Zeit. Raum. 9 Experimente f端r ein neues Raumerlebnis
0.0.0
1.0.0 Raum und Zeit 4 1.1.0 Der erlebte Raum 6 1.2.0 Raum-Zeit-definitionen 16 1.2.1 1.2.2 1.2.3 1.2.4
Der Punkt 24 Die Linie 26 Die Fl채che 28 Der Raum 30
1.3.0 Raumtypologien 40 1.3.1 1.3.2 1.3.3 1.3.4
Der Container 42 Die Lage 44 Die Sinneswahrnehmung 46 Die Konstruktion 48
2.0.0 Experimente 50 2.1.0 Zeitraum 52 2.1.1 Die Temporalisierung des Raumes 54 2.1.2 Zeitgeschehen und Ereignisr채ume 68 2.1.3 Raumpr채gung 80
2.2.0 Mensch und Raum 92 2.2.1 Der gemeinsame Raum 94 2.2.2 Die Beziehung zu den Dingen im Raum 114 2.2.3 Die Raumbedeutung 132
2.3.0 Der Eigenraum 142 2.3.1 Die Ausdehnung des Raumes 144 2.3.2 Die Mitte des Raumes 164 2.3.3 Raumproduktion 184
3.0.0 Ausblick 190 3.1.0 R채ume 192
4
1.0.0
5
Raum und Zeit
6
1.1.0
7
Der erlebte Raum
8
9
Von zeiten und räumen Zei und Raum gehören einer höheren Abstraktionsebene an, als einzelne, konkrete Ereignisse. Sie sellen übergeordnete Relationen und Ordnungprinzuien ganzer Gruppen von Ereignissen, und insofern also etwas völlig Abstraktes dar. Beide Faktoren werden durch Ereignisse generiert und können nicht unabhängg voneinander exisieren, sie exisieren nur in Zusammenhang mi Ereignissen und werden durch diese erschafen. Zei und Raum werden so durch konkrete Ereignisse szeniert und verschwinden mi ihnen wieder. Zei und Raum sind engsens mieinander verschränkt: beide beruhen vorwiegend auf ausgeführten, beobachteten, verglichenen und in ganz besimmter, aber unterschiedlicher Weise mieinander in Beziehung gesetzten Bewegungen. Wobei der Faktor Zei die Koordination von Bewegungen mi verschiedener Geschwindigkei darsellt und der Faktor Raum die Koordination von Ortsveränderungen und Positionen. Raum und Zei sellen somi in unterschiedlicher Weise ein ereignisabhängges Gefüge von abstrakten Beziehungen zwischen konkreten Fragen dar. Der Begrif der Zei beschreibt Beziehungen zwischen verschieden schnellen Ereignisfolgen, der Begrif des Raumes Beziehungen zwischen simultanen Ereignissen oder Körpern. Ob der Zei- oder Raumapekt im ganzen Geschehenszu-
sammenhang mehr hervortrit, is eine Frage der Disanz beziehungsweise der Bewegungs- und Geschwindigkeisprozesse. Je nach Geschwindigkeien und Beobachtungsperpektiven erleiden Zei und Raum charakterisische Verzerrungen und Verbiegungen. Jedes Zei-Raum-Sysem verändert sich in seinem eigenen Rhythmus, das heißt mi seiner eigenen Zei, in seinem eigenen Raum, wodurch multule Zei- und Raumformen und absrakte, dynamische Gebilde entsehen. Ers alle verschiedenartigen Ereignisse, Zeien und Räume zusammen schafen und begründen die eine Zei und den einen Raum. Auf den Menschen übertragen bedeutet das: Der Raum is das Ergebnis menschlicher Handlungen, welches räumlichen Bedingungen unterliegt. Wann und wie lange wir wo sind und mi wem wir sind und wann und wo wir dieses und jenes tun – das is unsere eigentliche Realiät. Jedes aktuelle Erfahren und Handeln is an eine besimmte Posiion im Raum gebunden und jede Veränderung in diesem Raum beanprucht eine besimmte Zei, deshalb is jede Veränderung in der Zei auch eine Veränderung im Raum. Die Zei is eine formale Bedingung aller Erscheinungen, ohne die Zei sind keine Veränderungen im Raum denkbar. Der Raum, als die reine Form aller äußeren Anschauungen, is als Bedingung bloß auf Erscheinungen eingeschränkt. Das macht ihn zum alleinigen Träger der Realiät.
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Unser Lebensraum is begrenzt, dies erklärt man dadurch, dass auch die Lebenszei begrenzt is. Wir haben nicht genügend Zei zur Verfügung, um den ganzen Raum zu erleben. Die Grenze des Lebensraums, wie auch der Lebenszei is der Tod. Aber nur der Eigene, andere überleben mich und werden wiederum von anderen überlebt, also is der gemeinsame Lebensraum unendlich und die gemeinsame Lebenszei ewig. Der Mensch is in seinem Leben durch sein Verhalten zu dem ihm umgebenden Raum besimmt. Für jeden Menschen gbt es ein individuelles Raumprofil, das sich kontinuierlich in Abhänggkei von der Zei formt und verändert. Würde man für jeden Menschen ein solches Profil ersellen und es kontinuierlich aktualisieren, würde sich aus den entstandenen Raumüberschneidungen und Verbindungen zu anderen Profilen wieder der gesamte menschliche Lebensraum ergeben. Die Kartographierung dieses Raumes könnte unabhängig von jedem pezifischen Ort oder Gebiet insalliert werden. Karten lesen fordert Absraktionsleisung, es muss also von der direkten Raumerfahrung abgesehen werden. Der Raum wird entgegensändlicht, er wird ein leerer Ort. In seiner Eigenschatslosigkei sellt er von sich aus keine Forderungen und bietet dami die Voraussetzung ihn selbs zu erschafen. Karten und andere Raummodelle müssen durch Taktik gedeutet werden, sie sind umgesetzt für eigene Bedürfnisse, Zwecke und Ziele und fungeren als räumlich-symbolische Orientierungsmodelle. Die Fähigkei zu absrahieren is die Voraussetzung, um diese Karten lesen zu können. Hier läss sich eine Parallele zu den sogenannten kogniiven Karten ziehen. Kognitive Karthographie is ein Verfahren, das aus einer Reihe von kogniiven Transformationen beseht, mi deren Hilfe eine Person Informationen über relative Lage und Eigenschaten von Phänomenen seiner alltäglichen räumlichen Umgebung aneignet, codiert, peichert, abrut und decodiert. Als Untersuchungsfeld dient die Analyse kogniiver Karten der Erschließung von Verhaltensweisen im Raum.
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Dieses Buch is ein Versuch den konkret erlebten Raum auf einen absrakten, vorers leeren und p채ter selbs erscha8en Raum zu 체bertragen. Durch diese Absraktion werden verschiedene, pezifische Zei-Raum-Fragen experimentell untersucht und ausgewertet. R채ume und Orte werden durch Relationsmengen, die sie definieren besimmt. Die drei Hauptaspekte innerhalb der Untersuchungen sind Zei, Raum und Mensch. Welche R채ume und Zeiten genauer betrachtet werden, kommt auf die Fragesellung des jeweiligen Experiments an.
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16
1.2.0
17
Raum Zeit Definitionen
18
19
Die welt ist ein Punkt im raum.
20
ich bin ein Punkt in Raum und Zeit.
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Der Punkt is mi anderen Punkten verbunden. Es gbt einen ausgezeichneten Mitelpunkt, der durch den Ort des erlebenden Menschen gegeben is. Es gbt verschiedene Größen und Arten von Punkten: Manche Punkte bewegen sich im Raum, andere bleiben dort, wo sie sind. Ich bin ein Punkt, also sind alle anderen Menschen auch Punkte. Orte haben immer etwas hinzeigendes und punktuelles, sie sind aber im Gegensatz zu den Menschen ein feser Punkt
im Raum. Jeder Ort im erlebten Raum hat seine Bedeutung für den Menschen. Mehrere Punkte können aneinandersoßen und eine Fläche bilden. Ein Mensch kann sich nie an genau derselben Stelle, wie ein anderer befinden. Menschen können nur am gleichen Ort sein. Auch Orte können sich nicht gegenseiig überschneiden, außer es handelt sich um einen sich bewegenden Ort wie zum Beipiel ein Zug oder ein Schif.
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Aus Raum wird Linie wird fl채che wird punkt.
1.2.1 Der Punkt
24
Was allen Punkten gemeinsam is, den Bewegten, wie den Unbewegten: Sie alle ver채ndern sich mi der Zei. Einige Punkte ver채ndern sich aber schneller als andere. So hat jeder Punkt seine eigene Zei und seinen eigenen Rhythmus.
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26
27
1.2.2 Die Linie Linien dienen als Verbindungen zwischen Punkten oder Punktmengen. Die Flexibilität und die Stärke der Verbindungen kann dabei variieren. Es gbt nicht nur fließende Übergänge von einem zum anderen Bereich, sondern auch scharf ausgeprägte Grenzen. Durch die Bewegungen der Punkte in Raum und Zei verändern sich die Verbindungen zwischen ihnen.
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1.2.3 Die fläche Aus den Verbindungen zwischen den Punkten können Flächen entsehen. Eine Menge von Punkten kann ebenfalls zu einer Fläche zusammenwachsen. Flächen können auch aus einer Menge von Punkten besehen. Das können Menschen, Orte oder auch eine Mischung aus beiden sein.
Die Flächen, die sich aus den Punkten und den Verbindungen ergeben haben, werden ebenfalls je nach Lage der Punkte im Raum verändert, verformt oder auch aufgelös. Durch die Aktualisierung des Relationsnetzes entsehen fortwährend neue Flächen.
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30
1.2.4 der raum Der Raum im Raum wird aus der Lage der verschiedenen Punkte und den Verbindungs- sowie Grenzlinien und Flächen im Raum gebildet. Der erlebte Raum is zunächs ein abgeschlossener, endlicher Raum. Er dehnt sich ers in päterer Erfahrung zur unendlichen Weie. So entseht durch die Verbindungen von fesen Lokaliäten, wie zum Beipiel der Wohnung und freischwebenden Verbindungen wie Freund-
schat ein Raumgebilde. Der Raum is an sich eigenschatslos und gewinnt ers durch soziale Zusammenhänge seine Kontur. Der Raum entseht also durch die Ausbildung und die setige Aktualisierung des Relationnetzes zwischen den verschiedenen Punkten. Der Mensch lebt in und mi ihm. Und das macht den Raum zum Medium des menschlichen Lebens, das sich unentwegt weiter verändert.
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Die anderen Punkte im Raum sind ebenfalls mi Punkten verbunden, die wiederum mi Punkten verbunden sind, wodurch weiere R채ume entsehen. Das so entstandene Konsrukt dieser Verbindungen beschreibt den Gesamtraum.
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39
40
1.3.0
Wir leben in verschiedenen Räumen und haben verschiedene Raumerfahrungen und -wirklichkeiten. Räume können aus unterschiedlichen Perspektiven und Winkeln heraus betrachtet werden, wodurch die Möglichkeit entsteht sie zu klassifizieren. Je nachdem unter welchen Aspekt ein Raum untersucht werden soll, ist es sinnvoll diesen Raum beispielsweise eher als ein System von Lagebeziehungen zu betrachten, als einen Container. Je nach Untersuchungsaspekt und Raumbetrachtung entscheidet man sich zugunsten einer oder mehrerer der Perspektiven gleichzeitig. Als implizierte Theorien sollen hier folgende vier Raumtypologien zur Anwendung kommen: Der Raum als Container Der Raum als Sysem von Lagebeziehungen Der Raum als Kategorie der Sinneswahrnehmung Der Raum als Konsruktion
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Raum typologien
1.3.1 der container
42
Der Raum wird als Container aufgefass, in dem besimmte Sachverhalte der materiellen Welt enthalten sind. In diesem Sinne werden Räume als Wirkungsgefüge natürlicher und anthropogener Faktoren versanden, als das Ergebnis von Prozessen, die den Raum gesalten oder
als Prozessfeld menschlicher Tätigkeien. Der Raum exisiert als ein Objekt an sich, unabhängg von den Objekten. So wie ein Gefäß einen fortbeweglichen Ort darsellt, so is der Raum ein Gefäß, das man nicht wieder wegstellen kann.
43
44
1.3.2 Die lage Der Raum wird als Sysem von Lagebeziehungen besimmter Körper betrachtet, wobei der Akzent der Fragesellung besonders auf der Bedeutung von Standorten und Lagerelationen sowie Disanzen für die Schafung gesellschatlicher Wirklichkeien liegt. Jeder Körper und jedes Objekt kann immer nur eine besimmte Posiion im Raum einnehmen. Die Lage wird durch innere Merkmale und durch In-Beziehung-Setzen von Disanzen und Richtungen gekennzeichnet. Körper und Objekte besimmen sich durch ihre Position zueinander. Die Lagebeziehung beschreibt also die Relationsmenge, die einen bestimmten Ort oder Punkt definiert.
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46
47
1.3.3 die sinneswahrnehmung Der Raum wird als Kategorie der Sinneswahrnehmung und dami als eine Anschauungsform gesehen, mi deren Hilfe wir unsere Wahrnehmung einordnen und unsere Handlungen r채umlich diferenzieren. R채ume werden auf ihre optischen, haptischen, akkusischen, olfaktorischen und gusatorischen Eigenschaten hin untersucht.
48
49
1.3.4 die konstruktion Der Raum is in seiner ganzen Struktur ein durchsichtiger, systematischer Raum, der den Inhalten Fixierung ermöglicht. Dadurch läss sich jeder Ort durch seine Beziehung zum Nullpunkt besimmen. Der Raum wird zu einer
homogenen Größe, die immer und überall für jeden gleichwertig is. Durch die alltäglichen Handlungen des Menschen wird der Raum immer wieder neu produziert und reproduziert.
50
2.0.0
Die folgenden Zeit-Raum-Experimente sollen persönliche Fragestellungen an meine Zeit und meinen Raum klären und dadurch neue Erkenntnisse und Betrachtungs-
weisen aufzeigen. Innerhalb der Experimente wurden die zu untersuchenden Räume je nach Raumbetrachtung gegliedert und analysiert.
Diese Experimente haben keinen wissenschaftlichen Anspruch, sie sollen lediglich einen Überblick geben.
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Ex peri men te
52
2.1.0
53
zeitraum
54
2.1.1 Experiment 01 die temporalisierung des raumes
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Fragestellung Kann man den Raum zeitlich vermessen?
Material Schrittmesser, Stoppuhr, Papier, Nadel, Faden
Versuch Innerhalb meines persönlich belebten Raumes wurde eine bestimmte Auswahl an Orten innerhalb der Kategorien »Arbeit«, »Freizeit« und »Grundbedürfnisse« definiert und festgelegt. Die Wegstrecken wurden immer von dem Bezugspunkt beziehungsweise Nullpunkt »Wohnung« aus abgelaufen. Dabei wurde die Zeit gestoppt und die Schritte gezählt, also die tatsächliche Distanz zwischen Wohnung und jeweiligem Ort ermittelt. Aus diesen Ergebnissen, wurde die Zeit in Meter umgerechnet und die Geschwindigkeit ermittelt, mit der ich mich durch den Raum bewegt habe. Diese Orte wurden mit meiner Wohnung auf zwei Arten in Beziehung gesetzt und verglichen: Es wurde der tatsächliche Weg, die Distanz und die Zeit, die ich dafür benötige gemessen. Danach wurden diese Daten auf die Luftlinie und die direkte Verbindung übertragen und die Orte untereinander in zeitliche sowie räumliche Beziehung gesetzt.
Beobachtung Vergleicht man die unterschiedlichen Kategorien fällt auf, dass sich Orte innerhalb der Kategorie »Freizeit« in deutlich größerer zeiträumlicher Entfernung zum Ausgangspunkt befinden, als zum Beispiel Orte innerhalb der Kategorie »Grundbedürfnisse«. Man ist wohl eher bereit größere Distanzen mit höherem Zeitaufwand in Kauf zu nehmen, wenn es sich um seine Freizeit und Freunde handelt. Die Erweiterung des Raumverbrauchs ist ein probates Mittel gegen zunehmende Zeitverknappung. Die schnelle Erreichbarkeit bestimmter Orte, vor allem innerhalb der Kategorien »Arbeit« und »Grundbedürfnisse« ist auf die Intensivierung der Raumnutzung angewiesen.
Orte der Freien zeit
6
5
4
1
56
3
2
5
872 Schritte 0,62 km 00:07:30 Min
0,42 km Luftlinie
4
3892 Schritte 2,8 km 00:33:31 Min
1,84 km Luftlinie
3
1714 Schritte 1,23 km 00:13:54 Min
0,95 km Luftlinie
2
1870 Schritte 1,34 km 00:16:35 Min
0,99 km Luftlinie
1
2550 Schritte 0,1.83 km 00:21:55 Min
1,28 km Luftlinie
650 Schritte 0,46 km 00:05:39 Min
57
0,29 km Luftlinie
Wohnung von Freunden
CafĂŠ
Club
Mainufer
Club
Park
6
Orte der arbeit
58
4
3
2
1
3
1567 Schritte 1,12 km 00:12:49 Min
2
0,73km Luftlinie
FH Pavillon
2709 Schritte 1,95 km 00:23:09 Min
1,24 km Luftlinie
1
2214 Schritte 1,59 km 00:19:07 Min
1,17 km Luftlinie
2954 Schritte 2,12 km 00:25:33 Min
59
1,9 km Luftlinie FH Villa
FH Fotostudio
B端ro
4
Orte der Selbstversorgung
8
9 7
6
5
2 3
60
4
1
B채cker
8
Supermarkt
Arzt
9 5
816 Schritte 0,58 km 00:07:04 Min
0,53 km Luftlinie
4
343 Schritte 0,24 km 00:02:57 Min
0,09 km Luftlinie
3
1550 Schritte 1,1 km 00:14:02 Min
0,9 km Luftlinie
955 Schritte 0,68km 00:08:28 Min
0,64 km Luftlinie
660 Schritte 0,47 km 00:06:22 Min
0,39 km Luftlinie
357 Schritte 0,25 km 00:01:58 Min
2
242 Schritte 0,17 km 00:01:58 Min
0,09 km Luftlinie
7
777 Schritte 0,55 km 00:06:30 Min
0,41 km Luftlinie
277 Schritte 0,19 km 00:02:22 Min
0, 01 km Luftlinie
1
61
0,06 km Luftlinie
Rathaus Bank
Bank
Supermarkt
Arzt B채cker
6
62
Die Entstehung der Wege Überall, wo sich Menschen im Gelände bewegen, bilden sich durch Gewohnheien besimmte Wege, und diese ausgetretenen Wege erweisen sich als sehr viel bequemere Verbindungsmitel, als die ungebahnten Flächen dazwischen. Man kann beobachten, wie sich neue Wege bilden, wo sich beipielsweise neue Verkehrsbedürfnisse herausgebildet haben. Es is gewissermaßen ein Adersysem, in dem sich die täglichen, notwendigen Gänge vollziehen und an dem man die Struktur der Arbeisgefüge ablesen kann. So is die ganze Welt, insofern sie von Menschen bewohnt is, von einem System solcher Verkehrsbeziehungen, einem Wege- und Straßennetz durchzogen. Dieses Wege- und Straßennetz gewinnt an zunehmender Autonomie und scha8 seinen eigenen Raum, der sich um die natürliche Mitte des Hauses gliedert. Zwei Züge sind es vor allem, die sich hier für die allgemeine Betrachtung des Raumes herausheben. Das eine is die Homogenisierung der Landschat durch den Weg. Die Wege rekonsruieren und organisieren nicht nur den Raum, sie schafen einen neuen, unkultivierten Raum. Dami homogenisieren sie die Welt. Das zeigt sich schon, wenn ich das eigene Haus verlasse und ich mich auf die Straße begebe: Ich füge mich in ein Netz von Straßen und Wegen ein, das nicht mehr auf das Haus als seine Mite bezogen is. Ich trete in einen anderen, überindividuellen Raum ein, wobei es dahingesellt sein mag, ob dieser noch einen eignenen Mitelpunkt hat – der nicht der meine is – oder
ob er überhaupt einen besimmten Mitelpunkt besizt. Sobald ich das eigene Haus verlasse und auf die Straße begebe, trete ich in einen meiner Mite gegenüber relativ neutralen Raum ein, in dem ich mich an einem beliebigen Punkt befinde, ohne an einem besimmten Ort zu Hause zu sein. Der Raum bekommt eine Objektiviät, in dem er zum gemeinsamen Beziehungssysem wird. Die an den Dingen haftenden, mi Gefühlswerten der verschiedensen Art getränkten Beziehungen der Nähe und Ferne verblassen zu der je nach dem jeweiligen Aufenthalt wechselnden Entfernung. Die Straße is ein anderer Raum, als der private Raum, den der Mensch in seinem Haus vorfindet. Sie is ein neutraler Raum. Das Straßennetz bildet das Adernsysem und der Einzelne wird, wenn er sich der Straße überlässt, migenommen. Er geht darin auf. Zu Hause war er vielleicht ein Individuum, auf der Straße aber wird er anonym. Aber auch die Landschat verändert sich im Gefüge der Straßen. Sie verliert ihren Eigencharakter, die Individualiät der besonderen Stelle. Die Straße fragt nicht, ob sie durch Wald oder Feld führt. Der Weg is nicht nur indifferent in Bezug auf die Landschat, sondern macht diese Landschat auch selber indiferent, indem er die innige Vertraulichkei des Ländlichen durchbricht, es veräußerlicht und den Schwerpunkt ins Unendliche verlegt.
63
64
vom praktischen umgang mit raum und zeit
gewiesen. Angesichts der Privilegerung der Zei gegenüber dem Raum wird eine derartige intensive und ausschließliche Raumnutzung als notwendig angesehen. Neben dieser Ausdehnung der Flächeninanpruchnahme kommt es im Zuge wachsender Geschwindig-keisschübe zu immer neuen Hierarchisierungen im Raum. Orte, die an srategsch günsiger Stelle liegen, erfahren neue Impulse, während andere, weiter abseis gelegene Orte zurück-fallen. Es entwickeln sich neue Raumhierarchien, die sich an der Geschwindigkei orientieren. In dieser funktionalen Vernutzung von Raum erfolgt die Thematisierung des Raumes vorrangg im Sinne seiner Überwindung. Die Schrumpfung des Raumes durch Geschwindigkei, der Anpruch, Reise- und Tranportzeien auf ein Minimum zu verkürzen beziehungsweise die Möglichkei, in derselben Zei nun ein Mehrfaches der bisherigen räumlichen Entfernung zurücklegen zu können, führen zu einer Entmachtung des Raumes. Die These eines Außerkratsetzens des Raumes gewinnt vor diesem Hintergrund jedoch nur Plausibiliät, wenn man den Raum als eine objektive Ressource begreit, die es auszuschöpfen glt. Der Raum wird zu einem Hindernis, das es zu überwinden gilt. Bewegungen und Geschwindigkeien, mi denen ich mich durch den Raum bewege, bekommen damit einen Eigenwert. Der Raum is eine knappe Ressource, die aufgeteilt, gegliedert und immer rascher überwunden werden muss. Es werden neue Raumhierarchien geschaffen, die sich an der Geschwindigkei orientieren, so wird der Raum im Sinne seiner Überwindung thematisiert.
65
Das jeweilige Hier wird als nicht weier zu hinterfragende Größe versanden, das seinen Wert ers durch den Absand zum nächsen Ort erfährt. Hier is die Ansrengung und Mühe, dort die Belohnung. Es geht um die Diferenz zwischen der bereis gefundenen und der noch zu erreichenden Zweckerfüllung. Die Bewegung durch den Raum kann daher als eine Funktion der Zei versanden werden. Räumliche Diferenzen werden durch die zu ihrer Überwindung benötigten Zei gemessen, also in Zeigrößen und nicht in Entfernungen. Die Zei is die neue Maßeinhei. Der Raum wird der Zei untergeordnet und temporalisiert, indem Diferenzen durch Unterscheidungen in der Zei ausgedrückt werden. Im linearen Zeiversändnis wird die Zei als kontinuierlich und irreversibel fortschreitende Bewegung begrifen und mi den Metaphern des Bandes, der Kexe oder des Flusses beschrieben. In diesem Versändnis dient der Raum als Interpretationsfolie, auf der Vorher und Nachher unterschieden und Veränderungen abgelesen werden können. Die Überwindung immer größerer Distanzen in immer kürzeren Zeiräumen avanciert zu einer paradigmatischen Erfahrung. Zei und Anpruch richtet sich dabei auf die Auteilung, Zergliederung und immer raschere Überwindung von Raum. In diesem Raumversändnis wird der Raum als eine knappe Ressource versanden, die es unter zeiökonomischen Gesichtpunkten auszunutzen glt. Ein typisches Kennzeichen is dami die infiniesimale Raumnutzung, wonach die Extension des Raumverbrauchs als probates Mitel gegen die zunehmende Zeiverknappung angesehen wird. Die seigende Beschleunigung is auf eine Intensivierung der Raumnutzung an-
66
Die ErschlieSSung des Raumes Wenn der Mensch sein Haus verläss, dann kann er sich nicht beliebig im Gelände bewegen, sondern er is an besimmte vorgezeichnete Möglichkeien gebunden. Das Gelände bietet als solches ein Hindernis für die Fortbewegung im Raum, und der Mensch muss sehen, wie er am vorteilhatesen in ihm vorankommt. In unseren Lebensverhältnissen sind die Fälle sehr selten, wo er sich in einem unberührten Gelände seinen Weg ers suchen muss. Das is im Hochgebirge oder im Urwald der Fall, wo er ohne gebahnten Weg und unter äußersen Schwierigkeien und auch nur sehr langsam vorwärts kommt. Ansonsen aber findet der Mensch in der Landschat schon besimmte vorgezeichnete Wege vor, und er bewegt sich auf diesen Wegen und nicht etwa im freien Gelände fort, weil er auf ihnen sein Ziel sehr viel leichter, ja größtenteils nur auf ihnen erreichen kann, ganz davon abgesehen, dass der Mensch schon durch die besehenden Besizverhältnisse auf diese Wege angewiesen is und nicht einmal, selbs wenn er wollte von ihnen abweichen darf, ohne in einen Konflikt zu geraten. Die öfentlichen Stra-
ßen, das Wort zunächs im ganz allgemeinen Sinn genommen, erweisen sich also als das Mitel, mi dessen Hilfe der Mensch sich im Gelände fortbewegt. Diese Straßen können ihrerseis noch sehr verschiedener Art sein, als schmaler Fußpfad, als befahrene Straße oder als Autobahn. Auch Steg und Brücke gehören in diesen Zusammenhang, weil sie den Übergang über besimmte Hindernisse, wie Flüsse oder Bäche, bedeuten. Andere Möglichkeien des Fernverkehrs sind die Bahnlinien, an denen vielleicht noch särker die Bindung an besimmte, vorgezeichnete Routen sichtbar wird. Von den Wassersraßen kann man vielleicht vorläufig absehen, von den Flüssen, den Kanälen und Meeren, und ebenso von den Lutwegen. Überall is es so, dass es besimmte Wege auf der Erde gbt, die den Verkehr auf der Erdoberläche an sich ziehen und in besimmten Bahnen kanalisieren. Der Weg gewinnt dami eine besondere Funktion für die Erschließung des Außenraums. Der Weg erschließt den Raum: Die wirkliche oder mögliche Bewegung, die im Weg impliziert is, wirkt sich als eine Eröfnung des Raumes aus.
67
68
2.1.2 Experiment 02 Zeitgeschehen und ereignisräume
69
Fragestellung Wo bewegt sich das tatsächliche Geschehen? Im Raum oder in der Zeit?
Material Tageszeitung (Politikteil, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. Mai 2010), Transparentpapier
Versuch Aus der Tageszeitung vom 12. Mai 2010 wurden alle Zeit- und Ortsangaben ermittelt. Die Anzahl der Ortsbenennungen wurde mit der Anzahl der Zeitangaben verglichen. Außerdem wurde untersucht in welchen Ländern, Gebieten und Städten die Ereignisse stattfanden. Mit den Zeitangaben wurde gleichermaßen verfahren. Um welche Geschehnisse es sich genau handelte, wurde bei der Untersuchung vernachlässigt. Der Fokus lag ausschließlich auf den Faktoren Zeit und Raum.
Beobachtung Im direkten Zeit-Raum-Vergleich ist festzustellen, dass sich Geschehnisse gleichermaßen im Raum, wie auch in der Zeit abspielen. Die Zeitspannen, die benannt wurden sind im Vergleich genauso weitreichend wie der Gesamtraum, in dem die Geschehnisse stattfanden.
70
ereignisraum welt
71
benannte L채nder unbenannte L채nder
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ereignisraum Europa
unbenannte L채nder benannte L채nder benannte St채dte
ereignisraum Deutschland
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unbenannte Bundesl채nder
benannte Bundesl채nder
benannte St채dte nach H채ufigkeit
1900
Zeitgeschehen Jahrzehnte
1910
in den kommenden Jahren und Jahrzehnten, in den vergangenen 60 Jahren, in der Zukunft, Vergangenheit, Zukunft, 1946, 2003, in den 90er Jahren, in der Vergangenheit, im September 1992, April 1999, 1995, vor
1920
f端nf Jahren, die letzten f端nf Jahre, April 1999, schon 1995, 2004, seit den 90ern, 1994, seit 2002, von 1966 bis 1986, Gegenwart und Zukunft, in jedem Jahr, jedes Jahr, 13. Mai 1917, in der Zukunft, 1957, in den achtziger
1930
Jahren, nach 1989, Zukunft, in den kommenden Jahren und Jahrzehnten, Vergangenheit, 2004, 1994, seit 2002, 13. Mai 1981, im Mai 1997
1940 1950 1960 1970 1980 2000
74
1990 2010 2020 2030 2040 2050 2060 2070 2080 2090 benannte Zeitspannen 3000
benannte Zeitpunkte
2005
Zeitgeschehen Jahre
2006 2007 2008 2009 2010 75
2011 2012 2013 in den kommenden Jahren und Jahrzehnten, nächstes Frühjahr, 2005, seit Jahren, in den vergangenen 60 Jahren, im kommenden Jahr, Vorjahr, die letzten fünf
2014
Jahre, im Frühjahr2011, 2010, im April vergangenen Jahres, 2008, im Mai 2011, im Januar 2007, kommendes Schuljahr, Schuljahr 2010/2011, 2005, 2006, 2008, für das laufende und das nächste Jahr, 2009, in diesem Jahr, im nächsten Jahr, 2012, Sommer 2008, 2009, im Dezember vorigen Jahres, bis 2015, seit drei Jahren, im Verlauf dieses Jahres, April des Vorjahres, in
2015
den vergangenen Jahren, im März 2009, 2007, im kommenden Jahr, seit Jahren, 2011, 2008, vergangenes Jahr, in jedem Jahr, im vergangenen Jahr, vergangen Herbst, jedes Jahr, im Sommer 2008, im Februar 2006, vergangenes Jahr, im Jahr 2007, bis 2013, im Jahr 2010, im Jahr 2015, in den kommenden Jahren und Jahrzehnten, August 2008, 2007
Januar
Zeitgeschehen 2010
Februar März April Mai
76
Juni Juli August September Oktober November
für die nächsen Tage und Wochen, im Herbst, Anfang des Jahres, Anfang des Monats, in der zweiten April-
Dezember
hälfte, vor dem 14. Mai, Ende April, die ersten sechs Monate, in den vergangenen Monaten, im April, im Februar, für das laufende und das nächste Jahr, in diesem Jahr, im Verlauf dieses Jahres, im April, bis Ende August, im Februar, in jedem Jahr, Ende Juni, am 30. März, jedes Jahr, am 10. April, Ende Juni, im Jahr 2010
1
Zeitgeschehen Mai 2010
2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 77
16 17
11. Mai, am Dienstag, an diesem Mittwoch, f端r die n辰chsten Tage und Wochen, am Dienstag, 11. Mai, am
18
Dienstag, vom Wochenende, am 19. Mai, am Sonntag, seit Sonntag 11. Mai, an diesem Mittwoch, am Diens-
19
tag, Anfang des Monats, am 2. Mai, 11. Mai, 11. Mai, diesen Mittwoch, bis Sonntag, vor dem 14. Mai, in der kommenden Woche, am vergangenen Freitag, Frei-
20
tagmorgen, am Montag, 11. Mai, am Mittwoch, am Montag, an diesem Mittwoch, in der vergangenen Woche,
21
am Dienstag, am Sonntag, am Montag, am Dienstagabend, am Sonntag, vom letzten Sonntag, vom Don-
22
nerstag, 11. Mai, in der vergangenen Woche, am Montag, 11. Mai, am Sonnabend, 11. Mai, am Montag, vom vergangenen Donnerstag, am Dienstag, bis
23
zum Montag, am Samstag, am Sonntag, am Montagmorgen, am Wochenende, am Montagnachmittag,
24
am Montagnachmittag, am Dienstag, von diesem Mittwoch an f端nf Tage lang, am Freitagabend, am Donnerstag, am Sonntag, am Dienstag, am Dienstag, am
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Dienstag, 端ber Wochen, in der vergangenen Woche, 11. Mai, am vorigen Freitag, am Wochenende, am Diens-
26
tag, am Montag, an diesem Mittwoch, am Dienstag, am Dienstag, am Dienstag, am Wochenende, am Dienstag, am Dienstag, am Montag, am Dienstag, am
27
Dienstag, 11. Mai, am Dienstag, 11. Mai, am Dienstag, am Dienstag, 11. Mai, am Dienstag, 11. Mai, am Mon-
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tag, vom Dienstag, 11. Mai, am Dienstag, an diesem Mittwoch, 11. Mai, am Montag, in zehn Tagen, am Mon-
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tag, seit Dienstag, 11. Mai, am Montag, am Dienstag, am Montag, vergangene Woche, 11. Mai, am Dienstag, 11. Mai, am Dienstag, vom Samstag, 11. Mai, am
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Dienstag, 11. Mai, an diesem Mittwoch, kommenden Donnerstag, vor drei Wochen, 11. Mai, 11. Mai, zu
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benannte Zeitspannen
Beginn der Woche, 11. Mai, an diesem Mittwoch, am
benannte Zeitpunkte
ende, am Montag
Dienstag, am Sonntag, am vergangenen Wochen-
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Der expandierte Zeit-Raum-Ereigniszusammenhang Raum und Zei sind ausgeprochene Oberbegrife, die viele Einzelereignisse unter einem gemeinsamen Apekt zusammenfassen. Jede Wirklichkei is ofensichtlich das Resultat von gleichartigen, sowohl synchronen wie diachronen Prozessen, wobei der Raum das System der Synchronie darsellt, also das gleichzeiige Vorhandensein von Ereignissen und die Zei das Sysem der Ungleichzeiigkei und somi als zusammengehörige Geschehenskexe aus kausalen Folgen betrachtet werden kann. Ers zusammen schafen beide fortwährend Realität und Gegenwart. Ein besimmtes Ereignis muss nicht sofort mi allem Gleichzeiigem ausbalanciert werden, das heißt in die gegenwärtige Siuation eingeordnet werden, sondern es zieht auch lange noch vielfältige Folgen nach sich. Umgekehrt beeinfluss das aktuelle Geschehen ebenfalls die laufende Verarbeitung der Vergangenhei. Die Beziehung zwischen Synchronie und Diachronie entpricht, also derjenigen eines Quer- und Längsschnites durch das Geschehen: Beide sind in besimmter Weise voneinander abhängg, aber sie zeigen doch verschiedene Apekte dieses fortlaufenden, ganzheilichen Prozesses an. Derartige Parallelen mögen verdeutlichen, dass Raum und Zei nicht als bloße vom konkreten Geschehen ganz abgelöse, lineare Koordinaten, sondern als ausgedehnte Ereigniszusammenhänge, als Zusammenzüge oder Zusammenfassungen einer komplexen Vielzahl von Geschehnissen erscheinen. Gegenwart kann definiert werden als das, was fortwährend aus dem Zusammenwirken des synchronen mi dem diachronen Sysem resultiert. Die jeweilige Gegenwart is besimmt durch eine nie wiederkehrende Konsellation des Ganzen, das heißt der Kombination von ganz besimmten synchronen und diachronen Ereigniszusammenhängen. Dami erhält jedes Ereignis gleichsam seine pezifische Gegenwartsmarke. Die Gesamtkonsellation aller Beziehungen und Geschehnisse kann sich jedoch nie wiederholen.
Das Gleiche glt für alles, was is. Alles, was is, durchläut so fortwährend einen Zusand von Gegenwart. Real is einzig und allein dieser fortlaufende Aktualisierungprozess. Nun wird man zugeben müssen, dass der Begrif der Gegenwart vieldeutig is. Gegenwart is ein zeilich nicht besimmbarer Grenzwert, ein Relativum je nach Bezugssysem. Weier is zu bedenken, dass Gleichzeiigkei auch in anderer Weise ein sehr relativer Begrif is. In der Kernphysik zum Beipiel mag genau genommen allenfalls eine Millionsel- oder Milliardstelsekunde als Gegenwart erscheinen, im biologschen Bereich dagegen Minuten, Tage oder Jahre – während im hisorischen Sprachgebrauch die Gegenwart Jahrzehnte und im erdgeschichtlichen oder kosmischen Kontext Jahrhunderte oder Jahrtausende dauern kann. Gleichzeiigkei und dami auch Gegenwart, is also ein zeilich nicht scharf besimmbarer Grenzwert, ein ausgeprochenes Relativum je nach Bezugssytem. Sie deswegen zu leugnen führt jedoch zu Absurdiäten, die das Wesen von Zei und Raum in keiner Weise erhellen. Zei und Raum können die beiden einfachsten Weisen sein, das Gesamtgeschehen zu ordnen: Das Absehen von Zei ergbt eine rein räumliche Ordnung, das Absehen von Raum dagegen eine rein zeiliche Ordnung. Beide Ordnungen erscheinen dami als Extreme auf ein Kontinuum, sozusagen auf einer Ergänzungsreihe, in welcher jeweils die eine mögliche Ordnung des Ganzen ers dann rein hervortrit, wenn die andere völlig verschwindet. Das tatsächliche Geschehen aber bewegt sich vorwiegend nicht an diesen beiden Extrempunkten, sondern irgendwo dazwischen. Es is immer ein wenig von beidem, von Zei wie von Raum – wobei die eine oder andere Ordnung oder Dimension mehr oder weniger deutlich ist, je nachdem wie man hinsieht. Zei und Raum sind also nicht nur abstrakte Oberbegrife, sondern auch die grundlegendste und einfachse Ordnung aller Dinge.
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2.1.3
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Experiment 03 Raumprägung
Fragestellung Wie werden Räume durch Menschen und Ereignisse geprägt?
Material Neun weiße Schachteln, Farbe, Holzkugeln, Nylonschnur, Faden, Kleister, Pigment
Versuch Die weißen Schachteln stehen repräsentativ für neutrale, leere Räume. Jeder Raum wurde durch ein bestimmtes Material, das im übertragenen Sinn für ein bestimmtes Ereignis oder eine bestimmte Handlung steht, in einer bestimmten Zeit verändert und so individuell geprägt. Soweit es möglich war, wurde bei jeder Raumprägung die Zeit gemessen, innerhalb der sich die Veränderung des Raumes vollzog. Innerhalb dieser Zeit wurde in bestimmten Zeitabständen ein Bild gemacht, um den Verlauf vom ursprünglich leeren Raum bis hin zum erfüllten, geprägten Raum zu dokumentieren.
Beobachtung Je nachdem in welcher Weise der Raum geprägt wurde und welche Materialien verwendet wurden, benötigten die einzelnen Prägungen unterschiedlich lange Zeit. Das ist ebenfalls auf den konkreten Raum übertragbar. Die Veränderung eines Raumes ist der direkte Indikator für das jeweilige Ereignis, das in ihm stattfand.
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Der leere Raum
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Ergebnis Raum 01
Pr채gung 01 Material Schwarze Farbe Holzkugeln Nylonschnur
Dauer 00:14:36 Min
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Ergebnis Raum 02
Pr채gung 02 Material Schwarzer Faden
Dauer 00:08:54 Min
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Ergebnis Raum 03
Pr채gung 03 Material Kleister Schwarzes Pigment
Dauer 00:10:17 Min
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Die Indexikalität des Raumes Wir greifen in unseren Raumbeschreibungen nur zu einem geringen Teil auf geografische Aspekte zurück, um den jeweiligen Ort zu kennzeichnen und zu charakterisieren. Von Bedeutung sind vielmehr die jeweiligen Metaphern und Imagnationen, mi deren Hilfe einzelne Orte, Plätze und Räume identifizierbar werden. Aus dieser Sicht gbt es ebensoviele Räume wie es unterschiedliche Raumvorsellungen und -erfahrungen gibt. Die kulturellen Vorsellungen und Bilder von Räumen pielen eine herausragende Rolle bei der Aneignung pezifischer Orte und Plätze. Von Bedeutung sind gleichsam die jeweiligen Vorsellungen mitels derer der jeweilige Ort oder Raum beschrieben, symbolisiert und eindeutig gemacht wird. Der Raum is Ausdruck objektiver Gegebenheien und subjektiver Aneignungsweisen. Aus der Perpektive der Produktion des Raumes wird der Raum als Realabsraktion versanden. Henri Lefebvre formuliert hierfür ein dreigliedriges Modell, wonach sich der Raum in drei Teile teilt, die sich untereinander bedingen: Ersens die an die Materialiät des Lebens gebundene soziale Praxis, zweiens die konsruierte Repräsentation von Raum, wobei hier der Bereich der mentalen, ideelen Räume gemeint is im Sinne von Vergegenwärtigen oder Vorsellen. Dieser zweie Raum sellt den Raum der Zeichen, des Wissens und der Codes dar. In diesen Repräsentationen des Raumes werden Wissen und Ideologe mi sozialräumlicher Praxis verknüpt, wobei die produzierten Repräsentationen des Raumes zwar absrakt bleiben, ihnen jedoch eine entscheidende poliische und soziale Rolle zugeschrieben wird, indem sie die Beziehungen zwischen Objekten und Menschen einer rationalen Logk unterordnen. Der drite Raum is der erlebte und erlitene Raum, der neue Räume und Bilder imagniert und dadurch Räume der Repräsentation erzeugt. Als der direkt gelebte Raum sellt er eine Synthese aus der Materialiät des Raumes und den mentalen Räumen in den Köpfen der Menschen dar. Der Raum is eine konkrete Absraktion, wonach Räume einen konkreten Ausdruck besim-
mter Ereignisse darsellen und gleichzeiig absrakt genug sind, um diferente Sichtweisen zuzulassen. Folgt man dieser Sichtweise, dann erschließt sich die Realiät eines Raumes nur zu einem Teil aus seinen terriorialen Bezügen. Ebenso sind die symbolischen Raumbilder, sowie die auf den Raum projezierten Metaphern wesentliche Besandteile bei der Wahrnehmung und Aneignung von Raum. Indem man danach fragt, wie pezifische Raumbilder und -vorsellungen sich in die Geografie einschreiben und wie durch die Verknüpfung materieller und symbolischer Apekte Ortsidentiäten wie auch Handlungsgeografien ausgebildet werden, wird der Blick frei für die Art und Weise, wie wir unsere räumliche Umwelt wahrnehmen und wie wir uns im Alltag räumlich orientieren. Dabei pielen diese codierten Geografien eine zentrale Rolle. Sie sellen keine 1:1 Abbildung der topografischen Karte dar, sondern sind vielmehr absrakte, komplexe und vor allem hochgradig selektive kulturelle Übersetzungen geografischer Karten. Die Typik eines Ortes oder Raumes erschließt sich somi ers durch die Diferenz zwischen der geografischen und imagnierten Karte. Hieraus entsehen pezifische Raumbilder, die den jeweiligen Ort etikexieren und fesschreiben. Ausgehend davon, dass Metaphern betonen und organisieren, wird danach gefragt wie Orte, Plätze und Räume durch den Gebrauch von Metaphern ihre jeweilige Identiät erfahren. Es wird deutlich, inwiefern sich die Signifikanz eines Ortes wandelt und welche interpretativen Zuschreibungsprozesse einen Ort oder einen Raum prägen. Welche Reputation ein Ort hat, prägt in entscheidendem Maße die Art und Weise, wie Orte und Plätze wahrgenommen werden. Gleichzeiig werden Orte durch ihre individuelle Aneignung in ihrer jeweiligen Bedeutung fesgeschrieben und erfahren ihren pezifischen Eigensinn. Zusammenfassend kann man sagen, dass die kulturellen Zuschreibungprozesse sowie die Ausbildung und Verwendung von Metaphern relevante Faktoren unterschiedlicher Raumtypologen darsellen.
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2.2.0
Mensch und Raum
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2.2.1
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Experiment 04 der gemeinsame raum
Fragestellung Welche Rolle spielen Nähe und Distanz? Ist die Anwesenheit die Bedingung für die Aufnahme und Aufrechterhaltung sozialer Beziehungen? Korrespondiert soziale Nähe mit räumlicher Nähe?
Material Holzbrett, Nägel, Fäden
Versuch Innerhalb dieses Experiments wurden die Relationen zwischen mir und meinen Freunden in Abhängigkeit zu den Faktoren Raum und Zeit untersucht. Innerhalb meines Freundeskreises wurden Fragebögen verschickt, die im Anschluss ausgewertet wurden. Die Fragebögen wurden stichpunktartig verteilt, da es mir nicht daran lag zu einem wissenschaftlich fundiertem Ergebnis zu gelangen, sondern einen repräsentativen Überblick zu erhalten. Die Antworten wurden nach den Kriterien »Nähe und Distanz« zwischen mir und meinen Freunden, »Standortwechsel« der einzelnen Personen und dem »Verbindungsgrad«, also der gefühlten Stärke der Verbindung ausgewertet. Außerdem wurden die Orte untersucht, welche die jeweilige Verbindung erst ermöglicht haben, also die Orte, an denen ich besondere Menschen getroffen und kennengelernt habe. Die Auswertung wurde auf ein vereinfachtes Schema übertragen und mit Nägeln und Fäden umgesetzt, wobei die Nägel Personen oder auch Orte symbolisieren und die Fäden die Verbindungen zwischen ihnen.
Beobachtung Die Distanz nimmt keinen direkten Einfluss auf die Stärke der einzelnen Beziehungen, teilweise sind subjektiv empfundenen Verbindungen zwischen mir und Menschen, die sich nicht in meiner unmittelbaren Nähe befinden stärker, als zu Menschen, die sich am gleichen Ort, wie ich aufhalten. Selbst wenn der Standort für längere Zeit gewechselt wird, bleibt die Verbindung und die subjektiv empfundene Stärke der Beziehungen bestehen.
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1 Ich 2 Person 3 Verbindung 4 Distanzangabe 5 Ehemalige Aufenthaltsorte
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N > 1000 km 1000 km 500 km
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W
S
2003 Aufenthaltsort Tuchenbach
Anzahl der Verbindungen 16
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N > 1000 km 1000 km 500 km
200 km
50 km
O
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W
S
2005 Aufenthaltsort W端rzburg
Anzahl der Verbindungen 24
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N > 1000 km 1000 km 500 km
200 km
50 km
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W
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2007 Aufenthaltsort Santiago de Chile
Anzahl der Verbindungen 30
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N > 1000 km 1000 km 500 km
200 km
50 km
O
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W
S
2010 Aufenthaltsort W端rzburg
Anzahl der Verbindungen 38
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die gef端hlte Verbindung Aufenthaltsort W端rzburg
Anzahl der Verbindungen 38
Schwache Verbindungen 11
Mittelstarke Verbindungen 11
Starke Verbindungen
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Verbindungorte Aufenthaltsort W端rzburg
Verbindungsorte Langenzenn 7 N端rnberg 4 Santiago de Chile 6 Sevilla 1 Tuchenbach 6
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W端rzburg 14
W
N
> 1000 km
1000 km
500 km
200 km
50 km
S
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O
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Nahe Ferne und ferne Nähe zesse zugunsen fern anwesender Kontexte. Wenn der konkrete Ort mehr und mehr von Phänomenen abhängg wird, die in weier Ferne liegen, kommt es einerseis zu einer relativen Autonomie der Lokaliäten gegenüber ihren unmitelbaren Nachbarn, andererseis wächs der Druck der Rückaneignung entbexeter sozialer Beziehungen an lokale raumzeiliche Gegebenheien. Es kommt also keineswegs zu einer Auflösung des Lokalen und dami verbundenen Formen der Vergemeinschatung, vielmehr verändert sich das Gewebe der Raumerfahrung selbs. Das Lokale als das vermeintlich Vertraute wird zunehmend durch raumzeiliche Absandsvergrößerung vermitelt, das heißt das Lokale entwickelt sich weniger aus seiner lokalen Umwelt heraus, sondern is in diese hineinplaziert worden. Es handelt sich nicht um eine Entfremdung lokaler Kontexte in Richtung absrakter Beziehungen, sondern um neue Formen der Integration in globalisierten Gemeinschaten gemeinsamer Erfahrung. Anwesendes und Abwesendes gehen neue Verknüpfungen ein in dem Sinne, dass Nähe und Vertrauthei immer weniger mi den konkreten Vor-OrtGegebenheien verbunden sind, sondern vielmehr durch Entferntes geprägt werden. Durch die Loslösung von den Zwängen ortsgebundener Gewohnheien is die Vorraussetzung für dynamisierte Sozialbeziehungen geschafen. Die Entkopplung von Raum und Ort läss Formen der Ortsanbindung entsehen, die sich gleichermaßen durch ortsgebundene Beziehungen, wie auch durch Abwesendes konsiuieren. Im Lokalen werden globale Phänomene und absrakte Beziehungen übersetzt und mi lokalen Kontexten und lokalem Wissen verwoben. Die Loslösung sozialer Beziehungen von konkreten Raumbezügen sowie ihre Neuverknüpfung über räumliche Disanzen hinweg is untrennbar verknüpt mi neuen Möglichkeien der Überwindung von Raum. Der Raum ordnet sich zugunsen der Sozialverhältnisse unter und wird durch diese erschafen.
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Die zunehmenden Prozesse der Grenzüberschreiung, der transnationalen Verflechtungen, der zunehmenden Enträumlichung sozialer Beziehungen sowie die wachsende Verbreiung weltweiter elektronischer Vernetzungsechniken führen keineswegs dazu, dass Raumdiferenzen bedeutungslos werden, dass sich jegliche Grenzen auflösen. Im Gegenteil: Vernetzungsechniken machen uns entfernte Ereignisse in Echtzei und vor Ort verfügbar, so dass alltägliche, lokale Erfahrungen mi bislang nicht unmitelbar zugänglichen Kontexten verwoben werden. Auf diese Weise entsehen nicht nur neue Geschwindigkeis- und Globalisierungsverhältnisse, sondern ebenfalls neuartige Vermischungen von Nähe und Disanz, von Lokaliät und Globaliät. Die Renaissance des Raumthemas is unter anderem darin begründet, dass der Raum zunehmend in seinen gesellschatlichen Apekten relevant wird. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund fortschreiender Globalisierungprozesse und den Möglichkeien erdballumpannender Kommunikation wird am Ende des 20. Jahrhunderts eine veränderte Phase der Umbrüche in den Raumsrukturen regsriert. Der Ort wird als lokaler Schauplatz in zunehmenden Maße von räumlich entfernten und sozialen Einlüssen geprägt und gesaltet. Der lokale Schauplatz wird nicht bloß durch Anwesendes srukturiert, denn die sichtbare Form des Schauplatzes verbirgt die wei abgerückten Beziehungen, die sein Wesen besimmen. In den jeweiligen Ortsbindungen kommen nicht nur ortsgebundene Praktiken und Gefühle zum Ausdruck, sondern diese sind mi weier entfernten Einflüssen durchsetzt. Lokale Gemeinschaten sind nicht länger in Tradiion und Verwandtschatsbeziehungen raumzeilich eingebexet, sondern eine lokal siuierte Äußerung auf Absand gebrachter Beziehungen aus ortsgebundenen Interaktionszusammenhängen untrennbar verknüpt mi Strategen der Wiedereinbexung. Der lokale Schauplatz verliert an Relevanz für das Zusandekommen sozialer Pro-
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Fragestellung Welchen Einfluss habe ich auf die Dinge im Raum?
Material 40 Gummibälle, Matratze
Versuch Die Gummibälle wurden auf die Matratze gelegt, welche in abstrakter Form den Raum darstellt. Die Bälle symbolisieren verschiedene Dinge, die ich besitze oder benutze und die somit in meinem unmittelbaren Raum vorhanden sind. Untersucht wurde, wie sich diese Dinge zu mir und ich mich zu den Dingen verhalte, während ich mich im Raum bewege. Das Experiment wurde in drei unterschiedlich schnellen Bewegungsabläufen durchgeführt. Die Bewegungsarten waren Stehen, Gehen und Springen.
Beobachtung Je nach Tempo und Bewegungsart werden die Dinge von mir angezogen beziehungsweise abgestoßen. Bleibe ich auf der Stelle stehen, sammeln sich die Dinge um mich herum an. Bewege ich mich langsam durch den Raum, folgt mir ein Großteil der Dinge, einige Dinge bleiben jedoch auch an ihrem ursprünglichen Platz zurück. Bewege ich mich mit größerer Geschwindigkeit, folgen mir fast gar keine Dinge mehr. Die meisten Dinge bleiben zurück, ordnen sich aber immer wieder neu an oder gehen verloren. Auf den konkreten Raum übertragen bedeutet das: Verweile ich längere Zeit an einem Ort, wie zum Beispiel meiner Wohnung, häufen sich mit der Zeit eine Menge an Dingen um mich herum an. Bewege ich mich durch den Raum, und gehe beispielsweise zur Arbeit, begleiten mich einige Dinge, andere Dinge bleiben an ihrem Platz. Das Springen würde eine komplette Neuordnung der Dinge darstellen, wie das zum Beispiel bei einem Umzug stattfinden würde. Durch die heftigere Bewegung bleibt nichts, wo es ist. Jedes Ding bekommt so seinen neuen Platz im Raum.
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2.2.2 Experiment 05 die beziehung zu den dingen im raum
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die greifbarkeit der dinge geleiet zu werden braucht. Ich kann es jederzei greifen, wenn ich den Gegenstand benötige. Das Ding hat in dieser Weise Richtung und Absand, ohne dass ich imsande wäre, diese auch nur annähernd geometrisch zu fixieren. Wie wichtig das is, wird besonders deutlich, wenn etwas nicht an seinem Platz is und ich es ers mühsam suchen muss. Es entseht sogleich ein Zusand der Desorientierung. So is das »Zur-Hand-Sein« eines Dinges an seiner Stelle etwas ganz anderes als ein bloßes »Vorhanden-Sein« an einer geometrisch zu besimmenden Stelle im Raum. Es is keine ausschließlich theoretisch wahrnehmende Haltung, in der ich es an dieser Stelle wahrnehme, sondern es hat im praktischen Handeln seine besimmte Bedeutung. Der Handlungsraum wird als die Gesamthei der Plätze, welche die Dinge um den Menschen herum einnehmen, beschrieben. Dabei seht wiederum kein Ding für sich allein, sondern die einzelnen Plätze sind zu einem sinnvollen Ganzen geordnet, in dem jedes einzelne Ding im Zusammenhang mi anderen Dingen seht, mi denen es zusammengehört. Jedes Ding seht dabei in der räumlichen Nachbarschat zu anderen Dingen, mi denen es durch einen Sinnzusammenhang verbunden is. Man pricht auch von der »Gegend« , in der sich der Platz dieses Dinges befindet. Diese »Gegend« bezeichnet den übergreifenden Bereich, der durch die praktische Zusammengehörigkei verbundener Dinge gekennzeichnet is und seht ihrerseis wiederum in einem größeren Zusammenhang. Dieser »Gegend« wende ich mich zuers zu, wenn ich einen besimmten Gegensand suche. So baut sich von dem einzelnen Ding aus über die Bereiche dieser »Gegenden« sufenweise ein räumliches Ordnungsgefüge von immer größeren Bereichen auf. Somit is der Raum als ein Ganzes von Plätzen und zusammengehörigen Bereichen gegliedert.
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Schon der Begrif des Zuhandenseins der Dinge verweis als solcher schon von vornherein auf einen Raum. Dass ein Ding »zuhanden« is, bedeutet, dass es für meinen Gebrauch grif berei daliegt, dass es mir dadurch verfügbar is und ich nur zugreifen brauche, um es in die Hand zu nehmen und in der gewünschten Weise zu verwenden. Zu dieser leichten Erreichbarkei is außerdem eine gewisse räumliche Nähe erforderlich. Es muss bequem zu greifen sein. Das Zuhandene bleibt im srengeren Sinn an einen gewissen näherern Bereich gebunden, ohne dass ich dessen Grenzen exakt angeben kann. Dami ein Ding für mich gri1erei daliegen soll, muss es zugleich an seinem richtigen Platz liegen, an dem Platz, an den es gehört und an dem ich es, ohne zu suchen, auch finde. An diesem besimmten Platz be0ndet sich das Ding zu mir in einem besimmten räumlichen Verhältnis. Es liegt in einer besimmten Richtung, in der ich greifen und notfalls auch gehen muss, und es liegt in einer größeren oder kleineren Entfernung, die seine leichtere oder schwerere Erreichbarkei bedingt. Jedes Ding hat seinen Platz oder seine Stelle in der Lebensumgebung des Menschen. Man könnte sich das Verhältnis in einem sehr vereinfachten mathematischen Modell so vorsellen, dass der Platz des Dinges im Verhältnis zu mir durch Polarkoordinaten besimmt sei, durch eine im Winkel gemessene Richtung und durch eine als Länge zu messende Entfernung. Dabei is zu beachten, dass Richtung und Entfernung nicht mi den entprechenden geometrischen Besimmungen zusammenfallen. Bei seltener gebrauchten Dingen mag ein suchender Blick erforderlich sein, der als solcher der geometrischen Richtung entprechen würde, obgleich das Greifen schon hier einen anderen Weg nehmen kann. Aber je vertrauter mir ein Gegensand is, je mehr er mir wirklich zur Hand is, deso mehr fallen solche Hilfsmitel fort, und ich greife zu, ohne dass die Hand vom Auge
das einräumen des raumes
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Das einzelne Ding hat seinen Platz, an dem ich es suche und finde, insofern ihm dieser vom Mensch zugewiesen is. Der Platz is also als solcher schon das Ergebnis eines menschlichen Ordnungsschafens. Die Art der Zuweisung kann im einzelnen wieder sehr verschieden sein. So gbt es verschiedene Formen des Bereilegens und des Aubewahrens, sowie verschiedene Möglichkeien, die mi dem zeilichen Unterschied von sofortigem Gebrauch und päterer Verwendung zusammenhängen. Besonders deutlich werden diese Verhältnisse, wo ich mich nicht schon in einer geordneten Umwelt befinde, sondern die Ordnung der Dinge, die Zuweisung der Plätze ers durch mein eigenes Tun hersellen muss. Einräumen heißt, dass ich jedem Ding im Raum die Stelle zuweise, an die es fortan gehören soll und an die ich es immer wieder zurücklegen will, wenn ich es zum Gebrauch von dort fortgenommen habe. Dieses Einräumen muss zweckmäßig geschehen, dami der verfügbare Raum ausgenutzt wird. So dass Zusammengehöriges auch zusammenliegt, häufig Gebrauchtes bevorzugt an die, am leichtesen erreichenbaren Stellen kommt und so weier. So gewährt das Einräumen dem Menschen jedesmal eine eigentümliche Befriedigung, weil hier die Welt im Bereich des Aufgeräumten durch sein Tun klar und übersichtlich und beherrschbar geworden is. Man kann hier den Begrif
des Aufräumens zugleich auf die Weise übertragen, wie überhaupt Menschen ihre räumliche Umwelt durch ihr zweckmäßiges Tun aufgebaut haben. Das Sysem der Plätze und Stellen, in dem wir leben, is in dieser Weise eine eingeräumte Welt. Diese vom Menschen geschafene Ordnung geht zugleich bei der menschlichen Tätigkei, durch das Leben selber immer wieder verloren und muss dann in ausdrücklicher Ansrengung wiederhergesellt werden. Wenn ich einen Gegensand nach dem Gebrauch nicht wieder sogleich an seinen Platz zurücklege, sondern ihn liegen lasse, dann liegt er irgendwo herum, an einem beliebigen Ort. Dieses Herumliegen is als Zeichen der Unordnung eine Störung meiner Ordnung und als solche auf diese Ordnung bezogen. Was herumliegt, liegt mir bald im Weg, das heißt es nimmt anderen Dingen ihren zugewiesenen Platz weg und behindert mich in meiner eigenen Bewegung. Der Vorgang des Aufräumes is für das Versändnis des konkreten Raumes ein sehr bezeichnender Vorgang. Der Mensch scha8 sich hier wieder Raum. Das bedeutet: der Raum, in dem ich lebe is nicht in einem objektiv gegebenen Maß immer gleich vorhanden, sondern Unordnung vermindert den Raum, so dass sich der Mensch bald nicht mehr bewegen kann. Das Aufgeräumte zeigt eine neu gefundene Weie.
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2.2.3
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Experiment 06 die raumbedeutung
Fragestellung Woher bekommt ein Raum seine Bedeutung?
Material Eisenpulver, verschieden starke Magnete
Versuch In diesem Experiment wurden die drei Räume, die ich bis jetzt belebt habe auf die subjektiv empfundene Stärke ihrer Bedeutung und ihrer Anziehungskraft auf mich, als auch auf ihren Bedeutungswandel in Abhängigkeit zu der Zeit untersucht. Diese Analyse ist im übertragenen Sinn zu verstehen, denn natürlich gibt es auch innerhalb der untersuchten Räume wiederum Räume und Orte, die eine bestimmte, vielleicht ganz andere Bedeutungstärke für mich haben, als der Raum, in dem sich dieser Unterraum befindet. Untersucht wurden der Ort meiner Kindheit und Jugend, mein aktueller Standort und der Ort in der Fremde, an dem ich ein halbes Jahr gelebt habe. Die Umsetzung fand mit Hilfe von Eisenpulver und verschieden starken Magneten statt. Dabei beschreibt die Menge des Eisenpulvers die subjektiv empfundene Bedeutungsstärke des Ortes. Die Stärke des Magneten steht für die Anziehungskraft des Raumes auf mich.
Beobachtung Eine besondere Bedeutung bekommt ein Raum oder Ort durch positive oder negative Erlebnisse, durch Menschen, die diesen Raum beleben oder durch den Eigencharakter des Raumes selbst. Die Bedeutung des Raumes kann sich mit der Zeit verändern, sie wird aber nie ganz verschwinden.
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Ort der Kindheit 1984–2005
1984–2005
Grad der Bedeutung
Grad der Anziehung
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2010
die heimat Dem Ort, an dem man aufwuchs kommt im Vergleich zu anderen Orten immer eine ganz besondere Bedeutung zu. Diesen Ort verlässt man in der Regel irgendwann, gleichzeitig kehrt man aber auch immer wieder zu ihm zurück – auch wenn es nur ein kurzer Gedanke ist. Während der Kindheit und Jugend bekommen immer mehr Orte, Stellen und Plätze eine Sonderstellung. An diese Orte erinnern wir uns immer wieder zurück und gelegentlich werden sie erneut von uns aufgesucht. Auch wenn uns eine größere räumliche Distanz von diesen Orten trennt, haben sie eine extrem hohe Anziehungskraft auf uns.
Aktueller Aufenthaltsort 2005–heute
2005/2006
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Der Ort auf Zeit Verlässt man eines Tages den Ort seiner Kindheit und
sein, dass die negative Bedeutungen überwiegen und
zieht aus den verschiedensten Gründen an einen an-
der Ort so insgesamt an Anziehungskraft verliert.
deren Ort, hat man anfangs bestimmte Vorstellungen
Aber solange man an diesem Ort ist, werden weiterhin
und Erwartungen an den neuen Ort. Vielleicht war
neue Bedeutungen hinzukommen. Vielleicht verwan-
man schon einmal dort und hat das Gefühl, dass man
deln sich auch negativ aufgeladene Plätze wieder zu
weiß, was einen erwartet. Verbringt man dann eine
positiv besetzten Stellen und anders herum.
gewisse Zeit an diesem Ort, beginnen sich bestimmte
Die Bedeutung und Anziehung eines Ortes entscheidet,
Stellen herauszuheben und mit persönlichen Bedeu-
ob man sich an dem Ort wohl fühlt oder nicht. Sie ent-
tungen negativer sowie positiver Art zu füllen. Es kann
scheiden auch über Bleiben oder Gehen.
Ausland August 2007–März 2008
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2007/2008
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Der fremde Ort Manchmal entscheidet man sich dafür, eine Zeit lang im Ausland zu leben. Ähnlich wie auch bei anderen Ortswechsel trägt man Erwartungen an den unbekannten, fremden Aufenthaltsort in sich. Man kann sich diesen Ort aber nur vorstellen, denn man kennt ihn noch nicht. Kommt man in der Fremde an, stellt man schnell fest, dass der Ort nie ganz die vorherigen Erwartungen erfüllt. Dafür entdeckt man schnell seine persönlich besetzten Plätze, die man in der kurzen Zeit, die man dort verbringt immer wieder aufsucht. Da die Zeit begrenzt ist und man so viel wie möglich von diesem Ort kennenlernen möchte, bekommen einzelnen Stellen schneller als gewöhnlich Bedeutungen. Die Anziehungskraft wird durch die Neugier gesteigert und bleibt bei viel positiver Bedeutungsaufladung auch noch nach der Rückkehr immer weiter bestehen.
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Der Eigencharakter der Richtungen und Orte im Raum is für das Versändnis des erlebten Raumes wichtig. Wenn auch das mythologsche Weltbild im Ganzen verschwunden is, wenn die Eigencharaktere des Raumes ihre überindividuelle und gleichsam objektive, mythisch begründete Gültigkei verloren haben, so behandeln heute noch im Leben des einzelnen Menschen, die Orte und Richtungen einen besimmten Eigencharakter, nur dass dieser in der Regel nicht mi den geografischen Himmelsrichtungen zusammenhängt. Auch für den heute lebenden Menschen is der Raum keineswegs homogen, sondern jeder Ort in ihm is mi besonderen Bedeutungen behatet. Es sondern sich bevorzugte und gemiedene Bereiche. Erinnerungen angenehmer wie unangenehmer Art verbinden sich mi den einzelnen Orten. Und wenn sich auch manche mi einer so geseigerten Bedeutung herausheben, so is das meise doch nur dunkel gefühlsmäßig empfunden und wird selten zu klarem Bewusssein erhoben, so dass es meisens unserer Aufmerksamkei entgeht. Darum erweis sich der Hinweis auf die aufälligen Erscheinungen der mythischen Raumaufassung als fruchtbar, weil er uns auf die analogen, verborgenen Verhältnisse im erlebten Raum des heutigen Menschen aufmerksam macht und so unmitelbar zum Thema beirägt. Wir erkennen die Ausbildung einer solchen Bedeutungsgliederung des Raumes am besten, wenn wir aus der gewohnten Umgebung plötzlich in eine neue, uns noch fremde Landschaft versetzt werden. Am neuen Ort finden wir einen – wenigsens für uns noch – bedeutungsfreien Raum vor. Ers durch unseren Aufenthalt füllen
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bevorzugte plätze wir ihn mi unseren Bedeutungen und unseren Beziehungen. Wenn Menschen an einen fremden Ort fahren, so tut sich für sie zweifellos ein Raum auf, der zunächs ziemlich einheilich und gleichwertig is. Sehr bald aber gliedert sich der Raum auf nach gewohnten, bevorzugten und gemiedenen Wegen und Plätzen, und meistens entseht dann auch ein besonders bevorzugter Ort, ein siller Winkel, der dami zum Angelpunkt für das ganze Erleben des voher noch unbekannten Raumes wird. In klassischer Weise is diese Erfahrung einmal bei Goethe formuliert, als er im päteren Lebensrückblick die Aussicht auf die elsässische Landschat beschreibt, wie sie sich ihm bei der ersen Beseigung des Straßburger Münsterturms dargeboten haxe. Hier schreibt er: »Ein solcher frischer Anblick in ein neues Land, in welchem wir uns eine Zei lang auhalten sollen, hat noch das Eigene, so Angenehme als Ahndungsvolle, dass das Ganze wie eine unbeschriebene Tafel vor uns liegt. Noch sind keine Leiden und Freuden, die sich auf uns beziehen, darauf verzeichnet; diese heire, bunte, belebte Fläche is noch summ für uns; das Auge hatet nur an den Gegensänden, insofern sie an und für sich bedeutend sind und noch haben weder Neigung noch Leidenschat diese oder jene Stelle besonders herauszuheben; aber eine Ahnung dessen, was kommen wird, beunruhigt schon das junge Herz, und ein unbefriedigtes Bedürfnis fordert im Stillen dasjenige, was kommen soll und mag, und welches auf alle Fälle, es sei nun Wohl oder Weh, unmerklich den Charakter der Gegend, in der wir uns befinden, annehmen wird.«
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2.3.0
der Eigenraum
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2.3.1
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Experiment 07 Die Ausdehnung des Raumes
Fragestellung Wie weit reicht mein Raum?
Material Luftballons, Styropor, Nägel, Stecknadeln
Versuch In diesem Experiment wurde die Reichweite meines persönlichen Innenraumes, sowie dessen Ausdehnung in den Außenraum untersucht. Der Raum, in diesem Fall mein Zimmer, wurde in drei verschiedene Unterräume aufgeteilt. Diese Räume stehen für die Bereiche »Freizeit«, »Arbeit« und »Grundbedürfnisse«. Der Innenraum wurde mit dem Außenraum in Verbindung gesetzt, indem dieser ebenfalls auf diese drei Kategorien untersucht wurde. Als zweites Teilexperiment wurden die subjektiven Grenzpunkte untersucht, die den eigenen Raum definieren und formen.
Beobachtung Der Innenraum wie auch der Außenraum teilen sich in verschiedene Unterräume der gleichen Kategorien. Diese Unterräume sind direkt miteinander verknüpft. Das, was ich zum Beispiel in meiner Freizeit im Außenraum benötige, wird auch im Innenraum im Freizeitbereich abgelegt und anders herum. Somit gibt es im eigentlichen Sinn keine Trennung von Innen- und Außenraum oder Privatraum und Öffentlichkeit. Der persönliche Raum erstreckt sich so über die definierten Grenzen hinweg. Ebenso, wie es klar gezogene und verortete Grenzen gibt, begrenzen auch subjektiv empfundene Grenzpunkte den Raum. Aus diesen Grenzpunkten lässt sich der Raum folgendermaßen gliedern: 1. Der aktiv belebte Raum 2. Der Raum, dessen Grenzpunkte ich gedanklich verorten kann, auch wenn ich sie vielleicht noch nie aufgesucht habe. Diese Punkte dienen ebenfalls als entferntere Orientierungspunkte. 3. Die Welt, die dahinter liegt. Dieser Raum ist mir durchaus bewusst. Manchmal durchquere ich ihn auch, um an einen anderen weiter entfernten Ort zu gelangen. Diese Durchquerung ist jedoch eher als ein Überspringen des Raumes aufzufassen. Indem ich den Raum nur durchreise kann ich ihn nicht vollständig wahrnehmen. Ich kann mir diese Räume gedanklich vorstellen, aber ich könnte mich nicht in ihnen orientieren.
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Der Innenraum
Grundbed端rfnisse
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Freizeit
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1 Arbeit 2 Freizeit 3 Grundbed端rfnisse
Die Erstreckung in den AuSSenraum
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Enge und Weite Der Mensch empfindet die beengenden Räume als einen Druck, der ihn quält; er versucht sie zu prengen und in die befreiende Weie vorzusoßen. Die Weie bedeutet immer die Ofenhei eines Bewegungsfeldes, in dem sich dem menschlichen Expansionsdrang nichts mehr entgegensellt. Daher die Weie der Landschat beziehungsweise die Weie der Welt. Die Straßen als Mitel zur Raumüberwindung führen in die Weie. Immer is dabei die Weie, als möglicher Entfaltungspielraum, bezogen auf die menschliche Aktiviät, auf den Menschen als das Zentrum eines expansiven und zentrifugalen Drangs. Die Weie hat nirgends eine konkrete Zielvorsellung im Sinne einer auf etwas hin gerichteten Bewegung, sondern sie bezeichnet das ofene Feld einer von etwas fort gerichteten Bewegung, weg von der bedrängenden Enge. Die Weie is daher auch völlig ungerichtet. Etwas anders is es, wenn man den Begrif der Weie auf Entfernungen bezieht und so von einem weien Weg pricht. Es is noch wei bis zu einem besimmten Ort, das heißt: ich muss noch lange gehen, bis ich dahin komme. Häufig verbindet sich der Begrif mi dem der Breie. »Wei und brei« werden in der Sprache ot zusammengenommen, etwa dass in einer Einöde »wei und brei« kein Baum zu sehen is. Dabei bezeichnet die Breie im Allgemeinen eine auf eine Längsrichtung bezogene Querrichtung. So gbt es breie Straßen, in denen sich der Verkehr entfalten kann, aber weie Plätze. Vor allem is die räumliche Bedeutung in Verben wie »breien« und »ausbreien« zu beachten, die sich auf die Ausdehnung in der Fläche beziehen.
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Der Innenraum lös sich auf ins Unendliche, ohne dabei aufzuhören, Innenraum zu sein. Das Seltsame is, dass diese bewegte Unendlichkei des Raumes, diese Grenzenlosigkei, dieser Übergang von begrenzten Raum zur umräumlichen Unendlichkei, diese Durchdringung von Endlichem und Unendlichem so nur am Innenraum erfahren werden kann. Denn der Außenraum wird gerade dort, wo sich in ihm die volle Weie autut. So is es auch zu versehen, dass sich das Unendlichkeissreben gerade im Innenraum vollendet, während der Außenbau verhältnismäßig unscheinbar dahinter zurückbleibt. Ganz allgemein hat die deutsche Sprache drei Begrife, um die Ausdehnung des Raumes im Gegensatz zur bewohnten Nähe zu bezeichnen: die Weie, die Fremde und die Ferne. Jedes Mal wird dabei der entprechende Zusammenhang in einer anderen Weise angewendet. Am deutlichsen wird das, was mi dem Begrif der Weie gemeint is vielleicht durch seinen Gegensatz. Der Gegenbegrif zur Weie is die Enge. Ein Kleidungssück kann zu eng oder zu wei sein. Auch ein Wohnraum kann wei sein. Umgekehrt fühlt man sich in der Aussicht durch einen zu nahe heranrückenden Neubau beengt. Und wiederum weiet sich der Blick, sobald man aus einem engen Tal in die Ebene hinausrit. Es gbt enge Straßen und Gassen, aber wiederum gbt es weiräumige Plätze und Landschaten. Die Enge, so kann man jetzt zusammenfassend sagen, geht immer auf die Behinderung der freien Bewegung durch eine beschränkende Hülle zurück. Die Weie bezeichnet demgegenüber die Befreiung von dieser Behinderung.
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Die Endlichkeit der Welt Der urprüngliche, um die Mite zentrierte Raum is zugleich ein endlicher Raum. Hinter den Grenzen des bekannten, eigenen Raumes hört die Welt auf. Jenseis dieser Grenzen liegt die restliche Welt, eine Regon, über deren Realiät man sich im Klaren is, die aber im Bewusssein keine entscheidende Rolle pielt. Unsere Welt is von allen Seien durch das Chaos eingeschlossen. Im Bereich dieses Chaos kann man eigentlich nicht von Raum prechen, es is vielmehr raumlos. Der Raum is die geschaffene Welt, der Bereich vor und außerhalb des geschafenen Raumes is raumlos. Der Raum und die Grenze gehören so untrennbar zusammen.
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Die Welt dahinter
Gedanklich verortete Grenze
Aktiv belebter Raum
Die Grenzen des Raumes
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Grenzpunkte
Belebte Orte
Wohnung
Die weite Welt Weite, Ferne und Fremde
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Der Mensch bewegt sich nicht beliebig in seinem Raum, sondern alle seine Wege sind letztlich bezogen auf den Grundgegensatz von Fortgehen und Zurückkehren. Schon die Besimmung der räumlichen Mite als Nullpunkt is ungenügend. Man muss fragen, was es is, das dem Nullpunkt diese ausgezeichnete Bedeutung gbt, so dass die Rückkehr zu ihm als eine tiefe Wesenserfüllung des Menschen erscheint. Und dabei wird sich heraussellen, dass an die Stelle des bloßen ausdehnungslosen Mitelpunktes ein räumlich ausgedehnter Eigenbereich mi ganz besimmten eigenen Charakteren trit. Diesen Bereich, in den der Mensch heimkehrt und in dem er sich zu Hause fühlt, glt es nun genauer zu erfassen. Aber ebenso muss man sich auch fragen, was es is, das den Menschen aus dieser Mite heraustreibt und was für ein andersartiger Raum es is, in den er auf diese Weise hinaustrit. So piegelt sich in der Doppelbewegung des Fortgehens und Zurückkehrens zugleich eine Gliederung des Raumes selbs in zwei Teilbereiche, von denen ein engerer Innerer von einem weieren Äußeren konzentrisch umschlossen wird: Es is der engere Bereich des Hauses und der Heimat und der weiere Außenbereich, in den der Mensch von hier aus vordringt und aus dem er wieder zurückkehrt. Die Gliederung in diese beiden Bereiche erscheint als die Wichtigse im Aubau des gesamten erlebten Raumes.
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Die Fremde kann die Fremde eindringen, und sogar das eigene Leben kann einem fremd werden. Andererseits kann der Mensch aber auch von sich aus in die Fremde gehen. Aber immer is es ein vernüntiger Grund, weswegen der Mensch in die Fremde geht, nie ein unbesimmt gefühltes Bedürfnis. Er will seine Kenntnisse erweiern, er will dort lernen, was er in der Heimat nicht lernen kann. Immer is dabei die Fremde ein vorübergehender Aufenthalt, aus dem er zurückkehrt, sobald er seinen Zweck erreicht hat. So kommt es zur fruchtbaren Auseinandersetzung zwischen dem von zu Hause Bekannten und dem in der Fremde Dazugelernten. Die menschliche Kultur wächs in der neuen Aufnahme und Aneignung des Fremden. Aber es kann auch den Zusand der Überfremdung geben, in dem das übernommene Fremde das eigene Leben ersickt. Friedrich Nietzsche pricht von einer »plasischen Krat« in der Aneignung des Fremden. »Jedes Lebendige kann nur innerhalb eines Horizontes gesund, sark und fruchtbar werden; is es unvermögend, einen Horizont um sich zu ziehen ... so siecht es max oder überhasig zu zeiigem Untergange dahin. Die Heierkei, das gute Gewissen, die frohe Tat, das Vertrauen auf das Kommende – alles das hängt ... davon ab, dass es eine Linie gbt, die das Übersehbare, Helle, von dem Unauhellbaren und Dunklem scheidet.« Nietzsche pricht von dem Verhältnis des Menschen zu anderen menschlichen Lebensformen und bezeichnet hier genau die Forderung einer Grenze zwischen dem Eigenen und dem Fremden. Nietzsche übernimmt den geografischen Begrif des Horizonts in einem übertragenen Sinn, um diese Abgrenzung gegen das Übermaß des Fremden zu bezeichnen.
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In ganz andere Bereiche kommen wir dagegen mi den zwei Begrifen der Ferne und der Fremde. Wenn auch beide Wörter prachlich zunächs dasselbe bedeuten, haben sie sich doch in deutlich unterschiedliche Richtung entwickelt. Der Gegensatz zur Fremde is das Bekannte und Vertraute, allgemein das »Eigene«. Das Eigene und das Fremde sehen so einander gegenüber. So gbt es fremde Menschen, fremde Siten und Gebräuche, fremde Länder. Fremd is das »Andere«, was dem eigenen Wesen widerpricht, was einen dadurch auch beunruhigt. Zentral bleibt dabei immer die räumliche Beziehung. Die Fremden sind schon im frühesten Sprachgebrauch, die nicht am eigenen Wohnort beheimateten Menschen. Es ist auch eine sehr päte Entwicklung, dass der Mensch aus bloßer Freude am Wechsel in ein fremdes Land reis. Urprünglich wurde es als Elend empfunden, wenn der Mensch, aus seiner Heimat vertrieben wurde und in der Fremde leben musste. Im Unterschied zu der freien Weie, in die der Mensch von sich aus hinaussrebt, is die Fremde etwas Unangenehmes und wird als ein bedrohlicher Bereich wahrgenommen. Der Mensch wird aus seiner gewohnten Welt hinausgeworfen in eine fremdartige Umgebung. Das selbsversändliche Vertrautheisgefühl mi den umgebenden Menschen und Dingen is verloren gegangen. Er is aus der Welt des Versändlichen in eine Welt des im Unversändlichen hineingeraten. Dann ergreit ihn mi unwidersehlicher Gewalt das Heimweh. Er fühlt sich in dieser Welt unsicher und ausgeschlossen aus dem Leben der anderen Menschen. Aber die Fremde braucht nicht nur der räumliche entfernte Bereich zu sein. Sie ofenbart sich dadurch, dass sie auch in den unmitelbaren Bereich eingreit. Auch in das eigene Haus
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Die Ferne Wieder in einen anderen Bereich führt der Begrif der Ferne. Zunächs scheint er in einem neutralen Sinn ein bloß räumliches Verhältnis zu bezeichnen: Der Gegensatz zur Ferne is die Nähe, und der Begrif der Entfernung hat einen gefühlsmäßig indiferenten Sinn. Im Unterschied zur Weie, in die der Mensch aktiv vorsoßen kann, im Unterschied zur Fremde, in die er vosoßen wird, hat die Ferne etwas Verlockendes, von dem er sich selber passiv angezogen fühlt und nach dem er sehnsüchtig verlangt. Im Unterschied zur Fremde, die dem Menschen durchaus real erreichbar is und in der er sich auch gegen seinen Willen befinden kann, kann der Mensch nie in der Ferne sein. Sie weicht, wie der Horizont, vor ihm zurück, wenn er sich nähern will. Die Ferne is wesensmäßig unerreichbar. Es bleibt nur die unerfüllte Sehnsucht nach der geheimnisvoll lockenden Ferne. Und trotz der Unerreichbarkei sehnt sich der Mensch, und es zieht ihn unwidersehlich in die Ferne. Es muss ein tief innerliches, für den Menschen in seinen Wesen bezeichnendes Lebensverhältnis sein, das in diesem Zug zur Ferne zum Ausdruck kommt. Was sucht der Mensch in der Ferne? Heimweh nach Hause und Sehnsucht in die Ferne berühren sich so sark, dass man sich fragen muss, ob beides nicht im Grunde dasselbe is. Von da aus begreifen wir vielleicht die Entsehung der Sehnsucht. Denn wie kann der Mensch wei außer sich in der Ferne suchen, was doch sein eigenses Wesen is? Ers wenn er sich im Alltag verloren hat, wenn er in seinem Haus nicht mehr zu Hause is, wenn ihm die Heimat zur Fremde geworden is, scheint in diesem unbefriedigenden Zusand der Selbsentfremdung der direkte Weg zur Erneuerung des eigenen Wesens verwehrt zu sein. Die Sehnsucht in die Ferne is in der Tat das Verlangen nach dem verloren gegangenen Urprung. Die Ferne entseht aus dem Verlus der Nähe, aus dem Verlus einer urprünglichen Heimat. Die verloren gegangene Nähe schlägt in die wehmütig lockende Ferne um, und in dieser sucht er jene wiederzufinden. Darum is die Ferne kein objektiv fessellbarer, räumlicher Bereich, sondern sie wurzelt als räumliche Besimmung im Wesen des Menschen. So wohnt die Ferne in der innersen Mite des Menschen.
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2.3.2 Experiment 08 die mitte des raumes
Fragestellung Wo liegt das Zentrum des Raumes?
Plastikfolie, Holzkugeln, Farbe, Steinschotter
Versuch Um das Zentrum beziehungsweise die absolute Mitte eines Raumes festlegen zu können, muss man diese als Erstes finden und definieren. Dieses Experiment gliedert sich in drei Teilexperimente: Der erste Versuch beschäftigt sich mit dem Fortgehen und Zurückkehren. Die definierte Mitte ist in diesem Fall die Wohnung oder das Zuhause, von dem ich immer wieder aufbreche, gleichermaßen aber auch immer wieder dorthin zurückkehre. Beim zweiten Versuch wird die Ordnung um die Mitte untersucht. Hierbei ist die Mitte ein beliebig gewählter Punkt, der ich sein kann, das Zuhause oder ein anderer Ort, den ich als das derzeitige Zentrum meines Raumes betrachte, zum Beispiel der aktueller Aufenthaltsort. Innerhalb des dritten Versuchs wurde die Möglichkeit untersucht, dass es mehrere Zentren innerhalb meines Raumes geben könnte, wobei sich diese in ihrer Gewichtung abwechseln würden.
Beobachtung Fortgehen und Zurückkehren gehören untrennbar zusammen. Es gibt Orte im Raum, die ich immer wieder aufsuche, um sie dann wieder für eine gewisse Zeit zu verlassen. Aus dieser Pendelbewegung des Fortgehens und Zurückkehrens von und zu diesen Punkten entstehen sternförmige Gebilde, die diesen Plätzen eine besondere Auszeichnung geben. Verlasse ich einen dieser Orte, bekommt er durch meine Abwesenheit eine größere Bedeutung für mich, als wenn ich mich wie selbstverständlich an diesem Ort befinde. Orte, Menschen und Dinge ordnen sich um das Zentrum des Raumes an. Dieser Nullpunkt ist ein Punkt, wie jeder andere auch, seine herausragende Bedeutung bekommt er nur als definierter Mittelpunkt. Da aber nicht alle Punkte, die mit diesem Mittelpunkt in Beziehung stehen immer den gleichen Platz einnehmen und sich Menschen und Dinge um diesen Punkt herum bewegen, wird diese Ordnung immer wieder gestört aber gleichzeitig wieder neu sortiert. Man könnte auch behaupten, dass es mehrere Zentren im Raum gibt, die hierarchisch angeordnet sind. Dabei kann es auch vorkommen, dass sich diese Anordnung ändert oder neue wichtigere Zentren dazukommen.
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Material
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Fortgehen
Zur端ckkehren
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Neuordnungen Hebt sich aus dem System unserer Bezugspunkte ein bestimmter Punkt hervor und wird zum neuen Mittelpunkt des erlebten Raumes, werden alle anderen Punkte auf diesen Punkt bezogen und mit diesem Mittelpunkt in Verbindung gebracht.
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Mehrere Zentren Eine andere Betrachtungsweise wäre, innerhalb des Raumes mehrere Mittelpunkte zu definieren, die je nach Situation und Aufenthaltsort stärker oder schwächer als Nullpunkte des Raumes auftreten. Das heißt: Es gibt keinen ausgezeichneten Mittelpunkt, sondern mehrere Punkte, die sich diese Aufgabe teilen.
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die frage nach dem nullpunkt des raumes Wenn man den Menschen als Subjekt seiner Raumerfahrung betrachtet, dann mag es naheliegen, vom konkreten Menschen auszugehen, wie er sich als Lebewesen im Raum befindet und wie ihm von seinem Leib die Besimmungen von oben und unten, vorn und hinten, rechts und links migegeben sind. Somit könnte man den Nullpunkt des gegenwärtigen Wahrnehmungsraumes, im Wesentlichen also des Sehraums, zum Nullpunkt des erlebten Raumes nehmen. Der Nullpunkt des Sehraumes würde dann zwischen den Augen, in der Gegend der Nasenwurzel zu suchen sein. Wenn ich mich umsehe, nach links und nach rechts, sind meine Sehsrahlen gewissermaßen die Vektoren eines Sysems von Polarkoordinaten, ich selber bin als der Sehende deren Nullpunkt. Aber so naheliegend von der reinen Wahrnehmungpsychologe her ein solcher Ausgangspunkt auch sein mag, so entpricht er doch nicht der natürlichen Aufassung. Ein solcher Nullpunkt mag meine jeweilige veränderliche Stellung im Raum besimmen, aber noch nicht den Mitelpunkt meines Raumes selbs. Man muss hier auf das eigentümliche Doppelverhältnis von Mensch und Raum zurückkommen: Auf der einen Seie pannt sich der Raum um den Menschen aus und gehört zu dessen transzendentaler Verfassung, aber auf der anderen Seie trägt der Mensch seinen Raum nicht in dem Sinne mi sich herum, wie die Schnecke ihr Haus mi sich führt, sondern der Mensch sagt, wenn er die Dinge unbefangen betrachtet, dass er sich im Raum bewegt, und zwar in dem Sinne, dass er sich bewegt und der Raum dabei fesseht. Und dennoch is der Raum wieder nicht subjektunabhängg gegeben, sondern auch wenn ich mich im Raum bewege, bildet er doch zugleich ein subjektbezogenes Bezugssysem.
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das fortgehen und zurückkehren früheren Wohnort. Er wird vom Heimweh verzehrt. Dahinter liegt dunkel irgendwo die Heimat seiner Kindhei. Hinter dem Haus erscheint also die Heimat zwar nicht mehr als eigentlicher Beziehungpunkt, aber doch als Zentralbereich aller räumlichen Beziehungen. Aber auch dami is noch kein absoluter Nullpunkt gegeben. Auch diese Heimat kann dem Menschen fremd geworden sein, und er kann sich eine »neue« Heimat geschafen haben. Er kann auch im übertragenen Sinn sich selber verloren gegangen sein und aus der Selbsentfremdung zu seinem eigenen Wesen zurücksreben. Oder er kann sich vollkommen heimatlos fühlen und sich nach einer »ewigen« Heimat sehnen. Wie man es auch nimmt, überall is mi der Beurteilung von »Fortgehen« und »Zurückkehren« auf einen besimmten Bezugpunkt verwiesen. Der Bezugpunkt wechselt je nach Ebene der Betrachtung, und es zeichnet sich so eine verwickelte und in ihrer Ordnung nur undeutlich empfundene Hierarchie ab, in der jeder räumliche Bezugpunkt durch einen höheren wieder relativiert wird. Aber trotzdem hebt sich, solange man den Bereich der räumlichen Beziehungen nicht ganz verlassen will, ein wesentlicher Bezugpunkt heraus. Das is der Punkt, in dem er als Wesen im Raum Stand gewinnt, wo er im Raum verweilt und wohnt. Dami hebt sich in einem, noch unbesimmten Sinn die Wohnung des Menschen als ein ausgezeichneter Bezugpunkt heraus. Auf diesen Punkt sind alle anderen kurzfrisigen oder langfrisigen Aufenthaltsorte bezogen. Dadurch bekommt die Doppelbewegung des »Fortgehens« und »Zurückkehrens« einen sehr viel konkreteren Charakter. Das »Fortgehen« is keine beliebige Bewegung im Raum, sondern der Mensch geht fort, um etwas in der Welt zu besorgen, um ein Ziel zu erreichen, kurz um eine Aufgabe zu erfüllen, aber wenn er sie erfüllt hat, dann kehrt er in seine Wohnung als in seine Ruhelage zurück. Es is also zugleich der für den Menschen tief wesentliche Wechsel, der sich in dieser Pendelbewegung des »Fortgehens« und »Zurückkehrens« ausdrückt, von der jede Phase zugleich ihren eigentümlichen, unverwechselbaren Gefühlston hat.
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Wir sagen im natürlichen Sprachgebrauch, dass ich fortgehe und zurückkehre, und alle meine Bewegungen im erlebten Raum vollziehen sich in diesem als selbsversändlich vorausgesetzten Wechsel von Fortgehen und Zurückkehren. Im täglichen Leben verwendet man diese Begrife, ohne sich dabei eine klare Vorsellung von dem zu machen, worauf dieses »Fort« und »Zurück« bezogen sind. Jedenfalls aber heißt es, dass ich mich von meinem Ruhepunkt entferne und dass diese Entfernung nur als vorübergehend begrifen wird und dass ich danach wieder an den Ausgangpunkt zurückkehre. Es is also zwischen meinem gegenwärtigen Aufenthaltsort und dem Ort, an den ich gehöre zu unterscheiden. Dieser is die bleibende Ruhelage im Verhältnis zum zufälligen Wechsel. Die Frage aber is, wo dieser unausdrücklich schon immer migedachte Ruhepunkt zu suchen is. Das is im Einzelnen sehr verschieden und kann nur relativ angegeben werde. Wenn ich im Café von meinem Platz aufsehe, um mir zum Beipiel eine Zeiung zu holen, kehre ich danach an meinen vorher eingenommenen Sizplatz zurück. Dieser is solange ich nicht weiter denke der relative Bezugpunkt. Andererseis bin ich vielleicht nur von meinem Zimmer fortgegangen, um schnell eine Tasse Kafee zu trinken, und ich kehre danach in mein Zimmer zurück. Von dort her gesehen is der bisherige Bezugpunkt jetzt seinerseis ein vorübergehender Aufenthalt, und das Zimmer und das Haus, in dem es sich befindet, is jetzt der Mitelpunkt meiner Gänge in der Stadt. Aber das Zimmer kann wiederum nur ein Hotelzimmer sein, in dem ich mich nur für einige Tage auhalte, oder eine Wohnung, die ich mir für ein Jahr gemietet habe. Ich bin aus irgendwelchen Gründen verreis und kehre aus der »fremden« Stadt jetzt in die eigene Wohnung zurück. Ich bin von zu Hause fortgegangen und bin nach Hause zurückgekehrt, ich bin heimgekehrt. Was aber is »zu Hause«? Für Kinder is es im allgemeinen das Haus der Eltern. Aber auch wenn der Mensch seine eigene Wohnung hat, is dami noch kein absoluter Endpunkt gegeben. Vielleicht fühlt er sich nicht wohl, wo er gegenwärtig wohnt, und sehnt sich zurück nach seinem
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die ordnung um die mitte So gliedert sich von der Wohnung aus das Sysem der räumlichen Beziehungen. Die Orte, zu denen ich fortgehe und von denen ich zurückkehre, sind auf diesen Punkt als ihre organische Mite bezogen. Wenn wir die Wohnung wechseln, baut sich von der neuen Wohnung aus die Welt in einer völlig neuen Weise auf. Wenn sich der Wohnungswechsel noch innerhalb derselben Stadt vollzieht, gliedert sich doch nach dem neuen Wohnquartier alles neu. Es sind nicht nur die Besimmungen der Nähe und Ferne, die sich verändern, sondern es is zugleich auch das innere Gefüge der Straßen, durch die ich gewöhnlich komme und die für mich den Charakter der Vertrauthei haben. Das, was mir in der Stadt wohlbekannt is, und das, was sich als verdämmernder Hintergrund nur unbesimmt abzeichnet. Es is jeweils etwas Verschiedenes, was mir auf diese Weise in der Stadt bedeutsam is,und so bekommt die ganze Stadt einen anderen Charakter, wenn ich in ihr die Wohnung gewechselt habe. Ebenso is es beim Umzug in einen neuen Wohnort. Von der neuen Stadt aus baut sich die Landschat und die Beziehungen zu den anderen Städten in einer neuen Weise auf: Was bisher in der Peripherie gelegen haxe, rückt ins Zentrum und umgekehrt. Ich habe ein entprechendes Gefühl, mich auf eine besimmte Mite hin zu bewegen, wenn ich von meiner am Stadtrand gelegenen Wohnung aus sage, dass ich »in die Stadt« gehe, die ich im wörtlichen Sinn ja gar nicht verlassen habe. »In die Stadt« bezeichnet die Richtung auf ein Zentrum, auf das ich bezogen bin. Ebenso is das Dorf auf die Stadt, die kleineren Städte auf die größeren Städte und diese wiederum auf die Hauptsadt bezogen. So gbt sich eine Kexe von Verweisungen, bei denen jedesmal mein subjektiv bezogener Erlebnisraum in einem größeren Ganzen aufgenommen und gehalten wird. Aber welcher is der zentrale Ort, bei dem ich in diesem Rückzug Halt mache? Und in welchem Sinn setzte ich dort die eigentliche Mite des erlebten Raumes an? Wir haben wohl ein dunkles Gefühl einer solchen Mite, die nicht mi der Lage unseres Hauses zusammenfällt, aber wo sie konkret gelegen is, bleibt unbesimmt.
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2.3.3 Experiment 09 Raumproduktion
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Fragestellung Wie konsumiert man Räume?
Material Karton, Farbe, Licht, Kamera
Versuch Jeder Mensch nimmt Räume auf eine andere Weise wahr. In diesem Versuch wurden die Faktoren untersucht, welche zu unserer persönlichen Raumwahrnehmung beitragen. Der Versuch wurde anhand eines abstrakten Raumes, der stellvertretend für alle anderen Räume steht, durchgeführt. In diesem Experiment standen die Faktoren »Licht«, »Farbe« und »Form« im Vordergrund. Durch verschieden starkes Licht aus unterschiedlichen Richtungen wurde die Veränderung der Farbe und der Formen des Raumes dokumentiert.
Beobachtung Räume werden nie gleich wahrgenommen. Sie verändern sich mit der Zeit und werden durch Dinge und Menschen, die sie erfüllen und beleben, charakterisiert und individualisiert. Dazu kommen äußere Faktoren wie zum Beispiel Licht, Temperatur, Gerüche und Geräusche, die den Raum zu keinem Zeitpunkt gleich erfahrbar machen. In gleicher Weise nimmt auch jeder Mensch den Raum anders wahr. Durch die Veränderungen des Raumes und der individuellen Wahrnehmung entsteht eine Fülle aus unterschiedlichen Räumen – aus ein und demselben Raum.
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Die Perspektive
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Die Perpektive bezeichnet zunächs, so wie das Wort aus den Problemen der malerischen Darsellung vornehmlich von Archiekturen entsanden is, jenen Anblick, den mir ein Raum von einem besimmten Blickpunkt aus bietet. Jeder Raum erscheint uns in einer besimmten Perpektive. Das liegt zunächs daran, dass ich den Raum immer nur von einer Seie sehen kann, nie von allen Seien gleichzeiig, und dass mir darum, wenn ich ihn von einer bestimmten Seie betrachte, andere Seien verborgen bleiben. Jeder Anblick is somit notwendig einseiig. Zugleich bietet sich der Raum immer nur in besimmten perpektivischen Verkürzungen dar. Wenn ich um ein Gebäude herumgehe, wechseln sändig die Perpektiven, an eine dieser Perpektiven bin ich immer gebunden. Der Perpektiviät kann ich nicht entgehen. Ich kann einen Raum nie unabhängg von einem peziellen Blickpunkt, nie wie er an sich is, sehen. Die Perpektive bedeutet aber weierhin, dass die Dinge je nach Entfernung, die sie vom Betrachter haben, ihre Größe ändern. Die fernen Dinge erscheinen kleiner. Dazu gehört auch die sogenannte Lutperpektive, welche die entfernteren Gegensände heller und bläulicher erscheinen läss. Und schließlich wäre noch hinzuzufügen, dass die vorderen Dinge die Hinteren teilweise verdecken, also unserem Blick entziehen. Dami ordnen sich durch die Perpektive die Dinge nach den Verhältnissen der Nähe und Ferne, bezogen auf den Menschen als die Mite seines Raumes. So is die Perpektive der Ausdruck der Subjektiviät. Horizont und Perpektive gehören unlösbar zusammen. Die Perpektive ordnet die Dinge innerhalb des Horizonts, aber der Horizont, in dem alle parallelen Linien zusammenlaufen, gbt der Perpektive einen fesen Halt. Horizont und Perpektive binden zusammen den Menschen in die Endlichkei seines Daseins im Raum, aber sie sind es zugleich, die ihm das Handeln im Raum ermöglichen. Sie sellen den Menschen nicht nur in eine besimmte Siuation innerhalb des Raumes, sondern sie ermöglichen es ihm auch, diese Siuation zu erkennen und damit in seinem Raum einen fesen Standpunkt und eine Übersicht zu gewinnen.
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Aus blick 191
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3.1.o
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R채ume
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Vilém Flusser Räume Unser Lebensraum is Tausende von Kilometern lang und brei, aber seine Höhe übertri8 kaum einige Meter. Diese lange und breie, aber niedrige Kise teilen unsere Raumgesalter in Unterräume auf. Bei der Niedrigkei der Kise is es nicht zu verwundern, dass Gesalter nicht eigentlich räumlich, sondern lächenartig denken, und dass sie die Zei als ein Kriechen von Unterraum zu Unterraum betrachten. Die Raumgesalter sind eigentlich Feldmesser, und sie teilen das Feld in Flächen, die hintereinander aufgesucht werden. Gegenwärtig jedoch begnnt sich unter dem Einfluß der im Weltraum und im virtuellen Raum gewonnenen Erkenntnisse der Deckel des Lebensraums aufzulösen, und wir begnnen, miten im Lebensraum obdachlos zu werden. Das wird die Raumgesalter zwingen, in raum-zeilichen sax in geometrisch-chronologschen Kategorien zu denken. Bevor dies eintrit, is ein schneller Überblick über die bisherige Raumgesaltung erforderlich. Der Mensch hat die weiaus längse Zei seiner Gegenwart nomadisch verbracht: er is den großen Grasfressern nachgelaufen. Damals haxe er keine Raumgesalter nötig: der Lebensraum teilte sich pontan in einen Jagdraum und einen Verdauungs- und Fortpflanzungsraum. Sei ungefähr 10 000 Jahren wird es dramatisch wärmer, der Wald is in die Steppe gedrungen, die großen Grasfresser sind ausgesorben oder in ungasliche Gegenden ausgewandert, und wir mussen uns dazu herablassen, selbst das Gras zu
essen, sax es den Tieren zu überlassen. Diese Herablassung nennt man Niederlassung oder Sesshatigkei, denn man muss darauf warten, bis die Gräser reifen, bevor man sie essen kann, und das tut man besser sizend. Nun is die Niederlassung, das Dorf, die Stadt, dadurch gekennzeichnet, dass man dort einerseis sizt und wartet und auf der anderen Seie die Gräser sammelt, peichert, verteilt und behütet. Der Siz- und Warteraum heißt der Privatraum, und der Gräserraum (das Kornhaus) heißt der Öfentliche. Seiher sind die Raumgesalter leider nötig geworden, denn die Einteilung des Lebensraums in Privatraum und öfentlichen, republikanischen, poliischen (oder wie man das Kornhaus nennen will) is und bleibt problematisch. Es gbt immer wieder Einbrüche aus dem Privatraum in die Republik und aus der Poliik in den Privatraum, und Raumgesalter sind dazu da, den Verkehr zwischen privat und öfentlich zu regeln. Zu diesem Zweck eben entwerfen sie Mauern, Fenser und Türen, und Straßen, Plätze und Tore. »Privat« und »Öfentlich« sind die beiden großen Lebensraumkategorien, und alle übrigen Räume sind dort einzuräumen. Man kann nicht behaupten, dass die Raumgesalter den Verkehr zwischen privat und politisch gut geregelt haben. Aber das raumgesalterische Denken und Handeln is im Verlauf der letzten 10 000 Jahre dennoch von dieser Dialektik »privat-öfentlich« gekennzeichnet. 195
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Also is virtuell der geografische Raum (eigentlich die Fläche) und die hisorische Zei (eigentlich die Chronologe) überwunden, und wir sind virtuelle Bewohner einer virtuellen Raumzei geworden. Dadurch öffnen sich neue, virtuelle, »alternative« Lebensräume, die sich ontologsch in nichts vom gegebenen Lebensraum unterscheiden müssen, bringen eine zwar tradiionelle, aber nicht ausgearbeiete Raum-Zei-Kategorie ins Spiel, nämlich die Nähe. In diesem neuen, alternativen Lebensraum geht es zu wie im Weltraum: es entsehen dort Wellentäler, in denen Fernen aneinanderrücken. Nur sind es diesmal nicht virtuelle Teilchen, die aneinanderrückend Körper bilden, sondern Menschen, die einander näher rückend Gemeinschaten bilden. Über geografische und zeiliche Absände hinweg bilden sich mieinander vernetzte und verkabelte Gruppen aus. Es is nicht mehr möglich Grenzen zu ziehen. Ein Netz aus intersubjektiven Relationen entsteht, worin die adäquate Kategorie die exisenzielle Nähe is. Dieses Netz schwingt in einem Raum und einer Zei, von denen sich die Raumgesalter bisher nichts haben träumen lassen, aber von denen sie werden küntig träumen müssen. Dem werden sich die küntigen Raumgesalter wohl oder übel zu sellen haben. Sie werden dabei dennoch keine Molekularbiologen, Neurophysiologen, Kernphysiker, Elektroniker, Kosmologen und Mathematiker zu Hilfe rufen müssen. Im Gegenteil: sie werden beim Entwerfen der neuen Räume über dem Gewimmel dieser Spezialisen zu sehen haben. Denn worum es ihnen ja gehen wird, is nicht selbs Kabel zu legen, alternative Welten zu computieren und intersubjektive Anziehungskräte zu mobilisieren, sondern eben Räume für derartige vorers nicht recht vorsellbare Aktiviäten zu öfnen. Das is die Aufgabe alles Raumgesaltens: Räume öfnen, in welche etwas hingesellt wird, was vorher nicht vorgesellt werden konnte. Bisher haben sich die Raumgesalter darum bemüht, Räume für das Pendeln zwischen »Privatem« und »Öfentlichem« zu öfnen, und daher einem hisorisch bewussten Leben Raum zu gewähren. Jetzt müssen sie sich um eine andere, noch nicht deutlich erkennbare, poshisorische Lebensform bemühen.
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Und »Zei« is dabei das Pendel zwischen »Öfentlichem« und »Privatem«, wobei dieses Pendel als der eigentliche Lebenslauf angesehen wird. Hegel hat gezeigt, warum die Raumgesalter scheiern mussen: Gehe ich aus dem Privatraum hinaus in die Welt, um sie zu erobern, dann verliere ich mich darin, und kehre ich heim, um mich wiederzufinden, dann muss ich die Welt verlieren. Das nennt Hegel bekanntlich das »unglückliche Bewusssein«, und die Raumgesaltung is bisher aus diesem Bewusssein entsanden. Das begnnt nun anders zu werden. Vieles pricht dafür, dass wir die 10 000 Jahre Sesshaftigkei abgesessen haben. Das is oberflächlich daran ersichtlich, dass der öfentliche Raum keine Funktion mehr hat und unter dem immer dichter werdenden Netz von sichtbaren und unsichtbaren Kabeln verschwindet. Die Trennung zwischen Privat und Publik wird immer weniger sinnvoll. Das zwingt die küntigen Raumgesalter auch oberflächlich gesehen, nicht mehr über Dinge wie Mauern, Fenser und Türen, und auch nicht über Straßen und Plätze und Tore, sondern eher über Dinge wie Kabel, Netze und Information nachzudenken. Geht man der Sache jedoch ein wenig nach, das heiss taucht man ein wenig unter die Oberfläche und überschaut man sie ein wenig von etwas höher, dann begnnt sich zu zeigen, was bei dieser Umgesaltung des Lebensraums tatsächlich im Spiel is. Der virtuelle Raum und der Weltraum begnnen, in den Lebensraum einzubrechen, ihn teilweise zu überdecken, und einander zu überdecken. Dadurch werden wir vom Boden gerissen und gezwungen, vogelfrei zu werden. Dazu einige Beipiele, um die Sache vor Augen zu führen: Beim Berechnen des Virtuellen sind neue Raum- und Zeibegrife aufgetaucht, die wir anwenden können, auch wenn wir sie uns nicht vorsellen können. Vorläufig beschränkt sich diese Anwendung auf ein einziges der vier Möglichkeisfelder, auf das elektromagnetische Feld, aber die Folgen sind dennoch gewaltig. Denn dank dieser Anwendungen sind wir alle virtuell überall gleichzeiig zugegen, und alles wird überall gleichzeiig bei jedem von uns gegenwärtig. das heiss nicht nur, dass wir alle virtuell passiv im Golfkrieg gegenwärtig sind, sondern auch, dass wir aktiv mi jedem von uns etwa Schach pielen können, wobei geografische Entfernungen keine Rolle pielen.
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So undeutlich diese Aufgabe auch sein mag, eins is daran dennoch erkenntlich. »Raum« kann nicht mehr eine niedrige Kise sein, die auf dem Boden sizt und durch welche die Zei in Richtung Zukunt bläs. Eher hat »Raum« eine Blase zu sein, die sich in die Zukunt hinausdehnt. Und »Raum« hat nicht mehr ein Gerüs zu sein, innerhalb dessen sich Leben ereignet, oder ein Skelex, auf das sich das Leben sützt, um nicht zu zerfließen. Eher hat »Raum« eine lebende Haut zu sein, die Informationen aufnimmt, sie peichert, verarbeiet und sie weiergibt. So undeutlich die Aufgabe der Raumgesalter gegenwärtig noch sein mag, deutlich is bereis, dass der küntige Raumbegrif nicht mehr kartesisch sein wird, kein sarres Achsenkreuz mehr. Daher kann dami gerechnet werden, dass der küntige Mensch nicht mehr in Kisen wohnen, arbeiten und sich die Zei vertreiben wird, ob diese Kisten nun einzeln gesetzt sind, aufeinandergeschichtet oder aneinandergeklebt. Wenn nun die beiden Raumkategorien »Privat« und »Öfentlich« aufgegeben sein werden, dann wird das Wohnen, das Arbeien und der Zeivertreib unter dem Zeichen der Informatik ins Zentrum des Raumproblems treten. »Wohnen« wird dann wohl bedeuten, Gewohnheien dem Geräusch entgegenzusetzen, um Information zu ergeben, und Wohnraum wird jener Raum zu sein haben, in welchem Redundanzen in Geräusche eingeführt werden. »Arbeien« wird dann wohl bedeuten, Informationen auf Stof zu drücken, und da dieses Drücken mechanisierbar is, wird Arbeisraum jener Raum zu sein haben, in welchem Informationen zwecks Aufdrücken programmiert werden können. »Zeivertreib« wird dann wohl bedeuten, die von allen Seien heransürmende Zukunt durch Raser zu sieben, und »Freizeiraum« wird daher jener Raum zu sein haben, in welchem die Zukunt vorweggenommen wird, um die Gegenwart zu informieren. Daraus is ersichtlich, dass die drei wahrscheinlich künftig grundlegenden Räume einander ebenso überschneiden werden, wie dies mi den drei umfassenden Räumen »Lebensraum«, »Weltraum«, »virtueller Raum« der Fall is. Und dami is
wahrscheinlich das entscheidende Merkmal der küntigen Raumgesaltung (und aller küntiger Raumbegrife) zu Worte gekommen. Da wir bisher den Raum vom Boden her, also geometrisch, erlebt und versanden haben, war bisher das Merkmal alles Räumlichen die Definiion, die Grenze. Und jetzt, da wir den Raum von innen her, also topologsch, zu erleben und zu versehen begnnen, wird das Merkmal alles Räumlichen das Überschneiden, das Überdecken, das Ineinandergreifen werden; und die Frage, die im Interessenszentrum sehen wird, wird diese vierdimensionalen grauen Zonen betrefen. Und das is der Grund, warum im vorliegenden Aufsatz angenommen wird, die küntige Raumgesaltung werde nicht eine Spezialisation, sondern eine Generalisation sein. Sie wird eine Vielzahl von ineinandergreifenden, sich im Raum und in der Zei verschiebenden grauen Zonen zu öfnen haben, innerhalb welcher die Spezialisten der einzelnen Sphären gemeinsam Informationen schafen, peichern und verteilen werden. Dieser Utopie, also diesem Nichtraum für einander gegenseiig befruchtende Schafende, die einander immer näher rücken um einander anzuerkennen, is dieser Aufsatz gewidmet.
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impressum
Diplomarbeit von Janine Iser Sommersemester 2010 Hochschule für angewandte Wissenschaften Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt
Prüfer Erstprüfer: Professor Erich Schöls Zweitprüfer: Professor Christoph Barth
Konzept und gestaltung Janine Iser
Verwendete Schriften FF DIN, Mrs Eaves
Papier FLY Weiß 130 g/qm
Druck Genheimer Druck GmbH, Lohr am Main
Bindung Leo Papst
Danke Stefan Bausewein Moritz Bock Denise Henning Pia Hofmann Katharina Holzer HORST Hermann Iser Jenny Iser Ulrike Jürgens Martin Keß Juliane Köbler Magdalena Leupold Sebastian Muth