ÖSTERREICHISCHE POST AG/SP 08Z037821S, ÖSTERREICHISCHER INTEGRATIONSFONDS, SCHLACHTHAUSGASSE 30, 1030 WIEN
W INTER 2017
Welche Rolle Freiwilligenarbeit bei der Integration in Österreich spielt
Neue Studie über den Einfluss von Moscheen auf die Integration
THEM P a ra A : llel gese llsch a f te ve r m eide n n
ABGRENZUNG VERHINDERT INTEGRATION Warum es wichtig ist, dass Zuwanderer aktiv auf die österreichische Gesellschaft zugehen und sich mit Kultur und Werten vertraut machen
Wir größer als
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Winter 2017
ED I T O R I A L
Liebe Leserinnen und Leser!
FOTOS: ÖIF/SITO, FRANZ WEINGARTNER; COVERBILD: FRANZ WEINGARTNER
Neben einander statt mit einander?
I NHA LT
SCHWERPUNKT: PARALLELGESELLSCHAFTEN VERMEIDEN
Die Zahl afghanischer und syrischer Flücht linge hat sich in den letzten Jahren stark vervielfacht. Aktuell leben über 45.000 Afghanen und mehr als 41.000 Syrer in Österreich – ein Großteil von ihnen in Wien. Insbesondere Syrer ha ben sich in den Jahren seit 2015 am Wiener Brunnenmarkt niedergelassen, Wohnungen bezogen und Marktstände übernommen. Ein Phänomen, das in vielen europäischen Groß städten auftritt und die Segregation einzel ner Gruppen befördert. Wie kann man die Entstehung von Parallelgesellschaften erklä ren? Was fördert und was hemmt die Segre gation einzelner Migrantengruppen? Und was können alle dazu beitragen, dass kein Nebeneinander, sondern ein Miteinander entsteht? ZUSAMMEN:ÖSTERREICH war dazu vor Ort am Wiener Brunnenmarkt und hat mit Flüchtlingen sowie Experten aus Theorie und Praxis gesprochen – nachzu lesen in der Titelgeschichte ab Seite 6.
„NICHT BLOß HIER LEBEN, SONDERN DAZUGEHÖREN!“ 06 TITELGESCHICHTE.
Auf Seite 30 berichten wir zudem über eine neue Studie des IslamismusExperten Heiko Heinisch, der den Einfluss von Wiener Moscheen auf die Integration untersucht hat.
Ansichtssache: Rasha Corti (im Bild links) kam 2009 aus Syrien nach Österreich. Warum sie es so wichtig findet, dass sich Syrer und auch andere Migranten auf die österreichische Gesellschaft einlassen, hat sie ZUSAMMEN:ÖSTERREICHRedakteurin Aleksandra Klepić erzählt.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und freuen uns über Ihre Meinung, Kritik, Lob und kostenlose Abo-Bestellungen unter magazin@integrationsfonds.at.
Die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH-Redaktion v. l. n. r.: Ebru Erkut, Julian Unger, Kristin Längle, Michaela Reisinger, Franziska Micheler, Roland Goiser, Aleksandra Klepić, Christine Sicher
Warum sich viele Zuwanderer beim Deutschlernen schwertun und lieber unter Landsleuten bleiben – und was getan werden kann, um Parallelgesellschaften zu vermeiden.
06 12 16
PROBLEME ANPACKEN. TIPPS FÜR STADT UND GEMEINDE. Experten geben Anregungen für Herausforderungen vor Ort. PERSPEKTIVEN INTEGRATION. GEWALT GEGEN FRAUEN. Aktuelle Integrationsthemen aus Expertensicht. Ehrensache: Der Pensionist Alfred Oswald engagiert sich als Rettungsfahrer beim Roten Kreuz. Anders als in seinem früheren Beruf hat er dort regelmäßig Kontakt mit Zuwanderern – und schätzt es, dass sich immer mehr von ihnen freiwillig einbringen.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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›› I NH A LT MENSCHEN UND PROJEKTE Migration, Integration und Zusammenleben
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GEMEINDEPROJEKT. EINE GLÄNZENDE IDEE. CARamel, die erste soziale Autoreinigung Wiens, bietet Arbeitsplätze und Sprachförderung für geringqualifizierte Flüchtlinge. 5 FRAGEN AN ONUR YAVUZ. WARUM ICH MICH ENGAGIERE. Was der Integrationsbotschafter mit türkischen Wurzeln jungen Menschen mit auf den Weg geben will. WERTE VERMITTELN. WORKSHOPS FÜR DEUTSCHTRAINER. Der ÖIF bereitet auf die Vermittlung von Werte- und Orientierungswissen im Deutschkurs vor. FORSCHUNGSBERICHT. WAS PASSIERT IN WIENER MOSCHEEN? Der Historiker Heiko Heinisch analysiert den Einfluss von Moscheen auf die Integration.
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Glaubenssache: Pfarrer Georg Fröschl hat uns verraten, was er an der Zusammenarbeit mit Kaplan Samuel Kiprugut aus Kenia besonders schätzt.
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RUBRIKEN Wissenswertes, Service und Unterhaltung
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I M P R E SSUM
ÖIF-ANGEBOT. ÖSTERREICHWEITE VERTIEFUNGSKURSE.
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TIPPS FÜR LEHRER. LERN- UND UNTERRICHTSMATERIALIEN.
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WORTWANDERUNG. BEGRIFFE MIT MIGRATIONSHINTERGRUND.
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INTEGRATION AKTUELL. NEUES VOM ÖIF.
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FORSCHUNG AKTUELL. INFOS UND TIPPS.
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RÄTSEL. RATESPASS MIT GEWINNSPIEL.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Vertrauenssache: Die Salzburger „chance Agentur“ unterstützt Jugendliche mit Buddies beim Abschluss einer Lehre. Die gleichaltrigen Buddies helfen mit Rat und Tat – und zeigen den Wert eines Lehrabschlusses auf.
Medieninhaber, Herausgeber und Redaktionsadresse: Österreichischer Integrationsfonds, Schlachthausgasse 30, 1030 Wien, Tel.: +43/(0)1/710 12 03, Fax: +43/(0)1/710 12 03-500, mail@integrationsfonds.at Chefredakteur: Mag. Roland Goiser, roland.goiser@integrationsfonds.at Leitende Redakteurin: MMag. Franziska Micheler, franziska.micheler@integrationsfonds.at Chefin vom Dienst: Mag. Kristin Längle, MAS; kristin.laengle@integrationsfonds.at Redaktion: Aleksandra Klepić, B.phil.; Michaela Reisinger, BA; Mag. Christine Sicher; Mag. Julian Unger, MA; Johannes Wagner; Marketing: Ebru Erkut, MA; Produktion und Anzeigen: STYRIA CONTENT CREATION GMBH & CO KG, Ghegastraße 3, Top 3.1, 1030 Wien, www.styriacontentcreation.com Geschäftsführung: Mag. Alexis Johann, Eva Maria Kubin, MA Artdirektion: Mag. Nina Ullrich Projektleitung: Brigitte Fuchs Grafik: Bozica Miloseska Anzeigenverkauf: Karl Hedschet, Harald Kuso Korrektur: Mag. Birgit Forst Produktion: Styria Media Design GmbH & Co KG, www.m-4.at Hersteller: Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Wiener Straße 80, 3580 Horn. Die Artikel von Gastautorinnen und -autoren drücken deren persönliche Meinung aus und müssen nicht den Positionen des Österreichischen Integrationsfonds entsprechen. Seiten, die mit „Werbung“ oder „Advertorial“ gekennzeichnet sind, sind entgeltliche Einschaltungen gemäß § 26 Mediengesetz. Alle Rechte vorbehalten, auch die Übernahme, vollständige oder auszugsweise Weiteroder Wiedergabe, gem. § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz.
FOTOS: ÖIF/UNGER, FRANZ WEINGARTNER
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I N T E G R AT I O N I N Z A H L E N
LE SE R B R I E FE
Leser antworten …
PERSONEN mit ausländischem Geburtsort wohnen in Wien, das sind rund 35 Prozent der Gesamtbevölkerung des Bundeslandes. Die wenigsten im Ausland geborenen Personen leben im Burgenland, wo ihr Anteil rund 11 Prozent beträgt.
… auf ZUSAMMEN:ÖSTERREICH 3/2017: Bildung ist Zukunft
PERSONEN mit Wurzeln in Afghanistan leben derzeit in Österreich. Damit sind sie vor den Syrern (41.700) die größte Gruppe, die seit 2015 nach Österreich gekommen ist.
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PROZENT
der Frauen mit Migrationshintergrund in Österreich sind erwerbstätig. Türkischstämmige Frauen haben eine Erwerbstätigenquote von nur 42 Prozent, bei den Österreicherinnen liegt diese bei rund 71 Prozent.
S S i e uc h r e i b e n M e i n n s I h re ma ung an i n t e gg a z i n @ r f o n da t i o n s s.at
PROZENT
der Österreicher finden es laut einer GfK-Umfrage besonders hinderlich für die Integration, wenn Zuwanderer auch in Österreich nur mit Menschen aus ihren Herkunftsländern verkehren.
aller Hauptschüler in Wien hat eine andere Umgangssprache als Deutsch. An Gymnasien ist ihr Anteil im Gegensatz dazu deutlich niedriger und beträgt dort nur etwas mehr als ein Drittel.
I N T E G R AT I O N …
… bedeutet für mich, offen zu sein und aktiv den Kontakt mit Österreicherinnen und Österreichern zu suchen. Jaafar Bambouk stammt aus Syrien und lebt seit 2014 in Österreich. Er ist Student und Integrationsbotschafter bei ZUSAMMEN:ÖSTERREICH.
Anregungen für den Deutschunterricht Immer wieder entdecke ich tolle Gedanken, interessante Ideen und Anregungen zum Deutschlernen für Migranten und vor allem für Kinder. Diesmal fand ich die Vorlesebücher für Kinder sehr hilfreich, denn Märchen und Kurzgeschichten regen die Fantasie an und ermöglichen das Lernen mit allen Sinnen. Es macht den Kindern Freude, die Sprache spielerisch zu lernen. Toll! Valentyna Kuen, Innsbruck Wertvolle Unterstützung im Berufsalltag Ich danke euch für die tolle Zeitschrift, die für meine berufliche Tätigkeit als Migrations- und Integrationsbeauftragte im Krankenhaus eine wertvolle Unterstützung bietet. Katharina Franz, Braunau Kinderbuch gewonnen Vielen herzlichen Dank für das Buch „Schau, ein Kakadu“! Ich werde es gleich in der Schule im Unterricht für Deutsch als Zweitsprache einsetzen. Elisabeth Gradinger, Riedau
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SCHWERPUNKT: PARALLELGESELLSCHAFTEN VERMEIDEN
Titelgeschichte
Syrer Hassan Bernie wünscht sich mehr Kontakt zu Einheimischen. Fremdenführerin Rasha Corti ermutigt ihn, aktiv auf Österreicher zuzugehen.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
SCHWERPUNKT: PARALLELGESELLSCHAFTEN VERMEIDEN
Titelgeschichte
E
ine Melange und einen schnellen Espresso, bitte“ – Rasha Corti weiß, ihr Gegenüber hat es eilig. „Gleich kommt meine Lieferung“, erklärt Hassan Bernie. Der Syrer hat seit 2013 einen Lebensmittelstand am Wiener Brunnenmarkt. In der Konditorei, die nur ein paar Schritte von seinem Stand entfernt ist, war der Mann aus Damaskus aber trotzdem noch nie. „Das versteh ich nicht! Gut, dass wir das heute nachholen“, lacht Corti, die 2009 selbst aus dem syrischen Rakka nach Wien kam. Hier engagiert sie sich nun für die Integration ihrer Landsleute und will ihnen die österreichische Kultur näherbringen.
I NTE G R AT I O N I N Ö S T E R R E IC H
„Nicht bloß hier
leben, sondern dazugehören!“
TEXT
Aleksandra Klepic´, Franziska Micheler, Roland Goiser
FOTO: WWW.WEINFRANZ.AT
Warum sich viele Zuwanderer beim Deutschlernen besonders schwertun und stattdessen lieber unter Landsleuten bleiben? ZUSAMMEN:ÖSTERREICH hat sich dafür in der syrischen Community am Wiener Brunnenmarkt umgehört und Experten gefragt, was getan werden kann, um Parallelgesellschaften zu vermeiden.
LEBEN IN „KLEINSYRIEN“ Hassan Bernie ist einer von mehr als 41.000 Syrern, die derzeit in Österreich leben – ein Großteil von ihnen in Wien. In den vergangenen Jahren haben sich viele als Händler am Brunnenmarkt in WienOttakring niedergelassen – so wie vor Jahrzehnten einst Migranten aus Ex-Jugoslawien und der Türkei. „Bisher gab es am Brunnenmarkt überwiegend Türken, doch heute stehen hinter den Ständen vielfach syrische Verkäufer – da gibt es dann Kichererbsen, Rosenwasser oder syrische Sandwiches“, erzählt Corti. „Viele haben sich hier eine Art ‚Kleinsyrien‘ aufgebaut“, erklärt die Österreicherin mit syrischen Wurzeln. „Eine Entwicklung, die man kritisch
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SCHWERPUNKT: PARALLELGESELLSCHAFTEN VERMEIDEN
Titelgeschichte
Auf dem Markt kommt Corti oft mit Migranten ins Gespräch und motiviert sie, sich zu engagieren.
WIE VERBUNDEN FÜHLEN SICH FLÜCHTLINGE MIT ÖSTERREICH?
Wenn Sie an Österreich und an Ihr Geburtsland denken, fühlen Sie sich … sehr/eher Österreich verbunden
beiden gleich verbunden
sehr/eher Geburtsland verbunden
keine Angabe
AFGHANISTAN
51
20
29
1
IRAK
42
22
35
SYRIEN
24 0 %
25 20 %
49 40 %
2 60 %
Angaben in Prozent. Abweichungen von 100 = Rundungsdifferenz
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
80 %
100 %
QUELLE: FILZMAIER, PETER. PERLOT, FLOOH. MUSLIMISCHE GRUPPEN IN ÖSTERREICH. S. 21
Im Zuge der Flüchtlingsbewegungen sind seit 2015 zahlreiche Menschen aus dem Nahen Osten nach Österreich zugewandert.Viele von ihnen fühlen sich jedoch noch stark mit ihrem Herkunftsland verbunden.
betrachten muss. Viele Syrer hier haben großteils arabischsprachige Nachbarn, syrische Kunden sowie Geschäfte. Für sie gibt es kaum einen Grund, Deutsch zu lernen oder sich auf die österreichische Gesellschaft einzulassen. Sie können einfach so weiterleben wie in unserem Herkunftsland“, resümiert Corti. Das will die gebürtige Syrerin ändern. Sie engagiert sich und besucht gemeinsam mit Flüchtlingen und Zuwanderern Museen, Theater oder Kaffeehäuser. „Wer hier seine Zukunft sieht, der sollte die Menschen und ihre Kultur auch verstehen“, erzählt die 35-Jährige.
PARALLELGESELLSCHAFT BEGÜNSTIGT RADIKALISIERUNG Dass sich Zuwanderer in bestimmten Stadtvierteln wie dem Wiener Brunnenmarkt niederlassen und damit oft unter sich bleiben, ist ein Phänomen, das in fast jeder größeren Stadt Europas auftritt,
FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT, DAVID AUSSERHOFER; ILLUSTRATION: MATTHIAS MOSER
INFO
SCHWERPUNKT: PARALLELGESELLSCHAFTEN VERMEIDEN
Titelgeschichte
EXPE R T E NM E I NUNG
Wann Parallelgesellschaften zum Problem werden Was man unter dem Begriff der Parallelgesellschaft versteht und unter welchen Bedingungen die Abkoppelung einer Teilgesellschaft das wohlfahrtsstaatliche Ideal europäischer Gesellschaften infrage stellt.
Segregation macht Migranten sozial und ökonomisch von ihrer eigenen Community abhängig.
weiß Ruud Koopmans, Professor für Soziologie und Migrationsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin. „Dies ist aus mehreren Gründen problematisch. Diese Segregation behindert die sprachliche Integration und macht Ruud Koopmans, Zuwanderer von andeMigrationsforscher ren Mitgliedern ihrer Community abhängig: zum Beispiel, was den Zugang zu Informationen oder auch den Einstieg am Arbeitsmarkt betrifft.“ Ein noch gewichtigeres Thema stelle die fehlende soziale Integration in die Gesamtgesellschaft dar, so Koopmans: „Durch die Abschottung einzelner Gruppierungen haben es radikale Hassprediger oft besonders einfach, Menschen zu mobilisieren. Innerhalb der eigenen Gruppe werden die jeweiligen Einstellungen oft nicht hinterfragt.“ Aufgrund religiöser Tabus und Vorbehalte gegen „Ungläubige“ würden gerade Migranten aus konservativ islamischen Kreisen bewusst auf Abstand zu den Einheimischen gehen.
EINFLUSS AUF DIE NÄCHSTE GENERATION Diese Abschottung sei nicht nur für die erste Generation an Flüchtlingen und Zuwanderern problematisch, sondern schade auch den Folgegenerationen, weiß Zana Ramadani, Buchautorin und ehemalige „Femen“-Aktivistin: „Wenn Eltern auch nach ihrer Ankunft in Österreich in der Gedankenwelt ihres Herkunftslandes
TEXT
Heinz Faßmann
Das Konzept der Parallelgesellschaft ist kein wissenschaftliches, denn es bleibt unscharf. Es beschreibt mit einer negativen Konnotation das Entstehen von Teilgesellschaften, die sich von einer Mehrheitsgesellschaft abkoppeln, eigene Institutionen aufbauen und deren Angehörige vollständig oder mehrheitlich nur untereinander interagieren. Die entscheidende Frage ist, ab welchem Ausmaß der Abkoppelung eine Parallelgesellschaft vorliegt, denn Gesellschaften sind und waren niemals einheitlich und sie haben immer entlang sozialer, kultureller oder geografischer Unterschiede Teilgesellschaften herausgebildet. Trotz dieser Bedenken hat der Begriff Karriere gemacht, denn er beschreibt bildhaft, was auch die Realität von Zugewanderten in einem gewissen Sinn kennzeichnet: So erfolgt Zuwanderung in die Communities der Zugewanderten einer Vorperiode, wo man ein Stück Heimat in der Fremde findet und einen leichteren Einstieg in ein neues Umfeld. Dahingehend sind „Parallelgesellschaften“ – wenn der Begriff Verwendung finden soll – normal und erwartbar. Problematisch wird es, wenn die ethnische Community für Jahrzehnte und Generationen die einzige soziale Bezugsgröße der Zugewanderten
darstellt. Alles spielt sich dann in der eigenen Community ab, auch bei Zugewanderten mit langer Aufenthaltsdauer. Sie haben ihre Interaktionen mit anderen Teilen der Gesellschaft auf ein Minimum beschränkt, leben segregiert im eigenen Stadtteil und bewegen sich nur selten hinaus. Wenn das der Fall ist, geht das wohlfahrtsstaatliche Ideal europäischer Gesellschaften verloren, bei denen Kohäsion und Solidarität einen hohen Stellenwert haben. So gesehen ist ein kritischer Blick auf die „Parallelgesellschaft“ berechtigt. Aber wir müssen konsequent sein: Wenn von Zugewanderten mehr Interaktion mit der Mehrheitsgesellschaft eingemahnt und religiös oder traditionell motivierte Selbstexkludierung kritisiert wird, muss man auch die Abkoppelung der vermögenden Mittel- und Oberschicht, die in eigenen Stadtteilen wohnt, ihre Kinder in Privatschulen schickt und den Kontakt zu anderen Teilen der Gesellschaft meidet, ebenso kritisieren. Denn sie passt genauso wenig zum Bild des sozialen Miteinanders.
Heinz Faßmann
ist Vizerektor der Universität Wien und Vorsitzender des Expertenrats für Integration.
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Titelgeschichte
K O MME N TA R
Von China Town bis Brunnenmarkt
Von Köksal Baltaci, Journalist Wenn es um Parallelgesellschaften in Europa geht, werden oft verharmlosende Vergleiche zu den USA gezogen: Dort gebe es ja auch Stadtteile wie Chinatown, die nicht als Gefahr, sondern als exotisch wahrgenommen würden. Was eine Mär ist, denn die Amerikaner sind keinesfalls so entzückt von ihren Parallelgesellschaften, die zweifellos als solche bezeichnet werden müssen – mit allen damit verbundenen Problemen, etwa den Sprachdefiziten der Bewohner und somit geringeren Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Dass sich die Amerikaner dieser Probleme nicht bewusst sind, ist ein in Europa entstandener Mythos. Wohl auch durch den Einfluss amerikanischer Filme, die es meisterhaft verstehen, Mythen aufrechtzuerhalten. Die Realität ist eine andere – das gilt für Chinatown in New York wie auch den Brunnenmarkt in Wien. Abschottung ist für Integration immer schädlich, weil sie Gelegenheiten für Begegnungen mit der restlichen Bevölkerung begrenzt. Der Staat muss und kann entgegenwirken: etwa durch eine kontrollierte Vergabe von Wohnungen, um eine Durchmischung aktiv zu fördern.
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FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT, MARC STICKLER, EVA GRABHERR/PRIVAT; ILLUSTRATION: MATTHIAS MOSER
Integrations-
Mitglied des Expertenrats verwurzelt bleiben, ist das maßnahmen für Integration: „Migranten für ihre Kinder fatal.“ müssen vermuss man vermitteln, dass Ramadanis Eltern wander Kontakt zur Aufnahmederten selbst vor 30 Jahren pflichtend gesellschaft ein Schlüssel für aus Mazedonien nach sein. Sonst die Integration ist. Dafür Deutschland ein. Während bleiben die gibt es zahlreiche Beispiele: ihr Vater schnell Fuß fasste, Leute in Wenn sie mit den Lehrern in kämpfte ihre Mutter mit ihren alten Kontakt treten, können sie dem neuen Leben im ihre Kinder besser unterWesten: „Das Leben in Regeln stützen. Wenn sie mit ihren Deutschland – mit all verhaftet. Zana Ramadani, Nachbarn sprechen oder seinen Freiheiten – hat sie sich in einem Verein engavöllig überfordert. Sie hat Frauenrechtsaktivistin gieren, finden sie schneller sich deshalb nur mit Mazedoniern getroffen und sich noch stärker im Stadtviertel oder in der Gemeinde als im Heimatland an gesellschaftlichen Anschluss.“ Um diese Vorteile für sie und religiösen Regeln orientiert, die sie selbst sowie die Erwartungshaltung der schon als kleines Mädchen dort mitbe- Gesellschaft zu vermitteln, sei auch die kommen hat“, schildert Ramadani. Dies österreichische Gesellschaft – vom Flüchthabe großen Einfluss auf ihre Erziehung lingsbetreuer, über ehrenamtlich Engagierte oder Nachbarn – gehabt. Aus Angst vor einer gefragt. Das brauche oft Zwangsheirat flüchtete Überwindung, so Grabherr: Ramadani mit 18 Jahren „Wo eine größere Gruppe in schließlich in ein Frauenein bestehendes soziales haus. Mittlerweile ist Zana Umfeld hinzukommt, löst Ramadani selbst Mutter das bei Ansässigen oft Vereiner kleinen Tochter. Für unsicherung und Rückzug sie ist klar: „Wenn wir aus“, erklärt die IntegratiEltern nicht dazu verpflichonsexpertin. Für ein gelunten, sich zu integrieren, genes Miteinander brauche bleiben sie in ihren alten es aber das aktive Zugehen Regeln verhaftet und geben Ich will Syrern aufeinander, stellt Grabherr diese auch an die nächste die österreiklar: „Konkret am BrunnenGeneration weiter. Kinder chische Kultur markt wäre es zum Beispiel sollen nicht bloß hier leben, näherbringen ein erster Schritt, als Syrer sie sollen dazugehören!“ und ihnen so bewusst in die österreiden Kontakt mit chische Konditorei zu gehen NOTWENDIGKEIT Österreichern VERMITTELN oder als Österreicher im Wie wichtig der Kontakt erleichtern. Gegenzug beim syrischen Rasha Corti, zu Österreichern für Marktstand einzukaufen. So Migranten im Alltag ist, Fremdenführerin kommt man in Kontakt – betont auch Eva Grabherr, aus Syrien das ist entscheidend!“
SCHWERPUNKT: PARALLELGESELLSCHAFTEN VERMEIDEN
Service
SERVICE & TIPPS
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Weitere Angebote und Informationen rund um das Thema Parallelgesellschaften finden Sie hier.
Integration heißt auch: Mit den Menschen ins Gespräch kommen – das müssen wir vermitteln.
VERPFLICHTENDE WERTEKURSE
Verpflichtende Integrationsmaßnahmen für Flüchtlinge sind in Österreich seit Sommer 2017 durch das neue IntegrationsEva Grabherr, gesetz vorgeschrieben. Expertenratsmitglied Für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte sind eine Integrationsberatung, ein Deutschkurs und ein Werte- und Orientierungskurs festgeschrieben. Rund 35.000 Flüchtlinge haben bisher österreichweit an einem dieser Kurse teilgenommen. Vermittelt werden darin die Grundlagen des Zusammenlebens in Österreich, von Rechtsstaatlichkeit, Frauenrechten und Meinungsfreiheit bis zur Mitwirkung der Eltern in der Schule oder auch den Umgangsformen und Bräuchen in Österreich. „Wir zeigen den Teilnehmern, dass ein erfolgreiches Leben in Österreich am allermeisten vom eigenen Engagement abhängt“, erklärt Trainerin Andrea Wimpissinger. „Dazu gehört auch, aus dem gewohnten Umfeld rauszugehen und mit Österreichern in Kontakt zu treten. Sonst wird man nie richtig in Österreich ankommen.“
KONTAKT AUFBAUEN Zurück am Brunnenmarkt wünscht sich auch Greißler Bernie mehr Kontakt zu Einheimischen: „Meine einzige österreichische Kundin ist eine alte Dame, die einmal die Woche Kondensmilch bei mir kauft. Auch außerhalb der Arbeit ergeben sich keine Freundschaften.“ Rasha Corti widerspricht: „Geh aktiv auf die Leute zu. Das ist der erste Schritt zum Dazugehören!“
In der Ausgabe der Reihe „Perspektiven Integration“ zum Thema Parallelgesellschaften befassen sich neun Experten mit dem Phänomen der Segregation, der Bildung von desintegrativen Milieus und der Frage, wann Parallelgesellschaften ein funktionierendes Zusammenleben in Frieden und Freiheit verhindern. Mit dabei sind Inputs von Migrationsforscher Ruud Koopmans, Politologin Elham Manea, den Sozialwissenschaftlern Necla Kelek und Rudolf Bretschneider oder dem Wirtschaftswissenschafter Gunnar Heinsohn.
Ne Aus ue gab der e Reih „Pe e rspe I n te k g ra t i ve n tion “!
Sie können die Ausgabe kostenlos nachlesen oder bestellen unter www.integrationsfonds.at/perspektiven.
Das A1-Lehrwerk „Deutsch in Alltag und Beruf“ vermittelt österreichisches Standarddeutsch sowie Landeskunde für das Leben und Arbeiten in Österreich. Kostenlose Videos und Zusatzmaterialien, die online abrufbar sind, ergänzen das Angebot. Zu bestellen unter www.sprachportal.at Deutsch lernen Kostenpflichtige Materialien Kursbücher mit Österreich Schwerpunkt.
Das Buch „Assimilation oder Multikulturalismus? Bedingungen gelungener Integration“ von Migrationsforscher Ruud Koopmans gibt Antwort auf die Frage, wovon es abhängt, ob Zuwanderung in erfolgreiche Integration oder in segregierte Parallelgesellschaften mündet. www.lit-verlag.at
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SCHWERPUNKT: PARALLELGESELLSCHAFTEN VERMEIDEN
Integrations-Ratgeber
Sie s in I n te g d i n d e ra t i o r a b ra u k t i v u n d n U n te c h e n d a b rstüt z u n ge i ? S
Tipps für Stadt und Gemeinde Sie engagieren sich für Flüchtlinge und Zuwanderer? Trotzdem hakt es bei deren Integration? Schildern Sie uns Ihre Probleme und Erfahrungen. Zwei Experten geben Ihnen konkrete Anregungen für Ihre Herausforderungen vor Ort. TEXT
Aleksandra Klepic´
Was tun, wenn man sich in der Nachbarschaft unsicher fühlt? Eine pensionierte Krankenschwester aus Wien beobachtet, dass jugendliche Flüchtlinge oft vor ihrer Unterkunft sitzen und lärmen:
„Ich bemerke seit einiger Zeit, dass in meiner Straße jugendliche Flüchtlinge aus dem Wohnheim gegenüber auf den Parkbänken herumlungern. Dabei wird es oft sehr laut. Man kann nicht sagen, ob sie dann streiten oder einfach laut miteinander reden. Ich fühle mich dadurch nicht mehr so sicher wie früher. Wie kann ich darauf reagieren?“ M. F., 65 Jahre ehemalige Krankenschwester
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
FRIEDRICH KOVAR ist Referent für
Menschenrechte in der Landespolizeidirektion Wien und maßgeblich am Projekt „Polizei.Macht.Menschen.Rechte“ beteiligt. 2015 baute er zwei Flüchtlingsunterkünfte für insgesamt 1.500 Menschen auf.
TIPPS VON FRIEDRICH KOVAR:
1. Benennen Sie das Problem genauer Gefühle wie Unsicherheit oder Angst muss man in jedem Fall ernst nehmen. Beobachten Sie die Situation und hinterfragen Sie, was genau bei Ihnen Unbehagen auslöst: Verunsichert Sie eher der Lärm an sich, die Herkunft der Jugendlichen und die damit verbundenen kulturellen Unterschiede oder dass Sie das Verhalten der jungen Leute nicht einschätzen können? Je klarer und sachlicher Sie benennen können, was für Sie nicht o.k. ist, desto eher können Lösungen gefunden werden. 2. Binden Sie die Betreuer ein Suchen Sie das Gespräch mit den Betreuern der Burschen oder der Heimleitung
und erklären Sie, welche Verhaltensweisen sich störend auf die Nachbarschaft auswirken. Die Betreuer können als Vermittler auftreten und den Jugendlichen klarmachen, dass ihr Verhalten andere stört und sie für ein gutes Zusammenleben Rücksicht auf die Anrainer nehmen müssen. 3. Suchen Sie das Gespräch Möglicherweise fühlen Sie sich auch sicher genug, bei einem gemeinsamen Gespräch mit den Betreuern und den Jugendlichen dabei zu sein? Dabei können Sie nochmals sachlich und bestimmt erklären, wie Sie sich eine gute Nachbarschaft und ein respektvolles Verhalten in der Öffentlichkeit vorstellen. Diese mahnenden Worte braucht es ab und zu bei allen Jugendlichen – egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund. 4. Reden Sie mit dem Grätzlpolizisten Wussten Sie, dass es in jeder Polizeiinspektion sogenannte Grätzlpolizisten gibt, die im Rahmen der Initiative GEMEINSAM.SICHER auch in engem Austausch mit den Flüchtlingsunterkünf Flüchtlingsunterkünften des Bezirks stehen? Informieren Sie sich, welcher Beamte in Ihrem Viertel dafür zuständig ist. Das Gespräch mit dem Grätzlpolizisten kann Ihre Unsicherheiten und Ängste vielleicht mindern. Außerdem kann der Grätzlpolizist Ihre Bedenken an die Jugendlichen und die Heimleitung weiterleiten. 5. Rufen Sie im Ernstfall die Polizei Kommt es jedoch zu einer bedrohlichen Situation oder gar einem körperlichen Übergriff, rufen Sie bitte in jedem Fall die Polizei. Jugendliche müssen begreifen, dass ein solches Fehlverhalten nicht toleriert wird und rechtliche Konsequenzen haben kann. Vor allem, wenn sie aus einem anderen kulturellen Umfeld kommen, ist es wichtig, dass sie die Grenzen ihres Handelns kennen lernen.
FOTOS: STANISLAV JENIS, HELGE BAUER
P R O B L E M E A N PA C K E N
chreib en S integ rmagazin@ie an at i o n s f o n d s. at .
SCHWERPUNKT: PARALLELGESELLSCHAFTEN VERMEIDEN
Integrations-Ratgeber
teil. Informieren Sie Ehrenamtliche also über anstehende Ereignisse und bitten Sie diese, ihre Schützlinge mitzunehmen.
MARIKA GRUBER ist Projektleiterin im
Lehr- und Forschungsbetrieb der FH Kärnten, Trainerin für Integrationsarbeit auf kommunaler Ebene und Autorin der Bücher „Integrationspolitik in Kommunen“ (2010) und „Praxishandbuch – Integration im ländlichen Raum“ (2013).
Was tun, damit sich Zuwanderer besser in die Gemeinde integrieren? Ein Bürgermeister bedauert, dass in seiner Gemeinde viele Zuwanderer und Flüchtlinge kaum an gemeinsamenVeranstaltungen teilnehmen:
„In unserer Gemeinde leben viele Zuwanderer und Flüchtlinge sehr zu rückgezogen und bleiben eher unter sich. Auf Feuer wehrheurigen, Fußball turnieren oder Gemeinde festen sehe ich sie kaum. Wie können wir es schaffen, dass auch sie zum Eisstockschießen mitkommen oder beim gemeinsamen Erntedank fest dabei sind?“ E. 0., 55 Jahre Bürgermeister
TIPPS VON MARIKA GRUBER:
1. Begrüßen Sie neue Bewohner Zuwanderer und Flüchtlinge nach ihrer Ankunft in der Gemeinde offiziell zu begrüßen, schafft die Basis für ein gutes Zusammenleben. Am besten veranstalten Sie einen Infoabend oder bieten einen gemeinsamen Spaziergang durch den Ort an, bei dem Sie die wichtigsten Einrichtungen der Gemeinde vorstellen. Wenn sich der Bürgermeister oder ein Vertreter der Gemeinde persönlich Zeit dafür nimmt, Neuankömmlinge in seiner Gemeinde zu begrüßen, wirkt das sehr vertrauensbildend. Formulieren Sie gleichzeitig auch Ihren Wunsch bzw. Ihre Erwartungshaltung, dass Zuzügler aktiv am Gemeindeleben teilnehmen und sich einbringen. 2. Binden Sie Ehrenamtliche ein Ehrenamtliche und freiwillig Engagierte spielen gerade in den Regionen eine besondere Rolle bei der Integration, da sie durch ihre Arbeit im Rahmen von Deutschkursen oder anderen sozialen Aktivitäten in Flüchtlingsunterkünften direkten Kontakt mit Flüchtlingen und anderen Zuwanderern haben. Nutzen Sie das Potenzial dieser Multiplikatoren. Wenn Zugewanderte bereits eine Ansprechperson in der Gemeinde haben, nehmen sie gemeinsam mit dieser auch eher an Festen
3. Finden Sie Brückenbauer Gewinnen Sie Menschen mit Migrationshintergrund für die Integrationsarbeit in der Gemeinde – als Haupt- oder Ehrenamtliche. Diese tragen dazu bei, sprachliche Barrieren schneller zu überwinden und schaffen eine Brücke zwischen kulturellen Unterschieden bzw. können diese erklären. Darüber hinaus können sie Neuankömmlingen zeigen, wie man sich in der Gemeinde einbringen kann und verstehen es oft sehr gut, vermeintliche Hemmungen zu nehmen. 4. Fördern Sie freiwilliges Engagement Zeigen Sie Zuwanderern Möglichkeiten zur Mitgestaltung in der Gemeinde auf – sei es in der Pfarre, in örtlichen Vereinen oder durch die Mitarbeit bei Veranstaltungen der Gemeinde. Sprechen Sie auch in der Region ansässige Betriebe an, Praktika anzubieten. Dadurch können Flüchtlinge konkrete Arbeitserfahrung sammeln und wichtige Kontakte zu Österreichern knüpfen. Auch das unterstützt das Zugehörigkeitsgefühl zur Gemeinde. 5. Informieren Sie und seien Sie offen Geben Sie Zuwanderern einen Überblick über das Zusammenleben in der Gemeinde und betonen Sie, was Ihnen dabei wichtig ist: zum Beispiel zu grüßen und stets respektvoll miteinander umzugehen. Auch auf Werte wie Meinungsfreiheit und demokratische Mitbestimmung können Sie dabei eingehen. Seien Sie auch offen für die Kulturen der Zuwanderer und finden Sie einen wertschätzenden Umgang auf Augenhöhe. Laden Sie etwa zur Organisation gemeinsamer Feste, an denen alle – unabhängig von etwaigen Glaubensregeln – teilnehmen können.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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lternvereine
österreichischer dachverband für pflichtschulen
KEINE SCHULGEMEINSCHAFT OHNE ELTERNVEREIN. Damit die Interessen der Eltern in den Schulen noch besser vertreten werden können, sollen bis 2020, dem 100. Gründungsjahr der ersten österreichischen Elternvereine, mit Unterstützung der Landesverbände auch an noch nicht organisierten Schulen aktive Elternvereine entstehen und zu wirken beginnen.
GRÜNDEN SIE EINEN ELTERNVEREIN! Für den Vorstand empfehlen wir die Mitarbeit von sechs Personen: jeweils zwei für den Vorsitz, die Kassa und die Schriftführung. Laut Vereinsgesetz müssen darüber hinaus mindestens zwei RechnungsprüferInnen gewählt werden. Jede/r kann und soll mitmachen, niemand wird ausgeschlossen! KlassenelternvertreterIn und Mitglied bzw. FunktionärIn eines Elternvereins kann jede/r Obsorgerberechtigte sein, die/der ein Kind an der Schule hat.
Weil im Verband vieles leichter geht, ist die Mitgliedschaft im jeweiligen Landesverband ein großes Plus für den Elternverein.
WAS MACHT DER ELTERNVEREIN? Er vertritt die Interessen der Vereinsmitglieder, also der Eltern und Obsorgeberechtigten, an der Unterrichts- und Erziehungsarbeit der Schule. Der Elternverein organisiert u.a. Informationsabende, Schulfeste, Bücherbasare, einen günstigen Schulfotografen, die Schulmilchaktion, unterstützt LehrerInnen und Schulleitung bei der Durchführung von Unterrichtsprojekten, ist auch im Umfeld der Schule aktiv und braucht daher viele helfende Hände.
Unter dem Motto „Beteiligung macht Schule – es gibt viel zu tun!“ unterstützen starke, gut vernetzte Landesverbände Eltern bei der Gründung und Führung von Elternvereinen.
Karl Dwulit Vorsitzender des Österreichischen Verbandes der Elternvereine an öffentlichen Pflichtschulen
Sie wollen auch aktiv werden? Infos unter www.elternverein.at
WERBLICHE EINSCHALTUNG
VISION 2020
Ein Elternverein ist die Interessenvertretung aller Eltern und Obsorgeberechtigten, eine „Elterngewerkschaft“ mit eigenständiger, unabhängiger Rechtspersönlichkeit, in der alle Erziehungsberechtigten einer Schule und die gewählten KlassenelternvertreterInnen – die BetriebsrätInnen“ der Eltern – aktiv mitwirken und ihre Initiativen koordinieren.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Werte und Orientierung
Info
ÖS T E R R E I C H WE I T E V E R T I E F U N G S K U R S E
Wissen für das Leben in Österreich
Fü we i t r e r m a re tion en w
: w integ r ationsw. f we r t e o n d s. a t kurse /
Aufbauend auf den Werte- und Orientierungskursen informiert der ÖIF Flüchtlinge und Zuwanderer in Vertiefungskursen näher über Themen wie Beruf, Frauen, Kultur oder Sicherheit. In den ÖIF-Vertiefungskursen setzen sich Flüchtlinge und Zuwanderer mit zentralen Themen des Lebens in Österreich auseinander.
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elche Rechte Frauen in Österreich haben, wie der Arbeitsmarkt funktioniert, wann man die Polizei ruft oder was man für einen Arztbesuch braucht, sind wichtige Fragen für die Integration in Österreich. Aufbauend auf den Werte- und Orientierungskursen, die Flüchtlingen einen Überblick über die Werte und Regeln des Zusammenlebens vermitteln, bietet der ÖIF Vertiefungskurse zu den Themen Arbeit und Beruf, Frauen, Gesundheit, Umwelt und Nachbarschaft, Kultur und Gesellschaft
sowie Sicherheit und Polizei an. Flüchtlinge, aber auch Zuwanderer und Menschen mit Migrationshintergrund erhalten darin vertiefende Informationen zu wichtigen Lebensbereichen. Für eine anschauliche Vermittlung erarbeitete der ÖIF die Kursinhalte mit Partnern wie dem AMS, der Polizei oder dem Demokratiezentrum Wien.
RICHTIG BEWERBEN LERNEN Der Vertiefungskurs zum Thema Arbeit und Beruf zählt zu den meistbesuchten:
„Die Teilnehmer sind sehr motiviert und wollen Arbeit finden“, erzählt ÖIFKursleiterin Emilia Kärkkäinen. „Worauf es beim Erstellen eines Lebenslaufs ankommt, müssen die meisten aber von Grund auf lernen.“ Auch beim Bildungssystem gebe es viel Erklärungsbedarf: „Kaum ein Teilnehmer weiß, was eine Lehre ist“, so Kärkkäinen. In den Vertiefungskursen wird in Kleingruppen gearbeitet – Informationen werden auch spielerisch vermittelt und praxisnah gestaltet. „In die Kurse zum Thema Sicherheit laden wir etwa uniformierte Polizisten ein. Die Teilnehmer haben so einen persönlichen Kontakt – das baut Berührungsängste ab.“
Die Vertiefungskurse des ÖIF zu den Themen Arbeit und Beruf, Frauen, Gesundheit, Umwelt und Nachbarschaft, Kultur und Gesellschaft sowie Sicherheit und Polizei werden kostenlos in ganz Ös terreich angeboten und stehen allen Ziel gruppen offen. www.integrationsfonds.at/ wertekurse.
KURZ GEMELDET
FOTO: ÖIF/WAGNER
HILFE BEI ZWANGSHEIRAT
Der Wiener Verein „Orient Express“ ist eine Anlaufstelle für junge Frauen, die von Zwangsheirat oder Verschleppung bedroht sind. Zudem werden Frauen aus arabischsprachigen Ländern und der Türkei bei familiären Problemen beraten. www.orientexpress-wien.com
BERUFSCHANCE FÜR FLÜCHTLINGE
Das Programm MORE THAN ONE PERSPECTIVE bereitet geflüchtete Akademiker durch Trainings und Mento ring auf den Jobeinstieg vor. Interessierte können sich bis Februar für den nächsten Durchgang bewerben – auch Mentoren werden laufend gesucht. www.mtop.at.
NEUE FRAUENBERATUNGSSTELLE
Der Diakonie Flüchtlingsdienst hat in Wien eine neue Beratungsstelle für geflüchtete Frauen in der Grundversorgung eröffnet. Sie erhalten dort Dolmetsch gestützte Beratung zu Themen wie Asyl, Bildung, Beruf, Gesundheit oder Hilfe bei Gewalt. www.fluechtlingsdienst.diakonie.at
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Perspektiven Integration
MEI NU N G E N & S I C H T W E I S E N
Frauen als Opfer: Wege aus der Gewalt Die ÖIF-Interviewreihe „Perspektiven Integration“ präsentiert verschiedene Blickwinkel zu aktuellen Integrationsfragen. Die fünfte Ausgabe widmet sich dem Thema Gewalt gegen Frauen im Kontext von Migration. Hier zentrale Positionen von Naila Chikhi vom deutschen Verein Terre de Femmes und Jasmin El-Sonbati, Lehrerin und Aktivistin für einen liberalen Islam.
Gewalt gegen Frauen kann psychisch durch Drohen, Beleidigen, Demütigen oder Stalken ausgeübt werden. Vergewaltigung oder (Zwangs-)Prostitution zählen zur sexualisierten Form, während ökonomische Gewalt etwa durch Arbeitsverbot oder -zwang, Kontrolle der Finanzen oder Frauenhandel ausgeübt wird. Frauen, die von ihrem sozialen Umfeld, also Familie oder Freunden, isoliert werden, sind von sozialer Gewalt betroffen. All diese Formen werden „geschlechtsspezifisch“ genannt, weil nur Frauen aufgrund ihres Geschlechts betroffen sind, die Taten fast ausschließlich von Männern verübt und durch die Geschlechterungleichheit in Gesellschaften begünstigt werden. Die verbreitetste Form der Gewalt gegen Frauen ist häusliche Gewalt. Sie wird oft durch Verwandte oder Partner ausgeübt, um unter anderem Macht zu demonstrieren. Weltweit ist die Genitalverstümmelung von Mädchen immer noch verbreitet, etwa in Teilen Afrikas. Sind auch Mädchen in Europa betroffen?
Bedauerlicherweise sind Fälle von Genitalverstümmelung auch in Europa bekannt. Aktuell sind mehr als 180.000 Mädchen und Frauen in Europa dem
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integ www. ra t i per sponsfonds. a ektiv en t/
Gewalt gegen Frauen darf weder ignoriert noch geduldet werden. Solidarität und Zivilcourage sind gefragt. Naila Chikhi, Referentin bei „Connect“, Verein Terre de Femmes
Risiko einer Genitalverstümmelung ausgesetzt. Dass diese über nationale Grenzen hinweg verbreitet ist, macht eine internationale Zusammenarbeit unerlässlich. Kernelement der Prävention ist dabei immer die Aufklärung und Sensibilisierung. Was können wir tun, um Gewalt gegen Frauen zu verhindern?
Die Politik, gesellschaftliche Akteure
genauso wie jeder einzelne Bürger können Gewalt gegen Frauen Einhalt gebieten, aber vor allem vorbeugen. Schon im frühen Alter in den Bildungsstätten muss die Gleichberechtigung der Geschlechter vermittelt werden. Das Lehrpersonal sollte sensibilisiert werden, um zum Beispiel Mobbing von Mädchen früh zu erkennen und mit den Schülern und Eltern zu thematisieren. Sexistische Situationen trifft man täglich, auf der Straße oder in den Medien – man ist fast daran gewöhnt. Gewalt gegen Frauen darf aber weder ignoriert noch geduldet werden. Hier sind eine solidarische Haltung und Zivilcourage gefragt.*
*Auszug aus dem Interview. Für das gesamte Interview mit Naila Chikhi siehe Info unter „Service“.
Naila Chikhi ist Referentin bei „Connect“, einem Projekt des deutschen Vereins Terre de Femmes, das weibliche Flüchtlinge bei ihrem Integrationsweg begleitet und dabei unterstützt, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.
FOTOS: TERRE DE FEMMES, ZYTGLOGGE VERLAG
Welche Formen von Gewalt gegen Frauen gibt es?
Alle A nach usgabe n lese n un te r
MENSCHEN UND PROJEKTE
Perspektiven Integration
Wichtig ist, dass Mädchen und Frauen ganz klar über ihre Rechte informiert sind. Jasmin El-Sonbati, Lehrerin und Aktivistin für einen liberalen Islam
Wo bzw. wie erleben Frauen in Europa Gewalt am häufigsten? Zu Hause? Am Arbeitsplatz? Von ihrem Partner, ihren Eltern, ihren Vorgesetzten?
Wohl an all diesen Orten, aber auf unter schiedliche Weise. Als Muslimin und Migrantin habe ich auf Formen von Gewalt, die sozusagen „aus meiner Ecke“ kommen, ein besonderes Augenmerk. Im familiären Kontext sind Frauen und Mädchen, Buben weniger, die ersten Opfer von Gewaltanwendung. Ursache ist nicht unbedingt die Religion, sondern die männerdominierte Struktur der Familie. In traditionellen Familien kann auch psychischer Druck ausgeübt werden. Es wird von Mädchen verlangt, sich „islamkonform“ bzw. gemäß den Sitten des Herkunftslandes zu kleiden und zu benehmen. Das kann zu großem seelischem Leid führen, denn die Mädchen leben in zwei Welten und können sich nicht entfalten. Welche Frauen sind besonders gefährdet?
Bei der Gewalt gegen Frauen erlebe ich keine ethnischen Unterschiede. Öster reicherinnen suchen genauso Schutz in Frauenhäusern, weil sie sich vor ihren schlagenden Partnern retten wollen. Ich glaube auch nicht, dass uns die „Ethni sierung“ des Problems in der Lösung weiterbringt. Gewalt gegen Frauen, Mädchen und Kinder ist gegen das Gesetz. Natürlich können Menschen in einem Abhängigkeitsverhältnis leichter Opfer von Gewalt werden. Oder Frauen, die in einer patriarchalen Struktur leben. Ich habe in meinem beruflichen Umfeld, also in Schulen, jedoch auch Fälle von offensichtlich selbstbewussten europä ischen Müttern erlebt, die Opfer häus licher Gewalt geworden sind. Ich will damit sagen, dass die psychische
Disposition einer Frau dazu beitragen kann, in eine wehrlose Situation zu geraten. Deshalb ist es enorm wichtig, dass in unserer Gesellschaft alle Mädchen selbstbewusst aufwachsen und sich ihrer Rechte bewusst sind. Natürlich auch die Buben. Zwangsehen haben in Europa zuletzt wieder zugenommen. Wie können sich Frauen dagegen wehren?
Theoretisch gibt es Unterstützung, etwa Hotlines für Frauen in Not. Das sind wichtige Einrichtungen. Die Frage ist, ob sich Betroffene an diese Stellen wenden. Denn oft besteht ein Loyalitätsgefühl bei den Töchtern. Oder ganz einfach Angst. Wichtig ist, dass Mädchen und Frauen in Österreich ganz klar über ihre Rechte informiert sind. Selbstbewusste junge Frauen, die Ziele haben und ein selbst ständiges Leben führen wollen, werden sich nicht einfach verheiraten lassen. *
SERVICE
NACHLESEN ODER BESTELLEN Die Publikationsreihe „Perspektiven Integration“ des ÖIF liefert Expertenmeinungen zu aktuellen Integrationsthemen. „Presse“-Journalist Köksal Baltaci sprach für die Ausgabe zum Thema Gewalt gegen Frauen mit Naila Chikhi und Jasmin El-Sonbati sowie Emina Saric, Leiterin des Projekts „HEROES – Gegen Unterdrückung im Namen der Ehre“, Nahostkennerin Karin Kneissl, UN-Sonderbotschafterin Waris Dirie, Sibel Öksüz, Vorstandsmitglied des Vereins Orient Express, und Elisabeth Tichy-Fisselberger, Koordinatorin zur Bekämpfung des Menschenhandels im Integrationsministerium. Sie können die gesamte Ausgabe kostenlos bestellen unter www.integrationsfonds.at/ webshop. Weitere Ausgaben der „Perspektiven Integration“ sind den Themen Verschleierung im Islam, Islam europäischer Prägung, Menschen türkischer Herkunft in Österreich, Migration und Sicherheit sowie Parallelgesellschaften gewidmet.
*Auszug aus dem Interview. Für das gesamte Interview mit Jasmin El-Sonbati siehe Info unter „Service“.
Jasmin El-Sonbati, ist Vertreterin eines liberalen Islam, Gymnasiallehrerin, Initiatorin von „Offene Moschee Schweiz“ und Autorin der Bücher „Gehört der Islam zur Schweiz?“ und „Moscheen ohne Minarett“.
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Angebote für Schulen
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V O R Z E IG E P R OJ E K T
Ein Kumpel für die Lehre Die Salzburger „chance Agentur“ unterstützt Jugendliche mit Buddies beim Abschluss einer Lehre.
ÖSTERREICH SPIEGEL
ÖSTERREICHISCHES DEUTSCH
Hilfe von Jugendlichen für Jugendliche: Buddies helfen neuen Lehrlingen, sich zurechtzufinden.
Der „Österreich Spiegel“ ist eine Lehr- und Übungsunterlage für den Deutschunterricht. Das Verstehen der deutschen Sprache wird mit authentischen Zeitungsartikeln und Hörbeiträgen gefördert, zahlreiche Übungen in der Beilage können direkt in der Klasse eingesetzt werden. Die Herbstausgabe des „Österreich Spiegel“ befasst sich mit österreichischem Deutsch: Deutschlehrende und ihre Schüler werden dazu angeregt, sich mit der Vielfalt der deutschen Sprache und der österreichischen Standardvariante zu beschäftigen. Abo & Probeexemplar: Sie können den „Österreich Spiegel“ abonnieren oder sich ein Probeexemplar zuschicken lassen: www.integrationsfonds.at/ publikationen.
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Die duale Berufsausbildung kombiniert Praxis und Theorie. Die Buddies zeigen die Vorteile der Lehre auf.
in die Lehre Buddies ie man junge zur Seite gestellt. Diese Menschen nach kennen sich im Lehrbetrieb dem Lehrabbruch wieder ins Berufsbereits aus, unterstützen leben bringt, weiß Tina fachlich und beantworten Widmann vom BildungsFragen der Neulinge, etwa Tina Widmann, verein „chance Agentur“. auf welche Verhaltensweisen Wert gelegt wird. „Allein im letzten Jahr Geschäftsführerin der „Unser Konzept geht auf, haben 280 Lehrlinge in „chance Agentur“ weil Jugendliche lieber Salzburg ihre Lehre abgebrochen“, erzählt sie. „Danach wieder von Gleichaltrigen Rat annehmen. Außereine Ausbildung anzufangen, fällt vielen dem zeigen die Buddies den Wert der schwer – auch weil es an Selbstvertrauen dualen Berufsausbildung auf“, erklärt fehlt.“ In ihrer Agentur bekommen junge Widmann. Bei Lehrlingen mit MigraErwachsene durch Bewerbungstrainings, tionshintergrund hat sich das BuddySprachförderung und die Vernetzung mit System besonders bewährt: „Viele kämpfen Betrieben das Rüstzeug für einen gerade in der ersten Lehrzeit mit sprachWiedereinstieg. Die Unterstützung durch lichen Unsicherheiten und trauen sich nicht, Fragen zu stellen. Die Buddies zeigen Buddies ist jedoch Kern des Erfolgs. ihnen vor, wie’s geht.“
MIT BUDDIES BESSER DURCH DIE LEHRE So werden den Jugendlichen in der Berufsschule oder spätestens beim Start
KONTAKT: die chance Agentur gemeinnützige GmbH info@die-chance.at, www.die-chance.at
MENSCHEN UND PROJEKTE
Wissenswertes
Wu S i e ss s t e n c dass hon, …?
GE G E N S TA N D M I T M IG R AT IO N S H I N T E R G R U N D
Wortwanderung Begriffe, die in den deutschen Sprachraum ein- oder aus diesem ausgewandert sind.
FOTOS: TINA WIDMANN; ILLUSTRATION: NIEL MAZHAR
Auf die Ferien freuen sich besonders Kinder. Wenn Mama und Papa im Urlaub ständig zum Handy greifen, sollten sie mal wieder an die Herkunft des Wortes erinnert werden. Dieses stammt aus dem Lateinischen feriae und steht für Fest- oder Ruhetage. Propeller bedeutet im Lateinischen so viel wie vorwärts treiben. Das ist passend, denn der Propeller hat die Fortbewegung wirklich vorangebracht. Und das nicht nur in der Luft, denn auch bei einer Schiffsschraube spricht man von einem Propeller. Erfunden hat den ersten Propeller für einen Bootsantrieb übrigens der Österreicher Josef Ressel. Das Paradies auf Erden bedeutet wohl für jeden etwas anderes: Manche stellen sich darunter den unbeschwerten Müßiggang vor, andere träumen von exotischen Land-
schaften. So weit entfernt sind beide Gruppen nicht, leitet sich das Wort doch vom griechischen Begriff paradeisos ab, was übersetzt „Garten der Seligen“ heißt. Der Koffer, ein treuer Begleiter auf Reisen, hat eine unklare Wortherkunft. Das französische coffre ähnelt dem deutschen Ausdruck jedoch sehr. Der französische Begriff wiederum stammt vom latei-
nischen cophinus ab, womit ein Weidenkorb gemeint ist – quasi der Urahn unseres Koffers.
braune Kutte der Mönche erinnert noch heute an die Farbe von Kaffee.
Die Kapuze darf bei einer wetterfesten Jacke auf keinen Fall fehlen. Ursprünglich wurde sie an Ordensgewändern oder Trachten angebracht, das Wort leitet sich vom italienischen Wort cappuccio ab. Der ähnlich klingende Cappuccino verdankt seine sprachliche Herkunft den Kapuzinern: Die
Dass das Schleppen von schweren Koffern vielerorts zum Urlaub dazugehört, sieht man daran, dass es der Ausdruck to shlep bis ins amerikanische Englisch geschafft hat. Spricht man in den USA von einem shlep, meint man hingegen eine unbeholfene Person.
ANZ E I G E
Treffpunkt Mensch • • • • • • • •
Deutschkurse von Alphabetisierung bis C2 inkl. Prüfung Kostenlose Einstufungstests ermöglichen eine individuelle Kursplanung Individuelle und soziale Lösungen rund ums Thema Spracherwerb und Job Fitness Bildungsberatung Erstellung von Lebenslauf und Bewerbungsunterlagen Nostrifizierungsberatung für Ausbildungen Jobcoaching Nachhilfe um den Bildungserfolg der jungen Generation zu unterstützen Kinderbetreuung gratis während der Kurszeit Durch unsere zentrale Lage direkt am Praterstern sind wir öffentlich sehr gut erreichbar
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Direkt am Praterstern
MENSCHEN UND PROJEKTE
Gemeindeprojekt
R EIN I NS B E R UFS LE B E N
Eine glänzende Idee CARamel, die erste mobile, soziale und umweltfreundliche Autoreinigung Wiens, bietet Arbeitsplätze und Sprachförderung für geringqualifizierte Flüchtlinge. TEXT
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or drei Jahren kam Aboud Ahmed als Flüchtling nach Österreich. Der Syrer hatte viele Jahre als Kfzund Bootsmechaniker gearbeitet und gut verdient. „Auch in Österreich wollte ich nicht auf Geld vom Staat angewiesen sein“, erzählt er. Die Motivation, Deutsch zu lernen und rasch eine Arbeit zu finden, war da – der Erfolg ließ jedoch auf sich warten. Dass er heute im Berufsleben steht, verdankt er seiner Bekanntschaft
Eine Perspektive: CARamel erleichtert Flüchtlingen den Einstieg ins Berufsleben. Der Name der sozialen Autoreinigung leitet sich vom syrischen Begriff „Carama“ ab, das übersetzt Würde bedeutet.
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FOTOS: ÖIF/UNGER, DELOITTE ÖSTERREICH
Christine Sicher
MENSCHEN UND PROJEKTE
Gemeindeprojekt
Einige Flücht-
mit Karin Melcher. Die ehemalige linge haben Probleme mögPhysiotherapeutin wollte bei den nur kurz eine lichst früh anAnlaufschwierigkeiten helfen, die sie zugehen, damit Schule besucht. bei neu in Österreich Lebenden alle daraus lerbeobachtete: „Einige haben nur kurz Sie brauchen nen könnten. eine Schule besucht. Sie brauchen niederschwellige Ob sie Flüchtniederschwellige Arbeitsplätze“, er- Arbeitsplätze. linge als billige Karin Melcher, klärt sie. Im Mai 2017 gründete sie Hilfskräfte einmit Ahmed das Unternehmen Geschäftsführerin Caramel setze? „Ganz klar CARamel, die erste mobile, soziale nein – es geht und umweltfreundliche Autoreinigung darum, ihnen den Berufseinstieg zu Wiens. Mit biologisch abbaubaren ermöglichen. Und auch wenn manche es Putzmitteln sind Serviceteams in ganz nicht glauben: Diese Arbeit macht Spaß“, Wien unterwegs, um Autos innen wie entgegnet sie. außen auf Hochglanz zu bringen. Den Ort der Reinigung kann der Kunde SOZIALES UNTERNEHMEN IM WACHSTUM frei wählen, etwa die Firmenparkgarage, CARamel versteht sich als Unternehmen, denn einen Wasser- oder Stromanschluss das soziale Probleme unternehmerisch lösen will. Von der Idee bis zur Umsetbraucht es nicht.
DEUTSCH ÜBEN WÄHREND DER LACKPFLEGE CARamel ermöglicht Flüchtlingen mit geringer Schulbildung den Berufseinstieg, fördert diese aber auch sprachlich. So wird jedes Serviceteam von einem Integrationsbuddy begleitet, der kurze Deutscheinheiten in den Arbeitsalltag einbaut und für mehr Sprachpraxis sorgt. „Die wichtigsten Sätze zur Verständigung müssen sitzen“, so Melcher. Gleichzeitig helfen die Buddies bei Fragen zum Lebensalltag, organisieren gemeinsame Büchereibesuche oder Ausflüge. Damit den CARamel-Mitarbeitern Zeit bleibt, um Deutschkurse zu besuchen und sich weiterzubilden, arbeiten sie meist 30 Stunden pro Woche.
OHNE GEDULD GEHT ES NICHT Derzeit arbeiten Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak bei CARamel. Ihre Leistungsbereitschaft sei sehr hoch, betont Melcher. Manchmal sei die Zusammenarbeit aber auch herausfordernd. „Mitunter braucht es viel Geduld, um sie an die österreichische Arbeitsmentalität heranzuführen.“ Neben Verständigungsproblemen machten sich vor allem kulturelle Unterschiede bemerkbar: So gelte es in der arabischen Kultur eher als unhöflich, Fehler und Schwierigkeiten direkt anzusprechen. Teil der Unternehmenskultur von CARamel sei es daher,
zung des mehrfach ausgezeichneten Start-ups hat es nur ein Jahr gebraucht. Melchers Erfolgsrezept: „Ich habe mich gut vernetzt und den Austausch mit Experten gesucht.“ Gerade im SocialBusiness-Bereich gebe es hilfreiche Plattformen, wo man von der Erfahrung anderer lernen und sich Fördertipps holen könne. Derzeit beschäftigt CARamel sechs Mitarbeiter, ein weiteres Team soll bald folgen. „Ein Unternehmen mit sozialem Ansatz wirtschaftlich zu führen und Mitarbeiter anzuleiten, die bisher ganz andere Rahmenbedingungen gewohnt waren, ist schon eine Herausforderung“, gesteht Melcher. „Ich erlebe die kulturellen Unterschiede aber als Bereicherung und als Chance, jeden Tag etwas Neues dazuzulernen.“
AUF EINEN BLICK
KONZEPT: CARamel bietet die Innenund Außenreinigung von Fahrzeugen an und ermöglicht Flüchtlingen mit geringen Qualifikationen und Deutschkenntnissen den Einstieg in den österreichischen Arbeitsmarkt. Ein wichtiger Teil des Konzeptes ist die aktive Sprachförderung durch Integrationsbuddies. GEBIET: Wien ZIELGRUPPE: Flüchtlinge mit sehr geringer Schulbildung, die von Langzeitarbeitslosigkeit bedroht sind. FINANZIERUNG: CARamel wird gefördert vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft sowie dem Deloitte Future Fund, der Wirtschaftsprojekte mit sozialem Hintergrund unterstützt. KONTAKT: Karin Melcher, Geschäftsführerin CARamel mobile Autoreinigung GmbH info@caramelmobil.com www.caramelmobil.com
DAS SAGT DER CEO:
Für geflüchtete Menschen ist der Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt oft mit vielfältigen Hürden verbunden. Dadurch bleibt viel wertvolles Potenzial ungenutzt. CARamel wird durch unsere Initiative found! unterstützt, weil man hier sieht, wie Integration erfolgreich gelebt werden kann. Soziales Engagement und unternehmerisches Handeln gehen Hand in Hand. Bernhard Gröhs, CEO Deloitte Österreich TIPPS ZUR PROJEKTFÖRDERUNG: Zahlreiche lokale Integrationsprojekte werden durch den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der Europäischen Union und das Ministerium für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA) kofinanziert. Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) unterstützt bei der Fondsabwicklung und informiert Projektinteressierte über Möglichkeiten und Voraussetzungen für eine Förderung. Weitere Informationen finden Sie unter www.integrationsfonds.at/foerderungen.
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Nachgefragt
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g r Rettun
sfahrer
Alfred Oswald, 65
G E M E I N NÜT Z I GK E IT U N D IN T E G R AT IO N
Zugewandert, engagiert – integriert? Welche Rolle spielt Freiwilligenarbeit bei der Integration in Österreich? Wir haben beim Roten Kreuz in Niederösterreich nachgefragt. TEXT
Aleksandra Klepic´
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Für den freiwilligen Rettungsfahrer zählt gegenseitiger Respekt – unabhängig von der Herkunft.
A
lfred Oswald ist seit 2014 Freiwilliger beim Roten Kreuz. Mit Kollegen, die ihre Wurzeln unter anderem in der Türkei, in Rumänien oder Ex-Jugoslawien haben, ist er vier Tage die Woche im Einsatzgebiet Weinviertel unterwegs. „Für die Arbeit braucht es gegenseitigen Respekt – unabhängig von Alter, Herkunft oder Aussehen“, erklärt der 65-jährige Pensionist. Er schätzt es, dass mittlerweile viele Menschen mit Migrationshintergrund im Rettungswesen mitarbeiten: „In meinem Beruf als Immobilienmanager hatte ich kaum Berührungspunkte mit Zuwanderern. Jetzt lerne ich verschiedene Menschen und ihre Geschichten kennen, das erweitert meinen Horizont.“ Dass Migranten gesellschaftlichen Anschluss suchen und nicht unter sich bleiben, findet er besonders wichtig: „Über freiwilliges Engagement kann das funktionieren.“
MENSCHEN UND PROJEKTE
Nachgefragt
Barrie Umgang ren im m werden iteinander schn abgebau eller t.
Ismet Özdek, 37
Der zweifache Familienvater geht Vorurteile offen an – ob im Rettungsdienst oder im Alltag.
Ismet Ö zd e k , freiwillig er Sanit äter
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eit 10 Jahren engagiert sich Ismet Özdek als freiwilliger Sanitäter. Der Wiener mit türkischen Wurzeln ist über zeugt, dass freiwilliges Engagement viel zu Integration beiträgt: „Man verlässt sein gewohntes Umfeld, knüpft neue Kon takte. Barrieren im Umgang miteinander werden so schneller abgebaut.“ Ab und an sei er auch mit Vorurteilen konfrontiert: „Wenn ich merke, dass Vorbehalte da sind, weil ich Türke bin, spreche ich das offen an.“ Apropos Sprache: Sattelfestes Deutsch sei für die Rettungsarbeit unerlässlich, denn bei einem Einsatz müsse die Verständi gung passen. Zuwanderer könnten sich aber auch bereits mit geringen Deutsch kenntnissen einbringen, bei Essensaus lieferungen oder Besuchsdiensten. „Das sind sinnvolle Tätigkeiten und dabei kann man auch Deutsch üben.“
Clemens Hickl, 45
Als Bezirksstellenleiter koordiniert er 700 Engagierte – jeder Dritte von ihnen hat Wurzeln im Ausland.
FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT
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eine Freizeit verbringt Clemens Hickl meist im Rettungswagen. Als Bezirks stellenleiter des Roten Kreuzes in Mistel bach koordiniert er rund 700 Freiwillige – ein Drittel davon mit Migrationshinter grund. „Die Tätigkeit bei uns hilft vielen, mit Österreichern in Kontakt zu kommen“, weiß Hickl. Berührungsängste unter Rettungskollegen verschiedener Herkunft kämen vor, wären aber nach dem ersten gemeinsamen Einsatz kein Thema mehr. „Wenn es darum geht, Menschen in Not zu helfen, überlegt man nicht, woher jemand kommt. Da geht es um Einsatz und rasche Hilfe“, ist er nach 25 Jahren im Rettungsdienst überzeugt. Seinen nächsten Nachtdienst versieht Hickl mit einem Syrer, der 2015 als Flüchtling nach Österreich gekommen ist: „Ihm wurde durch das Rote Kreuz geholfen. Jetzt will er anderen helfen.“
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Aktuelles
NEUES V O M Ö S T E R R E I C H IS C H E N I N T E G R AT IO N S F O N DS ( ÖI F)
Integration aktuell
Burgenland: Saïda Keller-Messahli, Schweizer Deradikalisierungsexpertin und Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam, leitete am 24. November im neu eröffneten Integrationszentrum Burgenland einen Workshop zum Thema Radikalismus und Extremismus.
Integration und Islam
Steiermark: Unter dem Titel „Integration und Islam – Die Zukunft des Islam in Europa“ diskutierten bei einer ÖIF-Podiumsdiskussion im Grazer Rathaus am 3. Oktober der deutsche Politikwissenschafter Hamed Abdel-Samad und Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster, über einen Islam europäischer Prägung. Eine zweite Diskussion mit den beiden Experten, die auch die Integration muslimischer Flüchtlinge in Europa behandelte, fand am Tag darauf in Wien im Ö1-RadioKulturhaus statt.
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Integration von Frauen
Wien: Am 17. November diskutierte Feministin und „EMMA“Chefredakteurin Alice Schwarzer mit „Die Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak über die Herausforderungen bei der Integration von Frauen vor dem Hintergrund patriarchaler Strukturen und des politischen Islam.
Werte im Sprachunterricht Wien: 150 Gäste, vorwiegend Trainer aus dem Bereich Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache, erhielten beim Symposium „Werte im Sprachunterricht“ am 20. Oktober Informationen zur Bedeutung der Wertevermittlung und der praktischen Umsetzung im Deutschkurs sowie zur neuen Integrationsprüfung.
TERMINANKÜNDIGUNG
Wien: Auf Einladung des ÖIF spricht der algerische Journalist und Autor Kamel Daoud am 6. März über die Gefahren des Islamismus. Infos und Anmeldung: www.integrationsfonds.at/daoud
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
FOTOS: FOTOFISCHER.AT, THOMAS UNTERBERGER, STANISLAV JENIS, FERHAT BOUDA/AGENCE VU/PICTUREDESK.COM
Workshop zu Deradikalisierung
Alle ÖIFA finde ktivität en nS wwwi e a u f in
Die neuen ÖIFBroschüren zu freiwilligem Engagement und Ehrenamt Freiwilliges Engagement in der Flüchtlingsin tegration
Engagemen t für Österreic h
Freiwilligenarb eit und Ehren amt
S kö o Sie nnen selb st ak wer tiv den !
Wichtige Überl egungen im Vo rfeld, Tätigke und Tipps für itsbereiche die interkulture lle Zusammen arbeit
Freiwilliges Engagement in der Flüchtlingsintegration
Wie Sie sich in Organisatio nen, Vereinen Gemeinden en und gagieren könn en
Engagement für Österreich: Freiwilligen arbeit und Ehrenamt
welche Tätigkeiten Ihnen in der Flüchtlingsintegration offenstehen,
Lesen Sie, in welchen Organisationen Sie aktiv werden können: von A wie ASKÖ über C wie Caritas, F wie Freiwillige Feuerwehr, L wie Lions oder V wie Volkshilfe,
wie Sie das interkulturelle Miteinander erfolgreich gestalten,
welche Tätigkeitsbereiche dabei auf Sie warten,
und wie Sie Flüchtlinge auch ohne pädagogischen Hintergrund beim Deutschlernen unterstützen können.
oder wie Sie in Ihrer Gemeinde einen freiwilligen oder ehrenamtlichen Beitrag leisten können.
Erfahren Sie, welche Überlegungen im Vorfeld wichtig sind,
Sie können die Broschüren kostenlos herunterladen oder bestellen unter www.integrationsfonds.at/publikationen.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Integrationsbotschafter
5 F RA G E N A N O N UR YAV U Z
Warum ich mich engagiere Onur Yavuz ist Mitarbeiter der Jugend:info in Wiener Neustadt, wo er auch das Projekt „Lesepaten“ betreut: Schulkinder werden dabei von Freiwilligen beim Lesen gefördert. In seiner Freizeit engagiert sich der 25-Jährige mit türkischen Wurzeln ehrenamtlich als Integrationsbotschafter. TEXT
Michaela Reisinger
1 Warum bist du Integrationsbotschafter geworden? Ich bringe mich gern für ein gelungenes Miteinander in Österreich ein und wollte dazu beitragen, Zuwanderer und Einheimische an einen Tisch zu bringen. Ich bin davon überzeugt, dass es vollkommen egal ist, woher ein Mensch kommt oder wie er aussieht. Wichtig ist einzig und allein, ob jemand bereit ist, sich zu öffnen und sich in die Gesellschaft einzubringen.
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STECKBRIEF ALTER: 25 MIGRATIONSHINTERGRUND: Türkei
nder hte Ki c ö m h Ic iche gendl u J d un n, in wahre e b r o dav ren ruktu t s l e l Paral . leiten abzug
AKTUELLE TÄTIGKEIT: Mitarbeiter der Jugend:info Niederösterreich DIE DREI WICHTIGSTEN STATIONEN IN MEINEM LEBEN: 1. Eintritt in die Volksschule 2. Besuch der Fußballakademie 3. Beginn meines ehrenamtlichen Engagements
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
In erster Linie möchte ich Kinder und Jugendliche davor bewahren, in einer Parallelstruktur aufzuwachsen oder später in eine Parallelgesellschaft abzugleiten. Ich weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, ohne Kontakt außerhalb der eigenen Community aufzuwachsen. Denn obwohl ich in Österreich geboren bin, habe ich bis zum Kindergarten kein Wort Deutsch gesprochen und hatte auch kaum Kontakt zu Österreichern. Ich möchte junge Menschen mit Migrationshintergrund anspornen, auch außerhalb der Schule, in der Freizeit, Deutsch zu sprechen und Kontakt zu Österreichern zu suchen.
FOTOS: JUGEND:INFO WIENER NEUSTADT, ÖIF
Was möchtest du den Schülern vermitteln?
MENSCHEN UND PROJEKTE
Integrationsbotschafter
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Was hast du selbst davon, Integrationsbotschafter zu sein? Für mich gehören ehrenamtliche Aktivitäten – sei es bei ZUSAMMEN:ÖSTERREICH, der Initiative „Lesepaten“ in meiner
Was braucht es deiner Meinung nach für gelungene Integration?
Heimatstadt oder im Fußballverein – ganz selbstverständlich zu meinem Leben dazu und haben mir auch sehr bei meiner Integration geholfen. Deshalb finde ich es auch schade, dass sich Migranten noch zu selten in Vereinen oder Organisationen wie dem Roten Kreuz oder der Freiwilligen Feuerwehr engagieren.
Für mich sind die Zukunftschancen von Kindern und Jugendlichen untrennbar mit Sprache verbunden. Wer gut Deutsch spricht, hat beste Chancen, weiterzukommen und auch den Einstieg ins Berufsleben zu schaffen. Wenn man sich abschottet und nichts mit der Mehrheitsgesellschaft zu tun haben möchte, kann Integration einfach nicht gelingen.
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Was verbindest du mit deiner eigenen Schulzeit? Ich habe mich lange nicht wirklich bemüht und hatte keine Lust, für Schularbeiten zu lernen. Doch mit 13 oder 14 Jahren, nach einem Semesterzeugnis mit vielen negativen Noten, hat mich der Ehrgeiz gepackt. Ich wollte allen beweisen, dass ich das Schuljahr doch noch positiv abschließen kann, obwohl niemand mehr an mich geglaubt hat. Mit viel Anstrengung habe ich es dann auch wirklich geschafft. Seitdem habe ich dieses schlechte Semesterzeugnis immer in meiner Geldbörse dabei – als Symbol, dass mit viel Engagement und Einsatz nichts unmöglich ist.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH wurde 2011 vom damaligen Integrationsstaatssekretär und späteren Integrationsminister Sebastian Kurz ins Leben gerufen. Im Mittelpunkt stehen ehrenamtliche Integrationsbotschafter: Flüchtlinge und Zuwanderer aus verschiedensten Ländern der Welt, die in Österreich gut integriert sind und einen Beitrag in der Gesellschaft leisten.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH SCHULBESUCHE
Seit Beginn der Initiative sind die Schulbesuche der Integrationsbotschafter ein Fixpunkt der Aktivitäten von ZUSAMMEN:ÖSTERREICH. Sie finden in verschiedenen Ausbildungsstätten wie Neuen Mittelschulen, Gymnasien oder Berufsschulen statt. Unter dem Motto „Vorurteile abbauen, Motivation schaffen“ diskutieren die Integrationsbotschafter dabei offen mit Schülern über Migration und Zusammenleben und bieten ihnen die Möglichkeit, ihre eigenen Denkmuster kritisch zu hinterfragen. Bisher konnten mehr als 55.000 Schüler von den Schulbesuchen profitieren.
ANGEBOTE FÜR LEHRER, STUDIERENDE UND SPORTVEREINE
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH wurde über die Jahre kontinuierlich ausgebaut. Beispielsweise werden für die Aus- und Fortbildung von Pädagogen Seminare zu Integration, Elternarbeit und Wertevermittlung angeboten. Im Rahmen der ZUSAMMEN: ÖSTERREICH Akademie werden junge Studierende mit Migrationshintergrund gefördert, während in den Workshops von „Teamplay ohne Abseits“ in Fußballvereinen der Zusammenhalt zwischen Spielern unterschiedlicher Herkunft gestärkt wird. Erfahren Sie mehr auf www.zusammen-oesterreich.at oder www.facebook.com/zusammenoesterreich.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Workshops für Deutschtrainer
W OR K S H O P S FÜR D E UT S C H T R A IN E R
Werte vermitteln: Workshops für Deutschtrainer Dass Zuwanderern und Flüchtlingen im Sprachkurs neben Deutschkenntnissen auch Werte- und Orientierungswissen vermittelt wird, ist im neuen Integrationsgesetz festgeschrieben. Der ÖIF bereitet Deutschtrainer in eigenen Workshops auf diese neue Aufgabe vor.
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Deutsch lehren heißt auch über Werte und Umgangsformen zu informieren.
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eutsch ist der EINHEITLICHE CURRICULA ZUR Schlüssel zur In tegration“, weiß WERTEVERMITTLUNG „Viele Trainer wollen wissen, Birgit Kofler, Leiterin des wie sie die Vermittlung von Wer Teams Spracherwerb te und Orientierungswissen im beim Österreichischen Birgit Kofler, Unterricht einbauen können“, Integrationsfonds (ÖIF). Leiterin des Teams „Genauso essentiell ist es Spracherwerb beim ÖIF erklärt Kofler. „In unseren Workshops stellen wir den für Flüchtlinge und Migranten aber auch, geltende Regeln Trainern die eigens vom ÖIF entwickelten und Werte des Zusammenlebens in Öster Kurscurricula auf verschiedenen Sprach reich zu kennen und über das Alltagsleben niveaus sowie die gemeinsam mit Verlagen in Österreich Bescheid zu wissen“, so die neu erarbeiteten Lehrbücher vor.“ Mit Sprachexpertin. Das neue Integrations den vom ÖIF erarbeiteten Curricula steht gesetz, das seit Juni 2017 in Kraft ist, auch erstmals eine österreichweit ein schreibt deshalb im Deutschkurs neben heitliche Basis für die Arbeit der Deutsch der Vermittlung von Sprachkenntnissen trainer zur Verfügung. Zentrale Themen auch Werte und Orientierungswissen vor. der neuen Deutschkurse sind unter „So können die in den achtstündigen anderem die Bedeutung von Sprache und Werte und Orientierungskursen vermit Bildung, die Gleichberechtigung zwischen telten Inhalte weiter vertieft und sprach Frauen und Männern und die Bedeutung liche Mittel entwickelt werden, um sich von Rechtsstaatlichkeit und Meinungs mit Land und Leuten auseinanderzuset freiheit. Als zusätzliche Unterstützung zen.“ Zur Information über die neuen erhalten die WorkshopTeilnehmer Ar gesetzlichen Regelungen und um Trainern beitsblätter und Lernunterlagen zu Werte Tipps und Tricks in der Wertevermittlung und Orientierungswissen sowie Fragen weiterzugeben, hält der ÖIF eigene Work kataloge zur Prüfungsvorbereitung für die shops für DaF/DaZTrainer ab. Deutschlernenden.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
ds.at
Deutschtrainer werden vom ÖIF mit Workshops in ihrer Arbeit unterstützt und erhalten Tipps für die Wertevermittlung im Deutschkurs.
WERTEWISSEN AUCH FÜR SPRACHANFÄNGER ZUM THEMA MACHEN In den fünfstündigen Workshops erhalten die Deutschtrainer auch methodische Tipps, wie bereits auf niedrigen Sprach niveaus über Werte wie Rechtsstaatlichkeit oder Gleichberechtigung gesprochen werden kann. „Auch wenn Deutsch lernende noch nicht viele sprachliche Mittel zur Verfügung haben, kann man im Deutschkurs mit ihnen über Erfahrungen im Alltag sprechen, kulturelle Unter schiede zwischen Österreich und ihrem Herkunftsland thematisieren und grund legende Werte des Lebens in Österreich weitergeben“, so Kofler.
FOTO: FRANZ WEINGARTNER
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Johannes Wagner
We i t e re I nfo zu We r t m T h e m s i m D eve r m i a ttlu eut f i n d e s c h u n te n g rric n Sie u n te h t r
MENSCHEN UND PROJEKTE
Termine
TERMINE
SALZBURG: Im Vertiefungskurs zum Thema Arbeit und Beruf erfahren Flüchtlinge und Zuwanderer, wie sie ihre im Ausland erworbenen Qualifikationen in Österreich anerkennen lassen können. Wann & wo: 14 – 16 Uhr, Integrationszentrum Salzburg, Inge-Morath-Platz 18. Anmeldung: salzburg@ integrationsfonds.at. DEZEMBER
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ST. PÖLTEN: Im Vertiefungskurs zu Kultur und Gesellschaft lernen Flüchtlinge und Zuwanderer mehr über Themen wie Demokratie, Gleichberechtigung und soziale Sicherheit in Österreich. Wann & wo: 9 – 12 Uhr, Landhausplatz 1, Haus 17A, Raum 1. Anmeldung: niederösterreich@ integrationsfonds.at. DEZEMBER
AUF EINEN BLICK
WEITERE ANGEBOTE:
PROJEKT: Workshops für DaF/DaZ-Trainer ANGEBOT: Kostenlose Workshops zur Unterstützung von Deutschtrainern bei der Wertevermittlung, pro Workshop maximal 10 Teilnehmer. ZIELGRUPPE: angehende und erfahrene Deutschtrainer GEBIET:
österreichweit
KONTAKT: Weitere Informationen zur Wertevermittlung im Deutschunterricht finden Sie unter www.integrationsfonds.at Sprache
Die neue ÖIF-App „Meine Integration in Österreich“ unterstützt Flüchtlinge und Zuwanderer in den Sprachen Deutsch, Englisch, Arabisch, Farsi und Paschtu bei der Vorbereitung auf die Werteinhalte der neuen Integrationsprüfung und bietet eine Simulation mit realen Prüfungsfragen. Die App ist im App Store und Google Play Store kostenlos verfügbar. In einer gleichnamigen Arbeitsmappe finden Deutschtrainer zahlreiche Arbeitsblätter zur Wertevermittlung im Deutschkurs für die Sprachniveaus A1 bis B1 zu Themen wie kulturelle und rechtliche Integration, Wohnen, Arbeit oder Bildung. Die Arbeitsmappe enthält auch methodische Tipps und kann auf www.sprachportal.at kostenlos heruntergeladen werden.
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WIEN: Beim Vertiefungskurs Arbeit und Beruf liegt der Fokus dieses Mal auf dem Thema „Wirksame Selbstführung auf dem Weg zum beruflichen Erfolg“. Wann & wo: 13 – 18 Uhr, Integrationszentrum Wien, Landstraßer Hauptstraße 26. Anmeldung: diana.alvarez@ integrationsfonds.at. FEBRUAR
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Publikationen
Der Forschungsbericht beleuchtet die Rolle der Moschee im Integrationsprozess.
In wie vielen der 16 untersuchten Moscheen … … in Deutsch gepredigt wird:
F O R S C H UNG S B E R I C HT
Was passiert in Wiener Moscheen? Ein Forschungsbericht des Islamismus-Experten Heiko Heinisch analysiert für den ÖIF den Einfluss von Wiener Moscheen auf die Integration.
aktiv gefördert wird:
… es für Frauen eigene Räumlichkeiten für das Freitagsgebet gibt:
… die gesellschaftliche Integration aktiv behindert wird, teils mit fundamentalistischer Politik:
… ein Weltbild gepredigt wird, das klar zwischen
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Muslimen und „allen anderen“ unterscheidet:
Aleksandra Klepic´
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… die soziale Integration der Mitglieder
Jede Dritte der untersuchten Moscheen wirkt der Integration der Gläubigen in die österreichische Gesellschaft entgegen.
und 260.000 der untersuchten Muslime leben Moscheen werde derzeit in Wien. jedoch der InteViele von ihnen besugration aktiv entgeHeiko Heinisch, Historiker und chen Moscheen oder genwirkt: Imame Autor des ÖIF-Forschungsberichts engagieren sich in rufen Moscheederen Trägervereinen. Für den For- besucher dazu auf, sich in Österreich schungsbericht „Die Rolle der Moschee nicht von ihren Traditionen und ihrem im Integrationsprozess“ haben sich theo- Glauben zu entfernen und Kinder schon logisch geschulte Beobachter in den früh in die Moschee mitzubringen. 16 reichweitenstärksten Moscheen und KAUM PREDIGTEN AUF DEUTSCH Moscheevereinen in Wien umgesehen. Moscheen mit deutschen Predigten seien TRENNENDES WELTBILD laut Heinisch die Ausnahme: Nur in einer In fast allen untersuchten Glaubenshäu- der untersuchten Moscheen wurde auf sern zeigten sich problematische Entwick- Deutsch gepredigt, in einer zweiten wurde lungen. „Ein großes Thema ist der teilweise vom Arabischen ins Deutsche ‚Umma-Nationalismus‘, eine Verherrli- übersetzt. Insgesamt sei die Wiener chung einer globalen Gemeinschaft der Moscheenlandschaft stark ethnisch Muslime, die mit einer Abwertung aller getrennt – viele Türken, Albaner oder Nichtmuslime verbunden ist“, so Studien- Bosnier würden in ihrer Moschee auch autor Heinisch. Er hält fest, dass einige innerhalb ihrer Herkunftskultur unter sich Imame die Integration ihrer Mitglieder in bleiben. Ein weiteres Problem sei auch der Österreich sehr wohl unterstützen: Ausschluss der Frauen vom Freitagsgebet: „Manche Imame fordern dazu auf, Kinder „Frauen beten – sofern es überhaupt in die Schule zu geben, um ihre Inte- Gebetsräume für sie gibt – oft in sehr gration voranzutreiben.“ In einem Drittel beengten Nebenräumen.“
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
MEHR ERFAHREN
NACHLESEN ODER BESTELLEN Der Forschungsbericht „Die Rolle der Moschee im Integrationsprozess“ von Heiko Heinisch und Imet Mehmedi wurde im Auftrag des ÖIF erstellt. Er analysiert die Inhalte der Predigten der 16 reichweitenstärksten Moscheevereine und muslimischen Glaubenshäuser in Wien. Sie können die Studie kostenlos herunterladen auf www.integrationsfonds.at Publikationen.
FORSCHUNG AKTUELL
FOKUS INTEGRATION
Publikationen, Termine und Aktuelles rund um Integration und Migration.
STUDIE ZU MUSLIMBRUDERSCHAFT IN ÖSTERREICH In einer neuen Studie untersucht Lorenzo Vidino, Direktor des Program on Extremism der George Washington Universität, die Muslimbruderschaft in Österreich und belegt, wie die global tätige islamistische Bewegung auch in Österreich aktiv und vernetzt ist. Sie finden die gesamte Studie sowie eine Zusammenfassung unter www.integrationsfonds.at/vidino.
ANALYSE VON FLÜCHTLINGSHERKUNFTSLÄNDERN Die fünfte Ausgabe der Schriftenreihe „regiones et res publicae – Country Analysis Reports“ des Innenministeriums stellt Hintergrundinformationen und Entwicklungen rund um Flucht und Asyl zu den Ländern Syrien, Irak und Afghanistan bereit. Sie können die Analyse „Syria, Iraq & Afghanistan – Mapping migration, social media and topography“ kostenlos herunterladen unter www.bfa.gv.at Service Broschüren & Studien.
BUCH ÜBER ISLAMISTISCHE NETZWERKE Die in Tunesien geborene und in der Schweiz lebende Autorin Saïda Keller-Messahli beleuchtet in ihrem Buch „Islamistische Drehscheibe Schweiz. Ein Blick hinter die Kulissen der Moscheen“ Strukturen und Probleme, die für viele europäische Länder relevant sind – auch für Österreich. Das Buch ist im NZZ Libro Verlag erschienen, weitere Informationen unter www.nzz-libro.ch.
UNIVERSITÄTSKURS ZU MIGRATION: Bis zum 12. Februar 2018 können sich Interessierte für den einsemestrigen Universitätskurs „Kommunaldolmetschen: Grundlagen und Basiskompetenzen“ in Graz anmelden. Die berufsbegleitende Weiterbildung ist eine Kooperation des ÖIF und der Grazer UNI for LIFE. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.uniforlife.at.
Das ballaststoffreiche Gerstenherz kann helfen, deinen normalen Cholesterinspiegel aufrecht zu erhalten und ist noch dazu richtig köstlich. Ein Gerstenherz enthält 1/3 des empfohlenen Tagesbedarfs an Beta-Glucan.
LERNEN / ÜBEN / TESTEN
Die Smartphone-App Die neue ÖIF-App „MEINE INTEGRATION IN ÖSTERREICH“ unterstützt bei der Vorbereitung auf die Fragen zum Werte- und Orientierungswissen in der neuen Integrationsprüfung.
1) LERNEN
2) ÜBEN
1) TESTEN
Die Lernunterlage zum Werte- und Orientierungswissen kann mehrsprachig abgerufen werden. Für die deutsche Fassung steht auch eine „Vorlese-Funktion“ zur Verfügung.
Fragen des Fragenkatalogs zur neuen Integrationsprüfung können beliebig oft geübt werden. Sofortiges Feedback ermöglicht schnelles Lernen.
Anhand realer Prüfungsfragen kann eine Überprüfung des Gelernten stattfinden. Fragen aus unterschiedlichen Kapiteln werden nacheinander gestellt, am Ende wird das Ergebnis angezeigt.
Die Smartphone-App ist in folgenden App-Stores kostenlos verfügbar:
Google Play und das Google Play-Logo sind Marken von Google Inc. Apple und das AppleLogo sind Marken der Apple Inc., die in den USA und weiteren Ländern eingetragen sind. App Store ist eine Dienstleistungsmarke der Apple Inc.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Unterhaltung
„Wir werden nie wissen, wie viel Gutes ein einfaches Lächeln vollbringen kann.“
MUTTER TERESA
Chance und Herausforderung unserer Zeit
n ache Mitm n d
u en! n w e g in
Muse der Geschichte
globale internat. Organisation
Gangregler in analogen Uhren
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eines der 3 Schiffe von Kolumbus
Inbegriff, Leitbild, höherer Wert
Schutz vor Arbeitslosigkeit US-Soldat noch nie Leitung für Wasser gesehen, & Co. unbehandeln kannt
"c'est la ..." ("So ist das Leben!") ominöses Flugobjekt US-NewsSender
auf diese Weise Voraussetzung für gelungene Integration
Domäne Österreichs Wortschatz
englisch für "nein"
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Welches Wort ist gesucht?
bereit, Teil eines Ganzen zu werden Abk. für "Amnesty International"
Abk. für "Universal Time" Heilverfahren nicht hinter, nicht nach
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6 ein Metall Jubelruf bei Bacchusfesten
Zuruf, um VermächtAufmerknis an die samkeit zu Nachwelt erregen
Wiedervereinigung "Rückhalt" beim Sitzen Vorsilbe für Stadt biblischer "zurück" Sprach- Kapitalgeverwirrung sellschaft
engl. für "Zuhause" Partei Nelson Mandelas † 2013
4 ungewiss Abk. "Landesmeisterschaft"
FOTOS: ÖIF/UNGER, ISTOCKPHOTOS.COM/SAMOHIN
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7 anerkennende Worte frz. Artikel
8 chem. Zeichen für Germanium
eine Darminfektionskrankheit
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buddhistischer Priester in Tibet
gewinnspiel.
Nörgler, Mäkler, Kritiker
Ullstein Verlag, ISBN 978-3-550-08155-2
Zugewandert: der Kaugummi Streifen, Kugeln oder Dragées, Kaugummis sorgen heute in vielen Formen für Erfrischung. Bis hierhin war es aber ein langer Weg, können Wissenschaftler belegen: Sie entdeckten in Schweden einen Vorgänger des Kaugummis aus Birkenpech, dessen Alter auf mehr als 9.000 Jahre geschätzt wurde. Durch eine der ältesten medizinischen Schriften, das Papyrus Ebers, wissen wir, dass auch im alten Ägypten fleißig gekaut wurde und zwar auf Kügelchen
Lösen Sie das Rätsel und gewinnen Sie eines von drei Büchern „Selam, Frau Imamin“ von Seyran Ateş. Darin erzählt die gläubige Muslimin, warum sie die fundamentalistischen Tendenzen im Islam empören, wie sie sich in Istanbul zur Imamin ausbilden ließ und warum sie in Berlin eine liberale Moschee gründete. Alle Teilnahmeinfos finden Sie unter www.integrationsfonds.at/
ge Allt mit genst agsän M h i n t i g ra t i d e e rg o n s run d
aus Myrrhe, Weihrauch und Melone. Im Römischen und Osmanischen Reich verwendete man hingegen das Harz des Mastix-Pistazienbaumes. William Wrigley Jr. erfand 1893 in den USA die noch heute erhältliche Sorte „Juicy Fruit“, was ihn zum erfolgreichsten Kaugummifabrikanten der Welt machte. Durch US-Soldaten, die nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa stationiert waren, gelangte die Gummimasse auch in
unseren Breiten zu großer Beliebtheit. Ab und an sorgt der Kaugummi aber auch für Ärger, nicht nur beim unabsichtlichen Drauftreten: So war sein Verkauf in Singapur von 1992 bis 2004 sogar verboten, weil Jugendliche die Sensoren der U-Bahn-Türen verklebt hatten.
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Doppelporträt
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ZUSA M M E N : LE B E N
Eine himmlische Verbindung Bereits 25 Jahre führt Georg Fröschl die Wiener Pfarre Breitensee. Seit drei Jahren teilt er seine geistlichen Aufgaben mit Kaplan Samuel Kiprugut aus Kenia. TEXT
A
n den Winter in Österreich gewöhne ich mich wohl nie. Es ist einfach zu kalt“, lacht Samuel Kiprugut. Der Kaplan stammt ursprünglich aus Kenia, vor sieben Jahren wurde er von seinem Bischof nach Europa entsandt. Seit 2014 ist er in der Pfarre Breitensee tätig, wo er Seite an Seite mit Pfarrer Georg Fröschl arbeitet. „Mittwoch, Freitag und Samstag oder Sonntag halte ich die Messe, die restlichen Tage übernimmt Georg“, erzählt Kiprugut. Noch heute erinnert er sich an die herzliche Aufnahme in der Gemeinde:
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„Die Pfarre ist sehr lebendig, viele Leute bringen sich ein. Einige haben mir sogar spontan Hilfe beim Deutschlernen angeboten.“
NEUER SCHWUNG IN DER PFARRE Die Theologen ergänzen sich nicht nur in kirchlichen Dingen, sie sind auch Nachbarn. „Das Waschen und Bügeln erledigt jeder für sich, gekocht wird sonntags aber gemeinsam“, scherzt Fröschl. Bei gemeinsamen Essen, Ausstellungsbesuchen oder Spaziergängen reden die beiden auch über
ihre Predigten: „Ich lese Georg meine oft vor und er gibt mir Tipps“, schätzt Kiprugut. Die Herangehensweise seines Kaplans sieht der Pfarrer als große Bereicherung: „Samuel ist sehr humorvoll. Mit seiner positiven Art begeistert er uns alle.“
Sie kennen zwei Menschen unterschiedlicher Herkunft, deren Geschichte erzählt werden sollte? Schreiben Sie an magazin@integrationsfonds.at!
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Aleksandra Klepic´
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