derBmdeshaupktadt Innsbruck S ch r i f t l c i t n n ^ ' R a i l ) a u : l . S t o c k Z i in n, c r N r . 1 i> 0 ,V c r u s p r e ch c r N r . 6 ^ 7 1 / 1 9 0
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Oktober
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12. Jahrgang
Der Wiederaufbau der Fischcrschule Von Mag. Oberkommissär Dr. H. Nettmeyer. Wer hente von der Andreas-Hofer-Straßc in westlicher Nichtnng die Fischerstraßc entlalig geht, sieht schon von weitem das nen erstandene große, viergeschoßige Gebäude der Fischerschule in strahlender Weiße leuchteu. Die Erbauer des ursprünglichen Tchillgebändes an der Mischer lind Speckbacherstraße haben anläßlich der feierlichen Eroffnnng am 14. September 1902, sicherlich der für damalige Vcrhältliisse großeii Schnle die besteii Nilnsehe für einen langen Bestand mitgegeben. Aber das Schicksal ivollte es anders. Das gransame Ungewitter des 2. Weltkrieges, welches mordend nnd sengend über die geqnältcn Melischeii nnd dereii Wohn nnd Kiiltnrstätten fegte, hat anch misere gnte, alte Fischerschulc iiicht verschont. Tchoii beim ersten Großfliegerangriff auf Iuusbruck ani l5>. De',ember 194!i erlitt sie einen kleineren Bombenschaden. Alu 2l). Oktober 1944 wurden nun bei einem neuerlichen Angriff der Trakt in der Speckbacherstraße zn 4 0 A , der Trakt in der Fischerstraße zn W ^ und die Turnhalle im Hof vollständig vernichtet. E i n nachfolgender Brand und Plünderer tateu das ihre, um dem Schillgebäude den Nest zu gebeu. Als im Sommer N)45), einige Wochen nach dem Znsammenbruch, das Stadtschulamt im Einvernehmen mit dem Stadt bauamt daran ging, den Unterricht in einer Anzahl von vmnsbrncker Schnlcn wieder in (hang ;n briilgen, war leider die ^ischerschule »iicht dabei. Z u groß war das Ausmaß der Zerstörung uud zu groß der M a terialmangel und daher im damaligen Zeitpunkt je des Beginnen hoffnungslos, lediglich das noch brauch bare Inventar wurde i n mühsamer Arbeit aus dem Schutt geborgen uud sichergestellt. Da auch sämtliche Kindergärten in Wilten durch die Bombeuaugriffe zerstört waren, sah sich das Stadtschulam! genöligl, als ^l'otbehelf in der N u ine der 3chnle in der Speck bachcvslraße einen städtischen Kindergarten ;u er öffnen, der vom l5>. ^icirz 1'.!4<; bis zu feiner eudgül ligen ^ertigstellnllg mit banlich bedingteii Nnlerbre chnngeil i>l Betrieb lvar nnd infolge der kinderreichen Umgebung sich größten Zuspruches erfreute. Die
^chuloerhällnisse
im
Stadtteil Willen West
waren deshalb besonders nngünstig, da anch die Knabenvolksschule — Haspiligerstraße schwer bombenbcschädigt war nnd für vier Jahre sowohl die Mädchcnals anch die Knabenvoltsschnle im Wechselunterricht Vormittag und Nachmittag dort nntergebracht werden mußten. Von welch elementarer Wucht gerade die Bombenangriffe im Gebiet dieser beiden Schulen waren, kann daran ermessen werden, daß am Dachboden der Haspingerschnle sich ein größerer Baumstamm im Durchmesser voli ca. 40 eni befaud, der durch deli Luftdruck vom Hof ans das Dach geschlendert wnrde. Z n r prende aller talli nnn die Plannng für den Wiedcranfbau des Schnlgebändes doch soweit ins R o l len, daß am 1. Angust 1947 volli Stadlbauamt der Wiederaufbau der Fa. Hiutercggcr übertragen werden konnte. Das Frohlocken über den Baubeginn war damals jedoch noch zii voreilig. Wenn auch das Nichtfest am Bauabschnitt an der Speckbacherstraße schon am 28. Dezember 1947 stattfinden konnte, so tauschte damals das ncne Dach leider darüber hinweg, daß im I n n e r n die Sache „ f a n l " war und zwar wörtlich genommen, da sich ili der folgenden Zeit herausstellte, daß sämtliche Trame vom Holzschwamm befallen nnd angefault waren. Nicht genug damit, daß nachträglich daher sämtliche Decken heransgerissen werden mußten, stellten sich in der Folge ständig größere Schwierigkeiten in der Materialbeschaffnng und Beistellullg vou geeigneten Arbeitskräfte!! ein, welche das Stadtbanamt nnd die Baufirma vor fast unlösbare Aufgaben stellten. Fürden Dachstnhl nnd dieTramlage mnßte im ersten Bauabschnitt sogar das Holz aus städtischen Walduligeu geschlägert werden, da dieser wichtige Balistoff im freien Handel damals fast gar nicht erhältlich war. infolge des Mangels an Beton, Eisen uud Stahl mnßten die Bauarbeiten mehrmals unterbrochen werden nnd wurden dadnrch beträchtlich verzögert. Anch die Installation der Warmwasscrlieimng bereitete im erstell Bauabschuitt wegen des Mangels an Nohrmaterial und Heizkörperu größere Schwierigkeiten.
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Amloblatt dei ^
eiil B i l d über die technische! Leiftuligen beim Bau dieser Schlile zn erhallen, sollen folgende Daten Aufschluß geben: 4.050 m° Boiiibenschnll ivurde ausgeräumt nud abgeführt, 1.360 m'' Ziegelmanerwerk nen erstellt, davon 240 m ' nnt alten Abbrnchziegeln, 13.700 m'^ Wand-, Decken- nnd Fassadenpiltz nen erstellt, 2.450 m" Eisenbetondecken nnd Stiegen nen hergestellt, 2.450 m ' Heratlithschalungen durchgeführt. A n Baumaterial wnrde verarbeitet: 550.00l) Stück Ziegel 24.500 k^ Betvneisen nnd Dhorstahl 200 t Zement 2.800 m" Sand und Schotter 150 t Stückkalk 145 m ' Holz (ohne Tischlerholz nnd Fnßböden) 2.450 m" Hcraklith. Weiters wnrde eine neue Pnmpeiiwasserheizungs anläge eingebaut für eiuen beheizten Rauminhalt von 12.000 m ' mit 3 Kesseln von zusammen 54 m" Heizuugsfläche uud einem Geivicht von 7.5l>l> I<F. 150 Stitck Heizkörper mit 770 ir^ Heizfläche wurden montiert. Für die gesamte Heiznngsaulage sind 3000 I l m Rohr eingebaut worden. F ü r die Elettroinstallation wurden 3W0 l f m Leitungen gelegt. Holz fnßböden ivnrden 1900 m ' verlegt. 750 m" Glas wurden neu eingeglast. 12.000 m^ Kalk- nnd Leimfarben anstrich nnd 3.100 m'^ Ölfarbenanstrich wnrden dllrchgeführt. Eiue genaue 5lnführilng aller übrigen Arbeiten würde in diesem Rahmen zu weit führen. I n s gesamt waren rnnd 30 Firmen beim Wiederaufbau der Fischerschule und deren Einrichtung beteiligt. Die bisherigen Gesamtkosten des Wiederaufbaues samt Aufstockung betrugen 3 2,175.000.— Die Kosten für die Einrichtnng des ganzen Gebändes betrugen bis jetzt ca. 3 216.000.— Das Gebäude, welches vor feiner Zerstörung die Mädchenvolksschnle Willen und die verschiedenen Be rufsschnlen beherbergte, mußte natürlich nach seiner Fertigstellung wieder verschiedene Anstalten aufnehmen. Es wurde der städtische Kindergarten Willen West in Ermangelung eines eigenen Gebäudes mit drei Tagesräumeu und Verschiedellen Nebenränmen in das Gebände verlegt. Die nen geschaffene E i n gangshalle in den Kindergarten mit ihren alteil ver tränten Märchengestalten voll Hansel nnd Gretel, Knnsperhex.e u. a. m. nud die gediegene Ausstattung der Halle ist Wohl als kleine Sehenswürdigkeit zu be zeichnen und findet allgemein Anerkennung. Die Tagesräume des Kiudergarteus sind ebenfalls teilweise mit nenem Mobilar ausgestattet worden. Die Mädchen Volksschule Wilteu besitzt zwölf große Klassenzimmer und fünf verschiedene kleinere Neben räume. Die Landesberufsschuleu für das Bekleidnngsge Werbe und das B a l l - und Kunstgewerbe sind im Trat! an der Fischerstraße untergebracht nnd besitzen zusam men acht große Lehrsäle, 2 Kanzleien nnd drei klei nere Wcrkstättenränme. Die Inneneinrichtnng des Tchnlgebändes winde
,>nuol>rucl von verschiedenen Firmen nach modernen Gesichts pnnkten geschaffen nnd einzelne Möbeltypen müssen noch ihre Bewährmigsprobe ablegeil, ob sie eiller jah velangen starken Benützung standhalten werden. Der (i'ntwnrf für einen neuen Turnsaal au Stelle der vollständig zerstörten Halle ist bereits in Ausar beiluug begriffeu und wird hoffentlich im nächsten Jahre als letzter Banabschnitt in Angriff genommen werden. Wenn auch bei sirenger Prüfung der Erfordernisse des modernen Schnlhausbanes zugegeben werden muß, daß manch wünschenswertes Erfordernis eiller neuzeitlichen Schule wie z. B . ein großer KinderspielPlatz, Bade illld Brauseaulagen, sowie eine Schulküche ill diesem Neubau fehleil, so muß doch auerkanut werden, daß dieses Bauwerk nnter Ansnütznng des vorhandenen Grundrisses uud ill Anbetracht der sehr beengten Platzverhältnisse bestmöglichst ausgestaltet wurde. (5s darf nicht verkannt werden, daß es für dell Architekten, den Banmeister nnd anch den Banarbeiter viel lcichter ist, eiue Anlage von Grnnd ans großzügig neu anfznbaueu, als aus einer Rnine nnter möglichst geschickter Verwendnng der vorhan denen Überreste den Wiederansban zn bewerkstelligen. Und fo gilt nnser Dank allen, die in irgend einer Form dazil beigetragen haben, daß dieser schölle Ban ill strahlender We'ise nen erstandeil ist nnd seinein Zwecke wieder ziu^führt werden konnte. Bei der feierlichen Eröffnung diefes Wiederaufbaues am 9. Sept. 1!)49, der uuumehr ueuerdings der Wiltener Kindergarten uud Schuljugend sowie den Lehrlingen der Bernfsfchnlen dienen soll, hielt Bürgermeister D r . A . Melzer folgende Ansprache: Sehr geehrte Festgäste! Meine Damen nnd Herren! Es ist nicht das erste Schnlhans, das w i r nach dein Kriege wieder nen erballt haben, um es seiller Bestini nlilllg zuzuführen, aber es ist das größte. Freuen wir ilns darüber, daß es nach so langer Arbeit, nach Über 'windnng so nngezählter Schwierigkeiten nnn endlich hell uud licht und freuudlich vor uus steht. Denken wir aber auch daran, an den I r r s i n n des Krieges, der gerade den Kindern, die an dem Gescheheil ill der Welt ganz nnd gar unschuldig sind uud waren, ihre Stätten der Bildnng, des Unterrichtes nnd der Erziehnng ge railbt hat. Fassen w i r den Vorsatz, alles zn tnn, was in unserer Macht steht, um Meinungsverschiedenhei ten im I n n e r n ails friedliche und verständnisvolle Art auszutragen, denn nnr so haben wir das Recht, von den anderen ;n verlangen, daß sie nicht mit Kampffliegern, Panzern nnd Kanonen die streitig leiten iil der Welt auszutragen versnchen. Die ganze ^3tadt ist seit vier Jahren voll von Ban gerüslen. Überall regt sich der Wille für ein geordne tes ^eben, die Menschen — seien sie nnn Kanflente oder Unternehiner, seien sie Arbeiter oder Angestellte, (irbeiten wie Ameisen am Wiederaufbau unserer Stadt, an der Wiederherstellung normaler Verhall nisse. Wenn wir nnter den vielen fertiggestellteil Ba» werten hente dieses Schillhaus seiner Bestini,nuilg zu führen, so möge dies ein Symbol dafür sein, daß wir noch höhere Dinqc kennen als Essen, trinken, Be Neid,mg nnd Wolnmnq, ein Symbol dafür, daß wir
der Landeshauptstadt Innsbruck bestrebt sind, auch die geistige und see! i säie Kn in den, lverlvollen Gut, das wir besitzen, in unse^eu Kindern uneder niöglich ;n inachen. Wo bisher 3od und 'verderben, ^ l a n b »nd Schutt und öde Fenster höhlen vom fluche dei menschlichen ^eidenichasten tilndelen, sollen von nun an wieder jnnge, fröhliche und lärmendeKinderscharen ihren Einzng halten. Wir wollen nns daran freuen nud diesen Wandel als Zei ll,en nehuien, daß das Leoeil den Tod zn überivinden vermag. Das Leben besteht aber inchl nur aus materiellen lantern. Es gibt kein lvahres uud menschenwürdiges Lebe», N'enn nicht der Geist und die Sitte die Herr schaft führen. Darnni fordere ich die Lehrkräfte ans. ja nicht darauf zu vergessen- wcnu die Binder in dieser s c h u l e das A b c lernen müssen, so soll dies nur eiu Handwerkzeng dafür sein, nm in die Gehennnisse nnscrer Muttersprache einzudringen, nm die edelsten'und besten Werte unserer Dichter uud Denker in sich anfnehnieu zu können. Wenn den Bindern die besetze der Mathematik beigebracht werden, so denken Tie daran, daß es nicht nur Gesetze der Mathematik gibt, sondern noch viel wichtigere (besetze, die allein das Zusammenleben von Menschen möglich machen. (5s sind dies die Gesetze: du sollst nicht stehlen, dn sollst kein falsches Zeugnis geben, dn sollst nicht begehren deines Nächsten Eigentum, es sind dies die Gesetze von Tren und Glauben, von Mein und D e i n . „ E s gibt mehr Dinge zwischen Himmel nnd Erde als Deine Schulweisheit sich träumeu läßt, Horatio", heißt es im Hamlet. Und wenn ich die Türe dieses Hanfes öffne nnd den Tchlüssel der Lehrerschaft übergebe, so übergebe ich ihn mit dieser Mahnung. W i r haben aber nicht unr für Schulkinder diese ,'iiänme errichtet, sie sind anch für erwachsene Tchüler bestimmt, die den gewerblichen Unterricht besuchen.
> Heinrich Schuler, Nbl des Prämonstratenserstiftes Wilten, ist am 4. Oktober N)49 im 82. Lebensjahre (geb. am ! i . Jänner M'>^) in seiner einstigen Stndierstadt Meran verschieden. Damit hat Innsbrnck wieder einen seiner Ehrenringträger nnd einen K u l turmenschen alter Prägung verloren. Weuu des Per ewigteu iu diesem „:'lintsblalte" (1<.»17; Nr. '.») auch bereiw gelegentlich der Überreichung des Ehrenriuges der Ttadt Innsbrnck gebührend gedacht wnrde, darf doch keinesfalls versäumt werde», ihm an dieser Stelle seilen der Erinnerung zu widmen. '->7 Jahre lang hat :'lbt Schüler sein Tlisl durch schwerste seilen Politischer loie wirtschafllicher Not gestenevl, mehrere vwhre wie iu einem Austragstüb chen im Amraser Widum verbringen nnd schließlich sogar die fast völlige Zerstörung der Stiftskirche »nd Klostergebände miterleben müssen. Wie letzte Abend sonnenstrahlen seines Lebens mag ihm erschienen sein, als er wieder in seine notdürftig ausgebesserte Prä latur einziehen konnte, als er i» feierlicher Weise das Gnadenbild der „ M u t t e r Gattes unter den vier Tän len" heimführen dnrfte, dic große Wiltener Pfarr
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Auch diesen null ich '^nrnsen, das; jeder nur dann ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft isl, wenn er sich bemüht, ans seinem Gebiet, in seinem Vernf, in seinem Wirkungskreis das Veste nnd Vollkommenste ',n leisten. I^'cn ^ c o l . ^ >>».><.! v i t . ^ (.li^cimn^ heißt ein römischer Sprnch nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir. Nich! der Tchnle wegen, nichl des Lehrern wegen nnd nicht des Zeugnisses wegen machen wir die Ausgaben nnd die llbungen, sondern weil wir im Leben unseren M a n n stellen wollen. Und so begrüße ich alle die scharen, die von heule an in diese Räume ;iehen und beglückwünsche sie, daß sie ein schöneres nnd wertvolleres Hans besitzen als je mvor. Dies wäre nie möglich gewesen, wenn nichl alle Kräfte zusammengewirkt hätten vom letzten Hilfsarbeiter bis zn den Handwerkmeistern, den Bannnternehmcrn, den Vertretern der Schnl- und Banbehörde und den Mitgliedern des Gemcinderates. Ich spreche daher allen diesen meinen Dank aus nnd weiß, daß dieser Dank in Worten wonig besagt. Aber der Ttolz nnd die Befriedignng, mit der sie ans dieses vollendete Werk sehen können, gilt mehr als alle Worte. Und so übergebe ich den Bchnldirektionen nnd der Kindergartenleitung den Schlüssel dieses Hauses, wie ich ihn vom Baumeister empfangen habe. Das Hans sei nnnmehr I h r e m Schntze anvertraut, aber nicht nnr das Hans, sondern alle, die i n Zukunft darin arbeiten, lernen nnd leben. Sie übernehmen es als Diener am Wohl der Gesamtheit nnd ich bitte Sie, allen Schülern die Pflicht zum Dienst an der Gesamtheit zn lehren. Denken Sie aber immer, was ein großer russischer Dichter einmal gesagt hat: „Der Mensch ninß ein Diener der ewigen Gesetze Gottes werden, sonst w i r d er Sklave irgend eines menschlichen Tyrannen."
> glocke wie ehedem ihre eherne Stimme erschallen ließ nnd erst jüngst das ncnerbaute Berg-Isel-Museum feierlich eröffnet wnrde. Wer kannte ihn nicht, den gütigen, stets freundlich lächelnden, lentseligcn „gnädigen Herrn" von Wilten? Und wenn ihm die Sorgen für sein S t i f t nnd sein Priesteramt einige Stnnden der Erholnng übrig ließen, dann widmete er sie der Erforschung der Geschichte seiner geliebten Tiroler Heimat. Besonders die dunklen Zeiten der Urgeschichte bemühte er sich aufzuhellen, loie er selbst einmal lannig erklärle, weil man ihm ans diesem Gebiete am schwersten I r r t ü m e r nachweisen könne. Er schente sich nicht weder selbst den Tpaten in die Hand ;n nehmen, noch die evdbeschmutzten Urnenreste mühsam zusammen',!! setzen, soweit es seine sinkenden Körperträfle gestalle len, beschäftigte er sich anch in der letzten Zeit immer noch mit fragen der Stiftsgeschichte, über die er mehrere 'Arbeiten veröffentlicht hatte. 'Als die Beschwerden des Alters immer bedrängender wnrden, erbat sich Abt ^chnler einen Koadjntor znr Leitung seiner Amtsgeschäfte. Nnn wollte er sich in den milden
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Herbsttagen von Meran neue H ä r t u n g für den be vorstehenden Winter holen. Die (irde seiner engeren Heimat — Abt Schuler war in Ratsch iin Bintsäigau
geboren, hat ihn zurückgefordert. Liebevoll und sanft hm sie ihn heimgeholt, .^tarl Schadelbaner
Altersmäßige Zusammenstellung der Bevölkerung Innsbrucks Oberamtsrat M . B r e n n e r. Nach dem vom Ernahruugsamt der Stadt I n n s bruck für jede Kartcnperiode erstellten Nachweis über die Ausgabe von Lebensmittelkarten zählt die Lan^ deshanvtstadt Innsbrnck gegenwärtig rnnd 99.300 Personen. Dieser Stand bleibt schon seit längerer Zeit ans derselben Höhe und weist i m allgemeinen nnr geringe Schwankungen auf. Lediglich am Beginn nnd Endendes Schuljahres ergeben sich wesentliche A n dcrnngen durch den Zuzug, bzw. die Heimfahrt der in Innsbruck Studierenden. Es ist nun ganz interessant, wie sich die Bevölkerung in Innsbruck dem Alter und Geschlecht nach gliedert: M i t dem Stichtag vom 1. März 1949wnrden diesbezügliche Erhebungen ans Grnnd der Karteivormer kungen durchgeführt. Dabei wurde» allerdings die Patienten der Sanatorien und des allgemeinen Kran kenhauses als anch die gerade i n Haft befindlichen Personen anßer Betracht gelassen, so daß die Zusam menstellnng an diesem Tage insgesamt 9l>.25<> Per sonen umfaßt. Hievon gehören 44.414 Personen dem männlichen und 51.842 Personen dem weiblichen Geschlecht an. E s ist daher ein Frauenüberschuß von 7428 festzustellen, der sich jedoch auf die einzelnen Altersstufen dnrchans nicht gleichmäßig verteilt.
Ans der nachfolgenden Statistik, in der jeweils fünf Jahrgänge zusammengezogen sind, ist zn entneh men, daß lediglich in den Jahrgängen 1948 bis 1944 sowie 1911, 1910 nnd 1W9 noch die Bnben überwiegen/während von 1929 bis 1938 bereits nm 357 Ätäd chen mehr gezählt lvcrden. S i n d es bis zu diesem J a h r noch verhältnismäßig geringe Differenzen, so ändert sich das bei den früheren Jahrgängen derart, daß in eindrucksvoller Weise die Auswirknngen der beiden Weltkriege sichtbar werden. Daß Franeu im allgemeinen ein höheres Alter er reichen als die Männer, beweisen insbesouders die Zusammenstellungen der Jahrgänge über 75» Jahre. I n der Gruppe der 90jährigen nnd älteren Personen stehen 56 Frauen nur mehr 15 Mäunern gegenüber nnd die beiden ältesten Personen im Stadtgebiet, die Heuer ihr 99. Lebensjahr vollenden, sind Franen. I n einer zweiten Aufstellung werden die Geburtsjahre von M 2 9 bis einschließlich 1948 mit den einzelnen Iahrosziffcru angeführt. Diefe geben deutliche Hinweise auf die jeweilige wirtschaftliche Lage, wobei iu der Zeit von 19A4 bis 19!l8 der Tiefpunkt erreicht wird.
lMersfchichtung der Bevölkerung Innsbrucks mit Stichtag l. März Männlich
Jahrgang
Alter
1948—1944 1943—1939 1938—1934 1933-1929 1928—1924 1923-1919 1918—1914 1913—1909 1908—1904 1903—1899 1898—1894 1893-1889 1888—1884 1883-1879 1878—1874 1873—1869 1868—1864 1863—1859 1858—1854 1853—1849
bis 5 Jahre 6—10 „ 11 15 16-20 21—25 26-30 31—35 36—40 41—45 46—50 51-55 56—60 61^65 66—70 71-75 76—80 81 85 86—90 91—95 96-100
„ „ „ „ „ „ „ „ „ „ „ „ „ „ „ „ „ „
3.68? 4.037 2.382 2.885 3.369 3.485 2.594 3.672 3.798 3.505 2.698 2.304 2.119 1.785 1.169 615 226 72 12 ,,.1,.,,.,
Weiblich
(^- 225) ( I - 61) !
1949 Znsammen
(^ ^ (- l> l( ( l> (-^ (-^ ( (-l(-i(^ (^^ ( (- ^(- (-z.
146) 211) 429) 859) 492) 854) 515) 417) 805) 808) 678» 456) 515) 241) 209) 68)
2 (^!^
2)
7.149 8.013 4.910 5.981 7.167 7.829 5.680 8.198 8.111 7.427 6.201 5,4l6 4.916 4.026 2.853 I.47I 661 212 33 2
51.842 ( i 7.428)
9<;.^>.;
3.462 3.976 2.528 3.096 3.798 4.344 3.086 4.526 4.313 3.922 3.503 3.112 2.797 2.241 1.684 856 435 140 21
9)
eilljchlioftlich l
dor Ialirqänq«?
Weiblich
Jahrgang 1948 l947
1946 1945 1944 1943 1942 19 l i l 940 1939 1938 1937 1936 1935 1934 1933 1932 1931 1930 1929
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« „ 7 „ « ,, 9 „ 10 „ 11 „ 12 „ 13 „ ^4 „ 15 „ 16 „ 17 „ 18 „ 19 „ 20 ',
799 692 773 64l>
777 741 771 849
893 783 559
l ^ 46» l > 13» l! 38) (^- 52) (! 76)
35) 78) 5)
464 455 446
458 519 529 573
585 679
55)
1.552 I.37I I..'>08 1.240 1.478 1.514 1.567 1.663 1.708 1.561 1.220 985
7) 42) 40)
914 934 956
19) 72) 37) 59)
1.057 1.130 1.183 1.229 1.382
679
735 594 701
773 (^796 (-!(! (-!" (^
^usammeu
32)
25)
814
815 778 561 520 461 488 498 538 601 610 644 703
(^ (^( ^ (^ (^(^(4(^ (^ (-^
2)
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schulärztliche Beobachtungen über die Verbrennungen im Kindesalter Dr. Leopold U n t e r r i c h t e n Jedes Jahr worden sämtliche Schüler uud Schülerinnen aller Schulen in Innsbruck durch Ärzte des städtischen Gesundheitsamtes untersucht. Bei der großen Zahl der Jugendlichen ist es natürlich nicht mög lich, sich mit jedem Einzelnen eingehend zu beschäfti geu uud doch wäre es verfehlt zu glaubeu, daß dies eiue überflüssige Arbeit sei. Einerseits werden für die Gesamtheit der Jugendlichen wichtige Erkenntnisse gewonnen, wird doch besonders ihr Allgemeinbefinden beobachtet. (Gerade der Befund über die gute oder schlechte Ernährung bildete iu den letzten Jahren eine wichtige, zahlenmäßig belegte nnd nicht uur gcfühls mäßige Stütze für die Bemühungen der Stadt nm eiue Sclmlaussveisnng. Ernährnngs nnd entwick lungsmäßig besonders benachteiligte blinder loerdeu auf Listen zusammengefaßt und, loenu sich die Gele genheil bietet, auf Erholung verschickt. 'Andererseits tonnen für jedes einzelne Kind den Eltern oft recht wichtige Winke gegeben werden, z. B. werden zahn kranke >iiuder der Behandlung zugeführt, eiue Mas; imbme, N'elcber vi.m der Bevölkerung auscheiuend am meisleii Bersläudnis entgegengebracht ivird. Die ge sundheilliche l^lienvachuug gibt aber noch eine Reihe anderer Gelegenheiten, vor allem vorbengend Schäden ,'>> verhüten. Bei den Schulunlersuchungen >oerden aber auch eine Ml'üge von aiisll^'iiiend gaii; iiebelisäcliliclien Beflio den erhoben. Eincr davon soll an dieser Stelle etwas näher beleuchtet werden, es ist die Brandnarbe. Die Schulärzte bemerlteu uämlich relativ häufig an Schü
lern ul:d Schiilerinnen oft ziemlich ausgedehnte Verbrennnngsnarbcn besonders am oberen Teil des Brustkorbs uud an den Armen. Um der Sache auf deu Grnnd zn gehen, wnrden ans sämtlichen Gesnndheitsblättern die größeren Verbrennungen heransgesncht. Es ergab sich die Z a h l 106. Bei den Angehörigen dieser Kinder wurdeu mm die uähercu Umstäude des Unfalles, der die Narbe verursachte, erhoben. A l lerdings entfielen dabei einige, welche nach auswärts übersiedelt wareu, so daß wir von rnnd 100 genanere Daten zur Auswertung erhielten. Wenn wir diesen 100 Kindern die ziemlich genan 13.500 Schüler uud Schülerinneu aller Schuleu vou Iuusbruck gegenüberstellen, so möchte man glauben, daß es eiue ver schwindende ^ahl ist. M a n mnß aber überlegen, daß nnr große Narben in Betracht gezogen wnrden nnd man annehmen kann, daß nnr etwa eine von 15 bi5 2l) Verbrennungen zur 'Narbenbildung führt; so können wir damit rechnen, daß etwa jeder dritte bis sechste Mensch in seiner Kindheit eine mehr oder weuiger schwere Verbrennung mitmacht. Dies ist gewiß nicht zu hoch gegriffen, wie alle >tinderfachärz<e versichern. Wie sind nun die nähereu Umstäude, unter welche:? der Unfall geschah? Zunächst sehen wir ans unseren Erhebungen, daß zwei Drittel Knaben nnd ein D r i : tel Mädchen betroffen wurde. Sehr zu beachten ist das Alter, in dem die Verletzung erfolgt. B i s zum vollendeten l . ^ebeusjahr haben wir 14 Prozent der Verbrennungen, im Verlaufe des 2. Jahres 42 Prozent,
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dann nehmen die Fälle schlagartig ad. Die restlichen 44 Prozent verteilen sich ziemlich gleichmäßig ans die Zeit zwischen dem ! i . und ll). Lebensjahr, Es besteht also kein Zweifel, daß die größte Gefahr in den ersten .zwei Jahren besteht, wo die Kinder noch nicht die Zweckmäßigkeit der Anordnungen einsehen nnd aneh selbst noch keine Erfahrungen gesammelt haben. Betrachtet man die Gelegenheit, bei der sich das Kind verbrennt, so sieht man, daß genau eiu Drittel der Unfälle in der Küche am Herd Vassieren n. zw. meist dadurch, daß das Kind einen Topf mit heißem Wasser, Milch, Brei nsw. hernnterreißt und sich die kochende Flüssigkeit über seinen Körper ergießt. M a n glaube ja nicht, daß nnr unbeaufsichtigte Kinder,dazu Gelegenheit haben; bei etwa 80 Prozent ist c'in Eltern teil, die Großmutter oder sonst jemand anwesend. Nicht selten sitzen die Kleinstkinder am A r m oder ans dem Schoß der Mntter und das Herabrcißen geschieht so schnell, daß jede Abwehr zu spät kommt. I n der Häufigkeit folgt als Nächstes mit 1l> Prozent das Herabreißen von heißen Flüssigkeiten vom Eßtisch durch Ziehen am Tischtuch u. ä. Auch hier sind fast immer Erwachsene anwesend. Ebenso hänfig kommt cö vor, daß Kinder in Erwachsene hineinlaufen, welche ein Gefäß mit heißer Flüssigkeit tragen. Durch den Stoß kommt die Flüssigkeit zum Überlanfen nnd fließt über das Kind. Tiefe drei Möglichkeiten mit tN Prozent der Gesamtzahl werden ergänzt dnrch eine ganze Reihe von verschiedenen Ereignissen, welche znr Verbrennung führeu. Merkwürdigerweise wurde uur einmal von einer Verbrennung dnrch Zündhölzchen berichtet. Hänfig sind die Begebenheiten recht absonderlich, z. B. entzündete sich die Zellnloidpnppe eines Mädchens am Ofen und verursachte schwere Verbrcnnnngcn im Gesicht. Ganze 5 Prozent wiesen Verbren nuugeu auf nach zu heiß gemachten Wickeln von Wafser, Fett, Kartoffeln, Polenta, welche znr Heilung von Katarrhen aufgelegt wurden. I m übrigen erfolgte bei
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einer solchen G ^ I ^ n l i e i t vor tnr',em ein Todesfall, allerdings bei einem K i n d , das von auswärts in die Klinik gebracht wnrde. Entsprechend den soeben aufgezählten Ursachen der Unfälle sind anch die Narben am Körper verteilt. Bei 7 l Prozent sind ansschließlich der Oberkörper nnd die Arme beteiligt, wobei der Brustkorb allein weilans am hanfigsten betroffen ift. Es folgen Schultern, Arine, Hände und Hals, viel seltener sind Bauch nnd Gesicht, am seltensten die Beine beteiligt. Es ist eben fast immer eine kochende Flüssigkeit, die sich von oben herab ergießt, wobei das Kind jedoch so weit entfernt ist, daß das Gesicht meist nicht betroffen wird. Der Gedanke liegt nahe, daß vielleicht recht ungünstige Wohnverhältnisse, viele Geschwister nnd schlechte soziale Lage den Unfall begünstigen. Diese Ansicht ist irrig. Es konnte festgestellt werden, daß die Betroffenen hänfig keine, meist aber ein oder zwei Geschwister hatten, alle anderen waren bedenkend in der Minderzahl. Bei rnnd 88 Prozent konnten die Wohnverhältnisse als gnt oder zumindestens als befriedigend bezeichnet werden, ein hoher Huudertsatz ini Hinblick auf die bestehende Wohnungsnot. Bei 74 Prozent der betroffenen Kinder waren die finanziellen häuslichen Verhältnisse völlig geordnet. Es gab Wohl keinen von den normalen Berufen (der Väter), welche hier nicht mehr oder weniger oft verzeichnet waren. W i r kommen zur Schlußfolgerung: E i n Großteil der Unfälle bei Kindern wird dnrch Verbrennungen verursacht, besonders bei Kleinkindern bis zum dritten Lebensjahre. Wenn anch ein tödlicher Ausgang selten ist, so wird dadnrch doch ein sehr schweres Kranken lager, viele Schmerzen nnd nicht selten entstellende Narben verursacht. Die häufigste Art der Verletzung ist das Verbrühen. Das Verhindern solcher Unfälle wird besonders dnrch das nnvermntete Handeln der Kinder erschwert.
V o n der Leserschaft der ^tadtbücherei Über die Erfahrungen, welche die Angestellten der Stadtbücherei mit ihrem lesefrcudigcn nnd wnnsch reichen: Pnbliknm erleben, berichten die folgenden
Aufsätze:
I . Leiden und Freuden in der Stadtbiichcrei. D r . I r m g a r d Webhofer, Leiterin der Stadtbücherei. Eigentlich sollte ich nnr von den Freuden erzählen, denn die Menschen sind so frendebedürftig. Doch wenn ich ihnen anch nur ein wenig davon zu schenken suchte, dann wäre das Amtsblatt von nns allein überschwemmt. D a r n m heißt es wiederum, sich in der Beschränkuug zu üben. Anch liebt der Mensch die Ab wechsluug uud deu Gegensatz nnd empfindet die Sonne nach dem Regen doppelt wohltätig. J a , anch in der Stadtbücherei „regnet" es ofl nn liebsam. Tagtäglich Prasseln die Wünsche des „ P u b l i knms" (siehe Kierkegaard! „Kritik der Gegenwali") auf nns ein. Eronin ist die Losung des Tages. Und immer wieder mnß der geplagte „Bücherwurm" mit
„leider allsgeliehen", „ u u r alls Vorbestellung zu haben", „schon zehnmal vorbestellt" uud ähnlichen Absageil antworten, so daß ihm selber die Eronins, Deepings und Galsworthys beinahe zum Halse Herallswachsen. Die „Ansländerei" ist ein Kennzeichen des heutigen Lesergeschmackes, psychologisch leicht erklärlich nach den Jahren der künstlichen Absperrung. Gewiß finden sich Perlen unter den fremden Autoren, aber alles ist nicht Gold, was von dranßen kommt. Und wie iil der Kleidung sind viele Menscheil anch ill der Lektüre von der Mode beherrsch!. Es könnte einen oft traurig stimmen, w^im ma,: nach der Allsleihe die zurückgebliebenen Bände be trachtet. Die „Reißer" sind alle weg, aber andere lind vielfach wertvollere Bücher stehen im Regal. Ver diente Heimatdichter koiumen gegenüber den Alls landern zu kurz, lind gerade diese liegen nns all' Her;en, nnd w i r bemühen uns, sie zu empfehlen nnd ein msetzen. Das ist ja auch unsere Aufgabe. Und Une groß ist misere Befriediguug auf der anderen Seile,
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der ^andcol,auptstadt
»oeuu es geling!, die prende an ioeniger »oertvolleu Bücheru zu loecteu, To haben ivir z. B. eine Veierin gan-, fiir W a g g e r l geivonnen. Der Dichter ist ihr zum freunde ge ivorden. Tie liest seine Werte immer wieder uud holi sich ^ i u l , Trost und heileren S i n n bei ihm, un: ihveu schiverei, Alllag besser meisleru zu köuueu, To sollte es seiu iu »ilserem Umgang mit Büchern, ^iicht Publikumsgeschmack, uicht ^iode, uicht Lauge N'eile, uicht die eigeue Leere sollten uuser Verhälluis '>ui!> Buch bestimmen, sondern eine tiefe, reine Liebe ;u allem Guleu, wahren, Tchöueu uud Herzbeivegeii deu. Eiue heilige Begeisterung für deu gottgescheullen <^euiils dee> Dichtern, das ist es, was das Letali zur iuuerlicheu Bereicheruug lverdeu läßt. Eiu auderes Beispiel: Uuser poetischer Haus Sachs Schuster. Er liest Tchillers „beschichte des lil^jährigeu ^trieges", Striudbergs „Schwedische M i u i a t u r e u " , eiu Lebensbild Hölderlins uud des euglischeu Dichters Byroii. Dabei ist dieser Kunde etwa keiu bleichsinhti ger Philosoph, souderu neben seiuem Beruf als Handwerker eiu Naturfreund uud Wassersportler. Sport uud Huldignug der schöueu Künste lassen sich also auch nebeueiuauder betreiben. Es wäre nur gut, weun un sere juugeu sportbegeisterten Iuusbrucker dies beherzigeu würdcu. Wcun jeder sich ciueu ihm czemäszen „qanzeu K e r l " uutcr den Poeteu als Äteutor aussuchte, dauu würde der Typ des verrufenen einseitigen „)1iuecheu" bald verschwinden, uud eiu wahrhaft olympischer Geist mit harmouischer Erfassnug aller
Kräfte des Menschen das heranwachsende Geschlecht beseelen. Wir haben genug Beispiele dafür, daß Bücher wie (iarossa: „.Uiudheit uud Verwandlungen einer J u gend", Verminosi „Tagebnch eines ^audpfarrers", D u Nouy: „Die Bestimmung des Meuscheu", Kierkegaard: „Kritik der Gegenwart", Suso Waldeck: „Gedichte" usw. bestimmten Lesern zu wahren Offenbarungen wurden. Der vou seiuem Beruf erfüllte Bibliothekar will Dichter entdecken helfen, eine wnuderfchönc Aufgabe! E r muß dabei fehr behutsam, vorgehen. Er darf sich nicht aufdräugeu, er muß sich in den Leser hincindew ten uud errateu können, um gut zu rateu. Voraus scyung dafür ist, daß er selbst viel liest, daß er unermüdlich an seiner eigenen Geistes uud Herzensbildung arbeitet uud eiue immer tiefere Meufcheulicbe, die frei ist vou Überheblichkeit, iu sich wachseu läßt. Um nns selbst für höhere Aufgaben frei ',n machen,
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haben wir uns einschlössen, unsere Verbiuhungeu uud Tlalislileu deutbar ;n vereinfachen nud nns so vou technischen Arbeilen immer mehr zu eutlasleu. Eiu Weilerführeu der jetzigen Ttatistikeu, die bei eiuer Be sehuug mit zehu M a u u Personal ohue Tchivierigkeit geführt werden touute, lväre bei unserer jetzigen Be^ selniug mir mehr auf Kosten der Gesundheit und Ner venlraft gegangen, ivii! der geplanten Vere.n'/'ichuilg habe», >oir den Vorwurf des Bürokratismus endgültig von nns abgewendet. M i t um so größerer Energie wollen Nur die frei werdende straft auf die Hebung des geistigen Niveaus der Ttadtbücherei werfen. Uufere nächste Aufgabe, der erste käufliche Katalog, füllt jetzt jede freie Minute aus. Auch wollen w i r im Herbst unsere Leserabeude wieder aufnehme»! nnd be fonders unsere Heimatdichter da;u einlade,!, aus ihren Werten vorzulefeu. Hoffentlich wird uns auch uoch iu diesen! Jahre ein Nachtragskredit gewährt, damit wir uusereu Bestaud auffrischen können, denn viele Bände sind jetzt durch deu starkcu Verschleiß schou sehr „zerlesen". Die doppelte Teuerungswelle dieses Jahres hat begreiflicherweise uusereu Kredit schon fast ganz aufgezehrt. Der Audraug der Leser uud der Wuusch nach Neuerscheinungen ist aber nach wie vor sehr stark lind wird im Winter zur Flut auschwelleu. Z u deu Frcudcu des Bibliothekars zählen die häufigen L e s e r b n ch s p e n d c n. Manche wertvolle Bcreicheruug hat uuser Bestaud dadurch schou erfahren. Auch die treue Tchweiz ließ meine Bitte, die ich voriges J a h r gelegentlich einer persönlichen Vorsprache in Zürich stellte, nicht nngehört. Sie hat sich wieder mit einer Gabe der Schweizer Bücherhilfe Zürich eingefunden. I m M a i erfreute uus das „ I n s t i t u t de I ' I u f o r m a t i o u " mit eiuer Tpeude vou über 70 deutschsprachigem Büchern. Der Bestand von rund 1W0 französischen Büchern wnrde uns durch das Eutgegeukommeu des „ I n s t i t u t de l ' I u f o r m a t i o u " um wertvolle Speudeu erweitert, zurückgestellt. Z u m Schluß noch einige Augabeu, die das Wachstum der Bücherei zeigen: Der Anteil der jugendlichen Leser ist gestiegen, ebenso die Anteilnahme des M i t t e l standes au den Entleihilugeu. Der Bestaud konnte uni rund 1<i<»<) Bücher vermehrt werdeu, so daß er am 1. I m m e r U)4i) ruud 11.000 Baude betrug. Was letzteres bedeutet, kauu nur der ermessen, der weiß, daß der Kcrngedanke dcr Volksbücherei die Auswahl ist. (Fortsetzung folgt.)
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v o r l)ll,ldcrt Oltober l . wird im „Boten" die Heranogabe eine» neuen Zcitsckrift „Alpenrosen ^nio T i r o l " ^ngetnndigt; sie sollte ab l<l. Ottober wöchentlich dreimal bciln Buchdrucker ^ i l t i n ^ mcheine»; der Vievteliahropreio hesin ^»»obruck .< ' <> ,^>c>i^'>. I?ic „Alpenvoscn" soll-
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ten gediegene Novellen, (5r;ahlnngen, Reisesti^en u. a. enthalten sowie „für Innsbruck inc^hesondcre gedrängte, lnrzc Theaterberichte un>d ^okalnaclnickten" ; N'ird ein neu crbanteo .»ano im >iirschental l^iat. Nr. ^'l?) nnt Stall und Stadel nebst :i ^i.>ohnun<u'n !um
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Amtoblatt der Landeshauptstadt
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empfiehlt der Kunst- nnd .dandelogärtncr Josef Unterrainer im gräfl. Trapp'schcu Hause seinen reichen B l u mcnvorrat; 2. marschiert die 1. Kompanie des bier garnisonierteu Bataillons Wohlgemuth nach Böhmen ab; :l. rücken ^ Kompanien des Regiments Hartmann-Infanteric ans Vorarlberg hier ein; — empfiehlt I . A. Most seinen „Fliegcntod oder Fliegcupapier", den Bogen zu ! Kreuzer; 4. werden anläßlich des Namensfest«. Kaiser Franz Josefs nach einem feierlichen Hochmut in der Pfarrkirche die silbernen Denkmünzen im Klosterkasernhofe an die Landcovcrteidigcr von 181« verteilt. Die Verteilung nahm der Landeschcf Gf. Bissingcn vor; er heftete den Offizieren der Innsbrucker nnd Wiltcner Stützen« tompauicn die Medaillen in der Reihenfolge, wie sie aufgezogen waren, an die Brust und übergab dann den Hauptleuten die Mcdailleu zur weiteren Verteilung an die Mannschaften. Mittags bewirtet der Radetzkp-Vcrcin 60 Invalide und nachmittags wird am Berg I s c l ein Schießen eröffnet, zu dem Kaiser Ferdinand ein Best von 50 Dnkaten gespendet hatte; 5. wird im „ B o t e n " den „zweideutigen Gerüchten über das dienstliche sowohl als moralische Verhalten der ^. Innsbruckcr Sckützcu-Kompanic unter dem Kommando des Hauptmann Frühwirth, welche durch sechs Monate in Judikaricn stand", entgegengetreten. Es wird das lobende Dekret abgedruckt, das F. M . L. v. Roßbach am 1 1 . Sept. 1l?l!» au den Hauptmann gerichtet hatte; darin wurde diesem, dem Oberleutnant Kreil, dem Fcldkaplan Bousi,lius Aig>ncr und den übrigen Chargen die volle und dankbare Anerkennung ausgesprochen; — bietet der bereits genannte Kunsthändler Jos. A. Most „das höchst gelungene Kunstprodukt, ja das nach den, Urteile aller Kenner als bestes Produkt des rühmlichst bekannten Wiener akademischen Professors Führich anerkannt ist, ein Prachtexemplar der 11 Stationen, ganz in ^)l gemalt und in Goldrahmen nach bestem kirchlichem S t i l e " zum Preis von ^00 Gulden a n ; <i. wird in der Mariahilf-Kirchc ein feierliches Requiem für den in der Dktobcr-Rcvolntion Wiens ermordeten K r i e g s m i n istcr Latour gel e f e n ; — steigt die Prinzessin von Wafa auf der Reise nach Mcran in der „Goldenen Sonne" ab; 8. teilt der Parfumeur nnd Wundarzt Franz Schmid, der sein Vcrkaufsgewölbc im Kunsthändler Untcrberger'schcn Hause hatte, mit, daß er für seme nen verfertigte „Maria-Anna-Seife" die Erlaubnis erhalten habe, den Namen I . M a j . der Kaiserin M a r i a Anna von Österreich zu verwenden. Diese Seife werde aus dem feinsten
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Glummer
Gemsenfctt und Alpenpflanzen-Stoffen zubereitet und diene als vorzügliche Toilette-Seife. Weilers empfiehlt Schmid feine seit Jahren hergestellten Gemsen-Unschlittnnd ^cbcrfleckeui-Seifen; er venveist auch auf seinen Vorrat an der beliebten Blumenerde, „dm'ch welche die blastroteu Blüten der beliebten Horteusieu in ein herrliches, reines Himmelblau verwandelt werden können" ; erstattet Dr. v. Widmann im großen Bürgerausselmß. Beriel't über seine Mission in der Münchner-Rosenheimer Eisenbalmangelcgenbeit. Um de» B a u der Bahn bis Innsbruck durchzusetzen, wird eine Deputation an dao Ministerium nach Wien entsandt, der der Bürgermeister Dr. v. Klcbclsberg, Dr. Widmann und der Handelsmann Wilhelm angehörten; crbält der hiesige Rektor der Universität, Prof. Dr. Jos. Böhm, zu der ihm für seiuc Verdienste um die !»!audcsvcrteidigung verliehenen großen goldenen (5ivil-(5hreninedaille noch die goldene Kette; veröffentlicht der Gvmnasialdirektor G. Schenach folgende „Einladung" in der Zeitnng- „ D i e gefertigte Direktion glaubt im Interesse der Eltern uud der studierenden Jugend zu handeln, wenn sie jene einladet, sich in der Wähl der Hanslchrcr nnd Instrnkloreu bei ihr, als der vorgesetzten und sachverständigen Bckördc Rats zu holen" ; rückt eine Wcldcn'sche Scharfschützenkomp^uie bier ein, um im Stubai das Winterquartier zu beziehen; beginnt der Musikunterricht im Musikvercin. Es wird den Schülern, die sich hier einen Verdienst schaffen w o l len, geratcn,-Blasinstrmncntc, besonders Oboe, Fagott, Trompete und Horn zu wählen; hält der Stegreifdichter J u l i u s Stein im Redoutensaal humoristische Vorträge zum Besten des Tiroler I n u a lideufouds.
Verleger, Eigentümer u. Hernuogeber.' Dio^tadlgcinrinde Inn^driia. Veraolm, Schrislloiler ^ ?>r. >vnrl ^ch Rathaus, Zimmer Nr. 1l»l>. — '-Auzeigeiioermaltuini: "Auilouceu Expedition „Nouiwü", IilUül'ruck, ^Iuichstras,e « I . — Druct und Vertriebsverwaltung'. Felizian ^niuch, Inn^druct. - Dructgenehnugung Ätr. lOri uo>n ^ 1 . ^ttouer