Ausgabe 03- 1 3
Inneneinrichtung >> Familienunternehmen mit 125 Jahren Tapeten-Tradition imm cologne 2014
DAS MAGAZIN FÜR ARCHITEKTUR DESIGN UND WOHNKULTUR
>> Trendexpertin: So Wohnen wir im neuen Jahr Architektur >> Eine Stadt probt die „Energiewende von unten“
K O M M U N I K AT I O N D E R Z U K U N F T ? Telekom Chef-Designerin Caroline Seifert testet schon heute, was künftig zum Alltag gehören kann. Raumschiff-Atmosphäre fast wie auf der „Enterprise“ Quelle: T-Gallery / Deutsche Telekom
ARCHITEKTUR
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„Sense of Place“ Von Dagmar Haas-Pilwat
Individualität trifft auf Qualität – Der Kölner Peter Silling und sein Team zählen weltweit zu den Top 5 der Hoteleinrichter in der Luxusklasse
Luxus ist sein Geschäft. Weltweit richten Peter Silling und sein
Das Parkhotel war Anziehungspunkt
Bar und das Fine-Dining-Restaurant mit
Team Fünf-Sterne-Hotels ein. Ob Sofas und
der feinen Gesellschaft und beherbergte
Sessel für das erste Ritz Carlton in Indien oder
schon damals neben dem hohen Adel auch
Teppiche und Tapeten für das Jumeirah-Resort
die Großindustriellen bei ihrem Besuch in
zum Detail“, sagt der im Münsterland als Sohn
in Port Soller auf Mallorca oder das komplett
der aufstrebenden Rheinmetropole. Und weil
eines Raumausstatters geborene Peter Silling,
neue „Kleid“ im Steigenberger Parkhotel in
es in die Jahre gekommen ist, wurden nun
der 1992 sein Unternehmen Peter Silling &
Düsseldorf - die Hotel-Interior-Designer aus
zehn Millionen Euro in Renovierungsarbeiten
Associates Hotel Interior Design gegründet
der Zentrale in Köln zählen weltweit zu den
investiert. Unter der Federführung von
hat. Seitdem ist er selten zu Hause, dafür
besten ihrer Branche.
Christiane May, eine der drei Silling-Partner,
umso öfter in Hotels unterwegs und gestaltet
präsentieren sich die Luxus-Herberge mit
die Innenräume der Spitzenklasse. Mehr als
Die „Perle Düsseldorfs“ wie das damalige
ihren 92 Zimmern, die Hotelhalle, die neue
80 Hotelprojekte hat er mit seinen weltweit
Parkhotel liebevoll genannt wurde, öffnete 1902
Champagner-Bar, die neugestaltete Etoile-
rund 60 Mitarbeitern realisiert. Darunter der
erstmals seine Pforten am Corneliusplatz. Mit seinem exponierten Standort am Anfang der legendären Königsallee mit der Hausnummer 1 a und mit Blick auf den Hofgarten hatte und hat es die vielleicht beste Lage aller Hotels der Stadt. Bis heute – denn nun steht auch von Architekt Daniel Libeskind entworfene
Wintergarten im klassisch-modernen Ambiente. „Qualität zeigt sich stets in der Liebe
Breidenbacher Hof in Düsseldorf, The Capella
Es geht um Schönheit, Erlebnis und Funktionalität“ Christiane May
Hotel Washington, das Mariott in Moskau. Jedes Möbelstück wird eigens in kleinen Manufakturen angefertigt, Stoffe werden extra entworfen genauso wie der Wandschmuck Nichts ist von der Stange, kein Design, keine Fliese, keine Türklinke, keine Lampe. Luxus ist
Kö-Bogen auf dem gegenüberliegenden
der Maßstab. Die Bäder müssen groß sein und
Grundstück.
die Zimmer noch größer, 100 Quadratmeter sind nicht selten. Über Preise spricht man nicht, aber pro Luxuszimmer werden in der Regel für Entwicklungs- und Baukosten mindestens eine Million Euro veranschlagt. Aufwändig und teuer ist vor allem die Technik. Sie darf nicht zu sehen sein und trotzdem muss das Hotelzimmer auch als Arbeitszimmer funktionieren. „Es geht um Schönheit, Erlebnis und Funktionalität“, sagt Christiane May, die studierte Architektin, die ihre Passion für die Innenarchitektur entdeckte. Wichtig sei es, dem Hotel seinen „Sense of Place“ einzuhauchen. So richtet sich beispielsweise die Farbgebung nach der örtlichen Umgebung. In Indien spielen Orange, Grün und Blau eine tragende Rolle. Auf Mallorca geben landestypische Materialien
Foto © Steigenberger Hotel Group
Mit Ausblick: der neue Wintergarten im klassisch-modernen Ambiente. Das Fine-Dine-Restaurant in neuem Gewand. Fotos © Steigenberger Hotel Group
ARCHITEKTUR
Links oben: Das Jumareih in Port Soller auf Mallorca: Großzügiges Entree mit markantem Treppenaufgang Links unten: In der Lobby wird jeder Gast individuell eingecheckt. Fotos © Nicole Preuss
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Qualität zeigt sich stets in der Liebe zum Detail“ Peter Silling
wie Olivenhölzer, Leder, Glas, Naturstein und
darunter Raritäten und Jahrgangschampagner.
nämlich derzeit in Osteuropa realisiert. Dort
Marmor in warmen Naturtönen von Sand bis
Durch einen separaten Zugang von der
ist der Bedarf nach Luxushotels für eine
Umbra den Ton an.
Königsallee gelangt man auf die großzügige
anspruchsvolle internationale Klientel noch
„Jedes Hotel erhält von uns seine
Terrasse, welche einen Blick auf den Hofgarten
längst nicht gedeckt, weiß die 40 Jahre alte
eigene Handschrift, sein eigenes Design“, sagt
und Kö- Bogen bietet und bei schönem Wetter
Expertin. Aber auch bestehende Häuser müssen
Christiane May. Die Ausarbeitung des Konzepts
eine ideale Aussichtsplattform ist.
regelmäßig restauriert, renoviert, auf den
und sämtlicher Details, mit dem Eigentümer
Ein Refugium für Freunde exquisiter
neuesten Stand gebracht werden. „Nach zehn
und Betreiber, die immerwährende Optimierung
Single Malts, Cognacs und Rumspezialitäten
bis zwölf Jahren ist jedes Interieur abgenutzt“,
so lange, bis am Ende jeder zufrieden ist mit
ist die neugestaltete Abendbar „Etoile Bar“
sagt May. Gut für die Einrichter – ihr Job findet
dem Ergebnis -, seien entscheidend bei ihrer
aus dunklem Holz. Französisch inspirierte
so nie ein Ende.
Arbeit. Auf dem internationalen Markt ist
Küche ist im neuen Fine Dining Restaurant
zudem die Berücksichtigung der verschiedenen
„Artiste“ zu genießen. Im ganzjährig geöffneten
Kunden zu realisieren, zahlreichen Häusern
Kulturkreise sehr wichtig.
Wintergarten kann hier mit Blick auf die
auf der ganzen Welt zu Stil und Glamour zu
Königsallee gespeist werden.
verhelfen. Mit den Auftraggebern steht sie im
Um solch eine „Perle“ wie das Parkhotel an der Kö in der Modestadt Düsseldorf zum Glänzen zu bringen, wurde die Architektur
Christiane May liebt es, die Visionen ihrer
ständigen Kontakt. Gemeinsam besichtigen sie Hunderttausende von Flugmeilen
den Fortschritt auf der Baustelle oder suchen
nach innen geholt und ins richtige Licht
sammeln sich jährlich auf den Konten der
die Muster und Materialien für das Innenleben
gesetzt, erklärt May. Von der ersten Zeichnung
Inneneinrichter. Denn der Einsatzort kann
aus.
bis zu den Blumen an der Rezeption wurde
überall auf der Welt sein. So ist Christiane
jedes Detail minutiös geplant und alles ist
May in den letzten Jahren häufig in Indien
achtet, dass in „ihren“ Hotels die Betten immer
vom Feinsten. Dabei war eine besondere
gewesen, wo sie den Bau eines neuen Hotels
im Kingsizeformat und die Bäder richtig groß
Herausforderung der Umbau im laufenden
überwacht hat oder sie fliegt nach Hongkong
gebaut werden, auch im privaten Leben gerne
Hotel-Betrieb.
und Kalifornien oder mal eben nach Russland
auf Reisen und zur Inspiration in fremden
und Kasachstan. Die meisten Projekte werden
Hotels auf Sightseeing-Tour.
Freundliche Beige-, Grau-, Braun- und Blautöne dominieren in den 94 umgestalteten Zimmern und Suiten mit ihren großzügigen Wohlfühl-Bädern. Für die Wände wurden Toile-de-Jouy-Tapeten genutzt. Speziell angefertigtes Mobiliar und Kunstobjekte ergänzen jeden der Räume. Ebenfalls umgebaut wurde die Hotelhalle des Grandhotels. Crema Marfil - ein heller Kalksteinboden - helle Möbel und ein großzügiges Raumkonzept prägen das Aussehen der neuen Lobby. Ein besonderer Blickfang sind zwei historische Louis-VuittonTruhen, die zu Tischen umgearbeitet wurden. Mit dem neuen lichtdurchfluteten „Steigenberger Eck“ verfügt das Haus über ein Bistro mit Lounge-Charakter. Hell ist das Mobiliar und unter dem 850 Kilogramm schweren Kronleuchter können auch 50 exklusive Champagnersorten verkostet werden,
Der Infinity-Pool reicht offenbar bis zum Horizont. Foto © Nicole Preuss
Und natürlich geht die Frau, die darauf