H ERB S T 2016
ÖSTERREICHISCHE POST AG/SPONSORING.POST 08Z037821S, ÖSTERREICHISCHER INTEGRATIONSFONDS, SCHLACHTHAUSGASSE 30, 1030 WIEN
ELTERN AKTIVIEREN
Sechs Tipps, wie Sie Eltern erfolgreich in Kindergarten und Schule einbinden
MIT FLEISS ANS ZIEL
Zwei junge Syrer im Gespräch über ihre Bildungschancen in Österreich
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GEMEINSAM FÖRDERN – KINDER STÄRKEN Wie Eltern und Pädagogen gemeinsam am Bildungserfolg der Kinder arbeiten können
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Herbst 2016
ED I T O R I A L
I NHA LT
Liebe Leserinnen und Leser! Wie geflüchtete Eltern zu Förderern ihrer Kinder werden
Die Herbstzeit bedeutet für viele tausend Kinder in ganz Österreich den Start in Kindergarten und Schule. In diesem Jahr werden auch zahlreiche geflüchtete Kinder unter ihnen sein. Für sie und ihre Eltern ist unser Bildungssystem völlig neu – und damit auch seine Anforderungen und Chancen. Dabei sind es gerade das Engagement der Eltern und ihre aktive Zusammenarbeit mit den Pädagogen, die für diese Kinder die Basis einer erfolgreichen Integration in unser Bildungssystem legen. Wie man geflüchtete Eltern erreicht und zu Förderern der Bildungs- und damit Zukunftschancen ihrer Kinder macht, haben uns Experten aus Theorie und Praxis erklärt. Mehr dazu lesen Sie in unserer Titelgeschichte ab Seite 6. Hilfreiche Tipps, wie Pädagogen am besten mit geflüchteten oder zugewanderten Eltern zusammenarbeiten können und was es für eine aktive Elternarbeit braucht, finden Sie ab Seite 18.
FOTOS: ÖIF/WIGLINSKI, WWW.WEINFRANZ.AT
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und freuen uns über Ihre Meinung, Kritik, Lob und kostenlose Abo-Bestellungen unter magazin@integrationsfonds.at.
Die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH-Redaktion v. l. n. r.: Maja Sito, Kristin Längle, Mona El Khalaf, Julian Unger, Lisa Gebhart, Robert Gartner, Franziska Troger, Roland Goiser
SCHWERPUNKT: BILDUNG
„GEMEINSAM FÜR DIE ZUKUNFT LERNEN.“ 06 TITELGESCHICHTE.
Wie Eltern und Pädagogen geflüchtete Kinder beim Spracherwerb unterstützen können und warum ihre Zusammenarbeit für die Ausbildung der Jungen wichtig ist.
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Eltern als Vorbild: Kindergartenleiterin Marina Kuzmic hat mit Mona El Khalaf darüber gesprochen, was es braucht, um geflüchtete Kinder beim Deutschlernen und ihrer Integration zu fördern. Mehr dazu lesen Sie ab Seite 6.
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DOPPELINTERVIEW. „MIT FLEISS KANN MAN VIEL ERREICHEN.“ Zwei junge Syrer über Bildungschancen in Österreich. KURZPORTRÄTS. BILDUNGSCHANCEN ERGREIFEN. Drei Flüchtlinge und drei engagierte Österreicher erzählen. EXPERTEN-RATGEBER. AKTIV AUF ELTERN ZUGEHEN. Tipps aus der Praxis für die Elternarbeit in Kindergarten und Schule.
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Perspektiven aufzeigen: Denise Branz arbeitet als Basisbildnerin mit benachteiligten und geflüchteten Jugendlichen. Uns hat sie erzählt, wie man junge Menschen ermutigen kann, ihre Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Herbst 2016
›› I NH A LT MENSCHEN UND PROJEKTE Migration, Integration und Zusammenleben
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PORTRÄT. FREUNDIN UND FÖRDERIN. Integrationsbotschafterin Nancy Hu über ihr Engagement. INTEGRATION VOR ORT. RELIGION KANN BRÜCKEN BAUEN. Das Interreligiöse Forum Wiener Neustadt stellt sich vor. PUBLIKATION. FLUCHT & ASYL IN AKTUELLEN ZAHLEN. Neue Statistik-Infobroschüre des ÖIF. ZUSAMMEN:LEBEN. NEUSTART MIT MUSIK. Zwei Menschen. Zwei Herkunftsländer. Eine Geschichte.
Perfekt vorbereitet: Der ÖIF macht Österreicher mit Migrationshintergrund fit für die Aufnahme in Polizeidienst und Justizwache.
Integrationserfolge vor den Vorhang: Seit fünf Jahren zeigt die Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Schülern mit und ohne Migrationshintergrund Chancen erfolgreicher Integration auf. Wie das geht, lesen Sie ab Seite 22.
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RUBRIKEN Wissenswertes, Service und Unterhaltung
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JUBILÄUM. 5 JAHRE ZUSAMMEN:ÖSTERREICH. Seit 5 Jahren sind über 360 Integrationsbotschafter in ganz Österreich unterwegs.
I M PRE S S UM
TIPPS FÜR LEHRER. LERN- UND UNTERRICHTSMATERIALIEN.
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WORTWANDERUNG. BEGRIFFE MIT MIGRATIONSHINTERGRUND.
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INTEGRATION AKTUELL. NEUES VOM ÖIF.
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ÖIF-KURS. FIT FÜR POLIZEI & JUSTIZWACHE
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REZEPT. PAPA A LA HUANCAÍNA.
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RÄTSEL. RATESPASS MIT GEWINNSPIEL.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Medieninhaber, Herausgeber und Redaktionsadresse: Österreichischer Integrationsfonds, Schlachthausgasse 30, 1030 Wien, Tel.: +43/(0)1/710 12 03, Fax: +43/(0)1/710 12 03-500, mail@integrationsfonds.at Chefredakteur: Mag. Roland Goiser, roland.goiser@integrationsfonds.at Leitende Redakteurin: MMag. Franziska Troger, franziska.troger@integrationsfonds.at Chefin vom Dienst: Mag. Kristin Längle, MAS; kristin.laengle@integrationsfonds.at Redaktion: MMag. Mona El Khalaf; Mag. (FH) Robert Gartner; Mag. Lisa Gebhart; Mag. Maja Sito, BA; Mag. Julian Unger, MA Produktion und Anzeigen: STYRIA CONTENT CREATION GMBH & CO KG, Ghegastraße 3, Top 3.1, 1030 Wien, www.styriacontentcreation.com Geschäftsführung: Mag. Martin Distl, Eva Maria Kubin, MA Artdirektion: Mag. Nina Ullrich Projektleitung: Mag. Ivana Jelić Grafik: Jennifer Fiala Anzeigenverkauf: Bettina Luftensteiner, Karl Hedschet, Harald Kuso Korrektur: Mag. Birgit Forst Produktion: m4! Mediendienstleistungs GmbH & Co KG, www.m-4.at Hersteller: Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Wiener Straße 80, 3580 Horn. Die Artikel von Gastautorinnen und -autoren drücken deren persönliche Meinung aus und müssen nicht den Positionen des Österreichischen Integrationsfonds entsprechen. Seiten, die mit „Werbung“ oder „Advertorial“ gekennzeichnet sind, sind entgeltliche Einschaltungen gemäß § 26 Mediengesetz. Alle Rechte vorbehalten, auch die Übernahme, vollständige oder auszugsweise Weiter- oder Wiedergabe, gem. § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz.
FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT, DRAGAN TATIC, ÖIF/MAYER; ILLUSTRATIONEN: NIEL MAZHAR
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Herbst 2016
ausländische Staatsangehörige lebten Anfang 2016 in Österreich – knapp 15 Prozent der Gesamtbevölkerung. Der Zuzug aus dem Ausland war 2015 stark durch die Fluchtmigration geprägt. Schüler, das sind rund 12 Prozent, hatten im Schuljahr 2014/15 eine ausländische Staatsangehörigkeit. Den höchsten Anteil an ausländischen Schülern gab es an Polytechnischen Schulen. Berufsbeschreibungen und Antragstellen für die Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen findet man auf www.berufsanerkennung.at. Begriffe werden in der Neuauflage des Glossars „Flüchtlinge und Integration“, das vom ÖIF gemeinsam mit dem Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) rausgebracht wurde, kompakt und klar verständlich erklärt. Prozent der österreichischen Bevölkerung sind der Meinung, dass die Aufnahme von Flüchtlingen in der eigenen Gemeinde gut oder sehr gut funktioniert, ergab eine SORA-Umfrage.
IN T E G R AT I O N I S T …
… für mich eine gemeinsame Sprache zu sprechen und dem Gegenüber aufgeschlossen zu sein. Die in Österreich geborene und aufgewachsene Melike Yolsal hat türkische Wurzeln. Sie ist Richterin am Bezirksgericht Bregenz und ehrenamtliche Integrationsbotschafterin.
LE S E RBRI E FE
Leser antworten …
… auf ZUSAMMEN:ÖSTERREICH 2/2016: Gleichberechtigung vermitteln – Frauen stärken
S S i e uc h r e i b e n M e i n n s I h re ma ung an i n t e gg a z i n @ r f o n da t i o n s s.at
SOMMER 2016
SELBSTBESTIMMT CHANCEN ERGREIFEN
Tipps aus der Praxis: Wie Sie geflüchtete Frauen erfolgreich unterstützen
MUT UND VERANTWORTUNG
Eine Syrerin und eine Tschetschenin sprechen über ihr Leben in Österreich
WIE ÖSTERREICHER INTEGRATION SEHEN
Integrationsbarometer zeigt aktuelle Stimmungslage zum Zusammenleben
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GLEICHBERECHTIGUNG VERMITTELN – FRAUEN STÄRKEN
Warum Gleichberechtigung ein Schlüsselwert bei der Flüchtlingsintegration ist und wie wir sie vermitteln können
ÖSTERREICHISCHE POST AG/SPONSORING.POST 08Z037821S, ÖSTERREICHISCHER INTEGRATIONSFONDS, SCHLACHTHAUSGASSE 30, 1030 WIEN
IN T E G R AT I O N I N Z A H L E N
03.06.2016 11:17:07
Tipps zur Flüchtlingsbetreuung Seit neun Monaten helfe ich Flüchtlingen beim Deutschlernen. Da ich auch immer wieder mit deren persönlichen Problemen konfrontiert bin, freue ich mich in Ihrem Magazin über Anregungen und Tipps von Gleichgesinnten, wie ich am besten unterstützen kann. Gertrude Wania, Ravelsbach Hilfreich für Freiwilligenarbeit Wir sind eine Gruppe von freiwilligen Flüchtlingshelfern aus Gablitz und finden Ihr Magazin für unsere Arbeit sehr interessant. Gerne möchten wir für die Gemeinde pro Ausgabe 40 Stück bestellen und das Magazin auch für andere interessierte Bürgerinnen und Bürger zur freien Entnahme auflegen. Carola Kahl, Gablitz Lob einer Ehrenamtlichen Ich arbeite seit einem halben Jahr als ehrenamtlicher Buddy für Deutsch und Englisch. Von meiner Mutter habe ich mir nun erstmals eine Ausgabe Ihres Magazins ausgeborgt und war davon sehr angetan. Hut ab vor dieser Leistung! Ich möchte mich bei der Redaktion für ihre Arbeit bedanken und freue mich schon auf die kommende Ausgabe. Maria Wegenschimmel, Wien
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SCHWERPUNKT: BILDUNG
Titelgeschichte
Die Zusammenarbeit von Pädagogen und Eltern ist zentral für den Bildungserfolg von Kindern. Cabdi, der aus Somalia geflüchtet ist, unterstützt seine Tochter schon im Kindergarten.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
SCHWERPUNKT: BILDUNG
Titelgeschichte
GE FLÜC HT E T E K I N D E R U N D J U G E N D L IC H E F Ö R D ER N
Gemeinsam für die Zukunft lernen Um geflüchtete Kinder auf ihrem Bildungsweg zu unterstützen, ist die Zusammenarbeit zwischen Pädagogen und Eltern essenziell.Wie man Eltern zu Förderern der Bildungs- und damit der Zukunftschancen ihrer Kinder macht, hat ZUSAMMEN:ÖSTERREICH recherchiert. TEXT
Mona El Khalaf, Franziska Troger, Roland Goiser
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as ist blau, oder?“, fragt die fünfjährige Badra ihre Kindergartenleiterin, Marina Kuzmic, und ihren Vater, Abdifataax Cawil Cabdi, während sie die bunten Gegenstände genauer mustert. Sie sitzen gemeinsam um einen Tisch in Badras Kindergarten in WienMargareten, den sie seit einem halben Jahr besucht. Ende 2015 kam Badra gemeinsam mit ihrer 14-jährigen Schwester Ugbaad und ihrem Vater aus Somalia nach Österreich zu ihrer Mutter, die hier bereits vor vier Jahren Asyl erhalten hat. „Badra spricht schon gut Deutsch. Sie übt ständig zuhause, weil sie alles, was sie tut, auf Deutsch kommentiert“, erzählt Badras Vater. Er und seine Frau sind glücklich, dass sie den Kindergarten besucht: „Sie erzählt uns immer stolz vom Kindergarten. Ihr Spiel- und Lerneifer wird hier sehr gefördert, das ist für die Zukunft unserer Tochter und für uns als Familie sehr gut!“
FOTO: WWW.WEINFRANZ.AT
JEDER KANN EINEN BEITRAG LEISTEN Für den Spracherwerb und den Bildungserfolg von Kindern haben Eltern eine Schlüsselrolle, weiß Barbara Rössl-Krötzl, Expertin für frühsprachliche Förderung: „Als die engsten Bezugspersonen sind sie sprachliche Vorbilder und können ihr Kind fördern – auch wenn sie selbst noch wenig Deutsch sprechen, etwa indem sie deutsche Worte mit dem Kind besprechen, Interesse an Aktivitäten im Kindergarten oder in der Schule zeigen und an Veranstaltungen teilnehmen.“ Auf dieser Basis baut die gezielte frühe sprachliche Förde-
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SCHWERPUNKT: BILDUNG
Titelgeschichte
Das Elterncafé regt den Austausch zwischen Pädagogen und Eltern an und hilft Hemmschwellen abzubauen, wissen Sigrid Spenger, Marina Kuzmic, Abdifataax Cawil Cabdi und Mariam Hoca (v. l.).
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STRUKTUR SCHAFFEN Knapp 90 Prozent der Kinder in Badras Kindergarten, ein Kindergarten der Wiener Kinderfreunde, haben eine andere Muttersprache als Deutsch. „Deshalb setzen wir einen Schwerpunkt auf die frühsprachliche Förderung“, erklärt Kindergartenleiterin Marina Kuzmic. „Neben Badra haben wir aktuell Kinder aus drei syrischen Flüchtlingsfamilien.“ Was manche dieser Kinder bereits erlebt haben, zeige sich oft im alltäglichen Spielen: „Manche bauen detailgetreu Waffen nach. Wir lassen sie das Erlebte ausspielen, so verarbeiten sie es besser. Irgendwann pendelt sich das ein“, so Kuzmic. Geflüchtete Kinder hätten oft ein starkes Sicherheitsbedürfnis: „Umso wichtiger ist es, einen strukturierten Tagesablauf im Kindergarten einzuhalten und klare Regeln vorzugeben.“ Das gebe Sicherheit und helfe ihnen dabei, Vertrauen zu fassen. Auch Kuzmic sieht in der Zusammenarbeit mit den Eltern einen wichtigen Schlüssel zur Förderung der Kinder und informiert in mehrsprachigen Informationsblättern die Erwachsenen darüber, wie sie auch mit wenig Deutschkenntnissen ihr Kind im Bildungsprozess unterstützen können. Die Kommunikation zwi-
WISSEN
SCHULEINSTIEG Zwischen 1.1.2015 und 30.6.2016 wurden 14.233 geflüchtete Kinder und Jugendliche in Österreichs Schulen aufgenommen. Wo wurden die meisten eingeschult? QUELLE: MEDIEN-SERVICESTELLE NEUE ÖSTERREICHER/INNEN, 24.8.2016
NÖ 3.376 W 3.236 OÖ 2.085 Stmk. 1.913 T 1.185 Vbg. 780 Ktn. 761 Sbg. 498 Bgld. 399
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rung durch Pädagogen auf. Gemeinsam Lieder zu singen, zu reimen oder Bücher vorzulesen helfe beim spielerischen Deutschlernen. „Wichtig ist, dass die Kinder im Alltag viele Gelegenheiten haben, Deutsch zu sprechen. Jeder kann seinen Beitrag leisten, die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten ist besonders wichtig. Je länger Kinder vor dem Schuleintritt gefördert werden, desto besser. Das zweite verpflichtende Kindergartenjahr wäre hier eine wichtige Maßnahme, alle Kinder würden davon profitieren“, betont RösslKrötzl. Besonders wichtig sei, dass Elternhaus und Pädagogen an einem Strang ziehen, vor allem bei Schwierigkeiten. „Sprachförderung darf bei geflüchteten Kindern nicht unter Druck stattfinden. Gerade Kinder, die in einem Krisengebiet oder während einer Flucht Traumatisierendes erlebt haben, brauchen Zeit zum Ankommen und müssen erst Vertrauen aufbauen. Eine gute Zusammenarbeit zwischen den Eltern und den Pädagogen kann hier in der Eingewöhnungsphase sehr hilfreich sein, zum Beispiel wenn die Mutter zu Beginn in den Kindergarten mit hineinkommt. Meist schließen die Kinder bald Freundschaften mit anderen und leben sich rasch ein.“
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Kommentar
EX P E RT E NM E I NUNG
schen Pädagogen und Eltern sei essenziell. „Online-Übersetzungsdienste oder einfache Je länger schriftliche Mitteilungen in kurzen Sätzen sind Kinder vor dem Schulein- hilfreich, wenn das direkte Gespräch sprachtritt sprachlich noch schwierig ist“, lich gefördert sagt Kuzmic und empwerden, fiehlt zur Einbindung der Eltern interaktive desto besser. Elternabende, die EinBarbara Rösslrichtung eines ElternKrötzl, Sprachexpertin cafés oder gemeinsame Ausflüge: „Das unterstützt beide Seiten beim Informationsaustausch, beim Ausfüllen von Formularen oder in Konfliktfällen.“
AUSTAUSCH GEZIELT FÖRDERN In Badras Kindergarten findet seit 2008 regelmäßig ein Elterncafé statt. „Wir hatten vorher immer wieder Verständigungsprobleme mit manchen Eltern und wollten den Austausch gezielt fördern“, erklärt Sigrid Spenger, die Leiterin des Bereichs Elternbildung bei den Wiener Kinderfreunden. „Wenn zum Beispiel Kinder völlig übermüdet oder zu spät in den Kindergarten kommen, muss man das bei den Eltern zum Thema machen, ihnen vermitteln, dass zu spätes Schlafengehen nicht gut für ihre Kinder ist und dass Pünktlichkeit etwas ist, worauf in Österreich sehr viel Wert gelegt wird“, sagt Spenger und erklärt, dass die Verbesserung der Kommunikation in Badras Kindergarten durch das Elterncafé sehr gut gelungen sei. Es habe sich gezeigt, dass die Wurzel von Konflikten oft in sehr praktischen Dingen liegt: „Meist sind es sprachliche Barrieren, unterschiedliche Auffassungen von Erziehungsmethoden oder schlichtweg Scham vonseiten der Eltern, die zu Problemen zwischen Eltern und Pädagogen führen. Da braucht es direkten Austausch und klare Kommunikation“, so Spenger. Das Elterncafé in Badras Kindergarten wird vom Familienministerium gefördert
Die Situation der jungen Flüchtlinge Jugendliche Flüchtlinge haben häufig eine schwierige Startposition. Angebote zur Qualifizierung sind deshalb unerlässlich. Gleichbedeutend ist aber auch das eigenverantwortliche Engagement. TEXT
Heinz Faßmann
Die Startbedingungen der Integration von jungen Flüchtlingen sind oft schwierig. Sie verlassen ihr Land, etwa aufgrund erlebter Verfolgung, und wandern in ein für sie vollkommen fremdes Land. Ob sie dort gebraucht werden oder nicht, ist dabei irrelevant. Junge Flüchtlinge kommen häufig allein und sollen für ihre zurückgelassenen Familienangehörigen eine Existenz in Österreich gründen. Ihre mitgebrachten Qualifikationen sind in der Regel aber nicht ausreichend, um rasch eine eigenständige Existenz in Österreich zu etablieren. Das gilt insbesondere für Geflohene aus Afghanistan, aber auch aus Pakistan, Somalia und Eritrea mit einem hohen Anteil an Analphabeten oder unterbrochenen Schul- und Berufsbiografien. Zivilgesellschaft und öffentliche Hand bemühen sich, Infrastrukturen zu schaffen, damit junge Flüchtlinge Deutschkenntnisse erlangen, ihre Schulbildung nachholen und ihre beruflichen Qualifikationen verbessern können. Die Bundesregierung hat sich auf Sprachstartgruppen geeinigt, damit Flüchtlinge in einem klassenartigen Verbund intensiv Deutsch lernen können. Die Initiative Erwachsenenbildung, eine BundLänder-Initiative, soll es in Österreich lebenden Jugendlichen und Erwachsenen auch nach der Schulpflicht ermöglichen, grundlegende Kompetenzen und Bildungsab-
schlüsse nachzuholen. Unter dem Titel „Baleh“ fasst die Caritas die von ihr organisierten Basisbildungsangebote für unbegleitete Jugendliche mit Fluchthintergrund zusammen, die in ihren Herkunftsländern keine oder nur geringe Schulbildung erfahren haben. Diese Aufzählung an konkreten Bildungs- und Qualifizierungsangeboten ließe sich erfreulicherweise fortsetzen. Infrastrukturen schaffen Chancen, aber Chancen müssen auch ergriffen werden. Dabei ist die Eigenverantwortung der geflohenen Jugendlichen und der jungen Erwachsenen zu fördern und einzufordern. Für ihre Zukunft wird es entscheidend sein, ob sie es schaffen, die Gesellschaft und die Konflikte, aus und vor denen sie geflohen sind, hinter sich zu lassen und einen Platz in der Aufnahmegesellschaft zu finden. Dazu fehlen manchmal die Autoritäten vor Ort, die klar sagen, was zu geschehen hat. Was es braucht, sind positive Vorbilder aus der eigenen Gruppe, die zeigen, dass durch Leistung Integration und sozialer Aufstieg gelingen können. Für viele Jugendliche wird Österreich die neue Heimat sein – sie sollten sich darauf einlassen.
Heinz Faßmann
ist Vizerektor der Universität Wien und Vorsitzender des Expertenrats für Integration.
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SCHWERPUNKT: BILDUNG
Titelgeschichte
Das Vorbild prägt fürs Leben Von Claus Reitan, Journalist
Sprache ist Heimat. Sprache ist Leben. Mütter und Kinder kommunizieren miteinander, noch bevor kleine Kinder ihre ersten Worte erlernt haben. Sprache zählt. Und Sprache ist der Schlüssel zur Bildung. Doch manchen fehlt dieser Schlüssel. Jugendliche, die zugewandert oder geflüchtet sind, brauchen Unterstützung, um in unserer Gesellschaft anzukommen. Sprache entscheidet über die Chancen im Leben. In Österreich ist das die deutsche Sprache. Sie zu erlernen, wird tatkräftig gefördert. Doch entscheidet Sprache allein über den erfolgreichen Bildungsweg? Nein. So ist es nicht. Entscheidend ist auch, dass Eltern erkennen, welche Chancen ihren Kindern – und damit auch ihnen selbst – in Österreich offenstehen. Eltern sind Vorbilder. Sie vermitteln ihren Kindern durch ihr Leben den Wert von Bildung und von Engagement. Die ersten Beispiele, die Kinder sehen und erleben, sind ihre Eltern. Lesen die Eltern, lesen die Kinder. Studien bestätigen, dass Eltern für die Bildung stark prägend wirken. Und darüber hinaus durch Worte, Werte und Taten, auf die es gleichermaßen ankommt, damit das eigene Leben gelingt – und damit auch das Zusammenleben. Genau darum geht es ja, oder?
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Schwierige Themen spreche ich freundlich, aber klar und direkt an.
und findet wöchentlich für gruppe.at ab. Unter zwei Stunden statt. Mariam dem Motto „Mütter Hoca, die mehrere Elternstärken – Kinder förMariam Hoca, cafés der Wiener Kinderdern – Schule verstefreunde leitet, lädt die El- Elterncafé-Betreuerin hen“ vermitteln Betreutern persönlich dazu ein: erinnen wie Sükran Sa„Im direkten Kontakt kann man auch El- hingöz zwischen Volksschulpädagogen tern erreichen, die ein aktives Mitwirken und Eltern mit Migrations- oder Fluchtim Kindergarten vorher nicht kannten geschichte. „Wir sind die Brücke zwischen oder gewöhnt waren.“ Im Elterncafé wer- der Schule und den Eltern“, sagt Saden klassische Erziehungsthemen, das Bil- hingöz, die selbst vor 20 Jahren aus der dungssystem und die unterschiedlichen Türkei nach Österreich kam und nun türSchultypen oder Deutschlernangebote für kischsprachige Mütter betreut. „Ich Eltern und Kinder besprochen. „Die El- komme zum Einsatz, wenn es keinen tern, es kommen vor allem Mütter, fragen Kontakt zwischen Eltern und der Schule auch, wie ihnen der Berufseinstieg gelin- gibt. Meine Aufgabe ist es, Beziehungen gen kann oder bringen andere Anliegen aufzubauen und Elternbildungsarbeit zu vor“, erzählt Hoca. Zur Vermittlung zwi- leisten. Die meisten Eltern sind sehr inteschen Eltern und Pädagogen empfiehlt sie ressiert an der Bildung ihrer Kinder, aber praktische Methoden: „Ist Unpünktlich- viele haben Hemmungen in die Schule zu keit ein hartnäckiges Thema, komme ich kommen, wenn sie nicht gut Deutsch selbst einmal absichtlich zu spät ins El- sprechen“, so Sahingöz. Für den Erstkonterncafé und spreche das dann freundlich, takt stellt sie sich vor die Schule, spricht aber klar und direkt an. Für die Eltern ist die Eltern, meist Mütter, direkt an und das unangenehm und durch solche Erfah- lädt sie zu Gesprächen über Schulthemen rungen können sie die Pädagoginnen bes- ein. „Wenn sie ihre Hemmungen überser verstehen.“ Genauso müsse wunden haben und zu die in Afghanistan geborene den Gesprächen komBetreuerin oft bei den Pädagomen, sind sie sehr froh, ginnen Verständnis für die Elweil sie viele Fragen zur tern schaffen. Hoca ist seit Schule haben. Sie ken1992 in Österreich und kennt nen das Bildungssystem das Leben hier und dort sehr einfach nicht, sie verstegut: „Wenn ich mit Eltern zu hen oft nicht, was von tun habe, die aus dem Nahen ihnen verlangt wird. oder Mittleren Osten kommen, Durch unser Programm kann ich ihre Anliegen oft informieren wir die nachvollziehen, da ich diese Wir stärken Mütter, stärken sie so in Region gut kenne – das macht die Selbstihrer Eigenständigkeit. es einfacher zu vermitteln und ständigkeit der Damit können sie auch passende Lösungen zu finden.“ ihre Kinder am BilMütter, damit dungsweg besser untersie ihre Kinder stützen. Das funktioVERSTÄNDNIS SCHAFFEN Den Austausch zwischen El- besser fördern niert wirklich wundertern und Pädagogen zu för- können. bar“, erklärt Sahingöz, Sükran Sahingöz, dern, darauf zielt auch das Prodie auch bei Konflikten jekt „HIPPY + Dialog mit Betreuerin „HIPPY + zwischen Pädagogen Schule“ vom Verein beratungs- Dialog mit Schule“ und Eltern vermittelt.
FOTOS: WOLFGANG KRATKY/BERATUNGSGRUPPE.AT, WWW.WHATCHADO.COM, ISTOCKPHOTO.COM/IZABELA HABUR, INTERFACE WIEN; ILLUSTRATION: MATTHIAS MOSER
R EITANS R E FLE X I O NE N
SCHWERPUNKT: BILDUNG
Service
SERVICE & TIPPS
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Weitere Lesetipps und Angebote zu Themen wie Sprachförderung und Elternarbeit finden Sie hier.
ELTERN ALS VORBILDER Vildana Arnautovic unterrichtet an einer HAK in Wien-MargaEltern sind reten 14- bis 20-jähVorbilder, rige Schüler. Viele von wenn es darum ihnen haben Migratigeht, Kindern onshintergrund oder Engagement sind als Flüchtlinge nach Österreich gevorzuleben. kommen. Arnautovic Vildana Arnautovic, kann sich gut in ihre HAK-Lehrerin Lage hineinversetzen: Sie flüchtete selbst als Zwölfjährige mit ihren Eltern und ihrer Schwester vor dem Krieg in Bosnien nach Österreich. „Meine Eltern konnten mir damals in der Schule kaum helfen, sie wussten nichts über das Bildungssystem und sprachen kein Deutsch. Aufgeben kam für sie aber nicht infrage, sie wollten, dass wir eine gute Ausbildung machen – und wir haben es geschafft“, so Arnautovic, die auch als Integrationsbotschafterin der Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Schulen besucht. „Eltern haben einen großen Einfluss auf ihre Kinder, wenn es darum geht, ihnen Engagement und Leistungswillen vorzuleben“, sagt sie und bringt ihren Schülern dieses Motto auch näher: „Ich erkläre ihnen, dass jede abgeschlossene Ausbildung eine gute Ausbildung ist. Auch weil man potenziellen Arbeitgebern Durchhaltevermögen signalisiert.“ Mit der Anhebung der Ausbildungspflicht auf 18 Jahre ist für Arnautovic ein wichtiger Schritt gesetzt. Seit 2016 ermöglichen außerdem Sprachstartgruppen in Pflichtschulen die Sprachförderung von Jugendlichen. In die frühe sprachliche Förderung wurden 45 Millionen Euro investiert. Zurück im Kindergarten weiß auch Badras Vater, dass sein Engagement zählt, um seine fünfjährige Tochter zu unterstützen: „Die gute Zusammenarbeit mit den Pädagoginnen ist mir sehr wichtig, das macht mich stärker und ist gut für mein Kind.“
Praktische Anregungen für Eltern zur frühsprachlichen Förderung von Kindern liefert die Broschüre „Sprich mit mir und hör mir zu!“. Die Publikation ist in sechs zweisprachigen Versionen erhältlich. Die deutsche Version können Sie nachlesen unter: www.familie.or.at Downloads Broschüren. Das Vorarlberger „Netzwerk mehr Sprache“ konzentriert sich auf den Bereich der frühen Sprachbildung und steht für eine gute und durchgängig abgestimmte Zusammenarbeit der an der Sprachentwicklung von Kindern an Ort und Stelle beteiligten Institutionen. Die Initiative versteht sich zudem als Kooperationsplattform für einen chancengerechten Zugang zu Bildung in Gemeinden. Mehr Infos dazu finden Sie unter: www.okay-line.at Okay.Programme.
Die kostenlose SchoolFox App erleichtert es Lehrern, mit den Eltern ihrer Schüler zu kommunizieren. So können über Smartphone oder PC ganz einfach Texte und Bilder verschickt, Gesprächstermine vereinbart oder Notfallkontakte ausgetauscht werden. Sprechen die Eltern erst wenig Deutsch, hilft eine Übersetzungsfunktion dabei, die Mitteilung in eine von 40 Sprachen zu übersetzen. Sie können die App kostenlos herunterladen unter www.schoolfox.com.
In ihrer Masterarbeit behandelt Bettina Schweighofer das Thema „Elternarbeit mit Migrant/innen. Wünsche und Erwartungen von Migranteneltern in Bezug auf Elternbeteiligung im Kontext Schule. Herausforderungen für die Schulsozialarbeit“. Nachzulesen unter www.integrationsfonds.at Themen Publikationen ÖIF Dossier.
Für bildungsunerfahrene Mütter, deren Kinder in den Kindergarten oder in die Schule gehen, gibt es die Basisbildungskurse „Mama lernt Deutsch!“. Mehr Infos dazu unter www.wien.gv.at Suchen nach „Mama lernt Deutsch“.
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SCHWERPUNKT: BILDUNG
Doppelinterview
F L ÜCHT LI N G E I M G E S P R Ä C H
„Mit Fleiß kann man viel erreichen“ Wie sie den Einstieg ins Bildungssystem geschafft haben, hat ZUSAMMEN:ÖSTERREICH zwei junge Syrer gefragt. INTERVIEW
Franziska Troger
Z
ahlreiche junge Menschen kamen im vergangenen Jahr als Flüchtlinge nach Österreich. Was es braucht, um die Chancen unseres Bildungssystems zu nutzen und welche neuen Möglichkeiten sich Flüchtlingen in Österreich bieten, erzählen ein Schüler und ein junger Medizin-Absolvent aus Syrien.
Lehrerinnen in der Schule. Der einzige Unterschied ist, dass sie in Österreich nicht ganz so streng sind (lacht). Herr Nabhan, Sie sind ausgebildeter Mediziner und arbeiten gerade an der Anerkennung Ihres Studienabschlusses. Mohamad Nabhan: Ja, ich habe bereits 12
von 13 Prüfungen geschafft, die ich für die
Anerkennung meines Studiums nachmachen muss. Das Medizinstudium hier ist teilweise anspruchsvoller als in Syrien, aber es gibt hier auch viel mehr Möglichkeiten für junge Leute. Höhere Bildung ist in Syrien für viele nicht leistbar. Womit haben Sie sich im Nostrifikationsprozess am schwersten getan? Nabhan: Am schwierigsten war es für mich,
die medizinischen Begriffe auf Deutsch zu lernen. Aber jetzt stehe ich fast vor meinem Abschluss. Als ich vor zwei Jahren nach Österreich gekommen bin, hätte ich mir nicht träumen lassen, so schnell die
Herr Alnajjar, Sie sind 2015 als 16-Jähriger alleine nach Österreich gekommen und besuchen jetzt schon ein Gymnasium. Wie haben Sie das geschafft? Hasan Alnajjar: Ich habe sofort begonnen
Gibt es große Unterschiede im Schulsystem? Alnajjar: Die Unterschiede sind nicht sehr
groß. Das syrische Bildungssystem ist dem österreichischen recht ähnlich. Wobei es in Syrien nur in Städten richtig gute Schulen gibt. Am Land ist es nicht so leicht, eine gute Ausbildung zu machen. Waren Sie überrascht, dass in Österreich auch Frauen als Lehrerinnen arbeiten? Alnajjar: Nein, gar nicht! Das ist für mich
total normal. Ich hatte auch in Syrien
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Die Sprache zu lernen, ist der erste Schritt. Mohamad Nabhan kam vor 2 Jahren nach Österreich und arbeitet an der Nostrifikation seines Medizinstudiums.
ILLUSTRATIONEN: NIEL MAZHAR
Deutsch zu lernen, habe Deutschkurse besucht und auch viel im Internet gelesen. Jetzt habe ich das Sprachniveau B1+, damit kann ich dem Unterricht schon folgen, auch wenn viele Themen noch schwierig für mich sind.
SCHWERPUNKT: BILDUNG
Doppelinterview
Für meine Zukunft wünsche ich mir, studieren zu können. Hasan Alnajjar Alnajjar, ist 16 Jahre alt und kam 2015 allein nach Österreich. Seit Mai besucht er ein Gymnasium in Wien.
Sprache zu lernen und bald in meinem gelernten Beruf arbeiten zu können. Was sind Ihre Tipps für Flüchtlinge, die noch am Anfang ihrer Bildungskarriere stehen? Nabhan: Die Sprache zu können, ist das
Allerwichtigste, danach wird alles einfacher. Was aber genauso wichtig ist: Man
muss in Kontakt mit neuen Leuten und Einheimischen kommen und sich engagieren. Ich bin täglich zwei bis drei Stunden in der Bibliothek. Ohne Fleiß geht nichts, man bekommt nichts geschenkt. Alnajjar: Das stimmt, Deutsch zu können ist sehr wichtig. In meiner Klasse spricht sonst niemand Arabisch – das finde ich
aber auch gut, so muss ich Deutsch sprechen und lerne die Sprache noch besser. Was sind Ihre nächsten Schritte in Österreich? Nabhan: Wenn ich meine letzte Prüfung
bestanden habe, werde ich meine Facharztausbildung starten. Besonders interessant finde ich die Bereiche Gynäkologie oder Kardiologie. Die Möglichkeiten, die mir Österreich bietet, will ich auf jeden Fall nutzen. Alnajjar: Ich möchte noch besser Deutsch lernen und später studieren, am liebsten Elektrotechnik.
ZAHLEN & FAKTEN
WIE VIELE SCHÜLER HABEN EINE ANDERE UMGANGSSPRACHE ALS DEUTSCH?
Rund 22 Prozent aller Schüler im Schuljahr 2014/15 hatten eine andere Umgangssprache als Deutsch. Ihre Zahl ist an Sonderschulen am höchsten. QUELLE: STATISTIK AUSTRIA, SCHULSTATISTIK
40%
Volksschule
35% 32,3 %
30% 25%
Hauptschule
28,5 %
27,6 %
Neue
20% 15%
Mittelschule
21,8 % 17,1 %
Sonderschule
10% 5% 0
AHS
Von den 1.129.046 Kindern und Jugendlichen, die im Schuljahr 2014/15 eine Schule in Österreich besuchten, haben 245.846 oder 21,8 % eine nichtdeutsche Umgangssprache. Sonderschulen verzeichnen mit 32,3 % den höchsten Anteil an Schülern mit einer anderen Umgangssprache als Deutsch. Für Sonderschulpädagogen ist die Förderung der Bildungskarriere dieser Schüler daher mit besonderen Herausforderungen verbunden. Dies gilt auch für Pädagogen an Volksschulen und Neuen Mittelschulen, wo jeweils mehr als ein Viertel der Schüler eine andere Umgangssprache als Deutsch haben. Wichtig für den Bildungserfolg der Kinder ist gezielte Förderung von Beginn an durch sprachliche Frühförderung im Kindergarten oder Sprachförderklassen in der Schule.
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SCHWERPUNKT: BILDUNG
Kurzporträts
ben Ü m i Be eren n s n u mit rn lerne Kinde wir auch h dazud.Rahal, u tägKhluilocud und Mahm a Ehep
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Khuloud Rahal
Eltern und Kinder üben täglich gemeinsam für die Schule, so lernen alle voneinander
D G EF L Ü C H T E T E U ND E N G A G IE R T E
Bildungschancen ergreifen Welchen Herausforderungen geflüchtete Kinder und Jugendliche im Bildungsbereich gegenüberstehen und wie sie gefördert werden können, haben wir sowohl Geflüchtete als auch engagierte Österreicher gefragt. TEXT
Mona El Khalaf
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
ie Hausaufgaben machen unsere Kinder in der Schule und wir üben den Stoff täglich gemeinsam“, erzählt die Syrerin Khuloud Rahal. 2014 kam sie mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern in Österreich an. Die beiden Ältesten besuchen nun die Volksschule in Wien Meidling. „Das Schöne am Üben mit ihnen ist, dass auch mein Mann und ich täglich Wörter dazulernen“, sagt sie. „Wir finden die Chancen, die unsere Kinder hier im Bildungssystem haben, großartig. Anfangs war uns aber vieles unklar. In Syrien gibt es etwa kein Mitteilungsheft. Zum Glück wird uns von österreichischen Freunden geholfen. Sie haben uns auch erklärt, was von uns Eltern erwartet wird“, so Rahal. „Wichtig ist, dass wir alle besser Deutsch lernen: Für uns liegt in der Sprache der Schlüssel zum Land und zur Bildung.“
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Benedikt Prem
Bei der Initiative „Integrate2Gether“ unterstützt der Student geflüchtete Jugendliche
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er gebürtige Wiener Benedikt Prem, 21, betreut seit Monaten ehrenamtlich Flüchtlinge und hat mit „Integrate2Gether“ eine Initiative für geflüchtete Jugendliche mitgegründet. Dort werden sie spielerisch beim Spracherwerb, bei Bildungswegen und dem Arbeitsmarkteinstieg unterstützt. Am Programm stehen neben Deutschkursen und Workshops auch Ausflüge, zum Beispiel durch den Wiener Prater: „Ich möchte geflüchtete Menschen dabei unterstützen, eigenständig in ihrer neuen Umgebung zurechtzukommen“, erklärt der Student. Damit der Spaß dabei nicht zu kurz kommt, gebe es viele Aktivitäten – wie zum Beispiel Schnitzeljagden durch die Stadt, die spielerisch den Orientierungssinn verbessern sollen. „Bei den gemeinsamen Ausflügen entstehen häufig Freundschaften, das hilft auch beim Deutschlernen“, sagt Prem.
Hakan Aksüz
Der Lehrer stärkt die Schüler, indem er ihre Talente in Elterngesprächen aufs Tapet bringt
FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT
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akan Aksüz, 28, lehrt in einer Neuen Mittelschule in Wien Englisch und Geografie. Viele Schüler haben Migrations- oder Fluchterfahrung, das Bildungsniveau der Eltern ist oft gering. „Deshalb und weil sie an eine NMS gehen, glauben die Kinder meist nicht, dass sie etwas erreichen können“, erklärt der Lehrer. Seine eigenen Eltern, die mit ihm aus der Türkei nach Österreich gekommen sind, seien bildungsunerfahren. Deshalb könne er seine Schüler gut verstehen und arbeite an der Stärkung ihres Selbstwerts – auch durch Elterngespräche, in denen er die Talente der Kinder betont. „Lob und Anerkennung sind wichtig, damit die Schüler an sich selbst und auch ihre Eltern an sie glauben. Gemeinsam können wir den Kindern gute Zukunftsperspektiven geben.“
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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Denise Branz
Die Basisbildnerin arbeitet mit Flüchtlingen an der Verbesserung ihrer Zukunftschancen
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enise Branz arbeitet seit Jahren als Basisbildnerin mit benachteiligten Jugendlichen und ist Mitbegründerin des Kärntner Vereins VOBIS, der Asylwerber beim Neubeginn in Österreich unterstützt. Aus ihrer Arbeit weiß Branz: „Stabile Verhältnisse, auch innerhalb der Familie, sind für die Motivation und Konzentration beim Lernen sehr wichtig – das gilt für geflüchtete Jugendliche genauso wie für junge Österreicherinnen und Österreicher. Durch den Aufbau von Vertrauen und persönlichen Beziehungen kann man hier einiges ausgleichen, die jungen Leute ermutigen und ihnen Möglichkeiten aufzeigen“, so Branz. „Bildungschancen nutzen zu können, ist entscheidend für das weitere Leben. Die Teilnehmer in unserem Verein sind hoch motiviert und wollen ihre Zukunft in Österreich in Angriff nehmen.“
Ahmad Alazizi
Der junge Syrer ist alleine nach Österreich geflüchtet. Hier möchte er seine Berufschancen nutzen.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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eit Herbst 2015 lebt Ahmad Alazizi in Österreich. In Syrien arbeitete der 25-Jährige in der Hotelbranche, machte einen Bachelor in Betriebswirtschaft und studierte Jus sowie Projektmanagement. „Mir ist wichtig, in Österreich so schnell wie möglich ins Berufsleben einzusteigen“, erzählt Alazizi. Ein erster Schritt war ein Praktikum beim Papierhersteller Mondi, für seine Zukunft hat er genaue Ziele: „Ich will Banker werden. Dafür möchte ich einen Master in Betriebswirtschaft machen. Zuerst muss ich aber meine Zeugnisse anerkennen lassen“, sagt Alazizi. Weil er noch nicht so gut Deutsch könne, stehe er in diesem Prozess aber noch am Anfang, erklärt er und betont: „Ich habe erkannt, dass hier viel möglich ist. Ich möchte meine Chancen ergreifen, um mir ein gutes Leben aufzubauen.“
FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT
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SCHWERPUNKT: BILDUNG
Kurzporträts
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Jioda Mohamed
Der Lehrling aus Sierra Leone freut sich über seinen Lehrplatz und hat konkrete Karrierepläne
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ioda Mohamed kam mit 15 Jahren aus Sierra Leone alleine nach Österreich. Noch im Asylverfahren lernte er Deutsch und absolvierte mit „PROSA – Projekt Schule für Alle!“ die Pflichtschule. „Nach der Schule wollte ich in die Lehre als Einzelhandelskaufmann starten. Als Flüchtling eine Lehrstelle zu finden, war aber gar nicht so leicht. Ich wollte schon aufgeben“, erklärt der heute 18-Jährige. Durch die Unterstützung seiner Betreuerin schaffte Mohamed schlussendlich doch den Einstieg in eine Lehre bei BILLA. „Die Ausbildung ist mein Start in die Zukunft: Ich verdiene etwas, verbessere mein Deutsch und habe gute Chancen am Arbeitsmarkt.“ Für seine Karriere hat Mohamed konkrete Pläne: „Ich will die Matura machen und studieren. Ich finde, man darf nicht aufgeben, egal was passiert!“
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Zusammen:Österreich
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SCHWERPUNKT: BILDUNG
Interkulturelle Elternarbeit
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Aktiv auf Eltern zugehen
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K gar te indern Schu und le
Geringe Deutschkenntnisse und mangelnde Information halten geflüchtete Eltern oft von der Mitarbeit in Kindergarten und Schule ab. Sechs Tipps zum Abbau von Hemmschwellen. TEXT
Mona El Khalaf
Kindergarten- oder Schulbetrieb einzubringen, da in ihrem Herkunftsland eher eine passive Rolle der Eltern üblich ist. Schaffen Sie Raum für einen offenen Austausch und machen Sie klar, was Sie sich erwarten. So können falsche Vorannahmen und Missverständnisse vermieden werden. Unterschiede kennen. Denken Sie daran, dass es innerhalb der Gruppe der Flüchtlinge viele Unterschiede gibt, denn sie sind durch verschiedene Herkunftsländer und Ausbildungsgrade geprägt. Als Pädagoge ist es wichtig zu wissen, wo die Eltern stehen. Jene Eltern, die selbst wenig Bildungserfahrung haben, wenig Deutsch sprechen oder noch auf der Suche nach Orientierung in Österreich sind, brauchen vor allem zu Beginn zielgerichtete Informationen und besondere Aufmerksamkeit von Ihnen.
GRUNDSÄTZE ERFOLGREICHER ELTERNARBEIT Klar kommunizieren. Für eine gelungene Zusammenarbeit mit geflüchteten Eltern ist es wichtig, ihnen von Anfang an ihre Rechte und Pflichten klar und verständlich zu vermitteln, denn für viele von ihnen ist unser Bildungssystem neu. Manche sind nicht gewohnt, sich im
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Vertrauensbasis schaffen. Die Anliegen der Familien ernst zu nehmen und als Ansprechpartner für sie da zu sein, schafft eine Vertrauensbasis. Bei geflüchteten Familien können psychische Belastungen und existenzielle Ängste den Bildungsprozess und die Konzentrationsfähigkeit der Kinder beeinträchtigen. Schwierigkeiten mit Kindern oder Eltern lassen sich besser verstehen, wenn Sie die familiäre Situation kennen – so können Sie passende Lösungen finden.
PRAKTISCHE TIPPS FÜR DIE ELTERNARBEIT
1. Zum Willkommensgespräch
einladen In einem Willkommensgespräch mit den Eltern können Sie im kleinen Rahmen wichtige erste Schritte besprechen und die Fragen der Eltern beantworten. So bauen Sie von Anfang an Hemmschwellen ab, denn manche Eltern sind zurückhaltend, wenn sie sich in einer für sie fremden Sprache verständigen müssen. Gehen Sie positiv ins Gespräch hinein, nehmen Sie ihre Anliegen ernst und signalisieren Sie, dass das Kindeswohl für Sie oberste Priorität hat.
2. Der erste Elternabend Nutzen Sie den ersten Elternabend, um Missverständnisse ehestmöglich auszuräu-
ILLUSTRATIONEN: MATTHIAS MOSER
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ie können Pädagogen die Zusammenarbeit mit geflüchteten Eltern bestmöglich gestalten und sie dazu motivieren, aktiv in Kindergarten und Schule mitzuarbeiten? ZUSAMMEN:ÖSTERREICH stellt Grundsätze erfolgreicher Elternarbeit und praktische Tipps vor.
SCHWERPUNKT: BILDUNG
Interkulturelle Elternarbeit
men und die Schulregeln zu erklären. Machen Sie die unterschiedlichen Formen der Zusammenarbeit zwischen Eltern und Pädagogen in verschiedenen Ländern zum Thema. Fragen Sie nach, wie es die Eltern bisher gewohnt waren, mit Pädagogen zu interagieren. So wissen Sie, wo die Eltern stehen und welche Informationen sie für eine gute künftige Zusammenarbeit benötigen.
3. Elternheft nutzen Das Elternheft ist ein wichtiger Informationskanal. Falls Eltern mit geringen Deutschkenntnissen Schwierigkeiten mit Schriftlichem haben, können mehrsprachige Materialien hilfreich sein (siehe Service & Tipps). Für bildungsunerfahrene Eltern sind oft auch Texte in der Muttersprache herausfordernd. Probieren Sie es mit Mitteilungen in einfacher deutscher Sprache. Wichtig ist auch, dass Sie den Eltern klarmachen, keinen Eintrag zu unterzeichnen, den sie nicht verstanden haben.
4. Elterncafé organisieren Schaffen Sie einen Raum zum Austausch. Ein Elterncafé lässt sich leicht umsetzen und wird von Eltern, besonders von Müttern, gerne angenommen. Sie können es auch als Frauenrunde aufsetzen, wenn Sie
vermehrt mit Müttern in Kontakt kommen wollen. Elterncafés können wichtig für den informellen Austausch sein und mit Bildungsangeboten, etwa zu Rechten und Pflichten von Eltern, kombiniert werden. In diesem Rahmen lassen sich auch Missverständnisse und Fragen leicht klären.
5. Österreich zum Thema machen Thematisieren Sie mit den Eltern Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dem Leben in Österreich und dem Leben in den jeweiligen Herkunftsländern. Als Formate könnten dazu Projektwochen mit Präsentationen der Kinder dienen, zu denen die Eltern eingeladen sind. Bei den Eltern kommen oft auch Infoveranstaltungen zu den Themen Erste Hilfe oder zum österreichischen Bildungssystem gut an.
6. Experten einbinden Wenn Sie den Eindruck haben, dass eines der Kinder mit Traumata, etwa wegen der Flucht, zu kämpfen hat, lassen Sie sich davon nicht verunsichern. Suchen Sie das Gespräch mit der Familie und binden Sie gegebenenfalls Sozialarbeiter oder Psychologen mit ein. Offen zu bleiben, transparent zu kommunizieren sowie Anregungen direkt und freundlich zu äußern, ist die Basis für eine Verbesserung der Situation.
Der Artikel basiert auf dem Ratgeber „Interkulturelle Elternarbeit – Ein Werkzeugkoffer für Pädagog/innen“ mit Anregungen und Tipps aus der Praxis. Die Infobroschüre wurde in zweiter Auflage um Tipps für den Umgang mit geflüchteten Eltern ergänzt und kann ab sofort kostenlos bestellt oder heruntergeladen werden auf www.integrationsfonds.at Publikationen.
SERVICE & TIPPS
MEHR ZUM THEMA ERFAHREN Für Lehrer an Pädagogischen Hochschulen in Wien, Graz und Linz führt der ÖIF im Wintersemester 2016/17 Seminare zu interkultureller Elternarbeit durch. Alle Informationen dazu finden Sie auf den Webseiten der KPH Wien/Krems, der PH Graz sowie der PH Linz. Praktisches für Pädagogen im Kindergarten und im Schulbetrieb bietet das „Elternheft der Stadt Graz“. Vorgefasste Texte für das Mitteilungsheft zu zahlreichen Themen sind in 13 Sprachen erhältlich unter www.graz.at Suchen nach „Elternheft“. Die Publikation „Flucht und Trauma im Kontext Schule – Handbuch für PädagogInnen“, die vom UNHCR Österreich herausgegeben wurde, können Sie nachlesen auf www.unhcr.at Service Bildungsmaterialien.
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Angebote für Schulen
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SCHULPROJEKT
Demokratie lernen Die Neue Mittelschule Mattersburg im Burgenland fördert Integration durch ein Schülerparlament.
UNTERRICHTSMATERIAL
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Laden Sie sich die Materialien mit Österreich-Schwerpunkt kostenlos herunter und kombinieren Sie Ihren Sprachunterricht mit alltagsnahen Themen: www.sprachportal.at.
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Im konstruktiven Dialog können auch strittige Themen gelöst werden.
inmal im Monat tagt in STIMME FÜR ALLE SCHÜLER der Neuen Mittelschu„Derzeit haben sechs le Mattersburg das unserer ParlamentaSchülerparlament. Alle aktuClaudia Renisch, rier einen Migrationsellen Klassensprecher und deren Stellvertreter kommen Betreuerin Schülerparlament hintergrund“, erzählt Renisch. Gemeinsam dabei zusammen, um das NMS Mattersburg mit ihren Kollegen im Schulleben mitzugestalten. „Die Diskussionsthemen sind vielfältig“, Schülerparlament suchen sie nach weiß Parlamentsbetreuerin Claudia Re- Lösungen und verabschieden auch Benisch. „Von klasseninternen Anliegen oder schlüsse. Auf dem Weg dahin lernen alle der Planung von Schulausflügen bis hin dazu, etwa im konstruktiven Dialog auch zu Vorschlägen für das Jahresthema un- strittige Themen zu lösen. „Wir legen beserer Schule.“ 2016 lautet dieses „Einan- sonderen Wert auf eine gute Gesprächsder die Hand reichen“ und zielt auch auf kultur“, betont Renisch. „Jeder darf seine ein gutes Zusammenleben von Schülern Meinung sagen, das ist ein wichtiges Learmit und ohne Migrations- oder Fluchthin- ning.“ Inzwischen wird die Schule auch tergrund ab. Dazu besuchten Vertreter des von Jugendlichen aus Flüchtlingsfamilien Schülerparlaments unter anderem das besucht. „Wir würden uns freuen, wenn „Haus Sarah“ für unbegleitete minderjäh- künftig auch sie beim Schülerparlament rige Flüchtlinge, die von ihrem Leben und mitmachen. Dann hätten sie dort eine direkte Stimme“, so Renisch. ihrer Flucht erzählten.
FOTOS: NMS MATTERSBURG; ILLUSTRATION: NIEL MAZHAR
Ausgearbeitete Unterrichtseinheiten für den direkten Einsatz in der Klasse bieten der ÖIF und das Österreich Institut kostenlos auf www.sprachportal.at. Die Materialien mit ÖsterreichSchwerpunkt werden laufend erweitert und behandeln Themen, die auch für Schüler und Jugendliche besonders interessant sind, etwa „Berufskompass: Welcher Beruf passt zu mir“, „Auf der Suche nach einem Praktikum“ oder „Eine Schülerzeitung gestalten“. Lehrer können die Arbeitsblätter, die für die Niveaustufen A1 bis B2 verfügbar sind, als Kopiervorlagen nutzen oder im Klassenraum mithilfe eines Beamers mit ihren Schülern erarbeiten.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Wissenswertes
B E G R I FFE M I T M I G R AT I O N S H IN T E R G R U N D
Wortwanderung
Wu S i e ss s t e n c dass hon, …?
Begriffe, die in den deutschen Sprachraum einoder aus diesem ausgewandert sind.
Erntedank wird in Europa seit Jahrtausenden gefeiert. Als europäische Kolonialisten sich in den USA niederließen, etablierten sie diesen Brauch auch dort. In den USA heißt er Thanksgiving, also Danksagung, und ist eines der wichtigsten Familienfeste des Jahres. Der Kürbis existiert in einer großen Sortenvielfalt und wanderte vor langer Zeit aus Amerika nach Europa ein. Im Mittelalter wurde vor allem der seit der Antike bekannte Flaschenkürbis kürbiz genannt, im Lateinischen hieß er Cucurbita. Im Neuhochdeutschen setzte sich letztlich Kürbis durch.
Ursprung – so manch einer wurde schon von der Oma geschimpft, wenn von Tomaten die Rede war! Nach Kroatien ausgewandert, heißt das rote Gemüse auch dort paradajz.
Mit Kukuruz bezeichnet man in Österreich den Mais. Für viele wohl überraschend: Es handelt sich dabei nicht um ein urösterreichisches Wort. Vielmehr wurde der Begriff aus dem Russischen кукуру́ за entlehnt.
Die Gaudi gehört zu jedem erfolgreichen Fest dazu. Das Wort wanderte aus dem Friaulischen ins Deutsche und steht erst seit 1941 im Rechtschreibduden. Dort findet sich mit dem Begriff Mordsgaudi
Der Paradeiser hat im Gegensatz zum Kukuruz sehr wohl einen österreichischen
Gratis-Abo ZUSAMMEN:ÖSTERREICH erscheint vierteljährlich und ist für alle Interessierten kostenlos im Abonnement erhältlich. SOMMER 2016
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MUT UND VERANTWORTUNG
Eine Syrerin und eine Tschetschenin sprechen über ihr Leben in Österreich
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Tipps aus der Praxis: Wie Sie geflüchtete Frauen erfolgreich unterstützen
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18.03.2016
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Schulbesuche
Warum Gleichberechtigung ein Schlüsselwert bei der Flüchtlingsintegration ist und wie wir sie vermitteln können
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Wie rnen Deutschle en könn
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Vielfraß, das zur Familie der Marder gehört.
Der Vielfraß schlägt sich bekanntermaßen gerne den Bauch voll. Wer wusste aber, dass das Wort aus dem Norwegischen kommt und dort etwas ganz anderes bedeutet? Mit dem Altnordischen Fjellfräs ist nämlich eine Gebirgskatze gemeint. Keinesfalls ein schlemmender Mensch oder das Tier mit dem Namen
Der Traktor schafft auf dem Feld zwar kaum mehr als 10 km/h, dennoch ist der Begriff schon quer durch Europa gereist. Im 20. Jahrhundert wurde er aus dem Englischen entlehnt, wo man von tractor spricht. Dieses Wort geht wiederum auf das lateinische trahere zurück, das so viel wie ziehen heißt.
Vor- und Nachname
Ja, ich möchte ZUSAMMEN: ÖSTERREICH kostenlos abonnieren.
Straße und Hausnummer
PLZ und Ort
HERBS T 2016
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ÖSTERREIC
FRÜHLI 2016
auch eine alltagssprachlich beliebte Steigerungsform.
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03.06.2016 11:17:07
GEMEINS
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Senden Sie Name und Adresse per Mail an magazin@integrationsfonds.at oder füllen Sie diesen Coupon aus und schicken Sie ihn in einem Kuvert an: Österreichischer Integrationsfonds, Redaktion ZUSAMMEN:ÖSTERREICH, Schlachthausgasse 30, 1030 Wien
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Vorurteile offen diskutiert werden können. Unabhängig vom individuellen Lebensweg eint die Integrationsbotschafter eine Überzeugung: dass Erfolg nicht von Hautfarbe, Religion oder Herkunft abhängt, sondern von der eigenen Motivation und Leistungsbereitschaft.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
zeigt daher Schülern die Chancen erfolgreicher Integration auf.
Integrationserfolge vor den Vorhang holen – dieses Ziel verfolgt ZUSAMMEN:ÖSTERREICH seit bereits fünf Jahren. Mittlerweile ist die Initiative selbst zur Erfolgsgeschichte geworden. TEXT
Robert Gartner, Kristin Längle
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VORBILDER ERZÄHLEN Kern der Initiative sind die bereits mehr als 360 Integrationsbotschafter: Gut integrierte Migranten, die Schulen in ganz Österreich besuchen, um ihre persönlichen Lebensgeschichten zu erzählen. Damit machen sie Integration für die Schüler erlebbar und schaffen einen Raum, in dem auch Chancen und
SCHULE, VEREIN UND ARBEIT Die Besuche der Integrationsbotschafter wurden über die Jahre stetig ausgebaut und auf Vereine, Berufsschulen und Unternehmen erweitert. Durch die Gründung der ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Akademie, den Start der „Teamplay ohne Abseits“Workshops für Fußballvereine und andere Aktivitäten werden stetig mehr Kinder und Jugendliche motiviert, sich aktiv mit Integration auseinanderzusetzen.
JUNI 2013 Gemeinsam mit renommierten Unternehmen zeigen die Integrationsbotschafter mit der Kampagne „Deine Chance!“ zugewanderten wie einheimischen Jugendlichen, welche vielseitigen Karrierechancen ihnen in Österreich offenstehen.
OKTOBER 2011 Integrationsminister Sebastian Kurz ruft die Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH ins Leben.
APRIL 2015 25 „Integrationsbotschafter für Europa“ sprechen mit Österreichs Schülern darüber, welche Perspektiven ihnen ein vereintes Europa bietet.
2014 2015
2012 2013
JUNI 2012 „Vereine machen auf, Migranten machen mit“ lautet das Motto, mit dem ZUSAMMEN: ÖSTERREICH Jugendliche mit Migrationshintergrund für freiwilliges Engagement in Vereinen und Organisationen begeistert.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
JUNI 2014 Mit dem Vereinspreis von ZUSAMMEN: ÖSTERREICH werden Vereine ausgezeichnet, die sich aktiv für Zuwanderer öffnen.
NOVEMBER 2014 Die Identifikation mit Österreich ist Thema der Kampagne „#stolzdrauf“. Im Fokus stehen dabei Migranten, die in Österreich erfolgreich Fuß gefasst haben – und stolz auf ihre neue Heimat sind. Die begleitende facebook-App #stolzdrauf wird über 50.000 Mal genutzt.
FOTOS: FELICITAS MATERN, JULIUS HOLLÄNDER, BM.I, WWW.WEINFRANZ.AT, ÖIF/MAYER, CHRISTIAN GEORGESCU, DRAGAN TATIC, MARTIN DÖRSCH, ÖIF/RIGGER, LUKAS WIEHART
I
n der Schule wird nicht nur der Grundstein für den weiteren Bildungs- und Berufsweg gelegt, sondern auch das Zusammenleben von Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund entscheidend geprägt. Die im Jahr 2011 von Integrationsminister Sebastian Kurz gegründete Initiative
INITIATIVE ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Jubiläum
he c u s e b l u Sch eich r r e t s Ö in ganz
Österreich ist für zugewanderte Jugendliche ein Land der Chancen. Die Integrationsbotschafter sind hierfür wichtige Vorbilder – und ermutigen Schüler ihre Ziele unabhängig von ihrer Herkunft zu verfolgen. Sebastian Kurz, Integrationsminister
Die Initiative ZUSAMMEN: ÖSTERREICH zeigt das, wovon ich nur reden kann: eine Zukunft des Miteinanders, der Bildung, der Möglichkeiten. Maximilian Brustbauer, Lehrer aus Wien
Sch u buc lbesuc hen h u n te r
www. z oesterusammenreich. at
MAI 2015 Im Vorfeld des in Österreich ausgetragenen Eurovision Song Contest findet der AUSTRO VISION CONTEST statt: ein Wettbewerb für Sänger mit und ohne Migrationshintergrund. 110 Einreichungen zeigen die Vielfalt der österreichischen Musikszene.
JUNI 2015 Bei Lehrerfortbildungen und Behörden-Workshops zum Thema „Interkulturelle Kompetenz“ bringen Integrationsbotschafter die Sichtweise von Zuwanderern ein.
OKTOBER 2015 Zur Förderung junger, motivierter Talente wird die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Akademie gegründet. Sie bietet Studenten mit Migrationshintergrund neben Stipendien verschiedene Möglichkeiten für Weiterbildung, Coaching und Vernetzung.
NOVEMBER 2015 Mit der Aktion „Teamplay ohne Abseits“ in Kooperation mit ÖFB und Bundesliga können Fußballvereine in Workshops den Zusammenhalt zwischen Spielern unterschiedlicher Herkunft stärken.
Die Schulbesuche zeigen Erfolgserlebnisse und machen damit jungen Menschen wie mir Mut, ihre Talente zu nutzen. Tojan Alhamalawi, Schülerin aus Wien
FEBRUAR 2016 Auf www.zusammen-oesterreich.at geben die Integrationsbotschafter in Videoporträts Einblick in ihren Werdegang und ihre Motivation, sich ehrenamtlich zu engagieren.
SEPTEMBER 2016 Erfolgsbilanz: ZUSAMMEN: ÖSTERREICH hat über 50.000 Schüler erreicht.
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Porträt
I NTEGR AT I O NS B O T S C H A F T E R I N
Freundin und Förderin Ob als Kindergärtnerin oder Mentorin der ZUSAMMEN: ÖSTERREICH Akademie: Integrationsbotschafterin Nancy Hu weiß, dass Potenziale gefördert werden müssen. TEXT
Julian Unger
E
in sonniger Freitagnachmittag im Wiener Museumsquartier. Unter den vielen jungen Leuten, die sich hier treffen, sind auch Nancy Hu und Sizar Omar Mahmoud. „Die Museen hier wollte ich dir schon lange zeigen. Man sagt, sie gehören zu den besten der Stadt. Aber das weißt du vielleicht besser als ich“, lacht Kindergartenpädagogin Hu. Die gebürtige Chinesin kümmert sich als Mentorin der ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Akademie um den 30-jährigen Syrer, der vor drei Jahren nach Österreich gekommen ist. „Wow!“, ist der Architekturstudent beeindruckt vom Zusammenspiel barocker und moderner Baukunst. „Es ist super, wenn sich unterschiedliche Stile so harmonisch wie hier zusammenfügen.“
VON TSING DAO NACH VORARLBERG Was es heißt, sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden, hat Hu selbst mehrfach erlebt: Mit sieben Jahren übersiedelte sie aus der chinesischen Großstadt Tsing Dao nach Vorarlberg, wo ihre Eltern bereits lebten. „Ich hatte es am Anfang nicht leicht“, erinnert sich die heute 28-Jährige, „wir waren die einzige chinesische Familie im Umkreis.“ Durch den Kontakt mit Kindern in der Umgebung lernte Hu schnell Deutsch. Da die Eltern selbstständig waren und viel herumreisten, musste sie sich immer wieder an neue
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
FOTOS: ÖIF/UNGER
MENSCHEN UND PROJEKTE
Porträt
Gute Freunde in der ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Akademie: Nancy Hu unterstützt den AkademieStipendiaten Sizar Omar Mahmoud bei seiner Integration in Österreich. SERVICE
Orte und Freunde gewöhnen. Zum Studieren zog es Hu dann nach Wien, wo sie heute wohnt und als diplomierte Kindergarten- und Hortpädagogin arbeitet. Nebenbei ist sie seit zwei Jahren ehrenamtlich Integrationsbotschafterin der Initiative
Ich möchte Menschen auf ihrem Weg unterstützen, ihnen ihre Stärken aufzeigen.
EIN UNGLEICHES PAAR
Omar Mahmoud, der in Damaskus ein Architektur-Bachelorstudium absolviert hat, kam 2013 nach Österreich. In seiner neuen Nancy Hu, Heimat ist er inzwiKindergartenpädagogin schen angekommen. „Ich gebe mir Mühe ZUSAMMEN:ÖSTERREICH und spricht beim Deutschlernen, mache gerade meimit Schülern über ihren Weg nach Öster- nen Master in Architektur und arbeite nereich, ihre Karriere und ihren Umgang benbei, um mir mein Leben zu finanziemit Vorurteilen. ren“, erzählt er. Aber Integration bedeute für ihn mehr. „Man gehört dazu, wenn UNTERSTÜTZEN VON KINDHEIT AN man mit den Menschen hier zusammen„Die Arbeit mit Kindern macht mir viel kommt, Freunde findet und gemeinsam Freude! Dass sich Kinder unterschied- Zeit verbringt.“ Hier setzt die Mentorenlicher Herkunft respektieren und besser Partnerschaft an: Hu hat viele Kontakte kennen lernen, ist mir ebenso wichtig wie und nimmt Omar Mahmoud immer wieein großes Maß an Wertschätzung, das ich der zu Veranstaltungen, ins Museum oder jedem einzelnen Kind entgegenbringen auch zu Feiern mit. Der weiß das zu möchte“, betont sie die Verantwortung schätzen: „Das hilft mir dabei, Kontakte ihres Berufs. „Es geht hier darum, wert- zu knüpfen und ein Netzwerk aufzubauen. volle Potenziale zu erkennen und zu för- So kann ich mich in Österreich besser zudern, damit jedes dieser Kinder möglichst rechtfinden.“ Inzwischen seien aus den gute Zukunftschancen hat.“ Dabei arbei- beiden tatsächlich Freunde geworden, sagt tet die Kindergartenpädagogin stets eng Hu. „Ich freue mich immer auf die gemit den Eltern zusammen und appelliert meinsame Zeit mit ihm“, schmunzelt die auch an deren Verantwortung, den Kin- Hobbysportlerin und Freizeitgärtnerin. dern die Bedeutung einer guten Ausbil- „Sizars Begeisterung für Architektur und dung klarzumachen. Oft brauche es dafür Industriedesign eröffnet auch mir neue viel Geduld und Überzeugungskraft, er- Horizonte. Wenn wir gemeinsam in eine zählt sie. „Wenn ich an meine eigene Situ- Ausstellung gehen, lerne ich genauso etation zurückdenke, so hätte ich mir oft was dazu.“ selbst mehr Unterstützung gewünscht. Das war für mich Motivation, in der im Alter von sieben ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Akademie Nancy Hu (28) Jahren aus China nach Österreich gekomMentorin zu werden und Sizar zu unter- men, arbeitet sie heute in Wien als diplostützen, in unserem Land Fuß zu fassen.“ mierte Kindergarten- und Hortpädagogin.
DIE INTEGRATIONSBOTSCHAFTER
„ZUSAMMEN: ÖSTERREICH“ ist nicht nur der Name dieses Magazins, sondern auch einer Initiative von Integrationsminister Sebastian Kurz und dem ÖIF. Mehr als 360 gut integrierte Migranten besuchen als Integrationsbotschafter Schulen in ganz Österreich, erzählen ihre persönliche Erfolgsgeschichte und diskutieren mit den Schülern – um Vorurteile abzubauen und Motivation zu schaffen. Mehr als 50.000 Schüler haben bereits von der Initiative profitiert. In der ZUSAMMEN: ÖSTERREICH Akademie werden junge Erwachsene mit Migrationshintergrund auf ihrem Studien- und Integrationsweg in Österreich unterstützt: durch ein Mentoren-Programm, Stipendien, Coachings und andere Aktivitäten. Erfahren Sie mehr auf www.zusammenoesterreich.at oder www.facebook.com/ zusammenoester reich.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Gemeindeprojekt
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Im Interreligiösen Forum Wiener Neustadt wird der Dialog zwischen Religionen gefördert – und damit der Blick für das Verbindende geschärft. TEXT
Kristin Längle
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n Wiener Neustadt, der zweitgrößten Stadt Niederösterreichs, leben zahlreiche Menschen mit Migrationshintergrund. „Rund 30 Prozent der Bewohner sind zugewandert – ein harmonisches Miteinander funktioniert da nicht immer von selbst“, weiß Elisabeth Mikl, Gründerin des Interreligiösen Forums. Konflikte zwischen einheimischen und zugewanderten Jugendlichen waren der Auslöser,
Durch das Interreligiöse Forum lernen die Wiener Neustädter mehr über andere Religionen – zu Veranstaltungen laden stets Vertreter verschiedener Religionen gemeinsam.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
FOTOS: INTERRELIGIÖSES FORUM WIENER NEUSTADT, WIENER NEUSTADT/NORBERT KNIAT
Religion kann Brücken bauen
MENSCHEN UND PROJEKTE
Gemeindeprojekt
Entscheidend ist die aktive und gleichberechtigte Mitwirkung aller Religionsgemeinschaften.
das Forum ins Leben zu rufen. vor, wir besichtigen die Ge„Wir wollten beitragen, dass betsräume und erweitern Religion ein Teil der Lösung unser Wissen übereinanund nicht des Problems ist“, der“, schildert Mikl, die erinnert sie sich. Das erste mit Ausbildungen im interTreffen organisierte sie 2011 religiösen Dialog auch speElisabeth Mikl, mit dem Integrationsbüro der zifisches Know-how mitGründerin Stadt. Bereits 24 Vertreter verbringt. Nach dem offizischiedener Religionen – kathoellen Teil klingen die Treflisch, evangelisch, serbisch-orthodox, fen mit Gesprächen im gemütlichen muslimisch-sunnitisch, alevitisch – nah- Beisammensein aus. Neben dem Ausmen teil und hatten Interesse an einer tausch im Forum möchten dessen Mitlangfristigen Zusammenarbeit. glieder auch andere Wiener Neustädter erreichen. „Dazu haben wir etwa die VerMEHR VONEINANDER ERFAHREN anstaltung ‚KOSTbare Begegnung‘ orgaSeitdem finden quartalsweise Treffen des nisiert, bei der verschiedene ReligionsInterreligiösen Forums statt, wobei jeweils gemeinschaften und religiöse Vereine geeine andere Religionsgemeinschaft ein- meinsam auf den Hauptplatz eingeladen lädt. „Dabei stellen sich die Gastgeber haben“, erzählt Mikl. Mehr als 1.000 Be-
sucher lernten in diesem Rahmen mehr über traditionelle Gerichte und Religionen anderer Länder.
GEGENSEITIGE WERTSCHÄTZUNG „Entscheidend ist die aktive und gleichberechtigte Mitwirkung aller Religionsgemeinschaften“, so Mikl über den Erfolgsfaktor des Interreligiösen Forums. „Als Basis unserer Arbeit dient ein gemeinsames Positionspapier, an dem wir fast ein Jahr gearbeitet haben.“ Darin definierten die Religionsgemeinschaften zunächst die Eckpfeiler ihres eigenen Glaubensverständnisses, im nächsten Schritt wurden gemeinsame Werte und Zielsetzungen erarbeitet. Mikl betont: „Nur so können wir einen offenen und vertrauensvollen Dialog führen.“
AUF EINEN BLICK
PROJEKT: Forum zur Förderung des interreligiösen Austauschs sowie eines harmonischen, konfliktfreien Zusammenlebens von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund ORGANISATIONSSTRUKTUR: offene Bürgerplattform GEBIET: Wiener Neustadt TEILNEHMENDE: aktuell rund 20 Kirchen und religiöse Vereine FINANZIERUNG: Die Aktivitäten und Treffen des Interreligiösen Forums werden von den teilnehmenden Kirchen und Vereinen getragen. ZIELGRUPPEN: Vertreter von Religionsgemeinschaften, Mitglieder der Zivilgesellschaft sowie interessierte Wiener Neustädter KONTAKT: Elisabeth Mikl, Gründerin elisabeth.mikl@gmx.at www.interreligioesesforumwienerneustadt.at
DAS SAGT DER BÜRGERMEISTER:
Wiener Neustadt ist aufgrund seiner Urbanität mit allen damit verbundenen Chancen und Herausforderungen der Integration konfrontiert. Zentral ist dabei die Frage des Respekts, der Wertschätzung sowie des Zusammenlebens zwischen unterschiedlichen Kulturen und Glaubensrichtungen. Ohne das Engagement von Ehrenamtlichen wären Initiativen wie das Interreligiöse Forum nicht möglich. Mein Dank gilt allen, die sich in dieser Plattform engagieren und damit zum gegenseitigen Verständnis der Religionen beitragen. Klaus Schneeberger, Bürgermeister von Wiener Neustadt
TIPPS ZUR PROJEKTFÖRDERUNG: Zahlreiche lokale Integrationsprojekte werden durch den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der Europäischen Union und das Integrationsministerium (BMEIA) kofinanziert. Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF), Team Förderungen, Finanzen und Controlling, unterstützt bei der Fondsabwicklung. Der ÖIF ist als Anlauf- und Servicestelle beauftragt, Projektinteressierte zu informieren und die Verwaltung und Kontrolle der ausgewählten Projekte durchzuführen. Mehr Informationen zum AMIF (Bereich Integration) und der Antragstellung finden Sie auf Integration Asyl-, www.bmeia.gv.at Migrations- und Integrationsfonds sowie Themen auf www.integrationsfonds.at EU-Fonds. WEITERE FÖRDERTÖPFE: Je nach Thema und Ort können Sie auch hier Unterstützung erhalten: Startpaket Deutsch & Integration des ÖIF: www.integrationsfonds.at Europäischer Sozialfonds: www.esf.at EU-Programm für Beschäftigung und soziale Innovation: www.ec.europa.eu/social Initiative Vielfalter: www.viel-falter.org Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds: www.waff.at
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Aktuelles
NEUES V O M Ö S T E R R E IC H I S C H E N IN T E G R AT I O N S F O N DS ( ÖI F)
Integration aktuell WIEN: Am 16. August präsentierte Integrationsminister Sebastian Kurz den Integrationsbericht 2016. Dieser zieht eine Zwischenbilanz zu den Maßnahmen des 50-Punkte-Plans für Integration und erörtert die Erfolge und Herausforderungen bei der Integration von Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten.
WIEN: Am 29. Juni besuchte UNVizegeneralsekretärin Kangwha Kang das Integrationszentrum Wien, um sich über die Tätigkeiten des ÖIF zu informieren. Besonders interessierte sie sich für die Angebote für anerkannte Flüchtlinge in den Bereichen Sprache und Werte. Die Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH bezeichnete sie als Vorzeigeprojekt für Integration.
BURGENLAND: Am 18. Juni kündeten Integrationsminister Sebastian Kurz und Landesrat Norbert Darabos die Einrichtung eines ÖIF-Integrationszentrums in Eisenstadt an. Zentrale Säulen des Angebots für Flüchtlinge sowie Zuwanderer im Burgenland werden Beratung, Sprachförderung sowie Werte- und Orientierungskurse sein.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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SEPTEMBER
AUGUST
JULI
JUNI
NIEDERÖSTERREICH: Am 18. Juli fand in der niederösterreichischen FußballAkademie einer von zahlreichen „Teamplay ohne Abseits“Workshops statt. Die Workshops der Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH, die in Nachwuchseinrichtungen und Fußballvereinen österreichweit stattfinden, stärken das Miteinander von Spielern unterschiedlicher Herkunft.
WIEN: Am 29. Juni fand unter dem Titel „Chancen:reich“ Österreichs erste Berufsmesse für Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte statt, bei der sich rund 3.500 Personen über ihre Perspektiven am österreichischen Arbeitsmarkt informierten. Auch der ÖIF stellte seine Angebote zur beruflichen Förderung vor wie etwa das Programm „Mentoring für MigrantInnen“.
BUNDESLÄNDER: Eine mit 1. Juni in Kraft getretene Novelle des Asylgesetzes sieht vor, dass sich Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte zur Unterstützung ihrer Integration verpflichtend an den ÖIF wenden. Dafür wird in den österreichweiten Integrationszentren und regionalen Beratungsstellen des ÖIF das Beratungsangebot ausgebaut.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Kursangebot
V O R B E R E I T UNG S K U R S D E S Ö IF
Fit für Polizei und Justizwache Der ÖIF bereitet Österreicher mit Migrationshintergrund für die Aufnahme in den Polizeidienst und die Justizwache vor. Bei der Polizei gibt es vielseitige Einsatzmöglichkeiten, vom Kriminal- bis zum Flugdienst.
Reihen die gesamte Bevölkerung abbilden“, weiß Edwin Schäffer. Er ist Leiter des ÖIF-Integrationszentrums Wien, das Vorbereitungskurse für die Aufnahme in den Polizeidienst und die Justizwache anbietet.
GRAMMATIK, MATHE & POLITIK
FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT, ÖIF, DRAGAN TATIC
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und 1,8 Millionen Menschen in Österreich haben Wurzeln im Ausland – etwa 730.000 davon besitzen die österreichische Staatsbürgerschaft und können damit eine berufliche Laufbahn im Staatsdienst einschlagen. „Das ist eine besonders wichtige Gruppe, denn Polizei und Justizwache möchten in ihren
Alle Ku und rsdeta i T für I ermine ls nfot a u n te g e r
www. inte fonds.g rations at
mern den Berufsalltag näher“, führt Schäffer aus. Wer sich speziell für die Justizwache interessiert, kann zusätzlich zum Vorbereitungskurs ein Aufbaumodul zum Thema politische Bildung besuchen. „Damit sind die Bewerber auch gerüstet für den Multiple-Choice-Test, der bei der Aufnahme in die Justizwache Wissen zum politischen System in Österreich abfragt“, weiß Schäffer.
„Menschen mit Migrationshintergrund scheitern beim Aufnahmeverfahren oft am schriftlichen Test. Mit Übungen zu Rechtschreibung und INFOTAGE UND KURSSTART IM HERBST Grammatik bereiten wir gezielt auf Der nächste Vorbereitungskurs des ÖIF diese Anforderungen vor“, erklärt startet im Herbst 2016. Bei Infotagen im Schäffer. Zudem erwarten die Kurs- Vorfeld können sich Interessenten über teilnehmer mathematische und lo- die Berufsbilder, Karrierechancen und gische AufgaZugangsvoraussetzungen ben sowie Be- Im Kurs erfahren informieren. „Gerne bieten werbungstrainings. Migranten alles wir im Integrationszentrum „Für einen EinWien auch individuelle Wichtige über die Beratungstermine rund um blick in die Praxis den Kurs an“, so Schäffer. laden wir auch Po- Aufnahmeverfahren „Dieser eröffnet Österreilizei- und Justizwa- bei Polizei und chern mit Migrationshinchebeamte in den Justizwache. Edwin Schäffer, tergrund eine interessante Kurs ein. Sie bringen den Teilneh- Leiter Integrationszentrum Wien berufliche Perspektive.“
KURZ GEMELDET
DEUTSCHLERNEN IM AUSLAND
Kurse für alle Alters- und Niveaustufen sowie Fachsprachkurse bietet das Österreich Institut. Standorte sind in Budapest, Belgrad, Bratislava, Brünn, Rom, Warschau, Krakau und Breslau. Die Sprachprüfungen sind international anerkannt. www.oesterreichinstitut.at
LANGER TAG DER FLUCHT
Filme, Workshops und Lesungen gibt es am 30. September beim „Langen Tag der Flucht“ von UNHCR. Der ÖIF lädt in Kooperation mit UNHCR und dem Verein Living Books dazu ein, mehr über die Geschichte von Geflüchteten zu erfahren. www.langertagderflucht.at
MESSE FÜR FREIWILLIGE
Unter dem Motto „Ja, ich will“ informieren bei der Wiener Freiwilligenmesse am 1. und 2. Oktober 70 Vereine und Organisationen über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von freiwilligem Engagement. Der Eintritt ist frei. www.freiwilligenmesse.at
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Publikationen
Lisa Fellhofer mit der Broschüre zu Flucht & Asyl – einer der fünf neuen statistischen Publikationen des ÖIF.
S TATIS T I S C HE B R O S C H Ü R E
Flucht & Asyl in aktuellen Zahlen Neue statistische Broschüre liefert Daten zur Integration von Flüchtlingen. In der Broschürenreihe erscheinen zudem Infos zu Jugendlichen und Frauen sowie zur Situation am Arbeitsmarkt und in den Bundesländern. TEXT
Kristin Längle
m dem komplexen hänge besser erkennThemenbereich bar“, führt Fellhofer Flucht und Asyl geaus. Damit unterrecht werden zu können, stützt die Broschüre braucht es verlässliche nicht nur Journalisten Lisa Fellhofer, Fakten“, weiß Lisa Fellhobei der Recherche fer, Leiterin des Teams Leiterin des Teams Wissensund sachorientierten Wissensmanagement beim management des ÖIF Berichterstattung, sonÖIF. „Mit der neuen statisdern dient auch politischen Broschüre zum Thema Flucht & tischen Entscheidungsträgern und im Asyl liefert der ÖIF aktuelle Zahlen zur Integrationsbereich Tätigen als fundierte Flüchtlingssituation in einer kompakten Faktenbasis. „Maßnahmen können so Übersicht – und verknüpft diese auch mit gezielter gesetzt und auch besser auf Herausforderungen der Integration.“ regionale Gegebenheiten abgestimmt werden“, betont Fellhofer.
UNTERSTÜTZUNG FÜR DIE PRAXIS So liefert die Broschüre neben Asylbescheid-Statistiken und Informationen zu den wichtigsten Herkunftsländern der Antragsteller auch soziodemografische Daten wie Alter und Geschlecht. Durch weitere Angaben etwa zu Qualifikationen im Lehr- und Hochschulbereich oder zu Arbeitslosenraten können Rückschlüsse in Bezug auf Bildung und Arbeitsmarktintegration gezogen werden. „Indem wir das Datenmaterial vertiefen und Themen miteinander vernetzen, werden Zusammen-
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
AKTUELLE BROSCHÜRENREIHE Neben der Publikation zu Flucht & Asyl bietet der ÖIF noch vier weitere statistische Broschüren mit den Schwerpunkten Frauen, Jugend, Arbeit & Beruf sowie Bundesländer. „Das Integrationsthema beschäftigt derzeit viele Menschen, die sich auch dazu austauschen – ob unter Freunden, an der Schule oder im Beruf“, so Fellhofer. „Alle Interessierten können die Broschüren nutzen, um Diskussionen konstruktiver zu führen.“
WISSEN
KOSTENLOS BESTELLEN Die neuen statistischen Broschüren des ÖIF gibt es zu den Schwerpunktthemen Flucht & Asyl, Frauen, Jugend, Arbeit & Beruf sowie Bundesländer. Die Broschüren dienen Medienvertretern und Multiplikatoren aus dem öffentlichen und sozialen Bereich genauso wie interessierten Privatpersonen als praktische Informations- und Nachschlagewerke. Gleichzeitig fördern sie eine sachliche und konstruktive Debatte über die Themengebiete Migration und Integration. Sie können die Broschüren kostenlos bestellen oder online nachlesen unter www.integrationsfonds.at.
FOTOS: ÖIF/UNGER, ÖSTERREICH WERBUNG/WEINHAEUPL W.
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Mit fundierten Fakten können Integrationsmaßnahmen gezielter gesetzt und besser regional angepasst werden.
FORSCHUNG AKTUELL
FOKUS INTEGRATION
Publikationen, Termine und Aktuelles rund um Integration und Migration.
STUDIE UNTER BÜRGERMEISTERN: Die GfK-Studie „Flüchtlinge – Chance für Gemeinden“ hat Bürgermeister von mehr als 900 Gemeinden über die Aufnahme von Flüchtlingen, die Einstellung der Bevölkerung sowie Integrationsmaßnahmen in der Gemeinde befragt.
Sie haben Interesse sich freiwillig zu engagieren? Sie möchten Flüchtlinge und Zuwanderer gerne einige Stunden in der Woche bei der Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse unterstützen? Dann melden Sie sich jetzt bei Treffpunkt Deutsch an!
Die Studienergebnisse können Sie nachlesen unter www.medienservicestelle.at.
BEGRIFFE EINFACH ERKLÄRT: In Kooperation mit UNHCR hat der ÖIF das Glossar „Flüchtlinge und Integration“ in einer zweiten aktualisierten Auflage veröffentlicht. 90 zentrale Begriffe rund um Flucht, Asyl und Integration werden darin kompakt und klar verständlich erklärt. Sie können das Glossar kostenlos bestellen oder online abrufen unter www.integrationsfonds.at.
NACHLESEN UND INFORMIEREN: Hintergrundinformationen über Integration und Migration bieten die Fact Sheets des ÖIF und der Medien-Servicestelle Neue Österreicher/innen. Im aktuellen Schwerpunkt "Migration und Kriminalität" werden Zahlen zu Sicherheit bzw. Kriminalität im Kontext von Migration in Österreich beleuchtet. Die Fact Sheets sind auf www.integrationsfonds.at Publikationen ÖIF Fact Sheets kostenlos abrufbar.
BEST PRACTICE AUS ÖSTERREICH: Die neue Publikation „INTEGRATION nach vor DENKEN“ des Instituts für Umwelt, Friede und Entwicklung (IUFE) setzt sich in zahlreichen Aufsätzen mit aktuellen und zukünftigen Themen rund um Integration auseinander. Zudem werden Vorzeigeprojekte aus Beruf, Bildung, Kultur und Gesundheit präsentiert. Weitere Informationen und Bestellung unter www.iufe.at Publikationen Buchpublikationen.
Treffpunkt Deutsch ist ein österreichweites Angebot des ÖIF für Freiwillige, die Deutsch-Lerngruppen für Flüchtlinge und Zuwanderer leiten möchten. Informieren Sie sich jetzt über • den nächsten Infoabend für Freiwillige • kostenlose Lernmaterialien für Ihren Unterricht • Workshop-Angebote für Lerngruppenleiter
www.treffpunktdeutsch.at
Neben Deutschkenntnissen ist auch die Wertevermittlung eine Basis für Integration. Der ÖIF bietet Werte- und Orientierungskurse für Flüchtlinge in ganz Österreich an.
www.integrationsfonds.at/wertekurse
MENSCHEN UND PROJEKTE
Zusammen:Genießen
RESTAURANT „Q’ERO“ Börsegasse 9/16 1010 Wien
Zwischen Anden und Amazonas. „Peru vereint alle Klimazonen, von trocken und kalt bis tropisch und warm. Es gibt kaum eine Frucht oder Gemüsesorte, die in Peru nicht wächst“, wissen Eric und Ludwig Melzer. Gemeinsam mit ihrem Bruder, Küchenchef Christian, und Geschäftspartner Mehdi Hedayati bringen sie in ihrem Restaurant „Q’ero“ die Vielfalt Perus auf heimische Teller. „Unsere Mutter stammt aus Lima, unser Vater war Hotelier. Die Liebe zu Peru und der Gastronomie wurde uns quasi in die Wiege gelegt“, lacht Ludwig. Die Kartoffel aus Huancayo. Mit mehr als 2.000 Sorten wird Peru als Urheimat der Kartoffel bezeichnet, die auch die Basis des Gerichts „Papa a la Huancaína“ bildet. Dieses hat im Andenstaat eine lange Tradition: „Eine Frau aus der Stadt Huancayo bereitete es schon vor über 100 Jahren im Bahnhof in Lima für Arbeiter zu“, erzählt Eric. Schnell war die einfache, aber schmackhafte Speise so beliebt, dass man sie nach der ‚Frau aus Huancayo‘ benannte. PAPA A LA HUANCAÍNA: 1. 1 kg Kartoffeln kochen, schälen und in 1 cm breite Scheiben schneiden. 120 g grünen Salat waschen, 1 Ei kochen. 2. Für die Sauce 50 g Zwiebel, 4 Stück Ají Amarillo (gelber Chili) und 1 Knoblauchzehe in kleine Stücke schneiden und anrösten. Gemeinsam mit 150 g Frischkäse, 200 ml Kondensmilch, 2 bis 3 salzigen Crackern sowie etwas Salz und Pfeffer passieren. 3. Die Kartoffelscheiben auf den Salatblättern anrichten, die Sauce darüber verteilen. Mit Oliven und gekochtem Ei garnieren.
G A S T F R E U N D S C HA FT
Eine Kartoffel mit Geschichte Einst ein Gericht für arme Leute, gilt die Vorspeise „Papa a la Huancaína“ heute als Spezialität der peruanischen Küche. TEXT
Robert Gartner
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Auf den Besuch freuen sich (v.l.): Ludwig, Christian und Eric Melzer, Mehdi Hedayati
MENSCHEN UND PROJEKTE
Unterhaltung
„Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.“
JEAN ANOUILH
Welches Wort suchen wir?
n ache Mitm n d
u en! n w e g in
Lösen Sie das Rätsel und gewinnen Sie eines von drei Büchern „Reise nach Jerusalem“. Darin tauschen sich der Imam Ramazan Demir und der Rabbiner Schlomo Hofmeister vor Glaubensstätten wie der Blauen Moschee in Istanbul oder der Klagemauer in Jerusalem über religiöse Vorurteile und ein respektvolles Miteinander aus. Die Teilnahmeinfos finden Sie auf www.integrationsfonds.at/ gewinnspiel
FOTOS: ÖIF/UNGER, HANS-CHRISTIAN BERNHARD
Amalthea Signum Verlag, ISBN: 978-3-99050-043-9
Zugewandert: der Würfel Ohne Würfel geht nichts – zumindest bei Mensch ärgere dich nicht, DKT, Würfelpoker oder anderen Gesellschaftsspielen, wo die 8-eckigen Zufallsgeneratoren über Sieg oder Niederlage entscheiden. Die ältesten Würfelfunde stammen von einem altiranischen Spiel aus 3.000 v. Chr., das dem heutigen Backgammon ähnelt. Neben dem Orient ermittelten Würfel auch in der griechischen und römischen Kultur den Sieger eines Spiels – wobei nicht nur Sechsseiter,
sondern auch 12-, 18-, 20- oder sogar 24-seitige Würfel belegt sind. Mithilfe römischer Legionäre wanderten die Würfel in Europa ein. Im Mittelalter aufgrund ihrer unförmigen Erscheinung noch als Buckelhörner bezeichnet, setzten sich mit der Zeit die sechsseitigen, regelmäßig geformten Würfel durch. Gefertigt werden sie heute nicht mehr aus Knochen, Kristallsteinen, Nüssen, Ton oder Fischbein, sondern meist
geg Alltags m i t Me n s t ä n d e h i n t ei g ra t i o n s rg r u nd
aus Holz oder Kunststoff. Die Faszination an den kleinen Spielbegleitern ist bis heute ungebrochen. So präsentierte erst im Juni 2016 ein amerikanischer Mathematiker einen 120-seitigen Würfel.
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Doppelporträt
Zwe M i Zwe e n s c h e n i Her . kunf länd t G e s ce r. E i n e s hich te.
Z US A M M E N: LE BE N
Neustart mit Musik Im Pfarrchor „Tabita“ treffen sich Menschen unterschiedlicher Herkunft. Chazwan aus dem Irak kann dabei erstmals seine Begeisterung für das Singen ausleben. TEXT
I
ch kenne Chazwan aus dem Deutschkurs, den wir in der Pfarre anbieten. Als ich von unserem Chor erzählt und ihn gefragt habe, ob er mitmachen möchte, war er gleich dabei“, erinnert sich Gerhard. Seit 2011 leitet der pensionierte Lehrer den Chor „Tabita“ der Pfarre Schwechat, in dem neben dem 24-jährigen Chazwan auch andere Flüchtlinge mitsingen. „Musik habe ich schon immer geliebt, aber im Irak war mir Singen oder Gitarrespielen nicht erlaubt“, so Chazwan.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
„In Österreich habe ich das erste Mal richtig gesungen.“ Neben seinem neuen Hobby hat er durch den Chor auch Freunde gewonnen, die ihn bei seinem neuen Leben in Österreich unterstützen. „Die Menschen hier sind sehr hilfsbereit.“
schon auf besondere Erfolge zurückblicken – etwa die Teilnahme an der ORFShow „Die große Chance der Chöre“. Das nächste Konzert ist im Oktober geplant, „da werden wir noch fleißig proben“, sind sich Gerhard und Chazwan einig.
VON DER KIRCHE ZUM FERNSEHEN
Sie kennen zwei Menschen unterschiedlicher Herkunft, deren Geschichte erzählt werden sollte? Schreiben Sie an magazin@integrationsfonds.at!
„Uns geht es vor allem um die Freude am Singen. Da ist es nicht so schlimm, wenn mal eine Note danebengeht“, schmunzelt Gerhard. Dennoch kann der Chor „Tabita“
FOTO: ÖIF/UNGER
Kristin Längle, Robert Gartner
Adrian Cernautan, Country Manager Coca-Cola Österreich
Unser Herz schlägt für die Special Olympics 2017
Coca-Cola ist Gründungspartner der Special Olympics. Seit 1968 unterstützen wir aktiv die Idee, durch Sport und Inklusion eine offenere und humanere Welt zu gestalten. Informieren Sie sich über unser Engagement für die Special Olympics 2017 in Österreich unter www.get-active.at.
Coca-Cola und die Dynamische Welle sind eingetragene Schutzmarken der The Coca-Cola Company.