INDIEKINO BERLIN Magazin #58, April 2019

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D BORDER Konformismus & Exzess D BIRDS OF PASSAGE Straßen, die ins Nichts führen D IM LAND MEINER ­KINDER Inländer werden D DER FALL COLLINI Justizskandal D GOLIATH96 Sohn im Netz D BERLIN BONCER Reingerutscht und hängengeblieben D NIEMANDSLAND Melodram vor historischer Kulisse D ANOTHER DAY OF LIFE Allein in Angola D STREIK Kämpferische Wucht D TEA WITH THE DAMES Mäuschen spielen D BILDBUCH Kognitiver Overload D FIRST REFORMED Spirituelle Finsternis D VAN GOGH – AN DER SCHWELLE ZUR EWIGKEIT Künstlerisches Erleben D MEGA TIME SQUAD Retro-Klon-Bande D DIE WIESE Kuckuckskäfer & Grillenkonzerte

MAGAZIN FÜR UNABHÄNGIGES BERLINER KINO

D 58 D APRIL 2019

indiekinoBERL

BIRDS OF PASSAGE – START AM 4.4.2019


NACH

DAS GRÜNE WUNDER – UNSER WALD UND MAGIE DER MOORE DER NEUE NATURFILM VON JAN HAFT

AB 4. APRIL 2019 IM KINO www.DieWiese-DerFilm.de

52. Internationale Hofer Filmtage 2018 Wettbewerb

40. Filmfestival Max Ophüls Preis 2019 Offizielles Programm

60. Nordische Filmtage Lübeck 2018 Offizielles Programm

Internationales Filmfestival MannheimHeidelberg 2018 Offizielles Programm

KATJA RIEMANN

/dokuversum

NILS ROVIRA-MUÑOZ

JASMIN TABATABAI

GOLIATH96 Ein Film von Marcus Richardt

AB 18. APRIL IM KINO


INDIEKINO BERLIN WIRD UNTERSTÜTZT VON DEN INDIEKINOS D ACUD KINO D B-WARE!LADENKINO D BALI KINO D ­BROTFABRIK KINO D BUNDES­PLATZ KINO D CITY KINO WEDDING D EVA-LICHTSPIELE D FILMRAUSCHPALAST D FSK-KINO AM ­ORANIENPLATZ D IL KINO D INTIMES D KROKODIL D SPUTNIK KINO AM SÜD­STERN D TILSITER LICHTSPIELE D UNION FILMTHEATER D XENON KINO D WOLF KINO D Z-INEMA D ZUKUNFT D B-WARE! OPEN AIR D FLB WEISSENSEE D FLK FRIEDRICHSHAGEN D FLK HASENHEIDE D FLK INSEL D FLK ­POMPEJI D FLK „UMSONST & DRAU­S­SEN“ IM FILMRAUSCHPALAST

EDITORIAL Wilde Persönlichkeiten toben durch den April. Im dänischen BORDER glaubt Tina (Eva Melander) lange, eigentlich wie alle anderen zu sein, nur vielleicht mit ein paar speziellen Eigenheiten. Dann jedoch trifft sie Vore (Eero Milonoff), der über genau die gleichen Eigenheiten verfügt, aber nicht der Ansicht ist, man müsse sich anpassen. Auch wenn es die Männer sind, die in BIRDS OF PASSAGE mit Drogen handeln und Kriege anzetteln, am meisten Respekt gebietet die Matriarchin Ursula (Carmina Martinez), die über die Prophezeiungen der Wayúu wacht. Der Pastor Ernst Toller (Ethan Hawke) in Paul Schraders oscarnominiertem FIRST REFORMED, den das

fsk-Kino auf eigene Faust auf die Leinwand holt, ist lange schon jenseits jeder Hoffnung, auch wenn er sie predigt, Arbeiterführer Laurent Amédéo (Vincent Lindon) kämpft dagegen in STREIK auch einen aussichtslosen Kampf mit Verve. Auch toll: die entschlossene, todesverachtende Ruhe, mit der Rainer Bock in ATLAS einen Berliner Möbelpacker spielt. Außerdem ist der April natürlich wieder ein Monat der Festivals: Alfilm, filmPOLSKA, achtung berlin, Film Schweiz, Visionär Filmfestival … Viel Spaß beim Lesen und viel Spaß im Kino Eure INDIEKINO BERLIN Redaktion Die Maiausgabe von INDIEKINO erscheint am 26.4.

04 MAGAZIN

24 KOGNITIVER OVERLOAD: BILDBUCH

08 „ICH HATTE LUST DARAUF, EINE LIEBESGESCHICHTE MIT HÄSSLICHEN MENSCHEN ZU ERZÄHLEN“: INTERVIEW MIT ALI ABBASI ZU BORDER

34 WEITER IM KINO

12 STRASSEN DIE INS NICHTS FÜHREN: BIRDS OF PASSAGE

45 KINOADRESSEN, IMPRESSUM, ABO

16 FESTIVAL: FILMPOLSKA NEU IM APRIL

36 KINDERFILME 38 KINOHIGHLIGHTS 46 NACHBILD

15 16 32 19 15 27 16 20 16

La casa lobo Christo – Walking on Water Dark Eden Ehibition on Screen: Der junge Picasso Der Fall Collini First Reformed Der Funktionär Goliath 96 Der illegale Film

14 31 30 33 22 33 30 19

Niemandsland Renzo Piano – Architektur des Lichtes Die Wiese – Ein Paradies nebenan

18.4.

25.4.

14 Beach Bum 23 Wir

22 30 31

4.4.

11.4.

27 Ayka 15 La casa lobo 15 Der Fall Collini 27 First Reformed 20 Goliath 96 19 Soviet Hippies 28 Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit 26 Zwei Familien auf Weltreise

26 19 31 30 33 22 23 32

21 26 27 14 20 24 12 8

Another Day of Life Atlas Ayka Beach Bum Berlin Bouncer Bildbuch Birds of Passage Border

STARTS DER WOCHE 29.3.

21 24 12 14 33

Another Day of Life Bildbuch Birds of Passage Im Land meiner Kinder Monsieur Claude 2

20 8 16 32 16 16

Berlin Bouncer Border Christo – Walking on Water Dark Eden Der Funktionär Der illegale Film

Im Land meiner Kinder Ein letzter Job Mega Time Squad Monsieur Claude 2 Niemandsland La preuve scientiique de l‘existence de dieu Renzo Piano – Architektur des Lichtes Soviet Hippies

22 23 28 32 32 31 23 26

Streik Tea with the Dames Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit White Boy Rick Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein Wiese – Ein Paradies nebenan Wir Zwei Familien auf Weltreise

Atlas Ehibition on Screen: Der junge Picasso Ein letzter Job Mega Time Squad La preuve scientiique de l‘existence de dieu Streik Tea with the Dames Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein APRIL 2019 D

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INDIEMAGAZIN

DEAD MAN MIT LIVEMUSIK Ein dem Tode geweihter Buchhalter, ein belesener Indianer und grotesk anmutende Kopfgeldjäger im Wilden Westen – das ist der Stoff, aus dem die Albträume sind. In Jim Jarmuschs Antiwestern DEAD MAN von 1995 treten neben der Punk-Ikone Iggy Pop auch Johnny Depp, Robert Mitchum, John Hurt und Billy Bob Thornton auf. Das City Kino Wedding zeigt den atmosphärischen Schwarzweißfilm am 27.4. um 20.30 Uhr in einer Stummfilmversion mit Untertiteln. Malte Hollmann (RBTNK) unterlegt den Film live mit elektronischen Leitmotivkompositionen, Synthesizer-Flächen und Drum-Sequenzen.

RECORD RELEASE PARTY: RANT Seit 15 Jahren spielt das Duo Rant nun schon einen unglaublich entspannten, minimalistischen Jazz. Im Laufe der Jahre haben sie Field-Recordings einfließen lassen und Theaterstücke vertont, sind im Kern aber immer dem Dialog von Gitarre und Schlagzeug treu geblieben. Um die Veröffentlichung ihres fünften Albums „To Raise Hell as We Go Along“ zu feiern, werden Rant am 6.4. um 20 Uhr im Sputnik Kino ein Konzert geben, bei dem sie amerikanischen Jazzklassikern die Ehre erweisen, aber natürlich auch einen Querschnitt ihrer Bandgeschichte präsentieren. Tune in and chill out.

OPEN FILM MIC: KURZ-FILM-WETTBEWERB Das Wolf Kino ruft zum Kurzfilm-Wettbewerb auf. Wenn ihr mitmachen wollt, könnt ihr euren Film und einen kurzen Text ans Kino schicken (mehr unter wolfberlin. org > events). Einmal im Monat werden die eingereichten Filme am „Open Film Mic“-Abend in der Kinobar gezeigt, und das Publikum wählt seinen Lieblingsfilm. Am Jahresende werden dann alle Gewinner noch einmal auf der großen Leinwand wiederholt. Die nächste Open Film Mic-Nacht ist am 17.4. um 19.30 Uhr. D4

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HAPPY FRIDAY IM BALI Der „Happy Friday“ am 12.4.

FILMQUIZ IM SPUTNIK & WOLF Der Filmquiz-­

um 18.30 Uhr im Bali Kino verspricht einen beschwingten Start ins Wochenende. Jazz trifft auf Klassik, wenn das Trio Neuklang Beethoven mit Akkordeon, Cello und Klarinette die Tangoschritte beibringt. Komponist Jesse Braverman kann angeblich auf dem Drahtseil Mundharmonika spielen, wird mit seiner Gruppe Tonal Tunnel aber diesmal auf dem Boden, wenn auch vielleicht nicht ausschließlich an der Tuba bleiben. Die Stars des Abends sind natürlich Soheyla und Linus, die Preisträger aus der Sektion Violine des Wettbewerbs „Jugend musiziert“.

Abend im Sputnik Kino findet am 26.4. um 19.30 Uhr zum zweiten Mal statt. Teams aus bis zu fünf Leuten zeigen in drei Runden mit jeweils 10 Film-Fragen aus allen Genres und Zeiten, wer der schlauste Nerd-Clan ist. Es lohnt sich rechtzeitig da zu sein, der Eintritt ist frei, die Getränke sind gekühlt und es gibt Gewinne. Auch beim Filmquiz „The Quizzical Wolf“ am 23.4. um 19 Uhr im Wolf Kino lohnt sich frühes Erscheinen, die Plätze sind schnell vergeben. Hier bestehen die Teams aus jeweils vier Filmfreund*innen und die Quizsprache ist Englisch.


INDIEMAGAZIN

CINÉMA CULINAIRE: KOCHEN IST CHEFSACHE Am 6.4. bietet das City Kino Wedding zusammen mit dem nebenan gelegenen Restaurant Gourmanderie wieder ein Kinound-Küche-Programm. Gezeigt wird die Komödie KOCHEN IST CHEFSACHE (Frankreich 2012, R: Daniel Cohen): Alexandre Lagarde ist Frankreichs berühmtester Sternekoch – bewundert, erfolgreich, eine Legende. Seit kurzem muss er sich aber vor allem mit Stanislas herumschlagen, dem neuen Boss der Finanzgruppe, der sein Gourmet Restaurant gehört und der ihn gerne durch einen jungen Molekularkoch ersetzen möchte… Aperitif um 16.30 Uhr. Buchungen nur über restaurant-gourmanderie.de

MUSIC FOR CINEMAS: GERÄUSCHE#2 Der monatliche Hör-FilmAbend im Filmrauschpalast findet am 16.4. ab 20 Uhr statt. Drei Künstler*innen performen live im Kino elektronische Musik zwischen Ambient und Acid, während auf der Leinwand eigene Visualisierungen zu sehen sind. Zu Gast: Philet (modular Synthesizer) & Mary Gouldsbrough (Visuals), Huellkurve (Synthesizer + Effektgeräte), Felix-Florian Tödtloff & Régis Lemberthe (elektrische Gitarre und Synthesizer).

VERLOSUNG: BRECHT-PAKET MACKIE MESSER – BRECHTS DREIGROSCHENFILM von Joachim A. Lang, Professor an der Film-Akademie Baden-Württemberg und Brecht-Spezialist, ist nicht nur eine Verfilmung der Dreigroschenoper, sondern erzählt auch die Produktionsgeschichte von G.W. Pabsts ungeliebter Filmversion des Stoffes von 1931 und unternimmt dazu eine Rekonstruktion von Brechts Vision des Films, die Lang aus dem im Exil entstandenen „Dreigroschenroman“ und Brechts Exposé für den Dreigroschenfilm, „Die Beule“ entwickelt hat. Das funktioniert erstaunlich gut und ist sehr unterhaltsam. Wir verlosen eine DVD des Films gemeinsam mit der frisch restaurierten Pabst-Verfilmung. Bei Interesse schreibt uns bis zum 15.4. an info@indiekino.de. Stichwort: Brecht

E LYA S M ’ B A R E K

E LYA S M ’ B A R E K

DER D E R FALL FALL COLLINI C OL L INI NACH NACHDEM DEMBESTSELLER BESTSELLERVON VONFERDINAND FERDINAND VON VON SCHIRACH SCHIRACH

AB 18. 18. APRIL APRIL IM IM KINO KINO AB


INDIEMAGAZIN

GÄSTE UND GESPRÄCHE IM SCHATTEN DES APFELBAUMS 65 Jahre Ehe, vier Systeme. Ilse und Wolfgang Gutsche sind ein ganzes Leben gut miteinander ausgekommen. Und sie würden alles wieder so machen. „Seitdem

Berufswahl, der Liebe, den komplexen neuen Rollenbildern um? Und was ist nach 10 Jahren aus ihnen geworden? Der Film begleitet Simon, Alex, Marek, Yuhan und Joey, während sie chillen, reisen, sich selbst per Selfie-Video in Szene setzen und dabei erstaunlich offen berichten, was sie bewegt und was sie vom Leben erwarten. In Anwesenheit der Filmemacherin. 6.4. um 13.30 Uhr, Bundesplatz-Kino

32 TAGE 18 KNOTEN 5 MINUTEN Angelica B. Hirsch und ihr Filmteam sind mit einem der größten Containerschiffe der Welt von Hamburg nach Malaysia mitgefahren. An Bord bestand die Herausforderung nicht wie befürchtet im Überstehen schwerer Herbststürme sondern im Aushalten der großen Leere auf dem Meer. In Anwesenheit des Filmteams. 7.4. um 10.30 Uhr, Kino Union

ich denken kann, waren meine Großeltern verliebt. Als Kind war das für mich normal. Als ich erwachsen wurde, bemerkte ich, dass das nicht alle so machen, und ich fragte ich mich, wie meine Großeltern das bis heute geschafft haben.“ Premiere mit Filmemacherin Claudia Euen. 18.4. um 19.15 Uhr, City Kino Wedding

EIN ABEND MIT GEORGI „JACKI“ STOEV Georgi Stoev ist

GILDA BRASILEIRO Gilda Brasileiro ist Jüdin und Afro-Brasilianerin. Sie lebt in einem Dorf im atlantischen Regenwald, das einst illegaler Umschlagplatz für Sklavenhandel im größten Kaffee-Anbaugebiet des 19. Jahrhunderts war, und in dem noch heute ein intaktes Sklavenhaus steht. Doch niemand vor Ort kann sich an die Vergangenheit erinnern. Das kann Gilda nicht akzeptieren: Sie konfrontiert die Nachkommen der Sklavenhändler und Farmbesitzer mit ihrer eigenen Geschichte. Gespräch mit Regieduo Roberto Manhães Reis und Viola Scheuerer und der brasilianischen Historikerin Beatriz G.Mamigonian (Autorin des Buches „Africanos Livres“ über die Abschaffung des transatlantischen Sklavenhandels in Brasilien).

HI AI HI AI macht sich weltweit auf die Suche nach den ersten Formen von humanoider künstlicher Intelligenz in unserem Alltag. Zur Vorführung werden Produzent Stefan Kloos und der IA-Experte Michael Puntschuh vom iRights-Lab erwartet. 3.4. um 20 Uhr, Eva-Lichtspiele

3.4., 20.15 Uhr, fsk-Kino

28.4. ab 18 Uhr, Brotfabrik Kino

DIE JUNGS In ihrer Langzeitbeobachtung porträtiert Tinka Diaz eine Hamburger Freundesgruppe über 10 Jahre hinweg. Was sind ihre Träume, Wünsche, Hoffnungen mit Anfang Zwanzig? Wie gehen sie mit der D6

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eine der wichtigsten Persönlichkeiten des bulgarischen Gegenwartsfilms. In den 60er Jahren studierte er in Dresden Biologie, kehrte nach dem Diplom nach Bulgarien zurück und begann, Filme zu machen. Nach der politischen Wende wurde er zum Vorsitzenden des Verbandes der bulgarischen Filmschaffenden gewählt. Gerade ist er wieder auf Dreh in Deutschland, und die Brotfabrik nutzt die Chance, um seine beiden ersten Filme zu zeigen: GEZÄHLTE TAGE (1977), ein Dokumentarfilm aus einem Gefängnis, konnte erst nach dem Ende des Sozialismus gezeigt werden. Gleiches wiederfuhr seinem ersten Spielfilm, der skurrilen Kleinstadtgeschichte UNSERE SCHOSCHKANINI (1982).

DISOBEDIENCE DISOBEDIENCE verbindet Aufnahmen vom Kampf gegen den Klimawandel und für soziale Gerechtigkeit mit Interviews mit Vordenkerinnen und A ­ ktivisten


– darunter Naomi Klein, Bill McKibben & Ferral Adam (350.org) und Ricken Patel (Avaaz. org) – und einem Aufruf zum Handeln. Nach dem Film Podiumsdiskussion mit Georg Kössler (Die Grünen, Neukölln), Virginie Gailing (Extinction-Rebellion) und Leonie Woidt-Wallisser (Permakultur-Designerin). Dann Musik, Chatten, Vernetzung und Aperitivo.

RENZO PIANO ARCHITEKT DES LICHTS EIN FILM VON CARLOS SAURA

AB 4. APRIL IM KINO

14.4., 17–22 Uhr, Il Kino

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THOMAS HARLAN: WUNDKANAL 1985 gab es keine Filme auf der Berlinale, über die mehr geredet wurde als das Doppelprogramm der Filme WUNDKANAL von Thomas Harlan und UNSER NAZI von Robert Kramer, ein „Making of WUNDKANAL“, das mindestens ebenso schockierend war. Harlan hatte einen Kriegsverbrecher vor die Kamera geholt, der zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, natürlich nur um kurz darauf von seinen Kollegen wieder begnadigt zu werden. Dr. jur. Albert Filbert, als SS-Obersturmbannführer und ab 1941 als Führer des Einsatzkommandos 9 und mitverantwortlich für die Erschießung von mindestens 11 000 Juden, hatte mit eigener Hand gemordet und eine Technik entwickelt, die Morde wie Selbstmorde aussehen ließ. Harlan setzte ihn einer Verhörsituation aus und hielt mit seinem Hass, seiner Verachtung und Wut nicht hinter dem Berg. Mit einer Einführung von Sieglinde Geisel, seit 2015 Betreiberin der Website thomasharlan.com 10.4 um 20 Uhr, Filmrauschpalast

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INDIEFEATURE

„ICH HATTE LUST DARAUF, EINE LIEBESGES HÄSSLICHEN MENSCHEN ZU ERZÄHLEN“ Interview mit Ali Abbasi über BORDER Ali Abbasi emigrierte 2001 aus dem Iran nach Schweden, studierte zunächst Architektur in Stockholm und schließlich Film an der Nationalen Dänischen Filmschule. Sein erster Spielfilm, der Horrorfilm SHELLEY (2016) erzählte von einer jungen rumänischen Frau, die für ein Paar arbeitet, das in einem abgelegenen Waldhaus lebt, und einwilligt, als Leihmutter deren Kind auszutragen. Seinen zweiten Film BORDER, der letztes Jahr in Cannes in der Reihe „Un certain regard“ gewann, möchte er dagegen lieber nicht als Horrorfilm verstanden wissen.

INDIEKINO BERLIN: Mr. Abbasi, die Vorlage für Ihren Film BORDER ist eine Kurzgeschichte. Warum weckte sie Ihr Interesse? Ali Abbasi: Mein erster Film SHELLEY war ein totaler Flop, den haben in Dänemark vielleicht 400 Leute gesehen. Also suchte ich nach einer Geschichte, die etwas mainstream-tauglicher ist (lacht). Eine Kurzgeschichte von John Ajvide Lindqvist kam mir da gerade recht, immerhin ist er ein bekannter Autor und LET THE RIGHT ONE IN war ein Erfolg. Was reizte Sie inhaltlich an der Geschichte?

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INDIEFEATURE schräg wie ein David Lynch-Film. Hollywood hat eine fast surreale Realität geschaffen, die mit der echten nichts zu tun hat. Denn in Wirklichkeit gibt es eben viele Menschen, die hässlich oder dick sind oder schiefe Zähne haben. Und die sind nicht bloß Witzfiguren oder Bösewichter, sondern sie haben eben auch Sex und ein Liebesleben und gebrochene Herzen. Gleichzeitig erzählt BORDER auch vom Anderssein. Lag Ihnen das als Iraner in Skandinavien besonders am Herz? Klar, ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man einer Minderheit angehört. Ich komme aus dem Iran, inzwischen lebe ich als brauner Mensch in einer weißen Gesellschaft. Da bin ich natürlich häufig „anders“. Allerdings würde ich denken, dass ein weißer Däne, der in einer Kleinstadt am Existenzminimum lebt, mindestens genauso sehr ein Außenseiter in dieser Gesellschaft ist. Soziale Unterschiede wiegen meiner Erfahrung nach heute fast schwerer als etwa eine andere Hautfarbe. Aber Sie stimmen zu, dass Ihr durchaus fantastischer Film eine Metapher auf unsere unmittelbare Realität ist? Sie können das auf jeden Fall so sehen, und Ihre Deutung ist nicht weniger wert als meine eigene. Trotzdem muss ich betonen, dass ich BORDER nicht gedreht habe, weil ich etwas über unsere Gesellschaft erzählen wollte. Wenn ich etwas zur Flüchtlingskrise oder zum Thema Terrorismus zu sagen habe, dann muss ich das nicht verklausuliert tun, sondern würde es ganz offensiv tun. Dafür brauche ich keine Trolle, die sich als gesellschaftliche Außenseiter fühlen. Was aber eben nicht heißt, dass ich es nicht sehr begrüße, wenn sich jemand, der als Ausländer in einem fremden Land lebt, mit der Geschichte identifiziert. Oder auch Homosexuelle oder andere so genannte Minderheiten. Lassen Sie uns über das Spezial-Makeup in BORDER sprechen (für das es ein paar Wochen nach unserem Interview sogar eine Oscar-Nominierung gab, Anm. d. Redaktion). Hatten Sie Respekt vor diesem Aspekt des Films?

CHICHTE MIT In BORDER stecken viele Themen, die ich spannend finde. Aber unter anderem hatte ich große Lust darauf, eine Liebesgeschichte mit hässlichen Menschen zu erzählen, um es mal so auszudrücken (lacht). Mich stört nämlich sehr, welch verquere ästhetische Maßstäbe heutzutage im Kino und in den Medien allgemein herrschen. Wenn ich eine amerikanische Serie einschalte, dann sieht dort immer selbst eine Sekretärin, die vielleicht nur am Rande vorkommt, noch super attraktiv aus. Darunter leidet die Glaubwürdigkeit. Wenn Nicole Kidman eine Serienkillerin spielt, dann glaube ich keine Sekunde lang, dass das eine echte Serienkillerin ist. Ich sehe immer die schöne Schauspielerin. Das ist für mich so

Anfangs hatte ich erst einmal gar nicht vor, mit Spezial-Makeup zu arbeiten. Ich dachte, ich würde vielleicht Menschen finden, die tatsächlich anders und seltsam aussehen, mit denen ich arbeiten könnte. Allerdings merkte ich schnell, dass die Geschichte Laiendarsteller*innen womöglich doch zu viel abverlangt. Und unter den professionellen Schauspielern und Schauspielerinnen gibt es tatsächlich nicht sonderlich viele, die nicht im Großen und Ganzen eher konventionellen Schönheitsidealen entsprechen. Also ging es dann letztlich darum, möglichst zwei möglichst gute Personen für die beiden Hauptrollen zu finden – und dann zu sehen, wie wir sie optisch verwandeln können. Wie haben Sie den richtigen Look für die beiden gefunden? Die Schwierigkeit bestand darin, die richtige Gradwanderung hinzubekommen. Unsere Protagonistin Tina durfte nicht so schockierend aussehen, dass man ihr nicht zutrauen würde, einen Job beim Zoll zu haben. Aber gleichzeitig musste sie so sonderbar aussehen, dass man merkt, dass irgendetwas anders und sie nicht einfach nur unansehnlich ist. Als Referenz kamen mir die Neandertaler in den Sinn, denn die sahen ja ohne Frage sehr menschlich, aber eben gleichzeitig doch auch irgendwie APRIL 2019 D

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INDIEFEATURE wie eine eigene Spezies aus. Das war mein Ausgangspunkt, aber von da an lag natürlich der Großteil der Arbeit bei unserem tollen Trick- und Makeup-Team. Dann ging es also ans große Ausprobieren? Das könnte man vermutlich so nennen. Nicht aus Mangel an einer Vision, die mir vorschwebte. Sondern weil man trotz aller Zeichnungen und Skulpturen, die man anfertigt, oft erst im praktischen Test sieht, ob ein Look auch wirklich in den kleinen Details sitzt und wirkt. Also am lebenden Objekt, um es mal so auszudrücken. Ich erinnere mich noch an einen Makeup-Text mit unserer Hauptdarstellerin Eva Melander, bei dem ich fand, dass ihre Augen irgendwie nicht zum Rest des Gesichtes und der Figur passten. Sie wirkten zu wach, zu lebendig... Wir haben es mit allen möglichen Änderungen ausprobiert: trübe Kontaktlinsen, kleinere Pupillen, größere Augen. Nichts hatte den Effekt, nach dem ich suchte. Bis mir der Gedanke kam, dass die Augenlider schwerer wirken sollten und ich noch eine Schicht mehr Silikon auftrug. Das war’s! Solche Trial-and-Error-Momente gab es viele. Haben Sie auch getestet, wie die Maske auf andere, also ein mögliches Publikum wirkt? Zunächst einmal war ich selbst natürlich der wichtigste Gradmesser. Als bei einem Makeup-Test Eva aus dem Nebenzimmer kam und ich sie wirklich nicht mehr erkannt habe, wusste ich, dass wir es geschafft hatten. Natürlich wusste ich, dass sie es war, aber ich brauchte einen Moment, um es wirklich zu begreifen, weil nichts an ihrem Gesicht mehr nach ihr selbst aussah. Tatsächlich sind wir dann auch raus auf die Straße, weniger um die Reaktionen zu testen, sondern damit Eva ein Gespür dafür bekommt, wie es ist, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen. Die Menschen in Schweden sind ja gemeinhin sehr höflich und wohlerzogen, aber als ein Bus voller Schulkinder vorbeikam, konnten die ihren Blick nicht wirklich abwenden von Eva. Das war so eine Art Gütesiegel. BORDER wurde weltweit auf vielen Horror- und Fantasy-Festivals gezeigt. Ist Ihnen diese Kategorisierung überhaupt recht? Sie stört mich nicht, aber begeistert mich auch nicht unbedingt. Für mich sind Genre-Bezeichnungen Marketing-Schlagwörter und nichts was mich als Regisseur wirklich beschäftigt. Ich selbst setze mich damit nicht auseinander, weder will ich irgendein Genre wiederbeleben noch will ich mit Genre-Konventionen spielen oder so. Wenn es mir dabei hilft, ein größeres Publikum zu erreichen, dann darf man BORDER sehr gerne als Horrorfilm bezeichnen. Aber es ist schon ein wenig seltsam, wie besessen das Kino von Genre-Begriffen ist. Bei Tolstois „Krieg und Frieden“ fragt doch auch keiner, ob das nun ein Kriegsdrama oder ein Historienroman ist. Ohne meinen Film jetzt mit „Krieg und Frieden“ vergleichen zu wollen (lacht). Sie haben vorhin selbst das Schlagwort Troll verwendet, um Ihre Protagonistin zu beschreiben. Verrät das nicht viel zu viel? Natürlich, aber über dieses Stadium sind wir leider längst hinaus. Anfangs dachte ich, dass es eine Art unausgesprochenen Konsens zwischen mir und den Journalisten gibt, dass gewisse inhaltliche Aspekte des Films dem Publikum nicht verraten werden. Aber dann schrieb doch einer, dass D 10

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Tina ein Troll ist – und plötzlich taten es alle. Wäre es nach mir gegangen, würden wir darüber nicht sprechen, aber jetzt komme ich dahinter auch nicht mehr zurück. Leute, die vor dem Kino schon so viel wie möglich über einen Film lesen, gab es immer, genauso wie solche, die am liebsten rein gar nichts darüber wissen wollen, was sie erwartet. Doch um das Problem der Spoiler kommt man als Filmemacher im 21. Jahrhundert wohl einfach nicht mehr herum. Es gibt ja in Skandinavien eine ganze Mythologie der Trolle. Haben Sie sich ausführlicher mit dem Thema beschäftigt? Im Gegenteil, ich habe mich davon weit ferngehalten. Den Wikipedia-Eintrag über Trolle habe ich gelesen, aber das war es (lacht). Gerade weil es jede Menge Menschen gibt, die zu dem Thema sehr viel wissen und entsprechende Erwartungen haben. Ich habe also alles, was mir an Material über Trolle zur Verfügung gestellt wurde, links liegen gelassen und einfach meine eigene Interpretation dieser Wesen auf die Leinwand gebracht. Weltpremiere feierte BORDER vor fast einem Jahr in Cannes, wo der Film quasi aus dem Nichts zu einem der ganz großen Gesprächsthemen des Festivals wurde. Wie haben Sie das damals miterlebt? Schon am Tag nach unserem ersten Screening meinte unser Presseagent, BORDER sei Stadtgespräch. Ja sicher, dachte ich mir, nettes PR-Geschwätz eben. Aber dann stand ich abends in einer Schlange vor dem Kino, um einen anderen Film zu sehen, als hinter mir jemand zu seinem Kollegen sagt: Was machst Du hier, da drüben läuft BORDER, den musst du sehen. Und am gleichen Abend lief ich später nachts nach Hause, als jemand auf mich zustürmte und fragte, ob ich der Regisseur von BORDER sei. Er käme aus Russland und meinte, mein Film sei der beste, den er bisher gesehen habe. Das war schon ziemlich irre. Ich habe das schon genossen, auch weil mir klar war, dass man so etwas nur ein einziges Mal erlebt. Nach Cannes zu kommen, ohne dass mich irgendwer auf dem Schirm hat, und so positiv überrascht zu werden, das lässt sich nicht wiederholen. Setzt Sie das fortan unter Druck, dass es plötzlich Erwartungen gibt? Klar, das löst schon eine gewisse Nervosität aus. Alles andere wäre gelogen. Natürlich sagt man immer, dass Erwartungen von außen einen nicht interessieren, aber das ist meiner Meinung nach eher ein frommer Wunsch als die Realität. Die Frage ist einfach, wie man damit umgeht und darauf reagiert. Lars von Trier tut es, in dem er mit jedem Film etwas komplett anderes macht. Michael Haneke dagegen scheint den gleichen Film 16 Mal zu drehen, im Bemühen ihn jedes Mal noch ein wenig besser zu machen. Und Sie? Für mich kann ich nur sagen, dass meine Interessen wirklich extrem vielfältig sind. Von Josef Mengele bis zum Incredible Hulk, von iranischer Politik bis zur Wirtschaftssituation in Schweden – es gibt wirklich unglaubliche viele Themen, die mich beschäftigen. Ich hoffe einfach, dass ich noch ein paar Filme drehen kann bevor meine Glückssträhne vielleicht wieder abreißt. Und der nächste wird sicher spannend, denn der dritte Film ist oft ein Indikator dafür, in welche Richtung es für einen Filmemacher weiter geht. Aber wir werden es ja sehen. D Das Gespräch führte Patrick Heidmann


Originaltitel: Gräns D Schweden 2018 D 108 min D R: Ali Abbasi D B: Ali Abbasi, Isabella Eklöf, John Ajvide Lindqvist D K: Nadim Carlsen D S: Olivia Neergaard-Holm, Anders Skov D M: Christoffer Berg, Martin Dirkov D D: Eva Melander, Eero Milonoff D V: Wild Bunch Germany

10. ALFILM Arabisches Filmfestival Berlin

‫ﻣﻬﺮﺟﺎن اﻟﻔﻴﻠﻢ اﻟﻌﺮﺑﻲ ﺑﺮﻟﻴﻦ اﻟﻌﺎﺷﺮ‬

www.alfilm.berlin

3. –– 10. April 2019

BORDER

Konformismus & Exzess Eine Chromosomenstörung soll der Grund für Tinas (Eva Melander) Aussehen sein, so hat es ihr Vater zumindest erklärt. Sie kann keine Kinder bekommen, die Narbe am Steißbein hat irgendetwas Scharfes verursacht, und der Abdruck an der Schläfe stammt von einem Blitz, der sie als Kind getroffen hat. Daran erinnern kann sie sich nicht. Noch etwas an Tina ist seltsam. Bei ihrer Arbeit für den Zoll an der schwedischen Grenze kann sie schlechte Absichten buchstäblich riechen, wodurch sie zu Beginn des Films einen Mann aus dem Verkehr zieht, der mit einer Speicherkarte voller Kinderpornos einreist. Trotz ihrer Eigenart und den ächtenden Blicken der Leute scheint sie ihren Platz in der Welt einigermaßen gefestigt zu haben – bis sie auf Vore (Eero Milonoff) trifft. Er sieht ihr ähnlich, hat einen ähnlichen Abdruck, auch die Narbe am Steißbein, und wie sich bei einer Leibesvisitation herausstellt, ein weibliches Geschlechtsorgan. Sein ungehemmter Umgang mit der eigenen groben Erscheinung steht im Kontrast zu Tinas Konformismus. „Das macht man nicht“, sagt sie erst, als er in einer späteren Szene Würmer aus einem Baum zieht und verschlingt, bevor sie den nächsten aus seiner Hand isst. Die auflodernde Annäherung und schließlich den hemmungslosen Rausch spielen die beiden Hauptdarsteller mit einer animalischen Körperlichkeit, die in einer Schlüsselszene von einem Blitz aufgeladen und in einem surrealen Exzess entladen wird. Folklore wird zu Wahrheit deklariert und die versprochene Hoffnung im nächsten Moment dem Zynismus geopfert. BORDER erzählt von verinnerlichten Grenzen, die vielleicht nur durch einen Neuanfang eingerissen werden können. Regisseur Ali Abbasi erzählt im Stil eines entschleunigten Sozialdramas mit ekstatischen Ausbrüchen, ein Märchen im Natürlichen.

Babylon Filmtheater am Friedrichshain Kino International Bundesplatz-Kino Brotfabrik Lichtblick-Kino ACUDkino fsk Kino City Kino Wedding Tilsiter Lichtspiele Schukurama Beeskow

Start am 11.4.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

A chromosomal defect is the reason for Tina‘s special appearance. And something else is strange about Tina too, she can literally smell bad intentions at her job working for the Swedish border patrol.

Gestaltung: stereobloc, Berlin (unter Verwendung eines Fotos von Rolands Lakis, »Henrijs« [CC BY 2.0])

D Hardy Zaubitzer

10.–17. April 2019 new berlin film award www. achtung berlin.de Förderer:


INDIEFEATURE

BIRDS OF PASSAGE – DAS GRÜNE GOLD DER WAYUU Straßen, die ins Nichts führen

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D APRIL 2019


INDIEFEATURE Die Wayuu sind eine kolumbianische Volksgruppe, die die Guajira-Wüste im Norden des Landes bewohnt. Ihr Leben bestreiten sie als Hirten, nach streng traditionellen Regeln, und auch sonst wollen sie lieber möglichst wenig mit den „Alijuna“, den europäischstämmigen Außenseitern, zu tun haben. Rapayet ist einer, der die beiden Welten verbindet. Er ist ins Dorf zurückgekehrt, um der Initiation von Zaida beizuwohnen, die nach einem Jahr der Klausur in die Dorfgemeinschaft aufgenommen werden soll. In einer Tanzzeremonie, die dem Balzen großer Vögel ähnelt, macht er ihr

einen Antrag. Ihre Mutter Ursula, eine der einflussreichsten Matriarchinnen der Region, setzt das Brautgeld so hoch an, dass Rapayet nur eine Lösung sieht: Auf der Plantage seines Cousin baut er Marihuana an und verkauft es im großen Stil an Amerikaner. Der Deal sichert ihm die Ehe, bringt ihn aber auch in Konflikt mit den Stammesältesten, denen weder das unreine Geld noch sein Geschäftspartner Moisés gefällt. Und natürlich ist die Verlockung des Reichtums zu groß, als

Start am 4.4.2018 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

BIRDS OF PASSAGE, based on real events, tells the story of the rise and fall of the Colombian Wayuu in 5 cantos who entered the drug trade in 1960 before the beginning of the cartels.

Originaltitel: Pájaros de verano D Dänemark/Kolumbien 2018 D 125 min D R: Cristina Gallego, Ciro Guerra D B: Maria Camila Arias, Jacques Toulemonde Vidal D K: David Gallego D S: Miguel Schverdfinger D M: Leonardo Heiblum D D: Natalia Reyes, Carmiña Martínez, José Acosta D V: MFA+

dass Rapayet und Moisés das Geschäft aufgeben würden. Im Gegenteil: Nach und nach vergrößern sie die Operation, bis ein Großteil der Familie daran beteiligt ist und vollends im „Alijuna“-Lebenstil aufgeht. Wo Konflikte einst in Zusammenkünften durch „Wortboten“ ausgehandelt wurden, sprechen jetzt automatische Waffen. Noch unreiner als das Drogengeld ist in der Religion der Wayuu die Berührung eines Toten. Es ist Moisés Hitzköpfigkeit, wegen der die Frauen die ersten Grabriten abhalten müssen, aber erst die gekränkte Ehre des minderjährigen Familienoberhaupts wird den Impuls zu einem Krieg geben, der die Familie zerreißt und eine neue Ära des kolumbianischen Drogenhandels einläutet. Danach kamen die Kartelle, und der Erzähler kann nur noch von einem herumirrenden Wayuu-Mädchen singen, das eine Ziege hat, aber nicht weiß, wie man Ziegen hütet. BIRDS OF PASSAGE erzählt in fünf Cantos die auf Tatsachen beruhende Geschichte vom Aufstieg und Fall der Wayuu zwischen 1960 und 1980. Schon bevor sie in den Drogenhandel einsteigen, ähneln ihre Familienstrukturen denen, die man aus Filmen wie DER PATE kennt. Dabei wird unter den Stammesältesten den Frauen eine Position zugestanden, von der Connie Corleone nur träumen kann. Ursulas Macht basiert auf ihrer Fähigkeit, prophetische Träume zu deuten. Selbst, als er schon in einem modernen Haus wohnt, das einsam und unpassend mitten in der Wüste steht, hört Rapayet noch auf die Prophezeiungen seiner Schwiegermutter

und bittet um ihren Beistand. Das Unheil, das die Familie zerstört, ist nicht einfach das Vergessen der alten Regeln oder der äußere Einfluss der Moderne. Das Unheil geht wie ein Fluch von der Familie selbst aus, und um es in Schach zu halten, müssen der Besuch der Zugvögel gedeutet und die Geister der Getöteten beschwichtigt werden. Nach den schwarz-weißen Bildern in DER SCHAMANE UND DIE SCHLANGE malt das Regieduo Ciro Guerra und Cristina Gallego in BIRDS OF PASSAGE mit kräftigen Farben. Das Mystische versteckt sich hier nicht in den Schatten, sondern findet sich in den Träumen von Straßen, die ins Nichts führen, und Vögeln, die über Teppiche huschen. Wie in Shakespeares MACBETH ist die Frage, ob diese Träume Teil einer magischen Welt oder einfach nur die spezielle Schönheit der profanen sind, Interpretationssache und liefert der Geschichte eine weitere Ebene. Die Besetzung mischt gestandene Theaterprofis wie Carmina Martinéz (Ursula), Neueinsteigerinnen wie Natalia Reyes (Zaida, bald in TERMINATOR 6) und Laiendarsteller, bei denen die langsame Sprechweise als Teil ihres Charakters erscheint. Das Ergebnis ist ein visuell und akustisch aufregendes Epos, das ein bislang wenig beachtetes Kapitel der kolumbianischen Geschichte erzählt und die Wayuu dabei nicht zu ethnologischen Schaustücken degradiert, sondern sie ihre Kultur ganz selbstverständlich selbst präsentieren lässt. D Christian Klose APRIL 2019 D

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INDIEKRITIKEN Deutschland/Schweiz 2018 D 88 min D R: Dario Aguirre D B: Dario Aguirre D K: Helena Wittmann, Dario Aguirre D S: Ulrike Tortora, Dario Aguirre D M: Sven Kacirek D V: Peripher Filmverleih

IM LAND MEINER KINDER Inländer werden

Darío Aguirre hält eine Urkunde in die Kamera. Sie bestätigt ihm, dass er offiziell kein Ausländer mehr ist. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz hat ihn persönlich eingeladen, sich einbürgern zu lassen, und der Filmemacher nimmt dies zum Anlass, seine – auch innere – Reise nach Deutschland in Szenen zu fassen. Gepflastert ist diese mit einer Menge Papier, das auf unzähligen Behördengängen ausgefüllt werden musste: Visaanträge, Aufenthaltsbestätigungen, Bürgschaften, dafür vielerlei Nachweise. Aguirre war vor 15 Jahren der Liebe wegen gekommen. Jung, mit dem Wunsch Künstler zu werden, hatte er Steffi in seiner Heimat Ecuador kennengelernt. Sie verstand seinen Drang sich auszudrücken, sagt er. Zwischen den Zeilen wird Unausgesprochenes deutlich, das sich etwa in den perfekt gerundeten Buchsbäumen im Garten der Schwiegereltern versteckt hält. Es liegt in Steffis zögerlichen Blicken, den wohlbedachten Sätzen ihrer Mutter Christa. Schwierig sei es gewesen für sie. Steffis Vater Andreas erinnert sich an eine Performance, die das junge Paar aufgeführt hatte. Aguirre hatte Steffi, die hinter einem Leinentuch nur als Schatten zu sehen war, mit Farbe überpinselt. Der Vater empfand das so, als hätte sich Darío über den Fleiß seiner Tochter erhoben. Der Filmemacher lässt das so stehen. Er erinnert sich in animierten Aquarellen an seine Ankunft. Das Elternhaus Steffis in Zittau. Die Schuhe müssen ausgezogen werden. Seine Studienfreundin Mariuxi, die ebenfalls aus Ecuador nach Deutschland gekommen ist, sagt, dass Integration für sie Anpassung bedeutet. Sie spricht von einer „Müdigkeit“, die sie mittlerweile oft empfindet. Die kleinen und großen Überlebensstrategien sind anstrengend. Aguirre findet absurde Motive, kontrastiert folkloristische Gesänge des ecuadoranischen Präsidenten auf Staatsbesuch mit Bildern seines neugeborenen Sohnes. Das Weggehen ist immer eine Quelle für Kunst. Es gibt auch eine Sehnsucht danach, der ewig „komische Vogel“ zu sein. D Susanne Kim

Start am 4.4.2019 ¢ 5.4. um 20 Uhr, fsk-Kino: Filmgespräch mit Regisseur Dario Aguirre ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

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D APRIL 2019

Filmmaker Dario Aguirre uses his naturalization as a chance to capture his journey – also his internal one – to Germany in scenes.

Originaltitel: The Beach Bum D USA 2019 D 95 min D R: Harmony Korine D B: Harmony Korine D K: Benoît Debie D S: Douglas Crise D M: John Debney D D: Matthew McConaughey, Snoop Dogg, Isla Fisher, Zac Efron, Martin Lawrence D V: Constantin Film Verleih

BEACH BUM Sonne und ein Joint

Als Ode ans Kiffen könnte man Harmony Korines neuen Film BEACH BUM bezeichnen, der 95 Minuten lang kaum mehr tut, als dem von Matthew McConaughey gespielten Moondog beim High sein zu zuschauen. Praktisch in jeder Szene hat der zottelige, gebräunte, stets mit offenem Hawaii-Shirt die Sonne Floridas genießende Moondog einen Joint von zunehmender Dicke in der Hand, dazu fast immer eine Dose Pabst Blue Ribbon-Bier, bisweilen auch andere Getränke, auf das der Rausch niemals endet. Zwischen Miami und den Florida Keys hat es sich Moondog in einem Leben gemütlich gemacht, das ein einziger, warmer Sonnenuntergang ist. Einst war er ein erfolgreicher Poet, der freizügige Gedichte über das Leben und die Liebe geschrieben hat, inspiriert von seiner Frau Minnie (Isla Fisher), die in einer schmucken Villa in Miami residiert und hofft, das Moondog irgendwann doch noch seinen lang gehegten Traum verwirklicht und den großen amerikanischen Roman schreibt. Erst als Minnie bei einem natürlich bekifften Autounfall ums Leben kommt, sieht sich Moondog – zumindest ein wenig – dazu genötigt, wieder zu schreiben: Denn nur wenn er den Roman veröffentlicht, erbt er Minnies Geld. Das liest sich zunächst wie eine konventionelle Handlung, doch darum geht es Korine nicht. Er zeigt einen Mann, der ganz in sich ruht, der nicht mehr braucht als Sonne und einen Joint. Ideal besetzt mit Matthew McConaughey, der hier wenn man so will eine späte Fortsetzung seiner legendären Figur aus Richard Linklaters DAZED AND CONFUSED gibt. In einem Zustand dauerhafter Betäubung bewegt sich Moondog durch die Welt, selbst der Unfalltod seiner geliebten Frau irritiert ihn nicht weiter, das Leben geht schließlich weiter, der nächste Joint glüht schon. Weniger eine Geschichte, als eine Zustandsbeschreibung, ist BEACH BUM ein weicher, warmer, sonnendurchfluteter Rausch. D Michael Meyns

Start am 28.3.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

He used to be a poet and dreamt of writing the great American novel, then Moondog created a life that’s comfortable, like one long, warm sunset.

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INDIEKRITIKEN Deutschland 2019 D 118 min D R: Marco Kreuzpaintner D B: Christian Zübert, Robert Gold, Jens-Frederik Otto D D: Elyas M’Barek, Alexandra Maria Lara, Franco Nero, Heiner Lauterbach, Manfred Zapatka, Jannis Niewöhner, Rainer Bock, Catrin Striebeck D V: Constantin Film Verleih

DER FALL COLLINI Justizskandal

In Marco Kreuzpaintners gediegener Verfilmung des gleichnamigen Krimis von Ferdinand von Schirach spielt Elyas M’Barek den jungen Rechtsanwalt Caspar Leinen. Gerade einmal einen Monat ist es her, dass er sein Studium abgeschlossen hat, und bei seinem ersten Termin vor Gericht ist er so nervös, dass er der Gerichtsschreiberin die Hand schüttelt. Sein erster Fall als Pflichtverteidiger ist gleich von großer Brisanz: Der 70-jährige Italiener Fabrizio Collini hat den deutschen Industriellen Hans Meyer in seinem Hotelzimmer erschossen und dann in aller Ruhe das Zimmermädchen informiert. Jetzt schweigt er hartnäckig zu seinen Motiven und riskiert damit die Höchststrafe wegen Mordes. Man merkt dem Film an, dass von Schirach selbst aus der Branche kommt und vom Wechselbad der ersten Jahre erzählen kann. Caspar Leinen ist zunächst enthusiastisch bei der Sache, dann entdeckt er, dass er das Opfer kennt – Hans Meyer ist der Großvater einer Jugendfreundin – und will den Fall wieder abgeben. Sein Gegenspieler, der aalglatte Richard Mattinger (Heiner Lauterbach) rät ihm, weiter zu machen: „Diesmal kennen Sie das Opfer, das nächste Mal erinnert sie die Straftat an ein persönliches Ereignis, dann gefällt Ihnen die Nase Ihres Mandanten nicht. Glauben Sie, dass ihr Privatleben etwas im Gerichtssaal verloren hat?“ Eine gute Stunde des Films geht so recht gemächlich vorbei, Leinen eiert herum, Collini schweigt, der Prozess geht routiniert seinem Ende zu. Dann jedoch bringt die Analyse der Tatwaffe eine Wende. Leinen wittert ein persönliches Motiv und findet eine Spur, entlang der er – endlich – ermitteln kann. Als er Gegenwind spürt, kommen er und die Story erst richtig in Fahrt. Die Ermittlung führt in die deutsche Vergangenheit, zu den Verbrechen der Nazis und zu einem bundesdeutschen Justizskandal, der weit weniger bekannt ist, als er sein sollte. Im Grunde seines Herzens ist DER FALL COLLINI ein aufklärerischer Film. D Toni Ohms

Start am 18.4.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

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70 year old Fabrizio Collini killed industrial magnate Hans Meyer for allegedly no reason. A courtroom drama adapted from the bestseller by Ferdinand von Schirach.

Chile 2018 D 75 min D R: Cristóbal León, Joaquín Cocina D B: Cristóbal León, Joaquín Cocina D K: Cristóbal León, Joaquín Cocina D V: Arsenal Institut

LA CASA LOBO

Fantasmagorisches Horrormärchen Körnige Bilder von Kühen und Feldern, von fröhlich aber gefasst dreinblickenden Menschen in altmodischer Tracht und eine freundlich klingen wollende Stimme eines älteren Mannes, die erklärt, auf Spanisch und mit deutschem Einschlag, dass man mit dem Film, der jetzt folgt, etwas zurechtrücken möchte in der Sicht auf eine Gemeinschaft, die sich, so der Erzähler „schrecklichen Gerüchten“ ausgesetzt sieht. Was folgt ist das Märchen von dem Mädchen Maria, die davonlief, und im Wald in einer Hütte Zuflucht findet, mit zwei Schweinen als Gefährten. Cristóbal León und Joaquín Cociña haben an LA CASA LOBO, der überwiegend in Stopptrick Technik animiert ist, über fünf Jahre lang gearbeitet, vorwiegend in wechselnden Galerie- und Ausstellungsräumen, als öffentlichem Prozess. Die Erzählung des Films spielt auf die Colonia Dignidad an, einer von Deutschen in Chile gegründeten Sekte, die in den letzten Jahren vor allem für ihr autoritäres Missbrauchsregime und ihre enge Kooperation mit der Pinochet-Diktatur bekannt geworden ist. Aus den Anklängen an allzu reale Schrecken, Fabeln und Geschichten strickt die fantasmagorische Animation ein Horrormärchen, in einer einzigen flickernden, wabernden, raschelnden und zitternden Bewegung, die das Haus nie mehr verlässt, in der Dinge zum Leben erwachen und Lebewesen dinghaft werden und alle Grenzen ständig im Fluss sind, zwischen lebendig und tot, zwischen drinnen und draußen, zwischen bizarrer Schönheit und furchteinflößenden Abgründen. Die Parabel, die schillernd lesbar bleibt, auf die abstruse Sekte, auf chilenische Politik und auf repressive Domestizität, geht irgendwann zu Ende. Der Schrecken, der unheimlich ist, gerade weil er sich aus dem speist, was vertraut ist, besteht fort. D Sebastian Markt

Start am 4.4.2019 ¢ 3.4. um 19 Uhr, Wolf: Filmgespräch mit Cristóbal León ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

A shady cult, a house in the forest, a bad wolf. An animated Chilean reinterpretation of “Little Red Riding Hood”.

APRIL 2019 D

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INDIEKINOHIGHLIGHTS

FSK-KINO, BUNDESPLATZ-KINO, KROKODIL, WOLF … FILMPOLSKA filmPOLSKA ist das größte polnische Filmfestival außerhalb Polens. Die Spielorte reichen vom Frauenzentrum EWA bis zur Topografie des Terrors, und das Programm bietet jedes Jahr einen Einblick in das aktuelle Filmschaffen des Landes. Hier ein paar Highlights: Junges Kino: Zum dritten Mal prämiert eine Festivaljury den besten D 16

D APRIL 2019

polnischen Nachwuchsfilm, darunter bildgewaltiges Kino, das auf die weitere Karriere gespannt macht: Adrian Paneks WEREWOLF erzählt in atmosphärischen Bildern von einer Gruppe Kinder und Jugendlicher, die die Lagerhaft im KZ Groß-Rosen überlebt haben und nach dem Krieg in einem Palast im Wald Zuflucht finden. Unter ihnen sind Kinder, die ein zivilisiertes Leben nie kennengelernt haben, und um den Palast streunen freigelassene Schäferhunde der SS. Im den rot-lila-blauen Nächten in NINA (R: Olga Chajdas) verführt ein Paar eine junge Frau, eigentlich mit dem Ziel, eine Leihmutter für ihr Kind zu finden. Doch dann verlieben sich die beiden Frauen ineinander. In Agnieszka Smoczyńskas FUGUE verliert eine Frau ihr Gedächtnis, findet mit Hilfe einer Fernsehsendung ihre Familie und stellt fest, dass sie diese Leute eigentlich nicht mag …


INDIEKINOHIGHLIGHTS

Nina

Serial Poland – Crime and Politics in polnischen Serien: In der DFFB und im Arsenal Kino kann man einen Blick in neue polnische Serien werfen, die in Deutschland noch nicht zu sehen waren. Viele, wie KRUK. SZEPTY SLYCHAĆ PO ZMROKU (RAVEN. SO DARK IN HERE), in der sich ein psychisch labiler Polizeibeamter auf die Suche nach dem Mann macht, der seinen Freund in der Kindheit missbraucht hat, folgen einer krimiähnlichen Struktur. Interessant klingt aber auch THE ARTISTS über einen jungen, idealistischen Regisseur, der zum Leiter des Nationaltheaters in Warschau wird und mit dem dortigen Klüngel klarkommen muss. ANGELUS: Einer der eigenartigsten Filme, die auf dem Festival zu sehen sein werden, ist sicher eine Arbeit des Künstlers, Filmemachers und Dichters Lech Majewski (DIE MÜHLE UND DAS KREUZ), die im „Fokus: ⁄

Schlesien“ zu sehen ist. Aus der Perspektive eines kleinen Jungen erzählt ANGELUS (2001) von einer Gruppe primitiver Maler, die dazu berufen sein sollen, die Welt zu retten. Schlesien erscheint als „surreales Panoptikum einer gestörten Wahrnehmung am Rand des Wahnsinns“. Ausstellung: Zu den bekanntesten Stücken des Jazzmusikers Krzysztof Komeda zählt „Rosemary’s Lullaby“ aus Roman Polanskis Horrorklassiker ROSEMARY’S BABY (1968). In der Galerie des Polnischen Instituts zeigt die Ausstellung „Krzysztof Komeda. Meine süße europäische Heimat“ ab dem 16.4. Partituren, Fotografien und Filmetüden des Musikers. Außerdem: Retrospektive Krzysztof Zanussi, Hommage, „Die Welt nach Wojciech Smarzowski“, Kritiker-Workshop, Parties etc.pp … filmpolska.de  24.4.–1.5. APRIL 2019 D

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INDIEKRITIKEN Deutschland 2018 D 72 min D R: Andreas Goldstein D B: Andreas Goldstein D K: Jakobine Motz D S: Chris Wright D V: Edition Salzgeber

CHRISTO – WALKING ON WATER

DER FUNKTIONÄR Worte und Bilder des Vaters

Die Betrachtung der DDR im geschichtlichen Kontext treibt den Regisseur Andreas Goldstein immer wieder um. Zuletzt bot er mit seiner Adaption von Ingo Schulzes Wenderoman „Adam und Evelyn“ einen differenzierten Blick auf den „Arbeiter- und Bauernstaat“. Einen Blick durch die Augen seiner Bewohner*innen, frei von Ostalgie und verrauchten Stasizimmern. Dass Goldsteins Blick immer wieder in die ostdeutsche Vergangenheit zielt, hat auch mit seiner eigenen Biografie zu tun. Sein Vater war Klaus Gysi, Verlagsleiter, Botschafter, Staatssekretär und von 1966 bis 1973 Kultusminister der DDR. Für Andreas Goldstein war er ein Vater, den er kaum kannte. Mit Hilfe von Archivaufnahmen und persönlichen Erinnerungen, Fernsehbildern und Fotoalben nähert sich der Filmemacher dem fremden Funktionär. In der Öffentlichkeit, aber auch im Privaten, erzählte Gysi oft von sozialistischen Ideen und Visionen. Goldstein fällt es heute schwer, dem Vater diese Ideale abzunehmen. Vieles von dem, was Klaus Gysi vor der Kamera sagte, trug sein Sohn ein Leben lang mit sich herum. Die Worte und Bilder des Vaters prägten den Sohn Andreas Goldstein. Im Film, der auf dem letztjährigen DOK Leipzig seine Weltpremiere feierte, legt er sie auf den Tisch und reflektiert sie im geschichtlichen Kontext – einer Geschichte, die in seinen Augen oftmals falsch wiedergegeben und im Laufe der Zeit von Erinnerungen verklärt worden ist. Auch deshalb war es Goldstein wichtig, diesen Film zu drehen. Der autobiografische Essay offenbart in der persönlichen Betrachtung mehr als in der gesamtgeschichtlichen. Wer sich also Erkenntnisse über den „Unrechtsstaat“ erhofft, wird sie nur zwischen den Zeilen finden. In der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Erbe wirkt DER FUNKTIONÄR aber schlüssig. D Lars Tunçay

Start am 11.4.2019 ¢ 10.4. um 20 Uhr, Krokodil: Premiere mit Andreas Goldstein ¢ 14.4. um 16 Uhr, fsk-Kino: Filmgespräch mit Andreas Goldstein ¢ 16.4. um 19 Uhr, Il Kino: Filmgespräch mit Andreas Goldstein ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

D 18

D APRIL 2019

Andreas Goldstein’s father was Klaus Gysi, publishing manager, ambassador, state secretary, and the cultural minister of the GDR from 1966 to 1973. For Andreas Goldstein he was a father he barely knew.

Im Sommer 2016 verwirklichte Christo das jüngste seiner gigantischen Installationsprojekte, das erste seit dem Tod Jeanne-Claudes. Auf dem Lago d’Iseo, einem von den Alpen umgebenen italienischen See, baute Christo einen drei Kilometer langen Steg aus leuchtend orangefarbenen Stoffbahnen, der es den Besucher*innen ermöglichte, über das Wasser zu laufen. Im Verlauf der Vorbereitungen wurden über 700 Stunden an Filmmaterial gedreht; aus diesem Fundus hat der bulgarische Regisseur Andrey M. Paounov einen Dokumentarfilm über das Projekt geschnitten. Start am 11.4.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

Originaltitel: Walking On Water D USA/ Italien 2018 D 105 min D R: Andrey Paounov

DER ILLEGALE FILM Zwei Milliarden Bilder werden Tag für Tag hochgeladen – mehr als im ganzen 20 Jahrhundert produziert wurden. Der Dokumentarfilm DER ILLEGALE FILM setzt sich mit der Frage auseinander, was diese Vielzahl der Bilder mit unserer Welt und unserer Wahrnehmung von der Welt macht. Welche Bilder bekommen wir zu sehen, wer regelt den Zugang und wem gehören sie? Die Bandbreite der Themen reicht von Gesichtserkennungstechnologie zum Recht am eigenen Bild und Copyright-Bestimmungen bis hin zur Frage wo eigentlich Realität aufhört und Abbildung anfängt. Start am 11.4.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

Deutschland 2018 D 88 min D R: Martin Baer, Claus Wischmann

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SOVIET HIPPIES Die sowjetische Staatsführung sah keinen Sex, Drugs & Rock’n Roll vor. Und dennoch gab es auch in der SU langhaarige Aussteiger*innen, die andere Lebensformen erforschten. Allerdings drohten ihnen dafür oft Prügel und Haft. Darauf reagierten die Sowjethippies, indem sie sich in einem eigenen „Sistema“ vernetzten, dem selbst der KGB nur schwer beikam. Regisseurin Terje Toomistu begleitet Zeitzeug*innen zu einem Gedenkfestival für eine Massenverhaftung und lässt sie von einer Bewegung erzählen, die den Staat, gegen den sie rebellierte, überlebt hat. ¢ Brotfabrik Kino, 18.–20.4.

Estland 2017 D 75 min D R: Terje Toomistu

SVEN MARQUARDT

FRANK KÜNSTER

SMILEY BALDWIN

EXHIBITION ON SCREEN: DER JUNGE PICASSO Die Filmreihe nimmt sich der frühen Phase in Picassos Schaffen an, zeigt die Einflüsse seines stürmischen Lebens in Madrid, Paris und Barcelona auf seine Kunst aus der Zeit und verfolgt, wie er sich durch seine Blaue und Rosa Periode zu komplett neuen Ausdrucksformen entwickelte. Der Film widmet sich ausführlich Picassos Bildern und lässt Zeit für eine genaue Betrachtung, erklärt Verbindungen und geht auf Picassos revolutionäres Werk „Les Demoiselles d’Avignon“ (1907) ein.

Ein Dokumentarfilm von DAVID DIETL „Eine Hommage an die Berliner Clubkultur und an Türsteher mit Charakter und Charisma.“ ZDF Aspekte

¢ Bali Kino, 25.–30.4. um 18 Uhr

Großbritannien 2018 D 91 min D R: Phil Grabsky

C/BerlinBouncer

www.BerlinBouncer.de

AB 11. APRIL IM KINO TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE

/BerlinBouncer


INDIEKRITIKEN Deutschland 2018 D 109 min D R: Marcus Richardt D B: Thomas Grabowsky, Marcus Richardt D K: Wedigo von Schultzendorff D S: Silke Olthoff D D: Katja Riemann, Nils RoviraMunoz, Elisa Schlott, Jasmin Tabatabai, David Wurawa D V: Little Dream Entertainment

GOLIATH96

BERLIN BOUNCER

Sohn im Netz

Reingerutscht und hängengeblieben

Alles scheint gut bei Kristin (Katja Riemann). Wir sehen sie mit Mann und Sohn in wunderschönen Bildern am Strand, und als die Rückblende vorbei ist, von Kolleg*innen bewundert im Job. Nur ihr Grinsen beim Aerobic sieht ein bisschen zu manisch aus. Doch dann hören wir sie, zuhause auf dem Boden sitzend, alleine ihren Tag vor einer Tür rekapitulieren. Und wir vermuten, dass niemand auf der anderen Seite ist, der zuhört. Der Mann vom Strand ist mittlerweile verschwunden und Sohn David (Nils Rovira-Muñoz) studiert ja gerade in Texas, oder? Aber dann erfahren wir Verstörendes. Etwas, wofür Kristin keine Erklärung hat und das sie nach Außen unbedingt verheimlichen will: David ist nicht in Texas sondern seit zwei Jahren, ohne mit ihr zu kommunizieren, hinter der verschlossenen Tür seines Zimmers. Ein selbstgewähltes Exil, das er nur für wenige Minuten verlässt, wenn seine Mutter schläft. GOLIATH96 hat Katja Riemann viel zu verdanken. Trotz des konstruierten Plots ist man doch immer wieder bei Kristin und ihren aberwitziger werdenden Handlungen, fühlt mit ihr im Wechselbad der Emotionen. Als sie schließlich unter einem fake account zumindest in einem Online-Forum endlich wieder Kontakt zu ihrem Sohn fassen kann, wird es richtig verstörend. Auf Marcus Richardts Film muss man sich einlassen (wollen), denn es ist ein ambivalentes Werk. Die beiden Hauptdarsteller*innen überzeugen, die Nebenfiguren sind dafür meist eindimensional angelegt. Vor allem im Fall von David Wurawa, der Kristins love interest spielt, ist das schade. In der Art, wie die digitale Kommunikation zwischen Mutter und Sohn dargestellt und visualisiert wird, ist der Film zudem etwas altmodisch. Gleichzeitig widmet sich das Regiedebüt aber mutig und kompromisslos heiklen Aspekten familiärer Beziehungen und einem Phänomen, das 20 Jahre nach der Hoch-Zeit der ersten Chat Rooms nichts von seiner Problematik verloren hat. D Katharina Franck

Start am 18.4.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

D 20

D APRIL 2019

Deutschland 2019 D 87 min D R: David Dietl D K: Eric Ferranti, Raphael Beinder D S: Thomas Krause, Laura Heine, Stefan Pita-Oliveira D M: Basti Schwarz D V: farbfilm

Kristin’s son David has barely left his room in two years and stopped communicating. She tries to establish contact online by using a fake account.

Drinnen und draußen. Feiern und Frust. Nacht und Tag. Gestern und heute. Regisseur David Dietl (KÖNIG VON DEUTSCHLAND, RATE YOUR DATE) hat einen Film über das Dazwischen gemacht. Oder vielmehr über diejenigen, die dazwischen leben. Für seinen Dokumentarfilm BERLIN BOUNCER porträtiert er drei der bekanntesten Türsteher-Persönlichkeiten Berlins. Sven Marquardt, Frank Künster und Smiley Baldwin stehen dabei auch für die heterogenen Biografien innerhalb der Clubszene des wiedervereinigten Berlins der Nachwendezeit. Ein ehemaliger Ostpunk und Fotograf mit Gesichtstätowierung und Piercings. Ein afroamerikanischer ex-GI. Ein westdeutscher Studienabbrecher. Sie sind alle irgendwie reingerutscht, in das Nachtleben dieser Stadt, und hängengeblieben; haben etwas gefunden, das sie bis heute darin hält. Am wenigsten ist BERLIN BOUNCER ein Film über die eigentliche Tätigkeit der Türsteher geworden, denn über die Praxis am Einlass erfährt man in jeder soliden TV-Reportage mehr. Dietl interessiert sich für die Entstehung des Berliner Clubmythos’ in den 1990er und 00er Jahren und damit auch für die Metamorphose dieser Stadt, die er zur vierten Protagonistin macht. Er zeigt dabei exemplarisch, welche Bewältigungsstrategien die Beteiligten finden, um mit den veränderten Vorzeichen umzugehen: Für die einen scheint die große Zeit nur noch in der nostalgiegetränkten Erinnerung zu existieren, andere haben sich nüchtern mit den neuen Gegebenheiten arrangiert, wieder andere finden für sich Schlupfwinkel in der (Gegen-) kultur. Motive für die unterschiedlichen Haltungen werden bei der Reise an die Orte ihrer Vergangenheit offenbar. Auch hier bleibt eine respektvolle – vielleicht auch skeptische – Distanz zwischen Protagonisten und Filmemacher bestehen, so dass keine Rührseligkeit aufkommen kann. D Jens Mayer

Start am 11.4.2019 ¢ 11.4. um 18 Uhr, Sputnik Kino, Vorführung mit Filmgespräch ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

A former East German punk and photographer with face tattoos and piercings. An African-American former GI. A West German school dropout. They all slid into the nightlife of this city somehow and got stuck there.

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INDIEKRITIKEN

ANOTHER DAY OF LIFE Allein in Angola

Riszard Kapuszinski wurde in Polen zum bedeutendsten Reporter des 20. Jahrhunderts gewählt. Seine Reportage aus Angola am Vorabend der Unabhängigkeit und in den entscheidenden Tagen des Krieges zwischen der marxistischen MPLA und der von Südafrika und den USA unterstützten Truppen der FNLA und UNITA haben Raúl de la Fuente und Damian Nenownun zu einem einzigartigen Dokumentarfilm gemacht, der Kapuszinskis Sprache in träumerische, oft auch alptraumhafte Animationen übersetzt und diese mit Interviews von Zeitzeugen und dokumentarischen Filmen und Fotografien verbindet. ANOTHER DAY OF LIFE beruht größtenteils auf Kapuszinskis (auf Deutsch derzeit nur antiquarisch erhältlichem) Buch „Wieder ein Tag Leben – Innenansichten eines Bürgerkriegs“, allerdings verdichtet der Film die Reportagen und führt Episoden zusammen, die bei Kapuszinski nicht im Zusammenhang stehen, ergänzt fiktive Figuren und einen zentralen Konflikt, der die Frage nach dem journalistischen Ethos stellt. Kapuszinski war 1975 der einzige europäische Reporter, der sich in Angola aufhielt. Der Journalist interessierte sich weniger für die politischen und militärischen Entscheidungsträger – ein Treffen mit dem ersten angolanischen Präsidenten Agostinho Neto wird in seinem Buch nur in einem Halbsatz erwähnt, die Unabhängigkeitsfeier ist Kapuszinski kaum

Start am 4.4.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

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Riszard Kapuszinski was the only European journalist in Angola in 1975 during the war between socialist MPLA and the FNLA/UNITA coalition supported by South Africa. An atmospheric animated film with interviews and documentary footage.

Spanien/Polen/Deutschland/Spanien/Ungarn 2017 D 80 min D R: Raúl de la Fuente, Damian Nenow D B: Niall Johnson, Amaia Remirez, David Weber, Raúl de la Fuente D V: Pandora Film

einen Absatz wert. Er schrieb über den Alltag der Menschen, die in der von den Portugiesen verlassenen Stadt auf den Krieg warteten, der sich von Norden und Süden näherte, und über die Kämpfer an der Front, die versuchten, mit wenigen Gewehren und unausgebildeten Jugendlichen ihr Land gegen südafrikanische Kompanien mit Hubschraubern und Panzerwagen zu verteidigen. Kapuszinskis Stärke waren dichte und emotionale Beschreibungen der Menschen – auf verlorenem Posten in einer Stadt, in der permanent das Wasserwerk beschossen wurde, und die drohende Einnahme des Elektrizitätswerks das Ende bedeutet hätte. Für Kapuszinskis Beschreibungen findet der Film beeindruckende Bilder, die mittels der Rotoscope-Technik hergestellt wurden, also zunächst mit Schauspielern gefilmt, und später von Zeichnern in Animationen verwandelt wurden. Aber es steckt offensichtlich auch eine Menge Recherchearbeit im Film, der viele der Protagonisten und Protagonistinnen aus Kapuszinskis Buch ausfindig gemacht hat, darunter die Schwester der gefallenen Guerillera Carlotta und den Commandante Farrusco. Der Film erzählt auch, dass Kapuszinski als erster von der Ankunft kubanischer Waffen und Soldaten in Angola erfahren hat. Die kubanische Unterstützung für die MPLA sollte den Ausschlag im Krieg geben, der für die mit schwerem Gerät anrückenden UNITA-Kämpfer und südafrikanischen Söldner schon entschieden schien. Kapuszinskis Entscheidung, die Ankunft der Kubaner nicht an seine Agentur zu melden, habe dazu beigetragen, ein militärisches Eingreifen der Supermächte, vor allem der USA, zu verhindern. Das scheint auch angesichts heftiger Betriebsamkeit der Geheimdienste in den siebziger Jahren eher unwahrscheinlich, und die Episode fehlt in Kapuszinskis Buch. Andererseits gibt es, obwohl die Fernschreiber-Depeschen des Reporters als letzte Verbindung zu einer sicheren Welt immer wieder ein Thema sind, im Buch tatsächlich keine Erwähnung eines Berichts über die Kubaner, und es kann durchaus sein, dass Kapuszinski sich an anderem Ort dazu geäußert hat. Der Film ANOTHER DAY OF LIFE ist jedenfalls auch ein Plädoyer für die Subjektivität und das Engagement des Reporters, dessen Berichte eben auch die Realität beeinflussen. D Tom Dorow APRIL 2019 D

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INDIEKRITIKEN Originaltitel: The Aftermath D Großbritannien/USA/Deutschland 2019 D 109 min D R: James Kent D B: Joe Shrapnel, Anna Waterhouse D K: Franz Lustig D S: Beverley Mills D M: Martin Phipps D D: Keira Knightley, Jason Clarke, Alexander Skarsgård, Kate Phillips D V: Twentieth Century Fox of Germany

NIEMANDSLAND Melodram vor historischer Kulisse

Deutschland 1945, direkt nach Kriegsende. Eine Frau sitzt in einem Zug. Rachel Morgan (Keira Knightley) ist auf dem Weg zu ihrem Mann Lewis (Jason Clarke), der als britischer Offizier in Hamburg stationiert ist. Knightleys Kinn wirkt noch kantiger als sonst, ihr Rücken noch gerader. Das Wiedersehen der Eheleute ist kalt und höflich, im Umgang mit der deutschen Haushälterin wirkt Rachel frostig, und dass ihr Mann dem ehemaligen Besitzer der mondänen Offiziersvilla, dem Architekten Stefan Lubert (Alexander Skarsgård), und seiner Tochter mit den BDM-Zöpfen erlaubt hat, weiter auf dem Anwesen zu bleiben, erfüllt sie mit kaum unterdrücktem Zorn. Rachel hasst die Deutschen und hat, wie man später erfahren wird, guten Grund dazu. Dann jedoch ist sie Tag für Tag allein in dem großen Haus, während Lewis die zivile Ordnung in der Stadt schützt. Immer wieder begegnet sie Lubert, einem eleganten Mann mit schönen stahlblauen Augen; beim Holzhacken im blauen Overall (der sehr gut mit den Augen harmoniert), lässig am Kamin stehend, oder am großen Flügel, an dem seine Frau, die im Hamburger Feuersturm ums Leben kam, einst gesessen und „Clair de lune“ gespielt hat. Es kommt, wie es kommen muss. Die steife Britin und der verhasste Deutsche beginnen eine Affäre. NIEMANDSLAND will das ganz große Melodrama vor einer aufgewühlten historischen Kulisse: Liebe, Sex, Tod, Treue, Hass, Schuld und Vergebung und klassische Musik im Schlaglicht eines zerrissenen Europas. Psychologische und historische Glaubwürdigkeit standen nicht ganz so weit oben auf der Liste der Prioritäten. Ein bisschen wirkt NIEMANDSLAND, als ob eine Studioproduktion der 1950er Jahre in der Gegenwart abgeworfen worden wäre. Alexander Skarsgård hat wirklich sehr schöne blaue Augen. D Hendrike Bake

Start am 11.4.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

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D APRIL 2019

Hamburg, right after the end of the war. British officer’s wife Rachel (Keira Knightley) hates the Germans and the fact that she has to share the requisitioned villa with its previous owner, a charming German architect with steely blue eyes (Alexander Skarsgård).

Originaltitel: En guerre D Frankreich 2018 D 113 min D R: Stéphane Brizé D B: Stéphane Brizé, Olivier Gorce D K: Éric Dumont D S: Anne Klotz D M: Bertrand Blessing D D: Vincent Lindon, Mélanie Rover, Jacques Borderie, David Rey D V: Neue Visionen Filmverleih

STREIK

Kämpferische Wucht Frankreich ist wütend. Zumindest die Franzosen, die als Gelbwesten seit Monaten, mit zunehmender Gewaltbereitschaft, für ein gerechteres Wirtschaftssystem kämpfen. Schon einige Monate vor Beginn der aktuellen Protestwelle hatte Stéphane Brizés STREIK letztes Jahr in Cannes Premiere, an einem Ort also, der nicht weiter weg von seinem Sujet sein könnte. Nicht unbedingt geografisch, denn STREIK spielt im Südwesten Frankreichs, in der Kleinstadt Agen, aber wirtschaftlich, ideologisch. Denn Brizé erzählt wie schon in seinem letzten Film DER WERT DES MENSCHEN von den Sorgen und Nöten der Arbeiterschaft, die im globalen Kapitalismus immer weniger wichtig, immer weniger wert ist. Erneut spielt Vincent Lindon die Hauptrolle, hier spielt er den erfahrenen Gewerkschafter Laurent Amédéo, der im Kampf gegen Kürzungen auf die Barrikaden geht. Vor einigen Jahren hatte der deutsche Besitzer des Autowerks noch versprochen, dass alle Arbeitsplätze auf Jahre gesichert wären, wenn die Angestellten auf Lohnerhöhungen verzichten würden. Doch dieses Versprechen soll nun gebrochen werden, nicht weil es dem Werk besonders schlecht ginge, sondern weil die Gewinne nicht hoch genug sind. Dieses Szenario spielt Brizé auf fast dokumentarische Weise durch, zeigt, wie die Arbeiter sich zerstreiten, manche Vertreter Kompromisse eingehen wollen, die andere für faul halten. Für Zwischentöne ist hier kaum Platz, die Entscheidungen der Besitzer werden ebenso wenig differenziert hinterfragt, wie die unversöhnliche Haltung Amédéos. Das mag manchmal ein wenig schlicht sein, doch in seiner Wut, seiner kämpferischen Grundhaltung und vor allem dank der kraftvollen Performance von Vincent Lindon wird STREIK zu einem mitreißenden Manifest für die Rechte der Arbeiter. Und damit zu einem Film, der den Zeitgeist zumindest eines Teils von Frankreich und Europa auf den Punkt trifft. D Michael Meyns

Start am 25.4.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

Pay cuts in return for jobs, that was the deal. Then the factory is meant to shut down.

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INDIEKRITIKEN Originaltitel: Tea with the Dames D Großbritannien 2018 D 83 min D R: Roger Michell D B: Roger Michell D K: Eben Bolter D S: Joanna Crickmay, Mark Bell, Anthony Wall D D: Eileen Atkins, Judi Dench, Joan Plowright, Maggie Smith D V: New KSM Cinema

TEA WITH THE DAMES Mäuschen spielen

Vier ältere Schauspielerinnen trinken Tee und plaudern. Das klingt erstmal nicht wie eine vielversprechende Filmidee, aber wenn es sich bei den Vieren um die – derzeit und schon eine ganze Weile – führenden britischen Stars von Bühne und Leinwand handelt, sollte es nicht überraschen, wenn das Ergebnis mehr ist, als die Summe seiner Teile. In seinem Dokumentarfilm zeichnet Roger Michell auf, wie Judi Dench, Maggie Smith, Joan Plowright, und Eileen Aitkens sich bei Plowright zu Hause treffen und sich bei Tee und Champagner auf den neuesten Stand bringen. Michells intelligente Regie erlaubt dabei auch kurze Einblicke in den Herstellungsprozess des Films, was den Eindruck, als intimer Beobachter Mäuschen spielen zu dürfen, noch verstärkt. Vor allem Maggie Smith bleibt im Gedächtnis, wie sie sarkastisch den Set-Fotografen herumkommandiert. Auch in ihren Gesprächen vermeiden die Protagonistinnen Sentimentalität und konzentrieren sich eher auf praktische Fragen, wie den Umgang mit dem Alter. Wenn etwas stört, dann, das der Film etwas kurz geraten ist. Bei Laufzeit von unter neunzig Minuten verlässt man den Film mit dem bittersüßen Gefühl, bei einer vergnüglichen Party zu früh aufbrechen zu müssen. Tatsächlich macht die Unterhaltung, so charmant sie ist, um kontroverse oder heikle Themen einen Bogen. Beispielsweise diskutieren die Damen zu keiner Zeit, welchen männlichen Monstern sie im Laufe ihrer langen Karrieren begegnet sind. TEA WITH THE DAMES ist ein unterhaltsames und beschwingtes Porträt von vier Personen, die die Spitze ihres sehr öffentlichen Traumberufes erreicht haben. Aber ihr Status als „Dames“ (ein britischer Ehrentitel) ist am Ende weniger wichtig als die Tatsache, dass die Frauen enge Freundinnen sind, Kolleginnen und manchmal auch – vor allem Judy Dench und Maggie Smith – Konkurrentinnen. D Paul Sharratt, Übersetzung: Hendrike Bake

Start am 25.4.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

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Four elderly actresses drink tea and chat. Roger Michell’s film is a gentle, though unsentimental group portrait of Judi Dench, Maggie Smith, Joan Plowright, and Eileen Aitkens.

Originaltitel: Us D USA 2019 D 121 min D R: Jordan Peele D B: Jordan Peele D K: Mike Gioulakis D S: Nicholas Monsour D M: Michael Abels D D: Lupita Nyong’o, Elisabeth Moss, Winston Duke, Anna Diop D V: Universal Pictures Germany

WIR

Bösartige Doppelgänger Dass der Original-Titel von Jordan Peeles neuer Horror-Komödie US sowohl „Wir“ bedeutet als auch die USA, lässt mindestens eine Aussage über den Zustand des Landes vermuten, zumal Peeles letzter Film GET OUT ein entschiedener und viel diskutierter Kommentar zur den „race relations“ in den USA war. US lässt sich aber weniger genau auflösen und bleibt wesentlich rätselhafter und verspielter als GET OUT. Die nette Schwarze Familie Wilson, Mutter Adeleide (Lupita Nyong’o), Vater Gabe (Winston Duke), Sohn Evan und Tochter Zora, fahren in ein Sommerhaus, um den Urlaub mit einer etwas wohlhabenderen Weißen Familie zu verbringen. Adelaide wirkt beunruhigt, so nervös, dass sie Schwierigkeiten hat, mit dem Rap-Klassiker „I got 5 on it“ von Luniz mitzuschnippen und trotzdem versucht, Evan den Groove beizubringen. Offenbar hat Adelaide als Kind ein Trauma erlitten, als sie in einem Freizeitpark am Strand verloren ging. Kurze Zeit später dringt eine andere Familie in das Haus der Wilson ein, die sich als ihre unheimlichen, bösartigen Doppelgänger herausstellen. US Ist randvoll mit Verweisen auf amerikanische Popkultur und Geschichte, vom B-Horror-Klassiker C.H.U.D., der als VHS-Kassette neben dem Fernseher steht, und von Ungeheuern unter der Erde handelt, die sich in Doppelgänger von Menschen verwandeln können, bis zur spektakulären „Hands across America“-Benefizaktion der achtziger Jahre, deren Werbespot Adelaide als Kind im gleichen Fernseher sieht. Hier geht es nicht darum, die Schatten der Geschichte zu integrieren, sondern ihnen entweder zu entkommen oder sie umzubringen. Und es geht auch nicht vor allem um Rassismus: die weiße Familie bekommt ebenfalls Besuch. Vor allem Lupita Nyong’o spielt furios und irre bedrohlich, aber auch der Rest des Ensembles ist brillant, darunter Elisabeth Moss, die vielleicht die komischste Nummer hinlegt. D Hannes Stein

Start am 21.3.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

The Wilsons are a perfectly normal Black middle-class family until they meet their doppelgängers during one traumatic evening. An inventive horror film by Jordan Peele (GET OUT).

APRIL 2019 D

23 D


INDIEFEATURE

Originaltitel: Le livre d’image D Frankreich/Schweiz 2018 D 85 min D R: Jean-Luc Godard D B: Jean-Luc Godard D K: Fabrice Aragno D S: Fabrice Aragno, Jean-Luc Godard D V: Grandfilm

D 24

D APRIL 2019

Start am 4.4.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

Jean Luc Godard‘s THE IMAGE BOOK is a testament, a collage, a modern poem about film and reality, representation and democracy, politics and revolution, and control and life.


INDIEFEATURE

BILDBUCH Kognitiver Overload

Jean Luc Godards BILDBUCH ist eine poetische Montage, die an Texte der klassischen Moderne erinnert, vor allem an T.S. Eliots „The Waste Land“ und Ezra Pounds „Cantos“. Er spricht in vielen Sprachen. In der deutsch untertitelten Original-Fassung, die ich gesehen habe, sind auch die Untertitel nur fragmentarisch, in der deutschen Fassung spricht Godard selbst eine Übersetzung, die aber auch kaum vollständig sein kann, dazu sind zu oft Schichten von Texten übereinander gelegt. In fünf Kapiteln geht es ums Ganze. BILDBUCH wirkt wie ein Testament, ein letzter Aufruf, mindestens zu einem anderen Sehen, vielleicht zur Revolution, vielleicht auch nur zur Traurigkeit. „Wir sind nicht traurig genug um die Welt zu verändern“ heißt es einmal. Am Ende steht die Frage: „Brauchen wir die Revolution?“ Die Antwort: „Als wir jung waren, nährten wir glänzende Hoffnungen“, dann eine Szene aus Max Ophüls Film LE PLAISIR, ein frenetischer Tanz, an dessen Ende ein Galan zusammenbricht. Unter seiner Maske ist ein alter Mann, der am oder im Vergnügen gestorben ist, aber das zeigt Godard nicht mehr, das müssen wir schon wissen. BILDBUCH ist auch eine Kanon-Bildung, so elitär wie revolutionär, nach den Prinzipien der Ästhetik des Widerstands von Peter Weiss: Wir müssen härter

arbeiten, mehr wissen als die Faschisten. Kapitel 1: Remakes. Das Bild imitiert die Wirklichkeit, das Bild imitiert das Bild, die Wirklichkeit imitiert die Bilder von Bildern. Kapitel 2: Die Nächte von St. Petersburg. Krieg, während die Herrschenden herrschen und die Beherrschten sterben und töten. Kapitel 3: „wie Blumen in Geleisen/So traurig arm im irren Wind der Reisen“ (Rilke, „Das Stundenbuch“). Eisenbahnen und Kino. Kapitel 4: Der Geist des Gesetzes. Montaignes Idee der Republik als Aufstandsniederschlagung. Aufklärung und Herrschaft. Kapitel 5: Die Zentralregion (Michael Snow, 1971). Ist die Mitte der Welt Arabien? BILDBUCH ist kognitiver Overload, aber Godard weiß, dass man mehr erkennt, als man denkt. D Tom Dorow

APRIL 2019 D

25 D


INDIEKRITIKEN Deutschland 2017 D 95 min D R: Maria Braarvig, Thor Braarvig, Sandhya Durchholz, Benedict Durchholz D V: imFilm

ZWEI FAMILIEN AUF WELTREISE

Deutschland 2018 D 100 min D R: David Nawrath D B: David Nawrath, Paul Salisbury D K: Tobias von dem Borne D S: Stefan Oliveira-Pita D M: Enis Rotthoff D D: Rainer Bock, Albrecht Schuch, Thorsten Merten, Uwe Preuss, Roman Kanonik, Nina Gummich D V: Pandora Film

ATLAS

Beherrschte Ruhe

Suche nach dem Glück

Thor und Maria kommen ursprünglich aus Norwegen, leben allerdings seit der Geburt ihres ersten von vier Kindern in Deutschland – bis sie beschließen ihr Haus zu verkaufen und auf Weltreise zu gehen. Sandy und Benni erwarten ein Kind, als sie sich entscheiden, sich von ihrem gesamten Besitz zu trennen, um sich mit ihrem neugeborenen Sohn Liam auf Reisen zu begeben. Und für wie lange? Open End. Was genau treibt die beiden jungen Familien in die Ferne? Ein Gefühl von Unzufriedenheit. Thor möchte verstehen, wie man sein Leben gestalten kann, ohne davor fliehen zu müssen. Sandy und Benni wollen auf ihrer Reise herausfinden, was sie eigentlich glücklich macht. Beide Familien zieht die „Suche nach dem Glück“ zunächst nach Südost-Asien. Thailand, Vietnam, Sri Lanka und natürlich Bali. In Ubud, dem „digitalen Nomaden Treffpunkt“ wie Sandy es beschreibt, lernen sich die beiden Familien kennen, wobei sie wahrscheinlich schon vorher aufgrund ihrer YouTube-Kanäle von einander gehört haben müssten. Denn genau wie der kleine Liam stets mit von der Partie ist, so ist auch die Kamera immer dabei. Auf ihrem YouTube Kanal „Life with Sandy & Benni“ zeigen die beiden alle Stationen ihrer Weltreise, berichten über Hoch- und Tiefpunkte. Auch Thor und Maria berichten unter dem Namen „sechspaarschuhe“ über ihre Abenteuer. Wer an Reise-Blogs und Vlogs wie dem von Sandra & Benni und Thor & Maria Freude hat, wird auch diese ausführlichere Fassung eines Vlog-Reisetagebuchs mögen. Wer sich eher fragt, wie die Suche nach einem Leben, vor dem man nicht fliehen muss, mit dem fluchtartigen Verlassen des Wohnortes zusammenpasst oder die wiederentdeckte Liebe zu Natur und Ursprünglichkeit mit dem sehr regelmäßigem Hochladen von bearbeiteten Videos auf YouTube, sollte sich vielleicht eher anderswo Inspiration für seine Reise zum persönlichen Glück suchen. D Karla Kabot Start am 18.4.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

D 26

D APRIL 2019

Two vlogger families are traveling. Thor and Maria go on a world trip with four children. Sandy and Benni are expecting their first child when they decide to let go of everything they own and strike out.

David Nawraths souveränes Kinodebüt ATLAS ist ein dicht erzählter, geradliniger Berlin-Krimi und zugleich eine schlüssige Geschichte über Väter und Söhne, neue Männlichkeit, und das Vererben und Beenden von Gewalt. Walter ist Möbelpacker. Auf den ersten Blick erscheint er zu alt für den Job, aber nachdem man gesehen hat, wie Walter alleine einen Schrank transportiert und im Wohnzimmer abends Gewichte drückt, wird klar, dass in dem zerzausten, schweigsamen Mann eine ungeheure Kraft steckt. Gemeinsam mit einem Trupp Männer, die ebenso allein scheinen wie er, auch wenn einige von ihnen Familie haben, macht Walter Zwangsräumungen, neuerdings arbeiten sie auch für den Afsari-Clan, der Berliner Altbauten entmietet und weiterverkauft. Eines Tages führt Walter sein Job zu Jan, der sich mit seiner Familie hartnäckig gegen den Rausschmiss wehrt. Sie sind die letzten Mieter im Haus, alle anderen haben die Abfindung genommen. Walter erkennt in Jan seinen Sohn wieder, den er nicht mehr gesehen hat, seit er vier Jahre alt war. Walter will Jan helfen, aber er weiß, dass er sich damit mit der skrupellosen Großfamilie anlegt. Rainer Bock, der Walter mit einer beherrschten Ruhe spielt, in der Trauer, Skepsis und eine ungeahnte Willensstärke zusammen finden, ist das unangefochtene Zentrum des Films. Wenn Walter schweigt, könnte das Unsicherheit sein oder auch eine todesverachtende Sturheit, die sogar Gegnern, die ihn für leichte Beute hielten, Respekt abnötigt. Roman Kanonik als sein neuer, vom Clan installierter Kollege Moussa ist ein würdiger Gegenspieler, ein Typ, der dir den Arm um die Schulter legt und Schnaps einschenkt, um dir das Glas in der nächsten Sekunde an den Kopf zu donnern. Einer, der sich selbst als Tiger inszeniert, jederzeit zum Zuschlagen bereit. D Hendrike Bake

Start am 25.4.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

Furniture mover Walter mostly does evictions. When his criminal boss tasks him with kicking out the last tenant of a Berlin altbau apartment, he sees that the tenant is his son Jan.

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INDIEKRITIKEN Russland/Deutschland/Polen 2018 D 100 min D R: Sergey Dvortsevoy D B: Sergey Dvortsevoy, Gennady Ostrowski D K: Jolanta Dylewska D D: Samal Yeslyamova, Zhipara Abdilaeva, Sergey Mazur D V: Neue Visionen

AYKA

FIRST REFORMED

Schonungslose Konfrontation

Spirituelle Finsternis

Das erste Bild von AYKA ist eine ruckelige Nahaufnahme von vier neugeborenen Babies. Ungewöhnlich stoisch sehen sie aus, mit ihren aschgrauen Gesichtern und stummen Mienen. Die Neugeborenen verweisen nicht auf eine junge Hoffnung, sondern auf die prekäre Zukunft, in einem Land, in dem das Schicksal der Einzelnen von Sozialdarwinismus und Autoritarismus bestimmt wird. Dieses Land ist Russland, und auf seine prekäre Zukunft verweist Sergej Dvortsevojs Film durch die Gegenwart seiner sozial Schwächsten – der illegalen Einwander*innen aus Zentralasien. Ayka (stark gespielt von Samal Yeslyamova), die Mutter eines der Neugeborenen, ist eine junge Immigrantin aus Kirgisistan, die aus der Klinik flieht, um Arbeit zu finden. Krank, verletzt und auf der Suche nach Geld hetzt sie durch das verschneite Moskau. Ein unbedingter Überlebenswille lässt sie Erniedrigung und Ausbeutung ertragen und treibt sie durch eine Stadt, die in den biblisch anmutenden Wetterverhältnissen zu versinken droht. Dvortsevoj inszeniert den Kampf der Einzelnen gegen die Macht (die auf russisch sprichwörtliche „Vlast“) als eine beklemmende Hetzjagd, die dem Zuschauer durch den Einsatz von Handkameras und den Verzicht auf jegliche Musikuntermalung jede ästhetische Zuflucht nimmt. Die Geräuschkulisse von AYKA ist geprägt durch den teilnahmslosen Verkehr, die lähmenden Sirenen brutaler Polizeikontrollen und Aykas ständig klingelndes Handy – kirgisische Gläubiger. Die Kamera unterstützt diese zermürbende Stimmung, folgt Ayka durch die Straßen Moskaus, in engste Behausungen und auf schonungslose Konfrontationen mit der Welt der Reichen und Schönen. So entsteht ein bedrückender, doch beeindruckender Film, der gerade durch die stilistische und thematische Begrenzung den Blick auf das große Ganze öffnet. D Yorick Berta Start am 18.4.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

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USA 2017 D 113 min D R: Paul Schrader D B: Paul Schrader D K: Alexander Dynan D S: Benjamin Rodriguez Jr. D M: Lustmord D D: Ethan Hawke, Amanda Seyfried, Cedric the Entertainer D V: Park Circus

Ayka is young, poor, and pregnant. She decides to keep the child and fights her way through it.

Paul Schrader ist einer der wuchtigsten Drehbuchautoren des amerikanischen Kinos. Dass FIRST REFORMED seine erste Oscar-Nominierung war, ist angesichts von Meisterwerken wie TAXI DRIVER, RAGING BULL oder MISHIMA kaum zu glauben. FIRST REFORMED war der Akademie dann doch zu radikal, den Oscar gewann die Rassistentrost-Komödie GREEN BOOK, und auch deutschen Filmverleihern war der Film zu kantig. Jetzt zeigt das fsk-Kino Schraders Film auf eigene Faust. FIRST REFORMED ist ein zutiefst spiritueller Film und ein irrwitzig spannender philosophischer Thriller, der profunde religiöse, moralische und psychologische Fragen stellt. In der alten Kolonialkirche „First Reformed“, die mehr besichtigt als besucht wird, hat der Pastor Ernst Toller (Ethan Hawke) – die Namensgleichheit mit dem deutschen Dramatiker und Protagonisten der Münchner Räterepublik ist beabsichtigt – eine Art Gnadenstellung. Toller war Militärpfarrer und hat seinen Sohn gedrängt, zum Militär zu gehen. Der Sohn ist im Irak gefallen, die Ehe zerbrochen, Toller von Schuldgefühlen zerfressen, depressiv und krank. Er schreibt ein Tagebuch als eine Art Exerzitium. Als ihn die schwangere junge Mary um Hilfe bittet, weil ihr Ehemann Michael, ein Umweltaktivist, das Haus nicht mehr verlässt und nicht will, dass sie das Kind zur Welt bringt, stürzt die Begegnung mit dem verzweifelten jungen Mann Toller in eine noch tiefere Krise, die ihn schließlich zu einem furchtbaren Entschluss treibt. Ethan Hawke spielt den getriebenen Priester mit ungeheurer Konzentration, Schrader inszeniert Tollers Welt als eine fast völlig entfärbte Finsternis, die durch Michaels Schilderungen der apokalyptischen Umweltzerstörung noch weiter geschwärzt wird. FIRST REFORMED ist auch einer der wenigen Filme der letzten Jahre, der noch einmal glaubhaft machen kann, dass ein einsamer Mann durch die Berührung einer Frau Erlösung erlangen könnte. D Tom Dorow

Start am 18.4.2019 ¢ fsk-Kino am Oranienplatz

Pastor Ernst Toller is seriously ill, he is eaten up by guilt over his son’s death in Iraq. When he meets Mary and her husband Michael, a desperate environmental activist, his crisis deepens – until he makes a terrible decision.

APRIL 2019 D

27 D


INDIEFEATURE

VAN GOGH – AN DER SCHWELLE ZUR EWIGKEIT Künstlerisches Erleben

Julian Schnabels VAN GOGH ist der beste Van Gogh-Film seit Robert Altmans VINCENT UND THEO (1990) und Maurice Pialats VAN GOGH (1991). Nach dem Postkartenkitsch von LOVING VINCENT (2017) erscheint Schnabels Film beinahe wie eine Rettung der Künstlerehre. Willem Dafoe spielt einen sanften, zerbrechlichen Van Gogh, der keinen Zweifel an seiner künstlerischen Arbeit hat und seine Kunsttheorie ausformulieren kann. In Schnabels Film ist Van Gogh ein erfolgreicher Künstler, weil seine künstlerische Praxis erfolgreich ist. Er zeigt keinen gequälten, sondern einen in seiner Kunst glücklichen Mann, der allerdings psychische Probleme hat. Schnabels Film widersetzt sich den Klischees über Van Gogh in jeder Hinsicht. Vielleicht kann tatsächlich nur ein Maler wie Schnabel, der auch einige der im Film zu sehenden Van Goghs gemalt hat, etwa das Porträt von Willem Dafoe als Selbstporträt Van Goghs, die Tätigkeit des Malens so genau erfassen. „Ich male, was in meinem Kopf ist“, sagt Gauguin – ein Weg, der in die Abstraktion führt. „Ich male was ich sehe“, sagt Van Gogh, und Schnabel präzisiert im Gespräch beim Filmfestival von Toronto: „Van Gogh interessierte sich dafür, wie das Licht Dinge traf“. Aber er lässt Van Gogh auch sagen: „Bilder müssen schnell gemalt werden“, ein Hinweis, dass Schnabel den Maler eher in der Tradition einer Malerei der Aktion und der Geste sieht, in der Schnabels Neo-Expressionismus selbst steht. Die Kamera übernimmt oft den Blick Van Goghs, ohne allerdings zu Originaltitel: At Eternity’s Gate D Großbritannien/Frankreich/USA 2018 D 110 min D R: Julian Schnabel D B: Jean-Claude Carrière, Julian Schnabel D K: Benoît Delhomme D D: Oscar Isaac, Willem Dafoe, Mads Mikkelsen, Rupert Friend, Niels Arestrup, Emmanuelle Seigner, Mathieu Amalric D V: DCM

Start am 18.4.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

D 28

D APRIL 2019

The best film about Van Gogh since Maurice Pialat‘s VAN GOGH (1991) and Robert Altman‘s VINCENT AND THEO (1990) depicts the artist as a pioneer of gestural painting and a forerunner of expressionist abstraction.

versuchen, dessen Bildwelt in diesen Blick zu übertragen. Es geht eher um einen direkten emotionalen Bezug zum künstlerischen Blick. Unten im Bild befindet sich oft ein dunkler, unscharfer Bereich, der durch doppelte Brennweiten und Filter vor dem Objektiv erzeugt wird. Das wirkt ein wenig, als blicke man durch ein umgekehrtes Gemälde von Mark Rothko auf die Welt. In Schnabels Film geht es um künstlerisches Erleben. Wenn Van Gogh im Film sagt: „Ich glaube, dass ich Menschen sich lebendiger fühlen lassen kann“, gilt das auch für Schnabels Film. D Tom Dorow


INDIEFEATURE


INDIEKRITIKEN Spanien 2018 D 70 min D R: Carlos Saura D B: Carlos Saura, Renzo Piano D K: Raúl Bartolomé D V: Mindjazz Pictures

RENZO PIANO – ARCHITEKT DES LICHTS

Neuseeland 2018 D 86 min D R: Tim van Dammen D B: Tim van Dammen D D: Morgan Albrecht, Anton Tennet, Yoson An D V: dropout cinema

MEGA TIME SQUAD Retro-Klon-Bande

Die Magie der Baustelle

Einer der hübschesten Dialoge der Doku: „Das Gebäude müsste fliegen!“. „Aber es wiegt 20.000 Tonnen!“. „Ist okay, wir bringen es zum Fliegen!“. Das Haus, um das sich hier alles dreht, das im Sommer 2017 in Santander, der Hauptstadt der zu Spanien gehörenden Region Kantabrien im Norden der iberischen Halbinsel, eröffnet wurde, es fliegt zwar nicht. Doch schwebt es irgendwie, einer zerbrochenen Muschel gleichend, zwischen den Elementen. Zwischen Erde, Wasser und Luft. Entworfen wurde das „Centro Botín“ von einem Star-Architekten, von Renzo Piano, dem Genueser Baukünstler hinter so bekannten Gebäuden wie dem Pariser Centre Pompidou, dem New York Times Tower, The Shard in London. Es geht in dem, kaum mehr als eine Stunde währenden, angenehm ruhigen Dokumentarfilm weniger um das fertige Kulturzentrum, als um den Prozess seiner Entstehung. Regisseur Carlos Saura (MAMA WIRD 100 JAHRE ALT) ermöglicht erhellende Blicke hinter die Kulissen eines großen Bauprojekts – allein 300.000 Keramikfliesen zählt die Fassade des Centro Botín. Ein Meeting folgt auf das nächste. Hier ein Treffen mit dem Bürgermeister, dort eine Versammlung mit teils aufgebrachten, teils begeisterten Bürgern. Immer wieder fährt die Kamera über die Baustelle. Kritiker kommen zu Wort: „Das Ufer von Santander wird in zwei Hälften geteilt!“. Auf den in ähnlich gelagerten Dokus gleichsam obligatorischen, oftmals alle Bilder zerquatschenden Off-Kommentar wird glücklicherweise verzichtet. Als Hommage an den Prozess, an die Mühen der Ebene, funktioniert der Film wunderbar. „Die Magie“, so Piano, „findet auf der Baustelle statt“. Ein schöner, reibungslos auf andere Künste übertragbarer Gedanke. In der Summe aber nerven die leicht selbstgefälligen Ausführungen des Meisters ein wenig. Zum Ende hin behauptet Renzo Piano gar: „Diese Art von Schönheit kann die Welt retten“. D Matthias von Viereck

Start am 4.4.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

D 30

D APRIL 2019

Celebrity architect Renzo Piano built the “Centro Botín” in Santander. The pleasantly calm documentary by Carlos Saura gives enlightening insights behind the curtains of a big construction project.

Möchtegerngangster John (Anton Tennet) hat für seinen idiotischen Boss Shelton (Johnny Brugh) einen chinesischen Antiquitätenhändler überfallen, Geld und nebenbei ein Armband ergattert, ohne die Beute abliefern zu wollen. Davon hat Shelton Wind bekommen, und nun läuft John gerade Gefahr, von Sheltons Schergen ertränkt zu werden. Zum Glück ist er aber nur wenige Minuten zuvor seinem eigenen Klon begegnet, der ihm zugeraunt hat, im richtigen Moment einen Knopf am geklauten Armband zu drücken. Der Moment ist gekommen, John drückt und löst sich in Luft auf … um wenige Minuten zuvor wieder aufzutauchen. So hat er also überlebt, muss aber feststellen, dass es sich bei ihm nur um eine Kopie seiner selbst handelt, die nun neben dem hinweisgebenden Klon, sowie seinem ursprünglichen Ich parallel existiert. An diesem Punkt ist man entweder schon ausgestiegen oder als Fan von Zeitreise-Szenarien voll dabei. Denn bei den drei Johns bleibt es natürlich nicht. Bald gibt es den titelgebenden „Mega Squad“ aus Johns, die gemeinsam versuchen, erst alle anderen und dann sich gegenseitig auszutricksen, um an das Geld und in das Herz der viel zu klugen Kelly (Hetty Gaskell-Hahn) zu gelangen. MEGA TIME SQUAD (Drehbuch, Regie und Produktion Tim van Dammen) ist ein weiterer in einer Reihe zitatreicher Retrofilme, die mit einem kleinen Budget und großer Leidenschaft von Menschen gemacht werden, die die B-Movies der 80er und 90er Jahre lieben. Leider steckt allerdings auch der infantile Humor dieses Films in der Vergangenheit fest. Ob im Jahr 2019 noch jemand über Omis mit Riesenwummen lacht, ist fraglich. Als Fan von Zeitreisefilmen und/oder seichtem Humor kann man sich aber für knackige 80 Minuten gut einen Knoten ins Gehirn denken, oder es einfach abschalten. Schließlich muss es ja auch nicht immer INTERSTELLAR sein. D Katharina Franck Start am 25.4.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

Small-time gangster John steals a bracelet that turns out to be a time machine – when he activates it he sees himself as his own clone.

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INDIEKRITIKEN Originaltitel: King of Thieves D Großbritannien 2018 D 108 min D R: James Marsh D B: Joe Penhall D S: Jinx Godfrey, Nick Moore D D: Michael Caine, Michael Gambon, Charlie Cox, Ray Winstone, Jim Broadbent D V: STUDIOCANAL

EIN LETZTER JOB „Ich reiß dich in Stücke!“

Deutschland 2019 D 90 min D R: Jan Haft D B: Jan Haft D K: Kay Ziesenhenne, Jan Haft D M: Dominik Eulberg, Sebastian Schmidt D V: Polyband

DIE WIESE – EIN PARADIES NEBENAN Kuckuckskäfer & Grillenkonzerte

Die alten Recken des britischen kitchen sink Dramas und des klassischen Gangster- und Spionagefilms tun sich zusammen und stellen die Seniorengangster dar, denen 2015 einer der spektakulärsten Juwelendiebstähle der britischen Kriminalgeschichte gelang: der Einbruch in den Safe des Londoner Juwelenbezirks in der Hatton Street. Sie erbeuteten Juwelen im geschätzten Wert von $300 Millionen. EIN LETZTER JOB (KING OF THIEVES) ist keine Geschichte von charmanten Gentleman-Ganoven, hier sind die Gauner noch habgierige, brutale Verbrecher, auch wenn sie über 70 sind, und Figuren wie denen von Michael Caine als Anführer Brian Reader oder Jim Broadbent als Haudruff Terry Jenkins möchte man immer noch kein Bier übers Revers kippen. Wenn Caine Broadbent anfaucht: „Ich reiß dich in Stücke! („I’ll tear you to pieces!“) zweifelt man keinen Moment daran, dass das ernst gemeint ist. Ein bisschen schade ist es dagegen, dass ausgerechnet Tom Courtenay, einst der rebellischste der Schauspielercrew, der in THE LONELINESS OF A LONG DISTANCE RUNNER (1962) das Establishment mit dem wütendsten Blick der britischen Filmgeschichte strafte, hier nur eine Neuauflage seines leicht verwirrten Rentners aus 45 YEARS gibt. Und etwas aufdringlich sind auch die Ausschnitte aus den klassischen Thrillern, in denen die alten Männer noch voll im Saft stehen, natürlich auch aus THE IPCRESS FILE (1965), dem Spionage-Film, mit dem Michael Caine der Durchbruch gelang. Die Schauspieler strahlen auch so jede Menge Vitalität, Bosheit, Gier und Gefährlichkeit aus, und die Geschichte, in der es mehr um die Versuche der Gangster, sich gegenseitig zu betrügen, als um den eigentlichen Bruch geht, ist solide genug inszeniert. EIN LETZTER JOB ist eine würdige Hommage an eine großartige Schauspielergeneration und an die Tradition des britischen Gangsterfilms. D Hannes Stein

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The old heroes of British crime cinema get together and re-enact one of the most spectacular heists of recent history, the Hatton Garden robbery in Kondon’s jewelry district.

Wenn man so will, ist DIE WIESE ein Propagandafilm. Der Naturfilmer Jan Haft (DIE NORDSEE, MAGIE DER MOORE) hat den Film im Auftrag der Deutschen Wildtier Stiftung gedreht – mit dem Ziel auf die Bedeutung der wilden Wiesen für Artenvielfalt und Ökosystem aufmerksam zu machen. Über den Zyklus eines Jahres verfolgt Haft das Leben auf der Wiese. Als Protagonisten führen eine Ricke und ihre zwei jungen Rehkitze durch den Film, die immer wieder aus dem Wald auf die Wiese kommen, um dort junge Gräser und Kräuter zu fressen. Andere „große“ Bewohner und Besucher der rund 30 Wiesen, auf denen Haft gefilmt hat, sind Singvögel, wie die Feldlerche, die im Gras nistet, eine Füchsin und ihr Nachwuchs, der Schreiadler, der über die Freiflächen kreist, und sogar eine Kuhherde. Die wahren Stars des Films sind dagegen oft nur wenige Millimeter bis Zentimeter groß. In einer hübschen Szene zeigt Haft unterschiedlichste Grillen, die alle ein anderes Geräusch im großen Wiesenkonzert machen. Es gibt eine weiße Spinne, die auf weißen Blumen unsichtbar wartet, bis ein leckeres Insekt – sie ist da wählerisch – vorbeikommt, und einen Käfer, der seine Larven wie Kuckuckseier in Wildbienennestern ablegt. Dazu erzählt Sprecher Sebastian Winkler ein wenig pastoral im Tonfall, aber meist angenehm sachlich Wissenswertes über die Pflanzen und Tiere, denen wir begegnen. Haft vermeidet es, die Tiere zu vermenschlichen und gleichzeitig hält er sich mit der Naturfilmtrope vom Fressen-und-Gefressen-werden angenehm zurück. Wenn in die DIE WIESE ein Greifvogel eine Maus erlegt, ist das kein Thriller. Wenn Mähmaschine, Motorpflug und Düngewagen anrücken, schon. DIE WIESE endet mit einem eindringlichen Plädoyer dafür, die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit das vorhandene Grünland geschützt und die Bauern zu ökologischer Bewirtschaftung verpflichtet werden können. D Toni Ohms

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The documentary captures biodiverse life in a meadow.

APRIL 2019 D

31 D


INDIEKRITIKEN Originaltitel: Dark Eden D Deutschland 2018 D 80 min D R: Jasmin Herold, Michael Beamish D B: Jasmin Herold, Michael Beamish D K: Andreas Köhler D S: Martin Kayser-Landwehr D M: Markus Aust D V: W-Film

WIE ICH LERNTE, BEI MIR SELBST KIND ZU SEIN

DARK EDEN Im Griff der Ölindustrie

Fort McMurray ist eine abgelegene Gemeinde im Norden der kanadischen Provinz Alberta. Wer hier weg will, muss sechs Stunden Autofahrt bis zur nächsten Stadt auf sich nehmen. Anfang der 1950er Jahre lag die Einwohnerzahl noch unter tausend, sechs Jahrzehnte später hat sie sich mehr als versiebzigfacht. Der Grund dafür hat auch Filmemacherin Jasmin Herold hierhin geführt, denn in der Region liegt eines der größten Erdölvorkommen des Planeten. Die Ölindustrie hat die Gegend für sich vereinnahmt, ist großzügiger Arbeitgeber, Wohlstandsgarant und Sponsor von öffentlichen Institutionen. Von außen betrachtet bietet das Setting beste Voraussetzungen für einen kritisch-distanzierten Dokumentarfilm, doch nachdem sich Herold hier niedergelassen und eingelebt hat, beginnen die Vorurteile zu verschwimmen. Sie lernt einen enthusiastischen PR-Manager kennen, ein deutsch-russisches Aussteiger-Ehepaar, einen afrikanischen Lohnarbeiter und einen Angestellten, der sich mit dem ersparten Lohn den Traum von einer Großwild-Safari erfüllen will. Und sie verliebt sich in Michael, einen Mitarbeiter des örtlichen Theaters. Der Alltag beginnt, das Leben in dieser höchst menschen- und umweltfeindlichen Umgebung zu normalisieren. Bis Massenentlassungen drohen und die gesundheitlichen Auswirkungen auf die Bevölkerung nicht mehr ausgeblendet werden können. In dystopisch-wirkenden Bildern von qualmenden Schloten und weiter Einöde erzählt Herold in ihrem Dokumentarfilm DARK EDEN außergewöhnlich persönlich, ohne dabei ihre eigentlichen Protagonisten aus dem Fokus zu verlieren, und schafft es dadurch, der Komplexität des Sujets gerecht zu werden. Sie lässt diesen unwirklichen Ort damit auch zur Chiffre für die eigenen Lebenslügen werden, die uns als Profiteure der Industrienationen immer wieder ignorieren lässt, wie hoch der Preis für diese Lebensweise wirklich ist. D Jens Mayer

Start am 11.4.2019 ¢ 2.4. um 19 Uhr, Acud Kino: Preview und Filmgespräch ¢ 12.4. um 19 Uhr, Sputnik Kino: Filmgespräch ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

D 32

D APRIL 2019

One of the biggest oil deposits on the planet is close to the remote community of Fort McMurray in Canada. The oil industry is a generous employer, gaurantees prosperity – and is the cause of disease and environmental destruction.

Ein Coming-of-age in den 1950er Jahren nach einer autobiografischen Erzählung von André Heller. Paul Silberstein ist der Spross einer Wiener Zuckerbäckerdynastie. Er leider sehr unter seinem emotional abwesenden Vater, einem jüdischen Überlebenden, der den Sohn in ein Jesuiten-Internat abschiebt. Mit einer guten Portion skurriler Fantasie erzählt der Film, wie Paul sich in private Vorstellungswelten flüchtet und schließlich den Mut findet, seinen eigenen Weg zu gehen. Start am 25.4.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

Österreich 2018 D 110 min D R: Rupert Henning D D: Karl Markovics, Sabine Timeteo, Valentin Hagg, André Wilms, Udo Samel

WHITE BOY RICK In den frühen 80er Jahren wirbt das FBI den 15 Jahre alten Richard Wershe Jr. (Richie Merrit) als Undercover-Agent an. Die Agentur nutzt die illegalen Waffen, die sein Vater (Matthew McConaughey) verkauft, als Druckmittel und bringt Rick dazu, vom FBI gelieferte Drogen zu verkaufen. Sehr präziser und kantiger Thriller nach einer realen Geschichte über die Schweinereien des „War on Drugs“, gefilmt im Stil des New Hollywood Cinema der 70er Jahre.

Start am 7.3.2019 ¢ Intimes

USA 2018 D 115 min D R: Yann Demange D D: Matthew McConaughey, Jennifer Jason Leigh, Eddie Marsan, Bruce Dern, Bel Powley

TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE


KARL

MARKOVICS

VALENTIN

HAGG

SABINE

ANDRÉ

TIMOTEO

WILMS

LA PREUVE SCIENTIFIQUE DE L’EXTISTENCE DE DIEU In den 70ern hat eine Gruppe von Freunden in der Schweiz den Wehrdienst verweigert und sich für einen Zivildienst eingesetzt. Damals kamen sie dafür hinter Gitter. 40 Jahre später kombiniert der Film aus den historischen Fakten und aktuellen Ereignissen eine neue, fiktive Geschichte des Widerstandes. Das Ziel ist diesmal, mit einer Volksabstimmung Waffenexporte zu verbieten. Die alten Freunde reaktivieren ihre renitenten Energien, um eine spektakuläre Aktion auf die Beine zu stellen …

Start am 25.4.2019 ¢ Brotfabrik Kino

NACH MOTIVEN DER GLEICHNAMIGEN ERZÄHLUNG VON ANDRÉ HELLER

Frankreich 2017 D 85 min D R: Frédéric Baillif D D: Jean-Luc Bideau, Alain Simonin, Irène Jacob

AB 25. APRIL IM KINO

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11.03.19 15:08

THE FAVOURITE Irland/Großbritannien 2018|120 min|R: Yorgos Lanthimos|D: Emma Stone, Rachel Weisz, Nicholas Hoult, Olivia Colman

MONSIEUR CLAUDE 2 Gerade haben es Claude und Marie Verneuil geschafft, dass Frieden mit ihren vier Töchtern und zwischen den multikulturellen Schwiegersöhnen einkehrt, da wird ihnen eröffnet, dass die Pärchen allesamt Europa den Rücken kehren und ihr Glück in Israel, China, Algerien und Bollywood suchen wollen. Da auch noch die Koffis wieder anreisen, und auch ein Enkelkind in Aussicht steht, wird Monsieur Claude alles tun, um seine Familie zusammen und bei sich zu behalten. Fortsetzung der französischen Komödie MONSIEUR CLAUDE UND SEINE TÖCHTER. Start am 4.4.2019 ¢ Alle Spielorte und Termine auf www.indiekino.de

TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE

Originaltitel: Qu’est-ce qu’on a encore fait au Bon Dieu? D Frankreich 2019 D 99 min D R: Philippe de Chauveron D D: Christian Clavier, Chantal Lauby, Pascal N’Zonzi, Elodie Fontan, Frédérique Bel, Julia Piaton, Ary Abittan, Medi Sadoun

MAXIMALOPTIMIERTE KINO-AUSGEH-PLANUNG MIT DER INDIEKINO KINOFINDER APP. ALLE FILME. ALLE TERMINE. ALLE BERLINER KINOS. WAS LÄUFT HIER UND JETZT? FÜR SMARTPHONE UND TABLET. IOS

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WEITERINDIEKINO

DIE BERUFUNG – IHR KAMPF FÜR ­GERECHTIGKEIT Mimi Leders Biopic über die Anwältin Ruth Bader Ginsberg konzentriert sich vor allem auf deren beeindruckende Karriere. Trotz eines brillanten Uni-Abschlusses gibt es keine einzige Kanzlei, die Ginsberg einstellen will. Also nimmt sie einen Job als Professorin an und unterrichtet, statt wie geträumt vor Gericht für Gleichberechtigung zu streiten. Doch dann taucht auf einmal der Präzedenzfall auf, auf den sie ihr Leben lang gewartet hat … ¢ City Kino Wedding, Sputnik Kino, Kino Union

Originaltitel: On the Basis of Sex D USA 2018 D 120 min D R: Mimi Leder D D: Felicity Jones, Armie Hammer, Kathy Bates, Justin Theroux, Jack Reynor

Berlin Classics Täglich 23:30 Uhr

DAS HAUS AM MEER Als der Vater einen Herzinfarkt erleidet, treffen sich die drei erwachsenen Kinder Angèle (Ariane Ascaride), Joseph (Jean-Pierre Darroussin) und Armand (Gérard Meylan) in seinem Haus am Meer, in einer kleinen Bucht in der Nähe von Marseille, um zu beraten, was sie tun sollen. Der Vater braucht nun rund um die Uhr Pflege. Aber mehr noch als die Zukunft ist die Vergangenheit Thema der Geschwister, denn hier, an diesem kleinen Flecken Traumküste, ist vor mehr als 20 Jahren ein schreckliches Unglück passiert, das die Familie gespalten hat. ¢ Brotfabrik Kino, Bundesplatz-Kino, fsk-Kino, Kino Union

#FEMALE PLEASURE

THE FAVOURITE

¢ City Kino Wedding

¢ Bali Kino, City Kino Wedding

ASCHE IST REINES WEISS

FREE SOLO

¢ Filmrauschpalast

¢ Sputnik Kino

ATTILA MARCEL

EIN GAUNER & GENTLEMAN

¢ City Kino Wedding

Montag Herr Lehmann

Dienstag Eins, Zwei, Drei

BEALE STREET ¢ Bundesplatz-Kino, Sputnik Kino

BERLIN EXCELSIOR

Donnerstag Lola rennt

Freitag Victoria

7 Tage 7 Filme Samstag Berlin Calling

Sonntag Oh Boy

Deutsch mit Engl. UT

KINO INTIMES * Boxhagener Strasse 107 * 10245 Berlin Tel. +49.30.297.776.40

¢ Sputnik Kino, Kino Union

DER GOLDENE HANDSCHUH

¢ Sputnik Kino

¢ Intimes, Sputnik Kino, Kino Union

DIE BLÜTE DES EINKLANGS

DIE GOLDFISCHE

¢ Bali Kino

Mittwoch Der Himmel über Berlin

Originaltitel: La Villa D Frankreich 2018 D 107 min D R: Robert Guédiguian D D: Ariane Ascaride, Jean-Pierre Darroussin, Gérard Meylan, Anaïs Demoustier, Robinson Stévenin

B-MOVIE: LUST AND SOUND IN WEST-BERLIN

¢ Eva-Lichtspiele, Kino Union

GREEN BOOK

¢ Sputnik Kino

¢ City Kino Wedding, Il Kino, Sputnik Kino

BOHEMIAN RHAPSODY

HI AI

¢ Sputnik Kino

¢ City Kino Wedding, Eva-Lichtspiele, am 3.4. um 20 Uhr mit Gästen

CAN YOU EVER FORGIVE ME?

HOTEL JUGOSLAVIJA

¢ Intimes

¢ Krokodil

CAPTAIN MARVEL

ICH, JUDAS

¢ Kino Union

¢ Kino Union

FAIR TRADERS

IM SPIEGEL DEINES ANGESICHTS

¢ Eva-Lichtspiele

¢ Kino Union, am 7.4. um 10 Uhr mit Regisseurin


IM APRIL AUF DVD/BLURAY

DIE 3-GROSCHENOPER Ein Filmklassiker von G.W. Pabst als hochwertiges Mediabook inkl. DVD und Blu-ray D Deutschland 1931 D 110 min D R: Georg Wilhelm Pabst ¢ ab 12.4. bei Atlas Film

OF FATHERS AND SONS – DIE KINDER DES KALIFATS Der syrische Filmemacher Talal Derki lebt in Berlin. Für seinen oscarnominierten Dokumentarfilm wagt er eine Reise zurück in seine alte, vom Krieg zerrissene Heimat. Getarnt als Kriegsfotograf findet er das Vertrauen einer kleinen Familie islamistischer Kämpfer in der Einöde. Dort schwingt der Patriarch Reden, feiert, dass einer seiner Söhne an einem 11. September geboren wurde und träumt von einem Kalifat. Seine Kinder Osama und Ayman sind als Soldaten für den Jihad gezeugt, Menschenmaterial für den Krieg. ¢ fsk-Kino, Kino Union ¢ am 4.4. um 20 Uhr, Kino Union: mit Regisseur Talal Derki

IRON SKY II: THE COMING RACE ¢ Sputnik Kino, Kino Union

KIRSCHBLÜTEN UND DÄMONEN ¢ Bali Kino, Intimes

LAMPENFIEBER ¢ Eva-Lichtspiele

LETO ¢ Krokodil

DER LOKFÜHRER, DER DIE LIEBE SUCHTE

PICASSO – BESTANDAUFNAHME EINE LEBENS ¢ Bali Kino

SCALA ADIEU ¢ Bundesplatz-Kino, Kino Union, am 12.4. um 18 Uhr mit Regisseur

SHOPLIFTERS ¢ Bali Kino

THE SISTERS BROTHERS ¢ Bundesplatz-Kino, Il Kino

SPREELAND. FONTANE

¢ Krokodil

¢ Krokodil, Kino Union

LUZ

TALKING MONEY

¢ Brotfabrik Kino, Filmrauschpalast, Sputnik Kino

¢ fsk-Kino

MARIA STUART – KÖNIGIN VON SCHOTTLAND

¢ Eva-Lichtspiele, Intimes, Kino Union

¢ Bali Kino

DIE MASKE

TRAUTMANN UNSER TEAM – NOSSA CHAPE

¢ Krokodil

¢ Kino Union

MID90S

UNSERE KLEINE SCHWESTER

¢ City Kino Wedding, Filmrauschpalast

THIS MOUNTAIN LIFE ¢ Sputnik Kino, Kino Union

COBAIN

Originaltitel: Of Fathers and Sons D Deutschland/Syrien/Libanon 2017 D 98 min D R: Talal Derki

¢ Bali Kino

Berührende Mutter-Sohn-Geschichte mit atemraubendem Finale. D Deutschland/Österreich/Schweiz 2018 D 94 min D R: Nanouk Leopold ¢ ab 26.4. bei W-Film Distribution/ Lighthouse Home Entertainment

VICE ¢ Il Kino, Sputnik Kino

VOM BAUEN DER ZUKUNFT – 100 JAHRE BAUHAUS ¢ Bali Kino

VORHANG AUF FÜR CYRANO ¢ Bundesplatz-Kino, Eva-Lichtspiele, Intimes, Kino Union

WEIL DU NUR EINMAL LEBST ¢ Kino Union

LETO

Rock, Love & Perestroika: Den mitreißenden LETO über die Rockband Kino gibt es ab sofort auf DVD & digital. D Russland/Frankreich 2018 D 123 min D R: Kirill Serebrennikow Ab 12.4. bei Weltkino Filmverleih/ Universum

WIE GUT IST DEINE BEZIEHUNG? ¢ City Kino Wedding, Intimes, Kino Union

WINTERMÄRCHEN ¢ Filmrauschpalast

WOMIT HABEN WIR DAS VERDIENT? ¢ Bali Kino

YULI ¢ Kino Union, Bundesplatz-Kino

DIE ZIEGE ¢ Brotfabrik Kino

THILDA & DIE BESTE BAND DER WELT

Ein verrücktes Roadmovie mit der wohl ungewöhnlichsten Rockband Norwegens! D Norwegen 2018 D 90 min D R: Christian Lo ¢ Ab 22.3. bei Lighthouse Home Entertainment


INDIEKINDER

KINDERFILME A–Z

TITO, DER PROFESSOR UND DIE ALIENS

ASTERIX UND DAS GEHEIMNIS DES ZAUBERTRANKS

Italien 2017 D R: Paola Randi D 93 min, FSK: oA

¢ Bali Kino

¢ Kino Union

Als ob es Anita und der siebenjährige Tito als Waisen nicht schon schwer genug hätten, müssen sie jetzt zu ihrem grummeligen Onkel ziehen. Der horcht in der Wüste von Nevada den ganzen Tag lang angeblich ins All. Wenigstens macht Stella, die junge Kollegin des Onkels, alles ein bisschen interessanter. Wenn man schon nicht nach Las Vegas fahren kann, guckt man eben, ob es in der „Area 51“ etwas Interessantes zu finden gibt. Vielleicht ja sogar echte Außerirdische oder eine Rakete für einen Weltraumausflug.

¢ Sputnik Kino

HILFE, UNSER LEHRER IST EIN FROSCH!

RALPH REICHT’S – CHAOS IM NETZ ¢ Kino Union

IN DEN OSTERFERIEN TÄGLICH KINDERFILMPROGRAMM: HÄSCHENSCHULE, DIE UNGLAUBLICHEN ABENTEUER VON BELLA, ALFONS ZITTERBACKE … ¢ Sputnik Kino

DRACHENZÄHMEN LEICHT GEMACHT 3 ¢ Eva-Lichtspiele, Kino Union

KINDERFILM DES MONATS: PETER HASE ¢ Bali Kino, Bundesplatz Kino, Eva Lichtspiele, Kino Intimes, Sputnik Kino, Union Filmtheater, Xenon Kino alle Termine unter kinderkinobuero.de Vorbestellungen unter 030/235 562 51

ALFONS ZITTERBACKE Der zehnjährige Alfons möchte mal Astronaut werden. Bis dahin arbeitet er schon mal an seiner Karriere als Erfinder. Beim Raketenbau geht nicht immer alles glatt, aber Alfons lässt sich nicht entmutigen. Alfons’ Eltern können seinen Erfindergeist nicht immer ganz würdigen. Macht aber nichts, dafür glauben seine Freunde an ihn. Wenn er jetzt noch seinen blöden Nachnamen loswerden könnte, und eine große Portion Wackelpeter hätte, wäre alles schon ziemlich grandios. Basierend auf dem DDR-Kinderbuchklassiker stellt sich der unaufhaltsame Optimist einer neuen Generation vor.

¢ Kino Union, Sputnik Kino

Deutschland 2019 D R: Mark Schlichter D 92 min, FSK: oA

DUMBO ¢ Eva-Lichtspiele

DER KLEINE DRACHE KOKOSNUSS ¢ Il Kino

FEUERWEHRMANN SAM – PLÖTZLICH FILMHELD! ¢ Bali Kino

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D APRIL 2019


INDIEKINDER

DER KLEINE MAULWURF

PRINZESSIN EMMY

¢ b-ware!ladenkino

¢ Kino Union

ROCCA VERÄNDERT DIE WELT

KOMMISSAR GORDON & BUFFY ¢ Bundesplatz-Kino, Kino Union

SPATZENKINO: LOTTE IM DORF DER ERFINDER ¢ Bali Kino, Eva Lichtspiele, Kino Intimes, Union Filmtheater, Xenon Kino alle Termine unter spatzenkino.de, Vorbestellungen unter 030/449 47 50

Weil Roccas Mama im Himmel ist und ihr Papa um die Erde kreist, soll die Elfjährige bei ihrer Oma in Hamburg wohnen. Oma freut das auch nicht so sehr, und sie muss zu allem Pech auch noch ins Krankenhaus. Wenn Rocca nicht ihr Eichhörnchen Klitschko hätte, würde sie sich vielleicht Sorgen machen, aber da sie sowieso vor gar nichts Angst hat, tut sie lieber ihr Bestes, um die Welt für die Menschen um sie herum ein bisschen schöner zu machen. Angefangen mit den gehänselten Klassenkameraden und dem netten Obdachlosen Caspar. Es sollte doch auch der Richter einleuchten, dass Rocca keine Pflegefamilie braucht. ¢ Kino Union

Deutschland 2018 D R: Katja Benrath D 97 min, FSK: oA

KINDERKINO IM INDIEKINO

LAMPENFIEBER ¢ City Kino Wedding

ACUD KINO

SUPA MODA ¢ Wolf

Sa+So auch 15+16 Uhr B-WARE! LADENKINO

¢ Il Kino

DIE WINZLINGE – ABENTEUER IN DER KARIBIK ¢ Bali Kino, Intimes, Sputnik Kino

TÄGLICH ab 12 Uhr

BALI KINO

DO, FR, SA, SO 16 Uhr

BUNDESPLATZ KINO

DO, FR, SA, SO 13.30 Uhr

EVA-LICHTSPIELE

MARY POPPINS’ RÜCKKEHR

TÄGLICH 17 Uhr

DO, FSA, SO 13.15 Uhr

R,

FILMKUNST66

DO, FR, SA, SO 15 Uhr

IL KINO

DO, FR, SA, SO Sa 14 Uhr/So 12 Uhr

KINO INTIMES

DO, FR, SA, SO

KLICK KINO

DO, FR, SA, SO

SPUTNIK KINO

DO, FR, SA, SO

TILSITER LICHTSPIELE DO, FR, SA, SO wechselnde Zeiten UNION FILMTHEATER

DO, TÄGLICH 15 Uhr

Sa+So 13 Uhr WOLF KINO

DSA, SO

XENON KINO wechselnde Termine

OSTWIND – ARIS ANKUNFT ¢ Bali Kino, Intimes

TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE

Eine aktuelle ­Programmübersicht über alle KinderfilmTermine finden Sie auf www.indiekino.de

APRIL 2019 D

37 D


INDIEKINOHIGHLIGHTS

ARSENAL, CITY KINO ­WEDDING, WOLF KINO 10 JAHRE ALFILM – ARABISCHES FILMFESTIVAL BERLIN D 38

D APRIL 2019

Vom 3. bis 10.4. zeigt das 10. ALFILM – Arabisches Filmfestival Berlin aktuelle Spiel- und Dokumentarfilme aus der arabischsprachigen Welt, ein Schwerpunkt liegt diesmal auf dem Produktionsland Ägypten. Eröffnungsfilm des Festivals ist der ägyptische YOMEDDINE von A. B. Shawky, der im letzten Jahr im Wettbewerb von Cannes lief, ein charmantes Außenseiter-Roadmovie. Beshay lebt seit seiner Kindheit in einer Lepra-Kolonie. Er ist geheilt, aber von Narben entstellt. Nach dem Tod seiner Frau beschließt er, sich mit seinem Eselskarren auf die Suche nach seiner Familie zu begeben. Zu spät merkt er, dass der Waisenjunge Obama sich auf seinem Karren versteckt hat.


INDIEKINOHIGHLIGHTS

The Tower

Weitere Highlights: Der auf dem Genter Filmfestival als bester Film ausgezeichnete Spielfilm ZAGROS (R: Sahim Omar Khalifa, Belgien 2017) erzählt von einem kurdischen Paar, das zu Verwandten nach Brüssel flieht, nachdem die schwangere Havin in ihrem Dorf des Ehebruchs bezichtigt wird. In Belgien verfolgen ihren Ehemann Zagros allerdings Zweifel und Eifersucht. LES BIENHEUREUX/THE BLESSED (R: Sofia Djama, Frankreich/Belgien 2017) erzählt von Intellektuellen und Jugendlichen, die 2002 nach dem algerischen Bürgerkrieg auf unterschiedliche Weise eine Nacht in Algier verbringen. Ein Porträt einer „Generation, die zwischen dem Durst nach Freiheit und dem Verdacht gegenüber allem Westlichen (also Kolonialem) gefangen ist“

(Hollywood Reporter). Im essayistischen Dokumentarfilm ERASED, ASCENT OF THE INVISIBLE (R: Ghassan Halwani, Libanon 2018) sucht der Regisseur nach einem Mann, der vor 35 Jahren in Beirut entführt wurde und seitdem verschwunden ist. Vor 10 Jahren tauchte sein Gesicht auf der Straße wieder auf, doch war es derselbe Mann? Halwani deckt Schicht für Schicht die dunkelsten Kapitel der libanesischen Geschichte auf. Der Animationsfilm THE TOWER des norwegischen Regisseurs Mats Grorud erzählt die Geschichte der 11-jährigen Wardi, die in einem palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon lebt. Der Film entstand aus Animationsworkshops, die Grorud in Bourj el-Barajneh durchführte. alfilm.de  3.–10.4. APRIL 2019 D

39 D


INDIEKINOHIGHLIGHTS

Die Reise nach Lyon

BUNDESPLATZ-KINO WERKSCHAU CLAUDIA VON ALEMANN KAMERA – PORTRÄT DER FOTOGRAFIN ABISAG TÜLLMANN (2016) dürfte auch im Zusammenhang mit Helke Sanders REDUPERS – DIE ALLSEITS REDUZIERTE PERSÖNLICHEIT (1977), der im April noch einmal in der Retrospektive des achtung berlin Festivals läuft, interessant sein. Dort berichtet Abisag Tüllmann als Fotografin über ihre Arbeit. Claudia von Alemann ist bei allen Vorstellungen anwesend.

Im Bundesplatz-Kino geht die Werkschau der Filme von Claudia von Alemann weiter. Während Alemanns Studienzeit entstanden EXPPRMNTL 4 KNOKKE (1967) und DAS IST NUR DER ANFANG, DER KAMPF GEHT WEITER (1968/69). In Letzterem zeigt Alemann Ausbeutungsverhältnisse am Beispiel von Frauenarbeitsplätzen in den Adler-Werken in Frankfurt und bei Leitz-Optik in Wetzlar. Im Spielfilm DIE REISE NACH LYON (1978-80) reist die Historikerin Elisabeth (Rebecca Pauly) nach Lyon, um das Leben der französisch-peruanischen Feministin und Sozialistin Flora Tristan zu erforschen. Alemanns letzter Film DIE FRAU MIT DER

 7.4. EXPPRMNTL 4 KNOKKE + DAS IST NUR DER ANFANG, DER KAMPF GEHT WEITER  14.4. ES KOMMT DRAUF AN, SIE ZU VERÄNDERN + FUNDEVOGEL  22.4. DIE REISE NACH LYON  28.4. DIE FRAU MIT DER KAMERA – PORTRÄT DER FOTOGRAFIN ABISAG TÜLLMANN (2016), jeweils um 15.30 Uhr

FILMRAUSCHPALAST NEUE FILMREIHE: BERRIES ON SCREEN

ACUD KINO VISIONÄR FILMFESTIVAL

„Berries“ ist ein queer-feministisches Hip-Hop-Kollektiv, das schon die Berliner Partyszene aufgemischt hat, und jetzt regelmäßig in Moabit Filme präsentieren wird. Der erste Film ist YOUNG SOUL REBELS (1991, OV), eine Liebesgeschichte zwischen einem Punk und einem Soulboy zu Zeiten des Silver Jubilee 1976. Die Musik verbindet damals noch die unterschiedlichen Subkulturen, aber in allen von ihnen stößt das Pärchen gleichermaßen auf Rassismus und Homophobie. Mit YOUNG SOUL REBELS drehte Regisseur Isaac Julien (LOOKING FOR LANGSTON) ein intensives Plädoyer für grenzüberschreitende Solidarität und Liebe.

Die dritte Ausgabe des Visionär Filmfestival holt wieder junges, experimentelles Kino ins Acud Kino, alle neun Spielfilme sind erst- oder Zweitwerke und Berlin- oder Deutschlandpremieren. Und ausnahmsweise sind mal mehr Filme von Frauen und Nicht-binären Menschen vertreten, als von Männern. In Zusammenarbeit mit der Kanadischen Botschaft widmet das Visionär Film Festival Bruce LaBruce, kanadischer Underground Regisseur und einer der Gründerväter des Queercore, eine Hommage. Der LaBruce Klassiker NO SKIN OFF MY ASS wird das Festival eröffnen. Zum Abschluss gibt es noch ein Highlight: die Vorführung von LALUCINA (R: Jonny Costantino und Fabio Badolato) nach einem Roman von Antonio Moresco wird von Hannah Schygulla mit einer Lesung aus dem Roman eingeleitet. visionaerfilmfestival.com  3.–7.4.

 4.4. um 20 Uhr

D 40

D APRIL 2019


INDIEKINOHIGHLIGHTS

ACUD KINO, CITY KINO WEDDING, BUNDESPLATZKINO, BROTFABRIK KINO, FSK-KINO, TILSITER LICHTSPIELE … ACHTUNG BERLIN Das achtung berlin-Festival präsentiert vom 10.-17.4. in 11 Kinos über 80 lange, kurze und „mittellange“ Dok-und Spielfilme, die alle „Made in Berlin/Brandenburg“ sind. Im Eröffnungsfilm KIM HAT EINEN PENIS vom aufstrebenden Regiestar Philipp Eichholtz erfüllt sich Kim einen Herzenswunsch. Ihr Freund liebt sie sehr, ist aber nicht ganz so begeistert von der Neuanschaffung. Auch andere sind verwirrt: DAS MELANCHOLISCHE MÄDCHEN von Susanne Heinrich wandert auf der Suche nach einem Schlafplatz durch die Grossstadt. DREISSIG von Simona Kostowa begleitet eine Gruppe Freunde in der Lebenskrise 25 Stunden lang durch Neukölln, in SMILE von Steffen Köhn sucht die Kanadierin Mercedes auf dem Technofestival „Heimat“ nach Nähe, Glück und Intensität, und in ­LIEBESFILM von Robert Bohrer und Emma Rosa Simon müsste Lenz mal eine Entscheidung treffen. Die Retrospektive „Berlin Acht Neu(n) Null – 30 Jahre Mauerfall“ stellt je sieben DDR- und BRD-Berlin-Filme von 1979 bis 1999 zu Paaren zusammen und will versuchen, etwas über die verschiedenen Lebenswirklichkeiten zu erfahren. Wie unterschiedlich die waren, zeigen z.B. SOLO SUNNY (1980) von Konrad Wolf und TAGEDIEBE (1985) von Marcel Gisler. Allerdings gab es auch einen erheblichen Generationsunterschied zwischen der Schlagersängerin Sunny in Konrad Wolfs Film und den mindestens 15 Jahre jüngeren typischen Westberliner New-Wave-Slackern in TAGEDIEBE. Ähnlicher sind sich schwulen Ost-West-Filme WESTLER (1985) von Wieland Speck und COMING OUT (1989) von Heiner Carow. Beide Filmen wirken heute fast prophetisch, beiden ist im Nachhinein anzumerken, dass die deutsch-deutschen Teilung nicht mehr lange aufrecht zu erhalten war. Carows Film kam denn auch direkt am Tag des Mauerfalls in

Solo Sunny

die Kinos. Nach der Wende zeigen sowohl Pia Frankenbergs NIE WIEDER SCHLAFEN und Fred Kelemens VERHÄNGNIS Leute, die durch die Nacht taumeln – aber mit ganz unterschiedlichen Stimmungen. Die Retro wirkt überzeugend kuratiert und sehr aufregend. Außerdem: Großes Kurzfilmprogramm, Filmgespräche und Parties. achtungberlin.de  10.­–17.4.

FILMRAUSCHPALAST FILMRAUSCHPALAST RED SQUARE CINEMA: DOMASH- MANGA MONDAY: ­NEE VIDEO/MY HOME VIDEO BIG FISH & BEGONIA Der Filmemacher Andreas Boschmann findet eine Videokasette mit den letzten Aufnahmen seiner Eltern. Gemeinsam mit seiner Schwester ist er bei den Großeltern im „Russenghetto“ einer westdeutschen Kleinstadt aufgewachsen. Sie haben nie darüber geredet, was geschehen ist.

Der chinesische Film BIG FISH & BEGONIA erzählt von einem Seelen­ tausch, der ein Ungleichgewicht in die Welt bringt. Zauberhafter Anime, der in der traditionellen Kultur der chinesischen Ethnie der Hakka spielt.  8.4. um 20 Uhr

 26.4. um 18.30 Uhr

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INDIEKINOHIGHLIGHTS

FILMRAUSCHPALAST JOHN WATERS & DIVINE: FEMALE TROUBLE, PINK FLAMINGOS, POLYESTER Frau der Welt sein will? FEMALE TROUBLE, PINK FLAMINGOS und POLYESTER sind das Waters-Pflichtprogramm, auch wenn es leider keine Geruchskärtchen mehr gibt. Für die Kür, frühe Kracher wie MULTIPLE MANIACS und MONDO TRASHO mit der wunderbaren Liebeserklärung: „Oh Darling, I love you so fucking much, I could shit“, empfehlen wir die freundliche Videothek in der Kreuzberger Nachbarschaft, die so ähnlich heißt wie ein David Cronenberg-Film.

Die Kinder vom Bahnhofskino und das reguläre Filmrausch-Programm zeigen die drei größten Hits von John Waters mit der göttlichsten aller göttlichen Göttinnen aus einer Zeit, als noch niemand wusste, worüber man sich bei der Identitätspolitik zuerst aufregen sollte. Ist es schlimmer, dass Divine Hundescheiße frisst oder von einem Hummer vergewaltigt wird? Ist es eine gute Idee, beim „Odorama“ Geruchskärtchen auszugeben, die nach altem Turnschuh-Schweiß und feuchten Fürzen riechen? Muss man das zensieren? Überhaupt, ist es legal, dass ein dicker Mann die schönste

 12.4. ab 22 Uhr

IL KINO BERLIN SCI-FI-FILMFESTIVAL RE:RUN

BUNDESPLATZ-KINO PSYCHE UND FILM: ANTONIAS WELT

Neben dem Hauptfilm VIOLENTIA über einen Nano-Techniker, der sich auf einer obsessiven Suche nach einem Heilmittel für Gewalt befindet, nachdem seine Tochter in einer Schießerei getötet wurde, laufen zwei Kurzfilme. David Lojek, Regisseur von I CAME FROM THE FUTURE, wird zu einem Gespräch vorbei schauen.  9.4. um 20 Uhr

Die Reihe „Psyche und Film“ im Bundesplatz-Kino widmet sich von April bis Juni „starken Frauen“. Den Anfang macht ANTONIAS WELT (1995) in dem Marleen Gorris eine Frauen-Familiengeschichte auf dem Dorf erzählte, die immer wieder utopische Wege einschlägt. Donat Keusch von der C.G.-Jung Gesellschaft analysiert.  30.4. um 20.30 Uhr

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L’Invitation

INDIEKINOHIGHLIGHTS

BROTFABRIK KINO FILM SCHWEIZ

In der Woche vom 4. bis zum 10.4. findet in der Brotfabrik das Festival des Schweizer Films „Film Schweiz“ statt. Film Schweiz schert sich nicht um Aktualität und kann gerade deshalb ein aufregendes Programm präsentieren, in denen Filme von Kunstpopstars wie Pippilotti Rists PEPPERMINTA neben Kurzfilmen von Popkünstlern wie Dieter Meier/Yello stehen, oder

Veronika Minders Doku KATZENBALL (2005), über lesbisches Leben in der Schweiz über drei Generationen neben Ursula Meiers JOURNAL DE MA TÊTE (2017) aus der TV-Reihe „Ondes de choc“ („Schockwellen“) über besonders grausame Verbrechen in der friedlichen Schweiz. Wir sind neugierig auf den Eröffnungsfilm L’INVITATION (1973) von Claude Goretta, der 1973 den Jurypreis beim Filmfestival in Cannes gewann, und in dem die Besucher eines bürgerlichen Sommerfestes sich gegenseitig zerlegen. Spannend sehen auch Anka Schmidts moderner Heimatfilm MAGIC MATTERHORN (1995) und das Programm EXPERIMENTALFILME VON 1972 BIS 2019 aus. filmschweiz.com  4.–10.4

Die eiserne Rose

Kein Zickenfox

Z-INEMA JOHN DIES AT THE END, KNIGHTS OF BADASSDOM, DIE EISERNE ROSE

SPUTNIK-KINO AM SÜDSTERN BERLIN LESBIAN NON-BINARY FILMFEST: EIN ABEND MIT KERSTIN POLKE

Don Coscarelli hat in den PHANTASM-Filmen schon Logik, Zeit und Raum hinter sich gelassen. Am 2.4. werden die Dimensionen dank einer neuen Wunderdroge erneut aufgebrochen, etwas Unmenschliches bricht durch, und Tagediebe Dave und John müssen die Invasion aufhalten. Das könnte klappen, aber der Film heißt JOHN DIES AT THE END (2012, DF). Für die KNIGHTS OF BADASSDOM (2013) eskaliert am 16.4. die LARP-Runde. Es konnte ja niemand ahnen, dass die Zauberbuchrequisite wirklich Dämonen beschwören würde. Zum Glück haben sie Latexschwerter und Peter Dinklage. Und im vierten Teil der Jean-Rollin-Retrospektive DIE EISERNE ROSE (1973, OmU) am 9.4. kommen ausnahmsweise keine Vampire vor. Stattdessen trifft sich ein Pärchen zum Rendezvous auf dem Friedhof, und findet den Weg nicht mehr heraus. Ein Horror-Poem mit Blumen.

Um die Zeit bis zum nächsten Festival zu überbrücken, hat das BLNF einen Filmabend mit der Regisseurin Kerstin Polke organisiert. Es werden zwei Filme gezeigt: Der Dokumentarfilm KEIN ZICKENFOX porträtiert das weltweit größte Frauenblasorchester. Im Spielfilm WER HAT EIGENTLICH DIE LIEBE ERFUNDEN? hat Corinna Harfouch als Charlotte vergessen, warum sie seit 37 Jahren mit Paul verheiratet ist. Dann vergisst sie auch noch Paul an einer Raststätte und fährt mit ihrer Enkelin ans Meer. Zwischen den Filmen gibt es ein Gespräch mit Kerstin Polte zum Thema „Lesbische (Un)Sichtbarkeit im Film“.  14.4.: 17 Uhr KEIN ZICKENFOX , 19.30 Uhr WER HAT EIGENTLICH DIE LIEBE ERFUNDEN?

 Immer dienstags um 20 Uhr

APRIL 2019 D

43 D


INDIEKINOHIGHLIGHTS

WOLF KINO GESCHICHTEN VOM KÜBELKIND Zusammen mit Ula Stöckl entwickelte Edgar Reitz Ende der 60er Jahre das Projekt GESCHICHTEN VOM KÜBELKIND. Ohne Drehbuch und frei improvisiert entstanden kurze und längere Filme, die klassische Genres aufs Knappste reduzierten. Die avantgardistischen KÜBELKIND-Filme fanden ihren Weg in ein Kneipenkino, wo die Gäste die Filme frei aus einer

„Film-Speisekarte“ wählten konnten. Mehr als vier Jahrzehnte später soll das Kneipenkino wiederauferstehen: Im Studio vom Wolf werden die 22 digital restaurierten GESCHICHTEN VOM KÜBELKIND in einer lebendigen Kulisse aufgeführt, die Gäste werden aus der „Film-Speisekarte“ wählen können.  12.4. ab 19.30 Uhr im Wolf Studio

Unsere kleine Schwester

BALI-KINO PICASSO & KORE-EDA

KINO KROKODIL EISENBAHNFILME

Das Bali-Kino setzt im April zwei kleine Film-Kunst-Schwerpunkte. In der Woche vom 18.4. bis zum 24.4 zeigt das Kino zwei der zauberhaften Filme von Hirokazu Kore-eda. Von Donnerstag bis Sonntag läuft SHOPLIFTERS (2017) über den Zusammenhalt einer Familie, die nicht miteinander verwandt ist. Von Montag bis Mittwoch zeigt das Bali Kore-edas UNSERE KLEINE SCHWESTER, in der drei Schwestern trotz familiärer Verwerfungen in der Vergangenheit ihre jüngere Halbschwester Susu liebevoll in ihr Haus aufnehmen. Die letzte Woche im April ist Picasso gewidmet. Die Doku EXHIBITION ON SCREEN: DER JUNGE PICASSO widmet sich den Arbeiten Picassos bis 1907 und seinem radikalen Durchbruch in die Moderne mit dem Gemälde „Les Demoiselles d‘ Avignon“. Die Doku PICASSO – BESTANDSAUFNAHME EINES LEBENS hat Hugues Nancy gemeinsam mit Picassos Enkel Olivier geschrieben. Neben bekannten Dokumentar-Aufnahmen zeigt der Film zahlreiche Werke aus Picassos Nachlass.

Im April zeigt das Krokodil weitere Filme mit Zug-Bezug. Am 24.4. werfen zwei Dokfilme einen Blick auf den Leipziger Hauptbahnhof: 1962 war es einfach noch DER GROSSE BAHNHOF, dessen Tagewerk auf 21 Minuten gerafft und beobachtet wurde. 1993 hatte der größte Kopfbahnhof Europas gerade seinen Hundertsten gefeiert. Wie es kurz nach der Wende mit ihm weiter gehen sollte, oder ob er AM ENDE DER SCHIENEN angelangt war, konnte keiner genau sagen. Im Kurzfilmprogramm ENTLANG DER GLEISE (17.4.) herrscht an einem kleinen Bahnhof nahe St. Petersburg wegen des wöchentlichen BROTTAG (1997) helle Aufregung, der Rangierbahnhof Dresden-Friedrichstadt kommt sowieso nicht zur Ruhe (RANGIERER, 1984), und nur am Berliner Ostbahnhof geht ZWISCHEN ANKUNFT UND ABFAHRT (1964) einfach alles seinen gewohnten Gang. In JOHANNA D‘ARC OF MONGOLIA (1989) begibt sich Ulrike Ottinger auf eine Reise mit der transsibirischen Eisenbahn. DAS STAHLTIER von 1935 sollte eigentlich nur einen Überblick über 100 Jahre deutsche Eisenbahn geben. Heraus kam aber ein fast avantgardistischer Film.

 18.4.–21.4. um 20.30 Uhr SHOPLIFTERS  22.4.–24.4. um 20.30 UNSERE KLEINE SCHWESTER  25.4.-30.4. um 18 Uhr DER JUNGE PICASSO  1.5. um 18 Uhr PICASSO – BESTANDSAUFNAHME EINES LEBENS

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D APRIL 2019

 Termine unter: kino-krokodil.de


INDIEKINOHIGHLIGHTS

ACUD KINO, BROTFABRIK KINO, SPUTNIK KINO EVA-LICHTSPIELE RUSSISCH DOK: BORIS RYZHIJ DER ALTE DEUTSCHE FILM Boris Ryzhij (1974-2001) war ein junger russischer Dichter, der in seiner Heimat schon einigen Ruhm erlangt hatte. Während das Land sich nach dem Ende des Kommunismus neu orientieren musste, und viele Russen entweder Kriminelle oder Bodyguards wurden, fasste Ryzhij die Umbrüche in Worte und porträtierte diese Generation voller Konflikte. In seinem 2009 gedrehten Film geht Aliona van der Horst der Frage nach, wieso dieses leidenschaftliche Leben mit 26 enden musste.  Acud Kino: 10.4. um 20 Uhr  Brotfabrik Kino: 25.4. um 18 Uhr  Sputnik Kino: 15.4. um 19 Uhr, immer OmeU

Jeden Mittwoch um 15.45 Uhr zeigen die Eva-Lichtspiele alte deutsche Filme der 20er bis 50er Jahre. Am 3.4. spielen Moser und Hörbiger die Gebrüder SCHRAMMELN (1943), die die Wiener Musik eint und die Liebe beinahe entzweit. Am 10.4. gibt es einen bunten Volksschwank, in dem Frau Bürgermeister ein BAD AUF DER TENNE (1942) nimmt, weil ihr Gatte Badewannen für neumodischen Quatsch hält. Als Nachtlokalsängerin will die Leander der Heirat ihrer Tochter nicht im Wege stehen, und singt erst später am Altar das AVE MARIA (1953, am 17.4.). Und um den ersten Flugzeugträger rankt sich am 24.4. eine Intrige, die nur Hans Albers lösen kann. Denn F.P. 1 ANTWORTET NICHT! (1932)  immer mittwochs um 15.45 Uhr. F.P. 1 antwortet nicht!

BROTFABRIK KINO UKRAINISCHER KINOKLUB: HERO OF MY TIME

BALI KINO KINO DER NACHBARN: 11 MINUTEN

Zhorik zieht voller Enthusiasmus vom Land nach Kiew. In der Hauptstadt wird sein Leben sicher wieder Schwung bekommen. Aber statt neuen Impulsen findet er dort Korruption, Bürokratie und schwer zu greifende Kunstinstallationen, die selbst die Arbeit als Wachmann zu einer ihn ständig neu fordernden Heldenreise machen. Vielleicht ist Zhorik einfach noch nicht bereit für die moderne Welt. Oder Kiew ist einfach noch nicht bereit für Zhorik.

In 11 MINUTEN (11 MINUT, 2015) kann sich das ganze Leben verändern. Jerzy Skolimowskis Film erzählt den gleichen Zeitraum immer wieder aus verschiedenen, sich überschneidenden, Perspektiven. Ein eifersüchtiger Ehemann und seine Frau, ein Hollywood-Regisseur, ein Drogenkurier, ein Hot-Dog-Verkäufer und eine Gruppe hungriger Nonnen sind nur einige Warschauer, deren Schicksale verbunden sind und auf einen dramatischen Höhepunkt zusteuern.  8.4. um 18 Uhr, OmeU

 18. April, 20 Uhr, OmeU

APRIL 2019 D

45 D


Texte, Bilder, Filme, Gemälde und Musik in Jean-Luc Godards BILDBUCH. Komplett, in Godards Schreibweise, abgeschrieben von mehreren Tafeln gegen Ende des Films. DE VINCI BERNANOS KING LEAR CLOSED VISION WEINBERG GIACOMETTI JEANNE D’ARC CHAHINE CHIEN ANDALOU HISTOIRE(S) DU CINÉMA DERAIN CAMÉRA ANALYTIQUE S.WALKER ARTAUD MURNAU RAMUZ HAMLET GAUMONT MIRACLE EN ALABAMA J. MICHELET HISTOIRE KISS ME DEADLY V. GROSSMAN D.GUYOTAT ALLEMAGNE ANNÉE ZÉRO DERNIER DES HOMMES JOHNNY GUITAR PETIT SOLDAT M. LEROUX LIBAN GUERRES ET HOMMES SALO A. SOKOUROV TIMBUKTU VRAI FAUX PASSEPORT CHUTE FAUCON NOIR LES CARABINIERES HOMMES LE DIMANCHES BLUE JEANS GUERRES DE CHINE LES DENTS DE LA MER LE SANG DE BÊTES R. GIRARD V. ILITCH

LA GRÈVE PAISÀ VERTIGO FEMME AU CORBEAU L’ATALANTE AU BORD DE LA MER BLEUE HÈLAS POUR MOI RUBY GENTRY PLANÈTE 8 MAI 1945 IVAN LE TERRIBLE LES ENFANT JOUENT À LA RUSSIE DELACROIX ANGÈLE ZYLBERMAN JLG JLG GUERRE ET PAIX PÉGUY LES ENFANTS DE LA GUERRE STALINGRAD L’ESPOIR INESSA ARMAND LES SILENCE DE LA MER ROME VILLE OUVERTE REPORTERS SANS FRONTIÈRES SILENCE, ON TOURNE SIEGFRIED TESTAMENT D ‘ ORPHÉE J. DE MAISTRE PAUMES DE LA MENDICITÉ DOBRINKA TABAKOVA LES OUBLIÉS DE L’HISTOIRE SHAKESPEARE BEETHOVEN LA CHUTE DE BERLIN DÉLIVRANCE B. BARNET NOTRE MUSIQUE NAPOLÉON MASACCIO DR. MABUSE LA RÈGLE DU JEU ALLO BERLIN ICI PARIS

VORSCHAU INDIEKINO IM MAI

GOOGLE AL RAZUTIS R.M. RILKE BERLIN EXPRESS L’AFFRONTEMENT PAYSAGE DANS BROUILLARD DOSTOIEVSKI HOLLIS FRAMPTON L.F. CÉLINE P. DE VILLIERS HANS OTTE MANON ORPHÉE CROISÉE DES DESTINS MÉCANO DE LA GÉNÉRALE ROUTE DE L’IMPOSSIBLE BAUDELAIRE HEGEL D. VERTOV TERROR BY NIGHT G. STEINER CASTORIADIS LE SILENCE SHANGHAI EXPRESS A. BRAHEM E. VITTORINI T. GUSTAVSEN TURKSIB A. SCHNITTKE TRIGON FILMS LIBERTÉ ET PATRIE P. VAL W. FAULKNER GRANDEUR ET DÉCADENCE LES 2 FEDOR WILD BOYS ON THE ROAD TOCCATA FOR TOY TRAINS ARVO PÄRT AU BORD DE LA MER BLEUE ANNA KARENINE MEDVEDKINE APRÉS LE FEU LE PLAISIR DEUX FOIS CINQUANTE ANS LA COMMUNE

ARDITTI QUARTETT ECM RECORDS V. HUGO VENDÉMIAIRE A. RIMBAUD TERRORISM CONSIDERED SOLLERS V. VISOTSKY MONTESQUIEU LE FAUX COUPABLE GRÈCE 2013 AU COUER DE L’ORAGE LA STRADA J-S. BACH LES CHOUANS MISTER LOVE SAYAT NOVA LOS OLVIDADOS MARILYN LE PREMIER MAîTRE LES ONZES FIORETTI YOUNG MISTER LINCOLN MONSIEUR DE CHARETTE LE CHAOS FREAKS PORNO DANISH STRING QUARTETT FOR EVER MOZART CAILLEBOTTE BALZAC J. RIVETTE DIES IRAE WYAT EARP TOUT VA BIEN ALEXANDRE NEWSKI EAU ARGENTÉE C DANS L‘AIR FANTÔMAS FREUD PROCÈS DE CHARLES 1er NUREMBERG MELIÈS HORTENSE DE BEAUHARNIAS ÈCOLE DE FONTAINEBLEAU DUCK SOUP RENÉ-CHARLES DE

NACHBILDWORT LUSSON ELEPHANT WEEK END VIVA VILLA QUE VIVA MEXICO LES VISITEURS DE SOIR ÉLIE FAURE S. PROKOVIEV LA FIN DU A LAS HURDAS BECKETT METROPOLIS NUIT DU CARREFOUR M. BLANCHOT VLADIMIR ET ROSA TERREUR ET VERTU L’ESPRIT DES LOIS LA DAME DE SHANGHAI UN FEU LA BELLE ET LA BÊTE EMILE COHL LA RÉGION CENTRALE PHOTO LIBÉRATION BÉCASSINE BROSWIMMER NOTORIOUS MOUBARAK ORIGINE XXième SIECLE A. COSSERY LE VISAGE DE DIEU MESHES OF AFTERNOON LES 1001 NUITS CONSTANTINOPLE DÉTECTIVE FILM SOCIALISME VOLEUR DE BAGDAD (R. WALSH) ALADIN MAGIC LAMP LE MESSIE THE CRUSADERS BONAPARTE FRÈRES DE GUERRE SALAMMBÔ MÉDITERRANÉE E. SAÏD S. LUSTE BOULBINA M: KOLDENITZKY NOUS LES DERNIÈRES

VACANCES DJAMILA VOYAGE À TUNIS COLLINE PERDU DE LA COLOMBE KANCHELLI KHALED ABOU KHALED GARE CENTRAL ICI ET AILLEURS LA SAISON DES HOMMES ALEXANDRE DUMAS MUEZZIN P. MISRAKI MENDELSSOHN A. MACKE TAMAOUT DÉTENTION SECRÈTE F. PROKOSCH JUDEX LA BANDERA SYRIANA D. SIBONY LA MÔME VERT DE GRIS MILLE MOIS PREMIERES CHANTEURS DE BILAD AL SHAM LES SILENCES DU PALAIS AL LEIL LA FIEVRE ABOUT ELLY TUNISIE VOLEUR DE BAGDAD (C. DONNER) BAB‘ AZIZ‘ ARABIAN NIGHTD FISSUERES SALAFISTES SEXE MAGHREB 13 HOURS KERBALA TOMASZ STANKO LES TERRASSES 2 FILMS INCONNUS REEL UNREEL LA RÉCUP’ART ELIAS CANETTI P. WEISS

D RAY & LIZ Entdeckung des Jahres D HIGH LIFE Claire Denis im All D DER BODEN UNTER DEN FÜSSEN Psycho-Schwestern D THE HOLE IN THE GROUND Du bist nicht mein Sohn D MIRAI – DAS MÄDCHEN AUS DER ZUKUNFT Neue Baby-Schwester D LIEBESFILM Willst du Kinder? D O BEAUTIFUL NIGHT Juris Höllentrip D DAS SCHÖNSTE PAAR Rache oder ­Weitermachen? D ZU JEDER ZEIT In der Pflegeschule D DAS FAMILIENFOTO Zusammenraufen D STAN & OLLIE Duo-Biopic D DAS ENDE DER WAHRHEIT BND-Thriller D KLEINE GERMANEN Nazi-Kinder D UNDER THE TREE Nachbarschaftskriege D JIBRIL Knast und Liebe D SUNSET OVER HOLLYWOOD Film-Altersheim D ROCKETMAN High as a kite D THE WILD BOYS Surreales Gender-Bending D NUR EINE FRAU Mord an Aynur D ORAY Versehentliche Scheidung D THE ARTIST & THE PERVERT Liebesalternative D VON BLUMEN UND BIENEN Hip in der Uckermark

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D APRIL 2019


INDIESERVICE

DIE INDIEKINOS

ACUD KINO MITTE

1

Veteranenstr. 21, 10119 Berlin www.acudkino.de 030/44 35 94 98

CITY KINO WEDDING FILMRAUSCH­PALAST IM CENTRE FRANÇAIS MOABIT 8 Lehrter Str. 35, 10557 Berlin WEDDING 6

KINO INTIMES FRIEDRICHSHAIN

FSK-KINO AM ­ORANIENPLATZ KREUZBERG 9

EVA-LICHTSPIELE BERLIN WILMERSDORF 7

11

Boxhagener Str. 107, 10245 Berlin www.kino-intimes.de 030/29 77 76 40

Segitzdamm 2, 10969 Berlin www.fsk-kino.de 030/614 24 64

Blissestr. 18, 10713 Berlin www.eva-lichtspiele.de, 030/92 25 53 05

10

Nansenstr. 22, 12047 Berlin www.ilkino.de 030/81 89 88 99

www.filmrausch.de 030/394 43 44

Müllerstraße 74, 13349 Berlin www.citykinowedding.de 01525/968 79 21

B-WARE! LADENKINO FRIEDRICHSHAIN 2 Gaertnerstr. 19, 10245 Berlin ladenkino.de, 030/63 41 31 15

IL KINO NEUKÖLLN

KINO KROKODIL PRENZLAUER BERG

12

UNION FILMTHEATER FRIEDRICHSHAGEN

Greifenhagener Str. 32, 10437 Berlin www.kino-krokodil.de 030/44 04 92 98

Bölschestr. 69, 12587 Berlin 15 www.kino-union.de 030/65 01 31 41

SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN KREUZBERG 13

WOLF KINO NEUKÖLLN 16

Hasenheide 54, 10967 Berlin www.sputnik-kino.com 030/694 11 47

Weserstraße 59, 12045, Berlin wolfberlin.org 030/921 03 93 33

BALI KINO ZEHLENDORF  3  Teltower Damm 33, 14169 Berlin www.balikino-berlin.de 030/811 46 78

REINICKENDORF

XENON KINO TILSITER LICHTSPIELE SCHÖNEBERG 17 14 Kolonnenstr. 5, 10827 Berlin FRIEDRICHSHAIN

PANKOW  C

6

4

12   8   H    18   1

SPANDAU

MITTE

7

Caligariplatz 1, 13086 Berlin www.brotfabrik-berlin.de 030/471 40 01

MARZAHNHELLERSDORF

KREUZBERG

9   A    17

5

14   11

www.xenon-kino.de 030/78 00 15 30

R.-Sorge-Str. 25a, 10249 Berlin www.tilsiter-lichtspiele.de 030/426 81 29

B    2   FRIEDRICHSHAIN-

CHARLOTTENBURGWILMERSDORF

BROTFABRIKKINO WEISSENSEE  4

LICHTENBERG

13    E

TEMPELHOFSCHÖNEBERG

STEGLITZZEHLENDORF

F    19    10    G    16    15    D

NEUKÖLLN

Z-INEMA ­MITTE

18

Bergstr. 2, 10115 Berlin www.z-bar.de 030/28 38 91 21

TREPTOWKÖPENICK

3

BUNDESPLATZ-KINO WILMERSDORF 5 Bundesplatz 14, 10715 Berlin www.bundesplatz-kino.de 030/85 40 60 85

B-WARE! OPEN AIR IM VOR WIEN ­BIERGARTEN KREUZBERG  A  IM FMP1 FRIEDRICHSHAIN  B ladenkino.de

FREILICHTBÜHNE WEISSENSEE WEISSENSEE

C

freilichtbuehne-weissensee.de

FREILUFTKINO  D  FRIEDRICHSHAGEN FRIEDRICHSHAGEN

www.freiluftkino-friedrichshagen.de

FREILUFTKINO ­HASENHEIDE KREUZBERG  E

FREILUFTKINO ­POMPEJI FRIEDRICHSHAIN

FREILUFTKINO ­INSEL ZU GAST IM ­CASSIOPEIA FRIEDRICHSHAIN  F

WINDLICHT IM FILMRAUSCH­ PALAST: „UMSONST & DRAUSSEN“ MOABIT  H

www.freiluftkino-hasenheide.de

www.freiluftkino-insel.de

G

freiluftkino-pompeji.de

ZUKUNFT ­FRIEDRICHSHAIN

19

Laskerstr. 5, 10245 Berlin kino-zukunft.de 0176/57861079

www.filmrauschpalast.de

IMPRESSUM Herausgeber: INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) Rudolfstr. 11, 10245 Berlin Telefon: 030 – 209 897 24, info@indiekino.de, www.indiekino.de

Bildnachweis: Filmbilder/Plakatmotive: Filmverleiher/Filmfestivals Record Release-Pary/Rant (S. 4): Henning Roehrborn Filmquiz im Sputnik & Wolf (S. 4): Sputnik Kino Open Film Mic – Kurzfilmwettbewerb (S. 4): Wolf Kino Der alte deutsche Film (S. 45): DIF/Murnau Stiftung

Geschäftsführung: Hendrike Bake Redaktion: Hendrike Bake, Thomas Dorow redaktion@indiekino.de Filmtexte: Hendrike Bake, Yorick Berta, Tom Dorow, Katharina Franck, Karla Kabot, Susanne Kim, Christian Klose, Elinor Lewy, Sebastian Markt, Jens Mayer, Michael Meyns, Manon Scharstein, Paul Sharratt, Toni Ohms, Hannes Stein, Lars Tunçay, Matthias von Viereck, Hardy Zaubitzer Texte Kinohighlights: INDIEKINO BERLIN und Kinos Grafik: Michael Zettler, Nora Wiesner (Zett Media) Akquise/Marketing: Michael Spiegel, spiegel@indiekino.de Druck: Bonifatius Druck, Paderborn

Eine Gewähr für die Richtigkeit der Termine kann nicht übernommen werden. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Ein Nachdruck ist nur mit Genehmigung von Redaktion und Autor und mit Quellenangabe gestattet. Für unverlangt eingesandtes Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Das INDIEKINO BERLIN Magazin erscheint in einer Auflage von 20.000 Stück. Das Magazin ist kostenfrei. Verteilung in den Berliner Kinos ACUD Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino, Brotfabrikkino, Bundesplatz Kino, City Kino Wedding, Eva Lichtspiele, Filmrauschpalast Moabit, fsk-Kino am ­Oranienplatz, Hackesche Höfe Kino, IL Kino, Kino Intimes, Kino Krokodil, Sputnik Kino am Südstern, Tilsiter Lichtspiele, Union Filmtheater, Wolf Kino, Xenon Kino, Z-inema, Zukunft sowie an weiteren 400 Verteilstellen. Abonnement: Auf Wunsch liefern wir Ihnen das INDIEKINO BERLIN Magazin gerne zu einem Unkostenbeitrag direkt nach Hause. Weitere Informationen und ein Bestellformular finden Sie unter: www.indiekino.de/news/de/abonnement

APRIL 2019 2019 D

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AB DONNERSTAG, 11. APRIL NUR IM KINO


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