Integrationsbarometer 01 2015

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Herausgeber Ă–sterreichischer Integrationsfonds

Integrations barometer 1/2015 Integrationsumfrage November 2015

Dr. Peter Hajek Mag. Alexandra Siegl, MSc


Integrations barometer 1/2015 Integrationsumfrage Nov. 2015

Dr. Peter Hajek Mag. Alexandra Siegl, MSc


Integrations barometer 1/2015 Integrationsumfrage

Dr. Peter Hajek Mag. Alexandra Siegl, MSc Mai 2016 © Österreichischer Integrationsfonds

Impressum Medieninhaber, Herausgeber, Redaktion und Hersteller: Österreichischer Integrationsfonds – Fonds zur Integration von Flüchtlingen und MigrantInnen (ÖIF)/Schlachthausgasse 30, 1030 Wien, Tel.: +43(0)1/710 12 03-0, mail@integrationsfonds.at; Verlags- und Herstellungs­ort: Schlachthausgasse 30, 1030 Wien; Lektorat: Sophie Hoegl; Layout: Marion Dorner Grafik Design; Druck: TriSys DI Hans A. Gruber KG, Gumpendorfer Straße 5,1060 Wien; grund­legende Richtung: w ­ issenschaftliche Publikation zu den Themen Migration und Integration; Offen­legung gem. § 25 MedienG: Sämtliche­Infor­­­­ma­tionen über den Medieninhaber und die grundlegende Richtung dieses Mediums können unter www.integrationsfonds.at/impressum ­abgerufen werden. Haftungsausschluss: Die Inhalte dieses Mediums wurden mit größtmöglicher Sorgfalt recherchiert und erstellt. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Inhalte wird keine Haftung übernommen. Weder der Österreichische Integrationsfonds noch andere, an der Erstellung dieses Mediums Beteiligte, haften für Schäden jedweder Art, die durch die Nutzung, Anwendung und Weitergabe der dargebotenen Inhalte entstehen. Sofern dieses Medium Verweise auf andere Medien Dritter enthält, auf die der Österreichische Integrationsfonds keinen Einfluss ausübt, ist eine Haftung für die Inhalte dieser Medien ausgeschlossen. Für die Richtigkeit der Informationen in Medien Dritter ist der jeweilige Medieninhaber verantwortlich. Die Beiträge dieser Publikation geben die Meinungen und Ansichten der Autoren wieder und stehen nicht für inhaltliche insbesondere politische Positionen der Herausgeber oder des Österreichischen Integrationsfonds und des Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres. Urheberrecht: Alle in diesem Medium veröffentlichten Inhalte sind urheberrechtlich geschützt. Ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Urhebers ist jede technisch mögliche oder erst in Hinkunft möglich werdende Art der Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Verwertung untersagt, sei es entgeltlich oder unentgeltlich.


Inhaltsverzeichnis 8

1

Hintergrund der Studie und Methodik

9

2

Ergebnisse

9

Bewertung des Zusammenlebens

12

Probleme und Herausforderungen in Zusammenhang mit Zuwander/innen und FlĂźchtlingen

18

Erwartungen an Zuwander/innen

22

Integrationsarbeit in Ă–sterreich

24

3

Zusammenfassung & Fazit


1

Hintergrund der Studie und Methodik

Ziel des Integrationsbarometers ist es, Ein-

zudem die Einstellungen von Menschen

stellungen und Stimmungsströmungen in

mit Migrations­hintergrund. Diese wurden

Zusammenhang mit dem Thema Integration

als Menschen definiert, die entweder selbst

sowohl in der österreichischen Bevölkerung

(1. Migrantengeneration) oder deren beide

als auch unter Menschen mit Migrations­

Elternteile im Ausland geboren wurden

hintergrund regelmäßig zu erheben.

(2. Migrantengeneration).

Peter Hajek Public Opinion Strategies wurde

Die Umfrage wurde teils in Form einer

mit einer quartalsmäßigen Umfrage zum

telefonischen Befragung und teils in Form

Thema beauftragt, um aktuelle Stimmungen

einer Online-Befragung durchgeführt. Dieser

und Meinungsverschiebungen regelmäßig

Methodenmix hat sich als sehr gute Variante

und zeitgerecht erfassen zu können.

bewährt, um einerseits die Gruppe der jungen Menschen (online) als auch die höheren Altersschichten (telefonisch) gut zu errei-

In der ersten Umfragewelle wurden 1.000 Österreicher/innen (österreichische Staats-

chen. Die Feldarbeit fand zwischen

bürger/innen) ab 16 Jahren repräsenta-

30. Oktober und 11. November 2015 statt.

tiv befragt. Eigens ausgewertet wurden

8


2

Ergebnisse

Bewertung des Zusammenlebens

gut“. Der Schwerpunkt der Bewertung liegt bei „eher gut“, man ortet also auch gewisse

Das Zusammenleben zwischen Österreicher/

Schwierigkeiten. 33% sehen das Zusammen-

innen und Zuwander/innen wird von einer

leben als „eher schlecht“, nur jeder Zehnte

knappen Mehrheit der Befragten als gut

würde es allerdings als „sehr schlecht“

bewertet, allerdings nur von 6% als „sehr

bezeichnen.

abb. 1: Bewertung des Zusammenlebens zwischen ÖSTERREICHER/INNEN und ZUWANDER/INNEN

46 33

10

6

6 Angaben in %

sehr gut

eher gut

eher schlecht

sehr schlecht

weiß nicht/ keine Angabe

Rundungsdifferenzen bei Durchschnitts­werten möglich.

Positiver bewerten das Zusammenleben

Unter-30-Jährige sowie tendenziell niedri-

Menschen mit Migrationshintergrund (10%

gere Bildungsschichten.

„sehr gut“, 53% „eher gut“). Kritischer sind 9


2

Ergebnisse

Eine ähnliche Frage wurde in einer vom

anders lautenden Fragestellungen durchge-

ÖIF beauftragten Vorgängerstudie im Mai/

führt wurden. Es bleibt also abzuwarten, ob

Juni 2015 gestellt, und zwar wurde kon-

die nächste Umfragewelle tatsächlich einen

kret nach dem „Zusammenleben zwischen

positiven Trend bestätigt.

in- und ausländischen Mitbürgern“ gefragt. 2% antworteten damals, dieses funktioniere

Betrachtet man die Ergebnisse früherer

„sehr gut“, 39% gaben an, es funktioniere

Um­­­­­­­­fragen im Zeitverlauf, zeigt sich zudem,

„eher gut“, 42% „eher schlecht“ und 11% „sehr

dass die Werte aus dem Mai/Juni 2015 ein

schlecht“. 6% machten keine Angabe1. Hier

Ausreißer auf die Negativseite waren, die

könnte sich eine leichte Verbesserung der

Ergebnisse in den Monaten davor waren

Einschätzung andeuten, es sind jedoch einer-

deutlich positiver. Hintergrund könnte die

seits die Schwankungsbreiten mitzubeden-

Flüchtlingskrise sein, die im Frühsommer

ken und andererseits die Tatsache, dass die

2015 zum ersten Mal breite mediale Aufmerk-

Umfragen von unterschiedlichen Instituten

samkeit erlangte. Die folgende Grafik zeigt

auf unterschiedliche Arten (in Fall von Peter

den Verlauf der Ergebnisse aus den Vorgän-

Hajek mittels Methodenmix) und mit etwas

gerstudien2.

ABB. 2: ZUSAMMENLEBEN ZWISCHEN IN- UND AUSLÄNDISCHEN MITBÜRGER/INNEN, ERGEBNISSE DER VORGÄNGERSTUDIEN 2010 BIS 2015

70

50 40

61

59

60 51

40

53

57

51

53

37

36

34

38

41

20 10 0 Dez. 10

Jun. 11

● Zusammenleben funktioniert gut ● Zusammenleben funktioniert schlecht

48

45

30

63

Nov. 11

Apr. 12

Aug. 12

Jun. 13

Okt. 14 Mai/Jun. 15

Angaben in % „gut“ = sehr gut und eher gut „schlecht“ = eher schlecht und sehr schlecht Quelle: ÖIF-Meinungsforschung, Oktober 2014 und Mai/Juni 2015

Quelle: ecoquest Market Research & Consulting GmbH: Integrationsbezogene Einstellungen; übermittelt vom ÖIF Quelle: ecoquest Market Research & Consulting GmbH: Integrationsbezogene Einstellungen

1

2

10


Ergebnisse

Kritischer wird die Bewertung, wenn man

menleben mit Muslim/innen als „sehr gut“

konkret nach dem Zusammenleben von

bewerten, immerhin 32% als „eher gut“.

2

Muslim/innen und Nicht-Muslim/innen in Österreich fragt. Hier kippt die Stimmung in

Schlechter als der Durchschnitt der Befrag-

den Negativbereich: 39% sehen das Zusam-

ten bewerten das Zusammenleben Unter-­

menleben als „eher schlecht“, 12% als „sehr

30-Jährige und niedrigere Bildungskohorten.

schlecht“. Lediglich 3% ­würden das Zusam-

ABB. 3: BEWERTUNG DES ZUSAMMENLEBENS ZWISCHEN MUSLIM/INNEN UND NICHT-MUSLIM/INNEN IN ÖSTERREICH

39 32

12

13

sehr schlecht

weiß nicht/ keine Angabe

3 Angaben in % sehr gut

eher gut

eher schlecht

Rundungsdifferenzen bei Durchschnitts­werten möglich.

Auch diese Frage wurde in etwas anderem

Mai/Juni 2015 von 1% als „sehr gut“, von 27%

Wortlaut bereits in Vorgängerstudien gestellt,

als „eher gut“, von 45% als „eher schlecht“

und zwar wurde nach dem „Zusammenleben

und von 17% als „sehr schlecht“ beurteilt.

zwischen Inländern und Muslimen in Öster-

Die folgende Grafik zeigt die Ergebnisse der

reich“ gefragt. Dieses wurde in der letzten

Vorgänger­studien im Zeitverlauf3.

vom ÖIF in Auftrag gegebenen Studie im

Quelle: ecoquest Market Research & Consulting GmbH: Integrationsbezogene Einstellungen

3

11


2

Ergebnisse

ABB. 4: ZUSAMMENLEBEN ZWISCHEN INLÄNDER/INNEN UND MUSLIM/INNEN, ERGEBNISSE DER VORGÄNGERSTUDIEN 2014 BIS 2015

Zusammenleben zwischen Inländer/innen und Muslim/innen in Österreich funktioniert …

43

45 ● 2014 ● 2015

35 27

Angaben in %

17 11

8 3

10

1

sehr gut

eher gut

eher schlecht

sehr schlecht

Quelle: ÖIF-Meinungsforschung, Oktober 2014 und Mai/ Juni 2015

weiß nicht/ keine Angabe

Probleme und Herausforderungen in

Auch in Bezug auf diese Ergebnisse wird auf die Schwankungsbreiten sowie auf die

Zu­sammenhang mit Zuwander­/innen und

unterschiedliche Fragestellung und die unter-

Flüchtlingen

schiedliche Methodik verwiesen. Wie schon bei der vorigen Frage zeigt sich auch hier,

Auf die Frage, welche Probleme und Heraus-

dass sich die Einschätzung im Mai/Juni 2015

forderungen man ganz allgemein in Zusam-

gegenüber früheren Studien deutlich ver-

menhang mit Zuwander/innen und Flüchtlin-

schlechtert hat und nun tendenziell wieder

gen wahrnimmt, kristallisierten sich vor allem

besser wird. Ob sich dieser Trend bestätigt,

die folgenden Themen heraus:

wird die nächste Umfragewelle zeigen.

12


Ergebnisse

2

ABB. 5: PROBLEME UND HERAUSFORDERUNGEN GANZ ALLGEMEIN IN ZUSAMMENHANG MIT ZUWANDER/INNEN UND FLÜCHTLINGEN

Deutsch lernen

16

(mangelnde) Integration

13 10

haben keine Arbeit / dürfen/wollen nicht arbeiten / nehmen Arbeitsplätze weg zu viele Zuwander/innen / Flüchtlinge

9

andere Religion (Islam) / religiöser Fanatismus

9

(mangelnde) Anerkennung unserer Werte und Lebensart

8

(mangelnde) Anpassung

8 7

Gewalt(-bereitschaft) / Kriminalität / Terror 6

kulturelle Unterschiede / andere Mentalität fehlende Gleichstellung von Frau und Mann / kein Respekt vor Frauen

5

Unterbringung / Wohnungen

5

Ausländerfeindlichkeit / Vorurteile seitens der österreichischen Bevölkerung

5 4

nützen Sozialsystem aus / bekommen mehr als österreichische Bevölkerung hohe Kosten für Österreich

3

Abschottung / Parallelgesellschaften / Ghettoisierung

3

Die Frage wurde spontan, also ohne vorge-

Mit 16% kristallisiert sich der Bereich

gebene Antwortkategorien gestellt, es waren

„Deutsch lernen“ als größte Herausforderung

mehrere Antworten pro Befragter/Befragtem

in Zusammenhang mit Zuwander/innen und

möglich.

Flüchtlingen heraus. In diesem Bereich geht es nicht nur um klassische Zuschreibungen in Richtung „Zuwanderer wollen nicht Deutsch

13


2

Ergebnisse

lernen“, sondern der Bereich wird auch von

oder auch aufgrund von Vorurteilen. Ein Teil

Menschen, die das Zusammenleben als

führt ins Treffen, dass Asylwerber/innen hier

positiv bewerten sowie von höheren Bil-

gar nicht arbeiten dürfen. Und zuwanderer-

dungsschichten, die der Zuwanderung etwas

kritische Gruppen sind der Meinung, dass

offener gegenüberstehen, genannt. Schließ-

Ausländer/innen entweder gar nicht arbeiten

lich ist das Erlernen der Sprache tatsächlich

wollen oder dass sie, wenn sie arbeiten, der

einer der Schlüsselfaktoren für erfolgreiche

autochthonen österreichischen Bevölkerung

Integration in einem neuen Land. Stärker fällt

Jobs wegnehmen. In diesem Zusammenhang

das Thema zudem Menschen am Land sowie

wird Zuwander/innen und Flüchtlingen teils

Menschen mit Kindern ein – die nicht zuletzt

auch vorgeworfen, vom österreichischen

auch Probleme an Schulen in Zusammen-

Sozialsystem leben zu wollen bzw. mehr zu

hang mit dem Deutschlernen im Kopf haben

bekommen als die autochthone Bevöl­kerung.

könnten. Vor allem in Zusammenhang mit Flüchtlingen Auf Platz 2 folgt mit 13% das Thema Integra-

kommt immer wieder der Einspruch, es seien

tion sowie „mangelnde Integration“. Dieser

schon „zu viele“ in Österreich, das Land ver-

Bereich wird öfter von niedrigen Bildungs-

trage keine weiteren mehr. Auch hohe Kosten

gruppen, Männern und Menschen, die das

für Österreich sowie das Problem der Unter-

Zusammenleben als negativ empfinden,

bringung der Flüchtlinge bzw. des Woh-

genannt. Auch die Themen der als mangel-

nungsmarktes, auf dem manche Preissteige-

haft empfundenen Anpassung von Zuwan-

rungen erwarten, werden in Zusammenhang

der/innen, die mangelnde Anerkennung der

mit diesem Thema genannt.

österreichischen Werte und Lebensart sowie kulturelle Unterschiede spielen in diesen

Und auch der Islam ist ein Thema. 9% sehen

Themenkomplex hinein. Ein kleinerer Teil der

die Religion bzw. religiösen Fanatismus als

Befragten ortet zudem Abschottungsten-

Problem für das Zusammenleben, 7% nennen

denzen mancher Zuwanderergruppen bzw.

Gewalt bzw. Gewaltbereitschaft, Kriminalität

das Entstehen von Parallelgesellschaften und

und Terror und 5% kritisieren die fehlende

Ghettos.

Gleichstellung von Frauen bzw. den mangelnden Respekt gegenüber Frauen.

Jeder Zehnte nennt das Thema Arbeitsmarkt. Hier gibt es verschiedene Ansichten:

5% machen schließlich Ausländerfeindlichkeit

Ein Teil der Befragten ist der Meinung, es sei

und Vorurteile seitens der österreichischen

für Zuwander/innen ganz einfach schwie-

Bevölkerung für Probleme im Zusammen­

rig, Jobs zu finden, beispielsweise aufgrund

leben verantwortlich.

niedrigerer Qualifikation und Ausbildung

14


Ergebnisse

2

7% geben an, gar keine Probleme in diesem

Beim Thema Gewalt wird von manchen

Bereich zu sehen, 16% machen zu dieser

Befragten angegeben, dass sehr viele junge

Frage keine Angabe.

Männer unter den in den letzten Monaten ankommenden Flüchtlingsgruppen waren,

Im Rahmen einer zweiten offenen Fragestel-

die Gewalt vor allem von diesen ausginge

lung (keine Antwortkategorien vorgegeben,

und man sich vor diesen teilweise fürchte.

Mehrfachnennungen möglich) wurden die

Das Thema fehlender Respekt vor Frauen

Auskunftspersonen gefragt, was denn kon-

ist hier um die konkrete Angst mancher

krete Probleme im alltäglichen Zusammen-

Befragten um weibliche Familienmitglieder,

leben mit Zuwander/innen sind. Hier gibt

insbesondere Töchter, angereichert. Einzelne

es ja die These, dass es sich im alltäglichen

Befragte befürchten sogar sexuelle Übergrif-

Zusammenleben oft an sehr profanen Din-

fe. 3% geben konkret an, das Thema Zuwan-

gen spießt, beispielsweise an der Lautstärke

derung würde ihnen Angst machen.

von Zuwander/innen oder unterschiedlichen Vorstellungen von Mülltrennung. Diese These

Wie schon bei der vorhergehenden Frage

kann durch die vorliegende Umfrage nicht

spielen wiederum das Thema Arbeitsmarkt

bestätigt werden. Vielmehr wird zwischen

und der Vorwurf, Zuwander/innen würden

gesamtgesellschaftlichen Problemen und

vom österreichischen Sozialsystem leben

Schwierigkeiten im konkreten Alltagsleben

wollen, eine Rolle. Einzelne Befragte sind

kaum unterschieden, in beiden Feldern

auch der Meinung, Zuwander/innen seien,

werden überwiegend dieselben Themen

was Leistungen des Staates betrifft, ganz

genannt.

generell „zu fordernd“.

„Deutsch lernen“ wird im Alltag bzw. der

Andere kritisieren wiederum die Ausländer-

alltäglichen Kommunikation mit Zuwander/

feindlichkeit der eigenen Bevölkerung im

innen noch etwas stärker als Problem wahr-

Alltag sowie zu wenig aufeinander zugehen

genommen. Mangelnde Integration, kulturel-

bzw. zu wenig Toleranz auf beiden Seiten.

le Unterschiede und der Islam sind auch hier die größten Probleme.

15


2

Ergebnisse

ABB. 6: PROBLEME MIT ZUWANDER/INNEN IM ALLTÄGLICHEN ZUSAMMENLEBEN

21

Deutsch lernen kulturelle Unterschiede / andere Mentalität

8

(mangelnde) Integration

8 6

andere Religion (Islam) / religiöser Fanatismus (mangelnde) Anerkennung unserer Werte und Lebensart

5

Gewalt(-bereitschaft) / Kriminalität / Terror / aggressive junge Männer

5

(mangelnde) Anpassung

5

haben keine Arbeit / dürfen/wollen nicht arbeiten / nehmen Arbeitsplätze weg

5

nützen Sozialsystem aus / bekommen mehr als Österreicher/innen / sind zu fordernd

5

fehlende Gleichstellung / kein Respekt vor Frauen / sexuelle Übergriffe / Sorge um Töchter

4

zu wenig aufeinander zugehen / Toleranz von beiden Seiten

4

Abschottung / Parallelgesellschaften / Ghettoisierung

3

Ausländerfeindlichkeit / Vorurteile seitens der österreichischen Bevölkerung

3

Angst

3

fehlender Respekt / arrogant / schlechtes Benehmen

3 2

mangelnde Bildung / Probleme in Schulen hohe Kosten für Österreich

1

Unterbringung / Wohnungen

1

Müll / Mülltrennung / sind unordentlich

1

Hygiene / Verbreitung von Krankheiten

1

sind zu laut

1

drängen Österreich ihre Kultur/Religion auf / österreichische Kultur geht verloren

1

16


Ergebnisse

2

Es werden aber auch ein paar sehr profane

Und schließlich wurden Menschen mit

Probleme genannt: 3% orten „schlechtes

Migrationshintergrund (79 Befragte in der

Benehmen“ und „fehlenden Respekt“ von

Stichprobe) gefragt, was aus ihrer Sicht

Zuwander/innen im Alltag, 2% nennen Pro­

Probleme im Zusammenleben sind. Dabei

bleme an Schulen bzw. mangelnde Bildung

wurden nicht nur die erwartbaren Themen

von manchen Zuwander/innen, 1% kritisiert

Vorurteile gegenüber Zuwander/innen, Ver-

Problemfelder rund um das Thema Müll

allgemeinerungen, Fremdenfeindlichkeit,

(„hinterlassen zu viel Müll“, „trennen den

mangelnde Toleranz und Diskriminierung

Müll nicht“, „sind unordentlich“) und 1%

bzw. Ausgrenzung, sondern auch ein paar

ist der Meinung, Zuwander/innen seien im

unerwartete Themen genannt.

Alltag zu laut. So werden auch von manchen Menschen 13% geben an, gar keine Probleme mit

mit Migrationshintergrund andere Zuwan-

Zuwander/innen im Alltag wahrzuneh-

der/innen kritisiert. 7% sind der Meinung,

men, 20% machen bei dieser Frage keine

dass sich manche anderen Zuwander/innen

Angabe.

nicht in Österreich integrieren bzw. die Sprache nicht lernen wollen. 7% beklagen eine Ausnutzung des Sozialsystems und 6% kritisieren Muslim/innen und ihr als problematisch empfundenes Weltbild.

17


2

Ergebnisse

ABB. 7: PROBLEME IM ZUSAMMENLEBEN AUS SICHT VON MENSCHEN MIT MIGRATIONSHINTERGRUND

Vorurteile / Verallgemeinerungen

8

manche wollen sich hier nicht anpassen/integrieren / die Sprache lernen

7

manche wollen hier nicht arbeiten / nur vom Sozialsystem leben

7

Muslim/innen und ihr Weltbild sind problematisch

6

Fremdenfeindlichkeit / mangelnde Toleranz der Österreicher/innen

5

Sprache / sprachliche Schwierigkeiten

4

man wird diskriminiert / schlecht behandelt / abgelehnt

3

kulturelle Unterschiede

3

Ausgrenzung wegen Religion/Kultur/Kopftuch

2

Bildung von Gruppen / Parallelgesellschaften

2

Probleme zwischen einzelnen Zuwanderergruppen

Erwartungen an Zuwander/innen

1

Knapp unter 70% sind der Meinung, Zuwander/innen sollten in Österreich auf jeden

Auf die Frage, was Zuwander/innen dafür

Fall einer Arbeit nachgehen und selbst nach

tun sollen, dass die Integration und das

österreichischen Grundwerten, beispiels­

Zusammenleben gut funktionieren, nennen

weise im Einklang mit der Frauengleich­

die Befragten am häufigsten das Akzep-

stellung, leben.

tieren und Einhalten der österreichischen Gesetze, gut Deutsch zu lernen, österrei-

Jede/r Zweite findet, Zuwander/innen sollten

chische Grundwerte zu respektieren sowie

sich auf jeden Fall an die österreichische Kul-

Bereitschaft zu zeigen, sich in Österreich zu

tur anpassen und am gesellschaftlichen Le-

integrieren. Über 80% der Befragten erwar-

ben in Österreich teilnehmen. Die restlichen

ten diese Leistungen von Zuwander/innen

Befragten sind überwiegend der Meinung,

„auf jeden Fall“4 .

dass Zuwander/innen das „eher schon“ tun

Die Leistungen von Zuwander/innen wurden gestützt abgefragt und rotierend vorgelesen bzw. angezeigt.

4

18


2

Ergebnisse

sollten. Ähnlich sieht es mit dem Abschluss

Und eine Mehrheit von 58% ist schließlich

einer Ausbildung in Österreich aus.

nicht der Meinung, dass Zuwander/innen ihre eigene Kultur aufgeben und die österreichische Kultur annehmen s­ ollten.

Sich ehrenamtlich für das Gemeinwohl zu engagieren, ist aus Sicht der Mehrheit schon nicht mehr unbedingt notwendig. ABB. 8: ERWARTUNGEN AN ZUWANDER/INNEN

88

9 2 1

87

11

die österreichische Gesetz­ gebung akzeptieren und sich daran halten

1

gut Deutsch lernen 83

österreichische Grundwerte, wie beispielsweise Frauengleichstellung, respektieren und akzeptieren

14

80

2 1

17

2 1

Bereitschaft zeigen, sich in Österreich zu integrieren 69

4 2 1

24

in Österreich einer Arbeit nachgehen 68

selbst nach österreichischen Grund­ werten, wie beispielsweise Frauengleichstellung, leben

24

51

5 2 1

32

10

34

sich an die österreichische Kultur anpassen 6 2 1

41

49 am gesellschaftlichen Leben in Österreich teilnehmen 46

40

8

3 3

in Österreich eine Ausbildung abschließen 40

32

18

5

5

sich ehrenamtlich für das Gemeinwohl engagieren

16

23

30

28

3

ihre eigene Kultur aufgeben und die österreichische Kultur annehmen

● auf jeden Fall

● eher schon

● eher nicht

● gar nicht

Rundungsdifferenzen bei Durchschnitts­werten möglich. 19

● weiß nicht/keine Angabe

Angaben in %


2

Ergebnisse

Einige dieser Erwartungen an Zuwander/

aus 2015. 2014 war es 35% der Befragten

innen wurden auch in einer vom ÖIF be-

zumindest eher wichtig, dass Zuwander/

auftragten Vorgängerstudie im Oktober

innen ihre Kultur und Religion teilweise auf-

2014 abgefragt . Dabei ergaben sich relativ

geben, 2015 sprechen sich 39% eher schon

ähnliche Zahlen. „Gute Deutschkenntnisse“

dafür aus, dass diese ihre Kultur aufgeben

waren damals 74% „sehr wichtig“ und 23%

sollten. Auch hier ergeben sich also sehr

„eher wichtig“, also insgesamt 97% der

ähnliche Werte.

5

Befragten zumindest eher wichtig. In der vorliegenden Studie aus 2015 sind 98% der

In der öffentlichen Diskussion rund um das

Befragten der Meinung, dass Zuwander/

Zusammenleben mit Menschen mit Migrati-

innen zumindest eher schon „gut Deutsch

onshintergrund geht es ja auch immer wie-

lernen“ sollten.

der um die Einhaltung von Grundwerten.

Ebenfalls abgefragt wurde die „Teilnahme

Die Einhaltung dieser Werte ist aus Sicht

am Gemeinschaftsleben“ von Zuwander/

der Befragten für ein gelungenes Zusam-

innen. 47% waren diese 2014 „sehr wich-

menleben zwischen Österreicher/innen und

tig“, 39% „eher wichtig“. Rechnet man

Zuwander/innen von großer Bedeutung6 .

diese Werte zusammen, bezeichneten 86%

Dabei werden so gut wie alle Werte als

dies zumindest als eher wichtig. In der

„sehr wichtig“ bewertet, allen voran die

vorliegenden Studie wurde abgefragt, ob

Gewaltfreiheit, die Gleichberechtigung von

Zuwander/innen „am gesellschaftlichen

Frau und Mann sowie die Meinungsfreiheit.

Leben in Österreich teilnehmen“ sollen.

Die in Relation zu den anderen Werten ge-

49% antworten mit „auf jeden Fall“, 41% mit

ringste Bedeutung hat die Religionsfreiheit,

„eher schon“. Zusammengerechnet ergibt

die Einhaltung dieser ist aber auch für eine

das einen Wert von 90% Zustimmung

überwiegende Mehrheit zumindest „eher

und bewegt sich damit in einer ähnlichen

wichtig“. Auffallend ist, dass die Religions-

­Größenordnung wie 2014.

freiheit jenen Menschen, die das Zusammenleben als schlecht empfinden, deutlich

Und schließlich wurde 2014 die „teilweise

weniger wichtig ist. Hintergrund dessen

Aufgabe von Herkunftskultur und Religion“

könnte sein, dass Religionsfreiheit in dieser

abgefragt, am ehesten vergleichbar mit der

Gruppe auch mit der Freiheit der Ausle-

Formulierung „ihre eigene Kultur aufgeben

bung des Islams in Verbindung gebracht

und die österreichische Kultur annehmen“

wird, der man kritisch gegenübersteht.

5 6

Quelle: ecoquest Market Research & Consulting GmbH: Integrationsbezogene Einstellungen Die Werte wurden gestützt abgefragt und rotierend vorgelesen bzw. angezeigt. 20


Ergebnisse

2

ABB. 9: WICHTIGKEIT DER EINHALTUNG VON WERTEN FÜR EIN GELUNGENES ZUSAMMENLEBEN

7 2 1 1

89 Gewaltfreiheit

Gleichberechtigung von Frau und Mann

85

11

2 1 1

84

13

2 1

Meinungsfreiheit 82

2 1 1

14

Demokratie 80

2 13

14

Rechtsstaat 76

die Selbstbestimmung eines jeden Menschen

18

65

25

2 12

6

32

Religionsfreiheit

● sehr wichtig

● eher wichtig

● weniger wichtig

● gar nicht wichtig

● weiß nicht/keine Angabe

Angaben in %

Rundungsdifferenzen bei Durchschnitts­werten möglich.

Ein interessantes Detailergebnis ist, dass

Eine etwas abweichende Fragestellung zum

Unter-30-Jährigen sämtliche Werte weni-

Thema Werte wurde in einer 2014 vom ÖIF

ger wichtig sind als mittleren und höheren

beauftragten Studie gestellt, und zwar wur-

Altersgruppen. Hintergrund könnte sein,

den die Befragten gebeten, anzugeben, wie

dass man mit diesen Werten noch weniger

wichtig ihnen selbst eine Reihe von Werten

anfangen kann bzw. dass manchen nicht

sind. Dabei war die Meinungsfreiheit 99%

bewusst ist, dass diese Grundwerte und

der Befragten eher wichtig, die Gleichbe-

-freiheiten nicht selbstverständlich sind.

rechtigung von Frau und Mann 96%, die Demokratie 95% und die freie Religionsausübung 86%7. Rechnet man die „sehr wichtig“ und „eher wichtig“-Nennungen aus der vorliegenden Studie aus 2015 zusammen, so ergeben sich ganz ähnliche Werte.

7

Quelle: ecoquest Market Research & Consulting GmbH: Integrationsbezogene Einstellungen 21


2

Ergebnisse

Integrationsarbeit in Österreich8

Der Integrationsfonds hat noch einiges an Potenzial, seine Bekanntheit auszubauen.

In puncto Integrationsarbeit in Österreich

Er ist bislang 31% der Bevölkerung nicht

wird die Caritas von den Befragten mit

bekannt, weitere 18% wissen zu wenig, in

Abstand am besten bewertet, sie ist auch

welcher Form der Integrationsfonds in der

ein sehr bekannter Akteur in diesem Feld.

Integrationsarbeit tätig ist. Jene, die ihn

An den Stellen 2 und 3 folgen Integrations-

kennen, bewerten den Integrationsfonds

minister Sebastian Kurz und die österrei-

aber mehrheitlich positiv, immerhin 13%

chische Zivilgesellschaft, die ja im Rahmen

sogar „sehr gut“.

der Flüchtlingshilfe vielfach gelobt wurde. Die österreichischen Gemeinden sieht noch

Eher geringe Glaubwürdigkeit beim Thema

eine Mehrheit zumindest eher positiv in der

besitzt schließlich die Bundesregierung.

Integrationsarbeit, die Bundesländer folgen mit 49% Positivbewertung.

8

Die Akteure wurden gestützt abgefragt und rotierend vorgelesen bzw. angezeigt. 22


Ergebnisse

2

ABB. 10: BEWERTUNG DIVERSER AKTEURE IN DER INTEGRATIONSARBEIT

42

9

34

7

1

7

die Caritas 36

23

das Integrations­ ministerium mit Minister Sebastian Kurz

15

39

19

7

19

12

6

10

5

10

die österreichische Zivilgesellschaft 43

14

3

6

26

9

die österreichischen Gemeinden 10

29

39

9

12

1

die österreichischen Bundesländer 11

25

17

12

18

17

der UNHCR 13

22

11

5

31

18

der Österreichische Integrationsfonds 9

26

33

24

1

7

die österreichische Bundesregierung

● sehr gut

● eher gut

● weniger gut

● gar nicht gut

● kenne ich nicht

● weiß nicht/keine Angabe

Angaben in %

Rundungsdifferenzen bei Durchschnitts­werten möglich.

Sieht man sich die Detailergebnisse an,

Der Integrationsfonds wird überdurch-

so zeigt sich, dass Integrationsminister

schnittlich von Menschen mit Migrations-

Kurz öfter von Menschen, die das Zu-

hintergrund, Menschen, die das Zusam-

sammenleben als gut bewerten, und von

menleben gut bewerten, und mittleren

Über-50-Jährigen positiv bewertet wird.

Altersgruppen positiv bewertet.

23


3

Zusammenfassung und Fazit

Das Zusammenleben zwischen Österrei-

Im alltäglichen Zusammenleben spielt

cher/innen und Zuwander/innen wird alles in

vor allem die Beherrschung der Sprache eine

allem von einer knappen Mehrheit als positiv

wichtige Rolle. Auch im Alltag werden die

bewertet, mehrheitlich negativ sieht man

Integration, kulturelle bzw. religiöse Unter-

jedoch das Zusammenleben von Muslim/

schiede, teilweise mit dem Islam verbunden

innen und Nicht-Muslim/innen im Land.

das Thema Gewalt und Extremismus sowie die Rolle von Zuwander/innen am Arbeits-

markt am häufigsten genannt.

Zentrale Problemfelder und Herausfor-

derungen in Zusammenhang mit Zuwander/ innen und Flüchtlingen sind das Erlernen der

Sprache, der Themenkomplex Integration

haben in Österreich nicht selten mit Vorur-

bzw. die Anerkennung der österreichischen

teilen, Fremdenfeindlichkeit und Diskrimi-

Werte (Stichwort Frauengleichstellung) und

nierung zu kämpfen. Doch auch sie selbst

Lebensart, das Thema Zuwander/innen am

stehen manchen Zuwander/innen kritisch

Arbeitsmarkt in all seinen Facetten sowie

gegenüber und beklagen mangelnde Integra-

das Thema Islam. Letzteres dürfte nach den

tionsbereitschaft.

Anschlägen von Paris noch an Bedeutung gewonnen haben, die Umfrage wurde vor den Anschlägen durchgeführt.

24

Menschen mit Migrationshintergrund


Zusammenfassung und Fazit

Erwartungen an Zuwander/innen für

3

Im Feld der Integrationsarbeit hat sich

ein gelungenes Zusammenleben sind vor

vor allem die Caritas – nicht zuletzt in der

allem das Einhalten der österreichischen

Flüchtlingskrise – einen Namen gemacht.

Rechtsordnung, das Erlernen der Sprache,

Auch Integrationsminister Sebastian Kurz

Akzeptanz und Respekt gegenüber öster-

wird sehr positiv in der Integrationsarbeit

reichischen Grundwerten wie beispielsweise

wahrgenommen. Der Österreichische Inte-

der Frauengleichstellung sowie die Bereit-

grationsfonds hat noch Potenzial für eine

schaft, sich in Österreich zu integrieren. Nicht

Steigerung seiner Bekanntheit in der Bevöl-

erwartet wird dahingegen ein Aufgeben der

kerung, wird von jenen, die ihn kennen, aber

eigenen Kultur.

auch überwiegend positiv wahrgenommen.

Auch die Einhaltung von Grundwerten

ist für ein gelungenes Zusammenleben von zentraler Bedeutung, allen voran die Gewaltfreiheit, die Gleichberechtigung und die Meinungsfreiheit.

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Österreichischer Integrationsfonds Mai 2016 © Österreichischer Integrationsfonds


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