INDIEKINO BERLIN Magazin #36, April 2017

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D TIGER GIRL Hauptsache „Bäääm!“ D DON’T BLINK – ROBERT FRANK Lieblingsfotograf D GAZA SURF CLUB Surfer vor Ruinen D THE BIRTH OF A NATION Gründungsmythos revisited D TORO Einer, der sich kümmert D DIE SCHLÖSSER AUS SAND Liebst du mich? D STILLE RESERVEN Ösi-Sci-Fi D BELOW HER MOUTH Pick-up Artistin THE FOUNDER Der BurgerKönig D GIMME DANGER Urväter des Punk D NEBEN DEN GLEISEN Kioskgespräche D TU NICHTS BÖSES Unerbitt­liche Vorstadt D EIN DEUTSCHES LEBEN Goebbels Sekretärin D DER TRAUMHAFTE WEG Bewegt-Gemälde D MAIKÄFER, FLIEG! Freiheit im Chaos D SIEBZEHN Ambivalente Gefühle D DIE VERSUNKENE STADT Z Obsession eines Forschers

Magazin DER unabhängigen BERLINER LichtspielhäusER

D 36 D APRIL 2017

indiekinoBERL

TIGER GIRL – Start am 6.4.2017


Göteborg International Filmfestival

Nastro d’Argento Best Film Best Sound

David di Donatello Best Sound

Bifest

Bari International Film Festival Best Actor

ab 6. April im Kino

TU NICHTS

BÖSES NOn EsSerE CATtIVO EIN FILM VON CLAUDIO CALIGARI MIT LUCA MARINELLI, ALESSANDRO BORGHI, SILVIA D’AMICO, ROBERTA MATTEI

REGIEASSISTENZ SIMONE SPADA CASTING DAVIDE ZUROLO SZENENBILD GIADA CALABRIA TON ANGELO BONANNI MUSIK PAOLO VIVALDI BILDGESTALTUNG MAURIZIO CALVESI SCHNITT MAURO BONANNI PRODUKTIONSLEITUNG FRANCESCO TATÒ DREHBUCH CLAUDIO CALIGARI GIORDANO MEACCI FRANCESCA SERAFINI EINE PRODUKTION VON KIMERA FILM RAI CINEMA TAODUE FILM PRODUZENTEN PIETRO VALSECCHI PAOLO BOGNA SIMONE ISOLA VALERIO MASTANDREA REGIE CLAUDIO CALIGARI im Verleih von missingFILMs www.missingfilms.de NON ESSERE CATTIVO DI CLAUDIO CALIGARI


DIE INDIEKINOS D ACUD KINO D B-WARE!LADENKINO D BALI KINO ­D B ­ rotfabrik Kino D BUNDES­PLATZ KINO D City Kino Wedding D EISZEIT KINO D EVA-LICHTSPIELE D FILMKUNST66 D FILMRAUSCHPALAST D FSK-KINO AM ORANIENPLATZ D HACKESCHE HÖFE KINO D IL KINO D KINO KROKODIL D KLICK Kino D SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN D TILSITER ­LICHTSPIELE D UNION FILMTHEATER D XENON KINO D WOLF KINO D Z-INEMA D ZUKUNFT D B-WARE! OPEN AIR D FLB Weissensee D FLK FRIEDRICHSHAGEN D FLK HASENHEIDE D FLK INSEL D FLK POMPEJI D FLK „UMSONST & DRAU­S­SEN“ IM FILMRAUSCHPALAST

Editorial Wir freuen uns sehr, mit dem April gleich drei neue Kinos bei INDIEKINO begrüßen zu können. In Neukölln hat das Wolf Kino mit zwei brandneuen Sälen und einer Lieblingskneipe aufgemacht. In Charlottenburg öffnet das traditionsreiche Klick Kino wieder seine Türen, und die idyllisch am Weißen See gelegene Freilichtbühne Weißensee bringt im Sommer vor allem Kinder- und Arthouseprogramm in Berlins Nordosten. Damit machen inzwischen 22 Kinos und 8 Open Air-Bühnen bei INDIEKINO mit. Und weil hier erfreulicherweise jede und jeder sein bzw. ihr eigenes Süppchen kocht, gibt es jeden Monat mehr Filme und Specials, über die wir berichten möchten. Der Platz aber ist endlich und so haben wir z.B. in diesem Heft einige Dokumentarfilme auf den Seiten 16/17 nur kurz thematisch vorgestellt. In fast allen Fällen findet ihr ausführlichere Texte auf

www.indiekino.de. Dort finden sich auch eine feministische Analyse des lesbischen Erotikdramas BELOW HER MOUTH von Sara Neidorf, ein Hintergrundbericht zur Rezeptionsgeschichte von THE BIRTH OF A NATION von Tom Dorow und Texte zu zwei sehenswerten Ausgrabungen: dem frisch ent-indizierten japanischen HUNGER GAMES-Vorläufer BATTLE ROYALE und dem intensiven DEFA-Psychodrama DAS ZWEITE GLEIS. Viel Spaß beim Lesen und viel Spaß im Kino Eure INDIEKINO BERLIN Redaktion

Die Maiausgabe von INDIEKINO BERLIN erscheint am 28.4.

04 Magazin

31 WEITER im Kino

08 Hauptsache „Bäääm!“: TIGER GIRL

10 Lieblingsfotograf: DON’T BLINK – ROBERT FRANK

32 Kinohighlights

20 Urväter des Punk: GIMME DANGER 30 Kinderfilme

Wilde Maus Die andere Seite der Hoffnung

38 Nachbild 39 Kinoadressen, Impressum, AboNNEMENT

Neu im APRIL 29 26 28 13 17 25 10 28 19

Abgang mit Stil Alles unter Kontrolle ! Below her Mouth The Birth of a Nation Dancing Beethoven Ein deutsches Leben Don‘t Blink- Robert Frank Es war einmal in Deutschland The Founder

27 12 16 14 20 13 28 28

Free Fire Gaza Surf Club Geschichte einer Liebe – Freya Ghost in the Shell Gimme Danger Gold Happy Burnout Hey Bunny

Filme nach STARTTERMIN 27 Free Fire 30.3. 12 14 26 27 16 29

Gaza Surf Club Ghost in the Shell Una und Ray Die versunkene Stadt Z Wenn der Vorhang fällt Zazy

6.4. 25 Ein deutsches Leben 28 Es war einmal in Deutschland

16 19 12 17 08 23

Geschichte einer Liebe – Freya Neben den Gleisen Nichts zu verschenken Starting 5 Tiger Girl Tu nichts Böses

13.4. 29 Abgang mit Stil 28 Below her Mouth

22 19 12 15 18 17 18 08 14

Maikäfer, flieg! Neben den Gleisen Nichts zu verschenken Die Schlösser aus Sand Siebzehn Starting 5 Stille Reserven Tiger Girl Toro

24 23 26 25 27 16 16 29 22

13 17 10 13 24 22

Birth of a Nation Dancing Beethoven Don‘t Blink – Robert Frank Gold Verleugnung Zu guter Letzt

27.4.

20.4. 26 Alles unter Kontrolle! 19 The Founder 18 Stille Reserven

20 28 28 22 15 18 14 24 16

Der traumhafte Weg Tu nichts Böses Una und Ray Verleugnung Die versunkene Stadt Z Wenn der Vorhang fällt Wrong Elements Zazy Zu guter Letzt

Gimme Danger Happy Burnout Hey Bunny Maikäfer, flieg! Die Schlösser aus Sand Siebzehn Toro Der traumhafte Weg Wrong Elements

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INDIEMAGAZIN

„THINGS TO COME“ verlängert

Die Science-Fiction-Ausstellung „Things to Come“ im Filmmuseum am Potsdamer Platz wurde verlängert und kann noch bis zum 14. Mai besichtigt werden. Die begleitende Filmreihe im Bundesplatz-Kino endet wie geplant am 2.4. um 18 Uhr mit einer Aufführung des mega-stylischen UNDER THE SKIN (GB 2013, R: Jonathan Glazer, OmU), in dem Scarlett Johannson als verführerische Alien einsame Männer für den Heimatplaneten erntet – bis sich irgendwann Zweifel einstellen.

VERLOSUNG: FRAUENDOPPEL ALICE UND DAS MEER von Lucie Borleteau erzählt von der Maschinistin Alice, von einem alten Frachter, von Meer und Wind und von wechselnden Gefühlen. Ein Filmgedicht. MARIE CURIE von Marie Noëlle ist ein handfester feministischer Film über die Pionierin, die sich vehement für Frauen in der Wissenschaft einsetzte und Zeit ihres Lebens damit kämpfte, dass die Welt ihr Frausein nicht von ihrem Job trennen konnte. Wir verlosen die Filme als Doppel-DVD-Paket. Bei Interesse schreibt uns bis zum 15.4. eine Mail an info@indiekino.de, Stichwort: Alice & Marie.

Grautöne zulassen Noch bis zum 23. April ist in der Galerie der Brotfabrik die Foto-Ausstellung „Grautöne zulassen“ zu sehen, in der sich die Gruppe „Blaue Ampel“ mit Nuancen und Zwischentönen befasst. Zur Finissage zeigt das Kino ein Kuriosum: Eigentlich sollte der DEFA-Krimi SPIELBANKAFFÄRE (1957) dem Kinopublikum die Verworfenheit des westlichen Systems vor Augen führen. Doch als der Film fertig war, befanden die Zensoren, dass der Westen zu verführerisch aussah. Deshalb machte man aus dem ersten farbigen Cinemascope-Film der DDR ein schwarzweißes Filmchen im 4:3-Format. Um 16 Uhr ist zunächst die graue Fassung zu sehen, um 18 Uhr dann die bunte Fassung. D4

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„Sehr charmant!“ Programmkino.de Wir freuen uns über gleich drei Neuzugänge. Das freundliche Open Air Kino Freilichtbühne Weißensee am Weißen See wird seit 2014 von einem kleinen, sendungsbewussten Kollektiv betrieben und bespielt den Sommer mit einer Mischung aus Dokfilmen, Arthouse- und DEFA-Kino und etwas Mainstream. Es gibt Stummfilme mit Musikbegleitung, Konzerte, Lesungen, sehr viel Kinderprogramm und, in der Reihe „Horror und Hochkultur“, eine wöchentliche Dosis Arthouse-Horror. Vier- bis sechsmal pro Saison wird die große Bühne für bis zu 2.000 Leute angeworfen, meistens wird die kleine Bühne bespielt, vor der 200 Platz finden. Saisonbeginn ist am 13.5. freilichtbuehne-weissensee.de

NEU BEI INDIEKINO

Die Schlösser aus Sand Eine Liebesgeschichte aus der Bretagne von

Das Klick Kino am Stuttgarter Platz blickt auf eine lange Tradition zurück: Seit 1911 wurden in dem kleinen Ladenkino mit 80 Plätzen Filme gezeigt. 1971 nannte Michael Weinert das Kino in „Klick“ um und machte es zu einem wichtigen Teil der Berliner Arthouse-Szene. 2004 wurde das Kino geschlossen und später von DaWanda übernommen. Nur gelegentlich fanden im Rahmen des „Mädchenkinos“ noch Filmveranstaltungen statt. Umso schöner ist es, dass Claudia Rische und Christos Acrivulis ab April wieder täglich Programm anbieten. Geplant ist eine Mischung aus „unterhaltsam-anspruchsvollen“ Spiel- und Dokfilmen, die in Charlottenburg sonst nicht zu sehen sind. Als Vorfilm läuft vor jedem Film ein Kurzfilm – im April von Student*innen der dffb. facebook/klick-Kino

Im März hat das Wolf Kino in Neukölln brandneu aufgemacht. Betreiberin Verena von Stackelberg hat das Eckerdgeschoß in der Weserstraße 59 zu einem kleinen feinen Studiokino mit zwei Sälen und einer einladenden CaféBar umgebaut. Ein weiterer Saal ist flexibel als Galerie, Diskussionsraum oder dritter Kinosaal nutzbar, Postproduktionsmöglichkeiten für Kinomacher*innen sollen hinzukommen und so Filmemachen, Filmesehen und Über-Filme-reden auf einem Raum ermöglichen. Das April-Programm stand zu Redaktionsschluss noch nicht vollständig fest. Sicher ist bislang: TIGER GIRL wird wieder im Wolf Station machen und vom 18. bis 26. April laufen die für den deutschen Filmpreis LOLA nominierten Filme mit Filmgesprächen & Diskussionsrunde. wolfberlin.org

Olivier Jahan

Ab 27. April im Kino www.die-schloesser-aus-sand.de


INDIEMAGAZIN

Filmbrunch Der „Eiszeit-Filmbrunch“ etabliert sich langsam. Bereits zum dritten Mal bietet das Kino am 1. Sonntag des Monats Brunch (11 Uhr) und einen anschließenden Film (13 Uhr) als Paket an. Beim Film haben die Gäste die Auswahl zwischen Aki Kaurismäkis jüngstem Film DIE ANDERE SEITE DER HOFFNUNG und den Kaurismäki-Klassikern LENINGRAD COWBOYS GO AMERICA (1989) und I HIRED A CONTRACT KILLER (1990). Kulinarisch ist eine „Auswahl an finnisch-inspirierten Köstlichkeiten“ angekündigt. I Hired a Contract Killer The World’s First Bicycle

Es ist eröffnet!

Wieder mal als erstes, nämlich am 30.4., startet das Freilichtkino Pompeji in der Zukunft in den Sommer. Um 15 Uhr geht die große Sause mit Kinder- und Familienprogramm los, ab 18 Uhr folgen Open Air Konzerte und ab 21 Uhr laufen dann Berlinfilme und die beliebten Tilsiter-Eigenproduktionen. Da das ganze Haus mitfeiert - insgesamt 6 Stages und 8 Leinwände - kann bei schlechtem Wetter nach drinnen umgezogen werden.

IHRE

LIEBE VERÄNDERTE DIE WELT

A

UNITED KINGDOM

BIKE SHORTS

Am 12. Juni 1817 fuhr der Erfinder Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn auf seiner „Laufmaschine“ aus Holz von Mannheim nach Schwetzingen (7 km) und zurück - in knapp einer Stunde. Zeitschriften weltweit berichteten darüber. Anlässlich des 200sten Jubiläums des immer noch beliebten Fahrrads - und der Fahrradmesse VELO (1. + 2.4.) - zeigt das Acud Kino am 31.3. ein Kurzfilmprogramm mit Spielfilmen, Animationen und Dokumentarischem. Los geht es mit „Warmradelprogramm“ vor dem Kino um 20 Uhr, das Programm startet um 21 Uhr.

„Ein Plädoyer für die Gerechtigkeit.“ T H E H O L LY W O O D R E P O R T E R

ab 30. märz im Kino

„Eine wahre Liebesgeschichte für die Ewigkeit.“ D A I LY M A I L


ALFILM – ARABISCHES FILMFESTIVAL BERLIN Seit 2009 gibt es das Arabische Filmfestival Alfilm in Berlin. Im diesjährigen Programm wird viel gereist: In BEZNESS AS USUAL fährt der Filmemacher nach Tunesien, um seinen Vater, zu dem er jahrzehntelang keinen Kontakt hatte, zu besuchen. Im Dokumentarfilm Zaineb Hates the Snow wandert eine libanesische Familie mit einer muffeligen Teenager-Tochter nach Kanada aus, in THE LAST OF US versucht ein afrikanischer Flüchtling über das Meer nach Europa zu kommen, landet aber an einem surrealen Ort. Politisch am aufregendsten erscheinen uns nach ersten Blicken ins Programm aber zwei Filme aus Palästina und einer aus Syrien: Raed Andoni war als Jugendlicher im israelischen Verhörzentrum Moskobyia gefangen. Gemeinsam mit ehemaligen Mitgefangenen rekonstruiert er in GHOST HUNTING die Infrastruktur des Gefängnisses und Verhöre in einer Parkanlage. Für ihren Film THE WAR SHOW hat die Radiomoderatorin Obaidah Zytoon die Proteste gegen das Assad-Regime seit 2011 begleitet, bevor sie über Homs und Nordsyrien, wo sie den Beginn der religiösen Radikalisierung beobachtete, in die Türkei floh. OFF FRAME AKA REVOLUTION UNTIL VICTORY erarbeitet aus Archivmaterial eine Ikonografie des palästinensischen Widerstands zwischen 1968 und 1982. Wer in den letzten Wochen BARAKAH MEETS BARAKAH gesehen hat, weiß, dass es verdammt komische arabische Komödien gibt. Alfilm bringt mit BLESSED BENEFIT die Geschichte eines Bauarbeiters im Pech, der feststellt, dass es sich mit der richtigen Einstellung auch im Knast ganz gemütlich leben lässt. alfilm.de  31.3.–7.4. im Arsenal, City Kino Wedding, Eiszeit Kino und fsk-Kino am Oranienplatz Zaineb Hates the Snow

Akkilahto

FESTIVAL DES SPIRITUELLEN FILMS In Kooperation mit der Evangelischen Hochschule Berlin veranstalten das Bali Kino und Nirwana Events am zweiten Aprilwochenende zum ersten Mal das Festival des spirituellen Films. Ende des Monats ist das Programm dann noch einmal im City Kino Wedding zu sehen. Neben Filmen, die sich direkt mit Spiritualität und Religion beschäftigen – wie etwa RUTH DENISON: DER LAUTLOSE TANZ DES LEBENS (2017) über ein Meditationszentrum in der Mojave-Wüste von Kalifornien, der Film-Essay GOTTES ZERSTREUTE FUNKEN – JÜDISCHE MYSTIK BEI PAUL CELAN (2016) oder Vorträge von Eckhard Tolle – sind das vor allem Filme, die das Verhältnis des Menschen zur Umwelt reflektieren, wie Reinhard Günzlers Meditation über die Wegwerfgesellschaft KOMMEN RÜHRGERÄTE IN DEN HIMMEL? (2016), das Porträt eines 79-jährigen dänischen Biobauern VIEL GUTES ERWARTET UNS (2014), oder der Dokumentarfilm TOMORROW – DIE WELT IST VOLLER LÖSUNGEN (2015). festival-des-spirituellen-films.de  7.–9.4. im Bali Kino / 28.–30.4. im City Kino Wedding

Festivals Festivals Festivals

INDIEMAGAZIN

achtung berlin – new ­berlin film award An insgesamt 10 Spielstätten zeigt achtung berlin im April wieder eine Woche lang Filme aus und über Berlin und Brandenburg. Die Tilsiter Lichtspiele sind seit mehreren Jahren Stammkino und werden auch dieses Jahr rund zwanzig Filme aus dem 80 Filme umfassenden Programm zeigen, immer in Anwesenheit der Filmemacher*innen. Mit dabei: MANDY, die böse Film-im-Film-Komödie von Aron Craemer und Mandy Rudski: Im Berliner Plattenbauviertel plant die Schauspielerin Mandy ihren Durchbruch – indem sie „Mandy – Das Sozialdrama“ dreht. Die Story: Eine junge Frau plant den Weg hinaus aus dem Berliner Ghetto … Ebenfalls zu sehen sind der fast in Echtzeit gedrehte VANATOARE von Alexandra Balteanu über das Schicksal dreier Frauen in Bukarest und der Dokumentarfilm FURUSATO von Thorsten Trimpop, Gewinner der Golden Taube in Leipzig, der in großformatigen Landschaftstableaus, untermalt vom Knistern der Geigerzähler, sechs Jahre nach der Katastrophe von Fukushima ein eindrückliches Bild von der Liebe der Japaner zu ihrer Heimat zeichnet. Für jeweils einige Tage ist das Festival auch in den Indies City Kino Wedding, Eiszeit Kino und Wolf Kino zu Gast. achtungberlin.de  19.–26.4. im City Kino Wedding, Eiszeit Kino, Wolf Kino, den Tilsiter Lichtspielen und weiteren Berliner Locations Viel Gutes erwartet uns

Mandy

NORDLICHTER

Das „Tournee-Festival“ Nordlichter bringt 2017 zum dritten Mal fünf skurrile, lustige, lakonische Produktionen aus Finnland, Norwegen, Dänemark, Island und Schweden nach Berlin: AKKILAHTO (Finnland 2016) erzählt spannend, schön und manchmal auch sehr komisch die Geschichte von drei Generationen von Frauen, die sich gemeinsam gegen kriminelle, hinterhältige und verlogene Männer durchsetzen müssen. Im GRAND HOTEL (Norwegen, 2016) treffen sich der eitle und hochnäsige Schriftsteller Axel und der 10-jährige Noah – der eine hat ein Alkoholproblem, der andere ein lästiges Tourette-Syndrom. I BLODET (Dänemark, 2016) ist der Soundtrack einer vergehenden Jugend, das Aufbäumen des Mitzwanzigers Simon gegen die Verantwortung und das Erwachsenwerden, und REYKJAVIK (Island, 2016) erzählt von Reykjaviks vielleicht letztem filmbegeisterten Intellektuellen –­ Hringur – und seiner unglücklichen Beziehung mit Elsa. Alle Filme werden im Original mit deutschen Untertiteln gezeigt. nordlichter-film.de  20.–26.4. im Brotfabrik Kino und fsk-Kino am Oranienplatz

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INDIEFEATURE

In LOVE STEAKS taute eine dominante Küchenazubine einen introvertierten Masseur auf, bis am Ende ein bisschen Blut spritzte. Auf den erfolgreichen Vertreter des sogenannten German Mumblecore (der 2014 u.a. für den Deutschen Filmpreis nominiert war) lässt Jakob Lass nun den punkigen TIGER GIRL folgen. Wieder lockt eine Figur die andere aus der Reserve, doch diesmal treten zwei Frauen auf. Die brave Maggie (blond: Maria Dragus) rasselt durch die Polizeiprüfung und will das halbe Jahr bis zum Zweitversuch mit einem Lehrgang bei einer privaten Sicherheitsfirma überbrücken. Doch als sie die ungestüme, asoziale Schlägerin Tiger (schwarzhaarig: Ella Rumpf) kennenlernt, gerät ihr Leben zusehends außer Kontrolle. Tiger verpasst Maggie den Spitznamen Vanilla, weil diese viel zu lieb sei: „Du musst einfach sagen, was du willst, dann kriegst du es auch,“ findet sie. Und ahnt nicht, dass die bald gar nicht mehr so harmlose Schülerin ihrer Lehrmeisterin über den Kopf wachsen wird.

Tiger Girl

Hauptsache „Bäääm!“ Über weite Strecken frönt TIGER GIRL der puren Lust am Kaputtmachen, am Durchdrehen und dem Überschreiten von Grenzen. Oft saukomisch, insgesamt anarchistisch. Wenn Tiger im Supermarkt klaut oder nebenbei einen Autorückspiegel abtritt, ist das noch harmlos. In etlichen Straßenszenen tigern die Freundinnen durch Berlin, mischen eine Vernissage auf oder widersetzen sich mit Wonne Vollstreckungsbeamten. In ihren Security-Uniformen wirken Vanilla und Tiger fast wie Alex und seine Droogs in Frauengestalt. Mal nötigen sie einen jungen Mann zum Ausziehen („ich hab da was Hartes gespürt“), mal beklauen sie Ahnungslose auf dem Tempelhofer Feld, und immer wieder polieren sie Fressen: Hauptsache „bäääm“! Fast wähnt man sich in FIGHT CLUB, gerade am Anfang, als Tiger wie ein Fiebertraum der Marke Tyler Durden in Maggies Leben kracht. Doch spätestens im letzten Drittel verankert Jakob Lass die Beziehung in der Realität, wenn Vanilla immer krasser durchdreht und selbst Tiger vor den Kopf stößt. Wo zuvor auf Konsequenzen geschissen wurde, spielen sie nun eine konkrete Rolle. Trotzdem: Bis zum Ende bleiben die rotzigen Hauptfiguren aus TIGER GIRL vage. Beide haben so gut wie keine Vergangenheit und bis zuletzt könnte Tiger die symbolische Raubkatze sein, die in Maggie schlummert. Schon der reißerisch-hippe Titel samt Kung-Fu-Schriftzug lässt die Ungezügeltheit durchblicken, mit der Jakob Lass inszeniert. Aus dem Kontrast zwischen naturalistischer und stilisierter Darstellung bezieht TIGER GIRL

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INDIEFEATURE

einigen ästhetischen Reiz. Einerseits ist vieles improvisiert: Die Szenen während des Security-Lehrgangs wirken fast dokumentarisch, zumal der Kursleiter Orce Feldschau sich in einer famosen Laiendarbietung selbst spielt (man denkt an den markanten Personalchef aus LOVE STEAKS). Andererseits stilisiert Lass das Geschehen mit Zeitlupen, artifizieller Beleuchtung oder einer auf dem Kopf stehenden Kamera. Als Tiger drei U-Bahn-Pöbler in Martial-Arts-Manier verkloppt, unterlegt er Westernmusik. Auch die körperbetonten Performances von Maria Dragus und Ella Rumpf aus 24 WOCHEN und CHRIEG steuern ihren Teil zum Drive bei, ebenso „familieninterne“ Gastauftritte von Lana Cooper, Franz Rogowski oder Robert Gwisdek. Dass ein Impro-Actionfilm wie TIGER GIRL ohne die moderne digitale Kameratechnik kaum umsetzbar wäre, ist das eigentlich Zeitgeistige am neusten deutschen Independentkino. Die 90 Minuten Laufzeit von LOVE STEAKS wurden aus rund 70 Stunden Rohmaterial gewonnen. Bei TIGER GIRL ist das ähnlich. Eine Handlung im klassischen Sinn existiert nicht (nur ein Nebenplot um zwei Drogenverticker), die fertige Form mit ihrem losen roten Faden entstand im Verlauf der Montage, worauf zahlreiche Jump Cuts verweisen. Ganze 15 Auftritte fielen laut Abspann dem Schnitt zum Opfer (darunter einer von Jakobs Bruder Tom, dessen BLIND & HÄSSLICH bald im Kino startet). Mehr als konventionelles Kino entstehen die Werke deutscher Impro-Filmer im Schneideraum noch einmal ganz von vorn. D Christian Horn

Deutschland 2017 D 90 min D R: Jakob Lass D B: Jakob Lass, Ines Schiller, Eva-Maria Reimer, Nicholas Woche D K: Timon Schäppi D S: Gesa Jäger, Adrienne Hudson D D: Lana Cooper, Maria-Victoria Dragus, Ella Rumpf, Enno Trebs, Orce Feldschau D V: Constantin Film Verleih

Start am 6.4.2017 ¢ Acud Kino ab Mitte/Ende April ¢ b-ware!ladenkino ab Mitte/Ende April ¢ Eiszeit Kino ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Wolf Kino ¢ Zukunft OMeU ab 27.4

Termine unter www.indiekino.de

Nice girl Maggie meets tough Tiger while at a security training course who teaches her to show her claws. TIGER GIRL is mostly improvised and indulges in the pure desire of breaking things, going wild, and exceeding limits.

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INDIEFEATURE

„Ein trauriges Gedicht einer sehr kranken Person“ schrieb Popular Photography 1959 über Robert Franks Fotoband „The Americans“. Heute gilt Franks Buch als das herausragende Werk der Straßenfotografie, als eines der einflussreichsten Werke der Fotografie überhaupt. Über neun Monate war der Schweizer Fotograf durch die USA gereist, durch 30 Staaten, und hatte den Rassismus in den Südstaaten ebenso fotografiert wie die Gegenkulturen in New York, Backyards mit rostenden Autowracks in Kalifornien, die Fließbänder in den Detroiter Autofabriken – vor allem aber Menschen: auf der Straße, bei der Arbeit, bei Feiern, Beerdigungen, in Kneipen. „The Americans“ ist ein grobkörniges Gedicht, in dem auf glamouröse Paare der Gesellschaft bei einem Ball einsame Männer in billigen Cafeterias folgen. Augenblicke, manchmal auch gefährliche, aus der Hüfte geschossen, die ihre Flüchtigkeit durch die scheinbar zufällige K ­ adrage und Unschärfen unterstrichen.

Don’t Blink – Robert Frank Lieblingsfotograf

Die Dokumentarfilmerin Laura Israel ist seit den 80er Jahren mit Frank bekannt. Das hat sicher geholfen, Frank zu einem Film zu überreden, obwohl der eigentlich Interviews (wie alle künstlichen Situationen) hasst. Israels Film ist ein Porträt geworden, das einen in seiner Überfülle leicht überwältigen kann. In einem irrwitzigen Tempo, zu einem irrsinnig guten Soundtrack (mit Stücken von u.a. The Mekons, Charles Mingus, Bob Dylan, Tom Waits, Johnny Thunders und den Rolling Stones) rasen Robert Franks Bilder und Filme vorbei. Das Tempo lässt zu Beginn keine Zeit, sich auf die einzelnen Bilder einzulassen, ein Wow-Erlebnis jagt das nächste. Israel hält sich nicht lange an den bekannteren Stationen von Franks Werk auf: Das berühmte Cover zum Rolling Stones Album „Exile on Main D 10

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frederick lau henriette confurius moritz bleibtreu milan peschel Street“ wird zwar ebenso erwähnt wie der Stones-Tourfilm COCKSUCKER BLUES, der wegen einer Klage der Stones nie veröffentlicht wurde und per Gerichtsbeschluss noch heute nur dreimal im Jahr und in Anwesenheit von Robert Frank aufgeführt werden darf, aber Israel geht es nicht um die „Greatest Hits“ von Robert Frank. DON’T BLINK ist kein ordentlicher, chronologischer Dokumentarfilm, sondern mehr ein Erforschen dessen, was Robert Franks künstlerischen Prozess ausmacht, zu dem auch das Umherschweifen gehört und das Reagieren auf spontane Eingebungen. Interviews und direkte Fragen bringen bei Frank nicht viel. Was ein gutes Bild ausmache, fragt Israel. „Es muss scharf sein. Vor allem die Nase.“ Später, im entspannten Gespräch, verrät Frank dann doch einige seiner Strategien: Man muss schnell sein und die Leute fotografieren, wenn sie sich dessen nicht bewusst sind. Das erste Bild ist meistens das beste. Frank kommt es weniger auf die technische Perfektion an, als auf die Intensität des Ausdrucks. Wenn er in einem Fotoladen auf ein Sonderangebot für eine Wegwerfkamera deutet und sagt: „Hier, 30 Dollar! Da kann man nichts falsch machen!“, dann meint er das völlig ernst und beginnt später sofort, mit der Kiste zu knipsen. Spontanität ist Franks Credo geblieben, was vielleicht auch ein Grund ist, weshalb der über 90-Jährige so lässig und lebendig wirkt.

Ab 31.03. auf Blu-ray, DVD und digital

Laura Israel interessiert sich vor allem für die jüngeren Arbeiten Franks, seine privaten Filme und die späten Fotos, bei denen Frank auch mit seiner zweiten Frau, der Malerin und Bildhauerin June Leaf zusammen arbeitete. Die in einer Hütte in Nova Scotia entstandenen Bilder, in denen Frank oft auf Glasscheiben schreibt oder direkt ins Filmmaterial kratzt, manchmal auch Polaroids zu Panoramen zusammenstellt, waren lange weniger bekannt als die ikonisch gewordenen Fotos aus „The Americans“. Sie sind privater und emotionaler, und viele verarbeiten persönliche Tragödien, vor allem den Tod von Franks Kindern Andrea, die 1972 bei einem Flugzeugunglück ums Leben kam, und Pablo, der an Schizophrenie erkrankt war und 1994 starb. DON’T BLINK bietet wundervolle Einblicke in die Praxis eines wichtigen und sehr sympathischen Künstlers. Für Frank-Fans ist Israels Film natürlich Pflicht, und wer Frank noch nicht kennt, wird nach DON’T BLINK das Bedürfnis haben, die Bilder ausführlicher zu betrachten. D Tom Dorow

ROONEY MARA

» CAROL« , »VERBLENDUNG «

BEN MENDELSOHN » KILLING THEM SOFTLY«

Kanada/USA 2015 D 82 min D R: Laura Israel D K: Lisa Rinzler, Ed Lachman D S: Alex Bingham D V: Grandfilm Verleih

Start am 1.4.2017 ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Brotfabrik Kino OMU ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz ¢ Klick Kino OMU ¢ Sputnik Kino OMU

OMU

DON’T BLINK about “The Americans“ photographer Robert Frank isn’t a neat, chronological documentary but more an investigation into what goes into Robert Frank’s artistic process which includes wanderings and reacting to spontaneous inspiration.

»Eines der kraftvollsten Dramen des 21. Jahrhunderts« THE NEW YORK TIMES

AB 30. MÄRZ IM KINO /UnaUndRay


INDIEKRITIKEN Deutschland 2016 D 96 min D R: Philip Gnadt, Mickey Yamine D B: Philip Gnadt, Mickey Yamine D K: Niclas Reed Middleton D S: Marlene Assmann, Helmar Jungmann D M: Sary Hany D V: farbfilm

Gaza Surf Club Surfer vor Ruinen

Am Anfang brechen sich die Wellen am östlichen Mittelmeer in Zeitlupe, während auf der Tonspur ein Luftangriff dröhnt. Im Anschluss folgt eine lange Kamerafahrt durch die Ruinen von Gaza-Stadt. So führen Philip Gnadt und Mickey Yamine den Schauplatz und die Stoßrichtung ihres in Toronto uraufgeführten Dokumentarfilms GAZA SURF CLUB ein. Als Freigeister inmitten der Tristesse wollen die etwas glatt gebügelten Protagonisten durch das Surfen der Realität entrinnen und nehmen dafür einiges in Kauf. Die Teenagerin Sabah muss heimlich auf ihr Surfbrett steigen, weil die militante Hamas Frauen jeglichen Wassersport untersagt. Der Mittvierziger Abu, eine Art Mentor der überschaubaren Surfer-Gemeinde, lebt als Aussteiger am Strand und will Gaza bald verlassen, denn im „größten Open-Air-Knast der Welt“ (Spiegel Online) fühlt er sich nicht nur bevormundet, sondern eingesperrt. Der 23-jährige Ibrahim träumt hingegen von seinem eigenen Shop für den täglichen Bedarf eines Wellenreiters, dem titelgebenden Gaza Surf Club. Weil in seiner Heimat ein Importverbot für Surfboards besteht, will der findige Ibrahim den Bau der Bretter in einer Manufaktur auf Hawaii lernen – und muss reichlich Behörden-Hickhack durchlaufen, um die Ausreisepapiere für das Praktikum zu bekommen. Der Blick in die Surferkultur dient den Filmemachern in erster Linie als exotischer Aufhänger, um den Alltag im Gazastreifen zu dokumentieren. Den typischen Elendsbildern von Terror und Armut halten sie sandfarbene Weitwinkelaufnahmen entgegen, die das karge Leben vor Ort aller Ästhetik zum Trotz nicht beschönigen. Die Surfszenen fallen indes gediegen aus, weswegen man GAZA SURF CLUB keineswegs mit einer dieser spektakulär hyperaktiven GoPro-Sportdokus verwechseln sollte. D Christian Horn

Start am 30.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Klick Kino OMU , Premiere am 30.3. um 18 Uhr ¢ Zukunft OMU , am 1.4. um 20.30 Uhr Filmgespräch mit den Regisseuren Philip Gnadt und Mickey Yamir

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GAZA SURF CLUB uses the portrait of a group of surfers who dream of freedom, the waves, and having their own surf shop to document daily life in the Gaza Strip.

Originaltitel: Radin! D Frankreich 2016 D 89 min D R: Fred Cavayé D B: Laurent Turner, Fred Cavayé, Nicolas Cuche D K: Laurent Dailland D S: Yann Malcor D M: Klaus Badelt D D: Dany Boon, Laurence Arné, Patrick Ridremont, Noémie Schmid D V: Wild Bunch/Central

Nichts zu verschenken Dany Boon als Geizhals

Dagobert Duck wäre begeistert von François Gautiers Sparsamkeit. Der Violinist kennt sich nicht nur genau mit den Sonderangeboten des örtlichen Supermarkts aus, sondern weiß auch Straßenlaternen zum Beleuchten seines Abendbrots aus leicht abgelaufenen Waren zu nutzen. Dass er nur kalt duscht, ist selbstverständlich und auch, dass er kein Problem damit hat, sich am Abschiedsbuffet eines Kollegen satt zu essen, obwohl er sich vor einem Beitrag zu dessen Geschenk vehement gedrückt hat. Sicher, seine Macken machen ihn nicht unbedingt beliebt. Die engste persönliche Beziehung pflegt François zu seinem Banker, der ihn in allen Lebensfragen berät und ihm immer wieder seinen aktuellen Kontostand vorlesen muss. Nur noch ein bisschen bis zur Viertelmillion! Aber dann verguckt sich François in die schüchterne Cellistin Valerie, die das böse Getratsche über ihn gar nicht glauben mag, aber doch gerne zum Essen ausgeführt werden würde. Zum anderen taucht plötzlich ein unbekanntes Produkt seiner Sparwut in Form einer Tochter auf. Bislang war es ihm ja egal, aber vor diesen beiden will er dann doch nicht schlecht, oder gar geizig, dastehen. Aber was soll man machen, wenn der bloße Gedanke ans Geldausgeben einen in buchstäbliche Panik versetzt? Noch dazu hat Laura ganz eigene Ideen davon, wie ihr Papa ist. Und die kosten alle Geld! NICHTS ZU VERSCHENKEN wird absolut von seinen drei Hauptdarstellern getragen, allen voran Dany Boon (WILLKOMMEN BEI DEN SCH’TIS). Boon gibt dem an sich auf vielen Ebenen unangenehmen Knauserer eine sympathische Note, ganz in der Tradition von Louis De Funès, der uns Choleriker lieben lehrte, und auch Laurence Arné und Noémie Schmidt spielen ihre Figuren mit Ecken und Kanten. Die Ausstattung ist detailverliebt, und das zügige Erzähltempo verrät Fred Cavayés Vergangenheit als Thrillerregisseur. D Christian Klose

Start am 6.4.2017 ¢ filmkunst66

DF

Dany Boon plays pathological curmudgeon François Gautier, who uses street lamp lights to light up his dinner made up of slightly expired food. He doesn’t care that no one especially likes him – until he falls in love and a daughter unexpectedly shows up.

Termine unter www.indiekino.de


INDIEKRITIKEN USA 2016 D 121 min D R: Stephen Gaghan D B: Stephen Gaghan, Patrick Massett, John Zinman D K: Robert Elswit D S: Douglas Crise D D: Bruce Greenwood, Bryce Dallas Howard, Stacy Keach, Matthew McConaughey, Toby Kebbell, Edgar Ramirez, Corey Stoll D V: STUDIOCANAL

Gold

The Birth of a Nation

Unsympath mit Vision

Gründungsmythos revisited

Über sein Image als fescher Prinz aus Romantikkomödien ist Matthew McConaughey längst hinaus, sein wahres Talent bewies er mit Charakterauftritten in MUD, KILLER JOE oder DALLAS BUYERS CLUB. Die ambitionierte Schiene setzt der Texaner mit GOLD fort, wo er den windigen Prospektor Kenny Wells spielt, der im Jahr 1988 kurz vor der Pleite steht. Im Suff kommt ihm die Idee, im indonesischen Regenwald nach Gold zu suchen. Und tatsächlich stößt der Fantast zusammen mit dem Geologen Michael Acosta (Édgar Ramirez) auf eine fette Goldader. Schnell steigen Investoren im Goldrausch ein und machen den versoffenen Wells und seinen Kompagnon über Nacht steinreich. Aber dann bricht das ganze Konstrukt in sich zusammen… GOLD rekurriert lose auf einen wahren Finanzskandal, dessen Hergang aus juristischen Gründen abgewandelt wurde. Der für sein Skript zu TRAFFIC Oscar-prämierte Stephen Gaghan inszeniert den komplexen Stoff als Tragikomödie, die von den Schauspielern und einer akkuraten 80er-Ausstattung samt Musik von New Order und Joy Division lebt. McConaughey spielt den Unsympathen mit Halbglatze und Bierwampe als abgewrackten Rüpel mit Schwindelanfällen. Seine unfeinen Seiten zeigt er insbesondere im Umgang mit seiner Frau Kay (Bryce Dallas Howard), die er links liegen lässt, sobald der Erfolg ihn zum scheinbar besseren Menschen macht – und das viele Geld Frauen anlockt. Der stärkste Part ist die flirrende Goldsuche im unerschlossenen Dschungel, die mit einem guten Funken Irrwitz an Kinskis Wahnsinn aus AGUIRRE oder FITZCARRALDO erinnert. Im Mittelteil versandet der zwischen Drama, Komödie und Thriller schwankende Film etwas im bekannten Plot um die Schattenseiten des Erfolgs und die typische Aufstieg-Abstieg-Parabel des Biopic-Genres. Mit einem Twist, den man vorab nicht kennen sollte, kommt die Farce wieder ins Rollen. D Christian Horn

Start am 13.4.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ filmkunst66 DF OMU

DF OMU

Termine unter www.indiekino.de

USA 2016 D 110 min D R: Nate Parker D B: Nate Parker, Jean McGianni Celestin D K: Elliot Davis D S: Steven Rosenblum D M: Henry Jackman D D: Jackie Earle Haley, Mark Boone Junior, Aunjanue Ellis, Armie Hammer, Nate Parker, Penelope Ann Miller, Colman Domingo D V: Twentieth Century Fox of Germany

Prospector Kenny Walls is about to be bankrupt in 1988. He gets the idea to search for gold in the Indonesian rain forest and the dreamer does indeed discover gold. A meteoric rise follows – as well as a rapid crash.

Nate Parkers auf dem Sundance Film Festival 2016 gefeierter Film THE BIRTH OF A NATION sah bis August des letzten Jahres wie ein sicherer Oscar-Kandidat aus. Nach einem Skandal um eine Vergewaltigungsklage, die Regisseur Parker und Drehbuchautor Jean Celestin 1993 anhing, und einem Interview mit dem Bruder des Opfers, das sich 2012 das Leben genommen hatte, war von den Oscars nicht mehr die Rede. Lange schien unklar, ob der Film überhaupt ins Kino kommen würde. THE BIRTH OF A NATION trägt den gleichen Titel wie D.W. Griffiths rassistischer Film von 1915, der als der erste abendfüllende Spielfilm mit einer voll entwickelten Filmsprache gilt und Urszene und Schandfleck der Filmgeschichte zugleich ist. Parker ersetzt Griffiths Verherrlichung des Ku-Klux-Clans mit der Geschichte des von Nat Turner geführten Sklavenaufstandes von 1831. Sein Film ist mit kleinerem Budget gedreht und konventioneller erzählt als die thematisch ähnlichen DJANGO UNCHAINED und 10 YEARS A SLAVE, andererseits scheut Parker nicht vor den Widersprüchen in der Figur des Rebellen Turner zurück, und schafft eine komplexere und herausforderndere Erzählung als Tarantino und McQueen. Nat Turner, den Nate Parker selbst spielt, bringt sich selbst das Lesen bei, das einzige Buch, das er lesen darf, ist die Bibel. Er wird zum Prediger auf der Plantage seines Sklavenhalters Benjamin Turner, der das Talent seines schwarzen Predigers bald nutzt, um ihn auf anderen Plantagen vor den Sklaven Demut gegenüber ihren Unterdrückern predigen zu lassen. Parker zeigt, wie Religion als Herrschaftsinstrument verwendet wird, und Nat Turners Rebellion gerät mit ihrem durch erzwungene Unbildung begrenzten Weltbild in die Nähe zu „heiligen Kriegen“. So ist Parkers Film auch ein Aufruf, den Blick durch Bildung und Aufklärung zu weiten. Zur Geburt der Nation wird dann auch nicht Turners Revolte, sondern der amerikanische Bürgerkrieg. D Tom Dorow

Start am 13.4.2017 ¢ b-ware!ladenkino ab 27.4. ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Sputnik Kino DF OMU ab 27.4. DF OMU

Film pioneer D.W. Griffith’s THE BIRTH OF A NATION was the first feature-length film that had its own fully developed film language – a racist concoction. Director Nate Parker tells the story of the 1831 slave uprising led by Nat Turner anew from an African-American perspective.

APRIL 2017 D

13 D


INDIEKRITIKEN Deutschland 2015 D 83 min D R: Martin Hawie D B: Laura Harwarth, Martin Hawie D K: Brendan Uffelmann D S: Martin Hawie D M: Gregor Keienburg D D: David Hürten, Paul Wollin, Miguel Dagger, Leni Speidel, Kelvin Kilonzo D V: missingFilms

Toro

Ghost in the Shell

Einer, der sich kümmert

Ende der Cyborg-Utopie

Eigentlich heißt Toro (Paul Wollin) Piotr und ist vor zehn Jahren aus Polen nach Deutschland geflohen. In seinem Heimatdorf habe man gemunkelt, er sei ein „ciota“, eine „Schwuchtel“, erzählt er Benoit (Kelvin Burkard), dem Jungen, der eines Tages in der abgelegenen Lagerhalle auftaucht, in der Toro regelmäßig auf einen alten Boxsack eindrischt. Benoits Nachfrage, „Und, bist du eine?“, ignoriert er dabei allzu offensichtlich. Durch seinen Job als Escort, bei dem er seine Dienste Frauen mit gutbürgerlicher Herkunft in Hotels und Wohnungen anbietet, verdient er gutes Geld, das er ausnahmslos spart. Hart und beharrlich arbeitet er für seine Unabhängigkeit und träumt davon, schon bald nach Polen zurückzukehren, um dort eine eigene Boxschule zu eröffnen. Toro hat ein klares Ziel vor Augen, er ist einer, der sich kümmert. Seinem desillusionierten und lebensmüden Freund Victor (Miguel Dagger), einem drogenabhängigen Stricher, verschafft er ständig neue Jobs und leiht ihm sogar zähneknirschend Geld, weil plötzlich dessen Schwester Emilia (Leni Speidel) mit in der Küche sitzt. Er will Victor mitnehmen, wenn er zurückgeht, doch weil dem Latino die skrupellosen Schuldeneintreiber auf den Fersen sind, werden schließlich auch Toros Zukunftspläne brutal zerstört. Wie ein in die Enge getriebener Stier kennt er darauf nur eine Antwort, und diese führt ihn und die anderen geradewegs in die Katastrophe. Der aus Peru stammende Regisseur Martin Hawie hat mit TORO einen vielbeachteten Abschlussfilm an der Kunsthochschule für Medien in Köln in lakonisch-rauer Schwarzweiß-Optik gedreht. Seine ausgestoßenen und verlorenen Protagonisten kämpfen mit ihren männlichen Rollenbildern, Migrationsproblematiken und religiösen Konventionen, was sie in die Tradition der einsamen Charaktere aus Martin Scorseses New-Hollywood-Filmen einreiht. D Jens Mayer

Start am 27.4.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Zukunft OMEU , am 25.4. um 20.15 Uhr in Anwesenheit von Regisseur Martin Hawie

D 14

D APRIL 2017

USA 2017 D 120 min D R: Rupert Sanders D B: Jamie Moss, Jonathan Herman D K: Jess Hall D S: Neil Smith D D: Scarlett Johansson, Michael Pitt, Michael Wincott, Juliette Binoche, Takeshi Kitano D V: Paramount Pictures

Toro, who came to Germany from Poland 10 years ago, is a hard worker. He cares. He will go back one day and open a boxing school. But Toro’s future plans are brutally destroyed and like a cornered bull he only has one way to respond to it.

Die Debatte um die Besetzung nahezu aller Hauptrollen in dem US-chinesischen Realfilm-CGI-Remake des japanischen Anime-Klassiker GHOST IN THE SHELL mit weißen Schauspielern mal beiseite: Im neuen GHOST hat sich die Perspektive radikal gedreht. 1995 wirkte GHOST IN THE SHELL wie die Filmversion von Donna Haraways zehn Jahre früher erschienenem feministischen „Manifest für Cyborgs“, in dem Haraway einen neuen ironischen Mythos vom Cyborg als multigeschlechtlich konstruiertes gesellschaftliches Wesen erfand. GHOST war eine kybernetische Utopie, in der sich Cyborg Major Motoko Kusanagi schließlich entschloss, ihre menschliche Rest-Identität aufzugeben und in ein virtuelles Netzwerkwesen zu evolvieren. Ihr Widersacher und späterer Verbündeter war ein geschlechtsloses Cyber-Wesen. Ein Jahr zuvor war mit Mosaic (heute Mozilla Firefox) der erste Webbrowser erschienen, und der Traum von einer künstlichen Netzwerkintelligenz schien zum Greifen nah. Heute scheint klar, dass das Netzwerk vor allem Kartelle, Katzenvideos und Nazis hervorgebracht hat, aber keine besondere Intelligenz. Major hat in der neuen Version keinen Namen, Motoko Kusanagi ist von Anfang an tot. Wie Data in STAR TREK und der ROBOCOP sucht Major ihre menschliche Identität. Ihr Widersacher ist keine evolvierte Netzwerkintelligenz, sondern nur ein weiteres Experiment der Corporation, die auch Major produziert hat – und ohne Zweifel ein Mann. Die Utopie ist erledigt, Hollywood singt das alte Lied davon, dass man sich zum Menschsein entschließen muss. Ansonsten sieht das oft sehr gut aus. Die beindruckenden Aquarell-Hintergründe im alten GHOST sind durch mit Hologrammen überladene Hi-Tech-Stadtlandschaften ersetzt worden, die 3D-Effekte gehören zum Besten, was es bisher zu sehen gab. Der neue GHOST ist unterhaltsam und spannend. Die Philosophie ist allerdings eher deprimierend. Aber vielleicht sind es nicht mehr die Zeiten für Cyber-Utopien. D Tom Dorow

Start am 30.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF OMU , auch 3D ¢ City Kino Wedding: Mamoru Oshiis Anime-Fassung von 1995 DF ¢ Filmrauschpalast OMU , sowie Mamoru Oshiis Anime-Fassung von 1995 OMEU ¢ Sputnik Kino DF OMU ¢ Union Filmtheater ab 20.4. DF

Remake of the Japanes anime classic, with impressive visuals and a sharp turn in the philosophy.

Termine unter www.indiekino.de


INDIEKRITIKEN

Die Schlösser aus Sand Liebst du mich noch?

Originaltitel: Les châteaux de sable D Frankreich 2015 D 102 min D R: Olivier Jahan D B: Olivier Jahan, Diastème D K: Fabien Benzaquen D S: Jean-Baptiste Beaudoin D D: Yannick Renier, Emma de Caunes, Jeanne Rosa D V: Film Kino Text

DIE SCHLÖSSER AUS SAND ist wie ein kurzer, leicht aber dicht erzählter Sommerroman. Eine Novelle. Ein Buch, das man am Strand gelesen hat und aus dem später beim Auspacken der Tasche noch Sand bröselt. Ein Buch, dessen kleine, unspektakuläre aber detailreiche Geschichte unwiderruflich mit dem Wind und dem Meeresrauschen verquickt ist, die man beim Lesen im Haar und in den Ohren hatte.

diesem Wochenende in diesem Haus vorfinden. Die Trauer um den Vater, die Erinnerung an gute Zeiten zusammen, die Verbitterung über den Bruch und die Angst vor einer Zukunft, in der die falsche Entscheidung zu einem falschen Leben geführt hat, in dem man, mit einem falschen Partner oder allein, bloß noch älter wird. „Das Paradies liegt hinter ihnen, denken sie, und die Hölle vor ihnen“, sagt die Erzählerin einmal.

Der Film spielt in der Bretagne, in der kargen Sehnsuchtslandschaft der Côte d’Amor, die für die Fotografin Eleonore unwiderruflich mit der Erinnerung an ihren Vater verknüpft ist und mit dem Haus am Meer, in dem er seine letzten Jahre verbracht hat. Eleonores Vater ist vor zwei Monaten gestorben. Sanft und lakonisch fasst die Erzählerin aus dem Off zusammen: „Es ist zwei Monate her, dass Eleonores Vater gestorben ist. Sie muss das Haus verkaufen. Alternativlos. Sie plant Freitag und Samstag da, zurück am Sonntag. Sie hat Samuel gefragt, ob er sie fährt und drei Tage in Ker Salloux bleibt. Sie hat keinen Führerschein. Er hat ja gesagt.“ Samuel ist Eleonores Exfreund, inzwischen hat er eine neue Freundin, Laure, die er von seiner Arbeit an der Uni kennt und mit der er an diesem Wochenende skypt, wenn die Verbindung im Garten es zulässt. Er hat ja gesagt, weil er nicht nein sagen kann, wenn Eleonore ihn etwas fragt. Sie waren fünf Jahre ein Paar.

Der Beziehungsstatus „Ex“ ist ein Tanz, bei dem die Contenance gewahrt werden muss und andererseits ständig die Frage im Raum steht: Liebst du mich noch? Was denkst du? Manchmal übernimmt es der Text, zu erzählen, was sich unter der Alltagsoberfläche verbirgt. Dann sieht man Samuel zum Beispiel die morschen Bretter der Terrasse austauschen, während die Erzählerin sagt: „Samuel dachte an den Sex, den sie überall im Haus gehabt hatten. Auf der Terrasse, im Wohnzimmer, im Gästehaus. Vor allem im Gästehaus, wenn der Vater da war.“ Manchmal sind es aber auch die Bilder, die das verraten, was die beiden sich nicht sagen können. Die die Vertrautheit zeigen, mit der die beiden am Küchentisch oder vor dem Kamin sitzen. Und wie seltsam es ist, dass sie sich nicht berühren dabei.

Es gibt viele Off-Texte in DIE SCHLÖSSER AUS SAND. Meist spricht die Erzählerin, die alles weiß aber nicht alles sagt, manchmal hört man auch Eleonore oder Samuel. Texte und Bilder gehen eine so schöne, verführerische, gleitende Verbindung ein, wie ich es selten erlebt habe. Ergänzen, widersprechen, kommentieren, verstärken einander. Sanft aber nachdrücklich umkreisen beide die Gefühle, die Eleonore und Samuel an

Start am 27.4.2017 ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU

Termine unter www.indiekino.de

A weekend by the sea. Two people who were once together. Now he’s helping her sell her dead father’s house. Grief is everywhere in the empty rooms as well as memories and feelings that the two have denied and brushed aside.

Das Wochenende geht geschäftig vorbei. Immer wieder wird die halb vertraute, halb ungewohnte Zweisamkeit von potentiellen Käufern unterbrochen, die von der aufgeräumten Maklerin Claire durch das Haus geführt werden. Die Unterbrechungen sind willkommen und unwillkommen, ärgerlich, lustig, kurios. Da wird dann diskutiert, ob man einen Pool einbauen könnte, oder eine junge Schwangere erzählt Eleonore, dass sie ihr Kind in der Natur aufwachsen sehen möchte. Die Fremden stören, aber sie machen Eleonore und Samuel auch zu Verbündeten wider Willen und sie geben beiden Raum, sich über die eigenen Gefühle klar zu werden. Das klare Licht und die zögerliche Sonne der Bretagne durchstrahlen alle Bilder des Films. DIE SCHLÖSSER AUS SAND schafft es auf eine ebenso klare und vorsichtige Art, von Trauer, vom Älterwerden und von der Kompliziertheit der Liebe zu erzählen. „Samuel wünschte sich, dass es einfach mal unkompliziert sein könnte.“, heißt es an einer Stelle, zugleich ist klar, dass das nie der Fall sein wird. D Hendrike Bake APRIL 2017 D

15 D


INDIEKRITIKEN Deutschland/Frankreich/Belgien 2016 D 133 min D R: Jonathan Littell D B: Jonathan Littell D K: Johann Feindt, Joachim Philippe D S: Marie-Hélène Dozo D V: Neue Visionen

Wenn der Vorhang fällt

Wrong Elements Kindersoldaten in Uganda

Jonathan Littells Roman „Die Wohlgesinnten“, in dem aus der Perspektive eines intellektuellen SS-Manns Nazismus und Holocaust geschildert werden, wurde nicht nur in Deutschland heftig diskutiert. Jorge Semprún bezeichnete das Buch als „das Ereignis unserer Jahrhunderthälfte“, Michal Brumnik nannte Littells Roman einen „Müllhaufen aus Pornographie“. Littells Film WRONG ELEMENTS über in Uganda als Kinder entführte Angehörige von Joseph Konys LRA (Lord’s Resistance Army), die sowohl Opfer als auch Täter bei den entsetzlichen Massakern der LRA waren, könnte ähnlich kontroverse Urteile hervorrufen – wenn Uganda überhaupt auf dem Schirm der europäischen Wahrnehmung wäre. WRONG ELEMENTS hat einiges mit Joshua Oppenheimers Film THE ACT OF KILLING gemein: Wie Oppenheimer begleitet Littell seine Protagonisten an Orte ihrer Verbrechen und lässt sie von ihren Taten erzählen, manchmal spielen sie auch Szenen nach. Aber Geoffrey, Nighty, Mike und Lapisa sind junge Leute, sie gelangten gegen ihren Willen als Kinder in einen Bezugsrahmen, der ausschließlich von furchtbarer Grausamkeit geprägt war. Ihr Lachen, wenn sie den Überfall auf ein Dorf schildern, ist so erschütternd wie ihr Mitgefühl, wenn Lapisa von den regelmäßigen Vergewaltigungen in der LRA berichtet. In der Gesellschaft, aus der sie einst entrissen wurden, und der sie später selbst Gewalt zugefügt haben, bleiben sie Fremde. Wenn Littell sie in einem Regiestatement mit ehemaligen Hitlerjungen in der Nachkriegszeit vergleicht, oder den Kindern, die in den Regimes der Roten Khmer oder des IS aufgewachsen sind, hinkt der Vergleich zwar, weil die Gesellschaften zu unterschiedlich strukturiert sind, aber die Frage nach den Nachwirkungen struktureller und physischer Gewalt in der Gesellschaft bleibt darum nicht weniger relevant. D Tom Dorow

Start am 27.4.2017 ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Brotfabrik Kino OMU ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ filmkunst66 OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU , Premiere am 27.4. um 19.30 Uhr in Anwesenheit von Regisseur Jonathan Littell ¢ Tilsiter Lichtspiele OMU ab 27.4.

D 16

D APRIL 2017

WRONG ELEMENTS by Jonathan Little, author of “The Kindly Ones” portrays the former child soldiers of Uganda. As members of Joseph Kony’s LRA (Lord’s Resistance Army), Geoffrey, Nighty, Mike, and Lapisa were both victims and perpetrators of the LRA’s horrifying massacres.

„Wenn der Vorhang fällt, sieh hinter die Kulissen/Die Bösen sind oft gut und die Guten sind gerissen/Geblendet vom Szenario erkennt man nicht/ Die wahren Dramen spielen nicht im Rampenlicht.“ (Freundeskreis). Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte des deutschen HipHop, von den ersten Anfängen über den Boom in den Neunzigern bis zum Status Quo. Zu Wort kommen unter anderem: Max Herre, Prinz Pi, Sido, Marteria, Blumentopf, Toni L, Moses Pelham, Nate57, Chefket, Afrob, Main Concept, MC Rene, Fatoni, Samy Deluxe und die Stieber Twins. Start am 30.3.2017

Deutschland 2015 D 79 min D R: Michael Münch

¢ Eiszeit Kino ¢ Hackesche Höfe Kino

Geschichte einer Liebe – Freya Poetisches Zentrum des Films ist der Briefwechsel zwischen Freya von Moltke und ihrem Mann Helmut James Graf von Moltke, nachdem dieser 1945 von den Nazis als Widerstandskämpfer zum Tode verurteilt wurde: Voller Mut, die Konsequenzen des eigenen Handelns zu tragen, und voller Hoffnung, dass der Brief in den Händen nicht der letzte sein möge. Kein Wort ist überflüssig, jeder Satz hat eine tröstende Kraft. Gelesen werden die Briefe von Nina Hoss und Ulrich Matthes: Sie geben dem Dialog eine poetische Tiefe und Intensität, der die starke Beziehung der beiden verstehen lässt. Start am 6.4.2017

Deutschland 2016 D 87 min D R: Antje Starost, Hans Helmut Grotjahn

¢ Krokodil

Termine unter www.indiekino.de


Dancing Beethoven 2015 führte das Béjart Ballet Lausanne in Tokio Maurice Béjarts 1964 entworfene Choreografie zu Beethovens berühmter 9. Symphonie „Ode an die Freude“ auf. An dem internationalen Projekt waren neben der Schweizer Tanzkompagnie und dem Tokioter Ballet auch der Ritsuyu-kai Chorus und das Israel Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Zubin Mehta beteiligt. Regisseur Arantxa Aguirre hat die Entstehungsgeschichte der ambitionierten Aufführung begleitet und Tänzer, Choreografen und Musiker aus aller Welt bei den gemeinsamen Proben beobachtet. Start am 13.4.2017

Schweiz/Spanien 2016 D 79 min D R: Arantxa Aguirre

¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ filmkunst66 OMU ¢ Union Filmtheater OMU

Starting 5 Basketball-Nationalspieler Marvin Willoughby beginnt nach seiner aktiven Karriere in Hamburger Brennpunkten junge und talentierte Spieler zu fördern. 2014 beschließt er, den Profi-Basketball zurück nach Hamburg zu holen und den Verein in die Erste Liga zu führen. Zwei Jahre lang hat Regisseur Milan Skrobanek die Entwicklung der Hamburg Towers begleitet und ist dabei nah dran am sportlichen Leiter Willoughby, an Cheftrainer Hamed Attarbashi und den Nachwuchsspielern Louis Olinde und Lennard Larysz, die alles daran setzen, ihren Traum zu verwirklichen.

Start am 6.4.2017 ¢ Sputnik Kino

OMU

Termine unter www.indiekino.de

Deutschland 2016 D 87 min D R: Milan Skrobanek


INDIEKRITIKEN Schweiz/Österreich 2016 D 90 min D R: Valentin Hitz D B: Valentin Hitz D K: Martin Gschlacht D S: Karina Ressler D M: Balz Bachmann D D: Marion Mitterhammer, Lena Lauzemis, Clemens Schick, Christine Haupt, Karin Koch, Frank Evers D V: Camino Filmverleih

Stille Reserven Extrem dunkel

In einer nahen Zukunft verkauft Versicherungsagent Baumann Todesversicherungen. Wer keine abschließt, wird nach dem Tod in der Geriatrie künstlich am Leben erhalten und als Organspender, Leihmutter oder Datenspeicher benutzt. Der Agent wird befördert und soll eine Widerstandstruppe infiltrieren, die auf dem „Recht auf Tod“ beharrt. Er verliebt sich aber in eine Aktivistin, deren Vater er nicht zu einem Vertragsabschluss überreden konnte. Ihre Gruppe plant, die Stromversorgung lahm zu legen, damit die Untoten sterben können. STILLE RESERVEN von Valentin Hitz ist ein Neo-Noir, der wie aus den 80er Jahren in die Gegenwart gebeamt erscheint. Nicht nur die Kombination aus Dystopie und Noir-Tropen scheint direkt aus Filmen wie Beth und Scott Bs VORTEX (1981) und dem Fanboy-Heiligtum BLADE RUNNER (1982) entliehen, dessen Sequel mit Mouseketeer Ryan Gosling dieses Jahr ja auch noch ins Kino kommt. Die Schauspieler, Clemens Schick als Baumann und Lena Lauzemis als Femme fatale Lisa Sokulova, sagen ihre Sätze auf, als ginge es darum, in einer Berliner New-Wave-Disco ca. 1981 möglichst wenig Gefühl zu verraten. Lisa ist neben ihrem Aktivismus auch als Nachtclub-Sängerin am Start, wo sie reglos auf der Bühne stehend alte Sex-Crooner wie April Stevens „Teach Me Tiger“ singt, während Vinzenz‘ Blick des Begehrens auf ihr ruht. Old school, wie es old schooliger nicht mehr geht. In STILLE RESERVEN gelingen einige schön kalte und unheimliche Kino-Bilder, vieles allerdings bleibt buchstäblich im Dunkeln. Die 2010er Jahre sind wegen der Mode, eher funzelig beleuchtete Filme ins Kino zu bringen, schon „the dark ages of cinema“ genannt worden, aber STILLE RESERVEN setzt da noch einen drauf. Wem es im Frühling draußen zu hell wird, ist mit Hitz‘ Film gut bedient. D Hannes Stein

Start am 20.4.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Brotfabrik Kino

D 18

D APRIL 2017

Neo noir sci-fi: in the near future insu­rance agent Baumann sells death insurance. Those who don’t have one are used as organ donors, surrogate mothers, or databases after death. Baumann is promoted and is meant to infiltrate a resistance group that insists on a “right to death.”

Österreich 2017 D 103 min D R: Monja Art D B: Monja Art D K: Caroline Bobek D S: Claudia Linzer, Monja Art D D: Christopher Schärf, Alexandra Schmidt, Elisabeth Wabitsch, Anaelle Dézsy D V: Edition Salzgeber

Siebzehn

Ambivalente Gefühlswelt „Weißt du schon, was du später mal machen möchtest?“, ist eine Frage, die man mit siebzehn Jahren sehr oft gestellt bekommt. Eine Frage, die stellvertretend für diesen Lebensabschnitt und dessen ambivalente Gefühlswelt steht. Auf der einen Seite hat sie etwas Beruhigendes, weil ihr Tempus impliziert, dass noch genug Zeit bleibt, um Antworten zu finden. Zugleich führt diese Frage zu einer überfordernden Drucksituation. Zwar wird sie in SIEBZEHN nie gestellt, bildet aber gewissermaßen das Leitthema des Films. Wie in vielen Coming-of-Age-Filmen dieser Art ist die Protagonistin ein Teenie, den die ganzen Fragezeichen in eine nachdenkliche Isolation versetzen. Manchmal prallt Paula (Elisabeth Wabitsch) buchstäblich an ihrer Umwelt ab und schreckt aus ihrer Gedankenwelt hoch. Sie wirkt etwas verloren in den tiefenentspannten, sonnendurchfluteten Sommerbildern, in denen Regisseurin Monja Art (FOREVER NOT ALONE) allmählich ein zartes Liebesdreieck entwirft. Im Französischunterricht ist Paula gefangen zwischen Liebesdefinitionen von Bovary und Proust, in ihrem privaten Liebesleben zwischen der schüchternen Charlotte (Anaelle Dézsy) und der extrovertierten Lilli (Alexandra Schmidt). Wie im Unterricht und in Gesprächen zwischen den Freunden vermeintliche Nebensächlichkeiten zu Hauptsachen werden, sind auch die feinen Beobachtungen in SIEBZEHN die großen Momente. Eine Berührung beim Bierholen erzählt von Anziehung und Verständnis, nicht abgeschickte Nachrichten von Paulas unentschlossenem Innenleben, und popkulturelle Referenzen von einer gegenwärtigen Teenager-Generation. Fast beiläufig geht Monja Art dabei in eigenständigen Momenten auf so viele verschiedene Aspekte von Paulas jugendlichem Leben ein, dass man das Kino so durcheinander verlässt wie ein Siebzehnjähriger. D Hardy Zaubitzer

Start am 27.4.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ fsk-Kino am Oranienplatz ¢ Zukunft OMEU

17 year old Paula is caught between the love definition of Bovary and Proust in French class and between shy Charlotte and extroverted Lilli in her private life. The winner of the 2017 Max Ophüls Prize.

Termine unter www.indiekino.de


USA 2016 D 115 min D R: John Lee Hancock D B: Robert D. Siegel D K: John Schwartzman D S: Robert Frazen D M: Carter Burwell D D: Michael Keaton, Patrick Wilson, Laura Dern, Linda Cardellini, Nick Offerman. D V: Splendid Film

The Founder

Neben den Gleisen

Der Burger-König

Kioskgespräche

Schon mal den Namen Ray Kroc gehört? Dem Mann ist es zu verdanken, dass Milliarden von Menschen bei Burgern zunächst an in Papier eingeschlagene Pappbrötchen denken und die Marke McDonald’s eine der bekanntesten der Welt ist. Wobei er in den fünfziger Jahren die Firma nicht im eigentlichen Sinne erfunden hat, wie nun THE FOUNDER zeigt. Als fahrender Vertreter nämlich stößt Kroc (Michael Keaton) eher zufällig auf McDonald’s, ein erfolgreiches Selbstbedienungsrestaurant der beiden Brüder Mac und Dick McDonald (John Carroll Lynch und Nick Offerman), die wie niemand vor ihnen auf Schnelligkeit und Simplizität setzen. Lange schon auf der Suche nach einer zündenden Geschäftsidee, überredet der ehrgeizige Kroc die beiden, mit ihm einen Franchise-Deal abzuschließen – und schon bald erobern die Läden mit den goldleuchtenden Bögen das ganze Land. Gravierende Spannungen zwischen den Vertragspartnern bleiben angesichts vollkommen unterschiedlicher Ambitionen aber natürlich nicht aus, vor allem als Kroc mit Milchshakes aus Pulver die Effizienz erhöhen und mit den Restaurant-Grundstücken das große Geld machen will. So recht kann sich der Film von John Lee Hancock (BLIND SIDE) nicht entscheiden, ob er seinen Protagonisten nun eigentlich als strahlenden Business-Helden oder als fiesen Abzocker sieht. Für THE FOUNDER ist das Fluch und Segen gleichermaßen: Einerseits dringt die Geschichte nie zum wirklichen Kern von Ray Kroc vor, andererseits findet Michael Keaton gerade darin den Stoff für ein faszinierendes Porträt voller Grautöne. Mehr denn als Biopic überzeugt der Film ohnehin als halb nostalgischer, halb analytischer Blick auf eine Zeit des Umbruchs für Amerika, seine Wirtschaft und damit den Kapitalismus weltweit. D Patrick Heidmann

Start am 20.4.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino

DF OMU OMU

Termine unter www.indiekino.de

Deutschland 2016 D 85 min D R: Dieter Schumann D B: Dieter Schumann, Michael Kockot D K: Michael Kockot D M: Bernhard Kübel D V: Deutschfilm

A biopic about businessman Ray Kroc who made a worldwide empire with McDonald’s that is convincing as a half nostalgic, half analytical look at a time of upheaval in the US, the economy, and with it capitalism around the world.

Um fünf Uhr morgens öffnet der „Kiosk am Bahnhof“ in Boizenburg. Dann fahren die ersten Züge nach Schwerin und Hamburg – Regionalzüge wohlgemerkt, der ICE rast ohne Pause durch. Der erste Gast im Kiosk ist meistens Michael. Er hat Diabetes und kann schlecht schlafen. Er kommt öfter am Tag. Danach kommen die Männer von der Nachtschicht, um sich am frühen Morgen ihr Feierabendbier zu genehmigen. Früher haben sie auf der Werft gearbeitet, heute schuften die meisten in der Trolli-Süßwarenfabrik oder im Schlachthof, sofern sie überhaupt noch Arbeit haben. Einer zeigt ein Foto seiner Kreissäge herum. „Ein gutes Teil. Hat zwei Handgriffe.“ Die durchreisenden Syrer fragen hier nach dem Weg zum Aufnahmelager in Horst und der HSV-Fanclub trifft sich unter der St. Pauli Fahne im Schankraum. Seit 25 Jahren betreibt Bernd seinen kleinen Kiosk, die Gäste in diesem kleinen Mecklenburger Mikrokosmos kennen sich alle, und wenn ein Stammgast stirbt, stellt seine Frau Regina eine Kerze an seinem oder ihrem Platz auf. Der Filmemacher Dieter Schumann hat sich zu den Trinkern, den Pendlern, den Einsamen und den Fußballfans gesellt und sich dem Rhythmus angepasst. Manchmal sieht er nur zu, manchmal stellt er kurze Fragen, man merkt, er stört nicht, es ist OK, dass er da ist. Die Antworten fallen knapp und norddeutsch aus, nur einer plaudert munter los, aber der ist aus Nordhessen und hier hängen geblieben. Manchmal kommt Humor durch: „Ich habe mir die Fanseite vom HSV angesehen, man muss so einen Antrag ausfüllen, das ist eigentlich wie beim Arbeitsamt“. Manche Geschichten sind traurig. Es wird auch rassistische Scheiße geredet. Einer sagt, die Syrer sollen bloß nicht aufmucken, dann kommen ein paar vorbei und seine Freundin ruft ihnen ein paar freundliche Worte auf Arabisch hinterher. Sie hat einen Kurs besucht. Eine andere erzählt, die hätten ein Kind lebendig gegessen. Man weiß nicht ob das stimmt, sagt ihr Typ. D Hendrike Bake

Start am 06.04.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Eiszeit Kino ¢ Hackesche Höfe Kino, am 7.4. um 19.30 Uhr in Anwesenheit von Regisseur Dieter Schumann, ¢ Krokodil, am 7.4. um 20.30 Uhr in Anwesenheit von Kameramann Michael Kokot ¢ Sputnik Kino ¢ Tilsiter Lichtspiele

A train station kiosk in the small town of Boizenburg , Mecklenburg-West Pomerania in the fall of 2015. Pensioners, shift workers, and soccer fans meet here every day starting at 5 in the morning. They talk about their work, their life, and the Syrian war refugees that arrive at the station every day.


INDIEFEATURE

Gimme Danger Urväter des Punk

D 20

D APRIL 2017


INDIEFEATURE

Jim Jarmuschs Dokumentarfilm GIMME DANGER über The Stooges, die, wie Jarmusch zu Beginn klarstellt „größte Rock’n’Roll-Band aller Zeiten“, ist eine im Vergleich zu den legendär wilden Auftritten der Band erstaunlich konventionelle, vermutlich sogar bewusst gemütliche RockDoku. James Osterberg aka Iggy Pop sitzt, Jahrtausende alt, aber fit und aufgeräumt, auf einem Stuhl und erzählt grinsend die Geschichte seiner lauten Band, die sich immer wieder kurz vor dem Erfolg auflöste, und die erst Jahrhunderte später zu einer triumphalen Comeback-Tournee wieder zusammen fand. Es gibt Archivmaterial von Konzerten aus den frühen 70er Jahren (leider eher wenig) und von den Revival-Tourneen (viel), Gespräche mit den überlebenden Bandmitgliedern Scott Asheton (Drums) und James Williamson (Gitarre auf „Raw Power“ und zahlreichen Iggy-Soloalben). Der erste Stooges-Gitarrist Ron Asheton ist 2009 an einem Herzanfall verstorben, Bassist Dave Alexander starb bereits Mitte der 70er Jahre. Stooges-Fans werden natürlich alles wissen, was es in diesem Film zu erfahren gibt. Die Stooges waren, neben MC5, die lauteste amerikanische Band Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre und gelten als Urväter des Punk. Wenn Iggy sagt: „I helped wipe out the Sixties!“ dann ist das ohne Zweifel richtig. Ein Song soll nicht mehr als 25 Worte enthalten, sagt Iggy: Das Gegenteil der geschwätzig wuchernden Metaphern der Sixties-Songwriter. In Iggys Songs gibt es keine Hoffnung auf eine bessere Welt, die Kaputtheit wird dagegen aufs heftigste affirmiert. „It’s 1969 okay, war across the USA, that’s another year for me and you, another year with nothing to do”. Generationen haben nach der Entdeckung von Iggys Bühnenshow ausprobiert, wie es sich wohl anfühlt, sich Zigarettenkippen auf der Brust auszudrücken. Aus Erfahrung gesprochen: nicht gut, das aber lange. D Tom Dorow

USA 2016 D 108 min D R: Jim Jarmusch D B: Jim Jarmusch D K: Tom Krueger D S: Alfonso Gonçalves, Adam Kurnitz D V: STUDIOCANAL

Start am 27.04.2017 ab 11.5. ¢ b-ware!ladenkino ¢ Bundesplatz Kino OMU DF OMU ¢ Freiluftkino Insel ab 25.5. ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ evtl. fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Sputnik Kino OMU DF ab 25.5. ¢ Union Filmtheater DF OMU DF

Jim Jarmusch’s documentary GIMME DANGER about The Stooges, who Jarmusch calls the “greatest rock ‘n roll back of all time” right at the beginning is an astoundingly conventional, perhaps deliberately relaxed rock documentary that contrasts their legendary wild performances.

APRIL 2017 D

21 D


INDIEKRITIKEN Österreich 2016 D 100 min D R: Mirjam Unger D B: Mirjam Unger, Sandra Bohle D K: Eva Testor D M: Eva Jantschitsch D D: Zita Gaier, Gerald Votava, Ursula Strauss, Paula Brunner D V: W-Film

Maikäfer, flieg! Freiheit im Chaos

Kinderaugen blicken durch eine blauschimmernde Christbaumkugel auf die Zerstörung einer Stadt nach dem Bombenangriff. Das Zerrbild von Wien, Ende des Zweiten Weltkrieges wird sichtbar – Ausnahmezustand. Doch anders als die Erwachsenen entdeckt die neunjährige Christine zwischen aller Verzweiflung und Elend auch Chancen, eine Freiheit im Chaos. Die Wiener Regisseurin Mirjam Unger hat den autobiografischen Kinderbuchbestseller „Maikäfer, flieg!“ von Christine Nöstlinger verfilmt. Trotz der etwas behäbigen Inszenierung erschafft die kindliche Erzählperspektive einen ungefilterten Blick auf das Kleingeistige, Gemeine aber auch das Warmherzige und Kreative, das der Krieg in den Menschen hervorbringt. Alle werden „gleicher“ durch die Lebensgefahr. Christines Mutter flieht mit ihren beiden Töchtern vor die Tore Wiens. Zusammengeworfen vom Schicksal müssen nun Villenbesitzer mit nationalsozialistischer Gesinnung dem niederen Volk und gar einem Deserteur unter ihrem Dach Platz machen. Denn der schwerverletzte Vater ist der Familie gefolgt, statt den Heldentot zu sterben. Nicht nur die Angst vor dem einmarschierenden Russen ist allgegenwärtig und eint die Hausbewohner, auch der Hunger. Christine – talentiert dargestellt von Zita Gaier – ist aber findig genug, Lebensmittel zu erbeuten und eher neugierig auf die vermeintliche Gefahr. Als sie dann tatsächlich in Form eines russischen Majors samt Gefolgschaft vor der Tür steht, findet sie einen echten Freund in dem sensiblen Schneider Cohn, der als Koch abgestellt wurde. Gemeinsam begehen sie einen kleinen Akt der Rebellion mit großen Folgen, dann wird der Strudel des Krieges sie für immer trennen. Aber in Christines Herz ist die Lust am Ungehorsam für immer entfacht und so wird Nöstlingers schriftstellerischem aber auch feministischem Lebensanliegen und ihrer Verve durchaus Genüge getan. D Susanne Kim

Start am 27.4.2017 ¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino ¢ Bundesplatz Kino ¢ Sputnik Kino am 27.4. um 18.30 Uhr in Anwesenheit der Regisseurin Mirjam Unger

D 22

D APRIL 2017

An adaptation of the autobiographical children’s book bestseller “Maikäfer, flieg!” by Christine Nöstlinger. Vienna is a destroyed city at the end of World War II but unlike the adults, nine year old Christine finds freedom within the chaos.

Originaltitel: The Last Word D USA 2016 D 108 min D R: Mark Pellington D B: Stuart Ross Fink D K: Eric Koretz D D: Shirley Maclaine, Anne Heche, Amanda Seyfried, Alanna Ubach, Adina Porter D V: Tobis Film

Zu guter Letzt Shirley MacLaine als Kontrollfreak

Die pensionierte Leiterin einer Werbeagentur Harriet Lauler (Shirley MacLaine) weiß immer genau, was sie will. Sie mäht den Rasen im Schachbrettmuster, herrscht den Gärtner an, dass die Hecken von unten nach oben geschnitten werden müssen und nimmt der Haushälterin das Gemüse weg, um es selbst, selbstverständlich schneller und feiner, zu schnippeln. Wenn das Personal gegangen ist, sitzt sie dann mit einem Glas vermutlich ausgezeichneten Weins ganz alleine in ihrem großen Haus. Eines Abends blättert sie dabei im Regionalblättchen und stolpert über die Nachrufe. Am nächsten Morgen steht sie im Büro des Chefredakteurs und verlangt nach der jungen Frau ganz am unteren Ende der Karriereleiter, die die rührende Gebrauchsprosa schreibt. Mit Hilfe einer Liste von 100 Ansprechpartnern soll Anne (Amanda Seyfried) Material für einen fulminanten Nachruf auf Harriet sammeln, den Harriet noch zu Lebzeiten abnehmen möchte. Von der ersten Begegnung an geraten die alte Frau mit ihrem Kontrollwahn und die junge Möchtegern-Schriftstellerin, die auf nichts so richtig Bock hat, aneinander. Das Buddypaar MacLaine-Seyfried trägt einen Film, der vor allem ungeheuer wohlwollend ist und weit weniger Komödie als Feegood-Movie. Als sich herausstellt, dass wirklich niemand etwas Gutes über Harriet zu sagen hat – ihre Gynäkologin nennt sie „the angriest vagina this way of China“ (die grantigste Vagina diesseits von China) – macht das Duo sich auf den Weg, um möglichst schnell ein Vermächtnis für Harriet herbeizuzaubern. Es ist nie zu spät, um noch geliebt zu werden, ist die überdeutliche Message. Sympathisch ist, dass Harriet sich dafür eigentlich gar nicht so sehr ändern muss. Es ist weniger so, dass unter der rauen Schale ein goldenes Herz zutage tritt, als dass Anne und Brenda – das schwarze Problemkind, das Harriet unterwegs aufgabelt, um Ehrenamts-Punkte abzustauben – Harriets rabiate Art als Proto-Feminismus zu schätzen lernen. D Toni Ohms

Start am 13.4.2017 ¢ Eva Lichtspiele ¢ Union Filmtheater

DF OMU DF

ab 27.4.

Harriet Lauler (Shirley MacLaine) is a control freak. She assigns the obituary writer of her local paper (Amanda Seyfried) to write her obituary while she’s still alive. The problem is that no one, absolutely no one, has anything good to say about Harriet.

Termine unter www.indiekino.de


Originaltitel: Non essere cattivo D Italien 2015 D 100 min D R: Claudio Caligari D B: Claudio Caligari, Giordano Meacci, Francesca Serafini D K: Maurizio Calvesi D S: Mauro Bonanni D D: Luca Marinelli, Roberta Mattei, Alessandro Borghi, Alessandro Bernardini, Valentino Campitelli, Danilo Cappanelli D V: missingFilms

RUBY O. FEE PAUL BOCHE

ZAZY

Tu nichts Böses Unerbittliche Vorstadt

Cesare und Vittorio sind jung und kennen kein Morgen. Ihre Zeit stehlen sie dem lieben Gott in Bars und Clubs, das Geld für das bisschen Leben, das Koks und die Pillen, beschaffen sie sich über Handlangerdienste für das lokale organisierte Verbrechen. In einer Nacht des Rauschs kommt Vittorio an eine Grenze, erblickt in einer so lakonisch komischen wie berührenden Szene eine halluzinierte Endstation. Zeit vergeht, die Wege der beiden trennen sich, kreuzen sich wieder, während der eine weiter in Drogen und Gewalt seine Erlösung, und der andere in einer Art von Familie und einer Art von Arbeit Boden unter Füßen sucht. Claudio Caligari starb 2015, knapp vor der Fertigstellung des Spielfilms, seines erst dritten in einer über dreißigjährigen Karriere an den Rändern des italienischen Kinos. Cesare teilt seinen Namen mit der heroinsüchtigen Hauptfigur aus Caligaris Debut AMORE TOSSICO, Vittorio ist auch der Vorname des Zuhälters, der in Pasolinis Film ACCATONE genannt wird. Das sind bei Weitem nicht die einzigen Fährten, die aus Caligaris letztem Werk in ein filmisches Universum römischer Außenseiter führen. Wie jene verleben Cesare und Vittorio ihre Tage in den kargen Vorstadtlandschaften um Rom und Ostia, abgeschnitten von Wegen in eine bürgerliche Existenz. Die Zeiten aber – TU NICHTS BÖSES spielt Mitte der 90er Jahre – haben sich geändert. Der Vitalismus einer Unterklasse, in dem Pasolini noch einen Aufstand gegen das gerechtigkeitslose So-Sein der Welt zu erkennen vermochte, ist einem illusionslosen und verzweifelten Raub von Statussymbolen einer unerreichbaren Welt gewichen. Die Unerbittlichkeit der Welt, die Caligari porträtiert, infiziert nicht seinen Blick. Zögerlich fragt er danach, was zwischen zwei Menschen, die einander ein Leben lang nahe waren, bleiben kann, wenn alle Versprechen enttäuscht sind. D Sebastian Markt

Start am 6.4.2017 ¢ Brotfabrik Kino OMU ¢ Bundesplatz Kino OMU , Einzeltermin am 7.4. um 18 Uhr ¢ City Kino Wedding OMU ab 15.4. ¢ Il Kino OMEU ¢ Klick Kino OMU ab 27.4. ¢ Zukunft OMU

Termine unter www.indiekino.de

Cesare and Vittorio are young and live for the now. They spend their time in bars and clubs and get their money from committing petty crimes. Vittorio wants out of the gangster life, Cesare stays. Their paths separate and cross again.

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INDIEKRITIKEN

Der traumhafte Weg Bewegt-Gemälde

Der Sommerurlaub in Griechenland füllt die Leinwand nicht aus. Links und rechts bleibt es schwarz, während das fast quadratische Bild im 4:3-Format in der Mitte umso kraftvoller strahlt. Angela Schanelec beschränkt die Sicht, um den Blick zu schärfen in ihrem neuen Film, dessen Bilder erneut von Kameramann Reinhold Vorschneider stammen, den sie einmal als „Maler des Lichts“ bezeichnet hat. Dieses Licht bricht zuerst durch die Pinienbäume der Hügel eines kleinen griechischen Ortes, an dem sich die deutsche Touristin Theres und der Engländer Kenneth kennenlernen. Den ersten Dialog hören wir erst nach Minuten, auch die Namen der beiden erfahren wir nicht sofort, denn Schanelec geht es wie in fast allen ihrer Filme nicht um die Wirkmacht von Sprache, sondern um die Poesie der Bilder. Es sind Bilder, die nie das große Ganze enthüllen, die Figuren beschneiden, Geheimnisse erzeugen und die Details in den Vordergrund holen. Eine Mütze, Kenneths Schuh – fast schon ein Leitmotiv des Films –, ein herabfallender Telefonhörer, als Kenneth erfährt, dass seine Mutter krank ist, Teile eines Körpers. Viele Ausschnitte, die Momente erzählen. Theres und Kenneth verschwinden nach der knappen Hälfte des Filmes erst einmal aus der Handlung der 1980er Jahre, aus der sie entsprungen sind, nur um dann – nicht gealtert und im gleichgebliebenen Kostüm – durch einen kühnen Schnitt ihren Weg ins Heute zu finden. Im Berlin der Jetztzeit führt der Film eine Kleinfamilie ein, die aus einer Schauspielerin, einem Tropenforscher und einer kleinen Tochter besteht. Auch hier wieder Details, die unsere Aufmerksamkeit erfordern, um Entwicklungen entdecken zu können: ein verschüttetes Weinglas, eine umgekippte Leiter, ein Krankenhausbesuch und schließlich, und dann ausgesprochen, eine Trennung. Neben bekannten Schanelec-Schauspielerinnen wie Maren Eggert (MARSEILLE, ORLY) oder Miriam Horwitz (NACHMITTAG) spielen diesmal mit Miriam Jakob und Thorbjörn Björnsson zwei aus der Performance- und Gesangskunst stammende Darsteller die Hauptrollen. Die Choreografie, ihre Körper, deren Bildhaftigkeit durch die Strenge des Kameraausschnitts umso stärker betont wird, erzählen das, wofür der Film keine Worte braucht. Sie erzählen von einer anfänglichen Unschuld, vom kurzen D 24

D APRIL 2017

Deutschland 2016 D 86 min D R: Angela Schanelec D B: Angela Schanelec D K: Reinhold Vorschneider D S: Maja Tennstedt, Angela Schanelec D D: Maren Eggert, Miriam Horwitz, Miriam Jakob, Thorbjörn Björnsson, Phil Hayes D V: Piffl Medien

Misstrauen, von Sucht und Trauer, und schließlich vom Auseinander- und alleine Weiterdriften – durch Orte, Zeiten und die eigenen Biografien, die am Ende wieder aufeinander zulaufen. Immer wieder sind es Kinder, die der Schwere der Erwachsenenwelt etwas entgegen zu setzen haben, wie etwa in einem der vielen poetischen Bewegt-Gemälde des Filmes, in dem sich eine Schulklasse im Hallenbad kollektiv aus dem Bild schwimmt, um die Sicht auf einen Jungen im Rollstuhl am Beckenrand freizugeben. Oder das Bild der neugierigen Kinder, als Theres ihrem Sohn, dessen Existenz unvermittelt in den Film eingeführt wird, erzählt, dass es nun nach Berlin geht. Nein, Angela Schanelec legt auch in diesem Film narrative Sinnzusammenhänge nicht ohne weiteres offen, sondern vertraut einmal mehr, hier aber wesentlich radikaler als sonst, auf ihre Bilder um die Geschichte zu erzählen, sofern es überhaupt um eine Geschichte im herkömmlichen Sinne gehen soll. Der elliptische Schnitt, überhaupt die Sprünge zwischen Zeiten, Städten und Lebenswegen lenken unsere Konzentration auf die beinah haptisch erfahrbare Dinglichkeit ihres filmischen Kosmos. „The Lion Sleeps Tonight“ und „You & Me“ von Disclosure bilden die einzige, minimale musikalische Begleitung. Zwischen beiden Liedern vergeht beinah eine Stunde. Wenn man einen Film als kompromissloses Kunstwerk bezeichnen möchte, dann sicherlich diesen. Selten ist die Funktion derart selbstverständlich der Form gefolgt, und selten hat das Bild so selbstbewusst seine eigene Sprache gebildet, dass es nicht einmal die ganze Leinwand ausfüllen muss um voll und ganz zu betören. D Toby Ashraf

Start am 27.4.2017 ¢ Brotfabrik Kino ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ fsk-Kino am Oranienplatz

Summer vacation. A break-up. A spilled wine glass. A shoe. Angela Schanelec lets her images convey life paths, or rather moments. Radical jumps steer the concentration to the almost tactile materiality of her filmic cosmos.

Termine unter www.indiekino.de


INDIEKRITIKEN Österreich 2016 D 113 min D R: Christian Krönes, Olaf Müller, Roland Schrotthofer, Florian Weigensamer D B: Florian Weigensamer D K: Frank van Vught D S: Christian Kermer D V: Edition Salzgeber

Ein deutsches Leben Goebbels Sekretärin

Das ledrige, durchfurchte Gesicht Brunhilde Pomsels erinnert an die Haut eines Elefanten. Pomsel ist 103 Jahre alt als sie für diesen Film interviewt wird. Einen Film, in dem sie ausführlich aus ihrem Leben berichtet, namentlich den Jahren 1942 bis 45: Da arbeitete Pomsel im Reichspropagandaministerium als Sekretärin von Joseph Goebbels. Noch in den letzten Kriegstagen, nach Goebbels Selbstmord, hat Pomsel im Bunker Schriftsätze getippt. Man ist erschrocken ob des Selbstmitleids, der Selbstgerechtigkeit, der Naivität („Nichts haben wir gewusst.“), der Ungerührtheit, mit der Pomsel etwa über den Tod einer jüdischen Freundin im Konzentrationslager spricht. Man blickt aber auch staunend und mit gewissem Respekt auf eine mehr als hundert Jahre alte Dame. Staunend darüber, wie genau und teils auch kritisch Pomsel ihr Leben reflektiert, wie geistig fit sie noch ist, welche Details sie erinnert. Den Tag ihres Eintritts in die NSDAP schildert sie, als läge er Wochen und nicht viele Dekaden zurück. Ihre wohlüberlegte und präzise Diktion kündet von einem Leben, in dem Sprache stets von Bedeutung war. Wenn Pomsel einräumt: „Ich könnte keinen Widerstand leisten. Ich gehöre zu den Feigen“, dann kommt man als Kinobesucher, als Mensch des 21. Jahrhunderts nicht umhin, in sich hineinzuhorchen. Dass die in elegantem (vielleicht etwas zu apartem?) Schwarz-Weiß fotografierten Interviewpassagen von erschütterndem Archivmaterial – darunter neu Erschlossenes aus dem US Holocaust Memorial Museum und dem Steven Spielberg Film and Video Archive – unterbrochen werden, macht einem die Beantwortung der Frage, wie man selbst in ähnlicher Situation handeln würde, nicht leichter. Brunhilde Pomsel ist diesen Januar mit 106 Jahren gestorben. Beim Filmfest München noch, vergangenen Sommer, hat Pomsel den Wunsch geäußert, diese Dokumentation möge auch jungen Menschen gezeigt werden. D Matthias von Viereck

Start am 6.4.2017 ¢ b-ware!ladenkino, ab Mitte April ¢ Eiszeit Kino ¢ Eva-Lichtspiele, Einzelvorstellungen und Matinees ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ filmkunst66, am 5.4. um 19.30 Uhr Preview in Anwesenheit des Regisseurs Olaf S. Müller ¢ Krokodil Termine unter www.indiekino.de ¢ Tilsiter Lichtspiele

Brunhilde Pomsel is a 103 year old woman. In EIN DEUTSCHES LEBEN she talks about her life, especially the years between 1942 and 45 when she was the secretary of the Reich’s propaganda minister Joseph Goebbels.

Originaltitel: Denial D USA/Großbritannien 2016 D 109 min D R: Mick Jackson D B: David Hare D K: Haris Zambarloukos D S: Justine Wright D M: Howard Shore D D: Tom Wilkinson, Rachel Weisz, Timothy Spall, Andrew Scott D V: Universum/SquareOne

Verleugnung Holocaust-Leugner vor Gericht

Als Debora Lipstadt 1993 ihr Buch „Denying the Holocaust“ über Holocaust-Verleugnung veröffentlicht, verklagt der Holocaust-Leugner David Irving sie wegen Verleumdung. Weil im britischen Rechtssystem die Beweislast bei Zivilklagen bei der Beklagten liegt, müssen Lipstadts Anwälte beweisen, dass Irving tatsächlich mit böser Absicht und bewusst Tatsachen verdreht hat, um seine Behauptung, der Holocaust habe nicht stattgefunden, aufrecht zu erhalten. Ihr Plan ist, zu beweisen, dass Irving ein Rassist ist, aber gerade nicht mit Irving über die Faktizität des Holocaust insgesamt zu debattieren. VERLEUGNUNG beruht auf Lipstadts Buch über den Prozess gegen Irving, in dem sie auch die Entscheidung der Anwälte erklärt, sie nicht selbst vor Gericht aussagen zu lassen und keine Shoah-Überlebenden als Zeugen zu befragen. Der Film gibt dem Konflikt zwischen Lipstadt und ihren Anwälten viel Raum, und erzählt ihn als Kampf zwischen der Vernunft der männlichen Anwälte, die darauf drängen, keine Zeugen durch Irving demütigen zu lassen und stattdessen eine rein Evidenz-basierte Strategie zu verfolgen, und den irrationalen Emotionen der Historikerin, die immer wieder darauf beharrt, dass die Stimmen der Überlebenden gehört werden müssen. Debora Lipstadt wirkt dadurch, und durch die etwas zappelige Darstellung von Rachel Weisz, irrationaler, als nötig wäre. Spannender sind die auf Gerichtsprotokollen basierenden Kreuzverhöre, in denen Irving, den Timothy Spall mit einer angemessen fiesen Mischung aus Dünkel, Schleimigkeit und Ressentiment versieht, von Lipstadts Anwälten zerlegt wird. In den neunziger Jahren wurden Holocaust-Leugner wie Irving, Zündel und Leuchter noch als Gäste von CDU-Kreisverbänden eingeladen. Heute finden sich ihre Verschwörungstheorien vor allem in den schmierigeren Ecken des Internets. Weniger aktuell geworden ist das Thema nicht. D Hannes Stein

Start am 13.4.2017 ¢ b-ware!ladenkino ab Ende April ¢ Eva Lichtspiele DF OMU ab 27.4. ¢ Hackesche Höfe Kino OMU , tip Preview am 5.4. um 20 Uhr DF OMU

When Debora Lipstadt publishes her book “Denying the Holocaust” in 1993, Holocaust denier David Irving sues her for libel. Lipstadt and her lawyers have to prove that Irving distorted the facts with bad intent.

APRIL 2017 D

25 D


INDIEKRITIKEN Originaltitel: Débarquement immédiat! D Frankreich 2016 D 90 min D R: Philippe de Chauveron D B: Philippe de Chauveron D K: Vincent Mathias D D: Reem Kherici, Cyril Lecomte, Ary Abittan, Medi Sadoun, Slimane Dazi D V: Neue Visionen

Alles unter Kontrolle! Seitenwechsel

Wie es sich für eine gute Komödie gehört, hat auch ALLES UNTER KONTROLLE! ein ernstes Thema. Was wäre ein Asylbewerber bereit zu tun, um seiner drohenden Abschiebung zu entgehen? Zudem er, der sich eine falsche Identität erklaut hatte, nun kurz davor steht, in Afghanistan zu landen – Tausende von Kilometern von seinem Heimatland Algerien entfernt. Regisseur Philippe de Chauveron hatte mit MONSIEUR CLAUDE UND SEINE TÖCHTER Millionen von Zuschauer*innen ins Kino gelockt. Er selbst wollte damit für mehr Toleranz werben, vorgeworfen wurde ihm jedoch gelegentlich, er verharmlose Alltags-Rassismus. Jetzt hat er zwei der Schwiegersöhne aus seinem Komödienhit zu Hauptdarstellern seines neuen Films gemacht. Und wieder betritt er thematisch ein Minenfeld. Niemand sollte erwarten, dass dieser Film politisch korrekt ist: Der französische Grenzpolizist José Fernandez begleitet abgeschobene Asylbewerber im Flugzeug in ihre Heimat. Ohne Aufruhr, ohne Skrupel, ohne Probleme. Vor seiner Beförderung soll er ein letztes Mal reisen, um den zu Unrecht verurteilten Karzaoui nach Kabul zu bringen. Alles unter Kontrolle? Von wegen! Das Chaos beginnt, als das Flugzeug auf Malta zwischenlanden muss und der Gefangene mit einem Heizkörper bewaffnet flieht. Bei der Jagd auf den Flüchtigen erfährt Fernandez schließlich am eigenen Leib, wie es ist, in einem Flüchtlingslager ohne Papiere seine Identität beweisen zu müssen. Auch wenn Regisseur de Chauveron in alle Richtungen austeilt, ist ALLES UNTER KONTROLLE! weniger Komödie als provokant-launiges BuddyMovie, in dem die beiden französischen Komiker Ary Abittan und Medi Sadoun mit viel Spielfreude beweisen, wie aus einem ungleichen Paar auch unter den absurdesten Umständen so etwas wie Freunde werden können. D Simone Dobmeier

Start am 20.4.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ filmkunst66 DF ¢ Union Filmtheater

D 26

DF OMU DF

D APRIL 2017

French border policeman José Fernandez accompanies deported asylum seekers on airplanes as they fly home. When the wrongly convicted Karzaoui flees Fernandez experiences what it’s like to have to prove your identity without papers.

Originaltitel: Opfer-Täter-Drama D Großbritannien 2016 D 94 min D R: Benedict Andrews D B: David Harrower D K: Thimios Bakatakis D S: Nick Fenton D M: Jed Kurzel D D: Tara Fitzgerald, Ben Mendelsohn, Riz Ahmed, Rooney Mara, Tobias Menzies D V: Weltkino

Una und Ray Opfer-Täter-Drama

Eine Vorortsiedlung mit kleinen Häuschen und handtuchgroßen Rasenflächen davor. Ein junges Mädchen geht in ein Haus. Schnitt in eine Diskothek. Stroboskoplicht zerschneidet die Körper. Eine Frau Ende Zwanzig tanzt ekstatisch und hat ruppigen Sex auf der Toilette. Sie macht einen freudlosen Eindruck und es ist klar: Una, das junge Mädchen von einst, ist zu einer verstörten jungen Frau herangewachsen. Am nächsten Morgen bricht Una (Rooney Mara) zu einer Mission auf. In einem großen Lagerhaus fragt sie sich zu einem Mann Mitte 40 (Ben Mendelsohn) durch, den sie Ray nennt, der aber inzwischen offenbar unter dem Namen Peter lebt, und stellt ihn zur Rede. Una und Ray so stellt es sich in dem folgenden Gespräch heraus, hatten vor über 15 Jahren eine Art Beziehung. Una war da erst 13, Ray über 30. Die ganze Sache flog auf und Ray wurde wegen Missbrauchs verurteilt, ging für einige Jahre ins Gefängnis und baute sich dann eine neue Existenz auf. Una dagegen lässt die Vergangenheit nicht los. Das kleine Mädchen trauert immer noch der großen Liebe Ray hinterher, die erwachsene Frau versteht nicht, wieso ein erwachsener Mann eine Affäre mit einer 13-Jährigen anfangen würde. Von Ray erhofft sie sich nun endlich Antworten. UNA & RAY ist nach dem Zwei-Personen-Stück BLACKBIRD von David Harrower entstanden, der auch das Drehbuch für den Film geschrieben hat. Dem Ergebnis merkt man den Theaterhintergrund deutlich an. Die beiden Ex-Geliebten und nun einander Fremden umkreisen einander im Gespräch, während der Hintergrund der industriellen Lagerhalle fast so etwas wie einen abstrakten Bühnenraum bildet. Einige Rückblenden erzählen die Vorgeschichte und ergänzen Kontext, aber im Zentrum steht immer der Dialog, in dem Una verzweifelt versucht, aus den widersprüchlichen Bruchstücken ein kohärentes Bild der Vergangenheit herzustellen, eine eindeutige Antwort auf die Frage: Was ist damals eigentlich passiert? D Toni Ohms

Start am 30.3.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Zukunft OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU DF OMU

15 years ago 13 year old Una and her 30 year old neighbor Ray had a type of relationship. Ray was convicted of abuse. He has built a new life for himself but Una is still asking herself what happened back then. She seeks Ray out.

Termine unter www.indiekino.de


INDIEKRITIKEN Frankreich/Großbritannien 2016 D 90 min D R: Ben Wheatley D B: Ben Wheatley, Amy Jump D K: Laurie Rose D S: Ben Wheatley, Amy Jump D M: Geoff Barrow, Ben Salisbury D D: Cillian Murphy, Patrick Bergin, Sam Riley, Sharlto Copley, Enzo Cilenti, Brie Larson, Armie Hammer, Jack Reynor D V: Splendid Film

Free Fire

Die versunkene Stadt Z

Ballern bis einer heult

Obsession eines Forschers

Nach zwei eher experimentellen Filmen, dem psychedelischen Geschichtsthriller A FIELD IN ENGLAND und dem pessimistischen HIGH RISE, sieht Ben Wheatleys neuer Film beinahe aus wie einer dieser Filme in der Nachfolge von Johnny Tos THE MISSION und Tarantinos RESERVOIR DOGS: siebziger Jahre Retro-Styling, Pop-Soundtrack, Gewaltrituale, Ballern bis (nur noch) einer heult. Wheatley geht die Sache allerdings äußerst minimalistisch an. Gangster treffen sich zu einem Waffenhandel, eine Lappalie bringt Streit, einer schießt, dann schießen alle, und es sind erst zehn Minuten des Films vorbei. In FREE FIRE fallen die Leute nicht einfach um und sind tot, wenn sie von einer Kugel getroffen sind. Wheatley interessiert sich nicht für Splatter-Effekte, es wird relativ sauber krepiert, aber langsam, in Kinolänge. Neunzig Minuten, bis du tot bist, neunzig Minuten bis die Bullen kommen. Anders als bei Tarantino und dessen asiatischen Vorbildern sind Wheatleys Figuren allerdings reichlich inkompetent. Am ehesten wissen noch die kühle Justine (Brie Larson), die den Waffendeal für die irischen Käufer Frank (Michael Smiley) und Chris (Cillian Murphy) eingefädelt hat, und der schnöselige Psychopath Cord (Armie Hammer), der das für den weißen Südafrikaner Vernon (Sharlto Copley) und dessen schwarzen Partner Martin (Babou Ceesay) übernommen hat, was sie tun. Dass Martin cleverer ist als der eitle Vernon, der Martin seinen „Boy“ nennt und seine eigene Agenda verfolgt, wird schnell klar. Bei den angeheuerten Helfern der Waffenhändler ist dagegen Hopfen und Malz verloren. FREE FIRE ist auch eine Satire auf eine generationenübergreifende, waffennärrische Verblödung. Während des zähen Massakers gibt es immer wieder Pausen und halbherzige Versuche, irgendwie aus dem Schlamassel herauszukommen. Aber wenn die Kino-Kriegsmaschine einmal angeworfen ist, gibt es kein Entkommen. D Tom Dorow

Start am 6.4.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ Sputnik Kino DF OMU ab 20.4. ¢ Union Filmtheater DF ab 4.5. DF OMU

Termine unter www.indiekino.de

Originaltitel: The Lost City of Z D USA 2016 D 140 min D R: James Gray D B: James Gray, David Grann D K: Darius Khondji D S: John Axelrad, Lee Haugen D M: Christopher Spelman D D: Charlie Hunnam, Sienna Miller, Angus Macfadyen, Robert Pattinson, Tom Holland D V: STUDIOCANAL

Gangsters meet for an arms deal, a petty matter leads to a fight, one person fires followed by everyone firing. Minimalist 70s retro gangster film in the vein of Johnny To’s THE MISSION and Tarantino’s RESERVOIR DOGS.

Z – Das Ende, die Leerstelle, die fehlende Verbindung zur Geschichte der Menschheit. Als Colonel Percival Fawcett (Charlie Hunnam) im tiefsten Dschungel von Bolivien die Überreste einer versunkenen Zivilisation entdeckt, ist er sich sicher, einer Sensation auf der Spur zu sein. In den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts herrscht in der Wissenschaft die Meinung vor, die eingeborenen Indios seien nichts weiter als dumme Kreaturen, eher primitive Tiere als Menschen. Doch die Tonscherben liefern den Beweis, dass sie einer Gesellschaft entstammen, die viel älter ist als die westliche. Natürlich glaubt ihm niemand und es dauert Jahre, bis Fawcett erneut eine Expedition auf die Beine stellen kann, deren Verlauf ihm und seinen Männern alles abverlangt. Unterdessen harren daheim in England seine selbstbewusste Frau Nina (Sienna Miller) und ihr gemeinsamer Sohn auf seine ungewisse Rückkehr. James Gray, der sich bisher vor allem durch Gangsterfilme wie THE YARDS und HELDEN DER NACHT einen Namen gemacht hat, adaptierte das Sachbuch von David Grann als außergewöhnlichen Abenteuerfilm. Seine Herangehensweise an die Geschichte von der Obsession eines Forschers ist näher an den Filmen Terrence Malicks als den Abenteuern von Indiana Jones. Kameramagier Darius Khondji (PANIC ROOM) setzt die entsättigten Bilder der britischen Heimat gegen das kraftvolle Grün der Amazonasregion. Dort würde man beim ersten Trip am liebsten ein wenig länger verbleiben, der erste Akt wirkt gehetzt angesichts der Strapazen, die hier nur angerissen werden. Allerdings gewinnt die Figurenzeichnung durch die Zeit im Exil, wenn Fawcett wie verloren durch die Reihen der aristokratischen Anzugträger wandelt. Charlie Hunnam, demnächst als „King Arthur“ in Guy Ritchies Neuinterpretation der Arthus-Sage zu erleben, verkörpert den Getriebenen als Wandler zwischen den Welten in einem berauschenden Filmerlebnis, das lange nachhallt. D Lars Tunçay

Start am 30.3.2017 ¢ Filmrauschpalast ¢ Intimes OMU ¢ Union Filmtheater

OMU DF

ab 27.4.

More Terrence Malick than Indiana Jones: when Colonel Percival Fawcett discovers the ruins of a lost civilization in the deepest jungles of Bolivia he is certain that he is on the track of a sensation but it takes years to get another expedition off the ground.

APRIL 2017 D

27 D


INDIEKRITIKEN

Es war einmal in Deutschland

Happy Burnout

Eine Gruppe jüdischer Überlebender tut sich unter der Leitung von David Bermann (Moritz Bleibtreu) nach Kriegsende zusammen, um mit windigen Hausierertricks das Geld für die Emigration nach Amerika zu erwirtschaften. Was sie eint, ist Schauspieltalent, Erfindungsreichtum und der Wunsch, es den Deutschen heimzuzahlen. Aber dann holt die Vergangenheit Bermann in Form von US Army Special Agent Sara Simon ein, die sich sehr dafür interessiert, wieso er auf dem Obersalzberg war. Dass er Hitler einen Witz beibringen sollte, glaubt sie jedenfalls nicht.

Seit der Schulzeit drückt sich Altpunk Fussel (Wotan Wilke Möhring) erfolgreich vor dem Arbeitsleben. Als das beim Jobcenter auffliegt, gerät das Lotterleben in Gefahr, aber seine wohlgesonnene Fallbetreuerin Frau Linde besorgt ihm netterweise ein Attest. Die erfundene Diagnose lautet Burnout und ist an eine stationäre Therapie gekoppelt. Mit Infos aus dem Ratgeber „Burnout für Dummies“ markiert Fussel in der Klinik den Ausgebrannten. Die Ärzte checken das, doch Fussel kann sich anderweitig nützlich machen, weil sich die Mitpatienten dem freischnäuzigen Punk öffnen.

Start am 6.4.2017 ¢ Acud Kino ab 27.4. ¢ Eva Lichtspiele ab 27.4. ¢ filmkunst66 ¢ Union Filmtheater ab 27.4.

Deutschland/Belgien/Luxemburg 2017 D 100 min D R: Sam Garbarski D D: Anatole Taubmann, Moritz Bleibtreu, Antje Traue, Mark Ivanir, Anna König

Deutschland 2017 D 102 min D R: André Erkau D D: Wotan Wilke Möhring, Hinnerk Schönemann, Torben Liebrecht, Anke Engelke, Julia Koschitz

Start am 27.4.2017 ¢ Union Filmtheater

Hey Bunny

Below Her Mouth

Im Zentrum von Barnaby Metschurats und Lavinia Wilsons verspieltem No-Budget Regiedebüt steht der Programmierer Adam, der eigentlich nur das Datennetzwerk der FU sichern soll, aber dann verschwinden auf einmal alle Daten zum renommierten „Glücks-Gen-Projekt“, ebenso wie die friedliebenden Versuchskaninchen … Außerdem kommen vor: eine weltverbessernde Organisation namens NOW, eine kettenrauchende Forschungsleiterin mit einem Faible für Krebsforschung, Touristinnen, die Adams Bruder Allen in der Stadt aufgabelt und sehr sehr viele weiße Kaninchen.

BELOW HER MOUTH folgt der explosiven Affäre zwischen der selbstbewusst lesbischen Dallas, die auf dem Bau arbeitet, und Jasmine, Herausgeberin eines Modemagazins und verlobt mit einem Mann. Dallas‘ Macho-Taktiken, mit der sie Jasmine erobert, könnten direkt aus einem Handbuch für Pick-up Artisten stammen: Gleicht in der ersten Szene pfeifft sie Jasmine gemeinsam mit ihrem Bautrupp hinterher. Ein „Nein“ gilt für sie nicht. Jasmin scheint die Aufmerksamkeit zu genießen und gibt Dallas‘ aggressiver Verführung schließlich nach.

Start am 27.4.2017 ¢ Eiszeit Kino

D 28

D APRIL 2017

Deutschland 2016 D 93 min D R: Barnaby Metschurat, Lavinia Wilson D D: Harald Schrott, Lavinia Wilson, Barnaby Metschurat, Marie Gruber, Edin Hasanovic

Start am 17.4.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Zukunft OMU

OMU

Kanada 2016 D 92 min D R: April Mullen D D: Natalie Krill, Erika Linder, Sebastian Pigott, Mayko Nguyen

Termine unter www.indiekino.de


INDIEKRITIKEN

Zazy

Abgang mit Stil

Susanne, die sich Zazy nennt, hat eine Lehrstelle bei einem italienischen Maßschneider in Trentino. Hauptsächlich aber vögelt sie mit ihrem Loverboy Tomek, während auf dem Fernseher Popshows laufen. Zazy wäre gern die blonde Popshowmoderatorin. Ihre Chance sieht sie gekommen, als die Gattin eines bekannten Fernsehfritzen einen Ausflug mit Zazys Chef macht, von dem dieser nicht zurückkommt. Halb erpresst Zazy die Gattin, halb schleimt sie sich ein und ein steiler Aufstieg von der Pferdepflegerin, zur Mitbewohnerin und schließlich Top-Kandidatin im Casting beginnt.

Die Pensionärskomödie von Zach Braff ist hochkarätig besetzt. Morgan Freeman, Michael Caine und Alan Arkin spielen die besten Freunde Willie, Joe und Albert. Als sich ihre Firmenrente plötzlich in Luft auflöst, beschließen die drei – bislang sehr gesetzestreuen – Bürger, die Bank zu überfallen, die für die Pleite ihres Pensionsfonds verantwortlich ist. Hilfe erhalten sie unter anderem von Joes genialer Enkelin Brooklyn (Joey King), seinem Marihuana-kundigen Ex-Schwiegersohn Murphy (Peter Serafinowicz) und der Supermarktkassiererin Annie (Ann-Margret).

Start am 30.3.2017 ¢ Acud Kino

Deutschland 2015 D 98 min D R: Matthias X. Oberg D D: Ruby O. Fee, Philippe Brenninkmeyer, Jasmin Lord, Paul Boche, Petra Hultgren

Start am 13.4.2017 ¢ Eva Lichtspiele DF ¢ Union Filmtheater

OMU DF

Originaltitel: Going in Style D USA 20116 D 96 min D R: Zach Braff D D: Michael Caine, Morgan Freeman, Matt Dillon, Alan Arkin, Joey King

Ein Film von Angela Schanelec

Der traumhafte Weg »Ein Meisterwerk« FILMMAKER MAGAZINE »Ein wundervoll eigensinniger, elliptischer Film… Der traumhafte Weg trifft einen wie ein glorioser existentieller Faustschlag.« FOURTHREEFILM.COM

ab 27. april im Kino MiriAM JAkob

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WEITERINDIEKINO

Wilde Maus

Die andere Seite der Hoffnung

Der Wiener Kabarettist und Schauspieler Josef Hader hat bei WILDE MAUS zum ersten Mal Regie geführt und auch die Hauptrolle des ihm doch recht wesensverwandten Musikkritikers Georg übernommen: Der ist eigentlich in den besten Jahren, hat diese aber irgendwie schon hinter sich. Bei der Zeitung wurde er gerade entlassen, die Ehe mit der Psychotherapeutin Johanna kriselt, und der Bauch schwabbelt bedenklich, Freunde gibt es auch nicht wirklich, kein Wunder, denn Georg war berühmt für seine heftigen Verrisse und ist ein rechter Misanthrop.

Der junge Mechaniker Khaled flüchtet von Syrien durch halb Europa und landet als blinder Passagier auf einem Kohlefrachter in Helsinki. Der Handelsvertreter Wikström verlässt seine alkoholkranke Frau, gibt seinen Job als Händler von Hemden und Krawatten auf und kauft ein heruntergewirtschaftetes Restaurant samt drei Mitarbeitern. Als Khaled eines Nachts im Hinterhof des Lokals übernachtet, kommt es am nächsten Morgen zu einem kleinen Faustkampf mit Wikström. Dann stellt der alte Finne den jungen Flüchtling ohne Papiere als Tellerwäscher und Putzmann an.

Deutschland/Österreich 2017 D 103 min D R: Josef Hader D D: Georg Friedrich, Josef Hader, Nora von Waldstätten, Pia Hierzegger, Jörg Hartmann

Originaltitel: Toivon tuolla puolen D Finnland 2017 D 98 min D R: Aki Kaurismäki D D: Kati Outinen, Tommi Korpela, Sakari Kuosmanen, Sherwan Haji

¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino ¢ Bundesplatz Kino ¢ City Kino Wedding

¢ Eiszeit Kino ¢ Eva Lichtspiele ¢ Filmrauschpalast ¢ Hackesche Höfe Kino

Arrival ¢ b-ware!ladenkino, Tilsiter Lichtspiele

Bauer unser ¢ Acud Kino, Hackesche Höfe Kino

Die Blumen von Gestern ¢ Acud Kino

B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin ¢ Filmrauschpalast, Sputnik Kino

Bob der Streuner ¢ Union Filmtheater

Certain Women ¢ Klick Kino

Einfach das Ende der Welt ¢ Zukunft

Elle ¢ b-ware!ladenkino, Eiszeit Kino, Il Kino, Sputnik Kino, Tilsiter Lichtspiele

Frank Zappa: Eat that Question ¢ Sputnik Kino

Die Gabe zu Heilen ¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino

Happy ¢ Hackesche Höfe Kino, Klick Kino, Sputnik Kino, Union Filmtheater

The Happy Film ¢ Sputnik Kino

Hello, I am Dvaid ¢ Bali Kino

Der Himmel wird warten ¢ b-ware!ladenkino, Bundesplatz Kino

Hitlers Hollywood ¢ Bali Kino, Klick Kino, Tilsiter Lichtspiele

D 30

D APRIL 2017

¢ Il Kino ¢ Sputnik Kino ¢ Tilsiter Lichtspiele ¢ Union Filmtheater

Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand ¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Intimes, Union Filmtheater

I Am Not Your Negro ¢ b-ware!ladenkino, Bali Kino, Bundesplatz Kino, Brotfabrik Kino, Eiszeit Kino, Filmrauschpalast, fsk-Kino am Oranienplatz, Hackesche Höfe Kino, Tilsiter Lichtspiele

Ich, Daniel Blake ¢ Acud Kino

Jackie ¢ City Kino Wedding

Junction 48 ¢ Eiszeit Kino

Der junge Karl Marx ¢ Eiszeit Kino, Hackesche Höfe Kino

Kong: Skull Island ¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater

Kundschafter des Friedens ¢ Acud Kino, Krokodil, Union Filmtheater, Tilsiter Lichtspiele

La La Land ¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Eiszeit Kino, Hackesche Höfe Kino, Sputnik Kino

Die letzten Männer von Aleppo ¢ b-ware!ladenkino, City Kino Wedding, Eva Lichtspiele, Hackesche Höfe Kino, Tilsiter Lichtspiele

Lion

¢ Acud Kino DF ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ¢ Bundesplatz Kino DF OMU ¢ City Kino Wedding DF OMU

Manchester By The Sea

Die rote Schildkröte

¢ b-ware!ladenkino, Bundesplatz Kino, Eva Lichtspiele, Hackesche Höfe Kino, Il Kino, Tilsiter Lichtspiele

¢ Bali Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino, Union Filmtheater

Marija

The Salesman

¢ Klick Kino

¢ b-ware!ladenkino, Bali Kino, Il Kino, Zukunft

Mit Siebzehn

Searching for Sugar Man

¢ Hackesche Höfe Kino, Zukunft

¢ Sputnik Kino

Moonlight

Split

¢ b-ware!ladenkino, Bundesplatz Kino, City Kino Wedding, Eva Lichtspiele, Hackesche Höfe Kino, Il Kino, Xenon Kino, Zukunft

¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater

Neo Rauch – Gefährten und Begleiter ¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Eva Lichtspiele, Matinee am 2. + 9.4. um 11 Uhr, Hackesche Höfe Kino, Krokodil, Tilsiter Lichtspiele

Neruda ¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino, Eiszeit Kino, Hackesche Höfe Kino, Il Kino, Zukunft

Nicht ohne uns ¢ Klick Kino

Orientierungslosigkeit ist kein Verbrechen ¢ Zukunft

Paterson ¢ b-ware!ladenkino, Tilsiter Lichtspiele

Paula ¢ Zukunft

¢ b-ware!ladenkino, Hackesche Höfe Kino, Sputnik Kino, Union Filmtheater

Pawlenski – Der Mensch und die Macht

Lommbock

¢ b-ware!ladenkino, Eiszeit Kino, Hackesche Höfe Kino, Krokodil, Tilsiter Lichtspiele

¢ Intimes

¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU

Raving Iran ¢ Zukunft

Tanna ¢ Brotfabrik Kino, Hackesche Höfe Kino, Union Filmtheater, fsk-Kino am Oranienplatz, Klick Kino

Toni Erdmann ¢ Acud kino, City Kino Wedding, Krokodil, Union Filmtheater

Trainspotting T2 ¢ b-ware!ladenkino, Sputnik Kino

Die Überglücklichen ¢ Bali Kino, Klick Kino

A United Kingdom ¢ b-ware!ladenkino, Eva Lichtspiele, Sputnik Kino, Union Filmtheater

Von Bananenbäumen träumen ¢ b-ware!ladenkino, Sputnik Kino

Von Caligari bis Hitler ¢ Bali Kino

Wien vor der Nacht ¢ Bundesplatz Kino

Wir sind Juden aus Breslau ¢ Bali Kino, am 13.4. um 18 Uhr mit Filmgespräch

Zwischen den Jahren ¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Zukunft


KinderfilmE A–Z Ballerina ¢ Kino Intimes

Bibi & Tina – Tohuwabohu Total

¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Bundesplatz Kino, Eva Lichtspiele, filmkunst66

Der blaue Tiger ¢ Sputnik Kino

Burg Schreckenstein ¢ Acud Kino

Der Geheimbund von Suppenstadt ¢ Klick Kino

Häschenschule ¢ Eva Lichtspiele, filmkunst66, Union Filmtheater

Kinderfilm des Monats: Die Winzlinge – Operation Zuckerdose

¢ Bali Kino, Bundesplatz Kino, Eva Lichtspiele, Kino Intimes, Sputnik Kino, Union Filmtheater, Xenon Kino Alle Termine unter kinderkinobuero.de Vorbestellungen unter 030/235 562 51

Der kleine Maulwurf ¢ City Kino Wedding

Kubo – der tapfere Samurai ¢ b-ware!ladenkino, Bali Kino

the Lego Batman Movie ¢ b-ware!ladenkino 3d , filmkunst66, Union Film theater

Lotte im Dorf der Erfinder ¢ Sputnik Kino

MAIKÄFER, FLIEG!

¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Bundes­ platz-Kino, Sputnik Kino

Mein Leben als Zucchini

¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino, Il Kino, Klick Kino, Tilsiter Lichtspiele

Pets

er 8th Arab Film Festival B

¢ Bali Kino

Die rote Schildkröte

31 March — 7 April

www.alfilm.de

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Schlümpfe

¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater

Sing

¢ b-ware!ladenkino

Kinderkino im INDIEKINO Acud Kino Täglich b-ware! ladenkino täglich Bali Kino DO, FR, SA, SO Bundesplatz Kino DO, FR, SA, SO Eva-Lichtspiele DO, FR, SA, SO filmkunst66 DO, FR, SA, SO kino intimes DO, FR, SA, SO KLICK kino DO, FR, SA, SO Sputnik Kino DSA, SO in den Osterferien täglich Tilsiter Lichtspiele DO, FR, SA, SO Union Filmtheater DO, FR, SA, SO Xenon Kino wechselnde Termine Eine aktuelle­ Programmübersicht über alle KinderfilmTermine finden Sie auf www.indiekino.de

li n

3d

Spatzenkino: Knallbunt und frühlingsfrisch ¢ Bali Kino, Eiszeit Kino, Eva Lichtspiele Kino Intimes, Union Filmtheater, Xenon Kino alle Termine unter spatzenkino.de, Vorbestellungen unter 030/449 47 50

Die Spur der roten Fässer ¢ Sputnik Kino

Storm und der verbotene Brief

¢ Union Filmtheater, Tilsiter Lichtspiele

Timm Thaler oder das verkaufte Lachen ¢ Acud Kino, Kino Intimes, Tilsiter Lichtspiele, Union filmtheater

Wendy

DEUTSCHER WETTBEWERB LOBENDE ERWÄHNUNG

JURY DER ÖKUMENISCHEN FILMSCOUTS BESTER FILM

¢ Bundesplatz Kino

Wie Brüder im Wind ¢ Bali Kino

Ab 6. April 2017 im Kino!


INDIEKINOHIGHLIGHTS

EVA LICHTSPIELE DER ALTE DEUTSCHE FILM

„Es fahren viele Totenschiffe auf den sieben Meeren, weil es viele Tote gibt. Nie gab es so viel Tote, als seit der große Krieg für wahre Freiheit und echte Demokratie gewonnen wurde. Tyrannen und Despoten wurden besiegt, und der Sieger wurde das Zeitalter einer größeren Tyrannei, das Zeitalter der Landesflagge, das Zeitalter des Staates und seiner Lakaien.“ B. Traven, Das Totenschiff

Foto: Stiftung deutsche Kinemathek

D 32

D APRIL 2017


Keine Frage, der aufregendste und aktuellste Film in der Reihe „Der alte deutsche Film“ ist in diesem Monat Georg Tresslers DAS TOTENSCHIFF von 1959, nach dem gleichnamigen Roman von B. Traven von 1926. Dem Seemann Philip Gale (Horst Buchholz) aus New Orleans wird in Antwerpen das Seefahrtsbuch gestohlen. Ohne Papiere kommt er nicht auf sein Schiff, und die belgische Polizei schiebt ihn nach Holland ab. Dort erfährt er auf dem amerikanischen Konsulat, dass die Identitätsfeststellung mindestens zwei Monate dauern wird. So lange kann er in Rotterdam nicht ohne Papiere überleben, also macht er sich auf den Weg nach Süden,

um einen Hafen zu finden, wo nicht nach Papieren gefragt wird. Durch Vermittlung des Schiffstrimmers Lawski (Mario Adorf) findet er schließlich Arbeit auf dem Seelenverkäufer „Yorrike“. Was er nicht weiß: Die Yorrike soll ihren Zielhafen nie erreichen. Tresslers Film erzählt Travens Geschichte eines Ausgestoßenen in hartem, kontrastreichem SchwarzWeiß. Einer der besten deutschen Filme der 50er Jahre, seiner Zeit weit voraus. eva-lichtspiele.de  immer mittwochs um 15.45 Uhr: 5.4. DER TAG NACH DER SCHEIDUNG | 12.4. DAS TOTEN SCHIFF | 19.4. FRAUEN SIND DOCH BESSERE DIPLOMATEN | 26.4. DER BLAUE ENGEL

APRIL 2017 D

33 D


INDIEKINOHIGHLIGHTS

FILMKUNST 66 KAMIKAZE 1989 In – von 1982 aus gesehen – naher Zukunft ermittelt Rainer Werner Fassbinder als Polizeileutnant Jansen, Alkoholiker 3. Grades und Leopardenanzugträger, der bisher jeden Fall gelöst hat. Eine Bombendrohung gegen den einzigen, alles kontrollierenden Medienkonzern und der „unerwartete Tod“ von dessen Personalchefin (Brigitte Mira) sind Jansens aktuelle Probleme. Wolf Gremms verwegener Sci-Fi-Krimi war Fassbinders letzte Rolle, es munkelt, er sei im Leopardenoutfit begraben worden. Längst ist KAMIKAZE 1989 zum Kult geworden. Das filmkunst 66 zeigt Gremms Post-Punk-Klassiker jeden Freitag im April um 22.30 Uhr.  immer freitags um 22.30 Uhr

Mädchen mit Gewalt

Paul

FILMRAUSCHPALAST BAHNHOFSKINO: DEUTSCHER UNDERGROUND

Z-INEMA MEHR BAHNHOFSKINO: PAUL & GRAF PORNO

Vor kurzem hat Dominik Grafs cineastischer Rundumschlag VERDAMMTE LIEBE DEUTSCHER FILM auf genau die Filme, die im April-Programm der Kinder vom Bahnhofskino laufen, neugierig gemacht. Jetzt zeigt die Rasselbande, die es obendrein gut findet, wenn Leute während des Films Krach machen, rein und raus laufen, saufen und raufen, die halb-mystischen Genre-Gegenstücke zum Kunstkino des „Neuen deutschen Films“: Roger Fritz‘ MÄDCHEN MIT GEWALT (1970) mit Musik von Can, BLUTIGER FREITAG(1972) von Rolf Olsen und mit Raimund Harmsdorff, der im Seewolf einst kalte Pellkartoffeln mit der bloßen Hand zerquetschte, und die notorischen ROCKER (1972) von Klaus Lemke. Drei Filme mit den dicksten Hosen jenseits von Oberhausen, noch besser mit Dosenbier.

Wer nach dem Bahnhofskino noch nicht genug von Klaus Lemke bekommen hat, kann sich im Z-inema Lemkes PAUL von 1974 geben. Nach sieben Jahren Knast ist Paul zurück in seinem Kiez auf St. Pauli und macht erstmal ordentlich einen drauf, wird übers Ohr gehauen, beinahe aus dem Weg geräumt und landet schließlich sturzbetrunken auf einer SocietyParty in einer Blankeneser Villa. Martin Müller, Lemkes langjähriger Mitstreiter, wird zu einem Publikumsgespräch vor Ort sein. BRD-Ethnografie gibt es bei GRAF PORNO UND DIE LIEBESHUNGRIGEN TÖCHTER, die natürlich längst nicht so wild sind, wie es der Titel verspricht, schließlich war richtiger Porno in den 70ern noch strengstens reglementiert. Sadi Kantürk präsentiert ein Interview mit Regisseur Günter Hendel und erzählt nach dem Film Unterhaltsames und Wissenwertes.

 14.4. ab 22 Uhr

D 34

D APRIL 2017

 GRAF PORNO UND DIE LIEBESHUNGRIGEN TÖCHTER: 11. 4. um 20 Uhr | PAUL: 18.4. um 20 Uhr


INDIEKINOHIGHLIGHTS

KROKODIL Filme mit Gästen

Oderland.Fontane

Drei Berlin-Premieren mit Gästen hat das Krokodil im Programm: In ODERLAND.FONTANE bringt der in Berlin lebende Österreicher Bernhard Sallmann berückende Eindrücke des Oderbruchs mit Texten Theodor Fontanes zusammen. Anlässlich des 100. Geburtstags des deutschen Lyrikers und Erzählers Johannes Bobrowski (1917-1965) präsentiert Volker Koepp persönlich seinen neuesten Film WIEDERKEHR. REISEN ZU JOHANNES BOBROWSKI, in dem er erneut eine Reise in das Gebiet dies- und jenseits der Memel, die das heutige Litauen von der russischen Enklave um Kaliningrad trennt, unternimmt. In WO WORTE NICHT HINREICHEN… ROOTS, FOLK UND WELTMUSIK IN RUDOLSTADT fängt Josphine Links die Atmosphäre auf einem der größten Weltmusik-Festivals Europas ein. kino-krokodil.de  ODERLAND. FONTANE: 6.4. um 20 Uhr, in Anwesenheit von Regisseur Bernhard Sallmann + 19.4. um 19 Uhr  WIEDERKEHR. REISEN ZU JOHANNES BOBROWSKI: 21.4. um 20 Uhr, in Anwesenheit von Regisseur Volker Koepp  WO WORTE NICHT HINREICHEN…: 23.4. um 19 Uhr, in Anwesenheit von Regisseurin Josephine Links + 26.4. um 20 Uhr

BROTFABRIK KINO BERLIN-FILM-KATALOG #61: TÄTOWIERUNG Johannes Schaafs erste Regiearbeit TÄTOWIERUNG, die vor exakt fünfzig Jahren in West-Berlin gedreht wurde, wird zu den wichtigsten Frühwerken des „Jungen Deutschen Films“ gezählt, ist aber nur selten im Kino zu sehen: Ein Unternehmer-Ehepaar mittleren Alters nimmt den halbwüchsigen Heimzögling Benno bei sich auf, um ihn nach ihrem Vorbild zu formen. Das reizt ihn zu immer neuen Provokationen und anderen Akten der Rebellion, bis zur ultimativen Gewalttat. berlin-film-katalog.de  10.–12.4. um 18 Uhr, am 10.4. April mit Einführung von Kurator Jan Gympel

BUNDESPLATZ-KINO PSYCHE UND FILM: ZUG DES LEBENS Die Tragikomödie von Radu Mihăileanu aus dem Jahr 1998 erzählt von den Einwohnern eines osteuropäischen Schtetls, die 1941 von den Deportationen der Juden in Konzentrationslager erfahren, und sich auf eine aberwitzige Idee des Dorftrottels Schlomo einlassen: Er will einen falschen Deportationszug mit als Wehrmachtssoldaten verkleideten Dorfbewohnern gen Osten schicken, um den Dorfbewohnern die Flucht nach Palästina zu ermöglichen… Die Einführung übernimmt wie immer der Schweizer Dramaturg und Filmrechtehändler Donat Keusch. bundesplatz-kino.de  25.4. um 20.30 Uhr

AB 13. APRIL IM KINO WWW.ARSENALFILM.DE


Happiness Avenue

INDIEKINOHIGHLIGHTS

Saint Terrorism

BROTFABRIK KINO FSK-KINO AM ORANIENPLATZ HACHIMIRI MADNESS Unter dem Titel „Hachimiri Madness – Japanese Indies from the Punk Years“ zeigte das Forum 2016 eine Reihe neu digitalisierter japanischer 8-mm-Filme aus den Jahren 1977 bis 1990. Die Filme atmen den rebellischen Geist der Zeit und waren für heute bekannte Regisseure wie Sogo Ishii (DIE FAMILIE MIT DEM UMGEKEHRTEN DÜSENANTRIEB), Sion Sono (SUICIDE CLUB, LOVE EXPOSURE) und Shinya Tsukamoto (TETSUO:

IRON MAN) der Einstieg in die Karriere als Filmemacher. Auf die Filme von Macoto Tezka, Sohn des Manga-/Gekiga-Halbgotts Osamu Tezuka sind wir in der Indiekino-Redaktion besonders gespannt: Mit 18 Jahren drehte Tezka UNK, sein 15-minütigen Remake von Spielbergs CLOSE ENCOUNTERS, mit charmanten Filmtricks und wirkungsvoll handgekratztem und bemaltem Filmmaterial in der Schlusssequenz. Mit dem effektiven und präzise erzählten HIGH-SCHOOL-TERROR versuchte er sich als Horrorfilm-Regisseur. Die Kinos fsk am Oranienplatz und Brotfabrik zeigen ab dem 13.4. noch einmal die komplette Reihe.  Brotfabrik Kino ab 14.4. / fsk-Kino am Oranienplatz: ab 13.4.

SPUTNIK KINO FEMMES TOTALES: NULL MOTIVATION

CITY KINO WEDDING FLUCHTRECHERCHEN/ RESEARCH REFUGEES

Immer am 1. Mittwoch des Monats zeigt das Sputnik-Kino in der Reihe „Femmes Totales“ gute Filme von Frauen. Im April läuft Talya Lavies israelische Satire NULL MOTIVATION (2014, 100 min, OmU) über die Absurdität des Militärdienstes und des Lebens an sich: Zohar and Daffi bringen ihren Dienst beim israelischen Militär absolut unmotiviert über die Bühne. Den Alltag inmitten von staubigem Wüstensand und bürokratischen Papierbergen verbringen sie mit Computerspielen und Tackerattacken. Als jedoch Daffis Traum von der Versetzung nach Tel Aviv in greifbare Nähe rückt, kennt der Wahnsinn kein Halten mehr.

Deutschland 2015: 441.899 neue Asylanträge. Tausende besorgte Bürger. Mehr als 500 rechtsextreme Übergriffe. Elf filmische Skizzen erzählen von Goldfolien, Kinderliedern, dem Lauf der Dinge, Griechischen Tragödien, Drachenreitern, Monologen und überlaufenen Akkuladestationen. Geschichten vom Kommen, vom Gehen und vom Warten dazwischen. Filmemacher*innen aus acht Nationen, Studentierende und Alumni der Filmuniversität Konrad Wolf und der Bauhaus Universität Weimar haben in FLUCHTRECHERCHEN ein Bild ihres Herbstes 2015 eingefangen. Das Episodenfilmprojekt wurde initiiert und betreut von Michael Klier. Zur Vorführung werden einige der Filmemacher*innen anwesend sein. citykinowedding.de

 5.4 um 19.30 Uhr

 12.4. um 21 Uhr

D 36

D APRIL 2017


TILSITER LICHTSPIELE FILM IN SOUNDS: DARK STAR Dark Star, die als Low-Budget-Studentenprojekt gestartete Science-Fiction-Parodie von John Carpenter aus dem Jahr 1974 über eine gelangweilte Raumschiffcrew im 22. Jahrhundert, ein wasserballähnliches Alien und eine lebensmüde Bombe avancierte schnell zum Lieblingsfilm von Filmnerds weltweit und steht für sie (unter anderem aufgrund der philosophischen Exkurse zwischen Lt. Doolitle und der Bombe) auf Augenhöhe mit ihrem großen Vorbild 2001: A SPACE ODYSSEY von Stanley Kubrik. Am 31.3. wagt „film in sounds. acoustic cinematic experiments“ in den Tilsiter Lichtspielen eine Neuvertonung. Mit Mike Hentz (Elektronik, Maultrommel), Christian Magnusson (Trompete, verschiedene Instrumente) und Kay Degner (Schlagzeug).  31.3. um 22 Uhr

FILMRAUSCHPALAST LIEBESRAUSCH: I AM A CYBORG BUT THAT’S OK Ein Mädchen, das sich für einen Cyborg hält, unterhält sich gern mit Getränkeautomaten, aber sie isst nichts, weil sie glaubt, sie könne nur durch Elektrizität ihre Batterien aufladen. Ein Junge, der glaubt, er würde unsichtbar, wenn er sich unter Tüten versteckt, verliebt sich in das Mädchen und baut ihr eine Maschine, die Reis in Strom verwandelt. Der „Liebesrausch“ zeigt im Januar Park Chan-Wooks wohl zärtlichsten Film in der 35mm-Fassung. filmrausch.de  14.4. um 18 Uhr + 23.4. um 15 Uhr

VORFÜHRUNG AM SA., 1.APRIL UM 20.30 IN ANWESENHEIT VON REGISSEUR UND PRODUZENT MICKEY YAMINE IM KINO ZUKUNFT AM OSTKREUZ

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Der Blick ist prüfend und skeptisch. Ganz überzeugt scheint Sigrid nicht von ihrem Vorhaben, aber sie schaut der Gefahr tapfer ins Auge. Ein Fuß steht ein bisschen weiter vor, der andere zurück, ob es ein sich Hinwenden oder ein Zurückweichen werden wird, scheint noch offen. Auf alle Fälle hält sie sich sehr gut fest. Solange kann nichts passieren, da kann der Schwimmgürtel noch so sehr von hinten schieben. TROCKENSCHWIMMEN von Susanne Kim (Start am 4.5.) erzählt genau von diesem Moment, in dem man sich eines Tages traut etwas zu tun, was man sich vorher nicht getraut hat. Sigrid beugt sich leicht nach vorne, dem gefährlichen Wasser entgegen. Der nächste Schritt mag noch etwas dauern, aber sie wird ihn gehen.

Nachbild

vorschau INDIEKINO im MAI D NOCTURAMA Gefährliche Spiele D TROCKENSCHWIMMEN Senioren mit Traute D BERLIN SYNDROM Gekidnapped im Hinterhaus D SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT Monsterkummer D BERLIN REBEL HIGH Aussteigerschule D DAS ENDE IST ERST DER ANFANG Endzeit mit Bouli Lanners D DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT Techno-Doku D RETURN TO MONTAUK Männer blicken zurück D JAHRHUNDERTFRAUEN Bening, Fanning, Gerwig D EINSAMKEIT UND SEX UND MITLEID Krass, depressiv, lustig D VICTORIA Neurosenparty D L’EFFET AQUATIQUE Verliebt in die Schwimmlehrerin D SCHNELL WIE DER WIND Rennfahrerfamilie, dysfunktional D BEUYS Kunstdoku D DAS LAND DER HEILIGEN Mafia-Frauen D YOU’LL NEVER WALK ALONE Folge dem Fansong D SONG TO SONG Schöne Musiker*innen D DIE FARBE DER ­SEHNSUCHT Einem Gefühl auf der Spur D 38

D APRIL 2017


INDIESERVICE

Die INDIEKINOS

ACUD Kino Mitte

1

Veteranenstr. 21, 10119 Berlin www.acudkino.de

City Kino Wedding filmkunst66 im Centre Français Charlottenburg Bleibtreustr. 12, 10623 Berlin Wedding 6 www.filmkunst66.de

Müllerstraße 74, 13349 Berlin www.citykinowedding.de

Filmrausch­palast Moabit 10

Eiszeit Kino Kreuzberg 7

Lehrter Str. 35, 10557 Berlin www.filmrausch.de

Bali Kino Zehlendorf  3

fsk-Kino am ­Oranienplatz Kreuzberg 11

Eva-Lichtspiele Berlin Wilmersdorf 8

REINICKENDORF

Brotfabrikkino Weissensee  4

Greifenhagener Str. 32, 10437 Berlin www.kino-krokodil.de

IL KINO NEUKÖLLN

Wolf Kino NEUKÖLLN 20 Weserstraße 59, 12045, Berlin wolfberlin.org

16

21 Kolonnenstr. 5, 10827 Berlin www.xenon-kino.de

Kino INTIMES Friedrichshain

Sputnik Kino am Südstern Kreuzberg 17 14

15   10   H    22   1

SPANDAU

MITTE

CHARLOTTENBURGWILMERSDORF  8

9

21   5

12

Z-inema ­MITTE

22

Bergstr. 2, 10115 Berlin www.z-bar.de

4

Tilsiter Lichtspiele Friedrichshain 18

18   14

LICHTENBERG

R.-Sorge-Str. 25a, 10249 Berlin www.tilsiter-lichtspiele.de

MARZAHNHELLERSDORF

Zukunft ­Friedrichshain

23

Laskerstr. 5, 10245 Berlin kino-zukunft.de

B    2   Friedrichshainkreuzberg  11   A    7   F    23    17    E    13    G

TEMPELHOFSCHÖNEBERG

STEGLITZZEHLENDORF

20

NEUKÖLLN

19    D

TREPTOWKÖPENICK

3

Bundesplatz 14, 10715 Berlin www.bundesplatz-kino.de

Hasenheide 54, 10967 Berlin www.sputnik-kino.com

Boxhagener Str. 107, 10245 Berlin www.kino-intimes.de

C

Bundesplatz-Kino Wilmersdorf 5

Xenon Kino Schöneberg

13

Nansenstr. 22, 12047 Berlin www.ilkino.de

PANKOW

6

16

B-ware! Open Air im Vor Wien ­Biergarten Kreuzberg  A  im FMP1 Friedrichshain  B

Rosenthaler Str. 40/41, 10178 Berlin www.hoefekino.de

15

Segitzdamm 2, 10969 Berlin www.fsk-kino.de

Blissestr. 18, 10713 Berlin www.eva-lichtspiele.de

Caligariplatz 1, 13086 Berlin www.brotfabrik-berlin.de

Kino Krokodil Prenzlauer berg

Windscheidstr. 19, 10627 Berlin

Zeughofstr. 20, 10997 Berlin www.eiszeit-kino.de

Teltower Damm 33, 14169 Berlin www.balikino-berlin.de

Hackesche Höfe Kino Mitte 12

Klick Kino Charlottenburg

b-ware! ladenkino Friedrichshain 2 Gaertnerstr. 19, 10245 Berlin ladenkino.de

9

Union Filmtheater Friedrichshagen Freiluftkino ­Pompeji Bölschestr. 69, 12587 Berlin 19 www.kino-union.de Friedrichshain

G

freiluftkino-pompeji.de

Freilichtbühne WeiSSensee Weissensee

C

freilichtbuehne-weissensee.de

Freiluftkino  D  Friedrichshagen Friedrichshagen

www.freiluftkino-friedrichshagen.de

Freiluftkino ­Hasenheide KreuzberG  E

www.freiluftkino-hasenheide.de

Freiluftkino ­Insel zu Gast im ­Cassiopeia Friedrichshain  F  www.freiluftkino-insel.de

Windlicht im Filmrausch­ palast: „Umsonst & DrauSSen“ Moabit  H  www.filmrauschpalast.de

ladenkino.de

Impressum Herausgeber: INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) Rudolfstr. 11, 10245 Berlin Telefon: 030 – 209 897 24, info@indiekino.de, www.indiekino.de Geschäftsführung: Hendrike Bake Redaktion: Hendrike Bake, Thomas Dorow redaktion@indiekino.de Filmtexte: Toby Ashraf, Hendrike Bake, Simone Dobmeyer, Tom Dorow, Patrick Heidmann, Christian Horn, Susanne Kim, Christian Klose, Elinor Lewy, Sebastian Markt, Jens Mayer, Michael Meyns, Sara Neidorf, Toni Ohms, Hannes Stein, Lars Tunçay, Matthias von Viereck, Hardy Zaubitzer Texte Kinohighlights: INDIEKINO BERLIN und Kinos Grafik: Michael Zettler, Nora Wiesner (Zett Media) Akquise/Marketing: Michael Spiegel, spiegel@indiekino.de Druck: Möller Druck & Verlag GmbH, Berlin

Bildnachweis: Filmbilder/Plakatmotive: Filmverleiher/Filmfestivals Freilichtbühne Weissensee (S.4/5 ): Freude der Freilichtbühne Weißensee e.V. Klick Kino (S. 4/5): Klick Kino Wolf Kino (S. 4/5): Wolf Kino, Fotograf: Uli Kohl DVD Cover ALICE UND DAS MEER (S. 4/5): Film Kino Text/goodmovies DVD Cover ALICE UND DAS MEER (S. 4/5): NFP marketing & distribution Kino Zukunft (S. 4/5): INDIEKINO BERLIN, Fotografin: Marei Wenzel Das Totenschiff (S. 32): Stiftung deutsche Kinemathek Eine Gewähr für die Richtigkeit der Termine kann nicht übernommen werden. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Ein Nachdruck ist nur mit Genehmigung von Redaktion und Autor und mit Quellenangabe gestattet. Für unverlangt eingesandtes Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Das INDIEKINO BERLIN Magazin erscheint in einer Auflage von 15.000 Stück. Das Magazin ist kostenfrei. Verteilung in den Berliner Kinos ACUD Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino, Brotfabrikkino, Bundesplatz Kino, City Kino Wedding, Eiszeit Kino, Eva Lichtspiele, filmkunst66, Filmrauschpalast Moabit, fsk-Kino am O ­ ranienplatz, Hackesche Höfe Kino, IL Kino, Kino Intimes, Kino Krokodil, Klick Kino, Sputnik Kino am Südstern, Tilsiter Lichtspiele, Union Filmtheater, Wolf Kino, Xenon Kino, Z-inema, Zukunft sowie an weiteren 400 Verteilstellen. Abonnement: Auf Wunsch liefern wir Ihnen das INDIEKINO BERLIN Magazin gerne zu einem Unkostenbeitrag direkt nach Hause. Weitere Informationen und ein Bestellformular finden Sie unter: www.indiekino.de/news/de/abonnement

APRIL 2017 D

39 D


N AC H

DE M

I N T E R N A T ION A L E N

BE S T SEL L E R

VOM PRODUZENTEN VON

LIFE OF PI UND THE BLIND SIDE

DIE HÜTTE „EINE BEWEGENDE REISE, DIE IHR LEBEN VER ÄNDERN WIRD.“

EIN WOCHENENDE MIT GOT T

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