D TOM OF FINLAND Schweigsamer Zeichner D FÉLICITÉ Rausch und Kühlschrank D CLASH Gesellschaft im Brennglas D HAPPY END Hochkultur bis zum Abwinken D DIE UNSICHTBAREN Untergetaucht in Nazi-Berlin D SOMMER HÄUSER Hitze und Verfall D MAUDIE Finden sich zwei D GOD’S OWN COUNTRY Schäferliebe D DIE NILE HILTON AFFÄRE Paranoia-Thriller D BLOOD SIMPLE Pflichtlektüre D BORG/MCENROE Tennis als Druckkammer D PRE-CRIME Freiheit vs. Sicherheit D THE SQUARE Kunstkritisches Kunstkino D STREETSCAPES [DIALOGUE] Architektur und Analyse D THE WAILING – DIE BESESSENEN Von Dämonen umstellt D UNTITLED Ein Film, in dem es um nichts geht
Magazin DER unabhängigen BERLINER LichtspielhäusER
D 41 D OKTOBER 2017
indiekinoBERL
BLADE RUNNER 2049 – Start am 5.10.2017
DIE INDIEKINOS D ACUD KINO D B-WARE!LADENKINO D BALI KINO D B rotfabrik Kino D BUNDESPLATZ KINO D City Kino Wedding D EISZEIT KINO D EVA-LICHTSPIELE D FILMKUNST66 D FILMRAUSCHPALAST D FSK-KINO AM ORANIENPLATZ D HACKESCHE HÖFE KINO D IL KINO D INTIMES D KROKODIL D KLICK Kino D SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN D TILSITER LICHTSPIELE D UNION FILMTHEATER D XENON KINO D WOLF KINO D Z-INEMA D ZUKUNFT D B-WARE! OPEN AIR D FLB Weissensee D FLK FRIEDRICHSHAGEN D FLK HASENHEIDE D FLK INSEL D FLK POMPEJI D FLK „UMSONST & DRAUSSEN“ IM FILMRAUSCHPALAST
Editorial
In unserem Oktober-Heft haben wir uns auf Filme konzentriert, die angesichts der hitzigen Debatten um Aronofskys MOTHER!, des Starts von BLADE RUNNER 2049 (den wir vor Redaktionsschluss noch nicht sehen konnten), und Michael Hanekes neuem Film HAPPY END womöglich übersehen werden könnten. FÉLICITÉ war für uns ein Highlight der diesjährigen Berlinale, DIE NILE HILTON AFFÄRE ist einer der atmosphärischsten politischen Paranoia-Thriller seit langem. Für CLASH, einen der erfolgreichsten und meist diskutierten Filme des ägyptischen Kinos, konnten wir die Kairoer Filmemacherin Sarah Amir als Rezensentin gewinnen und Patrick Heidmann hadert im Interview mit dem finnischen Regisseur Dome Karukoski darüber, weshalb
ein Hetero einen Film über eine schwule SM-Ikone dreht: TOM OF FINLAND. Ein ziemlich wildes Programm erwartet uns im Oktober auch in den Sonderveranstaltungen der Kinos: Die große Retrospektive der Straub/ Huillet-Filme bringt formstrenges Polit-Kino wieder auf die Berliner Leinwände. Obscura-Festival, B-Film Basterds und die Kinder vom Bahnhofskino versorgen die Stadt mit weniger respektierten B-Produkten, und die Georgischen Filmtage, eine Reihe mit geheimen Staats-Dokumentarfilmen der DDR, und Tagungen zu Farbe im Film und zur Digitalisierung des Film erbes liefern Entdeckungen und Hirnfutter.
04 Magazin
24 Paranoia-Thriller: DIE NILE HILTON AFFÄRE
08 „Wir hatten keine Ahnung, dass es womöglich Penisse in dieser GröSSe gibt.“: Interview mit Dome Karukoski zu TOM OF FINLAND 12 Rausch und Kühlschrank: Félicité 14 Gesellschaft im Brennglas: CLASH
Viel Spaß beim Lesen und viel Spaß im Kino Eure INDIEKINO BERLIN Redaktion
34 WEITER im Kino 36 Kinderfilme 38 Kinohighlights 45 Kinoadressen, Impressum, AboNNEMENT 46 Nachbild
Neu im NOVEMBER 33 32 27 14 18 19 20
Blade Runner 2049 Blood Simple Borg/McEnroe Clash Daniel Hope – Der Klang des Lebens Django – Ein Leben für die Musik Die Einsiedler
Starts der Woche 5.10. 33 32 12 28 29 24 8
Blade Runner 2049 Blood Simple Félicité das Grüne Gold Der Konzertdealer Die Nile Hilton Affäre Tom of Finland
22 33 12 21 28 22 29 32 18
Es war einmal Indianerland Fack Ju Göhte 3 Félicité God‘s Own Country Das Grüne Gold Happy End Der Konzertdealer Maleika Maudie
31 24 28 33 17 30 31 8 17
Muito Romantico Die Nile Hilton Affäre Pre-Crime Schneemann Sommerhäuser The Square Streetscapes [Dialogue] Tom of Finland Untitled
16 26 20 29 16 26
Die Unsichtbaren – Wir wollen leben Vorwärts Immer The Wailing – Die Besessenen We are X Wenn Gott schläft What happened to Monday?
12.10.
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Die Einsiedler Happy End Maleika Muito Romantico Pre-Crime Streetscapes [Dialogue] Vorwärts Immer The Wailing - Die Besessenen Wenn Gott schläft What happened to Monday?
Borg/McEnroe Clash Daniel Hope – Der Klang des Lebens Es war einmal Indianerland Schneemann The Square
Django – Ein Leben für die Musik Fack Ju Göhte 3 God‘s Own Country Maudie Sommerhäuser Die Unsichtbaren – Wir wollen leben Untitled We are X OKTOBER 2017 D
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INDIEMAGAZIN
La grande bellezza
ITALIENISCHE NÄCHTE
Die Italophilie greift um sich: Im Oktober gibt es neben dem „Italienischen Abend“ im Bundesplatz-Kino am 13.10. und „Kino Italia“ im Il Kino, wo diesmal am 18.10. N-CAPACE von Eleonora Danco zu sehen ist, eine ganze „Lange Italienische Nacht“ im Klick. Die beginnt am 13.10. um 16.30 Uhr mit ACCATTONE (1961) von Pier Paolo Pasolini und endet zwei Klassiker später, nach TOTÒ, PEPPINO UND DAS LEICHTE MÄDCHEN(1956) von Camillo Mastrocinque und DIE UNGLAUBLICHEN ABENTEUER DES HOCHWOHLLÖBLICHEN RITTERS BRANCA LEONE (1966) von Mario Monicelli, mit dem Director’s Cut von Paolo Sorrentinos LA GRANDE BELLEZZA (2016).
Periskop präsentiert: Tito. Seine Genossen. Seine Geheimnisse. 2016 erschien das umfangreiche Buch „Tito – Eine Biografie“ des Historikers Dr. Jože Pirjevec. Am 25.10. um 19 Uhr gibt Pirjevec im Sputnik Kino Einblicke in die Geheimnisse des jugoslawischen Staats- und Parteichefs. Der Film CINEMA KOMMUNISTO von Mila Turajilic zeigt im Anschluss, wie Titos persönliche Vorliebe für den Film die ganze Filmindustrie in Jugoslawien beeinflusste. CINEMA KOMMUNISTO erzählt die Geschichte vom „Hollywood des Ostens“, und von der Konstruktion des Jugoslawien-Mythos auf der Leinwand. D4
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BUCHVORSTELLUNG: „BEZIE HUNGSWEISE“ In Manuela Reichardts Erzählungsband „Beziehungsweise“ geht es um die Liebe und wie sie unsere Biografien bestimmt. In Gabe Klingers Film PORTO führt ein One-Night-Stand zu jahrzehntelanger Sehnsucht nach der einst Geliebten. Am 5.10. um 17.30 Uhr liest Manuela Reichardt aus ihrem Buch vor, dann sehnt sich Anton Yelchin nach einer Liebe, die zu kurz war.
URS SPÖRRI: DONALD TRUMP ALS SCHAUSPIELER Neben “seiner” Fernsehshow THE APPRENTICE trat Donald Trump in Serien wie SEX IN THE CITY, THE JEFFERSONS, THE NANNY, THE FRESH PRINCE OF BEL AIR und in Filmen wie ZOOLANDER auf und spielte – Donald Trump. Am 18. Oktober gibt es um 19 Uhr im City Kino Wedding einen Vortrag des Filmwissenschaftlers Urs Spörri über „Donald Trump als Schauspieler“. Danach läuft die Doku KINGS OF KALLSTADT, in der Damen aus dem Geburtsort von Trumps Vorfahren nach New York fliegen, um Trump Kuchen aus der alten Heimat seiner Familie zu bringen. Trump mag anscheinend keinen Kuchen.
„Reda Kateb simuliert als Django dessen hochvirtuose Gitarrenkunst perfekt.“ SPIEGEL ONLINE
EIN LEBEN FÜR DIE MUSIK
HALLOWEEN-SPECIAL Am 31.10. ist Halloween und das Sputnik-Kino zeigt eine lange Horrornacht mit THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE und einer Auswahl an Zombiefilmen, die zu Redaktionsschluss noch nicht abgeschlossen war. Näheres unter www.sputnik-kino.com
TAG DER OFFENEN TÜR Am Samstag, den 7. Oktober gibt es an der Filmhochschule DFFB im Filmhaus am Potsdamer Platz einen Tag der offenen Tür. Wer darüber nachdenkt, Filmemacher*in zu werden, beziehungsweise Drehbuch, Regie, Kamera oder Produktion zu studieren, hat Gelegenheit, sich die Akademie von innen anzusehen. dffb.de
66 KINOS
Philipp Hartmann tourte 2014 bis 2015 mit seinem Film DIE ZEIT VERGEHT WIE EIN BRÜLLENDER LÖWE durch zahlreiche Kinos in Deutschland. Er nutzte die Tournee, um ein Porträt der vielfältigen deutschen Kinolandschaft einzufangen. Im Trailer haben wir auch einige bekannte Gesichter entdeckt. Das Ergebnis – 66 KINOS – ist am 31.10. im Bundesplatz-Kino zu sehen und am 1.11. im Wolf.
AB 26. OKTOBER IM KINO WWW.DJANGO-FILM.DE /DJANGO.DERFILM
INDIEMAGAZIN
„Ich, Judas“
GROSSE BÜHNE AUF GROSSER LEINWAND Eva, Bali und Union holen im Oktober Bühnenevents ins Kino. Neben einer Aufführung des Bolshoi Theaters („Le Corsaire“, 22.10., Union) und der Oper „Alice’s Adventures in Wonderland“ in der Version der Royal Opera (23.10., Union) ist das vor allem die Filmfassung von Ben Beckers Monolog „Ich, Judas“ im Berliner Dom. Becker performt einen Text von Walter Jens, in dem Judas, der Jünger Jesus, der ihn ans Kreuz geliefert hat, fordert, neu über seinen Fall nachzudenken. Er, Judas, kann gar kein Verräter sein, weil es keinen Verrat gab. Denn was hat er schon preisgegeben, das nicht sowieso alle wussten? Das Stück ist vom 31.10. bis 1.11. im Bali Kino und am 31.10. in den Eva-Lichtspielen und im Union Filmtheater zu sehen.
VERLOSUNG: BELLE DE JOUR + DIE REIFEPRÜFUNG Zwei unverzichtbare Klassiker: In diesem Monat können wir drei Pakete mit neuen BluRay-Ausgaben von Luis Buñuels BELLE DE JOUR und Mike Nichols DIE REIFEPRÜFUNG im schicken Reifeprüfung-Jutebeutel verlosen. Wer gewinnen will, schickt uns bis zum 15.10. eine Email mit dem Stichwort: „Reifeprüfung Belle“ an info@indiekino.de. Wir verlosen dann unter allen Einsender*innen.
Film:ReStored Vom 26. bis 29.10. findet im Filmhaus am Potsdamer Platz zum zweiten Mal das Festival „Film:ReStored“ statt, das zugleich eine Tagung zum Thema Filmerbe ist. Vier Tage lang werden frisch digital restaurierte Klassiker aufgeführt, darunter ALICE IN DEN STÄDTEN (BRD 1974) von Wim Wenders, AUF WIEDERSEHEN, FRANZISKA! (D 1941) von Helmut Käutner und Arbeiten von Harun Farocki. Drumherum berichten Restaurator*innen von ihren Projekten und beschäftigen sich Vorträge und Debatten mit der Erhaltung und Digitalisierung des Filmerbes. Die Teilnahme am Tagungsteil ist kostenfrei. Anmeldung bis zum 18.10. unter filmrestored@deutsche-kinemathek.de, deutsche-kinemathek.de/veranstaltungen/film-restored
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PREMIEREN, PREVIEWS & SNEAKS CAUSE OF DEATH UNKNOWN Nachdem ihre Schwester nach einer Behandlung mit verschriebenen Antipsychotika plötzlich und unerwartet stirbt, beginnt die norwegische Regisseurin Anniken Hoel mit einer globalen Recherche zu den Manipulationen der Pharmaindustrie, zu psychiatrischen Diagnosen und Medikationen und zur Verstrickung der Aufsichtsbehörden. Ihr über einen Zeitraum von zehn Jahren entstandener Dokumentarfilm wird von einem persönlichen Drama zum weltumspannenden Thriller, der die Frage nach den Motiven jener aufwirft, die darüber entscheiden, wer krank ist und wer normal. Il Kino, 10.10. um 20 Uhr mit Gästen
GOOD TIME
Bei einem missglückten Banküberfall wird Constantines jüngerer Bruder von der Polizei gefasst und ins Gefängnis gebracht. In einer Nacht voller Adrenalin beginnt für Constantine (Robert Pattinson) eine Odyssee durch New Yorks Unterwelt und ein spannungsgeladenes Spiel auf Zeit, bei dem Versuch, seinen Bruder gegen die Zahlung einer Kaution aus dem Gefängnis zu holen. Regie führen die Brüder Benny und Josh Safdie. „Pures Kinovergnügen!“ sagt die New York Times. Filmrauschpalast, 30.10. um 19 Uhr mit Gästen
LAND OF LITTLE PEOPLE
Nach seiner Weltpremiere beim Shanghai International Film Festival war LAND OF LITTLE PEOPLE (2016) weltweit auf Festivals unterwegs. Die kontroverse, Abrechnung des israelischen Regisseurs Yaniv Berman und des palästinensischen Produzenten Tony Copti mit der israelischen Gesellschaft erzählt vom Nahost-Konflikt aus der Perspektive von Kindern, deren Spiel zum blutigen Ernst wird, als zwei desertierte Soldaten ihr Camp in einer verlassenen Armeestation als Unterschlupf benutzen. Il Kino, am 31.10. um 20 Uhr
SILENT CELLS
Regisseur Mohamed Nabil musste zwei Jahre warten, bevor er von den marokkanischen Autoritäten die Erlaubnis bekam, einen Dokumentarfilm in einem Frauengefängnis zu drehen. Im 65-minütigen SILENT CELLS erzählen die Insassinnen, aber auch ehemalige Gefangene ihre Geschichten. Klick, am 28.10.
Filmrausch Sneak Zweimal im Monat zeigt der Filmrausch besonders geliebte Filme einige Wochen vor Start als Sneak-Preview-Premiere. Alle Filme werden in der Originalfassung gezeigt, bei englischem Originalton gibt es deutsche Untertitel und bei allen anderen Sprachen englische Untertitel. Und vorher läuft immer ein fröhliches Quiz. Die Oktober-Sneaks finden am 8.10. um 22 Uhr und am 24.10. um 19.30 Uhr statt.
SONICA SEQUENCE Musikerin und Komponistin Lisa Nordström arrangierte zusammen mit Producer und Regisseur Pether Lindgren improvisierte Treffen mit lokalen Musikern und Musikerinnen an öffentlichen Plätzen in Kuba, Indonesien, Japan und Zypern. Entstanden ist dabei eine Hommage an Menschen und Orte und an die Musik, die wir zusammen machen, eine „audiovisuelle Filmerfahrung“. Wolf, am 5. & 6.10. um 20 Uhr mit Gastmusiker*innen. OKTOBER 2017 D
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INDIEFEATURE INDIEKINO BERLIN: Herr Karukoski, kann es sein, dass es eine Weile gedauert hat, bis TOM OF FINLAND Wirklichkeit wurde? Angekündigt wurde der Film doch schon vor etlichen Jahren, oder? Dome Karukoski: Es kann sein, dass Sie das mit einem zweiten Projekt verwechseln. Eine Zeitlang sah es nämlich so aus, als würde es noch einen anderen Film über Tom of Finland geben. 2013 wurde der mit einigem Tamtam angekündigt, da hatte ich schon zwei Jahre an der Entwicklung meines Films gearbeitet und mir gerade die Rechte an den Kunstwerken von Tom of Finland gesichert. Das war ein bisschen verwirrend, und selbst innerhalb der Branche hatten viele es nicht auf dem Schirm, dass es da um zwei verschiedene Projekte ging. Aber ich hatte den langen Atem, deswegen sitzen wir nun hier.
Dome Karukoski gilt als einer der erfolgreichsten finnischen Regisseure, aber in Deutschland waren bisher nur zwei seiner Filme zu sehen: DAS MÄDCHEN UND DER RAPPER hatte 2006 seine Premiere auf der Berlinale und die Komödie HELDEN DES POLARKREISES kam 2012 in die Kinos. Karukoskis Portrait des Zeichners Tom of Finland, einer der ikonischen Figuren der Schwulenbewegung, gewann den FIPRESCI-Preis der internationalen Filmkritik beim Göteborg Film Festival. Patrick Heidmann hat für INDIEKINO mit dem Regisseur gesprochen.
War es für Ihren Film zwingend nötig, offiziell die Nutzungsrechte an den berühmten Zeichnungen zu haben? Ja und nein. Einerseits war mein Gedanke immer, dass ich keinen Film nur für Fans von Tom of Finland drehen wollte. Denn so berühmt seine Bilder auch sind, haben trotzdem auch viele Menschen sie noch nie gesehen. Und auch die sollten etwas von meinem Film haben. Deswegen sollten die Bilder nicht im Vordergrund stehen. Aber andererseits hätte es sich falsch angefühlt, den Film zu drehen ohne die Rechte zu haben. Nicht dass ich
Regisseur Dome Karukoski
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INDIEFEATURE die Geschichte nicht hätte erzählen können, ohne sie zu zeigen. Doch das hätte sich angefühlt wie Piraterie oder so. Die Zeichnungen spielen ja durchaus auch eine Rolle im Film... Das stimmt, sie wurden zum Bestandteil der Erzählstruktur. Das hat sich zum Teil erst während des Drehens ergeben. Ich habe erst mit der Zeit wirklich verstanden, wie viel diese Bilder auch über das Leben von Tom of Finland alias Touko Laaksonen erzählen. Sie sind zwar erotische Phantasien, aber direkt beeinflusst von dem, was er erlebt hat. Dass er unter anderem Gefängniswärter gezeichnet hat, lässt sich nicht davon trennen, dass er selbst im Gefängnis saß.
Dokumentar-, sondern von einem Spielfilm, und da muss man schon mal kreativ werden. Was die Jahreszahlen angeht, weichen wir aus dramaturgischen Gründen immer mal wieder von der Realität ab. Außerdem gibt es Bereiche in Laaksonens Biografie, über die es nicht wirklich Aufzeichnungen gibt. Den Alltag musste ich mir also ausdenken. Doch alle Eckpfeiler stimmen, und auch die verrücktesten Szenen, die wie erfunden wirken, haben sich tatsächlich ereignet. Zum Beispiel?
Wie viele Freiheiten konnten Sie sich herausnehmen was die Lebensgeschichte von Laaksonen angeht?
Wir zeigen im Film eine Poolparty, während Toms Kalifornien-Aufenthalt, die von zehn amerikanischen Polizisten gesprengt wird, die exakt so aussehen, als seien sie der Phantasie von Tom of Finland entsprungen. Ist wirklich passiert. In der Realität waren es sogar noch mehr Cops, doch unser Budget reichte nur für zehn.
Ich würde es so ausdrücken: Was die Emotionen angeht, ist TOM OF FINLAND sehr wahrhaftig. Aber natürlich sprechen wir nicht von einem
Wie steht es um die Liebesgeschichte? War er tatsächlich all die Jahre mit seinem Lebensgefährten zusammen?
„Wir hatten keine Ahnung, dass es womöglich Penisse in dieser GröSSe gibt.“ Interview mit Dome Karukoski zu TOM OF FINLAND
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Ja, die beiden waren 28 Jahre ein Paar. Was ich unglaublich interessant und spannend finde, gerade in Anbetracht der hypersexuellen Bilder von Tom of Finland, die ja letztlich Sinnbild der Polygamie sind. Aber ja, trotz des Altersunterschieds von 12 Jahren und diverser Eifersüchteleien waren Tom und Veli bis zu dessen Tod 1981 ein Paar. Damals wurden zwei Todesanzeigen veröffentlicht, eine von Velis Familie und eine von dem Restaurant, in dem er gearbeitet hat. In beiden wird Tom, also Touko nicht einmal erwähnt, ist das nicht furchtbar? Dieses Versteckspiel, das damals für schwule Männer noch an der Tagesordnung war, fängt Ihr Film sehr eindrücklich ein... Manches Detail habe ich sogar erst erfahren, als der Film längst im Kasten war. Wenn Velis Familie zu Besuch kam, gaben sich Toms Schwester und eine Bekannte immer als die Freundinnen der beiden Männer aus. Überhaupt war die Rolle von Toms Schwester in dieser Beziehung ja eine besondere. Ihr Bruder und sein Lebensgefährte waren zeitlebens die einzigen Männer in ihrem Leben. Sie waren ein eingeschworenes Team, das war beinahe eine Dreiecksbeziehung. Nur Toms Kunst konnte sie nie akzeptieren. Selbst als sie 15 Jahre nach Toms Tod die Nachricht bekam, dass seine Bilder im MoMa In New York ausgestellt werden, waren ihre Worte: Was denken die sich? Wer will diesen Schmutz sehen? Sprach sie damit für die Mehrheit der Finnen? Oder ist man in Ihrer Heimat heute stolz auf Tom? Aufgrund seines englischen Künstlernamens „Tom of Finland“, weil er amerikanische Polizeiuniformen zeichnete und seine Arbeiten in den USA veröffentlicht wurden, hielten die meisten ihn ja jahrelang für einen Amerikaner, der vielleicht mal in Finnland im Urlaub war. Erst nach seinem Tod 1991 wurde bekannt, dass er ein Finne namens Touko Laaksonen war. Damals schämten sich wohl viele. Man machte sich Sorgen um Finnlands Ruf im Ausland. Aber dank der Bemühungen nicht zuletzt der Tom of Finland Foundation änderte sich das später. Inzwischen gab es in Finnland sogar offizielle Briefmarken mit seinen Zeichnungen als Motiv. Verklemmte Konservative beschimpfen so etwas auch heute noch als Homo-Propaganda. Doch insgesamt sind wir stolz auf Tom of Finland, nicht zuletzt in Helsinki. Ich muss ja übrigens gestehen, dass ich automatisch davon ausgegangen war, dass Sie selbst auch schwul sind... Haha, da sind Sie nicht der einzige. Die Vermutung liegt bei der Thematik des Films scheinbar nahe. Viele Journalisten scheinen davon auszugehen, auch weil ich Halb-Amerikaner bin, dass die Figur des Doug in meinem Film autobiografisch ist. Die glauben, dass ich auch mal der 16-jährige war, dem die Zeichnungen von Tom of Finland beim Coming-Out geholfen haben. Und wie ist es wirklich? Was hat Sie als heterosexuellen Mann an Tom of Finland interessiert? Ich glaube, ich bin so schwul wie man es als Heten-Mann nur sein kann. Ich komme aus einem sehr linken und vor allem liberalen Haushalt. Mein Vater ist Künstler, meine Mutter, mit der ich aufgewachsen bin, ist Journalistin. Und ich hatte und habe ziemlich viele schwule Freunde. Ich bin
INDIEFEATURE sozusagen eine männliche Schwulenmutti. Schwule Männer waren nie etwas, was mich in meiner Männlichkeit und Heterosexualität bedroht hätte. Berührungsängste gab es also keine. Deswegen hat mich Tom of Finland nicht nur interessiert, weil ich selbst mal an der Kunsthochschule studiert habe. Sondern auch weil er einen Weg gefunden hat, den Leuten zu zeigen, dass ihre Phantasien und Fetische nichts sind, wofür sie sich schämen müssen. Und das zu einer Zeit, als er noch fürchten musste, für seine Homosexualität im Knast zu landen oder kastriert zu werden.
Finnland 2017 D 115 min D R: Dome Karukoski D B: Aleksi Bardy D K: Lasse Frank Johannessen D S: Harri Ylönen D M: Hildur Guðnadóttir, Lasse Enersen D D: Lauri Tilkanen, Pekka Strang, Jessica Grabowsky, Seumas Sargent D V: MFA+ Filmdistribution
Erinnern Sie sich noch daran, wann Sie zum ersten Mal seine Zeichnungen gesehen haben? Ja, da muss ich 12 oder 13 Jahre alt gewesen sein. Einer meiner Freunde, der sich wenig später auch geoutet hat, hatte einen der Comics. Wir hatten selbst noch nicht mal Haare am Sack, aber guckten uns mit großen Augen die Bilder dieser riesigen Schwänze an. Wir waren natürlich fürchterlich albern, aber auch voller Ehrfurcht, denn wir hatten keine Ahnung, dass es womöglich Penisse in dieser Größe gibt. Später kam dann natürlich auch Bewunderung für sein künstlerisches Talent hinzu. Und nicht zuletzt durch Gespräche mit meinen schwulen Freunden ein Verständnis dafür, was für eine unglaubliche Wirkung es auf junge Homosexuelle haben kann, wenn sie zum ersten Mal begreifen, dass ihr Interesse an Schwänzen nichts Abartiges ist, sondern sogar Kunst sein kann. Trotzdem sind die Zeiten heute ganz andere als die, in denen Tom of Finland erfolgreich wurde... Keine Frage. Aber nicht nur in Finnland sind LGBT-Kids diejenigen, die es am schwersten haben und am ehesten zum Selbstmord neigen. 13-, 14- oder 15-Jährige, die schwul, lesbisch oder transsexuell sind, werden immer wieder verprügelt oder beschimpft. Dass das immer noch so ist, macht die Geschichte unseres Films zeitgemäß. Zumindest hoffe ich, dass TOM OF FINLAND zum Verständnis beitragen kann, dass es so etwas wie „anders sein“ eben eigentlich nicht gibt. Normalität und Selbstverständlichkeit in Sachen Homosexualität, darum geht es mir. Deswegen war es mir auch so eine große Genugtuung, die Werbung für unseren Film im finnischen Fernsehen zu sehen. Zwei Männer beim Sex, zur besten Sendezeit, das ist doch was! Apropos Sex: für einen Film über den vielleicht bekanntesten Zeichner homoerotischer Illustrationen aller Zeiten kommt in TOM OF FINLAND übrigens erstaunlich wenig Sex vor. Warum? Naja, wir zeigen Sexclubs und Blowjobs, sogar eine Erektion ist zu sehen. Außerdem haben wir auch eine richtige Sexszene zwischen Tom und seinem Lebensgefährten gedreht, aber ehrlich gesagt konnte die es in Sachen Erotik nicht mit seinen Zeichnungen aufnehmen. Deswegen flog sie raus. Überhaupt ging es ja darum, den tristen, grauen Alltag in Finnland zu zeigen, um das Gefälle zu Toukos Phantasie und Kunst umso größer zu machen. Und zu Amerika, wovon er ja immer träumte. Abgesehen davon bin ich ein bisschen erstaunt, dass gerade schwule Kritiker sich beschweren, der Film sei nicht sexuell genug. Denn eigentlich fordern doch genau die immer, dass Geschichten über schwule Männer nicht immer nur von Sex handeln, sondern homosexuelles Leben in aller Komplexität zeigen sollen. Was ich unterschreiben würde – und mit diesem Film versucht habe. D Interview: Patrick Heidmann
Tom of Finland Schweigsamer Zeichner
Der Name Tom of Finland weckt Erwartungen. Wer mit den Zeichnungen des Künstlers vertraut ist (und das sind natürlich nicht nur, aber doch überwiegend schwule Männer), der denkt an Sex, an Kerle in Lederkluft oder Uniform, mit muskelbepacktem Oberkörper und riesigem Gemächt. Insofern ist die Überraschung nun groß, wen man Dome Karukoskis gleichnamigen Film TOM OF FINLAND sieht. Denn sonderlich viel Sex – oder männliche Geschlechtsteile – gibt es hier nicht zu entdecken. Statt sich von den Bildern seines Protagonisten zu erotisch aufgeladenem Camp inspirieren zu lassen, erzählt der finnische Regisseur auf recht nüchterne Weise die Lebensgeschichte ihres Schöpfers. Touko Laaksonen (Pekka Strange) ist im Helsinki der Fünfziger Jahre gezeichnet von den Erfahrungen als Soldat im Zweiten Weltkrieg. Seine Homosexualität hält er geheim, denn die ist illegal, nächtliche Begegnungen im Park sind gefährlich, und nicht einmal Toukos Schwester oder die Kollegen in der Werbeagentur, wo er als Grafiker arbeitet, wissen, dass er auf Männer steht. Zunächst nur für sich selbst beginnt er damit, seine Phantasien in Form von Zeichnungen zu Papier zu bringen. Erst nach und nach teilt der schweigsame, zurückhaltende Touko seine Kunst mit anderen, später auch unterstützt von seinem Lebensgefährten Veli (Lauri Tilkanen). Doch als man in den Siebziger Jahren in Kalifornien auf die Bilder aufmerksam wird, wird Tom of Finland zu einem internationalen Phänomen – und einem Symbol der Schwulenbewegung. Der Mangel an Sex (der dem Blick aufs heterosexuelle Publikum ebenso geschuldet sein mag wie dem grauen finnischen Alltag der Nachkriegszeit) tut der Faszination dieser gegen Ende zusehends emotionaler erzählten Künstlerbiografie keinen Abbruch. Ein klein wenig mehr Abweichen von der Biopic-Norm hätte aber doch dabei geholfen, das revolutionäre Element in der Kunst von Tom of Finland deutlicher herauszustellen. D Patrick Heidmann
Start am 5.10.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ filmkunst66 DF ¢ Xenon OMU
DF OMU
The life story of Finnish artist “Tom of Finland“ who became famous in the 1970s because of his drawings of muscle-bound men in leather.
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Frankreich/Deutschland/Belgien/Libanon/Senegal 2017 D 123 min D R: Alain Gomis D B: Alain Gomis, Olivier Loustau D K: Céline Bozon D S: Alain Gomis, Fabrice Rouaud D D: Véro Tshanda Beya Mputu, Gaetan Claudia, Papi Mpaka D V: Grandfilm
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Start am 5.10.2017 ¢ Acud Kino OMU ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Brotfabrik Kino OMU ¢ Bundesplatz Kino OMU ab MItte Oktober ¢ City Kino Wedding OMU , am 1.10. um 20 Uhr mit Regisseur Alain Gomis ¢ Eva-Lichtspiele OMU in Einzelvorstellungen ¢ Il Kino OMU ¢ Sputnik Kino OMU ¢ Wolf OMU ¢ Zukunft OMU
Singer Félicité experiences a personal tragedy when her son is injured in an accident. She tries to raise money to pay for his necessary operation. Alain Gomis’ intoxicating, poetic film is about the dialectic between fighting and acceptance.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEFEATURE
Die Kasai Allstars aus Kinshasa könnte man kennen, die Band trat bereits 2015 beim Glastonbury Festival auf. Björk und Damon Albarn haben gesagt, dass sie die Band zu ihren Einflüssen zählen, der dröhnende, polyrhythmische, tranceartige Brachialsound der Allstars erinnert aber eher an die Minimalgrooves von Bands wie Can, The Fall oder Public Image Ltd., wenn man schon nach „weißen“ Parallelen suchen will. Die Kasai Allstars spielen traditionelle afrikanische Trance-Rhythmen mit einer Rockbandbesetzung und traditionellen Folk-Instrumenten, die aber durch elektronische Verzerrer und Effektgeräte gejagt werden, bis ein hypnotischer, urbaner Noise-Groove entsteht. Mit dem coolen Afro-Pop früherer Zeiten hat das wenig zu tun. Die Kasai Allstars bestimmen den Sound des Films FÉLICITÉ des franco-senegalesischen Regisseurs Alain Gomis. Hier sind sie die Backing Band von Félicité (Véro Tshanda Beya), einer unabhängigen, kraftvollen Sängerin, die mit der Band in einem Nachtclub in Kinshasa auftritt. Das Publikum ist von Anfang an ganz gut angetrunken, der riesige Tabu (Papi Mpaka) wankt durch den Laden und fordert Leute heraus, es mit ihm aufzunehmen, während die Band sich in einen Rhythmus verknirscht. Félicité peitscht die Sache an. So beginnt der Film in einem Rausch. Am nächsten Tag geht Félicités Kühlschrank kaputt, wodurch sie Tabu wiedertrifft, Poet, Trinker und Kühlschrankreparateur. Dann hat ihr Sohn Samo (Gaetan Claudia) einen schweren Unfall. Um zu verhindern, dass sein Bein amputiert wird, muss Félicité schnell viel Geld auftreiben. Sie bettelt, erpresst Schulden, wird aus den Häusern der Reichen geworfen, sie wird betrogen und versucht sich zurück zu kämpfen. Kinshasa
erscheint als eine Hölle, in der jeder den anderen betrügt, eine Hölle mit einem angemessenen Soundtrack, für den die Auftritte von Félicité und der Band sorgen. Einmal werden Diebe auf der Straße blutig geschlagen, und man fragt sich, ob Félicités Sohn in Wirklichkeit das gleiche widerfahren ist. Als sie das Geld auftreibt, ist es zu spät. Das Bein ist amputiert, Samo liegt katatonisch im Bett. Tabu trägt ihn nach Hause. Die zweite Stunde ist ein surrealer Rausch, an dessen Ende eine Art Heilung steht. Zur Musik der Kasai Allstars kommt die Kinshasa Philharmonie hinzu, die Arvo-Pärt-Stücke aufführt. Félicité murmelt eine Übersetzung von Novalis’ „Hymnen an die Nacht“. Tabu wütet und scherzt. Irgendwo zwischen Wut, Trauer und einem Okapi, das wie ein Wundertier plötzlich vor Félicité steht, entsteht eine Form von Liebe. Gelassen scheucht Félicité Tabus Sexpartnerin der Nacht zuvor aus dem Bett, reklamiert Raum und Körper des Mannes für sich. Eine Begegnung freier Menschen, die sich Kraft geben, nicht aus Verpflichtung, sondern weil sie es können. Als Tabu mit großer Geste den verdammten Kühlschrank endlich repariert, gab es in der Berlinale-Pressevorführung Szenenapplaus. Kurz darauf beginnt das Ding einen Höllenlärm zu veranstalten. Auf dem Sofa will sich Samo vor Lachen wegschmeißen. „Mach den Fernseher an“, sagt Tabu. FÉLICITÉ ist ein wuchtiger Film über die „Dialektik zwischen Kampf und Akzeptanz“, wie Regisseur Alain Gomis sagt. Sein poetischer, politisch und spirituell überzeugender, mitreißender Film wäre ein würdiger Berlinale-Gewinner gewesen. D Tom Dorow
Félicité
Rausch und Kühlschrank
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INDIEFEATURE
Der ägyptische Film CLASH von Mohammed Diab kam in Ägypten 2016 in die Kinos, nachdem er für den Wettbewerb des Filmfestivals in Cannes ausgewählt worden war und dort beachtliche internationale Anerkennung erhalten hatte. In Ägypten lief der Film sehr erfolgreich im Kino, weil das Thema und die Repräsentation verschiedener Charaktere und Gruppen – vor allem der Polizei und der Muslim-Bruderschaft – große Aufmerksamkeit generierten. CLASH ist Diabs zweiter Film, nach seinem Debüt CAIRO 678, in dem es um die sexuelle Belästigung von Frauen in Ägypten ging. CLASH beginnt in einem fahrenden Polizeifahrzeug. Ein Prolog stellt „einen dieser Tage“ in den Kontext der gegenwärtigen politischen Verhältnisse in Ägypten. Zwei Journalisten der Associated Press – einer ist ägyptischer und einer zur Hälfte US-amerikanischer Herkunft – werden verhaftet und in den Polizeitransporter geworfen. Sie rufen um Hilfe. Demonstranten, die in der Nähe protestieren bemerken sie endlich, glauben aber, dass die beiden zur Muslim-Bruderschaft gehören. Als sie herausfinden, dass die Männer zur Presse gehören, greifen Sie den Transporter mit einem wüsten Pflastersteinhagel an und beschimpfen die Journalisten als Verräter. Die Polizei verhaftet alle, Jung und Alt, Mütter und Väter, Muslim-Brüder und ihre Unterstützer, sowie einen Obdachlosen – unter dem Vorwand, er sei ein Randalierer. Der ganze Haufen findet sich endlos in dem acht Meter langen Polizeitransporter zusammengepfercht, ohne Zugang zu Wasser oder Toiletten, der gnadenlosen Hitze ausgesetzt. Die höherrangigen Polizeioffiziere behandeln die Inhaftierten mit Hohn D 14
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und Spott, während die untergeordneten Polizisten gehorchen „müssen“. Als einer von ihnen gegen die dumpfe Willkür protestiert, bringt ihn das vor die Mündung der Pistole seines Vorgesetzten. Diab quetscht seine Figuren auf engem Raum zusammen, um die Längenund Breitengrade der Machtdynamik zu zeigen – und deren Fragmentierung in jedem einzelnen Moment. Von den politischen Ereignissen ausgehend, fokussiert sich der Film später immer mehr auf die Charaktere und ihr persönliches und kollektives Befinden. Ob CLASH ein politischer Film ist, ist eine Frage, die die Zuschauer*innen den ganzen Film über begleitet, weil ihr politischer Standpunkt selbst Teil der Geschichte ist. Zwangsläufig sympathisiert man aufgrund ihrer Haltung mit einer Person oder einer Gruppe. Diab versucht dem zu entkommen, indem er die individuellen Eigenschaften der Figuren gegenüber ihrer Gruppenzugehörigkeit in den Vordergrund rückt. Einmal, in einem zeitlos surrealen Moment, scheinen sich die politischen Zugehörigkeiten und das Unfassbare in einer Art grünem Lasergefecht Bahn zu brechen. Der fahrende Transporter wird zur Bühne, auf der wir die Charaktere ihre ihnen zugeschriebenen Rollen aufführen sehen. Von diesem Ort aus beobachten sie einander und die Welt draußen. Während sie beobachten, beobachten auch wir. Die versperrten Fenster zeigen eine beschränkte, aber beredte Sicht auf die Eruptionen, die auf den Straßen stattfinden, während Demonstranten und Polizei sich in Konfrontationen aus Feuer,
AB 19. OKT. IM KINO
Clash In einem Boot
„Lebendige, facettenreiche biographische Musikdoku über den angesehensten Violinisten der Moderne“ Programmkino.de mindjazz-pictures.de
DanielHopeFilm
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Tränengans, Wut und Gewehrkugeln gegenüberstehen. Die sich verändernde Position des Transporters entscheidet, welche Teile der Außenwelt wir zu sehen bekommen. Die drinnen eingesperrte Gruppe, die keine Ahnung hat, was als nächstes geschieht, besteht scheinbar aus passiven Zuschauer*innen – genau wie die Bevölkerung und die Medien angesichts der Gewalt, die auf die Demonstrationen folgen sollte. Einige jubeln sogar wie ein begeistertes Publikum für die, deren Seite sie unterstützen. Der Jubel wandelt sich in verzweifelte Rufe nach denen, die sie lieben, in der irrationalen Hoffnung auf eine Antwort. In einer aufgeladenen Zeit in Ägyptens sozialer und politischer Realität wird der Dialog über diese „Fiktion“ zu einer Fortführung des Films jenseits der Leinwand. D Sarah Amir, Kairo
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OF FINLAND DER FILM
„Eine kunstvoll komponierte und einfühlsam gespielte Lebensgeschichte.“ ScreenDaily
Originaltitel: Eshtebak D Frankreich/Ägypten 2016 D 97 min D R: Mohamed Diab D B: Mohamed Diab, Khaled Diab D K: Ahmed Gabr D M: Khaled Dagher D D: Nelly Karim, Hany Adel, Ahmed Malek, Ahmed Dash D V: missingFILMs
Start am 19.10.2017 ¢ Filmrauschpalast OMeU ¢ Klick OMU ¢ Wolf OMU ¢ Zukunft OMU
Two journalists are arrested during a demonstration in Cairo and land in a police van that is soon filled with people from different social groups.
AB 5. OKTOBER IM KINO! Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN Originaltitel: When God sleeps D Deutschland/USA 2017 D 88 min D R: Till Schauder D B: Till Schauder D K: Till Schauder, Gerardo Milzstein D S: Tina Grapenthin D M: Max Avery Lichtenstein D V: Real Fiction
Wenn Gott schläft Rapper gegen Fatwa
Deutschland 2017 D 110 min D R: Claus Räfle D B: Claus Räfle, Alejandra López D K: Jörg Widmer D S: Jörg Hauschild, Julia Oehring D D: Alice Dwyer, Max Mauff, Ruby O. Fee, Aaron Altaras D V: Tobis Film GmbH
Die Unsichtbaren – Wir wollen leben Untergetaucht im Nazi-Berlin
Bei Peniswitzen hört der Spaß auf. Als der Musiker Shahin Najafi, bekannt als der Eminem aus dem Iran und bekennender Kritiker des iranischen Systems, über das Glied eines hohen Imans sang, wurde 2012 eine Fatwa samt Kopfgeld über ihn verhängt. Schon 2005 hatte sich Najafi nach Deutschland abgesetzt; seit Gültigkeit der Fatwa ist eine Rückkehr in sein Heimatland noch unmöglicher als zuvor, und der Aufmüpfige muss permanent um Leib und Leben bangen. Der deutsche Dokumentarfilmer Till Schauder (THE IRAN JOB) hat den geächteten Künstler ein paar Jahre lang begleitet und daraus das Porträt WENN GOTT SCHLÄFT montiert. Der Film zeigt, wie die heikle Lage das Leben des Musikers beeinflusst und ihn von der Außenwelt isoliert. Viele der Treffen finden in Najafis Wohnung statt, die irgendwo im Umkreis von Köln liegt, und in der die Vorhänge meistens zugezogen sind. Der Exilant schläft mit einem Messer in Griffweite, musste seine alten Bandmitglieder durch deutsche Musiker ersetzen (nur der Bassist ist geblieben) und verändert immer mal wieder Frisur und Bart, um unentdeckt zu bleiben. Ans Aufhören denkt der starrsinnige Kerl, der früher übrigens selbst mal Iman werden wollte, aber mitnichten. Im deutschen Exil nimmt er neue Songs auf und teilt via Youtube regimekritische Musikvideos, die seine verdeckt agierende Fangemeinde im Iran bejubelt. Als er ein Konzert geben will, springen nach und nach fast alle Musiker aus seiner Band ab, zumal kurz zuvor der Anschlag auf das Pariser Konzert der Eagles of Death Metal stattgefunden hat. Trotzig schlägt Shahin Najafi eine mögliche Absage seines Auftritts in den Wind und stößt damit auch Weggefährten vor den Kopf. Die Alternative – klein beigeben und verstummen – wäre ebenso beschissen. D Christian Horn
Start am 12.10.2017 ¢ Acud Kino OMU ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Klick OMU
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There has been a fatwa against Iranian rapper Shahin Najafi ever since he sang about the penis of an Imam. Today he lives in hiding in Köln, keeps changing his hairstyle, and communicates with his fans via youtube.
Nicht mehr arbeiten, studieren, zur Schule oder zum Arzt gehen dürfen, nicht Busfahren, tanzen gehen, kein Fahrrad, Radio oder Haustier mehr besitzen und nirgendwo wohnen dürfen, weil der eigene Name auf einer Deportationsliste steht – wie viel Spielraum und welche Perspektive bleiben einem Menschen in einer solchen Situation? Für 160.000 in Berlin lebende Jüdinnen und Juden schien 1943, als die Stadt „judenfrei“ gemacht werden sollte, die einzige Zukunft der Tod in den Vernichtungslagern der Nazis. Etwa 7.000 Menschen entkamen, indem sie „untertauchten“ und versuchten, in der Illegalität zu überleben. Der Film von Claus Räfle erzählt die Geschichten von vier von ihnen. Cioma Schönhaus, Ruth Arndt, Eugen Friede und Hanni Lévy erzählen als betagte Damen und Herren von der Zeit als „Unsichtbare“: Ständig die Gefahr der Entdeckung, Angst als Normalzustand, großer Lebenswille und erstaunlicher Erfindungsreichtum: Cioma fälscht Dokumente für untergetauchte Juden, Hanni färbt sich die Haare blond, Ruth spielt Kriegerwitwe und Eugen gerät in eine Widerstandsgruppe – ihre Geschichten sind so spannend, dass sie ein gutes Spielfilmdrehbuch abgäben. Wohl deshalb inszeniert Räfle die dramatischsten Momente als Spielszenen. Die Mischung von Spiel- und Dokumentarfilm wirkt in vielen Filmen, als traute ein Filmemacher beiden Formen nicht so recht – hier funktioniert sie bruchlos, beide Ebenen ergeben einen Erzählfluss. Aaron Altaras, Alice Dwyer, Ruby O. Fee und Max Mauff verkörpern einfühlsam die Not und die Tatkraft der jugendlichen Untergetauchten, die im Alter ohne Verklärung oder Bitterkeit auf diese dramatische Lebensphase zurückblicken. Sie sind den auch im Film porträtierten Helferinnen und Helfern dankbar und froh über den eigenen Mut zu einem Schritt, der ihnen das Überleben ermöglicht hat. D Susanne Stern
Start am 26.10.2017 ¢ b-ware!ladenkino ab November ¢ Bundesplatz Kino ¢ Union Filmtheater ab 2.11.
Around 7,000 people escaped the Nazis in Berlin by “going underground” and trying to survive illegally. Claus Räfle’s film tells the story of four of them: Cioma Schönhaus, Ruth Arndt, Eugen Friede, and Hanni Lévy.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN Deutschland 2017 D 96 min D R: Sonja Maria Kröner D B: Sonja Maria Kröner D K: Julia Daschner D S: Ulrike Tortora D D: Laura Tonke, Ursula Werner, Thomas Loibl, Günther Maria Halmer D V: Prokino
Sommerhäuser Hitze und Verfall
SOMMERHÄUSER, Sonja Maria Kröners Abschlussfilm an der HFF und ihr Debüt als Langspielfilmerin, spielt im „Jahrhundertsommer“ 1976 in einer Sommerhaussiedlung vor München. Es sind große Häuser mit weitläufigen Gärten und es herrscht nicht so sehr diese Kleingartenatmosphäre, in der man die Nachbarn hautnah mitbekommt, eher ist die Siedlung so etwas wie ein Laubbaum-Dschungel, in dem ab und zu eine wilde, improvisiert zusammengehämmerte Behausung auftaucht. Die Kinder durchstreifen diese Wildnis, immer auf geheimen Missionen, in selbstentwickelten Spielen unterwegs. Die Erwachsenen loungen derweil in der Sonne, betüddeln Haus und Kaffeetafel und tragen träge, quasi in Zeitlupe, lang schon schwelende Konflikte aus. Allen voran steht die Frage im Raum, ob das Sommerhaus, jetzt nach dem Tod der Eltern, verkauft werden soll. Das Haus, das das einzige scheint, was die disparate Familie zusammenhält, bedeutet für jeden etwas anderes. Für die alleinstehende Ilse (Ursula Werner) ist es Zuhause, Familie. Erich (Günther Maria Halmer) würde es am liebsten verkaufen, mag aber nicht der Böse sein, und Gitti (Mavie Hörbiger) nutzt es bevorzugt als Bühne für den neuesten Mann, das neue Auto, und als Abstellplatz für die Tochter. Kröner ist 1979 geboren, kennt die 1970er also nur als Idee und so ist SOMMERHÄUSER auch weniger ein nostalgischer Ausflug als ein Experiment in Atmosphäre und Andeutungen, das an Sofia Coppolas THE VIRGIN SUICIDES erinnert. Der Sommer neigt sich dem Ende zu, die warmen Farben erzählen gleichermaßen von Hitze und Verfall. Ständig verbreiten Wespen auf dem Kuchentisch und auf der Tonspur Nervosität. Eine Ahnung von Gewalt hängt in der Luft: In der Nachbarschaft ist ein Mädchen verschwunden. Sommerhäuser erzählt von den 1970ern als einer Zeit kurz vor dem Zusammenbruch – der Nähe, der Unschuld, der Spießigkeit. D Hendrike Bake
Start am 26.10.2017 ¢ b-ware!ladenkino OMeU ¢ Eiszeit Kino ¢ Eva-Lichtspiele ¢ filmkunst66 ¢ Hackesche Höfe Kino auch omeu , am 4.10. tip Preview ¢ Union Filmtheater ab 9.11.
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A family spends time in their summerhouse in the 70s. A girl has disappeared in the neighborhood. There’s heat, wasps, hidden feelings, and a sense of danger.
Österreich 2017 D 105 min D R: Michael Glawogger, Minoka Willi D B: Michael Glawogger, Attila Boa D V: Real Fiction Filmverleih
Untitled
Ein Film, in dem es um nichts geht
Michael Glawoggers beste Dokumentarfilme, die epochalen WORKINGMEN’S DEATH und WHORE’S GLORY, waren streng konzipierte und konzentrierte Arbeiten zu Arbeitsverhältnissen. Das Reden der Arbeiter und Prostituierten selbst war ein wichtiger Aspekt der Filme: Hier standen Subjekte vor der Kamera, nicht nur Opfer des Kapitalismus. UNTITLED, Glawoggers letzter, nach seinem plötzlichen Tod von seiner langjährigen Mitarbeiterin Monika Willi fertiggestellter Film, war offenbar von Anfang an ganz anders gedacht. Es sollte ein Film sein „in dem es um nichts geht und der immer in Bewegung bleibt“, wie es im von Birgit Minichmayr gesprochenen Off-Kommentar, der aus kurzen Textblöcken, Reflexionen und Beobachtungen aus den Tagebüchern und anderen Texten Glawoggers besteht, heißt. In der Kombination aus Texten und Reisebildern erinnert UNTITLED, auch wegen der immer wiederkehrenden Motive von Abschied, Tod und Verschwinden, an Chris Markers Meisterwerk SANS SOLEIL. Das zufällige Finden von Bildern auf einer vier Monate und 19 Tage dauernden Reise durch Italien, den Balkan, Nordwest- und Westafrika ist hier Konzept, dabei gibt es aber durchaus wiederkehrende Motive, etwa Tiere, die transportiert werden, wie und wohin bleibt unklar. Glawoggers Reflexionen werden zur Metapher einer Lebensreise, die nirgendwohin führen soll, aber schließlich doch ein Ziel findet. Der verfallene Strand-Boulevard in einer kleinen Stadt in Liberia erzählt von Glamour-Träumen, von der Utopie dieses Landes, das einst als Land befreiter amerikanischer Sklaven ein Leuchtturm der Freiheit sein wollte, aber auch vom Aufgeben der Anstrengung, von Erschöpfung und Hinnahme des Unausweichlichen. Glawogger, der schon auf der Fähre nach Liberia einen Fieberschub erleidet, nennt diese Stadt den perfekten Ort zum Sterben. UNTITLED ist ein sehr seltsamer, trauriger und persönlicher Film. D Tom Dorow
Start am 26.10.2017 ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Brotfabrik Kino OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz ¢ Klick OMU ¢ Tilsiter Lichtspiele OMU ¢ Wolf OMU
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Michael Glawogger’s (WORKINGMAN’S DEATH, WHORE’S GLORY) last film, which was completed by his colleague Monika Willi after his death, is a journey without a destination, a meditation on movement, goodbyes, and death.
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INDIEKRITIKEN Deutschland 2017 D 108 min D R: Nahuel Lopez D B: Oliver Keidel, Nahuel Lopez D K: Florian Kirchler D S: Oliver Keidel D V: mindjazz pictures
Daniel Hope – Der Klang des Lebens
Kanada/Irland 2016 D 115 min D R: Aisling Walsh D B: Sherry White D K: Guy Godfree D D: Ethan Hawke, Sally Hawkins, Kari Matchett, Billy MacLellan D V: NFP
Maudie Finden sich zwei
Porträt des Geigenvirtuosen
Es ist kein Wunder, dass sich der Hamburger Autor und Filmemacher Nahuel Lopez bei seinem zweiten Dokumentarfilm für ein Porträt des 44-jährigen Geigenvirtuosen Daniel Hope entschieden hat: Der im südafrikanischen Durban geborene Musiker wächst nach der Flucht seiner regimekritischen Eltern vor dem Apartheidsregime in London auf, wo er als kleiner Junge eher zufällig im Hause des großen Yehudi Menuhin mit der Leidenschaft für die Königin der Streichinstrumente infiziert wird. Während es mit seiner Karriere steil bergauf geht, erfährt er zudem von der Geschichte seiner jüdischen Großeltern, die 1933 durch die Nationalsozialisten aus ihrer Villa in Berlin-Dahlem vertrieben wurden. In seinem Buch „Familienstücke“ setzt sich Hope 2007 ausgiebig mit dieser bewegten Familiengeschichte auseinander. Auch Regisseur Lopez fühlt sich mehreren Kulturen zugehörig, er hat sowohl deutsche als auch chilenische Wurzeln und wächst als Kind an der Alster und in Barcelona auf. Migration, Flucht und kulturelle Identität spielten bereits im Vorgängerfilm EL VIAJE eine Rolle, in dem er sich mit dem Ärzte-Bassisten Rodrigo Gonzales auf die Spuren von dessen musikalischen Wurzeln in Chile begibt. Mit DER KLANG DES LEBENS kann Lopez sein Sujet nun noch einmal erweitern. Er überlagert die persönlichen Zeitlinien der Familiengeschichte des Geigers und seiner aktuellen musikalischen Aktivitäten, beispielsweise als Musikdirektor des Züricher Kammerorchesters, mit der Geschichte von Exilanten wie Kurt Weill oder Thomas Mann, dessen Villa in Los Angeles Hope besucht. Auch für den Geiger ist dies ein Lebensthema: In seiner Buchveröffentlichung „Sounds of Hollywood“ und dem Album „Escape to Paradise“ hat er bereits selbst der Geschichte der jüdischen Komponisten in den USA, nach ihrer Flucht aus Nazi-Deutschland nachgespürt. D Jens Mayer
Start am 19.10.2017 ¢ Eva-Lichtspiele OMU ¢ Brotfabrik Kino OMU ¢ filmkunst66 OMU ¢ Union Filmtheater OMU
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Hamburg filmmaker Nahuel Lopez (EL VIAJE) takes on the themes of immigration and intercultural identity once again in his portrait of South African violin virtuoso Daniel Hope.
Nova Scotia, Kanada in den 1930ern: Maud Dowley ist eine selbstbewusste junge Frau, kreativ, begabt und mit einem verspielten Blick auf die Welt um sie herum. Doch eine Behinderung machte sie bisher abhängig von anderen. Als Kind erkrankte sie an rheumatischer Arthritis. Seitdem humpelt sie und erträgt stolz die Demütigungen und Bevormundungen ihrer Mitmenschen. Das soll sich ändern, als sie in einem Laden die Anzeige für einen Job als Haushälterin entdeckt. Maudie ist fest entschlossen, auf eigenen Beinen zu stehen und schleppt sich bis zum Haus von Everett Lewis. Der Einsiedler ist ein einfacher Fischhändler, ohne Freunde und Freude in seinem Leben. Maudie lässt sich von seiner ruppigen Art nicht abschrecken, führt für sie doch auch kein Weg zurück in die erstickende Obhut ihrer Tante. Also beißt sie sich durch und behauptet ihren Platz in Everetts kleiner Hütte. Hier beginnt sie wieder zu malen – mit überraschendem Erfolg. Die wahre Liebesgeschichte zwischen dem nüchternen Everett und der phantasievollen Maud führt zu einem Porträt einer faszinierenden Künstlerin. Maud Lewis traf mit ihren farbenfrohen Bildern der Natur einen Nerv. Die wundervolle Sally Hawkins (HAPPY GO-LUCKY) spielt sie mit entwaffnender Herzlichkeit und bringt den Film zum Strahlen. Ethan Hawke überzeugt in der so gänzlich gegensätzlichen Rolle des grantigen Hausherrn – ein ungewohnter Anblick, verkörpert er doch sonst eher die Sympathieträger. Die Inszenierung der irischen Regisseurin Aisling Walsh (FINGERSMITH), die bislang für die BBC filmte, ist eher spröde geraten, hat in den lichten Momente inmitten des Dramas aber eine einnehmende Poesie und einen warmherzigen Charme. Die realistisch gezeichnete Beziehung zwischen Maud und Everett ist das Herz dieses ungewöhnlichen Künstlerporträts. D Lars Tunçay
Start am 26.10.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ¢ Bundesplatz Kino DF OMU ab November ¢ Eva-Lichtspiele DF OMU ¢ Union Filmtheater DF
A love story and an artist portrait: to avoid being cared for by her aunt, Maud begins to work for Everett, a gruff hermit. Tending to the household is not her thing, she prefers painting naïve colorful paintings.
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INDIEKRITIKEN
Django – Ein Leben für die Musik
Originaltitel: Django D Frankreich 2017 D 117 min D R: Etienne Comar D B: Etienne Comar, Alexis Salatko D K: Christophe Beaucarne D S: Monica Coleman D M: Rosenberg Trio, Django Reinhardt D D: Cécile de France, Alex Brendemühl, Reda Kateb, Antoine Laurent, Bea Palya D V: Weltkino Filmverleih
Nicht mehr als 20% synkopiert
1943 versuchte Django Reinhardt aus Frankreich in die Schweiz auszureisen, wurde aber an der Grenze zurückgeschickt. Bis zum Ende des Krieges lebte Reinhardt weiter in Paris. Das ist der historische Hintergrund, aus dem Etienne Colmar einen abenteuerlichen Filmplot strickt, der wichtige und interessante Themen verhandelt, aber nicht immer glaubwürdig ist. DJANGO ist weniger ein Film über den Gitarristen Django Reinhardt, als über das Verhältnis der Nazis zur Jazzmusik und über die Verfolgung von Sinti und Roma in Frankreich. Django Reinhardt ist in den 40er Jahren einer der größten Stars der Pariser Jazzszene. In Colmars Film entwickelt ein SS-Mann und Jazz-Fan den bizarren Plan einer Deutschland-Tournee mit Django Reinhardt und seinem „Hot Club de Paris“. In der Realität wäre die Idee absurd gewesen, aber sie gibt dem Film Gelegenheit, die Strategie der Nazis gegenüber der populärsten Tanzmusik der Zeit zu skizzieren. Der Jazz-Gitarrist soll nur unter bestimmten musikalischen Auflagen in Deutschland auftreten dürfen, und die orientieren sich an historischen Weisungen der Reichskulturkammer für die Tanzmusik. Django, mit großer Präzision, Eleganz und Lässigkeit gespielt von Reda Kateb (DEN MENSCHEN SO FERN), wischt sich mit den Anweisungen der Nazis zur Jazzmusik beim Bohème-Dinner den Mund ab, muss aber dennoch entscheiden, ob er genau kontrollierte Musik spielen will – nicht mehr als 20% synkopiert, vorwiegend in Dur- Tonarten, keine Bluesnoten etc. – Jazz ohne Jazz, sozusagen, das war auch die Strategie der Reichskulturkammer gegenüber den deutschen Tanzorchestern und Combos, die dann darauf setzten, dass der durchschnittliche Nazi-Denunziant eine Synkope nicht einmal erkennen kann, wenn sie ihm in die Füße fährt.
Start am 26.10.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ¢ Bundesplatz Kino DF OMU ¢ filmkunst66 OMU ¢ Sputnik Kino OMU ¢ Union Filmtheater DF ab 9.11. ¢ Zukunft OMU , Preview+Start am 25.+ 26.10. mit Konzert in der Jazzbar Zukunft. Es spielen My Little Django mit Christian Runge (Violine), Anders Grob (Bass) und Charles Frechette (Gitarre)
DJANGO is less a film about guitarist Django Reinhardt and more about the attitude the Nazis had to jazz music and the persecution of Sinti and Roma in France.
Die Nazis setzen Django unter Druck, aber Django weiß, dass eine Tournee in Deutschland zu gefährlich wäre. Deportationen von Sinti und Roma haben bereits begonnen, und nur Djangos immense Popularität in Frankreich schützt ihn und seine Musiker. Die Resistance-Kämpferin Louise de Klerk (Cécile de France) verspricht, ihn und seine Familie in die Schweiz zu bringen, aber die Flucht führt zunächst in eine Sackgasse und zu einem längeren Aufenthalt bei Verwandten der weitverzweigten Reinhardt-Familie in einem Sinti-Lager. Ein Höhepunkt des Films ist ein Konzert vor Nazi-Granden, bei denen Django und die Familienband so heiß wie nur möglich spielen, um eine Undercover-Aktion der Resistance zu verschleiern. DJANGO hat viel schöne Musik, Reinhardt-Kompositionen, die vom Rosenberg-Trio souverän nachgespielt werden. Aber Etienne Comar hat keinen Weg gefunden, wie Reinhardts Swing-Musik zum Ausdruck des Leidens der Sinti und Roma werden könnte, und so musste Warren Ellis, der langjährige musikalische Partner Nick Caves, ein Requiem komponieren, das klassische Stile der Romantik mit folkloristischen Elementen verbindet und als Ersatz für ein verschollenes Reinhardt-Requiem im Finale des Films zum Einsatz kommt. Die Musik, die Ellis komponiert hat, funktioniert als emotionale Coda des Films. Als ein Höhepunkt, der Django Reinhardts künstlerischen Ausdruck für das Leiden seines Volkes repräsentieren soll, ist ihr Einsatz unredlich. Statt Django Reinhardts Kunst ernst zu nehmen, wird seine Person in eine Erzählung von Heilung durch die Ästhetik der europäischen Hochkultur eingebunden. DJANGO ist ein Film, der von wichtigen Themen bestimmt wird, aber eben nicht vom Interesse an Django Reinhardt, dessen aufregendes Leben durchaus genug Stoff für eine Filmerzählung hergibt. Immerhin wird das Verhältnis der Nazi-Zensur zum Jazz überhaupt einmal thematisiert. In den Griff bekam die faschistische Kulturideologie den Jazz nämlich nie, trotz immer neuer Anweisungen der Reichskulturkammer und brutaler Repressionen den Musikern gegenüber. D Tom Dorow OKTOBER 2017 D
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INDIEKRITIKEN Österreich 2017 D 108 min D R: Ronny Trocker D B: Rolando Grumt Suarez, Ronny Trocker D K: Klemens Hufnagl D S: Julia Drack D D: Andreas Lust, Ingrid Burkhard, Ursi Tóth, Hannes Perkmann D V: Barnsteiner Film
Die Einsiedler Karge Lebensräume
Originaltitel: Goksung D Südkorea 2016 D 156 min D R: Na Hong-jin D B: Na Hong-jin D K: Kyung-Pyo Hong D M: Young-kyu Jang, Dalpalan D D: Woo-hee Chun, Do Won Kwak, Jeong-min Hwang, Han-Chul Jo, So-yeon Jang D V: Alamode Filmverleih
The Wailing – Die Besessenen Von Dämonen umstellt
Die zerklüftete Berglandschaft und die Furchen in Mariannes Gesicht sprechen die Sprache der Einsamkeit: Auf dem Einsiedlerhof, abgeschnitten von der Welt, muss man mit sich selbst auskommen. Nun sind die Bäuerin und ihr Mann Rudl in die Jahre gekommen. Die alltägliche Routine des Holzhackens, Melkens, Essenzubereitens und Ausbesserns der gröbsten Schäden geht nicht mehr einfach von der Hand. Regisseur Ronny Trocker dröselt in seinem Langspieldebut zurückhaltend, mit respektvollem Abstand und wenig Worten das Schicksal einer Bergbauernfamilie auf, die von jeher gewohnt ist, pragmatische Entscheidungen zu treffen. So schickte die Mutter ihren Sohn Alfred ins Tal, um im Marmorbruch zu schaffen, ein Zubrot für den Hof zu erwirtschaften. Eine Lawine hatte ihr die restlichen Kinder genommen. Als einziger Schmuck hängt ein kleiner Altar mit den Bildern der Verstorbenen im sonst unwirtlichen Haus. Aber Sentimentalität kann man sich nicht leisten in den Bergen. Nicht dass Marianne, eindrücklich interpretiert von Ingrid Burkhard, kein Herz hätte. Die Katzenjungen müssen trotzdem ersäuft werden und als der Rudl vom Dach stürzt und stirbt, begräbt sie ihn. Die Seilwinde mit dem Lastenaufzug ist kaputt, der Weg ins Tal weit. Warum sollte sie den Alfred behelligen? Trocker findet Bilder kontemplativer Schönheit, um die kargen Lebensräume von Marianne und Alfred auszuloten, ihre innere Welt zu spiegeln. Oben die raue Natur, unten die weißglänzenden, abweisenden Mauern des Steinbruchs. Hier und dort wird wenig geredet, herrscht das Gesetz des Stärkeren. Auf dem Berg muss man sich nicht mit den Menschen befassen und ihre Grausamkeiten aushalten. Unten trifft Alfred auf Paola, die ungarische Küchenangestellte. Und plötzlich steht er zwischen der Pflicht seiner Mutter gegenüber und dem, was sich in seinem Herzen regt. D Susanne Kim
Start am 12.10.2017 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz ¢ Klick
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Director Ronny Trocker’s feature debut depicts the fate of a mountain farmer family in a reserved way with a respectful distance and few words.
Die Natur, die das kleine koreanische Dorf Gok-seong umgibt, sieht paradiesisch aus. Aber in Gok-seong ist der Teufel los. Reihenweise werden ganz normale Leute wahnsinnig und bringen ihre eigenen Familien um. Danach sitzen die Täter, blutüberströmt und die Haut mit einem furchtbaren Ausschlag überzogen, katatonisch auf dem Boden. Der pummelige Polizist Ju-Gong kommt meist zu spät zum Tatort, weil seine Frau und seine Schwiegermutter ihm noch ein Frühstück aufzwingen. Sein Chef hält ihn für einen „Idioten mit erbsengroßen Eiern“. Regisseur Na Hong-Jins Film beginnt mit einigen Comedy-Elementen, aber er zieht die Schraube des Schreckens über zweieinhalb Stunden immer fester zu. Ju-Gongs kleine Tochter erkrankt und beginnt, sich allmählich zu verändern. Die Polizisten glauben nicht daran, dass giftige Wildpilze die Ursache für die „Besessenen“ sind. Sie verdächtigen einen alten Japaner, der seit kurzem in der Nähe wohnt, und den jemand schon dabei gesehen haben will, wie er einen Hirsch mit bloßen Händen zerfleischt habe. Ein herbeigerufener Schamane bestätigt: Der Japaner ist ein Dämon. Da ist aber auch noch eine seltsame Frau im weißen Kleid. Die Welt, in der Na Hong-Jins Geschichte spielt, ist von Dämonen umstellt. Manche entstammen der eigenen Seele, andere scheinen von außen auf die Welt einzuwirken. THE WAILING erinnert manchmal an amerikanische Lynchjustiz-Geschichten, dann wieder an THE EXORCIST oder THE EVIL DEAD. Wo das eigentlich Böse herkommt, ist nicht so leicht auszumachen. Eine Rolle spielen die christliche Kirche, die Schamanen, die traditionelle Medizin, der Aberglauben, Xenophobie, vor allem aber Angst, die neue Angst speist. Na Hong-Jin führt die koreanische Tradition brillant erzählter Horror- und Mystery-Thriller weiter, die wir von Park Chan-Wook, Kim Jee-Woon und Bong Joon-Ho kennen. D Hannes Stein
Start am 12.10.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ¢ Filmrauschpalast OMEU ¢ filmkunst66 DF
In the small village Gok-seong ordinary people go mad and kill their families. Is it an illness? Or demons? Or the old Japanese man everyone distrusts?
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN
God’s Own Country Schäferliebe
Der sehr physische Film mit minimalen Dialogen nimmt den Zuschauer mit in das sehr physische Leben, das Johnny Saxby auf der Farm seines Vaters in Yorkshire in Nordengland führt: Kühe melken, einem Schaf zwischen die Läufe greifen und das Lamm auf die Welt holen, Mist schaufeln, ein nicht lebensfähiges Kalb erschießen. Francis Lee schaut in seinem ersten Langfilm nicht dezent weg, sondern zeigt das Landleben in all seiner Härte und Johnnys Welt in all ihrer Einsamkeit und Brutalität. Raum für eigene Lebensgestaltung: Nicht vorhanden. Zwischenmenschliche Kontakte: Minimal. Perspektive auf Veränderung: Keine. Der Vater kann nach einem Schlaganfall nicht mehr arbeiten, die Mutter ist schon lange Richtung Südengland verschwunden. Johnny schuftet, weil er muss, betrinkt sich allabendlich im örtlichen Pub, tauscht mit Vater und Großmutter abfällige Bemerkungen aus und hat manchmal heimlich Sex mit anderen jungen Farmarbeitern. Dann kommt Georghe auf die Farm, Saisonarbeiter aus Rumänien. Johnny lehnt ihn ab, doch der Neue ist anders als alle, die er kennt. Aus der anfänglichen Konkurrenz wird Anziehung, eine leidenschaftliche Affäre und schließlich tauchen Gefühle auf, die Johnny nicht kennt und die ihn überfordern. Die Annäherung der beiden jungen Männer ist das Herzstück des Films und erinnert in Setting und Story natürlich an die Liebesgeschichte zweier Cowboys in Ang Lees BROKEBACK MOUNTAIN: Hoch oben in den Bergen, wo die beiden campieren und eine Schafherde versorgen, gelten die
Start am 26.10.2017 ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Wolf OMU ¢ Xenon OMU ¢ Zukunft OMU
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Johnny Saxby leads a tough, lonely life on his father’s farm in Yorkshire. When Romanian seasonal worker Goerghe shows up and Johnny falls in love a whole new world opens for him.
Großbritannien 2017 D 104 min D R: Francis Lee D B: Francis Lee D K: Joshua James Richards D S: Chris Wyatt D M: Dustin O’Halloran, Adam Wiltzie D D: Gemma Jones, Ian Hart, Alec Secareanu D V: Salzgeber & Co Medien
alltäglichen Regeln nicht. Gefühle und Begehrlichkeiten brechen auf, die sonst unter Verschluss gehalten werden. Der Film nimmt sich Zeit für diese Begegnung, für die ganz kleinen Gesten und Schritte, mit denen sie passiert. Die körperliche Annäherung beginnt so brutal, wie Johnny es gewöhnt ist – doch Georghe bringt ihm bei, dass es auch etwas anderes gibt. Berührungen, Zärtlichkeit, Sich-aufeinander-einlassen – all das inszeniert Francis Lee mit sensiblem Gespür für Momente, in denen die Zeit stillzustehen scheint und die bisherige Ordnung der Welt sich ändert. Johnny lernt ein neues Land kennen. Doch lässt sich das in Einklang bringen mit dem Rest seines Lebens? Ang Lees BROKEBACK MOUNTAIN spielte in den USA der 1960er und 70er Jahre. Homosexualität war ein Tabu und eine gemeinsame Zukunft für ein offen homosexuelles Paar im ländlichen Milieu unvorstellbar. Im 21. Jahrhundert sind glücklicherweise auch die Cowboys weitergekommen. Francis Lee schickt seinen Johnny auf einen Lernweg, der nicht leicht ist, aber ihm eine Chance gibt. Die Konfrontation mit Georghe, der so klar formulieren kann, wer er ist und was er will, das drohende Saisonende und ein weiterer Schicksalsschlag stellen ihn vor Herausforderungen, die sich auf seine gewohnte Art nicht bewältigen lassen. Hier entwickelt GOD’S OWN COUNTRY seine schönste Kraft, den Gegenpol zur fatalistischen Lebensweise vom Anfang: Er gibt seinem Helden den Raum zu wachsen, neue Lebenskonzepte zu entdecken, ohne den Boden der ländlichen Realität zu verlassen. Johnny, der sich immer nur über körperliche Aktionen, ihre Stärke und Funktionalität definiert hat, lernt den Raum der Seele und der Gedanken kennen und diese in Worte zu fassen. Josh O´Connor spielt intensiv und glaubwürdig, ebenso wie der gesamte Cast. GOD’S OWN COUNTRY nennen die Einheimischen die Landschaft in West Yorkshire, in der die Geschichte angesiedelt ist. Sie diente schon als Romankulisse für Emily Brontés „Sturmhöhe“ und ist die Heimat des Regisseurs. Schön, dass die Figuren seines Films es mehr und mehr in die eigene Hand nehmen, ihr Leben im „Land Gottes“ zu gestalten. D Susanne Stern
Termine unter www.indiekino.de
OKTOBER 2017 D
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INDIEKRITIKEN Deutschland 2017 D 96 min D R: Ilker Çatak D B: Nils Mohl, Max Reinhold D K: Florian Mag D S: Jan Ruschke D M: Acid Pauli D D: Emilia Schüle, Clemens Schick, Leonard Scheicher, Johannes Klaußner, Johanna Polley D V: Camino Filmverleih
Es war einmal Indianerland
Deutschland/Österreich/Frankreich 2017 D 108 min D R: Michael Haneke D B: Michael Haneke D K: Christian Berger D S: Monika Willi D D: Isabelle Huppert, Mathieu Kassovitz, Jean-Louis Trintignant, Fantine Harduin, Hassam Ghancy D V: X-Verleih
Happy End
Hochkultur bis zum Abwinken
Im Gefühlschaos
Es war einmal ein 17-jähriger Boxer namens Mauser (Leonard Scheicher), Outlaw in einer chaotischen Hochhaussiedlung am Stadtrand von Hamburg, wo kleine Störenfriede einen auf Cowboy machen, Vater Zöllner (Clemens Schick) gerade die Leiche der Stiefmutter in der Wohnung liegen hat, und der Rest der Bezirksbevölkerung aus kleinkriminellen Wegelagerern besteht. Es sind die letzten Tage der Sommerferien. Die letzten Tage vor einem wichtigen bevorstehenden Boxkampf, Tage in denen sich Mauser nicht nur einmal verliebt. Entscheidende Tage in seiner Adoleszenz. „Echte Helden, wenig Worte“, wie Mauser seine geliebten Western einmal beschreibt, gibt es da nicht, eher Gefühlschaos pur. Regisseur Ilker Çatak, der mit seinem Kurzfilm WO WIR SIND zum Max-Opühls-Preisträger 2015 gekürt wurde, fängt das anarchische Treiben von Partys, Drogen, Küssen und Herzgebreche in einem adrenalinreichen Bilderrausch aus schnellen Schnitten, Zooms, Rotationen und kaleidoskopartigen Montagen ein, in dem alles passiert und nichts Gewicht hat. Da wird hin und her gespult, bis man aus Überforderung die Übersicht verliert und sich nur durch einen kathartischen Schrei retten kann – das hat ja schon bei GARDEN STATE geholfen. Wie in jedem Coming-of-Age-Film dieser Art geht es natürlich um Selbstfindung. Mehrmals spricht Mauser durch ein Voice-Over scheinbar direkt zum Zuschauer. „Das bist du“, sagt er. Doch es fühlt sich immer so an, als spreche er mit sich selbst, während er gleichzeitig mit einem klaren Blick von außen zusieht. Er schaut sich seine Geschichte selbst an, um nach Ursprüngen zu suchen. Um sich besser zu verstehen und die richtigen Entscheidungen für sich zu treffen. Das Kino ist sein Spiegel, der ihm die Wahrheit zeigt. Spieglein, Spieglein an der Wand, ein Märchen im Indianerland. D Hardy Zaubitzer
Start am 19.10.2017 ¢ Acud Kino ¢ Zukunft
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D OKTOBER 2017
In the last days of summer, right before an important boxing match, 17 year old Mauser falls in love more than once.
Michael Hanekes Film HAPPY END beginnt mit Handybildern, wahrscheinlich einer französischen Snapchat-Variante. Die zwölfjährige Éve Laurent beobachtet gelangweilt die Routine ihrer Mutter im Bad und beim Gemüseputzen. Ihre Chatkommentare erzählen davon, wie sehr Mutti nervt, und dass sie nie zuhört. Also macht Éve Tabletten-Experimente mit ihrem Hamster, und als der umfällt, mischt sie ihrer Mutter Antidepressiva und Malariatabletten ins Essen, woraufhin die ins Koma fällt. Wir lernen die komplizierten Familienverhältnisse kennen, in die Éve nun gerät. Erst langsam erschließt sich, wer von diesen ultra-reichen Gestalten mit wem wie verwandt ist, und wer wen mit wem betrügt. Man lebt in impressionistischen Landhäusern, Renaissance-Schlössern, in Räumen mit barocken Wandmalereien. Alles stinkt von der Leinwand herunter nach fettem Geld und nach Hochkultur bis zum Abwinken. Innerhalb dieser Gesellschaft herrschen Selbstzerstörung, Depression, Unterwerfungsfantasien, schlechte Gewissen und Rechtsanwälte, die schlechte Gewissen in möglichst geringe Abfindungen verwandeln. Die Familie hat einen Rechtsstreit wegen eines Arbeitsunfalls am Hals, Madame (Isabelle Huppert, encore) hat eine Affäre mit einem britischen Geschäftspartner (Toby Jones), Éves Vater betrügt seine zweite Frau mit einer Cellistin, die auf harten, schmutzigen Sex steht, Grand-Père ist depressiv und versucht, eine Waffe zu kaufen. Hanekes top besetzter Film erinnert an die bösen Gesellschaftssatiren von Claude Chabrol, ohne das Vergnügen an der Bosheit wirklich zu genießen. In Haneke lauert irgendwo ein großer, böser Satiriker, der sich nicht wirklich ans Licht traut, weil Haneke von der Bosheit zu empört ist. HAPPY END ist ein Vergnügen, aber es fehlt die letzte Drehung der Daumenschraube D Tom Dorow
Start am 12.10.2017 ¢ Eva-Lichtspiele DF OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Il Kino OMU ab 2.11. ¢ Sputnik Kino OMU ab Anfang November
Little Eve poisoned her hamster first and her mother next. Her stinking rich family is slowly and steadily self-destructing. Michael Haneke’s new film is somewhere between Chabrol and social satire.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEFEATURE
Kairo 2011. Inspektor Noredin (Fares Fares) ist ein abgebrühter Lederjackentyp, der innerlich mit dem Beruf schon abgeschlossen zu haben scheint. Cool, aber verbraucht, mit einer Visage, die an Lino Ventura erinnert. Er absolviert die tägliche Routine – im Wesentlichen heißt das, Schutzgelder kassieren – sein größtes Anliegen ist aber im Moment, den kaputten Fernseher wieder ans Laufen zu kriegen. Dann wird er zu einem Mordfall gerufen. Eine Sängerin ist im Nile Hilton Hotel getötet worden. Als sich abzeichnet, dass Prominenz verwickelt sein könnte, soll Noredin den Fall beerdigen, noch bevor er überhaupt angefangen hat. Er ermittelt dennoch weiter, aus Gewohnheit, aus Starrsinn, weil er nichts Besseres zu tun hat, er scheint es selbst nicht so genau zu wissen. Seine Recherchen führen ihn in eine Untergrundbar, zu einem Immobilientycoon, der sehr verwundert ist, dass die Polizei es tatsächlich wagt, ihm Fragen zu stellen, und enden schließlich in der Polizeistation, in der sie ihren Ausgang nahmen. DIE NILE HILTON AFFÄRE ist nicht nur so glamourös-abgründig gefilmt wie die Paranoia-Thriller der 1970er Jahre, sie teilt auch deren Befindlichkeit. Tarik Saleh, schwedischer Regisseur mit ägyptischen Wurzeln, zeichnet das Bild einer Gesellschaft, in der Staat, Polizei und organisiertes Verbrechen so eng und korrupt miteinander verwoben wie die Gassen Kairos verwinkelt sind. Die Maßgabe, nach der ganz offen ermittelt wird, ist nicht: Wer war der Täter? sondern Wie lässt sich am besten profitieren? Es ist Selbstmord, sich dem System als Einzelner in den Weg zu stellen und Noredin weiß das. Nur ein radikaler Umbruch könnte Abhilfe schaffen. Als Hintergrundrauschen begleiten die Proteste auf dem Tahrir-Platz den Film. D Hendrike Bake Originaltitel: The Nile Hilton Incident D Deutschland/Dänemark/Schweden 2017 D 110 min D R: Tarik Saleh D B: Tarik Saleh D K: Pierre Aïm D S: Theis Schmidt D M: Krister Linder D D: Fares Fares, Slimane Dazi, Mari Malek, Ali Maher Maher, Ahmed Selim D V: Port-au-Prince
Start am 5.10.2017 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Tilsiter Lichtspiele OMU ab 26.10.
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D OKTOBER 2017
A singer is murdered in the Nile Hilton Hotel in Cairo. Inspector Noredin is assigned but the case is meant to be filed away as soon as possible. An atmospheric paranoid thriller against the backdrop of the Tahrir Square demonstrations.
INDIEFEATURE
Die Nile Hilton Affäre Paranoia-Thriller
OKTOBER 2017 D
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INDIEKRITIKEN Originaltitel: Seven Sisters D Großbritannien 2017 D 124 min D R: Tommy Wirkola D B: Kerry Williamson, Max Botkin D K: José David Montero D S: Martin Stoltz D M: Christian Wibe D D: Willem Dafoe, Glenn Close, Robert Wagner, Noomi Rapace D V: Splendid
What happened to Monday?
Deutschland 2016 D 97 min D R: Franziska Meletzky D B: Markus Thebe D K: Bella Halben D S: Zaz Montana D D: Jörg Schüttauf, Jacob Matschenz, Devid Striesow, Josefine Preuß, Marc Benjamin D V: DCM Film Distribution
Vorwärts immer! Launige Verwechslungskomödie
Mit einer Spur Cyberpunk
In der nahen Zukunft sieht die Dystopie zur Abwechslung mal europäisch aus. Weil die Weltbevölkerung explodiert ist und die Ressourcen knapp werden, hat man eine strikte Ein-Kind-Regelung eingeführt. Erwischte Geschwister werden abgeholt und von der zuständigen Behörde eingefroren. Deren Leiterin, Nicolette Cayman (Glenn Close), ist zwar ausdrücklich nicht die Präsidentin, erscheint insgesamt aber wie Theresa May in ihrer zweiten Post-Brexit-Amtszeit, inklusive eigener Todesschwadrone. In diese Welt werden Siebenlinge geboren. Der Vater ist unbekannt und die Mutter stirbt bei der Geburt, also nimmt sich Opa (Willem Dafoe) der Mädchen an, versteckt sie in seiner Wohnung und benennt jedes nach einem Wochentag. Erwachsen sehen sie alle aus wie Noomi Rapace, haben sich natürlich sehr individuell entwickelt und müssen sich doch, wenn sie an „ihrem“ Tag in die Öffentlichkeit dürfen, die gemeinsame Maske der Karrierefrau Karen Settman teilen. Am Tag nach einer wichtigen Präsentation kommt Monday nicht zurück. Ist ihr etwas passiert oder hat die Behörde sie erwischt? Die übrigen Sechs setzen ihre Talente ein, dies herauszufinden. WHAT HAPPENED würde eine gute Episode von BLACK MIRROR abgeben. Die Themen Individualität und familiärer Druck, Überwachung und Überbevölkerung und sogar ein kleines bisschen Feminismus werden angeschnitten. Von Dienstagabend an interessiert sich Regisseur Tommy Wirkola (DEAD SNOW) aber eher für Verfolgungsjagden und Feuergefechte mit einer Spur von Cyberpunk. Das Ergebnis ist unterhaltsame Action und Rapaces siebenfache Schwesternschaft überzeugt durchaus, aber gegenüber der interessanten Grundidee fällt der Plot doch ein wenig schlicht aus. D Christian Klose
Start am 12.10.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF ¢ filmkunst66 DF OMU
D 26
OMU
D OKTOBER 2017
A strict one-child rule has been introduced because the world population has exploded and resources are dwindling. The septuplets Monday, Tuesday, and so on pretend to be one person in order not to get caught.
1989: ein Schicksalsjahr – nicht nur für das Land, in dem Anne (Josefine Preuß) lebt, sondern auch für sie. Ihr Verhältnis zur DDR ist gespalten. Ihre Mutter wurde vor Jahren in den Westen abgeschoben, weil sie für Wolf Biermann auf die Straße ging. Ihr Vater Otto (Jörg Schüttauf) ist ein Duckmäuser, der um seine Anstellung am Ost-Berliner Theater bangt. So bekommt er auch nicht mit, dass Anne schwanger ist. Er weiß noch nicht einmal, dass das Kind von Matti (Marc Benjamin) ist – ausgerechnet dem Sohn seines Erzfeinds Harry (Devid Striesow) am Theater. Matti reagiert nicht gerade euphorisch, als er von Anne erfährt, dass er Vater wird. Also steht ihr Entschluss fest: Sie will rübermachen in den Westen zu ihrer Mutter, zur Not allein. Vater Otto ist sowieso viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Gemeinsam mit seinen Kollegen plant er ein Stück über die scheidende DDR. Otto spielt Honecker und das so überzeugend, dass sich die Stasi an seine Fersen heftet, als sie ihn in voller Verkleidung vor dem Theater mit Anne in seinen Armen erblickt. Während seine Tochter auf dem Weg zur Demo nach Leipzig ist, um sich dort einen Pass für die Ausreise zu besorgen, versucht Otto sein Schauspieltalent dafür zu nutzen, den Einsatz von Panzern bei der Montagsdemo zu verhindern. Das Chaos ist vorprogrammiert in dieser recht launigen Verwechslungskomödie alter Schule. Das wunderbare Ensemble zeigt Spielfreude, allen voran Jörg Schüttauf (BERLIN IS IN GERMANY), der einen wahrhaft vortrefflichen „Honni“ gibt. Die Dekors sind voller Details, in denen sich jeder mit Ostbiografie sofort wiederfindet. Schließlich wuchs Regisseurin Franziska Meletzky (NACHBARINNEN) selbst in Leipzig auf. Sie verpasst ihrer Heimatstadt mit Hilfe der Technik eine wahrhaftige Zeitreise. D Lars Tunçay
Start am 12.10.2017 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Union Filmtheater
East-Berlin 1989: Annie plans her escape to West-Germany. Meanwhile her father Otto poses as fake Erich Honecker to dissuade the brass from using tanks to dispel the Monday demonstrations.
Termine unter www.indiekino.de
Originaltitel: Borg McEnroe D Dänemark/Schweden/Finnland 2017 D 100 min D R: Janus Metz D B: Ronnie Sandahl D K: Niels Thastum D S: Per K. Kirkegaard, Per Sandholt D M: Jonas Struck, Vladislav Delay D D: Stellan Skarsgård, Tuva Novotny, Shia LaBeouf, Sverrir Gudnason D V: Universum Film
AB 19. OKTOBER 2017 IM KINO
Borg/McEnroe Tennis als Psycho-Druckkammer
Tennis ist keine filmaffine Sportart. Es gibt legendäre Baseball-, Football-, Basketball-Filme, Tanz-, Segel-, Box- und sogar ganz ordentliche Fußball-Filme, aber keine legendären Tennisfilme. Tennis ist für die Filmkamera schwer einzufangen, die Bewegungsabläufe sind schwierig nachzustellen und kaum fragmentierbar wie etwa ein Boxhieb oder ein Football-Pass. Beim Tennis braucht man das ganze Bild und die ganze Dauer, um die Dramaturgie zu verstehen. Nun kommen im Oktober zwei Filme über Tennislegenden ins Kino. BATTLE OF THE SEXES startet im November und erzählt eine feministische Heldinnensaga über die sechsmalige Wimbledon-Siegerin Billy Jean King, während es in BORG/MCENROE um das Wimbledon-Finale der Herren von 1980 geht. BATTLE OF THE SEXES ist ohne Frage der bessere Film, interessiert sich aber kaum für den Sport, BORG/MCENROE interessiert sich für nichts anderes und ist der bessere Sportfilm. 1980 galt John McEnroe als der Bad Boy des Tennis, wegen seiner dauernden aggressiven Ausfälle gegen Schiedsrichter, Tauben auf dem Stadiondach, gegen das Publikum. Sein Spiel war spektakulär, mit brutal angeschnittenen Aufschlägen, unglaublichen Volleys und drop shots. Björn Borg galt als ein Eisberg, der auf dem Platz keine Emotionen zeigte, und von der Grundlinie aus jeden Ball zurück brachte. Janus Metz‘ Film zeigt Tennis als eine Druckkammer, in der Wahnsinnige am besten funktionieren. Borg ist hier ein pedantischer, depressiver Zwangsneurotiker, der in Zwangshandlungen seine Wut sublimiert, während McEnroe seine Zornausbrüche als Durchlauferhitzer benutzt. Das ist vielleicht nicht sehr tiefsinnig, aber immerhin erzählt BORG/MCENROE etwas Neues im Sportfilmgenre: Nur extrem neurotische Charaktere können sich einem Zirkus wie dem Profi-Tennis überhaupt anschließen. Die Helden sind irre. Die Tennisszenen sind exzellent und absolut glaubhaft inszeniert. D Tom Dorow
Start am 19.10.2017 ¢ filmkunst66 DF ¢ Union Filmtheater
DF
ab 26.10.
Termine unter www.indiekino.de
Sverrir Gudnason is Swedish tennis champion Björn Borg. Shia LaBeaof is his rowdy opponent John McEnroe.
DIE
NILE HILTON AFFÄRE
INDIEKRITIKEN Deutschland 2017 D 88 min D R: Monika Hierscher, Matthias Heeder D B: Matthias Heeder, Monika Hierscher D K: Sebastian Bäumler D S: Christoph Senn D M: John Gürtler, Jan Miserre, Lars Voges D V: Rise and Shine Cinema
Pre-Crime
Das grüne Gold
Freiheit vs. Sicherheit
Agrarspekulation und Vertreibung
Beim Titel des Dokumentarfilms von Marion Hielscher und Matthias Heeder werden Science Fiction-Kenner unweigerlich an Philip K. Dicks Kurzgeschichte bzw. Steven Spielbergs Film MINORITY REPORT denken, was ein wenig irreführend ist. Denn mit mutierten Wesen, die in einem Wasserbecken liegen und voraussagen, wer in Zukunft ein Verbrechen begehen wird, hat diese Doku nur bedingt zu tun. In der geht es um Techniken, mit denen die Polizei besonders in Amerika, aber auch in Frankreich und ansatzweise sogar in Deutschland, versucht, vorauszuahnen, wo möglicherweise Verbrechen geschehen werden, und – besonders heikel – wer möglicherweise ein Täter werden wird. In Chicago ist es schon Realität: Potentielle Verdächtige, die auf einer so genannten Heat-List gelandet sind, vielleicht nur, weil ein Bekannter verhaftet wurde oder sie in der Nähe eines Verbrechens gesehen wurden, bekommen von der Polizei Briefe, in denen sie als zukünftige Straftäter bezeichnet und damit aufgefordert werden, sich doch besser vorzusehen. Ein besonders extremes Beispiel, auf das sich die Regisseure etwas zu sehr fixieren – wodurch sie ihre Haltung zu ihrem Thema auch überdeutlich klar machen – denn andere Aspekte des Versuchs, Straftaten zu vereiteln, wirken weit weniger problematisch. Es ist die größte Qualität von PRE-CRIME, das auch die Befürworter eines massiven Einsatzes von Big Data zu Wort kommen, dass sie aufzeigen dürfen, wie in ihren Augen Polizeiarbeit aussieht, die nicht reaktiv, sondern proaktiv funktioniert. Die ethischen Fragen die sich aus dem Datensammeln, dem Erstellen von Persönlichkeitsbildern und Wahrscheinlichkeiten ergeben, sind dabei der Kern des Problems. Wieviel Freiheit ist jeder Bürger, jede Internetbenutzerin, sind wir alle bereit, für Komfort und am Ende auch Sicherheit, aufzugeben? D Michael Meyns
Start am 12.10.2017 ¢ Acud Kino OMU ¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Sputnik Kino OMU , am 15.10. um 18 Uhr mit Produzent Stefan Kloos ¢ Tilsiter Lichtspiele OMU
D 28
D OKTOBER 2017
Originaltitel: Dead Donkeys Fear No Hyenas D Deutschland/Schweden/Finnland 2017 D 82 min D R: Joakim Demmer D B: Joakim Demmer D K: Ute Freund, Joakim Demmer, Zeb Davidson D S: Frank Brummundt, Stefan Sundlöf D V: Neue Visionen
PRE-CRIME centers on the technology with which the police attempt to predict where potential crimes will happen as well as the tricky issue of who will potentially be the criminal.
Alles begann am Flughafen Addis Abeba. Der schwedische Dokumentarfilmer Joakim Demmer beobachtete hier eines Nachts zufällig die Arbeiter auf der Rollbahn, wie sie Nahrungsmittel in ein Flugzeug nach Europa luden. Zur gleichen Zeit war ein anderes Team damit beschäftigt, Hilfslieferungen aus einem zweiten Flugzeug zu entladen. Während eines der ärmsten Länder der Welt nicht in der Lage zu sein scheint, das eigene Volk zu ernähren, wächst es gleichzeitig zu einer der größten Exportnationen für Nahrungsmittel heran. Diese Schizophrenie erschreckte Demmer und er begann zu recherchieren. Der Grund für das Ungleichgewicht ist die Politik des Machthabers Mulatu Teschome, der sein Land international wettbewerbsfähig machen will und massenweise Investoren nach Äthiopien holt. Agrarunternehmen wie die arabische Saudi Star nutzen Subventionen von internationalen Institutionen wie der EU, DFID und der Weltbank, um günstig hunderttausende Hektar Land zu erwerben und urbar zu machen. Das heißt im Klartext, sie roden die Wälder eines der größten Nationalparks der Welt, dem Gambela Park an der Grenze zum Sudan, und siedeln die indigenen Völker um, damit sie ihre Anbauflächen ausweiten können. In der Hauptstadt trifft Demmer auf Argaw Ashine, einen einheimischen Journalisten, der an einem Artikel zu dieser Praxis arbeitet. Gemeinsam reisen sie nach Gambela. Ashine wird allerdings zunehmend unter Druck gesetzt und muss das Land verlassen. Demmer recherchiert alleine weiter, fest entschlossen, den Vertriebenen eine Stimme vor der New Yorker Weltbank zu verschaffen. Nach sechs turbulenten Jahren ist sein Film fertig, die Geschichte aber noch lange nicht beendet. DAS GRÜNE GOLD macht wütend, fast ohnmächtig angesichts der Kette, zu deren Gliedern auch jedeR von uns gehört. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass seine Botschaft Gehör findet. D Lars Tunçay
Start am 5.10.2017 ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Tilsiter Lichtspiele OMU
Swedish documentarian Joakim Demmer researched the agrarian ventures in Ethiopia funded by the EU, the DFID, and the World Bank. These led to the clearing of the biggest national park in the world and to the displacement of indigenous people.
Termine unter www.indiekino.de
Der Konzertdealer Sobo Swobodniks Porträt des Konzertmanagers und Ex-Punks Scumeck Sabottka ist zugleich ein Porträt des Musikgeschäfts. Hinter den Kulissen werden Welttourneen konzipiert und spektakuläre Bühnenshows organisiert, wird eiskalt gedealt und knallhart verhandelt. Sabottka, der als Busfahrer der Einstürzenden Neubauten angefangen hat und zweimal an der Pleite vorbeischrammte, bevor er sich auf einen Deal mit den legendären Veranstaltern Fritz Rau und Marcel Avram einließ, ist seit 30 Jahren im Geschäft. Start am 5.10.2017 ¢ Zukunft dfmeu , am 6.10. mit Regisseur Sobo Swobodnik
Deutschland 2017 D 86 min D R: Sobo Swobodnik
We Are X Visual Kei nannte sich der exaltierte Stil mit dem die japanische Heavy Metal Band X sich ins Gedächtnis brannte. Um 1990 waren die Musiker in ihrer Heimat riesige Stars und hatten auch im Ausland Erfolg. Nachdem Gitarrist hide 1998 Selbstmord beging, löste sich die Band auf, um zehn Jahre später wieder zusammenzukommen und zu versuchen, auch in Amerika durchzustarten. Stephen Kijaks unverhohlen hagiographische Doku begleitet sie in den Tagen vor einem Konzert das 2014 im legendären New Yorker Madison Square Garden stattfand. Start am 26.10.2017 ¢ Brotfabrik Kino OMU
Termine unter www.indiekino.de
UK/USA/Japan 2017 D 101 min D R: Stephen Kijak D D: Mit: Yoshiki, Toshi, Pata, Heath, Sugizo, hide, Taiji
INDIEKRITIKEN
The Square Kunstkritisches Kunstkino
Der diesjährige Gewinner von Cannes ist, je nach Sichtweise, eine Satire auf den Kunstbetrieb oder selbst ein Stück von Performance-Kunst. Wie schon in HÖHERE GEWALT knüpft sich Östlund auch diesmal wieder bürgerliche Befindlichkeiten vor, und wieder ist ein Mann in der Krise. Christian – immer top gekleidet auf der Grenze zwischen schick und lässig – ist Kurator eines großen Museums. In der neuen Ausstellung „The Square“, soll es um das soziale Miteinander gehen. Zentrales Ausstellungsstück ist ein im Boden eingelassenes Quadrat mit der Aufschrift „The Square ist ein Zufluchtsort, an dem Vertrauen und Fürsorge herrschen. Hier haben alle die gleichen Rechte und Pflichten.“ Für die jungen Social-Marketing-Typen, die der Ausstellung die größtmögliche Reichweite verschaffen sollen, egal wie, ist diese Message zu menschenfreundlich und damit fade. Besser fänden sie ein wirklich kontroverses Video, das zum viralen Hit wird. Sie haben da auch schon eine Idee. Etwas mit Kindern und Attentaten, das sollte die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Der Rest des Teams nimmt den Vorschlag konsterniert auf. Christian selbst hört gar nicht richtig zu – er ist damit beschäftigt, den Dieb seines Mobiltelefons aufzuspüren, der irgendwo in einem Sozialwohnungsblock untergetaucht ist. Er beschließt, bei allen Bewohnern des Hochhauses einen Drohbrief einzuwerfen. Während die Werbemaschine sich anlässt, größtmöglichen Blödsinn zu produzieren, und damit das Ende von Christians Karriere einläutet, verfolgt Christian seine persönliche Vendetta, die ihn mit Lebensrealitäten konfrontieren wird, über die er, aller menschenfreundlichen Kunst zum Trotz, offenbar noch nie nachgedacht hat. Über weite Strecken ist THE SQUARE eine Aneinanderreihung von mal mehr, mal weniger absurden, immer aber sorgfältig kadrierten Szenen, die die museale Existenz des bürgerlichen Personals dekonstruieren. Während sich die Gespräche oberflächlich um Kunst drehen, geht es eigentlich um Status, Sex, Geld und Gier. Symptomatisch ist die Szene, in der die ganzen Gutgekleideten zum Buffet rennen, als wüssten sie nicht, wann es das nächste Mal zu Essen gibt. Als Christian sich aus der Museums-Blase nach draußen wagt, überfällt ihn Panik. Die Konfrontation oder D 30
D OKTOBER 2017
Deutschland/Schweden/Frankreich/USA 2017 D 122 min D R: Ruben Östlund D B: Ruben Östlund D K: Fredrik Wenzel D S: Jacob Secher Schulsinger D D: Claes Bang, Dominic West, Elisabeth Moss, Terry Notary, Linda Anborg D V: Alamode Filmverleih
vielmehr die Nicht-Konfrontation zwischen denen, die Geld und Status haben und denen, die von Almosen leben, scheint der eigentliche rote Faden dieser mäandernden Satire. Immer wieder begegnet Christian Bettlern auf der Straße. Einmal bietet er einer Frau an, ihr ein Sandwich mitzubringen aber als sie „Hühnchen ohne Zwiebeln“ bestellt, ist er beleidigt, dass sie Sonderwünsche äußert. Am nächsten Tag hat er gute Laune und gibt gleich bündelweise Geld. Einmal braucht er selbst Hilfe und alle gehen an ihm vorbei. Östlund liebt es, das Unbehagen der Etablierten auszustellen, denen es am liebsten wäre, die anderen, die Armen, die schlechter Gekleideten, die Unkultivierten wären einfach nicht da, oder zumindest nicht sichtbar. Auf dem Revers gute Sozialdemokraten, im Herzen eine Elite, die sich nicht mal eingestehen mag, dass sie Elite ist. Gleichzeitig scheint sich Östlund selbst am wohlsten inmitten des Kunstzirkus‘ zu fühlen, den er persifliert. Abseits von den wohlfeilen Hieben auf die moderne Kunst und ihre Diskurse, zu denen THE SQUARE seinerseits ja auch gehört, durchzieht eine schizophrene, selbstzweiflerische Note den Film. D Hendrike Bake
Start am 19.10.2017 ¢ b-ware!ladenkino OMU ab Ende Oktober ¢ Bundesplatz Kino DF OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Wolf OMU ab Ende Oktober ¢ Union Filmtheater df ab 2.11.
Absurd scenes in the museum milieu. This year’s Cannes winner is either a satire about the art industry or a performance art piece, depending on how you view it.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN Deutschland/Brasilien 2017 D 72 min D R: Gustavo Jahn, Melissa Dullius D B: Gustavo Jahn, Melissa Dullius D D: Gustavo Jahn, Melissa Dullius
Muito Romantico „Wir müssen produzieren!“
Es beginnt alles auf der Reise über den Atlantik. Das Paar lotet sich selbst fotografisch aus, spielt mit der Architektur des Schiffes, mit den Blautönen des Meeres, mit Überblendungen, Spiegelungen, Schatten. Melissa Dullius und Gustavo Jahn, beide in Brasilien geboren, landen in Berlin. Soweit stimmen die biografischen Eckdaten des Filmpaares, die gemeinsam eine kleine Wohnung beziehen, mit dem Künstlerkollektiv Distruktur überein. Die beiden reflektieren in ihrem ersten Langfilm die Gemengelage einer Beziehung und das Dasein als Kreative. Wie eine Patchworkdecke breiten sie dabei innere Reibungen aus , auch die an der Stadt, der Zeit, in der sie leben. Erinnerungssplitter, Zitate, Poesie, Musik – unterschiedlichste, auch filmische Materialien ergeben zusammengesetzt einen Schutzraum, für alle die, die auf dieser Decke Platz nehmen. So wird es im Film beschrieben und funktioniert es als Einladung an den Zuschauer. Doch: „Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren mit irgendwelchen Leuten, Partys und Drogen. Wir müssen produzieren!“ Immer wieder inszeniert sich das Paar auch in Bezug auf eine Vorstellung von Romantik als Sehnsuchtsort. Der Begriff kreiselt durch den Film und lässt Assoziationen auftauchen und wieder verschwinden, so schnell wie die Bilder über die Leinwand fliegen: Japanische Frauen mit Masken nehmen Drogen, die rote Rose im Mund des Piraten, der Marmorengel, das schwarze Loch. Oft werden nicht die Bilder an den Wänden ausgewechselt, nur die Menschen im Raum. Gustavo – oder besser sein Alter Ego – verliert sich dann in Eifersucht und Depression. Handelt es sich hier also hauptsächlich um Selbstinszenierungen der an sich selbst leidenden Bohème, inmitten von zusammengesuchtem Obstkistencharme, oder doch um „geniale Dilettanten“ – die letzten, die noch die Fahne oben halten? D Susanne Kim
Start am 12.10.2017 ¢ Wolf OMU
Termine unter www.indiekino.de
The Brazilian couple Melissa Dullius and Gustavo Jahn moves to Berlin and films an experimental feature about romance and creativity.
Deutschland 2017 D 132 min D R: Heinz Emigholz D B: Heinz Emigholz, Zohar Rubinstein D K: Till Beckmann, Heinz Emigholz D S: Till Beckmann, Heinz Emigholz D V: filmgalerie 451
Streetscapes [Dialogue] Architektur und Analyse
Heinz Emigholz besetzt eine Nische: die Architekturkinematografie. In seinen Filmen setzt er sich vor allem mit den Erbauern der Moderne wie Louis Sullivan, Adolf Loos und Le Corbusier auf komplexe Weise auseinander. Sein neuer Film STREETSCAPES [DIALOGUE] ist nicht nur Teil, sondern auch Reflexion seines Schaffens. Emigholz (gespielt von John Erdman) trifft sich mit dem Psychologen Zohar Rubinstein (Jonathan Perel) in Uruguay zu einem sich über eine Woche erstreckenden therapeutischen Dialog. Zwischen verschiedenen architektonischen Ensembles spricht Emigholz über seine Vorstellungen von Film, seine Projekte und seinen Werdegang im deutschen Experimentalfilm. Die brutalistischen Bauwerke von Eladio Dieste oder Julio Vilamajó, in denen die Protagonisten sich unterhalten, verdeutlichen dabei die heilsame Freilegung der Struktur, die das therapeutische Gespräch zur Aufgabe hat. Die Architektur ist nicht nur Szenerie oder Symbol, sondern Akteur: Als Resonanzraum gestaltet sie den Dialog mit, füllt Gesprächspausen und bietet Schutzräume sowie Ausblicke zur Erforschung der menschlichen Psyche. Ausgangspunkt für den Dialog zwischen Emigholz und Rubinstein ist eine Schaffenskrise des Regisseurs, die im Verlauf des Films überwunden zu werden scheint. Der Zuschauer erfährt von einem vierteiligen Projekt des Filmemachers. Einer dieser Teile ist STREETSCAPES [DIALOGUE] selbst – der Film schildert seine eigene Entstehung und nimmt die bei Emigholz wiederkehrenden Themen von Zeitlichkeit und Narration im Kino auf. Trotz dieser zum Ende hin etwas penetranten Vielschichtigkeit ist das Ergebnis kein manieristisches Spiel der Metaebenen geworden. Der Dialog bleibt für den Zuschauer jederzeit verständlich, zugänglich und interessant. STREETSCAPES [DIALOGUE] ist eine Bereicherung, auch für jemanden, der kein ausgesprochener Fan von Emigholz, Psychoanalyse oder Sichtbeton ist. D Yorick Berta
Start am 12.10.2017 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU
Heinz Emigholz’s architecture films mostly deal with modern architects like Louis Sullivan, Adolf Loos, and le Corbusier. IN STREETSCAPES (DIALOGUE), the experimental filmmaker reflects upon his work in a therapeutic dialogue.
OKTOBER 2017 D
31 D
INDIEKRITIKEN Deutschland 2017 D 106 min D R: Matto Barfuss D K: Matto Barfuss D D: Max Moor, Moritz Brendel D V: Camino Filmverleih
Maleika
Blood SimplE
Schnelle Jäger
Pflichtlektüre
MALEIKA erzählt, wie die Gepardenmutter Maleika ihre sechs Kinder – Martha, Malte, Mirelèe, Marlo, Mia und Majet – großzieht. Im Babyalter geht es vor allem darum, den Nachwuchs vor größeren Jägern wie Löwen oder Hyänen zu beschützen. Später lernen die Kleinen Schritt für Schritt, sich selbst durchzuschlagen. Hunger ist ständiger Begleiter der Familie und mehrfach droht die Mutter zu schwach zum Jagen zu werden, einmal wird sie sogar verletzt. Doch Maleika beißt sich durch, auch wenn sie nicht alle ihrer Kinder bis zum Erwachsenenenalter durchbringt. Der Filmemacher und Fotograf Matteo Barfuss, der in den Medien gerne „Gepardenmann“ genannt wird, verbrachte Monate mit der Gepardenfamilie und hat eindrucksvolle Szenen gefilmt. Davon, wie die Babykatzen in Bäumen klettern, oder die Mutter todesmutig inmitten einer Büffelherde jagt. Dabei kommt Barfuss nicht nur den Raubkatzen unheimlich nahe, sondern auch den anderen Tieren der Steppe. Die vom Aussterben bedrohten Geparden sind die schnellsten Landtiere der Erde, die ihre Beute mit bis zu 120 km/h quasi überrennen. Sie beißen dem Opfer zunächst in die Beine und drücken ihm dann mit den Zähnen die Halsschlagader zu. Die Jagd ist die zentrale Tätigkeit der Geparden und zentrales Thema des Films. Das Anschleichen, Losrennen, Anspringen und Überwältigen. Das hastige Fressen. Die kurze Zeit, die die Nahrung nur vorhält. Die Bedrohung durch andere Jäger. MALEIKA zeigt viele solcher Szenen. In der Inszenierung orientiert sich MALEIKA an Filmen wie der REISE DER PINGUINE und erzählt die Aufzucht der Kleinen als Erfüllung einer Mission. Als Sprecher konnte Max Moor gewonnen werden, der auf der Tonspur von Maleikas Mutterinstinkt schwärmt und gelegentlich sogar mit Kinderstimme die Gedanken des Nachwuchses einspricht. Aber nicht einmal die beruhigende Stimme Moors kann aus den drahtigen Raubtieren niedliche Kuscheltiere machen. D Toni Ohms
Start am 12.10.2017 ¢ Acud Kino ¢ b-ware!ladenkino ¢ filmkunst66 ¢ Union Filmtheater
D 32
D OKTOBER 2017
Originaltitel: Blood Simple D USA 1984 D 94 min D R: Joel Coen D B: Joel Coen, Ethan Coen D K: Barry Sonnenfeld D S: Joel Coen, Ethan Coen, Don Wiegmann D M: Carter Burwell D D: Frances McDormand, John Getz, M. Emmet Walsh, Dan Hedaya, Samm-Art Williams D V: StudioCanal
A cheetah mother must raise her six cubs. Directed by “Leopard Man” Matto Barfuss.
Die Filmkritikerin Pauline Kael, deren Liebe vor allem dem New Hollywood Kino galt, veröffentlichte zum Start von BLOOD SIMPLE 1984 im „New Yorker“ einen heftigen Verriss des ersten Spielfilms der Coen-Brüder. Sie befand sich damit im Widerspruch zu fast der gesamten Filmkritik-Szene, die das Coen-Debüt durchweg begeistert aufgenommen hatte. Der Film habe keinen Sinn für Realität und keine Verbindung zur Erfahrung, schrieb Kael, auch keinen eigenen Stil, vielmehr entstamme er vollständig Quellen der Pop-Kultur, vor allem B-Filmen und schwülen Noir-Romanen. Kael hatte nicht unrecht. Die Erkenntnis, die sich in BLOOD SIMPLE und allen Filmen der Coen Brüder spiegelt, war ja gerade, dass es keinen Stil, keine Identität und Erfahrung gab, die nicht durch die Populärkultur gefiltert war. Nicht, dass das eine originäre Perspektive der 80er gewesen wäre. T.S. Eliot hatte ja schon 1922 sein „Waste Land“ aus Zitaten und Anspielungen zusammengesetzt: „These fragments I have shored against my ruins“. Aber in den zitat- und experimentierfreudigen 80er Jahren war diese Erfahrung kritisch geworden. BLOOD SIMPLE und die späteren Filme der Coen-Brüder erzählen von einem ständigen Kampf um Identitäten, und von einer Sinnlosigkeit und Absurdität des Unternehmens, die an Vanitas-Motive erinnern. Zugleich aber haben die Coens großen Respekt und große Liebe für ihre mit sich selbst und ihrem Missgeschick kämpfenden Figuren. Nichts verteidigen die Helden und Schurken in den Coen-Filmen mehr als ihre Idiosynkrasien, ihre immer leicht schief hängenden, zusammengeklaubten Eigenarten und Leidenschaften. So auch in BLOOD SIMPLE, wo der Barbesitzer Marty den schmierigen Detektiv Visser anheuert, um seine Frau Abby und deren Lover Ray umzubringen. Natürlich geht das nicht glatt, im Gegenteil. BLOOD SIMPLE ist Pflichtlektüre, nicht nur für Coen-Fans. D Tom Dorow
Start am 5.10.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF OMU ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Filmrauschpalast, Preview am 1.10. um 15 Uhr ¢ Wolf OMU
A revival of the restored version of the Coen brothers 1984 debut. Bar owner Marty hires sleazy detective Vissar to kill his wife Abby and her lover Ray, but Vissar has his own plans.
Termine unter www.indiekino.de
INDIEKRITIKEN
Schneemann
FACK JU GÖHTE 3
Britischer Mystery-Thriller nach einem Krimi von Jo Nesbø. Michael Fassbender spielt den Osloer Hauptkommissar Harry Hole, ein Frauentyp mit Hang zum Alkohol, Anführer einer Eliteeinheit. Während der ersten Schneefälle hat es einen Vermissten gegeben. Bei seinen Ermittlungen mit der brillanten neuen Kollegin Katrine Bratt wächst in Hole der Verdacht, dass ein Serienkiller aus dem Ruhestand zurückgekehrt ist. Sie müssen den Fall lösen, bevor der Killer wieder zuschlägt. Dafür rollen die beiden die Jahrzehnte alten Fälle von damals wieder auf.
Die Göhte-Blase steht inzwischen kurz vor dem Abitur, hat aber überhaupt keinen Plan, was dann eigentlich passieren soll. Der Besuch beim BIZ (Berufsinformationszentrum) geht nach hinten los: Nachdem die Frau vom Amt versucht hat, Chantal, Danger, Emre und den anderen eine Zukunft als Pflegekraft oder Müllmann schmackhaft zu machen, ist die Motivation mal wieder bei Null, und Zeki Müller/Elyas M'Barek muss seine Schützlinge wieder auf Spur bringen.
Start am 19.10.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF
OMU
Originaltitel: The Snowman D Großbritannien 2017 D125 min D R: Tomas Alfredson D D: Charlotte Gainsbourg, Val Kilmer, J.K. Simmons, Chloë Sevigny, Michael Fassbender, Toby Jones, James D’Arcy, Rebecca Ferguson
Start am 26.10.2017 ¢ Union Filmtheater
Deutschland 2017 D R: Bora Dagtekin D D: Elyas M'Barek, Jella Haase, Sandra Hüller, Gizem Emre
MAX MOOR erzählt eine der berührendsten Geschichten aus der Welt der Tiere
Blade Runner 2049 Soviel steht schon mal fest: Hauptperson des neuen Sequels ist der junge Polizeioffizier K (Ryan Gosling), der auf ein „gut gehütetes Geheimnis von enormer Sprengkraft“ stößt. Er macht sich auf die Suche nach dem originalen Blade Runner, der wichtige Informationen besitzen könnte, und wieder von Harrison Ford gespielt wird. Regisseur ist Denis Villeneuve (ARRIVAL), was auf fantastische Bilder und einen klugen Plot hoffen lässt. Eiszeit Kino, Filmrauschpalast und City Kino nutzen die Gelegenheit, um das Original noch einmal auf die Leinwand zu holen. Start am 5.10.2017 ¢ b-ware!ladenkino DF OMU , 3D ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Sputnik Kino OMU ab 26.10. ¢ Union Filmtheater df
Termine unter www.indiekino.de
Maleika Ein Film von Matto Barfuss
Kanada/USA/Großbritannien 2017 D 163 min D R: Denis Villeneuve D D: Robin Wright Penn, Ryan Gosling, Jared Leto, Harrison Ford, Dave Bautista, Mackenzie Davis
AB 12. OKTOBER 2017 IM KINO !
WEITERINDIEKINO
Körper und Seele
Eine fantastische Frau
Nacht für Nacht träumen Maria und Endre von einer friedlichen Waldlandschaft. Sie streifen als Hirschkuh und Hirsch durch den verschneiten Winterwald, äsen gemeinsam am Grün und beschnuppern sich immer wieder freundlich. Dass sie den gleichen Traum haben, wissen die beiden nicht. Sie haben sich erst vor kurzem bei der Arbeit kennen gelernt. Endre ist Direktor eines Schlachtbetriebs und Maria wird gerade als neue Qualitätskontrolleurin eingestellt. Die beiden scheinen füreinander bestimmt zu sein – und können sich zunächst gar nicht sonderlich leiden.
Marina und ihr Freund Orlando planen einen Traumurlaub an die Iguazú-Wasserfälle. Doch in der Nacht vor der Abreise erleidet Orlando einen Herzinfarkt. Für Marina beginnt mit dem Verlust ihrer großen Liebe ein Alptraum. Da sind zum einen die Polizisten, denen Marina die Blessuren an Orlandos Körper erklären muss. Dann ist da der Chefarzt, dem Marina ihre Beziehung zu Orlando erklären muss. Und schließlich ist da die Familie Orlandos, die Marina nicht akzeptiert und sie einfach nur aus ihrem Leben haben will. Denn Marina ist trans.
¢ Acud Kino df ¢ Bundesplatz Kino DF OMU ¢ City Kino Wedding DF OMU ¢ Eva-Lichtspiele DF OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Il Kino OMU ¢ Intimes OMU ¢ Krokodil OMU ¢ Tilsiter Lichtspiele OMU ¢ Wolf OMU
Abluka – Jeder misstraut jedem ¢ Zukunft
Ana, mon amour ¢ Hackesche Höfe Kino, Zukunft
Ansoara ¢ Krokodil
Atomic Blonde ¢ City Kino Wedding
Auguste Rodin ¢ Bali Kino, Hackesche Höfe Kino
Baby Driver ¢ b-ware!ladenkino, Tilsiter Lichtspiele
Barfuss in Paris ¢ Hackesche Höfe Kino
Barry Seal – Only America ¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater
Die beste aller Welten ¢ Bundesplatz Kino, filmkunst66, Sputnik Kino, Union Filmtheater
Beuys ¢ b-ware!ladenkino, Zukunft
Blade Runner (1982) ¢ City Kino Wedding, Eiszeit Kino, Filmrauschpalast
D 34
D OKTOBER 2017
Originaltitel: A Teströl és Lélekröl D Ungarn 2017 D 116 min D R: Ildikó Enyedi D D: Tamás Jordán, Géza Morcsányi, Szandra Borbély, Zoltán Schneider, Ervin Nagy
¢ City Kino Wedding OMU ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Il Kino OMU ¢ Zukunft OMU
Originaltitel: Una mujer fantástica D Deutschland/USA/Spanien/Chile 2017 D 100 min D R: Sebastián Lelio D D: Aline Küppenheim, Amparo Noguera, Luis Gnecco, Daniela Vega, Francisco Reyes
Blind und Hässlich
Final Portrait
Mein Leben – Ein Tanz
¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater (am 10.10. mit Regisseur Tom Lass), Zukunft
¢ b-ware!ladenkino, Bali Kino
¢ Il Kino
¢ Acud Kino, Brotfabrik Kino, Bundesplatz Kino, Eiszeit Kino, Filmrauschpalast, filmkunst66, Hackesche Höfe Kino, Tilsiter Lichtspiele, Union Filmtheater
Hampstead Park
Die Migrantigen
B-Movie Lust & Sound in West-Berlin 1979–1989 ¢ Sputnik Kino
Gloria
¢ Union Filmtheater
The Circle ¢ b-ware!ladenkino, Sputnik Kino
Conny Plank – The Potential of Noise ¢ Hackesche Höfe Kino, Tilsiter Lichtspiele
Dalida ¢ City Kino Wedding
David Lynch: The Art Life ¢ b-ware!ladenkino, City Kino Wedding, Hackesche Höfe Kino
Dunkirk ¢ Tilsiter Lichtspiele
Engelbecken ¢ Brotfabrik Kino
Die Erfindung der Wahrheit ¢ b-ware!ladenkino, Bali Kino, Tilsiter Lichtspiele
¢ b-ware!ladenkino, Zukunft
Haus ohne Dach ¢ Eiszeit Kino, Zukunft
Monsieur Pierre geht online
Helle Nächte
¢ Union Filmtheater
¢ b-ware!ladenkino, Hackesche Höfe Kino, Zukunft
mother!
Immer der Nase nach ¢ Union Filmtheater
Mr. Long
In Zeiten abnehmenden Lichts
¢ b-ware!ladenkino, fsk-Kino am Oranienplatz, Zukunft
¢ City Kino Wedding
Norman
Jugend ohne Gott
¢ b-ware!ladenkino, Eva-Lichtspiele, filmkunst66
¢ Tilsiter Lichtspiele
Kingsman: The Golden Circle ¢ Intimes
On the Milky Road ¢ b-ware!ladenkino, Eiszeit Kino, Hackesche Höfe Kino, Klick, Krokodil, Tilsiter Lichtspiele
Körper und Seele
Ornithologe
¢ b-ware!ladenkino
¢ Bali Kino
DF OMU
Logan Lucky
Eine fantastische Frau
¢ b-ware!ladenkino
¢ b-ware!ladenkino
Magical Mystery
DF OMU
¢ b-ware!ladenkino, City Kino Wedding, Il Kino, Sputnik Kino, Zukunft
DF OMU
¢ b-ware!ladenkino, Eiszeit Kino, Intimes, Zukunft
Paris kann warten ¢ City Kino Wedding
Termine unter www.indiekino.de
CLAES
BANG
ELISABETH
MOSS
DOMINIC
WEST
TERRY
NOTARY
Logan Lucky LOGAN LUCKY spielt im Arbeitermilieu von West Virginia und lebt von seinen liebenswert-schrägen Charakteren. Der Bauarbeiter Jimmy Logan verliert seinen Job, weil er ein kaputtes Knie hat. Mit seinem jßngeren Bruder Clyde, der sich als einarmiger Barkeeper durchschlägt, plant er einen Coup beim NASCAR-Rennen in North Carolina: Die Brßder wollen das Rohrpostsystem anzapfen, das Bargeld aus diversen Kassen in einen Safe transportiert. Um an die Beute zu gelangen, brauchen sie die Hilfe des durchgeknallten Sprengstoffexperten Joe Bang ‌ ¢ Intimes OMU ¢ Sputnik Kino DF OMU ¢ Tilsiter Lichtspiele OMU
USA 2017 D 119 min D R: Steven Soderbergh D D: Katie Holmes, Daniel Craig, Hilary Swank, Sebastian Stan, Seth MacFarlane, Riley Keough, Katherine Waterston, Adam Driver
THE SQUARE The Party
Tulpenfieber
¢ b-ware!ladenkino, City Kino Wedding, Eiszeit Kino, Hackesche HÜfe Kino, Il Kino, Klick, Tilsiter Lichtspiele
¢ b-ware!ladenkino, Sputnik Kino, Union Filmtheater
Paterson ¢ Klick
Porto ¢ b-ware!ladenkino, Bundesplatz Kino, Intimes
Ein Sack voll Murmeln
Unter deutschen Betten ¢ Union Filmtheater
Victoria & Abdul ¢ b-ware!ladenkino, Bundesplatz Kino, Eva-Lichtspiele, Hackesche HÜfe Kino, Intimes, Union Filmtheater
¢ Klick
Walk With Me
Schloss aus Glas
¢ Eva-Lichtspiele, am 3.10. um 11 Uhr und in weiteren Einzelvorstellungen
¢ b-ware!ladenkino, Intimes, Eiszeit Kino, Hackesche HÜfe Kino, Sputnik Kino
Schule, Schule ‌
¢ City Kino Wedding, Bali Kino
Weit – Die Geschichte einer Reise um die Welt
Searching for Sugar Man
Western
Sehnsucht ¢ Il Kino
Der Stern von Indien ¢ Bali Kino, Sputnik Kino
Stromaufwärts ¢ fsk-Kino am Oranienplatz, Klick, Krokodil
Termine unter www.indiekino.de
„Solch einen Cannes-Gewinner gab es noch nie!“ USA TODAY
„Einfach brillant!“ VANITY FAIR
Der Wein und der Wind
¢ b-ware!ladenkino, Eva-Lichtspiele, am 1.10. um 11 Uhr mit Regisseurin Hella Wenders
¢ Sputnik Kino
DREHBUCH UND REGIE RUBEN Ă–STLUND
¢ b-ware!ladenkino, Sputnik Kino, Zukunft
¢ b-ware!ladenkino, Brotfabrik Kino, fskKino am Oranienplatz, Il Kino, Krokodil, Wolf, Zukunft
Wie die Mutter, so die Tochter ¢ Eiszeit Kino, Hackesche HÜfe Kino, Union Filmtheater
Die Wunde ¢ Hackesche HÜfe Kino, Zukunft
„Eine grandiose Gesellschaftssatire.“
„Macht einen HeidenspaĂ&#x;!“
SPIEGEL ONLINE
ZEIT DE
„Ein Film, der gesellscha liche Relevanz, kĂźnstlerischen Anspruch und Unterhaltung elegant zu verbinden weiĂ&#x;.“ DER FREITAG www.TheSquare-Film.de
/TheSquare.DerFilm
AB OKTOBER IM KINO
INDIEKINDER
KinderfilmE A–Z Amelie rennt Deutschland/Italien 2017 D R: Tobias Wiemann D 97 min, FSK: 6
Die Pfefferkörner und der Fluch des Schwarzen Königs Die Hamburger Kinderdetektive „Die Pfefferkörner“ ermitteln schon seit fast 20 Jahren im Fernsehen und jetzt erstmals auf der großen Leinwand. Mia, Benny und ihre Freunde fahren auf Klassenfahrt nach Südtirol. Auf dem Gruber Berghof geschehen seltsame Dinge: Die Kinder begegnen Berggeistern und entdecken mystische Zeichen, und Mias Freund Luca benimmt sich sehr eigenartig. Mutig gehen die Pfefferkörner der Sache auf den Grund. Die Spur führt zurück nach Hamburg … ¢ Eva Lichtspiele ¢ filmkunst66 ¢ Intimes ¢ Union Filmtheater
Deutschland 2017 D R: Christian Theede D 97 min
Amelie ist dreizehn und hat Asthma. Sie läuft nachts aus der Klinik weg in die Berge. Dort trifft sie Bart, der ihr von einem Bergfeuer erzählt, das Krank- heiten heilen soll. ¢ Tilsiter Lichtspiele, Union Filmtheater
Belle & Sebastian Frankreich 2013 D R: Nicolas Vanier D 94 min, FSK: oA, empfohlen ab 7–11
Der Waisenjunge Sebastian, der bei einer Bäckersfrau und einem Hirten in den französischen Hochalpen aufwächst, trifft in den Bergen auf die schneeweiße Berghündin Belle. Der wilde Hund und das heimatlose Kind werden Freunde. ¢ Sputnik Kino
Dann beginnt der Erzähler mit der Geschichte, wobei sich das Klavier immer wieder einmischt und gewissermaßen miterzählt. Für Kinder ab 6 Jahren. ¢ Bali Kino, Samstag, 8.10. um 11 Uhr: Der Untergang des Hauses Usher Donnerstag, 12.10. um 10.30 Uhr: Die schlaue Gans und der Fuchs Sonntag, 15.10. um 15 Uhr: Jack und die Zaubermützen
Happy Family Deutschland 2017 D R: Holger Tappe D 96 min, FSK: oA
Auf einer Halloween-Party wird Familie Wünschmann von einer echten Hexe verflucht: Alle werden zu den Wesen, als die sie sich verkleidet haben. ¢ b-ware!ladenkino, filmkunst66, Union Filmtheater
Hilfe, unser Lehrer ist ein Frosch Niederlande 2017 D R: Anna van der Heide D 84 min, FSK: oA
Franz ist gerne Lehrer und seine Schülerinnen und Schüler mögen ihn. Was sie nicht wissen: Franz verwandelt sich ab und zu in einen Frosch! ¢ Bali Kino
Kedi – Von Katzen und Menschen USA/Türkei 2016 D R: Ceyda Torun D 80 min, FSK: oA
Ente Gut! Mädchen allein zu Haus Als ihre Mutter die kranke Oma zuhause in Vietnam besuchen fliegt, bleiben die elfjährige Linh und ihre kleine Schwester allein in Deutschland zurück. Sie gehen alleine zur Schule, kümmern sich um die Mietwohnung und helfen im Asia-Imbiss. Nachbarin Pauline mit den roten Haaren beobachtet mit einem ausgeklügelten Spionagesystem, was bei den Schwestern vorgeht, und beschließt die beiden zu erpressen. Aber aus den geplanten Opfern werden Komplizinnen und gemeinsam meistern die drei jede Menge Arbenteuer. ¢ Sputnik Kino
D 36
D OKTOBER 2017
Deutschland 2016 D R: Norbert Lechner D 95 min, FSK: oA
Bibi & Tina – Tohuwabohu total!
Der Dokumentarfilm folgt ein paar Steunern in Istanbul.
Deutschland 2016 D R: Detlev Buck D 111 min, FSK: oA
¢ b-ware!ladenkino, Tilsiter Lichtspiele
Bibi & Tina erwischen den Suppendieb, der sich zuerst Aladin nennt, in Wirklichkeit aber Adea heißt und ein Mädchen ist. ¢ Acud Kino
Bigfoot Junior Belgien 2017 D R: Ben Stassen, Jérémie Degruson D FSK: oA
Adam ist ein Außenseiter, aber er hat den coolsten Papa der Welt: Bigfoot. ¢ filmkunst66, Intimes
Gahl’s Märchenklavier empfohlen ab 5 Jahren
Gahl’s Märchenklavier bringt Märchen aus verschiedensten Ländern ins Bali: Ein musikalisches Vorspiel malt die Stimmung aus.
Kinderfilm des Monats: Gespensterjäger Deutschland/Irland/Österreich 2015 D R: Tobi Baumann D 99 min, empfohlen ab 8
Niemand glaubt dem elfjährigen Tom, dass ein grün-schleimiges Gespenst namens Hugo im Keller lebt und sich ab und zu auf dem Familiensofa breit macht. ¢ Bali Kino, Bundesplatz Kino, Eva Lichtspiele, Kino Intimes, Sputnik Kino, Union Filmtheater, Xenon Kino alle Termine unter kinderkinobuero.de Vorbestellungen unter 030/235 562 51
INDIEKINDER
Pünktchen und Anton (1953) Deutschland 1953 D R: Thomas Engel D 91 min, FSK: 6
Klassiker von Erich Kästner. Pünktchen hat reiche Eltern, ihr bester Freund Anton kommt aus einem armen Viertel.
Der kleine Rabe Socke
¢ Bali Kino
Deutschland 2012 D R: Ute von Münchow-Pohl, Sandor Jesse D 78 min, FSK: oA, empfohlen ab 5
Der kleine Rabe Socke hat einen Staudamm kaputt gemacht. Mit seinen Freunden macht sich Socke auf die Suche nach den Bibern, die helfen könnten. Animation. ¢ Sputnik Kino
Die Legende der Prinzessin Kaguya Japan 2013 D R: Isao Takahata D 137 min, FSK: oA
Ein elternloses Paar findet in den Bambusstauden eine fingergroße Prinzessin. Als diese sich als Baby entpuppt, ziehen die beiden sie groß und ermöglichen ihr ein Leben in reichen Verhältnissen. ¢ Sputnik Kino
The Lego Ninjago Movie USA 2017 D R: Charlie Bean, Bob Logan, Paul Fisher D 102 min, FSK: oA
Tagsüber sind die sechs Freunde Nerds und Geeks, nachts beschützen sie ihre Heimatstadt Ninjago City vor Feinden und Monstern. ¢ b-ware!ladenkino, Eva-Lichtspiele, Union Filmtheater
Nur ein Tag Deutschland 2017 D R: Martin Baltscheit D 76 min, FSK: oA
Der Fuchs, das Wildschwein und die Eintagsfliege packen das Glück des ganzen Lebens in einen Tag. ¢ Acud Kino, Bali Kino
Ostwind 3 – Aufbruch nach Ora Deutschland 2017 D R: Katja von Garnier D 110 min, FSK: oA
Als es mit der Großmutter Stress gibt, schnappt sich Mika ihren Ostwind und macht sich mit ihm auf den Weg nach Andalusien – Ostwinds Heimat.
KUKI – Kurze für Kids
Rock my heart Deutschland 2017 D R: Hanno Olderdissen D FSK: 6
Jana hat einen Herzfehler. Doch das hält sie zum Schrecken ihrer Eltern nicht davon ab den wilden „Rock My Heart“ zu reiten. ¢ Union Filmtheater, Sputnik Kino ab 12.10.
Am 29.10. um 15 Uhr lädt der Kinderkulturmonat wieder zu KUKI – Kurze für Kids ins Hackesche Höfe Kino ein. Das KUKI-Programm ist bunt und bevölkert von Tieren, Menschlein und wundersamen Wesen: Eine Henne verfolgt gespannt die Verwandlung ihres besten Freundes in einen Schmetterling, ein Papierhut hat magische Fähigkeiten und zwei Igel lassen sich nicht unterkriegen. Außerdem kann man lernen, wie aus Essensabfällen Erde wird und was passiert, wenn man eine Schneeflocke mit der Post verschickt. Für Kinder ab vier Jahren. ¢ Hackesche Höfe Kino, am 29.10. um 15 Uhr
Ein Sack voll Murmeln Kanada/Frankreich/Tschechien 2017 D R: Christian Duguay D 110 min, FSK: 12, empfohlen ab 12
Die Brüder Joseph und Maurice müssen während der Nazizeit alleine nach Südfrankreich fliehen.
Kinderkino im INDIEKINO
¢ Bali Kino
Acud Kino
Sing
USA 2016 D R: Garth Jennings D 108 min, FSK: oA
Um das alte Theater zu retten, veranstaltet der Koalabär eine Castingshow. Lauter Tiere nehmen teil. ¢ City Kino Wedding
Spatzenkino im Oktober: Der Herbst ist da! ca. 45 min, empfohlen ab 4
Der kleine Hase entdeckt den Herbst, ein Baum muss zum Friseur und der Dokumentarfilm EIN TAG IM HERBST zeigt, was die Waldbewohner im Herbst so machen. ¢ Bali Kino, Eiszeit Kino, Eva Lichtspiele, Kino Intimes, Union Filmtheater, Xenon Kino alle Termine unter spatzenkino.de, Vorbestellungen unter 030/449 47 50
b-ware! ladenkino
Täglich 17 Uhr Sa+So auch 15+16 Uhr täglich ab 12 Uhr
Bali Kino
DO, FR, SA, SO 16 Uhr
Bundesplatz Kino
DO, FR, SA, SO 13.30 Uhr
Eva-Lichtspiele
DO, FSA, SO 13.15 Uhr
R,
filmkunst66
DO, FR, SA, SO 15 Uhr
kino intimes
DO, FR, SA, SO
KLICK kino
DO, FR, SA, SO
Sputnik Kino
DO, FR, SA, SO in den Herbsferien täglich
Tilsiter Lichtspiele DO, FR, SA, SO wechselnde Zeiten Union Filmtheater WOLF Kino
DO, FR, SA, SO wechselnde Zeiten DSA, SO
Xenon Kino wechselnde Termine Eine aktuelle Programmübersicht über alle KinderfilmTermine finden Sie auf www.indiekino.de
¢ Acud Kino
Termine unter www.indiekino.de
OKTOBER 2017 D
37 D
INDIEKINOHIGHLIGHTS
Das Wolf Kino leistet sich ein Symposium zur Farbe im Film. Friederike Horstmanns Beitrag „Who’s Afraid of Red, Green and Blue“ widmet sich der Ästhetik von Technicolor, Christine N. Brinckmann erläutert am Beispiel ihrer eigenen filmischen Arbeiten – von denen sie auch eine zeigen wird –, „Wie man die Farben des Films zum Leuchten bringt“. Sulgi Lie diskutiert die Digitalisierung der Filmfarben in seinem Beitrag „Shallow Red“. Nach dem Symposium gibt es ein irrwitzig gutes Filmprogramm,
D 38
D OKTOBER 2017
mit 6 DONNE PER L’ASSASSINO (BLUTIGE SEIDE) von Giallo-Genie Mario Bava, Krzysztof Kieślowskis EIN KURZER FILM ÜBER DAS TÖTEN und Paul Thomas Andersons PUNCH DRUNK LOVE. Zu den Filmen gibt es jeweils eine Einführung und vor Hitchcocks NORTH BY NORTHWEST erklärt Sulgi Lie, was die Farbe bei Hitchcock mit der modernen Kunst seiner Zeit zu tun hat, vor allem mit Rothko und Warhol. wolfberlin.org
WOLF WOLF EDITIONEN 3: ZWISCHENTÖNE: FARBE IM FILM 13.10. um 18.30 Uhr: Auftaktdiskussion 13.10. um 20.30 Uhr: 6 DONNE PER L’ASSASSINO (BLUTIGE SEIDE) 22.10. um 18.30 Uhr: „Phantasmagorien der Farbe. Hitchcocks Kolorismus.“ 22.10. um 20 Uhr: NORTH BY NORTHWEST 29.10. um 20 Uhr: EIN KURZER FILM ÜBER DAS TÖTEN 12.11. um 20 Uhr: PUNCH-DRUNK LOVE
Blutige Seide
OKTOBER 2017D
39 D
Geschichtsunterricht
INDIEKINOHIGHLIGHTS
AKADEMIE DER KÜNSTE, ZEUGHAUSKINO, BROTFABRIK KINO, FSK-KINO AM ORANIENPLATZ SAGEN SIE’S DEN STEINEN. RETROSPEKTIVE DANIÈLE HUILLET UND JEAN-MARIE STRAUB Danièle Huillet und Jean-Marie Straub waren bis zu Huillets Tod 2006 ein filmemachendes Paar, das eigentlich nur als Straub/Huillet bekannt war. Wobei Straub/Huillet sich in ihrer radikalen linken künstlerischen Filmproduktion nie besonders um ein Publikum geschert haben. Die letzte Retrospektive ihrer Filme ist 27 Jahre her, sie war der Anlass zu meiner ersten richtigen Filmkritik. Wer ausreichend Geld und Zeit hat, kann sich natürlich das gesamte umfangreiche Programm ansehen und dabei vermutlich alles Wichtige lernen, was es über den politischen Film in (West-) Deutschland zu lernen gibt. Besonders empfehlen möchte ich aber die Verfilmung von Kafkas „Amerika“-Roman KLASSENVERHÄLTNISSE, wohl
neben der CHRONIK DER ANNA MAGDALENA BACH der bekannteste Film von Straub/Huillet, in dem Kafkas Text endlich aus dem Musenstübchen in die Welt zurückgeholt wurde, komisch, eiskalt und ergreifend in seiner politischen Klarheit. Wirklich überraschend schön, witzig und abgründig ist auch die Straub/Huillet-Verfilmung der Schönberg-Kurzoper VON HEUTE AUF MORGEN, in der ein Ehepaar nach einem Dinner einen privaten Geschlechterkrieg um Identitäten aufführt, der in dem Satz „Soll ich denn wieder ich sein?“ gipfelt. Die Retrospektive ist eine Schatzkammer, es lohnt sich, tiefer zu graben. (td) huilletstraub-berlin.net 14.9.–19.11.
Eaten Alive
Ein blonder Traum
FILMRAUSCHPALAST, Z-INEMA IN MEMORIAM TOBE HOOPER
EVA LICHSPIELE DER ALTE DEUTSCHE FILM
Z-inema und die Kinder vom Bahnhofskino im Filmrausch gedenken des im August verstorbenen Regisseurs Tobe Hooper. Hoopers bester und berühmtester Film ist THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE. Weniger berühmt ist EATEN ALIVE (1976), der Film, den Hooper direkt nach dem Kettensägen-Massaker drehte. In blutrot ausgeleuchteten Sets, die aussehen, als seien sie zum Preis einer Kinokarte gebaut, murkst der wahnsinnige Ex-Star Mel Ferrer als wahnsinniger Hotelbesitzer alles ab, was seinen Weg kreuzt. Grotesker, ultrakünstlicher Backwoods-Horror. Bei den Bahnhofskinokindern gibt es außerdem den Jahrmarkts-Slasher THE FUN HOUSE (1981), und natürlich das TEXAS CHAINSAW MASSACRE.
Im episodenhaften Ensemble-Film REISE IN DIE VERGANGENHEIT (1942/43) von Hans H. Zerlett spielt Olga Tschechowa eine Witwe, die gemeinsam mit ihrer Tochter ihre ehemaligen Verehrer wiedersehen will. Das „Depressionszeit-Musical“ EIN BLONDER TRAUM (1932) erzählt von den besten Freunden Willy I und Willy II, Fensterputzer bei der Firma Blitz und Blank, die sich in dieselbe Frau verlieben. Drehbuch: Walter Reisch und Billie Wilder. Mit DER GLÄSERNE TURM (1957) verhandelt Regisseur Harald Braun ein politisches Modell für Deutschland. Noch einmal Hans H. Zerlett: In der überdrehten Verwechslungskomödie DA STIMMT WAS NICHT (1934) inszeniert der Regisseur den lässigen Viktor de Kowa und Adele Sandrock als rauhbeinige Tante. eva-lichtspiele.de
Filmrauschpalast: The Texas Chainsaw Massacre, Eaten Alive, The Fun HousE, 13.10. ab 22 Uhr Z-inema: EATEN ALIVE, 3.10. & 17.10. 20 Uhr
D 40
D OKTOBER 2017
Immer mittwochs um 15.45 Uhr 4.10.: REISE IN DIE VERGANGENHEIT 11.10.: EIN BLONDER TRAUM 18.10.: DER GLÄSERNE TURM 25.10.: DA STIMMT WAS NICHT
INDIEKINOHIGHLIGHTS
KROKODIL DER ANDERE BLICK – STAATLICHE FILMDOKUMEN TATIONEN DER DDR
BALI KINO „INTERKULTURELLE THEMENWOCHE“
Zwischen 1970 und 1986 bestand am Staatlichen Filmarchiv der DDR die Filmproduktionsgruppe „Staatliche Filmdokumentation“ (SFD). Zwischen 1970 und 1986 dokumentierte man dort das Leben in der DDR für nachkommende Generationen in etwa 300 Filmen, die sofort nach ihrer Fertigstellung als Sperrfilme ins Archiv kamen. Während Kino und TV in ihren Filmproduktionen häufig gezwungen waren, unerwünschte Themen auszulassen, hatte die SFD das Privileg, in tabuisierten Bereichen zu drehen, wie in Veronika Ottens BERLIN MILIEU ACKERSTRASSE von 1973, in dem die Redakteurin über den Alltag von Berlinern im Grenzgebiet an der Mauer berichtet. Zum festen Repertoire gehörten zudem Personenporträts über Künstler und Politiker und die Dokumentation einer großen Vielfalt von alternativen Lebenswelten in der DDR. kino-krokodil.de
In GESCHICHTEN AUS TEHERAN (2014) verwebt die iranische Filmemacherin Rakhshan Bani-Etemad sieben Geschichten mit unterschiedlichen Protagonisten zu einer vielschichtigen Momentaufnahme ihrer Heimatstadt. Im Publikumsliebling RAVING IRAN (2016) begleitet die Schweizer Regisseurin Susanne Regina Meures zwei iranische Techno-DJs durch ihren Alltag in Teheran und zu einem Gig beim Lethargy-Festival in Zürich. Mit dem Dokumentarfilm SONITA (2016) porträtiert die in Iran geborene Rokhsareh Ghaemmaghami die afghanische Rapperin und Aktivistin Sonita Alizadeh, die in ihrem bekanntesten Song gegen Zwangsheirat protestiert. balikino-berlin.de
26.10.: TEIL 1 mit Anne Barnert (Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung, TU Dresden) und Hans Wintgen (Regisseur) & 27.10.: TEIL 2, jeweils um 20 Uhr
GESCHICHTEN AUS TEHERAN: 19., 21. & 24.10 RAVING IRAN: 20. & 23.10. SONITA: 22.10. jeweils um 18 Uhr Sonita
La Sangre del Gallo
FILMRAUSCHPALAST OBSCURA FESTIVAL
Z-INEMA FAGS IN THE FAST LANE
Das Obscura Filmfestival in Berlin ist wieder da: Der Filmrauschpalast zeigt Ende Oktober 23 Lang- und 45 Kurzfilme aus den Bereichen Action, Horror, Sci-Fi und Thriller. Darunter zahlreiche Premieren, wie den italienischen Splatterfilm CATACOMBA (OmeU, 2016), den Horrorfilm LOVE IN THE TIME OF MONSTERS (OV, 2014), den argentinischen Thriller LA SANGRE DEL GALLO (OmeU, 2015) oder das kanadische Thriller-Drama DARKSLIDE (OV, 2016/17). Aktuelle Details gibt es unter dvdscot.wixsite.com/obscura 25.–29.10.
Der knackärschige Rock’n’Roll-Superheld Beau macht sich im Auftrag seiner Mutter Kitten auf die Suche nach dem Goldenen Penis. Fags In The Fast Lane ist ein australisches Punk, Pop Art, Camp, Rock’n’Roll Road Movie mit internationalem Underground-Staraufgebot. Darunter Russ Meyer Ikone Kitten Natividad, die lebenden Rock‘n Roll/Soul Legenden King Khan & Elvez und ein Auftritt der Kultband The Mummies. 10.10. & 24.10. um 20 Uhr
OKTOBER 2017 D
41 D
INDIEKINOHIGHLIGHTS
ACUD KINO, B-WARE, BROTFABRIK, IL KINO, TILSITER LICHTSPIELE DOKFILME IM OKTOBER
The Art of Moving
An seinem monatlichen Dokfilm-Tag zeigt das Il Kino LANDLESS OROCCANS der Regisseurin Soraya El Kahlaoui. 2014 zerstören PoliM zeieinheiten im marokkanischen Rabat das Douar Ouled Dlim-Viertel. Seither harren die Einwohner*innen in Zelten aus und protestieren gegen die staatliche Willkür. Im „RussischDok“ Programm von Acud und Brotfabrik läuft GRENZ-ZUSTÄNDE über eine ehemalige Russischlehrerin, die zwischen China und Russland pendelt, um ihre Kinder zu ernähren. Regisseur Vlad Reznichenko arbeitet übrigens untertags als Inspektor beim Finanzamt. Im b-ware!ladenkino hat das kleine Dokumentarfilm-Festival mit dem trotzigen Titel „Still Relevant“ Syrien als Schwerpunkt. Die Filme DIE LETZEN MÄNNER VON ALEPPO, THE ART OF MOVING und THE LONGEST RUN erzählen von mutigen Ersthelfern in Aleppo, einer VideoGruppe, die Satiren auf den IS dreht und von Jugendlichen, die gezwungen werden, als Fluchthelfer zu arbeiten. Und für die tägliche Dok-Film-Dosis bieten die Tilsiter-Lichtspiele im kleinen Saal jeden Abend Programm. LANDLESS MOROCCANS: am 17.10. um 20 Uhr im Il Kino mit Regisseurin Soraya El Kahlaoui GRENZ-ZUSTAND: am 12.10. um 18 Uhr im Brotfabrik Kino & am 25.10. um 20 Uhr im Acud Kino Festival „STILL RELEVANT“: 31.10.–2.11.
Ein Haus in Berlin
N-Capace
BUNDESPLATZ-KINO BERLIN-FILM-MATINEE
ACUD bis ZUKUNFT EUROPEAN ART CINEMA DAY
Vier Dokumentarfilme und ein Spielfilme erzählen im Oktober Geschichten aus und über Berlin. Zu fast allen werden Gäste erwartet. In DAHLIENFEUER (2016, 1.10.) dokumentiert Regisseur Stefan Hayn einen sonnigen Herbsttag im Britzer Garten. In DIE GUTEN FEINDE (2017, 8.10.) erzählt Christian Weisenborn die Geschichte seines Vaters Günther Weisenborn, eines Theaterautors, der sich mit anderen Künstlern und Intellektuellen in der sogenannten „Roten Kapelle“, einem losen Verbund von Widerstandsgruppen, engagierte. EMPÖRT-EUCH! ENGAGIERT-EUCH! STÉPHANE HESSEL (2017, 15.10.) sucht nach Antworten auf die Frage, wie jemand im hohen Alter zum Held der Jugend wird. Martin Gressmanns DAS GELÄNDE (2014, 22.10.) ist eine zwischen 1985 und 2013 entstandene Mischung aus Filmessay und Langzeitdokumentation über jenes Berliner Gelände, wo sich einst das Gestapo-Hauptquartier befand, und auf dem heute das Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ steht. In EIN HAUS IN BERLIN (2013/14, 29.10.) erzählt Regisseurin Cynthia Beatt die Geschichte der Schottin Stella, die von ihrem jüdischen Großvater ein großes, ramponiertes Mietshaus in Berlin-Mitte geerbt hat und dort auf Geheimnisse und Geschichten stößt, die in die komplexe Historie Europas führen. bundesplatz-kino.de immer sonntags um 11 Uhr
Europaweit zeigen über tausend Kinos am 15.10. tolle europäische Filme. Das tun die Indies doch sowieso jeden Tag, könnte man jetzt denken. Tun sie auch. Allerdings haben sie sich für den 15. besonders hübsche Programme und Schwerpunkte überlegt. Das Il Kino hat Markus Acher von The Notwist zum Gespräch eingeladen und zeigt Filme, zu denen die deutsche Indie-Band die Musik komponiert hat. Die Tilsiter Lichtspiele haben im Programm „Erinnerungen an Osteuropa – Traumland Sarmatien – Filme von Volker Koepp“ ausgewählte Filme des entspannten Dokumentarfilmers zusammengestellt, der auch selbst anwesend sein wird. Dazu gibt es Schwarzbrotschnitten mit Tilsiter Käse und Gewürzgurke. Das Sputnik setzt auf junges Kino aus den jungen EU-Ländern Slowenien und Lettland und zeigt abends Eurotrash von den B-Film Basterds. Es werden Gäste erwartet und viele europäische Filme, die in den nächsten Wochen ins Kino kommen, können schon mal gesneakt werden. Dazu gehören das Tennisdrama BORG/MCENROE, der Anti-Austen LADY MACBETH (besondere Empfehlung der Red.) und die kontroverse VaterSohn-Satire FIKKEFUCHS von Jan Hendrik MUXMÄUSCHENSTILL Stahlberg im Union und eine Preview der Geigerdoku DANIEL HOPE – DER KLANG DES LEBENS im filmkunst66. Alle Veranstaltungen kosten 6 Euro Eintritt. artcinemaday.org 15.10.
D 42
D OKTOBER 2017
KROKODIL 100 JAHRE OKTOBER REVOLUTION: VERHEISSUNG UND WIRKLICHKEIT
INDIEKINOHIGHLIGHTS
BUNDESPLATZ-KINO BERLIN – ECKE BUNDES REPUBLIK
Im Mittelpunkt der Filmreihe VERHEISSUNG UND WIRKLICHKEIT stehen polnische Dokumentarfilme aus den Jahren 1967 bis 1988, einer nach Bürgerkriegen, Hungersnöten und stalinistischem Terror vergleichsweise stabilen Epoche. Obwohl sich zwischen Elbe und Pazifik die Verhältnisse grundlegend geändert hatten, war die erhoffte kommunistische Utopie nicht Wirklichkeit geworden. Immer noch hielten die alten Träume der neuen Realität nicht stand. Die Filme werden ergänzt von einem akustischen Programm aus Mitschnitten von Radiobeiträgen zu den Revolutionsfeiertagen oder programmatischen Reden zum Kommunismus, das vor den Filmprogrammen leise als Loop in Saal und Foyer läuft und für das Publikum auch über Kopfhörer verfügbar ist. kino-krokodil.de
Detlef Gumm und Hans-Georg Ullrich, die Macher der gefeierten Langzeitdokumentation BERLIN – ECKE BUNDESPLATZ, präsentieren mit BERLIN – ECKE BUNDESREPUBLIK fünf Filme vom Leben und Arbeiten in Deutschland zwischen 1974 und 1998 im Bundesplatz-Kino. Begleitend gibt es eine Ausstellung zur Entstehung der Filme im Projektraum vermittlungsstelle_b. „Wie durch ein Brennglas“ (Klaudia Wick, Stiftung Deutsche Kinemathek) erzählen die Momentaufnahmen vom Alltag in der alten und neuen Bundesrepublik. Die Vorführungen finden in Anwesenheit der Filmemacher statt. bundesplatz-kino.de
19.10.: TEIL 1 & 24.10.: TEIL 2, jeweils um 20 Uhr
immer sonntags um 15.30 Uhr
Ninja Terminator
Deadlock
SPUTNIK KINO B-FILM BASTERDS
BROTFABRIK KINO IN MEMORIAM HOLGER CZUKAY
Anders als der Schlefaz-Kalkofe, der nach DER WIXER eigentlich zu den „schlechtesten Filmen aller Zeiten“ schön leise sein sollte, lieben die B-Film Basterds das, was andere „Trash“ nennen, wirklich. Das Nürnberger Festival macht im Oktober wieder im Sputnik Station und zeigt den Blaxploitation-Kung-Fu-Reißer THE LAST DRAGON, das Mondo-SexSwinging-London-Mockumentary GLUT DER HEISSEN KÖRPER, den letzten mexikanischen Luchadore-Film MYSTERY IN BERMUDA, den europäischen Monsterfilm GORGO, Sci-Fi-Sklavinnen in JÄGER DER VERSCHOLLENEN GALAXIE, den Heimat-Schlager-Blockbuster ICH KAUF MIR LIEBER EINEN TIROLERHUT, schmierige Hongkong-Action in NINJA TERMINATOR … www.bfilmbasterds.de 12.–15.10.
Mit zwei Filmen erinnert das Brotfabrik Kino an den im letzten Monat verstorbenen Musiker Holger Czukay, der Bassist bei Can war, Kurzwellenradio-Dreher, Waldhornbläser, Sounderfinder, und der heimliche größte deutsche Popstar. Für den Western DEADLOCK von Roland Klick besorgte Can den psychedelischen Soundtrack, zu dem Marquard Bohm und Mario Adorf durch die Wüste stolpern. CAN LIVE 1972 zeigt ein legendäres Free Concert der Band in Köln, mit dem zweiten Sänger Damo Suzuki. brotfabrik.de 6.10. & 7.10. um 22.30 Uhr DEADLOCK (Roland Klick - BRD 1970 - 94 min) 13.10. & 14.10. um 22.30 Uhr: CAN LIVE 1972 (60 min - Konzertfilm)
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INDIEKINOHIGHLIGHTS
HACKESCHE HÖFE KINO AFRICAVENIR: SKULLS OF MY PEOPLE Der südafrikanische Filmemacher Vincent Moloi erzählt in SKULLS OF MY PEOPLE (OmeU) die Geschichte des namibischen Genozids, bei dem Anfang des 20. Jahrhunderts vier von fünf Herero und die Hälfte der Nama unter deutscher Kolonialherrschaft ermordet wurden. Acht Jahre lang dokumentierte er die Bemühungen der Herero und Nama, sowohl die deutsche Regierung zur Anerkennung der historischen Verbrechen und zu Entschädigungszahlungen zu bewegen als auch die namibische Regierung zur Rückgabe des damals gestohlenen Landes zu zwingen. Die Vorführung findet in Anwesenheit des Regisseurs und Vertreterinnen der OvaHerero und Nama statt. hoefekino.de, africavenir.org 5.10. um 20 Uhr
WOLF FEMALE GAZES FROM GEOR GIA – CONTEMPORARY DOCUMENTARIES Von Georgien hat Europa oftmals eher vage Vorstellungen, auch wenn das Land zunehmend präsent ist: Georgische Filme und Bücher, Georgien selbst als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2018 oder Georgien als touristisches Ziel rücken es stärker in den Blick. Die Film- und Diskussionsreihe FEMALE GAZES FROM GEORGIA präsentiert Dokumentarfilme, die sich dem Alltag in Georgien mit einer eigenen Ästhetik und originellen journalistischen Recherchen nähern. Die Filme reflektieren den Wandel des Landes seit 1989, das auf der Suche nach einem Platz zwischen Ost und West sein Selbstbild möglichst modern verortet. wolfberlin.de THE DAZZLING LIGHT OF SUNSET: 26.10. um 20 Uhr LISTEN TO THE SILENCE: 27.10. um 20 Uhr THE LIBRARY: 28.10. um 16 Uhr The Dazzling Light of Sunset
Lesapàn
BROTFABRIK KINO BERLIN-FILM-KATALOG #66: DAS ENDE DES REGENBOGENS
ACUD KINO, FILMRAUSCHPALAST, WOLF KURZFILME IM OKTOBER
Im Oktober zeigt die Berlin-Film-Reihe anlässlich des 75. Geburtstags von Uwe Frießner das Jugenddrama DAS ENDE DES REGENBOGENS (1979). Das Erstlingswerk des Regisseurs liefert ein authentisches Bild, der Frontstadt West-Berlin in den späten Siebziger Jahren, und wurde mit zwei Bundesfilmpreisen ausgezeichnet. Am 9.10. wird der Film mit einer Einführung durch Kurator Jan Gympel und in Anwesenheit des Regisseurs und der Produzentin Clara Burckner gezeigt. brotfabrik.de, berlin-film-katalog.de 9.–11.10. um 18 Uhr
SHORTS ATTACK serviert im Oktober Grusel: Ob im Wald, auf dem Dachboden, im Keller, im freien Fall oder auf dem Handy – satanische Rituale und Unheimlichkeiten der existenziellen Art, wohin man sieht. Ein experimentelles Programm für Reisende gibt es im Wolf mit der Kompilation TIME-TRAVELLING vom Film-Duo „Distruktur“, von denen auch MUITO ROMANTICO (Besprechung Seite 31) stammt: Drei Filme an der Grenze zwischen Kino und Kunst, gedreht in verschiedenen Ländern, erforschen die Konzept des Unterwegsseins. shortsattack.com, distruktur.com
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D OKTOBER 2017
Shorts Attack: am 11.10. um 21 Uhr im Acud Kino, am 22.10. um 17.30 Uhr im Filmrauschpalast TIME TRAVELLING: am 28.10. um 20 Uhr im Wolf
INDIESERVICE
Die INDIEKINOS
ACUD Kino Mitte
1
Veteranenstr. 21, 10119 Berlin www.acudkino.de
City Kino Wedding filmkunst66 im Centre Français Charlottenburg Bleibtreustr. 12, 10623 Berlin Wedding 6 www.filmkunst66.de
Müllerstraße 74, 13349 Berlin www.citykinowedding.de
Filmrauschpalast Moabit 10
Eiszeit Kino Kreuzberg 7
Lehrter Str. 35, 10557 Berlin www.filmrausch.de
Bali Kino Zehlendorf 3
fsk-Kino am Oranienplatz Kreuzberg 11
Eva-Lichtspiele Berlin Wilmersdorf 8
REINICKENDORF
Brotfabrikkino Weissensee 4
Greifenhagener Str. 32, 10437 Berlin www.kino-krokodil.de
IL KINO NEUKÖLLN
Wolf Kino NEUKÖLLN 20 Weserstraße 59, 12045, Berlin wolfberlin.org
16
21 Kolonnenstr. 5, 10827 Berlin www.xenon-kino.de
Kino INTIMES Friedrichshain
Sputnik Kino am Südstern Kreuzberg 17 14
15 10 H 22 1
SPANDAU
MITTE
CHARLOTTENBURGWILMERSDORF 8
9
21 5
12
Z-inema MITTE
22
Bergstr. 2, 10115 Berlin www.z-bar.de
4
Tilsiter Lichtspiele Friedrichshain 18
18 14
LICHTENBERG
R.-Sorge-Str. 25a, 10249 Berlin www.tilsiter-lichtspiele.de
MARZAHNHELLERSDORF
Zukunft Friedrichshain
23
Laskerstr. 5, 10245 Berlin kino-zukunft.de
B 2 Friedrichshainkreuzberg 11 A 7 F 23 17 E 13 G
TEMPELHOFSCHÖNEBERG
STEGLITZZEHLENDORF
20
NEUKÖLLN
19 D
TREPTOWKÖPENICK
3
Bundesplatz 14, 10715 Berlin www.bundesplatz-kino.de
Hasenheide 54, 10967 Berlin www.sputnik-kino.com
Boxhagener Str. 107, 10245 Berlin www.kino-intimes.de
C
Bundesplatz-Kino Wilmersdorf 5
Xenon Kino Schöneberg
13
Nansenstr. 22, 12047 Berlin www.ilkino.de
PANKOW
6
16
B-ware! Open Air im Vor Wien Biergarten Kreuzberg A im FMP1 Friedrichshain B
Rosenthaler Str. 40/41, 10178 Berlin www.hoefekino.de
15
Segitzdamm 2, 10969 Berlin www.fsk-kino.de
Blissestr. 18, 10713 Berlin www.eva-lichtspiele.de
Caligariplatz 1, 13086 Berlin www.brotfabrik-berlin.de
Kino Krokodil Prenzlauer berg
Windscheidstr. 19, 10627 Berlin
Zeughofstr. 20, 10997 Berlin www.eiszeit-kino.de
Teltower Damm 33, 14169 Berlin www.balikino-berlin.de
Hackesche Höfe Kino Mitte 12
Klick Kino Charlottenburg
b-ware! ladenkino Friedrichshain 2 Gaertnerstr. 19, 10245 Berlin ladenkino.de
9
Union Filmtheater Friedrichshagen Freiluftkino Pompeji Bölschestr. 69, 12587 Berlin 19 www.kino-union.de Friedrichshain
G
freiluftkino-pompeji.de
Freilichtbühne WeiSSensee Weissensee
C
freilichtbuehne-weissensee.de
Freiluftkino D Friedrichshagen Friedrichshagen
www.freiluftkino-friedrichshagen.de
Freiluftkino Hasenheide KreuzberG E
www.freiluftkino-hasenheide.de
Freiluftkino Insel zu Gast im Cassiopeia Friedrichshain F www.freiluftkino-insel.de
Windlicht im Filmrausch palast: „Umsonst & DrauSSen“ Moabit H www.filmrauschpalast.de
ladenkino.de
Impressum Herausgeber: INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) Rudolfstr. 11, 10245 Berlin Telefon: 030 – 209 897 24, info@indiekino.de, www.indiekino.de
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OKTOBER 2017 D
45 D
Blood Simple
Ein Auto in völlig flacher, menschenleerer Landschaft. Das kann nur ein Film von Joel und Ethan Coen sein. Wenn es in ihren Filmen eine Landschaft gibt, in der man wenigstens einigermaßen klarkommen kann, dann ist sie flach und leer. Die Leere, vor der Cary Grant sich in Hitchcocks NORTH BY NORTHWEST noch fürchten musste, ist bei den Coens ein Ort der Befreiung. Hier kann man seine Leichen verbuddeln, hier kann man vergessen und neu anfangen. Wenigstens kann man daran glauben, irgendwann buddelt natürlich doch immer einer an der unmöglichsten Stelle alles wieder aus.
Nachbild
vorschau INDIEKINO im NOVEMBER D AUS DEM NICHTS Fatih Akins NSU-Drama D DIE LIEBHABERIN Nudisten nebenan D GAUGUIN Traveller-Maler D GOOD TIME Ganovenstück D LADY MACBETH Eine Art Anti-Austen D JETZT. NICHT. Workaholic in der Pause D PROFESSOR MARSTON & THE WONDER WOMEN Polyamouröser Feminist D CASTING Schauspieler in der Krise D MORD IM ORIENTEXPRESS Gediegen D LIFE ON THE BORDER Syrische Kinder erzählen D SUBURBICON Vorstadtgroteske D ANIMALS Absurde Begebenheiten D DIE MISANDRISTINNEN Bruce LaBruce dreht THE BEGUILED D THE BIG SICK Freundin im Koma D FIKKEFUCHS Krasser Humor D HUMAN FLOW Ai Weiwei über Flucht D DAS KONGO TRIBUNAL Kopfkino D TEHERAN TABU Kleine Fluchten im Iran D WER WAR HITLER Sehr langes Porträt D BATTLE OF THE SEXES Geschlechtertennis D DETROIT Bigelow bezieht Stellung D THE WOMAN WHO LEFT Unschuldig verurteilt D DIE LEBENDEN REPARIEREN Transplantationsdrama D MANIFESTO Film zur Installation
D 46
D OKTOBER 2017
6€
EE
AALL LL
FILM EE F I L M
*
UNTER UNTER DER DER SCHIRMHERRSCHAFT SCHIRMHERRSCHAFT DER DER DEUTSCHEN DEUTSCHEN UND UND FRANZÖSISCHEN FRANZÖSISCHEN KULTURMINISTERINNEN PROF. MONIKA GRÜTTERS UND KULTURMINISTERINNEN PROF. MONIKA GRÜTTERS UND FRANÇOISE FRANÇOISE NYSSEN NYSSEN KÜNSTLERISCHE KÜNSTLERISCHE PATEN: PATEN: LAURENT LAURENT CANTENT, CANTENT, RUBEN RUBEN ÖSTLUND ÖSTLUND #ARTCINEMADAY #ARTCINEMADAY
ARTCINEMADAY.ORG ARTCINEMADAY.ORG
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BERLIN ACUD KINO UG / CAPITOL DAHLEM / FILMRAUSCH E. V. - FILMRAUSCHPALAST / FILMTHEATER AM FRIEDRICHSHAIN / KINO INTERNATIONAL / KINO INTIMES BERLIN ACUD KINO UG / CAPITOL DAHLEM / FILMRAUSCH E. V. - FILMRAUSCHPALAST / FILMTHEATER AM FRIEDRICHSHAIN / KINO INTERNATIONAL / KINO INTIMES / KLICK KINO / REGENBOGEN KINO / HACKESCHE HÖFE / CINEMA PARIS / UNION FILMTHEATER FRIEDRICHSHAGEN / KINO KROKODIL / KINO IN DER BROTFABRIK / / KLICK KINO / REGENBOGEN KINO / HACKESCHE HÖFE / CINEMA PARIS / UNION FILMTHEATER FRIEDRICHSHAGEN / KINO KROKODIL / KINO IN DER BROTFABRIK / FILMKUNST 66 / ARSENAL - INSTITUT FÜR FILM UND VIDEOKUNST / BALI KINO / LICHTBLICK KINO / FSK KINO / KINO IM KULTURHAUS SPANDAU / KINO KISTE HELLERSDORF FILMKUNST 66 / ARSENAL - INSTITUT FÜR FILM UND VIDEOKUNST / BALI KINO / LICHTBLICK KINO / FSK KINO / KINO IM KULTURHAUS SPANDAU / KINO KISTE HELLERSDORF / BUNDESPLATZ-KINO / ADRIA FILMTHEATER / EVA LICHTSPIELE / SPUTNIK KINO / NEUE EISZEIT / CASABLANCA FILMTHEATER / BABYLON KINO / ODEON / NEUES / BUNDESPLATZ-KINO / ADRIA FILMTHEATER / EVA LICHTSPIELE / SPUTNIK KINO / NEUE EISZEIT / CASABLANCA FILMTHEATER / BABYLON KINO / ODEON / NEUES OFF / PASSAGE-KINOS / ROLLBERG KINOS / YORCK KINOS / DELPHI / XENON / TILSITER LICHTSPIELE / MOVIEMENTO / KANT KINO / KINO ZUKUNFT / WOLF KINO / OFF / PASSAGE-KINOS / ROLLBERG KINOS / YORCK KINOS / DELPHI / XENON / TILSITER LICHTSPIELE / MOVIEMENTO / KANT KINO / KINO ZUKUNFT / WOLF KINO / CITY KINO WEDDING / IL KINO BRANDENBURG FILMTHEATER UNION • FÜRSTENWALDE / MULTIKULTURELLES CENTRUM • TEMPLIN / THALIA FILMTHEATER • POTSDAM CITY KINO WEDDING / IL KINO BRANDENBURG FILMTHEATER UNION • FÜRSTENWALDE / MULTIKULTURELLES CENTRUM • TEMPLIN / THALIA FILMTHEATER • POTSDAM / NEUE KAMMERSPIELE • KLEINMACHNOW / HOFGARTEN KINO • BELZIG / UNION KINO • LUCKENWALDE / CENTRAL KINO • WITTENBERG * AUSGENOMMEN SONDERVERANSTALTUNGEN / NEUE KAMMERSPIELE • KLEINMACHNOW / HOFGARTEN KINO • BELZIG / UNION KINO • LUCKENWALDE / CENTRAL KINO • WITTENBERG * AUSGENOMMEN SONDERVERANSTALTUNGEN
SVERRIR
GUDNASON
SHIA
LaBEOUF
STELLAN
SKARSGÅRD
NOVOTNY
E R Ö F F N U N G S F I L M
EIN FILM VON JANUS METZ NACH EINEM DREHBUCH VON RONNIE SANDAHL
DUELL ZWEIER GLADIATOREN
AB 19. OKTOBER IM KINO MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG VON:
www.BorgMcEnroe.de
/BorgMcEnroeFilm
TUVA