Amtsblatt Innsbruck

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Jänner 1951

14. Jahrgang

l»r. ßgrl llenntt I n der Trauersihung des Gemeinderatcs der Landeshauptstadt Innsbruck am 5. Jänner 1Y51 würdigte Bürgermeister Or. Melzer die Verdienste des verstorbenen mit folgenden Worten: Sehr geehrte Mitglieder des Gemeinderates! Oie erste Sitzung/ Zu der der Gemeinderat im neuen Jahre Zusammentritt, gilt einem tieftraurigen Ereignis. 5lnser Bundespräsident, Or. Karl Renner, wird heute Zu Grabe getragen. GanZ Österreich ist in Trauer ob dieses Verlustes. Oie persönlichen und menschlichen Schicksale des verewigten Staatsoberhauptes Or. Renner sind in den lehten Tagen schon so häufig geschildert worden, daß ich mich wohl nur auf die markantesten Oaten beschränken darf. Geboren im Jahre 1870 als dreizehntes Kind in einer bäuerlichen Familie, wurde Karl Renner schon im jugendlichen Alter gezwungen, sich selbst durch die Mühen und Nöte des Gebens Zu schlagen. Er studierte am Gymnasium in Nikolsburg, an der Hochschule in Wien, kam in Beziehungen zur damaligen sozialdemokratischen Partei, erhielt eine Stelle in der Reichsratsbibliothek, bald darauf aber auch Funktionen seiner Partei, wurde 1Y07 zum Mitglied des österreichischen Rcichsrates gewählt und nach der Revolution im Jahre 1918 wurde er der erste StaatskanZIer des neuen Österreich und führte im Namen Österreichs die Friedensdelegation in Versailles an. Später war er mehrere Jahre Präsident des Nationalrates, bis ihn das Unglück des Jahres 1Y34 und der nationalsozialistische Einbruch in Österreich, so wie viele andere, beiseite schoben. Als wiederum der ^lmbrucl) kam, war Or. Renner neuerdings damit betraut, an die Spille des neuen Österreich zu treten und bald darauf wurde er von der Bundesversammlung einhellig zum Bundespräsidenten gewälzt So sehr nun der Weg von den engen Verhältnissen eines mährischen Oorfes zu den Prunkräumcn der kaiserlichen Hofburg ungewöhnlich und imponierend ist, noch viel ungewöhnlicher ist das eigenartige dramatische Schicksal, das der Verewigte als das dramatische Schicksal Österreichs smnbolisiert. Geboren wurde er im ^ahre 1370, also in dem Jalne, welches im deutsch-französischen Krieg den ersten Erdbobonstoß auslöste, der die «Ordnung Europas über den ersten und zweiten Weltkrieg zu Fall brachte und in Schutt und Trümmer legte. Oas Gumnasium besuchte er in Nikolsburg in Mälnen, in jener Stadt, die einige Jahre vorher nach der verlorenen Schlacht bei Königgräh den Abschluß des Präli-


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minarfriedens zwischen Österreich und Preußen erlebte, eines Friedens, der den ersten Axthieb zur Zerstörung der österreichisch-ungarischen Monarchie niedersausen ließ. I n demselben Jahre, als das Orama von Mauerling die Monarchie in ihren Grundfesten erschütterte, wandte sich Or. Renner, jung von der Universität gekommen, der sozialdemokratischen Partei zu, gleichsam die kommenden Oinge vorwegnehmend, die den Untergang einer 700 Jahre alten Ounastie und den Aufstieg einer damals noch vollkommen machtlosen, aber mit Riesenschritten aufstrebenden sozialen Bewegung in den kommenden Jahrzehnten zwar nickt voraussehen und berechnen, aber ahnen ließ. Die Tätigkeit Or. Renners war keineswegs darauf gerichtet, den neuen Ideen durch Zertrümmerung der damaligen Monarchie zum Ourchbruch Zu verhelfen, im Gegenteil, er war bestrebt und hat es in einer Reihe von Schriften, die er unter dem Pseudonym Rudolf Springer erscheinen ließ, bewiesen, daß er bemüht war, eine Sunthese zwischen den alten Institutionen und den neu auftauchenden Ideen und sozialen Verhältnissen zu finden. Auf dieser Mäßigung, die nur Vernunft und Recht, nicht aber Gewalt und Umsturz zum Ziele hatte, beruht auch die eigenartige Oramatik, die über dem politischen Schicksal Or. Renners ruht. Sie spiegelt das Orama Österreich wider. Zweimal wurde er nach einem unerhörten Zusammenbruch dazu berufen, am Neuaufbau aus Schutt und Ruinen, an denen er unschuldig war, das Ruder zu ergreifen, beidemale unter demütigenden Umständen. Oas erstemal im Jahre 1Y18 wurde die Fricdensdelegation unter Führung Or. Renners hinter Stacheldraht verwahrt, sie durften nicht als freie Männer, sondern als Gefangene mit den Siegermächten verkehren. Oas zweitcmal bestand die Oemütigung darin, daß Österreich von vier Mächten besetzt wurde, deren endlicher Beseitigung der letzte Appell des großen Toten gewidmet ist, ein Appell, der um so eindringlicher klingt, als seine Stimme erst dann an unser Ohr klang, als der Mund schon für immer geschlossen war. Oaß Or. Renner Mitglied einer politischen Partei war und in deren Zielen die Verwirklichung seiner Ideale sah, ist selbstverständlich wie für jeden Menschen, der sich am allgemeinen Wohl und Wehe des Staates beteiligt, die Zugehörigkeit zu einer Partei selbstverständlich ist. Ooch ist Or. Renner längst über den Parteipolitiker zum Staatsmann und österreichischen Patrioten hinausgewachsen, er ist für uns alle, gleichgültig welcher Richtung wir angehören, beispielgebend. Noch wenige Tage vor seinem Code, und zwar anläßlich seiner Geburtstagsfeier im Nationalrat, prägte er das politische Ergebnis seines langen, erfahrungsreichen und verdienstvollen Gebens in folgende Worte: „Es ist nicht nur unvermeidlich, sondern heilsam, daß in allen wichtigen Fragen Parteien sich scheiden, von denen jede zunächst zu ihren Auffassungen und Interessen steht. Oies ist indessen nur die Hälfte ihres Auftrages. Zugleich sind sie zusammen berufen, damit aus den widerstreitenden Aufsagungen das nach menschlichem Ermessen Richtige gefunden und zur gemeinsamen Tat wird. Oies ist die Zweite, die wichtigere Hälfte ihres Auftrages. Niemals vermesse sich das, was Partei, also Teil ist, zugleich das Ganze Zu spielen und über alles andere diktatorisch hinwegzuschreiten." So wie Or. Renner in den nationalen Streitigkeiten der alten Monarchie, so suchte er auch in den sozialen wirren der zweiten Republik immer eine Sunthese zu finden. Nie war er ein Prophet der Macht und der Gewalt,- auch darin war sein ^eben und Streben ein Sumbol Österreichs, wie dieses unbcdankt und unbelohnt, manchmal sogar von seinen eigenen Freunden verkannt, aber nie ließ er sich von seiner Überzeugung, daß zum Schluß das Recht und nicht die Macht siegen werde, abbringen. Nun wird er von ganz Österreich zu Grabe geleitet. Ooch sogar noch in seinem Code vermag Or. Renner uns und unserem vatcrlande Trost zu geben, wenige Tage vor seiner letzten Erkrankung feierte nicht nur Österreich, sondern die ganze Welt seinen 30. Grdurtstag. Er starb, wie noch kein Staatsoberhaupt in Österreich, in den Sielen, mitten in


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Schaffenskraft und Vchaffenofreude, am legten Cag der ersten Jahrhunderthälfte, diese Anerkennung, die Achtung und L^iebe, die ihm allseits entgegengebracht wurde, auch für uns Österreicher ein Zeichen sein, daß die geduldige, beharrliche Arbeit für das Recht und die sittliche Vernunft, und für das vcm allen Machtmitteln entblößte österreichische Vaterland, als einziger, wenn auch unendlich mühevoller und dornenvoller weg in eine bessere Zukunft führen kann und schließlich unentrinnbar zur vollen Anerkennung und Gleichberechtigung unseres Staatowesens führen wird, wie sie zur Anerkennung Or. Renners geführt hat, dessen höchster Repräsentant er war. Möge der Aufstieg des kleinen, von allen Machtmitteln entblößten Knaben aus einem unbekannten Grenzdorf, der schließlich zu den Glückwünschen von Königen und Staatsoberhäuptern geführt hat, auch in seinem Code noch in uns die Hoffnung und Überzeugung stärken, daß auch unser kleines und aller Machtmittel entblößtes Vaterland Österreich kraft seiner inneren Geltung die Achtung und Anerkennung der ganzen übrigen Welt erringen wird.

Das Etatistische Handbuch der Landeshauptstadt Innsbruck Von Anioersitätsprofessor. Dr. ßranz Egert, Kammeramtsdirektor a. D. Vie Landeshauptstadt Innsbruck legt mit dem im Verlage der Tiroler Graphik erschienenen Statistischen Handbuch Zum erstenmal ein geschlossenes statistisches Werk ihres Vermaltungsbereiches nor. Wie dies bei derart umfassenden statistischen Veröffentlichungen, die für ihre Ausarbeitung längere Zeit beanspruchen, vielfach der ßall ist, konnte das haiiidbuch nicht bis auf den Stand der letzten Zeit gebracht werden, sondern schließt leider die statistischen Ziffern im wesentlichen mit dem nolle vier Jahre Zurückliegenden Zeitpunkt vom 21. Dezember 1946 ab. Die Gründe, die die Stadt Innsbruck Zur Herausgabe dieses Werkes vercmlasiten, hat Bürgermeister Dr. M e I z e rin seinem Vorwort eingehend gewürdigt. Es ist ihm uoükom»n'n beizupflichten, wenn er u. a. darauf hinweift, daß Statistik langst nicht mehr als eine Liebhaberei gilt, daft vielmehr Stalistik gleich einer Buchhaltung als Voraussehung für jode planmäßige Verwaltung wie für die erfolgreiche Führung einer Unternehmung gelte. Wenn er anschließend ermähnt, daß Statistik für den Verantwortlichen der unbarmherzige Spiegel sei, aus dem er Erfolg oder Mißerfolg seiner Maßnahme ablesen könne, so darf — im Sinne eines dem Vorworte vorangestellten Zitates von Goethe — ergänzend hinzugefügt werden, daß dieser unbarmherzige Spiegel auch den bürgern in Stadt und Land eine Grundlage für ihr Arteil über die Maßnahmen der Regierenden schafft. I n dieser Hinsicht könnte Statistik unter Amständen ein recht gefährliches Instrument fein. Am so dankbarer ist es anzuerkennen, men» statistische Veröffentlichungen der Versuchung widerstehen, die von ihnen gebrachten Ziffern — wie der landläufige Ausdruck lautet — zu frisieren. Mich in dieser Ninsicht zeigt das Statistische Handbuch größte Korrektheit' es bringt gewissenhaft lind objektiv die Zahlen — an und für sich — und in ihren vielfachen Zu» sammensassungen und vergleichenden Gegenüberstellungen. Ein besonderes Verdienst hieran hat Mag. Direktor a. V. Dr. 5 a n k h a u f e r, über dessen Anregung dieses Werk zustande kam und der auch Plan und Milage des Buches entwarf. Der Gedanke zu dieser Arbeit kam Dr. Bankhäuser während seiner ßmiktion als Leiter des städt. Statistischen Amtes, zu der er — damals schon Ruheständler — im «Oktober 194" berufen wurde. Bürgermeister Vr. Melzer, dem er seinen Plan im Jahre 194? vorlegte, genehmigte diesen

und drang auch auf Drucklegung. Am fich ausschließlich der Arbeit an diesem Werke widmen zu können, trat Dr. Funkhäuser mit 1. Oktober 194? von der Leitung des Statistischen Amtes zurück' sein Amtsnachfolger Obermagistratsrat Dr. A n g e r e r hat sich mit ihm in die Ausarbeitung derart geteilt, daß er die Abfassung verschiedener Abschnitte übernahm,- die einzelnen Abschnitte sind von den jeweiligen Verfassern Dr. Bankhäuser, bzw. Dr. Angerer signiert. Das Ruch zerfällt in 24 Abschnitte und 81 Anterabschnitte, in denen 86 Stoffgebiete, überwiegend aus der laufenden Verwaltung der Stadt bearbeitet wurden. I n vier Anhängen sind durch den Krieg bedingte aktuelle Kragen behandelt) ein fünfter Anhang bringt eine Äbersicht über das Ergebnis der Rationalrats- und Landtagswahlen des Jahres 1945 und einige historische Bemerkungen zu den Gemeinderatswahlen uud zur Bestellung der Mitglieder des Gemeinderates im Jahre 1945. Das Handbuch schließt sich in seinem Aufbau an das Statistische Jahrbuch der Stadt Wien an, das feit dem Jahre 1883 fortlaufend erscheint' es geschah dies vor allem deshalb, um allfällige Vergleiche der Innsbrucker Daten mit jenen von Wien — auch vom Standpunkt der gleichmäßigen äußeren Anordnung — zu erleichtern. Sonst aber geht das Innsbrucker Handbuch durchaus eigene Wege. 6s beschränkt sich vor allem nicht, wie das Wiener Jahrbuch, auf die ausschließliche Reproduktion von Tabellen. Es stellt vielmehr nach Abschnitten des Buches gegliedert den Tabellen textliche Erörterungen voran, die das Verständnis der Tabellen wesentlich erleichtern, ja für die breilere Öffentlichkeit vielfach erst möglich machen. Dr. Bankhäuser hat auf den Zweck dieser textlichen Einführung mit folgenden treffenden Worten hingewiesen i „Tabellarische Zahlen werden dem Laien gewöhnlich erst verständlich nnd lebendig, wenn die vorkommenden Begriffe klar definiert und die allfälligen Sijstemo der einzelnen statistischen Ge< biete erklärt werden, wenn die Entwicklungen aufgezeigt, Vergleiche gezogen und verständnisfördernde gefchichllicho oder rechtliche Grundlagen beigefügt werden." Diese textlichen Erläuterungen bieten aber auch einen guten Ei»,blick in die Methode statistischer A r b e i l ' sie lassen erkennen, daß Slalistik eine ebenso schwierige, wie verant< worlungsuolle Aufgabe ist, die sehr viel Genauigkeit und liombinnlionsgabe erfordert, um ein uerlästlichcs Material


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zu liefern, aus dem mohlfllNldierte Schlüsse gezogen werden können, die den Mann aus dem Volke befriedigen, der sich für das komplizierte Räderwerk einer städtischen Verwaltung interessiert und auch Wirtschaftlern, Wissenschaftlern und Politikern zuverlässige Antwort auf ihre Kragen geben. Die tätlichen Ausführungen zeigen aber auch, mit welcher Exaktheit, Sachlichkeit und Sachkunde die Verfasser am Werke waren. Das statistische Zahlenwerk wurde nicht nur in Tabellen dargestellt, es wurden auch bildliche Darstellungen — Diagramme — eingeschaltet. Diese haben gegenüber den Tabellen den Vorzug, durch ihren Blickfang rasch und einprägsam auf die wesentlichen statistischen Zusammenhänge und vor allem auf statistische Veränderungen und Entwicklungen Hinzumeisen. Allerdings fehlt der bildlichen Darstellung den Kurven und Diagrammen — die Exaktheit und Genauigkeit der Tabelle. Aber als übersichtlicher Orientierungsbehelf leistet sie wertvolle Dienste, wovon sich jeder Leser des Handbuches ohne weiteres überzeugen kann. So ist das allmähliche Wachstum der Stadt Innsbruck aus kleinen Anfängen durch fortschreitende Eingemeindung, die im Jahre 1904 mit der Einverleibung von Wüten der reichen Braut, wie Wüten damals genannt wurde und pradl begann und am 1. April 1942 mit der Einverleibung von Vi» und I g l s den Abschluß fand, durch ein Diagramm dargestellt. Dieses veranschaulicht ausgezeichnet in Rechtecksform - unter Beifügung eines Maßquadrates von 100 Hektar - die Größe der aufeinanderfolgenden Eingemeindungen, die die Innsbrucker Gesamtfläche auf das 22fache steigerten. Es sei noch auf das einem Raum« ähnelnde, interessante Bild des nach dem Geschlechts gegliederten Altersaufbaues der Innsbrucker Bevölkerung nach dem Stande vom Jahre 1929 verwiesen, mit dünnen Spitzen, die im weiblichen Sektor bis in die Altersgruppe 95 bis 100 hineinreichen, im männlichen Abschnitte dagegen in der vorangehenden Altersgruppe 85 bis 90 enden. Ein sehr anschauliches Kreisdiagramm gibt ein Bild über den prozentualen Anteil der Todesursachen der in den Iahren 1945 und 1946 verstorbenen Ortsansässigen,' man ersieht daraus, daß Krebs mit 14 Prozent, bzw. 23.4 Prozent und die Krankheiten der Kreislauforgane mit 1? Prozent, bzw. 16,8 Prozent der Tuberkulose mit 12,2 Prozent, bzw. 8.5 Prozent den Rang abgelaufen haben. Eine besonders starke Bewegung zeigt das Kurvendiagramm der zromdennächtigungen in Innsbruck in den Jahren 1926 bis 1945 mit den starken kriegsbedingten Spitzen der Jahre 1941 und 1942. lTirol galt ja damals als „ReichsIiistschutzkeller".) Sehr anschaulich dargestellt ist auch im selben Blatte in einem Stäbchendiagramm der tiefgreifende, durch die politischen Verhältnisse bedingte Wandel der Herkunftsländer des Innsbrucker Fremdenverkehres. Schließlich sei noch das düstere, tiefschwarze Stäbchendiagramm erwähnt, das vom Jahre 1922 angefangen - nur durch seltene und vom Jahre 1945 abgesehen nicht tiefeingreifende Einkerbungen unterbrochen - das Ansteigen der ordentlichen Ausgaben der Stadt Innsbruck von 2.2 Millionen Schilling im Iahre 1922 auf 20.8 Millionen Schilling im Jahre 1946 veranschaulicht. Das Schwergewicht der statistischen Darstellung liegt jedoch — wie bereits ermähnt — in den 272 Tabellen' sie sind über alle Abschnitte der Vedeutung derselben entsprechend verteilt und geben nicht nur über die Rachkriegsjahre 1945 und 1946, sondern auch über die vorangehenden Jahre - im wesentlichen über die Zeit ab 1925 -Aufschluß, hiebei wurden, wenn es der Sachverhalt erforderte und Material zur Verfügung stand, auch weiter zurückliegende Daten gebracht. Es sei gerade an die interessanten Volkszählungsergebnisse erinnert, die vom Jahre 1869 - dem Jahre des neuen österreichischen Volkszählungsgesehes - die Resultate von neun Volkszählungen und den Veuölkerungsstand non Ende 1946 bringen; im übrigen ist dieses Gebiet

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auch ein Beispiel für die -historische Einstellung des hand« buches, das in einer aufschlußreichen Tabelle von 156? — der ersten überlieferten Einiwohnerzählung mit 5050 Ein» wohnorn — die anschließenden 13 Eimuohuerzähluugen bis zum Jahre 1858 mit Randbemerkungen versehen, bringt. Der Rückblick auf frühere Jahre ist austerordentlich dan« kensmert, denn die Lage der Jahre 1945 und 1946 kann in ihrer Gesamtheit und vor allem in ihren wirtschaftlichen Allsstrahlungen nur aus den vorausgegangenen, sie bedin< genden Verhältnissen verstanden werden. Die darin liegende Verpflichtung einer nicht bwft eine Augonblickssituation bo> schreibenden, sondern den ursächlichen Zusammenhängen nachspürenden Statistik hat die Redaktion des Handbuches vor schwierige Aufgaben gestellt. Denn die Ersassuna aller durch die mehrmals und jäh sich wandelnde politische Lage, durch Krieg und Zwangswirtschaft weitgehend beeinflußten Verhältnisse, die Berücksichtigung aller maßgebenden Änderungen in Organisation und rechtlicher Gestaltung beanspruchte eine weitgehende Detailarbeit) sie erschwert aber auch die Abstimmung der einzelnen statistischen Daten, ja machte diese vielfach unmöglich. Der aufmerksame Leser wird in den erläuternden Bemerkungen des öfteren diesen sorgsam verzeichneten Schwierigkeiten begegnen, die viel Arbeit absorbierten. Gemessen an diesen Schwierigkeiten ist das statistische Zahlenmaterial, das für den Vergleich mit früheren Jahren und damit für die Beurteilung der Lage der Jahre 1945 und 1946 von größter Bedeutung ist, sehr umfangreich. Dieses Material ist vielfach durch Beziehungszahlon vergleichbar gemacht' überdies kamen Durchschnittswerte und Gliederungs-lsirozent-1 Zahlen zur Anwendung, um den Vergleich übersichtlicher und plastischer Zu gestalten. Auf diese Weise ist dem Leser ein anschauliches Bild von den Geschehnissen geboten, die sich im Laufe der ereignisuollen letzten Jahre in Innsbruck zutrugen und von den Wirkungen, die sie im Aufbau der Bevölkerung, der Wirtschaft und des sozialen Zusammenlebens hinterließen. I n aller Kürze seien einige Beispiele herausgegriffen. S o wird über Stand, Entwicklung und Berufsgliederung der Bevölkerung ein eingehender Überblick gebracht, der in mannigfacher Hinsicht sehr interessant ist. Es ergibt sich daraus, daß die Innsbrucker Bevölkerungszahl von 1869 bis 1939 auf das fünffache, bis 1946 auf das Sechsfache gestiegen ist — also in ihrem Wachstum beträchtlich gegenüber der Vergrößerung des Gesamtraumes zurückgeblieben ist. Interessieren dürfte auch, daß im Jahre 1946 die Zahl der Sterbefälle in den Altersjahrgängen 15 bis 40 mit 10 Prozent um 1.5 Prozent niederer war wie die Sterblichkeit der Säuglinge ortsansässiger Mütter, daß ferner die Sterblichkeit der Männer bis zu 50 Jahren ungefähr lim ein Drittel größer war als jene, der grauen der gleichen Altersjahrgänge. Sehr aufschlußreich sind auch die Ausführungen und Da ten zum Abschnitt „Fürsorge". Ans ihnen geht hervor, daß es bedauerlicherweise im neuen «osterreich noch zu keiner offiziellen Regelung der Kürsorgestatistik und damit auch zu keiner Veröffentlichung der einschlägigen Zahlen seitens des Statistischen Zenlralaintes gekommen ist. Die Anterstützungs empfäuger werden in den Tabellen nach Alter, Geschlecht und Familienstand nachgewiesen und außerdem wird — was nnm sozialen Standpunkt interessiert — auch die Zahl der Milunterstützten angegeben. Aufschlußreich sind die nach dem Stande vom I. März 1943 gebrachten Vergleiche der ^ürsorgeleistungl.'» Innsbrucks mit jene» von Salzburg, Magensurl und den Bezirksfürsorgeverbänden der Städte des Deutschen Reiches unter 100,000 Einwohnern und des Deutschen Reiches in seiner Gesamtheit. Die Zahl der ans 1000 Einwohner entfallenden unterstützten Parteien Innsbriicks entspricht mit 12,1 ungefähr der deutscheu Ziffer von 13,2' sie liegt unter der Salzburger Ziffer l14.5) und jener von Klagenfurt sl2,5). Besonderes Interesse können auch die alif Beschäftigung und Arbeitslosigkeit bezugnehmenden Da«


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le«, I'^inspiüch^!^ liier haben sich Schwierigkeiten aus der Verschiobnug in Abgrenzungeii und Gliederung der eiiizel nen Verlifs^weige dei den Volkszählungen der Jahre 193-1 und 1939 sowie der verufszählung d^s Jahres 1946 ergeden. Zum Teil wurde versucht durch Vmgruppiorung die be< trefsenden Daten l'ergleichbar zu machen, dzw. den Lesern die Anleitung zu einer solchen Umgruppierung gegeben. treuere Kreise dürfte interessieren, das; die ?lnterstü<< zungsdoträgo fiir Ardeitslose nach dein Höchststand vom Februar 1953 in »er Woche eine pro Kops,Volastung der österreichischen Bevölkerung von 1 ^ - Schilling erreichten, Mich die leidige Wohnungsfrage findet im Handbuch ihren Niederschlag. Von den 25.372 Wohnungen, die Innsbruck nach dem Stande vom Dezember 1916 zählt, sind in den Iah ren 1930 bis 1946 »583 ssogen. Neubanwohnlingeiij geschaffen morden) der private Wolinliausdau ist hieran mit 3? Prozent beteiligt. Geiiieinniitzige Vaugeiwssonscliaften reihen mit einem Anteil von 25 Prozent hinter der Stadt mit 30 Prozent. Die Belastungsunterschiode Zwischen den dilligsten Mieterschntznwliininqen und solchen außer Mieterschutz betrligen ini Jahr? 1945 5.4 Prozent' die Spannung zwischen den teuersten Mieterschutzwohnungen und jenen aufter Mieterschutz erreichte 16,9 Prozent. Einen breiten Raum nehmen mit Recht die auf den Fremdenverkehr deznghabendon Rachmeislingen ein. Die zahlreichen wolilgeglioderten Tabolleii geben einen guten Einblick in die durch die politischen Wandlungen entscheidend beeinflußten Schwanfungen dos Fremdenverkehres. Das 3ahr 1928/29 brachte mit 573.988 Übernachtungen einen Höhepunkt des „echten" nicht kricgsbedingten Fremdenverkehres. Diese Zahlen weisen aber auch nach, das; Salzburg — nicht zuletzt dank seiner Festspiele und der GroßglocknerHochalpenstrafte — in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg an Zahl der Fremdenmeldungen und ab 1932/33 auch in bezug auf Nächtigungsziffern Innsbruck den Rang abgelaufen hat. And so könnte man Abschnitt für Abschnitt auf sehr interessante Ziffern verweisen, die die Aufmerksamkeit breitester kreise finden werden' handelt es sich doch u. a. um die Versorgung mit Nasser, Gas und elektrischer Energie, um die Innsbrucker Verkehrsbetriebe, um Schrebergärten und Tierhaltung, um die Lodensmittelbeschasfung und Bewirtschaftung, preise und Löhne, um den Kampf, den Innsbruck um lind zum Teil gegen sein Theater führte und nicht zuletzt um die Entmickliing des Verwaltungsapparates der Stadt und um deren Finanzgobarung. Insbesondere der Abschnitt über die Finanzgebarung dürfte Beachtung finden. Er bietet nicht nur ein anschauliches Bild über diesen sehr wichtigen, ia man könnte sagen schlechthin entscheidenden Teil der städt. Verwaltung, sondern er legt auch in einer sehr klaren Weise die komplizierten und einem vielfachen Wechsel unterworfenen Rechtsgrundlagen der städt, ßinanzvermaltung dar. I m Mittelpunkt der Ausführungen stehen die Betrachtungen über den städt. Haushalt. Hiebei ist von Interesse, das; bis einsch!ic>s;Iich 192? der ordentliche Haushalt mit einem Nberschus; — zuletzt von rund 100.000 Schilling - abschloft. Von da ad beginnt die Periode der Defizite, unterbrochen durch Überschüsse in den Kriegsjahren 1940^41 bis 1944 45, die durch die besonderen Verhältnisse der Kriegszeit dedingt, nicht als echte Überschüsse gelten können. Auch die zwei ersten Nachkriegsjahre April 1945 bis Elide 1945 und das Jahr 1946 schliefen mit einem gleichfalls durch die zeitbedingte Lage nerursachten Nberschuft von rund zwei Millionen, bzw. rund 13 Millionen Schilling ad. I n diesem Zusammenhang dürfte die pro Kopf Verschuldung der Stadtgemeinde interessieren' sie detrug im Durchschnitt der Iahro 194046 252 Reichsmark, bzw. Schilling. Diese Ziffer ist für das Jahr 1946 mit 226.4 Schilling ausgewiesen. So bedeutungsvoll und umflifsend das erwähnte Zahlen materia! ist, so ei^chöpst sich doch darin nicht der Inhalt des

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Handbuches' er reicht insoforne darüber hinaus, als das Handbuch in de» verschiedenen Abschnitten auch mit dein statistischen Material nicht unmittelbar zusammenhängende, interessante historische Nachweise in übersichtlicher und sehr instruktiver Hm'i» i^iugl, c»s sei u. a. aus die historischen ^insührungen zi< den Abschnitten über Vei'ölkerungsstand, Vanordnung, Slrasienpslege, Stadtwerke, Unterricht lind Vildung erinnert. Sehr interessant ist die im Abschnitte Vau« m'dnung enthaltene Zusammenstellung der wichtigeren re» oräsentatiuen Uaulen und Denkmäler der Stadt unter An« gäbe von (sntstchungszeit, S t i l und ihrer Schöpfer,' eine ähnliche aufschlusireiche Zusainineustellung ist im Abschnitte Kultus den verschiedenen Kirchen der Stadt gewidmet. Diese auszugsweise Inhaltsübersicht dürfte gezeigt haben, wie umfassend das Handbuch in Anlage und Durchführung ist. Dieser Tatsache gegeuüber müssen nereinzelte Wünsche zurücktreten, die sich bei der Xektüre einstellen- so daft u. a. zur Schaffung non Vergleichsmöglichkeiten das Lebenshaltungskostenschema einem der sonst üblichen Modelle angepaht würde oder das; die Siedlungsdaton eine weitere Gliederung nach der Zahl der Wohnungen und der Wohnungsbenützer, der auf eine Wohnung durchschnittlich entfallenden Wohnfläche sowie dem Verhältnis non Wohnraum zur Grundfläche erfahren, das; bei Darstellung der städt. Straften das perzentuelle Verhältnis non Schotterdecken zu den Hartdecken angegeben würde,' das; ferner im historischen Abschnitte über Entstehung, Anlage und Bedeutung des uerhältnismäsiig stiefmütterlich behandelten Volkskunstmuseums nähere Daten gedracht würden. Es werden bei Benützung des Handbuches im Laufe der Zeit zweifellos weitere Wünsche laut werden' hiebei ist allerdings zu berücksichtigen, das; Statistik ihrem Wesen nach und auch im Interesse non Abersichtlichkeit lind Ersparung von Kosten sich auf gröftere Zusammenhänge deschränken muß. Zusammenfassend ist folgendes zu sagen: Das Statistische Handbuch stellt sich als ein unentbehrliches Nachschlagewerk für alle dar, die sich für Innsbruck und seine Geschichte interessieren, für Wirtschaftler und Politiker ebenfo wie für Historiker und Heimatkundler. Es ist ein verläftlicher §ührer durch Vorwaltung und Wirtschaft einer groften Gemeinde. Es macht manches deutlicher, was dem ßernestehenden fremd und unverständlich erscheint' auf diese Weise kann es eine Plattform für Zusammenarbeit im Dienste der Landeshauptstadt lind ihrer Vevölkerung bilden — ebenso aber auch eine Grundlage für fruchtbare Kritik' es ift nicht zuletzt ein Leitfaden praktischer Statistik mit Beispielen, die uns allen verständlich sind, weil sie alls unserem nächsten Lcdensbereich stammen. Das Statistische Handbuch kann ador auch — und dies märe besonders Zu wünschen und die grofte aufgewandte Arbeit noch fruchtbarer machen — ein Alisgangspunkt für weitere statistische Ardeiten sein, die gestützt auf das Handbuch einfacher und weniger mühenoll fein könnten. Eine baldige Fortsetzung des Statistischen Handbuches wäre auch deshalb besonders erwünscht, weil es zweifellos die breite Öffentlichkeit interefsiort, wie die gegenwärtig leider nur bis Zum 31. Dezeinbor 1946 statistisch belegten Talbestände sich im Verlauf der weiteren Jahre go< staltet haben- diese neueren Daten könnten auch eine sehr wichtige Grundlage für die lausenden Arbeiten der Stadt« gemeinde bilden. Der Landeshauptstadt, ihrem Bürgermeister Dr. Melzer als verständnisvollen Förderer, dem planer und Redakteur Magistratsdiroklor a. D. Dr. Bankhäuser sowie seinem ver» dienstvollen Mitarbeiter Obermagistralsrat Dr. Angeror ge< bührt unser aller Dank.


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Leonhard Lanq, ein großer Wohltäter Innsbrucks Von Nilh. Vppachcr A l l 'die Spitze der Reihe der stoßen Wohltäter un- die Übernahine der Generalvertretung der Papiersa serer Landeshauptstadt gehört aiuh der ^iamo: Leon brik Sleyrermühl für die österreichischen Alpeuländer, hard Lang. M a g er der älteren Innsbrncker Genera der sich bald auch der Alleinverkauf der Fabrikserzeug tion noch einigcnuaßeu in Erinnerung sein, so 'kann nisse der Papierfabrik Leykam-Iosefsthal anschloß, ciu doch festgestellt werden, daß die Bedeutung dieses M a n fast unerschöpfliches Arbeitsfeld. Eigens bemerkt zn nes in den jüngeren Kreisen so gut loie nnbekannt ist, 'werden verdient, daß Lang, obwohl das Geschäft eine obwohl er, ähnlich beseelt >oie seil: Frcnnd Freiherr so große Entfaltung genommen hatte, durch !ll> Jahre Hans v. Siebercr (siehe Amtsblatt 1950 Nr. 11), un^ sein eigener Reisender >war und weite Strecken zn ?fuß serer Heimatstadt in großartigem Maßstäbe Akte der zurücklegte, wobei ihm seine Genügsamkeit uud seine Wohltätigkeit vollbracht hat.' Wenn die Übung der Wanderfrende zustatten kam. Die ständig anwachsende Dankbarkeit — wie es heißt — die Nachkommen adelt, Vergrößerung seines Geschäftes bedingte den Erwerb so soll hier einmal sein B i l d gezeigt nnd seines Lebens eines eigenen Hauses. So kaufte er sich im Jahre 1882 und seiner Taten gedacht werden. das Hotel zum „Österreichischelr Hof", Maria-NhcreLeonhard Lang'") war Mühlaucr; ani Aufstieg zum sien-Straße Nr. 1,8 und verlegte seine Geschäftsräume i n den alten TanzBadhaus, rechtsseisaal des seit 1876 tig gelegen, stand sein Geburtshaus, außer Betrieb stew o r i n er am 27. henden Gebäudes. J u l i 1843 als Sohn Aber auch dieser eines SchmiedemeiNaum genügte der stcrs i n bescheidenen Ausbreitung der Verhältnissen inFirma Lang nicht mitten einer viellange nnd so mnßte köpfigen Geschwi1886 bis 1887 der sterzahl zur Welt rechtsseitige, 1892 kam. Sein Vaterder linksseitige F l ü hans stehtheute nicht gel und 1909 der mehr. Der VolksQucrtrakt des zwei' schule entwachsen, ten Hofes angcbant trat der aufgeweckte werden. 3o war der Leonhard bei einem unermüdlichen ArSpezereihändler in beit und zielsicheren der Museumftraßc Untcrnehmerlnst in die Lehre, wo sich Leonhard Langs ein der Bub durch Klefast beispiellos grosben von Papierser Erfolg zuteil. säcken seine ersten Seine geschäftlichen Kreuzer verdiente. Der Stifter des Innsbrucker Rathaujes mit Gemahlin Beziehungen erNach der Lehrzeit streckten sich über trat Lang in das alte Innsbrucker Papiergeschäft Pcch- ganz Osterreich. Inzwischen war Leonhard Lang lancr und Netzer ein, wo er es durch seine Tüchtigkeit gesellschaftlich zu einer der markantesten Gestalten bis zum Prokuristen brachte und nach zehnjähriger Tä- nnscrcr Stadt geworden. Sein heimatlicher S i n n tigkeit mitcinem in spartanischerLebenswcise mühsam ließ ihn in allen öffentlichen Fragen der Stadtersparten Kapital von 2800 Gulden am 1. Februar erweitcrnng und des Hcimatschntzes lebhaften A n 1872 im Uutcrbcrgerhaus ein kleines eigenes Geschäft teil nehmen. Bekannt ist seine Broschüre, die in unter seinem Namen gründen konnte. E i n J ä h r dar- einer Zeit erschien, als in Innsbruck die Verlegung auf wurde das Unternehmen vergrößert. Lang hatte des Volksknnstmnseums'in die Wecherburg geplant >X'n Ä i u t , die Konkursmasse der alten Imster Papier wurde. I h m ist es zu verdanken, daß jenes Projekt fabrik ;u übernehmen, wodurch sein Warenlager um nm 1912 vereitelt wurde. Neben seinem eiserneu W l l cin brdcnleudes Maß stieg und auch der Umsatz ver- len nnd einer tatkräftigen Energie besaß der Großvielfacht werden konnte. Bald gewann der wagemutige, 'handelsmann einen starken D r a n g für Kunst uud K n l bisher kaum bekannte Geschäftsmann durch seine reelle tur. Auch war ihm eine fast unbezähmbare Neiselnst Gebarung Vertrauen und >trcdit und schuf sich durch eigen, die sich in dcn jüngeren Jahren in unzähligen Wanderungen nlxr heimatliche Berge nnd Täler, im "1 Vie diogr. Daten sind großenteils den verschiedenen reisen >'l!lcv in -Mlosen Reisen auslebte. Iuslx'sonNekrologen entnommen, die anläßlich seines i)inscheidens in ders Frankreichs Domen, hat er seine anfmerksame Z u den Tageszeitungen erschienen sind. Das Vüd, eines der weneigung geschenkt. Aus dieser Tatsache heraus trug er niq oorhliNldenen, stellte der Resse des Verstorbenen nnd sich auch lauge Zeit mit dem Gedanken, auf dem I n n s ^ichlN'er der hellte noch bestellenden und slorierenden Groftbrucker ^aggeu eine gotische Kirche zu erbauen, ein ,n,p!er!,and!ung T. Lang der Redaktion dankenswerter Weise P l a n , den er sicher verwirklicht hätte, wenn nicht der )ur Uersugung.


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erste Weltkrieg um seinen inflationistischen folgen da zlvischengekommen wäre. Lang reiste wiederholt nach Amerika, kannte ganz Europa nnd Teile von Asien, jedoch sein ganzes Herz gehörte der Tiroler Heimat, für die er alle seine >i raste in idealer Begeisterung ein

setzte.

Der qroszc Wohltäter Wie sehr ihm Scheuten prende «nachte, bewies er bereits Itti-^. I n diese»! Jahre lies; er in zwei diäten 40.l>00 schreib, Zeichen nnd Rechenhefte s>ir arme Schullinder in Tirol verteilen. Als in den Neunzigermhren die Frage der Erbau nng ein>es neneu ^iathanses für die Stadt Innsbruck immer dringender wnrde und überdies der Kaiser zu Wohltä'ticMtsalteu aufgerufeil hatte, entschloß sich Leoichard Lang in dem edlcil Bestreben, der Stadtgemeinde seillcr zweiten Heimat ein würdiges Hcim zu, geben, dem 'Gemeinderate den Antrag zn stellen, sein Hans Äiiaria Theresieu Straße 1 ^ der Stadt I n n s bruck als Geschenk zu überlassen gegen eine jährliche Lebensrentc, die nicht höher war, als die damaligen Reineinnahmen des Hauses und mit der weiteren Bedingung, daß die Stadtgemeinde als Entgelt für diese Widmung ein Studentenheim nnd Lehrlingshcim erbaue, in welchem, künftighin die Zöglinge des Sicbercrschen Waisenhauses ihre Weitcrc Ausbildung erhalten sollteu, während die aus dein Sicbercr'schen Waisenhause austretenden Mädchen znm Zwecke ihrer Ausbildung vier Jahre mit Stipendien von jährlich 209 Gulden beteilt werden sollten. Für die Sustentation der Zöglinge wnrde vom Stifter eine ewige Rente von jährlich 12.000 Gulden bestimmt. Der Gemeindcrat hat an: 11. März 1897 diese I e o n h a r d n n d C l a r a L a n g ' s e h e S t i f t u n g — wie sie bezeichnet wurde —- unter lebhaften Dankesbezeigungen angenommen. Dnrch diese geübte Großzügigkeit kam die Stadt Innsbrnck zu, ihrem nencn Rathaus. Der Stifter zog sich in die rückwärtigen Trakte znrück nnd noch im gleichen Jahre erfolgte die Übersiedlung vom alten Rathanse (Herzog Friedrich-Straße) in das neue, wo sich die Behörde des Stadtmagistratcs Innsbruck heute noch befindet. Wie ungünstig Krieg und I n f l a tion im Laufe der letzteil Jahrzehnte sich auswirkten, ersieht man gerade am Nichizustanoelommen dieser so gutgemeinten Leonhard und Clara Lang'schen Stiftung. ,

ansivagle dann den Glockengießer dhiappani in m,i dem Guß. So schöu auch die mächtige große Glocke klang, ihr svender wollte den 3on noch kräftiger ber ansbringen und ließ den Glockenklöppel um .'!l> K^ schwerer gießen. Dieser Umstand wurde der Glocke '>um Verhängnis; beim nächsten Läuten zersprang sie, mußte nach Trient > ' >>,> Umgießen gebracht werden und blieb seither verschollen. Die berühmte „^angGlocke" hat jedenfalls das Kriegsschicksal ihrer Schwestern geteilt. Für das in Iuusbruck ;u errichtende B l i n d e n i n s t i t n t spendete Lang im Jahre 1904 einen Betrag vou 5000 Kronen. Auch für den nachbarlichen Turm der Spitalkirche ill der wo 1907 ein neues Geläute eingestellt wurde, spendete Lang d r e i n e u e Glocken. Leonhard Laug war auch ein besonderer Frennd der Tiroler Museen, insbesondere des hiesigen Volks'knnsimnseums. Seine Vorliebe dafür bezeugte er des öfteren nnd schließlich anch dnrch eine testamentarische Schenkung. Leider ist deren Wert den schlimmen Zcitnlnständen zum Opfer gefallen. Ehrungen. I n Anerkennung seiner Verdienste, insbesondere auf Grund der Stiftung des Rathauses, ernannte der Innsbrnckcr Gemeinderat in der Sitzung vom 11. März 1897 Leouhard Lang znm Ehrenbürger der Landeshauptstadt. Ungefähr um die gleiche Zeit wurde ihm vom Kaiser, dem zu Ehren Lang seinen größten Wohltätig!kcitsakt schließlich übte, die hohe Auszeichnnng des Nitterkrenzes des Franz-lIosef-Ockens Zuteil. Am 7. Dezember 19W beschloß der Innsbrncker Gemeinderat, Lconhard Lang dadurch für seine hervorragende Menschenfreundlichkeit zu danken, daß er iil Pradl einer neueröffneten Straße seinen Namen gab. Hcnte ist die Langstraße die breiteste all ihrer Innsbrncker Schwestern nnd kann sich überdies brüsten, als einzige Straße Innsbrncks nach den allermodcrnsten Grundsätzen des neuzeitlichen Verkehrs angelegt worden zu sein.

Der in Innsbrnck hochgeachtete Ehrenbürger mußte 1912 allzu plötzlich alls dem Stadtbilde verschwinden, da er im Herbst genannten Jahres bedenklich erkrankte nnd im M a i 1913 in seinem geliebten SommcrfrischI m Laufe des Jahres 1900 übergab ein „munifiort Obladis, der ihm viel verdankt, eineil Schlagallfall zcnter Wohltäler", dessen Name jedoch nicht genannt mit lähmenden Folgeil erlitt. Fortab verbrachte der wurde, dein Bürgermeister Greil mehrmals Beträge, die schließlich zusammeu <>000 Kronen ausmachten, vorher so hänfig und gerne gesehene Wanderer sein Lebeil größtenteils zwischen seinen vier Wänden im mit der Bestimmnng, diesen Betrag znr Erbauung der Kapelle i in K a i s er - F r a nz - I o s ef - I u - Lehustuhl. Obwohl Physisch gebrochen, blieb seiu Geist bis iil die letzteil Lebenstage frisch nnd wach, wie der b i l ä n i n s . S i e c h e n H a n s in Innsbrnck zu vereines Jungen. Voll dell vielen Besucheu, die er wäh wenden. Der Gemeinderat bewilligte nnter dem !U. rend der i'vjährigcil Znrückge;ogenheil empfing, be» M a i jenes Jahres den Rest der Kosten in der Höhe vormgte er jene von Priestern am meisten. Freilich von !j^00 Kronen aus der Gemeindetasse und beschloß haben Krieg nu>d Kriegsanswir'knng, die ihm das dell Bau in Augriff zn nehmen. Wie in Erfahrung Wohltatenspenden gewaltsam eingestellt hatten, einen gebracht werden konnte, war der munifizente Wohl trüben schalten ans die letzten Lebensjahre geworfen. läter niemand anderer als Leonhard Lang. Am <^. Jänner l 9 i ^ ward er vom Tode Iieinigesucht Ein eigenes Kapitel in der Geschichte der Lang'schen und von seinem Leiden erlöst. Vom Innsbrncker Rat Schenkungen bildete das herrliche G e l a l l t e , das er Halls, das er nuserer Stadt gestiftet, vom Stadlsaal 1901 der Icsnitenkirche spendete. I n seinem Eifer besichtigte Lang vor der Anschaffnng alle berühmten nnd vom Mnscnm Ferdinandeum wehten die Trauer^ sahnen. Nochmals ehrte ihn der Innsbrucker Geeuropäischen Glocken vou Sevilla bis Moskau und be^


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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

memderat in einer eigens einbernfeneil Tran,ersitznug, loobei der damalige Bürgermeister H r . Eder dem ver^ dienteil Gönner und Förderer uuserer Lanveöhauptstadt ehrende Worte widmete. Die irdische Hülle Leonhavd ^anqs lvnrde am 10. Jänner .1!»^ vom Trailerhanse auv nnter großer Beteilimlug offizieller Vertretungen und der I n n s brucker Bürgerschaft auf den städtischen Westfriedhof überführt, wo sie im Familiengrab ihre letzte Ruhe

Nummer

fand, ^ i e Leichenfeier verlief entsprechend dein schlich ten bescheidenen ^ i n n des Verstorbenen. * Die von ^eonhard ^ang gegründete Papievgros; handlnng besteht, nnter M h r n n g de-? gleichnainig^n Neffen des Verstorbenen, mich hente noch, ^ h r ^-ir menschild im zlueitcn Hof des Rathauses wird allseits wie eine stete Erinnerung an den Stifter des ))iathallses geachtet.

von Dr. Karl

Innsbruck vor hundert Jahren Jänner 1851: 2. kommt die Oper von Donizetti „Linda von Chamounir" Zur Ausführung, und am 3. das Drama „Cin Gefangener in Sibirien" von Dr. 3. R. Bog! mit Musik von Kapellmeister A3. Storch, und am 6. „Pseffer-Rtzsel" oder „Die frankfurter Messe im Jahrs 1249", ein romantisches Schauspiel von Charlotte Birchftfeiffer7. eröffnet Präsident Dr. u. Reupauer, Rat beim Obersten Gerichtshof, die Schmurgerichtssihungen. klls Lrster war ein lSchweizers Schlossergeselle wegen des Verbrechens der öffentlichen Gemalttätigkeit angeklagt' 8. findet eine Sitzung des Bürgerausschusses statt, die vorzüglich yeirats- und Gelwerbegosuche zu behandeln hatte. Vizebürgermeister Dr. o. Nidmann beantragte eine Revision der Innsbrucker Bauordnung vom Jahre 1844,' — wird das Schauspiel „Treue Liebe" von Deurient aufgeführt, und am 9. das Lustspiel „Von Sieben die gastlichste" von Migelu.' — bedankt sich der akademische Tanzlehrer Johann Seifert öffentlich für die vielen Wohltaten, die ihm während seiner langwierigen Krankheit erwiesen wurden,' 10. wird das Riesergut bei den Sillhöfen von seinem Eigentümer Mois Kogl zum freien Verkauf ausgeschrieben) 12. wird die Posse „Die verhängnisvolle ßaschingsnacht" von I . Nestrou. mit Musik des Kapellmeisters Mols Müller aufgeführt und am 13. zum Vorteile der Sängerin 3H. B i g ! „Der Nasserträger" oder „Die Tage der Gefahr", Oper von Cherubini,' — wird die neugewählte Handels- und Gswerbekammer für den Kreisregierungsbezirk von dem k. k. Kreispräsidenten Ritter v. Kempter feierlich eröffnet. Zum Präsidenton wurde Kriedr. Wilhelm, zum Vizepräsidenten Joh. ßorcher erwählt' 15. wird das Lustspiel „Der reiche M a n n " oder „Die Wasserkur" von Dr. Töpfer aufgeführt, und am 16. „Alessandro Strabella", Oper von §riedr. ßlotow, und am 17. „Die Uandilen" oder „Abenteuer einer Aallnacht", Lustspiel von Roderich Benedir, und am 19. „Das Irrenhaus zu Dijon" oder „Wahnsinn und Vorbrechen", Schauspiel aus dem französischen von 7llar° garotha Carl' — spricht Anna I9rdan aus Arams öffentlich ihren Dank dafür aus, das; sie von Dr. Tschan in Innsbruck glücklich am grauen Star operiert wurde' — dankt die Tllusterhauptschul-Diroktion einem Schulfreund, der Bücher zur Gründung einer Schul-Bibliothek geschenkt hatte20. wird als Benefizvorstellung der Sängerin Carolina

Mliani die Posse ,Fhnlichkeits->5ata!itäten" oder „Der Hausknecht als Politiker" von 5. Crnst mit Nlusik non I . l)opp aufgeführt, und am 22. „Die Perlenschnur", Drama von Karl u. Lolteu,' — besaht sich die Bürgerausschuftsihung mit der Feststellung des Crwerbssteuersatzes für die neu entstandenen Gewerbe,' 23. wird das Lustspiel „Der Wirrwarr" oder „Der Mut« willige" von Kotzebue aufgeführt, und am 24. „Lucrezia Borgia", Oper von Donizetti, und am 26. „Die Waise und der Mörder", Melodrama von Kastclli mit Musik von Ritter u. Seifried, und am 27. als Benefizuorstellung des Komikers Friedrich Blank die Posse „Der letzte Zwanziger" von Kola mit Musik von Kapellmeister Binder. Blank lieft die Kostüme eigens nach denen dos Josefstädter-Theaters in Wien, wo das Stück 154 mal aufgeführt wurde, anfertigen— teilen die Gebrüder Bruggmann ihrem Publikum öffextlich mit, daft sie ihre Tapetenfabrik von Mühlau in das Schlosi Schneeburg in hotting verlegt haben, daft sie aber überdies „auch in der Prouinzial-Hauptstndt Innsbruck bei l)r. Peter Riedmau.r in der Reustadt" eine Niederlage besitzen,' 28. wird das Lustspiel „Geistige Liebe" oder „Gleich und gleich gesellt sich gern" von Dr. ßr. Lederor aufgeführt und anschlieftend der Schwank „Die Maskerade im Dachstübchen" von C. Meißner, lind am 30. „Der Sohn der Wildnis", Drama von ßriodr. Hahn' — rückt das hierher bestimmte Bataillon v, Roftbach-In« fanterie, begleitet von den Musikbanden der Kaiserjäger und Wiltauer Schützen ein31. wird das Lustspiel „Die Banditen ssiohe 17. 1,s wieder, holt.

Statistisches Handbuch üerStaötInnsbruck mit statistischen Oaten bis 31. Oezcmber 194o Herausgegeben uom Statistischen Amt öcr Staot Innsbruck Druck uno ix0!niuissionsl.'erlag: Cirolcr Graplük, Innsbruck, Iinnain Nr. 2 7 - ^ Oao !')(M^'uch untcrriclUcl cnif 4c?ö Seiten in L7^ unü mit crlcnltornc'cm 5evt übcr runc> so für öic ^icmcinöc wichtige Stc'ffqcdielc. Ein StMpIcm miü !8 bildliche Darstellungen fördern 5,c An läuiulichkeit des Zahlenmaterials

Verleger, Eigentümern. Herausgeber: Die Stadtgemeinde Innsbruck. — Vermuw. ^,christlei!er^ ^-- >>all ^ Nathans, Zimmer Nr. 190. — Anzeigenuerwaltnng: Annoncen-Expedition „Rouitno", Innsbruck, Anichstraße 8/1. Druck: Felizian Nnuch, Innsbrnck.


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