ZUSAMMEN:ÖSTERREICH 2013/4

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Österreichische Post AG/sPonsorinG.Post 08Z037821s, Österreichischer inteGrAtionsfonds, schlAchthA AusGAsse 30, 1030 Wien

Winter 2013

Sprachdefizite bei Schülern

Kontroverse: Was soll und kann die Schule leisten?

ne Sind neWS ihr ge geSchäft

Portrait: Amira Awads Weg zur TV-Moderatorin

da blaue auge daS de deS glückS

Souvenir: Ein Amulett gegen den Bösen Blick

deutSch Sprechen – ÖSterreich verStehen Warum eine gemeinsame Sprache wichtig ist und wie wir Zuwanderer beim Deutschlernen fördern können


ed i to r i a l

i n teg r ati o n i n Za h l en

Liebe Leserinnen und Leser, ob im Privatleben oder im Beruf, ob zu Hause oder in einem fremden Land: Sprache begleitet uns auf Schritt und Tritt. In beinahe jedem Lebens­ bereich hängt viel davon ab, wie gut wir mit anderen kommunizieren können. Das gilt umso mehr für Zuwanderer, die sich im neuen Land eine erfolgreiche Zukunft aufbauen wollen. Für sie sind Sprachkenntnisse das Fundament jedes weiteren Integrationsschritts: Wer in Österreich eine Ausbildung machen, einen Job finden oder einen Freundeskreis aufbauen will, braucht dafür Deutsch­ kenntnisse. Auch die Gesamtgesellschaft profitiert, wenn Zuwanderer in der Lage sind, ihre Fähigkeiten bestmöglich einzusetzen.

Wie wichtig sind Sprach­ kenntnisse für eine gelungene Integration?

2014

Diversity Management wirkt sich positiv auf das Image aus, erleichtert die Rekrutierung von neuen MitarbeiterInnen, ermöglicht die Erschließung von neuen Marktsegmenten und verbessert die Chancen von Unternehmen im lokalen und globalen Wettbewerb nachhaltig. Die Wirtschaftskammer Wien vergibt auch heuer, bereits zum vierten Mal, den „DiversCityPreis“ und zeichnet entsprechende Initiativen im Diversitybereich aus. TEILNAHME Teilnahmeberechtigt sind alle gewerblich tätigen Unternehmen mit eigenständigem Sitz in Wien.

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RÜCKFRAGEHINWEIS Wenn Sie Fragen zu DiversCity haben, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. E diversity@wkw.at Alternativ können Sie auch unsere Service-Hotline anrufen: 01/514 50-1070

KATEGORIEN Kleinstunternehmen (1-9 MitarbeiterInnen), n kleine und mittlere Unternehmen (KMU) (10-249 MitarbeiterInnen), n Großunternehmen (ab 250 MitarbeiterInnen). n Zusätzlich wird 2014 ein Sonderpreis im Bereich „Ethnische Ökonomien” vergeben. n

Wie gelingt es uns, dieses Potenzial auszuschöpfen? Welche Bedingungen erleichtern Migranten das Deutschlernen? Was ist in der Vergangenheit falsch gelaufen und welche Lehren können wir daraus zie­ hen? Diesen Fragen gehen wir in der Titelgeschichte ab Seite 6 nach. Ab Seite 14 erzählen sechs Kurs­ teilnehmer, welche konkreten Vorteile sie dazu motivieren, ihr Deutsch zu verbessern.

EINREICHFRIST 16.12.2013 bis 16.04.2014 Informationen dazu online unter wko.at/wien/diverscity

Sprache ist auch das wichtigste Werkzeug von Amira Awad, wenn sie als TV­Moderatorin das Weltgeschehen in unsere Wohnzimmer bringt. Ein Portrait der Tochter eines Ägypters lesen Sie ab Seite 24. Das außerge­ wöhnliche Duo eines Rabbis an einer jüdischen Schule und seiner katholischen Direktorin stellen wir Ihnen auf Seite 34 vor.

VORBEREITUNG Workshops „Fit for DiversCity“. Profitieren Sie durch eine gemeinsame Mustereinreichung! Mittwoch, 12. Februar 2014 und Donnerstag, 13. März 2014, jeweils von 14 bis 18 Uhr in der Wirtschaftskammer Wien (Stubenring 8-10). Um Anmeldung wird gebeten unter T 01/514 50-1070 oder diversity@wkw.at.

FOTO: ÖIF/ClOrmann, IllusTraTIOnen: nIel mazhar

„Diversity Management“ ist aus einem erfolgreichen Unternehmen heute nicht mehr wegzudenken. Die gelebte Vielfalt spiegelt sich in den verschiedensten Bereichen des unternehmerischen Daseins (MitarbeiterInnen, KundInnen und GeschäftspartnerInnen). Dabei gilt es persönliche Fähigkeiten, Talente und Bedürfnisse zu erkennen, zu fördern und zu nutzen.

Der Winter gilt als beste Jahreszeit zum Lesen. Ob am behaglichen Kaminfeuer oder unter der Bettdecke:Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und freuen uns auf Lob, Kritik und kostenlose AboBestellungen unter magazin@integrationsfonds.at.

Die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH-Redaktion v. l. n. r.: Julian Unger, Aleksandra Klepić, Roland Goiser, Valentin Schwarz, Gerrit Reinmüller, Franziska Troger

Menschen leben global außerhalb ihres Geburtslands. Das sind 80.000.000 mehr als vor zwanzig Jahren, hat die UNO errechnet. Menschen werden 2030 in Österreich leben. Der Anteil im Ausland gebo­ rener Personen wird laut Prognose der Statistik Austria von 16 auf 20 Prozent steigen, Wien zur Zwei­Millionen­Stadt werden. Menschen wanderten im Vorjahr mehr nach Österreich ein als das Land verließen. Die größten Zuwanderungsgruppen waren Ungarn, Deutsche und Rumänen. Prozent der Kinder in österreichi­ schen Kinder­ gärten haben sprachlichen Förderbedarf. Das ergab eine im Herbst veröffentlichte Erhebung. Jahre jünger als die österreichische Bevölkerung sind ausländische Staats­ angehörige. Ihr Durchschnittsalter beträgt 35 Jahre, das der Österreicherinnen und Österreicher 42.

i mp r es s u m Medieninhaber, Herausgeber und Redaktionsadresse: Österreichischer Integrationsfonds, A­1030 Wien, Schlachthausgasse 30, Tel.: +43(0)1/710 12 03­0, Fax: +43(0)1/710 12 03­500, mail@integrationsfonds.at. Redaktionsleiter: Mag. Roland Goiser, roland.goiser@integrationsfonds.at. Chef vom Dienst: Mag. Valentin Schwarz, valentin.schwarz@integrationsfonds.at. Redaktion: Bakk. phil. Aleksandra Klepić; Mag. Julian Unger, MA; Mag. Gerrit Reinmüller; MMag. Franziska Troger. Produktion und Anzeigen: Styria Multi Media Corporate GmbH & Co KG, Geiselbergstraße 15, 1110 Wien, www. corporate.styria­multi­media.com. Geschäftsführung: Mag. Erich Schönberg, Mag. Martin Distl. Artdirektion: Mag. Nina Ullrich. Projektleitung: Kristina Gavric. Grafik: Ortwin Neumayer. Fotoredaktion: Ewa Bisztyga. Anzeigenleitung: Harald Kuso. Korrektur: Birgit Forst. Produktion: m4! Mediendienstleistungs GmbH & Co KG, www.m­4.at. Druck: Astoria Druck. ISSN: 1995­6606. Die Artikel von Gastautorinnen und ­autoren drücken deren persönliche Meinung aus und müssen nicht den Positionen des Österreichischen Integrationsfonds entsprechen. Seiten, die mit „Werbung“ oder „Advertorial“ gekennzeichnet sind, sind entgeltliche Einschaltungen gemäß §26 Mediengesetz. Alle Rechte vorbehalten, auch die Übernahme, vollständige oder auszugsweise Weiter­ oder Wiedergabe, gem. §44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz.

Zusammen:Österreich

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FOKUS

Sprache, Integration und Zusammenleben

iLhre es erb M eriiNe u feN g

i Nha Lt

Leser-Reaktionen

FOKUS. Sprache, Integration und Zusammenleben

ZUSammen:ÖSterreIch. Integration fördern. chancen sichern.

auf ZUSAMMEN:ÖSTERREICH 3/2013: Sinnvoll engagieren – Zusammenleben mitgestalten

geschafft hat, hat mich sehr fasziniert. Ich finde es toll, dass es solche Vorbilder für Jugendliche gibt. Als zukünftiger Lehrer weiß ich auch, dass gesunde Ernährung für die Schülerinnen und Schüler wichtig ist und freue mich, dass Sie das Thema aufgreifen. Ferhad Özbay, Wien Hilfreich für Unterricht Als Lehrerin für Deutsch und Hauswirtschaft im landwirtschaftlichen Schulwesen in der Steiermark arbeite ich sehr gerne mit unseren Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Das Magazin ZUSammen:ÖSterreIch ist mir dabei eine hilfreiche Informationsquelle. Herzlichen Dank! Ingrid Moser, Großlobming Für Lehramtsstudent viel zu bieten Gratuliere zum Schwerpunkt ehrenamtliches Engagement. Das ist ein Ansporn, etwas zu tun. Das aktuelle Heft hat gerade für mich als Deutsch-Lehramtsstudenten auch sonst einiges zu bieten: Die Herkunft und Bedeutung von Wörtern interessiert mich immer – und damit auch die „Wortwanderung“. Die Geschichte von Volkan Ekici, der es vom Sitzenbleiber zum Lehrer und Klassenvorstand

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Zusammen:Österreich

Auch weniger Schönes zeigen Mit Neugier und Freude habe ich das Magazin mit dem Schwerpunkt FreiwilligenArbeit gelesen. Ich war wirklich begeistert: Es sind viele neue, interessante Zahlen und außerordentlich gut geschriebene Geschichten dabei. Dennoch fehlt mir die andere, nicht so schöne, nicht so erfolgreiche Seite. Wo sind die Migranten, die schlechte Erfahrungen mit Vorurteilen, organisatorischen Hemmnissen oder unguten Kollegen gemacht haben? Wo sind die Österreicher, denen es schwerfällt, mit Migranten zu arbeiten? Wo sind die Vorurteile, die wir beinahe alle haben? Es wäre toll, auch diese andere Seite als Kontrapunkt wiederzufinden. Priska Koiner, Klosterneuburg Interessant und gelungen Ich gratuliere zur höchst interessanten und gelungenen Zeitschrift! Stéphane Gragnic, Sankt Florian

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reitaNs refLexioNeN. sprache ist uNersetzbar – Kolumne von Claus Reitan.

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koNtroverse. DeutschLerNeN: hoLschuLD oDer briNgschuLD? – Streitgespräch über die Verantwortung von Elternhaus und Schule.

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MigraNteN-portraits. fürs LebeN LerNeN – Sechs Migranten erzählen ihre Gründe, Deutsch zu lernen.

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zahLeN uND fakteN. Deutsch iM aLLtag – Dos und Don’ts für das Gespräch mit Menschen, die gerade Deutsch lernen.

rache, Jede Sp spricht, n a die m weitere ist eine tion. a k fi li Qua

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LeitartikeL. Der NutzeN für Die zuwaNDerer zähLt Für Heinz Faßmann profitieren Migranten selbst am meisten von Deutschkenntnissen.

FOTOS: www.weinFranz.aT; illuSTraTiOnen: MaTThiaS MOSer

S S i e uc h r e i b e n m e i n n s I h re ma ung an i n t e gg a z i n @ r f o n da t i o n s s.at

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Cover-Thema. Der SChlüSSel zum Dazugehören Deutschkenntnisse sind Basis jeder erfolgreichen Integrationsgeschichte.Was wurde in der Vergangenheit versäumt und welche Lösungen gibt es für die Zukunft?

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wortwaNDeruNg. Begriffe mit Migrationshintergrund. iNtegratioN vor ort. DiskutiereN statt beLehreN Das Vorzeigeprojekt dieser Ausgabe. portrait. „iM seNDer war MeiNe herkuNft Nie eiN theMa“ Amira Awad, Österreichs erste News-Moderatorin mit Migrationshintergrund. rückbLick & ausbLick. ÖIF-Highlights und Termine. projekt Der stuNDe. DeN LetzteN schritt geMeiNsaM tuN – Neuer ÖIF-Kurs unterstützt bei der Staatsbürgerschafts-Prüfung. pubLikatioNeN. „QuaLifikatioN bestiMMt DeN berufserfoLg“ Zwei neue Dossiers über türkischstämmige Akademiker. buNtes Österreich. Das bLaue auge, Das gLück briNgt Das Nazar-Amulett schützt vor dem Bösen. uNterhaLtuNg. rezept uND ratespass Weißer Speck und Kreuzworträtsel. zusaMMeN:LebeN. „iN wahrheit gebeN Die fraueN DeN toN aN“ Zwei Menschen. Zwei Herkunftsländer. Eine Geschichte.

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Sprache, Integration und Zusammenleben

Sprache als Grundlage für ein Leben in Österreich: Die gebürtige Philippinerin Gloria Paminger und der ukrainer oleg Golodnyak (rechts) mit ihrem Deutschlehrer Jan Cernek.

FOTOS: www.weinFranz.aT

Fokus

E

ine Packung Brotkrümel bitte“, sagt die Dame mit Akzent. „Wie bitte?“, fragt die Greißlerin über den Tresen und runzelt die Stirn. „Brotkrümel“, wiederholt die Kundin verlegen und zieht ein Wörterbuch aus ihrer Tasche. Die Greißlerin ist ratlos: „Was wollen Sie denn kochen?“ „Ein Schnitzel!“, antwortet die Dame. „Ach so!“, lacht die Greißlerin, „Semmelbrösel meinen Sie!“

c o v ert he m a

Der Schlüssel zum Dazugehören Deutschkenntnisse sind die Grundlage jeder erfolgreichen Integrationsgeschichte in Österreich. ZUSAMMEN:ÖSTERREICH über Versäumnisse der Vergangenheit, neue Lösungen und Potenziale für die Zukunft. TExT

Valentin Schwarz, Franziska Troger und Roland Goiser

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Deutschkenntnisse nachholen Diese Geschichte ist Gloria Paminger tatsächlich passiert. „Ich kannte das englische ‚breadcrumbs‘ und habe es mit dem Wörterbuch wörtlich übersetzt“, erinnert sich die Philippinerin an eine von unzähligen Alltagssituationen, in denen sie bemerkte, wie wichtig Sprachkenntnisse sind. Vor gut zwanzig Jahren zog sie zu ihrem Ehemann nach Kollnbrunn im Bezirk Gänserndorf und begann sofort zu arbeiten. „Ich habe mir das Wichtigste selber beigebracht. Für einen Deutschkurs hatte ich damals keine Zeit“, sagt Paminger. Heute holt sie das nach: In einem Kurs verbessert sie ihre Sprachkenntnisse auf B2-Niveau – die vierthöchste von insgesamt sechs Stufen (siehe Kasten S. 10).

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Fokus

Sprache, Integration und Zusammenleben

l ei ta r ti k el

Der Nutzen für die Zuwanderer zählt In der Integrations-Debatte wird oft übersehen, dass das Lernen der Landessprache zuallererst den Lernenden nützt.

der Bildungschancen von Migranten, die eng mit deren Sprachkenntnissen zusammenhängt. „Wer kein Deutsch spricht“, sagt Ilan Knapp, „kann sich nicht einbringen, wird nicht Teil der Gesellschaft.“

Deutschkurse sinD am sinnvollsten Die Top-5-Integrationsmaßnahmen: 92 Prozent der Österreicher halten Deutschkurse für zielführend.

Quelle: GalluP

92%

Deutschkurse fördern

81%

Werte und Rechtskultur vermitteln

79%

Vereine für Migranten öffnen

78%

Bildungschancen von Migranten verbessern

69%

schulpflichtverletzungen bestrafen

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10%

20%

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deutschinstitut.at: „In Österreich sprechen viele Menschen einen relativ starken Dialekt. Auch gute Schüler verstehen bei Alltagsgesprächen manchmal fast nichts – und sind Ilan Knapp, dann verzweifelt.“ Eine Expertenrat weitere Schwierigkeit für Integration ist die komplexe deutsche Grammatik: „Die vier Fälle überfordern viele“, sagt Cernek. „Dativ und Akkusativ fallen mir beim Zeitunglesen erst auf, seit ich den Kurs besuche“, bestätigt Gloria Paminger, „vorher waren mir die Fälle ein Rätsel.“

Nach nur einem Jahr in Wien besucht der student oleg Golodnyak einen fortgeschrittenen kurs: „Wer gefordert wird, lernt schneller.“

statistik

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Wer kein Deutsch spricht, kann sich nicht einbringen, wird nicht Teil der Gesellschaft.

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„für einen Job brauche ich Deutsch“ Dazugehören will auch Oleg Golodnyak, der aus der Ukraine zum Studium der „Global Studies“ nach Wien gekommen ist. „Meine Vorlesungen sind zwar auf Englisch, aber ich möchte trotzdem gut Deutsch lernen“, sagt er, „um hier Freunde und irgendwann einen Job finden zu können, muss ich die Sprache können.“ Golodnyak hat sie als Jugendlicher zwar zwei Jahre lang gelernt, „aber ich war ein eher fauler Schüler und habe den Unterricht nicht sehr ernst genommen. Ich wusste ja nicht, dass ich Deutsch einmal brauchen würde.“ Umso mehr strengt er sich jetzt an, im selben B2-Kurs wie Gloria Paminger: „Das Niveau ist hoch und ich bin nach nur einem Jahr in Wien manchmal etwas überfordert. Aber wer gefordert wird, lernt schneller.“ herausforDerung Dialekt Dennoch steht Oleg Golodnyak im Alltag noch vor mancher Hürde: „Ich kenne viele Wörter nicht und verstehe nicht alles, vor allem dann, wenn die Leute zu schnell oder Dialekt sprechen.“ Dieses Problem kennt auch Jan Cernek, Kursleiter bei

FOTOS: UniverSiTäT wien/Franz PFlUegl, www.weinFranz.aT, JBBz

zugang zur gesellschaft Die Bedeutung von Deutschkenntnissen für ein Leben in Österreich könne gar nicht überschätzt werden, betont Ilan Knapp: „Ich vergleiche das mit einem Hotelzimmer“, sagt das Mitglied im Expertenrat für Integration, der die Regierung in Integrationsfragen berät, „wenn ich hineinwill, brauche ich einen Code. Für die österreichische Gesellschaft ist dieser Code die deutsche Sprache.“ Das sieht auch die Bevölkerung so: Auf die Frage nach den zielführendsten Integrationsmaßnahmen kommen Deutschkurse mit einer Zustimmung von 92 Prozent auf Platz eins (siehe Diagramm unten). Zu den Top Fünf zählt auch die Verbesserung

erfolgsrezept: teamwork unD humor Damit seine Kursteilnehmer möglichst viele Rätsel lösen, lässt Cernek sie gerne zusammenarbeiten. „Einer ist vielleicht seit zehn Jahren hier, kann viele Vokabeln, hat aber Grammatikschwächen. Eine andere hat die Grammatik perfekt intus, sucht aber oft nach passenden Wörtern“, erklärt Cernek, „wenn ich sie zusammen einen Text schreiben lasse, ergänzen sie sich perfekt und lernen voneinander.“ Auch scheinbare Kleinigkeiten tragen dazu bei, möglichst gute Lernbedingungen zu schaffen: „Ein kleiner Witz, der die Stimmung auflockert, kann Wunder wirken“, meint Cernek, „in einer entspannten Atmosphäre lernt man am besten.“ lernmöglichkeiten schaffen Auch auf politischer Ebene müssen die Rahmenbedingungen stimmen, damit Migranten die sprachliche Integration mög-

TExT

Heinz Faßmann

Es ist unumstritten, dass die Sprache des Ziellandes für Zuwanderer eine besondere Bedeutung hat: als Ressource für eine gelungene Bildungskarriere, für Erfolg auf dem Arbeitsmarkt und ein funktionierendes Zusammenleben vor Ort. Man kann und soll auf den Wert von Mehrsprachigkeit hinweisen, man kann einen „monolingualen Habitus“ einer Gesellschaft kritisieren – aber man muss auch die Realität des täglichen Lebens zur Kenntnis nehmen. Ausreichende Kenntnisse der Verkehrssprache, in Österreich ist das Deutsch, sind notwendig, um an den relevanten Prozessen im öffentlichen Leben, in der Schule und am Arbeitsplatz teilnehmen zu können. Gerade in einem multikulturellen und mehrsprachigen Umfeld sorgt Deutsch für Verständigung über die Bevölkerungsgruppen hinweg. Dass dieses Deutsch sich dabei verändert, lebt und von der Schriftsprache abweicht, ist wissenschaftlich interessant und behindert das Kommunizieren keineswegs. Soll der Staat Normen vorgeben und Spracherwerb und Sprachgebrauch vorschreiben? Nein, in der Regel nicht, lautet die liberale Antwort. Wer welche Sprache verwendet ist Sache des Einzelnen oder von der jeweiligen Situation abhängig. Vorschriften sind nur dann gerechtfertigt, wenn eine sachliche Begrün-

dung vorliegt. Das ist beispielsweise der Fall, wenn Kinder aus Haushalten mit nicht-deutscher Umgangssprache vor dem Eintritt in die Schule ihre Deutschkenntnisse verbessern sollen. Diese Forderung ist sachlich begründbar, denn sie gleicht die Startnachteile bis zum Schulbeginn aus. Doch auch die Organisation eines attraktiven Zusatzangebots in der Familiensprache wäre sachlich begründbar. Schließlich gilt es, Mehrsprachigkeit über die Generationen hinweg zu erhalten. Die Diskussion über Sprache und Integration wird leider sehr viel stärker normativ als wissenschaftlich geführt. Das verstellt den Blick auf das Wesentliche und Nützliche. Wir brauchen daher einerseits mehr und überzeugende Forschung in diesem Bereich, andererseits eine Diskussion, die den Nutzen für den Einzelnen in den Vordergrund rückt.

Heinz Faßmann

ist Vizerektor der Universität Wien und Vorsitzender des Expertenrats für Integration

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Fokus

Sprache, Integration und Zusammenleben

r ei tan s r ef l exion en

Sprache ist unersetzbar

Von Claus Reitan, Journalist

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Fehler gemacht, den Menschen kein strukturiertes Deutschkursangebot zu machen“, sagt sie, „sie haben dann nur selten gut Deutsch gelernt. Auch bei den Altzuwanderern gibt es Förderbedarf.“

sprachportal bünDelt angebote Auch für die deutsche Integrationspolitikerin ist klar: „Es ist eine Bringschuld der Migranten, Deutsch zu lernen.“ Fehle die Bereitschaft, eine Sprache zu lernen, könne auch die beste Förderung nichts erreichen, meint Özkan, „aber auch der Staat muss beitragen und verstärkt Möglichkeiten zum Spracherwerb bieten.“ Ein wesentlicher Schritt in diese Richtung ist in Österreich das Sprachportal, das der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) im letzten Jahr startete. Auf www.sprachportal.at finden Zuwanderer alle zertifizierten Sprachkursangebote in ganz Österreich, können online Deutsch lernen und sich auf Prüfungen vorbereiten und kostenlose Lernmaterialien herunterladen.

hunDerttausenDe freiwillige Mit attraktiven Angeboten kann man Altzuwanderern das Deutschlernen schmackhaft machen, ist Özkan überzeugt. In Deutschland, so berichtet sie, haben in den letzten Jahren 720.000 Menschen freiwillig und mit Selbstkostenanteil Deutsch gelernt. Sie taten das im Rahmen von Integrationskursen, die eigentlich für Neuzuwanderer geschaffen worden waren, und stellten dort sogar den Großteil der Teilnehmer. „Die große Gruppe der bereits seit vielen Jahren in Deutschland lebenden Migranten hat die Kurse bereits durchlaufen“, freut sich Özkan, dass so oft jahrzehntelange Versäumnisse wettgemacht wurden. Zwei Drittel dieser Freiwilligen am Integrationskurs sind Frauen: „Sie sind eine besonders wichtige Zielgruppe“, freut sich Özkan, „weil sie häufig ihre Kinder in der Schule unterstützen und damit einen Multiplikatoreffekt haben.“

berufs-Deutschkurse als zukunft Für eine erfolgreiche Integration brauchen Zuwanderer aber nicht nur Deutsch für den Alltag, sondern auch spezielle Sprachkenntnisse, die sie für hochqualifizierte Berufe fit machen. „In Bereichen, in denen wir Fachkräfte brauchen, etwa der Pflege oder der Technik, ist ein entsprechendes Vokabular die Voraussetzung für einen Job“, weiß Franz Wolf-Maier, Geschäftsführer des ÖIF, welcher in seinen Integrationszentren berufsspezifische Deutschkurse anbietet. Auch Gloria Paminger, die gerade in Wien ihr Deutsch verbessert, möchte mit gesteigerten Sprachkenntnissen in erster Linie ihre Jobchancen erhöhen. „Ich habe ein deutsches Lieblings-Sprichwort“, erklärt sie, „es lautet: ‚Man spannt den Wagen nicht vor dem Pferd.‘ Für mich bedeutet das, dass ich zuerst gut Deutsch lernen muss, bevor ich in Österreich Karriere machen kann.“

Deutschtrainer Jan Cernek (links) setzt auf teamwork: „Wenn ich teilnehmer mit unterschiedlichen stärken zusammen einen text schreiben lasse, lernen sie von einander.“

iNFo

von a1 bis c2: so misst man sprachkenntnisse sechs Niveaustufen verwendet der europäische Referenzrahmen für sprachen, um kurse und tests vergleichbar zu machen: a1- und a2-Niveau stehen für elementare Sprachkenntnisse: Die Person kann bekannte Ausdrücke verwenden und Fragen über sich, etwa nach dem Beruf, beantworten. Sie versteht einfache Sätze und kann Alltagssituationen, etwa beim Arzt, bewältigen. B1- und B2-Niveau erlauben selbstständige Sprachverwendung: Die Person kann Gesprächen folgen, eigene Ansichten äußern und versteht bei komplexen Texten das Wichtigste. C1- und C2-Niveau ermöglichen kompetenten Sprachgebrauch: Die Person versteht alles, kann sich spontan und fließend ausdrücken und problemlos eine Ausbildung oder ein Studium machen.

FOTOS: www.weinFranz.aT, aygül Özkan

lichst gut gelingt. Doch lange Zeit wurden Neuzuwanderer in Österreich sich selbst überlassen, es gab kein systematisches Angebot an Deutschkursen. Erst seit wenigen Jahren sind Zuwanderer aus NichtEU-Staaten verpflichtet, bereits im Herkunftsland grundlegende Deutschkenntnisse auf A1-Niveau (siehe Kasten rechts) zu erwerben. In Österreich angekommen, gehen sie eine Integrationsvereinbarung ein, die eine weitere Verbesserung des Sprachniveaus vorsieht. Um eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis zu erhalten, müssen sie B1-Niveau erreichen. versäumnisse seit Den 60ern Sind damit alle Probleme gelöst? „Die Während es für Neuzuwanderer klare ReDeutschpflicht ist auf jeden Fall ein gro- geln für das Deutschlernen gibt, leben anßer Fortschritt“, meint Experte Ilan dere oft seit Jahrzehnten mit geringen Knapp, „aber das Bewusstsein der Zuwan- Sprachkenntnissen im Land: Österreich warb ab den 1960ern hunderer für die Bedeutung der derttausende Gastarbeiter Sprache ist in Österreich oft an, die als ein zentraler Monicht so ausgeprägt wie in tor von Wiederaufbau und klassischen ZuwanderungsWirtschaftswunder auch unländern, etwa Kanada und seren heutigen Wohlstand Australien. Wir müssen Mimitbegründeten. Niemand granten noch klarer vermitging davon aus, dass diese teln: Ohne Deutsch geht’s Zuwanderer dauerhaft in nicht.“ Umgekehrt sei ÖsÖsterreich bleiben würden, terreich gefordert, ideale weshalb das Thema Sprache Möglichkeiten zum Sprachdamals nicht im Mittelpunkt erwerb zu schaffen. Deutsch- Es ist eine stand – ein Versäumnis, das kurse sollen laut Knapp Bringschuld heute von allen Seiten beattraktiv sein und keine fi- der Migranten, dauert wird. Ganz ähnlich nanzielle Hürde für die Zu- Deutsch zu ist die Lage in Deutschland, wanderer darstellen: „Wenn lernen – aber weiß Aygül Özkan. Die alle Migranten die Sprache gut sprechen und sich in den der Staat muss Tochter türkischer GastarArbeitsmarkt einbringen die Möglichkeit beiter der ersten Generation schaffte es im Bundesland können, profitiert die Ge- dazu bieten. Niedersachsen bis ins Amt Aygül Özkan, sellschaft in weit höherem Maß, als die Kosten für Ex-Integrationsministerin der Integrationsministerin. „Damals wurde leider der in Niedersachsen Deutschkurse wiegen.“

es ist stets das Gleiche, ob im Berufsleben oder privat: Wir sind auf Sprache angewiesen. Die Grenzen unserer Sprache markieren oftmals die Grenzen unserer Möglichkeiten, und zwar schon in den kleinen, dennoch wichtigen Angelegenheiten des Lebens. Zum Leben in Österreich gehört die deutsche Sprache. Wie sollen wir sonst einer Ärztin ein Leiden schildern? Wie können wir eine Besorgung erledigen, einen Auftrag erteilen oder erledigen – wenn nicht in der Umgangssprache? Deutschkenntnisse sind mitentscheidend für Chancen und Lebensqualität aller Zuwanderer. Diese sollen ihre Kultur und Sprache durchaus pflegen – denn damit gewinnen wiederum andere neue Einsichten. Und genau darum geht es. in einer offenen Gesellschaft freier Menschen, und nur eine solche ist wünschenswert, werden Menschen immer in Bewegung sein. Wanderungsbewegungen haben eine lange menschheitsgeschichtliche Tradition, oft aus harten und bitteren Gründen. Und immer schon waren Migranten darauf angewiesen, die Welt und die Personen, mit denen sie zu tun haben, zu verstehen. Dazu bedarf es der Sprache. Daher sollen Zuwanderer die hiesige Umgangssprache erlernen – aber auch deutschsprachige Österreicher zumindest eine Fremdsprache beherrschen. Beides ist zumindest auf einem Niveau notwendig, das die Erledigung alltäglicher und beruflicher Angelegenheiten fördert. Wer Spracherwerb ablehnt, legt offenbar auf Verständigung mit anderen keinen Wert – und das ist schlicht eine falsche Haltung.

Zusammen:Österreich

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FoKUS

Sprache, Integration und Zusammenleben

K o ntr o v e r s e

Viele Jugendliche haben Probleme beim Lesen und Schreiben. An wem liegt es, jungen Menschen, die für den Unterricht nötigen Deutschkenntnisse zu vermitteln? ZUSAMMEN:ÖSTERREICH hat bei zwei Schuldirektoren nachgefragt. INTERVIEW

Franziska Troger

U

m dem Unterricht folgen zu können, brauchen Schüler bestimmte Deutschkenntnisse. Ob dafür die Schule, die Familien oder die Jugendlichen selbst verantwortlich sind, ist in der ZUSAMMEN:ÖSTERREICH -Kontroverse umstritten. Ist Sprachenvielfalt ein Gewinn oder eine Herausforderung im Schulalltag? Sabine Karl-Moldan: Beides. Gerade für

österreichische Kinder ist es interessant und wichtig, andere Kulturen kennen zu

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Zusammen:Österreich

lernen. In meiner Sport-Mittelschule funktioniert der Austausch der Schüler untereinander ohnehin oft jenseits von Sprachgrenzen – beim gemeinsamen Lau Laufen, Spielen, Bewegen. Johannes Fenz: Sprachenvielfalt ist ein Gewinn. Allerdings sehe ich schon, dass es gewissen Sprachen gegenüber Ressentiments gibt. Manche Kinder fühlen sich bedroht, wenn Mitschüler auf Türkisch oder in einer slawischen Sprache reden. Zugleich reagieren die auch teilweise aggressiv, weil sie sich auf Deutsch nicht gut verständigen können und frustriert sind. Es entstehen auf beiden Seiten Ängste und Aggressionen, wenn sie sich nicht austauschen können. Ist es die Aufgabe der Schule, Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache sprachlich fit zu machen? Karl-Moldan: Ich sage immer: Unsere

Kinder sind unsere Kunden. Die Schule ist ein Dienstleister, der möglichst viele Ressourcen für sie zur Verfügung stellen muss. Wir haben daher viele Angebote wie zusätzliche Förderstunden, ergänzende Unterrichtsmaterialien oder die Betreuung durch einen Zweitlehrer. Das alles wird von den Kindern sehr gut aufgenommen und genutzt. Ich denke, der Erfolg

Die Schule kann nicht alles reparieren, was im Alltag schiefläuft.

Die Schule muss möglichst viele Ressourcen zur Verfügung stellen.

Johannes Fenz ist Direktor der Berufsschule Eisenstadt.

Sabine Karl-Moldan ist Direktorin der Europäischen Mittelschule in Mödling.

gibt uns recht: 75 Prozent unserer Schüler steigen in eine weiterführende Schule auf. Fenz: Ich sehe das anders. Die Schule kann nicht alles regeln und reparieren, was im Alltag schiefläuft. Die Hauptverantwortung sehe ich bei den Familien und natürlich den Jugendlichen selbst. Nur im Unterricht Deutsch zu sprechen, ist sicher zu wenig. Wir als Berufsschule können bei Sprachdefiziten nur Wegbereiter zu anderen Angeboten sein.

Zugang ist eher der der Überzeugung. Wir müssen die jeweilige Lebenssituation der Migranten beachten und vor allem in den Familien und Communities ein Bewusstsein für den Wert von Deutschkenntnissen schaffen. Die Herausforderungen des Lebensalltags – man will Arbeit finden, sich

Frau Karl-Moldan, was erwarten Sie von den Familien? Karl-Moldan: Ja, die Hauptverantwortung

Lesekompetenz von Einheimischen und Migranten

liegt bei den Familien. Dass die Eltern zuhause Deutsch sprechen, ist eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Integration ihrer Kinder. Wir haben einige Schüler, deren Eltern schon lange Jahre in Österreich sind und sich weigern, Deutsch zu lernen. Diese Kinder tun sich wesentlich schwerer. Aus meiner Sicht müsste es die Verpflichtung geben, dass Eltern Deutsch lernen. Wäre eine gesetzliche Pflicht zum Deutschlernen sinnvoll? Karl-Moldan: Ja, und zwar für alle, also

auch für EU-Bürger, die aktuell nicht dazu verpflichtet sind. Fenz: Von Zwang halte ich wenig. Mein

im Umfeld verständigen – führt ohnehin dazu, dass Migranten Deutsch lernen wollen. Was erwarten Sie von der Politik? Fenz: Die Politik muss die Rahmenbedin-

gungen schaffen, damit Migranten ohne großen finanziellen Aufwand Deutsch ler-

nen können. Sprachkurse sollten möglichst günstig oder gratis sein und auch Online-Deutschkurse sollte man offensiver bewerben. Aber die Politik kann nur Türöffner sein, hindurchgehen müssen die Betroffenen selbst. Karl-Moldan: Wir sehen immer wieder, dass Kinder aus der Volksschule ohne ausreichende Deutschkenntnisse zu uns kommen. Wir brauchen also einerseits mehr Ressourcen für die Volksschule. Andererseits halte ich auch ein zusätzliches verpflichtendes Förderjahr für jene, die beim Schuleintritt nicht gut genug Deutsch sprechen, für sinnvoll.

ZAHlEN & FAKTEN

Wie gut lesen schüler in Österreich? Österreich

Internationaler Schnitt QUEllE: PISA 2009

Einheimische

482 499 IllustratIonen: nIel Mazhar

Deutsch-lernen: Holschuld oder Bringschuld?

1. Generation

384

2. Generation

0

448 427

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300

400

467

Die PISA-Studie zeigt: Österreichische Schülerinnen und Schüler lesen schlechter als im internationalen Schnitt der OECD-Länder. Besonders groß ist der Rückstand von Jugendlichen, die zugewandert sind. Dafür gibt es verschiedene Ursachen und Faktoren. So leben Migranten oft unter schlechteren wirtschaftlichen und kulturellen Bedingungen. Einkommen und Bildungsstand der Eltern sind im Schnitt geringer, pädagogische Ressourcen wie Bücher oder ein ruhiger Platz zum Lernen sind seltener vorhanden. Gut ein Drittel des Rückstands lässt sich laut den PISA-Autoren auf diese sozioökonomischen Rahmenbedingungen zurückführen. Immerhin holen in Österreich geborene Jugendliche – die 2. Generation – merklich auf.

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eines h c i n n We Kinder ich s e g a T öchte h a b e, m n D e u t s c h e mit ihn n können. e sprechar Basom, 30, kurs

Fokus

Sprache, Integration und Zusammenleben

ch hen s t eu ste D r m e W n, de eich en. kan sterr en off in Öle Tür vie 31 ić, nov e s Ar s ka ku r dan ungs o b eit res Slo ber g ih Vor nnun ploms m rke er-Di ine in e ie Ane e st d c hw s für n nke Kra

in e

D

ie Liebe führte Bashar Basom aus Syrien nach Österreich: „Meine Frau ist eine große Stütze in dieser Anfangszeit“, schwärmt der ausgebildete Mechaniker. Tatsächlich muss Basom vorerst eine Hürde überwinden: Die im Deutschen übliche lateinische Schrift ist ihm unbekannt. „Ich kann lesen und schreiben, aber eben auf Arabisch“, erklärt er, „da gibt es einige Unterschiede. Auf Arabisch schreibt man beispielsweise von rechts nach links.“ In einem Alphabetisierungskurs des Integrationszentrums Wien lernt er die Grundlagen unseres Abc – und das ist für Basom nur der Anfang: „Sobald ich die Schrift beherrsche, will ich schnellstens Deutschkurse machen, um mir ein Leben in Österreich aufbauen zu können. Wenn ich eines Tages Kinder habe, möchte ich mit ihnen Deutsch sprechen können.“

Slobodanka Arsenovi´c, 31

Gaytso Tsechung, 50

V

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Obwohl der Schule entwachsen, gehört das Vokabelheft zu ihrem Alltag: Sechs Migranten erzählen über ihre Gründe, ihr Deutsch zu verbessern. TexT

Aleksandra Klepi c´

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Zusammen:Österreich

erbandskasten, Bettpfanne, Fieberthermometer – solche Vokabeln lerne ich gerade“, erzählt Slobodanka Arsenovic. ´ Die Krankenschwester aus Kroatien berei bereitet sich in einem ÖIF-Deutschkurs auf die Aufnahmeprüfung zum Anerkennungsver Anerkennungsverfahren ihres Diploms vor. „Deutsch ist kei keine einfache Sprache, das Lernen fällt mir nicht leicht“, meint sie selbstkritisch. Den Dennoch hat Arsenovic´ rasch gelernt und in weniger als einem Jahr bereits B1-Niveau erreicht. Und die Mutter einer Tochter hat noch viel vor: Nach dem Kurs wartet der eigentliche Anerkennungsprozess mit in inhaltlichem Unterricht, Praktikum und Prü Prüfung. Danach darf Arsenovi c´ als Kranken Krankenschwester arbeiten. „Für mich ist klar: Wer Deutsch kann, dem stehen in Österreich viele Türen offen. Ich will meiner Tochter eine Zukunft voller Chancen bieten.“

Als Vorbereitung auf die Ausbildung zum Pfleger besucht der Tibeter einen Sprachkurs

FOTOS: www.weinFranz.aT

Fürs Leben lernen

Als ersten Schritt für ein Leben in Österreich lernt der Syrer das lateinische Alphabet

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Die Krankenschwester bereitet sich auf die Anerkennung ihres Diploms vor

Mig r a n t e n- P o r t r a it s

Bashar Basom, 30

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okabeln lernen, Dialoge üben und kurze Aufsätze schreiben: All das gehört für Gaytso Tsechung momentan zum Alltag. In einem Deutschkurs bereitet er sich auf die Ausbildung zum Pflegehelfer vor. Dass dieser Job in Österreich ein echter Mangelberuf ist, überrascht ihn: „In meiner Heimat wird Respekt vor dem Alter großgeschrieben. Sich um die Älteren zu kümmern gilt als sehr ehrenvolle Aufgabe.“ Doch bevor Tsechung dieser nachgehen kann, ist Durchhaltevermögen gefragt: Der Pflege-Deutschkurs im Integrationszentrum Wien ist intensiv. „Deutsch ist eine komplexe Sprache, der Kurs fällt mir gar nicht so leicht“, meint er lächelnd, „ich bin es nicht mehr gewöhnt, Hausaufgaben zu machen.“ Doch Tsechung ist entschlossen, gut Deutsch zu lernen: „Meine Zukunft ist in Österreich.“

Ich bin entschlossen, gut Deutsch zu lernen, denn meine Zukunft ist in Österreich. Gaytso Tsechung, 50, in einem Vorbereitungskurs auf die Pflege-Ausbildung

Zusammen:Österreich

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Fokus

Sprache, Integration und Zusammenleben

Snezana Caji´c, 48

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Mit einem Kurs am Arbeitsplatz stärkte die Reinigungsfachkraft ihre Sprachkenntnisse

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m Anfang war es für mich sehr schwer“, erinnert sich Snezana Cajic. ´ Die Kollegen der Reinigungsfachkraft im Wiener Otto-Wagner-Spital sprachen normales Deutsch, „aber ich habe nichts verstanden. Da wusste ich, dass ich die Sprache schnellstens lernen muss“. Zum Glück bot Cajic’ Arbeitgeber einen Deutschkurs direkt vor Ort an – organisiert vom Österreichischen Integrationsfonds. „Der Unterricht war sehr hilfreich“, sagt sie, „ich lese besser und kann mich flüssig unterhalten.“ Auch bei ihren Kindern achtete die dreifache Mutter auf gute Sprachkenntnisse – und profitiert nun selbst davon: „Meine Tochter und ich sprechen privat häufig Deutsch. Sie verbessert mich, wenn ich einen Fehler mache. Hätte ich so früh wie sie Deutsch gelernt, wäre vieles einfacher.“

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Zusammen:Österreich

Mishael Khalil, 30

Lena Al-Hayonis, 27

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Verbesserte Computerund Deutschkenntnisse bringen ihn seinem Traumjob näher

r liebt die Arbeit mit Zahlen, hat aber auch gerne mit Menschen zu tun: Mishael Khalil hat breite Interessen. „Mein Traumjob ist Kundenberater in einer Bank“, erzählt der ägyptische Student der Betriebswirtschaft, „da kann man beides vereinen.“ Um dieses Ziel zu erreichen, qualifiziert er sich weiter – in einer Kombination aus Computer- und Deutschkurs im Integrationszentrum Wien. Dort erwirbt er neben dem europäischen Computerführerschein (eCDL) auch bessere Sprachkenntnisse, verbessert seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt also gleich doppelt. „Am Anfang hatte ich vor allem mit dem Wiener Dialekt Probleme“, erinnert sich Khalil, „aber heute verstehe ich das meiste. Nur ab und zu muss ich noch lachen, wenn sich ein Wort besonders seltsam anhört.“

Um ihren Beruf als Apothekerin ausüben zu können, lernt sie rasch Deutsch

FOTOS: www.weinFranz.aT

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ch tu mir noch schwer, Kontakt zu Österreichern zu knüpfen“, sagt Lena AlHayonis und lächelt verlegen, „ich fühle mich auf Deutsch nicht so sicher.“ Dennoch hat die Syrerin in sieben Monaten bereits zwei von insgesamt sechs Niveaustufen erreicht und besucht nun einen B1Deutschkurs im Integrationszentrum Wien. Ihre Motivation? „Ich will mir und meinen Kindern ein gutes Leben in Österreich aufbauen. Dazu muss man gut Deutsch sprechen.“ Al-Hayonis’ Fernziel ist die Anerkennung ihres Pharmaziestudiums, um als Apothekerin arbeiten zu können. Gute Voraussetzungen zum Sprachenlernen bringt die Tochter eines russisch-syrischen Paars mit: Arabisch, Russisch und englisch spricht sie bereits, „und jede Sprache, die man spricht, ist eine weitere Qualifikation“.

Alle Infos zum breiten Kursangebot

des Österreichischen Integrationsfonds und seiner Integrationszentren finden Sie auf www.sprachportal.at.

Zusammen:Österreich

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fokus

Sprache, Integration und Zusammenleben

A l ltA g s - R At ge b e R

Gut gemeint ...

... und gut gemacht

Hilft es Migranten beim Deutschlernen, wenn man extra laut spricht oder „ich machen“ statt „ich mache“ sagt? Wir haben einfache Dos und Don’ts für das Gespräch mit Menschen zusammengestellt, die gerade Deutsch lernen. text

Franziska Troger

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Komplizierte Phrasen umschreiben „Gehen Sie über die Straße“ ist für Deutschlernende leichter verständlich als „Überqueren Sie die Straße“, „Gabel und Messer“ sind konkretere Begriffe als die Gattungsbezeichnung „Besteck“: Suchen Sie Synonyme für schwierige Ausdrücke und umschreiben Sie komplizierte Phrasen, wenn Ihr Gegenüber Sie nicht versteht.

eutsch zu lernen ist nicht einfach. Was im Unterricht problemlos funktioniert, lässt sich in der Praxis oft nur schwer anwenden. Doch gerade Alltagsgespräche sind wichtig, um sich zu verbessern. Wie Sie Deutschlernende dabei unterstützen können, haben wir bei den expertinnen des teams Sprache im ÖIF erfragt.

Lieber nicht

Besonders laut sprechen Bemühen Sie sich um eine klare, deutliche Aussprache – doch deutlich heißt nicht extra laut. Übertriebene Lautstärke kann von Ihrem Gesprächspartner als unfreundlich oder barsch aufgefasst werden.

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Zusammen:Österreich

Den Gesprächspartner motivieren Denken Sie daran zurück, als Sie das letzte Mal eine neue Sprache gelernt haben: Lob für bereits erreichtes ist ein wichtiger Ansporn. Motivieren Sie daher Ihren Gesprächspartner, sich weiter zu verbessern. So können Sie sie oder ihn ganz einfach unterstützen.

Ungefragt duzen Oft wird angenommen, das Du-Wort sei für Deutschlerner leichter zu verstehen als die Sie-Form. Achten Sie dennoch auf einen respektvollen Umgangston und greifen Sie nicht automatisch zum Du-Wort, nur weil Deutsch für Ihren Gesprächspartner eine Fremdsprache ist – das kann herablassend wirken.

Im Dialekt sprechen Ob „Griaß di“ oder „Leiwand, Oida“ – jedes Bundesland hat seinen Dialekt. Für Menschen, die gerade Deutsch lernen, ist er oft wie eine weitere Fremdsprache, die extra erlernt werden muss. Vermeiden Sie daher eine zu dialektale Sprache und haben Sie Verständnis, wenn nicht alles sofort verstanden wird.

IllustratIonen: MatthIas Moser

Falsche Sprechweisen übernehmen Ihr Gegenüber hat vielleicht nur Grundkenntnisse in Deutsch und spricht in unvollständigen Sätzen oder macht andere Fehler. Sie sollten diese keinesfalls übernehmen, sondern immer korrektes Deutsch sprechen. Sätze wie „Wir gehen Supermarkt“ oder „Ich nichts brauchen“ schaden mehr, als sie nützen: Ihr Gesprächspartner prägt sich die falsche Grammatik so erst recht ein.

Ja, bitte Geduldig sein es ist gar nicht so einfach, in einer Fremdsprache spontan ganze Sätze zu formulieren. Möglicherweise spricht Ihr Gegenüber daher etwas langsamer als Sie. Lassen Sie ihm oder ihr Zeit und unterbrechen Sie nicht aus Ungeduld.

Mimik und Gestik einsetzen ein Großteil unserer Kommunikation läuft nonverbal ab. Vor allem, wenn Gesprächspartner einander nicht perfekt verstehen, sind Mimik und Gestik wichtig. Simple Gesten helfen: Wenn es um die Uhrzeit geht, hilft es, aufs Handgelenk zu deuten – auch wenn Sie keine Armbanduhr tragen.

LernhiLfen onLine

Sie unterstützen jemand beim Deutschlernen oder unterrichten die Sprache selber? Der ÖIF bietet zahlreiche Materialien und Unterlagen, von Lehrbüchern über eine Landeskunde-Broschüre hin zu Alphabetisierungshilfen. Bestellung oder Download unter www.sprachportal.at Jetzt gleich Deutsch lernen Lernmaterial.

Zusammen:Österreich

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FoKUS

Sprache, Integration und Zusammenleben

SERvICE & DIvERSES

B eg r i f f e mi t mi g r ati o n s h i n ter g r u n d

Sie wollen mehr wiSSen?

Wortwanderung

Weitere Hintergründe, Fakten und Lesetipps zum Thema Sprache, Integration und Zusammenleben haben wir Ihnen hier zusammengestellt.

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Zusammen:Österreich

Wer die Abfahrtshocke einnimmt, fährt auch auf Französisch schuss.

Die Lawine lässt sich auf die lateinische Wurzel labi für gleiten zurückführen. Als Bezeichnung für ins Tal stürzende Schneemassen ist sie seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Zum Glück gibt es mit vielen Europäern im Notfall keine Verständnisschwierigkeiten: Wer auf der Piste lavina bzw. lawina ruft, warnt erfolgreich all jene, die Bosnisch, Kroatisch, Serbisch, Polnisch, Bulgarisch, Tschechisch oder Russisch sprechen. Der Tollpatsch ist weder mit dem Tölpel noch mit den Patschen verwandt: Er kommt vom ungarischen talpas, einer Bezeichnung für Fußsoldaten aus dem 17. Jahrhundert, die sich von talp für Fußsohle ableitet. Wie es kam, dass aus ihrem Namen ein Sinnbild

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von Ungeschicklichkeit wurde, bleibt ein Rätsel. Der Pullover ist ein Anglizismus, der sein deutsches Gegenstück, den Überzieher, so weit zurückgedrängt hat, dass dieser nur noch Herrenmäntel bezeichnet. Die Kurzform Pulli gibt es nur im Deutschen.

K we i t e n n e n S i e re B e mit M egrif i fe g r a h i n te t rg r u i o n s n d? Schr

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Aktuelle Zahlen und fakten zum Thema Sprache und Bildung finden Sie kostenlos im Statistischen Jahrbuch „migration & integration 2013“. Online lesbar unter www.integrationsfonds.at Publikationen Zahlen und Fakten.

LEHRgANg füR ERSTE-HILfETRAINER Erste-Hilfe-Trainer für Migrantenvereine bildet das Wiener Rote Kreuz aus. 25 Absolventen gibt es bereits, weitere Freiwillige aus unterschiedlichen Herkunftsländern werden gesucht. blog.roteskreuz.at/ protect

Der Anorak stammt ebenfalls aus dem hohen Norden. Anoraq heißt er auf Kalaallisut, der Sprache der grönländischen Inuit.

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Die Lesekompetenz von Schülern mit und ohne Migrationshintergrund wird alle drei Jahre in der PISA-Studie getestet und international verglichen. Detaillierte Ergebnisse und Analysen bietet das in Österreich zuständige Bundesinstitut BIFIE auf www.bifie.at.

AUSbILDUNg füR gESUNDHEITSLoTSEN Die Volkshilfe Wien bildet im Projekt MiMi Migranten zu Gesundheitslotsen aus, die ihre Communitys zum Thema informieren. Die ersten 20 schlossen im Oktober ab. www. volkshilfe-wien.at

Der Ski ist aus dem Norwegischen ins Deutsche gekurvt: Auch dort heißt er ski und wird wie Schi ausgesprochen. Die wörtliche Übersetzung lautet gespaltenes Holz und hat die gleiche Wurzel wie der Scheit. Ursprünglich von Jägern und Soldaten verwendet, wurde der skandinavische Migrant erst vor gut hundert Jahren zum Sport- und Freizeitgerät – und damit zum festen Bestandteil der österreichischen Identität.

Österreich

Deutschkurse weltweit bietet das deutsche Goethe-Institut. In 158 Instituten in 93 Staaten können Interessierte die deutsche Sprache und Kultur kennen lernen. Knapp 250.000 Menschen besuchen weltweit pro Jahr einen Goethe-Deutschkurs. Mehr auf www.goethe.de.

WISSENSPoRTAL ZU MIgRATIoN UND INTEgRATIoN Die „MedienServicestelle Neue Österreicher/innen“ bietet frei zugängliche Dossiers zu vielfältigen Aspekten wie Arbeit, Bildung oder Gesundheit sowie eine umfangreiche Sammlung von Studien. www.medien servicestelle.at

FOTOS: ÖIF/Unger, ISTOck, PIxaBay/OPenclIPS, VOlkShIlFe WIen; IllUSTraTIOn: nIel Mazhar

Lehrmaterialien für alle bedürfnisse haben ÖIF-Sprachexperten entwickelt. Das Angebot reicht von Kinder- und Liederbüchern, die österreichisches Liedgut für Deutschlerner aufbereiten, hin zu alltagstauglichen Wörterbüchern für Dari und Tschetschenisch. Mehr Infos und eine Bestellmöglichkeit finden Sie online auf www.integrationsfonds.at Lehrmaterial.

Alles zum Thema Deutschlernen bietet das Sprachportal des Österreichischen Integrationsfonds. Interessierte finden hier Sprachkurse aus ganz Österreich in ihrer Nähe, Prüfungstermine, Onlineübungen und eine Bestellmöglichkeit für Lehrbücher. Zudem können Sie bequem testen, ob Sie bereits fit für die offiziellen Tests auf verschiedenen Niveaustufen sind. www.sprachportal.at

Begriffe, die in den deutschen Sprachraum ein- oder aus diesem ausgewandert sind.

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Österreichischer Integrationsfonds Redaktion ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Schlachthausgasse 30 1030 Wien


zuSAMMen:ÖSterreIcH

Integration fördern. Chancen sichern.

Diskutieren statt belehren Das Zusammenleben in der Klasse durch Begegnungen auf Augenhöhe verbessern: Das bietet ein vom Roten Kreuz organisiertes Projekt. TEXT

Franziska Troger

Mit Jugendlichen über Chancen und Herausforderungen des Zusammenlebens sprechen – das tun Migrantinnen und Migranten im rahmen von projektXchange.

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Zusammen:Österreich

F

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remde sind Freunde, die man noch nicht kennen gelernt hat“, sagt Brigitte Lendl. Dieser Gedanke ist Leitspruch ihrer Initiative projektXchange, die sie für das Rote Kreuz organisiert: Menschen mit Migrationshintergrund tragen bei persönlichen Besuchen die Themen Migration, Integration und Miteinander in Schulklassen.

„Es geht darum, die Jugendlichen einzubinden“

Im Interview: Diana Karabinova, geboren in Bulgarien

FrEmdE nachbarn kEnnEn lErnEn Ganze 270 Zuwanderinnen und Zuwanderer machen bereits mit. Sie alle haben

Die Kamera führen und damit Verantwortung übernehmen: Mit einer eigenen tv-Sendung motiviert projektXchange Schüler, sich einzubringen.

FOTOS: iSTOck, prOjekTXchange

i nTEg r aTi o n V o r o r T

hier ihren Weg gemacht, sind beruflich und gesellschaftlich voll integriert. In den Klassen erzählen sie von ihrer eigenen Geschichte, binden die Schülerinnen und Schüler aber auch aktiv ein: Gemeinsam werden Themenschwerpunkte wie Zivilcourage, Rassismus oder Gleichberechtigung erarbeitet. „Wir werden meist von Lehrerinnen oder Betreuern kontaktiert, wenn es Probleme in der Gruppe gibt“, erklärt Lendl, „wir bieten dann zielgerichtete Workshops an, die auf die individuellen Bedürfnisse der Gruppe eingehen.“ Allein im ersten Halbjahr 2013 organisierte das projektXchange-Team 122 Begegnungen und erreichte damit über 5.000 Schülerinnen und Schüler. Zusätzlich bietet projektXchange auch die Möglichkeit, bislang fremde Nachbarn, die Moschee ums Eck und benachbarte Migranten-Organisationen kennen zu lernen. „Unser Ziel ist es, durch das persönliche Kennenlernen Vorurteile abzubauen und Stereotype aufzubrechen“, erklärt Brigitte Lendl, „außerdem können die Jugendlichen neue Betätigungsfelder kennen lernen und werden motiviert, sich selbst zu engagieren.“ EigEnE TV-SEndung Zu projektXchange gehört außerdem eine TV-Diskussionsreihe, die auf dem alternativen Sender Okto ausgestrahlt wird. „Die Schülerinnen und Schüler gestalten die Sendung selbst. Sie moderieren die Debatte, stehen hinter der Kamera und schneiden den Film“, berichtet Lendl. Zuletzt

war im Sommer Ex-Miss-Austria Tatjana Batinic zu Gast, um mit den Jugendlichen über ihr Herkunftsland Kroatien, das im Juli der EU beitrat, zu diskutieren. Die jungen Erwachsenen seien begeistert bei der Sache gewesen und hätten Verantwortung für ihre Aufgabe übernommen, erinnert sich Lendl. Und genau darum geht es: „Wir wollen sie dazu motivieren, sich einzubringen, ihr Zusammenleben gemeinsam zu gestalten und zu verbessern.“

ServIce & unterStützung

Das Projekt „projektXchange“ wird durch den Europäischen Integrationsfonds und das Bundesministerium für Inneres im Bereich „Interkultureller Dialog“ kofinanziert. Die Abteilung V/3 des Bundesministeriums für Inneres ist für die Abwicklung des Europäischen Integrationsfonds als Teil der EU-SOLID Fonds in Österreich verantwortlich.

Der Österreichische Integrationsfonds, Team Europäische Fonds, unterstützt das BM.I bei der Fondsabwicklung und ist als Anlaufund Servicestelle mit der Bereitstellung von Information für Projektinteressierte sowie Verwaltung und Kontrolle der ausgewählten Projekte beauftragt. Mehr Informationen zu den Europäischen Fonds und zur Antragstellung finden Sie auf: www.bmi.gv.at/ cms/BMI_Fonds und www.integra tionsfonds.at/euro paeische_fonds.

Warum machen Sie Schulbesuche für projektXchange? Weil mir der direkte Dialog mit Jugendlichen unterschiedlichster Herkunft wichtig ist. Hier geht es nicht darum, ihnen etwas frontal zu präsentieren, sondern sie einzubinden und gemeinsam Fragen wie „Wer bin ich?“ oder „Was sagt meine Herkunft über mich aus?“ zu erarbeiten. Welche inhaltlichen Schwerpunkte sind besonders interessant? Mich interessiert das Thema Gleichberechtigung besonders. Ich rede gerne mit den Jugendlichen darüber, wie sich das Frauenbild in Österreich im Lauf der Geschichte verändert hat und wie unterschiedliche kulturelle Einflüsse das Frauenbild innerhalb von Migrantengruppen prägen. Wichtig ist mir auch, mit den Schülerinnen und Schülern zu diskutieren, wie sie selbst Geschlechterrollen definieren. Was empfehlen Sie Schulen, die sich mit Integration und Diversität auseinandersetzen wollen? Selbstverständlich eine projektXchange-Begegnung zu buchen! Es gab noch nie so viele Angebote im Bereich Integration – trotzdem ist es oft schwierig, sie in den Schulalltag zu integrieren. projektXchange unterscheidet sich hier: Wir bieten individuell ausgearbeitete Schwerpunkte und Unterrichtsmaterialien, um die Einheiten im Vorfeld gut vorzubereiten und nachhaltig zu gestalten. Außerdem ist das Angebot kostenlos.

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Fotos: ÖIF/Unger

ZUSAMMEN:ÖSTERREICH

Integration fördern. Chancen sichern.

P o r tra i t

„Viele Jugendliche kennen ihre Chancen nicht“

WISSEN

Als Kind aus Ägypten gekommen, bringt sie heute die Welt in unsere Wohnzimmer: Amira Awad ist Österreichs erste News-Moderatorin mit Migrationshintergrund. TExT

Gerrit Reinmüller

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s war Februar, das Wetter trist und die Temperatur ein echter Schock für mich“, erinnert sich Amira Awad an ihre ersten Wochen in Öster­ reich. Die Sandkisten im Hof des Wohn­ hauses und die erste Begegnung mit Schnee hoben die Stimmung der damals vierjährigen Tochter eines Ägypters und einer Österreicherin jedoch schnell. Auch die Erfahrung des Andersseins ist der TV­ Moderatorin im Gedächtnis geblieben: „In der Schule wurde ich manchmal we­ gen meines exotischen Namens gehänselt. Aber alle wurden wegen irgendwas aufge­ zogen, das ist unter Kindern normal“, sagt Awad, „ich habe mein ganzes Leben lang nie das Gefühl gehabt, wegen meiner Her­ kunft benachteiligt zu werden.“ Durch Zufall vor Die Kamera Den Weg vor die Kamera fand sie durch einen Zufall: Als Studentin der Rechts­ wissenschaften bekam sie nach einem Casting die Chance, ein Kinomagazin auf einem Privatsender zu moderieren.

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Zusammen:Österreich

nach dem Jus-studium zur tV-Karriere: Amira Awad hat die Chance ergriffen, Moderatorin zu werden.

„Das Darstellerische hat im sender war verstarb früh und die mir immer schon Spaß ge­ meine herkunft junge Amira weigerte macht“, meint Awad, „das nie ein thema. sich, mit der Mutter habe ich vermutlich von Arabisch zu üben: „Als amira awad, meinem Vater, der Schau­ Puls 4-moderatorin und Kind wollte ich mich in­ spieler war.“ Dennoch integrationsbotschafterin tegrieren, nicht anders entschloss sie sich, dem sein“, meint sie nach­ Studium vorerst Priorität einzuräumen denklich. Erst als junge Erwachsene nahm und begann nach dem Abschluss, in einer sie wieder Kontakt zu ihrer ägyptischen Anwaltskanzlei zu arbeiten. „Der Job hat Familie auf. Heute bedauert es Awad, mir zwar gefallen, aber zugleich habe ich ihre Muttersprache verlernt zu haben und mich im Büro eingesperrt gefühlt“, erin­ sie nicht an ihre Kinder weitergeben zu nert sich Awad. Über ein weiteres Casting können. Doch sie hat daraus eine Lehre kehrte sie auf den Bildschirm zurück und gezogen: „Sprache ist der Schlüssel zu moderiert seit 2007 die Nachrichten eines den Menschen. Um im Leben weiter­ Privatsenders. zukommen, beruflich und sozial, sind Sprachkenntnisse ganz wichtig.“ Diese Keine Quoten-migrantin Botschaft vermittelt Awad auch, wenn sie Dass sie die erste Nachrichten­Modera­ als Integrationsbotschafterin der Initiative torin Österreichs mit Migrationshinter­ ZUSAMMEN:ÖSTERREICH (siehe Kasten grund war, war Awad lange nicht bewusst. rechts) Schulen besucht und mit Jugend­ „Ich habe zufällig in einem Interview lichen über Integration diskutiert. „In Ös­ davon erfahren. Im Sender war meine terreich bekommen alle eine Schulbildung Herkunft nie ein Thema, ich war keine und alle können studieren“, sagt sie, „nur Quoten­Migrantin.“ Sie glaubt nicht, kennen viele Jugendliche ihre Chancen vom Publikum als fremd wahrgenommen nicht. Mit guten Deutschkenntnissen und zu werden: „Eher falle ich Leuten mit Mi­ Selbstvertrauen kann man in diesem Land grationshintergrund positiv auf, die sich viel erreichen.“ durch mich vertreten fühlen.“ Das Fern­ sehen, ist Awad überzeugt, solle die Viel­ falt der Gesellschaft widerspiegeln. „man Kann hier viel erreichen“ Zu ihrem Herkunftsland Ägypten hat Awad heute nur wenig Bezug. Der Vater

Amira Awad

wurde in Kairo geboren und kam als Vierjährige nach Österreich. Die Juristin ist nachrichtenmoderatorin auf Puls 4.

Die integrationsbotschafter „ZusammEn: ÖstErrEich“ ist nicht nur der name dieses magazins, sondern auch eines Projekts von staatssekretär sebastian Kurz und dem Österreichischen integrationsfonds. mehr als 300 gut integrierte migranten besuchen als integrationsbotschafter schulen in ganz Österreich, um ihre persönliche Erfolgsgeschichte zu erzählen und mit den Kindern zu diskutieren. Über 15.000 schüler profitierten bisher davon. Das Projekt läuft seit zwei Jahren und konnte die Zahl der integrationsbotschafter seither verdreifachen. in zwei ausbaustufen wurden einerseits Vereine wie das rote Kreuz mit schülern mit migrationshintergrund zusammengebracht und andererseits junge migranten, die bislang selten Lehrberufe ergreifen, gezielt auf ihre Karrierechancen mit einer Berufsausbildung aufmerksam gemacht. www.zusammenoesterreich.at

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Per Mausklick zum Deutschkurs

ZUSAMMEN:ÖSTERREICH

Integration fördern. Chancen sichern.

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Ausblick

ÖIF-Highlights NovEMbER

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STEIERmaRk: Deutschkurse zielgerichteter anbieten: Das ist das Ziel von Startpunkt.Deutsch, einer am 4. Oktober in Graz vorgestellten Initiative. Die von Land, Stadt und dem Integrationszentrum Steiermark eingerichtete zentrale Anlaufstelle und Datenbank bringen ab sofort Angebot und Nachfrage zusammen.

ÖIF-Termine

ÖSTERREIch: Sport verbindet Menschen aller Länder: Achtzehn darin besonders erfolgreiche Projekte erhielten am 29. November den Integrationspreis Sport von ÖIF und Sportministerium. Hauptgewinner sind „Sport Fair bindet“ des ASKÖ, „Bewegte Integration“ des Vereins Footprint und „Ippon Girls“ des Judoclubs Vienna Samurai. Das Preisgeld umfasst insgesamt 15.000 Euro.

SaLZBURG: Was bedeutet für dich Zuhause? Diese Frage stellt der ÖIF im Rahmen des Kreativwettbewerbs „Dahoam in Soizburg?!“ Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund. Bis 20. Dezember können sie ihre Beiträge in den Kategorien Text, Video und Bild einreichen und tolle Preise gewinnen. Pro Kategorie werden fünf Sieger gekürt. Mehr Infos unter www.integrationsfonds.at/ dahoam_in_salzburg dEZEmBER

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ÖSTERREIch: Anfang Oktober feierte „Mentoring für MigrantInnen“ seinen fünften Geburtstag. Bereits 1.000 Zuwanderer profitierten beim Einstieg in den Arbeitsmarkt vom Programm von ÖIF, Wirtschaftskammer und AMS.

ÖSTERREIch: Auch im nächsten Sommersemester vergibt der ÖIF das Liese Prokop Stipendium an Studierende aus Drittstaaten. Es umfasst 300 Euro monatlich und die Kosten für Studiengebühren, Vorstudienlehrgang oder Nostrifikation. Bewerbungen sind bis Anfang Februar möglich. Mehr unter www.integrationsfonds.at/lieseprokopstipendium FEBRUaR

Alle Infos auf ÖIF-Sprachportal

SEpTEMbER

ÖSTERREIch: Am 16. September wurde der Journalistenpreis Integration vergeben. Ausgezeichnet wurden (v. l. n. r.) Rudolf Vajda von P3-TV, Elisa Vass von Ö1 und Köksal Baltaci von der Tageszeitung Die Presse für ihre Beiträge zur Versachlichung der Integrationsdebatte.

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Zusammen:Österreich

TIROL: Für Kinder mit Deutsch-Förderbedarf in Tiroler Volks- und Hauptschulen gibt es seit Anfang Oktober spezielle Sprachkurse. Das Integrationszentrum Tirol und der Verein Sprachinsel bieten die Kurse schulbegleitend an.

ÖSTERREIch: Österreich bietet jungen Menschen viele Chancen – egal, wo sie herkommen. Mit dieser Botschaft war die Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH (siehe Kasten S. 25) im September auf 800.000 McDonald’s-Tablettunterlagen in ganz Österreich vertreten. Mit dabei: Lehrling Shukran Magomadova und Jung-Barista Albania Bonilla-Felipe.

FotoS: iStock, ÖiF/Unger, cedric Mayer, Mcdonald’S

WIEN: Prominenter Gast beim ÖIF: Anlässlich des Weltfriedenstags am 21. September begleitete Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú einen ZUSAMMEN:ÖSTERREICH-Schulbesuch in Wien-Favoriten. Die Guatemaltekin berichtete über ihre Arbeit für die Rechte von Bauern und indigenen Völkern in Südamerika.

Umfass en Online-des Angeb ot

SaLZBURG/TIROL/ jäN. – FEB. WIEN: Jährlich veröffentlicht der ÖIF Statistik-Broschüren mit exklusiven Zahlen und Fakten zu den Schwerpunkten Frauen, Jugend und Bundesländer. Die neuen Ausgaben werden Ende Jänner und Anfang Februar bei Podiumsdiskussionen des „Netzwerk: Erfolgreich in Österreich“ in Salzburg (Frauen), Innsbruck (Jugend) und Wien (Bundesländer) präsentiert. Details finden Sie auf www.integrationsfonds.at/erfolgreich

ÖSTERREIch: mäRZ Eine Sprachreise machen, ein Musikinstrument perfektionieren, für die Chemie-Olympiade trainieren: Es gibt viele Möglichkeiten, die Talente junger Menschen zu fördern. Speziell für bedürftige Schüler mit Migrationshintergrund vergibt der ÖIF Talentetickets in Höhe von bis zu 500 Euro. Bis 2. März sind Bewerbungen möglich. Alle Infos unter www.integrationsfonds.at/ talenteticket

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Das Online-Angebot auf www.sprachportal.at zeigt Zuwanderern schnell und einfach den Weg zum nächsten Deutschkurs und bereitet interaktiv auf die Prüfungen vor. Es bietet alle Deutschkurse auf einer Seite zusammengefasst, Online-Kurse als Ergänzung zum Deutschkurs, Probe-Prüfungen und kostenloses Lernmaterial. Jetzt online Deutsch lernen auf www.sprachportal.at oder die ÖIF-Sprachhotline anrufen: +43 (1) 715 10 51-250


ZUSAMMEN:ÖSTERREICH

Integration fördern. Chancen sichern. Dank seinem ehrenamtlichen Engagement bei der Feuerwehr kann Salif Nikiema die Staatsbürgerschaft schon nach sechs Jahren erhalten.

P r o jek t d e r S t und e

INFO

Der Kurs „Fit für die Staatsbürgerschaft“ besteht aus zwei Modulen à 16 Unterrichtseinheiten: Sprachlich werden Deutschkenntnisse auf Niveau B2 vermittelt, inhaltlich Landeskunde über Österreich und das jeweilige Bundesland sowie Basiswissen über die demokratische Grundordnung und die Europäische Union.

Den letzten Schritt erfolgreich tun Ein neuer ÖIF-Kurs bereitet jene, die sich erfolgreich in Österreich integriert haben, auf die Prüfung zur Staatsbürgerschaft vor. TexT

Julian Unger der Staatsbürgerschaft ist“, erklärt ÖIFGeschäftsführer Franz Wolf-Maier, „wir möchten Menschen, die sich erfolgreich integriert haben, bei diesem wichtigen Schritt unterstützen.“ Daher bietet der ÖIF seit ende Oktober spezielle Kurse an, die gezielt auf die StaatsbürgerschaftsPrüfung vorbereiten. Neben der Verbesserung der sprachlichen Fähigkeiten steht die Landeskunde im Mittelpunkt: Den Teilnehmern wird Basiswissen zur Geschichte Österreichs und ihres Bundeslands sowie zur demokratischen Ordnung und der europäischen Union vermittelt.

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Zusammen:Österreich

FOTO: www.weinFranz.aT

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nde September enthalt, ein gesichertes nutzten knapp fünf e einkommen und rechtMillionen Österrei-liche Unbescholtenheit cherinnen und Österrei-Voraus gehören zu den Vorauscher ihr Wahlrecht und setzungen. Dazu kommt entschieden über die Zu-eine Prüfung, für die kunft des Landes mit. Gut gute Deutschkenntnisse 800.000 erwachsene waGrund und ein solides Grundren jedoch nicht stimmbewissen über Österreich rechtigt – weil ihnen die und seine demokratische Staatsbürgerschaft fehlt. Ordnung benötigt werEine Lernunterlage „Ich freue mich schon daden. Die jüngste Gesetfür die Staatsbürgerrauf, beim nächsten Mal zesnovelle belohnt jene, schafts-Prüfung stellt die mein Kreuz machen zu Bundesregierung unter die sich besonders stark www.staatsbuergerschaft.at dürfen“, sagt Salif Nikieeinbringen: Migrantinnen zur Verfügung. Die Wertema, der als Jugendlicher und Migranten, die sich Fibel „Zusammenleben aus Burkina Faso nach ehrenamtlich engagieren, in Österreich“ ist unter Österreich kam und sich können den österreichiwww.integration.at gerade um die Staatsbürschen Pass schon nach erhältlich. gerschaft bemüht. „Das sechs Jahren erhalten. Wahlrecht ist natürlich ein Anreiz“, sagt Davon profitiert auch Salif Nikiema, der der Bankangestellte und ehrenamtliche in seiner neuen Heimat im Waldviertel bei Feuerwehrmann, „aber ich habe auch an- der Freiwilligen Feuerwehr tätig ist. dere Beweggründe: Mit einem österreichischen Pass fühle ich mich hier stärker ver- SPezielle kurSe zur Vorbereitung ankert.“ „Bereits jeder Neuzuwanderer erhält eine Werte-Fibel, die über die Grundlagen des Mit ehrenaMt zur StaatSbürgerSchaft Lebens in Österreich informiert. Damit Wer die Staatsbürgerschaft will, muss ei- beginnt ein umfassender Integrationsproniges vorweisen können: Zehn Jahre Auf- zess, dessen letzter Schritt die Verleihung

Wer im Anschluss an den Kurs die Staatsbürgerschafts-Prüfung besteht, erhält innerhalb von sechs Monaten nach Kursende die Kosten von 112 Euro rückerstattet. Die Kurse werden in allen ÖIF-Integrationszentren angeboten. Mehr Infos unter www.integrations fonds.at/ staatsbuergerschaftskurse.

koSten-rückerStattung bei erfolg Der ÖIF-Kurs „Fit für die Staatsbürgerschaft“ umfasst 32 Unterrichtseinheiten und kostet 112 euro. Wer den Kurs erfolgreich absolviert, kann innerhalb eines halben Jahres um Rückerstattung der gesamten Kosten ansuchen, wenn er auch die Staatsbürgerschaftsprüfung meistert. „Wir möchten damit einen Leistungsanreiz schaffen, der unsere Kursteilnehmer motiviert, diesen wichtigen Schritt zu setzen“, so Wolf-Maier. Wie wichtig und sinnvoll die Kurse sind, bestätigt Salif Nikiema: „Gerade für Menschen, die nicht wie ich schon als Kind nach Österreich gekommen sind und die Schule besuchen konnten, ist das ein wichtiges Angebot.“ er freut sich schon darauf, selbst zur Prüfung anzutreten und seinen neuen Pass zu erlangen: „Dann werde ich mich endlich wie ein echter Österreicher fühlen.“

Zusammen:Österreich

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Forschungsstipendien

ZUSAMMEN:ÖSTERREICH

Integration fördern. Chancen sichern.

Sofia Kirilova hat die Situation türkischer Akademiker untersucht.

P ubl ik at i o ne n

FoRSCHUNg AKTUEll

Fokus integration

„Qualifikation bestimmt den Berufserfolg“

interview

Gerrit Reinmüller

I

hre eltern waren oft Gastarbeiter mit niedriger Qualifikation, doch immer mehr Jugendliche türkischer Herkunft entscheiden sich für ein Studium. wie erfolgreich sie im Berufsleben sind und warum viele überlegen, in die türkei auszuwandern, untersuchen zwei ÖiF-Dossiers.

Wie ist es um die Bildung junger Menschen türkischer Herkunft in Österreich bestellt? Sofia Kirilova: Sie holen gegenüber ihrer

elterngeneration deutlich auf. während unter türkischstämmigen erwachsenen insgesamt nur 8 Prozent Matura haben, sind es bei den unter 34-Jährigen 15 Prozent. Daher studieren auch immer mehr der hier geborenen Jugendlichen türkischer Herkunft. Das ist natürlich zu begrüßen: je höher die Bildung, desto größer die Chancen. Rund die Hälfte spielt laut Ihren Ergebnissen dennoch mit dem Gedanken, in die Türkei auszuwandern – obwohl sie nie dort gelebt haben. Warum? Kirilova: Die befragten Studierenden und

Akademiker türkischer Herkunft nennen verschiedene Gründe: einige fühlen sich in Österreich nicht willkommen oder gar

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Zusammen:Österreich

NacHBaRScHaFT MaNaGEN: Konflikte bewältigen und ein attraktives Wohnumfeld für alle schaffen – darum geht es im neuen Lehrgang „Migrationssensibles Wohnmanagement“ der DonauUni Krems. Er richtet sich an Mitarbeiter von Gemeinden, Wohnbauträgern, Hausverwaltungen und NGOs.

Wir sollten uns um ein Klima bemühen, in dem sich Migrantinnen und Migranten hier willkommen fühlen.

Details zu Inhalt und Anmeldung finden Sie unter www.donau-uni.ac.at/mig/wohnen.

STIpENDIEN vERGEBEN: Das ÖIF-Forschungsstipendium 2013 geht an sieben herausragende Absolventen: Verena Blaschitz, Sprachwissenschaften, Augusta Dachs, Soziologie, Ines Lukic, Pädagogik, Mohamed Moustafa, Philosophie, Johannes Obermeir, Sozialwirtschaft, Anna Prehofer, Kultur- und Sozialanthropologie und Petra Wimmer, Sozialarbeit.

Sofia Kirilova, Mitarbeiterin im Team Wissensmanagement des ÖIF

benachteiligt, andere sehen schlicht bessere Berufschancen in der türkei. Das heißt aber nicht, dass alle konkrete Pläne haben, auszuwandern – sie sind in erster Linie mit ihrer Situation unzufrieden. Stimmt diese Wahrnehmung mit dem tatsächlichen Berufserfolg überein? Kirilova: türkischstämmige Akademiker

haben am Anfang ihrer Karriere mit mehr Herausforderungen zu kämpfen als österreichischstämmige. Sie müssen mehr Abstriche im Leben machen, um das gleiche Ziel zu erreichen. Mit steigendem Bildungsgrad verliert der einfluss der Herkunft jedoch an Bedeutung, die Qualifikation bestimmt zunehmend den Berufserfolg. Alles in allem sind die Befragten mit ihrer Bezahlung und beruflichen Stellung genauso zufrieden wie die Mehrheit. Dennoch sehen viele ihre Zukunft nicht in Österreich. Was kann man da tun? Kirilova: wir sollten uns um ein Klima be-

mühen, in dem sich Migrantinnen und Migranten hier willkommen fühlen, ein Heimatgefühl entwickeln. Unser Ziel sollte sein, dass Menschen, die in Österreich eine Qualifikation erwerben, dieses Potenzial auch hier einsetzen.

WISSEN

Dossiers online lesen

Details zur Bewerbung 2014 finden Sie im Inserat rechts oder unter www.integrationsfonds.at/ forschungsstipendium.

Die ÖIF-Dossiers „Berufserfolg von Akademiker/innen türkischer Herkunft“ und „RootsMigration türkeistämmiger Akademiker/innen und Student/ innen in Wien“ sind online auf www.integrationsfonds.at unter Publikationen ÖIF-Dossiers kostenlos verfügbar. Fotos: ÖIF/Unger, ÖIF/schwarz, Istock, Jonathan worth

Akademiker türkischer Herkunft sind im Berufsleben genauso erfolgreich wie Absolventen ohne Migrationshintergrund – dennoch denken viele über Auswanderung nach.

Der ÖIF empfiehlt: Termine und Aktuelles rund um Integration und Migration

Diplomarbeiten, Masterarbeiten und Dissertationen

ZuSaMMENlEBEN IST MÖGlIcH: Das ist die Botschaft von Doug Saunders, preisgekrönter kanadischer Journalist und Buchautor. Bei einem Wienbesuch Mitte November stellte er sein neues Buch „Mythos Überfremdung“ vor, das vor allem Vorurteile gegenüber Muslimen entlarvt. Mehr Infos zu Saunders’ Buch finden Sie auf www.muslimtide.com.

GRaTIS-BRoScHüRE FüR STuDIERENDE: Die wichtigsten Infos für internationale Studierende in Österreich fasst eine ÖIFBroschüre zusammen. Sie erklärt auf Deutsch und Englisch die Rechtslage rund um Studienaufenthalt, Jobmöglichkeiten während des Studiums und Arbeitssuche danach. Die Broschüre ist online auf www.integrationsfonds.at/ publikationen lesbar sowie kostenlos bestellbar.

Jetz bewerbt en!

16.000 Euro für Forschung über Integration! Der Österreichische Integrationsfonds vergibt bis zu fünf Stipendien je 2.000,- EUR für Diplom- oder Masterarbeiten und bis zu zwei Stipendien je 3.000,- EUR für Dissertationen an Absolvent/innen österreichischer Universitäten und Fachhochschulen, die sich gezielt mit Migration oder der Integration von Migrant/innen oder Flüchtlingen auseinandergesetzt haben. Bewerben Sie sich bis 30. Juni 2014 für das Forschungsstipendium des Österreichischen Integrationsfonds. Alle Informationen finden Sie unter www.integrationsfonds.at/forschungsstipendium


ZUSAMMEN:ÖSTERREICH

Integration fördern. Chancen sichern. „Der Kluge sieht das Gemeinsame in den verschiedenen Religionen, der Dummkopf die Unterschiede“

CHINESISCHES SpRICHWoRT

u n d B rä u c h Tra d e mit M ition en i g r a t h i n te i rg r u o n s nd

Teoman Tiftik, Sohn türkischer Zuwanderer, studiert in Wien Medienmanagement und arbeitet im Marketingbereich.

„Ein ukrainisches Sprichwort lautet: Ein Mann, der keinen Salo isst, arbeitet nichts“, erzählt Mykhaylo Palahitskyy. Damit ist die zentrale Eigenschaft des Schweinespecks angesprochen: Salo, der zur

n ache Mitm n d

u en! n gewin

Aleksandra Klepi c´

Fotos: www.weinFranz.at, ÖiF/Unger

Das blaue Auge, das Glück bringt TexT

Zusammen:Österreich

Gänze aus weißem Fett besteht, ist ebenso geschmacks- wie kalorienintensiv. „Daher war er schon vor hunderten Jahren unter den hart arbeitenden Bauern beliebt“, sagt der Geschichtestudent, der vor fünf Jahren aus der Ukraine nach Österreich kam. Heute wird Salo auch von anderen Schichten geschätzt: Ihm wird sowohl eine wohltuende Wirkung auf die Haut als auch eine Linderung der negativen Effekte von Alkoholkonsum nachgesagt. „Salo eignet sich für verschiedene ukrainische Partysnacks“, erklärt Palahitskyy.

Ein typisches Häppchen für durchfeierte Nächte sind potaptsi. Zur Zubereitung benötigt Palahitskyy neben Salo Schwarzbrot, Tomaten, Essiggurken und Koriander oder alternativ Petersilie. Er schneidet Speck und Brot klein, röstet Letzteres in der Pfanne an. Auf die knusprigen Brotstücke kommt der Salo, darüber die übrigen Zutaten. Alles wird mit einem Spießchen fixiert und mit Senf serviert. Die gute Nachricht für alle ohne osteuropäischen Delikatessenhändler in der Nachbarschaft: Italienischer Lardo aus der Feinkost tut’s ebenso.

Welches Wort suchen wir?

B unt e s Ö s t e r r e i ch

Das Nazar-Amulett, ein beliebtes Mitbringsel aus der Türkei, soll seine Träger vor Bösem schützen. Dabei darf es auch gerne kaputtgehen.

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Weißer Speck für lange Nächte Ukrainischer Salo-Speck eignet sich als Grundlage von partysnacks.

Es schmückt Balkone und Türstöcke und es baumelt an Rückspiegeln in Autos: Viele kennen das blaue Auge aus Glas aus dem Türkeiurlaub. Als beliebtes Reisesouvenir findet es auch häufig den Weg nach Österreich. Doch was hat es mit dem sogenannten NazarAmulett auf sich? „Nazar heißt Blick“, übersetzt Teoman Tiftik, „das Amulett soll gegen den ‚Bösen Blick‘ schützen, also dagegen, aus Neid und Missgunst von jemandem verhext zu werden.“ Volksglaube. Mit dem Islam hat das Nazar-Amulett nichts zu tun, erzählt Tiftik: „Das ist kein religiöser Brauch, sondern kommt aus dem Volksglauben.“ Dieser hält sich über Generationen und Landesgrenzen hinweg. Auch der in Österreich geborene Tiftik, Sohn türkischer Zuwanderer, besitzt ein Amulett: „Als ich in meine erste eigene Wohnung gezogen bin, hat mir mein bester Freund eines für den Türstock geschenkt.“ Doch warum ist das Auge gerade blau? „Der Volksglaube sagt, dass Menschen mit blauen Augen den ‚Bösen Blick‘ am stärksten beherrschen“, erzählt Tiftik, „das Amulett in der gleichen Farbe soll als Gegenzauber wirken.“ Darum gilt es auch als positives Zeichen, wenn ein Nazar-Amulett kaputtgeht: „Dann hat es den ‚Bösen Blick‘ offenbar erfolgreich abgewehrt – und man ersetzt es durch ein neues.“

G a s tf r eu n d s c h a f t

Lösen Sie das Rätsel und gewinnen Sie das Buch „Mit einem Koffer voll Hoffnung“ mit 15 ZuwandererPortraits von Andrea Heigl! Alle Teilnahme-Infos finden Sie auf www.integrationsfonds. at/gewinnspiel.

Zusammen:Österreich

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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH

Integration fördern. Chancen sichern.

Zwe M i Zwe e n s c h e n i Her . kunf länd t G e s ce r. E i n e s hich te.

Was hat der Brunnenmarkt in Wien Ottakring mit einem umgefallenen fahrrad in China zu tun ? Migration konkret: Das Department für Migration und Globalisierung an der Donau-Universität Krems Dekanin Univ.-Prof. Dr. Gudrun Biffl, Leiterin des Department Migration und Globalisierung

zu s a m m e n : Le b e n

„In Wahrheit geben die Frauen den Ton an“

Wir arbeiten an einem der bewegends­ ten Themen der heutigen Zeit – den Migrati­ onen in einer globalisierten Welt. Unser Ziel ist es, einen Beitrag zum besseren gegen­ seitigen Verständnis zu leisten. Aus dieser Motivation heraus betreiben wir Forschung und beraten Politik, Wirtschaft und Medien. Unsere innovativen, berufsbegleitenden Universitätslehrgänge sehen wir als Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis.

Rabbiner Dov Gruzman ist religiöser Leiter einer jüdischen Schule – und nicht immer einer Meinung mit seiner Direktorin Gabriele Huhndorf. TexT

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Zusammen:Österreich

Gott und das Gesetz Respektvoll und konfliktfreudig zugleich ist ihr Verhältnis zu Rabbiner Dov Gruz Gruzman, dem religiösen Leiter der Schule. „Ich bin mir mit der Frau Direktor nicht immer einig“, schmunzelt er, „gerade weil wir beide nur das Beste für die Schüler wollen.“ Sie orientiere sich eben am Gesetz, kontert Huhndorf launig, „ für einen Rabbi sind die Gebote und Gesetze Gottes aber eine genauso wichtige Richt-

schnur.“ Worauf Gruzman seufzt: „Wir Männer denken immer, wir würden die Welt beherrschen. Doch in Wahrheit geben die Frauen den Ton an.“

Sie kennen zwei Menschen unterschiedlicher Herkunft, deren Geschichte erzählt werden sollte? Schreiben Sie an magazin@integrationsfonds.at!

Ich habe viel von den Kolle­ gInnen und von den Vortra­ genden gelernt und mich in dieser Hinsicht viel weiter entwi­ ckelt und professionalisiert. Dragan Perak, Wien

WE R BU NG

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ine katholische Theologin als Direktorin einer jüdischen Schule: Kann das gut gehen? „Aber ja“, lacht Gabriele Huhndorf, Leiterin des Lauder Chabad Campus Wien: „Umstellen musste ich mich nur in Details. Ich muss beispielsweise darauf achten, dass die Lehrerinnen und Lehrer gewisse Umgangsformen einhalten. Meine Maxime dabei ist, meinem Gegenüber immer mit Respekt zu begegnen.“

FOTO: www.weinFranz.aT

Aleksandra Klepi´c

Migrationsmanagement Migration beeinflusst heute jeden Lebens­ bereich: Zu­ und Abwanderung wirken sich auf Volkswirtschaft und Betriebe aus, Bildung, Gesundheits­ und Sozialsysteme

verändern sich. Der Lehrgang Migrations­ management bietet Hintergrundwissen über Migrationen und ermöglicht Handlungs­ kompetenz, um Integration für alle gewinn­ bringend zu gestalten. Migrationspädagogik Die Auswirkungen der wachsenden Mobili­ tät sind schon seit langem im Schulwesen spürbar: Vielsprachigkeit in Klassenräumen, kulturelle Vielfalt, aber auch manche Schwie­ rigkeiten. Inhalt des Lehrgangs Migrations­ pädagogik sind Methoden der pädago­ gischen Arbeit im Kontext von Migration, sowie Konzepte der kulturellen Vielfalt. Interkulturelle Kompetenzen im alltäglichen Leben Der Lehrgang Interkulturelle Kompetenz ist auf den Austausch mit internationalen Vortragenden fokussiert, um Stereotypen über Kulturen bewusst zu machen, eigene Haltungen und eigenes Handeln zu reflek­ tieren und gegebenenfalls anzupassen, um Zusammenarbeit in heterogenen Kontexten zu erleichtern. Spirituelle Begleitung in der globalisierten Gesellschaft Dieser Lehrgang bietet eine Qualifizierung für die Begleitung bei Krankheit, Trauer und Krisen. Der inhaltliche Fokus liegt auf unterschiedlichen spirituellen Traditionen wie buddhistischen, christlichen und sufis­ tischen Wegen, und öffnet sich damit den Herausforderungen einer religiös pluralen Gesellschaft.

Provokationspädagogik Das Repertoire von verhaltensauffälligen Menschen lässt oft den Wunsch nach einem hilfreichen Werkzeugkoffer entstehen. Denn Konflikte schaffen Stress. Doch vorbeugend lassen sich Provokationen frühzeitig abwen­ den. Das Rüstzeug dafür liefert der Lehrgang Provokationspädagogik.

Besonders schön finde ich es, dass Gudrun Biffl es schafft, das Who is who aller Teildisziplinen der Migrationswissenschaft an einen Tisch zu bringen, so dass jedes Ausbildungsmodul für sich ein Erlebnis und die Reise nach Krems wert ist. Eva Surma, Leibnitz Integrative Regionalentwicklung Hier wird erstmals eine praxisnahe Weiterbil­ dung für das Management von Kommunen, Gemeinden und Regionen angeboten, in der soziale, ökonomische, ökologische, politische und europäische Aspekte in der Regional­ entwicklung berücksichtigt werden. Die nächsten Lehrgänge starten im Frühjahr 2014. Weitere Informationen: www.donau­uni.ac.at/mig/studienangebot Tel.: 02732 893­2417 silvia.spielauer@donau­uni.ac.at Donau­Universität Krems Department Migration und Globalisierung Dr.­Karl­Dorrek­Str. 30, 3500 Krems


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