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75 Jahre Nürnberger Ärzteprozess
JAMES M. MC HANEY FÜHRTE DIE ANKLAGE IM ÄRZTEPROZESS.
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Mehr über den Fotografen Ray D’Addario finden Sie hier: Kurzelinks.de/daddario
Der Nürnberger Ärzteprozess
Vom 9. Dezember 1946 bis zum 20. August 1947 fand der Ärzteprozess im Nürnberger Justizpalast statt
Gegenstand des Nürnberger Ärzteprozesses waren vor allem medizinische Experimente, die an KZ-Häftlingen ohne Rücksicht auf deren Gesundheit und Leben vorgenommen worden waren. Aber auch die Verantwortung für den Massenmord an psychisch kranken und behinderten Menschen sowie Sterilisationsversuche an Häftlingen wurden den Angeklagten zur Last gelegt. Angeklagt waren 23 Personen, denen entweder die Verantwortung für die Medizinverbrechen oder die direkte Beteiligung daran vorgeworfen wurde. Ranghöchster Angeklagter war Prof. Dr. med. Karl Brandt, chirurgischer „Begleitarzt“ von Adolf Hitler, SS-Gruppenführer und Generalkommissar für das Sanitäts- und Gesundheitswesen. Sieben der Angeklagten wurden vom Gericht zum Tode verurteilt, sechs freigesprochen. Die restlichen Angeklagten erhielten Haftstrafen zwischen zehn Jahren und lebenslänglich – bis Mitte der 50er Jahre wurden sie allerdings alle wieder freigelassen.
Der Physiologe Andrew Ivy, der als Sachverständiger bei den Prozessvorbereitungen war, schlug vor, Richtlinien dazu zu formulieren, unter welchen Bedingungen Versuche an Menschen akzeptabel seien. In seinem Urteilsspruch griff das Militärgericht diese Richtlinien auf; es formulierte die zehn Grundsätze „über zulässige medizinische Versuche“, die als Nürnberger Kodex in die medizinethische Diskussion eingegangen sind.
Zu den Fotos:
Der 26-jährige US-Amerikaner Ray D'Addario wurde 1946 als Fotograf für den Nürnberger Kriegsverbrecherprozess ausgewählt. Er ist der aktivste und bekannteste der Fotojournalisten, die für das Militär arbeiteten und dokumentierte auch die Nachfolgeprozesse. Als Gerichtsfotograf musste er sich auf technische Einschränkungen einlassen, und zum Beispiel ohne Blitzlicht fotografieren. Tausende von Schwarzweiß- und Farbfotos entstanden, die in der weltweiten Berichterstattung über die Kriegsverbrecherprozesse verwendet wurden. Die IPPNW-Regionalgruppe verhandelte bei der Vorbereitung zum ersten Kongress „Medizin und Gewissen“ 1995 mit Ray D’Addario. Wenig später erwarb sie von ihm persönlich alle Fotos des Ärzteprozesses. Ray D‘Addario starb 2011.