsches Kino) ins Kino. Für den Mai kann man sich schon mal einen Berlin-Film vormerken: Im Thriller BERLIN SYNDROM (Panorama) von Cate Shortland nach dem gleichnamigen Roman von Melanie Joosten, kidnappt ein wendegeschädigter Psychopath eine junge australische Backpackerin und hält sie monatelang in einer Berliner Hinterhofwohnung gefangen. Romuald Karmakars DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT (Panorama Dokumente), der am 11.5. anläuft, montiert Interviews mit fünf Techno-DJs mit Impressionen von Clubs und Studios. Im Sommer und Herbst erreicht dann der Berlinale-Wettbewerb die Leinwände: Am 1.6. startet Andreas Veiels Dokumentarfilm BEUYS im Kino, am 8.6. Gurinder Chadhas (KICK IT LIKE BECKHAM) episches Porträt der Staatsgründung von Indien und Pakistan DER STERN
VON INDIEN. Im Juli folgen das Giacometti- Biopic FINAL PORTRAIT von Stanley Tucci und der Berlinale Eröffnungsfilm DJANGO von Etienne Comar mit dem fulminanten Reda Kateb in der Rolle des Django Reinhardt. Für den Herbst haben sich angesagt: Der Gewinner des Teddy Awards UNA MUJER FANTASTICA von Sebastian Lelio, ein Film zwischen Realismus und Exaltismus à la Almodovar, in dem die Transfrau Marina nach dem Verlust ihres Geliebten um ihr Recht auf Trauer kämpft. Sabus mysteriöser MR. LONG, in dem es einen taiwanesischen Auftragskiller in eine japanische Vorstadt verschlägt und er zum Suppenhändler und Liebling der Nachbarschaft wird. Und Oren Movermans Psychodrama in sieben Gängen THE DINNER. Noch keinen Starttermin aber bereits einen Verleih haben: Thomas Arslans Vater-SohnRoad-Movie HELLE NÄCHTE (Wettbewerb), Jochen Hicks Hommage an das queere Berlin von den 1960er Jahren bis zum Mauerfall MEIN WUNDERBARES WEST-BERLIN (Pano rama Dokumente), Martin Provosts Porträt zweier ungleicher Frauen SAGE FEMME (Wettbewerb), Sally Potters kurzweiliger THE PARTY (Wettbewerb), der Gewinner des Panorama- Publikumspreises INSYRIATED von Philippe Van Leeuw über den Alltag im Bürgerkrieg und, last but not least, der Gewinner der diesjährigen Berlinale, die surreale Komödie TESTRŐL ÉS LÉLEKRŐL/ON BODY AND SOUL von Ildikó Enyedi. MÄRZ 2017 D
9D
INDIEFEATURE Originaltitel: Qund on a 17 ans D Frankreich 2016 D 116 min D R: André Techiné D B: André Téchiné, Céline Sciamma D K: Julien Hirsch D S: Albertine Lastera D M: Alexis Rault D D: Sandrine Kiberlain, Kacey Mottet Klein, Alexis Loret, Corentine Fila D V: Kool Filmdistribution
Mit Siebzehn Diffuse Bedürfnisse
Damien und Thomas sind 17 Jahre alt. Von außen sehen sie fast schon erwachsen aus, doch im Innern toben die letzten Stürme der Pubertät. Überschießende Kraft, diffuse Bedürfnisse, der Wunsch nach Autonomie und zugleich eine ungeheure Unsicherheit und Verletzlichkeit bestimmen ihr hochgradig erratisches Benehmen. In ihrem ersten gemeinsamen Projekt erzählen Regisseur André Techiné (WILDE HERZEN, DIEBE DER NACHT) und Autorin Céline Sciamma (TOMBOY) weniger eine Geschichte, vielmehr bauen sie den Gefühlsraum nach, in dem sich die beiden jungen Männer bewegen. Es ist ein Ort mit vielen Emotionen und wenig Worten, umgeben von unsichtbaren Mauern, zwischen denen ungerichtete Energie wie ein Squashball durch die Gegend zischt. Damien und Thomas gehen in die gleiche Klasse in einer kleinen Stadt in den Pyrenäen, aber sie leben in unterschiedlichen Welten. Damien ist der Sohn der Ärztin Marianne, die die umliegenden Höfe betreut. Sein Vater ist als Soldat mit den UN-Blauhelmen in Afghanistan und selten zu Hause. Die Familie skypet viel. Thomas ist afrikanischer Herkunft und Adoptivsohn einer Bauernfamilie, die auf einem abgelegenen Hof Rinderwirtschaft betreibt. Jeden Morgen muss er erst zu Fuß zum Bus laufen und dann eine lange Anfahrt zur Schule bewältigen. In der Hackordnung der Schule sind beide Jungen ganz unten und sie hassen einander. Ohne Grund, wie man sich in der Schule eben hasst. Vielleicht allerdings auch, wie sich nach und nach heraus stellt, weil sie eine Anziehung verspüren, die sie verstört. und mit ihr und miteinander zusammen stoßen. Über weite Strecken spielt sich der Film draußen ab. Es ist vor allem Thomas‘ Welt, in der er jeden Stein kennt und in der er sich spürt. André Techiné hat erzählt, dass er die Szenen, in denen Thomas durch den Schnee stapft, wie Kampfszenen gefilmt hat, mit der Natur als Gegner. Oder vielleicht eher als Sparring Partner, denn wie Heathcliff in Emily Brontes „Sturmhöhe“, der als Vorbild diente, scheint Thomas mit den Bergen verwachsen. Einmal springt er im Winter in einen See. Damien, das Stadtkind, steht zitternd und bewundernd daneben.
Als Thomas‘ Mutter wegen einer komplizierten Schwangerschaft ins Krankenhaus muss, bietet Marianne an, dass der Junge für diese Zeit bei ihnen wohnen kann. Wieder und wieder prallen Thomas und Damien nun aufeinander, halb ist das bitterer Ernst, halb ein wildes Spiel, halb Flirt, halb Kampf. Auf jede Offenheit folgt unweigerlich ein Rückzug und dann die nächste Attacke. Marianne ist entsetzt von der Aggressivität, aber für die Jungen selbst wächst mit jeder Konfrontation die Klarheit über den eigenen Standort. MIT SIEBZEHN erzählt über drei Schultrimester davon, wie Damien und Thomas ihrem Platz in der Welt näherkommen, indem sie sich in ihr bewegen D 10
D MÄRZ 2017
Man spürt das eisige Wasser, die Kälte der Winterabende und die Wärme der Sommersonne in diesem sehr körperlichen und oft wortkargen Film. Die Jahreszeiten, die Berge, das Wetter sind eigene Charaktere: Sie durchlaufen eine eigene Entwicklung, sie nehmen Raum ein, die Figuren reiben sich an ihnen oder suchen Trost bei ihnen. Zugleich erscheint die schroffe Berglandschaft wie die Beziehung der Jungen: Meistens ist sie abweisend und gefährlich, sehr selten und sehr kurz auch bezaubernd. Die Wetterlagen wechseln so schnell wie die Stimmungen der beiden. Gemütlich ist das nicht, aber sehr lebendig. D Hendrike Bake
Start am 16.03.2017 ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU
Termine unter www.indiekino.de
Damien and Thomas are 17. They almost look grown up from the outside but inside the last storms of puberty are blustering. Excessive energy, diffused needs, and a lot of vulnerability determine their highly erratic behavior.
INDIEFEATURE
Als Regisseurin und Drehbuchautorin hat Céline Sciamma mit WATER LILIES (2007), TOMBOY (2011) und BANDE DES FILLES (2013) bereits mehrfach Geschichten über jugendliche Befindlichkeiten gedreht. Im sensibel beobachteten WATER LILIES ging es um eine Gruppe von 15-jährigen Mädchen, den ersten Sex und Synchronschwimmen. TOMBOY erzählte mit viel Charme von der achtjährigen Laure, die sich hinter dem Rücken der Eltern als Michael ausgibt. Der nahezu experimentelle BANDE DE FILLES porträtierte eine Mädchengang in der Banlieue. In MIT SIEBZEHN, für den sie gemeinsam mit André Techiné das Drehbuch geschrieben hat, stehen nun erneut zwei Jugendliche im Zentrum. Patrick Heidmann hat sich für INDIEKINO mit Céline Sciamma über ihre Arbeit als Autorin unterhalten.
„Im Vordergrund unserer Zusammenarbeit stand immer der Dialog“ Interview mit Céline Sciamma
INDIEKINO BERLIN: Mademoiselle Sciamma, für MIT SIEBZEHN haben Sie das Drehbuch gemeinsam mit dem André Téchiné geschrieben. Was bedeutete Ihnen dieser Regisseur vor der gemeinsamen Arbeit? Céline Sciamma: Téchiné hat mich als Cineastin enorm geprägt, von Anfang an. Seine Filme der Neunziger Jahre haben entscheidenden Einfluss auf meinen Geschmack gehabt, schließlich habe ich damals als Jugendliche das Kino für mich entdeckt. WILDE HERZEN gehört bis heute zu meinen Lieblingsfilmen. Und von seinem Film MEINE LIEBSTE JAHRESZEIT hing sogar das Plakat in meinem Jugendzimmer. Ohne Filmemacher wie Téchiné hätte ich sicherlich nie angefangen, dreimal die Woche ins Kino zu gehen. Das Privileg und die Ehre zu haben, nun sogar einmal mit ihm zusammen zu arbeiten, bedeutet mir wahnsinnig viel. Wie kam es zu dieser Kollaboration? Das lief ganz herkömmlich ab. Sein Produzent rief mich an und bat um ein Treffen. Einen Tag später saßen André und ich gemeinsam im Café. Wie viel von der Geschichte, die Sie nun in MIT SIEBZEHN erzählen, hatte er bei Ihrem ersten Treffen denn schon im Kopf? Die erste Idee einer Liebesgeschichte zwischen zwei Mitschülern trug er wohl schon zehn Jahre mit sich herum. Doch alles andere haben wir MÄRZ 2017 D
11 D
INDIEFEATURE gemeinsam entwickelt. Was genau zwischen den beiden Protagonisten passiert, wie die Geschichte ausgeht oder welche zentrale Rolle die nun von Sandrine Kiberlain gespielte Mutter einnimmt – all das entstand im direkten Austausch zwischen André und mir. Vermutlich hätte ich auch nicht abgelehnt, einfach ein fertiges Drehbuch von ihm zu überarbeiten. Immerhin ist er Téchiné! Aber tatsächlich zusammen mit ihm diese Geschichte zu schreiben, war natürlich noch sehr viel spezieller.
Aber schwierig ist an der ganzen Sache nur, dass ich so beschäftigt bin. Für mich selbst habe ich seit BANDE DE FILLES, also im Grunde seit vier Jahren, keine einzige Zeile mehr geschrieben. Ihre Arbeitsweise ist also in jedem Fall die gleiche? So würde ich das dann auch nicht sagen. Natürlich bin ich noch ein bisschen mehr persönlich involviert, wenn ich für mich selbst schreibe. Das ist ein wenig romantischer, aber auch anstrengender, weil ich dann von viel mehr Zweifeln geplagt bin. Wenn ich mich in den Dienst eines anderen Regisseurs stelle, bin ich dagegen ganz ruhig und selbstsicher. Dass ich selbst Erfahrungen auf dem Regiestuhl habe, hilft mir, weil ich seine oder ihre Position mitbedenke. Gleichzeitig weiß ich genau, was meine Aufgabe ist und halte die Regisseurin Sciamma entsprechend aus dem Spiel.
Wie genau muss man sich die Zusammenarbeit eigentlich vorstellen? Das lief eigentlich ganz klassisch ab. Wir saßen die meiste Zeit im gleichen Büro, wenn auch natürlich nicht unbedingt immer am gleichen Computer. Was uns nicht vorschwebte war ein Modell, bei dem ich irgendwo sitze und Szenen schreibe, die ich ihm dann nur zum Abnicken schicke. Stattdessen haben wir in den ersten sechs Monaten erst einmal in Ruhe gemeinsam die Struktur entwickelt und alles herausgearbeitet, was uns wichtig erschien. So war Téchinés Vorgabe zum Beispiel, dass er möglichst wenige Dialoge im Film haben wollte. Dann habe ich erst einmal geschrieben – und anschließend mit ihm an den einzelnen Szenen gefeilt. Insgesamt hatte ich viel Verantwortung, was ich sehr zu schätzen wusste. Sehen Sie jetzt im fertigen Film, wo Ihre und wo seine Handschrift zum Tragen kommt? Ich sehe vor allem, wie kompatibel unsere beiden Handschriften tatsächlich sind. Und ich sehe, wie sehr er einerseits auf meine Stärken gesetzt hat, aber andererseits immer wieder dafür gesorgt hat, dass ich mich auch mal aus meiner Komfortzone herauswage. Aber im Vordergrund unserer Zusammenarbeit stand immer der Dialog von uns beiden. Es ging nie darum, dass jeder sich möglichst oft mit einer Idee durchsetzt und am Ende gezählt wird, wer die meisten Punkte hat. Sie sind ja auch selbst Regisseurin. Ist es nicht schwierig, für jemand anderen zu schreiben? Nein, gar nicht. Das ist mein Job. Ich habe Drehbuch studiert und bin erst später selbst Regisseurin geworden, deswegen ist das nicht ungewohnt. Und auch nachdem ich dann anfing, selbst Filme zu inszenieren, habe ich zwischen den Projekten immer wieder Drehbücher für andere geschrieben. Ich kann die beiden Sachen gut voneinander trennen. MIT SIEBZEHN war für mich eine ungewohnte Angelegenheit, weil ich gemeinhin eher mit Filmemachern meiner Generation kollaboriere, oft bei Erstlingsfilmen. Jemand von seinem Kaliber und seiner Erfahrung – das war neu für mich. D 12
D MÄRZ 2017
Beim Dreh sind Sie nicht dabei? Oh nein. Wenn das Skript fertig ist, war es das von meiner Seite! Bekommen Drehbuchautoren eigentlich den Respekt, den sie verdienen? Nein, das tun sie nicht. Muss man wirklich so sagen. Ich kann nicht für Hollywood sprechen, das ist ein ganz anderes System. Aber in Frankreich braucht man den Autor, um überhaupt Geld für einen Film zu bekommen. Ohne Drehbuch findet man keine Produktionsfirma, keine Förderung, gar nichts. Doch weil das Geld eben erst einmal beschafft werden muss, wird man erst einmal nicht bezahlt. Wir sprechen also von sehr viel und sehr essentieller Arbeit für sehr wenig bis gar keiner Bezahlung. Das ist in der Branche ein zusehends heftiger diskutiertes Thema, bei dem wir Autoren langsam etwas mehr Druck machen müssen. Hat das damit zu tun, dass gerade das französische Kino so sehr den Auteur feiert, also den Filmemacher, der Regisseur und Autor gleichzeitig ist? Das mag sein, doch genau dieses Bild vom Auteur ist ein Mythos. Seit es das Kino gibt, werden Drehbuchschreiber engagiert, und das war selbst in der Nouvelle Vague nicht anders. Aber nie war die Diskrepanz zwischen der Wichtigkeit des Autors und dem Geld sowie der Wertschätzung, die er dafür bekommt, größer. Eben weil mehr denn je dieser Finanzierungsprozess auf der Qualität des Drehbuchs basiert. Sie können sich doch aber über Wertschätzung nicht beschweren, oder?
Da haben Sie Recht. Bei mir läuft es gut, und ich weiß das sehr zu schätzen. Aber gerade weil ich mich in einer privilegierten Position befinde, muss ich mich umso lauter für meine Kollegen und Kolleginnen einsetzen. Neben MIT SIEBZEHN läuft aktuell auch noch ein zweiter Film in den Kinos, der auf einem Ihrer Drehbücher basiert: der Animationsfilm MEIN LEBEN ALS ZUCCHINI...
NEO RAUCH GEFÄHRTEN UND BEGLEITER
Auf den bin ich mindestens genauso stolz, denn ich liebe Animationsfilme und hätte in meinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt, dass ich mal einen schreiben würde. Es ist gar nicht so, dass ich schon als Kind ein riesiger Zeichentrickfan war. Ich bin eher als Erwachsene auf den Geschmack gekommen. Die Filme von Miyazaki zum Beispiel, oder auch die Pixar-Produktionen – das ist ganz großes Kino. Allein das Drehbuch zu ALLES STEHT KOPF ist eines der brillantesten der letzten Jahre. Als die Anfrage kam, ob ich das Skript zu MEIN LEBEN ALS ZUCCHINI schreiben wolle, konnte ich der Gelegenheit nicht widerstehen, diese ganz neue Welt für mich zu entdecken. Schreibt man eine Geschichte anders, wenn sie später animiert wird? Darüber habe ich mir anfangs gar keine Gedanken gemacht. Ich bin einfach an die Arbeit gegangen wie sonst auch und habe den Film geschrieben wie jeden anderen. Die Animation habe ich einfach ausgeblendet, auch weil ich mir dachte, dass es dem Regisseur Claude Barras ja genau darum ging. Hätte er jemanden gewollt, der sich mit Zeichentrick auskennt, hätte er nicht mich angefragt. Doch im Nachhinein war ich diesbezüglich ein bisschen naiv. Wie meinen Sie das? Mir wurde das erst so wirklich bewusst, als ich den Film dann gesehen habe. Denn alles war so, wie ich es geschrieben hatte. Das ist bei einem Realfilm natürlich nie der Fall, denn da wird immer etwas improvisiert und verändert. Bei einem Animationsfilm ist das natürlich nicht möglich. Die Verantwortung der Autorin ist also ungleich größer. Sollte ich noch einmal die Möglichkeit bekommen, in diesem Bereich zu arbeiten, würde ich mir das von Anfang an bewusst machen. Würde Sie das eigentlich auch als Regisseurin interessieren: mal etwas ganz Neues auszuprobieren? Oder bleiben Sie den kleinen, sehr persönlichen Coming-of-Age-Filmen treu? Selbstverständlich will ich neue Wege einschlagen. Ich werde sicherlich nicht mein Leben lang Filme über Jugendliche drehen. Einige der Drehbücher, an denen ich zuletzt gearbeitet habe, waren vollkommen andere Geschichten. Und ich würde es unglaublich spannend finden, zum Beispiel mal einen Thriller zu inszenieren. Oder, wie es meine gute Freundin Rebecca Zlotowski letztes Jahr mit PLANETARIUM getan hat, ein historisches Drama auf die Leinwand zu bringen – und dafür acht Millionen Euro zur Verfügung haben. Da steht einem dann als Regisseurin plötzlich eine ganz neue Spielzeugkiste zur Verfügung, um es mal so auszudrücken. Aber ich würde mich sicherlich nicht für eine anonyme, austauschbare Blockbuster-Produktion anheuern lassen. Auch bei einem größeren Film würde ich immer dafür sorgen, dass er am Ende so persönlich wie möglich ist. D Interview: Patrick Heidmann
AB 2. MÄRZ IM KINO www.NeoRauch-DerFilm.de /NeoRauch.DerFilm
INDIEFEATURE
Moonlight Glorreiches Kino
Alle paar Jahre gibt es einen dieser Filme, die einen wieder daran erinnern, wie glorreich das Kino sein kann. Filme, die einen so umhauen, dass man danach entweder stundenlang quatschen oder tagelang schweigen möchte. Filme, die einen nicht nur deshalb berühren, weil ihre Handlung etwas Berührendes erzählt, sondern bei denen einem plötzlich klar wird, dass hier etwas vollkommen Unglaubliches gelungen ist. Filme, die ein unglaublich hohes Risiko eingehen, und dadurch wirken, als hätten sie eine neue Sprache entdeckt. IN THE MOOD FOR LOVE war für mich so ein Film, Michael Ciminos HEAVEN’S GATE ebenfalls. MOONLIGHT spielt in dieser Liga, die nichts mit dem Tagesgeschäft zu tun hat. Es ist nicht einmal eine Frage, ob MOONLIGHT der beste Film des Jahres ist. Selbst wenn Barry Jenkins nichts zu erzählen hätte, würde allein die wundervolle Kameraarbeit von James Laxton für ein Meisterwerk reichen. Aber Jenkins hat mehr als genug zu erzählen. In drei Episoden erzählt MOONLIGHT vom Leben des jungen Chiron, der in Miami mit einer drogensüchtigen Mutter, arm und schwarz aufwächst, in der Schule nur „Little“ genannt und von seinen Mitschülern gemobbt wird. Auf der Flucht vor ihnen versteckt Chiron sich in einem Abbruchhaus, das sonst von Junkies zum Drücken benutzt wird. Hier findet ihn der Drogendealer Juan (Mahershala Ali). Chiron hat Angst vor dem großen Mann mit dem Kopftuch mit den „Grills“, Schneidezahnabdeckungen aus Platin, aber Juan ist freundlich zu dem Jungen. Er gibt ihm zu essen und nimmt ihn mit in sein sauberes, sehr bürgerliches Haus, wo Chiron, der
D 14
D MÄRZ 2017
INDIEFEATURE
bisher kein Wort gesagt hat, Juans Freundin Teresa (Janelle Monáe) verraten soll, wo er wohnt, damit Juan ihn sicher heimbringen kann. Juan und Teresa werden allmählich zu einer liebevollen Ersatzfamilie für Chiron, aber Chiron steckt in einem double-bind: „ Meine Mom ist drogenabhängig und du verkaufst Drogen?“ fragte er Juan. Der „Little“ betitelte erste Teil von MOONLIGHT bricht immer wieder mit Erwartungen, vor allem in Bezug auf schwarze Männlichkeit. Er beginnt mit einem Drogendeal, und man meint die Art Film zu kennen, die darauf folgt. Dann erzählt Jenkins von der Zärtlichkeit eines Drogendealers und stellt damit Fragen nach der Selbstzurichtung von Männlichkeit, ökonomischen Zwängen und einer US-Drogenpolitik, die Ava DuVernay in ihrem Film 13TH als Fortsetzung der Politik von Sklaverei und Segregation entlarvt hat. Die Kamera und das Licht in MOONLIGHT verleihen den Bildern einen Glanz, der ihre um Existenz und Identität kämpfenden Figuren zu Helden macht. Im zweiten Teil ist Chiron siebzehn, im dritten ist er erwachsen und trägt den street name „Black“. Mehr und mehr wird es um Chirons Freundschaft zu Kevin gehen, auch ein Außenseiter in der Schule, auf die die Jungen gehen. Es wird um Sexualität gehen und darum, wie Jungen zu Männern werden – um die Beschädigungen, die der Seele dabei zugefügt werden, aber auch um die Sinnlichkeit und Güte, die möglich sein können. MOONLIGHT ist übrigens ein Film, der für das Kino gemacht ist, ausschließlich für das Kino. Auf kleineren Bildschirmen ist nicht genug Licht. D Tom Dorow
USA 2017 D 111 min D R: Barry Jenkins D B: Barry Jenkins D K: James Laxton D S: Nat Sanders, Joi McMillon D M: Nicholas Britell D D: Naomie Harris, Mahershala Ali, André Holland, Janelle Monáe D V: DCM
Start am 09.03.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ab ca. 16.3. ¢ Bundesplatz-Kino DF OMU ab Ende März ¢ Filmrauschpalast OMU ab 30.3. ¢ filmkunst66 DF ¢ Hackesche Höfe Kino OMU am 1.3. um 20 Uhr tip Preview ¢ Sputnik Kino OMU ab Ende März ¢ Union Filmtheater OMU ab 16.3.
Termine unter www.indiekino.de
Barry Jenkins MOONLIGHT, nominated for eight Oscars, is a masterpiece, a daring film about what it means to grow up poor and black, a film about sexuality and masculinity, about damages to the soul, about sensuality and goodness.
MÄRZ 2017 D
15 D
INDIEKRITIKEN Großbritannien 2016 D 105 min D R: Amma Asante D B: Guy Hibbert D K: Sam McCurdy D S: Jonathan Amos D M: Patrick Doyle D D: Rosamund Pike, Tom Felton, David Oyelowo, Laura Carmichael, Jack Davenport D V: Alamode Filmverleih
A United Kingdom Kluges Epos
Deutschland 2017 D 99 min D R: Irene Langemann D B: Irene Langemann
Pawlenski – Der Mensch und die Macht Ikone des Widerstandes
A UNITED KINGDOM erzählt die Geschichte der Ehe von Seretse Kama (David Oyewolo), dem Kronprinz der Bamangwato in Botswana, der später erster Präsident der Republik Botswana wurde, und der britischen Versicherungsangestellten Ruth Williams (Rosamund Pike), die sich gegen die Widerstände der britischen Kolonialmacht, der südafrikanischen Regierung und der eigenen Familien behaupten mussten. 1948 stellt eine Ehe zwischen einem afrikanischen König und einer Weißen, in einem britischen Protektorat in unmittelbarer Nachbarschaft zu Südafrika die Apartheid-Politik in Frage, und eine Verstimmung des südafrikanischen Regimes gefährdete die Interessen der Briten an den Uranvorkommen in Südafrika. Um das Regime in Südafrika zu besänftigen, bestellen die britischen Kolonialbehörden Khama nach London ein, und lassen ihn nicht wieder zurück in seine Heimat. Seine Frau bleibt in Botswana zurück, und erlangt durch ihre Geduld und Beharrlichkeit den Respekt der Einheimischen. Regisseurin Amma Asante stellt nach dem Kostümfilm DIDO ELIZABETH BELLE in A UNITED KINGDOM das Genre des Kolonialdramas vom Kopf auf die Füße. Ihr Film nimmt es visuell mit Filmen wie David Leans A PASSAGE TO INDIA oder Sidney Pollacks JENSEITS VON AFRIKA auf, unterläuft aber deren bei allem Liberalismus immer weiße, koloniale Perspektive. Am Ende wuchtiger Panorama-Schwenks über die Ebenen von Botswana steht hier nicht die Kolonialvilla, sondern das Heimatdorf Khamas. Hier geht es auch nicht um den Zerfall des Empire, sondern um die Gründung eines Staates. Während im klassischen imperialistischen Filmdrama die Frauen darauf beschränkt sind, hilflos dem Verfall eines von Männern errichteten Reichs zuzusehen, oder ihn schlimmstenfalls zu beschleunigen, spielt Ruth Williams Entschlossenheit hier eine entscheidende Rolle bei der Befreiung Botswanas. Ein kluges Filmepos. D Tom Dorow
Start am 30.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ab Anfang April ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Eva Lichtspiele DF OMU ¢ filmkunst66 OMU ¢ Union Filmtheater (DF)
D 16
D MÄRZ 2017
A UNITED KINGDOM tells the story of the marriage between Seretse Kama, the crown prince of Bamangwato in Botswana, and British insurance officer Ruth Williams, who goes against the British colonial powers, the South African government, and must assert herself against her family.
Kein anderer zeitgenössischer Künstler durchschaut und instrumentalisiert die politische Wirkmacht von Bildern so sehr wie der Russe Pjotr Pawlenski. Als Aktionskünstler trat er erstmals 2012 in Erscheinung, als er mit einem Schild vor einer Kathedrale in Sankt Petersburg Solidarität mit den Mitgliedern von Pussy Riot demonstrierte – mit eigenhändig zugenähtem Mund. Das bei dieser Aktion entstandene Bild wurde zu einer Ikone des Widerstandes im zunehmend repressiv regierten Russland. In den nächsten Jahren ließ Pawlenski im Namen der Kunst und der politischen Aufklärung weitere körperliche Torturen über sich ergehen: Er nagelte seinen Hodensack ins Pflaster des Roten Platzes und schnitt sich auf dem Dach einer Psychiatrie ein Stück seines Ohres ab. Die Aktionen sind stark historisch aufgeladen, in ihrer drastischen Symbolik leicht zugänglich und dabei so klug durchdacht, dass die obligatorischen Verhaftungen und Gerichtsverfahren ihre Wirkung nur noch verstärken. Die Filmemacherin Irene Langemann hat Pawlenskis Arbeit nun in einem erkenntnisreichen Dokumentarfilm dem deutschen Publikum nähergebracht. Der offenherzige, hochintelligente Pawlenski selbst kommt oft zu Wort, mal in seiner Wohnung, mal im Gitterkäfig des Gerichtshofs, wie auch verschiedene Freunde, Kollegen und Kritiker. Filmisch wurde PAWLENSKI eher konservativ umgesetzt, vergleicht man ihn zum Beispiel mit Milo Raus DIE MOSKAUER PROZESSE (2014), der eindrucksvollen Reinszenierung der Prozesse gegen Pussy Riot und andere oppositionelle Künstler. Nichtsdestotrotz ist der Einblick in Leben und Werk des Künstlers, die Dissidentenszene zwischen Moskau und Sankt Petersburg und die verschiedenen russischen Mentalitäten mehr als lohnenswert. Pawlenski selbst ist inzwischen aus Russland geflohen. Er und seine Lebensgefährtin haben in Paris politisches Asyl beantragt. D Yorick Berta
Start am 16.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Krokodil OMU
OMU OMU
Activist artist Pjotr Pawlenski became an icon of the resistance with his radical and smart moves like sewing his mouth shut in protest of the Pussy Riot trial and nailing his testicles to the pavement of Red Square.
Termine unter www.indiekino.de
USA 2016 D 85 min D R: Ira Sachs D B: Ira Sachs, Mauricio Zacharias D K: Óscar Durán D M: Dickon Hinchliffe D D: Greg Kinnear, Jennifer Ehle, Paulina García D V: Edition Salzgeber
Little Men
Unschuld und große Gefühle
Unbestritten gehört Ira Sachs nicht nur zu den relevantesten Stimmen des amerikanischen Queer Cinema, sondern allgemein zu den spannendsten und versiertesten Regisseuren des aktuellen US-Independent-Films. Das war schon in den Neunzigern so, als der Wahl-New Yorker seinen wunderbaren Debütfilm THE DELTA vorlegte, zuletzt untermauerte er den Ruf mit dem autobiografischen KEEP THE LIGHTS ON und der berührenden, bei uns nur auf DVD erschienenen Liebesgeschichte LOVE IS STRANGE mit Alfred Molina und John Lithgow. Sein neuer Film LITTLE MEN handelt vom Erwachsenwerden, von Freundschaft und von Gentrifizierung. Der 13-jährige Jake (Theo Taplitz) zieht nach dem Tod seines Opas mit seinen Eltern (Greg Kinnear und Jennifer Ehle) in dessen Apartment in Brooklyn und freundet sich mit dem gleichaltrigen Tony (Michael Barbieri, eine echte Entdeckung) an, dessen Mutter (großartig: Paulina Garcia) im Erdgeschoss eine Schneiderei betreibt. Doch die Konflikte, die als Mieter und Vermieter bald zwischen den Erwachsenen entstehen, haben auch Einfluss auf die Freundschaft der Jungs. Nur sehr zart schwingen hier homoerotische Untertöne in der Beziehung der beiden Jungen oder zumindest in Jakes Gefühlen mit, denn Sachs zeigt sie in jenen letzten Momenten der Jugend bevor pubertäre Hormone das Thema Sex in den Vordergrund rücken. Bedauerlich ist das nicht, denn gerade diese Zartheit, die Ruhe und die Subtilität, mit denen der Filmemacher seine kleine Geschichte erzählt, machen LITTLE MEN zu einem großen Film. Sachs zeichnet ein greifbares, wahrhaftiges Bild von sozialen und familiären Strukturen in New York. Aber eben auch von Jungsfreundschaften in jenem ganz besonderen Alter, in dem Unschuld und große Gefühle noch Hand in Hand gehen. D Patrick Heidmann
Start am 2.3.2017 ¢ Acud Kino OMU ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ Xenon Kino OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz ¢ Zukunft OMU
13 year old Jake moves to his parents in Brooklyn after his grandfather dies and befriends Tony, the neighbour’s son. OMU
Termine unter www.indiekino.de
AB 9. MäRZ IM KInO MARGARITA BREIT�REIZ GEORG FRIEDRICH
www.realfictionfilme.de
INDIEKRITIKEN Originaltitel: Hundraettåringen som smet från notan och försvann D Schweden 2016 D 109 min D R: Måns Herngren, Felix Herngren D B: Felix Herngren, Hans Ingemansson, Jonas Jonasson D K: Göran Hallberg D S: Henrik Källberg D M: Matti Bye D D: Robert Gustafsson, Crystal the Monkey, Colin McFarlane D V: Concorde Filmverleih
Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand Brausefahrt
Vor drei Jahren wurde die Adaption von Jonas Jonassons Roman „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ zu einem internationalen Hit. Allein in Deutschland schauten sich 1,2 Millionen Kinogänger*innen die Abenteuer von Allan Karlsson und seinen Reisebegleitern an. Regisseur Felix Herngren inszenierte nun eine Fortsetzung, die ohne Vorlage auskommen muss, aber ähnlich unterhaltsam daherkommt. Robert Gustafsson gibt wieder gut geschminkt den mittlerweile 101-Jährigen, der sich nach Bali abgesetzt hat und es sich dort mit seinem Kumpel Julius (Iwar Wiklander) und dem Affen Erlander gut gehen lässt. Doch irgendwann geht das ergaunerte Geld zur Neige und die Suche nach dem Rezept für „Volkssoda“ treibt die drei aus dem Paradies. Das höchst addiktive Brausegetränk führte zu Allans Zeiten als Gelegenheitsspion zum Disput zwischen Breschnew und Nixon, die sich gegenseitig den Softdrink-Hahn abdrehen wollten. So heftet sich auch die CIA auf die Fersen der Freunde. Allan hatte die Rezeptur einst in seiner Hippiephase in einer Zigarrenbox in Berlin gelassen, oder war sie doch woanders? Allans altersbedingte Verpeiltheit sorgt auch hier wieder für turbulenten Spaß der harmlosen Art. Vermischt mit einigen historisch-fabulierten Rückblenden funktioniert DER HUNDERTEINJÄHRIGE nach dem gleichen Schema wie der Erstling. Statt der Elefantendame Sonja ist diesmal Kapuziner-Äffchen Erlander mit an Bord. Sein Darsteller Crystal ist übrigens ein echter Star unter den Schauspieltieren und hat unter anderem mit den „Hangover“ Filmen rund 2,5 Milliarden Boxoffice eingefahren. Neben viel Slapstick lebt die Fortsetzung von ihren Schauplätzen und dem augenzwinkernden Blick in die Weltgeschichte. D Lars Tunçay
Start am 16.3.2017 ab Ende März ¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ab Ende März ¢ filmkunst66 DF ¢ Union Filmtheater DF ab Ende März DF
D 18
D MÄRZ 2017
DER HUNDERTEINJÄHRIGE is an adventure film adapted to fit the established scheme: there are historical, fanciful flashbacks, Allan’s age-related confusion makes for harmless fun, and instead of elephant lady Sonja there’s a capuchin on board.
Deutschland 2016 D 86 min D R: Sebastian Stern D B: Sebastian Stern D K: Peter von Haller D M: Markus Lehmann-Horn D D: Juliane Köhler, Georg Friedrich, Justus von Dohnanyi, Walter Hess, Ricarda Zimmerer D V: Movienet Filmverleih
Der Hund begraben Spielball der Götter
Hans Waldmann (Justus von Dohnányi) ist ein Mensch, so leer und langweilig wie das Papier, das seine Firma herstellt. Er geht seinem Beruf ohne Ambition nach, hat keine Hobbies, ist bei bester Gesundheit und hat doch das Gefühl, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt. Als ihm überraschend gekündigt wird, weiß er nichts mit sich anzufangen, zieht wie immer seinen Anzug an und tut so, als ginge er zur Arbeit. Seiner Familie kann er sich nicht mitteilen, aber die interessiert sich ohnehin nicht für ihn: Ein süßer Streuner, der unvermittelt auftaucht, bekommt sofort mehr Aufmerksamkeit, als Hans es jemals erhoffen könnte. Was macht der farblose Vernunftmensch in so einer Situation? Er lässt sich von einer jungen Verkäuferin bezirzen und kauft sich ein Cabriolet, unter dessen Räder der pelzige Thronräuber gerät. Der Hund ist schnell im Wald verscharrt, und der esoterische Österreicher Mike (Georg Friedrich) ist für eine kleine Summe bereit, die Schuld auf sich zu nehmen. Doch Mike erweist sich als feiger als erwartet und hat noch dazu seine eigenen Wünsche ans Universum. DER HUND BEGRABEN ist irgendwo zwischen PAPPA ANTE PORTAS und A SERIOUS MAN angesiedelt. Die Geschichte eines Mannes, der ohne seinen Beruf undefiniert und für seine Familie eigentlich überflüssig ist, ist nicht neu. Ungewohnt ist, dass Hans zwar immer tiefer ins Lügengeflecht gerät, dies aber mit einer stoischen Ruhe zur Kenntnis nimmt. Der Witz und die Tragödie des Filmes entstehen nicht wie bei den Coens aus wachsender Abstrusität, sondern daraus, wie dieser Hans im Unglück sich konstant weigert, Verantwortung zu übernehmen und ein aktiver Teil seiner eigenen Geschichte zu werden. Er ist wie eine Figur aus dem klassischen Theater, ein Spielball der Götter und für seine Mitmenschen fast unsichtbar, bis er sich zu einem wirklich extremen Akt hinreißen lässt. D Christian Klose
Start am 23.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Sputnik Kino
In this comedy a bland everyman realizes how empty his life is. Having lost his job and unwilling to own up to his shortcomings, he struggles to find his place in a world usurped by a dog and a shifty geezer.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN Originaltitel: Le ciel attendra D Frankreich 2016 D 90 min D R: Marie-Castille Mention-Schaar D B: Marie-Castille Mention-Schaar, Emilie Frèche D K: Myriam Vinocour D S: Benoît Quinon D D: Sandrine Bonnaire, Zinedine Soualem, Clotilde Courau, Noémie Merlant, Naomi Amarger D V: Neue Visionen
Der Himmel wird warten Radikalisierte Frauen
Die 16-jährige Mélanie (Naomi Amarger) sitzt in ihrem Klassenzimmer, kann sich aber kein Stück auf die Ausführungen ihrer Lehrerin konzentrieren. Mehdi, der Junge mit dem Löwen als Profilbild, schickt ihr im Sekundentakt Nachrichten via Facebook, die sie gewissenhaft beantwortet. Nach dem Tod ihrer Oma fand ihre Internet-Bekanntschaft die richtigen Worte, inzwischen hat der Anwerber des „Islamischen Staats“ die Schülerin am Haken. Zum Islam konvertiert ist sie schon, über Skype wurde geheiratet, nun soll es nach Syrien gehen. Denselben Prozess hat die 17-jährige Sonia (Noémie Merlant) hinter sich, als ein Spezialkommando die Wohnung ihrer Eltern stürmt, weil sie einen Anschlag in Frankreich geplant hat. Und dann gibt es da noch die trauernde Mutter Sylvie (Clotilde Courau), deren Tochter bereits Richtung Syrien verschwunden ist … Die Nachrichten vermelden meist junge Männer, die als Kämpfer der Terrormiliz IS nach Syrien ziehen, doch tatsächlich radikalisieren sich auch immer wieder Frauen. Nach ihrem Bildungsdrama DIE SCHÜLER DER MADAME ANNE greift die Französin Marie-Castille Mention-Schaar in DER HIMMEL WIRD WARTEN erneut ein aktuelles gesellschaftliches Thema auf. Das gemeinsam mit Emilie Frèche verfasste Drehbuch schildert in drei verwobenen Episoden das Davor, das Mittendrin und das Danach islamistischer Radikalisierung. Eine wiederkehrende Figur ist die muslimische Seelsorgerin Dounia Bouzar, die sich selbst spielt. Mention-Schaar begleitete die Therapeutin in betroffene Familien und ließ sich von den realen Schicksalen zu ihren drei weiblichen Hauptfiguren inspirieren. Weil Mention-Schaar die Mechanismen der Rekrutierung episodisch in die Breite analysiert, bleibt ihr aufklärerisches Gesellschaftsdrama in den Charakterporträts der Oberfläche verhaftet. Andererseits steckt sie so (und durch einen klugen dramaturgischen Kniff) aber auch das familiäre Trümmerfeld ab, das die IS-Anwerber hinterlassen. D Christian Horn
Start am 23.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Bundesplatz-Kino DF OMU ¢ filmkunst66 DF ¢ Union Filmtheater DF DF OMU
Termine unter www.indiekino.de
Marie-Castille Mention-Schaar highlights the story of radicalized teenagers Mélanie and Sonia and grieving mother Sylvia before, during, and after their Islamist radicalization. Inspired by real events.
Deutschland 2017 D 97 min D R: Lars Henning D B: Lars Henning D K: Carol Burandt von Kameke D S: Jan von Rimscha D M: Jan Žert D D: Catrin Striebeck, Peter Kurth, Karl Markovics, Marko Dyrlich, Piet Fuchs D V: Temperclayfilms
Zwischen den Jahren Köln-Western
Versuche, den deutschsprachigen Genrefilm wiederzubeleben, gibt es derzeit viele, im letzten Monat etwa den gar nicht mal so üblen Wiener Actionthriller DIE HÖLLE. Noch besser ist das Spielfilm-Debüt ZWISCHEN DEN JAHREN von Lars Henning, der gelungenste deutsche Thriller seit langem. Anders als so viele Tatort-Krimis ist ZWISCHEN DEN JAHREN ganz von den Charakteren her gedacht, wodurch gesellschaftliche Konflikte nicht als „Themen“ mitverhandelt werden, sondern selbstverständlich in der Handlung auftauchen. Der maulfaule, mürrische Becker, der nie seinen Vornamen nennt, ist vor kurzem aus dem Knast gekommen, wo er mehr oder weniger religiös geworden ist. Auf dem Weg zur Arbeit als Wachmann sieht er in der U-Bahn einen heruntergekommenen Typ, der ihn offenbar erkennt und entsetzt auf die abfahrende Bahn zuläuft. Während für Becker, der all sein Unglück gern auf „die Kanaken“ schiebt, allmählich eine Freundschaft zu einem neuen armenischen Kollegen entsteht und eine Beziehung zu Rita, der „Hübschen aus der Putzkolonne“, sich allmählich in Richtung eines proletarischen Kleinfamilienglücks zu entwickeln scheint, beginnt ihn der Mann aus der U-Bahn zu verfolgen. Beckers kriminelle Vergangenheit hat ihn wieder eingeholt und bedroht das nicht einmal besonders spektakuläre Minimalglück. ZWISCHEN DEN JAHREN ist ein Köln-Western, der die alte Geschichte vom ehemaligen Revolverhelden in der Arbeitswelt, und dort ganz unten, ansiedelt. Das Ensemble, allen voran Peter Kurth als Becker, spielt mit lässigstem Understatement und die Regie lässt die Kamera Schönheit an den unwirtlichsten Orten der Großstadtlandschaft finden. Keine Figur ist völlig ungebrochen, mit allen hat der Film Mitgefühl. ZWISCHEN DEN JAHREN ist spannend, elegant, körperlich und souverän inszeniert. Regisseur Lars Hennig zählt zu den Besten, die das deutsche Genrekino zu bieten hat. D Hannes Stein
Start am 16.3.2017 ¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino ¢ Brotfabrik Kino ¢ Eiszeit Kino ¢ filmkunst66 ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Il Kino OMEU ¢ Sputnik Kino
Becker recently got released from prison. He has a job as a guard and begins a relationship with cleaning woman Rita, but his past catches up with him when a man recognizes him on the subway.
MÄRZ 2017 D
19 D
INDIEFEATURE
Gleich zwei Filme des haitianischen Regisseurs Raoul Peck kommen im März in die Kinos. Der Spielfilm DER JUNGE KARL MARX und der Dokumentarfilm I AM NOT YOUR NEGRO nach Texten von James Baldwin.
I Am Not Your Negro & Raoul Peck Double-Feature I AM NOT YOUR NEGRO beginnt mit einem Ausschnitt aus der Dick Cavett Show, 1968. Cavett, damals der zweitpopulärste Talkshow-Gastgeber nach Johnny Carson, will seinem Gast James Baldwin eine Frage über den Fortschritt stellen. „Warum sind die Neger („Negroes“) nicht optimistischer?“ fragt er. Alles würde doch so viel besser, es gäbe Neger-Bürgermeister, es gäbe Neger im Sport, Neger in der Politik, sogar den ultimativen Ritterschlag: Neger in der Werbung. Baldwin grinst erst, dann zieht er die Augenbrauen hoch, schließlich lächelt er, während Cavett zu stottern beginnt: „W-wird es zugleich viel besser und ist es immer noch hoffnungslos?“ Baldwin antwortet: „Ich glaube, es gibt nicht viel Hoffnung, solange Menschen diese seltsame Sprache benutzen.“ Es käme nicht darauf an, was mit dem „Negro“, mit den Schwarzen passiere, sondern was mit diesem Land passiere. Mit seinem Hinweis auf „diese seltsame Sprache“ meinte Baldwin nicht Cavetts verklemmt wirkende Sprechweise, oder den Begriff „Negro“, der damals noch nicht allgemein als diskriminierend angesehen wurde. Es ging Baldwin nicht um „Correctness“, jedenfalls nicht vorrangig. Es ging ihm um eine Ausdrucksweise, in der sich die Idee spiegelt, dass Rassenkonflikte ein Problem der Schwarzen seien. Die „merkwürdige Sprache“, auf die Baldwin sich bezieht ist eine, die Rassismus als ein Problem der Schwarzen sieht, nicht als eines der weißen Rassisten, nicht als ein Problem, das die Gesellschaft insgesamt zersetzt. Raul Peck schneidet von dieser Szene zu einer Reihe von Fotografien der Demonstrationen in D 20
D MÄRZ 2017
Ferguson, Missouri im August 2014, nach der Erschießung des unbewaffneten 18 Jahre alten Michael Brown durch einen weißen Polizisten. Wenn es Ende der sechziger Jahre Hoffnung für die USA gegeben haben sollte, was nach der Ermordung von Martin Luther King Jr. mehr als fraglich war, dann zeigt die „Black Lives Matter“-Bewegung, dass diese Hoffnungen sich noch nicht erfüllt haben. Was sich geändert hat, ist die Tatsache, dass die Ideologie der weißen US-Rassisten in den rechtspopulistischen Bewegungen Europas neue Verbündete gefunden hat, und dass ihre amerikanischen Protagonisten an entscheidenden Stellen im Weißen Haus sitzen. I AM NOT YOUR NEGRO nimmt seinen Ausgangspunkt in einem unveröffentlichten Text aus dem Nachlass James Baldwins. Baldwin hatte 1979 den Plan, eine Geschichte der USA durch die Geschichte von drei seiner ermordeten Freunde zu schreiben, den Bürgerrechtlern Medgar Evers, Malcolm X und Martin Luther King. „Remember this House“ betitelte Baldwin den Text, der unvollendet blieb und
dessen Fragment dreißig Seiten umfasst. Im Film spricht Samuel L. Jackson Baldwins Sätze im Off, dabei ist seine Intonation kaum von der Baldwins selbst zu unterscheiden, von dem zahlreiche Interviews, Reden und andere Filmdokumente im Film zu sehen sind. Baldwins Sprache nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise von den Anfängen der Bürgerbewegung mit dem Montgomery Bus Boykott und den ersten öffentlichen Auftritten von Martin Luther King 1955 bis zu seiner Ermordung 1968. Erschütternd ist I AM NOT YOUR NEGRO aber vor allem in seiner Aktualität. Einmal schildert Baldwin, wie ihn die Fotografie der 15-jährigen Dorothy Counts, einer afroamerikanischen Schülerin, die als eine der ersten Schwarzen zu einer weißen Highschool in Charlotte, North Carolina zugelassen worden war und auf dem Schulweg verspottet und angespuckt wurde, dazu bewegt hatte, aus dem Pariser Exil in die USA zurückzukehren. “Im Gesicht dieses Mädchen standen unaussprechlicher Stolz, Spannung und Schmerz, als sie auf die Hallen des Lernens zuschritt, während die Geschichte
Frankreich/USA/Schweiz/Belgien 2016 D 93 min D R: Raoul Peck D B: Raoul Peck, James Baldwin D K: Henry Adebonojo, Bill Ross D M: Turner Ross D V: Edition Salzgeber
Start am 30.03.2017 ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Brotfabrik Kino OMU ¢ Bundesplatz-Kino OMU ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Tilsiter Lichtspiele OMU
Raoul Peck’s Oscar nominated documentary, based on the unpublished texts from James Baldwin’s estate, is moving in its poetry and staggering in its relevance.
Termine unter www.indiekino.de
„ Grandiose Isabelle Huppert“ DIE WELT
„ Wunderbar“ SPIEGEL ONLINE
„ Klasse beobachtetes Frauenporträt“ STERN
Der junge Karl Marx hinter ihr johlte“, schreibt Baldwin. „Ich fühlte mich beschämt. Irgendjemand von uns hätte mit ihr dort sein sollen“. Peck zeigt die Fotografien, und sie schockieren heute wie damals. Nicht nur wegen Dorothy Counts Contenance, sondern auch, weil wir die Blicke der spuckenden, spottenden Schüler und ihrer Eltern heute auch in Deutschland wieder gesehen haben. I AM NOT YOUR NEGRO ist für den Oscar als bester Dokumentarfilm nominiert, und hat gerade den Panorama-Publikumspreis bei der Berlinale gewonnen. Ein großartiger Film. DER JUNGE KARL MARX, Raoul Pecks zweiter im März startender Film, ist ein Spielfilm, der die Begegnung und Freundschaft zwischen Karl Marx (August Diehl) und Friedrich Engels (Stefan Konarske) bis zur gemeinsamen Verfassung des kommunistischen Manifests schildert. Ein dialoglastiger Film, der gerade deshalb erstaunlich spannend und lebendig wirkt. Natürlich raufen, saufen und vögeln Marx und Engels auch, vor allem aber diskutieren sie: mit Proudhon, mit dem Frühsozialisten Weitling,
miteinander. Peck scheinen zwei Ideen dabei besonders wichtig zu sein: Einerseits Marx und Engels Argument, dass eine soziale Bewegung eine theoretische Grundlage braucht, was bei aktuellen Bewegungen von „Occupy“ bis „Black Lives Matter“ gerade nicht der Fall ist - teilweise ganz bewusst und mit ähnlichen Argumenten wie sie von Weitling und Proudhon vorgetragen werden, um die Anschlussfähigkeit an bürgerliche Bewegungen und humanistische Ideale nicht zu gefährden. Andererseits die Entwicklung des historischen Materialismus, der Idee, dass alle Geschichte die Geschichte von Klassenkämpfen ist. Vor allem aber ist DER JUNGE KARL MARX ein Film, der energisch darauf beharrt, dass die politische Diskussion eine leidenschaftliche, aufregende Angelegenheit ist. D Tom Dorow
Originaltitel: Le jeune Karl Marx D Deutschland/Frankreich/Belgien 2016 D R: Raoul Peck D B: Pascal Bonitzer, Raoul Peck, Pierre Hodgson D K: Kolja Brandt D M: Aleksey Aygi D D: August Diehl, Olivier Gourmet, Alexander Scheer, Vicky Krieps, Stefan Konarske D V: Neue Visionen Start am 02.03.2017 ¢ b-ware!ladenkino OMU ab 16.3. ¢ Bundesplatz-Kino OMU ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Eva Lichtspiele OMU ab 16.3. ¢ Hackesche Höfe Kino OMU am 2.3. um 20 Uhr mit „Marx-Patin“ Johanna Uekermann (Bundesvorsitzende der Jusos/stellvertr. Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion) ¢ Kino Intimes OMU ¢ Union Filmtheater OMU
Termine unter www.indiekino.de
LE JEUNE KARL MARX portrays the friendship between Marx and Friedrich Engels and the encounters and discussions that lead to them composing the communist manifesto.
ALLES WAS KOMMT AB 10. MÄRZ AUF BLU-RAY, DVD UND DIGITAL
INDIEKRITIKEN Deutschland 2016 D 100 min D R: Nicola Graef D B: Nicola Graef D V: Weltkino
Neo Rauch – Gefährten und Begleiter
Deutschland 2015 D 74 min D R: Mari Cantu D B: Mari Cantu D K: Ágnes Pákozdi D D: Martina Schiesser, Hermina Fátyol, Rainer Kirberg, Bence Máté, Szerafina Schiesser, Gábor Altorjay D V: Arsenal Institut Distribution
Westend Völkerverständigung
Deutscher Maler
Mehr als Künstler aus anderen Nationen werden Deutsche gern daran gemessen, wie sehr sie in ihrer Kunst die deutsche Geschichte, ja, die deutsche Seele spiegeln. Das hat Tradition, beschäftigten sich die international anerkannten deutschen Künstler der Nachkriegszeit doch stets unmittelbar mit Deutschland und seiner wechselvollen Geschichte: Joseph Beuys, Anselm Kiefer, Gerhard Richter oder eben Neo Rauch sind auf ihre ganz eigene Art unverwechselbar „deutsch“ und genau das macht sie für internationale Sammler und Kuratoren so interessant. Deren Blick, also ein Blick von außen stand am Anfang von Nicola Graefs Arbeit an ihrem Film über Neo Rauch, denn Rauch selbst ist notorisch kamerascheu und äußert sich nur selten über seine Arbeit. Graef lässt Sammler in New York, Vicenza, Leipzig und Seoul zu Wort kommen, die versuchen, ihre Faszination für die surrealen Bilderwelten Rauchs in Worte zu fassen, die bevölkert von unterschiedlichsten Gestalten sind, manchmal deutliche, manchmal versteckte Anspielungen auf deutsche Kultur und Geschichte enthalten, mal wuchtig, mal archaisch wirken, in jedem Fall unverwechselbar sind. Was anfangs der Kern des Films werden sollte, ist nun jedoch nur noch Beigabe und Ergänzung zu Rauch selbst. Denn tatsächlich gelang es Graef, das Vertrauen des Künstlers zu gewinnen, bis sie und ihr Kamerateam ihn bei seiner Arbeit in seinem Atelier in Leipzig beobachten konnten. Was man sieht ist ein ruhig arbeitender Mann, der bedächtig seine Bilderwelten entstehen lässt. In druckreifen Sätzen, die den ehemaligen Hochschul-Professor erahnen lassen, beschreibt Rauch seine Arbeit, gibt Einblicke in seine Ideenwelt und seine Vergangenheit. Zusammen mit den Aussagen von Wegbegleitern, seiner Frau und seinen Galeristen entsteht so ein reiches Porträt eines großen Künstlers, dessen Intelligenz sich in seinem Wesen und seinem Werk zeigt. D Michael Meyns
Start am 2.3.2017 ¢ Eva Lichtspiele ab 23.3. ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Il Kino ¢ Krokodil ab 30.3. ¢ Tilsiter Lichtspiele
D 22
D MÄRZ 2017
Neo Rauch is known for his large figurative paintings inspired by events from German history. Nicola Graef observes the extremely camera-shy painter at work in his studio in Leipzig and talks to his companions.
Sigi und Conny und ihre 18-jährige Tochter Miriam bewohnen eins von diesen weißen Würfel-Gründerzeit-Häusern im Westend. Ihre Hippievergangenheit sieht man an den zahlreichen Halsketten, die Conny trägt, an ihren weiten Röcken und am weitgehend naturbelassenen Garten. Wenn die Familie zum Familienmeeting zusammen kommen soll, erfolgt die Einberufung per Gong. Die Stimmung in der Familie ist so lala, Miriam ist gerade mit der Schule in Zürich und wird ohnehin bald das Haus verlassen, und zwischen den Eheleuten ist ein bisschen die Luft raus. Aus dieser Leerstelle, so legt es der Film nahe, entwickelt Conny die Idee, ein Roma-Kind aufzunehmen. Aus dem Kind wird eine junge Frau, Kishope, die eines Tages mit ihrem Koffer im Garten steht. Bald darauf tauchen ihr Mann Bela und ihr Sohn Latica auf, wenig später der Nichtsnutz von Vater und schließlich auch noch dubiose Geschäftspartner ihres Mannes. WESTEND verbindet den überdrehten Plot eines Screwball-Dramas, bei dem die Dinge immer mehr aus dem Ruder laufen, mit einer weitgehend realitätsnahen Erzählweise. Beispielsweise stehen die Familienmitglieder und die neuen Mitbewohner aus Ungarn, die sich gerade neu kennenlernen und wenig gemeinsame Sprache haben, ausführlich gehemmt in Fluren und Küchen herum und sind ein bisschen peinlich. Der Film ist die zweite Kinoarbeit der Ungarin Mari Cantu, hat aber etwas von einem Debütfilm. Man merkt das schmale Budget an der Ausstattung des West end-Einfamilienhauses, das seltsam unbewohnt wirkt, oder an der reduzierten Inszenierung, von der nicht immer klar ist, ob sie das Understatement sucht, sich nicht mehr traut, oder sich nicht mehr leisten kann. Schön sind die Dialoge: Sigi: „Hast du heute das Feuilleton der Zeit gelesen?“ Schweigen. Sigi: „Dein Desinteresse an der Welt ist phänomenal.“ Conny: „OK, wir gehen zur Paartherapie.“ D Hendrike Bake
Start am 23.3.2017 ¢ Brotfabrik Kino, am 23.3. um 19.30 Uhr in Anwesenheit von Regisseurin Mari Cantu und Produzent/Darsteller Gábor Altorjay
A middle-aged married couple from Berlin Westend decide to take a Roma child in, but instead of a child a young woman moves in with them followed by her husband, son, and father.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN Originaltitel: Jean Ziegler, l’optimisme de la volonté D Frankreich/Schweiz 2016 D 93 min D R: Nicolas Wadimoff D B: Nicolas Wadimoff, Emmanuel Gétaz D K: Camille Cottagnoud, Joseph Areddy D M: Bill Laswell D V: W-Film
Jean Ziegler – Der Optimismus des Willens
Originaltitel: Mal de pierres D Frankreich 2016 D 120 min D R: Nicole Garcia D B: Nathalie Carter, Nicole Garcia D K: Christophe Beaucarne D S: Simon Jacquet D D: Louis Garrel, Marion Cotillard, Alex Brendemühl, Victoire Du Bois D V: STUDIOCANAL
Die Frau im Mond Der Wahnsinn der Frauen
Streitbar
Er ist der Stachel in der Ferse des Kapitalismus. Ein glühender Kämpfer gegen den Hunger in der Welt, den er als Wurzel allen Übels erkennt. Ein aufrechter Kommunist und Bestsellerautor. Es ist leicht, einen Dokumentarfilm über Jean Ziegler zu drehen. Geboren in Thun, in gut situierten Verhältnissen, treibt es ihn bald raus aus der protestantischen Enge der Heimat in die Welt. Er geht als UN-Experte nach Afrika und erlebt dort die Schrecken der Diktatur unter Mobutu. Er war befreundet mit Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir und Chauffeur von Che Guevara, als Professor für Soziologie an der Universität Genf sowie als Gastprofessor an der Sorbonne in Paris tätig. Er schrieb zahlreiche Bücher über Unterdrückung und kulturellen Widerstand. In seiner Heimat ist er umstritten, von den rechten Kräften gehasst, aber auch nicht von allen Linken geliebt. Im Ausland verehrt man ihn. Die Biografie des heute 82-Jährigen allein reicht für einen mitreißenden Dokumentarfilm. Doch Nicolas Wadimoff war das zu einfach. Er selbst war mit 20 Jahren Student bei Ziegler, wandte sich von der Theorie ab und wurde Dokumentarfilmer. Sein Verhältnis zum alten Professor ist eng. Wadimoff begleitet den nimmermüden Kämpfer auf seinen Reisen, ins UN-Hauptquartier in New York und durch Lateinamerika. Vor allem in Havana zeigen sich andere Seiten des Menschen Ziegler. Vor den Kameras gibt er sich manchmal selbstherrlich und verherrlicht auch das sozialistische, autoritäre Einparteiensystem Kubas. Wadimoff scheut sich nicht, dazwischen zu gehen, wenn Ziegler in seine Monologe verfällt. Seine Stimme hinter der Kamera argumentiert klug. Seine Bilder setzen Zieglers Aussagen in Kontrast zur Realität. Zieglers liebevolle Frau Erica ist stets an der Seite ihres Mannes, lächelt und schweigt. Etwas, das dieser Dokumentarfilm nicht tut – und genau das macht ihn trotz der Fülle an Text so spannend. D Lars Tunçay
Start am 23.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Eva Lichtspiele
Termine unter www.indiekino.de
Documentarian Nicolas Wadimoff follows Swiss communist, friend of JeanPaul Sartre and Simone de Beauvoir, chauffeur to Che Guevera, sociology professor, and best-selling author Jean Ziegler in his travels and enganges him in discussions.
Südfrankreich in den 40er Jahren. Gabrielle (Marion Cotillard) ist eine eigenartige junge Frau. Sie liest viel, immer wieder wird sie von Krämpfen geschüttelt, die ihre Mutter für vorgetäuscht hält, und sie hat eine lebhafte erotische Fantasie. Als sie sich dem Dorfschullehrer auf einer Feier an den Hals wirft, reicht es ihrer Familie und sie wird an José, einen katalanischen Gastarbeiter, verheiratet, der sich mit dem Brautgeld eine eigene Existenz aufbauen kann. Als die Krämpfe andauern und Gabrielle ein Baby verliert, stellen die Ärzte die „Steinkrankheit“ fest und schicken sie zur Kur, wo Gabrielle den schönen, siechen Soldaten André Sauvage (Louis Garrel) kennenlernt und sich unsterblich verliebt. Nach der Kur schreibt sie ihm jahrelang Liebesbriefe und klammert sich an den Gedanken an eine Rettung durch Sauvage (sic). Regisseurin Nicole Garcia erzählt Gabrielles Geschichte als lange, fast den ganzen Film währende Rückblende. Ein Straßenschild in Lyon erinnert Gabrielle zu Beginn an den Geliebten und bringt sie dazu, ihren Leidensweg und die damaligen Gefühle noch einmal zu durchleben. Aber die Konfrontation mit der Gegenwart wirft auch ein neues Licht auf die Vergangenheit. DIE FRAU IM MOND nach dem gleichnamigen Roman von Milena Agus beschwört eine intuitive, essentialistische Weiblichkeit, die nicht sehr weit entfernt vom Hysteriebegriff des 19 Jahrhunderts ist. Gabrielle ist ganz unterdrücktes Gefühl und Begehren, unberechenbar und in sich verschlossen. Regisseurin Garcia schreibt: „Der Wahnsinn der Frauen ist eine Sache, die mich ungeheuer fasziniert, jene Zerbrechlichkeit, die die Gefahr in sich birgt, dass sie jederzeit aus dem Tritt geraten können und womöglich in eine Katastrophe steuern“. D Toni Ohms
Start am 2.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ¢ Bundesplatz-Kino DF OMU ¢ Eva Lichtspiele DF OMU ab 23.3. ¢ filmkunst66 DF ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU
Gabrielle gets married to a man she does not love in the 40s. She falls in love with a sick and handsome soldier while in a health resort. She writes him love letters for years and waits for him to come get her.
MÄRZ 2017 D
23 D
INDIEFEATURE
Tanna Inselliebe
Tanna, die Hauptinsel des abgelegenen Inselstaates Vanuatu im Südwestpazifik, ist von Urwald bewachsen und verfügt über einen der aktivsten Vulkane der Welt, den Mt. Yasur. Ungefähr 20.000 Menschen leben hier und einige Stämme, zu denen auch die Yakel gehören, haben Christianisierung und Tourismus widerstanden und pflegen ihre traditionelle Kultur. Die australischen Filmemacher Bentley Dean und Martin Butler haben sieben Monate auf der Insel gelebt und gemeinsam mit den Yakel eine Episode aus deren Geschichte verfilmt, die an „Romeo und Julia“ erinnert – allerdings ist es hier nicht die Feindschaft zweier Clans, die die beiden Liebenden trennt, sondern im Gegenteil, der Versuch, endlich Frieden zu schließen. Die Versöhnung zwischen den Imedin und den Yakel soll mit einer Hochzeit besiegelt werden. Doch Wawa ist in Dain, den Sohn des Dorfvorstehers der Yakel verliebt, und weigert sich, zu den Imedin zu gehen. Verfolgt von beiden Stämmen fliehen Wawa und Dain in den Urwald, verzweifelt auf der Suche nach einer Alternative zu Zwangsheirat und Verbannung. Am funkensprühenden Mt. Yasur kommt es schließlich zur Entscheidung. Dean, Butler und die Yakel, die alle Rollen selbst spielen, haben einen Film geschaffen, der sich Kategorisierungen verweigert. TANNA ist epische Liebesgeschichte, ethnologische Dokumentation und „visual history“ in einem: Ein kluges Drehbuch und opulente Bilder verleihen TANNA einen Hauch Hollywood. In einzelnen Szenen, etwa wenn Dain Honig erntet oder alle am Wasserfall arbeiten und plantschen, spürt man das ethnologische Interesse der Filmemacher. Die Verlautbarungen des Schamanen fassen den Gehalt der tragischen Liebesgeschichte für das Selbstverständnis der Yakel zusammen. Die Mischung fasziniert und sie funktioniert: TANNA wurde in Venedig 2016 mit dem Preis der Filmkritik ausgezeichnet und ist unter den Finalisten für den diesjährigen Oscar für den besten fremdsprachigen Film. D Hendrike Bake
Australien/Vanuatu 2015 D 104 min D R: Bentley Dean, Martin Butler D B: John Collee, Martin Butler, Bentley Dean D K: Bentley Dean D S: Tania Nehme D M: Antony Partos D D: Mungau Dain, Marie Wawa, Marceline Rofit D V: Kairos Filmverleih
Start am 30.03.2017 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz ¢ Hackesche Höfe Kino OMU
OMU
D 24
D MÄRZ 2017
The conciliation between Imedin and Yakel on Tanna island in the southwest Pacific is going to be sealed with a wedding. But Wawa is in love with Dain, the son of Yakel’s village chief, and refuses to go to Imedin. Wawa and Dain are pursued by both tribes in the jungle.
INDIEFEATURE
MÄRZ 2017 D
25 D
INDIEKRITIKEN Deutschland/Österreich 2017 D 103 min D R: Josef Hader D B: Josef Hader D K: Xiaosu Han, Andreas Thalhammer D S: Monika Willi, Christoph Brunner, Ulrike Kofler D D: Georg Friedrich, Josef Hader, Nora von Waldstätten, Pia Hierzegger, Jörg Hartmann D V: Majestic Film
Wilde Maus
Bauer unser
Hader satt
Die Logik der Lebensmittelproduktion
Jetzt also auch Regisseur. Erst war Josef Hader ein erfolgreicher Kabarettist, dann begann mit INDIEN und vor allem den Brenner-Filmen, bei denen er auch am Drehbuch mitarbeitete, seine Karriere als Schauspieler. Nun also ein Rundumschlag Hader: Bei Wilde Maus ist der Wiener Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur in Personalunion, eine volle oder gar eine Überdosis Hader also? Natürlich ist auch hier die von Hader verkörperte Figur des Musikkritikers Georg eine Variation von Hader selbst. Ein Mann, der eigentlich in den besten Jahren ist, diese aber irgendwie doch schon hinter sich hat: Bei der Zeitung entlassen, die Ehe mit der Psychotherapeutin Johanna (Pia Hierzegger) kriselt, der Bauch schwabbelt schon bedenklich, Freunde gibt es auch nicht wirklich, kein Wunder, denn Georg ist ein rechter Misanthrop. Berühmt war er für seine heftigen Verrisse, doch mit seinem harschen Urteil hat er meist jeglicher Kommunikation von Anfang an den Boden entzogen, auch im Privaten. Und das ist bei allen Haderismen, allem typischen Schmäh, der sich auch durch die WILDE MAUS zieht, das Thema, das der Debütregisseur Hader erstaunlich subtil herausarbeitet. Er führt vielfältige Figuren ein – von seinem Chef (Jörg Hartmann), über Johannas gutmenschelnden Patienten Sebastian (Denis Moschitto), bis zum Rumtreiber Erich (Georg Friedrich), mit dem Georg im Prater bald ein Fahrgeschäft betreibt – deren Beziehungen alle von mehr oder weniger gravierenden Mängeln an Kommunikation geprägt sind. Wirkt die lose Struktur, das scheinbar unzusammenhängende Figurenpersonal anfangs noch disparat, führt Hader nach und nach die Fäden zusammen. Eine reife Leistung für einen späten Debütregisseur, der nach eigenem Bekunden kaum ein Metier wirklich gelernt hat, sondern sich die filmischen Fähigkeiten nach und nach angeeignet hat. Mit Erfolg. Mehr Hader als WILDE MAUS geht dann also kaum. D Michael Meyns
Start am 9.3.2017 ¢ Acud Kino ab Ende März ¢ b-ware!ladenkino ab Ende März ¢ Bundesplatz-Kino ab Ende März ¢ Eiszeit Kino ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Sputnik Kino ab 23.3.
D 26
D MÄRZ 2017
Frankreich/Österreich/Belgien 2016 D 92 min D R: Robert Schabus D B: Robert Schabus D K: Lukas Gnaiger D S: Paul M. Sedlacek, Robert Schabus D M: Andreas Frei D V: MFA+ Distribution
Josef Hader wears many hats as the writer, director, and protagonist: Georg, a music critic and misanthrope in his best years, just got laid off from his magazine, has a marriage that’s on the rocks, and doesn’t really have any friends.
Spezialisierung, Masse, Technisierung: Das Image vom beschaulichen Bauernhof mit einer Diversität von Tieren, zu denen der Bauer ein geradezu familiäres Verhältnis pflegt, ist eine Illusion, die eigentlich nur durch die Werbeindustrie aufrechterhalten wird, um den Konsumenten eine märchenhafte Idylle zu suggerieren, die mit der Realität der modernen Landwirtschaft nicht das Geringste zu tun hat. Dass diese Erkenntnis eine Binsenweisheit ist, ein offenes Geheimnis, das wir dennoch lieber verdrängen als hinterfragen, macht Filme wie BAUER UNSER umso dringlicher. Denn letztlich ist es das Kaufverhalten der Verbraucher, das immer wieder als Argument für die Rechtfertigung eines monströsen globalen Apparats und eines widersinnigen Systems angeführt wird. Der österreichische Regisseur Robert Schabus und der Produzent Helmut Grasser (WE FEED THE WORLD, LET’S MAKE MONEY, MORE THAN HONEY) reagieren auf die Werbelügen nicht mit emotionsgeladenen Gegenbildern, sondern sie visualisieren die kalte und durchtechnisierte Logik der modernen Massenbetriebe, die benötigt werden, um die kostengünstigsten und damit effektivsten Herstellungsmethoden der Lebensmittel zu gewährleisten. Für unsere Kühe und Legehennen, das wird bei den Einblicken in die vom Großhandel unterstützten Ställe deutlich, sind die technokratischen Dystopien von Orwell und Huxley längst Realität. Obwohl Schabus mit kleinen und alternativen Betrieben Gegenentwürfe aufzeigt, spielt er die Landwirte nicht gegeneinander aus. Gestützt durch Aussagen von Politikern, Gewerkschaftlern und Wissenschaftlern macht BAUER UNSER über alle Ebenen hinweg deutlich, dass auf Produzentenseite niemand mit den Gegebenheiten zufrieden sein kann. Dafür sind keine persönlichen Befindlichkeiten notwendig, es genügen die Kriterien der reinen Vernunft. D Jens Mayer
Start am 23.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Hackesche Höfe Kino
BAUER UNSER shows the cold and engineered logic of modern factory farming that is required to guarantee the most cost-efficient and effective production method.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN
Alles gut
Unter aller Augen
Der achtjährige Roma Djaner aus Mazedonien und die elfjährige Ghofran aus Syrien erleben den Schulanfang in Hamburg sehr unterschiedlich. Ghofran wäre lieber wieder in Syrien, und zieht sich zurück, überrascht von Mädchen, die schwimmen gehen und sich schminken dürfen. Djaner ist dagegen froh, in der Schule keine Angst mehr vor Prügel haben zu müssen. Mit der Zeit wird Ghofran immer selbstbewusster, während Djaner mit aufgestauten Aggressionen zu kämpfen hat.
Regisseurin Claudia Schmidt hat mit Frauen aus aller Welt gesprochen, die Opfer schwerer häuslicher Gewalt waren, sich freigekämpft haben und nun daran arbeiten, eine neue Existenz aufzubauen. Die Frauen stammen aus ganz unterschiedlichen Kulturen und Lebensumständen, doch in ihren sehr persönlichen Berichten offenbaren sich Parallelen, zeigen sich Strukturen und Mechanismen, die Gewalt gegen Frauen begünstigen. Auch einzelne Täter kommen zu Wort und schildern die Selbstverständlichkeit mit der Gewalt Teil des Alltags ist.
Start am 23 .3.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Eva Lichtspiele, am 23.3. um 20.15 Uhr Filmgespräch mit Produzent Hauke Wendler ¢ fsk-Kino am Oranienplatz ¢ Sputnik Kino, am 25.3. um 19 Uhr Filmgespräch mit Regisseurin Pia Lenz
Deutschland 2016 D 95 min D R: Pia Lenz
Die letzten Männer von Aleppo Khalid, Subhi und Mahmoud gehören zu den Gründungsmitgliedern der „Weißen Helme“, einer Gruppe von Bürgern Aleppos, die erste Hilfe leisten, Feuer löschen und nach Bombenangriffen nach Verwundeten suchen. Die Dokumentarfilmer begleiten sie ein Jahr lang unter großem eigenen Risiko bei ihrer gefährlichen und zermürbenden Arbeit. Für diesen Mut, für die außergewöhnlichen Einblicke in eine belagerte Stadt und für eine beeindruckende Kameraarbeit wurde LAST MEN IN ALEPPO im Januar beim Sundance Festival mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet. Start am 16.3.2017 ¢ Eva Lichtspiele OMU , Preview am 2.3. um 18 Uhr in Anwesenheit der Regisseure Feras Fayyad und Steen Johannessen ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ Sputnik Kino OMU , Preview am 2.3. um 19.30 Uhr in Anwesenheit der Regisseure ¢ Union Filmtheater OMU
Originaltitel: Last Men in Aleppo D Syrien 2017 D 110 min D R: Steen Johannessen, Firas Fayyad
Start am 9.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ City Kino Wedding, am 10.3. um 18.45 Uhr in Anwesenheit der Regisseurin Claudia Schmidt ¢ Sputnik Kino
Deutschland 2017 D 90 min D R: Claudia Schmidt
INDIEKRITIKEN USA 1981 D 85 min D R: Sam Raimi D B: Sam Raimi D K: Tim Philo D M: Joseph LoDuca D D: Bruce Campbell, Ellen Sandweiss, Richard DeManincor D V: Park Circus
The Evil Dead
Deutschland 2016 D 92 min D R: Antje Hubert D B: Antje Hubert D K: Andreas Stonawski
Von Bananenbäumen träumen
Der Knetgummi-Splatter ist zurück
Ich sag mal: Ja Nein, auch wenn der Weltvertreib Park Circus es noch so oft in seine Pressemitteilungen schreibt, THE EVIL DEAD ist nicht „das erste Mal in deutschen Kinos“. Der Film der Raimi-Brüder hatte einen grandiosen deutschen Kinostart eine Woche vor der Berlinale 1984. Die Presse war begeistert, und wir jungen Horrorfans tigerten ins Kant-Kino, um hinterher völlig geschafft und enthusiastisch kichernd durch die Kälte zu stapfen. So etwas hatten wir noch nie gesehen. Wie hatten die bloß diese Kamerafahrten hinbekommen? Heute wissen wir: Kamera auf ein Brett geschraubt, ein paar Seile links und rechts, und dann rannten die Raimi-Brüder mit dem Brett durch den Wald. Damals war das völlig und unglaublich neu, genau wie dieser irrwitzige Knetgummi-Splatter-Quatsch am Ende. Im April 1984, der Film hatte sich in den Kinos als Dauerbrenner gehalten, wurden alle Filmkopien beschlagnahmt. TANZ DER TEUFEL war zum Vorzeigefilm der idiotischen „Gewaltvideo“-Debatte geworden. Der Untergang des Abendlandes stand bevor, weil die Raimis gelbes Hexenblut aus untoten Knetgummiköpfen rinnen ließen. Das musste auf jeden Fall auch irgendwie frauenfeindlich sein. Wie sehr die Raimi-Brüder mit ihrem nerdigen Helden Ash traditionelles Machotum ironisierten, fiel offenbar nicht auf. Jahrzehntelang kämpfte der sehr respektable Indie-Verleih Prokino um die Freigabe von TANZ DER TEUFEL, aber immer, wenn ein Etappensieg errungen war, schlug wieder ein Staatsanwalt zu. In den letzten vier Jahren gab es eine gewisse Lockerung, und viele Horror-Klassiker aus den 70er und 80er Jahren wurden endlich wieder freigegeben, SUSPIRIA, THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE, zuletzt OPERA. Natürlich muss man THE EVIL DEAD im Kino gesehen haben. Wir können darauf hoffen, dass in dreißig Jahren auch die Neo-Klassiker des New French Extremism vom Index verschwinden, Filme wie MARTYRS, INSIDE und FRONTIÈRE(S). D Tom Dorow
Start am 9.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Brotfabrik Kino DF
DF Ov
D 28
Ov
D MÄRZ 2017
Sam Raimi’s legendary 80s cult horror film that involves a cabin in the woods, teenagers, demons, and amazing play dough splatter effects was banned for decades and can finally be shown in German cinemas.
In den Dokumentarfilm VON BANANENBÄUMEN TRÄUMEN von Antje Hubert muss man sich als hibbelige Großstadtbewohnerin erst einfinden. Hubert erzählt gemächlich, eins nach dem anderen, mit freundlichen Animationen und Kapitelüberschriften zwischendrin. Das Tempo passt zu dem kleinen Dorf in Norddeutschland, in dem auch nichts überhastet passiert. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Dörfern, die ebenso wie Oberndorf an der Oste mit Landflucht zu kämpfen haben, wollen die Bewohner die Verarmung des kulturellen und sozialen Angebots nicht hinnehmen. Als die Dorfschule geschlossen werden soll, setzt sich eine engagierte Runde zusammen und schmiedet Pläne, um den Kauf der Schule zu finanzieren. Ein Projekt muss her und eine Agentur in Berlin soll dabei helfen. Sie entwickelt einen Plan, der auf den ersten Blick kurios wirkt: Mit der in der Gegend reichlich vorhandenen Gülle könnte Energie für eine Fischaufzucht von afrikanischen Welsen gewonnen werden. Als Abfallprodukt entstünde Dünger, der wiederum einer Bananenplantage zugeführt werden könnte … Antje Hubert verfolgt die Entwicklung des Plans von den ersten Anfängen über Rückschläge, Umwege, Wartezeiten und erste Erfolge bis zu dem Zeitpunkt, wo der erste Fisch im neuen Becken schwimmt. Aber um den Erfolg des Projektes, das am Ende überregional Aktionäre anzieht, geht es gar nicht so sehr wie um den Prozess der Umsetzung, der alle an jeder Ecke vor neue, ganz individuelle Herausforderungen stellt. Dorfaktionäre fühlen sich ausgegrenzt, der innere Kern ist überfordert, Genehmigungen lassen auf sich warten, und auf einmal wird alles viel größer als erwartet. Es macht Freude, an der Entwicklung des Dorfes teilzuhaben und den herzlichen und offenen Bewohner*innen zuzuhören. Und am Ende kann man Bauer Jörn in seinem abschließenden Urteil nur zustimmen: „Ich sag mal: Ja.“ D Toni Ohms
Start am 30.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ fsk-Kino am Oranienplatz
The citizens of Oberndorf an der Oste are trying to prevent the erosion of their village life due to rural migration. They turn to a Berlin agency that develops a plan that seems strange at first: the plentiful manure in the area could create enough energy to breeding African catfish.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN
Die andere Seite der Hoffnung
Originaltitel: Toivon tuolla puolen D Finnland 2017 D 98 min D R: Aki Kaurismäki D B: Aki Kaurismäki D K: Timo Salminen D S: Samu Heikkilä D D: Kati Outinen, Tommi Korpela, Sakari Kuosmanen, Sherwan Haji D V: Pandora Film
Solidarität der Underdogs
Aki Kaurismäki ist schon seit Jahren Stammgast der Berlinale. Der zweite Teil seiner mit LE HAVRE begonnenen „Hafen-Trilogie“ über die globalisierte Welt war nun sein Debüt im diesjährigen Berliner Wettbewerb. Und das völlig nachvollziehbar, denn DIE ANDERE SEITE DER HOFFNUNG behandelt mit der „Flüchtlingskrise“ nicht nur ein hochaktuelles Thema, sondern lebt auch vom typischen lakonischen Tonfall und dem feinen Humor Kaurismäkis. Seine unterhaltsame Tragikomödie folgt der Retro-Künstlichkeit, die den Kinokosmos des Finnen seit jeher auszeichnet, wenn die Figuren etwa in viel zu alten Autos durch die Gegend fahren. Der junge Mechaniker Khaled (Sherwan Haji) flüchtet von Syrien aus durch halb Europa und landet schließlich zufällig als blinder Passagier auf einem Kohlefrachter in Helsinki. Seinen Asylantrag schmettert die Einwanderungsbehörde mit dem Verweis auf die verbesserte Sicherheitslage in Aleppo ab. Also bleibt der Syrer illegal in Finnland und schlägt sich auf der Straße durch. Parallel beginnt der Handelsvertreter Wikström (Sakari Kuosmanen) ebenfalls ein neues Leben, indem er seine alkoholkranke Frau verlässt und seinen Job als Händler von Hemden und Krawatten aufgibt. Mit dem Gewinn aus einem Hinterzimmer-Pokerspiel kauft der gutherzige Wikström ein heruntergewirtschaftetes Restaurant samt drei Mitarbeitern. Als Khaled eines Nachts im Hinterhof des Lokals übernachtet, kommt es am nächsten Morgen zu einem kleinen Faustkampf mit Wikström. Doch schon einen Schnitt später sind die beiden versöhnt. Fortan unterstützt der alte Finne den jungen Flüchtling, den er mit falschen Papieren als Tellerwäscher und Putzmann anstellt.
Start am 30.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ab Mitte April ¢ Filmrauschpalast OMU ab Mitte April ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Il Kino ab Mitte April ¢ Krokodil ab Mitte April
Termine unter www.indiekino.de
Khaled the mechanic has fled from Syria and has crossed half of Europe landing in Helsinki as a stowaway. Sales representative Wikström leaves his alcoholic wife and job and buys a run-down restaurants and hires Khaled.
Bei Aki Kaurismäki avancieren die kleinen Leute und gesellschaftlichen Verlierer regelmäßig zu Helden, wobei der Aufbruch in ein neues Land oft der Schlusspunkt seiner Filme ist, etwa in ARIEL oder LENINGRAD COWBOYS GO AMERICA. DIE ANDERE SEITE DER HOFFNUNG beginnt hingegen damit, dass Khaled Finnland erreicht und dort zunächst Ablehnung erfährt. Erst in der Solidargemeinschaft mit Wikström und seinen Mitarbeitern findet er Anschluss an ein neues Leben. So entspinnt sich der neue Kaurismäki als Plädoyer für gelebte Solidarität und Kritik an behördlicher Engstirnigkeit. Besonders eindrücklich gelingt das, als Kaurismäki die Ablehnung von Khaleds Asylantrag mit Nachrichtenbildern von der Bombardierung Aleppos konterkariert. Einen so starken Realitätsbezug hatte in der märchenhaften Kaurismäki-Welt bislang nur ARIEL. Aki Kaurismäki zeichnet aber kein differenziertes Bild der komplizierten gesellschaftspolitischen Lage. Gut und Böse, menschlich und unmenschlich sind in seinem Film klar voneinander getrennt, Grauzonen gibt es keine. Stattdessen ergreift seine wortkarge Flüchtlingskomödie Partei für die Abgehängten und führt eine utopische Solidarität der Underdogs ins Feld. Bei aller Ernsthaftigkeit des Themas bringt Kaurismäki aber auch seinen trockenen Humor an, der bisweilen in Slapstick ausartet, wenn Wikström immer neue Geschäftsideen durchspielt und zwischenzeitlich das wohl mieseste Sushi der Welt verkauft. Gefilmt wurde DIE ANDERE SEITE DER HOFFNUNG ganz klassisch auf 35mm-Material, was der satten Farbgebung und dem generellen Retro-Anstrich entgegen kommt. Auch sonst versammelt der neue Kaurismäki die Stilmittel des Finnen, mit wiederkehrenden Figuren, der zentralen Bedeutung der Musik und der prägnanten Verknappung des Geschehens. Nach außen hin zeigen Wikström und die anderen schweigsamen Figuren kaum eine Regung, doch in ihrem Innern waltet ein starker Humanismus. Auf der Berlinale wurde DIE ANDERE SEITE mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet. D Christian Horn
MÄRZ 2017 D
29 D
INDIEKRITIKEN Originaltitel: Barakah yoqabil Barakah D Saudi-Arabien 2016 D 88 min D R: Mahmoud Sabbagh D B: Mahmoud Sabbagh D K: Victor Credi D S: Sofía Subercaseaux, Daniel Garcia D M: Zeid Hamdan, Maii Waleed D D: Hisham Fageeh, Fatima AlBanawi, Sami Hifny, Khairia Nazmi, Abdulmajeed Al-Ruhaidi D V: Arsenal Institut Distribution
Barakah Meets Barakah Saudi Rom-Com
Deutschland 2015 D 95 min D R: Florian Heinzen Ziob, Georg Heinzen D B: Florian Heinzen Ziob D V: W-film
Original Copy – Verrückt nach Kino Vintage Flair
Hisham Fageeh ist international durch sein sehr komisches Video „No Woman, No Drive“ bekannt geworden. In der saudi-arabischen romantischen Komödie BARAKAH MEETS BARAKAH (Regie: Mahmoud Sabbagh) spielt er den jungen Ordnungsamtsangestellten Barakah (dt. in etwa „Segenskraft“), der sich in die Boutiquenbesitzerinnentochter Bibi verliebt. Bibi ist ein Instagram-Star, glamourös, modern und anspruchsvoll, aber bei ihren Selfies zeigt sie nie ihr ganzes Gesicht. Warum sie sich für den unbeholfenen Barakah interessiert, ist zunächst unklar. Die beiden würden sich gern ein wenig näher kommen, aber in einem Land, in dem alles nach Geschlechtern getrennt geregelt ist, und die Religionspolizei eine ständige Bedrohung darstellt, ist das gar nicht so einfach. BARAKAH MEETS BARAKAH träumt von einer anderen arabischen Welt, die hier vor allem in der viel fortschrittlicheren Vergangenheit aufgesucht wird. Mahmoud Sabbagh lässt im Fernsehen Ausschnitte aus dem sinnlichen Thriller CAIRO STATION (1958) mit der „arabischen Monroe“ Hind Rostom laufen, und zeigt Fotografien von Konzerten und dem fröhlichen Strandleben im Saudi-Arabien der 60er Jahre. Der alte Oud-Spieler Da’ash raucht lieber Hasch oder Opium als noch selber zu spielen, denn selbst wenn er sich nur Videos der legendären Sängerin Umm Kulthum ansieht, dreht ihm die Polizei den Strom ab. „Was ist nur aus uns geworden?“ fragt Hisham Fageeh. Der Film spielt lässig mit den Absurditäten des regulierten Lebens und der architektonischen Hybris in Saudi-Arabien, den Heucheleien und den Vorschriften, die Barakah in seinem Job unwillig durchsetzen muss. Bei der Razzia in einer illegalen Brauerei beschwert sich sein Kollege, dass das Ordnungsamt wieder nur das schale Bier bekommt, während sich die Staatspolizei den teuren Whisky unter den Nagel reißt. Jenseits der Heuchelei spielt das richtige Leben, im Geheimen. D Tom Dorow
Start am 16.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Brotfabrik Kino OMU ¢ Sputnik Kino OMU
OMU
D 30
D MÄRZ 2017
Young public affairs officer Barakah falls in love with Bibi, a boutique owner’s daughter, in this Saudi Arabian romantic comedy. The two want to get closer, but that isn’t easy to do in a country where everything is separated by gender.
„Talkies“ nannte man damals die allerersten Tonfilme. Da es aber bald nur noch sprechende Filme gab, erübrigte sich der Begriff. Wenn ein Kino heute also „Alfred Talkies“ heißt, ist das Haus schon dem Namen nach aus der Zeit gefallen. Tatsächlich lockt das gleichnamige Kino in Mumbai mit Vintage Flair: Auf dem Programm stehen alte Bollywood-Reißer mit viel Action, stilecht projiziert von antiken 35mm-Rollen. Die Projektoren rattern vor sich hin, ab und an verpennt der Vorführer die Überblende. Und an der Außenfassade des bereits im 19. Jahrhundert als Bühnentheater genutzten Hauses strahlen eigens handgemalte Kinoplakate in allen Farben des Bollywoodkinos. Als Vorlage für die Konterfeis der alten Stars dienen die abgewetzten Magazine und alten Pressefotos, die sich im Atelier in jeder Ecke stapeln. Natürlich ist auch in Mumbai die digitale Revolution längst angekommen: Entsprechend laufen die Geschäfte des „Alfred Talkies“ eher schlecht. Eine kleine, eingeschworene Crew hält dieses Kino-Fossil am Leben – schon auch aus Idealismus, aber auch, weil man sonst nicht wüsste, wohin mit sich. Mit ORIGINAL COPY haben Florian Heinzen-Ziob und Georg Heinzen diesem Lichttheater und mehr noch den Leuten, die darin arbeiten, ein behutsam beobachtetes, eher leises Porträt gewidmet. Um nostalgische Kinofolklore geht es dabei nur am Rande: Im Zeitalter handlich-cleaner DCP-Festplatten und Server-Standleitungen, die heute unsere Kinoprogramme bestücken, verdeutlicht ORIGINAL COPY vielmehr den Kampf mit dem Material, der das Kino früher einmal gewesen ist. Dessen Ende ist freilich abzusehen: Die eskapistischen „Bigger than life“-Filmbilder auf der Leinwand des „Alfred Talkies“ reiben sich mehr denn je an der tristen Realität, die wieder kenntlich wird, sobald das Licht im Saal angeht. D Thomas Groh
Start am 9.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Sputnik Kino OMU
OMU
The “Alfred Talkies“ in Mumbai is appealing for its vintage fair: old Bollywood thrillers are projected on 35mm rolls, the projectors rattles along, and the projectionist occasionally misses the changeover. A loving cinema portrait.
Termine unter www.indiekino.de
Deutschland/Schweiz 2016 D 100 min D R: Michael Koch D B: Juliane Grossheim, Michael Koch D K: Bernhard Keller D S: Florian Riegel D D: Georg Friedrich, Margarita Breitkreiz, Olga Dinnikova, Sahin Eryilmaz D V: Real Fiction
Marija
Königin der Nordstadt
„Just a lonely girl in a cold, cold world“ trällert Falco in einer Szene aus dem Autoradio. Das passt. Mit ihren harten Gesichtszügen und den aufgesprungenen Lippen wirkt die junge Ukrainerin Marija tatsächlich wie das einsamste Mädchen der Welt. Ihr Traum von einem Friseursalon rückt in weite Ferne, als sie ihren Job als Hotelputzfrau verliert. Weil sie keine Miete zahlen kann, besänftigt sie ihren Vermieter Cem mit einem Blowjob. Fortan erledigt sie kleine Aufträge für ihn und lernt den zwielichtigen Unternehmer Georg kennen, für den sie als Dolmetscherin Russisch übersetzt. Mit Georg erlebt Marija unbeschwerte Momente, doch im Grunde kämpft sie allein für ihre Selbstbestimmung – das Leben schenkt ihr jedenfalls nichts, und sie hat ebenfalls nichts zu verschenken. Nach drei Kurzfilmen inszenierte Michael Koch mit dem lebensnahen Sozialdrama MARIJA sein Spielfilmdebüt, das in Locarno für einen Goldenen Löwen nominiert wurde. Im Epizentrum steht die von Margarita Breitkreiz gespielte, so kämpferische wie verletzbare Marija. Breitkreiz trat bislang vor allem im Fernsehen auf (z.B. im „Tatort“) und spielt die Hauptrolle mit solcher Wucht, dass sie künftig sicher öfter im Kino zu sehen sein wird. Michael Koch porträtiert allerdings nicht nur seine Protagonistin, sondern insbesondere das alltägliche Leben der Migranten in der Dortmunder Nordstadt, einem multikulturellen Problemkiez. Das Skript reißt viele Schicksale an, etwa das eines Russen, der ohne Versichertenkarte zum Arzt will. Cem macht allerhand Geschäfte mit den Einwanderern und füllt beispielsweise Kindergeldanträge aus – für 100 Euro pro Kind. Ohne in simple Betroffenheit abzurutschen, blickt Koch den unterschiedlichen Charakteren über die Schulter und entwirft eine fein beobachtete, glänzend gespielte Milieustudie vom Rand der Gesellschaft. D Christian Horn
Start am 9.3.2017 ¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino ¢ fsk-Kino am Oranienplatz ¢ Hackesche Höfe Kino, am 9.3. um 20 Uhr in Anwesenheit von Regisseur Michael Koch ¢ Krokodil ¢ Sputnik Kino
Nominiert für den Oscar 2017 als bester fremdsprachiger Film Publikumspreis Filmfestival Venedig 2015
TWO TRIBES. ONE LOVE.
Michael Koch’s keenly observed and beautifully acted milieu study has the ructious and vulnerable Marija at the epicenter, whose dream of owning her own hair salon becomes a distant prospect when she loses her job as a hotel cleaning woman.
EINE VERBOTENE LIEBE
EIN FILM VON MARTIN BUTLER UND BENTLEY DEAN
www.kairosfilm.de
Termine unter www.indiekino.de
Beste Kamera Filmfestival Venedig 2015
ab 30. März im fsk Kino
INDIEKRITIKEN Originaltitel: La tortue rouge D Frankreich/Japan/Belgien 2016 D 80 min D R: Michael Dudok de Wit D B: Michael Dudok de Wit D S: Céline Kélépikis D M: Laurent Perez del Mar D V: Universum Film
Die rote Schildkröte Seestücke
Ein Schiffbrüchiger kämpft um sein Überleben. Er strandet auf einer Insel, einer einsamen Idylle aus weiten Sandstränden und felsigen Klippen mit einem immergrünen Bambuswald im Zentrum. Er organisiert sein Überleben und dann seine Flucht: Immer wieder baut er ein Floß, immer wieder zerbricht es auf mysteriöse Weise kurz vor der Küste bei ruhiger See und klarem Himmel. Jedes Floß ist größer als das letzte und dennoch ist der Mann nicht in der Lage zu gehen. Eine große rote Schildkröte hindert ihn daran, bis er sich in sein Schicksal fügt und sich auf das Inselleben einlässt. Die symbolische Geschichte von DIE ROTE SCHILDKRÖTE erzählt wie bereits Michael Dudok de Wits Kurzfilme DER MÖNCH UND DER FISCH und VATER UND TOCHTER vom Kreislauf des Lebens, diesmal aus einer dezidiert männlichen Perspektive. Es geht um Aufbruch, Entdeckersein, Ankommen, Familie gründen, Loslassen und erneuten Aufbruch. Gelegentlich führt das zu Bildern von familiärer Inselidylle, die an DIE BLAUE LAGUNE erinnern. Aber geschenkt: wodurch DIE ROTE SCHILDKRÖTE beeindruckt, bezaubert und fasziniert sind de Wits magische Aquarelle, die dem Film auch eine Oscar-Nominierung einbrachten. Die Bilder scheinen zu pulsieren. Wellen plätschern sacht, vielschichtig-durchsichtig an den Strand. Durch den Bambuswald geht ein Hauch von Wind und rührt die Blätter. In zartesten Nuancen fängt de Wit ein, wie sich der endlose Himmel über der Insel und das endlose Meer rundum im Tagesverlauf ändern. Wie die Sonne steigt und sinkt und lange Schatten über den Strand wirft. Wie Wolken eines Tages das Blau verdüstern und ein Sturm aufkommt. De Wits Schilderung eines Tsunamis gleicht einem Gedicht und gehört zu den besten Animationen, die ich je gesehen habe. Übrigens: DIE ROTE SCHILDKRÖTE kommt ohne Dialoge aus. D Hendrike Bake
Start am 16.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino
D 32
D MÄRZ 2017
A shipwrecked man is stranded on an island, a lonely idyll with sandy beaches and cliffs with an evergreen bamboo forest in the center. Dudok de Wit (THE MONK AND THE FISH) tells a symbolic story of the cycle of life in enchanting watercolors.
Deutschland/Frankreich/Österreich 2016 D 73 min D R: Robert Bober D B: Robert Bober D K: Giovanni Donfrancesco D V: Edition Salzgeber
Wien vor der Nacht Heldenplatz der Heimatlosen
In seinem neuen Film begibt sich Robert Bober auf die Spuren seines Urgroßvaters, der nach einer gescheiterten Emigration nach Amerika den letzten Teil seines Lebens in der Wiener Leopoldstadt, dem damaligen jüdischen Viertel, verbrachte. Wolf Leib Fränkel starb zu Friedenszeiten glücklich und im Kreise einer großen Familie, aber mit wenig, was sonst von seinem Leben zeugt. Bober stellt sich vor, wie es gewesen wäre, mit dem Uropa auf den Prater zu gehen oder sich von ihm Geschichten aus seinem Heimatdorf in Galizien erzählen zu lassen. Denn natürlich folgte schon wenige Jahre später die „Nacht“, der Anschluss Österreichs, die Reichskristallnacht und der Krieg; die „Nacht“, in der Teile der Familie spurlos verschwanden und vergessen wurden. Der Film ist eine zärtliche Annäherung an eine, in den Worten von Schnitzler, sicherere und beruhigendere Zeit, eine Meditation über Erinnerung, über Familie und jüdische Identität, und über ein Wien, das es so nicht mehr gibt. Damals eine kulturelle und kaiserliche Weltstadt, war es voller Literaten, deren Heimat das Hotel und das Kaffeehaus waren, die sich als Juden und als Wiener sahen, bevor sie flüchten mussten und sich Wien später nicht einmal mehr daran erinnern wollte, mit welchem Enthusiasmus es sie vertrieben hatte. Die Geschichte hat auch hier nicht nur die Spuren ihres Lebens vernichtet, sondern auch die Spuren der Vernichtung selbst: Nicht einmal ein Bild einer brennenden Wiener Synagoge existiert. Die Nacht war schließlich auch die, deren Ende Stefan Zweig in seinem Abschiedsbrief nicht abwarten wollte. Mithilfe der literarischen Texte und der Erkundung der modernen Stadt füllt Bober die Leerstellen aus und schafft so eine kaleidoskopische Illustration, die von so viel mehr erzählt als vom Leben eines Vorfahren. D Christian Klose
Start am 9.3.2017 ¢ Bundesplatz-Kino ¢ Eva Lichtspiele ab 16.3. ¢ filmkunst66 ¢ Krokodil
Robert Bober is looking for his great-grandfather who spent the last part of life in Viennese Leopoldstadt, the former Jewish quarter, looking for a Vienna that no long exists.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN
Certain Women Tapfer und empathisch
Kelly Reichardts Filme strahlen immer eine große Zärtlichkeit für ihre unsicheren, sich irgendwie durchwurstelnden Heldinnen und Helden aus. So selten ihre Figuren Liebe finden, so sehr liebt Reichardts Kamera sie – und die Orte, an denen sie leben. Die „gewissen Frauen“ in Reichardts neuem Film CERTAIN WOMEN leben in Livingston, Montana, einer Kleinstadt auf dem „Lewis and Clark“- Trail, die schon der Drehort für Filme wie Robert Redfords A RIVER RUNS THROUGH IT und THE HORSE WHISPERER war. In der ersten Einstellung des Films fährt ein endloser Güterzug über die Hochebene vor den wolkenverhangenen Gipfeln der Rocky Mountains. Livingstone war einst ein Handelsposten, der Unterkünfte für die Arbeiter der Northern Pacific Railroad bot, hinter der Stadt beginnt das Hochgebirge. Romantisches Gebiet, aber auch eine Landschaft, die eher durchfahren wird als bewohnt. Wer jetzt dort lebt, muss sich die Existenz erkämpfen. Unter den vorwiegend von Weißen bewohnten Staaten hat Montana eine der höchsten Armutsraten in den USA. Auch darum geht es in CERTAIN WOMEN. Vier Frauen stehen im Mittelpunkt der drei sehr lose miteinander verbundenen Episoden. Die lakonische Rechtsanwältin Laura (Laura Dern) versucht, einen launigen Klienten, den die Versicherung nach einem
Start am 2.3.2017 ab Mitte März ¢ b-ware!ladenkino ¢ Brotfabrik Kino OMU OMU ¢ City Kino Wedding ¢ filmkunst66 OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU OMU
Termine unter www.indiekino.de
Kelly Reichardt’s films show great affection for her unsure heroes and heroines who are muddling through somehow. This time four women from Livingston, Montana are the center of three very loosely connected episodes that depict the undersides of the US pioneer ideal.
USA 2016 D 107 min D R: Kelly Reichardt D B: Kelly Reichardt D K: Christopher Blauvelt D M: Jeff Grace D D: Michelle Williams, Jared Harris, Laura Dern, Kristen Stewart, Lily Gladstone, James Le Gros D V: Peripher Filmverleih
Arbeitsunfall übers Ohr gehauen hat, vor dem völligen Durchdrehen zu bewahren. Die erfolgreiche Unternehmerin Gina (Michelle Williams), deren Ehe vor sich hin bröckelt, begehrt für den Bau ihres Sommerhauses am Yellowstone River nur „authentische“ Materialien und vor allem den Sandstein, der auf dem Gelände des alten Albert lagert. Albert hatte den Sandstein einmal selbst für sein nie ganz fertig gebautes Haus benutzen wollen. Schließlich gibt es noch die sehr angespannte junge Anwältin Elizabeth (Kristen Stewart), die als Berufsanfängerin den nervigen Job hat, im vier Stunden entfernten Kaff Belfry Lehrer über ihre Rechte und Pflichten aufzuklären. Eine einsame Rancherin (Lily Gladstone) stolpert in ihren Kurs und verliebt sich auf den ersten Blick. Waren Reichardts frühere Filme wie OLD JOY, WENDY AND LUCY und NIGHT MOVES auch Berichte aus der Gegenkultur, dem „anderen“, vielleicht dem eigentlichen Amerika, zwischen Ausbruch, Frustration, Erschöpfung und Hoffnung, geht es in CERTAIN WOMEN um die Unterseiten des amerikanischen Pionier-Ideals. Mit Ausnahme der Rancherin, die von der von Blackfeet und Nez Percé abstammenden Lily Gladstone gespielt wird, sind die Frauen völlig durchschnittliche, weiße, heterosexuelle Frontieramerikanerinnen, allerdings unterschiedlicher Generationen. Laura Derns pragmatische, mitfühlende Anwältin ist eine Frau, die schon alles gesehen hat. Juristisch kann sie ihrem Klienten nicht mehr helfen, sie hat eine Affäre, die nirgendwo hin führt, und macht irgendwie trotzdem weiter, tapfer und empathisch. Gina versucht ein Gebäude mit Tradition und Bestand zu erschaffen. In Michelle Williams zurückhaltender Darstellung ist ihr verbissenes Festhalten am Traum ebenso spürbar, wie ihr Wissen um ihre aktuelle und kommende Einsamkeit. Der Traum wird ein Trost sein, vielleicht. Nur in der letzten Episode gibt es Momente des Glücks. Da ist das glorreiche Licht am Morgen, wenn die Rancherin ihre Pferde aus dem Stall in den Coral treibt. Der dampfende Schweiß der Tiere, der kondensierende Atem, alles spricht von einer Einsamkeit, die auch beglücken kann. Und dennoch bedeutet gerade die Genervtheit der Anwältin, von Kristen Stewart mit energischer Muffeligkeit gespielt, für die Rancherin den Himmel. Es wird einen wundervollen, intimen Moment geben, in dem ihre Lebenswelten sich berühren. D Tom Dorow MÄRZ 2017 D
33 D
INDIEKRITIKEN Deutschland 2016 D 85 min D R: Carolin Genreith D B: Carolin Genreith D K: Philipp Baben der Erde D M: Fabian Saul, Rafael Triebel D V: Zorro Film
Happy
Deutschland 2016 D 73 min D R: Tatjana Turanskyj, Marita Neher D B: Tatjana Turanskyj, Nina Kronjäger, Anna Schmidt, Marita Neher D K: Kathrin Krottenthaler D D: Nina Kronjäger, Anna Schmidt, Robert Schulz, Toby Ashraf, Simon Will D V: Grandfilm
Orientierungslosigkeit ist kein Verbrechen
Liebe oder Sextourismus?
Engagement, Ökonomie und Medienwirklichkeit Ein sechzigjähriger deutscher Mann möchte eine junge Thailänderin heiraten. Sie ruft ihn täglich an, damit er pünktlich zur Arbeit kommt. Er schickt ihr monatlich Geld. Was zunächst nach einem handfesten Klischee klingt, erzählt HAPPY als mutige und sehr persönliche Familiengeschichte, denn Dieter Genreith ist der Vater der Regisseurin Carolin Genreith. Diese ist als kritische und besorgte Tochter auch Protagonistin des Films und nimmt so eine schwierige Doppelrolle ein, will sie dem Film und ihrem Vater gerecht werden. Sehr deutlich wird das gleich am Anfang, wenn sie ihren Vater damit konfrontiert, was ihr soziales Umfeld über dessen Heiratspläne denkt: Sämtliche Freunde hätten ihr von diesem Filmprojekt abgeraten – ob ihr denn der Sextourismus ihres Vaters nicht peinlich sei. Dass die Gratwanderung gelingt, ist auch Dieter zu danken, der sich allen Fragen stellt und dabei schonungslos und humorvoll über das eigene Altern und die Einsamkeit nachdenkt. Seit Carolins Mutter ihn verlassen hat, fehlt Dieter, der eigentlich ein häuslicher Typ ist, eine Lebenspartnerin. Nun glaubt er, sein Glück mit Tukta zu finden, die er vor drei Jahren im Thailand-Urlaub kennengelernt hat. Während er auf seinem kleinen Hobby-Bauernhof imkert und Schweine füttert, diskutiert er mit Carolin. Unnachgiebig fragt sie, ob eine so junge Frau Dieter wirklich lieben, ihn schön finden kann. Ob er kein schlechtes Gewissen hat, dass Tukta ihren Sohn zurücklassen muss, wenn sie nach Deutschland zieht. Und wo die Grenze zwischen Sexarbeit und Beziehungsdeals wie diesem liegt. Eine Wendung nimmt HAPPY mit einer Reise der beiden nach Thailand. Dieter und Tukta, bis dahin nur Gegenstand von Gesprächen, sind plötzlich ein echtes Paar, was die (Vor-)Urteile seiner Tochter (und wohl vieler Zuschauer) darüber, was Glück und Liebe bedeuten können, auf eine Probe stellt. D Antonia Wolff
Start am 16.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Hackesche Höfe Kino
D 34
D MÄRZ 2017
A 60 year old German man wants to marry a young Thai woman. What sounds cliché at first is told as a brave and very personal family story since Dieter Genreith is the father of director Carolin Genreith.
Der größte Teil von ORIENTIERUNGSLOSIGKEIT spielt sich in Griechenland ab, im Jahr 2014. Eine deutsche Journalistin recherchiert für eine Story irgendwas mit Flüchtlingen und Überwachung. Dabei trifft sie auf eine deutsche Aktivistin, mit der sie dann gemeinsam durch die Gegend stapft. Wie immer bei Turanskyj führen die Darsteller ihre Rollen mehr vor, als dass sie sie verkörpern. Ihre Handlungen verweisen immer auf irgendeine naheliegende Bedeutung, psychologisch motiviert ist nichts. Darüber hinaus werden die Szenen zweimal durch eine Art Chor nackter Männer gebrochen. Die Journalistin und die Aktivistin streiten sich über Engagement, Ökonomie und Medienwirklichkeit: Die Aktivistin verdient ihr Geld als Vermieterin einer von den Eltern finanzierten Eigentumswohnung, die Journalistin führt ökonomische Widersprüche ins Feld. Sie selbst ist vor allem an Verwertbarkeit interessiert. Die Aktivistin fragt: „Wäre ich solidarischer, wenn ich mehr Lohnarbeit machen würde?“ Turanskyj hat hier mit der Dokumentarfilmemacherin Marita Neher zusammengearbeitet, dadurch sickert immer wieder auch Realität in den Film. Wenn das passiert, etwa an einer Schutthalde, unter der im Mittelmeer ertrunkene Geflüchtete begraben sein sollen, stehen die Darsteller schweigend herum und spielen Betroffenheit. Vielleicht sind sie auch tatsächlich betroffen. Es scheint jedenfalls um Repräsentation zu gehen. Ein Satz, der in einer Szene mit nackten Männern im Park von einer nicht bestimmten Stimme aus dem Off gesprochen wird, schafft ein wenig Perspektive: „Jetzt müssen wir einen Raum schaffen, in dem wir uns völlig sicher und entspannt fühlen und alle ausschließen, die andere Interessen haben als wir.“ Das kann aus einer Meditation stammen, aus einer Sektenpredigt, oder aus der Politik. Es ist aber auch kein Verbrechen, nicht zu wissen, was man mit diesem Film anfangen soll. D Tom Dorow
Start am 16.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Sputnik Kino, am 16.3. um 19.30 Premiere mit Team und Filmgespräch
Greece 2014. A German journalist researches a story about refugees and surveillance. She meets a German activist. They trump around and fight about commitment, economics, and media reality.
Termine unter www.indiekino.de
USA 2016 D 161 min D R: Martin Scorsese D B: Jay Cocks, Martin Scorsese, nach einem Roman von Shūsaku Endō D K: Rodrigo Prieto D S: Thelma Schoonmaker D M: Kathryn Kluge, Kim Allen Kluge D D: Andrew Garfield, Adam Driver, Liam Neeson D V: Concorde Filmverleih
Ab 2. März im Kino
Silence
Das Schweigen Gottes
Schwärze, Dschungelgeräusche. Dann Stille und das Wort: SILENCE. So beginnt Martin Scorseses neuer Film SILENCE. Später wird ein katholischer Geistlicher, der dem Glauben abgeschworen hat, sagen, in Gottes Schweigen, in der Stille, habe er seine Stimme gehört. SILENCE erzählt von zwei jesuitischen Patern, die 1637 erfahren, dass ihr Lehrer, Pater Ferreira (Liam Neeson) während seiner Mission in Japan angesichts der brutalen Christenverfolgung seinem Glauben abgeschworen hat und als Japaner in Nagasaki mit Frau und Kindern lebt. Pater Rodriguez (Andrew Garfield) und Pater Garupe (Adam Driver) bitten darum, selbst nach Japan reisen zu dürfen, um Pater Ferreira zu suchen. Vor Ort bekommen sie vor allem das Leid der zum Christentum konvertierten Japaner zu spüren, die vom Inquisitor Inoue vor die Wahl gestellt werden, entweder Christusbilder mit den Füßen zu treten oder einen grausamen Tod zu erleiden. Pater Rodriguez’ Gebete werden nicht erhört, er hadert mit seinem Glauben, möchte die Gefolterten retten und doch Gott nicht abschwören. SILENCE ist in vieler Hinsicht angreifbar: Man kann Scorsese übermäßige Brutalität in den zahlreichen Folterszenen vorwerfen, man kann ihm die Verherrlichung christlicher Missionsarbeit vorwerfen, die doch so oft von rassistischer Überheblichkeit und imperialen Interessen geprägt war und ist. Man kann es lächerlich oder unbeholfen finden, wenn Scorsese in einer Schlüsselszene Gott selbst sprechen lässt. Was man Scorsese nicht vorwerfen kann, ist, dass er das spirituelle Dilemma seiner Hauptfiguren und die religiös-moralischen Fragestellungen, die damit zusammenhängen, nicht ernst nehmen würde. Dass Scorsese weiß, wie man Bilder inszeniert, steht außer Frage, und in SILENCE gelingen ihm wuchtige Tableaus, die ebenso an Akira Kurosawa erinnern wie an christliche Kreuzigungsmalereien. D Hannes Stein
Start am 2.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino ab ca. 16.3. ¢ Bundesplatz-Kino ab ca. 16.3. ¢ filmkunst66 DF
DF OMU DF OMU
Termine unter www.indiekino.de
Two Jesuit padres go on a mission to Japan to find their former teacher, who has supposedly apostatized. They witness terrible scenes of torture being inflicted on Japanese Christians and come under pressure from inquisitor Inoue themselves.
Eine berührende Familiengeschichte und eine tief persönliche Reflektion über jüdische Identität.
Ab 9. März im Kino
Publikumspreis
I AM NOT YOUR NEGRO
EIN FILM VON RAOUL PECK NACH EINEM TEXT VON JAMES BALDWIN
Ab 30. März im Kino
INDIEKRITIKEN
Tour de France
Ghost in the Shell
Serge Desmoulins (Gérard Depardieu) ist ein schwergewichtiger, Front National-naher Maurer mit einer Leidenschaft für den französischen Hafenmaler Joseph Vernet. Far’Hook (Sadek) ist ein schweigsamer Pariser Hip Hop Star, der wegen einer Fehde abtauchen muss. Für Bilal, Serges zum Islam konvertierten Sohn, der ganz zufälligerweise auch der Manager von Far’ Hook ist, ist das eine ideale Gelegenheit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Er schickt Far‘Hook als Fahrer und Begleiter mit seinem Vater auf dessen langersehnte Frankreichtour.
22 Jahre nach dem bahnbrechenden Anime-Meisterwerk kommt nun die „Realfilm“ + CGI-Version ins Kino. Noch während der Produktion wegen des „Weißwaschens“ der Geschichte kritisiert – alle Hauptrollen werden von weißen US-Schauspielern gespielt – verspricht der Trailer eine visuell mitreißende Umsetzung der Story von Cyborg Major Motoko Kusanagi (Scarlett Johannsen), die auf der Jagd nach dem Puppetmaster ist, einem Terror-Hacker, der die Seelen bzw. den „Ghost“ von Cyborgs stiehlt. Besprechung im April-Heft.
Start am 2.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino
DF OMU
Frankreich 2016 D 95 min D R: Rachid Djaidani D D: Gérard Depardieu, Louise Grinberg, Sadek , Nicolas Marétheu
Start am 30.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Filmrauschpalast
DF OMU OMU
3D
USA 2017 D 120 min D R: Rupert Sanders D D: Scarlett Johansson, Michael Pitt, Michael Wincott, Juliette Binoche, Takeshi Kitano
Sternchen
Life
In drei Episoden reflektiert der Filmemacher Michael Blume männliche DDR-Biografien. „Dirk“ erzählt rückblickend vom Leben und vom frühzeitigen Tod eines jungen Mannes, „James“ rekonstruiert das Gespräch zwischen einer Journalistin und einem Strohwitwer, „Georg“ schließlich beschreibt den Weg eines Schwulen-Aktivisten, der am Theater arbeitet. Nach dem Buch „Männerprotokolle“ von Christine Müller von 1986.
In diesem Sci-Fi-Thriller mit Jake Gyllenhal und Ryan Reynolds wird auf einer internationalen Raumstation endlich der Beweis für außerirdisches Leben auf dem Mars gefunden: Ein winziger Einzeller beginnt sich zu teilen und sieht nach einiger Zeit wie eine Mischung aus Schimmelpilz und Venusfliegenfalle aus. Leider stellt sich schnell heraus, dass das Alien kräftigen Appetit hat. Die Crew muss herausfinden, wie man das Wesen töten kann, bevor es die Erde vernichtet.
¢ Brotfabrik Kino, am 25. um 18 Uhr + 26.3. um 16 Uhr in Anwesenheit von Regisseur Michael Blume
D 36
D MÄRZ 2017
Deutschland 2017 D 84 min D R: Michael Blume D D: Tina Knop, Amelie Otto, Thomas Wingrich, Annika Olbrich, Gyongyi Salla, Juliane Gregori, Benno Blume, Hannelore Kädtler, Horst Eckstein, Margrit Eckstein, Günther Fischer
Start am 23.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ¢ Union Filmtheater DF
USA 2017 D R: Daniel Espinosa D D: Rebecca Ferguson, Jake Gyllenhaal, Ryan Reynolds
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN
Attack on Titan Teil II
Hunt for the WilderPeople
Der zweite Teil der Manga-Verfilmung ist eine Art Dialektik der Aufklärung mit 20 Meter großen, menschenfressenden Zombies. Die Guten werden zu Bösen, der Kampf für die Freiheit wird zur neuen Bedrohung. Es stellt sich endlich heraus, woher die Titanen kommen, die die Welt erobert haben, und die Menschen in kleine Enklaven hinter meterhohe Mauern gezwungen haben. Und schließlich stellt sich auch heraus, was die feurigen Mega-Titanen sind, die noch wesentlich gewaltiger sind und eine gewisse Restintelligenz zeigen.
Nach dem Vampir-WG-Mockumentary 5 ZIMMER KÜCHE BAD hat Taika Waititi nun einen ziemlich schrägen Coming-of-Age Film nicht nur für Jugendliche gedreht: Nachdem sich schon eine Reihe von Pflegefamilien an ihm abgearbeitet haben, kommt Waisenjunge Ricky auf die Farm von Bella und Ober-Grantler Hec. Erstaunlicherweise lebt er sich ein und als Bella überraschend stirbt und die Fürsorge anrückt, flüchtet Ricky mit Hund Tupac in die Wälder. Hec folgt ihm und für die beiden beginnt ein wildes Roadmovie quer durch verschiedenste Genres.
Start am 2.3.2017 ¢ Brotfabrik Kino
DF
SHERWAN HAJI
Originaltitel: Shingeki no kyojin endo obu za warudo D Japan 2015 D 87 min D R: Shinji Higuchi D D: Haruma Miura, Hiroki Hasegawa, Kanata Hongo
Start am 16.3.2017 ¢ Filmrauschpalast
OMU
Neuseeland 2016 D 101 min D R: Taika Waititi D D: Sam Neill, Julian Dennison, Rima Te Wiata
E T I E S E R E AND G N U N F F O H DIE
DER
EIN FILM VON
AKI KAURISMÄ
KI
www.Die-andere-Seite-der-Hoffnung.de
AB 30. MÄRZ 2017 IM KINO
SAKARI KUOSMANEN
WEITERINDIEKINO
La La Land
Elle
Die Kamera wirbelt herum, dreht sich mitten in einem Pool im Kreis, Wasser spritzt auf die Linse, ein Feuerwerk explodiert am Nachthimmel, das Liebespaar tanzt als Silhouette durchs Weltall: LA LA LAND von Damien Chazelle ist ein mit modernsten Mittel gedrehtes und zugleich super-nostalgisches Musical um zwei Träumer in L.A.: Er (Ryan Gosling) will einen Jazzclub aufmachen. Sie (Emma Stone) will Schauspielerin werden. Ein Gute Laune- und Mutmachfilm für alle, die ihre Träume verfolgen und dabei auf reale Grenzen und Zweifel stoßen
Isabelle Huppert in einer ihrer besten Rollen: Michèle, die Co-Chefin einer Computerspielentwicklungsfirma, wird in ihrer Wohnung von einem Mann in einer schwarzen Maske überfallen und vergewaltigt. Danach scheint jeder verdächtig. War es der freundliche, christliche Nachbar, einer der jungen Computernerds in ihrer Firma oder der etwas trottelige Geliebte? Michèle tauscht die Schlösser aus und besorgt Waffen, doch als der Verfolger sich erneut meldet und sie feststellt, dass etwas in dem Szenario sie anturnt, beginnt sie ihrerseits mit ihm zu spielen.
¢ Acud Kino DF ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ¢ Bali Kino DF ¢ Bundesplatz-Kino DF OMU ¢ City Kino Wedding DF OMU ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Kino Intimes OMU ¢ Tilsiter Lichtspiele ¢ Union Filmtheater DF
USA 2016 D 128 min D R: Damien Chazelle D D: Ryan Gosling, Emma Stone, J.K. Simmons, Rosemarie DeWitt
Die Blumen von gestern
The Eyes of My Mother
¢ b-ware!ladenkino, Hackesche Höfe Kino, Zukunft
¢ b-ware!ladenkino, Z-inema
B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin ¢ Filmrauschpalast
Bob der Streuner ¢ Union Filmtheater
Der die Zeichen liest
Fences ¢ b-ware!ladenkino, Bali Kino, Eva Lichtspiele, filmkunst66, Union Filmtheater
Fifty Shades of Grey 2 – Gefährliche Liebe ¢ Union Filmtheater
¢ b-ware!ladenkino, Krokodil
Hell or High Water
Egon Schiele – Tod und Mädchen
¢ b-ware!ladenkino, Bali Kino , Tilsiter Lichtspiele, Zukunft
¢ Union Filmtheater
Der Eid ¢ b-ware!ladenkino, Eiszeit Kino, Tilsiter Lichtspiele
Elvis & Nixon ¢ Bali Kino
Empörung ¢ Eiszeit Kino, Eva Lichtspiele, Hackesche Höfe Kino, Union Filmtheater
Europa – Ein Kontinent als Beute ¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Brotfabrik Kino, Eiszeit Kino, Hackesche Höfe Kino
Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen ¢ b-ware!ladenkino, Eva Lichtspiele, Union Filmtheater
Hitlers Hollywood ¢ City Kino Wedding, am 21.3. um 19 Uhr in Anwesenheit von Regisseur Rüdiger Suchsland, Tilsiter Lichtspiele
Inside Wikileaks – Die fünfte Gewalt ¢ Bali Kino
Die irre Heldentour des Billy Lynn ¢ Bali Kino
Jackie ¢ b-ware!ladenkino, City Kino Wedding, Eva Lichtspiele, Hackesche Höfe Kino
D 38
D MÄRZ 2017
¢ b-ware!ladenkino DF OMU ¢ Bundesplatz-Kino DF OMU ¢ City Kino Wedding DF OMU ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Il Kino OMU ¢ Tilsiter Lichtspiele ¢ Union Filmtheater DF
Deutschland/Frankreich/Belgien 2016 D 130 min D R: Paul Verhoeven D D: Isabelle Huppert, Christian Berkel, Anne Consigny, Virginie Efira, Charles Berling
Kundschafter des Friedens
Seefeuer
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Eva Lichtspiele, Kino Intimes, Krokodil, Tilsiter Lichtspiele, Union Filmtheater
Split
Lion ¢ filmkunst66, Eva Lichtspiele, Hackesche Höfe Kino
Madame Christine und ihre unerwarteten Gäste ¢ Kino Intimes
Manchester by the Sea ¢ b-ware!ladenkino, Bundesplatz-Kino, City Kino Wedding, Hackesche Höfe Kino, Il Kino, Tilsiter Lichtspiele
Mein Blind Date mit dem Leben ¢ Kino Intimes
Mein Leben als Zucchini ¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino, Eva Lichtspiele, fsk-Kino am Oranienplatz, Il Kino, Tilsiter Lichtspiele
Neruda ¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Bundesplatz-Kino, Hackesche Höfe Kino, Il Kino, Union Filmtheater
¢ Il Kino ¢ b-ware!ladenkino, Filmrauschpalast
Den Sternen so nah ¢ Kino Intimes
T2 Trainspotting ¢ b-ware!ladenkino, Filmrauschpalast, Kino Intimes, Sputnik Kino, Union Filmtheater
Die Taschendiebin ¢ b-ware!ladenkino, City Kino Wedding
The Salesman ¢ b-ware!ladenkino, City Kino Wedding, fsk-Kino am Oranienplatz, Hackesche Höfe Kino, Il Kino, Zukunft
Toni Erdmann ¢ Acud Kino, City Kino Wedding, Il Kino, Krokodil, Union Filmtheater
Worlds Apart ¢ Acud Kino, Brotfabrik Kino
INDIEKINDER
KinderfilmE A–Z Ballerina ¢ Bali Kino
Bibi & Tina 4 – Tohuwabohu Total ¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Union Filmtheater
Mein Leben als Zucchini Zucchini ist neun und heißt eigentlich Icare, aber seine Mama nennt ihn immer Zucchini. Als sie eines Tages von einer Leiter fällt und stirbt, muss Zucchini ins „Haus Springbrunnen“ ziehen. Die Kinder, die dort wohnen, können alle nicht nach Hause und die meisten sind auch nett. Nur Simon nicht. Der nennt ihn „Kartoffel“ und klaut seinen Drachen. Aufregung kommt auf, als das neue Mädchen Camille ins Haus kommt. Zucchini verliebt sich ein bisschen in sie und sie sind bald ganz dicke Freunde. Wenn da bloß nicht ihre böse Tante wäre … ¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino ¢ Bali Kino ¢ Eva Lichtspiele ¢ fsk-Kino am Oranienplatz ¢ Il Kino ¢ Tilsiter Lichtspiele
Originaltitel: Ma vie de courgette D Frankreich 2016 D 66 min D R: Claude Barras
the boss baby
¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater
Clara und das Geheinnis der Bären ¢ Bali Kino
Kinderfilm des Monats: Das Grüne Wunder – Unser Wald
¢ Bali Kino, Bundesplatz Kino, Eva Lichtspiele, Kino Intimes, Sputnik Kino, Union Filmtheater, Xenon Kino Alle Termine unter kinderkinobuero.de Vorbestellungen unter 030/235 562 51
Acud Kino Täglich b-ware! ladenkino täglich Bali Kino DO, FR, SA, SO Bundesplatz Kino DO, FR, SA, SO Eva-Lichtspiele DO, FR, SA, SO filmkunst66 DO, FR, SA, SO kino intimes DO, FR, SA, SO Sputnik Kino DSA, SO Tilsiter Lichtspiele DO, FR, SA, SO Union Filmtheater DO, FR, SA, SO Xenon Kino wechselnde Termine
Eine aktuelle Programmübersicht über alle KinderfilmTermine finden Sie auf www.indiekino.de
Kubo
¢ b-ware!ladenkino
3d
The Lego Batman Movie ¢ b-ware!ladenkino , Eva Lichtspiele, Union Filmtheater
Das letzte Einhorn ¢ City Kino Wedding
Ostwind 2 – Rückkehr nach Kaltenbach ¢ Bali Kino
Timm Thaler oder das verkaufte Lachen Timm Thaler kommt aus einer armen Familie und als sein Vater eine neue Frau heiratet, wird das Leben für Timm noch etwas schwerer. Aber Timm lacht gerne und hat viele Freunde. Eines Tages spricht ihn auf der Pferderennbahn ein seltsamer Mann an und macht ihm ein Angebot: Wenn Timm ihm sein Lachen verkauft, gewinnt er ab sofort jede Wette. Timm schlägt ein. Aber schon bald merkt er, wie einsam sein ernstes Gesicht ihn macht und er setzt alles daran, sein Lachen zurück zu bekommen. ¢ b-ware!ladenkino ¢ Eva Lichtspiele ¢ filmkunst66 ¢ Tilsiter Lichtspiele ¢ Union Filmtheater
Kinderkino im INDIEKINO
Deutschland 2017 D 102 min D R: Andreas Dresen D D: Axel Prahl, Fritzi Haberlandt, Justus von Dohnanyi, Charly Hübner, Harald Schmidt, Arved Friese
Spatzenkino: Alle Vögel sind schon da
¢ Bali Kino, Eiszeit Kino, Eva Lichtspiele, Kino Intimes, Union Filmtheater, Xenon Kino alle Termine unter spatzenkino.de, Vorbestellungen unter 030/449 47 50
Trolls
¢ b-ware!ladenkino
3d
Vaiana
¢ b-ware!ladenkino , Kino Intimes
Winnetous Sohn
Ponyo
¢ Sputnik Kino
¢ Sputnik Kino
Ritter Rost 2 – Das Schrottkomplott ¢ filmkunst66 , Kino Intimes
Shaun das Schaf ¢ Sputnik Kino
Sing
¢ b-ware!ladenkino
3d
MÄRZ 2017 D
39 D
INDIEKINOHIGHLIGHTS
Filmrauschpalast Bahnhofskino & Liebesrausch des Monats: THE LOVE WITCH D 40
D MÄRZ 2017
Der Liebesrausch im März: Anna Billers THE LOVE WITCH (2016), ein in samtigem 35mm gedrehter feministischer Traum in psychedelischen PopFarben, erzählt von der jungen Hexe Elaine (Samantha Robinson), die gerade ihren Ehemann ermordet hat und nun ein neues Leben beginnen will. Es gibt Sex, satanistische Rituale im Wald, tiefblauen Lidschatten und todschicke Kostüme. Männer weinen sich nach Liebesnächten mit Elaine zu Tode, dabei will die nur jemanden, der sie als Person wahrnimmt. Am
Ende hilft nur Mord. THE LOVE WITCH läuft im englischen Original. Die Kinder vom Bahnhofskino ergänzen den Zauber am 10.3. mit VIRGIN WITCH (1972) von Ray Austin und VAMPYROS LESBOS – ERBIN DES DRACULA (1971) von Trash-Großmeister Jess Franco. filmrausch.de Liebesrausch: 4.3. um 19.30 Uhr, 18.3. um 22 Uhr, 25.3. um 15 Uhr Bahnhofskinoabend: 10.3. ab 22.30 Uhr
MÄRZ 2017 D
41 D
A Serious Man
INDIEKINOHIGHLIGHTS
BROTFABRIK KINO BUNDESPLATZ-KINO FILM & PSYCHOANALYSE: A SERIOUS MAN & WIEDERSEHEN MIT BRUNDIBAR
In Joel und Ethan Coens schwarzer Komödie A SERIOUS MAN zerbröckelt die heile Welt des Physikprofessors Larry Gopnik und stellt den jüdischen Intellektuellen vor die größte Prüfung seines Lebens. Die Reihe Film & Psychoanalyse im Brotfabrik Kino zeigt den vielfach ausgezeichneten Film von 2009 mit einem Vortrag des Tiefenpsychologen Dr. Jan van Loh. Das Bundesplatz-Kino präsentiert in der Reihe Psyche & Film Douglas Wolfspergers Dokumentarfilm WIEDERSEHEN MIT BRUNDIBAR über eine junge Schauspielgruppe, die sich mit der israelischen Sängerin und Übersetzerin Greta Klingsberg trifft, die 1944 im Konzentrationslager Theresienstadt die weibliche Hauptrolle Aninka in mehr als 50 Aufführungen der Kinderoper Brundibár spielte. Douglas Wolfsperger wird bei der Aufführung anwesend sein. brotfabrik-berlin.de, bundesplatz-kino.de BROTFABRIK KINO: A SERIOUS MAN, am 26.3. um 18 Uhr BUNDESPLATZ-KINO: WIEDERSEHEN MIT BRUNDIBAR, am 28.3. um 20.30 Uhr
Split
FILMRAUSCHPALAST MYSTERY DOUBLE: UNBREAKABLE & SPLIT
IL KINO BURN THE PLACE YOU HIDE – A FILM ABOUT ST. THOMAS
Gerade meldet sich Mystery-Thriller-Experte M. Night Shyamalan (THE SIXTH SENSE) mit seinem neuesten Film SPLIT auf der Leinwand zurück, in dem James McAvoy einen gefährlichen Entführer mit multipler Persönlichkeitsstörung verkörpert: 23 verschiedene Wesen lauern im Innern des Wahnsinnigen, bestimmen wechselweise sein Verhalten und terrorisieren seine Opfer – bis die „Bestie“ sie alle zu verdrängen droht… Zur Einstimmung auf den Psychotikertripp zeigt der Filmrauschpalast zusätzlich Shyamalans frühen Film UNBREAKABLE (2000, OmU) mit Bruce Willis als „unzerbrechlichem“ Helden und Samuel L. Jackson als Comic-Fan und Sammler. Besucher der Doppelvorführung erhalten ein Freigetränk. filmrausch.de 11.3. um 19.30 Uhr und 13.–15.3. um 17.30 Uhr
Im September 2007 verstarb der norwegische Folkmusiker Thomas Hansen alias St. Thomas. Er wurde nur 31 Jahre alt. Früh gefeiert als norwegische Antwort auf den jungen Neil Young, mit Top Ten Album-Platzierungen in den heimischen Charts, machte ihm der Erfolg schwer zu schaffen und wurde zugleich zum Ideal seines musikalischen Strebens. Es ist diese Ambivalenz und innere Zerrissenheit – gleichermaßen lebensfroh wie tief melancholisch – die den Charakter wie auch die Musik des Thomas Hansen auszeichnet. Am 10. März feiert der Dokumentarfilm BURN THE PLACE YOU HIDE über den verstorbenen norwegischen Singer-Songwriter seine Deutschland-Premiere. Der Abend im IL KINO bietet unter anderm ein Q&A mit den britischen Filmemachern, Live-Cover-Versionen und die Präsentation von Hansens unvollendetem letzten Album. ilkino.de 10.3.: Programm ab 19.00 Uhr, Film 20 Uhr & 22.30 Uhr
D 42
D MÄRZ 2017
ACUD KINO BROTFABRIK KINO RUSSISCHDOK #1: FILME VON EVGENIJ SOLOMIN
INDIEKINOHIGHLIGHTS
Glubinka
„RussischDok“ heißt eine neue monatliche Filmreihe mit neueren russischen Dokumentarfilmen im Acud Kino und Brotfabrik Kino, die von Übersetzerin und Journalistin Ira Kormannshaus kuratiert wird. Zum Auftakt sind Arbeiten des 1972 geborenen Filmemachers Evgenij Solomin zu sehen: 2 1/2 WOCHEN IM PARADIES (1997) über mittelasiatische Roma auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg in Tadzhikistan, KATORA (2001) über ein Straflager in West-Sibirien und der 45-minütigen GLUBINKA 35х45 (2009) über einen Provinz-Fotografen in Sibirien, der auf den Passfotos für die neuen russischen Papiere weit mehr einfängt, als das verlangte Konterfei. BROTFABRIK KINO: 2.3. um 18 Uhr ACUD KINO: 15.3. um 20 Uhr
Befreier und Befreite
Das Herz der Königin
Bundesplatz-Kino Werkschau Helke Sander
EVA LICHTSPIELE DER ALTE DEUTSCHE FILM
Das Bundesplatz-Kino führt die umfangreiche Werkschau der feministischen Kinopionierin Helke Sander fort. Im März laufen auch zwei ihrer bekanntesten Werke. In REDUPERS – DIE ALLSEITIG REDUZIERTE PERSÖNLICHKEIT lebt die freie Pressefotografin Edda mit ihrer Tochter in Westberlin. Als sie mit einer Gruppe von Frauen für ein Projekt engagiert wird, bei dem Berlin abgebildet werden soll, liefern die Fotografinnen ihren ganz eigenen Blick auf die Stadt ab. Der Abschlussfilm BEFREIER UND BEFREITE. KRIEG – VERGEWALTIGUNGEN – KINDER. TEIL 1+2 ist das Ergebnis einer langjährigen wissenschaftlichen Recherche über die Vergewaltigungen 1945 in Berlin. Im ersten Teil sprechen Frauen über ihre Gewalterfahrungen und die Reaktionen ihrer Angehörigen. Der zweite Teil thematisiert die medizinischen, politischen und psychischen Auswirkungen. Wegen Überlänge wird BEFREIER UND BEFREITE bereits um 11 Uhr gezeigt.
Im März zeigt die von Martin Erlenmaier kuratierte Reihe folgende deutsche Filmproduktionen der 30er bis 50er Jahre: Das aufwändige UFAAbenteuerdrama STADT ANATOL (1936) von Viktor Tourjansky, nach einem Roman von Bernhard Kellermann und mit Brigitte Horney. Die winterliche Komödie FLITTERWOCHEN (1936) von Carl Lamac, mit der quirligen Anny Ondra, dem schlagfertigen Hans Söhnker und den tanzenden Geschwistern Höpfner. Carl Froelichs Historiendrama DAS HERZ DER KÖNIGIN (1939/40) um Königin Elisabeth I. und die schottische Königin Maria Stuart, gespielt von Zarah Leander. Paul Mundorfs UFAAbenteuer- und Kriminalfilm mit exotischer Atmosphäre DER GRÜNE KAISER (1938/39). Kurt Hoffmanns LAMPENFIEBER (1959) über die ersten Bühnenerfahrungen einer Reihe junger, mehr oder minder begabter Schauspieltalente, deren erste Bühnenschritte geschildert werden – ein Wiedersehen mit vielen bekannten Darstellern. eva-lichtspiele.de
Immer sonntags um 15.30 Uhr: 5.3.: REDUPERS – DIE ALLSEITIG REDUZIERTE PERSÖNLICHKEIT & NR. 1. AUS BERICHTEN DER WACH- UND PATROUILLENDIENSTE | 12.3.: DER SUBJEKTIVE FAKTOR | 19.3. ab 11 Uhr: BEFREIER UND BEFREITE. KRIEG – VERGEWALTIGUNGEN – KINDER. TEIL 1+2, mit einer Einführung von Luise Pusch
Immer mittwochs um 15.45 Uhr: 1.3. STADT ANATOL | 8.3. FLITTERWOCHEN | 15.3. DAS HERZ DER KÖNIGIN | 22.3. DER GRÜNE KAISER | 29.3. LAMPENFIEBER
MÄRZ 2017 D
43 D
INDIEKINOHIGHLIGHTS
BROTFABRIK KINO VOGELBAUM #17: DER BAUM DER WÜNSCHE Der georgische Regisseur Tengis Abuladse hat mit DER BAUM DER WÜNSCHE (UdSSR 1977, georgische Fassung mit deutschem VoiceOver) Erzählungen seines Landsmannes Giorgi Leonidse mit einer reichen symbolischen Bilderwelt als poetisches Märchen verfilmt. Im Mittelpunkt steht ein junges Paar und das tragische Ende seiner Liebe. Am 24. März wird Vogelbaum-Gründerin Jennifer Bormann eine Einführung in die Welt des Films und seine Hintergründe halten. brotfabrik-berlin.de 24.3.+25.3. & 27.–29.3. um 21 Uhr sowie 26.3. um 21.30 Uhr
KROKODIL NIKT NIE WOLA – NOBODY’S CALLING
Z-inema Frequencies & The Toxic Avenger
In der Reihe „Spuren suchen. Deutsch-polnisch-tschechische Geschichte(n) im Wandel“ zeigt das Krokodil in Zusammenarbeit mit dem Filmfestival Cottbus und dem Dt. Kulturforum östliches Europa den Film NIKT NIE WOLA/NOBODY’S CALLING (1960) des polnischen Regisseurs und Politikers Kazimierz Kutz. Der Film erzählt von der Rückkehr des jungen Umsiedlers Bożek nach Zielno im entvölkerten deutschen Grenzgebiet. Bożek will eigentlich nur Ruhe und Frieden - und mit etwas Glück auch Liebe - finden, wird aber erneut in den Strudel der Geschichte gezogen, als er sich weigert, auf die „Roten“ zu schießen. Kutz behandelt nicht nur ein wichtiges Sujet der polnisch-deutschen Geschichte, sondern legt mit NIKT NIE WOLA auch ein bemerkenswertes Werk im Stil der Nouvelle Vague vor. Mit einer Einführung von Magdalena Saryusz-Wolska, wissenschaftliche Mitarbeiterin am DHI Warschau und am Institut für Gegenwartskultur der Universität Łódź. kino-krokodil.de 8.3. um 19 Uhr
Das Z-inema zeigt im März einen der schönsten und am meisten übersehenen Sci-Fi-Filme der letzten Jahre. FREQUENCIES erzählt von einer postapokalyptischen Welt, in der Klassenunterschiede durch die „Frequenz“ einer Person bestimmt werden. Wer eine hohe Frequenz hat, gehört der Oberschicht an, niedrige Frequenzen sind zum Elend verdammt. Als der niedrigfrequente Zak sich in die kühle hochfrequente Marie verliebt, steht er vor dem Problem, dass sie nicht viel Zeit miteinander verbringen können, denn wenn eine Person mit niedriger und eine mit hoher Frequenz sich zu nahe kommen, geraten die Naturgesetze durcheinander. Zak arbeitet unermüdlich an einer Lösung. Außerdem im März: THE TOXIC AVENGER, ein Film, der so schlecht ist, dass sich beim besten Willen nichts retten lässt. Es soll aber Fans geben, die gerade das schätzen. z-bar.de
D 44
D MÄRZ 2017
21.3. um 20 Uhr: THE TOXIC AVENGER 28.3. um 20 Uhr: FREQUENCIES
INDIEKINOHIGHLIGHTS
CITY KINO WEDDING IRANISCHE MODERNE
Bundesplatz-Kino Things to Come: GATTACA
Im März und April zeigt das City Kino Wedding in Kooperation mit dem Goethe Institut eine Auswahl an aktuellen iranischen Filmen, die bisher in Deutschland noch nicht im Kino zu sehen waren und in ihrer Gesamtheit einen Blick auf den Iran der Gegenwart ermöglichen. Zu den Vorführungen sind die Regisseure und Regisseurinnen eingeladen. Bereits jetzt steht fest, dass Regisseur Reza Dormishian, einer der wichtigsten Vertreter des aktuellen iranischen Kinos, zur Vorführung von LANTOURI am 23. März um 19 Uhr anwesend sein wird. Der Spielfilm über eine Gang in Teheran, die Kinder im reichen Norden der Stadt kidnappt, war 2016 Gast im Panorama der Berlinale. Die weiteren Filme und Gäste standen zu Redaktionsschluss noch nicht 100%ig fest, werden aber zeitnah auf der Kinohomepage veröffentlicht. citykinowedding.de LANTOURI: 23.3. um 19 Uhr
Als GATTACA 1997 startete, war die Pränataldiagnostik längst noch nicht so verbreitet wie heute. Der Film wurde vor allem wegen seiner hinreißenden Retro-Dekors gelobt, deren Verbindung mit einer Sci-Fi-Story damals allerdings kaum verstanden wurde. Heute ist eine ahistorische RetroPopkultur allgegenwärtig, der genetische Code ist entschlüsselt und es werden weniger Kinder mit genetischen Defekten geboren. GATTACA, die Geschichte einer genetischen Klassengesellschaft, in der ein Mann aus der Unterschicht (Ethan Hawke) die Identität eines genetisch optimierten, aber durch einen Unfall gelähmten Angehörigen der Oberschicht annimmt, ist heute aktueller als 1997. Das Bundesplatz-Kino zeigt den Film als Begleitprogramm zur Ausstellung „Things to Come“, die noch bis zum 23.4. im Filmmuseum zu sehen ist. 5.3. um 18 Uhr, OmU
BROTFABRIK KINO UKRAINISCHE FILMREIHE #4: ROAD MOVIE UKRAINE Die Filmemacher Lutz Jahnke und Olga Petrovka haben sich 2014 auf einen Roadtrip durch die Ukraine begeben. Sie wollten der Frage nachgehen, wie die Zivilbevölkerung in diesem nach den Ereignissen vom Majdan Ende 2013 vom Bürgerkrieg zerrissenen Land lebt. Ihr in nur 17 Tagen entstandenes Porträt zeigt eine politisch engagierte Bevölkerung, die auch in Krisenzeiten kulturelle Arbeit hochhält und fördert. Zum Auftakt sind Jahnke und Petrovka am 9. März auch persönlich im Kino anwesend. brotfabrik-berlin.de, roadmovieukraine.de 9.–12.3. um 18 Uhr
Timecode
ACUD KINO SHORTS ATTACK Im März wird es beim Shorts Attack besonders spannend: In Kooperation mit Shorts.TV bringt Shorts Attack nämlich die Oscar®-Nominierungen der Sektion Kurzfilm 2017 mit deutschen Untertiteln ins Kino. 15.3. um 21 Uhr (Realfilme) + 22.3. um 21 Uhr (Animation)
MÄRZ 2017 D
45 D
Von den drei Episoden in CERTAIN WOMEN spielt sich eine fast vollständig am Rande des Tages ab, in den ersten frühen Morgenstunden und am späten Winternachmittag, wenn nur noch der Schnee leuchtet. Lily Gladstone spielt Jamie, eine schweigsame Pferdewirtin auf einer Ranch, die sich in eine junge nervöse Juristin (Kristen Stewart) verliebt, die Abendkurse für Lehrer gibt. Nach getaner Arbeit reitet Jamie in den Ort und setzt sich in Beth Kurs ganz nach hinten. Ansonsten sieht man sie ganz alleine ihrer Arbeit nachgehen, vom Morgengrauen bis spät in der Nacht. Es ist die dunkelste und zugleich hoffnungsvollste Episode in CERTAIN WOMEN. Die Einsamkeit, die auch in den anderen Frauen wohnt, ist hier unvermittelt zu sehen. Zugleich ist da die Hoffnung auf den Tag, der am Ende der Nacht wartet.
Nachbild
D EIN DEUTSCHES LEBEN Goebbels Sekretärin D FREE FIRE Wheatley goes Tarantino D TIGER GIRL Böse Mädchen D FIGHTER MMA-Doku D DIE UNSICHTBAREN – WIR WOLLEN LEBEN Jüdisch im NS-Regime D DON‘T BLINK ROBERT FRANK Lieblingsfotograf D ROSEMARI Verlorene Mutter D VERLEUGNUNG Gerichtsdrama D EIN DORF SIEHT SCHWARZ Provinzposse D DIE SCHLÖSSER AUS SAND Beziehungsnostalgie D BEAT BEAT HEART Ewige Liebe? D MAIKÄFER, FLIEG! Kind im Krieg D THE FOUNDER Fast Food-König D HAPPY BURNOUT Punk auf Kur D GIMME DANGER Stooges-Doku D NICHTS ZU VERSCHENKEN Dany Boon als Geizkragen D ZU GUTER LETZT Shirley MacLaine als Kontrolfreak D BELOW HER MOUTH Gefährliche Affäre D GOLD Expedition in den Dschungel D REGELN SPIELEN KEINE ROLLE Angestellt bei Howard Hughes D STILLE RESERVEN Durchs Raster D SIEBZEHN Max-Ophüls-Preis 2017 D DER TRAUMHAFTE WEG Lebensreise-Teile D TU NICHTS BÖSES Freunde der Vorstadt
D 46
D MÄRZ 2017
vorschau INDIEKINO im MÄRZ
INDIESERVICE
Die INDIEKINOS
ACUD Kino Mitte
1
Veteranenstr. 21, 10119 Berlin www.acudkino.de
City Kino Wedding Eva-Lichtspiele Berlin im Centre Wilmersdorf 8 Français Blissestr. 18, 10713 Berlin Wedding 6
b-ware! ladenkino Friedrichshain 2
filmkunst66 Charlottenburg
Eiszeit Kino Kreuzberg 7
REINICKENDORF
15
SPANDAU
MITTE
CHARLOTTENBURG- 9 WILMERSDORF 8
Bundesplatz-Kino Wilmersdorf 5 Bundesplatz 14, 10715 Berlin www.bundesplatz-kino.de
4
10 G 20 1
19 5
Rosenthaler Str. 40/41, 10178 Berlin www.hoefekino.de
fsk-Kino am Oranienplatz Kreuzberg 11
IL KINO NEUKÖLLN
12
17 14
Kino INTIMES Friedrichshain LICHTENBERG
MARZAHNHELLERSDORF
ladenkino.de
Freiluftkino B Friedrichshagen Friedrichshagen
Xenon Kino Schöneberg
19
18 B
Kino Krokodil Prenzlauer berg
TREPTOWKÖPENICK
Freiluftkino Pompeji Friedrichshain
www.freiluftkino-hasenheide.de
freiluftkino-pompeji.de
www.freiluftkino-insel.de
Union Filmtheater Friedrichshagen
Kolonnenstr. 5, 10827 Berlin www.xenon-kino.de
Freiluftkino Hasenheide KreuzberG C Freiluftkino Insel zu Gast im Cassiopeia Friedrichshain D
17
R.-Sorge-Str. 25a, 10249 Berlin www.tilsiter-lichtspiele.de
14
Boxhagener Str. 107, 10245 Berlin www.kino-intimes.de
F 2 Friedrichshainkreuzberg 11 A 7 D 21 16 C 13 E
NEUKÖLLN
Tilsiter Lichtspiele Friedrichshain
Bölschestr. 69, 12587 Berlin 18 www.kino-union.de
Z-inema MITTE
20
Bergstr. 2, 10115 Berlin www.z-bar.de
E
Windlicht im Filmrausch palast: „Umsonst Sputnik Kino am Südstern & DrauSSen“ Kreuzberg 16 Moabit G www.filmrauschpalast.de
15
Greifenhagener Str. 32, 10437 Berlin www.kino-krokodil.de
3
B-ware! Open Air im Vor Wien Biergarten Kreuzberg A im FMP1 Friedrichshain F
13
Nansenstr. 22, 12047 Berlin www.ilkino.de
Segitzdamm 2, 10969 Berlin www.fsk-kino.de
TEMPELHOFSCHÖNEBERG
STEGLITZZEHLENDORF
Caligariplatz 1, 13086 Berlin www.brotfabrik-berlin.de
Lehrter Str. 35, 10557 Berlin www.filmrausch.de
PANKOW
6
Teltower Damm 33, 14169 Berlin www.balikino-berlin.de
Brotfabrikkino Weissensee 4
9
Bleibtreustr. 12, 10623 Berlin www.filmkunst66.de
Zeughofstr. 20, 10997 Berlin www.eiszeit-kino.de
Bali Kino Zehlendorf 3
Hackesche Höfe Kino Mitte 12
www.eva-lichtspiele.de
Müllerstraße 74, 13349 Berlin www.citykinowedding.de
Gaertnerstr. 19, 10245 Berlin ladenkino.de
Filmrauschpalast Moabit 10
Hasenheide 54, 10967 Berlin www.sputnik-kino.com
Zukunft Friedrichshain
21
Laskerstr. 5, 10245 Berlin kino-zukunft.de
www.freiluftkino-friedrichshagen.de
Impressum Herausgeber: INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) Rudolfstr. 11, 10245 Berlin Telefon: 030 – 209 897 24, info@indiekino.de, www.indiekino.de
Bildnachweis: Filmbilder/Plakatmotive: Filmverleiher/Filmfestivals Sputnik Kinobar (S. 8): INDIEKINO BERLIN, Fotografin: Marei Wenzel Salzhölle der Flamingos (S. 8): Fernsehfriedhof.de Lesung „Der Reisende – Du bist die Finsternis“ (S. 7): edition a DVD Cover GHOST IN THE SHELL (S. 7): nipponart
Geschäftsführung: Hendrike Bake Redaktion: Hendrike Bake, Thomas Dorow redaktion@indiekino.de Filmtexte: Hendrike Bake, Yorick Berta, Tom Dorow, Thomas Groh, Patrick Heidmann, Christian Horn, Christian Klose, Elinor Lewy, Jens Mayer, Michael Meyns, Toni Ohms, Hannes Stein, Lars Tunçay, Antonia Wolff Texte Kinohighlights: INDIEKINO BERLIN und Kinos Grafik: Michael Zettler, Nora Wiesner (Zett Media) Akquise/Marketing: Michael Spiegel, spiegel@indiekino.de Druck: Möller Druck & Verlag GmbH, Berlin
Eine Gewähr für die Richtigkeit der Termine kann nicht übernommen werden. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Ein Nachdruck ist nur mit Genehmigung von Redaktion und Autor und mit Quellenangabe gestattet. Für unverlangt eingesandtes Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Das INDIEKINO BERLIN Magazin erscheint in einer Auflage von 15.000 Stück. Das Magazin ist kostenfrei. Verteilung in den Berliner Kinos ACUD Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino, Brotfabrikkino, Bundesplatz Kino, City Kino Wedding, Eiszeit Kino, Eva Lichtspiele, filmkunst66, Filmrauschpalast Moabit, fsk-Kino am O ranienplatz, Hackesche Höfe Kino, IL Kino, Kino Intimes, Kino Krokodil, Sputnik Kino am Südstern, Tilsiter Lichtspiele, Union Filmtheater, Xenon Kino, Z-inema, Zukunft sowie an weiteren 400 Verteilstellen. Abonnement: Auf Wunsch liefern wir Ihnen das INDIEKINO BERLIN Magazin gerne zu einem Unkostenbeitrag direkt nach Hause. Weitere Informationen und ein Bestellformular finden Sie unter: www.indiekino.de/news/de/abonnement
MÄRZ 2017 D
47 D
AB 30. MARZ IM KINO /GhostInTheShellDE
GhostInTheShell-Film.de
#GhostInTheShell
@Paramount_Kino
@Paramount_Pictures_Germany
/ParamountPicturesGER