S O MMER 2015
OFFENES MITEINANDER – BESSERES ZUSAMMENLEBEN
ÖSTERREICHISCHE POST AG/SPONSORING.POST 08Z037821S, ÖSTERREICHISCHER INTEGRATIONSFONDS, SCHLACHTHAUSGASSE 30, 1030 WIEN
Wie Integration im ländlichen Raum gelingen kann und was unsere Gemeinden zu Orten der Begegnung macht
DAMIT WIR UNS VERSTEHEN
Kommunikations-Tipps: Missverständnisse im Alltag lösen
VERSACHLICHEN STATT AUFHETZEN Ausschreibung: Journalistenpreis für konstruktive Berichterstattung
GOLDEN TICKET F Ü R
I H R E
N G T R A U M A U S B I L D U
Symbolfoto
AKTIVIERE DEINE SUPERKRÄFTE UND FINDE EINES VON 25 GOLDEN TICKETS! Anlässlich unseres 25-jährigen Jubiläums haben wir 25 Golden Tickets in unseren Bildungsprogrammen versteckt. Bestellen Sie noch heute Ihr kostenloses Bildungsprogramm 2015/16 und mit ein wenig Glück schenken wir Ihnen Ihre Traumausbildung*: www.bfi.wien/bp2015 oder 0800 20 21 22 * Bitte beachten Sie die Teilnahmebedingungen unter www.bfi.wien/teilnehmen
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Sommer 2015
ED I T O R I A L
I NHALT
Liebe Leserinnen und Leser! Österreich ist ständig in Bewegung. Knapp 100.000 Menschen verließen unser Land letztes Jahr. Zugleich wanderten rund 150.000 zu – was ungefähr einer Stadt in der Größe von Salzburg entspricht. Um mit der ständigen Veränderung gut umgehen zu können, die Chancen zu nutzen und Probleme lösen zu können, muss unsere Gesellschaft zuallererst eines sein: offen. Offenheit gegenüber Zuwanderern ist ein Schlüssel zu einem gelungenen Zusammenleben, von dem alle Menschen in Österreich profitieren. Wie kann man in Kleinstädten, Dörfern und Gemeinden, wo das Thema oft noch neu ist, eine gute gemeinsame Basis schaffen? Was können Schulen tun, um besser auf Zuwanderer zuzugehen? Was Vereine, um sie als Mitglieder zu gewinnen? Diesen Fragen gehen wir in unserer Titelgeschichte ab Seite 6 nach.
Wie können Gemeinden und Vereine auf Zuwanderer zugehen?
FOTOS: ÖIF/CLORMANN; WWW.WEINFRANZ.AT
Wo Menschen unterschiedlicher Herkunft aufeinander treffen, kann es zu Kommunikationsproblemen kommen. Auch dabei ist Offenheit das beste Rezept. Wie genau eine Lehrerin, ein Polizist und eine international tätige Fachkraft alltägliche Missverständnisse klären können, verraten wir Ihnen ab Seite 18.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und freuen uns auf Kritik, Lob und kostenlose Abo-Bestellungen unter magazin@integrationsfonds.at
Die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH-Redaktion v. l. n. r.: Aleksandra Klepić, Kristin Längle, Julian Unger, Maja Sito, Valentin Schwarz, Franziska Troger, Roland Goiser
SCHWERPUNKT: OFFENHEIT
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TITELGESCHICHTE. „HIER BIN ICH ZU HAUSE!“ – Wie Gemeinden, Behörden und Vereine sich für Zuwanderer öffnen können.
06 Angekommen: Aus Afghanistan geflohen, hat Arif Afzale (rechts) in Kärnten Anschluss gefunden. Eine entscheidende Rolle spielte dabei der von Claudia Ressi betreute Welcome Desk. Welche genau, hat Valentin Schwarz vor Ort in Wolfsberg erfahren.
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KONTROVERSE. WIE OFFEN IST ÖSTERREICHS ARBEITSWELT? Zwei Zuwanderer diskutieren. KURZPORTRÄTS. KONTAKT OHNE SCHEUKLAPPEN. Sechs Menschen, die Offenheit leben, im Porträt. TIPPS. MIT OFFENHEIT DAS MITEINANDER MEISTERN. Zwei Expertinnen geben Ratschläge gegen Missverständnisse.
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Blütenpracht: Eines Tages standen die Nachbarn von Maja Petković (links) mit einem großen Blumenstrauß vor der Tür – der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Wofür sie sich bedankten, hat Aleksandra Klepić erfahren.
Zusammen:Österreich
›› 003
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Sommer 2015
›› INH A LT MENSCHEN UND PROJEKTE Migration, Integration und Zusammenleben
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INTEGRATION VOR ORT. WO ALT UND JUNG GEMEINSAM LERNEN. Ein Kapfenberger Projekt fördert die Sprachkenntnisse über Generationen hinweg. PORTRÄT. MEHR AUSDAUER ALS DIE ANDEREN. Tolga Özdemir hat bereits mehrfach Durchhaltevermögen bewiesen. AUSSCHREIBUNG. WEDER HETZE NOCH SCHÖNFÄRBEREI. Der Journalistenpreis Integration 2015. PUBLIKATIONEN. DER ISLAM VON A BIS Z. Neues Glossar für alle Interessierten. ZUSAMMEN:LEBEN. ESPRESSO STATT GELATO. Zwei Menschen. Zwei Herkunftsländer. Eine Geschichte.
32 Geheimrezept: Hang Tran Thanh (links) ist eine Meisterin der vietnamesischen Küche. Wie man flink köstliche Sommerrollen zubereitet, hat sie Maja Sito verraten.
24 Leistungsfähig: Als Kind wurde Tolga Özdemir unterschätzt, doch seine Ausdauer hat sich bezahlt gemacht: Heute ist er allseits respektierter Berufssoldat. Wie es dazu kam, hat Kristina Nedeljković erfahren.
RUBRIKEN Wissenswertes, Service und Unterhaltung
004
I M PRE S S UM
TIPPS FÜR LEHRER. PROJEKT- UND UNTERRICHTSMATERIAL.
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WORTWANDERUNG. BEGRIFFE MIT MIGRATIONSHINTERGRUND.
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INTEGRATION AKTUELL. NEUES VOM ÖIF.
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RUNDBLICK. INTEGRATION INTERNATIONAL.
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TERMINE. VERANSTALTUNGEN UND FRISTEN.
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REZEPT. VIETNAMESISCHE SOMMERROLLE.
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RÄTSEL. RATESPASS MIT GEWINNSPIEL.
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Zusammen:Österreich
Medieninhaber, Herausgeber und Redaktionsadresse: Österreichischer Integrationsfonds, Schlachthausgasse 30, 1030 Wien, Tel.: +43/(0)1/710 12 03-0, Fax: +43/(0)1/710 12 03-500, mail@integrationsfonds.at Chefredakteur: Mag. Roland Goiser, roland.goiser@integrationsfonds.at Leitende Redakteurin: MMag. Franziska Troger, franziska.troger@integrationsfonds.at Chef vom Dienst: Mag. Valentin Schwarz, valentin.schwarz@integrationsfonds.at Redaktion: Aleksandra Klepić, BSc; Mag. Kristin Längle, MAS; Mag. Maja Sito, BA; Mag. Julian Unger, MA; Freie Mitarbeit: Kristina Nedeljković; Produktion und Anzeigen: Styria Multi Media Corporate GmbH & Co KG, Geiselbergstraße 15, 1110 Wien, www.corporate.styria-multi-media.com Geschäftsführung: Mag. Martin Distl, Eva Maria Kubin, MA Artdirektion: Mag. Nina Ullrich Projektleitung: Mag. Ivana Jelić Grafik: Jennifer Fiala Anzeigenleitung: Harald Kuso Korrektur: Mag. Birgit Forst Produktion: m4! Mediendienstleistungs GmbH & Co KG, www.m-4.at Hersteller: Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Wiener Straße 80, 3580 Horn. Die Artikel von Gastautorinnen und -autoren drücken deren persönliche Meinung aus und müssen nicht den Positionen des Österreichischen Integrationsfonds entsprechen. Seiten, die mit „Werbung“ oder „Advertorial“ gekennzeichnet sind, sind entgeltliche Einschaltungen gemäß §¬26 Mediengesetz. Alle Rechte vorbehalten, auch die Übernahme, vollständige oder auszugsweise Weiteroder Wiedergabe, gem. §¬44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Sommer 2015
Menschen lernen weltweit Deutsch als Fremdsprache. 90 Prozent sind Schüler, der Rest Erwachsene. Am größten ist das Interesse in Polen mit 2,3 Millionen Deutschlernern. Nach einem längeren Rückgang nimmt das globale Interesse an unserer Sprache wieder zu. Euro netto verdienen Arbeitnehmer mit ausländischer Staatsbürgerschaft im Schnitt – um knapp ein Fünftel weniger als Inländer.
FOTOS: BMI/WEISSHEIMER, ÖIF/UNGER, WWW.WEINFRANZ.AT; ILLUSTRATIONEN: NIEL MAZHAR
Euro zahlen Zuwandererhaushalte im Schnitt pro Jahr mehr in Österreichs Staatskasse ein, als sie daraus erhalten, zeigen Zahlen der OECD. Berücksichtigt sind Steuern, Sozialabgaben und Transferleistungen. Der Beitrag von Zuwanderern zu Österreichs Wohlstand ist also beträchtlich. Prozent der Migranten in Österreich haben Matura oder einen Hochschulabschluss. Unter Menschen ohne Migrationshintergrund trifft das auf nur 30 Prozent zu. Allerdings sind Zuwanderer auch in der niedrigsten Bildungsschicht häufiger vertreten als Einheimische. Prozent der 15- bis 19-Jährigen mit Migrationshintergrund geben an, sich in Österreich überhaupt nicht heimisch zu fühlen. Ganze 60 Prozent fühlen sich völlig, weitere 29 Prozent eher zuhause.
IN T E G R AT I O N I S T …
… reflektierend mit sich und der Umwelt umzugehen und anderen Kulturen und Lebensarten offen und positiv zu begegnen. Eric Papilaya, Sohn österreichisch-indonesischer Eltern, war Song-Contest-Teilnehmer und ist Integrationsbotschafter.
LE SE R B R I E FE
Leser antworten …
… auf ZUSAMMEN:ÖSTERREICH 1/2015: Gemeinschaft stärken – Zusammenhalt sichern
S S i e uc h r e i b e n M e i n n s I h re ma ung an i n t e gg a z i n @ r f o n da t i o n s s.at
FRÜHLING 2015
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IN T E G R AT I O N I N Z A H L E N
SPANNUNGSFELD KLASSENZIMMER Service: Tipps für den Unterricht
ZUSAMMEN LEBEN, ZUSAMMEN SPIELEN Projekt für Jugendliche: Gemeinsam bewegen und engagieren
FAKTEN STATT VORURTEILE
Broschüren: Klare Zahlen für die Integrationsdebatte
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GEMEINSCHAFT STÄRKEN – ZUSAMMENHALT SICHERN
Wie kulturelle Konflikte unser Miteinander belasten und was wir dagegen tun können
19.03.2015 18:49:09
Interessant für den Stadtrat Seit ein paar Wochen bin ich Stadtrat für Jugend, Integration und Umwelt in Ferlach. Von unserem Bürgermeister habe ich Ihr Magazin zum Lesen bekommen. Es fällt genau in mein Aufgabengebiet und ist für mich sehr interessant und lobenswert. Ervin Hukarevic, Ferlach AMS-Berater nützt Inhalte Die Inhalte Ihrer Beiträge in ZUSAMMEN:ÖSTERREICH lassen sich teilweise sehr gut mit meiner Beratertätigkeit beim AMS kombinieren. Danke! Gerhard Kubin, Landeck Wichtiges Thema in der Klasse Als Volksschullehrerin in einer Klasse mit vielen Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache kann ich nur bestätigen, dass Integration und Zusammenhalt zu den wichtigsten Themen an unseren Schulen zählen. Ihre Tipps und Materialvorschläge sind wertvoll und hilfreich für mich, ich lese das Magazin immer gerne. Erika Biro, Wien
Zusammen:Österreich
005
SCHWERPUNKT: OFFENHEIT
Titelgeschichte
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Zusammen:Ă–sterreich
SCHWERPUNKT: OFFENHEIT
Titelgeschichte
ZUSA M M E N LE B E N I N Ö S T E R R E I C H
„Hier
bin ich zu Hause!“
Damit Integration gelingen kann, muss unsere Gesellschaft Zuwanderern gegenüber offen sein.Wie Gemeinden,Vereine und Schulen am besten auf sie zugehen können, hat ZUSAMMEN:ÖSTERREICH in Kärnten und Niederösterreich recherchiert. TEXT
Valentin Schwarz, Franziska Troger und Roland Goiser
FOTO: WWW.WEINFRANZ.AT
M An Kärnten schätzt Arif Afzale die schöne Landschaft – und Freunde hat er hier auch gefunden.
ein erster Eindruck von Österreich war: so viele Bäume!“, sagt Arif Afzale und lässt den Blick vom Wolfsberger Schlossberg talwärts schweifen. „Das Land ist viel grüner als Afghanistan, wo ich herkomme.“ Afzale war Teenager, als er vor drei Jahren ganz alleine nach Österreich kam. Vor allem das Deutschlernen ist ihm schwergefallen. „Ich habe in meiner Muttersprache Dari nie lesen und schreiben gelernt“, erklärt er. „In der ersten Zeit bin ich immer um 6 Uhr aufgestanden, um noch vor dem Sprachkurs zu üben. Noch heute lerne ich zwei Stunden am Tag, damit mein Deutsch besser wird.“
Zusammen:Österreich
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SCHWERPUNKT: OFFENHEIT
Titelgeschichte
Am Welcome Desk hat Arif Afzale aus Afghanistan von Claudia Ressi einen Deutschkurs vermittelt bekommen.
Neben Fleiß hat Afzale vor allem eines beim Spracherwerb geholfen: der Austausch mit Einheimischen. „Ich wollte unbedingt Leute kennen lernen, also habe ich meine Deutschkurs-Leiterin um Rat gefragt. Sie hat gesagt: „Geh doch zum Roten Kreuz, die freuen sich dort über jeden, der hilft“, erzählt er. Später hat Afzale auch noch begonnen, sich in einem Altersheim ehrenamtlich zu engagieren. „So habe ich viele Freunde gefunden, mit denen ich täglich Deutsch spreche.“
BERATUNG AM WELCOME DESK Den Deutschkurs hat Afzale über den Welcome Desk des Integrationszentrums Kärnten vermittelt bekommen. Dort erhalten Zuwanderer Beratung bei ihren ersten Schritten in Österreich. Welcome Desks gibt es an allen Standorten des Österreichischen Integrationsfonds, neben Klagenfurt noch in Graz, Innsbruck, Linz, Salzburg und Wien. „In Kärnten bieten wir zusätzlich noch mobile Welcome Desks in den
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Zusammen:Österreich
Regionen an“, sagt Integrationskoordinatorin Claudia Ressi. Ein- bis zweimal monatlich berät sie Zuwanderer in den Bezirken Hermagor, Spittal, Villach und Wolfsberg. „Ich unterstütze etwa bei der Suche nach einem Deutschkurs, der passenden Schule oder erkläre das Gesundheitssystem. Unser Angebot erleichtert Zuwanderern den Start in Österreich – nicht nur in den großen Städten, sondern auch in den Regionen.“
BÜRGERMEISTER ALS SCHLÜSSEL Wie ist es um das Zusammenleben im ländlichen Raum bestellt? „Die Zuwanderung ist geringer und wird daher auch nicht sonderlich stark oder problematisch wahrgenommen, aber der Austausch ist auch nicht groß. Die Haltung ist eher: Ja, die sind halt da“, berichtet Marika Gruber. Sie ist Expertin für Integration in der Gemeinde an der Fachhochschule Kärnten. „So kommt es, dass die lokal ansässige Bevölkerung von Zuwanderern oft als kühl und reserviert wahrgenommen wird.“ Doch in kleinen Gemeinden
WISSEN
WAS MÜSSEN EINHEIMISCHE LEISTEN? Fragt man Österreicher, was sie selbst für ein gelungenes Zusammenleben leisten müssen, nennen häufigsten sie am häufigsten Respekt, Offenheit und Kontaktfreudigkeit. 1.
RESPEKT UND TOLERANZ
2.
OFFENHEIT
3.
MEHR KONTAKT ZU ZUWANDERERN
4.
KEINE VORURTEILE
5.
NICHTS, ZUWANDERER MÜSSEN SICH ANPASSEN
QUELLE: GALLUP 2013, 1.000 BEFRAGTE, REPRÄSENTATIV FÜR ÖSTERREICHISCHE STAATSANGEHÖRIGE
FOTO: WWW.WEINFRANZ.AT, ILLUSTRATION: MATTHIAS MOSER
DANK FREUNDEN DEUTSCH GELERNT
SCHWERPUNKT: OFFENHEIT
Kommentar
XPE R T E NM E I NUNG EX P E RT
Beide Seiten sind gefragt Offenheit kann nicht verordnet, aber gefördert werden. Doch auch die Tendenz zur Abschottung existiert – und zwar bei Einheimischen wie bei Zuwanderern. TEXT
Heinz Faßmann
könne bereits das Engagement Einzelner viel bewirken. „Die Bürgermeister etwa haben großen Einfluss – und sollten den auch nützen“, meint Gruber.
HANDBUCH FÜR ZUWANDERER Um eine Willkommenskultur in seiner Stadt bemüht sich beispielsweise HansPeter Schlagholz, der Wolfsberger Bürgermeister. „Das Zugehen auf die Zuwanderer ist eine Frage demokratischer und gesellschaftlicher Reife“, sagt er. Schlagholz kennt aber auch die Sorgen der Bevölkerung. „Aufgrund der täglichen Berichte über die Krisenherde und Flüchtlingsströme sind die Menschen derzeit eher verunsichert“, berichtet er. Das beste Mittel, um die Offenheit der Mehrheitsbevölkerung zu fördern, ist für den Bürgermeister der professionelle Einsatz für ein gelungenes Zusammenleben. Daher hat er den mobilen Welcome Desk ins Wolfsberger Rathaus geholt. Zusätzlich hat die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Integrationsfonds ein Willkommens-
Menschen, die aufeinander zugehen, sich öffnen, einander respektieren und füreinander ein Gefühl der Solidarität und des Miteinanders entwickeln, sind die Bausteine gesellschaftlichen Zusammenhalts. Genau das strebt Integrationspolitik an: aus Zugewanderten und schon Anwesenden ein größeres Ganzes schaffen, das nicht beim ersten internen Verteilungskonflikt oder der ersten von außen herangetragenen Störung zerfällt. Offenheit ist dafür eine Voraussetzung – und sie muss gleich verteilt sein: Wenn nur die eine Seite die Begegnung sucht und die andere sich verschließt, dann führt das nicht zur Integration. In diesem Bereich sind die integrationspolitischen Tretminen vergraben. Die schon Anwesenden betrachten die Neuhinzuziehenden mit Skepsis und Ablehnung. Schnell werden eine andere Sprache, Hautfarbe oder unbekannte Verhaltensweisen als fremd gedeutet. Und umgekehrt schützen sich die Zugewanderten vor den als bedrohlich empfundenen neuen Umwelten durch ein Festklammern an mitgebrachte Traditionen. Oft dominieren nicht Neugierde und Offenheit, sondern Desinteresse und Abschottung. Wie viel Offenheit kann verlangt werden? Das wird immer wieder neu verhandelt – und manchmal auch von Gerichten festgelegt. Ein kleines Beispiel: 1993 hatte das deutsche Bundesverwaltungsgericht entschieden, dass eine zwölfjährige Muslimin
Anspruch auf Befreiung vom gemeinsamen Sportunterricht mit Buben hat, wenn sie die Bekleidungsvorschriften des Korans als verbindlich ansieht und dies zu einem „Gewissenskonflikt“ führt. Zwei Jahrzehnte später verhandelte das Verwaltungsgericht einen ähnlichen Fall – und entschied anders: Einer elfjährigen muslimischen Schülerin sei es zuzumuten, so das aktuelle Urteil, zumindest im Burkini am koedukativen Schwimmunterricht teilzunehmen. Das Grundrecht der Glaubensfreiheit, so in etwa die Begründung, schafft keinen Anspruch darauf, sich von Verhaltensweisen fernzuhalten, die außerhalb der Schule im Alltag verbreitet sind. Uns muss klar sein: Offenheit kann kaum per Gesetz verordnet werden. Mehr Bildung, das Wecken von Neugierde und Appelle wichtiger Persönlichkeiten können sie aber fördern. Umgekehrt sorgen rechte Parteien, die Zugewanderte als Bedrohung darstellen, und MigrantenInstitutionen, die mitgebrachte Traditionen als unveränderbar betrachten, für Abschottung, nicht Offenheit. Auch das muss uns klar sein.
Heinz Faßmann
ist Vizerektor der Universität Wien und Vorsitzender des Expertenrats für Integration.
Zusammen:Österreich
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SCHWERPUNKT: OFFENHEIT
Titelgeschichte
REITANS R E FLE X I O NE N
Mehr Likes – für Menschen
Wer kennt das nicht: Man ist im Ausland und muss sich nach den Dingen des Alltags erkundigen – nach dem Weg, nach der U-Bahn, nach einem Kindergarten. Groß ist die Erleichterung, trifft man auf offen gesinnte Menschen, die Informationen geben und Wege zeigen. Doch was wir anderswo erwarten, gewähren wir selbst in Österreich nicht immer. Für manche beginnen „die Anderen“ bereits im Nachbarort. Das ist hart. Zudem haben sich die Zeiten geändert. Die Krise ist eingezogen. Jobs und Mittel werden umkämpfter. Doch die Augen und die Staatsgrenzen zu schließen, ändert die Lage nicht. Diese ist täglich Anlass, offen zu sein. Für Vielfalt, die wir auch für uns beanspruchen. Wer mit seinesgleichen unter sich bleiben will – okay. Doch etwa Sportund Kulturvereine sollten offen sein. Auch für Jugendliche anderer Staatsangehörigkeit bei offiziellen Bewerben. Die Schulen sollten einen gegenüber Diversität offenen Umgang pflegen, wie es manchen schon gelingt. Unsere Likes sollten den Menschen gelten, mit denen wir den Alltag sharen, weniger den Tierbildern im Internet. Die Welt ist vernetzt und die Menschen sind in Bewegung. Wir sollten offen dafür sein, dass es so bleibt.
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Zusammen:Österreich
Unser Angebot erleichtert Zuwanderern den Start in Österreich.
Zuwanderer in das örtliche sohandbuch speziell für Neuziale Leben einzubinden“, sagt zuwanderer entwickelt. Es Integrationsforscherin Marika bietet zentrale Infos zu den Gruber. In der lokalen BlasClaudia Ressi, ersten Schritten in Österreich sowie wichtige Adres- Integrationskoordinatorin musikkapelle zu musizieren oder im Sportverein mitzusen in Wolfsberg und Um- in Kärnten spielen sei für viele Zuwandegebung, etwa von Schulen, rer durchaus interessant: „Da sie aber oft Apotheken oder Freizeiteinrichtungen. niemanden kennen, ist die Hemmschwelle WILLKOMMENSBESUCH MACHEN groß, danach zu fragen. Vereine sollten die Aber auch kostenlose Maßnahmen können Chancen nutzen und aktiv auf Zuwanderer viel bewirken, weiß Marika Gruber: „Mit zugehen“, sagt Gruber. Wie das in der Praeinem Willkommensbesuch bei Neuan- xis gelingt, weiß Murat Düzel. Als Leiter kömmlingen im Ort kann die Gemeinde Zu- des Integrationsservice Niederösterreich wanderer begrüßen und ihre Bedürfnisse berät er Gemeinden, Behörden und Verbesser kennen lernen.“ Die Bürgermeister eine, die sich stärker für Migranten öffnen hätten es vielfach in der Hand, die Stim- wollen. „Der beste Weg, um Menschen mungslage im Ort konstruktiv zu prägen. zum Mitmachen zu bewegen, ist das di„Zu einem guten Klima trägt etwa bei, wenn rekte Gespräch. Wenn Sie als Feuerwehrnicht über ‚die Ausländer‘ geredet wird, son- mann Spenden sammeln gehen, fragen Sie dern darüber, wie das Zudoch gleich an der Haustür, ob sammenleben aller Bürger jemand aus der Familie Intein der Gemeinde funktioresse hat, mitzumachen.“ Die nieren kann.“ Die Mehrheit persönliche Ansprache sei erder Österreicher teilt diese folgsversprechender als etwa Sicht, wie Umfragen zeigen: eine schriftliche Einladung zu Gefragt, was sie selbst für einem Infoabend. eine erfolgreiche Integration SCHULE AUCH FÜR ELTERN DA leisten müssen, nennen sie Aktiv das Gespräch zu suchen am häufigsten Respekt und ist auch für Lehrer ein vielverToleranz, Offenheit und sprechendes Rezept. „Häufig Kontaktfreudigkeit (siehe In kleinen Gemeinden wird es als Gleichgültigkeit Wissen, Seite 8). ausgelegt, wenn Zuwanderer haben die MITMACHEN IM VEREIN Bürgermeister nicht zu Elternsprechtagen Kontakt zwischen Einheigroßen Einfluss kommen oder ihre Kinder mischen und Zuwanderern nicht an Sportveranstaltungen ergibt sich oft bei gemein- – und sollten teilnehmen“, berichtet Marika samer Aktivität im Verein. den auch Gruber. „Zu Schulkonzerten „Gerade am Land spielen nützen. oder Theateraufführungen, Marika Gruber, sie eine zentrale Rolle und bei denen ihre Kinder mithaben ein großes Potenzial, Fachhochschule Kärnten spielen, kommen die Eltern
FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT, G. SCHNABL, HELGE BAUER, THINKSTOCK/SHIRONOSOV, ISTOCK; ILLUSTRATION: MATTHIAS MOSER
Von Claus Reitan, Journalist
SCHWERPUNKT: OFFENHEIT
Service
SERVICE & TIPPS
SIE WOLLEN MEHR WISSEN?
Weitere Fakten, Lesetipps und Angebote zum Thema Offenheit finden Sie hier.
Der beste Weg, um Zuwanderer zum Mitmachen im Verein zu bewegen, ist das direkte Gespräch.
aber in der Regel schon. Dann gilt es eben diese Veranstaltungen zu nützen, um sie anzusprechen.“ Die Pädagogen seien gefragt, sich in ihr GeMurat Düzel, genüber zu versetzen. Integrationsservice Schließlich funktioNiederösterreich niere das Schulsystem nicht in allen Ländern gleich. „In manchen Ländern gibt es beispielsweise keine Elternsprechtage oder Elternvereine, oder die Hausaufgaben werden in der Schule gemacht“, sagt Gruber. Wer die Unterschiede zum Herkunftsland verstehe, könne auch besser vermitteln, was in Österreich anders funktioniert, sagt Gruber. „Zugewanderte Eltern wissen oft nicht über alle Bildungsmöglichkeiten Bescheid, die es in Österreich gibt. Die Information darüber kann für den weiteren Lebensweg des Kindes jedoch entscheidend sein.“
Die Welcome Desks des Österreichischen Integrationsfonds gibt es in Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, der Steiermark, Tirol und Wien. Mehr auf www.integrationsfonds.at/ welcome.
Ein Praxishandbuch für Gemeinden hat Marika Gruber geschrieben. „Integration im ländlichen Raum“ ist im Studienverlag erschienen. Zahlen und Fakten zum Zuwandereranteil und den größten Gruppen für jede Gemeinde und jeden Bezirk bieten die migraMAPs der Statistik Austria und des Österreichischen Integrationsfonds. www.integrationsfonds.at Publikationen Zahlen und Fakten migraMAPs
JEDER KANN UNTERSCHIED MACHEN Ob Lehrerin, Feuerwehrmann oder Bürgermeister: Jeder und jede Einzelne kann einen Unterschied für das Zusammenleben vor Ort machen. Arif Afzale ist die Integration dank seiner einheimischen Freunde gelungen. „Mittlerweile kenne ich die österreichische Kultur“, sagt der gebürtige Afghane. „Hier in Kärnten bin ich zu Hause.“ Sogar ein neues Hobby hat Afzale gewonnen. „Meine Freunde haben mich zu einem Kirchtag mitgenommen, das war toll! Dort habe ich zum ersten Mal Polka gesehen, die dort traditionell getanzt wird. Das hat mir so gefallen, dass meine Freunde mir das beigebracht haben“, sagt er. „Polka macht mir wirklich Spaß!“
Möglichkeiten zum Engagement, in der Freizeit, vom Sportverein über die Feuerwehr bis zur Rettung, listet die Broschüre „Sinnvoll engagieren“ auf. Sie ist kostenlos per Mail an pr@integrationsfonds.at bestellbar.
Tipps und Anregungen für den Unterricht von Schülern mit nichtdeutscher Muttersprache finden Lehrerinnen und Lehrer auf dem Portal „Schule mehrsprachig“ des Bildungsministeriums: www.schule-mehrsprachig.at.
Der berufsbegleitende Lehrgang „Integrationsmanagement in Gemeinden“ an der Fachhochschule Kärnten wird von Marika Gruber mitorganisiert. www.fh-kaernten.at Wirtschaft & Management Studiengänge
Zusammen:Österreich
011
SCHWERPUNKT: OFFENHEIT
Kontroverse
STAR TBE D I N G UNG E N F Ü R Z U WA N D E R E R
Wie offen ist unsere Arbeitswelt? Was Zuwanderern den Jobeinstieg einfach macht und welche Hürden ihnen das Leben erschweren, haben zwei Zuwanderer ZUSAMMEN:ÖSTERREICH erzählt. INTERVIEW
Kristina Nedeljkovi´c
Z
uwanderer sind von Österreichs Arbeitsmarkt nicht mehr wegzudenken. Über ein Sechstel aller Erwerbstätigen hat einen Migrationshintergrund (siehe Zahlen & Fakten). Manche Arbeitgeber gehen offen auf sie zu, andere sind weniger aufgeschlossen. ZUSAMMEN:ÖSTERREICH hat zwei in Österreich arbeitende Zuwanderer nach ihren Erfahrungen befragt.
zeit flexibel einzuteilen, damit ich den Kurs besuchen kann. Frau Herkel, Sie sind bereits wesentlich länger hier, hatten in Ihrem aktuellen Job aber keinen so leichten Start. Warum? Ljiljana Herkel: Ich lebe seit 25 Jahren in
Österreich, bin hier verheiratet und spreche schon lange Deutsch – aber in meinem aktuellen Job musste ich mich erst behaup-
ten. Ich arbeite als Heimhelferin in einem Wohnhaus für alleinstehende Seniorinnen. Anfangs habe ich, als einzige Migrantin, einiges Misstrauen gespürt. Beispielsweise taten einige Frauen so, als würden sie mich nicht verstehen – wegen meines Akzents. Auch war es nicht erwünscht, dass ich zu Mittag mit ihnen am Tisch esse. Ich glaube, wie leicht der Jobeinstieg fällt, hängt stark von der Branche ab. Arias: Bei mir war das tatsächlich ganz anders. Ich wurde von Anfang an willkommen geheißen. Wir haben sogar die Möglichkeit, in den Pausen Ping-Pong zu spielen – dabei habe ich ein paar österrei-
trieelektronik studiert. Da die Jobchancen in Österreich deutlich besser als in Spanien sind, habe ich mich bei einem Grazer Halbleiter-Hersteller beworben und wurde glücklicherweise sofort genommen. Wie gut sprachen Sie damals Deutsch? Arias: Ich konnte nur „Guten Tag“ sagen.
Da bei meinem Arbeitgeber viele Leute aus dem Ausland kommen, wird oft Englisch gesprochen. Das hat mir den Einstieg erleichtert. Doch wir arbeiten oft in kleinen Arbeitsgruppen, die bewusst gemischt werden – damit wir motiviert werden, Deutsch zu sprechen. Da ich langfristig in Österreich bleiben möchte, besuche ich aktuell einen Intensiv-Deutschkurs. Zum Glück ist mein Arbeitgeber sehr entgegenkommend und erlaubt mir, meine Arbeits-
012
Zusammen:Österreich
Ich kann mir meine Arbeitszeit flexibel einteilen, damit ich einen Deutschkurs besuchen kann. Manuel Arias, Hardware-Programmierer aus Spanien
ILLUSTRATIONEN: NIEL MAZHAR
Herr Arias, Sie sind als Uniabsolvent nach Österreich gekommen und haben sogleich einen Job gefunden. Wie ist es dazu gekommen? Manuel Arias: Ich habe in Madrid Indus-
SCHWERPUNKT: OFFENHEIT
Kontroverse
Ich bin in meinem Job die einzige Migrantin und habe anfangs einiges Misstrauen gespürt. Ljiljana Herkel Herkel, Heimhelferin aus Serbien
chische Ausdrücke wie „einen Ball fetzen“ gelernt. Die einzige Herausforderung war, mich im neuen Arbeitsumfeld zurechtzufinden, aber das ist immer so. Frau Herkel, wie haben Sie die Situation zum Besseren verändert? Herkel: Ich habe versucht, eine Beziehung
zu jenen Bewohnerinnen aufzubauen, die
offener waren. Sie haben sich dann sozusagen bei den anderen für mich eingesetzt. Mit der Zeit und etwas Gewöhnung wurde die Atmosphäre deutlich besser. Heute kochen wir öfter gemeinsam und tauschen Rezepte aus. Worauf kommt es neben Kommunikation noch an, um sich als Zuwan-
derer in der österreichischen Arbeitswelt zurechtzufinden? Herkel: Grundsätzlich sind immer beide
Seiten verantwortlich. Sicher muss ich mich als Zuwanderin bemühen, aber wenn mir kein Respekt entgegengebracht wird, kann ich nichts erreichen. Arias: Ja, Respekt ist ganz wichtig. Ich hoffe, dass alle darüber hinwegsehen, wenn ich mit Akzent spreche oder Grammatikfehler mache. Ich denke, aus Arbeitgebersicht ist klar: Anerkennung und Wertschätzung für die Mitarbeiter zahlen sich aus, denn sie führen zu besseren Leistungen.
ZAHLEN & FAKTEN
WIE VIELFÄLTIG IST ÖSTERREICHS ARBEITSMARKT? Jeder sechste Erwerbstätige hat einen Migrationshintergrund. Größte Gruppe sind Zuwanderer aus der EU.
QUELLE: STATISTIK AUSTRIA, MIKROZENSUS-ARBEITSKRÄFTEERHEBUNG 2013
350.000 300.000
324.700
250.000 239.600
0
109.600 Sonstige
50.000
107.800 Türkei
100.000
EU/EWR/Schweiz
150.000
Ex-Jugoslawien (ohne EU)
200.000
Zuwanderer sind aus unserer Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Rund 782.000 Menschen mit Migrationshintergrund gehen hierzulande einer Beschäftigung nach. Das sind rund 18 Prozent oder gut ein Sechstel aller Erwerbstätigen. Die Wirtschaft ist längst auf sie angewiesen. Die größte Gruppe am heimischen Arbeitsmarkt sind Menschen mit Wurzeln in einem EU/EWR-Land oder der Schweiz. Sie sind überdurchschnittlich hoch gebildet. Jeder Zweite von ihnen hat Matura oder einen Hochschulabschluss. Unter Einheimischen trifft das nur auf jeden Dritten zu. Unternehmen könnten das Potenzial von Zuwanderern am besten nützen, wenn sie sich für sie öffnen: Kenntnisse fremder Sprachen und Kulturen sollten etwa nicht als Defizit, sondern als Qualifikation gesehen werden. Auch von Unterstützungen, etwa beim Deutschlernen, profitieren letztlich beide Seiten.
Zusammen:Österreich
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SCHWERPUNKT: OFFENHEIT
Kurzporträts
re e i g a ng e h ch c i I l i e ,w mich zurücks etwa will. n e b e g Info
yemi, r Akin Victo dent ikstu r m at
Victor Akinyemi
Obwohl erst drei Jahre in Österreich, gibt er bereits anderen Nachhilfe ER F OL G S G E S C H I C H T E N
Kontakt ohne Scheuklappen Sie wissen, was es bringt, aufeinander zuzugehen: Sechs Einheimische und Zuwanderer, die Offenheit im Alltag leben. TEXT
Aleksandra Klepi c´ und Valentin Schwarz
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Zusammen:Österreich
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ür manche Studienkollegen ist Victor Akinyemi zu schnell. „Manchmal erkläre ich eine Rechnung zu flott, sodass nicht alle mitkommen“, sagt der Informatikstudent. Obwohl er erst seit drei Jahren in Österreich ist, gibt der gebürtige Nigerianer bereits anderen Studierenden Nachhilfe in Mathematik. „Ich finde meine Leistungen nicht so überragend, aber wenn ich anderen helfen kann, mache ich das gerne“, meint er. „Ich will etwas zurückgeben.“ Sein eigener Erfolg hat auch damit zu tun, dass er an der Fachhochschule rasch Freunde fand. „Mit ihnen habe ich von Anfang an nur Deutsch gesprochen, das hat mir das Einleben leichter gemacht.“ Akinyemis Pläne enden nicht mit dem ITAbschluss. „Danach möchte ich noch ein Wirtschaftsstudium anhängen und mich selbstständig machen.“
arn Nachb mich e n i e n M en stütze unter urechtfind m. e Z t s m nsy bei hörde im Be Petković, Maja r weste ensch Krank
Josef Böck
Der Polizist engagiert sich für einen vorurteilsfreien Umgang zwischen Polizei und Zuwanderern
FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT
P
olizei und Zuwanderer: Da denken viele spontan an Konflikt und Feindbilder. „Ein Polizist muss allen Menschen mit gleich viel Respekt begegnen“, sagt Oberst Josef „Pepi“ Böck. „Das gelingt in der Realität oft, aber leider nicht immer.“ Auch Polizisten hätten Vorurteile – und litten umgekehrt unter pauschalen Rassismusvorwürfen. Um die Lage zu verbessern, gründete Böck 2000 den Verein „Fair & Sensibel“, in dem Polizisten, Zuwanderer und Vertreter anderer Minoritäten zusammenarbeiten. Bei Besuchen in Schulen, Vereinen oder Moscheen bemühen sie sich um ein besseres Zusammenleben. „Dabei habe ich eines gelernt: Es gibt in jeder Gruppe tolle Menschen, von denen man viel lernen kann“, sagt Böck. „Ich finde, jeder Polizist sollte zumindest einen Freund aus einer anderen Kultur haben.“
Maja Petkovi´c
Die hilfsbereite Krankenschwester fand rasch Anschluss bei ihren Nachbarn
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s gibt viele Wege, die Nachbarn kennen zu lernen. Bei Maja Petkovi c´ war bröckelndes Mauerwerk der Auslöser. „Eines Tages läuteten Arbeiter an meiner Tür. Sie mussten dringend einen Schaden an der Fassade der Nachbarwohnung reparieren. Dort war aber niemand zuhause, also ließ ich sie über meinen Balkon das Gröbste beheben.“ Die Nachbarn, denen ein größerer Schaden erspart blieb, dankten es mit einem großen Blumenstrauß. „Seither sind wir befreundet, sie unterstützen mich etwa beim Zurechtfinden im Behördensystem“, sagt Petkovi c, ´ die kürzlich aus Serbien zugewandert ist. Aktuell besucht sie im Integrationszentrum Wien einen Vorbereitungskurs für die Anerkennung ihres Krankenschwestern-Diploms. „Ich freue mich schon darauf, hier durch eine Station zu flitzen.“
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Zusammen:Österreich
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SCHWERPUNKT: OFFENHEIT
Kurzporträts
Angela Hensel
An ihrer Volksschule findet die Sprachförderung begleitend zum Regelunterricht statt
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inder mit nicht-deutscher Muttersprache sollen nicht das Gefühl bekommen, anders zu sein“, sagt Angela Hensel, Direktorin der Volksschule 8 in Klagenfurt. „Daher haben wir die DeutschFörderung in den Unterrichtsalltag integriert.“ In Fächern wie Deutsch oder Sachunterricht wird die Klassen- von einer Förderlehrerin begleitet, die alle Schüler, die es brauchen, unterstützt. Auf dieselbe Weise werden auch die Muttersprachen von albanisch- und bosnisch / kroatisch / serbisch-sprachigen Kindern gefördert. Dazu kommt Nachmittagsbetreuung, von der „gerade fremdsprachige Kinder profitieren“, so Hensel. Auch die Eltern spricht die Schule gezielt an: Einladungen und Unterlagen werden bei Bedarf übersetzt, im Sprachcafé können Mütter ihre Deutschkenntnisse verbessern.
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Zusammen:Österreich
Horst Sp kberater
Horst Spornberger
Konto und Kredit sollen nicht an Sprachbarrieren scheitern, findet der Bankberater
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b mit Händen, Füßen oder OnlineÜbersetzer: Um mit seinen Kunden zu kommunizieren, ist Horst Spornberger jedes Mittel recht. „Vielen, die nicht perfekt Deutsch sprechen, ist ein Banktermin unangenehm. Ihnen will ich entgegenkommen“, sagt Spornberger. Niemand solle wegen einer Sprachbarriere auf Konto oder Kredit verzichten müssen. „Ich sehe es als meine Aufgabe, auf meine Kunden zuzugehen – nicht umgekehrt.“ Spornberger kommt ihnen entgegen, wo er kann. „Manche Kunden wissen zu Beginn nicht, wie sie den Bankomaten bedienen sollen, insbesondere wenn sie eine andere Muttersprache haben. Da helfe ich gern weiter beim Geldabheben oder Einzahlen. Das Gerät kann zwar fast alle Sprachen, aber persönliche Hilfe bringt einfach mehr Freude.“
FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT
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Zobeir Isaqzada
Dank seiner Freunde hat sich der Flüchtling aus Afghanistan in der Schule rasch eingelebt
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ittlerweile habe ich in Österreich mehr Freunde, als ich in Afghanistan je hatte“, sagt Zobeir Isaqzada. „Damals war ich eher ein Einzelgänger, heute kenne ich viele Leute.“ Vor drei Jahren mit seiner Familie zugewandert, fand er trotz anfänglicher Sprachbarriere rasch Anschluss: „Mein Freundeskreis stammt aus Österreich, Albanien, Serbien, Iran und Nigeria – und wir halten alle zusammen.“ Dank der Unterstützung von Kollegen und Lehrern hat Isaqzada sich auch in der Schule bald zurechtgefunden. „Ich habe mich von Anfang an herzlich aufgenommen gefühlt und konnte meine ersten Schritte in Ruhe machen“, erzählt der Teenager. Ein konkretes Ziel hat er bereits vor Augen: Nächstes Jahr will Isaqzada die Matura absolvieren, sagt er. „Und danach möchte ich Zahnmedizin studieren.“
Zusammen:Österreich
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SCHWERPUNKT: OFFENHEIT
Kommunikationstipps
Ob im Klassenzimmer oder Beruf: Mit Offenheit lassen sich Kommunikationshürden bewältigen.
Ti f ü r dp p s P ra x i e is
MI S S V E R S TÄ ND NI S S E L Ö S E N
Mit Offenheit das Miteinander meistern Kommunikation kann oft scheitern, vor allem über kulturelle Grenzen hinweg.Wie sich drei alltägliche Missverständnisse erklären und auflösen lassen. TEXT
O
b im Beruf, in der Schule oder Freizeit: Wo Menschen unter schiedlicher Herkunft zusam menkommen, kann es jederzeit zu Kom munikationsproblemen kommen. Wie sie entstehen und gelöst werden können, hat ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Susanne Helmy und Elisabeth Kaiser gefragt. Die Faust regel der Expertinnen für Interkulturelles Management lautet: „Wo kommuniziert wird, gibt es auch Missverständnisse. Wer diese Einstellung hat, wird Unklarheiten nicht mit Klischees deuten oder gar per sönlich nehmen. Wichtig ist es, offen für Neues zu sein und Gewohntes zu hinter fragen.“
1.
ALS LEHRERIN IN DER KLASSE
Sie vermuten, dass ein Schüler einen Auf satz nicht selbst verfasst, sondern teilweise aus dem Internet abgeschrieben hat. Sie wollen die Frage in einem persönlichen Gespräch klären und sprechen ihn darauf an. Der Schüler antwortet ausweichend, vermeidet Augenkontakt und blickt meist zu Boden. Sie haben das Gefühl, dass er Ihnen keinen Respekt entgegenbringt. Auch für ihn ist die Situation sichtlich un angenehm. Was Sie wissen müssen: In Österreich
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Zusammen:Österreich
gilt direkte Kommunikation als Ideal. Wir begrüßen es, wenn jemand klar Position bezieht. Konflikte werden sogar als nütz lich gesehen, wenn sie zu mehr Klarheit führen. Das ist nicht überall so. Andere Kulturen sind von indirekter Kommunika tion geprägt. Dabei wird stärker verschlüs selt kommuniziert, etwa durch Körper sprache und Gesten. Ein klares „Nein“ gilt dabei als Angriff, der im Sinn der Harmo nie vermieden werden sollte. Auch direkter Augenkontakt kann als unhöflich gelten. Was Sie tun können: Sprechen Sie die Situation direkt an, etwa mit der Frage: „Schaust du mich nicht an, weil das für dich unhöflich wäre?“ Erklären Sie, dass Augenkontakt für Sie in Ordnung ist. Ma chen Sie anschließend ein offenes Ge sprächsangebot: „Ich freue mich, wenn du ehrlich mit mir über den Aufsatz sprichst, weil ich dir gerne helfen möchte.“
2.
ALS POLIZIST BEI EINER KONTROLLE
Bei einer Routinekontrolle im Straßenver kehr halten Sie ein Auto mit vier Passagie ren an. Sie bitten den Fahrer um seine Papiere. Daraufhin steigen alle vier Per sonen aus dem Wagen aus und stellen sich um Sie herum auf. Sie fühlen sich durch die Überzahl und Nähe bedroht. Was Sie wissen müssen: In jeder Ge sellschaft funktioniert das Miteinander
von Menschen anders: Während bei uns eher das Individuum und dessen Unab hängigkeit von einer Gruppe im Vorder grund stehen, dominiert anderswo das Kollektiv. Heikle Situationen werden da her eher von der Gruppe geklärt – aus Loyalität zum Einzelnen. Was Sie tun können: Erkennen Sie an, dass das Aussteigen der Mitfahrer nicht als Bedrohung gemeint ist. Erklären Sie in ruhigem Ton, dass es sich um eine Rou tinekontrolle handelt, Sie nur die Fahr zeugpapiere sehen wollen und dass dabei üblicherweise die übrigen Passagiere im Wagen bleiben können.
FOTO: THINKSTOCK, MMP
Kristin Längle
SCHWERPUNKT: OFFENHEIT
Kommunikationstipps
begrüßen und sich auszutauschen, als dem Vortrag zu folgen. Was Sie tun können: Wenn bei einem bestimmten Tagesordnungspunkt die Anwesenheit aller Teilnehmer besonders wichtig ist – etwa, weil gemeinsam etwas beschlossen werden soll – sagen Sie das Ihren Kollegen vorab. Auch können Sie ihnen wertschätzend erklären, wie Sie sich die gemeinsame Arbeit während der Konferenz vorstellen.
ZUR PERSON
EXPERTINNEN FÜR INTERKULTURELLE KOMMUNIKATION 3.
AUF EINER INTERNATIONALEN KONFERENZ
Sie organisieren eine Konferenz mit Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Ländern. Die Veranstaltung beginnt um 9 Uhr, doch einige Teilnehmer kommen erst deutlich später. Dann plaudern sie mit anderen Personen im Saal, obwohl gerade jemand einen Vortrag hält. Ihnen erscheint dieses Verhalten chaotisch und respektlos. Was Sie wissen müssen: Es gibt grundsätzlich zwei Arten, wie Menschen mit Zeit umgehen. Die einen verrichten nur eine Tätigkeit auf einmal. Jede Handlung wird abgeschlossen, bevor die nächste be-
gonnen wird. Andere Menschen nutzen Zeit mehrfach. Mehrere Handlungsketten laufen gleichzeitig und überschneiden sich, ohne dass Anfang und Ende exakt feststehen. Hält jemand also einen Termin nicht genau ein, hat das meist nichts mit Respektlosigkeit zu tun. Die Person hat vermutlich spontan einer anderen Tätigkeit Priorität eingeräumt, was nach ihrem Zeitverständnis völlig normal ist. Muss man sich zwischen zwei Handlungen entscheiden, gilt etwa in Südeuropa oft das Prinzip „Beziehung vor Aufgabe“. Es ist demnach wichtiger, nach der Ankunft bei der Konferenz einen alten Bekannten zu
Susanne Helmy (links) und Elisabeth Kaiser leiten die Diplomlehrgänge „Transkulturelles Management“ sowie „Interkulturelles Projektmanagement" und kooperieren seit 2006 mit dem ÖIF. Im Rahmen ihrer Forschung beschäftigen sie sich mit interkultureller Kommunikation und Konfliktprävention. Sie leiten die Plattform „The Interculturalists“. www.theinterculturalists.at
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Angebote für Schulen
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E R F O L G S P R O GRAM M
Integration im Klassenzimmer An einer Wiener HAK unterstützen engagierte Schüler andere beim Lernen, schlichten Konflikte – und profitieren selbst davon.
UNTERRICHTSMATERIAL
Bereits im Kindesalter ist es wichtig, Bewusstsein für Diskriminierung und Herabwürdigung zu entwickeln. Um Schülerinnen und Schülern von jungen Jahren an Respekt und Toleranz zu vermitteln, hat das Sir Peter Ustinov Institut die Broschüre „Kompetenz im Umgang mit Vorurteilen“ entwickelt. Zielgruppe sind speziell Lehrerinnen und Lehrer an Volksschulen. Sie erhalten neben theoretisch-didaktischen Grundlagen zahlreiche praktische Anregungen für den Unterricht. Zudem bietet die Broschüre zahlreiche weiterführende Materialientipps. Die Broschüre „Kompetenz im Umgang mit Vorurteilen. Vorurteilsbewusstes Unterrichten an Grundschulen“ ist online auf www.ustinov.at Aktivitäten Publikationen verfügbar.
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Zusammen:Österreich
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Nachhilfe ist gerade für Migrantenfamilien oft zu teuer. Unser Tutoring ist kostenlos.
chüler helfen Schülern: des Programms. Die Dieses Motto lebt die Schüler, geschult in HAK Wien 10 in beeinKonfliktprävention Patricia, Tutorin, druckendem Ausmaß. Rund und -bewältigung, 4. Klasse 50 ehrenamtliche Tutoren unschlichten bei Beterstützen ihre Mitschüler bei Hausaufga- darf im Klassenzimmer. „Mittlerweile ben oder vor Schularbeiten. „Nachhilfe ist habe ich ein Feingefühl entwickelt und gerade für Migrantenfamilien oft zu teu- erkenne Streit, bevor er entsteht“, bericher“, sagt Tutorin Patricia. „Unser Angebot tet Katharina. ist kostenlos.“ Als Gegenleistung gibt es Wertschätzung. Dass die mehr wert sein SCHÜLER ALS PARTNER kann als Geld, weiß Suarta: „Ich habe jün- Patricia, Suarta und Katharina sind jedoch geren Schülern in Rechnungswesen ge- nicht nur als Tutorinnen und Mediatoholfen. Als ihre Noten besser wurden, be- rinnen tätig. Als Teil des Programm-Madankten sie sich überschwänglich. Das hat nagements bestimmen sie etwa über Tutormich stolz und glücklich gemacht.“ Insge- Aufnahmen und neue Angebote mit. „Wir samt leisten Patricia, Suarta und Kollegen sehen die Schüler als Partner, entscheiden rund 450 Stunden Tutoring im Jahr. Der alles im Konsens“, sagt Lehrer Florian Erfolg: Zwei Drittel der unterstützten Wallner, Initiator des Programms. „Wenn Schüler verbessern ihre Noten, oft sogar sie mitgestalten oder als Tutoren ihr Wissen um zwei Grade. Auch Mediation ist Teil weitergeben, stärkt sie das enorm.“
FOTOS: BHAK WIEN 10; JÖRG HOPFGARTNER, ILLUSTRATION: NIEL MAZHAR
VORURTEILEN FRÜH BEGEGNEN
MENSCHEN UND PROJEKTE
Wissenswertes
BE G R I FFE M I T M IG R AT I O N S H IN T E R G R U N D
Wortwanderung Begriffe, die in den deutschen Sprachraum ein- oder aus diesem ausgewandert sind.
Eine Reise tut gut, vor allem im Sommer. Auch das Wort selbst ist weit herumgekommen, etwa im 13. Jahrhundert im Gepäck deutscher Ordensritter nach Estland. Dort bricht man im Urlaub zu einer reis auf – die man zuvor im reisibüroo gebucht hat. Das Kamel ist in Europa zwar lange bekannt, trug aber bis ins Mittelalter einen anderen Namen: Im Mittelhochdeutschen hieß das Höckertier olbente. Heimkehrer von den Kreuzzügen brachten die arabische Bezeichnung gamal mit. Sitzfleisch braucht, wer durch die Wüste reitet – und zwar auch auf Russisch. Den Weg dorthin fand der Begriff während Schachturnieren vor rund hundert Jahren, bei denen Deutsche und Russen häufig aufeinandertrafen.
Die Hängematte ist ein typisch deutsches Wort, eben eine hängende Matte – oder? Falsch: Hamaca wurde das baumelnde Bett in der Karibik genannt, als Christoph Kolumbus es dort entdeckte und nach Europa mitbrachte. Es fand Aufnahme in vielen Sprachen der Welt, als hammock im Englischen, gamak im Russischen oder hanmokku im Japanischen.
Die Oase gilt heute als sprichwörtlicher Fluchtort in unwirtlicher Umgebung. Ursprünglich bedeutete das altägyptische ouaeh schlicht Siedlung.
Gratis-Abo ZUSAMMEN:ÖSTERREICH erscheint vierteljährlich und ist für alle Interessierten kostenlos im Abonnement erhältlich. FRÜHLING 2015
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Schokolade sollte man in der Wüste nicht dabeihaben – sie schmilzt. Ihren Entdeckern, den Azteken und Maya, konnte das nicht passieren: Sie tranken die xocolatl als Kakaogetränk. Die heute beliebte, feste Schokolade wurde im 19. Jahrhundert von einem niederländischen Chemiker erfunden.
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Auch eingedeutscht wurde die hamaca – nur eben auf trügerische Weise.
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Senden Sie Name und Adresse per Mail an magazin@integrationsfonds.at oder füllen Sie diesen Coupon aus und schicken Sie ihn in einem Kuvert an: Österreichischer Integrationsfonds, Redaktion ZUSAMMEN:ÖSTERREICH, Schlachthausgasse 30, 1030 Wien
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Gemeindeprojekt
INTEGR AT I O N V O R O R T
Wo Jung und Alt gemeinsam lernen Sprachförderung für Kinder und Eltern gemeinsam wird an einer Kapfenberger Volksschule angeboten. TEXT
Maja Sito
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ltern spielen eine große Rolle für die Bildung ihrer Kinder“, sagt Susanne Mandl vom Integrierten Sozial- und Gesundheitssprengel Kapfenberg. „Am besten können sie ihre Töchter und Söhne unterstützen, wenn sie die Unterrichtssprache Deutsch selbst gut beherrschen – etwa bei den Hausaufgaben.“ Verfügen die Eltern dagegen nur
FOTOS: ISGS KAPFENBERG
Beim Teamteaching stehen mehrere Lehrerinnen zugleich in der Klasse – und können so stärker auf jedes einzelne Kind eingehen.
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Zusammen:Österreich
MENSCHEN UND PROJEKTE
Gemeindeprojekt
Kinder und Erwachsene unterstützen einander – und lernen so beide schneller.
über geringe Deutschkenntklarerweise anders ab als nisse, haben es auch die Kinjener für die Schüler: der schwerer. Diese Heraus„Wir spielen etwa Alltagssituationen wie das forderung kennen viele Einkaufen oder einen Volksschulen, auch jene in Sabine Mandl, Arztbesuch mit ihnen Kapfenberg-Stadt. Unter ihren Schülerinnen und Schü- Projektkoordinatorin durch oder vergleichen lern kommen 87 Prozent aus Bräuche in Österreich Familien mit nicht-deutscher Umgangs- mit denen im Herkunftsland“, sagt sprache. Ein an der Schule von Susanne Mandl. „Die Teilnehmer bringen sogar oft Mandl koordiniertes Bildungsprojekt selbst Themenvorschläge ein.“ Das gespricht nun beide Zielgruppen zugleich meinsame Lernen der Generationen stäran: „An einem Nachmittag pro Woche be- ke beide Seiten: „Kinder und Erwachsene kommen Kinder mit Sprachdefiziten ge- unterstützen einander – und lernen so zielte Förderung – und zwar gemeinsam beide schneller“, sagt Mandl. Weiter verstärkt wird der positive Effekt durch Aufmit ihren Eltern.“ gaben, die Alt und Jung bis zur jeweils GENERATIONEN STÄRKEN EINANDER nächsten Unterrichtsstunde gemeinsam Der Unterricht für die Erwachsenen läuft lösen.
UNTERRICHTEN IM TEAM Der Unterricht folgt dem Konzept des „Teamteaching“: Dabei stehen mehrere Trainerinnen gleichzeitig in der Klasse. Sie unterstützen Eltern und Kinder beim Deutschlernen und fördern zugleich die Muttersprache. Der Vorteil am Teamteaching ist, erklärt Mandl, „dass eine größere Zahl an Methoden angewendet und genauer auf die individuellen Bedürfnisse der Lernenden eingegangen werden kann“. Muttersprachliche Förderung gibt es bislang in den Sprachen Türkisch, Tschetschenisch und Albanisch, für die Zukunft geplant ist Bosnisch/Kroatisch/Serbisch. „Es war sehr schwierig, Pädagoginnen für diese Sprachen zu finden“, sagt Mandl. „Daher haben wir Dolmetscherinnen, die für die Gemeinde arbeiten, engagiert.“
AUF EINEN BLICK
PROJEKT: Teamteaching für SchülerInnen und Erziehungsberechtigte in der Volksschule Stadt GEBIET: Kapfenberg, Steiermark DAUER: Ein Jahr Vorbereitungsphase, Kurse seit September 2014 TEILNEHMENDE: 30 Personen, davon 10 pro Kurs ZIELGRUPPE: Drittstaatsangehörige Schüler und Eltern MUTTERSPRACHLICHE UNTERSTÜTZUNG: Türkisch, Tschetschenisch und Albanisch FINANZIERUNG: Die 26.500 Euro Projektkosten tragen der Europäische Integrationsfonds mit rund 70 Prozent sowie das Bundesministerium für Inneres mit rund 30 Prozent. KONTAKT: Susanne Mandl, ISGS Kapfenberg Tel.: +43/3862/21500 office@isgs.at
DAS SAGT DIE GEMEINDERÄTIN:
„Das Projekt ,Teamteaching‘ ist eine Bereicherung für das Zusammenleben in Kapfenberg. Wir erreichen damit, dass sich die Erwachsenen effizienter in den Integrationsprozess einbringen. Sie lernen gemeinsam mit den Kindern die Sprache, aber auch unsere steirischen Lebensgewohnheiten und Traditionen kennen. Indem sie sich auf den Lernprozess einlassen, stärken sie ihr Selbstwertgefühl und erhalten mehr Sicherheit im Auftreten. Das Engagement, mit dem die Eltern die Kurse besuchen, zeigt, dass die Menschen sehr wohl gewillt sind, sich vor Ort zu integrieren.“ Gabriele Kandlbauer, Gemeinderätin und Mitinitiatorin
TIPPS ZUR PROJEKTFÖRDERUNG: Zahlreiche lokale Integrationsprojekte werden durch den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der Europäischen Union, das Innenministerium (BMI) und das Integrationsministerium (BMEIA) kofinanziert. Der Österreichische Integrationsfonds, Team EU-Fonds und Finanzen, unterstützt bei der Fondsabwicklung. Er ist als Anlauf- und Servicestelle beauftragt, Projektinteressierte zu informieren und die Verwaltung und Kontrolle der ausgewählten Projekte durchzuführen. Mehr Informationen zum AMIF und der Antragstellung Aufgabenfinden Sie auf www.bmi.gv.at Asyl-, Migrations- und Integratigebiete onsfonds (AMIF), auf www.bmeia.gv.at Integration Asyl-, Migrationsund Integrationsfonds sowie auf EU-Fonds. www.integrationsfonds.at WEITERE FÖRDERTÖPFE: Je nach Thema und Ort können Sie auch hier Unterstützung erhalten: Europäischer Sozialfonds: www.esf.at EU-Programm für Beschäftigung und soziale Innovation: www.ec.europa.eu/social Initiative Vielfalter: www.viel-falter.org Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds: www.waff.at
Zusammen:Österreich
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Porträt
INTEGR AT I O NS B O T S C H A F T E R
Mehr Ausdauer als die anderen Als Zuwandererkind oft unterschätzt, fand Tolga Özdemir einen Job, in dem nicht der Name, sondern die Leistung zählt: als Berufssoldat. TEXT
Kristina Nedeljkovi c´
M
it Herausforderungen umzugehen lernt Tolga Özdemir bereits früh. Geboren in Salzburg, wo seine zugewanderten Eltern vor lauter Arbeit kaum Zeit haben, verbringt er seine ersten Lebensjahre bei den Großeltern in der Türkei. Als Özdemir im Alter von vier Jahren zurückkehrt, beginnt ein bürokratischer Hürdenlauf. „Lange war unklar, ob ich einen Aufenthaltstitel bekomme. Mein Alltag war von der Frage gekennzeichnet: Kann ich hier bleiben?“ Nach zwei Jahren Ungewissheit dann die Erleichterung: Er kann.
GRUNDHALTUNG: SICH BEWEISEN Auch in der Schule hat Tolga Özdemir es nicht leicht. „Ich war der einzige Zuwanderer in der Klasse. Manche Lehrer meinten zu mir, dass meine Noten nicht so wichtig seien, weil ich ohnehin nicht weit kommen würde.“ Dieser Prophezeiung will er sich nicht fügen. „Ich habe die Einstellung entwickelt, dass ich mich beweisen und mehr Ausdauer haben muss als die anderen.“ Positiver sind Özdemirs Erfahrungen in der Lehre als Einzelhandelskaufmann. „Ich habe mich sehr ins Zeug
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Zusammen:Österreich
Mit Laufen hält sich Berufssoldat Tolga Özdemir fit. Sein langer Atem hat seinen Lebensweg mitbestimmt.
FOTOS: ÖIF/UNGER
MENSCHEN UND PROJEKTE
Porträt
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f n le Schu SERVICE
DIE INTEGRATIONSBOTSCHAFTER
gelegt und das wurde beIch bin hier geboren scheiden. „Unsere lohnt. Mein Arbeitgeber Gesellschaft ist vielhat mir sogar den Führer- und aufgewachsen, fältig. Auch im Bunschein bezahlt“, erinnert also bin ich ein desheer sollten wir er sich. Es folgt der Österreicher. alle zusammen ÖsterTolga Özdemir, Grundwehrdienst, den reich repräsentieren.“ Özdemir im Fliegerab- Integrationsbotschafter In seiner Freizeit macht wehrregiment absolviert. Özdemir viel Sport, Dort begrüßt er die Disziplin und dass geht mehrmals pro Woche laufen. „Als „alle an einem Strang ziehen“. Danach Soldat muss ich immer fit sein“, sagt er. kehrt er zurück in seinen erlernten Beruf, arbeitet in mehreren Supermärkten, wird RESPEKT AUCH OHNE UNIFORM stellvertretender Filialleiter, erkennt aber Zudem engagiert er sich als freiwilliger Rettungssanitäter beim Roten Kreuz. „Für bald: „Meine Berufung ist das nicht.“ mich ist wichtig, etwas Sinnvolles mit mei„BEIM HEER IST MEIN NAME EGAL“ ner Zeit zu tun und für eine Sache einzuÖzdemir kehrt zum Bundesheer zurück. stehen. Beim Roten Kreuz kann ich das zu Er besteht die Kader-Eignungsprüfung hundert Prozent.“ Diesen Zugang vermitund geht nach Klagenfurt zum Jägerbatail- telt er seit zwei Jahren auch als Integratilon 25. Seit vier Jahren lebt er dort – und onsbotschafter bei Schulbesuchen. „Warwenn er spricht, mischt sich in den Salz- tet nicht darauf, dass jemand auf euch zuburger Dialekt ein wenig Kärntnerisch. kommt, sondern seid selbst engagiert“, „Jetzt bin ich Kärntner mit Salzburger Mi- lautet Özdemirs Botschaft. Als Schlüssel grationshintergrund“, sagt Özdemir la- zur gelungenen Integration sieht er gegenchend. Am Bundesheer schätzt er nach wie seitige Akzeptanz. „Ich bin hier geboren vor die dort praktizierte Gleichheit. „Ich und aufgewachsen, also bin ich ein Österhabe früher oft erlebt, dass ich allein we- reicher. Wenn ich ewig nur als ‚Türke‘ gegen meines türkischen Namens anders be- sehen werde, werde ich mich verschliehandelt wurde. Das ist unfair. Niemand ßen.“ Als Berufssoldat habe er heute zwar sucht sich aus, wo er herkommt, und sollte eine Position erreicht, in der er Respekt an seinen Taten gemessen werden. Beim erhalte, sagt Özdemir. „Aber wünschensBundesheer ist mein Name egal. Ich werde wert wäre es, denselben Respekt auch mit meinem Dienstgrad angesprochen, der ohne Uniform zu erhalten.“ von meiner eigenen Leistung abhängt.“ Schade findet der Zugsführer, dass sich Tolga Özdemir (25) ist Salzburger nur wenige Österreicher mit Migrations- mit türkischen Wurzeln und Berufssoldat in hintergrund für eine Soldatenkarriere ent- Kärnten.
„ZUSAMMEN: ÖSTERREICH“ ist nicht nur der Name dieses Magazins, sondern auch eines Projekts von Integrationsminister Sebastian Kurz und dem Österreichischen Integrationsfonds. Mehr als 300 gut integrierte Migranten besuchen als Integrationsbotschafter Schulen in ganz Österreich, um ihre persönliche Erfolgsgeschichte zu erzählen und mit den Kindern und Jugendlichen zu diskutieren. 30.000 Schüler an über 350 Schulen profitierten bisher davon. Das Projekt läuft seit drei Jahren und konnte die Zahl der Integrationsbotschafter seither verdreifachen. In mehreren Ausbaustufen wurden die Themen Ehrenamt und Bildung aufgegriffen. 2014 startete die Initiative #stolzdrauf, die die Identifikation mit Österreich erhöhen soll. www.zusammenoesterreich.at
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Aktuelles
NEUES V O M Ö S T E R R E IC H I S C H E N IN T E G R AT I O N S F O N DS ( ÖI F)
Integration aktuell BUNDESLÄNDER: Wie kann der Zusammenhalt an unseren Schulen gestärkt werden? Dieser Frage gingen die ÖIF-Integrationszentren in Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz, Salzburg und Wien im April und Mai mit Podiumsdiskussionen im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe „Integration im Zentrum“ nach.
MAI
ÖSTERREICH: Schauspieler Serge Falck, Ex-Miss Austria Amina Dagi und Unternehmer Ali Rahimi gehören seit 26. April zu den 25 „Integrationsbotschaftern für Europa“. Sie werden in Zukunft bei Schulbesuchen im Rahmen der Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH mit Jugendlichen über europäische Politik und die EU diskutieren.
Alle ÖIFA finde ktivität n Sie en www .inte auf gratio n s fo
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WIEN: Wie spannend und vielfältig die heimische Musikszene ist, zeigte der Austro Vision Contest. Das Finale des vom ÖIF und dem Magazin Biber organisierten Bewerbs fand am 7. Mai statt. Publikum und Jury kürten AzRaH (Foto), die bosnische Wurzeln hat, zur Siegerin.
WIEN: Um die Rolle von Zuwanderern in Österreichs Medien – in der Berichterstattung und den Redaktionen – drehte sich eine Podiumsdiskussion am 23. April. Im Presseclub Concordia debattierten Sebastian Kurz (Integrationsminister), Christian Nusser (Heute), Köksal Baltaci (Die Presse), Heinz Faßmann (Expertenrat für Integration) und Karin Zauner (Medienwissenschafterin).
APRIL
ÖSTERREICH: Ende März ging der aktuelle Durchgang des Programms „Mentoring für MigrantInnen“ zu Ende. 195 Teilnehmer profitierten in Kärnten, Salzburg (Foto), der Steiermark, Tirol und Wien sechs Monate lang von der Erfahrung ihrer Mentoren. Seit 2008 wurde das Programm schrittweise ausgebaut. Über 1.000 Zuwanderer nahmen bislang teil.
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Zusammen:Österreich
STEIERMARK: Graz gibt sich eine neue Integrationsstrategie und will das Thema in allen Abteilungen und Dienststellen verankern. Als Experte eingeladen war am 17. März ÖIF-Geschäftsführer Franz Wolf (links, mit Kurt Hohensinner, Stadtrat, und Ali Kurtgöz, Vorsitzender der Islamischen Glaubensgemeinschaft). MITTE MÄRZ
MENSCHEN UND PROJEKTE
Integration international
RU ND B LI C K
Den Dialog mit Muslimen stärken Um das Zusammenleben der Religionen zu festigen, setzen viele EU-Staaten auf mehr Austausch mit islamischen Vertretern.
INTERNATIONALES
FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT, WIKIMEDIA/SEBASTIAN KOPPEHEL; WIKIMEDIA/SIBR4, CHRISTIAN GEORGESCU, DRAGAN TATIĆ (2)
Imame sind Schlüsselfiguren des Zusammenlebens.
D
ie Anschläge von Paris und die Verbrechen des sogenannten „Islamischen Staats“ belasten auch hierzulande das Klima unter Muslimen und mit Nicht-Muslimen. Österreich setzt daher wie andere EU-Staaten auch (siehe Internationales) auf eine weitere Stärkung des Dialogs. Bereits 2012 startete die Regierung das Dialogforum Islam, um den Austausch mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft zu fördern. Ein wesentlicher Schritt ist das neue, im Februar beschlossene Islamgesetz. Es definiert Rechte und Pflichten der islamischen Religionsgesellschaften neu. So schützt das Gesetz etwa
islamische Feiertage – wenn auch vorerst ohne arbeitsrechtliche Konsequenz – und Speisevorschriften. Es führt das Recht auf Seelsorge im Bundesheer, in Krankenhäusern oder Gefängnissen ein. Anfang 2016 startet an der Universität Wien ein neues, islamisch-theologisches Studium, damit Muslime künftig in Österreich theologisch ausgebildet werden können. Im Gegenzug untersagt das Gesetz Religionsgesellschaften eine dauernde Finanzierung aus dem Ausland.
ISLAMTAGUNG IM JUNI Weiter vorangetrieben wird der Dialog auf einer Tagung, die das Integrationsministerium am 15. Juni organisiert. Experten aus Wissenschaft und muslimischer Community werden dort über einen Islam europäischer Prägung diskutieren.
SO MACHEN’S ANDERE STAATEN FRANKREICH: Wertevermittlung für Imame Nach dem Schock der Anschläge wurde ein Dialogforum mit Vertretern der islamischen Community gegründet. Zudem sollen Imame und muslimische Seelsorger in Zukunft ein Diplom in Staatsbürgerkunde absolvieren, damit sie die französischen Werte besser vermitteln können. Ebenso soll nach einigen Attacken auf Moscheen deren Schutz erhöht werden. BELGIEN: Modernen Islam fördern In der wallonischen Landeshälfte erarbeitet eine neue Expertenkommission Maßnahmen, um die Ausbildung von Imamen, Seelsorgern und Religionslehrern zu verbessern. Auch soll der moderne, der belgischen Gesellschaft entsprechende Islam mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und den Medien bekommen.
KURZ GEMELDET
BILDUNGSCHANCEN FÜR ALLE
Zwei Jahre unterrichten ohne Lehramt: Das ist das Konzept von Teach for Austria. Die Lehrer auf Zeit sind herausragende Uni-Absolventen anderer Fächer und werden gezielt an Schulen mit sozioökonomisch benachteiligten Jugendlichen eingesetzt. www.teachforaustria.at
STRASSENFEST IN WIEN
Musik aus so unterschiedlichen Ländern wie Armenien, Serbien, Griechenland oder Nigeria bietet das Straßenfest „Zukunft ist Miteinander“ in Wien-Hernals. Es findet am 19. Juni ab 15 Uhr in der Gschwandnergasse statt. Gaststar ist Timna Brauer.
ENGAGIERTE SCHÜLER FÖRDERN
Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien leiden häufiger unter Übergewicht als andere. Spielerische Zugänge zu gesunder Ernährung waren daher beim Schulwettbewerb „Lust auf Obst“ gefragt. Alle Gewinner auf www.sporthilfe.at/ lustaufobst
Zusammen:Österreich
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Journalistenpreis
AUSS C H R E I B UNG
Weder Hetze noch Schönfärberei Eine sachliche Debatte braucht ausgewogene Medienberichte. Der Journalistenpreis Integration zeichnet herausragende Beiträge aus. TEXT
Aleksandra Klepic´
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schien. Baltaci und Kollegen erhielten dafür 2014 den Anerkennungspreis beim Journalistenpreis Integration. Unter mehr als siebzig Einreichungen zeichnete die Jury unter Vorsitz von Hans Winkler außerdem Doris Plank vom ORF, Roberto Talotta von Ö1 und Bernd Vasari von der Wiener Zeitung aus.
AUSGEWOGENER ZUGANG
BEWERBUNG BIS 16. JULI
Seinen ausgewogenen und facettenreichen Zugang brachte Köksal Baltaci etwa bei der Presse-Sonderausgabe „Als die Türken kamen“ ein, die anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums des Gastarbeiter-Anwerbeabkommens mit der Türkei er-
Der Journalistenpreis Integration richtet sich an Beiträge, die zur Versachlichung der häufig emotional geführten Debatte beitragen. „Medien tragen eine große Verantwortung. Sie werden nicht umsonst die ,vierte Gewalt‘ im Staat genannt“, bestä-
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Kinder müssen lernen, Medien zu hinterfragen: Ist das wirklich so? Gibt es noch eine andere Sichtweise? Köksal Baltaci gewann mit der Presse-Redaktion beim Journalistenpreis Integration 2014
Konstruktive Berichterstattung zeichnet der Journalistenpreis Integration aus.
tigt Baltaci. Lehrer und Eltern seien gefragt, Kindern und Jugendlichen einen kritischen Umgang mit Medien beizubringen. „Sie müssen lernen, zu hinterfragen: Ist das wirklich so? Gibt es noch eine andere Sichtweise?“ Wichtig ist Baltaci, das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft nicht als Nischenthema zu betrachten: „Zuwanderer sind normale Teile der Gesellschaft. Sie leisten ihren Beitrag und verdienen es, auch sichtbar zu sein.“ Medienbeiträge, die das leisten, können auch dieses Jahr den Journalistenpreis Integration erhalten. In den Kategorien Print/Online und TV/Radio werden jeweils 3.000 Euro Preisgeld vergeben. Bewerbungen sind bis 16. Juli möglich.
FOTOS: MICHELIC & PARTNER SOFTWARE GMBH
M
anchmal ärgere ich mich beim Zeitunglesen selber“, sagt Köksal Baltaci, Innenpolitik-Redakteur der Tageszeitung Die Presse. „Ich habe selbst türkische Wurzeln und weiß, wie verletzend unreflektierte Artikel sind, die nur Vorurteile vorantreiben.“ Genauso wie Hetze lehnt Baltaci allerdings Schönfärberei ab: „Gerade beim Thema Integration funktioniert in Österreich nicht alles einwandfrei. Fundierter Journalismus muss den Mut haben, Probleme offen anzusprechen.“ Wann Journalisten, wie oft diskutiert wird, den Migrationshintergrund einer Person nennen sollen? „Oft muss ich das einfach erwähnen, aus Gründen der Vollständigkeit und Seriosität“, meint Baltaci. „Dann nämlich, wenn zwischen der erzählten Geschichte und dem kulturellen Hintergrund der beteiligten Personen ein eindeutiger inhaltlicher Zusammenhang besteht.“
MENSCHEN UND PROJEKTE
Termine
Jour na I n t e gl i s t e n p r e is r B i s 1a t i o n
einrei 6. Juli chen!
TERMINE
WIEN: Der Workshop „Erfolgreich in Wien: Anerkennung ausländischer Qualifikationen“ informiert zum Thema Berufsanerkennung. 16 bis 17:30 Uhr, Integrationszentrum Wien, Landstraßer Haupstraße 26. Anmeldung und Info unter bildung@integrationsfonds.at JUNI
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ÖSTERREICH: Der ÖIF-Forschungspreis zeichnet herausragende Abschlussarbeiten zu Integrationsthemen aus. Fünf Preise zu je 2.000 Euro gehen an Diplom- und Masterarbeiten, zwei zu je 3.000 Euro an Dissertationen. Bewerbungen sind noch bis Ende Juni möglich: www.integrationsfonds.at/ forschungspreis JUNI
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AUF EINEN BLICK
AUSSCHREIBUNG: Journalistenpreis Integration PREISGELD: Jeweils 3.000 Euro für Beiträge in Print/ Online und Radio/TV KRITERIEN: Ausgezeichnet werden Beiträge, die besonders zur Versachlichung der Debatte im Integrationsbereich beitragen. JURY: Journalisten und Integrationsexperten unter dem Vorsitz von Hans Winkler (Kleine Zeitung) BEWERBUNG: Bis 16. Juli, Fremd- und Selbstnominierungen sind möglich www.integrations fonds.at/journalistenpreis
WEITERE ANGEBOTE: Fachbegriffe von A wie Asylberechtigte bis Z wie Zuwanderungsquote erklärt das Integrationsglossar, das der Österreichische Integrationsfonds, das Integrationsministerium und die Medienservicestelle Neue ÖsterreicherInnen herausgegeben haben. Online verfügbar unter www.integrationsfonds.at Publikationen. Den Zuwandereranteil jeder Gemeinde bieten die migraMAPs des ÖIF. Sie sind insbesondere für Regionalmedien eine wertvolle Informationsquelle. Auch einzelne Migrantengruppen können aufgeschlüsselt werden. Online verfügbar unter www.integrationsfonds.at Publikationen Zahlen und Fakten migraMAP
ÖSTERREICH: Engagierte Studierende, die entweder asylberechtigt, subsidiär schutzberechtigt oder dauerhaft in Österreich lebende Drittstaatsangehörige sind, können das Liese Prokop Stipendium erhalten. Es umfasst 300 Euro im Monat. Bewerbungen bis Ende Juli unter www.integrations fonds.at/stipendium JULI
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Publikationen
Romed Perfler kennt die Bedeutung der wichtigsten Begriffe rund um den Islam.
G L OS S A R
Der Islam von A bis Z Um eine sachliche Debatte über den Islam zu ermöglichen, erklärt ein neues Glossar die wichtigsten Begriffe. TEXT
Valentin Schwarz
und 600.000 Muslies schlicht „Feiertag“. minnen und MusliDoch der Name steht me leben in Österfür zwei unterschiedlireich. Die Debatte um das che Feste, weiß Perfler: Romed Perfler, ÖIF Zusammenleben wird mit„Bayram ist einerseits unter heftig geführt. Als der Name für das Fest Beitrag zur Versachlichung haben der Ös- des Fastenbrechens am Ende des Fastenterreichische Integrationsfonds (ÖIF) und monats Ramadan, andererseits für das die Islamische Glaubensgemeinschaft nun Opferfest siebzig Tage später. Das sind die ein Glossar veröffentlicht. „Wir erklären zwei wichtigsten Feiertage im Islam.“ Ledarin jene Begriffe rund um den Islam, serinnen und Leser erfahren beispielsweidie in der medialen Diskussion häufig auf- se auch die Bedeutung von Jesus im Islam tauchen“, sagt Romed Perfler, stellvertre- oder den Unterschied zwischen Sunniten tender Leiter des Teams Wissensmanage- und Schiiten, der in den Medien häufig ment im ÖIF. erwähnt, aber selten erklärt wird.
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OFT GEHÖRT, SELTEN ERKLÄRT
FÜR INTERESSIERTE ÖFFENTLICHKEIT
Das Glossar umfasst 97 Ausdrücke von A wie Allah über M wie Minarett bis Z wie Zakat. „Zakat bedeutet die Pflichtabgabe an Bedürftige und ist eine der fünf Säulen des Islam. Davon haben die meisten schon gehört, kennen die genaue Bedeutung aber nicht“, sagt Perfler. „Das Glossar hilft da weiter.“ Ein anderer Begriff, der vielen Interessierten geläufig ist, ist Bayram. Aus dem Türkischen übersetzt heißt
Am Glossar haben etliche Expertinnen und Experten mitgearbeitet. Die Sprache ist bewusst einfach gehalten, damit der Einsatz im Alltag so praktisch wie möglich ist. „Das Glossar richtet sich an die interessierte Öffentlichkeit, um eine sachliche Informationsgrundlage für Diskussionen zu schaffen“, sagt Perfler. „Wir müssen einander schließlich verstehen, damit ein gutes Zusammenleben gelingen kann.“
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WISSEN
JEDERZEIT NACHSCHLAGEN Das Glossar erklärt präzise und kompakt 97 Begriffe rund um den Islam, die in der öffentlichen Debatte häufig auftauchen, von A wie Allah über M wie Minarett bis Z wie Zakat. www.integrationsfonds.at Webshop bestellen. FOTOS: ÖIF/UNGER; REINHARD WEINMÜLLER;
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Wir müssen einander verstehen, damit ein gutes Zusammenleben gelingen kann.
FORSCHUNG AKTUELL
FOKUS INTEGRATION
Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) empfiehlt: Termine und Aktuelles rund um Integration und Migration AUF DEM NEUESTEN STAND BLEIBEN: Der ÖIF Monitor bietet monatlich einen Überblick über aktuelle Entwicklungen zu Integration und Migration auf nationaler und internationaler Ebene. Jede Ausgabe hat einen Schwerpunkt, zuletzt etwa das neue Islamgesetz. Ein kostenloses Abo erhalten Sie per Mail an monitor@integrationsfonds.at. Alle bisherigen Ausgaben sind auf www.integrationsfonds.at Publikationen verfügbar.
ÖIF-STIPENDIATEN IN ALPBACH: Ende August ermöglicht der ÖIF erneut 15 Studierenden oder Absolventen mit Migrationshintergrund die Teilnahme am European Forum Alpbach. Das diesjährige Thema lautet „UnGleichheit – InEquality“. Die ÖIF-BreakoutSession dreht sich um die optimale Anerkennung von Qualifikationen, die Zuwanderer mitbringen. Alle Infos erhalten Sie unter www.alpbach.org.
COMMUNITIES IN ÖSTERREICH: Bei uns leben Menschen mit Wurzeln in einer Vielzahl von Ländern. Die größten Gruppen stellt das neue Buch „Zuwanderer-Communities in Österreich“ vor, das der ÖIF gemeinsam mit ICMPD verfasst hat. Es liefert umfassende soziodemografische Daten der Gruppen und historische Hintergründe ihrer Zuwanderung. Das Buch „Zuwanderer-Communities in Österreich“ ist auf www.integrationsfonds.at Webshop erhältlich.
MIGRATIONS-MASTER STARTET: Im März 2016 startet der sechssemestrige Lehrgang Migrationsmanagement. Er wird vom ÖIF, dem Bildungszentrum St. Virgil Salzburg und der Uni Salzburg organisiert und richtet sich an Führungskräfte, deren Beruf sich um Integration und Migration dreht. Alle Infos und Bewerbung bis 15. September unter www.migrationsmanagement.at.
Integrationspreis Sport 2015 15.000 Euro für Integration im Sport
Jetz bewer t ben!
15.000 Euro für innovative Sport-Integrationsprojekte! Der Österreichische Integrationsfonds prämiert nachhaltige und innovative Projekte im Bereich Sport, die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in die österreichische Gesellschaft fördern. Die zwei besten Projekte bekommen je 3.000 und 2.000 Euro, zehn weitere Projekte erhalten einen Anerkennungspreis zu je 1.000 Euro. Bewerben Sie sich mit Ihrem Projekt bis 2. Juli 2015 für den Integrationspreis Sport 2015. Alle Informationen finden Sie unter www.integrationsfonds.at/sport
MENSCHEN UND PROJEKTE
Zusammen:Genießen
Salat, Minze, Koriander: Die vietnamesische Sommerrolle ist ein erfrischender Genuss. Zusammengehalten werden die Zutaten durch Reispapier. „Es wird aus Reis- statt Weizenmehl hergestellt und ist eine Grundzutat der vietnamesischen Küche“, sagt Hang Tran Thanh, die den Imbiss „Tiger“ in Wien führt. Risse vermeiden. Reispapier ist zugleich die größte Hürde für Hobbyköche, die sich an Sommerrollen versuchen. „Oft kommen Kunden zu mir und fragen, warum ihre Rollen reißen. Meist liegt es daran, dass sie zu dünnes Papier verwenden“, sagt Tran Thanh. Die Papierstärke ist für Laien beim Einkauf nicht zu erkennen. „Fragen Sie also im Asia-Shop nach“, rät sie.
Hang Tran Thanhs „Tiger“-Imbiss liegt in der Burggasse 20 in Wien-Neubau.
Tofu statt Schwein. Jede Sommerrolle wird mit Reisnudeln, Salat, Kräutern und Erdnüssen gefüllt. „In Vietnam kommt traditionell Schweinefleisch dazu“, verrät Tran Thanh. „Bei uns in Wien ist aber Tofu-Ei am beliebtesten.“ SOMMERROLLE 1. Reispapier durch Wasser ziehen, abtropfen lassen und auf rutschfestes Tuch legen. Auf eine Hälfte Gurke, Tofu und Ei legen, auf die andere 2 Blätter Eisbergsalat. 2. 2 Esslöffel geraspelte Karotten und weniger als 1/2 Handvoll gegarte Reisnudeln hinzufügen. Darauf 1/2 TL zerkleinerte Erdnüsse und geröstete Zwiebel streuen. Mit reichlich Minze und Koriander belegen. 3. Von unten nach oben fest einrollen. Seitlich einklappen, sodass mundgroße Rollen entstehen.
G A S T F R E U N D S C HA FT
Der hauchdünn umhüllte Sommer Reispapier ist die Basis vieler vietnamesischer Gerichte.Wie man aus ihm eine Sommerrolle zaubert, verrät Hang Tran Thanh. TEXT
Maja Sito
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Unterhaltung
„Lass dir von der Vergangenheit nicht das Leben diktieren, aber lass sie dir ein guter Ratgeber für die Zukunft sein.“
CHINESISCHES SPRICHWORT
Welches Wort suchen wir?
n ache Mitm n d
u en! n w e g in
Lösen Sie das Rätsel und gewinnen Sie eine DVD des Films „Macondo“, der die Geschichte von Ramasan erzählt, einem elfjährigen tschetschenischen Flüchtling in Wien. Alle Teilnahmeinfos finden Sie auf www.integrationsfonds.at/ gewinnspiel
FOTOS: FLICKR/US CPSC, WWW.WEINFRANZ.AT
Zugewandert: der Pyjama Kaum ein Kleidungsstück hat eine so wechselvolle Geschichte wie der Pyjama. Was wir heute als Nachtanzug kennen, wurde ursprünglich tagsüber getragen – und zwar nur als Hose. In Indien begegneten britische Kolonisatoren der luftigen, leichten Beinbekleidung, die am Bund mit einer Schnur zusammengehalten wurde. Sie fanden rasch Gefallen am pajama und importierten ihn im 17. Jahrhundert nach Europa. Dort kam der Pyjama allerdings rasch wieder aus der
Mode und geriet in Vergessenheit. Erst Ende des 19. Jahrhunderts, als der Handel mit Britisch-Indien eine Hochblüte erlebte, kehrte der Pyjama in den europäischen Schrank zurück. in Kombination mit der Hose wurde ein hemdähnliches Oberteil mit Knopfleiste getragen. Der Pyjama, wie wir ihn heute kennen, war geboren. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs verdrängte er das Nachthemd gänzlich, vorerst nur für Männer, später
geg Alltags m i t Me n s t ä n d e h i n t ei g ra t i o n s rg r u nd
auch für Frauen. So wanderte der Pyjama von Asien nach Europa, vom öffentlichen in den privaten Raum – und vom Tag in die Nacht.
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Doppelporträt
Zwe M i Zwe e n s c h e n i Her . kunf länd t e r Gesc . Eine shich te.
ZUSAMMEN:LEBEN
Espresso statt Gelato Seit Jahren ist Daniel Stammgast in Jimmys Eisdiele – obwohl er Eis gar nicht mag. TEXT
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ein, Eis will ich keins, auch heute nicht“, wehrt Daniel lachend ab. „Also gut, wieder nur der übliche Espresso“, antwortet Jimmy schulterzuckend. „Dabei sind wir doch nicht nur ein Café, sondern auch eine Eisdiele.“ Das Gespräch ist ein Ritual. Seit vier Jahren trinkt Daniel auf dem Weg zur Arbeit im Eissalon Di Jimmy im 15. Wiener Bezirk seinen morgendlichen Kaffee. Regelmäßig macht ihm Jimmy ein Eis schmackhaft, vor
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allem Nougat, seine Spezialität.„Eis esse ich nur bei vorgehaltener Pistole“, grinst Daniel. Lieber plaudert er beim Espresso mit Jimmy, der eigentlich Saliu Ergjul heißt und aus Mazedonien zugewandert ist.
kommt er jeden Tag“, sagt Jimmy. „Du hast ja auch den besten Espresso“, gibt der Stammgast zurück. „Und wenn’s heiß wird, nehme ich vielleicht einmal ein Eis. Aber nur Vanille!“
NEUES AUS DEM GRÄTZL
Sie kennen zwei Menschen unterschiedlicher Herkunft, deren Geschichte erzählt werden sollte? Schreiben Sie an magazin@integrationsfonds.at!
„Ich habe lange in Wien gelebt, bin aber mittlerweile nach Niederösterreich gezogen. Von Daniel erfahre ich, was sich in meinem alten Grätzl so tut. Zum Glück
FOTO: ÖIF/UNGER
Kristina Nedeljkovi c´
”DIE EU BEDEUTET FRIEDEN. DAS WÜNSCHE ICH MIR FÜR GANZ EUROPA.“ Manuel Markovic Verkäufer
Gemeinsam bringen wir Österreich voran. Wir elektrifizieren, automatisieren und digitalisieren: mit unseren Kunden verwirklichen wir, worauf es ankommt.
Wir stehen in vielen Bereichen unseres Lebens vor einem grundlegenden Wandel: Unsere Energie? Wird immer grüner. Unsere Industrie? Wird immer digitaler. Unsere Mobilität? Nimmt neue Formen an. Und unsere Städte? Beginnen sogar zu denken! Österreichs Wirtschaft und Gesellschaft stehen durch diesen Paradigmenwechsel vor einer enormen Herausforderung: es geht um nichts Geringeres als die Wettbewerbsfähigkeit und Leistungsfähigkeit unseres Landes.
Wir von Siemens stellen uns diesen Herausforderungen. Gemeinsam mit unseren Kunden bringen wir erneuerbare Energien in Österreichs Stromnetze, finden neue innovative Lösungen für Österreichs öffentlichen Verkehr und treiben die Digitalisierung von Österreichs Industrie voran. Darüber hinaus entwickeln wir gemeinsam mit Forschungspartnern in einem europaweit einzigartigen Projekt die Seestadt Aspern zu einer Smart City – einer denkenden, grünen Stadt der Zukunft.
siemens.at/gemeinsam