D SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES Gesucht: Liebe und Solidarität D LOVING Unerschütterliche Liebe D MEIN WUNDERBARES WEST-BERLIN Chronologie eines schwulen Sehnsuchtsorts D SMALL TOWN KILLERS Schnaps ideen D EIN CHANSON FÜR DICH Verblichener Glanz D IN ZEITEN ABNEHMENDEN LICHTS Ein Staat geht zu Ende D WHITNEY: CAN I BE ME Ultra-cleanes Image D BORN TO BE BLUE James Dean des Jazz D DER ORNITHOLOGE Sinn lich-surrealer Kreuzweg D INNEN LEBEN Im Belagerungszustand D DAS LAND DER HEILIGEN Die Mütter der Mafia D DIL LEYLA Eine Diaspora-Tragödie D THE DINNER Freifließende Aggressionen D EIN KUSS VON BEATRICE Weise Frauen
Magazin DER unabhängigen BERLINER LichtspielhäusER
D 38 D JUNI/JULI 2017
indiekinoBERL
LOVING – Start am 15.6.2017
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Ein echter Menschenfreund.
Demnächst nur im Kino /FoxKino
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Editorial Im Juni/Juli erscheint INDIEKINO BERLIN wieder als Super-Sommer-Doppelausgabe mit der nahezu doppelten Menge an Filmen und extra vielen Bild-Doppelseiten. Ebenfalls doppelt kommt Catherine Deneuve vor, die im Buddy-Movie EIN KUSS VON BEATRICE die gestandene Trinkerin Beatrice spielt, die ihren Lebensunterhalt mit Kartenspielen verdient. Als sie Hilfe braucht, wendet sie sich ausgerechnet an die Tochter ihres Ex-Geliebten, die vernünftige Hebamme Claire (Catherine Frot). In Luis Buñuels BELLE DE JOUR, dem „Liebesrausch“-Film des Filmrauschpalastes, ist die Deneuve dann in der ganzen kühlen Schönheit ihrer ersten Filme als gelangweilte junge Hausfrau zu sehen, die sich die Zeit mit einem Dayjob im Bordell vertreibt. Gleich zweimal sind auch die Coppolas vertreten. DIE VERFÜHRTEN, Sofia Coppolas mit Spannung erwartetes Remake von Don Siegels erotischem Thriller BETROGEN (1971), erzählt von einem Nordstaaten-Soldaten, der sich in einem Mädchenpensionat versteckt, in dem er ein Feuer des Begehrens entfacht. Eleanor Coppola, die Ehefrau von Francis Ford, hat mit 80 Jahren ihren allerersten Spielfilm gedreht: In PARIS KANN WARTEN verschlägt es eine Amerikanerin (Diane Lane) nach Frankreich, wo ihr ein verdächtig charmanter Arnaud Viard die sinnlichen Freuden der Provence nahe bringt. Beide Filme waren zu Redaktionsschluss noch nicht zu sehen, deshalb findet sich in unserem Heft nur jeweils ein kurzer Teaser – ausführliche Besprechungen und die exakten Spielzeiten findet ihr, sobald wir die Informationen haben, unter www.indiekino.de. Dort könnt ihr euch übrigens auch das ganze Outdoor-Programm der Indies auf einen Blick anzeigen lassen. Ein paar Open Air-Highlights haben wir für euch in diesem Heft zusammengestellt – natürlich auf einer Doppelseite. Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen, viel Spaß im Kino und einen guten Sommer! Eure INDIEKINO BERLIN Redaktion Die Augustausgabe von INDIEKINO BERLIN erscheint am 27.7..
INDIEINHALT
06 Magazin
42 Open-Air Highlights
10 „Der ästhetische Feind dieses Films ist ein naturalistisches Kino“: INTERVIEW MIR JULIAN RADLMEIER
50 WEITER im Kino
14 Unerschütterliche Liebe: LOVING
62 Nachbild
16 Chronologie eines schwulen Sehnsuchtsorts: MEIN WUNDERBARES WEST-BERLIN
63 Kinoadressen, Impressum, AboNNEMENT
52 Kinderfilme 54 Kinohighlights
Neu im Juni/Juli 28 40 30 38 48 31 26 21 44 35 30 37 41 44 39
1917 – Der wahre Oktober Act – Wer ich bin? Antifascists Axolotl Overkill Begabt – Die Gleichung des Lebens Borderland Blues Born to Be Blue Ein Chanson für dich Cloclo und ich Code of Survival Deportation Class Dil Leyla The Dinner Dream Boat Dries
28 23 19 23 40 48 35 30 38 46 30 24 47
Die Erfindung der Wahrheit Fairness – Zum Verständnis von Gerechtigkeit Die Farbe der Sehnsucht Free Speech Fear Free Ganz grosse Oper Die Geschichte der Liebe Giulias grosses Rennen Ein Haufen Liebe Ich wünsche dir ein schönes Leben Ihre beste Stunde Im inneren Kreis In Zeiten des abnehmenden Lichts Innen Leben
46 36 18 14 49 29 36
Ein Kuss von Beatrice Das Land der Heiligen Life, Animated Loving Mädelstrip Mann im Spagat
16 20 34 32 49 49 10
Marie und die Schiffbrüchigen Mein wunderbares West-Berlin Meine glückliche Familie Monsieur Pierre geht online Der Ornithologe Paris kann warten Eine respektable Familie Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes
36 10 29
Marie und die Schiffbrüchigen Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes Die vergessene Armee
18 34 49 31
Life, Animated Monsieur Pierre geht online Eine respektable Familie When I Dance
18 19 24 45 25 48 29 31 20 22 34 39
Small Town Killers Sommerfest Timeswings – The Art of Hanne Darboven Der Tod von Ludwig XIV. Das unerwartete Glück der Familie Payan Die Verführten Die vergessene Armee When I Dance Whitney: Can I Be Me Wilson – Der Weltverbesserer Der wunderbare Garten der Bella Brown Zum Verwechseln ähnlich
Starts der Woche 1.6. 31 35 30 19 23 40 24 24
Borderland Blues Code of Survival Deportation Class Die Farbe der Sehnsucht Free Speech Fear Free Ganz grosse Oper In Zeiten des abnehmenden Lichts Timeswings – The Art of Hanne Darboven
8.6. 30 26 41 35 30 46 29 D4
The Antifascists Born to Be Blue The Dinner Giulias grosses Rennen Im inneren Kreis Ein Kuss von Beatrice Mann im Spagat D JUNI/JULI 2017
15.6. 28 38 14 49 18 20 34
1917 – Der wahre Oktober Ich wünsche dir ein schönes Leben Loving Mädelstrip Small Town Killers Whitney: Can I Be Me Der wunderbare Garten der Bella Brown
22.6. 40 Act – Wer ich bin? 47 Innen Leben 36 Das Land der Heiligen
29.6. 38 37 39 23 16 19 45 48 22
Axolotl Overkill Dil Leyla Dries Fairness – Zum Verständnis von Gerechtigkeit Mein wunderbares West-Berlin Sommerfest Der Tod von Ludwig XIV. Die Verführten Wilson – Der Weltverbesserer
6.7. 21 Ein Chanson für dich 28 Erfindung der Wahrheit 46 Ihre beste Stunde
13.7. 48 44 44 30 20 32 49 39
Begabt – Die Gleichung des Lebens Cloclo und ich Dream Boat Ein Haufen Liebe Meine glückliche Familie Der Ornithologe Paris kann warten Zum Verwechseln ähnlich
20.7. 48 Die Geschichte der Liebe 25 Das unerwartete Glück der Familie Payan
P U B L I K U M S P R E I S
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INNENLEBEN Ab 22. Juni im Kino
»Der vielleicht berührendste Film der Berlinale« 3 S AT KU LT U R Z E I T
Ab 9. Juni auf DVD und digital
BELOW HER
MOUTH „Eine filmische Hymne an den weiblichen Orgasmus“ SheDoesTheCity.com
BESTE REGIE
FESTIVAL DE CANNES 2016
KRISTEN STEWART
PERSONAL SHOPPER EIN FILM VON
OLIVIER ASSAYAS
Ab 23. Juni auf Blu-ray, DVD und digital
THE PARTY MIT BRUNO
GANZ, KRISTIN SCOTT THOMAS UND PATRICIA CLARKSON
Ab 27. Juli im Kino
INDIEMAGAZIN
The Big Lebowski
Happy Birthday John Goodman & Tom Cruise Im Juni und Juli gratuliert das City Kino Wedding John Goodman und Tom Cruise zum 65. respektive 55. Geburtstag. Am 24.6. um 21 Uhr läuft THE BIG LEBOWSKI (1998), in dem Goodman den cholerischen Vietnamveteranen und Bowlingpartner von Alt-Hippie Jeffrey Lebowski (Jeff Bridges) spielt. Am 1.7. ab 19.15 Uhr läuft dann als Doublefeature TOP GUN (1986), das 80er Jahre-Kampfpiloten-Spektakel mit den perfekt sitzenden Föhnfrisuren, und im Anschluss die Parodie HOT SHOTS (1991) von DIE NACKTE KANONE-Macher Jack Abrahams mit dem nicht weniger berüchtigten Charlie Sheen.
GeburtstagsfesT: Ein Jahr Eiszeit Kino Vor einem Jahr eröffnete das neue Eiszeit Kino Kreuzberg. Das wird jetzt vom 15. – 22.6. sehr ausführlich mit einer ganzen Woche (!) Sonderprogramm gefeiert. Es gibt Previews, Kurzfilme, Dokfilme und vor allem viele Gespräche, Gäste und unter dem Motto „Koch.Zeit“ gutes Essen. Hier ein Ausblick auf ein paar Highlights: Am Freitag, den 16.6. um 20 Uhr ist Sally Potters Berlinale-Film THE PARTY als Preview zu sehen, anschließend Geburtstagsdinnerparty im Foyer mit DJ. Am Samstag den 17.6. um 20 Uhr wird die Preview von Cédric Klapischs Südfrankreichfilm DER WEIN UND DER WIND von einer Weinverkostung umrahmt. Am Sonntag, den 18.6. um 15 Uhr wird mit den Kids gefeiert: es gibt ein Kinder-Kurzfilmprogramm mit Kinoführung. Persönlich freuen wir uns besonders auf Sonntag, den 18.6.: Um 19 Uhr läuft nämlich zunächst der neue Berlin-Film MEIN WUNDERBARES WEST-BERLIN (Besprechung auf Seite 16) dann kocht der unglaublich sympathische Regisseur Jochen Hick für die Gäste. Syrisches Essen gibt es am Mittwoch, den 21.6. um 20 Uhr zur Preview vom Panorama-Publikumspreis-Gewinner INNEN LEBEN (Besprechung auf Seite 47). Und am Donnerstag, den 22.6. klingt die Chose mit einem Zappa-Abend aus: Erst wird im „Vinylrausch“ gemeinsam Zappa gehört, dann läuft die Doku FRANK ZAPPA – EAT THAT QUESTION. Eine Dauerkarte dürfte sich lohnen. Das ganze Programm unter: eiszeit.berlin
GREASE – SING ALONG „You’re the one that I want – woohoohoohoo“. Am 15.7. um 20.30 Uhr zeigt das City Kino Wedding den Kultfilm mit John Travolta und Olivia Newton-John zum Mitsingen! Dazu gibt es einen Special-Drink und jede Menge Retro-Feeling.
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Baby-Wolfgang Babykino war mal in vielen Berliner Kinos zu finden, inzwischen ist das Angebot an Mütter und Väter von Säuglingen seltener geworden. Das Wolf Kino greift die Tradition wieder auf und zeigt jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat um 10.30 Uhr aktuelle Kinofilme für Eltern und ihre Babys. Die Filme werden mit reduzierter Lautstärke und gedimmter Beleuchtung gezeigt, Stillen und Schlafen ist ausdrücklich erwünscht, Abstellmöglichkeiten für Kinderwägen sowie ein Wickeltisch sind vorhanden, und nach der Vorstellung gibt es die Möglichkeit zum Eltern-und-CineastenPlausch im Wolf Café.
Lesung: Balkan Stories In Stevo Lopovs „Arme Sau Mensch“ sind ein Moslem und ein Katholik in einem Krankenhauszimmer eingesperrt. Während draußen Krieg herrscht, haben die beiden andere Probleme. Am Ende wartet das Meer. Oder auch nicht… Renata Britvecs Kurzgeschichten handeln von wilden Hunden, misslungenen Bootsausflügen und einer Oma, die dem Teufel begegnet. Am 2.6. um 20.30 Uhr sind beide mit der „Trashbus. The Balkan Stories“-Lesereihe im Sputnik Kino zu Gast.
Verlosung: Cannes Triple
Vor einem Jahr gehörten PATERSON, Jim Jarmuschs freundlicher Film um einen dichtenden Busfahrer, seine Frau und seinen Hund, Olivier Assayas Konsum-Geister-Thriller PERSONAL SHOPPER und Xavier Dolans klaustrophobische Familienzusammenkunft EINFACH DAS ENDE DER WELT zu den meist-gehyptesten Filmen auf dem Filmfestival von Cannes. Und das völlig zu recht. Nun sind alle drei auf DVD erschienen und wir freuen uns, sie als hochkarätiges Triple-Päckchen verschenken zu können. Bei Interesse mailt uns bis zum 15.6. an info@indiekino.de. Stichwort: Cannes Triple.
„WUNDERSCHÖN “ Die Zeit
„EIN LEISES MEISTERWERK“ FAZ
„HINREISSEND “ Der Spiegel
INDIEMAGAZIN
Die wahre Geschichte der DFFB Am 27.6. um 20 Uhr präsentieren die Co-Regisseure Frank Behnke und Stefan Pethke im Brotfabrik Kino die Collage EINFÜHRUNG IN EINE WAHRE GESCHICHTE DER DFFB, die durch 50 Jahre dffb führt. Vorbild für das kaleidoskopische Werk, in dem unter anderem Barbara Sukowa, Wolfgang Petersen, Oskar Röhler, Fred Kelemen und Udo Lindenberg auftauchen, waren die Zufallsoperationen von John Cage, die cut-up Technik William Burroughs, die magische Montage von Maya Deren und die assoziativen Selbstbefragungen eines Jean Luc Godard. Der Film ist am 28.6. um 21.30 Uhr noch einmal zu sehen.
Save the Dates! Die „regulars“ im Sputnik Kino Filme mit Kiezbezug: Frontim Juni: Am 9.6. ab 21 Uhr ist in der Kinobar der Whisky-Tasting-Abend stadt Bereits im Mai hat das Klick Kino mit Paul Wollin (TORO) „Slowlands“ zu Gast. Geboten werden: guter Whisky, gerissene Musik und freundliches Personal. Am 14.6. um 20.30 Uhr findet die Drehbuchlesung „Film aus Papier“ mit Studierenden der dffb statt, und am 21.6. präsentieren um 20.30 Uhr mutige Filmemacher*innen und einem experimentierfreudigen Publikum ihre Werke im Open Screening „Testbild“.
Il Kino Dok Ab sofort zeigt das Il Kino in der Reihe „Il Kino Dok“ an jedem dritten Dienstag einen Dokumentarfilm mit Filmgespräch. Den Anfang macht am 20.6. um 20 Uhr Volfango De Biasis charmanter CRAZY FOR FOOTBALL (Italien 2016, OmeU). De Biasi folgt dem Psychia ter Santo Rullo und seinem 12-köpfigen Team aus Psychiatriepatienten bei den Vorbereitungen für die Teilnahme an der Fußballweltmeisterschaft für psychiatrische Patienten in Osaka. Der Film wurde mit dem italienischen Filmpreis „David Donatello“ für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet. Regisseur und Autor de Biasi ist zur Vorführung anwesend. D8
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einen Nachbarn zum Gespräch geladen. Der Kiezbezug soll auch in Zukunft beibehalten werden. Am 25.6. um 20 Uhr ist der Regisseur Peter Tuschen zur Vorführung von FRONTSTADT (1982) zu Gast. Der No-Budget-Film erzählt aus Insiderperspektive von Außenseitern, die im Berlin der 80er durch die Stadt driften: einem Punk, einem Musikkritiker, einem Möchtegern-Musiker. Hans-Christoph Blumenberg schrieb über den Film seinerzeit in der Zeit: „Er ist, meistens jedenfalls, von lakonischem Witz, manchmal auch melancholisch, selten albern, immer mit einem genauen Gespür für den Jargon und die Stilisierungen der Streuner auf ihren kleinen Fluchten.“
„Eine leichtherzige Liebesgeschichte.“ THE GUARDIAN
ISABELLE
HUPPERT
KÉVIN
AZAÏS
Italienischer Abend: Das andere Rom Es gibt das Rom der Paläste, Gärten und historischen Sehenswürdigkeiten. Und es gibt ein ganz anderes Rom, abseits vom Zentrum und allen Touristenattraktionen, entlang des riesigen Autobahnrings GRA, der die italienische Hauptstadt auf 70 km Länge umkreist. Drei Jahre lang vagabundierte Regisseur Gianfranco Rosi (SEEFEUER) mit einem Minivan über den römischen „Grande Raccordo Anulare“, und sammelte die Geschichten der Menschen, die an diesem riesigen Ring leben. DAS ANDERE ROM/SACRO GRA (2013) ist am 16.6. um 18 Uhr, am monatlichen „Italienischen Abend“ im Bundesplatz-Kino zu sehen.
Mit der Musik von PINK MARTINI EIN FILM VON
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»Let’s take the boys to sea!«
Revolution mit bloSSen Händen Vom 2. bis13.6. findet die G20-„Partnerschaft mit Afrika“-Konferenz in Berlin statt. Begleitend zeigt das fsk-Kino am Oranien platz den Film REVOLUTION MIT BLOSSEN HÄNDEN/LA TRAJECTOIRE D’UN PEUPLE. LE BURKINA FASO (2016, R: Moussa Ouédraogo, HansGeorg Eberl). Der Dokumentarfilm erinnert an den Volksaufstand im Oktober 2014 in Burkina Faso gegen das diktatorische Regime von Blaise Compaoré. Er befragt Protagonist*innen, besucht entscheidende Orte und benennt Motivationen und Gründe für den Aufstand, namentlich die Lebensbedingungen der Bevölkerung und die Erinnerungen an vorausgegangene Kämpfe der letzten Jahrzehnte. Termin: 11.6. um 14 Uhr.
DREAM BOAT Ein Dokumentarfilm von Tristan Ferland Milewski facebook.com/DreamBoatFilm
Ab 13. Juli im Kino
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INDIEFEATURE
Julian Radlmaier, Jahrgang 1984, studierte an der dffb, war persönlicher Assistent von Werner Schroeter und hat deutsche Übersetzungen der Texte des französischen Theoretikers Jacques Rancière herausgegeben („Und das Kino geht weiter. Schriften zum Film“ (2012) und „Bela Tarr, Die Zeit danach“ (2013)). Seine ersten Filme EIN GESPENST GEHT UM IN EUROPA (2013) und EIN PROLETARISCHES WINTERMÄRCHEN (2014) thematisieren die Klassengesellschaft: In GESPENST besucht der Geist des russischen Futuristen Wladimir Majakowski Berlin, in WINTERMÄRCHEN crasht eine Putzkolonne die Vernissage ihres Arbeitgebers. Auch Radlmaiers SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES, sein Abschlussfilm an der dffb, verhandelt Aspekte des Kommunismus. Toby Ashraf hat sich für INDIEKINO BERLIN mit Julian Radlmaier über seinen neuen Film, Kunst und Kollektive unterhalten.
INDIEKINO BERLIN: Es geht es in SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES um eine Klassengesellschaft, was ja bereits im Titel des Films angedeutet ist. Wir werden u.a. Teil einer Art Kolchose, die einen kommunistisch organisierten Aufstand auf einer kapitalistisch organisierten Apfelplantage plant. Mittendrin ist die angeblich kommunistische, aber eigentlich bürgerliche Figur des Filmemachers Julian. Was interessiert dich an der Idee des Kommunismus? Julian Radlmaier: Auf der einen Seite ist Kommunismus etwas, was mich in meinen ersten drei Filmen beschäftigt hat. Mit jedem Film versuche ich Aspekte, die in den vorherigen Filmen nicht genug auftauchten, nochmal aufzugreifen oder zu präzisieren. Mein grundsätzliches Interesse hat einfach damit zu tun, dass die marxistische Tradition für mich nach wie vor den überzeugendsten Ausweg aus der düsteren politischen Situation weist, in der wir uns befinden. Aber natürlich kann man diese Gedanken nicht 1:1 aus dem 20. Jahrhundert übernehmen. Man kann aber trotzdem versuchen, in diesen Traditionslinien weiterzudenken. Was wir im Film machen, ist nicht der Versuch, diese Theorie mit einer philologischen Gründlichkeit aufzuarbeiten, ganz nach dem Motto: Das ist der Marxismus heute und gestern. Es geht darum, grundsätzliche Fragen zu stellen:
„Der ästhetische Feind dieses Films i
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INDIEFEATURE Wie wird Arbeit in der Gesellschaft aufgeteilt? Welche Privilegien sind in der Gesellschaft verteilt? Und: Hat das auch mit meiner Position zu tun? Warum denke ich, dass ich Filme machen kann, und ein anderer muss... ...auf einer Plantage Äpfel pflücken. Insgeheim ist es einem natürlich ganz recht, dass man selber sich mit schönen Dingen beschäftigen darf, und es immer andere sind, die in der Stahlfabrik schuften. Mein Alter Ego im Film schwärmt zwar von einer gerechteren Welt, hält im Ernstfall aber doch an seinem Klassenprivileg fest. Neben dieser Kritik der eigenen Bürgerseele geht es aber anderseits auch darum, sich der historischen Erfahrung mit jenen repressiven Systemen zu stellen, die sich selbst kommunistisch nannten und in denen einige meiner Darsteller*innen großgeworden sind. Deshalb träumen sie im Film von einem „Kommunismus ohne Kommunisten“. Sind diese Ideen im Film konkret im Sinne einer Theorie oder doch eher Fantasien von dir? Das Spannende im Film ist ja, dass er sehr offen und gleichzeitig sehr präzise ist. Der Film operiert letztendlich nicht als Lehrstück, das anhand von verschiedenen Repräsentant*innen eine bestimmte Theorie illustriert. Es gibt Figuren, die in einer unbefriedigenden Situation sind und anfangen, über Arbeitsverhältnisse nachzudenken, miteinander zu reden und sich
vorzustellen, wie eigentlich die Welt anders strukturiert sein könnte: Wie könnte unser Leben besser sein? Diese Überlegungen versuchen sie auf eine Weise in die Tat umzusetzen, die vielleicht gar nicht so absurd ist, wie es zunächst scheinen mag. Das utopische Potential, das der Film ästhetisch zu verwirklichen versucht, liegt eben darin, dass er keine Menschen zeigt, die geknechtet oder gefangen sind in ihrer soziologischen Identität. Es handelt sich nicht um Arbeiterklischees, die ausweglos von Privatfernsehen und Rechtsradikalismus bestimmt sind, sondern um Menschen, die beginnen, ihren eigenen Verstand zu benutzen. Das passiert hier aber nicht im Sinne eines klischeehaften Idealismus, bei dem alle aufgeklärte Aktivist*innen werden. Es handelt sich vielmehr um Figuren, die ihre Kraft aus merkwürdigen Gedankenspielen speisen und dadurch überhaupt erst anfangen, die Wirklichkeit als etwas zu nehmen, mit dem man spielen kann und das man formen kann. In dieser politischen Fabulierkraft werden die Figuren sehr ernst genommen. Der gesellschaftliche Konsens wäre ja eher zu sagen, dass die Menschen dumm sind, und dass man Expert*innen braucht, um alles zu regeln. Man könnte also sagen, dass SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES auf eine Art ein humanistischer Film ist, darin aber marxistisch perspektiviert: Das Problem sind die ökonomischen Produktionsweisen der Gesellschaft, die kapitalistische Lohnarbeit.
ist ein naturalistisches Kino.“ Interview mit Julian Radlmaier
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INDIEFEATURE Das oft Absurde der Geschehnisse macht ja deutlich, dass du ganz bewusst nicht an einer vermeintlichen Realität andocken willst. Ganz im Gegenteil: Du erfindest mehrere Universen, die aber gerade zu Anfang in einer relativ erkennbaren Berliner Bohème fußen. Der Film operiert zu Anfang an sehr erkennbaren Orten, bevor die Handlung dann auf einer Apfelplantage fortgeführt wird, die für mich auch einen Fantasieort darstellt, und damit das erkennbar Realistische verlässt. Ich würde sagen, dass der Film insofern realistisch ist, als dass er in überzogener Form gesellschaftlich existente Strukturen, Macht- und Arbeitsverhältnisse abbildet. Wir befinden uns also nicht in einer Fantasiewelt, sondern im Jetzt, in einer historischen Realität, die porträtiert werden soll. Der ästhetische Feind dieses Films ist aber ein naturalistisches Kino. Ein großer Teil der Filme, die heute gemacht werden, behauptet ja, sich spiegelbildlich zu Wirklichkeit zu verhalten. Die Figuren müssen immer so sein wie in Soziologiebüchern steht, dass Menschen sind. Dann machen die Regisseur*innen zwei Jahre Recherche und versuchen herauszufinden: Was sagt eigentlich ein*e Arbeiter*in so? Worüber reden die? Was sind deren Themen? Ich finde, dass es ein dummer und fataler Ansatz ist, so an einen Film heranzugehen, weil man damit bestimmte Vorstellungen vom Menschen festschreibt. Was dabei herauskommt, ist, dass man denkt: Ein*e Arbeiter*in ist deshalb ein*e Arbeiter*in, weil sie so aussehen wie Arbeiter*innen. Solche naturalistischen Kurzschlüsse will mein Film eigentlich auflösen. Das Berliner Hipster-Milieu des Filmemachers Julian hingegen ist ziemlich konkret gezeichnet. Das ist so, weil es Leute sind, die die Rollenspiele der bürgerlichen Gesellschaft spielen, um nicht aus dieser heraus zu purzeln. Oder aber es geht darum, Macht auszuüben. Diese Hipsterwelt, zu der ja auch meine Figur gehört, besteht aus Menschen, deren Markt schrumpft, und die letztendlich vor allem damit beschäftigt sind, ihr gesellschaftliches Privileg zu verteidigen. Den dazugehörigen Gestus performen sie. Ich will damit Menschen zeigen, die ganz stark ihre Rollen ausagieren. Die Plantagenbesitzerin agiert zum Beispiel auch stark ihre Rolle aus. Die Arbeiter*innen in diesem Film hingegen haben keine sozialen Rollen, die ihnen irgendeinen Vorteil bringen - deshalb brauchen sie die auch nicht zu spielen. Du hast gesagt, dass du dieses Thema sehr ernst nimmst, aber gleichzeitig ist dein Film eine Komödie. Wie erklärst du das? Ich finde, dass die Komödie eigentlich die intellektuellste Art des Filmemachens ist, ein Gedankenspiel, in dem alles erlaubt ist. In dem Moment, in dem ich beim Schreiben mit einer Idee humoristisch umgehe, durchdenke ich sie anders. Ich reproduziere sie dann nicht, sondern habe einen reflexiven, aber auch lustvollen Bezug zu ihr. Mir macht es Spaß, mich zu den Ideen, die im Film vorkommen, auf eine bestimmte Art spielerisch zu verhalten. Darin liegt vielleicht auch die Kraft der Figuren: Sie antworten auf Situationen wie eine Marx Brothers- oder Beckett-Figur, indem sie eigensinnig mit Sprache umgehen. Darin steckt für mich eine Widerständigkeit, die ich wichtig finde. Alle politischen Filme, die ich interessant finde, operieren mit diesen komischen Mitteln. Du arbeitest sehr eng mit deinem Kameramann Markus Koob und anderen Partner*innen zusammen, und trotzdem ist Film, so sehr es eine D 12
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gemeinschaftliche Arbeit sein mag, selten ein wirklich kollektiver Prozess. Wie sehr nimmst du dich als Filmemacher dann doch hinter deinem Film zurück? Ich rede oft vom Wir, weil ich das Drehbuch zwar alleine schreibe, aber auf einer ersten Ebene des Schreibens schon immer im starken Dialog mit anderen Leuten stehe. Die ganzen politischen Fragen, die im Film stecken, diskutiere ich zum Beispiel mit Jan Bachmann, der künstlerischer Assistent und letztlich auch Ko-Regisseur war. Auch mit Markus Koob habe ich auch von Anfang an reflektiert, was wir machen und so bestimmte Aspekte mit ihm gemeinsam erarbeitet. Letztlich ist SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES kein kollektiver Film, bei dem man demokratisch darüber abstimmt, wie bestimmte Dinge gemacht werden. Aber es wurde viel diskutiert. Auch bei der Bildfindung habe ich – nicht, wie bei anderen Filmen, bei denen der Kameramann erst zwei Wochen vor Dreh ans Bord kommt – monatelang mit Markus überlegt, welche Bilder wir machen wollen. Es gab also vorher ein intensives gemeinsames Denken darüber, was dieser Film sein könnte. Zum anderen spielen auch viele Freund*innen von mir mit, weil ich zum Beispiel interessant finde, wie sie sprechen, aber auch weil ich wusste, dass ihre Präsenz den Film auf vielfältige Weise prägen würde. Das betrifft die Rollengestaltung oder auch einfach das Leben am Set. Dadurch baut sich der Film aus einer sehr großen Vertrautheit mit Menschen und Freundschaften auf. Die Grundidee ist, dass man mit Leuten aus dem eigenen Leben eine Art Welttheater konstruiert. Der Film hat mit seinem 4:3-Bildern ein ungewöhnliches Kinoformat, zum anderen eine quasi bewegungslose Kamera. Deine Figuren werden zudem in zahlreichen Nahaufnahmen gemäldegleich porträtiert. Der Film wirkt zwar sehr locker, hat aber gleichzeitig eine sehr kontrollierte Form. Es gibt in der Bildgestaltung zwei unterschiedliche Elemente. Zum einen sind da die Totalen, bei denen es darum geht, Ausschnitte aus der Wirklichkeit zu nehmen, die man interessant findet. Es gibt Figuren, die diese Bilder betreten wie eine Bühne und mit den Bildern ein Spannungsverhältnis oder einen Dialog eingehen. Das Gegenteil wäre zu gucken, wie sich Menschen im Raum verhalten, um im Nachhinein zu überlegen, wie sich die Kamera dazu verhält. Ich will nicht voyeuristisch durch ein Schlüsselloch bestimmten Geschehnissen zugucken, sondern klar konstruierte Räume erschaffen, in denen uns etwas vorgespielt wird. Da der Großteil der Darsteller*innen keine professionellen Schauspieler*innen sind, bringen sie eine widerspenstige Realität in den Film. Die Orte sind real, auch wenn sie durch bestimmte Ausstattungselemente stilisiert worden sind. Es schwankt also immer vom Dokumentarischen ins sehr Theatrale und wieder zurück. Daneben gibt es die Porträtaufnahmen, die eigentlich sehr seriell sind, denn alle werden aus den gleichen Kamerawinkeln gefilmt, um eine Gleichheit in der Behandlung der Darsteller*innen mit etwas sehr Individuellem zu kombinieren. Durch diese Art formaler Gleichheit kommen für mich die Eigenheiten der Leute umso stärker zur Geltung. Gleichzeitig gibt man den Menschen damit eine fast ikonische Präsenz, woraus eine gewisse Ernsthaftigkeit resultiert. Auch wenn jemand etwas Bescheuertes sagt, wirkt er in der Kadrierung nicht lächerlich. Das Bild nimmt die Figuren also sehr ernst, und doch sind es eindeutig fiktionale Figuren. Ich suche nach etwas, das gleichzeitig sehr natürlich und sehr künstlich ist, gleichzeitig albern und pathetisch. Dieses Spannungsverhältnis interessiert mich. D Das Gespräch führte Toby Ashraf
Deutschland 2016 D 99 min D R: Julian Radlmaier D B: Julian Radlmaier D K: Markus Koob D D: Johanna Orsini-Rosenberg, Ilia Korkashvili, Deragh Campbell, Benjamin Forti, Julian Radlmaier D V: Grandfilm Verleih
Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes Suche nach Liebe und Solidarität
Der Zuschauer weiß zu Beginn des Films SELBSTKRITIK EINES BÜRGERLICHEN HUNDES von Julian Radlmaier womöglich nicht genau, um was es sich handeln soll: Visuell erinnern die komponierten Standbilder, in denen skurrile Gestalten entweder angepflockt stehen oder querfeldein streunen, an die Filme von Straub-Huillet. Erzählt wird aber eine simuliert autobiographische Selbstverwirklichungsgeschichte, geführt von der Voice-Over-Stimme des Regisseurs selbst. Die theoretischen Dialoge, die Amateurschauspieler und vor allem das launige Springen von Einfall zu Einfall wirken dabei studentisch-verspielt. Radlmaier nennt das einen „burlesken Essayfilm“ – und das trifft es schon. Thematisch verhandelt er die Umstände eines improvisierten Filmprojekts zum Kommunismus in heutiger Zeit, doch schnell verschränken sich die Ebenen und man weiß nicht: befindet man sich noch im Film des „echten“ Regisseurs, seines Erzählers oder des Alter-Ego-Darstellers, der konsequent von Julian Radlmaier selbst gespielt wird. Dieser stolpert sich auf der Suche nach Solidarität und Liebe durch die Apfelplantagen der Ausbeuter, Franz von Assissi spielt auch eine tragende Rolle, außerdem erleben wir einige schön absurde Szenen aus dem Berliner Intellektuellenmilieu. So sehr die Bilder des Films ansprechen und so treffend drollig auch die Selbstkritik dieser Fabel von einem, der in die Welt zog, sein mag, so ziel- und ratlos bleiben doch manche Einfälle. Raffiniert ist dann seine ironische Schlussvolte: Zwei Darsteller müssen nach dem Berlinalefilm im (Berlinale-)Film in ersterem verbleiben – und zwar im Gefängnis. So umschließt der Film das reale Elend wieder – und verwandelt das Leben des vorgeführten Regisseurs zuletzt wortwörtlich in ein Hundeleben. D Hendrik Jackson
Start am 8.6.2017 ¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino ¢ Brotfabrik Kino ¢ fsk-Kino am Oranienplatz ¢ Klick Kino
Termine unter www.indiekino.de
While searching for love and solidarity, director Julian Radlmeier’s alter ego stumbles along the exploiter’s apple plantation. A “burlesque essay film” about Marxism, Franz von Assissi, and Berlin’s intellectual milieu.
INDIEFEATURE
Loving
Einen stilleren und zarteren Film über die Bürgerrechtsbewegung hat es noch nicht gegeben. Jeff Nichols LOVING erzählt die Geschichte von Mildred und Richard Loving, deren Gerichtsprozess „Loving gegen den Staat Virginia“ das Verbot von sogenannten „Mischehen“ zwischen Weißen und Schwarzen in den letzten Bundesstaaten der USA beendete. LOVING entwirft aber auch ein Konzept der Liebe, dass dem Kino sonst fremd ist. In Nichols Film gibt es keine großen, dramatischen Szenen zwischen Ruth und Richard, keine melodramatischen Liebeserklärungen. Nicht einmal wie die beiden sich kennenlernen zeigt Nichols. Jeff Nichols zeigt stattdessen die Vertrautheit und Unerschütterlichkeit einer eigentlich unkomplizierten Beziehung zwischen zwei introvertierten Menschen. Was es an dramatischer Handlung gibt, wird von außen an die Lovings heran getragen. Richard (Joel Edgerton) und Mildred Loving (Ruth Negga) heiraten im Juli 1958 in Washington D.C., leben aber in Central Point, Virginia. Kurz darauf bricht ein Überfallkommando der Polizei in ihr Haus ein, dringt in das Schlafzimmer ein und will wissen, mit wem Richard da schläft. Er weist D 14
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auf die Heiratsurkunde an der Wand. Beide werden verhaftet, denn in Virginia ist die Heirat ungültig. Den Lovings wird angeraten, sich schuldig zu bekennen, um dem Gefängnis zu entgehen und so werden sie, wegen Verletzung des „Rassenintegrationsgesetzes“ zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, wobei das Urteil auf 25 Jahre zur Bewährung ausgesetzt wird, solange die Lovings Virginia sofort verlassen und nie wieder betreten. Richard und Mildred bleibt nichts anderes übrig, als ihr gewohntes ländliches Umfeld, Freunde und Familie hinter sich zu lassen. Sie ziehen zu Mildreds Cousin Alex nach Washington D.C. in eine viel zu enge Wohnung. Vier Jahre später schreibt Mildred einen Brief an Robert Kennedy und setzt damit einen sehr langen Prozess in Gang, der das Mischehen-Verbot, ein Überbleibsel aus den Tagen der Sklaverei, schließlich aufhebt. Jeff Nichols Film ist wundervoll subtil inszeniert. Hier wird wenig ausgesprochen, umso mehr erzählen Blicke, Körper, Gesichter, Landschaften, Räume und das Licht. Dass Ruth Negga einen Oscar für ihre Darstellung der Mildred Loving bekommen würde, schien von vornherein ausgemacht. Kaum wird die Academy aber erklären können, warum Negga die
INDIEFEATURE
Unerschütterliche Liebe
Auszeichnung für die beste Nebendarstellerin und nicht als beste Hauptdarstellerin bekam. Ihre Blicke tragen den Film, so wie die Schultern von Joel Edgerton als Richard Loving immer wieder die ganze Welt zu tragen scheinen. Die größte Stärke von Nichols ist es, aus der Geschichte der Lovings gerade keinen Gerichtsfilm zu machen, sondern sich ganz auf die Beziehung des Paares zu konzentrieren, auf ihre Vertrautheit, ihren ruhigen Heroismus, auf die Selbstverständlichkeit ihrer Liebe – ohne jede Effekthascherei. Nur einmal, als er die Misshandlung seiner Frau durch weiße Polizisten mitansehen muss, explodiert Richard Loving, dann aber mit einer Urgewalt, die so vergeblich wie angemessen ist. D Tom Dorow
USA/Großbritannien 2016 D 123 min D R: Jeff Nichols D B: Jeff Nichols D K: Adam Stone D S: Julie Monroe D M: David Wingo D D: Ruth Negga, Michael Shannon, Marton Csokas, Joel Edgerton, Nick Kroll D V: Universal Pictures International Germany
Start am 15.6.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ab Ende Juni ¢ Bundesplatz Kino DF OMU ab Ende Juni ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ filmkunst66 DF OMU ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU
Termine unter www.indiekino.de
The first sterile and gentle film about the civil rights movement. LOVING tells the story of Mildred and Richard Loving and the Loving vs the State of Virginia case which ended the ban on so-called “mixed marriages”-
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INDIEFEATURE
Gleich zu Beginn ein Bildergewitter aus Archivaufnahmen: West-Berlin als schwuler Sehnsuchtsort, Zufluchtsort, Insel und Touristenmagnet. Man bekommt kurz Angst, dass jetzt wieder die große Nostalgie ausbricht, aber es kommt filmisch anders in Jochen Hicks neuestem schwulen Geschichtsfilm, den er bewusst persönlich hält, eben über „sein“ West-Berlin redet, und dabei dann doch eine große und sehr berührende Chronologie vor allem schwuler Männer vor, während und nach der Zeit der ersten Bewegungen entblättert. Seine Talking Heads sind Freunde, Aktivisten, Visagisten, Modedesigner, Kulturveranstalter, Verleger, Filmschaffende und andere Prominente. Mit Panorama-Leiter Wieland Speck ziehen wir aus der ersten deutschen Schwulenkommune aus, mit Udo Walz betrinken wir uns in der Paris Bar und von Romy Haag erfahren wir, dass eine Transfrau in West-Berlin in den 1970ern eigentlich nur im Nachtleben Arbeit finden konnte. Von den Polizeirazzien unter dem Paragraph 175, der Homosexualität unter Strafe stellte, bis zur AIDS-Krise wird ein großer Bogen gespannt, der äußerst informativ und dabei extrem unterhaltsam zu einem filmischen Rückblick auf ein vergangenes Berlin geschnitten wird. Es ist eine große Freude, Hicks enigmatischen Protagonist*innen zuzusehen und zuzuhören, wie sie sehr offen, oft uneitel und ohne Pathos oder Verklärung auf ihre mal schönen, mal schwierigen Zeiten in West-Berlin zurückblicken. Sicher hat es mit der Nähe zum Filmemacher zu tun, dass hier Gespräche auf Augenhöhe geführt werden und manchmal sehr intime Einblicke in Privates nie den Verdacht aufkommen lassen, hier werde jemand ausgestellt. Für einen Dokumentarfilm ist das ein großer Glücksgriff, denn gerade weil die große Emotionalisierung vermieden wird, wird im Film auf sehr bewegende Art ein großes Stück Zeitgeschichte umso lebendiger. D Toby Ashraf
Mein wunderbares West-Berlin Chronologie eines schwulen Sehnsuchtsorts
Deutschland 2017 D 97 min D R: Jochen Hick D B: Jochen Hick D K: Jochen Hick, Alexander Gheorghiu D S: Thomas Keller D V: Edition Salzgeber
Start am 29.6.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Bundesplatz Kino ¢ Eiszeit Kino ¢ fsk-Kino am Oranienplatz ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Xenon Kino
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West Berlin as a gay place of yearning, a place of refuge, an island, and a tourist magnet. A very personal, moving chronology of gay Berlin history from the police raids under paragraph 175, which declared homosexuality to be illegal, to the AIDS crisis in the 80s.
INDIEKRITIKEN Originaltitel: Dræberne fra Nibe D Dänemark 2017 D 90 min D R: Ole Bornedal D B: Ole Bornedal D D: Nicolas Bro, Ulrich Thomsen, Lena Maria Christensen, Marcin Dorocinski, Søren Malling D V: DCM Film Distribution
Small Town Killers Schnapsideen
„Na, ihr Idioten, Dick und Doof, Dumm und Dümmer!“ So begrüßt der Dorfpolizist Heinz die Kumpel Ib und Edward in Ole Bornedals neuer Komödie SMALL TOWN KILLERS und trifft damit genau die Vorbilder des Films. SMALL TOWN KILLERS ist eine Slapstick-Buddy-Komödie mit zwei reichlich trotteligen Typen als Hauptpersonen. Ib und Edward denken dauernd an Sex, aber ihre Frauen Gritt und Ingrid lassen sie nicht mehr ran. Stattdessen tanzen sie Salsa mit dem schwulen Malte. Ib und Edwards erste Schnapsidee ist es, sich scheiden zu lassen und dann wild herum zu bumsen. Als ein schmieriger Anwalt ihnen klarmacht, dass eine Scheidung sie teuer zu stehen kommt, besaufen sich die beiden Dumpfbacken erstmal, um im Suff davon zu träumen, wie schön es wäre, wenn es die Damen gar nicht gäbe. Flugs wird ein russischer Killer im Internet bestellt, was die beiden schon am nächsten Tag bitter bereuen. Rückgängig können sie diese zweite Schnapsidee allerdings nicht mehr machen, und so haben sie bald Igor an der Backe, einen permanent besoffenen, romantischen russischen Psychopathen. Zufällig begegnet der auch gleich noch Gritt und Ingrid und erzählt ihnen, dass er die Frauen von zwei Trotteln umbringen soll, woraufhin die Damen ebenfalls eine Killerin bestellen, eine sehr englische, sehr sadistische ältliche Miss-Marple-Psychopathin. Am Wegrand türmen sich natürlich die Leichen. SMALL TOWN KILLERS ist eine klassische schwarze Komödie, die in keinem Moment mehr sein will und nichts im Geringsten ernst nimmt. Übermäßiges Tempo hat der Film dabei nicht, aber gerade die etwas betulich-skandinavische Erzählweise kollidiert hier sehr vergnüglich mit den derben Späßen. Ein bisschen Agatha Christie, ein bisschen Laurel und Hardy, ein bisschen Rums und Pardauz, gelungen debile Dialoge und angenehm schlichte Slapstick-Bildwitze: Viel mehr braucht der harmlose Kino-Spaß nicht um wunderbar albern zu unterhalten. D Tom Dorow
Start am 6.7.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU
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Two schmucks hire a Russian contract killer to get rid of their wives who hap pened to have hired a British assassin to kill their husbands. An amusing black comedy from Denmark.
Frankreich/USA 2016 D 89 min D R: Roger Ross Williams D B: Ron Suskind D K: Thomas Bergmann D S: David Teague D M: Todd Griffin, Dylan Stark D D: Owen Suskind, Gilbert Gottfried, Jonathan Freeman, Ron Suskind D V: NFP marketing & distribution
Life, Animated Disney als Tür zur Welt
Wie grausam, wie unerträglich muss es für Eltern sein, wenn ein quirliger, wacher Dreijähriger seine mühsam erworbenen sprachlichen Fähigkeiten jäh wieder einbüßt? Wenn er gar, wie im Falle des Owen Suskind, Protagonist dieses Dokumentarfilms, komplett mit dem Sprechen aufhört. Ärzte diagnostizieren eine tief greifende Entwicklungsstörung, Autismus. Jahre vergehen, in denen Owen sich nicht nur immer mehr von der Außenwelt abkapselt, sondern er zudem von anderen Kindern gehänselt wird. Vater Ron Suskind aber, auf dessen Buch dieser Film basiert, macht sich zusammen mit seiner Frau Cornelia daran, Owen aus dem „Autismus-Gefängnis“ zu holen. Ihr größter Verbündeter: die Disney-Filme, die sich Owen so gern auf VHS anschaut. Sie sind das Einzige, was Owen beruhigt. Das Einzige, was ihn glücklich stimmt. Eines Tages streift Vater Ron eine Handpuppe über: Jago, den vorlauten Papagei aus ALADDIN. Er fragt seinen Sohn: „Wie ist das, wenn man so ist wie du?“. Owen reagiert, spricht. Die ersten Worte seit Jahren. Es ist so eindeutig wie verblüffend: Nur mit Hilfe der Disney-Charaktere, ob Simba, Jafar oder Arielle, gelingt es Owen, sich einen Reim auf die Welt zu machen. LIFE, ANIMATED rekapituliert Owens Leidens- und Befreiungsgeschichte; er zeigt, wie Owen als 23-Jähriger von Zuhause auszieht um mit seiner Freundin in einer betreuten Wohneinrichtung unterzukommen. Eigentlich, das wird im Verlauf immer deutlicher, geht’s hier noch mehr als um Autismus um die Zumutungen der so genannten Erwachsenenwelt, um die Vertreibung aus dem Paradies der Kindheit, um Elternliebe und Zusammenhalt. Zum Ende des berückenden Films, der auch von der Wirkmächtigkeit und der Magie einer Kunstform namens Kino erzählt, spricht Owen, fast beiläufig, einen Satz, der einem Tränen in die Augen treiben kann: „Meine Kindheit ist vorbei, aber das ist nicht schlimm“. D Matthias von Viereck
Start am 22.6.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ filmkunst66 OMU
OMU
ab Juli
Owen Suskind stopped talking at the age of 3. The diagnosis: autism. After years of isolation his father found a way to reach him: Owen communi cates with the characters from his beloved Disney films. A documentary.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN Deutschland 2017 D 92 min D R: Sönke Wortmann D B: Sönke Wortmann D K: Michael Wiesweg D D: Lucas Gregorowicz, Peter Jordan, Jasna Fritzi Bauer, Anna Bederke, Nicolas Bodeux D V: X-Verleih
Sommerfest
Die Farbe der Sehnsucht
Stefan kehrt heim
Schattierungen eines Gefühls
SOMMERFEST ist ein melancholischer Film. Sönke Wortmanns Verfilmung von Frank Goosens Roman durchzieht eine Sehnsucht nach Heimat, Familie, Zuhause, nach einem Ort, der sich niemals ändert und Gefühlen, die bedingungsloser Liebe ziemlich nahe kommen. Dabei hat es Stefan (Lucas Gregorowicz) im Gegensatz zu seinen Kumpeln aus Kindertagen einst in die Fremde gezogen. Er ist Schauspieler geworden und lebt in München. Zu Beginn des Films sieht man ihn als einen von Schillers Räubern eine Nachricht überbringen, dann erhält er selbst eine: Sein Vater ist gestorben. Ohne sich umzuziehen nimmt Stefan den nächsten Zug nach Bochum, am Telefon beschwert sich eine kalt klingende Frau, Stefans Freundin und Managerin, dass er sie nicht informiert hat. In Bochum dagegen ist alles von der ersten Minute an irritierende Nestwärme. Von seinem Freund Toto wird Stefan umgehend zugetextet und eingeplant, er muss helfen, einen Schrank abzuholen und lernt den Fußball-Star des Viertels kennen: Murat, der es in die 2. Liga geschafft hat. Über weite Strecken ist SOMMERFEST eine Zusammenstellung von Begegnungen mit skurrilen Typen, die hinter schnoddrigem Slang ein großes Herz und eine noch größere Gelassenheit verbergen. Stefans exotischer Beruf verursacht jedesmal eine kleine Welle „Muss man dich kennen?“, die dann aber schnell ausläuft. Muss man offenbar nicht, ist auch egal und überhaupt – kennen diese schrulligen, zufriedenen Randexistenzen aus Kindertagen Stefan nicht ohnehin besser, als es die Münchener Schickeria je könnte? Das zumindest ist der Traum vom Zuhause den SOMMERFEST träumt. Es gibt in ihm auch eine gute Fee, Stefans Ex Charlie, in der verklärte Erinnerung und romantische Zukunftsvision zusammenfließen. Charlie wirkt seltsam erfunden. Die wirkliche Heimat, das sind die Freunde und die Nachbarn. D Hendrike Bake
Start am 29.6.2017 ¢ Union Filmtheater
Termine unter www.indiekino.de
Deutschland 2017 D 90 min D R: Thomas Riedelsheimer D B: Thomas Riedelsheimer D K: Thomas Riedelsheimer D V: Piffl Medien
Stefan from Bochum moved to Munich a while ago and now he is returning for his father’s funeral. It is supposed to be a short visit, but the Ruhr area offers up all its charm in order to keep Stefan there.
Das Gefühl der Sehnsucht ist etwas zutiefst menschliches. Die einen sehnen sich nach Heimat, die anderen nach weit entfernten Orten. Wir sehnen uns nach Menschen, die nicht bei uns sind. Oder nach Gefühlen, die uns abhanden gekommen sind. Der preisgekrönte Dokumentarfilmer Thomas Riedelsheimer (RIVERS AND TIDES) reist in seinem neuen Film von Portugal nach Katar, von Mexiko nach München und weiter nach Japan, um die vielen Schattierungen der menschlichen Sehnsüchte auszuloten. Genauso, wie Sehnsucht zum Motor werden kann, etwas in seinem Leben zu ändern, kann das Gefühl auch zur Besessenheit werden – und sogar in Verzweiflung enden. Aber Sehnsucht hat auch die Kraft, sich zu wandeln und im kreativen Ausdruck eine neue Form zu finden. So widersetzt sich Layla aus Katar als Autorin dem gesellschaftlichen Zwang zur Verschleierung: Die Protagonistinnen ihrer Geschichten dürfen Selbstbestimmung und Freiheit leben. Die Sozialarbeiterin Kanayo Ueda in Osaka schenkt Heimatlosen neue Lebenskraft, indem sie ihnen hilft, in selbstgeschriebenen Gedichten ihre Wünsche zu formulieren. Und der Abiturient Julius aus München, der seinen Platz in der Gesellschaft noch nicht gefunden hat, findet in der Musik einen Katalysator für seine Suche. Seine eingängigen Kompositionen fügen sich mit Interviews, Zitaten und Riedelsheimers Bilderwelt zu einem poetischen Gesamtkunstwerk: Städte werden zu spröden Orten aus Glas und Beton, in denen sich das Individuum zu verlieren droht. Doch auch diejenigen, die ihr Heil in der Natur suchen, schweben in Gefahr, sich darin zu verlieren. So wie der mexikanische Taucher Alfredo oder die Suizidgefährdeten, die auf ihrer Suche nach Erlösung die scharfen Klippen von Toujinbou aufsuchen. DIE FARBE DER SEHNSUCHT kann die unterschiedlichsten Schattierungen annehmen – das Gefühl ist allen Menschen gleichermaßen vertraut. D Simone Dobmeier
Start am 1.6.2017 ¢ b-ware!ladenkino OMU ab Mitte Juni ¢ filmkunst66 DF ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU
Desire can turn into the drive to change something in one’s life, but it can also lead to obsession and even distress. Thomas Riedelsheimer (RIVERS AND TIDES) goes searching for a universal feeling.
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INDIEKRITIKEN Großbritannien/USA 2017 D 104 min D R: Nick Broomfield, Rudi Dolezal D K: Sam Mitchell D S: Marc Hoeferlin D V: Arsenal Filmverleih
Whitney – Can I Be Me? Ultra-cleanes Image
Der Dokumentarfilm WHITNEY: CAN I BE ME von den erfahrenen Pop-Doku-Filmern Nick Broomfield (KURT & COURTNEY) und Rudi Dolezal (ca. 100 Pop-Dokus für das österreichische Fernsehen) wirft ein weites Netz aus, um zu erklären warum Ex-Superstar Whitney Houston 2012 mit 48 Jahren gestorben ist. Da ist die strenge, baptistische Erziehung durch Whitneys Mutter, die Gospel-Sängerin Cissy, die für sich in Anspruch nimmt Whitney „ausgebildet“ zu haben. Es gibt Geschichten früher Drogenerfahrungen mit ihren Brüdern, und dazu die Aussagen von Musik-Industrie-Managern, die Whitney von vornherein als „sauberen“ schwarzen Star für das weiße Mainstream-Publikum konzipierten. Houstons strenger Glaube kollidierte ebenso mit ihrem Privatleben wie die Inszenierung als brave, weißgewaschene Pop-Königin: Insgeheim führte Whitney über Jahrzehnte eine Beziehung mit einer lesbischen Frau, Robyn Crawford – eine Beziehung, die sie nicht einmal ihrer Mutter, geschweige denn der Öffentlichkeit gegenüber, je eingestanden hat. Gleichzeitig war sie mit dem R&B-Sänger Bobby Brown verheiratet. WHITNEY: CAN I BE ME zeigt Backstage-Aufnahmen von Houstons letzter erfolgreicher Europa-Tournee 1999, bei der die Spannungen innerhalb des Teams eskalierten. Zu sehen ist dabei vor allem reichlich bedröhntes Herumgealbere, das kaum etwas mit dem ultra-cleanen Image zu tun hat, das Houston in TV-Interviews vermittelte. Szenen, in denen Houston ihre Tochter Bobbi Kristina auf die Bühne zerrt, wirken furchtbar übergriffig. Bobbi Kristina starb mit 22, drei Jahre nach ihrer Mutter. Houstons öffentliches, ferngesteuertes, vollständig zielgruppengerecht inszeniertes Leben mag geholfen haben, den Pop-Mainstream-Markt für interessantere schwarze Künstlerinnen wie Aaliyah, Rihanna oder Beyoncé zu öffnen. Sie selbst war mit der ihr auferlegten Rolle überfordert. D Hannes Stein
Start am 8.6.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Xenon Kino OMU
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DF OMU
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Whitney Houson’s strong faith and her façade as the well-behaved, whitewashed pop darling collided with her turbulent private life.
Originaltitel: Chemi Bednieri Ojakhi D Frankreich/Georgien 2017 D 120 min D R: Simon Groß, Nana Ekvtimishvili D B: Nana Ekvtimishvili D K: Tudor Vladimir Panduru D S: Stefan Stabenow D D: Merab Ninidze, Ia Shugliashvili, Berta Khapava, Tsisia Qumsishvili D V: Zorro Filmverleih
Meine glückliche Familie Neue Wohnung, neue Freiheit
Manana (Ia Sgugliashvili) hat Geburtstag. Die Literaturlehrerin wird 52 und obwohl sie sich ausdrücklich keine Feier gewünscht hat, steht ihre Mutter alsbald für das große Fest kochend am Herd und am Abend die Freunde ihres Mannes Soso (Merab Ninidze) singend im Wohnzimmer. Am nächsten Tag verlässt Manana ohne große Worte die Wohnung, die sie sich mit ihrem Mann, ihren Eltern, den beiden erwachsenen Kindern und dem Lebensgefährten der Tochter teilt, für eine eigene. Ihre stets lamentierende Mutter kann den Schock kaum verkraften. Soso und die Kinder sind völlig verunsichert und laufend weiter hinzugezogene Verwandte können trotz vorgeschobener Gutmütigkeit ihre Verwirrung kaum kaschieren. Sie habe es doch gut, hat studiert, hat Kinder und ist verheiratet. Schließlich sei ihr Mann auch kein Säufer und auch nicht gewalttätig, also was sollen denn nun die Bekannten denken? Was Manana denkt oder fühlt, fragt indes niemand. In wohlchoreografierten Plansequenzen folgt ihr die Kamera durch die viel zu kleine Wohnung, die ununterbrochen von einer Vielzahl von Menschen bevölkert wird, in der aber nicht mal ihre Kleidung einen richtigen Platz hat. Später beobachtet sie Manana dann lange ruhig in ihrer neuen Wohnung mit Gitarre am Balkon sitzend. Einer von vielen bedachten, sensibel inszenierten Momenten. Sgugliashvili spielt die Emanzipation dieser Frau, die mit ihrer neugewonnenen Freiheit auch überraschende Erkentnisse über ihre Familie gewinnt, so subtil wie eindrücklich. Der feine Film des deutsch-georgischen Regieduos Simon Groß & Nana Ekvtimishvili (DIE LANGEN HELLEN TAGE), der beim goEast Festival mit dem Kritikerpreis und dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet wurde, erzählt kunstfertig von Mananas Auflehnung gegen die patriarchalen Strukturen und verweist auf Selbstverständlichkeiten, die noch immer keine sind. D Katharina Franck
Start am 13.7.2017 Voraussichtlich: ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU
A day after her 52nd birthday, Manana leaves her apartment which she shares with her husband, her parents, her two adult children, and her daughter’s partner. No one understands why – she has everything!
Termine unter www.indiekino.de
Originaltitel: Souvenir D Frankreich/Belgien/Luxemburg 2016 D 90 min D R: Bavo Defurne D B: Bavo Defurne, Yves Verbraeken, Jacques Boon D K: Philippe Guilbert D S: Sophie Vercruysse D M: Pink Martini D D: Isabelle Huppert, Johan Leysen, Kevin Azaïs D V: Alamode Filmverleih
Ein Chanson für Dich Verblichener Glamour
Im Fernsehen läuft ein Quiz: Gefragt ist eine französische Schlagersängerin, diese kleine Person, die damals im ESC gegen ABBA verlor. Alle erinnern sich vage, aber niemand kommt auf ihren Namen. Das kollektive Gedächtnis hat Laura schon lange vergessen. Auch Liliane (Isabelle Huppert) hat fast vergessen, dass sie einst Laura war. Heute arbeitet sie in einer Pastetenfabrik. Mit den Kolleginnen redet sie kaum und zuhause ist der weiße Flügel mit den Tasten zur Wand gedreht. Dann setzt sich eines Tages ein junger Aushilfsjobber an ihren Tisch und fragt: „Bist du nicht Laura?“. Sein Vater sei ein großer Fan gewesen. Liliane verneint vehement, aber Jean (Kévin Azaïs) lässt nicht locker und schließlich gibt sie nach und willigt sogar ein, beim Fest seines Boxclubs ihren damaligen Hit vorzutragen. Ihr Auftritt gehört zu den schönsten Momenten des Films. Isabelle Huppert spielt Liliane als sehr private, spröde, sehr aufrechte Frau, die sich das Träumen schon verboten hatte, aber die den großen Auftritt noch nicht verlernt hat. Sie singt nicht besonders, aber ihre zugleich tastenden und ausladenden Gesten erzählen von einer großen, geheimen Sehnsucht. Sie rühren auch Jean, der beschließt, seine ohnehin nicht besonders vielversprechende Boxerkarriere an den Nagel zu hängen, um Lilianes Manager zu werden. EIN CHANSON FÜR DICH erzählt das alles sehr geradlinig und sehr zart, mit Bildern, die ebenso wie Liliane und Jean nicht ganz so glamourös sind, wie sie vorgeben. Das fast 60-jährige Ex-Sternchen und der 22-jährige Möchtegern-Boxer geben ein seltsames Paar ab, aber sie ermöglichen einander, wenigstens einen Moment lang, von einem Glück zu träumen, an dass die eine nicht mehr, der andere noch nie geglaubt hat. D Hendrike Bake
Start am 6.7.2017 Voraussichtlich: ¢ Bundesplatz-Kino DF OMU ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Eva Lichtspiele DF OMU ab 20.7. ¢ filmkunst66 DF ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Xenon Kino OMU
Termine unter www.indiekino.de
ETHAN HAWKE
CARMEN EJOGO
„Ethan Hawke war noch nie besser“
„Jazzlegende Chet Baker wird wieder zum Leben erweckt“
Empire
Rolling Stone
WWW.BORNTOBEBLUE.DE
Ab 8. Juni im Kino EIN DOKUMENTARFILM VON ALEX GABBAY
FAIRNESS ZUM VERSTÄNDNIS VON GERECHTIGKEIT
Ab 29. Juni im Kino
Liliane (Isabellte Huppert) used to be a pop starlet, and now she works in a pate factory. She meets 22 year old Jean there who is dead-set on helping her with her comeback.
www.mindjazz-pictures.de
INDIEKRITIKEN
Wilson – Der Weltverbesserer
Originaltitel: Wilson D USA 2017 D 94 min D R: Craig Johnson D B: Daniel Clowes D K: Frederick Elmes D S: Paul Zucker D M: Jon Brion D D: Woody Harrelson, Laura Dern, Cheryl Hines, Judy Greer D V: Twentieth Century Fox of Germany
Verfilmung von Daniel Clowes Comic-Meisterwerk
Endlich gibt es eine neue Verfilmung der Comic-Meisterwerke von Daniel Clowes, einem der genialsten Comic-/Graphic Novel-Autoren überhaupt, 16 Jahre nach dem grandiosen GHOST WORLD, der einst auch den Karrierestart für Scarlett Johannson markierte. Clowes’ „Wilson“ von 2010 erzählt die Geschichte eines unerträglichen Typen mittleren Alters. Ein besserwisserischer Verlierer, der seine eigene Mickrigkeit nur ertragen kann, indem er andere herunterputzt. Wilson hat keine Freunde, keinen Job, keine Familie und nicht einmal den Hauch von gesellschaftlichem Status. Aber Wilson, aufdringlich wie eine Kleidermotte, schmeißt sich an alle heran, die seinen Weg kreuzen, egal ob im Café, auf der Straße, oder auf der öffentlichen Toilette, und drängt ihnen seine idiotische, pessimistische Weltanschauung auf. Als sein letzter „Freund“ wegzieht, merkt aber auch Wilson, dass er bei aller Weltverachtung irgendeinen anhaltenden menschlichen Kontakt benötigt. Seine Ex-Frau Pippi ist die letzte und einzige Option. Der großformatige Comic besteht aus einseitigen strip-artigen Anekdoten aus Wilsons Leben, in denen sich erst allmählich eine Geschichte entfaltet. Clowes „Wilson“ hat ein sehr eigenes Timing. Es ist ein Buch, das sich eher wie ein Gedichtband liest als wie eine lange Erzählung. „Wilson“ liest man nicht einfach durch, das Buch ist kein Pageturner, sondern eine Sammlung von Miniaturen, die man immer wieder beiseite legt, um die emotionale Wucht ertragen zu können. Clowes zeichnet Wilson in unterschiedlichen Stilen, mal in seinem typischen, präzisen und elaborierten Stil, der die Tradition den amerikanischen ligne claire-Stil der „New Yorker“-Zeichner mit der Vorliebe für das Groteske in den Underground-Comics von Robert Crumb verbindet, mal im reduziertem und stilisierten Stil von klassischen Zeitungsstrips. Wilson ist Charakter und Comicfigur zugleich, zur einen Hälfte alberner Clown, zur anderen ein trauriger Charakter, dessen Aggressionen deutlich als eine Strategie zu erkennen sind, durch die Wilson die Einsamkeit gerade so ertragen kann – was ihn selbst kaum erträglicher macht. In der Verfilmung unter der Regie von Craig Johnson, mit Woody Harrelson als Wilson und Laura Dern als dessen Ex-Frau Pippi, gibt es hinreißend D 22
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komische Szenen, und Harrelson hängt sich ebenso rein wie Laura Dern. Man kann in Harrelsons Darstellung Wilsons Achselschweiß beinahe riechen, und Laura Derns drahtig zerzauster Kellnerin Pippi nimmt man die harten Zeiten, die sie durchgemacht hat, immer ab. Die Verfilmung muss aus dem gelassenen Tempo des Comics eine flotte Erzählung machen, und das gelingt auch ganz gut. Es führt aber auch dazu, dass Wilson hier um einiges unangenehmer wirkt, weil die einzelnen Anekdoten nur wenig Luft zum Durchatmen lassen. Woody Harrelson hatte schon immer eine Präsenz, die praktisch von der Leinwand springt, hier ist das beinahe ein bisschen viel. In Todd Solondzs DARK HORSE spielt Jordan Gelber eine ähnlich hochstapelnd-strampelnde Figur, aber Gelbers weichere Körperlichkeit lässt ihm eher verzeihen. Harrelson ist immer noch zu sehr NATURAL BORN KILLER, und bedrohlicher als Wilson sein müsste, wenn er einem zu sehr auf die Pelle rückt. Es ist hier schwer, mit Wilson Mitleid zu fühlen, oder die eigenen Mikro-Aggressionen in der Figur wiederzuerkennen. Ein Vergnügen bleibt WILSON dennoch, und er weckt Hoffnungen, nicht allzu lange auf die nächste Clowes-Verfilmung warten zu müssen. D Tom Dorow
Start am 29.6.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF ¢ Eiszeit Kino DF Ov ¢ filmkunst66 DF Ov
Ov
Wilson is the kind of guy who will chew your ear off with his bitterness while you’re at a bar, a cafe, or the subway; someone who hates everyone, most of all himself. An adaptation of the ultra-depressing Daniel Clowes graphic novel.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN Originaltitel: The Price of Fairness D USA 2017 D 77 min D R: Alex Gabbay D V: mindjazz pictures
Fairness – Zum Verständnis von Gerechtigkeit
Originaltitel: Free Speech Fear Free D Deutschland/USA/Großbritannien/Niederlande 2016 D 80 min D R: Tarquin Ramsay D K: Niels Ladefoged D V: Real Fiction
Free Speech Fear Free Scheinbar simple Frage
Kaleidoskopisch
Der kaleidoskopische Dokumentarfilm FAIRNESS – ZUM VERSTÄNDNIS VON GERECHTIGKEIT beleuchtet in kurzen Episoden verschiedenste Aspekte des Konzeptes. Zunächst stellen die Filmemacher die Frage, ob Gerechtigkeitsempfinden angeboren oder erlernt ist und besuchen Verhaltens- und Primatenforscher, die in anschaulichen Beispielen zeigen, dass auch Affen schmollen, wenn sie sich benachteiligt fühlen, und dass schon Kleinkinder Handpuppen, die sich gemein benehmen, weniger nett behandeln, als solche, die soziales Verhalten zeigen. Experimente mit Erwachsenen belegen dann allerdings, dass die Idee der Meritokratie – also die Idee, dass die Besten belohnt werden sollen – tief in der westlichen Weltanschauung verankert ist. FAIRNESS stellt Menschen aus der ganzen Welt vor, die das anders sehen und an einer egalitäreren Gesellschaft arbeiten. Zum Beispiel Lord Victor Adobewale, der die London Fairness Commission ins Leben gerufen hat, die die Bürger zu ihren Wünschen an eine gerechte Stadt befragt. Oder Whistleblower Antoine Deltour, der das Steuervermeidungsverhalten von Amazon & Co. öffentlich machte. Oder die Inderin Kiran die gegen die Diskriminierung durch das Kastensystems ankämpft. Oder die jungen, idealistischen Vertreter*innen der 2012 gegründeten isländischen Piratenpartei, die bei den vorgezogenen Parlamentswahlen nach dem Bekanntwerden der „Panama Papers“ fast 15% der Stimmen bekam. Oder, oder … Jede der vorgestellten Forschungsprojekte, Persönlichkeiten und Initiativen ist für sich hochinteressant. Leider bleibt für eine vertiefende Beschäftigung in keinem Fall Zeit. So bietet FAIRNESS vor allem viele Anregungen, sich selbstständig weiter zu beschäftigen. D Toni Ohms
Start am 29.6.2017 ¢ filmkunst66 OMU , Preview am 28.6. um 20 Uhr mit Regisseur Alex Gabbay ¢ Sputnik Kino OMU , am 29.6. um 20 Uhr mit Regisseur Alex Gabbay
Termine unter www.indiekino.de
A kaleidoscopic documentary that touches on different aspects of the principle of fairness and introduces us to people from all over the world who are committed to making the world a fairer place.
Tarquin Ramsay ist 15 Jahre alt, als er sich fragt, was Redefreiheit bedeutet. Weil der junge Brite davon träumt, Filmemacher zu werden, spornt ihn sein Vater dazu an, Freunde und Klassenkameraden danach zu fragen und die Gespräche mit der Kamera zu dokumentieren. Die unsicheren und hilflosen Antworten zu diesem großen Thema lassen Tarquin jedoch mit mehr Fragen als Antworten zurück. Die Idee für sein erstes großes Filmprojekt ist geboren, der Pitch: Können wir ohne freie Rede wirklich Mensch sein? Ist sie der Sauerstoff, den unsere Gesellschaft braucht? Er belässt es nicht bei Umfragen in seinem direkten Umfeld, sondern wendet sich an weltweit bekannte Experten und Persönlichkeiten. Die Liste seiner Gesprächspartner wird zum Who-Is-Who der Whistleblower und Aktivisten. Er trifft Wikileaks-Gründer Julian Assange und CIA-Folter-Enthüller John Kiriakou, Schauspieler Jude Law sowie Mitglieder des freien Theaters Belarus, bis ihn der Weg schließlich nach Berlin führt, den Ort mit einer der intensivsten Überwachungsgeschichten der Historie und heute Anlaufstelle für die digitale Bürgerrechtsbewegung aus aller Welt. Hier spricht er mit Hacker-Kollektiven, der britischen Journalistin Sarah Harrison und dem US-Überwachungsaktivisten Jacob Appelbaum im Exil. Mittlerweile ist Tarquin 20 Jahre alt und Filmstudent. FREE SPEECH FEAR FREE ist zu seinem ersten großen Dokumentarfilm geworden. Das ist nicht nur deshalb interessant, weil er zur Generation der sogenannten Millenials gehört, die als Digital Natives aus eigener Erfahrung keine andere Welt kennen, als die in einer der permanenten (freiwilligen) Überwachungssituation, sondern auch, weil er mit einer kindlich-simplen Frage nach einem scheinbar selbstverständlichen Grundrecht eine ertaunlich komplexe Debatte eröffnet. D Jens Mayer
Start am 1.6.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ filmkunst66 OMU ¢ Filmrauschpalast
OMU OMU
Can we really be human without free speech? Tarquin Ramsay first asked his immediate environment that question when he was 15 year old, and now he asks world-renowned personalities the same question.
JUNI/JULI 2017 D
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INDIEKRITIKEN Deutschland 2017 D 85 min D R: Rasmus Gerlach D B: Rasmus Gerlach D K: Rasmus Gerlach D S: Rasmus Gerlach, Elisabeth Hirsch D V: Real Fiction
Timeswings – The Art of Hanne Darboven Spröde Künstlerin
Hanne Darboven (1941–2009) gilt als der deutsche Beitrag zur internationalen Konzeptkunst, die in den 1960er Jahren in Amerika ihren Anfang nahm. Dorthin reiste Darboven nach ihrem Kunststudium in Hamburg und verbrachte die nächsten Jahre in New York, wo sie den Grundstein ihrer konzeptuellen Ästhetik legte: Aus den Quersummen fortlaufender Kalenderdaten entwickelte Hanne Darboven ein komplexes, rhythmisches Zahlensystem, das die Basis für ihre Literatur- und Musikproduktion bildete. Das Auftreten der Künstlerin entsprach dabei ihrer Kunst – sachlich, spröde, und selbst für eine Hamburgerin aus gutem Hause unzugänglich. Nach dem Aufenthalt in New York – anfangs verarmt und isoliert, später befreundet mit den Größen der amerikanischen Kunstszene – zog Darboven zurück in den Hamburger Vorort. Mit disziplinierter Schaffenskraft arbeitete sie an einem gigantischen Oeuvre auf der Basis ihrer mathematischen Konstruktionen. Gleichzeitig sammelte sie verschiedenste Gegenstände und erschuf so eine surreale, wilde Wunderkammer im Gutshaus der Familie Darboven. Dies alles deutet Rasmus Gerlachs Dokumentarfilm TIMESWINGS nur an. Weder führt der Film chronologisch durch die facettenreiche Lebensgeschichte Darbovens, noch kann er die Arbeitsweise der Künstlerin anschaulich vermitteln. Ohne erkennbare Struktur reiht der Film stattdessen Statements aus dem näheren Umfeld der Künstlerin aneinander. Kleine Lichtblicke sind die Streifzüge durch das von Sammlungsobjekten überquellende Gutshaus sowie die kurzen Momente, in denen den meditativen Kompositionen Darbovens Raum gegeben wird. Hanne Darboven fühlt man sich nicht nähergebracht – vielleicht wäre das jedoch ganz im Sinne der Künstlerin mit dem „hanseatischen Dünkel“. D Yorick Berta
Start am 1.6.2017 ¢ Brotfabrik Kino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino
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OMU
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Hanne Darboven (1941–2009) is considered to be the German contri bution to international conceptual art which began in the 1960s in the US. A documentary.
Deutschland 2017 D 101 min D R: Matti Geschonneck D B: Wolfgang Kohlhaase, Eugen Ruge D K: Hannes Hubach D D: Bruno Ganz, Sylvester Groth, Alexander Fehling, Hildegard Schmahl, Evgenia Dodin D V: X Verleih
In Zeiten des abnehmenden Lichts Ein Staat geht zuende
Ein gutes Vierteljahrhundert ist die DDR nun Geschichte, doch noch immer fällt es manchen Menschen schwer, einen differenzierten Blick auf den „anderen“ deutschen Staat zu werfen, einen Blick, der nicht Verdammung oder Verklärung ist. Als jemand, der die DDR nicht aus eigener Erfahrung erlebt hat, darf man vermuten, dass die Wahrheit irgendwo zwischen diesen Polen liegt und kann ahnen, wie nah Matti Geschonneks Film IN ZEITEN DES ABNEHMENDEN LICHTS dieser Realität kommt. Der auf dem Erfolgsroman von Eugen Ruge basierende Film spielt im Herbst 1989, den epischen Handlungsbogen des Buches hat Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase auf wenige Stunden verdichtet. Die Handlung trägt sich am 90. Geburtstag des unverbesserlichen, stalinistischen Funktionärs Wilhelm Powileit (Bruno Ganz) zu und verlässt kaum das einst schmucke Haus, in dem der Funktionär residiert, während draußen längst das Ende der DDR naht. Verwandte, Freunde und Genossen erweisen die Ehre, nur einer fehlt: Der Neffe Sascha, der in der Nacht Republikflucht begangen hat. Dieses Symptom des Siechtums des Staates soll dem Pater Familias tunlichst verheimlicht werden. Menschliche Dramen spielen sich in den Stunden des Geburtstags ab, in denen der Jubilar Hof hält, seine Gunst verteilt oder entzieht, unbeeindruckt von langjährigen Freundschaften oder gar Familienbanden. Geschonnek inszeniert das zwar mit Sympathie für das persönliche Schicksal der Menschen, verheimlicht jedoch nie die Missstände und das letztendliche Scheitern des autokratischen Systems. Mehr noch als das Ende der Heimat steht jedoch die Tragik des Scheitern einer Idee im Raum, des Ideals eines sozialistischen Staates, das nie auch nur ansatzweise in die Realität umgesetzt werden konnte. D Michael Meyns
Start am 1.6.2017 ¢ b-ware!ladenkino ab Mitte/Ende Juni ¢ Bali Kino ab 20.7. ¢ Bundesplatz Kino ab Mitte/Ende Juni ¢ Eva Lichtspiele ab 22.6. ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Krokodil ab 29.6. ¢ Union Filmtheater
The film is set in the fall of 1989. Relatives, friends, and comrades all come to celebrate the 90th birthday of the incorrigible, Stalinist functionary Wilhelm Powileit, but one person is missing: his nephew Sasha, who defected from the Republic during the night.
Termine unter www.indiekino.de
Originaltitel: Le petit locataire D Frankreich 2016 D 100 min D R: Nadège Loiseau D B: Mazarine Pingeot, Nadège Loiseau D K: Julien Roux D S: Frédéric Baillehaiche D D: Karin Viard, Antoine Bertrand, Annick Christiaens, Manon Kneusé D V: Wild Bunch Germany
Das unerwartete Glück der Familie Payan Ehrliche Komödie
Bei Familie Payan hängt der Haussegen ziemlich schief. Mutter Nicole (Karin Viard) hält alles zusammen: Sie arbeitet in der Mautstation und verdient das Geld. Sie kümmert sich um ihre Mutter „Mamilette“, die im Rollstuhl sitzt und immer öfter kleine Aussetzer hat. Und sie versorgt ihre Enkelin im Grundschulalter, da deren Mutter, ihre Tochter Arielle, lieber Party macht. Einziger Fels in der Brandung ist der bedächtige kanadische Krankenpfleger Toussaint, der mit Mamilette hilft und die Chaosfamilie irgendwie ins Herz geschlossen hat. Vater Jean-Pierre (Philippe Rebbot) DRI.AZ_IndieKino82x122_RZ.indd ist seit zwei Jahren arbeitslos und trauert seiner Turnerkarriere hinterher. Wenn er nicht mehr weiter weiß, fährt er eine Runde Fahrrad. Streit ist bei den Payans quasi Umgangssprache. Der generelle Eindruck ist, dass jeder Tropfen das Fass zum Überlaufen bringen kann. Dann entdeckt Nicole, dass sie mit 49 Jahren noch einmal schwanger ist. Die sympathische französische Komödie DAS UNERWARTETE GLÜCK DER FAMILE PAYAN macht wenig Federlesen. Die Dialoge sind ebenso ruppig wie ehrlich und lebensnah und die versöhnlichen Momente sind von kurzer Dauer – wie das eben so ist, wenn ständig mindestens drei, meistens eher fünf meinungsstarke Personen in einem Raum sind und keiner sich richtig wahrgenommen fühlt. Die Pointen funktionieren und das Ensemble harmoniert, bzw, disharmoniert bestens. Im Zentrum steht dabei, meist wunderbar genervt, Karin Viard (VERSTEHEN SIE DIE BÉLIERS?). Wegen der Risikoschwangerschaft soll sie sich nicht aufregen und muss ab ungefähr der Hälfte des Films dauerhaft ein Blutdruckmessgerät tragen. Wie ein Leitmotiv begleitet das aufgeregte Fiepen des ständig Alarm schlagenden Geräts ab da die sich überschlagende Handlung. D Toni Ohms
Start am 20.7.2017 Voraussichtlich: ¢ filmkunst66 DF OMU
Termine unter www.indiekino.de
At the age of 49 Nicole finds herself once again preganant – as if her already existing family wasn’t trouble enough.
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INDIEFEATURE
Nach MILES AHEAD (Regie und Hauptrolle: Don Cheadle), dem wenig überzeugenden, allzu sehr nach Gangster-Stück riechenden und bei uns nur auf DVD veröffentlichten Biopic zu Miles Davis, widmet sich nun der kanadische Regisseur Robert Budreau einem weiteren Meister der Jazz-Trompete: Chet Baker. Budreau konzentriert sich auf einen Wendepunkt im an Krisen nicht eben armen Leben des 1929 geborenen Musikers: Mitte der 60er sieht alles danach aus, dass die Heroinsucht Bakers künstlerisches
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Ende besiegelt hat. Chet aber kommt zurück, eine starke Frau an seiner Seite. Der in Künstler-Biopics so gern wie oft bediente Mythos des leidenden, und nur darob kunstfähigen Genies wird hier glücklicherweise einmal nicht überstrapaziert. BORN TO BE BLUE ist ein filmisches Porträt, eine Hommage, die Humor hat und sich an keiner Stelle zu ernst nimmt. Was nicht zuletzt an der Performance von Ethan Hawke liegt. Hawke gelingt es, sich Baker anzunähern, ohne sich dabei selbst aufzugeben. In famos fotografierten Szenen zeigt uns Hawke die vielen Gesichter des Chet Baker: vom „King of Cool“ über den „James Dean of Jazz“ bis hin zum „größten Junkie der Welt“. Bei aller Leichtigkeit und Selbstironie hat der 97-Minüter Momente von existentieller Wucht – so kulminiert BORN TO BE BLUE in einem berührenden, ungemein viel über Drogensucht erzählenden Finale. Man kann diesen besonderen Film getrost nebst Bruce Webers toller Baker-Doku LET’S GET LOST einsortieren. D Matthias von Viereck
INDIEFEATURE
Born to be blue James Dean des Jazz
Kanada, Großbritannien 2015 D 97 min D R: Robert Budreau D B: Robert Budreau D K: Steve Cosens D S: David Freeman D M: Todor Kobakov, Steve London, David Braid D D: Ethan Hawke, Stephen McHattie, Callum Keith Rennie, Carmen Ejogo, Janet-Laine Green D V: Alamode Film
Start am 8.6.2017 ¢ b-ware!ladenkino OMU DF ab Mitte/ Ende Juni ¢ Bundesplatz Kino OMU DF ¢ City Kino Weddding ab 22.6. ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Union Filmtheater DF ¢ Xenon Kino OMU ab Mitte/Ende Juni
BORN TO BE BLUE is a cinematic portrait of terrific jazz trumpeter Chet Baker, a humorous homage that doesn’t take itself too seriously. That also has to do with Ethan Hawke’s performance, who manages to approxi mate Baker without losing himself.
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INDIEKRITIKEN Originaltitel: Miss Sloane D USA 2016 D 132 min D R: John Madden D B: Jonathan Perera D K: Sebastian Blenkov D S: Alexander Berner D M: Max Richter D D: Alison Pill, John Lith gow, Sam Waterston, Dylan Baker, Mark Strong, Michael Stuhlbarg, Jessica Chastain, Gugu Mbatha-Raw D V: Universum Film
Die Erfindung der Wahrheit Geniale Lobbyistin
„Bei der Lobbyarbeit geht es um Voraussicht“, sagt Miss Sloane in John Maddens neuem Film, „Es geht darum die Opposition zu überraschen, damit sie dich nicht überrascht.“ In DIE ERFINDUNG DER WAHRHEIT gibt es auf jeden Fall reichlich Überraschungen, und nicht alle sind erfreulich. Elizabeth Sloane, herausragend gespielt von Jessica Chastain, ist eine rücksichtslose Lobbyistin in Washington, ein aufsteigender Stern in einer Industrie, die moralische Flexibilität belohnt. Im Zentrum des Films steht der Konflikt zwischen zwei Lobby-Firmen, die auf verschiedenen Seiten eines Gesetzentwurfs, der stärkere Kontrollen bei Waffenkäufen durchsetzen will, stehen. Die erste Überraschung ist, dass unsere Heldin auf den Zug des guten Kampfes gegen die Waffenlobby aufspringt. Vergleiche mit Aaron Sorkins NEWSROOM und THE WEST WING liegen angesichts der temporeichen Dialoge, der dramatischen Inszenierung von verfassungsrechtlichen Debatten (und vielleicht auch der schlichten Darstellung von rechten Charakteren als cartoonhafte Schurken) auf der Hand, allerdings fehlt hier der Humor, der es leichter machte, mit Sorkins unnachgiebigen, intelligenten Charakteren mitzufiebern. Politische Lobbyisten sind relativ neues Material für große Hollywood-Produktionen, aber anstatt Fragen nach dem Umfang des Einflusses von Geld auf die Politik nachzugehen, konzentriert sich DIE ERFINDUNG DER WAHRHEIT auf eine Figur, die zu außergewöhnlich ist, um die Industrie zu repräsentieren, in der sie arbeitet, und am Ende auch etwas zu genial, um glaubhaft zu sein. MISS SLOANE ist ein schicker, glatter Film, mit einigen Schwächen im Drehbuch, aber mit einer exzellenten Hauptdarstellerin und einer kompetenten Regie. D Paul Sharratt, Übersetzung: Tom Dorow
Deutschland 2017 D 97 min D R: Katrin Rothe D B: Katrin Rothe D S: Silke Botsch D M: Thomas Mävers D V: Filmokratie
1917 – Der wahre Oktober Revolution in Legetrick
Hundert Jahre ist es her, dass die bolschewistische Revolution das globale Machtgefüge verschoben und die politischen Konstellationen des 20. Jahrhunderts entscheidend geprägt hat. Ein Ereignis aus einer völlig anderen, heute kaum mehr zugänglichen Zeit. Mit 1917 – DER WAHRE OKTOBER wagt sich Katrin Rothe nun an eine Rekonstruktion dieses bewegten Jahres zwischen den zwei russischen Revolutionen im Februar und im Oktober. Das Besondere dabei: Den politischen Turbulenzen nähert sie sich über das eigentlich obsolete Mittel der Legetricktechnik, bei der ausgeschnittene Objekte und Flächen zum Leben erweckt werden. Und sie nimmt das Jahr 1917 aus Perspektive der Künstler unterschiedlichster Milieus in den Blick – auf Grundlage von Tagebüchern und Memoiren. Zentrale Frage: Was wissen wir von der russischen Revolution? Und woher speist sich dieses Wissen? Aus den Filmen Sergei Eisensteins? Das Ergebnis: Eine Art Brecht’sche Verfremdung, die Erkenntnis stiftet. Nicht die Behauptung unmittelbarer Zeugenschaft einschneidender Ereignisse steht im Vordergrund, sondern die Vermittlung als solche – auch, weil Rothe den Schaffensprozess immer wieder kenntlich macht. Die haptische Ästhetik und der Rückgriff auf Filmarchiv-Szenen lassen die historische Distanz zum Revolutionsjahr 1917 intakt. Hier und da ist 1917 vielleicht etwas didaktisch geraten. Auch bleibt fraglich, ob es wirklich Not tat, die Passagen des Dichters Majakowski mit einer Human Beat Box zu unterlegen. Doch davon abgesehen bestrickt 1917 wie eine Art animierte Graphic Novel als fantasievolle Feier der Möglichkeiten einer etwas in Vergessenheit geratenen Tricktechnik und löst verschüttetes Geschichtswissen aus den Ketten verstaubter Buchregalmeter. Als mittelbare Erfahrung wird es damit wieder zugänglich. D Thomas Groh
Start am 6.7.2017 Voraussichtlich: ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ¢ Eva-Lichtspiele DF OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU
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Bright Elizabeth Sloane (Jessica Chastain) works as a ruthless lobbyist in Washington. One day to everybody’s consternation she switches sides and takes on the firearms lobby.
Start am 11.5.2017 ¢ Acud Kino ab 22.6. ¢ Bundesplatz Kino ab Ende Juni ¢ Klick Kino ab 15.6., am 16.6. um 20 Uhr mit Produzent Peter Roloff ¢ Xenon Kino ab 15.6.
Katrin Rothe reconstructs the years between the two Russian revolutions based on the diaries and memoirs of artists from that period. The coup: 1917 is reenacted in charmingly old-fashioned cut-out animation.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN Deutschland, Dänemark 2017 D 89 min D R: Signe Astrup D B: Signe Astrup D K: Frank Schwaiger D S: Ruth Schönegge D M: Matija Strnisa D V: Edition Salzgeber
Die vergessene Armee Leben nach der NVA
Als die DDR im Oktober 1990 offiziell aufhörte, zu existieren, wurde nur ein kleiner Teil der in ihren staatlichen Sicherheitsorganen Beschäftigten in den gesamtdeutschen Dienst übernommen. Insbesondere die Viertelmillion der ehemaligen NVA-Soldaten, aber auch Stasi- und Volkspolizeioffiziere war plötzlich überflüssig geworden, jetzt, wo der Feind nicht mehr nur vor den Toren stand. Soldat sein war für sie mehr als nur Brotverdienst. Das Wegbrechen ihrer „Lebensleistung“ und die Identifikation mit dem untergangenen Heimatland konfrontierten viele mit der existentiellen Frage nach der Sinnhaftigkeit ihrer eigenen Geschichte. Signe Astrup geht in ihrem Dokumentarfilm der Frage auf den Grund, wie die ehemaligen Exekutivkräfte der Partei seitdem mit diesem Sinnverlust umgegangen sind. Hier wird eine Parallelgesellschaft sichtbar, die ihren Fahneneid oftmals auch nicht durch die Wende aufgehoben sieht und durch Traditionsverbände, Wehrsport und öffentliche Trauerakte in voller Uniform ihr Land weiter fortleben lässt. Dabei zeigt der Film ein breites Spektrum an Geschichten, bis hin zur privilegierten Offiziersgattin, die die DDR auch gerne „mit all ihren Macken“ zurückhaben würde und dem ehemaligen VoPo, der beim Lesen seiner Stasiakte vor der Kamera erfährt, wie sehr das Land, das er liebte, ihm nicht traute. Das hat niemals etwas von einem aggressiven Versuch, Weltbilder zu zerstören. Viel mehr geht Astrup immer freundlich und vorsichtig mit ihren Interviewpartnern um und lässt sie sich so selbst hinterfragen und zu auch für sie unerwarteten Erkenntnissen gelangen, wenn sie das denn wollen. So fest die Weltsicht einiger auch ist, so differenziert zeigt der Film, wie vielfältig die Perspektiven derer sind, die der DDR verbunden geblieben sind. Schön ist auch die fast schon abstrakte Musik von Matija Strnisa, die die sehr persönlichen Geschichten untermalt. D Christian Klose
Deutschland 2015 D 90 min D R: Timo Jacobs D B: Federico Avino, Timo Jacobs D K: Ulf Behrens D S: Manuel Stettner D D: Susanne Wuest, Clemens Schick, Werner Daehn, Natalia Belitski, Timo Jacobs D V: daredo media
Mann im Spagat Hängematte des reinen Nonsens
Cowboy rides again – und zwar auf dem Fahrrad. Leider bringt das BMXen kein Geld, die Lack & Leder-Szene auch nicht, dabei muss die Mutter ins Elvis-Pflegeheim. Also beginnt Cowboy, die Welt zu retten. Er verkauft levitiertes Freischwingerwasser und organisiert eine Radrallye der Derangierten und Bekloppten, um der Agentur für Weltatem zu beweisen, dass ihm Fördergelder zustehen … Timo Jacobs hat 2012 in KLAPPE COWBOY sich selbst in der Titelrolle des hoffnungslosen Jungfilmemachers nach Berlin geschickt. In MANN IM SPAGAT wird Cowboy reanimiert, ein Loser nach wie vor, den freilich nichts stoppen kann. Wie auch der Film sich nicht aufhält mit Kleinigkeiten wie Handlung, Dramaturgie oder technischem Handwerk. Nein: Jacobs läßt die Zügel locker, um seinen ganz eigenen Blick auf die Individuen im Kreuzberg-Chapter der Weltatem-Agentur zu werfen. Hier darf jeder seine Spleens und Macken offen vor sich hertragen, dankbar von der Kamera aufgesogen und in eine atemlose Bilderfolge gepresst. Immer wieder blitzen grandiose Ideen auf, die gleich wieder vom nächsten Quatsch begraben werden, bis dieses Sammelsurium des Absurden in einem Radrennen durch Berlin mündet, begleitet von einem unmotivierten 24-Stunden-Countdown und von einer gewitternden Karma-Wolke. Der Praktikant, den Cowboy zuvor schnöde rausgeworfen und der sich mit dem feindlichen Nachbarn verbündet hat, ist jetzt wieder auf der guten Seite, der Teufel hat den Gegenspieler gefressen (!), Wachtmeister Friedrich Liechtenstein piepst einen Pimmel-Song, Olli Schulz quasselt freiimprovisiert daher, und der King persönlich rettet in seiner Seniorenheim-Hologrammshow den Tag. Cowboy ist ein Freischwinger, der Film ist es auch: frei in Form und Erzählung, hier kann der Zuschauer tun, was Cowboy tut: Seine Seele baumeln lassen in der wohltuenden Hängematte des reinen Nonsens. D Harald Mühlbeyer
Start am 8.6.2017 ¢ Brotfabrik Kino ab 15.6. ¢ Bundesplatz Kino ¢ Eiszeit Kino ¢ Hackesche Höfe Kino
Termine unter www.indiekino.de
After the end of the GDR, a quarter of a million soldiers as well as Stasi and police officers didn’t just lose their jobs, they lost their value system. Signe Astrup’s documentary examines how the former executive powers have dealt with this loss of meaning.
Start am 8.6.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Brotfabrik Kino ¢ Sputnik Kino ¢ FLK Insel am 11.6. mit Regisseur & Hauptdarsteller Timo Jakobs
Timo Jacobs new Berlin film: Cowboy needs money to put his mother in an Elvis nursing home. That’s the starting point of this cinematic smorgasbord of the absurd with flashes of grandiose ideas that are shot down by streams of nonsense.
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INDIEKRITIKEN
Deportation Class
Im inneren Kreis
Das Thema „Asylbewerber“ und damit auch „Abschiebung“, ist medial hochpräsent. Wie eine Abschiebung aber tatsächlich in der Realität aussieht, zeigt der Dokumentarfilm von Carsten Rau und Hauke Wendler. Die Regisseure begleiten den ganzen Prozess, von den Vorbereitungen der ausführenden Staatsorgane bis zu den weiteren Schicksalen der „Zurückgeführten“, und geben den Personen eine Stimme, die am nächsten beteiligt sind, normalerweise aber nicht zu Wort kommen.
Nicht nur in der rechtsextremen Szene ermittelt der Staat verdeckt. Innerhalb von 18 Monaten nach der Enttarnung von „Iris P.“ wurden in der Hamburger linken Szene zwei weitere V-Menschen enttarnt. In Heidelberg immatrikulierte sich ein Polizist sogar, um präventiv seine Kommilitonen zu überwachen. Was in diesen Menschen, vor allem aber auch in denen, die plötzlich ihre Freundschaften und Beziehungen als Lügen erkennen mussten, vorgeht, erzählt der Film und fragt nach dem Sinn und den Grenzen dieser fragwürdigen Praxis.
Start am 1.6.2017 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU , am 7.6. um 18 Uhr Gespräch mit dem Flüchtlingsrat und dem Bündnis gegen Abschiebung ¢ Sputnik Kino OMU
Deutschland 2016 D 85 min D R: Carsten Rau, Hauke Wendler
Start am 8.6.2017 ¢ Eva Lichtspiele, Einzelveranstal tungen, am 11.6. um 20 Uhr mit Regsisseur Hannes Obens ¢ fsk-Kino am Oranienplatz, am 13.6. um 18 Uhr mit Regisseur Hannes Obens
Deutschland 2017 D 90 min D R: Hannes Obens, Claudia Morar
The Antifascists
Ein Haufen Liebe
Der Rechtsruck, der momentan global zu spüren ist, führt dazu, dass sich zunehmend auch Gruppen organisieren, die ihm entgegenwirken wollen. Aber wer sind die Menschen hinter den Masken und was bewegt sie dazu, sich körperlich und politisch für ihre Ideale einzusetzen? Am Beispiel von schwedischen und griechischen Antifaschisten lassen Emil Ramos und Patrik Öberg den Zuschauer verstehen, dass viel mehr als nur der Wunsch nach Krawall die linken Kämpfer befeuert.
Vier Frauen im Alter von 71 bis 91 Jahren erzählen von der Liebe. Sie berichten, was das Konzept „Liebe“ für sie bedeutet, welche Rolle die beteiligten Männer dabei spielten, und wie unterschiedlich die jeweiligen Liebesgeschichten verliefen. Die Frauen wälzen glückliche Erinnerungen, stellen sich aber auch Fragen nach der eigenen Identität und danach, was es für sie bedeutete, geliebt zu werden oder Liebe zu vermissen. In den einfühlsamen Poträts wird klar, dass das Thema nicht aufhört, relevant zu sein, auch wenn man schon eine ‚Rosine‘ ist.
Start am 8.6.2017 ¢ Sputnik Kino OMEU
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Originaltitel: Antifascisterna D Schweden/ Griechenland 2017 D 74 min D R: Patrik Öberg, Emil Ramos
Start am 13.7.2017 ¢ Brotfabrik Kino
Deutschland 2016 D 91 min D R: Alina Cynarek D D: Esther, Anneliese, Ruth
Termine unter www.indiekino.de
Borderland Blues Abseits der weltpolitischen Entrüstung über Donald Trumps „Mauer“ wird bereits seit mehreren Jahren an einem Zaun gebaut, der das Leben der Menschen im Grenzgebiet zwischen den USA und Mexiko bestimmt. Die Filmemacherin Gudrun Gruber hat sie in Arizona besucht, und hört ihnen zu, wenn sie über die tägliche humanitäre Katastrophe berichten – Tausende Menschen sind beim Versuch die Grenze in die USA zu überqueren bereits gestorben – oder von der Angst vor Kriminellen, erzählen, die auf diesem Weg versuchen, in das Land einzudringen. Start am 18.5.2017 ¢ Klick Kino OMU
USA 2016 D 73 min D R: Gudrun Gruber
Nur die Frauen können die Mafia besiegen. VALERIA SOLARINO LORENZA INDOVINA DANIELA MARRA NINNI BRUSCHETTA
When I dance Vier Tänzer aus Israel, Italien und Spanien erkunden die Möglichkeiten, die Schicksale und Erfahrungen von pakistanischen Flüchtlingen künstlerisch so wiederzugeben, dass sie auch einem nichtgeflüchteten Publikum verständlich werden. Daniela Lucato leitet und dokumentiert den Forschungs- und Probenprozess, verwandelt die Improvisationen in ein dramaturgisches Ganzes und geht der Frage nach, ob Tanz und Körper als universelle Sprachen interkulturelle Brücken bauen können.
Start am 22.6.2017 ¢ Klick Kino OMU 22. + 23.6., am 22.6. um 20 Uhr mit Regisseurin Daniela Lucato
Deutschland 2016 D 67 min D R: Daniela Lucato
Das Land der Heiligen La terra dei santi Ein Film von Fernando Muraca
ab 22. Juni im Kino www.kairosfilm.de
Termine unter www.indiekino.de
INDIEFEATURE
Der Ornithologe Sinnlich-surrealer Kreuzweg
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D JUNI/JULI 2017
INDIEFEATURE
Ein Paddler in einem berauschend schönen portugiesischen Flusstal beobachtet Vögel. Der Himmel ist blau, die Luft ist glasklar, der Douro ist tief dunkelgrün und dort, wo die Felsen Schatten werfen, fast schwarz. Im Wasser rucken die Haubentaucher mit den Köpfen, über dem Kopf des Paddlers kreisen die Steinadler um die Felsen. Mal nimmt die Kamera die Vogelperspektive ein, mal den Blick durch das Fernglas, mal schwebt sie als unbeteiligtes Auge auf halber Höhe. Eine leichte Beunruhigung geht von diesen sich ständig verändernden, schwebenden Perspektiven aus, so könnte auch ein Horrorfilm anfangen. Und tatsächlich lassen die Unheimlichkeiten nicht lange auf sich warten: Fernando hat nicht auf den Fluss geachtet und kentert in einer Stromschnelle. Als er wieder zu sich kommt, sitzt er an einem Lagerfeuer mit zwei Chinesinnen, die eigentlich nach Santiago di Compostela wollten und vom Weg abgekommen sind. Sie geben ihm Tee. Als Fernando das nächste Mal zu sich kommt, hängt er Pin-up-würdig gefesselt an einem Baum. Nur Antonius kann jetzt noch helfen, sagen die Chinesinnen und weigern sich, ihn zu befreien. Es sind die ersten Stufen einer ständig seltsamer werdenden Odyssee oder vielmehr eines Kreuzwegs, der Fernando immer tiefer in die Natur führt und schließlich zurück in die Zivilisation. Er begegnet tanzenden Teufeln, barbusigen Amazonen und einem schönen Schäfer. Er nimmt Schuld auf sich, vollbringt Wunder und predigt den Fischen. Die Metamorphose des
Fernando in den heiligen Antonius ist voller Ungereimtheiten und erinnert in ihrer exaltierten, religiös und mythologisch überdeterminierten Bilderwelt an die Filme Derek Jarmans. Doch wo Jarman totale Künstlichkeit zelebriert, feiert João Pedro Rodrigues die Wildnis. Christliche, mythologische und erotische Motive überlagern einander in Bildern, die in jeder Einstellung die Gefahr und Sinnlichkeit der Natur beschwören. O ORNITOLOGO ist ohne Zweifel der rätselhafteste und bestaussehendste Film des Sommers. D Hendrike Bake
Originaltitel: O Ornitólogo D Frankreich/Portugal 2016 D 118 min D R: João Pedro Rodrigues D B: João Rui Guerra da Mata D K: Rui Poças D S: Raphaël Lefèvre D D: Paul Hamy, João Pedro Rodrigues, Juliane Elting, Xelo Cagiao, Chan Suan D V: Edition Salzgeber
Start am 13.07.2017 Voraussichtlich: ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU
João Pedro Rodrigues sends an ornitho logist on a sensual, surreal version of the Stations of the Cross in the valley of Douro. Fernando encounters a dancing devil, topless Amazonians, and a beauti ful shepherd, shoulders blame, performs miracles, and sermons the fish.
JUNI/JULI 2017 D
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INDIEKRITIKEN Originaltitel: Un profil pour deux D Deutschland/Frankreich/Belgien 2017 D 99 min D R: Stéphane Robelin D B: Stéphane Robelin D K: Priscila Guedes D S: Patrick Wilfert D D: Fanny Valette, Pierre Richard, Gustave Kervern, Stéphane Bissot D V: Neue Visionen
Monsieur Pierre geht online Cyrano de Bergerac digital
Pierre Richard war in den frühen Achtzigern für viele die erste Berührung mit dem französischen Kino. Sein stilles, körperbetontes Spiel stand im Gegensatz zum aufbrausenden Naturell seines Landsmannes Louis de Funès. DER GROSSE BLONDE MIT DEM SCHWARZEN SCHUH machte ihn zur Legende. In den folgenden Jahrzehnten wurde es ruhig um ihn. Stéphane Robelin holte ihn für seine Ensemblekomödie UND WENN WIR ALLE ZUSAMMENZIEHEN? zurück ins Kino. Richard versprach ihm damals eine erneute Zusammenarbeit und so schrieb ihm Robelin den Monsieur Pierre auf den Leib. Der Witwer lebt einsam in seiner Pariser Wohnung. Seine Tochter Sylvie bemuttert ihn, seine Enkel meiden den grummeligen Alten. Pierre hat seit dem Tod seiner Frau das Haus kaum verlassen. Deshalb hält es Sylvie für eine gute Idee, ihrem Vater die Welt des Internets näher zu bringen. Als Coach bietet sich der Freund ihrer Tochter Juliette an, der arbeitslose Autor Alex, der gerade bei ihnen wohnt. Alex lässt sich widerwillig darauf ein, hat er doch nicht einmal das Rückgrat, Nein zu sagen. Die beiden Männer freunden sich an und Pierre meldet sich bei einem Datingportal an, flunkert dabei allerdings ein wenig mit dem Alter und nutzt Alex’ Bild. Als es zum Treffen mit Flora kommt, muss deshalb Alex einspringen. Das Problem: Pierre weiß noch gar nicht, dass Alex mit Juliette liiert ist. So entspinnt sich eine amüsante Hommage an Cyrano de Bergerac, um einen heimlich Verliebten, der einem anderen Mann als Ghostwriter dient, in der vor allem Richard mit seinem zurückhaltenden Spiel glänzt. Yaniss Lespert als Alex wirkt allerdings den gesamten Film über wie ein „geprügelter Hund“, wie Pierre es gut auf den Punkt bringt, und steht beim etwas hingebogenen Ende dieser charmanten Ménage à Trois vielleicht etwas zu gut da. D Lars Tunçay
Start am 22.6.2017 ¢ Bundesplatz Kino DF OMU ab Juli ¢ Eva Lichtspiele DF OMU ab 13.7. ¢ Union Filmtheater DF
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D JUNI/JULI 2017
Grumpy widower Pierre lives alone in his Parisian apartment. His daughter sends him his granddaughter’s boy friend Alex to cheer him up and teach him about the online world. Pierre registers himself on a dating portal – with Alex’s photo and identity.
Originaltitel: This Beautiful Fantastic D USA, Großbritannien 2016 D 100 min D R: Simon Aboud D B: Simon Aboud D K: Mike Eley D M: Anne Nikitin D D: Tom Wilkinson, Jeremy Irvine, Jessica Brown Findlay, Anna Chancellor, Andrew Scott D V: NFP marketing & distribution
Der wunderbare Garten der Bella Brown Essen, Gärtnern, Fliegen
Der deutsche Titel von MY BEAUTIFUL FANTASTIC spielt nicht umsonst auf DIE WUNDERBARE WELT DER AMELIE an. BELLA BROWN fährt die volle Niedlichkeitsattacke und entwirft eine poppig bunte Zauberwelt, in der das Wünschen noch hilft. Bella (Jesssica Brown Findlay – Lady Sybil aus „Downton Abbey“), einst als Findling bei Nonnen aufgewachsen, und jetzt eine junge Frau mit Hut und einem Faible für Grau, hat zwei Obsessionen und einen großen Wunsch: Sie sortiert ständig alles bis hin zum Essen auf ihrem Teller, sie hasst die Natur und sie möchte Kinderbücher schreiben. Aber wenn sie abends in ihrem englischen Reihenhäuschen vor ihrer Schreibmaschine sitzt, fällt ihr nicht so recht etwas ein. Zum Glück ist Bella nicht allein auf der Welt. Ausgerechnet der biestige Nachbar Alfie (wie immer unschlagbar charmant: Tom Wilkinson) lockt sie hinaus in die Welt, indem er sich beim Vermieter über den verwahrlosten Garten beschwert. Vom Rauswurf bedroht, muss Bella fluchend den Kampf gegen Unkraut und Müll auf sich nehmen. Dabei stehen ihr neben Alfie ein sympathischer irischer Koch mit Zwillingstöchtern und ein verpaddelter Erfinder, der an einem mechanischen Vogel baut, zur Seite. Essen, Gärtnern und Fliegen sind die Freiheitsmetaphern, die BELLA BROWN durchdekliniert. Nach und nach wird das Essen auf dem Teller unordentlicher, der Garten wandelt sich von einer dunklen Höhle zum sonnigen Schmuckstück mit Teich, und Bella findet den Mut, ihre Geschichte zu schreiben. BELLA BROWN feiert die künstlerische Selbstverwirklichung. Ob die Kreativität wirklich proportional zur Überwindung von Obsessionen steigt, sei mal dahin gestellt. Realistisch ist der Film immerhin in einer Sache: Damit alles so schön wird, muss es einen geben, der das Glück – von den Karpfen im Teich, bis zur Zeit zum Kinderbuchschreiben – finanziert. D Hendrike Bake
Start am 15.6.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ab Juli ¢ Eva-Lichtspiele DF OMU ab 6.7. ¢ Union Filmtheater DF
Bella Brown dreams of writing children’s books. But when she sits in front of her typewriter at night, she can’t come up with anything – until her grumpy neighbor Alfie complains about her dilapidated garden and lures her into the world.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN Originaltitel: Veloce com il vento D Italien 2016 D 119 min D R: Matteo Rovere D B: Matteo Rovere, Filippo Gravino, Francesca Manieri D K: Michele D’Attanasio D S: Gianni Vezzosi D M: Andrea Farri D D: Stefano Accorsi, Paolo Graziosi, Rinat Khismatouline, Tatiana Luter, Matilda De Angelis, Roberta Mattei, Lorenzo Gioielli D V: missingFILMs
Giulias groSSes Rennen Glaubwürdig und gelegentlich rasant
Die junge Italienerin Giulia (Matilda De Angelis) entstammt der Rennfahrerfamilie De Martino und fuhr schon mit 17 Jahren erfolgreich bei der heimischen GT-Meisterschaft mit. Wie ihr Vater Mario (Giuseppe Gaiani) liebt sie den Kick, das Gaspedal auf der Piste voll durchzutreten. Als ihr alter Herr während eines aufregenden Rennens an einem Herzinfarkt stirbt, taucht auf der Beerdigung überraschend Giulias Bruder Loris (Stefano Accorsi) auf, der zehn Jahre verschwunden war. Der ungepflegte Eigenbrötler, früher selbst Rennfahrer mit dem Spitznamen „Ballerino“, macht Ansprüche am Erbe geltend. Zugleich steht Giulia kurz davor, das väterliche Haus an den Manager Minotti (Lorenzo Gioielli) zu verlieren. Abwenden könnte Giulia dies nur, wenn sie die aktuelle Rennsaison gewinnt, doch stattdessen schlittert sie in eine Krise. Der Ausweg liegt nah: Giulia und Loris raufen sich zusammen und der Bruder coacht die Schwester auf dem Weg zum Titel. Regisseur Matteo Rovere konzentriert sich bei seiner eingängigen Mischung aus Rennsport- und Familiendrama auf die ambivalente Geschwisterbeziehung. Die krisengeschüttelte Giulia ist dabei eher für den dramatischen Part zuständig, während der stets bekiffte Loris Humor beisteuert. Die raren Rennszenen sind so rasant inszeniert wie jene aus RUSH und tragen dazu bei, dass der Hochglanzfilm nie ins Stocken gerät. Noch entscheidender zum Gelingen der Tragikomödie im Rennfahrermilieu sind die einnehmenden Leistungen der Newcomerin Matilda De Angelis und des routinierten Mimen Stefano Accorsi, der aktuell in Paolo Sorrentinos HBO-Serie THE YOUNG POPE auftritt. Das Hauptdarsteller-Duo bringt die Bruder-Schwester-Beziehung glaubwürdig und sympathisch rüber. D Christian Horn
Start am 8.6.2017 ¢ Hackesche Höfe Kino OMU , Premiere am 9.6. um 21 Uhr mit Schauspielerin Roberta Mattei ¢ Il Kino OMEU ¢ Klick Kino OMU ¢ Filmgespräch am 10.6. um 20 Uhr mit Schauspielerin Roberta Mattei ¢ Union Filmtheater DF
When her father and coach dies, 17 year old race driver Giuilia finds herself alone and having to take care of debt, a house, and her underage brother. Then the “lost son,” ex-junkie Loris, reappears at the funeral and wants his share.
Deutschland 2017 D 90 min D R: Bertram Verhaag D B: Bertram Verhaag D K: Waldemar Hauschild, Gerald Fritzen D S: Verena Schönauer, Hauke von Stietencron D M: Sami Hammi D V: Pandora Film
Code of Survival Alternativen zu Monsanto
Monsanto, immer wieder Monsanto. Kaum ein Tag der vergangenen Monate, an dem nicht über das Unternehmen aus St. Louis berichtet wurde: Es ging ums Unkrautgift Glyphosat und dessen mögliches karzinogenes Potential; um die geplante Übernahme von Monsanto durch den Chemieriesen Bayer; im März schrieb die Süddeutsche auf einer ganzen Seite über „Die Stadt Monsanto“. Für Regisseur Bertram Verhaag, der schon neun Filme zum Thema Gentechnik gemacht hat, ist nun Monsantos Produkt „Roundup“ (mit dem Hauptwirkstoff Glyphosat) Ausgangspunkt für seinen aktuellen Film. Einer „zerstörerischen Landwirtschaft“ setzt Verhaag in CODE OF SURVIVAL drei nachhaltige Projekte entgegen: Eine pittoresk gelegene Teeplantage im indischen Darjeeling möchte mit ihrer ökologischen Anbauweise das Abrutschen der durch Kunstdüngereinsatz erkrankten Teegärten verhindern. Mit seinem vor 40 Jahren in Ägypten ins Leben gerufenem Projekt „Sekem“ zeigt der alternative Nobelpreisträger Ibrahim Abouleish, wie man mit Geduld und liebevollem Einsatz Wüste in fruchtbaren Boden verwandelt. Schließlich geht’s um einen Biobauern, wie er sich so nur im tiefsten Bayern denken lässt: Franz Aunkofer war nicht nur einer der ersten biologischen Schweine-Mäster. Es handelt sich bei dem 2010 mit der Bayerischen Staatsmedaille ausgezeichneten Querdenker auch um den wohl einzigen vegan lebenden Metzger der Republik. Hübsche Beispiele allesamt – dafür, dass es auch anders geht. Hie und da mutet das Ganze dabei wie ein Werbeclip für Bio an. Auch wünscht man sich frische O-Töne von Monsanto-Verantwortlichen. Verhaag montiert stattdessen ältere YouTube-Clips in seinen Film. Wie den Dokus TASTE THE WASTE, TOMORROW oder BAUER UNSER gelingt aber auch ihm ein spannender Beitrag zu einer der Zukunftsfragen schlechthin: Wie ernähren wir sieben, bald acht Milliarden Menschen ohne den Planeten mit Füßen zu treten? D Matthias von Viereck
Start am 1.6.2017 ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU
Director Bertram Verhaag contrasts the gen tech giant Monsanto’s destructive agriculture with three sustainable projects from India, Egypt, and Bavaria.
JUNI/JULI 2017 D
35 D
INDIEKRITIKEN Originaltitel: Marie et les naufragés D Frankreich 2016 D 104 min D R: Sébastien Betbeder D B: Sébastien Betbeder D K: Sylvain Verdet D S: François Quiqueré D M: Sebastien Tellier D D: Emmanuelle Riva, Wim Willaert, Vimala Pons, André Wilms, Eric Cantona, Pierre Roche fort, Damien Chapelle D V: déjà-vu film
Marie und die Schiffbrüchigen
Originaltitel: La terra dei santi D Italien 2015 D 89 min D R: Fernando Muraca D B: Monica Zapelli D K: Federico Annicchiarico D S: Marcello Saurino D D: Ninni Bruschetta, Valeria Solarino, Lorenza Indovina, Daniela Marra, Tommaso Ragno, Francesco Colella, Piero Calab rese D V: Kairos Filmverleih
Das Land der Heiligen Die Mütter der Mafia
Moderne Sirene
Quirky ist einer dieser englischen Begriffe, die im Deutschen keine wirklich präzise Entsprechung haben, aber ideale Beschreibung mancher Filme sind. Zum Beispiel der von Sébastian Betbeder, der sich vor ein paar Jahren mit 2 AUTOMNES 3 HIVERS – 2 HERBSTE 3 WINTER als besonders origineller, verspielter, aber auch zutiefst romantischer Regisseur erwies, ein Urteil, das auch sein neuer Film MARIE UND DIE SCHIFFBRÜCHIGEN bestätigt. Im Mittelpunkt der Dreiecksgeschichte steht Marie (Vimala Pons), drum herum die zwei Männer, die sie umschwirren: Zum einen ist das Siméon (Pierre Rochefort), dessen Heiratsantrag an seine langjährige Freundin gerade zurückgewiesen worden ist, zum anderen Antoine (Eric Cantona), ein Autor mit einem Übermaß an Fantasie, der einst während einer seiner vielen Schreib- und anderen Krisen von Marie gerettet und nun wieder von ihr verlassen wurde. Siméon ist zufällig auf Marie gestoßen – er hat ihr Portemonnaie gefunden, als er seinen Schmerz in einer Bar ertränkte. Antoine warnt ihn vor Marie, vor ihrer Faszinationskraft, von der man sagen könnte, dass sie Schiffbrüchige der Liebe anzieht, wie die Sirenen einst Odysseus. Vermutlich denkt auch Betbeder an den Homerischen Bezug, wenn er seine Geschichte auf einer Insel vor der französischen Küste enden lässt, wo sich das Trio, verstärkt durch Siméons Mitbewohner Oscar (Damien Chapelle), einem DJ düster-elektronischer Klänge, einfindet. Hier wird der Liebesreigen, der in leicht-verspielter Manier auf den Straßen Paris begann, zunehmend surreal und die Verwandtschaft zur Nouvelle Vague immer deutlicher. Betbeders Filme sind voller Zitate und Verweise, die allerdings nie Selbstzweck, nie reine, latent angeberische, nostalgische Spielerei sind, sondern moderne Variationen der ewigen Suche nach der Liebe. D Michael Meyns
Start am 8.6.2017 ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Brotfabrik Kino OMU
D 36
D JUNI/JULI 2017
The center of this off-beat love triangle is Marie, a modern-day siren who magically attracts heartbroken men. Her satellites are Siméon, a man whose marriage proposal was rejected, and her ex Antoine, a crisis-prone author with an overdeveloped imagination.
In einem Küstenort in Kalabrien treten zwei Frauen eine neue Lebensphase an: Die getriebene Staatsanwältin Vittoria ist aus Norditalien gekommen, um die Strukturen der ’Ndragheta aufzubrechen. Wie gefährlich das ist, merkt sie nicht erst, als sie die erste anonyme Botschaft bekommt. Fest in diesen Strukturen steckt Assunta, die nach dem gewaltsamen Tod ihres Mannes mit seinem Bruder Nando zwangsverheiratet weden soll. Glücklich darüber sind weder sie noch Nando, aber der Boss will, dass die Familie zusammengehalten wird. Als Nando bei einem Anschlag auf Vittoria festgenommen wird und Assuntas älterer Sohn eine Karriere in der Organisation einschlägt, kreuzen sich die Wege der beiden Frauen. Denn Vittoria weiß, dass man bei dieser Familie Druck am besten über ihre Kinder aufbauen kann. LAND DER HEILIGEN beleuchtet das Genre des Mafiafilms aus der Sicht der Frauen innerhalb der Organisation. Zwar ist die ’Ndragheta eine durch und durch patriarchale Gesellschaft, aber man sieht gerade in den kleinen Momenten, wie wenig die Frauen ihren Söhnen und Männern nachstehen. Assuntas Hochzeitsnacht mag mehr an eine Vergewaltigung als an einen Akt der Liebe erinnern, aber mit wenigen Gesten zeigt sie, dass sie, wenn schon nicht in „Il Famiglia“, dann doch in der Familie die Stärkere ist. Die Männer zelebrieren sich selbst und das Land, in dem „jeder auf seine Weise religiös ist“ in mystischen Riten, letztlich verheizen sie ihre Kinder aber für reinen Profit. Es sind die Frauen, die das Ganze in seinen kleinsten Zellen zusammenhalten. Dafür sind sie es dann aber auch, die die Opfer betrauern und ihre Söhne daher nicht so sorglos in den Tod schicken. Mit dem gewohnten Mafiaprunk hat das wenig zu tun. Selbst die wenigen Szenen, die nicht in schmucklosen Zweckräumen stattfinden, zeigen ein Kalabrien der ausgewaschenen Farben, als wäre das Land so entzaubert wie dieser Blick auf das organisierte Verbrechen. D Christian Klose
Start am 22.6.2017 ¢ Acud Kino OMU ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Brotfabrik Kino OMU ¢ Klick Kino OMU
The mafia from the female perspective: prosecutor Vittoria came from north ern Italy to tear down the structures of Ndragheta. She crosses paths with Assunta, who is forced to marry the brother of her dead husband in order to keep “the family” together.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN
Dil Leyla
Deutschland 2016 D 71 min D R: Aslɩ Özarslan D B: Aslɩ Özarslan D K: Carina Neubohn, Aslɩ Özarslan D S: Ana Branea D V: Essence Film
Eine Diaspora-Tragödie
Leyla Imrets Mutter schickte ihre sechsjährige Tochter 1993 zur nach Deutschland geflohenen Tante, die bereits in Bremen-Nord lebte. Das war, nachdem türkische Soldaten Leylas Vater als „Terroristen“ erschossen hatten. 21 Jahre später kehrte Leyla in ihren Heimatort, die 110.000 Einwohner zählende Stadt Cizre in der Osttürkei zurück und kandidierte bei den Kommunalwahlen auf der Liste der sozialdemokratischen Kurdenpartei BDP für das Bürgermeisteramt. Mit 28 Jahren war Leyla eine der jüngsten Bürgermeisterinnen in der Türkei. Als Aslɩ Özarslan mit ihrem Dokumentarfilm DIL LEYLA begann, machte Leyla Imret Pläne: Hier sollte ein Park entstehen, dort der Basar saniert werden, ein modernes, hygienisches Schlachthaus sollte gebaut werden, der Friedensprozess sollte vorangetrieben werden. Mit dem Waffenstillstand zwischen der PKK und der türkischen Regierung und der Zulassung der sozialdemokratischen, kurdisch dominierten Partei HDP zu den türkischen Parlamentswahlen schienen die kurdischen Regionen in der Türkei zum ersten Mal die Chance auf eine angemessene Repräsentation im Parlament zu erhalten. Leylas Mutter teilt den Optimismus ihrer Tochter allerdings nicht: „Mir wäre es lieber gewesen, wenn sie nicht nach Cizre zurück gekommen wäre. Ich kenne Cizre.“ Nach den Parlamentswahlen, bei denen die HDP 80 Sitze im türkischen Parlament erringen konnte, beginnen rasch neue Auseinandersetzungen und Repressionen. Die türkische Regierung verhängt wochenlange Ausgangssperren in Cizre, das Filmteam und andere Journalisten müssen die Stadt verlassen. Nach einem Interview mit dem Magazin VICE, demzufolge Leyla Imret gesagt haben soll, es werde einen Bürgerkrieg geben und er werde in Cizre
Start am 29.6.2017 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz ¢ Klick Kino OMU
OMU
Termine unter www.indiekino.de
Leyla Imret migrated to Germany when she was 6 and returned to her hometown of Cizre in eastern Turkey at 27. She ran for the communal elections as a representative of the social dem ocratic Kurdish party BDP and became the youngest mayor in Turkey. In 2015 Imret was accused of terrorism and she has been missing since February.
beginnen, wird Leyla ihres Amtes enthoben und wegen terroristischer Propaganda und Anstiftung zur Rebellion angeklagt. Tatsächlich hatte sie gesagt: „Bei uns gibt es ein Sprichwort: Wenn es Frieden gibt, beginnt er in Cizre. Und wenn es Krieg gibt, beginnt er auch in Cizre“. Nach einer ersten Verhandlung wurde Leyla wieder freigelassen, durfte die Türkei aber nicht mehr verlassen. In der Hauptverhandlung drohen ihr bis zu zehn Jahre Haft. DIL LEYLA ist ein Film über die katastrophale, sich ständig verschlimmernde politische Situation der Kurden in der Türkei, aber es ist auch ein Film über die Erfahrungen und das Lebensgefühl eines Einwandererkinds in Deutschland. DIL LEYLA nannte Leylas Vater seine Tochter: „Mein Herz Leyla“. Er wollte sie auf die besten Schulen in Europa schicken und er habe gesagt, er würde sie nicht für tausend Söhne tauschen, erzählt Leyla. Aus den besten Schulen wurde nichts, auch wenn der Film das nicht erwähnt: Leyla wollte Politik studieren, da sie aber von Abschiebung bedroht war, musste sie eine Beschäftigung nachweisen und wurde Frisörin. Das Erbe des Vaters, der in Kurdistan als Märtyrer gilt, wollte sie aber antreten. Sie erzählt, wie sie bei ihrem ersten Besuch eine starke Verbundenheit gespürt habe, als sie die Wege gegangen sei, die der Vater tausendmal gegangen sei. Als sie zur Hochzeit ihrer Schwester im April 2014 nach Bremen zurückkehrt, ist aber auch das Heimweh nach Deutschland spürbar. „Wie grün das hier im April ist“, sagt Leyla „So soll das bei uns auch aussehen.“ 15.000 Bäume habe sie pflanzen lassen, in drei Jahren seien die auch so groß, erzählt sie. Aslɩ Özarslans Film sollte ein Porträt dieser entschlossenen Frau werden, in deren Leben so viele Themen zusammen laufen, und vielleicht hatte er einmal mit dem Happy-End anfangen sollen – wie die glücklich zurückgekehrte junge Bürgermeisterin von ihren Wählern in Cizre gefeiert wird, wie sie alle ein Selfie mit Leyla machen wollen – ein erfüllter Diaspora-Traum. Nun fängt der Film mit Bildern von 1993 an, mit einem türkischen Panzer, der in ein Newroz-Fest in Cizre hineinrollt, Jagd auf Männer, Frauen und Kinder macht. Leyla Imret wird seit Februar in der Türkei vermisst. D Tom Dorow JUNI/JULI 2017 D
37 D
INDIEKRITIKEN Originaltitel: Je vous souhaite d’être follement aimée D Frankreich 2015 D 100 min D R: Ounie Lecomte D B: Agnès de Sacy, Ounie Lecomte D K: Caroline Champetier D S: Tina Baz D D: Anne Benoît, Céline Sallette, Francoise Lebrun, Elyes Aguis D V: Film Kino Text
Ich wünsche dir ein schönes Leben
Deutschland 2017 D 94 min D R: Helene Hegemann D B: Helene Hegemann D K: Mauel Dacosse D S: Bettina Böhler D D: Arly Jover, Mavie Hörbiger, Laura Tonke, Nikolai Kinski, Jasna Fritzi Bauer D V: Constantin Film Verleih
Axolotl Overkill Party hard
Einfühlsam
Beim Amt hat Elisa keine Chance: Sie wird nicht erfahren, wer ihre leibliche Mutter ist. Denn die meldet sich nicht, und ohne Zustimmung ist nichts zu machen, auch nach über 30 Jahren. Schnitt. Wir folgen einer älteren Frau auf die Arbeit als Putzfrau und Mensa-Bedienung in einer Schule. Sie wohnt mit ihrer Mutter zusammen, hat zwei Hunde, wohnt in Dünkirchen … Es gehört nicht viel dazu, eins und eins zusammenzuzählen. Elisa jedenfalls reist hierher, in ihre Geburtsstadt, sie will es wissen – und wird aus eigener Kraft nichts erfahren. ICH WÜNSCHE DIR EIN SCHÖNES LEBEN, der zweite Spielfilm von Ounie Lecomte, erzählt aus mehrerlei Perspektive: Wir folgen Elisa, Physiotherapeutin, die als Praxisaushilfe in Dünkirchen anfängt, denn hier hat alles mit ihr begonnen. Wir folgen Annette, ihrer Mutter, die nicht ihre Mutter sein will. Und wir folgen Noah, ihrem Sohn mit unübersehbar arabischem Einschlag. Dabei entsteht eine große emotionale Spannung, die besonders spürbar wird, als Annette wegen ihres Rückens bei Elisa in der Sprechstunde erscheint. Sie wird gewalkt und massiert, zum Schluss schlingt Elisa die Patientin in Embryonalstellung um sich, um sie aufzulockern: ein starkes Pietá-Bild, aufgeladen mit so vielem, was bewusst und unbewusst abläuft. Mit größtem Einfühlungsvermögen geht die Regisseurin mit ihren Figuren um, mit größter Zurückhaltung filmt sie das Kreisen der Drei umeinander und um sich selbst. Es ist ein Film um Mutterschaft, um falsche, verleugnete, um erwünschte und niemals erreichte. Es ist auch ein Film über eine gespaltene Gesellschaft, in der das Fremde, zumal, wenn es aus Nordafrika kommt, mehr als scheel angesehen wird. Es ist ein Film, der von großen mentalen und seelischen Spannungen erzählt, die durch Elisas Massagen nicht aufzulockern sind, Spannungen, die uns daran hindern, ein wirklich schönes Leben zu führen. D Harald Mühlbeyer
Start am 15.6.2017 ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU
D 38
D JUNI/JULI 2017
Physiotherapist Elisa starts off as a temp in Dünkirchen because she hopes to find her mother there who put her up for adoption and wants to have no contact with her.
2010 legte die 16-jährige Helene Hegemann ihr Romandebüt AXOLOTL ROADKILL vor, eine postmoderne Collage aus inneren Monologen, Textnachrichten und Erzählpassagen, gebrochen durch die Wahrnehmung der Ich-Erzählerin. Erst feierte das Feuilleton das Buch für seine Wildheit, bald darauf stand die Autorin wegen Plagiatsvorwürfen am Pranger, weil sie Inhalte via Copy-Paste aus dem Internet gesaugt hatte. Parallel begeisterte Hegemann mit ihrem 40-Minüter TORPEDO, der einen Max-OphülsPreis als bester mittellanger Film erhielt. Ihr Romandebüt bringt Hegemann nun als AXOLOTL OVERKILL ins Kino. Das titelgebende Axolotl ist ein Schwanzlurch, der bis zur Geschlechtsreife im Larvenstadium verbleibt und metaphorisch für die 16-jährige Mifti (Jasna Fritzi Bauer) steht. Die lebt nach dem Tod ihrer Mutter mit ihren älteren Halbgeschwistern in Berlin und gibt sich dem Sog der Großstadt hin. Statt in die Schule zu gehen, versackt die ruppige Teenagerin mit ihrer besten Freundin Ophelia in Clubs, konsumiert Drogen und zügellosen Sex, etwa mit der älteren Alice. AXOLOTL OVERKILL zeichnet das unbestimmte Porträt einer impulsiven Heranwachsenden, die emotionalen Halt und einen Platz in der Welt sucht. Der mäandernde Plot entwickelt sich als Bewusstseinsstrom in Momentaufnahmen, wenn zum Beispiel plötzlich ein Pinguin durch Miftis Zimmer watschelt. Einen gewissen Drive besorgen der eingängige Soundtrack von Soul über Punk bis Techno und die ausdrucksstarken Bilder des Kameramanns Manuel Dacosse, der hierfür in Sundance den Kamerapreis bekam. Ansonsten bleibt das Gefühl, dass Miftis vage ausgeführte Abwärtsspirale nur bedingt den Stoff für einen 90-Minüter hergibt. Dass die 27-jährige Jasna Fritzi Bauer die störrische Hauptfigur mit einer gewissen Liebenswürdigkeit ausstattet, hilft, dem losen roten Faden zu folgen. D Christian Horn
Start am 29.6.2017 ¢ b-ware!ladenkino ab Juli ¢ Eiszeit Kino ¢ filmkunst66 ¢ Hackesche Höfe Kino
16 year old Mifti moves in with her older half siblings in Berlin after her mother passes away and gets sucked into big city life. AXOLOTL OVERKILL is an adaptation of Helene Hegemann’s hotly debated debut novel.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN Deutschland/Belgien 2017 D 90 min D R: Reiner Holzemer D B: Reiner Holzemer D K: Reiner Holzemer, Toon Illegem, Erwin Van Der Stappen D S: Stephan Krumbiegel, Helmar Jungmann D M: Matthew Herbert, Collin Greenwood, Sam Petts-Davies D V: Prokino
Dries
Originaltitel: Il a déjà tes yeux D Frankreich 2016 D 95 min D R: Lucien Jean-Baptiste D B: Lucien Jean-Baptiste, Marie-Françoise Colombani, Sébastien Mounier D S: Sahra Mekki D M: Alexis Rault D D: Aissa Maiga, Zabou Breitman, Lucien Jean-Baptiste, Vincent Elbaz D V: Neue Visionen
Zum Verwechseln ähnlich
Mode und Landsitz
Familienfindungsfilm Im März dieses Jahres präsentierte der Modedesigner Dries Van Noten seine einhundertste Schau in Paris Bercy. Ein guter Zeitpunkt, um einen Einblick in die Arbeitsweise van Notens zu bekommen. Reiner Holzemer, der bisher besonders für seine Dokumentarfilme über Fotografen wie Walker Evans, William Eggleston oder Anton Corbijn bekannt geworden ist, begleitete den Belgier bei den Vorbereitungen zu diesem Event. Er schaut ihm über die Schulter, wenn die Stoffe in einem monatelangen Prozess ausgewählt werden, begleitet die Fertigung der Stickereien in Indien und ist mittendrin hinter der Bühne, wenn der Stresspegel steigt und die Models auf den Laufsteg geschickt werden. Dazwischen gibt es wenige Momente zum Durchatmen für Dries Van Noten auf seinem feudalen Landsitz mit seinem langjährigen Partner. Bei der Innenausstattung legen die beiden einen ähnlichen Hang zum Perfektionismus an den Tag wie in ihrer gemeinsamen Arbeit. Urlaub ist ein Fremdwort. Undenkbar, eine Kollektion ausfallen zu lassen. Regisseur Holzemer sagte, das Interesse, einen Film über die Modewelt zu drehen, wurde bei ihm 2011 geweckt, als er einen Zeitungsartikel über den britischen Modedesigner John Galliano las, der gerade bei Dior rausgeworfen wurde, nachdem er im betrunkenen Zustand antisemitische Sprüche losgelassen hatte. Diese Geschichte wäre vielleicht kontroverser geworden als ein Porträt des skandalfreien, sympathisch wirkenden Van Noten. Als Grund für seinen Aussetzer nannte Galliano den zunehmenden Erfolgsdruck, dem er ausgesetzt war. Dieser wird auch von Dries Van Noten angesprochen. Er hat sich aber längst arrangiert und so bleibt das Thema nur eine Fußnote in einem insgesamt unkritischen, exquisit gefilmten Blick hinter die Kulissen der Modewelt im elektronischen Takt der Musik von Colin Greenwood. D Lars Tuncay
Start am 29.6.2017 ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino
OMU
Termine unter www.indiekino.de
In March of this year fashion designer Dries Van Noten presented his 100th show in Paris Bercy. The documentary follows the Belgian as he prepares for the event and also gains some access into his private life.
Die wirklich sehr sonnige Komödie ZUM VERWECHSELN ÄHNLICH lebt von ihrem super-sympathischen Hauptdarstellerpaar Lucien Jean-Baptiste und Aïssa Maïga. Die beiden spielen das junge Ehepaar Paul und Sali Aloka, das gerade eine Menge zauberhafter Anfänge erlebt. Sie renovieren das erste gemeinsame Haus, haben einen Blumenladen in Paris eröffnet und dann kommt auch noch der langersehnte Anruf vom Amt für Familienzusammenführung: Ein Kind ist zur Adoption freigegeben worden. Wenn sie möchten, können sie den kleinen Benjamin bei sich aufnehmen. Selbstverständlich möchten sie. Andere sehen das anders, denn ein weißes Kind in einer schwarzen Familie ist, anders als ein farbiges Adoptivkind in einer weißen Familie, eine Anomalie. Die Fallbetreuerin ist besonders misstrauisch und schaut wöchentlich und unangekündigt vorbei. Auf der anderen Seite lamentieren Salis Eltern, denen bereits ein kongolesisches Adoptivkind suspekt gewesen wäre. Gemeinsam schaffen die Skeptiker*innen einen Haufen Probleme, die ohne sie eigentlich gar nicht in der Welt gewesen wären, und die schließlich in einer wilden Kindsentführung eskalieren. Davon abgesehen bleibt ZUM VERWECHSELN ÄHNLICH angenehm alltagsnah, was vielleicht auch daran liegt, dass Hauptdarsteller, Autor und Regisseur Lucien Jean-Baptiste als Franzose mit Wurzeln in Martinique weiß, wovon die Rede ist, wenn es um den ganz normalen Alltagsrassismus geht; wenn die Kinderärztin Sali etwa fragt, wo denn eigentlich die Mutter des Jungen ist. Oder wenn die farbigen Kindermädchen, unterwegs mit dem weißen Nachwuchs, von der Polizei kontrolliert werden. Dabei bleibt der Film immer fluffig. ZUM VERWECHSELN ÄHNLICH erzählt von einer freundlichen Welt, in der Dummheit und Ressentiments überwunden werden können. D Toni Ohms
Start am 13.7.2017 ¢ filmkunst66 DF
Young married couple Paul and Sali Aloka are over the moon when the department of children’s services calls them and tells them they can adopt little Benjamin. Others aren’t as enthu siastic because they’ve never seen a white child in a black family.
JUNI/JULI 2017 D
39 D
INDIEKRITIKEN Deutschland 2017 D 90 min D R: Toni Schmid D B: Toni Schmid D K: Roland Wagner, Ralf Richter, Hans-Peter Fischer D V: NFP marketing & distribution
Ganz groSSe Oper Weihevoll und glamourös
GANZ GROSSE OPER ist eine Liebeserklärung an die Bayerische Staatsoper, die größte Oper Deutschlands, wo schon so ziemlich alles, was in dem Bereich Rang und Namen hat, gespielt hat und die schon jeden wichtigen Preis gewann. Regisseur Toni Schmid begleitet die Arbeit des Hauses ein Jahr lang mit seinen Kameras, blickt in den Malersaal und die Werkstätten des Bühnenbilds, beobachtet das harte Ballett- und Gesangstraining und interviewt so ziemlich alles, was ihm vor die Linse kommt, von der Garderobenfrau, über die Dirigenten und Opernstars, bis hin zum momentanen Intendanten. Schmid wohnt in GANZ GROSSE OPER auch Vorbereitungen und Proben bei, präsentiert aber vor allem das fertige Produkt so glamourös und ausführlich, dass man gelegentlich glaubt, einen Trailer für die kommende Spielzeit vor sich zu haben. Kritische Stimmen sind nur insofern vorhanden, als dass ein Bühnenbildner sich darüber ereifert, wie flatterhaft die Ansagen der Regie sind. Ansonsten liebt der Intendant sein Haus und sein Publikum, sind alle begeistert von der logistischen Meisterleistung, die bei jedem Umbau vollbracht wird und überlegen Mitglieder des Orchesters, ob es eine Verbindung zwischen dem Instrument und dem Menschen, der es spielt, gibt. Die Frau an der Viola kann sich auf jeden Fall keine Beziehung mit einem Hornisten vorstellen. Des ‚Ansatzes‘ wegen. Politischen Zusammenhängen oder konzeptionellen Strukturen auf den Grund zu gehen, vermeidet Schmid, der als bayerischer Ministerialdirigent im Interview gerne von ‚seiner‘ Oper spricht, tunlichst. Dafür betonen die Künstler, dass sie in ihrer Arbeit zuweilen etwas Mystisches sehen. Am Anfang und am Ende schreiten Leute in teurer Abendgarderobe weihevoll durch die Gänge. D Christian Klose
Start am 1.6.2017 ¢ Bali Kino ab 15.6. ¢ Bundesplatz Kino ab? ¢ filmkunst66 ¢ Union Filmtheater ab 8.6.
D 40
D JUNI/JULI 2017
A friendly portrait of the Bavarian state opera.
Deutschland 2017 D 87 min D R: Rosa von Praunheim D B: Rosa von Praunheim D K: Elfi Mikesch D S: Mike Shepard D M: Moritz Degen, Ali Brown, Tahsin Karakas D V: missingFILMs
ACT! Wer bin ich? Wertschätzung, Respekt und Ernstnehmen
Rosa von Praunheim begleitet die Theaterpädagogin Maike Plath bei einer Produktion ihrer Neuköllner Jugendtheater-Gruppe ACT. Maike Plath war Lehrerin an einem Gymnasium in Schleswig-Holstein, bevor sie 2005 an eine Hauptschule nach Neukölln wechselte. Dort entwickelte sie die Grundlagen ihrer theaterpädagogischen Arbeit mit Jugendlichen, geriet aber auch mit der Schulleitung aneinander. Sie solle ihre „Privatvergnügungen“ gefälligst außerhalb der Schule betreiben, und ordentlich den Stoff vermitteln, wurde ihr mitgeteilt. Plath verließ den Schuldienst. Ihre Arbeit führt sie heute im Neuköllner Verein ACT e.V. weiter. Praunheim interessiert sich weniger für Plaths genaue Methode – über die können sich Interessierte aber auch ausführlich in mehreren Büchern, in zahlreichen Tutorials auf Maike Plaths youtube-Kanal und auf ihrem Blog maikeplath.de informieren. Praunheim geht es um Persönlichkeiten, um die von Maike Plath selbst, und um die der Jugendlichen, die bei ACT als Regisseure, Schauspieler und Autoren mitmachen. Denn die freie Entfaltung der Persönlichkeit ist das eigentliche Ziel von ACT, und in der Gruppe wird das durch Wertschätzung, Respekt und Ernstnehmen der Einzelnen erreicht. In Praunheims Film ist große Begeisterung zu sehen, vor allem auf Seiten der jungen Neuköllnerinnen und Neuköllner, für die die Mitarbeit bei ACT oft einen echten Wendepunkt im Leben bedeutete. Aber auch Maike Plaths Gesichts beginnt zu leuchten, wenn sie von ihren Schützlingen und deren Entwicklung spricht. Dass eine so partizipative Produktion wie ein Stück von ACT nicht so glatt abläuft wie eine professionelle Inszenierung zeigt der Film ebenfalls. Einmal bleibt eine wichtige Darstellerin am Tag der Generalprobe weg. Sie habe einen Zusammenbruch gehabt, sagt sie am Telefon. Am nächsten Tag ist sie wieder da. Alles okay, ich war nur gestern nur etwas nervös, sagt sie. D Hannes Stein
Start am 22.6.2017 ¢ Eva Lichtspiele ¢ Klick Kino ¢ Il Kino ¢ Wolf Kino, Premiere am 22.6. um 20 Uhr
Rosa von Praunheim accompanies theater pedagogue Maike Plath in a production of her Neukölln youth theater group ACT.
Termine unter www.indiekino.de
USA 2016 D 120 min D R: Oren Moverman D B: Oren Moverman D K: Bobby Bukowski D S: Alexander Hall D M: Elijah Brueggemann D D: Laura Linney, Chloë Sevigny, Richard Gere, Steve Coogan, Rebecca Hall D V: Tobis Filmverleih
CATHERINE FROT
EIN FILM VON
CATHERINE DENEUVE
MARTIN PROVOST
The Dinner Freifließende Aggressionen
Das ausgefeilte Psychodrama trägt sich an einem einzigen Abend zu. Der geistreiche Misanthrop Paul Lohman (funkelnd: Steve Coogan) und seine stets versöhnliche Frau Katelyn (Rebecca Hall) treffen sich mit Pauls Bruder Stan (Richard Gerre), einem Abgeordneten auf dem Weg zum Gouverneur, und dessen Frau Claire (Laura Linney) zu einem super-luxuriösen 7-Gang-Menu. Während Paul schon vorher keine Lust auf die „Hominiden“ hat und sich im Restaurant zunächst weigert, derart teuren Champagner zu trinken, rauscht Stan mit Entourage an und organisiert nebenher noch 15 Ja-Stimmen für seinen Gesetzentwurf, der am Tag darauf abgestimmt werden soll. Die beiden Frauen vermitteln, besänftigen und halten den Anschein eines geselligen Abends aufrecht, zumindest am Anfang. In Wirklichkeit ist das Essen nämlich eine Krisensitzung: Die beiden Söhne der Lohmans haben eine wehrlose obdachlose Frau überfallen. Noch wissen nur die Eltern, dass sie die Täter sind und sie müssen entscheiden, wie sie mit diesem Wissen umgehen. Im Verlauf der sieben Gänge wird in klug verschachtelten Rückblicken der Tathergang erzählt, und die Genese der frei fließenden Aggressionen zwischen den vier Erwachsenen wird Schicht für Schicht freigelegt. Pauls psychischer Zusammenbruch kommt ebenso auf den Tisch wie Katelyns Krebserkrankung und Stans Beziehungsunfähigkeit, die Adoptivkinder seiner ersten Frau und Szenen aus Pauls und Stans Kindheit … Das ist eine Menge Holz und nimmt dem Film nach einem schwungvollen Start etwas die Luft. Zumal THE DINNER auch noch eine politisch-historische Dimension unterbringt. In den Schicksalen der Hauptpersonen spiegeln sich Geschichte und Gegenwart der USA. Genauer: Die Gewalt der Staatsgründung verfolgt die Nachfolger der Pioniere noch immer, namentlich den ober-neurotischen Geschichtslehrer mit Gettysburg-Obsession Paul Lohman. D Hendrike Bake
Start am 8.6.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ab Mitte/ Ende Juni ¢ Eva Lichtspiele DF OMU ab 22.6. ¢ filmkunst66 DF OMU ¢ Filmrauschpalast OMU ab 29.6. ¢ Union Filmtheater DF ab 22.6.
Termine unter www.indiekino.de
Two couples – played by Steve Coogan, Laura Linney, Richard Gere, and Rebecca Hall – meet for a luxurious 7 course menu. In reality, the dinner is an emergency meeting: their sons attacked a defenseless homeless woman.
OLIVIER GOURMET
QUENTIN DOLMAIRE MYLENE DEMONGEOT PAULINE ETIENNE AUDREY DANA WWW.EIN-KUSS-VON-BEATRICE-FILM.DE
Céline Sallette Anne Benoit
ICH WÜNSCHE DIR EIN SCHÖNES LEBEN Ein Film von Ounie Lecomte
ab 15. Juni im Kino
Sonne, Meer, Strand Am 12.7. holt die „Cine Mar – Surf Movie Night“ mit den beiden ca. einstündigen Surferfilmen FISH PEOPLE (USA 2017, R: Keith Malloy) und PROXIMITY (USA 2017, R: Taylor Steele) das Meer ins FLK Insel. Die Macher versprechen, dass „Thematiken wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit nicht vernachlässigt“ werden, vor allem geht es aber um die relevanten Themen Surfen, Reisen, Abenteuer und die Suche nach der besten Welle.
Defa-Donnerstag
Horror & Hochkultur
Jeden Donnerstag ist Defa-Abend in der Freilichtbühne Weissensee. Zu den Klassikern der DDR-Filmproduktion, die im Juni und Juli zu sehen sind, gehören beispielsweise die „sympathische, fast zeitlose, auf jeden Fall Komödie“ EINFACH BLUMEN AUFS DACH (1979, R: Roland Oehme, 8.6.) um Familie Blaschke die dringend an ein neues Auto kommen muss, der superschön designte Sci-Fi STERNE (1976, R: Gottfried Kolditz,15.6.) und Heiner Carows Meilenstein der schwulen Filmgeschichte
Liebhaber*innen des intelligenten Horrorfilms sind an den meisten Mittwochabenden im Juli in der Freilichtbühne Weissensee am richtigen Ort. In Reihe „Horror & Hochkuktur“ laufen Emiliano Rocha Winters psychedelische Reise in das dunkle Herz einer Familie WE ARE THE FLESH (5.7.), Jeremy Saulniers dicht inszenierter Belagerungsthriller mit sehr glaubhaften Nazis GREEN ROOM (19.7.) und der Sci-Fi Horror THE GIRL WITH ALL THE GIFTS (26.7.), in dem weite Teile der Menschheit von einem Pilz befallen sind, der sie in Zombies verwandelt.
COMING OUT (1989, 29.6.).
Open-Air
Kinderfreiluftkino An fast allen Samstagen und Sonntagen des Sommers gibt es in der Freilichtbühne Weissensee um 16 Uhr entweder einen Film für die Kleinen oder wechselndes Puppentheater. Das ist dann gerne auch mal interaktiv, wie das Programm von Peter Waschinsky am 17.6.. Der Peter weiß nämlich gar nicht, was in seinem Theaterstück überhaupt passiert, nur dass es „Das Entchen“ heißt. Also müssen alle zusammen sich etwas einfallen lassen.
D 42
D JUNI/JULI 2017
Freilichtbühne Friedrichshagen In der riesigen Freilichtbühne Friedrichshagen darf es auch mal richtig krachen. Neben zahlreichen Arthouse-Hits der letzten Zeit gibt es hier auch fette Blockbuster wie ALIEN: COVENANT (23.6./27.6.) und BAYWATCH (9.6./13.6./19.6.) mit dem menschlichen Hackbraten Dwayne Johnson als David Hasselhoff, Teenie-Schwarm Zak Efron als Himbeereis und Kelly Rohrbach als Pamela Anderson. Mit dem dritten kühlen Drink in der Hand sicher eine sehr entspannte Sommererfahrung. Unser Tip für das beste visuelle Erlebnis wäre allerdings DIE VERSUNKENE STADT Z (26.6.).
Wunschfilmabend Im FLK Insel entscheiden die Zuschauer*innen, was am 11.7. läuft. Zur Wahl stehen Klassiker von Jim Jarmusch, Ridley Scott, David Fincher, David Lynch und Wes Anderson. Das Voting findet vom 1.6. bis zum 30.6. statt. Stimmenabgabe im digitalen Wahlbüro: freiluftkino-insel.de
Litauisches Kino goes Berlin Im November findet zum sechsten Mal das Filmfest „Litauisches Kino Goes Berlin“ im Acud Kino und Sputnik Kino statt. Als Warm-up zeigt das FLK Insel am 21.7. um 21.30 Uhr aktuelle Filme aus dem kleinen baltischen Staat plus ein Best-of des Kurzfilmprogramms des letzten Festivals.
Bahnhofskino Summercamp Passend zum Einbruch der heißen Jahreszeit wird es auch bei den Bahnhofskinokindern mit den sogenannten „Summer Camp Movies“ sommerlich. Gemeint sind blutige US-Slasher der Achtzigerjahre und ihre Nachfolger, in denen vermummte Killer Jugendliche in Freizeitcamps terrorisieren. Der Abend beginnt unter freiem Himmel und bei freiem Eintritt mit dem Meta-Slasher THE FINAL GIRLS (2015), der in bester SCREAM-Manier Genre-Klischees sowohl ironisch demontiert als auch hofiert und damit auch für Genre-Einsteiger gut geeignet ist. Danach geht’s drinnen weiter mit FRIDAY THE 13TH und dem besinnlichen Lagerfeuer-Reißer MADMAN. Termin: 10.6. ab 22 Uhr
Hummer in der Hasenheide
Sci-Fi-Päckchen
Europa-Kommentar.
Der Filmrauschpalast hat sich für die Open-Air Veranstaltungen für jedes Wochenende ein eigenes Motto gesucht. Zum Thema „Science Fiction“ läuft am Samstag, den 16.6. der eher zerebrale MOON, in dem Sam Rockwell feststellen muss, dass er möglicherweise ein Klon ist, und am Sonntag, den 17.6. der originale ALIEN auf 35mm. Der Clou: Da vor und nach dem ALIEN-Screening im Drinnenkino das jüngste Sequel ALIEN:COVENANT gezeigt wird, lässt sich der Abend zum Double-Feature ausbauen.
Open-Air Hellersdorf
FLK Pompeji
Zu den bisherigen Spielorten des b-ware! open airs in den Prinzesinnengärten Kreuzberg (ab Mitte/Ende Juni) und im FMP 1 Friedrichshain (ab Juli) und kommt ein weiterer in Hellersdorf hinzu. Auf Gut Hellersdorf entsteht derzeit ein neues Open Air. Zusätzlich zum normalen Programm soll dort am Wochenende regelmäßig Kinderprogramm stattfinden. Die Eröffnung ist noch im Juni geplant. Mehr Infos unter: ladenkino.de
Das Programm vom FLK Pompeji in der Zukunft am Ostkreuz stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest. Fest steht, dass das Pompeji mit seinem Ruinenflair zu den kuscheligsten Freilichtkinos Berlins gehört. Weshalb wir hier empfehlen, sich zeitnah zu informieren, oder einfach mal so auf ein selbstgebrautes Bier vorbei zu schauen. zukunft-ostkreuz.de
Am 4.6. gibt es im Freiluftkino Hasenheide noch einmal die Gelegenheit, die geniale Sci-Fi-Satire THE LOBSTER des griechischen Regisseurs Giorgos Lanthimos zu sehen. In einer nicht zu fernen Zukunft müssen sich alle Menschen, die sich in keiner Beziehung befinden, in einer Art Hotel einfinden. Dort haben sie 45 Tage Zeit, einen Partner zu finden, ansonsten werden sie in ein Tier ihrer Wahl verwandelt. Auch ein bissiger
Highlights
Aktuelle Informationen zu allen Indie-Open airs: www.indiekino.de/openair
JUNI/JULI 2017 D
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INDIEKRITIKEN Deutschland 2017 D 92 min D R: Tristan Ferland Milewski D B: Tristan Ferland Milewski D M: Jörg Junge, Jakob Stark D V: Real Fiction
Dream Boat
Cloclo und Ich
Unterwegs mit der „Gay Cruise“
Erinnerungen an eine Tricksterfamilie
Dass Kreuzfahrtschiffe sich bestens als Vehikel eignen, um einen ganzen Strauß von Geschichten zu erzählen, ist wahrlich keine Neuigkeit. Schon in den Siebziger Jahren stach im US-Fernsehen das „Love Boat“ in See, und auch das „Traumschiff“ dreht bekanntlich noch immer seine Runden auf den Meeren der Welt. Anders als in den Anfangstagen dieser TV-Serien sind Kreuzfahrten heute aber nicht mehr ultimativer Luxus, sondern längst Allerwelts-Urlaube und nicht selten auf ganz spezifische Zielgruppen zugeschnitten. So wie die „Gay Cruise“, auf die sich Tristan Ferland Milewski für seinen vom Fernsehen mitproduzierten Dokumentarfilm DREAM BOAT begibt. Aus den 3000 schwulen Männern auf dem Schiff sucht sich der Regisseur eine Handvoll Protagonisten aus, und die natürlich sehr gezielt: Der nicht mehr ganz junge Franzose Philippe sitzt im Rollstuhl, Ramzi musste wegen seiner Homosexualität aus Palästina nach Europa fliehen, der österreichische Fotograf Martin ist HIV-positiv, Dipankar aus Indien ist zuhause noch ungeoutet und fällt in der Masse nicht nur durch seine Hautfarbe, sondern auch durch sein Bäuchlein auf. Das sind interessante und wenig durchschnittliche Biografien, und nicht zuletzt der muskelbepackte Pole Marek überrascht mit sympathischer Selbstreflexion. Leider schippert DREAM BOAT meistens bloß auf der Oberfläche. Gelegentliche Versuche, die einander fremden Männer interagieren zu lassen, wirken forciert, und viel zu selten erfährt man, wie es ihnen auf dieser Reise wirklich geht. Überhaupt gäbe es noch viele Fragen, deren Beantwortung diese – das Thema Sex übrigens oft weiträumig umschiffende – Doku noch etwas interessanter hätte werden lassen. Was steht hier außer Partys und Fitness auf dem Programm? Wer sind die Menschen, die hinter den Kulissen den Kreuzfahrtbetrieb am Laufen halten? Und vor allem: Wohin geht die Reise überhaupt? D Patrick Heidmann
Start am 13.7.2017 Voraussichtlich: ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Xenon Kino OMU
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D JUNI/JULI 2017
Originaltitel: Quand j’etais Cloclo D Schweiz 2017 D 105 min D R: Stefano Knuchel D V: déjà-vu film
DREAM BOAT follows a “gay cruise,“ a cruise for gay men. The film introduces a handful out of the 3000 passengers, like Ramzi, who fled to Europe from Palestine because of his homosexuality, and Dipankar from India, who is not outed at home.
In einem persönlichen, farbenfrohen Essay erzählt Stefano Knuchel von seiner Kindheit auf der Flucht mit einer kapriziösen, siebenköpfigen Familie. Die Knuchels haben in Villen und Vorortsiedlungen residiert, in Spanien, Frankreich, Belgien und dazwischen immer wieder im Tessin, Ausgangspunkt aller „Taschenspielertricks“ des Vaters. Zwanzig Jahre lang sind sie immer weiter gezogen statt Miete zu zahlen. Wilde Partys wurden gefeiert, Nachtclubs eröffnet und trotz Schulden herrschten Eleganz und Lebensfreude. Und selbst in der kleinsten Hütte hatte eine Hausbar Platz. Nur bei den Kindern schlich sich irgendwann leiser Zweifel ein, das Gefühl, dass die banale Realität dieses windige Kartenhaus aus Absurdität und Dekadenz eines Tages zum Einsturz bringen könnte. 1981 ist es dann so weit. Die Polizei verhaftet den Vater, der Rest der Familie muss von Null anfangen. Ein Bruder, Paco, ist mittlerweile in die virtuellen Welten der Computerspiele abgetaucht, Fabio, der Ältere, verlässt sein Haus nicht mehr. Knuchel reiht Anekdoten und Tanzeinlagen an Archivaufnahmen und filmische Referenzen, mixt alles wie ein couragierter Alleinunterhalter beim Tanztee zu einer unterhaltsamen, oft kitschigen und manchmal etwas selbstherrlichen Hommage an seine Familie. Dabei macht er keinen Hehl daraus, diesen Film hauptsichtlich für sich gemacht zu haben, es ist seine Expedition auf der Suche nach dem Geschmack der Kindheit. Sympathisch ist, dass Knuchel nicht aufrechnet, sondern Fragen stellt und seine Talente als Entertainer in dem alten Mann, der sein Vater heute ist, wieder entdeckt und würdigt. Seiner Mutter bringt er das Ständchen ihres Lebens, lässt ihr großes Idol den Chansonnier Claude Francois wieder auferstehen, den er selbst als kleiner Junge schon im paillettenbestickten Blazer auf der Bühne imitierte. The Show must go on. D Susanne Kim
Start am 13.7.2017 Voraussichtlich: ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Brotfabrik Kino OMU
Stefano Knuchel tells the story of his capricious, 7-headed family and a childhood on the run in this colorful essay film. There were wild parties, night club openings, and despite all the debt, elegance and joie de vivre prevailed.
Termine unter www.indiekino.de
Originaltitel: La mort de Louis XIV D Frankreich/Spanien 2016 D 115 min D R: Albert Serra D B: Albert Serra, Thierry Lounas D K: Jonathan Ricquebourg D S: Albert Serra, Ariadna Ribas, Artur Tort D D: Jean-Pierre Léaud, Patrick d`Assumçao, Irène Silvagni, Bernard Belin, Marc Susini D V: Grandfilm Verleih
Der Tod von Ludwig XIV. Verblassen der Zeichen
Das Rascheln und Rauschen der Roben, das Flüstern der Höflinge, das Murmeln, das Hüsteln und Röcheln und Wehklagen des Königs. Das Licht, ganz kurz nur, draußen im Garten von Versailles, dann und bis ans Ende von Kerzen kommend, Schatten werfend auf das Mienenspiel der Gesichter, die sie sich um das Bett des Königs scharen. Der König Louis XIV, der Sonnenkönig, ist hier Jean-Pierre Léaud, der ihn – wirklich – verkörpert, noch einmal groß, ganz groß, aber in den allerkleinsten Gesten und Bewegungen, Blicken, die meist schon weit jenseits seiner Gemächer reichen, wenn sie denn noch irgendwo scharf stellen. GDL.AZ_Indie82x122_RZ.indd Ein König scheidet aus der Welt, langsam aber unweigerlich. Noch ein paar Scherze über den mutmaßlichen nackten Anblick gewisser Madames, Versuche, die Amtsgeschäfte weiterzuführen, ein Gang zur Messe wird erwogen, Höflinge, die Geld erbeten, für allerlei Verrichtungen, eine Schar von Ärzten tuschelnd über des Königs nekrotische Gliedmaßen gebeugt, und beginnende Ränke, die bereits das vorbereiten, was kommt. Nie war Albert Serras Minimalismus opulenter als hier, konzentriert auf die königlichen Gemächer in Versailles, die den bettlägerigen König beherbergen, nie durchscheinender. Serra inszeniert das ganze Repräsentationsdrama einer Epoche, destilliert in ein überbordendes Kammerspiel. In der dichten Sinnlichkeit, in der der Film seine Zeit und seine Welt imaginiert, in der Gegenwart von Léauds Spiel verblassen immer mehr die Zeichen und werden unmittelbar. Langsam zerfallen die beiden Leiber des Königs, der politische und der kreatürliche, lösen sich voneinander ab und verschwinden schließlich – bis am Ende die erschreckende Banalität eines königlichen Todes steht, die erschreckende Banalität eines jeden Todes. D Sebastian Markt
AB 20. JULI IM KINO
1
18.05.17 16:39
DIE FARBE DER SEHNSUCHT
Start am 29.6.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ¢ Brotfabrik Kino DF OMU ¢ Eva Lichtspiele DF OMU ab 29.6. ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Klick Kino OMU
A king leaves this world, slowly but inevitably. A few more jokes about a naked madam, attempts to continue his official duties while a group of doctors whisper by the edge of the bed.
EIN FILM VON
THOMAS RIEDELSHEIMER
AB 1. JUNI IM KINO www.Die-Farbe-der-Sehnsucht.de
Termine unter www.indiekino.de indiekino_82x122.indd 1
12.05.17 11:34
INDIEKRITIKEN Originaltitel: Sage Femme D Frankreich 2017 D 117 min D R: Martin Provost D B: Martin Provost D K: Yves Cape D S: Albertine Lastera D M: Grégoire Hetzel D D: Catherine Frot, Catherine Deneuve, Olivier Gourmet, Mylène Demongeot, Quentin Dolmaire D V: Universum Film
Ein Kuss von Beatrice Weise Frauen
Claire (Catherine Frot) ist Hebamme, eine SAGE FEMME (Originaltitel). Sie ist vernünftig, nüchtern und ernst, lebt für ihre Arbeit und ist den Müttern eine Vertrauensperson. Dass ihre Entbindungsstation bald in einer riesigen ‚Babyfabrik‘ aufgehen soll, gefällt ihr gar nicht. Lieber würde sie sich selbstständig machen, wenn da nicht die Angst vor der Unsicherheit wäre. Da erhält sie einen Anruf von Beatrice (Catherine Deneuve). Die ehemalige Geliebte von Claires Vater, deren Verschwinden ihn in den Selbstmord trieb, braucht nun Hilfe. Ganz Claires Gegenteil ist sie kinderlos, dem fetten Essen und Alkohol zugetan und verdient ihr Geld mit illegalen Kartenspielen. Von diesem Leben lässt sie sich auch durch die jüngst erhaltene Hirntumordiagnose und den schlimmer werdenden Anfällen nicht abbringen. Und obwohl Claire für die angebliche russische Prinzessin zuerst wenig Mitgefühl spürt, ist sie zu sehr die Fürsorgerin, um Beatrice nicht doch in ihr Leben und ihre kleine Wohnung zu lassen. Regisseur Martin Provost (SÉRAPHINE) wollte mit EIN KUSS der Hebamme, die ihm bei seiner Geburt das Leben gerettet hat, ein Denkmal setzen. Die Szene, in der diese Rettung nachgestellt wird, kommt unerwartet und wirkt noch lange nach. Der sie umgebende Film ist das Duett zweier Grandes Dames des französischen Kinos. Die Catherines zeigen eindrucksvoll die allmähliche Annäherung zweier Frauen, die sich nicht ändern wollen und es dann doch tun, weil sie ineinander etwas sehen, was ihnen bislang fehlte. Die Grundgeschichte hat man schon oft gesehen, aber es ist bemerkenswert, wie ehrlich und real die Figuren in dieser Darstellung wirken. Gegen Ende kommt es zu drei Küssen und jeder davon ist eine weitere Etappe des Abschließen mit dem Alten und dem sich Öffnen für ein neues Leben. D Christian Klose
Start am 8.6.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ab Mitte/ Ende Juni ¢ Bundesplatz Kino DF OMU ab Mitte/ Ende Juni ¢ City Kino Weddding ab 24.6. ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Eva Lichtspiele DF OMU ab 15.6. ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU D 46 D JUNI/JULI 2017 ¢ Sputnik Kino DF OMU ab 16.5.
Catherine Frot and Catherine Deneuve play two different women who get closer to each other: Claire (Frot) is a midwife. She lives for her work, is sen sible and serious – the exact opposite of Beatrice (Deneuve), an alcoholic card player who is her father’s ex-lover.
Originaltitel: Their Finest D Großbritannien 2016 D 110 min D R: Lone Scherfig D B: Gaby Chiappe D K: Sebastian Blenkov D S: Lucia Zucchetti D M: Rachel Portman D D: Bill Nighy, Helen McCrory, Gemma Arterton, Jack Huston, Sam Claflin D V: Concorde Filmverleih
Ihre beste Stunde Britischer All-Star-Cast
Die britische romantische Komödie IHRE BESTE STUNDE spielt zu Beginn des 2. Weltkriegs in London und folgt einer Werbetexterin, die den Auftrag hat, authentische Dialoge für weibliche Charaktere in Kriegs-Propaganda-Filmen zu schreiben. Während sie und ihre Kolleginnen an einem Film schreiben, der das Ziel hat, die Moral der britischen Zuschauer zu stärken, wird die Arbeit unserer Heldin zum Mittel der Emanzipation in einer männlich dominierten Gesellschaft. Regisseurin Lone Scherfig (WILBUR WANTS TO KILL HIMSELF) verhandelt in IHRE BESTE STUNDE die gleichen Themen wie in AN EDUCATION: Die Geschlechterbeziehungen zu einem bestimmten Zeitpunkt in der britischen Geschichte, und wie es einer jungen Frau gelingt, Durchsetzungsvermögen zu entwickeln. Dabei richtet sich IHRE BESTE STUNDE aber spürbar an ein größeres Publikum. Das Debüt-Drehbuch von Gabbi Chiappe, eine Adaption von Lisa Evans Roman THEIR FINEST HOUR AND A HALF, ist knapp geschrieben und überlässt den größten Teil der Arbeit Schauspiel und Regie. Zum britischen All-Star-Cast gehören Gemma Arterton, die eine subtile und fesselnde Darstellung der immer selbstsicher werdenden Catrin Cole abliefert, und Sam Claflin der den reizbaren Drehbuchautor Tom Buckley überraschend sympathisch aussehen lässt. Bill Nighy als alternder Star, der seine beste Zeit hinter sich hat, bekommt die besten Pointen. In einem goldenen Zeitalter der Filmgeschichte angesiedelt, ist IHRE BESTE STUNDE auch eine Feier der kollektiven Erfahrung, sowohl des Filmemachens als auch des Filmesehens. In einer Szene nutzen die Filmemacher Coles Arbeit als Drehbuchautorin, um die Konventionen der Leinwandromanze zu aufs Korn zu nehmen – Konventionen, denen der Film selbst über weite Strecken folgt. IHRE BESTE STUNDE ist eine holprige aber entwaffnende Hymne auf die Emanzipation und die affektive Kraft des Kinos in dunklen Zeiten. D Paul Sharratt, Übersetzung: Tom Dorow
Start am 6.7.2017 ¢ b-ware!ladenkino Mitte Juli ¢ Bundesplatz Kino
DF OMU DF OMU
ab
In the beginning of World War II, a young copywriter is hired to write the dialogue of female characters in propaganda films in a more authentic way. Her work leads her down a path of emancipation.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN
Innen Leben
Originaltitel: InSyriated D Belgien 2017 D 85 min D R: Philippe Van Leeuw D B: Philippe Van Leeuw D K: Virginie Surdej D S: Gladys Joujou D M: Jean-Luc Fafchamps D V: Weltkino
Leben im Belagerungszustand
Fünf abgedunkelte Zimmer, ein Bad und eine Küche mit beengten Fenstern zur Welt: Das ist der ganze Kosmos, in dem sich Philippe Van Leeuws INNEN LEBEN (INSYRIATED) innerhalb eines Tages abspielt. Virginie Surdejs Kamera verschanzt sich hinter Vorhängen, blickt durch Schlitze, Türspalten, Gitter auf das Draußen, das aus Trümmern und Ruinen – den Überresten einer Stadt – besteht. Damit übernimmt sie konsequent die Sicht ihrer Protagonisten: Familienmutter Oum Yazan und ihre drei Kinder Yara, Aliya, Yazan, ihr alter Schwiegervater, der Freund ihrer Tochter, die Hausangestellte Delhani, und die junge Nachbarin Halima, deren Mann, und Baby, leben in Damaskus, Syrien. Schon lange wütet der Bürgerkrieg und sie halten als letzte die Stellung in ihrem Wohnhaus, das von Scharfschützen umgeben ist. Es zu verlassen, es ist hochgefährlich, und Oum Yazans Mann sollte bald von draußen zurückkehren. Die Wasserreserven neigen sich dem Ende zu, die Milchvorräte sind geplündert, die Eingangstür verbarrikadiert. Draußen herrscht Ausnahmezustand, doch auf dem Küchentisch liegt die Tischdecke, die Angestellte trägt Schürze und mittags wird zusammen gegessen. Das kleine Stück Normalität, das hier noch zu funktionieren scheint, wird allein durch Oum Yazan aufrecht gehalten (grandios und unbeirrbar gespielt von Hiam Abbass), die jeden an seine zu erledigenden Alltagsaufgaben – Wasser holen, Tisch decken – erinnert und Essen kocht. Während die Bilder Alltag simulieren, ist der Krieg auf der Tonspur ständig präsent: Draußen schlagen Kugeln und Bomben ein, ein lautes Klopfen an der Tür deutet auf Plünderer auf der Suche nach Wertsachen.
Start am 22.6.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ voraussichtlich: fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Il Kino DF OMU
Termine unter www.indiekino.de
The Yazan family and their neighbors are the last ones holding the fort in a Damascus apartment building that is surrounded by snipers. There’s a state of emergency outside, but there’s tablecloth on the kitchen table and the domestic worker has an apron on.
In Van Leeuws intensivem Kammerspiel schrumpft der Bewegungsraum der Überlebenden immer weiter. Am Ende ist die Küche der einzige Schutzraum, das Zentrum im abgeschotteten Wohnungsuniversum, umgeben von Tod und Zerstörung. Als zwei Männer in die Wohnung einbrechen, verharren alle Bewohner in der Küche eingesperrt – bis auf Halima, die, von allen hörbar, von den Einbrechern geschlagen und vergewaltigt wird. Opfert man in solch einem Horror seine Humanität für das Wohl der eigenen Familie? Hätte Oum Yazan helfen, und das Risiko, dadurch ihre Kinder in Gefahr zu bringen, eingehen sollen? INSYRIATED wertet nicht und überlässt die Beantwortung dieser Fragen den Zuschauern. Das arabische Kino, und speziell das syrische, ist in den letzten Jahren in das internationale Scheinwerferlicht gerückt: Vor allem Dokumentarfilme wie SILVERED WATER: A SYRIA SELF-PORTRAIT (Usama Muhammad und Wiam Simav Bedirxan), THE WAR SHOW (Obaidah Zytoon) und SKIN (Afraa Batous) erzählen sehr persönliche Geschichten über ein Land, das seit dem Krieg nicht mehr wiederzuerkennen ist. Sara Fattahi porträtiert in ihrem experimentellen Dokumentarfilm COMA über ihre Mutter und Schwester eine ganz ähnliche Situation wie Philippe Van Leeuw in INNEN LEBEN: Während an anderen Orten der Stadt unvorstellbarerweise Autos fahren und Menschen auf dem Markt einkaufen gehen, ist ihr Leben ebenso eingeschränkt bis aufs Äußerste – die Wohnung zu verlassen, wäre ein Spiel mit dem Tod. In INNEN LEBEN – der deutsche Filmtitel hebt den klaustrophobischen Charakter noch stärker hervor – existiert nur noch die sicher auch psychologisch zu lesende Innenwelt. Der Film erzählt vom Leben im Belagerungszustand. Er widmet sich den Unsichtbaren, die auf medialen Kriegsbildern selten erscheinen, weil sie drinnen sind: den Zivilisten, Frauen, Alten, Kindern, zwar weit entfernt vom Schlachtfeld, aber ebenso unfrei und traumatisiert. INNEN LEBEN wurde auf der Berlinale mit dem Panorama Publikumspreis ausgezeichnet. D Lili Hering JUNI/JULI 2017 D
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INDIEKRITIKEN
Originaltitel: The History of Love D Kanada/Frankreich/USA/Rumänien 2016 D 134 min D R: Radu Mihăileanu D B: Radu Mihaileanu, Marcia Romano, Nicole Krauss D K: Laurent Dailland D M: Amand Amar D D: Derek Jacobi, Gemma Arterton, Mark Rendall, Sophie Nélisse, Alex Ozerov D V: Prokino
Begabt – Die Gleichung eines Lebens
Die Geschichte der Liebe Es war einmal …
In der Verfilmung des Bestseller-Romans von Nicole Krauss erzählt Radu Mihăileanu die Geschichte eines Buche, das die Schicksale verschiedener Protagonist*innen über drei Generationen miteinander verstrickt: DIE GESCHICHTE DER LIEBE. Dessen Autor, der junge Leo Gursky (Mark Rendall), und das Mädchen Alma (Gemma Arterton) schworen sich einst in der ländlichen Idylle eines polnischen Schtetls ihre ewige Verbundenheit. Doch der Krieg riss die beiden auseinander und führte Alma ins amerikanische Exil. Als Leo sie später in New York aufspürte, war sie bereits verheiratet. Seither existiert ihre Liebe nur noch in dem Buch, dessen Manuskript jedoch in den Kriegswirren verloren gegangen ist. Heute lebt Leo (Derek Jacobi) als schrulliger, liebenswerter alter Mann in New York. Um in seinem unauffälligen Leben als pensionierter Schlosser noch wahrgenommen zu werden, gibt er gegenüber Fremden gern den unbeholfenen Greis, für den man in der U-Bahn gefälligst einen Sitzplatz räumen soll und der im Café regelmäßig sein Getränk verschüttet. Am anderen Ende der Stadt gelangt Leos Buchmanuskript in die Hände einer Teenagerin (Sophie Nélisse), die – so will es das Schicksal – ebenfalls Alma heißt und von der Geschichte tief berührt ist. Eigentlich hält sie die romantische Liebe aber für eine Fiktion, deshalb erklärt sie ihrem Herzbuben, sie wolle lieber nur mit ihm befreundet sein, während sie bei Facebook trotzdem regelmäßig seinen Beziehungsstatus checkt. Der Film nimmt sich Zeit, Leos und Almas Geschichten zunächst parallel mit eigenen Wendepunkten und vielen Rückblenden zu erzählen, doch schon früh deutet sich an, was Mihăileanu bis zum Ende aufspart: Dass die Wege des desillusionierten Alten und der abgebrühten Jungen einander kreuzen werden. D Antonia Wolff
Start am 20.7.2017 Voraussichtlich: ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ filmkunst66 DF OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU
D 48
D JUNI/JULI 2017
Young Leo wrote his beloved Alma a book before the war broke out. Years later, Leo is a lonely, cranky old man in New York. A young New York girl who doesn’t believe in love comes across Leo’s manuscript by accident.
Nach dem Tod seiner Schwester hat Frank (Chris Evans) seine Nichte Mary bei sich aufgezogen. Die beiden sind wie Vater und Tochter, doch das Familienglück trübt sich, als Franks Mutter Evelyn mitbekommt, dass Marys Lehrerin das mathematikbegeisterte Mädchen für hochbegabt hält. Zwischen Frank, der Mary eine „normale“ Kindheit ermöglichen möchte und Evelyn, die eine Versetzung an eine Hochbegabtenschule durchsetzen will, entbrennt ein erbitterter Kampf, der schließlich sogar vor Gericht führt. Start am 13.7.2017 Voraussichtlich: ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ab Ende Juli ¢ Eva-Lichtspiele ab 20.7. ¢ filmkunst66 DF OMU
Originaltitel: Gifted D USA 2017 D 101 min D R: Marc Webb D D: Lindsay Duncan, Chris Evans, Glenn Plummer, Octavia Spencer, Jenny Slate
Die Verführten Sofia Coppolas Superstar-besetztes Remake des grandiosen erotischen Thrillers THE BEGUILED (dt. BETROGEN, R: Don Siegel, 1971) gehört zu den am meisten erwarteten Filmen bei den Filmfestspielen in Cannes. Ein Nordstaaten-Soldat wird in Mississippi verwundet und wird von den Bewohnerinnen eines Mädchenpensionats zunächst gerettet und verborgen. Lange geht das nicht gut, denn der Soldat weckt bei mehreren Frauen Begehren, und versucht, das auch auszunutzen. Ausführliche Kritik in Kürze auf indiekino.de. Start am 29.6.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ab Juli ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Union Filmtheater DF
Originaltitel: The Beguiled D USA 2017 D 91 min D R: Sofia Coppola D D: Nicole Kidman, Kirsten Dunst, Colin Farrell, Elle Fanning, Angourie Rice
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN
Paris kann warten
Mädelstrip
Eleanor Coppola, die Ehefrau von Francis Ford Coppola (THE GODFATHER) und die Mutter von Sofia Coppola (LOST IN TRANSLATION), hat bisher vor allem „Making of“-Filme gedreht. Mit 80 Jahren kommt nun ihr Spielfilmdebüt ins Kino. In PARIS CAN WAIT wird eine Amerikanerin (Diane Lane) von dem etwas übermäßig charmanten französischen Geschäftsfreund ihres Mannes (Arnaud Viard) in einem antiken Roadster nach Paris mitgenommen. Er zeigt ihr die sinnlichen Genüsse der Provence, und bittet danach um ihre Kreditkarte …
Amy Schumer ist eine der derzeit erfolgreichsten US-Komikerinnen und hat keine Angst vor derben Witzen à la HANGOVER. Goldie Hawn verfügt über runde 50 Jahre Comedy-Erfahrung. Hier spielen sie Mutter und Tochter: Emily (Schumer) wurde gerade erst von ihrem Freund verlassen, denkt aber gar nicht daran, die lange geplante Südamerikareise ausfallen zu lassen. Stattdessen ihre übervorsichtige Mutter Linda (Hawn) mit nach Ecuador zu nehmen, ist aber auch keine gute Idee. Das Drehbuch stammt von Katie Dippold (TAFFE MÄDELS, „Parcs and Recreation“).
Start am 13.7.2017 Voraussichtlich: ¢ Bundesplatz Kino DF OMU ¢ filmkunst66 DF OMU
Originaltitel: Paris can wait D USA 2016 D 92 min D R: Eleanor Coppola D D: Alec Baldwin, Diane Lane, Arnaud Viard, Cédric Monnet
Eine respektable Familie Massoud Bakshis nervöser Neo-Noir-Thriller EINE RESPEKTABLE FAMILIE erzählt eine Familiengeschichte, die bis 1979 zurück reicht, und als ein Portrait der iranischen Gesellschaft vom Iran-Irak-Krieg bis heute gesehen werden kann. Arahs älterer Bruder ist im Krieg gefallen. Sein Vater nutzt die Stellung seines Sohns als „Märtyrer“ aus, um ein gewaltiges Schwarzgeld-Vermögen anzuhäufen. 30 Jahre später, während sein Vater im Sterben liegt, wird Arash gedrängt, das Vermögen auf seinen Halbbruder zu übertragen. Geheimtipp! Start am 22.6.2017 ¢ Brotfabrik Kino OMU
Termine unter www.indiekino.de
Originaltitel: YEK KHANÉVADÉH – E MOHTARAM D Iran/Deutschland 2012 D 90 min D R: Massoud Bakhshi D D: Babak Hamidian, Mehrdad Sedighian, Ahoo Kheradmand, Mehran Ahmadi
Start am 15.6.2017 ¢ Union Filmtheater
Originaltitel: Snatched D USA 2017 D 91 min D R: Jonathan Levine D D: Chris topher Meloni, Goldie Hawn, Amy Schumer, Ike Barinholtz
DF
Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten In der zu Beginn der 1970er Jahre entstandenen französischen Comicserie „Valérian“ (Deutsch: Valerian und Veronique) reisen die Raum-ZeitAgenten Valerian und Laureline in ihrem Raumschiff, (das später dem „Millenium Falcon“ als Vorbild dienen sollte) als Troubleshooter durch die endlosen Weiten des Raum-Zeit-Kontinuums. Pierre Christins Sci-Fi-Fantasy-Serie zeichnete sich durch die liebevolle und detailreiche Gestaltung exotischer Welten aus, und durch einen selbstbewussten Feminismus. Start am 20.7.2017 ¢ b-ware!ladenkino 3D, ab Ende Juli
DF OMU
auch in
Originaltitel: Valerian and the City of a Thousand Planets D Frankreich 2017 D 129 min D R: Luc Besson D D: Dane DeHaan, Cara Delevingne, Clive Owen
JUNI/JULI 2017 D
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WEITERINDIEKINO
Ein Tag wie kein anderer
Song to Song
Die Shiva ist vorbei: Vor sieben Tagen haben Eyal und Vicky ihren 25-jährigen Sohn beerdigt. Jetzt, nach der traditionellen Trauerwoche, wollen sie langsam in den Alltag zurück finden – oder doch nicht? Eyal zumindest hat aus dem alten Krankenzimmer des Sohnes eine schöne Tüte medizinisches Cannabis mitgehen lassen – und macht nun gemeinsam mit dem Nachbarssohn seine ganz individuellen Stadien der Trauer durch: Ablenkung, Regression ins Kindliche, Trotz, Unsinn und ein bisschen gediegene Grabschändung. Schwarzhumorige Komödie aus Israel.
Nach KNIGHT OF CUPS, seinem Film über das Filmbiz, nimmt Terence Malick nun das Musikgeschäft in den Blick. In bewährt fragmentierter Manier, in überbordenden Bildern, die mit Voiceover-Kommentaren der Protagonist*innen unterlegt sind, „erzählt“ Malick von Faye (Rooney Mara), einer Musikerin, die in eine Liebes-Konstellation zwischen dem Musiker BV (Ryan Gosling) und dem sardonischen Produzenten Cook (Michael Fassbender) gerät.
¢ Acud Kino DF ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Intimes OMU ¢ Sputnik Kino DF OMU
2016 D 98 min D R: Asaph Polonsky D D: Uri Gavriel, Shai Avivi, Sharon Alexander, Evgenia Dodina, Carmit Mesilati Kaplan, Tomer Kapon
Originaltitel: Shavua ve Yom D Israel
6 Jahre, 7 Monate und 16 Tage – Die Morde des NSU ¢ b-ware!ladenkino, Bundesplatz-Kino, Z-inema, am 13.6. um 20 Uhr mit Regis seur Sobo Swobodnik und Komponist Elias Goldstein
Abgang mit Stil ¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater
Alien: Covenant ¢ b-ware!ladenkino, Filmrauschpalast, Union Filmtheater
Alles unter Kontrolle ¢ Union Filmtheater
Die andere Seite der Hoffnung ¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Il Kino, Krokodil
Bauer unser ¢ Acud Kino
The Beatles: Eight Days A Week
Beuys ¢ b-ware!ladenkino, Bali Kino, Brotfabrik Kino, Bundesplatz Kino, City Kino Wedding, am 22.6. um 18.30 Uhr mit Regisseur Andres Veiel, Hackesche Höfe Kino, Il Kino
B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin ¢ b-ware!ladenkino, Filmrauschpalast, Sputnik Kino
Churchill ¢ b-ware!ladenkino, Eva Lichtspiele, Union Filmtheater
Dancing Beethoven ¢ b-ware!ladenkino, Bali Kino, Sputnik Kino
Denk ich an Deutschland in der Nacht ¢ b-ware!ladenkino, City Kino Weddding, Sputnik Kino
Don’t Blink – Robert Frank ¢ Acud Kino
¢ b-ware!ladenkino DF OMU ¢ City Kino Weddding OMU ¢ filmkunst66 DF OMU ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ Il Kino OMU ¢ Sputnik Kino DF OMU ¢ Union Filmtheater DF USA 2017 D 145 min D R: Terrence
Einsamkeit und Sex und Mitleid ¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, City Kino Weddding, Eiszeit Kino, Hackesche Höfe Kino, Sputnik Kino, Union Filmtheater
Das Ende ist erst der Anfang
¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater
¢ Klick Kino, am 18.6. um 11 Uhr mit Regisseur Florian Eichinger
¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater, Sputnik Kino
Happy Burnout
Frank Zappa – Eat That Question
¢ Union Filmtheater, Intimes
I Am Not Your Negro
¢ Brotfabrik Kino
¢ Bundesplatz-Kino, Il Kino
Geschichte einer Liebe – Freya
Ich bin dann mal weg
¢ Klick Kino
Geschichten aus Teheran ¢ Sputnik Kino
Get Out ¢ b-ware!ladenkino, Il Kino, Union Filmtheater
¢ Intimes
Gimme Danger
Der Effekt des Wassers
¢ b-ware!ladenkino, Eiszeit Kino, Hackesche Höfe Kino, Il Kino, Sputnik Kino
D JUNI/JULI 2017
Guardians of the Galaxy: Vol. 2
Expedition Happiness
Ein Dorf sieht schwarz
D 50
¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater
Die Hände meiner Mutter
Berlin Rebel High School
¢ b-ware!ladenkino, filmkunst66, Sputnik Kino
Gold
¢ Hackesche Höfe Kino
¢ Union Filmtheater
¢ b-ware!ladenkino, Bundesplatz Kino
Malick D D: Benicio Del Toro, Val Kilmer, Cate Blanchett, Iggy Pop, Christian Bale, Natalie Portman, Ryan Gosling, Holly Hun ter, Michael Fassbender, Patti Smith, Haley Bennett, Clifton Collins Jr., Rooney Mara, Boyd Holbrook
¢ Union Filmtheater
Jahrhundertfrauen ¢ City Kino Weddding, Eva Lichtspiele, Il Kino, Intimes, Sputnik Kino
King Arthur: Legend of the Sword ¢ b-ware!ladenkino, Intimes
Kundschafter des Friedens ¢ Union Filmtheater
La La Land ¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Union Filmtheater
KARIN VIARD
(»Verstehen Sie die Béliers?«)
Nicole dachte, mit 50 wäre ihre Familie komplett – da lag sie falsch!
BEUYS Der Aktionskünstler Joseph Beuys hat das westdeutsche Publikum der sechziger und siebziger Jahre mit seinen Performances verstört und provoziert. „Man muss sich verschleißen“ war sein Wahlspruch. Andres Veiel (BLACK BOX BRD) hat sich für deinen Dokumentarfilm über den Künstler, der vielen nur noch als der Mann mit der Fettecke bekannt ist, durch 400 Stunden Videomaterial, 300 Stunden Töne und über 20.000 Fotos gewühlt und verlässt sich bis auf ein paar wenige Interviews mit Zeitgenoss*innen fast ausschließlich auf die Kraft des außergewöhnlichen Archivmaterials. ¢ b-ware!ladenkino ¢ Bali Kino ¢ Brotfabrik Kino ¢ Bundesplatz Kino ¢ City Kino Weddding, am 22.6. um 18.30 mit Regisseur Andres Veiel ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Il Kino
Liebmann ¢ Klick Kino, am 7.6. um 20 Uhr mit Regissseur Jules Herrmann und Hauptdarsteller Godehard Giese
Maikäfer, flieg! ¢ Klick Kino
Moonlight ¢ b-ware!ladenkino, Eiszeit Kino, Hackesche Höfe Kino, Union Filmtheater, Sputnik Kino
National Bird ¢ Eiszeit Kino, Hackesche Höfe Kino
Neo Rauch – Begleiter und Gefährten
Deutschland 2017 D 107 min D R: Andres Veiel
Die Reste meines Lebens ¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater
Rückkehr nach Montauk ¢ b-ware!ladenkino, Bali Kino, Bundesplatz Kino, Eiszeit Kino, Eva Lichtspiele, Hackesche Höfe Kino
Schlösser aus Sand ¢ Klick Kino
Die schönen Tage von Aranjuez ¢ Bali Kino
¢ Bali Kino
Searching for Sugar Man
Neruda
¢ Sputnik Kino
¢ Acud Kino, Brotfabrik Kino
Sieben Minuten nach Mitternacht
Nocturama ¢ b-ware!ladenkino, Eiszeit Kino, Hackesche Höfe Kino, Il Kino
¢ b-ware!ladenkino, Intimes, Sputnik Kino
Oderland. Fontane
Tiger Girl
¢ Krokodil
Paula ¢ Bali Kino
Queen Rock Montreal ¢ Union Filmtheater
¢ b-ware!ladenkino, Filmrauschpalast, Hackesche Höfe Kino
Toni Erdmann ¢ Acud Kino, Il Kino
Der traumhafte Weg ¢ Bali Kino
Die Überglücklichen ¢ Union Filmtheater
The Uncertainty Has Settled ¢ Union Filmtheater, Sputnik Kino
Die versunkene Stadt Z ¢ Union Filmtheater, Sputnik Kino
Victoria – Männer und andere Missgeschicke ¢ b-ware!ladenkino, Bundesplatz Kino, Intimes
Weit ¢ City Kino Weddding
Wilde Maus ¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, City Kino Weddding, Sputnik Kino
You‘ll Never Walk Alone ¢ Filmrauschpalast
Zwischen den Stühlen ¢ Bundesplatz Kino, fsk-Kino am Oranienplatz, Hackesche Höfe Kino, Sputnik Kino, am 8.6. um 19 Uhr mit Regisseur Jakob Schmidt
AB 20. JULI IM KINO www.familie-payan.de /Wildbunch.Filmlounge
INDIEKINDER
Überflieger – Kleine Vögel, groSSes Geklapper
Kinderfilm des Monats Juli: Hilfe, unser Lehrer ist ein Frosch
Der kleine Sperling Richard ist bei einer Storchenfamilie aufgewachsen. Das ist eigentlich kein Problem, aber jetzt will die Familie über Winter in den Süden fliegen und für Richard ist der Flug zu weit. Aber Richard will nicht alleine zurück bleiben und macht sich mit seinen beiden Freunden, der exzentrischen Eule Olga und dem Kanarienvogel Kiki, der Höhenangst hat und seinen Käfig sonst nie verlässt, auf die Reise. Die anderen Vögel werden schon noch sehen, dass er ein Storch ist!
Franz ist gerne Lehrer und seine Schülerinnen und Schüler mögen ihn. Was sie nicht wissen: Franz verwandelt sich ab und zu in einen Frosch! Eines Tages kommt die kleine Sita hinter sein Geheimnis. Von nun an versuchen die Kinder, ihren Lieblingslehrer zu beschützen. Sie versorgen ihn mit Insekten zum Essen und schützen ihn vor Störchen, deren Leibspeise bekanntlich Frösche sind. Vor allem ist wichtig, dass der neue Schulleiter nichts von Franz’ Verwandlung mitbekommt.
¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino ¢ Bali Kino ¢ Eva Lichtspiele ¢ filmkunst66 ¢ Union Filmtheater (3D)
Deutschland/Belgien/Luxemburg/Nieder lande 2017 D R: Toby Genkel, Reza Memari D 84 min, FSK: oA, empfohlen ab 6
Start am 15.6.2017 ¢ Bali Kino ¢ Bundesplatz Kino ¢ Eva Lichtspiele ¢ Kino Intimes ¢ Sputnik Kino
¢ Union Filmtheater ¢ Xenon Kino Alle Termine unter kinderkinobuero.de Vorbestellungen unter 030/235 562 51
Niederlande 2017 D R: Anna van der Heide D 84 min, FSK: oA
KinderfilmE A–Z Alfie, der kleine Werwolf Niederlande 2011 D R: Joram Lürsen D 95 min, FSK: oA
Als der schüchterne Alfie an seinem siebten Geburtstag aufwacht, hat er auf einmal spitze Ohren und weiches Fell! Er hat sich in einen Werwolf verwandelt! ¢ Klick Kino
Bibi & Tina – Tohuwabohu total!
Nur ein Tag Der Fuchs und das Wildschein sehen einer superniedlichen Eintagsfliege beim Schlüpfen zu. Als die Fliege fragt, warum sie denn so betrübt gucken, traut sich das Wildschein nicht, die Wahrheit zu sagen, und sagt stattdessen, dass der Fuchs bald sterben muss. Die Fliege beschließt, dass sie dann eben das ganze Glück der Welt an einem Tag erleben müssen. Am 29.6. um 17 Uhr ist der Regisseur Martin Baltscheit im Acud Kino zu Gast. Erst gibt es eine Einführung, dann wird der Film gezeigt und anschließend signiert Baltscheit gerne für seine kleinen Fans. ¢ Acud Kino, am 29.6. um 17 Uhr Lesung & Signierstunde mit Martin Baltscheit
Deutschland 2017 D R: Martin Baltscheit D 76 min
Deutschland 2016 D R: Detlev Buck D 111 min, FSK: oA
Bibi & Tina erwischen einen Suppendieb, der sich zuerst Aladin nennt, in Wirklichkeit aber Adea heißt und ein Mädchen ist.
D JUNI/JULI 2017
USA 2017 D R: Tom McGrath D 98 min, FSK: 6
Das neue Baby in der Familie trägt Anzug und kommandiert alle herum. ¢ b-ware!ladenkino, Sputnik Kino
Conni & Co – Das Geheimnis des T-Rex Deutschland 2017 D R: Til Schweiger D 96 min, FSK: oA
Auf Connis Lieblingssommerferienkinderinsel soll ein Hotel gebaut werden! ¢ b-ware!ladenkino, Bali Kino, filmkunst66, Union Filmtheater, Intimes
Das fliegende Klassenzimmer (1954)
¢ Acud Kino
Deutschland 1954 D R: Kurt Hoffmann D 88 min, FSK: 6, empfohlen ab 8
Bob der Baumeister – Das Mega Team
Der Klassiker nach einem Roman von Erich Kästner erzählt die Abenteuer einer Gruppe von Internatsschülern im Alpendorf Kirchberg.
Großbritannien 2017 D R: Stuart Evans, Colleen Morton D 60 min, FSK: oA
Bob der Baumeister und seine Helfer Baggi, Buddel und Heppo sollen einen Staudamm bauen! ¢ b-ware!ladenkino
D 52
The Boss Baby
¢ City Kino Weddding
Gregs Tagebuch 4 – Böse Falle! USA 2017 D R: David Bowers D 93 min, FSK: oA
Das Pferd auf dem Balkon Österreich 2012 D R: Regie: Hüseyin Tabak D 92 min, FSK: oA
Greg und seine Familie machen eine Reise.
Eines Tages passiert dem kleinen Mika etwas Tolles: er entdeckt ein Pferd auf dem Nachbarbalkon.
¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater
¢ Sputnik Kino
Hanni & Nanni: Mehr als beste Freunde
Pünktchen und Anton (1953)
Deutschland 2017 D R: Isabell Suba D 98 min, FSK: oA
Hanni und Nanni machen so viel Quatsch wie möglich – denn sie wollen aus dem Internat fliegen. ¢ Bali Kino, Eva Lichtspiele, Union Filmtheater
Ich – Einfach Unverbesserlich 3 USA 2017 D R: Pierre Coffin, Kyle Balda, Eric Guillon D 96 min, FSK: oA
Gru und Lucy bekämpfen als Duo „Grucy“ den Superbösewicht Balthazar Bratt. ¢ b-ware!ladenkino
Kinderfilm des Monats Juni: Auf Augenhöhe Deutschland 2016 D R: Joachim Dollhopf, Evi Goldbrunner D 99 min, FSK: oA, empfohlen ab 8
Der 10-jährige Michi ist auf der Suche nach seinem Vater. Als er ihn dann zum ersten Mal trifft ist er enttäuscht: Sein Vater Tom ist kleiner als er selbst! ¢ Bali Kino, Bundesplatz Kino, Eva Licht spiele, Kino Intimes, Sputnik Kino, Union Filmtheater, Xenon Kino Alle Termine unter kinderkinobuero.de Vorbestellungen unter 030/235 562 51
Knerten traut sich Norwegen 2011 D R: Martin Lund D 78 min, FSK: oA, empfohlen ab 6
Alles war gerade so gut und dann verliebt sich Knerten in einen Birkenzweig und Lillebrors Mutter hat einen Fahrradunfall …
Deutschland 1953 D R: Thomas Engel D 91 min, FSK: 6
Klassiker von Erich Kästner. Pünktchen hat reiche Eltern, ihr bester Freund Anton kommt aus einem armen Viertel. ¢ Bali Kino
Die rote Schildkröte Frankreich/Japan/Belgien 2016 D R: Michael Dudok de Wit D 80 min, FSK: oA, empfohlen ab 12
Ein Schiffbrüchiger strandet auf einer einsamen Insel und trifft dort eine große, rote Schildkröte. ¢ b-ware!ladenkino, Sputnik Kino
Die Schlümpfe: Das verlorene Dorf USA 2017 D R: Kelly Asbury D 90 min, FSK: oA
Schlumpfine und ihre Freunde müssen das geheimnisvolle „verlorene Dorf“ im Wald finden, bevor der böse Gargamel es tut. ¢ b-ware!ladenkino, filmkunst66, Union Filmtheater
Das Sams Deutschland 2001 D R: Ben Verbong D 103 min, FSK:oA, empfohlen ab 6
Am Montag kommt Herr Mohn zu Besuch, am Dienstag ist Dienst, am Mittwoch ist Mitte der Woche, Am Donnerstag donnerts, am Freitag hat Herr Taschenbier frei und am Samstag? ¢ b-ware!ladenkino
¢ Bali Kino
Shana – The Wolf’s Music
Maikäfer, flieg!
Schweiz/Kanada 2014 D R: Nino Jacusso D 98 min, FSK: 6, empfohlen ab 10
Österreich 2016 D R: Mirjam Unger D 100 min, FSK: 12, empfohlen ab 13
Im Wien am Ende des zweiten Weltkriegs entdeckt die neunjährige Christine zwischen allem Elend auch Freiheit im Chaos. ¢ Acud Kino
Peterchens Mondfahrt Deutschland 1990 D R: Wolfgang Urchs D 80 min, FSK: oA
Peter und Anneliese helfen dem Maikäfer Herrn Sumsemann, eins seiner Beinchen zu finden, dass er auf dem Mond verloren hat. ¢ City Kino Weddding
Als ihr Vater ihre Geige verkauft, folgt Shana dem weißen Wolf in den Wald, um ihre Mutter zu suchen. ¢ Klick Kino
Spatzenkino im Juni: Manege frei! ca. 45 min, empfohlen ab ab 4
Im Kurzfilmprogramm besuchen Pettersson und Findus den Zirkus, Engel Waltraut zeigt eine Flugnummer und Zirkuslöwe Bonifazius macht Urlaub. ¢ Bali Kino, Eiszeit Kino, Eva Lichtspiele, Kino Intimes, Union Filmtheater, Xenon Kino Alle Termine unter spatzenkino.de, Vorbestellungen unter 030/449 47 50
Die unendliche Geschichte Deutschland/USA 1984 D R: Wolfgang Petersen, Hermann Weigel D 103 min, FSK: 6
Der zehnjährige Bastian liest ein Buch, das von einem Land namens Phantasien handelt und erkennt, dass nur er das Land retten kann. ¢ Intimes
Die Winzlinge: Operation Zuckerdose Frankreich/Belgien 2013 D R: Helene Giraud, Thomas Szabo D 88 min, FSK: oA
Die kleinen Tierchen freuen sich über einen Schatz: eine Zuckerdose. ¢ Sputnik Kino
Wir Kinder aus Bullerbü Schweden 1986 D R: Lasse Hallström D 90 min, FSK: oA
Die Kinder Lasse, Ole, Bosse, Britta, Inga und Lisa wohnen auf drei benachbarten Bauernhöfen. Zur Erntezeit ist dort viel los. ¢ Bali Kino
INDIEKINDER
Kinderkino im INDIEKINO Acud Kino Täglich b-ware! ladenkino täglich Bali Kino DO, FR, SA, SO Bundesplatz Kino DO, FR, SA, SO Eva-Lichtspiele DO, FR, SA, SO filmkunst66 DO, FR, SA, SO kino intimes DO, FR, SA, SO KLICK kino DO, FR, SA, SO Sputnik Kino DSA, SO Tilsiter Lichtspiele DO, FR, SA, SO Union Filmtheater DO, FR, SA, SO WOLF Kino DSA, SO Xenon Kino wechselnde Termine Eine aktuelle Programmübersicht über alle KinderfilmTermine finden Sie auf www.indiekino.de
INDIEKINOHIGHLIGHTS
FILMKUNST66 FSK-KINO AM ORANIENPLATZ IL KINO CITY KINO WEDDING 23. JÜDISCHES FILMFESTival BERLIN und brandenburg: NICHT GANZ KOSCHER!
NICHT GANZ KOSCHER! ist das Motto des diesjährigen Jüdischen Filmfestivals, illustriert durch das Plakatmotiv einer Frau, die mit einem äußerst unkoscheren Hummer kuschelt. Die beiden Filme aus dem Programm, die wir bereits sehen konnten, machen deutlich, dass Festivalleiterin Nicola Galliner und die Kurator*innen Ester Schapira und Georg M. Hafner das Motto nicht zu Unrecht gewählt haben. PERSONAL AFFAIRS ist zwar eine israelische Produktion, aber der komische und melancholische Debüt-Spielfilm der palästinensischen Regisseurin Maha Haj schildert das Leben einer palästinensischen Familie in Israel. Der britische Kurzfilm THE CHOP erzählt von einem jüdischen Fleischer, Meister der Hackebeil-Jonglage und des Fleischstückchen-Weitwurfs, der von seinem Arbeitsgeber entlassen wird und sich in einer Halal-Fleischerei bewirbt. Nicht ganz koscher sind auch die Filme VANISHED: LILIAN, POETESS und VANISHED: BEBE, über angeblich vergessene Persönlichkeiten jüdischer Kultur, die Bohème-Dichterin Lillian, die in Israel nie Fuß fassen konnte, und die Transgenderfrau Bebe Goldberg, die als Mann den Holocaust überlebte, Schauspielerin werden wollte, als Sexworkerin arbeitete und in Cabarets auftrat. Weder Bebe, noch Lillian aber haben je existiert. Yair Qedar feiert seine fiktiven marginalisierten Persönlichkeiten in Interviews und täuschend echten „Archivaufnahmen“. Die Geschichte, die der Dokumentarfilm PRAISE THE LARD erzählt, ist dagegen unglaublich, aber wahr: In Israel gibt es seit der
D 54
D JUNI/JULI 2017
Bild: Personal Affairs
Staatsgründung eine florierende Schweinefleischindus trie, die ihren Ursprung im Kibbuz Mizra hat. Dessen Gründer hatten sich gegen die religiösen Traditionen gestellt und eine säkulare Kollektiv-Gemeinschaft gebildet. Ein cineastisches Highlight des JFFB ist auch die diesjährige Retrospektive, die im Filmmuseum Potsdam läuft. „Dem Vergessen entrissen“ ist ein seltsamer Titel, wenn es um einen so bekannten Drehbuchautor, Produzenten und Regisseur wie Emeric Pressburger geht, aber tatsächlich ist weniger bekannt, dass Pressburgers Karriere bei der UFA in Berlin begann, und nicht erst mit Klassikern wie THE RED SHOES oder PEEPING TOM, die er gemeinsam mit Michael Powell drehte. Die Retro beginnt dann auch mit der Doku THE MAKING OF AN ENGLISHMAN von Pressburgers Enkel Kevin McDonald, der seinen Film persönlich vorstellen wird. jffb.de 2.7.–11.7.
JUNI/JULI 2017 D
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INDIEKINOHIGHLIGHTS
Pierrot le fou
KLICK KINO KULTFILMTAG „70 JAHRE KLICK“ Sonntags ist Kultfilmtag im Klick Kino, und im Juni zeigt die Programmreihe „70 Jahre Klick“ richtig Kante. Monika Treuts feministischem Underground-Hit DIE JUNGFRAUENMASCHINE von 1988 wurde vom Feuilleton der ZEIT einst „Tod und Hass“ gewünscht, denn „Filme wie die von der Treut vernichten das Kino“ (Helmut Schödel). Zur Berlinale neu restauriert
macht sich Treuts Film nun auf, das Kino des nächsten Jahrtausends zu annihilieren. Außerdem: die volle Nouvelle Vague-Dröhnung mit Truffauts Dreiecks-Romanze JULES UND JIM, nach der man unbedingt händchenhaltend über Brücken laufen muss, und Godards PIERROT LE FOU, der beste Liebesfilm aller Zeiten. Zum Monatsende gibt es dann noch Nouvelle Vage aus Berlin, FRONTSTADT (1982) von Klaus Tuschen, der seinen Film selbst vorstellen wird. Immer sonntags um 20 Uhr: 4.6. DIE JUNGFRAUEN MACHINE 11.6. JULES UND JIM 18.6. Pierrot le fou (OmU) 25.6. FRONTSTADT + Filmgespräch mit Regisseur Klaus Tuschen
Zeigen, was man liebt
BROTFABRIK KINO Z-INEMA VOGELBAUM #20: THE BLACK CAT ZEIGEN, WAS MAN LIEBT & SYLVIE Im klassischen Universal-Horrorfilm THE BLACK CAT (1934) des Berliner Emigranten Edgar G. Ulmer (MENSCHEN AM SONNTAG) hat das Horror-Traumpaar Bela Lugosi und Boris Karloff den ersten gemeinsamen Auftritt. Auf einer Hochzeitsreise durch Ungarn gerät ein junger Autor mit seiner Frau in die Fänge des mysteriösen Hjalmar Poelzig, der in einer modernen Villa „auf dem größten Friedhof der Welt“ lebt – einem einstigen Schlachtfeld des Ersten Weltkriegs. Er gibt sich zunächst als freundlicher Gastgeber, erscheint aber immer unheimlicher. In Wahrheit geht er sehr irdischen Lüsten nach... THE BLACK CAT hat nichts mit Edgar Allen Poe zu tun hat, aber aus heutiger Sicht umso mehr mit europäischer Emigration und deren Absorption durch Hollywood. Mit einer Einführung durch Vogelbaum-Gründerin Jennifer Borrmann. 1.7. um 21 Uhr D 56
D JUNI/JULI 2017
Das Z-inema widmet sich vor der Sommerpause dem deutschen Kino der späten 60er und frühen 70er Jahre, womit aber gerade nicht der akademischere Neue deutsche Film des Oberhausener Manifests gemeint ist, sondern die viel lässigeren Experimente von Werner Enke, May Spils, Rudolf Thome und Klaus Lemke, der „Münchner Gruppe“. ZEIGEN, WAS MAN LIEBT zeigt in Filmausschnitten und Interviews, wie die jungen Filmemacher*innen und Schauspieler*innen in den Jahren von 1964 bis 1970 ihre Projekte realisierten und entwirft ein Bild der Zeit und der Möglichkeit einer Leichtigkeit des deutschen Films. Die drei Filmemacher der Doku werden im Kino zu Gast sein. Passend dazu gibt es zwei Wochen später Klaus Lemkes Film SYLVIE (1973), in dem ein Taxifahrer, der eigentlich Seemann ist, ein Top-Model so eiskalt abblitzen lässt, dass sie ihn vergiftet. Zeigen, was man liebt: 6.6. um 20 Uhr SYLVIE, 20.6. um 20 Uhr
INDIEKINOHIGHLIGHTS
BROTFABRIK KINO BERLIN-FILM-RARITÄTEN: BERLIN-NEUKÖLLN & PLAYGIRL „Endstation Neukölln“ betitelte der Spiegel im Oktober 1997 einen Artikel, der den Bezirk in düstersten Farben zeichnete und für viel Aufsehen sorgte. Auch Bernhard Sallmann erkannte seine Wahlheimat in diesem Zerrbild von einem Slum voller „Verwahrlosung, Gewalt und Hunger“ kaum wieder. Im Mai 2001 drehte der 1967 im österreichischen Linz Geborene, der seit 1988 in Neukölln lebt, sein eigenes Porträt: Berlin-Neukölln wirft einen persönlichen Blick auf den Stadtteil und seine Bewohner, unaufgeregt und unaufdringlich, und ohne gesprochenen Kommentar. Er zeigt ein Neukölln, das mittlerweile im Verschwinden begriffen ist. Der Stadtteil stand kurz vor Beginn seiner Gentrifizierung, als ein Ureinwohner noch sagen konnte: „Es gibt keine Leute, die in Neukölln eine Wohnung suchen, es gibt nur Leute, die in Neukölln landen.“ Im Juli gibt es dann PLAYGIRL aus dem Jahr 1966, Willy Trempers schnoddrige Hommage an seine Wahlheimat Berlin, gedreht ohne Geld, ohne richtiges Drehbuch, oft improvisiert, natürlich nur auf den Straßen Berlins und in echten Räumen.
Berlin-Neukölln: 2.–14.6. um 18 Uhr, am 12.6. mit Regisseur Bernhard Sallmann und Autorin Kathrin Röggla Playgirl: 6.7.–12.7., um 18 Uhr, am 10.7. mit einer Einführung von Jan Gympel
Berlin-Neukölln
Blut
Heat
ACUD KINO BROTFABRIK KINO RUSSISCH DOK #4: BLUT & VICTORY DAY
Bundesplatz Kino Psyche und Film: Heat & Gottes zerstreute Funken
Die in Murmansk geborene und in Petersburg lebende Regisseurin und Autorin Alina Rudnitskaya begleitet in BLUT (2013) den Alltag einer mobilen Blutspende-Station in Russland. Der Kleinbus mit dem medizinischen Personal und der Ausrüstung zum Abnehmen und Lagern von Blutspenden reist durch die russische Provinz und hält in Dörfern und kleinen Industriestädten, wo sich lange Schlangen von Spendenwilligen bilden. In VICTORY DAY (2014) erzählt sie von der Verabschiedung des Gesetzes, das „Propaganda unter Minderjährigen für ‚nicht-traditionelle’ sexuelle Beziehungen“ verbietet. Seitdem sind homophobe Tendenzen in der russischen Gesellschaft angestiegen. Während draußen eine patrio tische Parade durch die Straßen Petersburgs zieht, erzählen die Prota gonist*innen in ihren Wohnungen von den drastisch veränderten Lebensumständen. acudkino.de, brotfabrik-berlin.de
Die Bundesplatz-Reihe „Psyche und Film“ zeigt im Juni Michael Manns Polizisten-Gangster-Epos HEAT von 1996, in dem erstmals die Schauspiel-Titanen des New Hollywood-Kinos Al Pacino und Robert De Niro in einer gemeinsamen Szene aufeinandertreffen. Die Einführung übernimmt Donat Keusch. Im Juli folgt GOTTES ZERSTREUTE FUNKEN – JÜDISCHE MYSTIK BEI PAUL CELAN (2017). Rüdiger Sünners Dokumentarfilm erforscht, wie Kabbala und Chassidismus Celans Poesie beeinflussten, vor allem die Vorstellung, dass Gott sich zu Beginn der Schöpfung zurückgezogen hat, sein Licht aber als über die Welt verstreute Funken in Steinen, Wasserlachen und Gewächsen zu finden ist und seiner Wiederherstellung harrt. bundesplatz-kino.de HEAT: 27.6. um 20 Uhr GOTTES ZERSTREUTE FUNKEN: 27.5. um 20.30 Uhr
Acud Kino: 21.6. um 20 Uhr Brotfabrik Kino: 15.6. um 18 Uhr
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INDIEKINOHIGHLIGHTS
BALI KINO WALTER STEFFEN – EIN REGISSEUR UND SEINE REGION
Fahr ma obi am Wasser
Im Juli stellt das Bali dem Berliner Publikum einen bayerischen Filmemacher vor: Bevor Walter Steffen über Praktika an den Münchner Kammerspielen und bei verschiedenen TV- Produktionen zum Film kam, arbeitete er unter anderem als Skilehrer, Trucker und Autor. Inzwischen hat er sich auf Dokumentarfilme spezialisiert: MÜNCHEN IN INDIEN (2013) erzählt die Geschichte von Hannes Fritz, der im Jahr 1925 seinen sicheren Beruf als Banker aufgibt, um Kunstmaler zu werden. Als die Nazis an die Macht kommen, bereist er zwischen 1932 und 1937 den indischen Subkontinent und wird zum Hofmaler der indischen Maharadschas. TRÜFFELJAGD IM 5 SEEN LAND (2013) ist eine literarisch-filmische Entdeckungsreise nach
Erzählungen des bayerischen Schriftstellers Gerd Holzheimer. FAHR MA OBI AM WASSER (2017) liefert ein kulturhistorisches Landschaftsporträt der Flüsse Isar und Loisach, auf denen seit Jahrhunderten Flößer ihrem Handwerk nachgehen. In HAPPY WELCOME (2015) begleitet Steffen vier Clowns bei ihrer Willkommenstour durch Deutschland zu Aufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge. BAVARIA VISTA CLUB – MUSIKERGESCHICHTEN AUS OBERBAYERN (2014) stellt eine experimentierfreudige Musikszene vor, die traditionelle alpenländische Musikkultur mit modernen Stilen und Instrumenten verbindet. balikino-berlin.de 13.–19.7.
Labyrinth
Good Fellas
EVA-LICHTSPIELE DER ALTE DEUTSCHE FILM
CITY KINO WEDDING GOOD BYE, BALLHAUS
Das Programm im Juni: Die UFA-Verwechslungskomödie DER FALSCHE EHEMANN (1931) nach einem Drehbuch von Billie Wilder und Paul Franck zeigt Johannes Riemann in einer Doppelrolle als Zwillingspaar. Nach dem Skandalerfolg von DAS MÄDCHEN ROSEMARIE drehte Nadja Tiller mit Rolf Thiele das Drama LABYRINTH (1959) um eine berühmte junge Frau, die in einem exklusiven Sanatorium versucht, ihre Alkoholsucht zu bewältigen. Für ihre Darstellung der narzisstischen Georgia Gale wurde sie mit dem Bundesfilmpreis als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. In MEISEKEN (1937) besucht Berliner Göre und Publikumsliebling Rotraut Richter die Lebkuchenstadt Nürnberg. Im dramatischen Episodenfilm DAS WAR MEIN LEBEN (1943/44) mit Carl Raddatz erzählt ein alter Landarzt seinem jungen Nachfolger vom Auf und Ab aus vierzig Jahren Arztpraxis. eva-lichtspiele.de
Das City Kino Wedding zeigt von Juni bis Anfang Juli eine Hommage an den Kameramann Michael Ballhaus, die es in sich hat. Mit MARTHA (1973), DIE EHE DER MARIA BRAUN (1979), GOOD FELLAS (1990) und BRAM STOKER’S DRACULA (1992) laufen echte Meilensteine in Ballhaus‘ Werk. Im Fassbinder-Film MARTHA verwendete Ballhaus zum ersten Mal die Kreisfahrt, die ihn berühmt machen sollte. In der legendären Schlussszene aus DIE EHE DER MARIA BRAUN ist aus der Kreisfahrt ein schwindelerregendes Todesballett geworden. In Scorseses GOOD FELLAS entwickelt Ballhaus einen komplexen, mit der Ensemble-Choreografie koordinierten Steadycam-Stil, der für das heutige Kino stilprägend ist. In BRAM STOKER‘S DRACULA, Ballhaus Zusammenarbeit mit Francis Ford Coppola, wird die frei schwebende Kamera selbst zum untoten Geist des Fürsten der Finsternis. Eigentlich quasi ein Pflichtprogramm.
Immer mittwochs um 15.45 Uhr: 7.6. DER FALSCHE EHEMANN 14.6. LABYRINTH 21.6. MEISEKEN 28.6. DAS WAR MEIN LEBEN jeweils um 15.45 Uhr
D 58
D JUNI/JULI 2017
Immer um 18 Uhr: 11.6. Martha 18.6. GOOD FELLAS (OV) 25.6.: BRAM STROKER’S DRACULA (OmU) 2.7. DIE EHE DER MARIA BRAUN
INDIEKINOHIGHLIGHTS
BALI KINO KÜNSTLER*INNENPORTRÄTS Von Anfang Juni bis Mitte Juli zeigt das Bali-Kino täglich (!) Künstler*innen-Porträts. Es geht los mit der britischen Doku ICH, CLAUDE MONET (1.–7.6.), die einen Zugang zu Monet durch seine 2.500 erhaltenen Briefe versucht. Nach dem bereits erfolgreich im Kino gelaufenen Biopic PAULA (8.–14.6.) über die Malerin Paula Modersohn-Becker und der Doku NEO RAUCH – GEFÄHRTEN UND BEGLEITER (22.–28.6.) geht es im Juli mit MICHELANGELO – LIEBE UND TOD (6.–12.7.) weiter, der anlässlich der großen Michelangelo-Ausstellung in der Londoner National Gallery entstanden ist und die Beziehung Michelangelos zu seinem Zeitgenossen Leonardo da Vinci ebenso untersucht wie seine umfangreiche künstlerische Praxis, die Malerei, Bildhauerei, Architektur und Dichtkunst umfasste. 1.6.–12.7., um 18 und 20.30 Uhr
ACUD KINO REFLECTIONS UNHEARD: BLACK WOMEN IN CIVIL RIGHTS Nevline Nnajis Dokumentarfilm deckt die Geschichte der politischen Marginalisierung von schwarzen Frauen in der Bürgerrechtsbewegung auf – von der männlich dominierten Black Power-Bewegung bis zur Frauenbewegung der 60er bis 80er Jahre, die vor allem von weißen Mittelschichtsfrauen getragen wurde. Archivaufnahmen und Interviews mit Aktivistinnen zeigen, wie schwarze Frauen für Anerkennung kämpften und das Bewusstsein dafür weckten, was Sexismus und Klassenfragen für Frauen innerhalb und außerhalb der Black-Power-Bewegung und des Mainstream-Feminismus bedeuteten. 19.6. um 19 Uhr
Paula
FILMRAUSCHPALAST EVA-LICHTSPIELE LIEBESRAUSCH: BELLE DE JOUR 4 – DAS QUATUOR EBÈNE Ob es wirklich Liebe ist, die Catherine Deneuve als die verheiratete Séverine in Luis Buñuels Klassiker BELLE DE JOUR dazu bewegt, ihre erotischen Fantasien mit dem sadistischen Henri (Michel Piccoli) und dem hitzköpfigen Pierre (Jean Sorel) auszuleben, sei dahingestellt. Buñuels Film zeigte schon 1967, dass weiblicher Masochismus eine eigene Art hat, mit patriarchalen Pfeifenköpfen in Konflikt zu geraten, und war damit schon ein ganzes Stück weiter als beliebte Mainstream-SM-Filme von heute.
Das Quatuor Ebène ist eines der berühmtesten Streichquartette der Welt. Regisseur Daniel Kutschinski konnte die Musiker für seinen Film bei der Arbeit begleiten und ihre intensive Auseinandersetzung mit Partituren beobachten. Daniel Kutschinski stellt seinen Film am Sonntag, den 25.6. um 20 Uhr in den Eva Lichtspielen vor. 4.6.+11.6. um 11 Uhr, 17.6. um 18 Uhr. Am 25.6. um 20 Uhr in Anwesenheit von Regisseur Daniel Kutschinski
5.6. um 20 Uhr, 10.6. um 18 Uhr, 11.6. um 13 Uhr, 18.6. um 22 Uhr & 24.6. um 18 Uhr
JUNI/JULI 2017 D
59 D
INDIEKINOHIGHLIGHTS Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Die Oktoberrevolution und ihre Folgen: Rückblick auf die Gegenwart“ zeigt das Kino Krokodil drei sowjetische Kurzfilme aus der Zeit von 1924 bis 1932: Dziga Vertovs KINO PRAWDA NR. 18 (1924), Grosny Wawila i tjotka Arina (Der schreckliche Wawila und Tante Arina, 1928) von Nikolaj und Olga Chodataev und WLASTELIN BYTA (BEHERRSCHER DES ALLTAGS, 1932) von Aleksandr Ptushko. Dokumentarisch, humorvoll und enthusiastisch geben sie Einblicke in die Utopie vom “Neuen Menschen”, der am Ende der bolschewistischen Revolution entstehen sollte. Nach dem Film diskutieren Experten aus dem post-sowjetischen Raum die Nachwirkungen des sowjetischen Erziehungsregimes und den daraus hervorgegangenen Menschentypus „Homo sovieticus“. 28.6. Uhrzeit 19 Uhr
Beherrscher des Alltags
KINO KROKODIL DIE UTOPIE VOM „NEUEN MENSCHEN“
Die vergessene Armee
Hitlerkantate
BUNDESPLATZ-KINO BERLINFILM-MATINEE
Bundesplatz-Kino Werkschau Thomas Mauch
Jeden Sonntag um 11 Uhr zeigt das Bundesplatz-Kino Filme aus und über Berlin. Für den Sommer stehen bereits die folgenden Filme fest. 4.6.: BERLIN REBEL HIGH SCHOOL – Dokumentarfilm über eine kollektiv betriebene freie Schule in Kreuzberg, letzte Hoffnung von Aussteigerinnen und Schulverweigerern. 11.6.: UND IN DER MITTE DER ERDE WARD FEUER – Der Dokumentarfilmer Bernhard Hetzenauer reist nach Ecuador, um die 98-jährige Psychotherapeutin Vera Kohn zu treffen, die in den 30er-Jahren dorthin emigriert ist, und von ihr zu lernen, wie er mit der SS-Vergangenheit seines Großvaters umgehen soll. Hetzenauer wird zur Vorführung anwesend sein. 18.6.: DIE VERGESSENE ARMEE (Besprechung auf Seite 29). 26.6.: Zwei Künstlerinnen – Zwei Filme – in zwei knapp 30-minütigen Filmen werden die Zeichnerin, Malerin, Druckgrafikerin und Ausstatterin Uta Helene Götz und die Berliner Bildhauerin Roswitha Schwaab vorgestellt. Die beiden Filemacherinnen der Porträts, Christa Donner und Konstanze Binder sind zu Gast. 16.7.: Mein wunderbares West-Berlin (Besprechung auf Seite 16), 30.7.: DIE GUTEN FEINDE – Dokumentarfilm über die Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“.
Im Juni und Juli wird die Werkschau mit Arbeiten des Kameramanns, der unter anderem mit Werner Herzog, Werner Schroeter, Alexander Kluge, Helma Sanders-Brahms und Ula Stöckl zusammen arbeitete, fortgesetzt. Bei allen (!) Vorführungen wird Thomas Mauch anwesend sein und oft werden noch weitere Gäste erwartet. Spannend dürfte zum Beispiel sein, was Mauch über die Dreharbeiten von Werner Herzogs Wahnsinnsprojekt FITZCARRALDO, der am 11.6. gezeigt wird, zu erzählen hat. Weiterhin stehen auf dem Programm: Jan Schüttes lakonisch-märchenhafter Auswandererfilm AUF WIEDERSEHEN AMERIKA (5.6.), ein Doppelprogramm mit zwei Filmen der feministischen Regisseurin Ula Stöckl aus den 1970er Jahren (25.6.) und Jutta Brückners HITLERKANTATE (2.7.) über den der Filmkritiker Georg Seeßlen schrieb: „Hitlerkantate ist einer der notwendigsten Filme über den Faschismus letzthin. Es ist der Film, der uns sagt, dass das Denken in den Bildern noch nicht abgeschafft ist.“ Einen Einblick in Mauchs Arbeit gibt am 18.6. Alexander Kluges Dokumentarfilm ICH HASSE MICH, WENN ICH LÜGE. DAS UNBESTECHLICHE AUGE: THOMAS MAUCH *1937. Eine Übersicht über das komplette Programm gibt es unter bundesplatz-kino.de > Vorschau.
Immer sonntags um 11 Uhr
5.6.–9.7., am Pfingstmontag und dann immer sonntags um 15.30 Uhr
D 60
D JUNI/JULI 2017
INDIEKINOHIGHLIGHTS
Nahid
Hackesche Höfe Kino Iranische Frauenfilmtage DIE VERBORGENE HÄLFTE - viel zu oft trifft dieser Titel von Tahmineh Milanis Film über eine junge Studentin, die sich1978 einer kommunistischen Gruppe anschließt, auch auf das Filmschaffen iranischer Frauen zu. Während männliche Regisseure wie Asghar Farhadi, Jafar Panahi oder der jüngst verstorbene Abbas Kiarostami große Anerkennung genießen, sind die künstlerischen, persönlichen und gesellschaftlichen Visionen ihrer Kolleginnen viel zu selten zu sehen. Die Iranischen Frauenfilmtage Berlin wollen diese Lücke schließen und ermöglichen eine Reise in ein anderes Iran, genau beobachtet, kämpferisch und nicht zuletzt feministisch. Zu sehen sind Arbeiten von zehn Regisseurinnen, darunter eine ganze Reihe von Debütfilmen. Immer wieder thematisieren die Filme die Grenzen, an die Frauen ständig stoßen, und den Aufruhr, den von der Norm abweichende Lebenswege verursachen. Mona Zandis ON A FRIDAY AFTERNOON erzählt von Songal, die mit 15 Jahren von ihrer Familie verstoßen wurde und nun alleine mit ihrem pubertierenden Sohn lebt, in ANOTHER TIME von Nahid Hassanzadeh weigert sich eine junge Mutter, den Vater ihres Kindes zu nennen, und auch in Ayda Panahandehs
elegischem NAHID, der in Cannes in der Reihe „Un certain regard“ zu sehen war, geht es um eine Alleinerziehende. Nahid (Sareh Bayat aus NADER UND SIMIN) versucht, jeden Kontakt zum Vater ihres Sohnes zu vermeiden. Die Situation eskaliert, als sie auf Überwachungskameras mit ihrem neuen Freund festgehalten wird. Neben Dramen stehen zwei Dokumentarfilme, die Burleske THERE’S NOTHING BEHIND THE DOOR über eine chaotische Hausgemeinschaft und eine Retrospektive auf dem Programm: Tahmineh Milani gehört zu den wenigen iranischen Regisseurinnen, die einigermaßen kontinuierlich produzieren können. Die IFF zeigen drei Beispiele aus ihrem abwechslungsreichen Werk, darunter den eingangs erwähnten THE HIDDEN HALF, für den Milani kurzzeitig festgenommen wurde. Alle Filme werden in Farsi mit englischen Untertiteln gezeigt. Zu jeder Vorstellung sind Gäste eingeladen und finden Filmgespräche statt. Die Fäden laufen am 5.6. um 14 Uhr in der Podiumsdiskussion „Der Kampf nach der Revolution. Frauen & das iranische Kino seit 1979“ zusammen. iranische-filmreihe.de, hoefekino.de 1.–5.6.
BALI KINO KINO DER NACHBARN: FRANCUSKI NUMER Die Reihe KINO DER NACHBARN zeigt einmal im Monat Filme in Zusammenarbeit mit der deutsch-polnischen Gesellschaft. Im Juni ist die Komödie FRANCUSKI NUMER – EINE FRANZÖSISCHE NUMMER (2006, OmeU), der Debütfilm des polnischen Regisseurs Robert Wichrowski, zu sehen: Magda kauft einen alten Mercedes und um Geld zu sparen nimmt sie vier Fremde auf ihre Fahrt nach Paris mit. Doch dann stellt sich heraus, dass das Auto gestohlen ist, und schon die Ausreise aus Warschau wird zum echten Problem. balikino-berlin.de 21.6. um 18 Uhr JUNI/JULI 2017 D
61 D
Nachbild
„Earth Porn“ ist zu einem Begriff geworden, mit dem geradezu irrwitzig schöne Naturbilder im Internet bezeichnet werden. Die Erotisierung des Naturschönen ist eine Form des Genusses, die mit einer bürgerlichen Ästhetik nicht zu fassen ist. Kants Begriff des „interesselosen Wohlgefallens“ zieht hier nicht, und für die Ästhetik der Erhabenheit ist „Earth Porn“ zu handzahm. Es geht nicht um Überwältigung, sondern um einen sehr sinnlichen Genuss, der kein Problem damit hat, in den Kitsch hinab zu sinken. In João Pedro Rodrigues‘ Film DER ORNITHOLOGE scheint sich der Genuss dann aber doch wieder mit der Gefahr zu verbinden. Hier erzeugen die Bilder eine hinreißende körperliche Sinnlichkeit, die über die Erotik in eine bizarre, surreale Passionsgeschichte übergeht, vielleicht auch, weil die Natur zurückblickt.
vorschau INDIEKINO im AUGUST D THE PARTY Bourgeoisie und Verbrechen D AUGUSTE RODIN Biopic von Jacques Doillon D HELLE NÄCHTE Entfremdet in orwegen D Magical Mystery Das gute alte Bumm-Bumm D TIGERMILCH Mariacron, Milch, Maracujasaft D Das ist unser N Land Bei den Franko-Faschos D Die Göttliche Ordnung Schweizer Frauenbewegung D Als Paul über das Meer kam Begegnung im Wald D DAS GESETZ DER FAMILIE Krimineller Betrieb D HAUS OHNE DACH Stuttgart-Kurdistan D DALIDA Chanson- Superstar D EINSTEINS NICHTEN Deutsche Morde D TULPENFIEBER Vermeer-Romanze D HARD & UGLY Kreuzberg-Posse D FINAL PORTRAIT Giacometti malt D Stromaufwärts Brüder auf dem Floss D HAMPSTEAD Lebenskünstler D DER STERN VON INDIEN PostkolonialEpos D MEINE COUSINE RACHEL Thriller-Remake D ANA, MON AMOUR Analyse-Drama D DIE GUTEN FEINDE Widerstand der Roten Kapelle D PARADIES (RAY) Kontroverses Holocaust-Drama D JUGEND OHNE GOTT Horvath-Verfilmung D SIE NANNTEN IHN SPENCER Bud-Bio D 62
D JUNI/JULI 2017
INDIESERVICE
Die INDIEKINOS
ACUD Kino Mitte
1
Veteranenstr. 21, 10119 Berlin www.acudkino.de
City Kino Wedding filmkunst66 im Centre Français Charlottenburg Bleibtreustr. 12, 10623 Berlin Wedding 6 www.filmkunst66.de
Müllerstraße 74, 13349 Berlin www.citykinowedding.de
Filmrauschpalast Moabit 10
Eiszeit Kino Kreuzberg 7
Lehrter Str. 35, 10557 Berlin www.filmrausch.de
Bali Kino Zehlendorf 3
fsk-Kino am Oranienplatz Kreuzberg 11
Eva-Lichtspiele Berlin Wilmersdorf 8
REINICKENDORF
Brotfabrikkino Weissensee 4
Greifenhagener Str. 32, 10437 Berlin www.kino-krokodil.de
IL KINO NEUKÖLLN
Wolf Kino NEUKÖLLN 20 Weserstraße 59, 12045, Berlin wolfberlin.org
16
21 Kolonnenstr. 5, 10827 Berlin www.xenon-kino.de
Kino INTIMES Friedrichshain
Sputnik Kino am Südstern Kreuzberg 17 14
15 10 H 22 1
SPANDAU
MITTE
CHARLOTTENBURGWILMERSDORF 8
9
21 5
12
Z-inema MITTE
22
Bergstr. 2, 10115 Berlin www.z-bar.de
4
Tilsiter Lichtspiele Friedrichshain 18
18 14
LICHTENBERG
R.-Sorge-Str. 25a, 10249 Berlin www.tilsiter-lichtspiele.de
MARZAHNHELLERSDORF
Zukunft Friedrichshain
23
Laskerstr. 5, 10245 Berlin kino-zukunft.de
B 2 Friedrichshainkreuzberg 11 A 7 F 23 17 E 13 G
TEMPELHOFSCHÖNEBERG
STEGLITZZEHLENDORF
20
NEUKÖLLN
19 D
TREPTOWKÖPENICK
3
Bundesplatz 14, 10715 Berlin www.bundesplatz-kino.de
Hasenheide 54, 10967 Berlin www.sputnik-kino.com
Boxhagener Str. 107, 10245 Berlin www.kino-intimes.de
C
Bundesplatz-Kino Wilmersdorf 5
Xenon Kino Schöneberg
13
Nansenstr. 22, 12047 Berlin www.ilkino.de
PANKOW
6
16
B-ware! Open Air im Vor Wien Biergarten Kreuzberg A im FMP1 Friedrichshain B
Rosenthaler Str. 40/41, 10178 Berlin www.hoefekino.de
15
Segitzdamm 2, 10969 Berlin www.fsk-kino.de
Blissestr. 18, 10713 Berlin www.eva-lichtspiele.de
Caligariplatz 1, 13086 Berlin www.brotfabrik-berlin.de
Kino Krokodil Prenzlauer berg
Windscheidstr. 19, 10627 Berlin
Zeughofstr. 20, 10997 Berlin www.eiszeit-kino.de
Teltower Damm 33, 14169 Berlin www.balikino-berlin.de
Hackesche Höfe Kino Mitte 12
Klick Kino Charlottenburg
b-ware! ladenkino Friedrichshain 2 Gaertnerstr. 19, 10245 Berlin ladenkino.de
9
Union Filmtheater Friedrichshagen Freiluftkino Pompeji Bölschestr. 69, 12587 Berlin 19 www.kino-union.de Friedrichshain
G
freiluftkino-pompeji.de
Freilichtbühne WeiSSensee Weissensee
C
freilichtbuehne-weissensee.de
Freiluftkino D Friedrichshagen Friedrichshagen
www.freiluftkino-friedrichshagen.de
Freiluftkino Hasenheide KreuzberG E
www.freiluftkino-hasenheide.de
Freiluftkino Insel zu Gast im Cassiopeia Friedrichshain F www.freiluftkino-insel.de
Windlicht im Filmrausch palast: „Umsonst & DrauSSen“ Moabit H www.filmrauschpalast.de
ladenkino.de
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Bildnachweis: Filmbilder/Plakatmotive: Filmverleiher/Filmfestivals Open-Air Kinobilder (S. 42/43): Kinos Saves the Dates (S. 8): Sputnik Kino Geburtstag Eiszeit Kino (S. 6): Eiszeit Kino Baby Wolfgang (S. 7): Wolf Kino Eine Gewähr für die Richtigkeit der Termine kann nicht übernommen werden. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Ein Nachdruck ist nur mit Genehmigung von Redaktion und Autor und mit Quellenangabe gestattet. Für unverlangt eingesandtes Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Das INDIEKINO BERLIN Magazin erscheint in einer Auflage von 15.000 Stück. Das Magazin ist kostenfrei. Verteilung in den Berliner Kinos ACUD Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino, Brotfabrikkino, Bundesplatz Kino, City Kino Wedding, Eiszeit Kino, Eva Lichtspiele, filmkunst66, Filmrauschpalast Moabit, fsk-Kino am Oranienplatz, Hackesche Höfe Kino, IL Kino, Kino Intimes, Kino Krokodil, Klick Kino, Sputnik Kino am Südstern, Tilsiter Lichtspiele, Union Filmtheater, Wolf Kino, Xenon Kino, Z-inema, Zukunft sowie an weiteren 400 Verteilstellen. Abonnement: Auf Wunsch liefern wir Ihnen das INDIEKINO BERLIN Magazin gerne zu einem Unkostenbeitrag direkt nach Hause. Weitere Informationen und ein Bestellformular finden Sie unter: www.indiekino.de/news/de/abonnement
JUNI/JULI 2017 D
63 D
NICHT GANZ KOSCHER 23. Jüdisches Filmfestival Berlin & Brandenburg 02.07. — 11.07.2017 | jfbb.de