Amtsblatt Innsbruck

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der Lande

Innsbruck ck r i f t l c i t n n g S t o c k Z i in in e r c r n s p r e c h e r ^)? r.

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April

1950

R a t b a n s r. ll)0 7l / 190

. Jahrgang

Antrittsrede des Bürgermeisters Dr. A. Melzer vom 13. April 1950 Sehr geehrter Herr Landeshauptmann! Sehr geehrte Mitglieder des Genieinderates! Es war nicht allzu leicht, zn einer Einigung für die Konstituiernng des Gemeinderates zn konimen. Aber immerhin, sie ist gelungen, ohne daß mai: von Siegern oder von Besiegten sprechen kann. Es wurde nur anch nicht allzu leicht gemacht, die Frage, ob ich der neuerlichen Übernahme des Amtes als Bürgermeister dieser Stadt in sicherlich schwieriger Zeit meine Z u stimmnng geben solle, mit ja zn antworten. E i n geringeres Mas; von Mißuerständnissen und ein größeres Maß von Einigung hätte mir diese Antwort wesentlich erleichtert. Wenn ich mm neuerlich dieses Amt übernehmen soll, so tnc ich dies nicht nur deshalb, weil ich damit einen Auftrag meiner Partei erfülle, ich tue es auch ans der Überzeugung heraus, daß sich die innere Unrnhc der Geister, die noch immer auf das Wahlfiebcr zurückzuführen ist, früher oder später legen nnd ruhigerer Überlegung Platz machen wird. Ich hoffe zuversichtlich, daß es mit der Verwirrung der Geister auf keinen Fall schlimmer werden kann, als wir es in den letzten fünfzehn Jahren in verschieden sten Regimen erlebt haben; und wenn es mir iu den letzten fünfzehn Jahren gelungen isl, den ruhigen Kopf, den freien Blick zu bewahren und den rechten Weg zn finden, so möge mir das, so Gott will, auch in der Zukunft gelingen. Nun ist es unser aller Sache, unser aller Pflicht, an die Arbeit zn gehen. Die Anfgaben, die nuser war ten, sind groß und schwierig. Die Ziele ausznstecken, die wir erreichen wollen, wird Aufgabe der einzelnen Parteienerklärnngen sein. Dabei werden die Beschaf fung vou Wohnungen, Finanzierung der großen Bau^ vorhabe», insbesondere des Mühlauer Wasserwerkes, die Erleichterung der Besatznngslasteu nud viele drin gende Probleme zweifellos eine große Nolle spielen. Die Ziele ',u erreichen, ist Aufgabe von uns allen, sie können nur mit vereinten Kräften erreicht werden.

Aber der Weg, der nns zn diesen Zielen führen soll nnd die M i t t e l , die ich dabei angewendet Nüssen möchte, darf ich wohl knrz umschreiben. I c h brauche Wohl nicht eigens hervorzuheben, daß ich mich persönlich an das Christentum auch in der Politik verpflichtet fühle. Die Tätigkeit eines christlichen Politikers kann sich aber nach meiner Meinung nicht daranf beschränken, daß er einmal iu der Woche die Kirche besucht nnd einmal im Jahre sich bei der Fronleichnamsprozession sehen läßt. Wenn ein Politiker an seine Religion, keine höheren Anfordernngen stellt, dann ist er meines Erachtens noch lange kein Politiker mit christlichem Gedankengnt, im Gegenteil, ich fürchte, daß er i n Gefahr kommt, dnrch feine politische Tätigkeit die Religion in Mißkredit zu bringen. Wenn Sie von nur wissen wollen, was ich unter christlicher Politik verstehe, so will ich die Antwort in die Formulierung kleiden, die ich irgend einmal gelesen habe: „Christliche Politik kann nur eine solche genannt werden, welche die Freiheit der Einzelnen erkämpft nnd schützt, die Gleichheit vor dem Gesetz herbeiführt nnd bewahrt, der Not entgegenwirkt nnd darüber hinans in brüderlicher Gesinnnng alle Werke der Volt'sgesnndheit und Volksbildung, überhaupt des Volkswohles zu ihrer Sache macht." Eine Politik jedoch, die sich den Tchntz der Freiheit auf die Fahne geschrieben hat, den Kampf nm die Freiheit der Meiiumgsänßernng, der Freiheit des Ge Wissens nnd der Freiheit von Fnrcht, kann eines I n strumentes nicht entbehren, und dieses Instrument ist eine echte demokratische Gesinnnng. Über den Begriff der Demokratie gehen die Mei nnngen oft sehr auseinander. I c h möchte daher leinen Zweifel offen lassen darüber, was ich darunter verstehe. Jeder, der nicht nut Worten und Begriffen jongliert, sondern der Wirklichkeit ins Ange sieht, m u ß mr Einsicht kommen, daß eine Demokratie im vollen reinen Wortsinn ein Ding der Unmöglichkeit ist. Es isl unmöglich, daß die Masse wirklich regiert. Jede Ne-


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giernng ist natnrnolwendig oligarchial). Demokratie ist nur i n dem Maße vorhanden, als die regierende Gruppe aus der Masse des Voltes her'vorgegaugeu ist und mit Recht Anspruch er'hebeu kaun, deren Äieiuunq zum Ausdruck zu briugell. Daher ist die Macht, die die Parteien innerhalb des Volkes ausüben, im wei tereu Ullifang etwas Normales uud Naturgegebeues. Die politischen Parteien sind daher nach meiner Über zeugung nicht eil: unvermeidliches Übel, loie man nicht selten behaupten hört, sie sind nnter den gegebe neu sozialen, uud politischeil Verhältnissen das auge messene Sprachrohr, mit dem die Masse ihren Willen knndgibt, uutcr der Voraussetzuug allerdings, daß sich die Macht der Parteien nicht zur Allmacht entwickelt, denn dann w i r d jede Demokratie nur I l l u s i o n . Was für die Parteien ini Eiuzeluen gilt, gilt auch für ihr Z u s a m m e n a r b e i t e n i m Nahmen der Demokratie. Es ist kein unvermeidliches Übel, wenn die Parteien miteinander 'verhandeln müssen, denn nur so wird eine gegenseitige Kontrolle wirtsam, uur so kaun jedes Problem gründlich von allen Seiten er örtcrt werden. Aber vergessen w i r nicht, meine Damen nnd Herren, die Demokratie ist nicht Selbstzweck, sie ist nnr ein .Instrument, ein M i t t e l mm Zweck. Sie können noch so einwandfrei demokratisch den, Beschluß fassell, daß die Ziegel eiucr Mauer schief übcrcindaudcr zn legen sind, die Mancr wird zilfannncnstürzen, weil es Physikalische Gesetze gibt, 'gegen die keiu demokratischer Beschluß aufzukommen vermag. Sie köuueu den einhelligen Beschluß fasseu, daß zwei mal zwei iu Hinkunft fünf zu sein hat, die Welt wird über Sie mit Necht ihren Spott ausgießen, weil es eben mathematische Gesetze gibt, die I h r e r Beschlüsse spotten. Nud wie es Physikalische uud inathematische Gesetze gibt, gegen die kein Parlament der Welt ohne Strafe anrennen kann, so gibt es auch ein Sittengesetz, ein Gesetz von Treu uud Glauben, das uns allen unverrückbar auferlegt ist und das keine noch so scholl konstruierte Formaldemokratie übertreten darf, ohne für die Menschheit größten Schaden und größtes Unglück heraufuibe

fchwören.

Wenn loir alle dieses Bewußtsein in nns tragen, daß wir nicht Herrscher aus eigeucr Macht oder aus der Macht und der Zahl unserer Wähler siud, son deru Diener eiues unverrückbaren und unabdingbaren Gesetzes, dann werden Wir trotzdem noch immer Feh ler machen, weil wir eben fehlerhafte Menschen sind, aber wir werden bei gutem Willeu auch in der schwie rigstcn Streitfrage schließlich einen gemcinsameu Weg finden. Neun Nur uns als Diener eiues höheren Ge setzes fühlen, wird das uus selbst zur Ehre, und der Bevölkerung, deren Wohl uns anvertraut ist, zum Scgeu gcrcicheu. Denn das Wohl der Gesamtheit muß das Ziel unserer Tätigkeit sein, nicht das Souder interesse einer Partei, einer Klasse oder einer Interesseutengruppc. Unser Tnn soll jeder;eit im Einklang stehen mit den Bedürfnissen, Sehnsüchten und Sorgen, die ans dein Schoß der Bevölkerung hervorquellen. Aber höchstes Ziel der Politik und höchstes Verdienst der Demo fratie wird es immer seiu, die Masse uicht dorthin zn führeu, wohiu sie iu einem dunklen Drange nnd durch

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Demagogen oft irregeführt, manchmal g e h e n w i l I, sondern dorHin, wohin sie gehen soll. I c h habe in der vergangenen Amtsperiode uueut loegt die Überzeugung vertreten nnd werde mich da von, trotz aller immer wieder auftaucheudeu Nück schlage, auch iu der Zukunft uicht abbringen lassen, daß in einer wirklichen und fruchtbringeudeu Demo kratie die Herrschaft der jeweiligen Mehrheil nnr un ter Berücksichtigung der gerechten und begründeten Ansprüche der Minderheit ausgeübt werden soll' eben soweuig ist es aber auch ciuer Minderheit je erlaubt, uutcr Ausnützung ^ ^ zufällig sich ergebenden günstigen Gelegenheit an der Mehrheit Erpressnngsvcrsnche zu üben. Maßgebend ist nicht, wer ;nfällig siecht behält, sondern einzig nnd allein, was Necht ist. Nnr so kann eine Atmosphäre von Tren uud Glaubeu ge deiheu. Wenn w i r uns nicht an diese Grundsätze Hal teu, versinken w i r sehr bald ill das Gesetz des Dschuu gels, bei dem der Stärkere den Schwächeren bei jeder sich ergebenden, Gelegenheit unbarmherzig niederschlägt oder versklavt. E i n solches Leben wäre nicht menschenwürdig, weder für den, der es an sich reißt, noch für den, der es erdulden muß. I c h gebe mich kciueu Augenblick eiuem Zweifel dar über hin, daß die Führung der Gemeindegeschäfte durch die Zusammensetzung des neuen Gemeiuderates vielleicht schwieriger und reibungsvoller sein wird als bisher. Neue uud uuverbrauchte Kräfte siud einge zogen, manche davon, die sich bisher uur negativ be tätigen konnten. Vor allem werden die Schwierig leiten auch deshalb größer sein, weil voli nuu an keine der Parteien für sich allein die Mehrheit besitzt. Daher wird umsomehr Znsammenarbeit berrschen müssen, wenn es überhaupt zu einer gedeihlichen Ar be it kommen soll. Was mich betrifft, so gebe ich das Versprechen des guten Willens ab. Meinerseits soll alles geschehen, um eine Atmosphäre ;u schaffen, die die Voraussetzung einer fruchtbaren Tätigkeit ist; uud jeder brauchbare Vorschlag, von welcher Seite er immer komme, soll aufgegriffen, geprüft nnd ernstlich behandelt werden, wenn immer es Vorschläge sind, die nicht demagogi schcli, unehrlichen Absichten entspringen. Das Vorhandellsein mehrerer Parteien, von denen keine sür sich alleili die Mehrheit besitzt, muß aber keineswegs ein Nachteil sein. Das gehört zum Wesen der Demokratie und diese muß damit fertig werdeu. Es wird mir niemand dabei zumuteu, daß ich bei der Zusammeuarbeit mit anderen Parteien meine eige neu Grundsätze anfgebeu werde. I c h mute dies aber auch dem Politisch Andersgesinnten nicht zn. M a n gibt seine Überzeugung nicht einfach preis, weder für ein Linsenmns, noch für dreißig Silberlinge. Aber ich habe vielfach die Erfahrung gemacht, daß gerade die Männer am besten miteinander verhandeln kön nen, die von ihrer eigenen Über;engnng nnd von der Nichtigkeit ihrer Idee ehrlich dnrchdrnngen nud in sich gefestigt sind; denn diese leideil nicht an der inneren Anstst, über irgend welche Fallstricke zu slolperu. sie haben daher auch uicht das Bedürfnis, sich au billige, kleinliche, äußerliche Presligeangelegenbeilen ;n klam lnern.


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Vandcoliauptstadt

Da^> Politische ^eben bringt alleile, nnd vielgesial tige Gruppen und Splitter hervor, die oft von einer Laune des Augenblicks geboren, früher oder später sich wieder verwandeln oder von der Bildfläche verschwin den. Die beiden großen Parteien jedocli, die in diesem Staate vertreten sind, sind in meinen klugen Wirt' liche Parteien, deren Ailfgabe und Pflicht es ist, sich einander in ^panniing ;u halten, wie die Kraftfelder einer ^iagnetnadel zwischen beiden P^Ien in ^Pan nnng stehen müssen, lvenn die Kompaßnadel nn beirrt immer nach der selben Richtnng, nach vonoärts »veisen soll. v'sch halte es keiilesioegs für ein schlechtes Vorbei cl>en, das; diese beiden großen Parteien beinahe in glei cher Alarle hier im Saale vertreten sind, denn die Gegellsätze dieser beideil Parteien liegen ja auf einer ganz anderen Ebene als der oberflächliche Beobachter meist glanbt; diese Gegensätze werden nie aus der Welt geschafft werden können, sie brauchen aber anch nie ein nnübersteigliches Hindernis zu bilden. N e beiden großen Parteieil find ja nichts anderes, als das änßere Spiegelbild der tiefen Sehnsüchte, die in jedem Menschenherzen wohnen, samt ihren polaren Gegensätzen: der Sehnsucht nach Freiheit ans der einen nnd der Sehnsucht nach Sicherheit nnd Geborgenheit anf der anderen Seite. Freiheit ist die Atemlnft, die der Mensch braucht, nm sich als Mensch zu fühlen; aber die Atemluft der Freiheit kann sehr leicht vergiftet werden, wenn die Freiheit der einen zur Sklaverei der anderen führt. Sicherheit und Geborgenheit für die Fälle der Krankheit, der Not, der Wirtschaftskrise, Sicherheit und Geborgenheit in der Gemeinschaft gehört zu den größten uud bestechendsten Parolen der Gegenwart. M e r sie kann anch ein gefährliches Betänbnngsmittel werden, und vor allem, sie verlangt einen hohen Preis — die Freiheit. Und so kann anch die Erfüllung dieser Sehnsucht zin Sklaverei führen. I c h >glaübc, w i r müssen uns alle darüber klar sein: kollektive Sicherheit braucheil Nur, wo die Kraft der Einzelnen nicht mehr ansreicht, Vorsorge für das Alter nnd die Familie, Schutz vor Krankheit, Unfall und Arbeitslosigkeit, Hilfe für die wirtschaftlich Schwachen, sei es für die Nahrung, sei es für die Bekleidung, sei es für die Wohnung. Aber die großen aufbauenden Tilgenden: M u t , Selbstvertrauen, Verantwortungsgefühl, I n i t i a t i v e nnd Fortschritt gedeihen nur ill einem nnbeengten aktiven Wettkampf, nicht im Glashans und nicht im Gefängnis, sondern in der Freiheit. Der Gegensat) zwischen den Anhängern der beiden Parteien, von denen die eine den Hanpllon anf die Freiheil legt, die andere vm- allem die Akkorde der Sicherheit anschlägt, lann also nicht darnm gehen, daß die einen von den anderen ans dem Felde geschla gen und ;ur Ohnmacht verurteilt werden, es kann vielmehr nnr ein Kampf sein nm das richtige Maß und Ziel, wohl wissend, daß es in der Politik niemals einen Abschluß der Entwicklung gibt. Es mag nnil sein, daß diese meine Ansichten vmi einzelnen robusteren Naturen als schöngeistige Schaumschlägereieil bezeichnet werden, wie dies ja auch schoil tatsächlich vorgekommen ist. Das kann ich

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naliirlich nichi hindern, wie es ja anch der Mond nicht hindern kann, wenn ihn einzelne Hunde anbellen. Er läßt sich dadnrch ja anch nicht beirren und zieht Weiler seine Bahn. I c h könnte solchen Argumenten, die mit einiger Überheblichkeit manchmal als sogenannte Realpolitik be;eichnel werden, vielleicht das Wort des tlngen Franzosen I o n b e r l entgegenhalten, welcher einmal sag«! „Die Vx'fe mag noch so groß tun, sie fällt schließlich docl, wegen ihrer Anfgeblasenheit znsam men." Und ich möchte dem anch meine durch vielfältige Erfahrnngen gewonnene Überzengnng entgegensetzen, voil der ich mich nicht abbringen lasse, die Überzengnng, daß geistige Waffen zwar viel langsamer arbeiteil nnd viel uilscheiubarer zum Erfolg führeil als die Waffen der Organisation, der Propaganda nnd der Demagogie, aber letzten Elides ist der Sieg des Geistes nnwiderstchlich, weil eben der Geist die M a terie formt nnd gestaltet. Alles andere gleicht einem tönenden Erz und einer klingenden Schelle, Manche verwechseln vielleicht den Geist in der Politik mit dem Raffinement und dem politischen Räntespiel. Aber ein berühmter englischer Staatsmann (Bnrke) sagt dazu: „Raffinierte Politik war immer die Mntter der Verwirrung lind w i r d es immer sein, solange die Welt steht. Schlichte gute Absicht, welche ebenso schncll'«beim erstell Blick erkannt wird, als der Betrng sicher am Ende zn entdecken ist, besitzt, läßt es mich aussprechen, keine geringe Macht i l l der Regierung der Menschheit." D a m i t möchte ich die Reihe meiner Gedanken schließeil nnd Sie alle, meine Damen und Herren, bitten, iil den Alltag zurückzukehren nnd mit der Arbeit zn beginnen. I c h kann aber nicht besser schließen als dadurch, daß ich noch die Worte eines der größten Geister der Meilschheitsgeschichtc i l l I h r e Erinueruug rufe, die Worte Platos, die er vor etwa zweieinhalb Iahrtlluscudcu all D i o n uud seme Freunde schrieb: „Wenn Euch i n : Augenblick jene stetigen und vielsachcn Kämpfe bedrücken, wie sie i n revolntionären Zeiten Tag für Tag zu entsteheil Pflegen, so muß sich einfach jedcrmaun, dem die Gottheit auch uur einen Fnnken Verstandes verliehcu hat, darüber klar sein, daß es in cincr Revolution kein Ende der bösen Taten gibt, bis die Sieger i n den Kämpfen aufhören, sich an ihren Gegnern zu rächen. Vielmehr müssen sie sich selbst in Zucht nehmen, allgemein gültige Gesetze geben, die um kein Haar m c h r Z u i h r c m politischen Vorteil beitragen als zu dem der unterliegenden Partei, nnd diese Partei nur durch zwei M i t t e l zwingen, ihren Gesetzen ;n gehorchen: durch Scham uud Furcht. Durch Furcht, indem sie zeigen, daß das Gesetz ihnen an Gewalt überlegeil ist; durch Scham aber, indem sie sich selbst als überlegen gegenüber ihreu ^eidenschaf ten beweisen nnd als Männer, die v o r a l l e m a nd e r e u willens nnd fähig sind, sich den Gesetzen zn beugen. Anf eine andere Weise kann eine von Revo^ Intionen heimgesnchte >3tadl wohl nie ',nr Ruhe kommen." M i t Gottes Hilfe hoffe ich, diesen Prinzipiell, denen ich scholl bisher mit meinen schwacheu Kräften zn dienen versucht habe, anch in Znknnft treu zn bleiben, zum Wohle unserer alten, guten, schönen Heimatstadt nnd ihrer Bewohner.


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Obcrbmmit Dr. h. c. Inq. Innerebner Ehrenrinqträgcr der S t a d t " Bei dein am 6. A p r i l i>n Lothringersaal der Hofburg vollzogenen Festakt zum 80. Geburtstag von Oberbaurat T>r. ^ i . c. ing. K a r l J u n e r e b n e r wurden diesem zahlreiche Ehrungen von Seite des Landes T i r o l , der Stadt und Universität Innsbruck, der Indnstriellenkammer, des Landesmusenms Ferdi nandenm n. a. Mtcil. Bürgermeister D r . A. Melzer überreichte dem J u b i l a r den Ehrenring der Stadt, wobei er folgende Ansprache hielt: Sehr geehrter Herr J u b i l a r ! Sehr geehrte Fcstgäste! Der Anlaß, der uns zn dieser Feierstunde zusammensnhrt, ist nicht nur die Tatsache, daß Obcrbaurat Innercbner heute sein 80. Lebensjahr vollendet, son dcrn daß er sich anch als einer der größten Baumeister i n Stadt und Land einen Nnf erworben hat. Wenn wir unsere Stadt betrachten, so fallen uns drei wichtige Vauveriodeu ins Auge. Die Gotik, die uns als Glanzstück das Goldene Dach! nnd die behä digen Bürgerbanten der Altstadt hinterlassen hat, die an die Namen J ö r g Kölderer nnd Niwlans Turing geknüpft sind, das Barock mit den Adelspalästen, den Kirchen und dein Landhans, die den Namen des Geschlechtes der Gnmpp verewigen und schließlich die modernen Großbauten, von denen die größten und wichtigsten für uns nnd die nachkommenden (heschlech ter den Namen Innerebner verkörpern. Nach außen hin der bescheidenste von diesel: Banmeisternamen ist der letztere, denn er baute nicht hoch hinans, sondern gehört zu den Tiefbauern, also zu jenen, deren nm dankbare Aufgabe es ist, Bauwerke zu errichten, die man nach ihrer Fertigstellung vielfach nicht mehr sieht, sondern nur mehr in ihren Wirkungen spürt. Aber auch diese Wirkungen und ihre Ursachen haben ihre eigene Geschichte nnd es gehört zum interessantesten Kapitel nnserer Heinmtknnde, die Fäden zn entdecken, die misere Stadt nut der großen, Welt verbinde». unsere gotische Altstadt in ihrem bürgerlichen Reichtum und in ihrer Schönheit wäre nicht möglich gewesen, wen» nicht seit dem Cnde des 12. Jahrhunderts der Warenverkehr von Italien nach Deutschland immer mehr Zugenommen hätte. Vie Stelle, wo der Innfluf; zu überschreiten war, bedeutete für den Verkehr einen natürlichen halt- und Ruhepunkt, wo der Bedarf an ßrachtmitteln und Beherbergung uon selbst sich einstellen musile. Schon aus der Zeit von 1200 bis 1220 gibt es Auszeichnungen über die wichtigsten Orte für die Roisenden an der Nrennerstrcche und unter diesen wird auch Innsbruck genannt. Da die Aufzeichnungen zum Teil aus Hamburg, Lübeck lind Passau stammen, können wir die Reichweite des damals durch Innsbruck ziehenden Reiseverkehrs abschätzen. Das Innsbrucker Stadtrecht von 1229 und die tapfere Haltung und Treue der Innsbruckcr Ratsherren gegenüber dem neuen Landesfürsten Rudolf IV. von Habsburg, die mit einigen Handelsmonopolen bedankt wurde, gaben das ßundament für die prachtvollen gotischen Rauten unserer Stadt, die heute das Ziel zahlloser fremder Gäste bilden. Als aber Columbus Amerika entdeckte lind andere Cnt decker neue Seewege erschlossen, verschoben sich im Laufe

des 16. Jahrhunderts die wichtigsten Welthandelslinien vom Mittelmeer an die leiste der Atlantik, Das nahm natürlich auch dem deutsch-italienischen Transitverkehr seine über ragende Stellung im Weltuerkehrssiistem. Der Handel lind der Verkehr über Innsbruck trug nun nicht mehr jenen monopolartigon Charakter wie bisher, aber sür Innsbruck hatte sich glücklicherweise ein anderer Zweig aufgetau, die Stadt war Residenzstadt geworden. Seit 1565 wird Innsbruck Sitz des landesfürstlichen Hosstaates und macht eine Periode des Hoflebens von großer Pracht lind grosiem Aufwand durch. Innsbruck war der Sammelpunkt, an dem sämtliche Cinkünste aus den übrigen Landesteilen in einer Atmosphäre des Lurus verzehrt wurden. Line ausgebreitete Bautätigkeit des Hofes, des Adels, der geistlichen Orden lind der Amschwung im wirtschaftlichen Charakter unserer Stadt zeigte sich sehr bald auch im äusieren Bild, wo in den Vorstädten das bürgerlich gotische Wesen fast völlig dem italienischen Frühbarock der Wohnhäuser und der öffentlichen und der Adelsgebäude weichen musUe. Aber nach zweihundert Jahren wirtschaftlicher Blüte begann wiederum der Abstieg. Das auswaudreiche Leben und die kostspieligen Bauten überstiegen die wirtschaftliche Kraft des Adels und der auf das höchste gesteigerte Glanz einer Blütezeit trug schon den Keim des Verfalls in sich. Dann kamen noch die Türkenkriege, die auf Innsbruck durch die Leere der Staatskassen ihre Wirkung taten, es kam der Versuch Karls V I . , eine ostindische handelskompagnie zu gründen, deren Auswirkungen in prohibitiuen Mastnahmen für die Einfuhr lind in einem Zollkrieg gegen den Transitverkehr Tirols aus die wirtschaftlichen Verhältnisse in Innsbruck drückten. Den äußersten Tiefpunkt führten die vielen Jahre der napoleonischen Kriege herbei. Aber schon zeigte sich wiederum der Umschwung, als die politisch ruhigen Jahrzehnte des l9. Jahrhunderts anbrachen, hatte die Erfindung der Magnetnadel dem Columbus >die Cntdeckung Amerikas lind den Verlust unseres Monopols an der Brennerstraste verursacht, so machte jetzt die Crfindung der Dampfmaschine dies wieder gut.

1848 die Eisenbahnlinie .5tnfstein-^Innsbruck, !8l!7 die Linie über den Brenner, 1884 die Arlberglinie nnd IWt) die verschiedenen Lokalbahnen der näheren Hin gebnng von Innsbruck und schließlich als Abschluß die Mittenwaldbahn im Jahre l!>4^. W i r stehen nuu schon mitten im Lebenswerk Innerebners drinnen, jetzt wurde Innsbruck erst wahrhast zur Lanbeshanpt stadt nnd erhielt eine überragende Bedentnng gegen über allen anderen Städten des Landes. Waren einst die Landesgrenzen erst nach mehrtägigen Reisen im Postwagen zn erreichen, nunmehr waren sie nur mehr wenige Stunden von Innsbruck entfernt. Jetzt setzt aber auch eine Energie der Entfaltung ein, die gerade zn europäische Ausmaße erreicht, .^tanm waren fünf Jahre vergangen, daß das Problem der Stromüber tragnug auf weite Strecken von der Wissenschaft ge löst werden konnte, bante Innsbruck das Elektrizitätswerk in M ü h l a u . Es war eines der ersten l^lektri;itätswerke (Lnropas. Zehn Jahre später wurde das Sillwert iu Angriff genommen; Planer uud 0)e staltcr war Innerebner. Es war zn seiner Zeit eines der größten Elektrizitätswerke in Europa. Kaum wa ren die Wunden des ersten Weltkrieges vernarbt,


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schritt wledernmdie ^tad! ^MK'drnck ',nm '^a der grollen ^^erl'e seiner Z>eit, znm Ban dec, Achensee trafuoerkes. Auch diesem dnrch Innerebner gebaut, ^cicln vergessen soll auch loerden, das; die ^iitteinvald bahn, die ich schon erwähnt habe, die erste elektrische Vollbahn dev deutschen Sprachgebietes darstellt nnd das; die hier erstmals augeioendete ^tromart nnd Periodenzahl s>n sämtliche elektrische Bahnen Denlschlands nnd ^slerreicho maßgebend ivurde. >'lnch diese Bahn ist mit dein Namen ^nnerebner verknüpft. Wenn ich allc gros;en Werte ansohlen ioürde, die Innerebner geschaffen oder dei denen er maßgebend beteiligt >oar, würde ich Sie alle nnr ernuiden. Unser I n b i l a r allerdings ist bei deren ^chaffnug nicht er miidet nnd steht trotz seiner achtzig Jahre munter nnd frisch vm >M5. Und >venn ich vorhin erwähnt habe, das; er mehr in die Tiefe statt in die Höhe bant, so muß ich das etwas korrigieren, denn zuweilen ist er diesem Grundsatz untren geworden nud hat sich in höchste Höhen verstiegen. Die Hungerbnrgbahu nnd die Nordlettenbahn auf das Hafelekar gibt Zeugnis davon. Äian sieht, wenn ein Tiefbauer von der O u a l i tat Innerebners ans der Art schlägt, so schlägt er gründlich aus der Art. ^

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lind so möchte ich sagen, das; unser I n b i l a r eigentlich keine Ehrung braucht. Denn die Werke, die seinen Namen tragen, ehren ihn von selbst. Aber wir hielten es für angemessen, ;>!m ^Imlmmisch des heutigen Tages cmch die innere Verbundenheit zwischen der Stadt und dem Manne, der das Antlitz dieser Stadt so wesentlich nnd gründlich mitgestalten half, znm .Ausdruck zu bringen. Und wa5 gäbe ev für ein besse res Sinnbild der gegenseitigen Verbundenheit als den ^liing, das Symbol, das sich schon ein junges Paar gegenseitig an den Finger steckt znm Zeichen der Ver bundeuheit, biö der Tod sie scheidet. Darum gibt es auch für uns kein schöneres Symbol, als das; loir den Ning der Stadt Innsbruck I h n e n , sehr verehrter Herr J u b i l a r , au den Finger stecken. I c h brauche Sic^gar nicht aufzufordern, ihn in Ehren zu tragen, denn die Ehre des Tragens haben Sie bereits erworben. I c h branche I h n e n nur zu wünschen, daß Sie ihn noch recht lange in Rüstigkeit und Gesundheit tragen mögen. Das wünsche ich nicht nur i m eigenen Namen, sondern i m Nahmen der ganzen Stadtgcmeinde, vor allein im Namen des Gemeinderates, der I h n e n mit seinen: Beschlns; vom l). März 1l)5i0 diesen Ning verliehen hat.

Die Berg Isel Anlage im Zeichen des Kriegsgeschehens und der Wiederanfbau Verfaßt vom weiter der Perg-Isel-Verwaltnng, ^ m . a. D. Wilhelm W e i ß.' Die Geschichte dieser Nuhmesstätte Tirols seit seiner Gründung, die an die Zeit der Befreiungskriege Andreas H o f e r s anknüpft, von den heimischen Tiroler Kaiserjägern weitergesponnen nnd nach 191 tt von den wenigen übriggebliebenen Offiziereil dieser Negimcw ter trenlich weiter gehegt nnd gepflegt wnrdc, ist geistiges Gemeingut des ganzen Tiroler Voltes geworden. Weniger bekannt aber ist die jüngste Geschichte dieses Heldenberges während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft über Österreich nnd der steinige Weg, der von den wenigen, nicht dnrch das System völlig ausgeschalteten Offiziere gegangen werden mutzte, u m den Berg I s e l in seiner ursprünglichen Wesensart zn erhalten nnd nm zn verhindern, das; er nicht ganz in die Geschichte Prens;isch deutschen Geistes untergeht. W a r dies eiue der Psychologischen Krisen, die zn überwinden waren, so bildeten die dnrch das System heranfbeschworenen Kriegsgeschehen die zweite krisen haste Epoche des Berg Isels in materieller Hinsicht. Erstere strife setzte sehr früh ein nnd begann mit der nach und nach vor sich gehenden Ausschaltung des stiftsbrieflich vorgesehenen Knratorinms, dem ;nr Hälfte Mitglieder des Stiftes Willen angehören; in weiterer ^-olge wurden auch die Mitglieder aus den Neihen der >taiserjägeroffi;iere ausgeschaltet, so das; letzten Endes nur mehr die Mitglieder der Berg I s e l ' Verwaltung, also die Exekutive der Anlage übrig blieb. So lange noch der Berg Isel unter dem betreuen den Einflns; des Deutscheu Oberkommandos des Hee

rcs stand, bestand noch immer die Hoffnnng. daß die rein nnlitärisch soldatischen Belange die politische Einflnßnahme fernhalten könnten. Aber dem war leider nicht so. Das O K H . nntcrlag nnd die Politische Macht gewann die Überhand mit dein angestrebten Ziele, den ganzen Stiftungsbesitz zu enteignen. Wenn es bis zum Zusammenbruch 1945 nicht zu diesem Vorhaben kam, dann ist dies einzig nnd allein den wenigen Kaiserjägcr-Offizicren zu danken, die auf allen möglichen und unmöglichen Wegen trachteten, diese Enteignung so lange als möglich hinauszuschieben, wobei sie durch einzelne Herren des O K H . hilfsbereit nnterstützt wnrden. So unterblieb die grnndbücherliche Übertragung und die gesetzlichen Bestimmungen des Stiftsbriefes konnten nach 1915 wieder voll i n ihre Nechte treten. Damit war die sorgenvolle Krise überwunden und die althergebrachte Tradition der Nnhmesstätte des Berg Isels nnd der Kaiser jäger konnte weitergeführt werden. Ergänzend mns; hier noch angeführt werden, das; die Politischen Doktrinen des Dritten Neicheo anch rein ideelle Werte der Tradition de>> Berg Isels stark beeinträchtigten. So mußten, der nationalsozialistischen 'Gedankenwelt entsprechend, bestimmte Bilder nnd 3chanstücke des Mnsenms entfernt, verschiedene Anfschriftvlafeln geändert, ja sogar einzelne Denkmäler abgebant werden, widrigenfalls mit der Sprengung derselben gedroht wnrde. Dafür mns;ten befehlsgemäß andere


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Gegenstände, Büsten usw. zur Schall gestellt > die die nene Ära besonders zu betonen hatten. Nllll, aber zur zweiten, der m a t e r i e l l e n Krise: Anfangs gestaltete sich die finanzielle Lage der Berg Isel-Verwaltung sehr gnt, da der statte Strom Reichs dentscher über die nunmehr gefallene Grenze reichlich Geldmittet dnrch dell Mnseumsbesuch einbrachte. Auchdas O K H . förderte anfangs die Stiftung durch finanzielle Mittel ans hecrcsarchivalen, Fondcn. J e bedrängter die Kriegslage wurde, desto schwächer wnrdeu diese Eiilgänge, bis sie schließlich gänzlich versiegten. Die schwierigste Lage trat aber für die Berg-Isel^ Verwaltung mit dem Geginn der Bombenangriffe ans Innsbruck ein. W i r entnehmen ans einem Plan gcnanestens die örtliche Lage und das Datnin der vieìen Bombenanschläge, die das Berg-Isel-Territorinm trafen: 15. Dezember 1943: erster Lnstaugriff auf Iuusbruck; 19. Dezember 1943: ein Treffer am Museumsgcbäude (Zerstörung der Sudostccke und Demoliernng der Innenräume)! 13. J u n i 1944: vier Treffer am Tennisplatz, beim Blnmentenfel, alii 400-Schritt>Stand und in der Anlage; 20. Oktober 1944: sechzehn Bombentreffer ill der Anlage und im Schießstättenrayon, sowie acht Treffer ini stistungseigenen Waldbesitz östlich der S i l l ; 7. A p r i l 1945: Avei Einschläge all der Znfahrtsstraße ;nm Berg

Iscl. Wenn anch alle diese Bomben, militärisch betrachtet, dem Verg-Isell-Tnnncl, dem Südende des Bahnhofes und den Brücken und Straßenbündel beim Sillschlllcht-Aiisgang gegolten haben mochten, so schloß dies doch nicht ails, daß der Berg-Isel-Koulpler, mr Gänze ili schwerste Mitleidenschaft gezogen wnrde. Das Museum: Auf das unentwegte Drängen des damaligen Lei ters der Berg-Isel-Verwaltnng gelang es, den widerstrebenden Ganleiter infolge der immer bedrohlicher werdenden Lage durch Bombenangriffe zu bewegen, den wertvollen Mnseumsbcstand evamiercn zn din-' fen. I n wenigen Wochen gelang es, aber nnr ill it Hilfe tätiger Kameradschaft wehrmachtseigener Kraft fahrverbände, in '2<i Lastfährteil den größten Teil des Ausstellnngsgntes nach Schloß Petersbcrg bci Tilz im Oberinntal zil Werführen. M a n tallii sich hellte kallul mehr eine Vorstellung machen, was es heißt, all die -'000 bi5 3000 Gegen stände, wie wertvolle Bilder, Sknlptnren, Waffen und soustiges Sperrgut nuter der Not der Zeit und des Materiales zil, verpacken, transportfähig zil machen nnd znr Winterszeit den steilen Karrenweg znm Schloß hinanf zn schaffen. Das Musenm war fast zur Gänze evakuiert, als wenige Tage nachher, am 19. De zember 1943, ein weiterer Bombenangriff das Ge bände all der Südostecke traf nnd das Genläner vom Fuudament bis zum ersten Stockwerk zerstörte. -5o

Nmnmcr

fielen nnv an die Manzig Gcnlälde nnd - ^ der noch nicht abtransportierte Nest ^ - dieseili An griff znm Opfer. Nicht angeführt werden können hier anch nur aimäherungsweise die Schäden an Verglasnngen, an Bildern, Vitrinen usw., die durch die Bomben oder dnrch den hastigen Transport verursacht wurden. Die Tchicßstätte: Sie wurde nach wie vor — mit Kriegsbegiim inlen siver — vom M i l i t ä r benutzt, der geänderten Schieß uud Waffeuauöbildung entsprechend aber nur iusoweil Nechnnng getragen, als in den Schußschneisen nur feldmäßige Behelfsdecknngcn für dell, Zielerdienst er stellt wnrden, die schon im Jahre 1945) nicht mehr den nötigen Sicherheitsgrad anfwiesen, nm eine Ge fährduilg der Zieler uud der llmgebllilg der Scheiben stände lnntanzuhalten. Von den Anlagen der Schießstätte wurde da5 elel irische Kabclsystcm dnrch Bolllbentreffer am schwer wiegendsten getroffen, so daß die Tchießhallen »lit den Zielerständen jedweder Drahtverbindnng b^i-^„bt lollrdeil. Dieses nmsangreiche, init großell .^tosteil nnd Arbeiten permanent nnter Tag verlegte Kabclnetz hat also am meisten gelitten. Anch die Telephon nnd Läute Apparate wnrden zerstört, oder ilachher gestoh len. Diese Schäden konnten bivnnn wegen Fehlens demeiltsprecheildeil Materiale^ als auch der i^eldiilittel nicht ersetzt werden. Z n r Zeit konnte nnr erreicht werden, daß die drin gendsten Ersatz- nnd Instandhaltnngsarbeiten durchgeführt nnd ein halbwegs normaler Schießbetrieb ermöglicht wurde. Die verschiedenen Bcsatznngvinächte und fallweife die bnndeseigene Polizei nnd Gendar mcrie benutzen nun die Anlage, wodurch der BergIsel-Verwaltimg ill. Forni eines Schnßgeldes Eingänge ans dem Kapitel „Besatzungskosten des Vnndes" zufließen. Schäden am Urichhaus (Benannt nach dem Schöpfer dieses Hanfes, Oberst llnd Ngts. Kommandant v. N r ich, einem gebürtigen Landecker n>id Verlvaildtcn der bekannten Familie I n d in Hall). Das Haus wurde 1893 fertiggestellt und diente erst mals gelegentlich der Einwcihnug des Andreas-HoscrDcnkmals in Anlvesenhcit Kaiser F r a irz J o s e f I. als Nepräsentationshans. Dieses Gebäude erlitt nam hafte Schädeii dnrch die ringsnm eilischlagendeii Bom beil, wobei hanptsächlich die Vevglasnng und die Be dachllllg ill schwere Mitleidenschaft gezogen wnrden. — M i t Einrücken der erstell Besatznngsmacht wnrde diese im Urichhanse einqnarticrt. Beträchtliche Teile der Musenmsbestände >oare>l hier eingelagert worden; diese nnd die teilweise wertvolle >5nnenansstaltuug er littelr dadurch schwere Tchädeu, die llotdürftig, in spä terer ^eit, dllrch diese Besatznngsmacht vergütet wnr den. Einige Tknlvtnren gillgell dabei, >oeil unersetzbar, gänzlich verloren. Ein gleiches Schicksal eil inen der A n ^ s i c h t s p a v i l l o ll nnd die beiden dort befindlichen Pano rama Fernrohre. Ersterer hatte schon durch die vielen ringsum einschlagenden Bomben ',ahlreiche Spreng-


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stücklöcher mii Dach, so das; er ;ur ^'mn',e unter Ans wand beträchtlicher Geldmittel loieder instandgesetzt werden mnßte. Letztere imirden iniiln'illig ;erstört und bermi bl. Ebenso lonrde der T e n n i s p l a tz dnrcli Bourbon getroffen, die Hütte dorlselbsl vernichtet, soioie Stütz manern znnl Eillstllrz gebracht. Gleichlallfeild mit der immer stärker ioerdenden feindlichen Bonlbentäligleit N'nrden ini B e r g I s e l Bereich Lnftschlitzslollen gebant. Die größere Anlage lvnrde im ^civeali des Biersliendl Flindamentes vor getrieben liild hatte daselbst eineil Zugang, ein Stol leilzloeig lvestlvärts führte unter der Brennerstraße nlld inüiidele im Steilhang nächst deili Südrand des Friedhofes, ;.loei Cocitore Stollenzüge inüildeteil an der Brennerbahn geqcn die ^illschlncht. T>er ^erän nuge, in seiner Gesamtlänge nahezll ziuei Kilometer unter Taq fi'chrende, vielfach verzweigte Stollenban N'ar -,n Kriegsende noch nicht vollwertig ansgebant, aber elektrisch beleuchtet nnd mit Unterknnftsräumen fnr Tanitätszwecke an^gestaltel, Umrde aber niil Kriegsende vollkommen ausgeplündert. E r gilt als „Dentsches Eigentnm", steht in Verwaltung des B n i v des, nnd ist den Grnndeigentnmern noch nicht rückübergeben »vorden. Z n r Zeit hat der Bnnd Teile dieses Stollenbanes privaten Firmen vermietet. Vin zweiter, kleinerer Ttollenban lonrde fnr Zwecke der unmittelbaren Berg I s e l Interesfenlen vom N i veau des Tennisvlcches gegen die Schieschalle I V vorgetrieben, hat eine Länge von ettva 150 Meter mit seitlichen Nischen für Abstell Zwecke. Er ist derzeit wegen Einsturzgefahr abgemanert. Z u m Ball dieser Stollen wurden znr Gänze kriegsdienstvervflichtete Ostlente verlvelldet und i n den lloch belliitzbareil Nänineil des Mnsenms einquartiert. Was nicht durch Bomben zerstört nnd beschädigt war, wnrde durch diese Belegschaft besorgt; Tureu, Fenster, Parkettböden nsw. abmontiert nnd zum Teile sogar verheizt. Denkmäler: Trotz der zahlreicheil ini Bereiche der Berg-IselAnlagen detonierten Fliegerbomben blieben glücklicherweise alle Denkmäler und Ehrenmale vor größeren Schäden bewahrt.

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S o steht denn heule noch der eherne Andreas H o f e r auf seinem Prächtigeil Porphyrsockel und nichts von all dem Weltgeschehen der jüngsten Zeit um ilm hernm brachle ihn alls seiner Ruhe. Der W a l d um ihn hernm schweigt dazn; aber wenn der Südwind mit aller Macht dnrch sein beaste branst, dann stür;t manch einer ;n Boden, krank all Narben, die ihm die Splitter der Bomben zugefügt haben. Selbst ganze Bänme sind ^)pfer dieser .Uriegs -,eit nnd müssen vorzeitig den dörrenden Tod erleideil. Wirtschaftlich gesprochen beeinträchtigen diese Kriegsfolgen den Betrieb der bedentend, dies nmso mehr, als die Waldbeftände entlang der Schnszschneisen nnd am Hang hinler den Zielerdecknngen dnrch zahllose Geschosse nnd Teile davon beschädigt sind, oder gar lloch solche ill den Stämmen mit sich sichren. Der erste Leidtragende ist dann der Sagschneider ill der Stiftssäge, wenn plötzlich im Schilitt seine Sägeblätter den Bersnch unternehmen wollen, Stahlkerne oder Bombensplitter zn durchschneiden. Lediglich der stiftungseigene „Viller Wald" ostwärts der S i l l ist znm größteil Teil voll diesen Nachwehen des Krieges verschollt gebliebeil. Dort konnte anch znm Wiederaufbau des Museums eine erkleckliche Menge Ballholz entnommen werden. Zahllos aber sind noch die Kriegsschädcn zu verzeichnen, die an dem Wasserleitnngsnetz, an Abwässerkanälen nnd ail dem weitverzweigten elektrischen Lichtleitnngsnetz entstanden sind. Allein schon das Verschütten der mächtigen Bombentrichter wnrde all dell oft steilen Hängen znm Problem, zumal auch noch nnd überdies Grenzsteine verschoben oder gar verschüttet nnd damit nnanffindbar wnrden. Nach mühevollen Arbeiten nnd mit den spärlichsten Mitteln dnrch vier Jahre hindnrch wnrden nun dnrch die Berg-Isel-Verwaltllng die gröbsteil Schäden im nnverbanten Teil des zwölf Hektar großeil Grundbesitzes behobeil, so daß heilte das Gesamtbild der Berg-Iscl-Alllage der Würde der Ehrenstätte Berg Isel — wie ehedem — entspricht. Dem Wiederaufbau des Kleinods am Berg Isel —dem K a i s c r j ä g e r - M u s e u m — sollen die nachfolgenden Zeilen gewidmet sein. (Forts, folgt.)

Innsbrncker, schützt Eure Grünanlagen! Die öffentlichen Park und Grünanlagen sind Gärteil für die gesamte Bevölternng. M i t ihrer Instand setzung nnd Pflege erfüllt die Slaolgemeinde »licht mir eine ästhetische, sondern anch eine wichtige soziale Anfgabe: I n n g nnd alt sollen hier ihr Plätzchen im Grünen finden, wo sie sich in slanbfreier Gegend be wegen oder ansrnhen, sowie an Blnmeu nnd Blüten erfreuen können. Leider finden diese im interesse der Bevölkerung und der Stadtverschönerung errichteten Anlagen und ihre Einrichtungen bei manchem wenig Verständnis. Nlir zn oft sind sie das ^pfer gedankenloser oder gar mntwilliger Beschädigungen znm Schaden der Allge meinheit: Die ^ierrasen nnd Blumenbeete werden be

treten, die Hunde darin scharren gelassen. Die inm Schutz der Grünflächen angebrachten Stolperdrähle werden niedergetreten oder gar dnrchgeschnilten. B i l l men, Blüten, Sträncher nnd Äste werden abgerissen, oft nur, um wieder weggeworfen zu werdeu, ebenso loie Abfälle aller A r t voll Papier, ^bst und Eiei> schalen bis ;n Flaschen oder Töpfen. Bänke werden nicht nur von Kleinkindern mil schmutzigen ^chuhen betreten nnd ;um Schaden ^nhebedürfliger beschmntzt, sondern anch mit Messern bearbeitet, mit Gewalt umgestoßen oder gar, loie es scholl wiederholt vorgekoinmen ist, über Berghänge hinnntergeworfen (Villa Blanea, Spitzbühel). Wie schon im vergangenen ^ahre werden anch heiler


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wieder einige Anlagen neu heigerichlcl und mit B l u menschmnck verschen. Hierbei wird jede Äcöglichteit wahrgenominell werden, um auch nnsereu Jüngsten ihren Auslauf und ihre Sandkisten zu schaffen, in denen sic sich nngchindert beNx'gen und spielen können. Gegenüber den Zierflächen mnsz sich aber die ganze Bevölkerilng der An^schmücknug ivürdig erloeisen und sie i m Interesse der Allgemeinheit respektieren. Die Außenseiter werden dazu durch Belehrung oder drohende Vestrafnng erzogen loerden müssen. Das Leben in der Enge einer (Großstadt ist nnn einmal anders als ans dem Lande nnd legt somit den Bewohnern anch andere Pflichten auf.

in früheren seilen die Parkanlagen, Ana) heule soll diese Empfehlung an die ganze Bevölternng ergehen init der Bitte, ihre Anlagen schonend zu benützen und jede Beschädigung zn vermeiden, bzw. ,zu verhindern. Die Parkwächter, welche ihren nicht leichten aber sehr undankbaren Dienst nicht znr Belästigung der Part besucher, souderu in deren Interesse ausüben, verdie neu jederinauns Unterstützung. Die Stadtverwaltung kann zwar die Anlagen instand setzen und Pflegen, Ausgabe des Publikums mns; es aber sein, durch sein Verhalten >dazn beizutragen, daß seiue Aulagen nicht mutwillig beschädigt werden. D i p l . - J u g . agr. D r . Erich Breschar, Leiter der Mag.A'bt. I X .

„ D e m Schütze des Publikums empfohlen" wurden

von Dr. Karl H

Innsbruck vor hundert Jahren M ä r z 1830: 13. beratet der große Bürgerausschuß über die Hinterbringung der Gendarmerie auf Gemeindekosten, eine Reis? des Bürgermeisters nach Wien zum Ministerium und die Stadtbeleuchtung durch Öllampen, hiezu wurde verlangt, Vorsorge Zu treffen, „daß anstatt der überflüssigen Beleuchtung nach Mitternacht zur Morgsnszeit im Winter wenigstens an den Hauptplähen und Gassen Lampen angezündet werden"— wird die erste öffentliche Versammlung der selbständigen Gemeinde Wüten abgehalten, zu der alle eingeladen waren, die einen bestimmten Gemeindesteuerbetrag zahlen. Ls nehmen bei 200 Personen teil. Bezirkshauptmann Barth schildert „mit einem freien, kernhaften Vortrag" die Aufgaben der nach der neuen Reichsuerfassung selbständigen Gemeindeverwaltung. Anschließend werden 16 Ausschußmitglieder gewählt. Der langjährige Gemeindevorsteher Gritsch bittet um seine Amtsenthebung, kann aber doch bewogen werden, das Amt zu behalten. c5r bringt sogleich den Antrag ein, „daß den Hausbesitzern für die ungeheure und ihre Kräfte übersteigende Last der Militäreinquartierung eine billige Entschädigung von Seite des gesamten Steuerkörpers der Gemeinde geleistet werde." Nachdem der BezirksIiauptmann diesen Antrag als höchst billig unterstützt hatte, gab auch das Stift Wüten als „Besitzer des weit hinaus höchsten Steuerkapitals" seine Zustimmung— wird mit aller Bestimmtheit das Gerücht über eine neue Steuer auf Kühe, Ochsen, Schweine usw. als völlig grundlos und böswillig erklärt' 14. empfiehlt die, pfaundler'sche Buchhandlung den 1. Band der „Geschichte Tirols bis zur Vereinigung mit Oster reich" von Rudolf Link lca. 18 Bogen stark lim einen Guldens 15. bedankt sich der Schauspieler Julius Reihenberg öffent« lich für die hilfreiche Antorstühung, die ihm bei seiner langwierigen Krankheit von unbekannten Wohltätern, besonders dem Ofsizierskorps der hiesigen Garnison, zliteil wurde-

17. genehmigt das Unterrichtsministerium fünf Lehrerbildungsanstalten für Tirol und Vorarlberg, nämlich an der TNusterhauptschule zu Innsbruck und den 5)auplschulon zu Trient, Briren, Bozen und Bregenz18. tritt zum „vorletzten" M a l der Schauspieler LIlinger in der komischen Oper „Zampa oder die TNarmorbraut" auf, die als Benefizvorstellung der Schauspielerin Anna Ziegler gegeben w i r d ' 2l). erhält das Kerdinandeum als Legat des Brirner Vom» scholastikus Kranz Lrafsonara ein schönes Madonnenbild des Malers 3osef Traffonara aus Riva l'!' 18Z8),26. eröffnet Philipp Gehri im Hause Rr. 56 in der Riesengasse die ihm verliehene Lottokollektur; 28. treffen die Ingenieure für die Vorerhebungen zum <5isenbahnbau Innsbruck—Kufstein ein. Die Leitung hat <3ber-3ng. Winter, die Oberleitung Sektionsrat u. Ghega— wird der Kaiserjäger-Oberstleulnant Graf n. «lastiglioni zum Oberst des steiermärkischen Regimentes Kinsku. er° nannt. l l p r i l 1830: 3. veröffentlicht der „Bote" einen langen Aufsatz von ProsSteinheil, betitelt „Der galvanische Telegraph", damit jeder Leser die cünrichtung eines Telegraphen genau kennen lerne. — kündigt die pfcnmdler'scho Buchhandlung an, daß ein „höchst merkwürdiges Buch eingetroffen f e i " : „Der Prophet von Rom. cline heraldische Auslegung der prophetischen Sinnsprüche des heiligen Malakius, cirzbischof von Armagh in I r l a n d , in Betreff der letzten Ober» priester der Kirche von Clemens X I V . a n . . . Dieses, mit einer Menge geheimnisvoller Bilder gezierte Werkchen . , , wird hier in deutscher Übersetzung für nur 24 kr. geboten." cis handelt sich um die auch heute noch oft erwähnte sogen. Malachiasmeissagung, die angeblich alle noch kommenden Päpste kennzeichnet, vermutlich aber eine zum Zwecke der Beeinflussung einer papstmahl her» gestellte Fälschung ist, — wird „eine noch wenig gebrauchte, solid und nach neue«


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stein System gebaute DrahtstifteN'Maschine. worauf alle Nummern Stifte angesertigl werden, die am Was» ser, wie auch von der Hand betrieben werden kann/' zum Berkaus angeboteu. 4. empsielilt Zranz Jelile, Schieserdeckermeisler ans Zluich, seine Dacheindeckungen mit Schiefer und führt hiezli einige Bestätigungen lwn Innsbrucker Hausbesitzern an, so z. B. von I . Mah!-Schedi, der Büchsenhausen decken lieft, dann non I . r>. Attlmaljl' sür die Weiherburg, lind Jos. Werner, Jakob Zoller und Witwe Maria Wacker, nel! für ilire neuen, 1«42 eingedeckten Mauser in der Mllseumstrafte, 5. gibt ßranz Albreclit am unteren Stadlplatz Nr. « (herz,Friedrich Strafte) bekannt, daft er vom Ministe« rillin sür Handel und Gewerbe die Befugnis zur <tr< zeugung non Spielkarten in Innsbruck erhallen habe und alle Gattungen herstelle. 9. veröffentlicht der akademische Senat im „Noten" die Vorlesungen an der juridischen und philosophischen zakultnt sür das Sommersem ester fund Zwar je sieben, z. B. Pros. Dr. §!ir über Ästhetik der Poesie).

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lN, erliält der Innsbrucker Zahnarzt I . Janutli für einen non ihm konstruierten Kiefer-Abslandmesser lind ModellIialter iwm verein der berliner Zalinärzle das Diplom als korrespondierendes Mitglied. 12. trisst die Verordnung des Justizministeriums ei», nach der die ^berlandesgerichle bis 1, Mai ins Lebe» treten müssen. 14. wird Schillers „ M a r i a Stuart" ausgeführt und am 15. zum Vorteile des Komikers Anton Winter die Posse lwn Elmar „Unabhängig lind untertänig" oder „Vor und nach einem Jahr". 81. gibt die Witwe Diechll, höltinger Gasse Nr. 415, im „Noten" die Nachricht, es habe sich „das Gerücht verbreitet, als ob ich mein Geschäft auszugeben oder zu verpachten gesonnen sei, welches ich hiemit als unwahr erkläre. Din Gegenteil bin ich imstande durch ein geeignetes Individuum meine Gärtnerei wie früher fortzuführen und empfehle hiemit meinen geehrten Abnehmern eine Auswahl von sehr schönen neuen Pracht» Georginen."

Aus dem Verlassenschaftsinventar des Mesners Hans Hagen (1528) I n dem jüngst erschienenen Buche „Pfarrei und Gemeinde" von ßranz Graft ist ein Abschnitt der Geschichte des Mesneramtes gewidmet. Die darin angeschnittenen ßragen veranlassen auch über die älteren Innsbrucker Mesner nachzuforschen, über die bisher kaum etwas geschrieben wurde. Da im Jahre 1560, wie aus dem alten Aktenkatalog des Gottfried pusch hervorgeht, die Gebühren, Bezüge und Ausnahmsbedingungen Zur den pfarrmesner bereits eigens schriftlich niedergelegt wurden - der Akt Nr. 102 selbst ist wohl verloren — und in den Achtzigerjahren des 16. Ihds. die von Gral) veröffentlichte kirchenovdnung, die allerdings vorzüglich die kirchensängor betrifft, aufgestellt wurde, wäre es besonders wichtig, über die vor 1550 tätigen Mesner, sowie ihre Aufgaben, pslichten und Lebensbedingungen näheres Zu erfahren. I m Register des „Versachbüchls anno 1528" findet sich nun die Bemerkung, daß von Blatt 20 an „hagn Mesners Inventar!" eingetragen sei. Dieses genaue Verlassenschaftsinuentar ermöglicht einen Einblick in die Lebensbedingungen und Vermögensverhältnisse des damals verstorbenen Mesners, worüber in den folgenden Zeilen berichtet wird, Aussührliche Angaben über das Mesneramt selbst sind dann bezüglich seines Nachfolgers Hans Ehinger erhalten, der von 152« bis 153? Mesner war. Bei seinem Amtsantritt wurden ihm die Aufgaben und Pflichten eines Mesners bekannt gemacht, Aber 5)ans shinger soll in einem eigenen Aufsatz gehandelt werden. Am Samstag nach sand Jenebein und Albeinstag <«. ßebruarl. des Jahres 152« wurde durch den Verwalter des Ktadtrichtercimtes Stefan Slrobl und seine «lrforder ten Wilhalm Kraunest <?!, Lienhard prost und Hans Lhin. ger, alle Aürgor von Innsbruck, „weilend Hansen Hagen, so im Leben auch Bürger daselbst, und Elisabethen seiner Hausfrauen seligen verlassen Hab und Gut auf Begehren ihrer ehlichen verlassen Kinder ausgeschrieben und inveii tiert." hagens Wohnung bestand aus einer Stube mit einer Kammer daran, einer Küche mit einem Kammer! daran und zwei Kammern auf dem sstrich; dazu hatte er noch Sachen „heraufteu auf dem cistrich" und auf dem Boden in einer

Kammer, im Keller aber nichts. Diese gar nicht so kleine Wohnung, war auch ganz gut eingerichtet. I n der Stube befanden sich zwei Tische, „einer mit einer Cruchen", eine Gutschen sLotterbank), zwei kastl, eine Sidlbank sBank mit Truhej und eine Vorbank, dazu sieben Trinkkanndeln, sieben Maftkanndeln und mehrere kleinere, ein grofter und ein kleiner „ziner Plan" (zinnerne Tasse), neun zinnerne „ M a l schiisseln" (Speise-, Mahl-Schüsseln) und einige von verschiedener Gröfte, ein „groft Messens patpeck" (Bade-, WaschBecken aus Messing) un>d ein kleines kindsbeckl, zwei Crüchl, ein zinnernes Gießfaß und ein kupfernes Becken darunter! (zum händemaschen), drei Kanndl-Rahmen (zum Aufstellen der Kannen), acht kleine und grofte Bücher, zwei pfannhölzor, ein eiserner Tischring, ein kleines Wandkastl, ein „ C i M c h " l<kssig) Kass! und zwei groste Süberbecher. Die anstoßende Kammer diente als Schlafgemach. Darin befan« den sich u. a. sechs zederbetten, sechs Polster, zwölf gute Kissen, eine hölzerne Bettstatt, 33 „Stren harbein Garn", drei wollene Voller, davon zwei braun und ein leberfarbenes, ein dreifacher „corallenor Paternoster mit Calzidon unterseht und mit einem uergulten (vergoldeten) Anter« march", ein kleines „kindspetstatli", ein kupferner Weihkessel. 2m kammerl neben der Küche standen zwei grofte Gewandtruhen. Der Bestand an Leintüchern war recht an« sehnlich. Dazu wurden darin neun „gute und böse phaiten (Hemden)", drei ßrauenoberhemden, sieben Tischtücher, ein roter lind ein blauer Unterrock, ein langer schwarzer grauen» maule!, zwei Glockenmäntel u. a, verwahrt. Die militärische Ausrüstung des Mesners ruhte in einer Kammer aus dem c>strich' sie bestand in zwei Armschienen, einem hirnhäubl, einein Hammer und zwei panzerhandschuhen. Überdies standen noch zwei Hellebarden in einer Bodenkammer. Während aus den bisherigen Eintragungen eigentlich nicht hervorging, daft Hagen wirklich psarrmesner war, so wird dies aus der Aufzeichnung der Aufteustände bewiese». Der Hof war noch von der Fürstin von Bayern und ßrau Maria Königin zn hungarn „hausarmen Besingnnssen" den beträchtlichen Betrag von 9 Gulden 30 kr. schuldig, Herr


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Lienhard, Pfarrer zu klrams, für des Zollers, Back a» der klnpruggen, Begängnis 3 GI. lind Herr Jacob, Pfarrer zu Innsbruck, vom 26. und 27. Jahr l.d. h. uon 1536 nnd 1527> „das, so er einem Mesner zustellen soll uon jedem Jahr 9 Pfund Verner, tut außerhalb des 2K. gegenwärtigen Jahrs 3 «31. 36 kr." Vom Jahre 152? sand sich auch noch ein Rest beim Kirchenprobst. Von den letzten festen, Neihnach« ten und Lichtmesse, war die Kirche noch 48 kr. schuldig „für daß man auf zwölf Mtären Leisten an die Nltartücher nähen" mußte, überdies hatte das cLhepaar Hagen ein ßindelkind von Kindheit an aufgezogen' der Rat sollte ermahnt werden, etwas für die lMifj Zucht für sechs Jahre herzugeben, Jörg ßurterer im Ofenloch hatte schließlich noch für das Schidumläuten, die Vegräbnisuigi! nnd Kerzen beim Ableben seines Vaters zu bezahlen. M s letztes sind die Schulden des Nlesners verzeichnet. Sie betreffen einerseits Ausgaben für N e i n , Opfermein, ßleisch und holz lein Klafter um 30 kr.), andererseits „geliehenes s e i d " , wie z. B. 24 kr. uon dem vorgenannten Jörg ßurterer im Ofenloch.

Sepp Gollner I n n s b r u c k , (lnnstraße 59 ^5^u» lino (5>cschäftsc!nrichtli!igcii, 5 ^.agcr in ournici,^ l,vc!Ic!sten,i!,aub'l^ usw.

VauGeschäft

Johann Hochrainer » Co. Innsbruck, Schnrcburggaffe 59 Telephon 3384

Der Gemeinderat der Landeshauptstadt Innsbruck hat in

..

Kbt. Tischlerei

der Sitzung vom 25. Jänner 1950 beschlossen' Kundmachung. Das Befahren uon Wald- und Zuwege im Vereiche der Landeshauptstadt Innsbruck und das Holzstreisen auf denselben ist in der Zeit vom 15. Juni bis 15. September jeden Jahres verboten. Zuwiderhandelnde haben außer dem Crsatz der Kosten für die Wiederinstandsetzung der beschädigten Wege auch noch strenge Bestrafung nach klrt. ? des LGVG zu gewärtigen. Stadtmagistrat Innsbruck.

ist

I Innsbruck, IVIittervve^ l<us 7182ft -,^l,V!

mit

Verleger, Eigentümer u,Hcrall2gooor^ Die ^tadtqeinoindeInnsbruck.--V.'rlnnu,. ^chriitlcüor- Dr. «ari S Rathaus, Himmer Nr. IM), — Anzeigeiwerwnltum^ 'Annoncen Spedition „?louitc,2", Inusbruct, "Anichstrns^e »/I. — Druck und Vertriebsuerwciltnng: sselizin» Nmich, ?nin''l'l»ll.


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