ÖSTERREICHISCHE POST AG/SPONSORING.POST 08Z037821S, ÖSTERREICHISCHER INTEGRATIONSFONDS, SCHLACHTHAUSGASSE 30, 1030 WIEN
FRÜH L IN G 2015
SPANNUNGSFELD KLASSENZIMMER Service: Tipps für den Unterricht
ZUSAMMEN LEBEN, ZUSAMMEN SPIELEN Projekt für Jugendliche: Gemeinsam bewegen und engagieren
FAKTEN STATT VORURTEILE
Broschüren: Klare Zahlen für die Integrationsdebatte
GEMEINSCHAFT STÄRKEN – ZUSAMMENHALT SICHERN
Wie kulturelle Konflikte unser Miteinander belasten und was wir dagegen tun können
Leo und Jakob ZWEIER-BOB OLYMPIASIEGER 2030
Träume werden wahr - mit Ihrer Hilfe. Mit einer SMS an unterstützen auch Sie Österreichs Spitzensportler.
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CLIENT
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DATE
21/07/08
JOB N°
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PRODUIT
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Senden Sie ganz einfach eine beliebige SMS an die angeführte Nummer und folgen Sie den Anweisungen. Ihr Förderbeitrag von maximal € 25,- kommt jungen, talentierten Sportlern mit und ohne Behinderung zugute. Die Sporthilfe fördert ohne staatliche Mittel. Vielen Dank! Infos unter: www.sporthilfe.at
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Frühling 2015
ED I T O R I A L
I NHALT
Liebe Leserinnen und Leser! Syrien, Irak, Paris: Schockie rende Auseinan dersetzungen und Vorfälle hinterlassen auch bei uns in Österreich ihre Spuren, besonders beim Zusammenleben: Wir erleben eine zu nehmende Polarisierung in unserer Gesell schaft, vor allem rund um den Islam. Wie zeigt sich das in unseren Schulen, Büros und Nachbarschaften? Auf welche Weise lassen sich die im Alltag entstehenden Spannungen lösen? Wie können wir den Zusammenhalt unserer Gesellschaft dauer haft stärken – und so die Krise auch als Chance nutzen? Fragen wie diesen geht die vorliegende Ausgabe im Schwerpunkt ab Seite 6 nach. Lehrerinnen und Lehrer er halten auf Seite 18 Vorschläge, wie sie Kon flikten im Klassenzimmer begegnen können.
Wie können wir den Zusammenhalt unserer Gesell schaft stärken?
Ein bewährter Weg, das Miteinander zu fördern, ist der Sport. Doch Harmonie am Spielfeld ist nicht alles, was die Caritas Graz mit dem Projekt „Sport – Integration – Qua lifikation“ erreicht. Sie bietet ihren Nach wuchsathleten auch Lernunterstützung und Ausbildungschancen – und ermutigt sie, die Geschicke ihres Sportvereins selbst in die Hand zu nehmen. Mehr dazu auf Seite 22.
FOTOS: ÖIF/UNGER, WWW.WEINFRANZ.AT
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und freuen uns auf Kritik, Lob und kostenlose Abo-Bestellungen unter magazin@integrationsfonds.at
Die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH-Redaktion v. l. n. r. : Roland Goiser, Aleksandra Klepić, Valentin Schwarz, Maja Sito, Franziska Troger, Kristin Längle
SCHWERPUNKT: ZUSAMMENHALT
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TITELGESCHICHTE. ZUSAMMENHALT STATT ENTFREMDUNG. Was das Klima in unserer Gesellschaft belastet und wie wir das Miteinander verbessern können.
06 Musterschülerinnen (v. l. n. r.): Maida, Isabella und Tasnim haben Wurzeln im Ausland – und neun von zehn ihrer Mitschüler auch. Wie sie Konflikte lösen, die mit dieser Vielfalt zu tun haben, haben die Schülerinnen des Wiener Haydngymnasiums Valentin Schwarz verraten.
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KONTROVERSE. SIND UNSERE SCHULEN KONFLIKTZONEN? Zwei Lehrer diskutieren. KURZPORTRÄTS. VERMITTLER ZWISCHEN DEN KULTUREN. Sechs Zuwanderer berichten über interkulturelle Herausforderungen. UNTERRICHTS-RATGEBER. ÜBER EIN GUTES ZUSAMMENLEBEN REDEN. Konflikten im Klassenzimmer richtig begegnen.
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Dialogfreudig: Als Seelsorgerin steht Radhia Fdhila (rechts) Musliminnen mit Rat zur Seite, doch auch Andersgläubige wenden sich häufig an sie. Worüber diese sprechen wollen, hat Aleksandra Klepić erfahren.
Zusammen:Österreich
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Frühling 2015
›› Inh a lt MENSCHEN UND PROJEKTE Migration, Integration und Zusammenleben
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IntegratIon vor ort. WIe am spIelfeld, so Im leben. Die Caritas Graz fördert Sport und Eigenverantwortung. porträt. hochkarätIg engagIert. Schmuckdesignerin Liat Avital mag den österreichischen Humor. sprachkurs. „endlIch kann Ich In meInem Job arbeIten.“ ÖIF-Kurs bereitet Pflegekräfte auf die Anerkennung ihres Abschlusses vor. publIkatIonen. Zahlen und fakten für alle InteressIerten. Vier neue Statistik-Broschüren. Zusammen:leben. „WIr sInd WIe brüder.“ Zwei Sängerknaben aus zwei Ländern.
Wissenswert: Neue Statistikbroschüren liefern praktische Zahlen und Fakten zu den Themen bundesländer, Frauen, Jugend sowie Arbeit und beruf – ideal für den Unterricht oder Diskussionen im Alltag.
30 Jungstars: Vor fünf Monaten lebte Tarun (links) noch auf einem anderen Kontinent, jetzt ist er Wiener Sängerknabe. Wie er und Michael sich angefreundet haben, hat Kristina Nedeljković erfragt.
RUbRIKEN Wissenswertes, Service und Unterhaltung
004
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I m pre s s um
tIpps für lehrer. proJekt- und unterrIchtsmaterIal.
20
WortWanderung. begrIffe mIt mIgratIonshIntergrund.
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IntegratIon aktuell. neues vom ÖIf.
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rundblIck. IntegratIon InternatIonal.
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termIne. veranstaltungen und frIsten.
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reZept. sudanesIsche okrasosse.
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rätsel. ratespass mIt geWInnspIel.
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Zusammen:Österreich
Medieninhaber, Herausgeber und Redaktionsadresse: Österreichischer Integrationsfonds, Schlachthausgasse 30, 1030 Wien, Tel.: +43/(0)1/710 12 03-0, Fax: +43/(0)1/710 12 03-500, mail@integrationsfonds.at Chefredakteur: Mag. Roland Goiser, roland.goiser@integrationsfonds.at Leitende Redakteurin: MMag. Franziska Troger, franziska.troger@integrationsfonds.at Chef vom Dienst: Mag. Valentin Schwarz, valentin.schwarz@integrationsfonds.at Redaktion: Aleksandra Klepić, BSc; Mag. Kristin Längle, MAS; Mag. Maja Sito, BA; Mag. Julian Unger, MA; Freie Mitarbeit: Kristina Nedeljković; Mag. Lisa Breit Produktion und Anzeigen: Styria Multi Media Corporate GmbH & Co KG, Geiselbergstraße 15, 1110 Wien, www.corporate.styria-multi-media.com Geschäftsführung: Mag. Martin Distl, Eva Maria Kubin, MA Artdirektion: Mag. Nina Ullrich Projektleitung: Kristina Gavric Grafik: Jennifer Fiala Anzeigenleitung: Harald Kuso Korrektur: Mag. Bernhard Paratschek Produktion: m4! Mediendienstleistungs GmbH & Co KG, www.m-4.at Hersteller: Druck STYRIA GmbH & Co KG, Styriastraße 20, 8042 Graz. Die Artikel von Gastautorinnen und -autoren drücken deren persönliche Meinung aus und müssen nicht den Positionen des Österreichischen Integrationsfonds entsprechen. Seiten, die mit „Werbung“ oder „Advertorial“ gekennzeichnet sind, sind entgeltliche Einschaltungen gemäß § 26 Mediengesetz. Alle Rechte vorbehalten, auch die Übernahme, vollständige oder auszugsweise Weiter- oder Wiedergabe, gem. § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz.
FOTOs: ÖIF/Unger, LUkas Beck, güLdane aLTan; ILLUsTraTIOnen: nIeL Mazhar
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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IN T E G R AT I O N I N Z A H L E N
LE S E RBRI E FE
Leser antworten …
Frauen mit Migrationshintergrund leben in Österreich, das sind 20 Prozent der weiblichen Gesamtbevölkerung. Größte Gruppe sind Frauen mit Wurzeln in Deutschland vor Bosnien und der Türkei. Mal in sieben Wochen wurde die FacebookApp der Aktion ZUSAMMEN:ÖSTERREICH #stolzdrauf genützt. In ihren Beiträgen zeigten die Teilnehmer, worauf sie in Österreich stolz sind. Auch Bundespräsident Heinz Fischer und Caritas-Präsident Michael Landau machten mit.
… auf
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH 4/2014: Daheim in Österreich S S i e uc h r e i b e n M e i n n s I h re ma ung an i n t e gg a z i n @ r f o n da t i o n s s.at
Prozent der Österreicher stehen der Zuwanderung aus anderen EU-Staaten positiv gegenüber, wie eine aktuelle EurobarometerUmfrage zeigt. Die Stimmung ist damit besser als in anderen Staaten wie Deutschland, Frankreich oder Italien. von zehn Migrantinnen und Migranten sind von Armut oder Ausgrenzung bedroht. Sie sind entweder armutsgefährdet oder leben unter großem Mangel. In der Gesamtbevölkerung ist der Anteil nur halb so hoch. Prozent der öffentlich Bediensteten in Österreich sind Migranten. Sie sind damit deutlich unterrepräsentiert. In der Gesamtbevölkerung haben gut 19 Prozent Migrationshintergrund.
IN T E G R AT I O N I S T …
… dass sich viele unterschiedliche Identitäten treffen, zusammenschließen und erneuern.
Güldane Altan, Tochter eines Gastarbeiters, ist internationale Konzernbetreuerin bei einer Großbank und Integrationsbotschafterin.
Verbesserungsbedarf stärker ansprechen Ihr Magazin ist ästhetisch und auch informativ. Ich würde aber gerne mehr über Themen lesen, wo noch Verbesserungsbedarf besteht: Wo finden wir im Alltag offene Türen für Ausländerinnen und Ausländer? Wo sperren wir sie noch aus, weil uns ihre Gegenwart vielleicht gar nicht bewusst ist? Solche Themen, finde ich, bieten ein großes Potenzial. Sonst bleibt das Gefühl, die Integrationsbemühungen in Österreich werden schöngeschrieben. Ich denke, allen Beteiligten ist klar, dass wir Österreicherinnen und Österreicher noch mehr Integration zulassen sollten und dass mehr Engagement notwendig ist. Michaela Köpl, Attersee Andere Kulturen erweitern den Horizont Ich schmökere immer gerne in Ihrem Magazin. Je mehr wir andere Kulturen kennenlernen, desto eher können beide voneinander profitieren. Ich bin mit einer Ungarin verheiratet, und das ist manchmal für die Horizonterweiterung sehr hilfreich. Ohne diese Beziehung wäre ich vielleicht so engstirnig geblieben, wie manche es immer noch sind. Andreas Kirisitz, Puch bei Weiz
Zusammen:Österreich
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SCHWERPUNKT: ZUSAMMENHALT
Titelgeschichte
MI TEI NA ND E R D E R K ULT U R E N
Zusammenhalt statt Entfremdung Internationale Konflikte belasten das Zusammenleben auch in Österreich, vor allem zwischen Muslimen und Nichtmuslimen. ZUSAMMEN:ÖSTERREICH fragt nach, wie wir damit umgehen können und wo in der Krise auch eine Chance steckt. TEXT
Valentin Schwarz, Aleksandra Klepic´ und Roland Goiser
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SCHWERPUNKT: ZUSAMMENHALT
Titelgeschichte
FOTO: WWW.WEINFRANZ.AT
Vier Muttersprachen, eine Freundschaft (v. l. n. r.): Mert hat türkische, Isabella serbische, Maida bosnische und Tasnim ägyptische Wurzeln.
M
eine Freunde kommen aus Indien, Afghanistan, Serbien …“, zählt Tasnim auf. Kurz überlegt die 15-Jährige, deren Familie aus Ägypten stammt, dann setzt sie fort: „Andere haben Wurzeln in Russland, dem Kosovo, der Türkei oder auf den Philippinen.“ An Tasnims Schule, dem Haydngymnasium in Wien-Margareten, ist Vielfalt ganz normal. „Wir kennen es gar nicht anders“, bestätigt Isabella, eine Klassenkameradin serbischer
Herkunft. Neun von zehn Schülerinnen und Schülern stammen aus Zuwandererfamilien.
KLASSE DISKUTIERT ANSCHLÄGE Als Anfang des Jahres junge Männer, die sich auf den sogenannten Islamischen Staat beriefen, in Paris mehrere blutige Terroranschläge verübten, war der Schrecken auch im Haydngymnasium groß. „Ich war schockiert“, erinnert sich Maida, Schülerin mit bosnischen Wurzeln und
Zusammen:Österreich
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SCHWERPUNKT: ZUSAMMENHALT
islamischen Glaubens. „Ich dachte mir sofort, jetzt wird’s wieder heißen: Die Muslime sind schuld.“ Am Tag nach den Anschlägen, erzählen die Schülerinnen, sei das Thema im Religions- und Geschichteunterricht aufgegriffen worden. „Die Lehrerin hat uns nach unserer Meinung gefragt und wir haben diskutiert“, erzählt Isabella. „Vor allem das Thema Meinungsfreiheit hat uns interessiert.“
MUSLIMISCHE SCHÜLER IN SORGE Dass weltpolitische Ereignisse die Schüler beschäftigen, ist im sprachlich und kulturell bunte Haydngymnasium selbstverständlich, sagt Direktor Hans-Leopold Rudolf. „Gerade muslimische Schüler sorgen sich, für Dinge verantwortlich gemacht zu werden, für die sie nichts können und die sie nicht genau verstehen. Im Unterricht darüber zu reden hilft ihnen.“ Spannungen unter den Jugendlichen hätten die Anschläge keine ausgelöst, versichert er. Dennoch sei man wachsam und
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Zusammen:Österreich
auch auf Schlimmeres vorbereitet: „Auf unserer letzten Lehrerkonferenz war Dschihadismus Thema. Es ist ja unsere Pflicht, aufzupassen und einzugreifen, wenn sich ein Schüler radikalisiert und wir das bemerken“, sagt Direktor Rudolf.
Auslegung des Glaubens zu. Lehrer sollten darauf achten, ob Schüler beginnen, andere auf Basis religiöser Gebote zu maßregeln. Auch die starke Abwertung von Nicht- oder Andersgläubigen ist ein Alarmzeichen.“
UNWISSEND, ABER RADIKAL ALARMZEICHEN FÜR LEHRER Welche Jugendlichen sind es überhaupt, die sich mit extremem Gedankengut ködern lassen? „Sie sind jung, 15 Jahre oder etwas älter, Lehrer sollten und kommen häufig aus darauf achten, sozial belasteten, margina- ob Schüler be lisierten Familien, die meist ginnen, andere nicht streng religiös sind“, auf Basis reli sagt der Soziologe Kenan Güngör, Mitglied im Exper- giöser Gebote tenrat für Integration. „Sie zu maßregeln. Kenan Güngör, wenden sich plötzlich intensiv einer besonders rigiden Soziologe
Nicht die Religion, sondern das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden und keine Chancen zu haben, ist die tiefere Ursache von Radikalisierung. Das bestätigt auch der Pädagoge und Extremismus-Experte Moussa Al-Hassan Diaw, der mit Betroffenen arbeitet: „Sie haben teilweise eine blanke Unwissenheit, was religiöse Inhalte betrifft. Wenn wir ihnen Quellentexte zeigen, die ihrer brutalen Ideologie
FOTO: MARKO MESTROVIC, WWW.WEINFRANZ.AT; ILLUSTRATION: MATTHIAS MOSER
Titelgeschichte
SCHWERPUNKT: ZUSAMMENHALT
Kommentar
EX P E RT E NM E I NUNG
Wir brauchen ein neues Selbstbild Unsere Gesellschaft ist vielfältiger als früher.Wenn ihr Zusammenhalt funktionieren soll, muss sie sich dessen bewusst werden. TEXT
Heinz Faßmann
Zusammenhalt in der Klasse: Konflikte kommen vor, „aber das geht nie so weit, dass es unsere Freundschaft gefährden würde“, sagt Maida (links).
widersprechen, reagieren sie oft erschrocken.“ Nur eine kleine Gruppe ist von Radikalisierung gefährdet, doch die daraus entstehende Vergiftung des Klimas trifft die gesamte Bevölkerung.
DEBATTE UNTER MUSLIMEN GEFORDERT „Muslime werden heute häufig insgesamt als potenzielle Gefahr für die Gesellschaft gesehen“, diagnostiziert Ednan Aslan, Professor für islamische Religionspädagogik an der Universität Wien. „Der Vorwurf lautet, dass ihre Religion schuld am Terror sei. Das greift natürlich zu kurz: Terror hat wirtschaftliche, soziale und persönliche Ursachen.“ Dennoch haben die Anschläge eine Debatte unter Österreichs Muslimen ausgelöst, bestätigt Aslan: „Hat diese Gewalt etwas mit dem Islam zu tun? Diese Frage müssen wir Muslime zulassen. Sie pauschal zu verneinen, löst das Problem nicht.“ Aslan fordert von der Community, ihr Verhältnis zu Österreich, seinen Werten und seinem Rechtssystem zu klären. „Wir
Die Frage, ob Österreich ein Einwanderungsland ist, ist durch die Tatsachen längst beantwortet: 1,6 Millionen haben einen Migrationshintergrund, rund 1 Million eine nicht österreichische Staatsbürgerschaft. Zieht man Zu- und Abwanderung voneinander ab, wuchs die österreichische Bevölkerung in den letzten zehn Jahren durch Migration um 340.000 Menschen. Das entspricht der Einwohnerzahl eines kleineren Bundeslandes. Die Bevölkerung veränderte sich in einem selten dagewesenen Ausmaß – besonders in den Städten, aber auch im ländlichen Raum. Viele Menschen verstehen diese Entwicklung nicht. Sie finden keine Antwort auf die Frage, wie es dazu kommt und warum diese Veränderungen nicht unbedingt eine Bedrohung darstellen müssen. Sie warten auf überzeugende Erklärungen aus der Politik und nehmen, weil diese nur zögerlich gegeben werden, einfache Erklärungsmuster gerne auf. Österreich ist zu einem Einwanderungsland geworden, hat das aber noch nicht in sein Selbstverständnis übernommen. Dieses geht nach wie vor davon aus, dass die Bewohner dauerhaft sesshaft sowie kulturell und ethnisch einheitlich sind. Dass Menschen zu- und abwandern, ist nicht Teil des nationalen Selbstverständnisses, ethnische und religiöse Vielfalt ebenso wenig. Die Frage, ob Zugewanderte aus muslimischen
Ländern, die schon lange in Österreich leben und vielleicht die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen, auch ein Teil Österreichs sind, wird ausweichend beantwortet. Es ist an der Zeit, dass das Einwanderungsland Österreich ein neues Selbstbild entwickelt, welches nicht mehr auf der Homogenität und Sesshaftigkeit der Bevölkerung aufbaut, sondern vielmehr auf deren Pluralität und globalen Herkunft. Weitere Bausteine dieses Selbstbilds könnten jene grundlegenden Wertvorstellungen sein, die dem österreichischen Rechtssystem zugrunde liegen und die als nicht verhandelbar gelten: Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit, soziale Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Der Expertenrat für Integration hat mit der Diskussion über ein solches neues Selbstbild begonnen und die Publikation „Zusammenleben in Österreich – Werte, die uns verbinden“ veröffentlicht. Die gesellschaftliche Arbeit daran ist noch lange nicht zu einem – ohnehin immer nur vorläufigen – Abschluss gekommen. Sie ist aber notwendig, denn Zusammenhalt ohne gemeinsames Selbstbild gibt es nicht.
Heinz Faßmann
ist Vizerektor der Universität Wien und Vorsitzender des Expertenrats für Integration.
Zusammen:Österreich
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SCHWERPUNKT: ZUSAMMENHALT
Titelgeschichte
REITANS R E FLE X I O NE N
Mehr zeigen als Gewalt
Das gesellschaftliche Klima wird schärfer. Unruhen, Attentate und Terror entsetzen die Öffentlichkeit. Diese verbindet mit arabischen und islamischen Ländern Aufstände sowie Auspeitschungen und Hinrichtungen. So berichten die Medien, meist korrekt, gelegentlich zugespitzt, manchmal vereinfacht. Die Öffentlichkeit ist auf Nachrichten angewiesen, um sich ein Bild von der Welt zu machen. Doch wenn wir uns nur mit den berichteten Grausamkeiten beschäftigen, wird es uns nicht gelingen, andere Religionen und Kulturen zu verstehen. Schon gar nicht werden wir so Verständigung und Zusammenhalt herstellen. Genau dazu aber verpflichten Offenbarungsreligionen – wie Judentum, Christentum und Islam – ihre Gläubigen. Verbrechen sind zu verurteilen, die Würde des Menschen ist durchzusetzen. Überall. Berechtigte Revolte und illegitime Herrschaft sind beim Namen zu nennen. Darüber ist zu reden – aber nicht nur über TV-Schreckensbilder eines Terrors im Namen des Islam, den dessen Gelehrte ausdrücklich verurteilen. Wir müssen unseren Blick erweitern. Das ist der erste Schritt zu jenem Zusammenhalt, den alle wünschen. Und den Medien zu fördern haben, indem sie mehr zeigen als Gewalt.
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Zusammen:Österreich
Hat diese Gewalt etwas mit dem Islam zu tun? Diese Frage müssen wir zulassen.
zu fühlen.“ Religionspädagoge Ednan Aslan hingegen sieht für eine Verbesserung des Zusammenlebens nicht die Mehrheitsgesellschaft, sondern die muslimische Community gefordert – konkret die islamischen Organisationen. „Sie haben lange ihre Position am Rand der Gesellschaft gepflegt. Bis heute gibt es in den Verbänden einen starken Einfluss aus dem Ausland“, kritisiert Aslan. „Dabei habe ich Bauchweh. Auch viele Muslime in Österreich stört das.“ Verantwortung dafür trage auch die Mehrheitsgesellschaft, denn „sie hat die Belange der Muslime lange als ausländische Angelegenheiten betrachtet.“ Das gelte es zu ändern.
müssen eine offene und lebendige Debatte darüber führen, wie wir einen Islam mit österreichischem Gesicht stärken können. Wenn uns das gelingt, wird Ednan Aslan, das unser Zusammenleben Professor für Religionslangfristig verbessern.“ pädagogik
GEGEN PAUSCHALURTEILE WEHREN
Die innermuslimische Debatte begrüßt auch Carla Amina Baghajati, als Sprecherin der Islamischen Glaubensgemeinschaft auch Vertreterin des offiziellen Islam in Österreich. „Dieser Diskurs soll nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden, sondern öffentlich.“ Sie gibt aber zu bedenken: „In den letzten Monaten ist ein starkes Misstrauen entstanden. Beleidigungen auf der Straße gab es in Österreich jahrzehntelang nicht. Aber seit den Anschlägen hat fast jeder Muslim, den ich kenne, so etwas erlebt.“ Die Haut vieler Muslime sei dünn geworden, berichtet Baghajati: „Selbstkritik ist schwierig, wenn man alle Hände voll zu tun hat, sich Gerade gegen Pauschalurteile zu junge Muslime wehren.“ Statt Sippen- erleben oft, haftung wünscht sie sich dass sie nicht von der Mehrheitsbevölkeals echte rung, Muslime als gleichberechtigte Mitglieder der Österreicher Gesellschaft zu betrachten. wahrgenom„Gerade junge Muslime men werden. müssen sich oft fragen lasCarla Amina sen, wo sie ‚wirklich‘ her- Baghajati, Sprecherin kommen. Das erschwert der Islamischen es, sich als Teil Österreichs Glaubensgemeinschaft
MEDIEN FÖRDERN ENTFREMDUNG Auch die mediale Debatte trägt zur Entfremdung zwischen Muslimen und Nichtmuslimen bei. Das beobachtet Yasemin Shooman, Rassismusforscherin in Berlin. „Wenn Kinder jeden Tag auf dem Schulweg am Kiosk Magazincover sehen, auf denen ihre Religion mit Gewalt in Verbindung gebracht wird, kann das Auswirkungen auf ihr Selbstbild haben“, erklärt sie. Doch nicht nur über Terror, auch über Kriminalität und Arbeitslosigkeit werde häufig mit Verweis auf die Religion oder Kultur berichtet. Das sei inhaltlich meist nicht gerechtfertigt und fördere Vorurteile gegenüber Muslimen.
FFOTOS: EDNAN ASLAN, SVEA PIETSCHMANN, PHOTOCASE, ISTOCK, WWW.WEINFRANZ.AT; ILLUSTRATION: MATTHIAS MOSER
Von Claus Reitan, Journalist
SCHWERPUNKT: ZUSAMMENHALT
Service
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Journalisten sollten sich fragen: Ist überall Islam drin, wo ich Islam draufschreibe? Yasemin Shooman, Rassismusforscherin
Shooman empfiehlt Journalisten folgenden Selbsttest: „Ist überall Islam drin, wo ich Islam draufschreibe? Lege ich einen doppelten Maßstab an oder würde ich das beim Christentum auch so bewerten?“
GEMEINSAM FÜR MENSCHENRECHTE Die Situation ist herausfordernd, birgt für den Religionspädagogen Ednan Aslan aber auch eine Chance: „Wenn wir jetzt einen ehrlichen Dialog führen, können wir zu einem neuen Zusammenleben kommen. Muslime und Nichtmuslime sollten gemeinsam für demokratische Werte kämpfen, die Menschen-, Freiheits- und Frauenrechte verteidigen.“ Unterstützung kommt hier auch von Carla Amina Baghajati: „Nach den Anschlägen hieß es in Leitartikeln: ,Wir müssen jetzt mutig für unsere Werte eintreten.‘ Das klang unterschwellig so, als hätten Muslime andere Werte. Wir sind aber Teil dieses ‚Wir‘, das für die Menschenrechte eintritt.“
Den Islam von A bis Z erklärt das neue ÖIF-Glossar, etwa den Unterschied zwischen Mufti und Ayatollah oder wann eine Speise halal ist. Bestellen per Mail an pr@integrationsfonds.at. Kinder und Jugendliche haben Rechte, die sie kennen sollten. Eine Zusammenfassung liefert das Buch „Junge Menschen und ihre Rechte“ von Volksanwältin Gertrude Brinek. Weitere Infos unter www.volksanwaltschaft.gv.at Publikationen
Das „Netzwerk sozialer Zusammenhalt“ von Moussa Al-Hassan Diaw bietet zum Thema Radikalisierung und Extremismus Dialog, Beratung und Weiterbildung. www.derad.at
„CHARAKTER, NICHT HERKUNFT“ Wie der neue Zusammenhalt funktionieren kann, sieht man im Kleinen am Wiener Haydngymnasium, wo neun von zehn Schülern Wurzeln im Ausland haben. „Sicher gibt es manchmal Konflikte. Wenn wir die Balkankriege behandeln, kann es passieren, dass Serben und Kosovaren sich nicht ganz einig sind“, erzählt Maida, selbst bosnischer Herkunft. „Aber das geht nie so weit, dass es unsere Freundschaft gefährden würde.“ Ihre Freundin Isabella, die aus einer serbischen Familie stammt, ergänzt: „Wir respektieren unterschiedliche Meinungen. Letztlich kommt es doch auf den Charakter an, nicht die Herkunft.“
Hotlines für Betroffene bietet die Bundesregierung. Wer sich über Radikalisierung und Prävention informieren will, kann das unter 0800 202044 tun. 050 11 50 – 4242 rufen jene an, die aufgrund ihrer Herkunft, Religion, sexuellen Orientierung, ihres Alters oder Geschlechts diskriminiert werden.
Workshops an Schulen, auch zum Thema Islam, bieten die Integrationsbotschafter von ZUSAMMEN:ÖSTERREICH. Mehr auf Seite 24/25 und www.zusammen-oesterreich.at.
Islamische Theologie mit europäischem und wissenschaftlichem Zugang betreibt das Institut für Islamische Studien von Ednan Aslan. Studienangebot, Publikationen und Forschung unter iis.univie.ac.at
Zusammen:Österreich
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SCHWERPUNKT: ZUSAMMENHALT
Kontroverse
KO NF L IK T E UNT E R J U G E N D L I C H E N
Wie gespalten sind unsere Schüler? Welche Themen das Klassenklima belasten und wie Pädagogen damit umgehen können, hat ZUSAMMEN:ÖSTERREICH eine Lehrerin und einen Lehrer gefragt. INTERVIEW
Maja Sito
T
error und Dschihadismus dominieren die Schlagzeilen – und lassen den Eindruck entstehen, die Konflikte unter Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund würden zunehmen. ZUSAMMEN:ÖSTERREICH fragt eine Lehrerin und einen Lehrer, ob das wirklich stimmt und wie sie mit Spannungen in der Klasse umgehen.
täten zwischen Schülern verschiedener Gruppen. Bei der Gewaltbereitschaft spielt die Herkunft aber keine Rolle. Wir bemühen uns, Gewalt in der Schule – egal, von wem sie ausgeht – gezielt gegenzusteuern. Aber Konflikte spielen sich meist außerhalb der Schule ab, wo wir leider keinen Einfluss haben. Wie funktioniert das Gegensteuern konkret?
Schachl:
Beispielsweise besuchen alle Erstklässler zu Schulbeginn einen Workshop, in dem sie gemeinsam Antworten auf die Frage erarbeiten, wie eine gewaltfreie Schulkultur aussehen kann. Ältere Schüler aus höheren Klassen unterstützen sie dabei als Peers. Ihnen vertrauen die Jüngeren oft mehr als Erwachsenen. Softić: In Rollenspielen lasse ich meine Schüler in die Haut anderer Menschen schlüpfen. Sie übernehmen etwa die Identität eines syrischen Flüchtlings oder eines Kinds arbeitsloser Eltern. Diese Übung stärkt ihre soziale Kompetenz und Empathiefähigkeit. Bemerken Sie dabei einen Unterschied zwischen Schülern mit und ohne Migrationshintergrund? Softić: Ja. Schüler mit ausländischen Wur-
Wie gut ist der Zusammenhalt zwischen Schülern unterschiedlicher Herkunft bei Ihnen, Frau Softić? Jasmina Softić: Eher schwierig. Die Ju-
gendlichen übernehmen oft eins zu eins Vorurteile aus Medien, von Wahlplakaten oder ihren Eltern. Sie hinterfragen sie leider kaum.
richt das Thema Asyl besprochen. Ein Schüler erzählte wütend von einer Frau, die angeblich ihre Wohnung verlassen musste, damit dort Flüchtlinge einziehen konnten. Er hatte die Geschichte aus einem Zeitungsartikel, der nachweislich falsch war. Ich sehe es als meine Aufgabe, den Schülern zu vermitteln, dass sie solche Geschichten kritisch hinterfragen und nicht einfach alles glauben, das ihnen erzählt wird. Wie ist das an Ihrer Schule, Herr Schachl? Gibt es Konflikte zwischen Schülern unterschiedlicher Herkunft? Anton Schachl: Manchmal gibt es Rivali-
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Zusammen:Österreich
Bei der Gewaltbereitschaft spielt die Herkunft keine Rolle. Anton Schachl ist Direktor und Lehrer für Elektrotechnik an der HTL Wels.
ILLUSTRATIONEN: NIEL MAZHAR
Haben Sie dafür ein Beispiel? Softić: Ich habe vor Kurzem im Unter-
SCHWERPUNKT: ZUSAMMENHALT
Kontroverse
Schüler mit ausländischen Wurzeln sind empathischer, wenn es um Zuwanderung geht. Jasmina Softić ist Lehrerin für politische Bildung, angewandte Wirtschaftslehre sowie Deutsch und Kommunikation an der Landesberufsschule 1 in Salzburg.
zeln sind empathischer. Sie kennen viele Situationen aus eigener Erfahrung und verteidigen in Diskussionen eher andere Migranten. Unter ihren einheimischen Kollegen ist die Haltung „Wir müssen für sie aufkommen“ weiter verbreitet. Genau da muss ich als Lehrerin ansetzen. Haben die Ereignisse der letzten
Monate, etwa die Anschläge von Paris, das Klassenklima verändert? Softić: In meinen Klassen waren die An-
schläge bis jetzt interessanterweise kein Thema. Schachl: Bei uns schon. Als technische Schule haben wir im Lehrplan leider kaum Platz dafür, aber die Schüler diskutieren
untereinander. Zum Glück dominieren weniger Vorurteile als offenes Interesse. Ich habe schon öfter gehört, dass muslimische Schüler gefragt wurden: „Wie ist das jetzt wirklich?“ Ist es Aufgabe der Schule, solche Konflikte anzusprechen und den Zusammenhalt zu stärken? Schachl: In meinen 30 Jahren als Lehrer
ist die Schule immer mehr zu einer Institution geworden, die neben Wissen auch soziale Kompetenzen vermitteln muss. Berufstätige Eltern schaffen das oft nicht mehr. Zum Glück fließt das bei den jungen Kollegen bereits in die Ausbildung ein. Softić: Auch die Eltern müssen ihren Beitrag leisten – die Schule kann das nicht alleine machen, dafür ist im Unterricht einfach zu wenig Zeit.
ZAHLEN & FAKTEN
WERDEN MITSCHÜLER WEGEN IHRER MUTTERSPRACHE GEHÄNSELT? Unterschiedliche Muttersprachen sind in Österreichs Klassenzimmern nur selten Auslöser von Konflikten. QUELLE: CHILDREN’S VOICES 2013, 715 BEFRAGTE SCHÜLER AN 16 MITTEL- UND HÖHEREN SCHULEN
60 %
54 %
50 %
10 % 0 %
6 %
19 %
8 %
Weiß nicht
Ja, oft
20 %
Nein, nie
30%
Ja, einmal
Ja, manchmal
40 %
13 %
In unseren Schulen gibt es nur relativ selten Konflikte wegen unterschiedlicher Muttersprachen: Das zeigt die internationale Vergleichsstudie „Children’s Voices“. Mehr als die Hälfte der in Österreich befragten Jugendlichen geben an, dass im letzten Jahr keiner ihrer Mitschüler wegen seiner Sprache gehänselt wurde. Im Vergleich mit den auch untersuchten Staaten England, Italien, Slowenien und Zypern ist das der beste Wert. Länderübergreifend zeigt sich, dass Geschlecht, Alter, Aussehen, sozialer Status und Charakter stärker als die Herkunft beeinflussen, ob es zu Gewalt im Klassenzimmer kommt. Konkreter Auslöser sind meist Phänomene, die unter Jugendlichen ganz normal sind, wie Gruppenbildung oder Identitätssuche. Diese Konflikte werden aber oft oberflächlich auf Nationalität, Religion oder Hautfarbe reduziert, so die Studie.
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Kurzporträts
Meineie feiert l Fami achten n Weih ayram. B d n u Uran Sibel
ristin üs, Ju
Sibel Uranüs, 24
Die Tochter österreichischtürkischer Eltern kennt die Frage, warum sie kein Kopftuch trägt
ER F OL G S G E S C H I C H T E N
Vermittler zwischen den Kulturen Sie kennen interkulturelle Konflikte und Missverständnisse aus ihrem Alltag – und wissen mit ihnen umzugehen. Sechs Migranten im Porträt. TEXT
Aleksandra Klepi c´
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M
anchmal werde ich gefragt, wieso ich einen türkischen Namen habe, aber kein Kopftuch trage“, erzählt Sibel Uranüs. „Die Frage stört mich nicht. Ich erkläre dann, dass das die persönliche Entscheidung jeder Frau ist. Meist kann ich nach einem kurzen Gespräch dabei zuschauen, wie sich etwaige Vorurteile beim Gegenüber von selbst auflösen.“ Auf das Thema angesprochen wird Uranüs vor allem im privaten Umfeld, etwa auf Partys. „In meinem Beruf als Juristin spielt das keine Rolle“, sagt sie. „In der Branche gelten internationale Wurzeln und zusätzliche Sprachkenntnisse sogar als Vorteil.“ Die Tochter österreichisch-türkischer Eltern fühlt sich in beiden Kulturen zu Hause. „Meine Familie feiert Weihnachten und Bayram“, sagt Uranüs. „Darauf bin ich stolz.“
Hashim Saygi, 45 iche gendl , u J n Wen tlos sind k respe s nie mit a d iner t a h er me n. d o r ihre nft zu tu Herku him Saygi, Has
-Ve Kebab
Nancy Semeda, 42
Als Zuwanderin in der Finanzbranche ist die gebürtige Ägypterin eine Pionierin
FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT
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n der Finanzbranche sind kaum Frauen mit Migrationshintergrund tätig – und noch weniger tragen ein Kopftuch. Eine dieser Pionierinnen ist Nancy Semeda. „Ich arbeite bereits drei Jahre als Bankan gestellte“, sagt die gebürtige Ägypterin. „Mein Kopftuch ist im Arbeitsalltag kaum Thema.“ Wenn Kunden sie darauf an sprechen, dann positiv. „Sie machen mir etwa Komplimente, weil ich mein Kopf tuch mit Blazer oder Kostüm abstimme“, schmunzelt Semeda. Nur selten, meist erst nach jahrelangem Kontakt, erhält sie auch kritischere Fragen – etwa, ob sie ihr Kopftuch freiwillig trage. „Ich erkläre dann, dass das selbstverständlich meine persönliche Entscheidung ist“, sagt Se meda. Sie schätzt Gespräche dieser Art. „Wenn man offen aufeinander zugeht, lernen meist beide Seiten dazu.“
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Vier von fünf Stammkunden des Kebabverkäufers sind Einheimische
W
enn meine Kunden zur Tür herein kommen, weiß ich schon, was sie essen wollen“, schmunzelt Hashim Saygi. „Viele kommen jeden Tag und ich kenne sie gut.“ Ihre Bestellungen nimmt der Kebabverkäufer im Restaurant „Turkoaz“ meist auf Deutsch entgegen. „Vier von fünf sind Einheimische“, sagt Saygi. Eine Vielzahl an Kunden betritt jeden Tag sein Imbisslokal – ob er auch schon schlechte Erfahrungen gemacht hat, etwa mit Be trunkenen? „Nein“, sagt Saygi. „Nur Ju gendliche sind manchmal etwas respekt los. Aber das hat nie mit ihrer oder meiner Herkunft zu tun, sondern ist einfach eine Frage des Alters.“ Auch privat hat Saygi, der vor fünf Jahren aus Istanbul nach Wien kam, nur positive Erfahrungen gemacht. „Ich fühle mich willkommen, habe im täg lichen Miteinander keine Probleme.“
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Kurzporträts
Ufuk Sarikaya, 34
Der Ticket-Kontrolleur lässt sich weder von Pöbelei noch Anbiederung beeindrucken
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wischen Ottakring und Simmering, Floridsdorf und Siebenhirten kennt Ufuk Sarikaya sich aus. Er fährt haupt beruflich UBahn und Straßenbahn – als Kontrolleur der Wiener Linien. „Ich weiß, unsere Beliebtheitswerte sind nicht gerade hoch“, lacht der gebürtige Türke. „Die Leute fürchten uns, können sich den Ärger aber leicht ersparen.“ Erwischt Sarikaya einen Schwarzfahrer, wird er manchmal wegen seiner Herkunft ange pöbelt. „Der Ärger verführt manche dazu, Dinge zu sagen, die sie in gelassenem Zu stand nicht aussprechen würden. Ich nehme das locker“, erklärt er. Doch Sari kaya kennt auch das Gegenteil. „Manche Schwarzfahrer glauben, dass ich ein Auge zudrücke, weil wir die gleiche Mutter sprache haben. Doch da bin ich beinhart: kein Fahrschein, keine Weiterfahrt.“
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Ra orge Seels ische uslim
Radhia Fdhila, 45
Die Seelsorgerin diskutiert mit ihrer Gemeinde über die Anschläge
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adhia Fdhila hat schon einfachere Zeiten erlebt. Eigentlich kümmert sich die muslimische Seelsorgerin um geistli che Beratung in allen Fragen des Lebens. Doch aktuell beschäftigen die Frauen ih rer Gemeinde vor allem die negativen Me dienberichte über ihre Religion. „Wer den Islam mit Terror und Gewalt verbindet, hat ihn nicht verstanden“, sagt Fdhila. „An schläge im Namen der Religion sind etwas Schreckliches. Es ist mir wichtig, in meiner Gemeinde offen darüber zu sprechen.“ Auch NichtMusliminnen wenden sich an die aus Tunesien zugewanderte Seelsorge rin. „Sie interessieren sich für Themen wie das Kopftuch oder den Koran“, erzählt Fdhila. „Die Fragen sind durchaus kri tisch, aber denen muss man sich offen stel len. Oft entdecken wir sogar Gemeinsam keiten zwischen Christentum und Islam.“
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Tomislav Baretic´, 25
Seine kroatischen Wurzeln helfen dem Türsteher, Konflikte zu schlichten
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iele Leute reagieren ablehnend, wenn ich sage, dass ich Türsteher bin“, sagt Tomislav Bareti . Der Beruf gelte als gewalttätig. „Die Vorstellung ist aber falsch. Türsteher müssen vor allem zuhören können.“ Die meisten Konflikte zwischen Partygästen oder Discobesuchern lassen sich Bareti s Erfahrung nach reibungsfrei lösen, wenn beide Seiten in Ruhe ihre Sicht schildern können. Sein Rezept: „Allen Menschen mit Respekt begegnen, egal woher sie kommen. Das ist das beste Mittel zur Deeskalation.“ Dass seine Familie aus Kroatien stammt, ist für ihn ein Vorteil. „Gerade Gäste mit fremden Wurzeln, die Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht haben, fühlen sich von mir besser verstanden“, erklärt der Türsteher bei Ante Portas. „Unser Team ist daher bewusst divers zusammengesetzt.“
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SCHWERPUNKT: ZUSAMMENHALT
Tipps für Pädagogen
UN TER R I C HT S - R AT G E B E R
Über ein gutes Zusammenleben reden Wie soll man als Pädagoge mit Konflikten umgehen, die mit Herkunft oder Religion zu tun haben? Fünf Anregungen für den Unterricht.
1. Religionen kennenlernen
Das beste Mittel, um Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen, ist die aktive Auseinandersetzung. In Klassen mit religiöser Vielfalt bieten sich dafür verschiedene Mittel an: Lassen Sie Schüler Referate über eine andere Religion als die eigene vorbereiten – sie stellen so einen persönlichen Bezug zum fremden Glauben her, schließen Wissenslücken und hinterfragen vorgefertigte Meinungen, die sie vielleicht bisher vertreten haben. Ergänzend bietet sich an, Vertreter unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften einzuladen, die Fragen der Schüler beantworten. Auch ein Vergleich der in der Klasse vertretenen Religionen kann sinnvoll sein: Die Schüler erzählen einander, wie sie bestimmte Feste feiern oder Traditionen pflegen. Allerdings sollten Sie niemanden zwingen, dabei mitzumachen. Schließlich ist Religion ein persönliches, oft emotional besetztes Thema. Zudem ist es wichtig, als Lehrerin
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oder Lehrer keine Wertungen abzugeben oder gar Urteile zu fällen.
2. Umstrittene Themen aufarbeiten
Kontroverse Themen wie etwa die Mohammed-Karikaturen beschäftigen auch Jugendliche. Sie im Unterricht konstruktiv zu behandeln, ist herausfordernd. Schüler brauchen Zeit, um eine eigene Meinung zu entwickeln. Wichtig ist, Schülern anfangs den Raum zu geben, über ihre Emotionen zu sprechen, statt sie aus Erwachsenenperspektive mit einer vorgefassten Überzeugung zu überrumpeln. Anschließend können die Schüler die unterschiedlichen Standpunkte zum Thema aufarbeiten, etwa durch Analyse von Zeitungsartikeln. Das ebnet den Weg für die Auseinandersetzung mit den abstrakten Prinzipien Meinungs- oder Pressefreiheit. Bei all dem müssen Sie Ihre eigene Meinung nicht völlig verbergen. Das ist bei emotional aufgeladenen Themen ohnehin nur schwer möglich. Beziehen Sie sachlich Position und zeigen sie auch andere Perspektiven auf.
3. IS-Propaganda: Gespräch suchen
Wenn ein Schüler damit auffällt, dass er etwa in der Klasse Gewaltvideos oder anderes Propagandamaterial des sogenannten Islamischen Staats herumzeigt, sollten Sie mit ihm sprechen. Oft wird er durch Provokation ohnehin von selbst die Aus-
einandersetzung suchen. Ein moralisierender und belehrender Tonfall oder gar die Drohung mit Sanktionen haben nur wenig Aussicht auf Erfolg. Fragen Sie stattdessen offen: Warum interessierst du dich für diese Videos? Erstens löst es oft einen Denkprozess aus, sachlich und ohne Rebellenpose über das Thema zu sprechen. Zweitens zeigen Sie damit, dass sie
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nschläge und Kriege, die weit entfernt stattfinden, haben auch in Österreich Auswirkungen: Viele Lehrerinnen und Lehrer berichten, dass das Klima in ihren Klassen leidet. ZUSAMMEN:ÖSTERREICH hat recherchiert, wie sie Konflikten unter Schülern begegnen können.
SCHWERPUNKT: ZUSAMMENHALT
Tipps für Pädagogen
5. Bei Bedarf Experten hinzuziehen
Neben den Eltern sind Lehrerinnen und Lehrer die kompetentesten Fachleute für das Verhalten ihrer Schülerinnen und Schüler. Sie können für gewöhnlich am besten einschätzen, ob von bloßer jugendlicher Provokation oder einer darüber hinausgehenden Eskalation auszugehen ist. Wenn Letzteres der Fall ist, sollten Sie sich Unterstützung durch qualifizierte Experten holen (siehe Service). Vermeiden Sie es, auf ideologische oder religiöse Aussagen einzusteigen, wenn Sie sich dem Thema nicht gewachsen fühlen. SERVICE
Der Zusammenhalt in der Klasse profitiert vom kompetenten Umgang mit Vielfalt.
den Schüler ernst nehmen, und schaffen so Vertrauen.
4. Gemeinsam Regeln erarbeiten
Wenn Konflikte in der Klasse zunehmen, sollten Sie das zum Thema machen. Auch wenn sich erkennbare Gruppen gebildet haben – etwa nach der Muttersprache, Religion oder den familiären Wurzeln –
hilft es, die Schüler nicht in entsprechende Gruppen einzuteilen, um die vorhandenen Gräben nicht weiter zu vertiefen. Lassen Sie die Schülerinnen und Schüler ihre Sicht auf die Konflikte schildern und formulieren, was sie sich von der Gemeinschaft wünschen. So entstehen gemeinsame Klassenregeln, die breit mitgetragen werden und für alle verbindlich sind.
EXPERTISE UND WEITERBILDUNG Der neue ÖIF-Grundkurs „Integration und Migration“ bietet Lehrern die nötigen Basisinfos für Unterricht zum Thema. Ab Juni 2015 an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems. www.kphvie.ac.at Menschen, die von Radikalisierung betroffen sind, und ihrem Umfeld bietet das „Netzwerk sozialer Zusammenhalt“ Dialog und Beratung. Zusätzlich hat es zahlreiche Bildungsangebote zu Themen wie Salafis mus, Dschihadismus, Gewaltbereitschaft und der Prävention von Radikalisierung entwickelt. Sie richten sich an Lehrerinnen und Lehrer, Studierende sowie Schüle rinnen und Schüler mit und ohne mus limischen Glauben. www.derad.at
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Angebote für Schulen
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UNTERRICHTSMATERIAL
FÜR DEN START IN DIE VOLKSSCHULE
V O R Z E IG E P R OJ E KT
Integration macht Schule Das Gemeinsame erkennen, mit Unterschieden respektvoll umgehen: Darum bemühen sich Welser Berufsschüler in einem aktuellen Projekt.
Der Übergang vom Kindergarten ins Schulsystem ist für viele Kinder herausfordernd. Das gilt vor allem für jene ABC-Schützen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Für ihre Förderung gibt es das bewährte Lehrwerk „Meine Freunde und ich“. Speziell für österreichisches Deutsch hat der Klett-Verlag nun in Kooperation mit dem Österreichischen Integrationsfonds und dem ÖsterreichInstitut eine eigene Ausgabe entwickelt. Sie konzentriert sich auf die mündliche Sprachkompetenz, bereitet aber auch auf den Umgang mit der Schrift vor. Spielerische Aktivitäten sind ebenso enthalten wie Bastelaufgaben und Feinmotorik-Übungen. „Meine Freunde und ich“ ist als Arbeitsbuch inkl. Audio-CD für Schüler und Handbuch inkl. Audio-CD und Kopiervorlagen für Lehrer über www.sprachportal.at Jetzt gleich Deutsch lernen Lernmaterial bestellbar.
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Die Schüler erarbeiten gemeinsam, wie sie miteinander umgehen wollen.
uns? Wo kommen b Hobbys, Einstelwir her und wo lungen, Lebenspläne wollen wir hin? Manfred Schwarzgruber, oder eben die Her„MigrationshinterLehrer kunft – die Jugendlichen in grund ist dabei ein meiner Klasse unterscheiden sich in vie- wichtiges Thema, aber nicht das einzige“, lerlei Hinsicht“, sagt Manfred Schwarz- sagt Schwarzgruber. Konkret erarbeiten gruber. „Diese Vielfalt kann manchmal die Jugendlichen in Gruppen Hintergrünzu Verunsicherung und Angst und im de zu den Themen Respekt, Unterschiede schlimmsten Fall zu Gewalt führen.“ Um und Gewalt. Dabei erhalten sie Unterdas von vornherein zu vermeiden, hat der stützung durch Experten, etwa aus der Lehrer für politische Bildung das Projekt Schulpsychologie, Kinder- und Jugendan„Wir – Für Respekt, gegen Gewalt“ ini- waltschaft oder der Polizei. „So erarbeiten tiiert. Dabei steht der wertschätzende die Schüler gemeinsam, wie sie miteinanUmgang mit Unterschieden im Mittel- der umgehen wollen“, sagt Schwarzgrupunkt. ber. „Bei der Abschlussveranstaltung des Projekts präsentieren sie einander dann RESPEKTVOLLER UMGANG ihre Ergebnisse. Diese Erfahrung ist nicht Über mehrere Monate hinweg bearbeiten nur in der Schule anwendbar – sondern die Schüler gemeinsam Fragen wie: Wer auch im Berufsleben oder in der Freizeit, sind wir? Was verbindet uns, was trennt etwa beim Fortgehen.“
FOTOS: BERUFSSCHULE WELS 3/SCHWARZGRUBER (2), ÖIF/JARVIS, KLETT-VERLAG, ILLUSTRATION: NIEL MAZHAR
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Wissenswertes
B E G R I FFE M I T M I G R AT I O N S H IN T E R G R U N D
Wortwanderung Begriffe, die in den deutschen Sprachraum ein- oder aus diesem ausgewandert sind. Das Schnitzel ist ein heimischer Exportschlager, kulinarisch wie sprachlich: Abstammend vom mittelhochdeutschen sniz für Schnitt fand es Eingang in zahlreiche Sprachen. In der Türkei kommt etwa das şinitsel, in Rumänien das șnitel oder in Bosnien, Kroatien und Serbien das šnicla … … auf den Teller – oder talíř, wie er auf Tschechisch und Slowakisch genannt wird. Das Gulasch ist zweifellos aus Ungarn nach Österreich gekommen, doch ob es auch sprachlich vom ungarischen gulyá für Rinderherde abstammt, ist umstritten. Eine andere Theorie leitet das Gulasch vom Türkischen kul für Soldat und asi für Speise her – als Gericht für die niederen Ränge.
ćušpajz. Der gleiche Begriff bedeutet umgangssprachlich auch Dummheit – was darauf schließen lässt, dass Gemüse als Beilage zum Fleisch wenig beliebt ist.
Das Besteck ist sogar doppelt aus dem Deutschen ins Bosnische, Kroatische und Serbische ausgewandert: als beštek und regional begrenzt auch als escajg.
Eine Flasche bestellt man am Balkan als flaša. Sollte sie Bier oder Wein enthalten, …
Die Zuspeise heißt in exjugoslawischen Gefilden
… also Alkohol, kommt ein Zuwanderer aus dem Arabischen
Gratis-Abo ZUSAMMEN:ÖSTERREICH erscheint vierteljährlich und ist für alle Interessierten kostenlos im Abonnement erhältlich.
auf den Tisch: Al-kuhul war ursprünglich der Name für schwarzes Pulver, das zum Färben der Augenlider verwendet wurde. Über das arabisch beherrschte Spanien kam der Begriff nach Europa und stand allgemeiner für Feines oder Essenz. Zur Bezeichnung für berauschende Getränke wurde Alkohol erst im 19. Jahrhundert.
K we i t e n n e n S i e re B e mit M egri h i n t ei g ra t i o n f f e srg r Schr und?
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Gemeindeprojekt
INTEGR AT I O N V O R O R T
Wie am Spielfeld, so im Leben Die Caritas bietet Grazer Flüchtlingskindern vielfältige Sportangebote – und fördert zugleich ihr eigenverantwortliches Engagement. TEXT
Kristin Längle
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m Sport kommen Menschen in Kon takt und lernen, sich zu verständigen“, sagt Michael Teichmann. „So wachsen Jugendliche unterschiedlicher Herkunft zusammen – die richtige pädagogische Unterstützung vorausgesetzt.“ Der Mit arbeiter der Caritas der Diözese Graz Seckau weiß, wovon er spricht: Als Team leiter des Grazer Projekts Sport – Integra tion – Qualifikation (SIQ!) hat er bereits
FOTOS: MARKUS EDER; STADT GRAZ/FISCHER
Begegnungszone grüner Rasen: Im Sportprojekt der Grazer Caritas leben junge Flüchtlinge Werte wie Teamgeist und Fairplay.
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Gemeindeprojekt
Die Spieler leiten ihren Club eigenverantwort lich und erfolgreich. Das ist nachhaltige Integration.
mit vielen Kindern Kompetenzen und und Jugendlichen aus der PersönlichkeitsMichael Teichmann, Projektleiter Flüchtlingsfamilien entwicklung ist das Fußball gespielt, die eigentliche Ziel des Laufschuhe geschnürt oder Schi ange- Projekts, sagt Teichmann: „Jugendlichen, schnallt. „Sie leben im Sport Werte wie die sich im Vereinsleben abseits des SportTeamgeist, Toleranz und Fairplay. Das platzes engagieren wollen, bieten wir stärkt auch ihre Teilhabe in anderen Le- Coachings im organisatorischen oder bensbereichen“, sagt Teichmann. wirtschaftlichen Bereich. Wenn sie gar eine berufliche Laufbahn im Sportbereich BEWEGUNG UND BILDUNG anstreben, ermöglichen wir ihnen eine Das Caritas-Projekt geht über bloße Ausbildung zum Trainer, Lehrwart oder Bewegung hinaus. „Wir verbinden unser Schiedsrichter.“ Angebot immer mit Förderung in anderen Bereichen“, erklärt Teichmann. Ein Bei- EIGENSTÄNDIG ZUM MEISTERTITEL spiel ist das Teilprojekt „GRAgustl“ wäh- Der Erfolg kann sich sehen lassen: Aus den rend der Sommerferien: Zum Sport- und SIQ!-Sportkursen entstanden bereits zahlFreizeitangebot am Nachmittag kommen reiche eigenständige Initiativen, etwa die am Vormittag Sprachförderung und Nach- interkulturelle Fußballliga „International hilfe im Lerncafé. Die Stärkung sozialer Allstar League Graz“ (siehe Foto). „Wir
geben den Rahmen vor, aber im Ligarat bestimmen die Jugendlichen mit. Sie bringen sich also über den Sport hinaus ein.“ Ein anderes Beispiel ist der „Afghan Steiermark Cricket Club“. Gegründet 2011 von afghanischen Jugendlichen im Rahmen von SIQ!, kamen bald Cricketspieler aus Pakistan, Indien und Österreich dazu. Sie führen den Club heute zur Gänze selbstständig. Seine Leistung krönte der „Afghan Steiermark Cricket Club“ letzten Herbst mit dem österreichischen Meistertitel. „Das ist nachhaltige Integration“, freut sich Michael Teichmann. „Die jungen Leute leiten den Club eigenverantwortlich und sportlich erfolgreich. Damit sind sie auch Vorbilder in ihren Communities.“ Letztes Jahr wurde SIQ! vom Österreichischen Integrationsfonds mit dem Integrationspreis Sport ausgezeichnet.
AUF EINEN BLICK
PROJEKT: Nutzung des sozialintegrativen Potenzials von Sport zur Förderung von Integration bei Kindern und Jugendlichen GEBIET: Graz DAUER: Durchgehend seit 2007. Dieses Jahr startet die neunte Projektperiode. TEILNEHMENDE: Rund 220 Personen pro Jahr ZIELGRUPPE: Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte FINANZIERUNG: Die rund 100.000 Euro tragen der Euro päische Flüchtlingsfonds (50 Prozent), das Bundesministerium für Inneres (30 Prozent), das Integrationsreferat der Stadt Graz (10 Prozent). Dazu kommen andere Förderpartner, SponsoringEin nahmen und Eigenmittel. KONTAKT: Michael Teichmann, Caritas Diözese GrazSeckau, Tel.: +43/676/88015345 m.teichmann@caritas-steiermark.at
DAS SAGT DER SPORTSTADTRAT:
„Es wird immer wichtiger, Kinder und Jugendliche für Sport und Bewegung zu begeistern und sie möglichst früh von den positiven Aspekten einer sport lichen Lebensführung zu überzeugen. Aktiv zu sein, sich zu bewegen, hat nicht nur eine positive Wirkung auf unsere Gesundheit. Der Sport ist auch ein toller Motor für die Integration und ein wich tiger Bestandteil des sozialen Zusam menlebens. Wir sind sehr stolz darauf, dass einige unserer gemeinsamen Pro jekte mit SIQ! in den letzten Jahren überregional ausgezeichnet wurden.“ Kurt Hohensinner, Grazer Sportstadtrat
DETAILS ZUR FÖRDERUNG: Das Projekt „Sport – Integration – Quali fikation“ wird durch den Europäischen Flüchtlingsfonds und das Bundesministe rium für Inneres kofinanziert. Der Öster reichische Integrationsfonds, Team Euro päische Fonds, unterstützt das BM.I und BMEIA bei der Fondsabwicklung und ist als Anlauf und Servicestelle mit der Bereit stellung von Information für Projektinter essierte sowie Verwaltung und Kontrolle der ausgewählten Projekte beauftragt. Mehr Informationen zu den Europäischen Fonds und zur Antragstellung finden Sie Aufgabengebiete auf: www.bmi.gv.at Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds, Integration auf www.bmeia.gv.at Asyl-, Migrations- und Projektförderung Integrationsfonds sowie auf EU-Fonds. www.integrationsfonds.at WEITERE FÖRDERTÖPFE: Je nach Thema und Ort können Sie auch hier Unterstützung erhalten: Europäischer Sozialfonds: www.esf.at EUProgramm für Beschäftigung und soziale Innovation: www.ec.europa.eu/social Initiative Vielfalter: www.viel-falter.org Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungs fonds: www.waff.at
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Porträt
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Hochkarätig engagiert Liat Avital ist Schmuck designerin durch Zufall und Frauenrechtlerin aus Überzeugung. An Österreich mag sie das kalte Wetter – und den Wiener Humor. TEXT
Lisa Breit
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eschugge, Mischpoche, Schnorrer: Die ersten Worte, die sie auf Deutsch verstanden habe, waren jiddische Schimpfwörter, sagt Liat Avital. „Als Nächstes lernte ich den Begriff ‚Schmetterling‘, denn ich habe ein Schmetterlings-Tattoo auf der rechten Schulter.“ Mittlerweile unterhält sie sich fließend auf Deutsch, versteht beinahe alles. Nur hie und da streut sie ganz beiläufig ein englisches Wort ein: „beautiful“, „Austria“, „you know“. Liat Avital wurde 1966 in Tel Aviv, Israel, geboren – 34 Jahre später ist sie „wegen der Liebe“ nach Österreich gekommen. Ein recht unbedarfter Schritt, wie sie rückblickend sagt, denn zu diesem Zeitpunkt habe sie „keine Ahnung“ vom Land gehabt: „Ich dachte, hier tragen alle Tracht und essen Schnitzel oder Apfelstrudel.“ Angekommen in Wien, habe sie sich aber sofort in die Stadt verliebt – das kalte Wetter habe ihr gut getan: „Von Strand und Sonne hatte ich genug“, erzählt Avital.
SCHMUCKDESIGNERIN DURCH ZUFALL In Wien war es auch, wo die heute 49-Jährige ihre kreative Seite entdeckte. Wie zu
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„Ich wurde durch Zufall von der Schmuckhändlerin zur –designerin“, sagt Liat Avital.
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Porträt
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Die Hand steht als Distanzgeste für die Abwehr von Gefahr und zugleich für das Spenden von Segen und Glück.
DIE INTEGRATIONSBOTSCHAFTER
anderen Umbrüchen in das Spenden von ihrem Leben ist sie auch Segen und Glück“, zur Kunst, zum Design, erklärt Avital. Das wie durch Zufall gekomSchmuckstück wird 30 Prozent des men: Mit der Unterstütauf der ganzen Welt zung ihres Stiefvaters er- Erlöses von Liat Avitals verkauft, 30 Prozent öffnete sie ein Schmuck- Hand for Luck werden für des Reinerlöses gehen an Opfer von Gegeschäft in Wien, stellte Frauenrechte gespendet. nitalverstümmelung. Stücke aus Israel aus. Dann, eines Tages, riss eine Kette, erzählt Werbung machen neben Waris Dirie auch Avital. „Ich habe sie in anderer Kombina- Promis wie Lilly Becker. „Auch einen tion neu zusammengesetzt – und inner- Hollywood-Star möchte ich einmal mit halb von zehn Minuten verkauft. Das hat unserer Kette fotografieren lassen“, sagt mich auf die Idee gebracht, selbst Stücke Avital. zu entwerfen. Ich wurde sozusagen durch Zufall von der Schmuckhändlerin zur -de- LACHEN WIE DIE ÖSTERREICHER signerin.“ Heute stellt Avital ihre Werke Seit etwa fünf Jahren engagiert sich Avital bei einem Edeljuwelier in der Wiener In- auch als Integrationsbotschafterin. Bei ihnenstadt aus: bunte Ketten, lange Ohrrin- rem letzten Besuch in einem Gymnasium ge; Armbänder, die glänzen und funkeln. hätten sie die Schüler nach einem Rat geDie Ideen für ihre Kreationen entstehen fragt, erzählt sie. „Versuche, immer happy „aus dem Bauch heraus“. Edelsteine sind zu bleiben“, habe sie geantwortet. „DieAvitals Faible, ganz besonders schätzt sie sen Tipp haben alle geliebt.“ Avital hat den Bergkristall: „Er steht für Reinheit sich vorgenommen, jeden Tag zumindest ein paar Minuten zu lachen – nicht selten und belebt.“ auch abends vor dem Fernseher, bei ihrer ENGAGEMENT FÜR FRAUENRECHTE Lieblingssendung „Was gibt es Neues?“ Doch die Glitzerwelt ist für Avital nicht Dort würden sich die Leute im Publikum alles. Sie engagiert sich auch für Anliegen regelmäßig zerkugeln, sagt Avital. Sie fernab des Luxus: Für die „Desert Flower selbst habe leider noch Schwierigkeiten, Foundation“ der Frauenrechtsaktivistin Witze im Dialekt zu verstehen. „Mein Waris Dirie entwarf sie die „Hand for Wunsch ist es, eines Tages alles zu versteLuck“, eine Kette mit Anhänger in Form hen – und mich auch totzulachen.“ einer flachen Hand, angelehnt an einen traditionellen nordafrikanischen TalisLiat Avital (49) geboren in Israel, man. „Die Hand steht als Distanzgeste für arbeitet als Schmuckdesignerin in Wien die Abwehr von Gefahr und zugleich für und engagiert sich für Frauenrechte.
„ZUSAMMEN: ÖSTERREICH“ ist nicht nur der Name dieses Magazins, sondern auch eines Projekts von Inte grationsminister Sebastian Kurz und dem Österreichi schen Integrations fonds. Mehr als 300 gut integrierte Migranten besu chen als Integra tionsbotschafter Schulen in ganz Österreich, um ihre persönliche Erfolgs geschichte zu erzählen und mit den Kindern und Jugendlichen zu diskutieren. 30.000 Schüler an über 350 Schulen pro fitierten bisher davon. Das Projekt läuft seit drei Jahren und konnte die Zahl der Integrations botschafter seither verdreifachen. In mehreren Ausbau stufen wurden die Themen Ehrenamt und Bildung aufge griffen. 2014 star tete die Initiative #stolzdrauf, die die Identifikation mit Österreich erhöhen soll. www.zusammenoesterreich.at
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Aktuelles
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KÄRNTEN: Am 27. Februar eröffneten Integrationsminister Sebastian Kurz und Landeshauptmann Peter Kaiser in Klagenfurt das sechste ÖIF-Integrationszentrum. Zuwanderer erhalten dort Beratung und Unterstützung beim Integrationsprozess. Zusätzlich gibt es in allen Kärntner Bezirkshauptstädten regelmäßige Servicetermine an mobilen Welcome Desks.
OBERÖSTERREICH: Wer seine Rechte kennt, spart Geld, etwa bei Handyvertrag oder Miete. Doch Zuwanderer wissen oft nicht, was ihnen zusteht. Ein „Workshop: Erfolgreich in Oberösterreich“ widmete sich daher am 5. Februar dem Konsumentenschutz. Alle ÖIF-Integrationszentren bieten kostenlose Workshops zu Alltagsthemen an.
ÖSTERREICH: 38.000 Beratungen in eineinhalb Jahren – so lautet die Bilanz der Welcome Desks zum 1. Jänner. In Wien, Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt liefern sie Neuzuwanderern die nötigen Informationen für einen guten Start in Österreich. Zwei Drittel aller Anfragen betrafen die sprachliche Integration, also etwa die Vermittlung von Deutschkursen.
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WIEN: Menschen mit Migrationshintergrund sind in der Justizwache deutlich unterrepräsentiert. Die Aufnahmeprüfung stellt für viele eine sprachliche Hürde dar. Der ÖIF bietet daher einen neuen Vorbereitungskurs an, der neben Fachwortschatz auch Grundkenntnisse über den Strafvollzug und politische Bildung vermittelt. Der Pilotkurs startete am 23. Februar im Integrationszentrum Wien.
STEIERMARK: Wie die Medien über den Islam berichten, hat großen Einfluss auf das Zusammenleben im Land. Dementsprechend interessiert waren die Imame im ÖIF-Fachsprachkurs im Integrationszentrum Steiermark, am 21. Jänner das Grazer ORF-Landesstudio kennenzulernen. Die Kurse vermitteln den Geistlichen neben Deutschkenntnissen auch wertvolle Kontakte.
FOTOS: GERT EGGENBERGER, BMJ, PHOTOCASE/LUTZ WALLROTH, ISTOCK/JOEL CARILLET, ÖIF/ÖZBAY, WWW.WEINFRANZ.AT
Integration aktuell
Alle ÖIFA finde ktivität n Sie en www .inte auf gratio
MENSCHEN UND PROJEKTE
Integration international
R UND B LI C K
Deutschkenntnisse von klein auf fördern Sprachförderung im Kindergarten verbessert die Lebenschancen unserer Jüngsten massiv. Österreich investiert daher künftig mehr in diesen Bereich. INTERNATIONALES
Das spielerische Lernen im Kindergarten verbessert die langfristigen Lebenschancen unserer Kinder.
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er den Kindergarten besucht, hat später mehr Freude am Lernen, erreicht einen besseren Abschluss, verdient mehr Geld: Es gibt nur wenige Maßnahmen, die eine so große und langfristig positive Wirkung haben wie die frühkindliche Bildung.
VON 10 AUF 30 MILLIONEN Wenn sie die richtige Unterstützung erhalten, machen unsere Jüngsten vor allem in ihrer sprachlichen Entwicklung große Sprünge. Das ist auch wichtig: Rund ein Viertel aller Kindergartenkinder hat sprach-
lichen Förderbedarf, darunter auch viele mit deutscher Muttersprache. Damit sie fit für den Unterricht in der Volksschule werden, braucht es gezielte Maßnahmen. Bund und Länder haben daher das Budget für die Sprachförderung im Kindergarten deutlich erhöht, von 10 auf 30 Millionen Euro jährlich. Die zusätzlichen Mittel ermöglichen nun auch in Kindergärten eine Förderung, in denen sie bislang nicht finanzierbar war. Zudem umfasst das Angebot nun nicht mehr zwangsläufig nur das letzte Kindergartenjahr vor der Einschulung. Das Ziel der ausgebauten Sprachförderung lautet: Alle Kinder, die Förderung brauchen, sollen diese auch erhalten – egal, wo sie leben, wie jung sie sind oder welche Muttersprache sie sprechen.
SO MACHEN’S ANDERE STAATEN DÄNEMARK: Förderung vor dem Kindergarten Schon in den Kinderkrippen für Kinder unter drei Jahren gibt es Sprachförderung. Diese wird im Kindergarten fortgesetzt und erfolgt zwei bis dreimal pro Woche. Vor allem Kinder mit nicht dänischer Muttersprache profitieren davon. Ansprechpartner für engagierte Eltern ist ein von der Regierung unabhängiger Ombudsmann. SCHWEDEN: Viele Ressourcen für die Kleinsten Schon im Alter von zwei Jahren besuchen so gut wie alle Kinder eine Betreuungseinrichtung. Die Gruppengrößen sind klein, die Lehrkräfte oft akademisch ausgebildet. All das hilft Kindern mit Sprachförderbedarf besonders. Neben Schwedisch wird auch die Muttersprache vereinzelt gefördert.
KURZ GEMELDET
THEATER IN WIEN
Soraya und Valentina fühlen sich beide als Fremde im Land. In der Geschichte ihrer Freundschaft geht es ums Weggehen, Ankommen und um die Suche nach dem „Duft der Paradeiser“, wie das Theaterstück heißt. April-Termine auf www.diefremden.at.
DEUTSCH LERNEN IM AUSLAND
Kurse für alle Alters- und Niveaustufen sowie Fachsprachkurse bieten die Österreich Institute. Standorte sind in Belgrad, Budapest, Bratislava, Brünn, Laibach, Rom, Warschau, Krakau und Budapest. Die Zertifikate sind international anerkannt. www.oesterreichinstitut.at
ENGAGIERTE SCHÜLER FÖRDERN
Das START-Stipendium unterstützt Schüler mit Migrationshintergrund aus wenig privilegierten Familien. In Wien sind Bewerbungen bis 17. April möglich. Die Termine für Vorarlberg, Salzburg und Oberösterreich finden Sie auf www.start-stipendium.at
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Kurs für Krankenschwestern
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„Endlich kann ich in
meinem Job arbeiten“
Wer seine mitgebrachte Krankenpflege-Ausbildung in Österreich anerkennen lassen will, erhält in einem ÖIF-Kurs das sprachliche Rüstzeug. TEXT
Maja Sito
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SPRACHLICHE HÜRDE ÜBERWINDEN Die Anerkennung des Diploms ist für viele zugewanderte Krankenschwestern und -pfleger eine Herausforderung. Doch die größte sprachliche Hürde ist meist bereits die Aufnahmeprüfung für den Nostrifizierungsprozess. Zur Vorbereitung darauf besuchte Hee-Jung einen speziellen Deutschkurs am Integrationszentrum Wien des Österreichischen Integrationsfonds. „Die Prüfung ist anspruchsvoll und unser Kurs daher auch“, sagt Deutschtrainerin Oksana Kuzmenko. „Wir vermitteln den Teilnehmern Sprachkenntnisse auf B2-Niveau, sodass sie selbstständig Gespräche führen und kom-
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Als ich die Nostrifizierung abgeschlossen hatte, habe ich schnell eine Stelle gefunden. Kim Hee-Jung, Krankenschwester für den Operationssaal
plexe Texte verstehen können. Dazu wiederholen wir theoretische Grundlagen der Krankenpflege.“
nen. Ein Grund dafür sind neben fehlenden Sprachkenntnissen oft administrative Barrieren. Den schnellsten Weg zur Nostrifizierung zeigt die ÖIF-Website www.berufsanerkennung.at.
FACHKRÄFTE GESUCHT Trotz des hohen Niveaus erfreut sich der Kurs großer Beliebtheit. „Seit 2011 haben 130 Krankenschwestern und Krankenpfleger den Kurs absolviert“, berichtet Kuzmenko. „Das Interesse ist ungebrochen.“ Aktuell läuft bereits der zehnte Durchgang. „Krankenpflege ist eine Branche, in der Fachkräfte gesucht werden und in der man schnell einen Job findet“, sagt Kuzmenko. Das gilt für etliche Berufe, doch Zuwanderer lassen ihre mitgebrachten Qualifikationen nur selten anerken-
GUTE JOBCHANCEN „Wenn Zuwanderer das, was sie gelernt haben, hier auch einsetzen können, ist das ein Gewinn für alle Beteiligten“, sagt Kuzmenko. Kim Hee-Jung, deren Ausbildung als OP-Krankenschwester mittlerweile auch in Österreich anerkannt ist, bestätigt das: „Als ich die Nostrifizierung schließlich abgeschlossen hatte, habe ich schnell eine Stelle im Krankenhaus Hietzing gefunden. Endlich kann ich wieder in meinem Job arbeiten.“
FOTOS: ISTOCK; WWW.WEINFRANZ.AT
ls ich nach der langen Pause endlich wieder im Operationssaal stand, habe ich gespürt: Ja, das ist der richtige Platz für mich“, sagt Kim Hee-Jung. Vor vier Jahren zog die aus Südkorea stammende Krankenschwester zu ihrem Mann nach Wien. Um hier ihrem Beruf nachgehen zu können, musste sie ihre Ausbildung anerkennen lassen. „Das war gar nicht so einfach“, erzählt HeeJung. „Ich brauchte sehr gute Deutschkenntnisse. Vor allem die vielen Fachbegriffe, die in einem OP verwendet werden, waren anfangs schwierig für mich.“
MENSCHEN UND PROJEKTE
Termine
TERMINE
WIEN: Die Tagung „Wir sind die Zukunft – (Aus-) Bildung für Jugendliche mit Migrationshintergrund in Österreich sichern“ richtet sich an alle, die mit dem Thema befasst sind, etwa in Bildungseinrichtungen, NGOs oder Vereinen. Anmeldung unter www.abif.at APRIL
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Krankenschwestern und –pfleger sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt.
WIEN: Dem Umgang mit Vielfalt aus Mediensicht widmet sich eine Podiumsdiskussion mit Sebastian Kurz, Heinz Faßmann und Medienvertretern. Sie ist Auftakt einer Veranstaltungsreihe für Journalisten. Presseclub Condordia, Bankgasse 8, 19 Uhr, Eintritt frei. APRIL
AUF EINEN BLICK
PROJEKT: Fachsprachkurse für Nostrifikanten Diplomkrankenpflege ZIEL: Vorbereitung auf den Aufnahmetest für den Nostrifizierungslehrgang VERMITTELTE INHALTE: Deutschkenntnisse auf B2-Niveau mit Fokus auf Fachvokabular der Gesundheits- und Krankenpflege BISHERIGER ERFOLG: 130 Absolventinnen und Absolventen in neun Durchgängen seit 2011 KONTAKT: Heike Ainetter, Integrationszentrum Wien, Tel.: +43/(0)1/715 10 51 – 128 heike.ainetter@integrationsfonds.at
WEITERE ANGEBOTE: Zuwanderer, die den Pflegeberuf neu erlernen wollen, können den ÖIFFachsprachkurs „Einstieg in die Pflege“ besuchen. Er bereitet optimal auf die Aufnahmeprüfung für die Ausbildung zur Heim- und Pflegehilfe vor. Voraussetzung sind Deutschkenntnisse auf B1-Niveau. Nähere Infos bei Heike Ainetter (siehe links unten). Unterstützung für engagierte Studierende mit Migrationshintergrund bietet das Liese-Prokop-Stipendium. Stipendien zu je 300 Euro monatlich gehen an Menschen, die ihr mitgebrachtes Studium nostrifizieren lassen. Bewerbungen sind wieder ab Juni 2015 möglich. www.integrationsfonds.at/stipendium
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WIEN: Beim AUSTRO VISION CONTEST zeigen österreichische Bands mit und ohne Migrationshintergrund, wie vielfältig Österreich ist. Beim Finale im Chaya Fuera konkurrieren sie um Studioaufnahmen und eine CD-Veröffentlichung. Das Publikum entscheidet mit. Anmeldung unter www.austrovision.at. MAI
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Publikationen
Lisa Fellhofer kennt die wichtigsten Daten und Statistiken zu den Themen Bundesländer, Frauen, Jugend sowie Arbeit und Beruf.
S TATIS T I K - B R O S C H ÜR E N
Zahlen und Fakten für alle Interessierten Neue Broschüren liefern aktuelle Zahlen zur Integration von Frauen und Jugendlichen, auf dem Arbeitsmarkt und in den Bundesländern. TEXT
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eder sechste in zent“, sagt Fellhofer. Lisa Fellhofer, Österreich lebende „Den niedrigsten Wert Mensch wurde im Leiterin des Teams Wissenshat Zwettl, der flächenAusland geboren – doch management des ÖIF mäßig größte Bezirk Nievon Bundesland zu Bunderösterreichs, mit nur desland gibt es große Unterschiede. „Im 2,4 Prozent.“ Die österreichweit größte Burgenland hat nur jeder Zehnte einen Zuwanderergruppe, die Deutschen, ist Geburtsort im Ausland, in Wien dagegen auch in sechs der neun Bundesländer auf jeder Dritte“, erklärt Lisa Fellhofer, Leite- Platz 1: in Kärnten, Niederösterreich, rin des Teams Wissensmanagement des Salzburg, Tirol, Vorarlberg und der SteierÖsterreichischen Integrationsfonds (ÖIF). mark. Im Burgenland sind die Ungarn „Wer regional maßgeschneiderte Integra- ganz vorne, in Oberösterreich die Bosnier tionsmaßnahmen entwickeln will, braucht und in Wien die Serben. eine fundierte Faktenbasis.“ Der ÖIF gibt daher in Zusammenarbeit mit der Statis- FÜR LEHRER, MEDIEN UND POLITIK tik Austria eine Broschüre mit Zahlen und Neben der Bundesländer-Publikation hat Daten im Bundesländervergleich heraus, der ÖIF auch jene mit den Schwerpunkdie nun in vierter, aktualisierter Auflage ten Frauen, Jugend sowie Arbeit und Beruf mit aktualisierten Zahlen neu auferschienen ist. gelegt. „Die Broschüren sind für alle geVON WIEN BIS ZWETTL dacht, die täglich mit den Chancen und Über das gesamte Bundesgebiet zieht sich Herausforderungen des Zusammenlebens ein deutliches Stadt-Land-Gefälle. „Der zu tun haben“, sagt Lisa Fellhofer. „Sie Bezirk mit dem höchsten Anteil an im richten sich etwa an Lehrerinnen und Ausland geborenen Menschen ist der Lehrer, aber auch an Menschen, die in den 15. Wiener Gemeindebezirk mit 44,5 Pro- Medien oder der Politik tätig sind.“
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WISSEN
PRAKTISCH UND KOMPAKT Die Statistik-Broschüren zu den Schwerpunkten Bundesländer und Frauen sind Anfang März erschienen. Jene zu Jugend sowie Arbeit und Beruf folgen bis zum Sommer. Sie können sie nach Erscheinen auf www.integrationsfonds.at Shop kostenlos bestellen oder unter Publikationen online lesen.
FOTOS: ÖIF, UNHCR
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Wer regional maßgeschneiderte Integrationsmaßnahmen entwickeln will, braucht eine fundierte Faktenbasis.
FORSCHUNG AKTUELL
FOKUS INTEGRATION
Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) empfiehlt: Termine und Aktuelles rund um Integration und Migration STIPENDIEN FÜR DAS FORUM ALPBACH: Der ÖIF vergibt Stipendien für das European Forum Alpbach zum Thema „UnGleichheit – InEquality“ von 19. August bis 4. September. Bewerben können sich Studierende mit Migrationshintergrund, die dauerhaft in Österreich leben. Das Stipendium umfasst Teilnahmegebühr und Übernachtungskosten. Bewerben Sie sich unter: www.integrationsfonds.at/alpbach
Die Basiswörterbücher sind auf www.integrationsfonds.at Shop erhältlich.
SUMMER SCHOOL IN KREMS: Vier Tage, vier Themen: Von 29. Juni bis 2. Juli organisiert die Donau-Uni Krems eine Summer School für den Austausch zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis. Die Themen sind Schule, Business Migration, Dschihadismus und Willkommenskultur. Einreichungen und Anmeldungen bis 8. Mai unter www.donau-uni.ac.at/mig 7. Dialogforum – Summer School
NÜRNBERGER TAGE FÜR INTEGRATION: Vor zehn Jahren trat in Deutschland das Zuwanderungsgesetz in Kraft, das erstmals Integrationsmaßnahmen bundesweit verankerte. Am 16. und 17. April blicken die Nürnberger Tage für Integration zurück – und diskutieren künftige Herausforderungen. Details auf www.bamf.de.
ÖIFForschungspreis
Diplomarbeiten, Masterarbeiten und Dissertationen Jet bewerzt ben! 16.000 Euro für Forschung über Integration Der ÖIF fördert die wissenschaftliche Auseinander setzung mit Themen im Bereich Integration und Migration. Abgeschlossene Diplom und Master arbeiten werden mit bis zu 2.000 Euro Preisgeld gefördert, abgeschlossene Dissertationen mit bis zu 3.000 Euro. Bewerben Sie sich bis 30. Juni 2015! Alle Infos und Unterlagen unter www.integrationsfonds.at/forschungsstipendium
Foto: Thinkstock
WÖRTERBÜCHER FÜR DEN ALLTAG: Deutsche Vokabeln und Phrasen zu praxisnahen Themen wie Arbeitswelt, Einkaufen oder Wohnen bieten die ÖIF-Basiswörterbücher. Neu erschienen sind Ausgaben für Türkisch und Serbisch. Weitere verfügbare Sprachen sind Dari und Tschetschenisch.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Zusammen:Genießen
„Die Okraschote ist typisch für den Sudan“, sagt Ibrahim Hakim Ali, „dort wird sie vor allem in Eintöpfen oder als Beilage zu Fleischgerichten verwendet.“ Seit zwanzig Jahren bringt er den Wienern in seinem Restaurant „Sagya“ die Küche seiner Heimat näher. Doch mit der Okra kocht man nicht nur Deftiges, sagt Hakim Ali: „Wir machen aus ihr auch ein Mus, das mit süßem Joghurt gegessen wird.“ Die Kochkunst erlernt hat Hakim Ali als Kind im Sudan, perfektioniert hat er seine Kenntnisse in der Hotelfachschule in Innsbruck. Zu seinen Spezialitäten zählt Lamm mit Bamia, einer Okra-Tomaten-Soße. „Dabei sollte man nicht am Koriander sparen“, verrät er. „Eine gut gewürzte Soße ist fast wichtiger als das Fleisch. Sie gibt dem Gericht erst Aroma.“ Als Beilage empfiehlt Hakim Ali Injera, das typisch sudanesische Fladenbrot, das er selbst zubereitet. BAMIA:
G A S T F R E U N D S C HA FT
1. Okras mit Essig beträufeln, salzen und stehen lassen. Zwiebel, Tomaten und Knoblauch fein würfeln. Okras nach 45 Min. abwaschen und abtropfen lassen.
Die Schote für alle Sinne
2. Tomaten in Öl anbraten, Tomatenmark, Zwiebel und Knoblauch hinzugeben. Mit etwas Wasser aufgießen und köcheln lassen. 3. Soße aufkochen lassen, Hitze verringern. Okras dazugeben und 7 bis 10 Min. köcheln lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit reichlich Koriander würzen.
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Ob deftig oder süß:Was die sudanesische Küche mit der Okraschote alles anzufangen weiß, verrät Ibrahim Hakim Ali. TEXT
Aleksandra Klepic´
Ibrahim Hakim Ali führt das sudanesische Restaurant „Sagya“ in der Liechtensteinstraße 130 a, 1090 Wien.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Unterhaltung
„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE
Welches Wort suchen wir?
n ache Mitm n d
u en! n w e g in
Lösen Sie das Rätsel und gewinnen Sie eine DVD des Films „Macondo“, der die Geschichte von Ramasan erzählt, einem elfjährigen FOTOS: WIKIMEDIA/EVAN AMOS, WWW.WEINFRANZ.AT, WIKIMEDIA/BILL TARPENNING
tschetschenischen Flüchtling in Wien. Alle Teilnahmeinfos finden Sie auf www.integrationsfonds.at/ gewinnspiel
Zugewandert: das Taschentuch Laufende Nasen und Schweißperlen auf der Stirn quälten die Menschen schon immer. Im chinesischen Altertum dienten kleine, leichte Leinentücher als Sonnenschutz. Auch die antiken Römer pflegten in ihren Togafalten Schweißtücher bei sich zu tragen. Weltreiche stiegen auf und gingen unter – das Taschentuch blieb, ob rund, dreieckig oder rechteckig. Die heute einheitlich quadratische Form haben wir einer ausgewanderten Wienerin zu verdanken: Marie Antoinette, geborene Erzherzogin von Österreich,
ersuchte ihren Mann, den französischen König Ludwig XVI., dem „ausufernden Chaos“ der verschiedenen Formen Einhalt zu gebieten. Dieser erfüllte ihren Wunsch und erließ 1785 ein Dekret, dem zufolge die Tücher gleich lang wie breit zu sein hatten. Weiterhin aber schnäuzten sich die Menschen in Stoff, der später gereinigt werden musste. Das änderte sich ab 1924, als in New York mit „Kleenex“ das erste Einwegprodukt aus Papier auf den Markt kam. Der Name
geg Alltags m i t Me n s t ä n d e h i n t ei g ra t i o n s rg r u nd
steht in den USA bis heute synonym für alle Taschentücher. Dasselbe gilt für „Tempo“ in Deutschland, das als erstes Tuch aus reinem Zellstoff 1929 erfunden wurde.
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Doppelporträt
Zwe M i Zwe e n s c h e n i Her . k länd unft se r . Ei Gesc hich ne te.
ZUSA M M E N : LE B E N
„Wir sind
wie Brüder“ Erst seit Kurzem ist Tarun Sängerknabe und nach Wien übersiedelt – wo ihn Michael unter seine Fittiche genommen hat. TEXT
Kristina Nedeljkovi c´
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ner Augarten. Neben dem Unterricht erhält er – wie alle fremdsprachigen Sängerknaben – Einzelförderung in Deutsch.
GEMEINSAM AUF DER BÜHNE Wenn Tarun ein Wort fehlt, hilft Michael auf Englisch aus. „Als einer der Älteren fühle ich mich für ihn verantwortlich“, sagt der Vierzehnjährige. Angefreundet haben sie sich bei den Proben für die Kinderoper „Der Bettelknabe“, in der sie ab
Mai zu sehen sein werden. „Wir sind ein gutes Team“, freut sich Michael. Und Tarun ergänzt: „Wir sind wie Brüder. Ich war immer Einzelkind, jetzt habe ich plötzlich viele Geschwister.“ Sie kennen zwei Menschen unterschiedlicher Herkunft, deren Geschichte erzählt werden sollte? Schreiben Sie an magazin@integrationsfonds.at!
FOTO: LUKAS BECK
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hne das Singen hätten wir uns nie getroffen“, sagt Michael. „Ja“, nickt Tarun: „Vor fünf Monaten habe ich noch weit weg gelebt, in Katar.“ Doch ein Konzert, das die Wiener Sängerknaben dort gaben, hat das Leben des Zwölfjährigen verändert: „Meine Lehrerin hat mich ermutigt, danach zum Vorsingen zu gehen – und ich wurde genommen.“ Für die nächsten Jahre lebt der Sohn indischer Eltern im Internat im Wie-
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DiePresse.com/abo
AUS LEIDENSCHAFT ZUM HANDWERK.
Der Wunsch, etwas zu erschaffen. Die Kraft, die einen innerlich antreibt. Die Liebe zum Detail. Der Stolz, sein fertiges Werkst체ck in H채nden zu halten. Wir erleben dieses Gef체hl jeden Tag.
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