ÖSTERREICHISCHE POST AG/SPONSORING.POST 08Z037821S, ÖSTERREICHISCHER INTEGRATIONSFONDS, SCHLACHTHAUSGASSE 30, 1030 WIEN
WINTER 2016
BEISPIELE AUS DER PRAXIS
Wie Gemeinden Flüchtlinge erfolgreich gemeinnützig einbinden
ENGAGEMENT ALS CHANCE
Wie eine Syrerin und ein Österreicher zum Gemeinwohl beitragen
JUNGE FRAUEN STÄRKEN
Wie ein Mädchenzentrum in Wien die Selbstständigkeit von Migrantinnen fördert
A: THEM in Geme e i z t nü g Arbeit
„ICH WILL ÖSTERREICH ETWAS ZURÜCKGEBEN“
Wie ein syrischer Flüchtling den Zeller Bürgermeister unterstützt und dabei seine eigene Integration fördert
WERBUNG
Integration braucht Management
D
ie sogenannte Flüchtlingsthematik ist seit über einem Jahr kaum mehr aus dem Nachrichtenalltag wegzudenken. Die Debatte rund um die Neuankömmlinge wird häufig emotional geführt. In einem Punkt sind sich jedoch die meisten Akteure einig: Wie in Zukunft auf diese Zeit zurückgeblickt werden wird, hängt maßgeblich davon ab, wie gut die Asylberechtigten integriert werden können. Dementsprechend werden zahlreiche Fachkräfte im Feld der Integration gesucht. Mit dem Diplomlehrgang IntegrationsmanagerIn bietet das BFI Wien dazu eine Top-Ausbildung an. Rund 90.000 Menschen haben 2015 in Österreich Asyl beantragt, 2016 waren es bis September knapp 35.000. Zigtausende haben berechtigten Anspruch auf Asyl und da eine schnelle Lösung der Konflikte in ihren Herkunftsländern nicht in Sicht ist, werden viele voraussichtlich langfristig in Österreich bleiben. Diese Menschen zu
integrieren, stellt eine enorme Herausforderung für die Gesellschaft dar – wird sie erfolgreich gemeistert, profitieren aber alle: die geflohenen Menschen, die einheimische Bevölkerung und nicht zuletzt die Wirtschaft. Als renommiertes Bildungsinstitut hat das BFI Wien früh die Zeichen der Zeit erkannt und sein Aus- und Weiterbildungs-Angebot im Bereich der Integration massiv erweitert. Besonders gefragt ist dabei die Ausbildung zum/zur IntegrationsmanagerIn.
VIELFÄLTIGE AUFGABENGEBIETE Als IntegrationsmanagerIn begleiten Sie Asylsuchende während des Integrationsprozesses, sind Ansprechpartner bei Eingliederungsfragen und das Bindeglied zur öffentlichen Verwaltung. Dabei sollen auch individuelle Problemanalysen und zu leistende Netzwerkarbeiten nicht zu kurz kommen. Im Diplomlehrgang des BFI Wien werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer umfassend auf diese He-
rausforderungen vorbereitet. Die Bandbreite an behandelten Themen ist dementsprechend groß und reicht von interkultureller Kommunikation über die aktuelle Gesetzeslage in Österreich und Europa bis hin zu Netzwerkmanagement. Im Prinzip können alle Interessierten den Diplomlehrgang in Angriff nehmen – sehr gute Deutschkenntnisse und eine abgeschlossene Berufs- oder Hochschulbildung vorausgesetzt. Besonders ansprechen möchte das BFI Wien Personen, die im Sozial- und pädagogischen Bereich sowie in der Freiwilligenarbeit tätig sind, bzw. Interessierte, die sich auf dem Gebiet der Integration weiterbilden möchten.
Weitere Informationen zum Kurs finden Sie unter: https://www.bfi.wien/gesundheits-undsozialberufe/sozialberufe/kurs/ diplomlehrgang-integrationsmanagerin/.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Winter 2016
ED I T O R I A L
I NHA LT
Liebe Leserinnen und Leser! Wie gemeinnütziger Einsatz die Integration fördert
FOTOS: ÖIF/HUNYADI, ISTOCKPHOTO, WWW.WEINFRANZ.AT; COVERBILD: WWW.WEINFRANZ.AT
Österreich ist ein Land des Ehrenamts. Fast die Hälfte aller Österreicherinnen und Österreicher engagiert sich für das Gemeinwohl. Doch auch Flüchtlingen kann der freiwillige Dienst für die Gesellschaft viele Möglichkeiten bieten, ihre Integration in Österreich voranzutreiben. Wir haben mit Flüchtlingen, die sich engagieren, gesprochen und uns vor Ort informiert, wie Gemeinden die Einbindung von Flüchtlingen in gemeinnützige Tätigkeiten fördern können. Experten aus Theorie und Praxis haben uns außerdem erklärt, wie solche Beiträge zum Gemeinwohl gegen Frustration helfen und den Arbeitsmarkteinstieg erleichtern. Mehr dazu lesen Sie in unserer Titelgeschichte ab Seite 6. Best-Practice-Beispiele aus verschiedenen Gemeinden Österreichs, die gemeinnütziges Engagement von Flüchtlingen erfolgreich fördern, finden Sie ab Seite 18.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und freuen uns über Ihre Meinung, Kritik, Lob und kostenlose Abo-Bestellungen unter magazin@integrationsfonds.at.
SCHWERPUNKT: GEMEINNÜTZIGKEIT
06 TITELGESCHICHTE. ENGAGEMENT VERBINDET.
Wie Flüchtlinge und Österreicher von gemeinnütziger Arbeit profitieren können, was Gemeinden davon haben und wie man die Zusammenarbeit vor Ort stärken kann.
06 Einsatzfreudig: 2014 kam der Syrer Rami Alahmad nach Österreich. Unserer Redakteurin Mona El Khalaf hat der studierte Pharmazeut erzählt, warum er freiwillig engagiert ist und welche Türen sich dadurch für ihn geöffnet haben. Mehr dazu lesen Sie in der Titelgeschichte ab Seite 6.
12 14 18
15 Die ZUSAMMEN:ÖSTERREICH-Redaktion v. l. n. r.: Mona El Khalaf, Michaela Reisinger, Julian Unger, Kristin Längle, Roland Goiser, Franziska Troger, Maja Sito. Nicht im Bild: Kristina Nedeljković.
DOPPELINTERVIEW. „ES IST SCHÖN, WENN MAN HELFEN KANN.“ Eine Syrerin und ein Österreicher mit türkischen Wurzeln über den persönlichen Nutzen von Freiwilligenarbeit. KURZPORTRÄTS. FREIWILLIG AKTIV. Lernhilfe, Dolmetsch, Feuerwehr: Engagierte erzählen. ENGAGEMENT VOR ORT. GEMEINNÜTZIGE ARBEIT FÜR INTEGRATION. Fünf erfolgreiche Initiativen auf regionaler Ebene.
Naturliebend: Als Wanderführerin ist Aysel Kilic mit Einheimischen und Zugewanderten unterwegs. Was gemeinsame Bewegung in der Natur mit Integration zu tun hat, erzählt sie auf Seite 15.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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›› I NH A LT MENSCHEN UND PROJEKTE Migration, Integration und Zusammenleben
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GEMEINDEPROJEKT. MÄDCHEN STÄRKEN, ZUKUNFT VERBESSERN. Das *peppa Mädchenzentrum der Caritas Wien im Porträt. WERTE VERMITTELN. WORKSHOPS FÜR FREIWILLIGE. Tipps und Anregungen aus den Werte- und Orientierungskursen des ÖIF. PUBLIKATION. UNTERRICHTSMAGAZIN „DEUTSCH LERNEN“. Mit dem neuen ÖIF-Magazin Sprache und Land kennen lernen. ZUSAMMEN:LEBEN. HERZ IST TRUMPF. Zwei Menschen. Zwei Herkunftsländer. Eine Geschichte.
Schützend: Aytunç Bahar, geboren in der Türkei, wollte von klein auf Polizist werden. Sein Erfolgsrezept im Polizeialltag verrät er auf Seite 24.
34 24
Zugetan: Seit einem Jahr sind Lisa aus Österreich und Ayham aus Syrien ein Paar. Redakteurin Maja Sito hat mit den beiden über ihre Beziehung und ihre Zukunftspläne gesprochen, zu lesen auf Seite 34.
RUBRIKEN Wissenswertes, Service und Unterhaltung
004
I M PRE S S UM
TIPPS FÜR LEHRER. LERN- UND UNTERRICHTSMATERIALIEN.
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WORTWANDERUNG. BEGRIFFE MIT MIGRATIONSHINTERGRUND.
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INTEGRATION AKTUELL. NEUES VOM ÖIF.
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ÖIF-KURZFILME. ALLTAGSWISSEN AUS ERSTER HAND.
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REZEPT. WINTERCOCKTAIL „J. APPLESEED“.
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RÄTSEL. RATESPASS MIT GEWINNSPIEL.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Medieninhaber, Herausgeber und Redaktionsadresse: Österreichischer Integrationsfonds, Schlachthausgasse 30, 1030 Wien, Tel.: +43/(0)1/710 12 03, Fax: +43/(0)1/710 12 03-500, mail@integrationsfonds.at Chefredakteur: Mag. Roland Goiser, roland.goiser@integrationsfonds.at Leitende Redakteurin: MMag. Franziska Troger, franziska.troger@integrationsfonds.at Chefin vom Dienst: Mag. Kristin Längle, MAS; kristin.laengle@integrationsfonds.at Redaktion: MMag. Mona El Khalaf; Mag. Maja Sito, BA; Mag. Julian Unger, MA; Freie Mitarbeit: Kristina Nedeljković, BA; Michaela Reisinger, BA Produktion und Anzeigen: STYRIA CONTENT CREATION GMBH & CO KG, Ghegastraße 3, Top 3.1, 1030 Wien, www.styriacontentcreation.com Geschäftsführung: Mag. Martin Distl; Eva Maria Kubin, MA Artdirektion: Mag. Nina Ullrich Projektleitung: Brigitte Fuchs Grafik: Bozica Miloseska, Jennifer Fiala Anzeigenverkauf: Bettina Luftensteiner, Christian Hailder, Karl Hedschet, Harald Kuso Korrektur: Mag. Birgit Forst Produktion: m4! Mediendienstleistungs GmbH & Co KG, www.m-4.at Hersteller: Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Wiener Straße 80, 3580 Horn. Die Artikel von Gastautorinnen und -autoren drücken deren persönliche Meinung aus und müssen nicht den Positionen des Österreichischen Integrationsfonds entsprechen. Seiten, die mit „Werbung“ oder „Advertorial“ gekennzeichnet sind, sind entgeltliche Einschaltungen gemäß § 26 Mediengesetz. Alle Rechte vorbehalten, auch die Übernahme, vollständige oder auszugsweise Weiter- oder Wiedergabe, gem. § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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LE S E RBRI E FE
Erwerbstätige in Österreich hatten 2015 einen Migrationshintergrund, das sind rund 20 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das ein Plus von 44.600 Beschäftigten mit Wurzeln im Ausland. Schüler hat die Initiative ZUSAMMEN: ÖSTERREICH, 2011 vom heutigen Integrationsminister Sebastian Kurz gegründet, bisher erreicht. Gut integrierte Zuwanderer besuchen dabei als Integrationsbotschafter Schulen in ganz Österreich. Studierende mit Flucht- oder Migrationshintergrund werden im Studienjahr 2016/17 in der ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Akademie mit Vernetzungs- und Weiterbildungsangeboten auf ihrem Bildungsweg unterstützt. Prozent aller Ehen und Lebensgemeinschaften wurden 2015 zwischen Partnern geschlossen, von denen zumindest einer im Ausland geboren wurde.
FOTOS: ÖIF/UNGER, ÖIF/MAYER; ILLUSTRATIONEN: NIEL MAZHAR
der insgesamt 2.200 österreichischen Gemeinden beherbergen Flüchtlinge, so eine Studie des Gemeindebunds.
IN T E G R AT I O N I S T …
… für mich das aktive Interesse an den Menschen und der Kultur des Landes, in dem man lebt. Slaven Dujakovic geht für Österreich im alpinen Skisport an den Start. Der junge Skifahrer mit bosnischen Wurzeln gewann 2015 die Juniorenmeisterschaft im Super G und ist Integrationsbotschafter.
Leser antworten …
… auf ZUSAMMEN:ÖSTERREICH 3/2016: Gemeinsam fördern – Kinder stärken
S S i e uc h r e i b e n M e i n n s I h re ma ung an i n t e gg a z i n @ r f o n da t i o n s s.at
HERBST 2016
ELTERN AKTIVIEREN ÖSTERREICHISCHE POST AG/SPONSORING.POST 08Z037821S, ÖSTERREICHISCHER INTEGRATIONSFONDS, SCHLACHTHAUSGASSE 30, 1030 WIEN
IN T E G R AT I O N I N Z A H L E N
Sechs Tipps, wie Sie Eltern erfolgreich in Kindergarten und Schule einbinden
MIT FLEISS ANS ZIEL
Zwei junge Syrer im Gespräch über ihre Bildungschancen in Österreich
Schulb
esuche
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GEMEINSAM FÖRDERN – KINDER STÄRKEN Wie Eltern und Pädagogen gemeinsam am Bildungserfolg der Kinder arbeiten können
02.09.2016 11:22:59
Integration greifbar gemacht Das Magazin ist ein wunderbar gelungener Versuch, Integration und Migration kreativ und journalistisch aufzubereiten und für Privatpersonen, Pädagogen wie Interessierte und Engagierte greifbar und dingfest zu machen. Christina Fink, Graz Interesse am Thema Freiwilligenarbeit ZUSAMMEN:ÖSTERREICH beinhaltet eine positive Herangehensweise an die Themen Asyl und Migration, die ich in den Medien generell vermisse. Als Freiwillige in der Flüchtlingshilfe bin ich regelmäßig mit Kindern einer CaritasEinrichtung zusammen. Daher würden mich Artikel zur Freiwilligenarbeit und Tipps im Umgang mit Geflüchteten aus verschiedenen Ländern sehr interessieren. Eva Vabitsch, Wien Thema im Krankenhaus Ich habe ZUSAMMEN:ÖSTERREICH durch eine Studienkollegin des Universitätslehrgangs für Migrationsmanagement kennen gelernt und freue mich, wenn ich als Migrations- und Integrationsbeauftragte in unserem Krankenhaus immer wieder aktuelle Artikel zu lesen bekomme. Katharina Franz, Braunau am Inn
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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SCHWERPUNKT: GEMEINNÜTZIGKEIT
Titelgeschichte
Der Syrer Rami Alahmad (links im Bild) ist seit zwei Jahren in Zell am See im Einsatz und vermittelt zwischen Flüchtlingen und der Gemeinde.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
SCHWERPUNKT: GEMEINNÜTZIGKEIT
Titelgeschichte
E G E M E I N NÜT Z I G E S E N G A G E M E N T
Deutschlernen, Arbeitserfahrung sammeln und sich sinnvoll beschäftigen: Wie Flüchtlinge von gemeinnütziger Arbeit profitieren können, was Gemeinden davon haben und wie man die Zusammenarbeit vor Ort stärken kann. TEXT
Mona El Khalaf, Franziska Troger, Roland Goiser
FOTO: WWW.WEINFRANZ.AT
Engagement verbindet
s ist ein herbstlicher Tag im Salzburger Zell am See. Rami Alahmad trifft sich heute im Auftrag der Gemeinde mit einer Gruppe syrischer Flüchtlinge. Beim Treffen geht es um das Thema Deutschlernen: „Es ist wichtig, dass ihr möglichst rasch Deutsch lernt. Das braucht ihr für eure Zukunft hier“, betont Alahmad und mahnt: „Es gibt keine Ausrede, nicht zum Deutschkurs zu kommen.“ Der 35-Jährige weiß, wovon er spricht, kam er doch selbst erst 2014 nach Österreich. „Von Anfang an habe ich als Freiwilliger übersetzt, damals noch Arabisch-Englisch“, erklärt der studierte Pharmazeut aus Syrien, der dann so rasch als möglich Deutsch lernte. Inzwischen ist er bei der Gemeinde Zell am See angestellt. Seit knapp zwei Jahren vermittelt er für sie zwischen Einheimischen und Flüchtlingen an Schulen, Kindergärten und in Unterkünften. Bei Bedarf unterstützt er auch verschiedene Hilfsorganisationen.
ZUSAMMENLEBEN FÖRDERN „Übers Reden kommen die Leut’ zusammen“, ist Peter Padourek, Bürgermeister in Zell am See, überzeugt. „Seit wir Rami
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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SCHWERPUNKT: GEMEINNÜTZIGKEIT
Titelgeschichte
„Beim Reden kommen die Leut’ zusammen“, ist Peter Padourek (rechts, im Bild mit Vermittler Rami Alahmad) überzeugt.
als Vermittler in unserer Gemeinde einsetzen, funktioniert die Zusammenarbeit viel reibungsloser.“ Viele Einrichtungen, wie Volksschulen und Kindergärten im Ort, profitierten davon, dass Alahmad als Anlaufstelle für die Flüchtlingsfamilien fungiere und deren Fragen rund um Themen wie den Schul- und Kindergartenbetrieb beantworten könne. Padourek ist überzeugt, dass gemeinnützige Arbeit für Flüchtlinge, gerade in der Zeit bevor sie in den Arbeitsmarkt einsteigen können, nützlich ist und ihre Integration unterstützt. „Wichtig ist, dass sie eine sinnvolle Aufgabe haben und ihre Unterkünfte verlassen“, so Padourek. „Je mehr sie rausgehen, desto leichter können sie verstehen, wie das Leben hier funktioniert.“ Damit ihre Einbindung gelingen kann, braucht es aber ein gutes Zusammenspiel zwischen Einheimischen, Flüchtlingen, Freiwilligen sowie Organisationen, Vereinen und der Gemeinde. Das funktioniere in Zell am See sehr gut: „Hier ziehen alle an einem Strang“, sagt Padourek. „Als Bürgermeister kann man zu diesem guten Zusammenspiel sehr viel beitragen, indem man proaktiv handelt, alle Akteure an einen Tisch holt und, wenn notwendig, als Gemeinde auch Geld für Integrations-
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
maßnahmen in die Hand nimmt. Das zahlt sich langfristig für alle im Ort aus.“
VERBESSERTE CHANCEN AM ARBEITSMARKT „Flüchtlinge können auf mehreren Ebenen von gemeinnützigem Engagement profitieren“, erklärt Gudrun Biffl, Expertin für Arbeitsmarkt und Integration. „Sie begegnen Einheimischen, im Kontakt wird ihr Deutsch gefördert und sie können leichter ein Verständnis für das Funktionieren unserer Gesellschaft und von Arbeitsabläufen hierzulande entwickeln.“ Der formale Einstieg in den Arbeitsmarkt werde bei vielen Flüchtlingen einige Jahre dauern: „Für über 18-Jährige aus Ländern wie Afghanistan, Somalia und Eritrea ohne Ausbildung und Arbeitserfahrung wird der Einstieg in den formalen Sektor sehr schwer. Sie bringen einen sehr geringen Ausbildungsgrad mit und es ist schwierig einzuschätzen, wie es da in zehn Jahren aussehen wird“, erklärt die Expertin. Syrische Flüchtlinge könnten oftmals noch aus einem höher entwickelten Bildungssystem Qualifikationen vorweisen: „Derzeitige Prognosen besagen, dass in fünf Jahren rund die Hälfte der Arbeitsfähigen unter ihnen in den Arbeitsmarkt
WISSEN
GEMEINNÜTZIGES ENGAGEMENT Bringt sich jemand freiwillig in die Gesellschaft ein, kann das langfristig zu zahlreichen positiven Effekten führen:
Anbindung an informelle Netzwerke
Erleichterung beim Arbeitsmarkteinstieg
Förderung von Spracherwerb
Gemeinnützigkeit Verstehen von lokalen Strukturen Austausch mit Einheimischen
Erwerb von nützlichem Wissen
SCHWERPUNKT: GEMEINNÜTZIGKEIT
Kommentar
E XPE R T E NM E I NUNG
Werte wie Gleichberechtigung sind für Flüchtlinge in der Zusammenarbeit mit Einheimischen direkt erlebbar.
FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT, MEDIENDIENST.COM/FOTO WILKE; ILLUSTRATION: MATTHIAS MOSER
Gudrun Biffl, Expertin für Arbeitsmarkt und Integration
eingestiegen sein wird.“ Die Übergangszeit, in der hohe Kosten für das österreichische Sozialsystem anfallen, sollte deshalb genutzt werden, um ihre gesellschaftliche und berufliche Integration so gut als möglich voranzutreiben, so Biffl.
WERTE DURCH ARBEIT ERLEBBAR
„Erwerbsarbeit hat in Österreich genauso wie gemeinnütziges Engagement einen sehr hohen gesellschaftlichen Stellenwert“, erklärt die Arbeitsmarktexpertin. Das müsse man Flüchtlingen vermitteln. „Im direkten Zusammenarbeiten mit Einheimischen können Flüchtlinge Werte wie Solidarität und den gleichberechtigten Umgang zwischen Mann und Frau erleben und verinnerlichen“, ist Biffl überzeugt. Durch das gemeinsame Tun wirke man auch der Entstehung von Parallelgesellschaften entgegen. Um das Engagement von Flüchtlingen in Gemeinden zu fördern, hat das Innenministerium Ende Oktober 2016 einen Leistungskatalog herausgegeben, der Tätigkeiten für gemeinnütziges Engagement von Flüchtlingen wie die Pflege von öffentlichen Parkanlagen, Altenbetreuung oder Schülerlotsendienst definiert (mehr dazu auf Seite 19).
FÄHIGKEITEN ERHALTEN Was passiert, wenn Menschen lange ohne Beschäftigung sind, weiß Psychologe Erich Kirchler: „Resignation, das Verkümmern von Fertigkeiten und finanzielle Abhängigkeit.“ Vielem davon könne durch gemeinnützige Tätigkeit entgegengewirkt werden, so Kirchler. „Wenn ich mich engagiere, bin ich Teil eines Netz-
Marienthal und die Integration von Geflüchteten Bei der Eingliederung von Flüchtlingen in den österreichischen Arbeitsmarkt stellen sich derzeit viele Fragen. Bis diese geklärt sind, scheint gemeinnützige Arbeit als Übergangsmaßnahme in jedem Fall sinnvoll. TEXT
Heinz Faßmann
Anfang der 1930er-Jahre wurde die viel zitierte Studie über die Arbeitslosen von Marienthal veröffentlicht. Sie dokumentiert die Veränderungen, die längere Arbeitslosigkeit hervorruft, etwa den Verlust von Selbstwertgefühl und haltgebender Tagesstruktur. Die Menschen beginnen zu resignieren, glauben nicht mehr an sich. Für Asylsuchende hat der lange Weg bis zum Einstieg in Erwerbsarbeit heute oft ähnliche Folgen. Der Einstieg in den Arbeitsmarkt wird Asylsuchenden in Österreich nur schrittweise gewährt – aus durchaus nachvollziehbaren Gründen. Im Gegensatz zur klassischen Arbeitsmigration, also Menschen, die zur Aufnahme einer Erwerbsarbeit nach Österreich einwandern, kommen Asylsuchende, um Schutz vor Verfolgung zu finden. Asyl und Arbeitsmigration sind somit klar voneinander zu trennen – bevor Flüchtlinge eine Erwerbsarbeit aufnehmen können, müssen möglichst rasch die Asylgründe geprüft werden. Flüchtlinge, die arbeiten wollen, können jedoch von gemeinnütziger Arbeit unmittelbar profitieren. Für Asylwerber, deren Anerkennung
wahrscheinlich ist, stellen freiwillige Tätigkeiten eine geeignete Übergangsmaßnahme dar, um ihre Erwerbsfähigkeit zu erhalten. Das gilt genauso für arbeitslose Asylberechtigte. Scheint mangels sprachlicher Fähigkeiten oder Qualifikationen eine rasche Arbeitsmarktintegration wenig aussichtsreich, ist die Annahme einer gemeinnützigen Tätigkeit ebenfalls ratsam, denn sie gibt nicht nur Selbstwertgefühl zurück, sondern ermöglicht neue soziale Kontakte. Ob es dafür, zusätzlich zu den Sozialtransfers, eine Anerkennung gibt und ob diese ein, zwei, drei oder fünf Euro beträgt, ist nebensächlich. Das Arbeiten im gemeinnützigen Bereich stellt eine vernünftige Alternative zum Nichtstun und der problematischen Öffnung des Arbeitsmarktes für Asylsuchende dar. Die Arbeitslosen von Marienthal hätten die Möglichkeit einer gemeinnützigen Tätigkeit jedenfalls mit großer Begeisterung ergriffen. Das ist zwar eine Vermutung, aber vieles spricht dafür.
Heinz Faßmann
ist Vizerektor der Universität Wien und Vorsitzender des Expertenrats für Integration.
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SCHWERPUNKT: GEMEINNÜTZIGKEIT
Titelgeschichte
R EITANS R E FLE X I O NE N
Von Claus Reitan, Journalist
Manche Dinge gehören sich einfach: etwa, sich in einer Gemeinschaft zu engagieren. Aus gutem Grund: Jeder Einzelne ist – bei aller individuellen Tüchtigkeit – letztlich doch auf die Gemeinschaft und die Mitmenschen angewiesen. Also sollten wir alle jenem Land, das uns alte oder neue Heimat ist, etwas geben. Darauf gründet ein berühmter Satz, ausgesprochen von US-Präsident John F. Kennedy in seiner Antrittsrede am 20. Jänner 1961: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann – frage, was du für dein Land tun kannst.“ Tausende Österreicher beantworten diese Frage unter anderem mit einem enormen Einsatz als Freiwillige. Mehr als zwei Millionen Menschen sind formell in Vereinen oder Organisationen ehrenamtlich tätig, rund 2,2 Millionen im informellen Bereich, etwa in der Nachbarschaftshilfe. Dieses Engagement fördert Integration und Zusammenhalt. Nun gilt es, die starke ehrenamtliche Tradition Österreichs weiterzutragen und diese auch Menschen zu vermitteln, die aus Kriegsgebieten geflüchtet sind und bleiben. Denn: Wer Integration will, engagiert sich. Freiwillig, ehrenamtlich, gemeinnützig. Gibt es eine bessere Antwort auf die Frage, was man für sein Land tun kann?
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
werks und mein Tag hat ein Rückgrat der GesellStruktur. Ich leiste einen schaft und stärkt diese neBeitrag für die Gesellschaft, ben dem öffentlichen und die mir dafür Wertschätprivatwirtschaftlichen Bezung entgegenbringt.“ Anreich als dritter Sektor im statt über Monate oder Gemeinnütziges Staat“, sagt Ökonom GottJahre ohne Beschäftigung Engagement fried Haber. „Wichtige Teile Fertigkeiten und Antrieb zu kann Resignader Gesellschaft, zum Beiverlieren, könne man diese spiel Katastrophendienste tion und dem im gemeinnützigen Sektor wie die Freiwillige FeuerVerlust von sogar ausbauen. Der Aufbau wehr, hängen davon ab, dass eines eigenen Netzwerks in Fertigkeiten sich Menschen engagieren.“ der neuen Umgebung ma- vorbeugen. Als ausschlaggebend für GeErich Kirchler, che außerdem selbstständig meinnützigkeit hält er ein in und helfe dabei, sich über Psychologe den Menschen tief verwurJobmöglichkeiten zu inforzeltes Bedürfnis, aufeinanmieren. Insgesamt steige also das Wohlbe- der zu achten. „Für die Gesellschaft hat finden einer Person, die sich gemeinnützig das den Nutzen, dass die Rahmenbedinengagiere, erläutert der Psychologe und gungen des Zusammenlebens besser werberuft sich dabei auf Forschungsergeb- den. Davon profitiert auch die Person, die nisse: „Studien haben ergeben, dass sich engagiert“, erklärt Haber. „Ich rate Arbeit im Dienste der Gejedem Flüchtling und meinschaft zu einem hohen Zuwanderer sich zu engagieGrad an persönlicher Zuren. Damit können sie friedenheit führt, da diese schneller vom Leistungsin unserer Gesellschaft empfänger zum Leistungseinen wesentlichen Faktor träger für Österreich werden.“ darstellt.“
GEGENSEITIGES KENNENLERNEN
RÜCKGRAT DER GESELLSCHAFT Gemeinnütziges Engagement stärkt aber nicht nur den Einzelnen selbst, sondern insbesondere auch das Zusammenleben in der Gemeinschaft. Laut dem 2. Freiwilligenbericht des Sozialministeriums engagiert sich knapp die Hälfte aller Österreicher über 15 Jahren freiwillig. „Der freiwillige Einsatz von Menschen für ihr Land ist wie
Durch Engagement können Flüchtlinge vom Leistungsempfänger zum Leistungsträger für Österreich werden. Gottfried Haber, Ökonom
Für Rami Alahmad ist sein Engagement in Zell am See eine Herzenssache: „Mir wurde in Österreich so viel geholfen, dass ich unbedingt etwas zurückgeben will. Außerdem habe ich mich auch schon in Syrien ehrenamtlich eingebracht.“ Durch seine Tätigkeiten in Österreich habe er viel gelernt: „Ich verstehe das Land und die Leute hier inzwischen gut. Durch das
FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT, DONAU-UNIVERSITÄT KREMS, ISTOCK/STEVE DEBENPORT, PRIVAT; ILLUSTRATION: MATTHIAS MOSER
Was tust du für dein Land?
SCHWERPUNKT: GEMEINNÜTZIGKEIT
Service
SERVICE & TIPPS
SIE WOLLEN MEHR WISSEN?
Weitere Informationen, Studienergebnisse und Angebote rund um gemeinnütziges Engagement finden Sie hier. Übersetzen habe ich viele Infos zu Themen wie Wohnen, Arbeiten und Bildung gesammelt. Wenn man Und mein Deutsch hilft, fühlt man hat sich sehr verbessert, weil ich viel sich automain Kontakt mit tisch besser. Einheimischen und Klaus Burmann, den verschiedenen pensionierter BezirksOrganisationen vor schulinspektor Ort bin“, erklärt er. Ein engagierter Einheimischer ist der pensionierte Bezirksschulinspektor Klaus Burmann. Seit seiner Jugend ist er in verschiedenen Institutionen im Ort und im Bezirk als Freiwilliger tätig. Derzeit koordiniert er mit seiner Frau in der Nähe von Zell am See ein Freiwilligennetzwerk, das Flüchtlinge unterstützt. „Wenn man hilft, fühlt man sich automatisch besser“, erläutert Burmann sein Engagement. Durch den Austausch und das gemeinsame Anpacken wachse man zusammen und lerne voneinander. „Mir macht es großen Spaß so viel Neues kennen zu lernen. Ich kann Flüchtlinge unterstützen und meine Neugierde stillen“, führt er aus.
ENGAGEMENT ÖFFNET TÜREN Was der Zeller Freiwillige Rami Alahmad in fünf Jahren machen wird, weiß er heute noch nicht. Aber durch sein gemeinnütziges Engagement haben sich bereits einige Türen für seinen Arbeitsmarkteinstieg geöffnet: Seit knapp zwei Jahren ist er geringfügig in der Gemeinde Zell am See angestellt. Außerdem dolmetscht er in einer Apotheke des Ortes. Dadurch hat er ein selbstständiges Einkommen. „Ich bin stolz darauf, dass ich etwas in der Gemeinde beitragen kann.“
Organisationen und Vereine, die Freiwillige aufnehmen, finden in der IOMBroschüre „Ein Weg zur Integration. Freiwilligentätigkeit von Migrant/innen in der Gesellschaft“ praktische Anregungen und gesammelte Informationen, um Personen mit Migrationshintergrund anzusprechen. Online nachzulesen unter: http://bit.ly/2eTKYIH.
Personen, die sich gemeinnützig engagieren wollen, aber nicht wissen, wo ihre Mithilfe benötigt wird, können sich an Ehrenamtsbörsen in ihrem Bundesland wenden. Weiterführende Links dazu finden Sie hier: www.sozialministerium.at Soziales | KonsumentInnen Freiwilliges Engagement & Ehrenamt oder unter www.ngojobs.at NGOMagazin Ehrenamt in Österreich.
Zahlen, Daten und Fakten zum Thema Freiwilligenarbeit in Österreich liefert der 2015 erschienene „2. Freiwilligenbericht“. Nachzulesen unter www.sozialministerium.at Service | Medien Downloads.
Für junge Erwachsene zwischen 16 und 24 Jahren gibt es die Möglichkeit, ein „Freiwilliges Sozialjahr“ zu absolvieren. Das Angebot richtet sich an alle, die sich sozial engagieren und gleichzeitig ihre Eignung für einen Sozialberuf praktisch testen wollen. Mehr Infos dazu unter www.help.gv.at Suche nach „Freiwilliges Sozialjahr“.
In seiner Studie „Ökonomische Bedeutung der Gemeinnützigkeit in Österreich 2015“ untersucht der Wissenschaftler Gottfried Haber die ökonomischen Effekte von gemeinnützigen Tätigkeiten wie etwa Wertschöpfung und Beschäftigung. Sie finden die Studie in der Lang- und Kurzfassung unter http://bit.ly/2eTUo9s.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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SCHWERPUNKT: GEMEINNÜTZIGKEIT
Doppelinterview
F REIW I LLI G E NA R B E I T A L S C H A N C E
„Es ist schön, wenn man helfen kann“ Wie gemeinnütziger Einsatz bei der Integration helfen kann, hat ZUSAMMEN:ÖSTERREICH bei einer Syrerin und einem Österreicher mit türkischem Migrationshintergrund erfragt. INTERVIEW
Franziska Troger jeden Fall auch selbst engagieren. Schon allein, um Österreicher kennen zu lernen. Derzeit mache ich einen Deutschkurs, da treffe ich nur andere Ausländer (lacht).
Z
ahlreiche Menschen kamen im vergangenen Jahr als Flüchtlinge nach Österreich. Viele von ihnen werden mehrere Jahre brauchen, um in unseren Arbeitsmarkt einsteigen zu können. Was gemeinnütziges Engagement für ihre berufliche, aber auch gesellschaftliche Integration bedeuten kann, haben wir mit einer jungen Syrerin und einem engagierten Österreicher mit türkischen Wurzeln diskutiert.
schen Wurzeln zu transportieren. Es ist schön, Hilfe anbieten zu können. Frau Albuni, Sie sind vor einem Jahr aus Syrien nach Österreich gekommen. Haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht, ob Sie freiwillig aktiv werden wollen? Shaza Albuni: Ja, ich möchte mich auf
Warum denken Sie, ist gemeinnütziges Engagement für Flüchtlinge wichtig? Albuni: Freiwilligenarbeit hilft dabei,
besser Deutsch zu lernen. Wenn man nicht Deutsch spricht, hat man keine Chance eine Arbeit zu finden. Da kann freiwilliges Engagement Türen öffnen. Ich habe in Syrien als Zahnärztin gear-
Nach meiner Sanitätsausbildung beim Bundesheer wollte ich in dieser Richtung weitermachen und mich einbringen. Für die Arbeit bei der Rettung ist wichtig, dass man anpacken kann. Wir kommen ja meistens dann, wenn es unangenehm ist. Hat Ihr Migrationshintergrund für Ihr Engagement eine Rolle gespielt? Özdek: In Notsituationen sind die Men-
schen froh, dass ihnen jemand hilft. Da tritt die Herkunft sehr schnell in den Hintergrund. Ich merke aber schon, dass ich durch mein Engagement noch stärker akzeptiert werde und die Leute mir dankbar sind. Für mich ist es auch wichtig durch meine ehrenamtliche Tätigkeit ein positives Bild von Menschen mit türki-
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Durch mein Engagement werde ich stärker akzeptiert. Ismet Özdek hat türkische Wurzeln und engagiert sich seit 2007 ehrenamtlich beim Roten Kreuz.
ILLUSTRATIONEN: NIEL MAZHAR
Herr Özdek, Sie engagieren sich seit acht Jahren beim Roten Kreuz. Warum machen Sie das? Ismet Özdek: Ich helfe einfach gerne.
SCHWERPUNKT: GEMEINNÜTZIGKEIT
Doppelinterview
Ich will mich engagieren – schon allein, um Österreicher kennen zu lernen. Shaza Albuni kam 2015 aus Syrien nach Österreich. Sobald ihre Deutschkenntnisse besser sind, will auch sie freiwillig aktiv werden.
beitet und lerne gerade für die Nostrifikation. Ich würde hier gerne im Rettungsbereich mitarbeiten. Da könnte ich vielleicht auch Erfahrungen für meine berufliche Laufbahn sammeln. Dafür muss ich aber auf jeden Fall noch besser Deutsch sprechen. Özdek: Da haben Sie recht, bei der Rettung
können Deutschkenntnisse über Leben oder Tod entscheiden. Aber es gibt noch viele andere Möglichkeiten, aktiv zu werden, zum Beispiel bei der Gemeindearbeit oder im Katastrophenschutz. Albuni: Für mich ist es auch wichtig, dass ich Österreich etwas zurückgebe. Das Land hat viel für uns getan.
Herr Özdek, was raten Sie Menschen, die erst kurz in Österreich sind und sich engagieren wollen? Özdek: Jeder und jede sollte schauen, wel-
che Qualifikationen er oder sie mitbringt, um sich in die Gemeinschaft einzubringen. Da sind auch Vereine gefragt, sich noch stärker für Flüchtlinge zu öffnen und die Bürokratie möglichst gering zu halten. Denn am Ende kann jeder, egal ob Flüchtling, Österreicher mit ausländischen Wurzeln oder Einheimischer, etwas zum Allgemeinwohl beitragen. Jede Hand ist eine Hilfe.
ZAHLEN & FAKTEN
WIE VIELE MENSCHEN IN ÖSTERREICH SIND FREIWILLLIG AKTIV?
Rund die Hälfte der österreichischen Bevölkerung tut etwas für das Gemeinwohl. Das macht freiwilliges Engagement zu einer wichtigen Säule des gesellschaftlichen Zusammenhalts. QUELLE: IFES. FREIWILLIGES ENGAGEMENT IN ÖSTERREICH 2013.
50 % 45 % 40 %
GESAMT
46 %
35 % 30 % 25 % 20 % 15 % 10 % 5% 0
28 %
31 %
formelle Freiwilligenarbeit
informelle Freiwilligenarbeit
46 Prozent der österreichischen Bevölkerung ab 15 Jahren sind freiwillig tätig – fast jeder Zweite erbringt also unentgeltliche Leistungen für die Gemeinschaft. Mit 28 % sind mehr als ein Viertel in Vereinen, Institutionen und Organisationen aktiv (formelle Freiwilligenarbeit). Knapp ein Drittel (31 %) erbringt informelle Freiwilligentätigkeiten, etwa in der Nachbarschaftshilfe. Bei Personen mit Migrationshintergrund zeigt sich, dass sie seltener organisatorisch in freiwilliges Engagement integriert sind als Personen ohne Migrationshintergrund (22 vs. 29 %). Dafür ist ihr informelles Engagement stärker ausgeprägt (39 %). Von der ersten zur zweiten Zuwanderergeneration steigt der Anteil sowohl im formellen als auch informellen Bereich.
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SCHWERPUNKT: GEMEINNÜTZIGKEIT
Kurzporträts
giere a g n Ich e weil , mich was ich et dern verän te. h Seleem, möYc ni asmin -Alum St u d e
T STAR ntin/
Yasmin Seleem
Die junge Wienerin mit ägyptischen Wurzeln hilft Geflüchteten beim Lernen
G EF L Ü C H T E T E U ND E N G A G IE R T E
Freiwillig aktiv Welche Chancen gemeinnützige Arbeit für jeden Einzelnen bietet und welchen Nutzen sie für die österreichische Gesellschaft hat, erfragte ZUSAMMEN:ÖSTERREICH bei sechs Engagierten. TEXT
Mona El Khalaf
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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ch engagiere mich seit langem ehrenamtlich. Das gibt mir das Gefühl, etwas verändern zu können“, sagt Yasmin Seleem. Die Eltern der 20-Jährigen stammen aus Ägypten, sie selbst wuchs in Wien auf. Die Vorsitzende von START-Alumni, einem Netzwerk von Absolventen des Stipendienprogramms START für Schüler mit Migrationshintergrund, unterstützt zugewanderte und geflüchtete Jugendliche mehrmals pro Woche beim Lernen. Der Fokus der Lernhilfegruppen für 14- bis 20-Jährige liegt auf Deutsch, Mathe und dem Meistern von Schulaufgaben. Ergänzend dazu wird auch viel miteinander unternommen. „Wenn ich anderen dabei helfen kann, gut in Österreich anzukommen und ihrem Traum ein Stück näher zu kommen – sei es der Aufstieg in die nächste Klasse oder der Pflichtschulabschluss – macht mich das glücklich“, sagt Seleem.
me meinsa e g s a D rn hilft Wande sterreich Ö dabei, zu lernen. n e n n ke Kilic,
Aysel Kilic
Aysel n/ rführeri Wande lange e M r Wiene
Als Wanderführerin freut sie sich, Menschen beim Einleben in Österreich zu unterstützen
A
ysel Kilic, 56, ist seit 2013 freiwillige Wanderführerin bei der Initiative „Wiener Melange“ des österreichischen Alpenvereins. „Die Gruppe ist mit Einheimischen und Migranten aus unterschiedlichen Ländern bunt durchgemischt“, sagt Kilic, die vor Jahrzehnten aus der Türkei nach Wien zog. Zweimal im Monat erkunden Teilnehmer aller Altersgruppen die Natur des Wiener Umlands. „Die Idee ist, dass man beim Wandern Deutsch üben kann, sich mit anderen austauscht und Österreich besser kennen lernt“, erklärt Kilic. „Warum ich das mache? Weil schon mein Großvater ein großer Wanderer war und ich Menschen beim Einleben unterstützen möchte. Mir gefällt das wirklich sehr“, sagt sie und betont: „Die gemeinsame Freizeitbeschäftigung hilft auch dabei, gegenseitig Vorurteile abzubauen – und die Bewegung in der Natur tut gut!“
Karrar Alsaadi
Der gebürtige Iraker ist seit seiner Ankunft freiwillig als Dolmetscher im Einsatz
FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT
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urz nach seiner Ankunft in Wien Ende 2015 wurde Karrar Alsaadi, 21, gebeten für andere Flüchtlinge vom Arabischen ins Englische zu dolmetschen. Für den geflüchteten Iraker war das der Beginn seiner Freiwilligenarbeit: Seither dolmetscht er bei Bedarf und gibt so wichtige Informationen an andere Flüchtlinge weiter. „Durch meine Tätigkeit habe ich viel Nützliches über Österreich gelernt und viele Freunde dazugewonnen.“ Auch im Rahmen einer Berufsmesse für Flüchtlinge hat er sich engagiert und dort die Helfer koordiniert. „Das Gute daran ist, dass ich etwas Sinnvolles tue und andere unterstütze, anstatt herumzusitzen“, sagt Alsaadi. „Ich wurde hier gut aufgenommen und will etwas zurückgeben. Und ich finde, dass sich alle Flüchtlinge für die Gesellschaft engagieren sollten.“
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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Ivan Frankovic
Der Wahlwiener übt freiwillig Deutsch mit Flüchtlingen und Zugewanderten
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er gebürtige Kroate Ivan Frankovic, 28, hilft Flüchtlingen und Zugewanderten bei „Treffpunkt Deutsch“ ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Als er vier Jahre alt war, floh seine Familie aus Sarajevo. Deshalb spricht der Wahlwiener heute besser Deutsch als Kroatisch. Die Ankunft zehntausender Menschen in Österreich 2015 sei ausschlaggebend für sein freiwilliges Engagement gewesen: „Als die Stimmung negativ wurde, wollte ich dazu beitragen, dass die Integration der Flüchtlinge ein Erfolg wird. Sprache ist dabei ein wichtiger Faktor und ich hatte Erfahrung im Nachhilfe-Geben“, sagt Frankovic. „Es ist ein schönes Gefühl, Menschen unterstützen zu können. Außerdem ist meine Tätigkeit ein guter Weg, um mehr über andere Länder zu erfahren und das Präsentieren zu üben.“
Maria Selo orta C Altera P Syrerin/F
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Maria Selo
Die gebürtige Syrerin verbessert beim Fußballspielen ihre Deutschkenntnisse.
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ls ich 2015 das erste Mal beim FC Altenmarkt mittrainierte und sah, dass Frauen in kurzen Hosen, mit echten Fußballschuhen und Schützern Fußball spielen, war ich sehr überrascht“, sagt die 23-jährige Maria Selo. Bis dahin hatte die kurdische Syrerin, die 2014 in Österreich angekommen ist, noch nie von fußballspielenden Frauen gehört. „Ich liebe Fußball und wollte schon immer spielen, aber in meiner Heimat war das für mich kaum möglich“, erzählt die angehende Bürokauffrau, die inzwischen für den Wiener Verein FC Altera Porta spielt und sich damit einen Kindheitstraum erfüllt. „Das Spielen im Team und die wöchentlichen Trainings helfen mir auch, Österreich und die Leute hier besser kennen zu lernen und mein Deutsch zu verbessern“, erklärt Selo. „Wenn ich etwas nicht weiß, kann ich immer meine Mitspielerinnen fragen!“
FOTOS: WWW.WEINFRANZ.AT
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SCHWERPUNKT: GEMEINNÜTZIGKEIT
Kurzporträts
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Salif Nikiema
Der 28-Jährige ist für die Freiwillige Feuerwehr im Einsatz, die für ihn zur Familie geworden ist
2004
brachte eine Ärzteorganisation Salif Nikiema für eine Operation aus Burkina Faso nach Österreich. Der heute 28-Jährige war dort schwer misshandelt worden, Narben an seinen Händen zeugen noch heute davon. Eine Pflegefamilie in Waidhofen an der Thaya in Niederösterreich nahm ihn damals bei sich auf. Nikiema blieb ihr und dem Ort bis heute eng verbunden: Seit 2007 engagiert er sich dort bei der Freiwilligen Feuerwehr. „Ich wurde so gut aufgenommen und will Österreich unbedingt etwas zurückgeben“, sagt Nikiema. Ihm gefällt besonders, dass nicht nur er selbst, sondern auch die Allgemeinheit von seinem Engagement profitiert: „Ich habe dort mein Deutsch verbessert und viele Leute kennen gelernt, die Feuerwehr ist wie Familie. Und wenn man Leben retten kann, ist das ein wirklich gutes Gefühl.“
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH ZU Zusammen:Österreich
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SCHWERPUNKT: GEMEINNÜTZIGKEIT
Initiativen in Gemeinden
EN G A G E M E NT V O R O R T
Gemeinnützige Arbeit für Integration In immer mehr österreichischen Gemeinden sind Flüchtlinge gemeinnützig aktiv. Ihr Engagement hilft nicht nur der Gemeinschaft, sondern fördert auch ihre eigene Integration.Wir stellen fünf erfolgreiche Initiativen auf regionaler Ebene vor. TEXT
Michaela Reisinger
Volksschulen sicher über die Straßen kommen. Täglich sind bis zu sechs Flüchtlinge abwechselnd im Einsatz. Gemeinderätin Ines Schiller ist für das Projekt verantwortlich – unterstützt wird sie vom pensionierten Polizisten Reinhard Held, der die Flüchtlinge gemeinsam mit der städtischen Sicherheitswache ausgebildet hat. In ihren ersten Einsatztagen wurden diese noch von Polizisten unterstützt, mittlerweile sind sie selbstständig unterwegs. „Die Eltern der Volksschüler sind vom Schülerlotsendienst begeistert. Viele haben schon nachgefragt, ob wir diesen nicht auch zu Mittag anbieten können“, freut sich Schiller.
GEMÜSE FÜR DEN SOZIALMARKT
FLÜCHTLINGE ALS SCHÜLERLOTSEN Bad Ischl, Oberösterreich. Als Schülerlotsen kümmern sich seit September 2016 von Montag- bis Freitagfrüh zwölf Flüchtlinge, darunter drei Frauen, darum, dass die Schulkinder der drei örtlichen
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Traiskirchen, Niederösterreich. Im Rahmen des Landwirtschaftsprojekts „Garten der Begegnung“ bewirtschaften seit dem Frühjahr 2016 junge Flüchtlinge gemeinsam mit gartenbegeisterten Traiskirchnern eine rund einen Hektar große Ackerfläche. Der Großteil des geernteten Gemüses wird dem Sozialmarkt der Stadt zur Verfügung gestellt: Bedürftige Personen können dort zu stark vergünstigten Preisen Güter des täglichen Bedarfes kaufen. „Die Abgabe der Lebensmittel an den Sozialmarkt wird in Traiskirchen sehr positiv aufgenommen – und die Kunden des Marktes freuen sich, dass sie regional angebautes Gemüse zu leistbaren Preisen
kaufen können“, erzählt Gemeinderätin Karin Blum. Sie betreut das Projekt, dessen gemeinnützige Helfer bereits rund eine Tonne Bio-Gemüse geerntet haben. Den Acker hat die Gemeinde zur Verfügung gestellt, das Werkzeug wird teils von Traiskirchner Einwohnern gespendet, teils durch Gemüseverkauf „ab Feld“ finanziert.
PFLEGE DER WANDERWEGE St. Stefan ob Stainz, Steiermark. Seit Sommer 2015 werden Gemeindemitarbeiter in St. Stefan ob Stainz gemeinnützig von Flüchtlingen unterstützt. Zu deren Haupttätigkeiten zählt die Pflege der Wanderwege: Drei bis sieben Flüchtlinge sind dabei aktiv und übernehmen etwa das Ausmähen der Wege, damit diese begehbar bleiben. Koordiniert wird die Aktion von Wanderwegbetreuern der Gemeinde und des Tourismusverbands. Amtsleiterin
ICONS: MARION DORNER
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n etwa zwei Drittel der rund 2.200 Gemeinden Österreichs leben Flüchtlinge. In vielen Gemeinden sind in den letzten Monaten Projekte entstanden, die Flüchtlinge durch gemeinnütziges Engagement in das Leben vor Ort einbinden. Die Projekte helfen ihnen dabei, Einheimische kennen zu lernen und ihr Deutsch zu verbessern. Auch die Gemeinde profitiert von der Unterstützung bei verschiedenen Aufgaben des Allgemeinwohls. ZUSAMMEN:ÖSTERREICH gibt Einblick in fünf regionale Initiativen und liefert praktische Tipps für Ihre Gemeinde.
SCHWERPUNKT: GEMEINNÜTZIGKEIT
Initiativen in Gemeinden
sich Flüchtlinge engagieren, und nehmen das Angebot gerne an“, berichtet er. So wurden seit Juli 2015 in rund 450 Einsätzen mehr als 2.300 Arbeitsstunden geleistet. Angelika Schwarzmann, Bürgermeisterin in Alberschwende, unterstützt das Büro, hilft bei Fragen zur Gesetzeslage und prüft, ob die anfallenden Arbeiten tatsächlich unter die Gemeinnützigkeit fallen. Für die Dauer der Arbeitseinsätze sind die Flüchtlinge über die Caritas haftpflicht- und unfallversichert. Karoline Herunter schätzt die zusätzliche Unterstützung: „Für die Arbeit an den Wanderwegen fehlt es Gemeindemitarbeitern mitunter an Zeit. Deshalb ist es für uns ein großer Gewinn, dass sich Flüchtlinge hier einbringen.“ Abgesichert werden diese über eine Gruppenunfallversicherung der Gemeinde.
BÜRO FÜR NACHBARSCHAFTSHILFE Alberschwende, Vorarlberg. In Alberschwende organisiert der Syrer Laith Alfandi, im Jänner 2015 als einer der ersten Flüchtlinge im Ort angekommen, ein Büro für Nachbarschaftshilfe. Er koordiniert rund 25 Flüchtlinge, die für ältere Personen oder Menschen mit Behinderungen gemeinnützig aktiv sind – etwa bei der Umzugshilfe, Gartenarbeit oder Brennholzaufbereitung. Anfangs wurde Alfandi bei Sprachproblemen von Ehrenamtlichen unterstützt, inzwischen führt er das Büro selbstständig, nimmt Hilfsanfragen entgegen und teilt das Team für Einsätze ein. „Viele Menschen hier sind dankbar, dass
AUSMALEN VON KLASSENRÄUMEN Großraming, Oberösterreich. Im Rahmen der Initiative „Miteinander in Großraming“ gehen Flüchtlinge gemeinnützigen Tätigkeiten nach. So wurden von engagierten Flüchtlingen etwa bereits die Klassenzimmer der Neuen Mittelschule
SERVICE & TIPPS
SO KÖNNEN SICH FLÜCHTLINGE ENGAGIEREN Ende Oktober 2016 präsentierte die Bundesregierung einen Leistungskatalog für gemeinnützige Hilfstätigkeiten von Asylwerbern. Demnach können Asylwerber, die in einer Betreuungseinrichtung des Bundes oder der Länder untergebracht sind, mit ihrem Einverständnis gemeinnützige Hilfstätigkeiten für Bund, Länder und Gemeinden erbringen. Hier ein Auszug aus den angeführten gemeinnützigen Tätigkeiten: Administration Bürohilfsdienste, Botengänge, Unterstützung bei Veranstaltungen der Gemeinde, Übersetzungs- und Dolmetschtätigkeiten Soziales und Bildung Hilfstätigkeiten in Seniorenheimen sowie in öffentlichen Kindergärten und Schulen (Reinigung, Küchenhilfe, Grünpflege), Besuchsdienste in Senioreneinrichtungen
neu ausgemalt – auch gemeindeeigene Grünanlagen werden gepflegt oder Einsätze beim Winterdienst übernommen. Abgesichert sind die Flüchtlinge über eine Kollektivunfallversicherung der Gemeinde. Bürgermeister Leopold Bürscher und Amtsleiterin Hermine Riegler koordinieren die gemeinnützigen Arbeiten, eingeschult werden die Flüchtlinge durch den Bauhofvorarbeiter. „Viele Flüchtlinge wollen gemeinnützig etwas tun, die Nachfrage übersteigt bisweilen unsere Einsatzmöglichkeiten“, so Riegler. „Positiv fällt auf, dass die Flüchtlinge durch diese Arbeit mehr mit Einheimischen ins Gespräch kommen – das fördert ein besseres Integrationsklima im Ort.“
Landschaftspflege Reinigung und Instandhaltung von öffentlichen Wegen und Grünanlagen, Tätigkeiten am Bauhof, Winterdienste, Mithilfe auf Friedhöfen Umwelt & Müllvermeidung Hilfstätigkeiten in öffentlichen Tierheimen, Wildtierpflege, Hilfe bei Sperrmüllaktionen Kultur & Freizeit Hilfstätigkeiten in Kultur- und Freizeiteinrichtungen der Gemeinde (Theater, Bücherei, Sportplätze) Den vollständigen Katalog finden Sie auf www.bmi.gv.at.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Angebote für Schulen
n im a t i o m e r. r g I n t e s e n z i me , T i p p s : g s K l a o r s c h l ä n ge n a n V fe h l u E m pagazin@nds.at und m fo i n te
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N E U E L E R N MAT E RI ALI E N
Integration im Unterricht Auf der neuen ZUSAMMEN: ÖSTERREICH Lernplattform finden Pädagogen über 100 Lernmaterialien zu Integration.
INFOBROSCHÜRE
INTERKULTURELLE ELTERNARBEIT Zur Förderung des Bildungserfolgs von Kindern mit Flucht- oder Migrationshintergrund hat der ÖIF die Broschüre „Interkulturelle Elternarbeit – ein Werkzeugkoffer für Pädagog/innen“ in einer zweiten, überarbeiteten Auflage herausgebracht und um das Thema Flucht erweitert. Pädagogen finden darin Anregungen und Tipps für die interkulturelle Arbeit mit geflüchteten oder zugewanderten Eltern und können nachlesen, worauf es bei der Erstellung von Leitbildern in der Elternarbeit ankommt. Die Informationen stammen aus praktischen Erfahrungen von Pädagogen mit Eltern und greifen auch auf neueste Erkenntnisse und Strategien zurück. Sie können die Broschüre kostenlos herunterladen oder bestellen unter www.integrationsfonds.at Themen Publikationen.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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Unser Ziel:
ie kann man 1 und 2 entwickelt schon die Integration in der wurden. „Besonders Kleinsten im Klasse konstruktiv praktisch ist, dass Kindergarten spielerisch zum Thema machen! Pädagogen nach rund Michaela Grubmüller, an Integration heranfüh30 Gegenständen filren, das Thema Vorur- Leiterin ZUSAMMEN:ÖSTERREICH tern und mit nur teile in Deutsch oder wenigen Klicks die Geschichte bearbeiten oder Fragen zum passenden Lernmaterialien auswählen Zusammenleben in Musik, Turnen oder können“, weiß Michaela Grubmüller, sogar Physik behandeln? Die neue Lern- Leiterin von ZUSAMMEN:ÖSTERREICH. plattform von ZUSAMMEN:ÖSTERREICH Alle Angebote der Lernplattform sind im unterstützt Pädagogen dabei, die facetten- Überblick sichtbar – wer sich kostenlos reiche Integrationsthematik in nahezu registriert, kann zudem für jedes Lernjedes Unterrichtsfach einzubauen. material Arbeitsblätter und eine Stundentafel herunterladen. Die Lernplattform ÜBER 100 KOSTENLOSE MATERIALIEN wird laufend erweitert: Dazu sind auch „Dafür können auf der Plattform mehr als Lehrkräfte eingeladen, eigene Lernmate100 Lernmaterialien rund um Migration, rialien zu Integration hochzuladen. Integration und Zusammenleben kostenlos heruntergeladen werden, die von Machen Sie Integration auch in Ihrem Pädagogen für den Kindergarten, die Fach zum Thema mit www.zusammenVolksschule sowie die Sekundarstufen oesterreich.at/lernplattform.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Wissenswertes
B E G R I FFE M I T M I G R AT I O N S H IN T E R G R U N D
Wortwanderung
Wu S i e ss s t e n c dass hon, …?
Begriffe, die in den deutschen Sprachraum einoder aus diesem ausgewandert sind. Der Schal ist als Begleiter im Winter nicht wegzudenken – gerne darf er uns in verschiedenen Stoffen und Farben wärmend um den Hals fallen. Ursprünglich ein Kleidungsstück der Bewohner von Kaschmir, wird der Schal erstmals in einem englischen Reisebericht des frühen 18. Jahrhunderts als shawl erwähnt.
Auf eine Mütze sollte man bei kalten Temperaturen besser nicht verzichten. Das dachten sich auch die Esten und haben das Wort als müts kurzerhand in ihre Sprache eingebürgert.
Die Marschroute, abgeleitet vom französischen Wort marche für Gang oder Wanderung, hat selbst einen weiten Weg zurückgelegt. So gelangte der Begriff als marszruta nicht nur in den polnischen Sprachgebrauch, sondern ist auch die russische Bezeichnung für die Kleinbus-Sammeltaxis Маршрутка, zu Deutsch: Routentaxis.
Der Zobel gehört zur Familie der Marder und ist vor allem in Sibirien heimisch. Sein Fell galt lange als Statussymbol – so war etwa die Krone der russischen Zaren bis ins
Gratis-Abo ZUSAMMEN:ÖSTERREICH erscheint vierteljährlich und ist für alle Interessierten kostenlos im Abonnement erhältlich.
17. Jahrhundert eine juwelenbesetzte Zobelfellmütze. Da die übermäßige Jagd auf den Zobel verboten wurde, ist er heute glücklicherweise keine bedrohte Tierart mehr. Das deutsche Wort stammt vom slawischen соболь ab. Der Schlitten hat seine Wurzeln im althochdeutschen Wort slito, was so viel bedeutet wie schleifendes Gefährt. Als solches findet sich der
Schlitten in Island als sleði oder den Niederlanden als slee. Einen „Guten Rutsch“ wünscht man sich im deutschsprachigen Raum zu Neujahr. Eine von mehreren Theorien sieht den Ursprung dieses Ausspruchs im Jiddischen rosch, was Kopf oder auch Anfang heißt. Man wünscht sich also einen guten Jahresanfang.
Vor- und Nachname
Ja, ich möchte ZUSAMMEN: ÖSTERREICH kostenlos abonnieren.
Straße und Hausnummer
PLZ und Ort
HAUSGASS
E 30,
1030
WIEN
WINTE R 2016
BEISPI AUS DERELE Wie Gem PRAXIS eind Flüc
IONSFOND S, SCHLACHT INTEGRAT CHISCHER S, ÖSTERREI ST 08Z037821 ORING.PO AG/SPONS POST CHISCHE ÖSTERREI
ILLUSTRATION: NIEL MAZHAR
Weiß – ist das nun eine Farbe, oder nicht? Mögen Künstler, Malermeister oder Physiker diese Frage klären, fest steht jedenfalls, dass Weiß auch für bleich oder blank steht. In diesem Sinne fand es als bianco bzw. blanco Einzug ins Italienische und Spanische.
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THEMA: Gemeinnützige Arbeit
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25.11.2016
16:10:51
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Gemeindeprojekt
I NTEGR AT I O N V O R O R T
Das *peppa Mädchenzentrum der Caritas Wien unterstützt Mädchen und junge Frauen beim erfolgreichen Weg in Bildung, Beruf und Gesellschaft. TEXT
Franziska Troger
So ausgelassen und frei wie im *peppa Mädchenzentrum können viele der jungen Frauen sonst kaum über ihre Zukunft sprechen.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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itten in Wien-Ottakring findet sich in einer Nebenstraße der als „Balkanmeile“ bekannten Ottakringer Straße das Mädchenzentrum *peppa. „Bei der Wahl unseres Standortes haben wir darauf geachtet, unserer Zielgruppe möglichst nahe und öffentlich gut erreichbar zu sein“, erklärt Karima Aziz, Leiterin des Mädchenzentrums. 2009 gegründet, ist *peppa inzwischen über die
FOTOS: CARITAS WIEN, MICHAEL APPELT
Mädchen stärken, Zukunft verbessern
MENSCHEN UND PROJEKTE
Gemeindeprojekt
Wir stärken Mädchen und junge Frauen in ihrer Selbstständigkeit.
Ottakringer Bezirksgrenzen aufgaben unterstützt. Weihinaus bekannt. „Besonders tere Schwerpunkte sind die seit letztem Jahr ist die Zahl Begleitung in Krisensituatider Mädchen und jungen onen wie bei Gewalt in der Karima Aziz, Frauen, die zu uns kommen, Familie sowie Sexual- und Projektleiterin stark gestiegen“, betont Aziz. Gesundheitsberatung. „Uns „Auch die Herkunftsländer sind viel- ist aber auch wichtig, dass der Spaß und fältiger geworden. In unserer Beratung gemeinsame Aktivitäten nicht zu kurz haben wir jetzt viele junge, arabisch- kommen“, erklärt Aziz. „Wir kochen tägsprechende Frauen, die als Flüchtlinge lich zusammen, feiern Feste und jedes nach Österreich gekommen sind.“ Jahr machen wir einen Ausflug mit Übernachtung außerhalb Wiens. Für viele der BERATUNG, LERNHILFE UND FREIZEIT Mädchen ist es das einzige Mal im Jahr, Das *peppa Mädchenzentrum, beste- dass sie aus Wien rauskommen und hend aus einem Café und einer Bera- etwas von Österreich sehen.“ tung, steht Mädchen und jungen Frauen im Alter von 10 bis 20 Jahren offen. Sie SELBSTSTÄNDIGKEIT FÖRDERN werden bei Fragen zu ihrer Ausbildung Dass die jungen Frauen durch das *peppa und Berufswahl beraten und bei Schul- Mädchenzentrum an Selbstständigkeit
gewinnen, stelle für manche Familien ein Problem dar, berichtet Aziz: „Viele Mädchen sind stark von ihrer Familie abhängig. Manche Familien wollen nicht, dass ihre Töchter eigenständig werden und selbst ihre Ziele definieren, etwa wenn es um ihre berufliche Zukunft geht.“ Erst vor kurzem unterstützte das Mädchenzentrum eine junge Frau aus Syrien. „Ihr Vater hatte Bedenken, als sie sich für ein Praktikum in einer Apotheke bewerben wollte. In unserer Beratung konnten wir seine Vorbehalte aber entkräften. Wir haben außerdem mit ihr für das Bewerbungsgespräch trainiert – und sie hat das Praktikum schließlich bekommen“, freut sich Aziz. „Das sind besonders schöne Erfolgsgeschichten, die in Erinnerung bleiben.“
AUF EINEN BLICK
PROJEKT: *peppa Mädchenzentrum
TIPPS ZUR PROJEKTFÖRDERUNG: Zahlreiche lokale Integrationsprojekte werden durch den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der Europäischen Union und das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA) kofinanziert. Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF), Team Förderungen, unterstützt bei der Fondsabwicklung. Er ist als Anlauf- und Servicestelle beauftragt, Projektinteressierte zu informieren und die Verwaltung und Kontrolle der ausgewählten Projekte durchzuführen.
PROJEKTTRÄGER: Caritas der Erzdiözese Wien GEBIET: Wien Ottakring ZIELGRUPPE: Mädchen und junge Frauen mit und ohne Flucht- bzw. Migrationshintergrund von 10 bis 20 Jahren FINANZIERUNG: *peppa wird als Projekt der Caritas derzeit über eine Nationale Förderung des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres, die Wiener Gesundheitsförderung – für das Projekt *peppament(e) zu geistig-seelischer Gesundheit –, die Bezirksvorstehung Ottakring und ein Sponsoring der OMV gefördert. 2016 erhielt das *peppa Mädchenzentrum außerdem den mit 5.000 Euro dotierten Sonderpreis Integration des Intercultural Achievement Awards. KONTAKT: Karima Aziz karima.aziz@caritas-wien.at www.peppa.at
DAS SAGT DER PRÄSIDENT:
„Junge Frauen mit Migrationshintergrund sind aufgrund ihrer Lebenssituation häufig besonderen Belastungen ausgesetzt. Für ihre Integration ist ein geschütztes Umfeld, in dem sie sich frei entfalten und ihre Potenziale entdecken können, besonders wichtig. Mitten in Ottakring bietet das *peppa Mädchenzentrum seit 2009 diesen Raum zur Entwicklung. Es ist damit nicht nur ein beliebter interkultureller Treffpunkt in Wien, sondern unterstützt durch seine Arbeit junge Frauen maßgeblich in ihrem Integrationsprozess.“ Michael Landau, Präsident der Caritas
Mehr Informationen zum AMIF und zur Antragstellung finden Sie auf www.bmeia.gv.at Integration Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds sowie auf www.integrationsfonds.at Themen EU-Fonds. WEITERE FÖRDERTÖPFE: Je nach Thema und Ort Ihres Integrationsprojektes können Sie auch Unterstützung bei diesen Anlaufstellen erhalten: Europäischer Sozialfonds: www.esf.at EU-Programm für Beschäftigung und soziale Innovation: www.ec.europa.eu/social Initiative Vielfalter: www.viel-falter.org Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds: www.waff.at
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Porträt
I NTEGR AT I O NS B O T S C H A F T E R
Gesetzeshüter aus Überzeugung Aytun Bahar sieht seinen Migrationshintergrund nicht als Hemmschuh. Der Wiener Polizist mit türkischen Wurzeln ist vielmehr davon überzeugt, dass es jeder selbst in der Hand hat, etwas aus seinem Leben zu machen. TEXT
Kristina Nedeljkovi c´
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er Berufswunsch aus Kindheitstagen ändert sich bei den meisten Menschen mit den Jahren – nicht aber bei Aytun Bahar. Den Entschluss, Polizist zu werden, fasste der gebürtige Türke bereits im Vorschulalter. Heute ist er Polizist mit Leib und Seele. Seine Beweggründe: anderen Menschen zu helfen, für Sicherheit zu sorgen, aber auch die Vielfalt der österreichischen Gesellschaft widerzuspiegeln.
TRAUMBERUF POLIZIST Geboren wurde Bahar in anakakale, einer Stadt im Westen der Türkei. Im Alter von zwei Jahren holte seine Mutter, die bereits seit einigen Jahren in Tirol arbeitete, ihn und seinen Vater zu sich nach Österreich. Nach der Schule entschied sich Bahar für die Polizeiausbildung von Kufstein nach Wien zu übersiedeln. „Das war sozusagen die zweite große Migration in meinem Leben“, lacht der 28-Jährige. Die Polizeischule absolvierte er erfolgreich, aktuell ist der junge Polizist in der Dienst-
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
FOTOS: ÖIF/UNGER
Aytun Bahar, Polizist türkischer Herkunft, möchte nicht nur für Sicherheit sorgen, sondern auch Ansprechpartner für die Menschen in seinem Bezirk sein.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Porträt
SERVICE
DIE INTEGRATIONSBOTSCHAFTER
Ob Migrations-
stelle Keplergasse im hintergrund oder Lehrer nicht sehr ernst zehnten Wiener Gemein- nicht: Man muss genommen.“ Als Intedebezirk im Einsatz. Viele grationsbotschafter versich auf die Bewohner des Bezirks sucht er Schülern heute Dinge fokussiehaben wie Bahar Wurzeln klarzumachen, Lehrer im Ausland. „Ich möchte ren, die einen nicht als Gegner zu durch meine Tätigkeit weiterbringen. sehen, sondern vielmehr Aytun Bahar, vermitteln, dass für alle mit ihnen zusammenzudie gleichen Regeln Polizist in Wien arbeiten. „Ich möchte gelten, egal woher man auch vermitteln, dass es kommt“, erläutert er. „Genauso sollen die darauf ankommt, Einsatz zu zeigen und Menschen aber auch erkennen, dass jeder sich auf jene Dinge zu fokussieren, die in Österreich die Chance hat, es zu etwas einen weiterbringen. Die Schüler sollen zu bringen.“ erkennen, dass es an ihnen selbst liegt, etwas aus sich zu machen“, erzählt Bahar.
UNRUHESTIFTER IN DER SCHULZEIT Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Polizist ist Bahar außerdem als ehrenamtlicher Integrationsbotschafter der Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH in Schulen unterwegs. Auf die Frage, worin sich diese beiden Tätigkeiten ähneln, hat er eine schnelle Antwort: „In meinem Berufsalltag ist es genauso wie bei den Schulbesuchen mit ZUSAMMEN:ÖSTERREICH wichtig, die Anliegen der Menschen ernst zu nehmen und ihnen eine Möglichkeit zu geben, ihre Sicht der Dinge zu erklären.“ Mit den Schülern diskutiert Bahar darüber, wie man Vorurteilen begegnen und es schaffen kann, Chancen zu erkennen und auch zu nutzen. „Bei den Schulbesuchen kann ich mich vor allem in die frechen Schüler, die Unruhestifter hineinversetzen, schließlich war ich selbst einer“, spielt er auf seine eigene Schulzeit an. „Ich war oft laut, wollte vor allem Spaß haben und habe die Ratschläge meiner
ÜBER VORBILDER UND VIELFALT Für Integration brauche es vor allem greifbare Vorbilder, ist Bahar überzeugt. „Ich bin oft bei Polizeiworkshops in Schulen des zehnten Bezirks dabei“, berichtet er. Für viele Schüler ist er aufgrund seines türkischen Migrationshintergrunds dabei eine besondere Bezugsperson. Gemeinsam mit Kollegen redet er mit ihnen über Themen wie Drogen und Gewalt oder informiert über sicheres Surfen im Internet. „Die Workshops laufen sehr freundschaftlich ab“, so der junge Polizist, der gleichzeitig hervor streicht, was für ihn im Umgang mit anderen entscheidend ist: „Man kann nur zu Menschen durchdringen, wenn man ihnen ohne Vorurteile begegnet.“ Aytun Bahar (28)
im Alter von zwei Jahren aus der Türkei nach Österreich gekommen, ist in Wien als Polizist tätig.
„ZUSAMMEN: ÖSTERREICH“ ist nicht nur der Name dieses Magazins, sondern auch einer Initiative von Integrationsminister Sebastian Kurz und dem ÖIF. Mehr als 360 gut integrierte Migranten besuchen als Integrationsbotschafter Schulen in ganz Österreich, erzählen ihre persönliche Erfolgsgeschichte und diskutieren mit den Schülern – um Vorurteile abzubauen und Motivation zu schaffen. 2016 feierte die Initiative, die bereits mehr als 50.000 Schüler erreicht hat, ihr fünfjähriges Bestehen. Die Initiative wird laufend ausgebaut: So gibt es etwa seit 2015 unter dem Motto „Teamplay ohne Abseits“ Workshops für Fußballvereine, während in der ZUSAMMEN: ÖSTERREICH Akademie Studierende mit Flucht- oder Migrationshintergrund gefördert werden. Erfahren Sie mehr auf www.zusammenoesterreich.at oder www.facebook.com/ zusammenoester reich.
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Aktuelles
NEUES V O M Ö S T E R R E IC H I S C H E N IN T E G R AT I O N S F O N DS ( ÖI F)
Integration aktuell WIEN: Vom 14. bis 16. November veranstaltete der ÖIF Workshops zum Thema Deradikalisierung mit Islamexpertin Sa da Keller-Messahli. Die Präsidentin des Schweizer Forums für fortschrittlichen Islam und Trägerin des Schweizer Menschenrechtspreises 2016 informierte dabei über Gründe für und Maßnahmen gegen Radikalisierung.
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DEZEMBER
ÖSTERREICH: Bei der Verleihung des „Journalistenpreis Integration 2016“ am 8. November wurden Veronika Dolna (News) und Marlene Groihofer (Radio Klassik) ausgezeichnet, das Projekt „Newcomer“ des Magazins biber erhielt einen Sonderpreis. Der „Journalistenpreis Integration“ wurde bereits zum fünften Mal durch den ÖIF, das BMEIA sowie den Expertenrat für Integration vergeben. NOVEMBER
ÖSTERREICH: Am 18. Oktober fand ein Festakt anlässlich fünf Jahre ZUSAMMEN: ÖSTERREICH statt. Integrationsminister Sebastian Kurz erzählte vom Beginn der Initiative, die er 2011 als Staatssekretär gründete und warf einen Blick auf aktuelle Herausforderungen im Integrationsbereich. Begleitet wurde die Feier von einer interaktiven Ausstellung zum Thema Integration in Österreich. OKTOBER
ÖSTERREICH: Im September wurde das ZUSAMMEN: ÖSTERREICH Projekt „Teamplay ohne Abseits“ mit dem UEFA Grassroots Award in Gold ausgezeichnet. In Kooperation mit ÖFB und Bundesliga bietet es eigens entwickelte Workshops für Fußballvereine, die den Zusammenhalt in ihren Teams stärken wollen. Mehr Infos unter www.zusammen-oesterreich.at/teamplay.
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
SEPTEMBER
WIEN: Am 12. Oktober besuchte die norwegische Integrationsministerin Sylvi Listhaug gemeinsam mit der norwegischen Botschafterin in Österreich, Bente Angell-Hansen, sowie weiteren Delegationsmitgliedern das ÖIF-Integrationszentrum in Wien. Sie informierte sich dabei über Maßnahmen im Bereich der Wertevermittlung für Flüchtlinge.
WIEN: Am 23. September fand in Kooperation mit „Women for Peace“ die Podiumsdiskussion „Neue Freiheiten, alte Zwänge? Herausforderungen bei der Integration von geflüchteten Frauen in Österreich“ statt. Gemeinsam mit rund 200 Personen im Publikum diskutierte u. a. die iranische Nobelpreisträgerin Shirin Ebadi.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Alltag und Werte vermitteln
K UR Z FI LM E
Alltagswissen aus erster Hand Was es beim Arztbesuch, im Meldeamt oder bei der Mülltrennung zu beachten gilt, erklären neue Kurzfilme des ÖIF, die gleichzeitig beim Deutschlernen helfen. Die Kurzfilme zeigen Alltagssituationen in Österreich, etwa wie man sich bei neuen Nachbarn vorstellt.
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Etwa wenn es darum geht, einen Melde zettel auszufüllen, eine Wohnung zu suchen oder zu wissen, was eine ecard ist und wofür man sie braucht.
DEUTSCH ÜBEN UND DISKUTIEREN
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ie erklärt man Flüchtlingen einfach und schnell das öster reichische Gesundheitssystem? Was gilt es zu beachten, wenn man sich bei den Nachbarn vorstellt und was bedeutet eigentlich die Meldepflicht? Antworten auf diese und viele weitere Fragen liefern neue Kurzfilme, die ab sofort am Online Sprachportal (www.sprachportal.at) des ÖIF und des Österreich Instituts abrufbar sind. Die kurzen Videosequenzen bringen Deutschanfängern Alltagssituationen in Österreich näher und unterstützen außer dem beim Deutschlernen.
LEICHTER LERNEN MIT BILD UND TON „Die Kurzfilme sind in Grammatik und Wortschatz auf das Sprachniveau A1 zugeschnitten und damit für den Einstieg in die deutsche Sprache geeignet. Sie stel len eine Abwechslung für den Deutschun terricht oder das Lernen in Deutschgrup pen dar und sind eine sinnvolle Ergänzung vor allem für Menschen, denen das Ler nen mittels audiovisueller Inhalte leichter fällt. In den Kurzfilmen werden Alltags situationen behandelt, in denen sich Flüchtlinge und Zuwanderer in Österreich früher oder später selbst wiederfinden:
Die Kurzfilme können von Flüchtlingen und Zuwanderern für das Deutschlernen im Selbststudium genutzt werden, sind aber vor allem für den Einsatz in Deutsch kursen und Lerngruppen interessant. Denn anhand der Filme werden nicht nur die Grammatikkenntnisse und der Wort schatz erweitert, sondern auch Regeln und Gepflogenheiten des Lebens in Österreich vorgestellt. Dies liefert span nende Impulse für weiterführende Gespräche und Diskussionen. Alle Kurz filme enthalten eine Übersetzung ins Arabische – Übersetzungen in Dari/Farsi sowie Filme zu weiteren alltagsnahen Themen werden demnächst verfügbar sein. Sie finden die Kurzfilme auf www.sprachportal.at Deutsch lernen Kurzfilme – Alltag und Werte in Österreich.
FOTOS: ÖIF, DRAGAN TATIC
KURZ GEMELDET
DEUTSCHLERNEN IM AUSLAND
Kurse für alle Alters- und Niveaustufen sowie Fachsprachkurse bietet das Österreich Institut. Standorte sind in Budapest, Belgrad, Bratislava, Brünn, Rom, Warschau, Krakau und Breslau. Die Sprachprüfungen sind international anerkannt. www.oesterreichinstitut.at
TRANSKULTURELLES MANAGEMENT
Interessierte können im Dezember und Jänner Module des Diplomlehrgangs „Transkulturelles Management“ einzeln besuchen, etwa zu den Themen „Interkulturelles Teambuilding“ oder „Managing Diversity“. Infos und Anmeldung unter www.integrationsfonds.at
EXTREMISMUSPRÄVENTION
Die „Beratungsstelle Extremismus“ des Ministeriums für Familien und Jugend hilft weiter, wenn Sie den Eindruck haben, dass sich ein Freund oder Bekannter einer radikalen religiösen oder politisch extremen Gruppe angeschlossen hat. www.familienberatung.gv.at
ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
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MENSCHEN UND PROJEKTE
ÖIF-Werteworkshops
C HANCE N U ND R E G E LN I N Ö S T E R R E IC H
Werte vermitteln: Workshops für Freiwillige Flüchtlingen die Grundregeln unseres Zusammenlebens näherzubringen, ist für Freiwillige und Integrationsbeauftragte immer häufiger ein Thema. Ein neuer Workshop des ÖIF liefert dafür praxisnahe Anregungen. TEXT
Kristin Längle
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Gesellschaften zu vermitteln, dass Frauen in Österreich private und berufliche Entscheidungen selbst treffen“, weiß Perfler.
WERTE-BOX FÜR ALLE TEILNEHMER Die Werteworkshops für Freiwillige werden kostenlos in ganz Österreich angeboten und stehen auch Integrationsbeauftragten in Gemeinden und Multiplikatoren aus dem Sozial- und Bildungsbereich offen. „Die Inhalte sind für alle interessant, die Flüchtlingen unser Wertesystem näherbringen wollen“, so Perfler. Als zusätzliche Unterstützung erhalten die Workshop-Teilnehmer eine Werte-Box des ÖIF mit der Lernunterlage zu den Werteund Orientierungskursen sowie gesammelten Informationen zum Thema Werte.
FOTOS: FELICITAS MATERN, WWW.WEINFRANZ.AT
ür die Integration von rungskurse im SchnellFlüchtlingen in Österdurchlauf und gehen alle reich ist es wichtig, Themen wie Arbeitswelt, dass diese grundlegende Bildung, Wohnen oder kulFreiwillige Werte und Regeln des Zuturelle Integration durch. sammenlebens kennen. Der erhalten Tipps, Anschließend teilen sie ÖIF hat daher eine breite um Werte im ihre Erfahrungen und gePalette an Angeboten zur Zusammenleben ben den Teilnehmern Wertevermittlung geschaffen, klarzumachen Tipps für die eigene Täallen voran die seit 2015 und auch heikle tigkeit. „Für Flüchtlinge österreichweit durchgeführten sind der österreichische Werte- und Orientierungs- Themen konArbeitsmarkt oder das kurse. „Wir haben aber ge- struktiv anzuSozialsystem neu, oft aber merkt, dass auch Freiwillige sprechen. auch unser Familien- und Romed Perfler, einen großen InformationsFrauenbild. Die Trainer bedarf haben, was die Ver- Leiter Bereich Werte und zeigen, wie man das Schulmittlung von Werten betrifft“, Orientierung beim ÖIF oder Gesundheitswesen so Romed Perfler. Er leitet in Österreich einfach erden Bereich Werte und Orientierung des klären kann oder das Thema GleichbeÖIF, der diesem Bedarf nun mit eigenen rechtigung zwischen Mann und Frau konWerteworkshops nachkommt. „Darin lie- struktiv anspricht“, führt Perfler aus. Zufern wir Freiwilligen und in der Flücht- dem teilen sie Aha-Erlebnisse ihrer Arbeit lingshilfe Tätigen praxisnahes Wissen in mit Flüchtlingen und geben Beispiele für gebündelter Form und erklären, wie man häufige interkulturelle Missverständnisse. dieses vermitteln kann.“ So profitieren die Workshop-Teilnehmer von einem großen Erfahrungsschatz: ERFAHRUNGEN AUS DER PRAXIS „Dieser ist vor allem bei heiklen Themen In den 2–3-stündigen Workshops erläu- von Vorteil – zum Beispiel wenn es darum tern ÖIF-Trainer die Werte- und Orientie- geht, Männern aus patriarchal geprägten
MENSCHEN UND PROJEKTE
Termine
Infos A & We r tn f ra g e n z ewo rksh u ops we
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TERMINE
WIENER NEUSTADT: Der ÖIF-Workshop gibt Eltern von schulpflichtigen Kindern einen Überblick über das österreichische Bildungssystem und beantwortet Fragen rund um Schulpflicht, Elternsprechtage oder gesunde Schuljause. Wann & wo: 14–16 Uhr im Stadtviertelservice, Wielandgasse 13. Anmeldung: niederoesterreich@ integrationsfonds.at DEZEMBER
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Wie man Flüchtlingen die Grundregeln der österreichischen Gesellschaft näherbringt, erfahren Freiwillige im neuen Werteworkshop des ÖIF.
AUF EINEN BLICK
PROJEKT: ÖIF-Werteworkshops für Freiwillige und Werte-Box mit gesammelten Informationen ZIELGRUPPE: Freiwillige und Multiplikatoren aus dem Integrations-, Sozial- oder Bildungsbereich ANGEBOT: Kostenlose Workshops zur Unterstützung von Freiwilligen in der Wertevermittlung, pro Workshop maximal 40 Teilnehmer GEBIET: Österreichweit KONTAKT: Für weitere Informationen und Auskünfte wenden Sie sich bitte an werteundorientierung@integrationsfonds.at.
WEITERE ANGEBOTE: DIE LERNUNTERLAGE zu den Werte- und Orientierungskursen des ÖIF sowie weitere Informationen zum Thema Werte finden Sie auf www.integrationsfonds.at/wertekurse. SPRACHE UND WERTE VERMITTELN, darüber informiert der ÖIF-Workshop „Tipps & Tools für die Wertevermittlung in Deutschlerngruppen“. Weitere Informationen und Termine unter www.treffpunktdeutsch.at. DEUTSCHLERNMATERIALIEN für Freiwillige – etwa Übungsblätter zu Themen wie Werte, Landeskunde oder Alltagssituationen in Österreich – gibt es kostenlos auf www.sprachportal.at.
AMSTETTEN: Freiwillige, die Deutschlerngruppen leiten oder daran interessiert sind, lernen im Basismodul (10–13 Uhr) oder Aufbaumodul (14–17 Uhr) mehr über Sprachniveaus und die Planung von Übungsstunden. Wo: Rathaussaal, Rathausstraße 1. Anmeldung: niederoesterreich@ integrationsfonds.at. DEZEMBER
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SALZBURG: Im ÖIF-Workshop „Gesundheit“ in Kooperation mit der Salzburger Gebietskrankenkasse können sich Zuwanderer und Flüchtlinge über das österreichische Gesundheitssystem informieren. Die Inhalte werden in Dari/Farsi gedolmetscht. Wann & wo: 15–17 Uhr im GIZ, Engelbert-WeißWeg 10. Anmeldung: salzburg@ integrationsfonds.at. JÄNNER
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Publikationen
Birgit Kofler mit „Deutsch lernen“: dem Magazin, das Orientierung in Österreich mit Sprachübungen kombiniert.
UN TER R I C H T S M A G A Z I N
Sprache und Land kennen lernen Mit dem neuen ÖIF-Unterrichtsmagazin „Deutsch lernen“ vertiefen Flüchtlinge und Zuwanderer ihre Sprachkenntnisse und gleichzeitig ihr Wissen über Österreich. TEXT
Maja Sito
ntegration beginnt mit Jede Ausgabe des vierder Sprache: Nur wer teljährlich erscheinenDeutsch spricht, kann den Magazins beschäfin das soziale und beruftigt sich mit einem anliche Leben in Österreich deren Alltagsthema – in Birgit Kofler, Leiterin des einsteigen. Zugleich brauder ersten Ausgabe chen Flüchtlinge und Teams Spracherwerb beim ÖIF dreht sich alles um Zuwanderer InformatioZusammenleben und nen über den Alltag und das Miteinander. Nachbarschaft. Anhand zahlreicher Illust„Man kann beides vermitteln, indem das rationen wird dabei anschaulich vermitDeutschlernen mit alltagsnahen Inhalten telt, worauf in einer Nachbarschaft Rückverknüpft wird“, weiß Birgit Kofler, Leite- sicht genommen werden muss oder warrin des Teams Spracherwerb beim ÖIF. um Mülltrennung wichtig ist. „EingebetMit „Deutsch lernen“ hat der ÖIF das tet sind diese Themen in verschiedene erste Unterrichtsmagazin entwickelt, das Übungen, die Wortschatzaufbau und Orientierungswissen für Österreich mit Grammatik trainieren – und zwar durch einem praxisorientierten Einstieg in die Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben“, deutsche Sprache kombiniert. Flüchtlinge erklärt Kofler. und Zuwanderer können damit von Beginn an den Alltag und die Kultur in FÜR KURSINSTITUTE UND FREIWILLIGE Österreich kennen lernen und Deutsch in Das Unterrichtsmagazin richtet sich an Deutschtrainer, die in Kursinstituten tätig alltäglichen Situationen üben. sind, sowie auch an Freiwillige, die in LernWECHSELNDE THEMENSCHWERPUNKTE gruppen gemeinsam mit Flüchtlingen „Deutsch lernen“ ist ein kostenloses Deutsch üben. Sie alle können ab sofort Lernmaterial auf Sprachniveau A1, das auf pädagogisch aufbereitete Inhalte und für den Deutschunterricht mit Flüchtlin- Übungen rund um Werte, Zusammenleben gen und Zuwanderern zugeschnitten ist. und Integration zurückgreifen.
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WISSEN
KOSTENLOS BESTELLEN Auf Basis der Werte- und Orientierungskurse des ÖIF behandelt „Deutsch lernen – Das Unterrichtsmagazin für Zusammenleben und Integration in Österreich“ wichtige Prinzipien des Zusammenlebens und bietet Flüchtlingen und Zuwanderern Werte- und Orientierungswissen sowie einfache Übungen zum Deutschlernen. Die erste Ausgabe ist dem Schwerpunktthema Zusammenleben und Nachbarschaft gewidmet, die zweite Ausgabe informiert über das Thema Gleichberechtigung und die Rechte von Frauen in Österreich. Sie können „Deutsch lernen“ kostenlos bestellen oder herunterladen auf www.integrationsfonds.at.
FOTO: ÖIF/UNGER
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Das Unterrichtsmagazin „Deutsch lernen“ hilft dabei, Alltagswissen und Werte des Zusammenlebens auch beim Deutschlernen zu vertiefen.
FORSCHUNG AKTUELL
FOKUS INTEGRATION
Publikationen, Termine und Aktuelles rund um Integration und Migration.
INTEGRATIONSBERICHT 2016: Mit dem Integrationsbericht 2016 stellt das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres eine Übersicht zu Integration in Österreich bereit. Dieser besteht aus dem Bericht des Expertenrats für Integration, dem Statistischen Jahrbuch „migration & integration 2016“ sowie der Datenbank „Integrationsprojekte in Österreich“. Sie können den Integrationsbericht 2016 nachlesen oder herunterladen unter www.bmeia.gv.at Integration Integrationsbericht.
ZAHLEN ZU FLUCHT UND ASYL: Mit der Statistik-Broschüre „Flucht & Asyl“ liefert der ÖIF aktuelle Zahlen, Daten und Fakten zur Flüchtlingssituation. Sie unterstützt Journalisten bei der Recherche, dient Akteuren im Integrationsbereich als fundierte Faktenbasis und liefert Interessierten verlässliche Fakten zum Thema Flüchtlinge und Integration. Sie können die Broschüre kostenlos bestellen oder nachlesen unter www.integrationsfonds.at.
FLUCHT ALS THEMA IN SCHULEN: Die Unterrichtsmaterialien „Aufbrechen-AnkommenBleiben“ von UNHCR, ÖIF und BAOBAB sind in 4. Auflage mit aktualisierten Inhalten und neuen Übungen erschienen. Im Zentrum des Lehrmaterials für Schüler ab 12 Jahren stehen die Lebensgeschichten von jungen Geflüchteten. Sie können die Unterrichtsmaterialien kostenlos bestellen oder herunterladen unter www.unhcr.at Service Bildungsmaterialien.
NACHLESEN UND INFORMIEREN: Hintergrundinformationen über Integration und Migration bieten die Fact Sheets des ÖIF und der Medien-Servicestelle Neue Österreicher/innen. Der aktuelle Schwerpunkt widmet sich dem Thema „Migration und Kriminalität“. Die Fact Sheets sind auf www.integrationsfonds.at Publikationen ÖIF Fact Sheets kostenlos abrufbar.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Zusammen:Genießen
MIRANDA BAR Esterhazygasse 12 1060 Wien Junges Talent. Falco Torini, der zum Studieren aus Deutschland nach Wien kam, hat mit 25 Jahren schon viel erreicht: Im Mai 2016 gewann er die wichtigste Auszeichnung der Branche, den „WorldClass Award“, im Oktober den „Bar Award“ als Newcomer des Jahres. Was als Studentenjob begann, entwickelte sich schnell zur beruflichen Leidenschaft. Als Barkeeper stehen für Torini Gastfreundschaft und Service an erster Stelle: „Es geht nicht darum, die verrücktesten Drinks zu kreieren – jeder soll sich bei uns wohlfühlen. Ich berate meine Gäste auch gerne, wenn sie etwas Neues kennen lernen wollen.“ Frisch, würzig, exotisch. Den „J. Appleseed“ empfiehlt Torini mit seinen verschiedenen Gewürznoten als winterlichen, aber dennoch leicht zu trinkenden Cocktail. Herber Rye Whiskey bildet die Basis, Äpfel und Zitronensaft sorgen für Frische. Durch Kardamom-Honigsirup und den nach Nelken und Zimt schmeckenden Likör „Pimento Dram“ erhält der Drink eine exotische Note, die perfekt zur winterlichen Jahreszeit passt. REZEPT FÜR 1 J. APPLESEED: 1. Einen halben Apfel – je nach persönlichem Gusto süß oder säuerlich – in Stücke schneiden und diese im Shaker mit einem Stößel zerstampfen. 2. 5 cl Rye Whiskey, 2,5 cl Zitronensaft, 1,5 cl Pimento Dram, 1 cl Kardamom-Honigsirup und 2 Spritzer Angostura Bitter dazumischen. 3. Den Shaker mit Eis füllen und ca. 10 Sekunden kräftig schütteln, den Drink dann durch ein Sieb ins gekühlte Glas gießen. Mit Apfelspalten und Zimt garnieren.
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G A S T F R E U NDSCHAFT
Winteraromen – geschüttelt, nicht gerührt Aus steirischen Äpfeln, amerikanischem Rye Whiskey und Likör aus Jamaika mixt Barkeeper Falco Torini den „J. Appleseed“. TEXT
Julian Unger
Falco Torini kreiert und mixt seit einem Jahr Drinks in der Miranda Bar in Wien.
MENSCHEN UND PROJEKTE
Unterhaltung
„Niemand ist weiter von der Wahrheit entfernt als derjenige, der alle Antworten weiß.“
CHINESISCHE WEISHEIT
Welches Wort suchen wir?
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u en! n w e g in
Lösen Sie das Rätsel und gewinnen Sie eines von drei Büchern „Vienna ChinaTown“. Simon Xie Hong, Kochfans durch die ORF-Sendung „Silent Cooking“ bekannt, präsentiert darin sein Konzept der südchinesischen Küche, das er mit österreichischen Zutaten, Wiener Schmäh und europäischem Bewusstsein anreichert. Die Teilnahmeinfos finden Sie auf www.integrationsfonds.at/ gewinnspiel.
FOTOS: ÖIF/UNGER, THINKSTOCKPHOTO.COM/BURIY
Pichler Verlag, ISBN: 978-3-85431-588-9
Zugewandert: das Papier „Deine Liebe ist mir wie der Morgen und Abendstern“, schrieb Goethe einst in einem Brief an seine Geliebte Charlotte von Stein – nur, was hätte der berühmte Dichter wohl ohne Papier gemacht? Bis heute sind wir in vielen Dingen auf das vorwiegend aus Cellulosefasern bestehende Material angewiesen: ob wir mit Geldscheinen bezahlen, Bücher lesen oder – wie so oft in der kalten Jahreszeit – zu einem Taschentuch greifen. Gut daher, dass in Ägypten bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. mit Papyrus der
Vorläufer unseres heutigen Papiers entwickelt wurde. Die Erfindung des Papiers wird dem chinesischen Beamten Ts’ai Lun um 105 n. Chr. zugeschrieben. China war nicht nur das erste Land mit Papiergeld, es gab auch schon im 5. Jahrhundert Toilettenpapier – für die kaiserliche Familie sogar parfümiertes. Über den Orient gelangte das Papier nach Europa, wo zunächst in Spanien eine blühende Papierwirtschaft entstand. Mithilfe von
geg Alltags m i t Me n s t ä n d e h i n t ei g ra t i o n s rg r u nd
wasserbetriebenen Papiermühlen – die erste österreichische nahm 1469 in St. Pölten ihren Betrieb auf – begann im Mittelalter schließlich die maschinelle Massenproduktion.
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MENSCHEN UND PROJEKTE
Doppelporträt
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Herz ist Trumpf Das freiwillige Engagement für Flüchtlinge hat Lisa und Ayham zusammengebracht. Jetzt plant das Paar die gemeinsame Zukunft.
Zwe M i Zwe e n s c h e n i Her . kunf länd t e r Gesc . Eine shich te.
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Maja Sito
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH
Sprachenlernen und machen das Miteinander zwischen den Kulturen auch in ihrer Freizeit zum Thema. „Im Frühjahr haben wir unsere Geburtstage zusammen gefeiert. Meine Freunde können jetzt syrische Tänze und Ayhams Freunde wissen, dass man manchmal auf Österreicher zugehen muss, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen“, erzählt Lisa.
EIN GUTES BLATT FÜR DIE LIEBE Als nächsten Schritt planen Lisa und Ayham den Umzug in eine gemeinsame Wohnung. „Im Dezember ist es so weit“,
freut sich Ayham. In den eigenen vier Wänden können die beiden auch ihre neu entdeckte Leidenschaft intensivieren: Karten spielen. „Wir haben schon einige Lieblingsspiele wie Kuhhandel oder Ligretto“, berichtet Ayham, während Lisa lachend einwirft: „Aber ja nicht in meine Karten schauen!“ Sie kennen zwei Menschen unterschiedlicher Herkunft, deren Geschichte erzählt werden sollte? Schreiben Sie an magazin@integrationsfonds.at!
FOTO: ÖIF/UNGER
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ie Bereitschaft, selbst in der Flüchtlingshilfe aktiv zu werden, teilen Lisa und Ayham. Beide engagieren sich beim Verein Ceurabics, der den Austausch zwischen Menschen aus dem arabischen Raum und Österreich fördert. Ayham ist selbst vor zwei Jahren aus Syrien nach Österreich geflohen: „Mir war es wichtig, auch anderen Geflüchteten zu helfen“, so der 28-Jährige. Beim gemeinsamen Einsatz hat es zwischen der Österreicherin und dem Syrer gefunkt, seit einem Jahr sind sie ein Paar. Seitdem unterstützen sie sich gegenseitig beim
Lieblingsstücke schenken
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