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UHU - Mag. Bernhard Berger/Monika Hiebeler

Der Uhu (Bubo bubo L.)

Bericht von Monika Hiebeler & Bernhard Berger

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Der Uhu als Jagdgehilfe

(Monika Hiebeler – Greifvogelzentrum Schloss Waldreichs)

Der Uhu wie auch der Kauz gehören zu der Ordnung der Eulen (Strigiformes), davon ist der Uhu die größte Eule. Eule ist der Oberbegriff für alle. Sie haben alle einen großen Kopf und feststehende Augen. Sie haben außerdem mehr Halswirbel als der Mensch und sind dadurch beweglicher und können deshalb den Kopf um mehr als 180 ° drehen. Fast alle sind dämmerungs- und nachtaktiv, trotzdem können sie aber auch tagsüber sehen, um zum Beispiel Beute zu fangen. Der Uhu wurde in der Hochblüte der Falkenjagd im 18. Jahrhundert als Jagdgehilfe eingesetzt. Das Jagdpersonal war zuständig für die Vorbereitung der Jagd und auch für das Gelingen einer erfolgreichen Beizjagd. Der „Uhumeister“ hatte sicherlich seine Gehilfen für die alltäglichen Aufgaben, aber die Durchführung und der Erfolg bei der Jagd selbst lagen in seiner Verantwortung. Diese Form der Jagd war sehr aufwendig. Dabei gab es vor der eigentlichen Jagd noch das sogenannte Jagdfrühstück, bei welchem der Ablauf besprochen wurde, und erst dann ging es zur Beizjagd. All das war ein großes, gesellschaftliches Ereignis. Nur dem „Uhumeister“ oblag es den Uhu zu fliegen. Sehr oft wurde am Fuß bzw. dem „Ständer“, wie er in der Fachsprache der Falkner genannt wird, des Uhus eine Fuchslunte befestigt, um den Erfolg zu steigern, was ein schwieriges Unterfangen war. Der Uhu ist grundsätzlich in der Vogelwelt verhasst, und lockt, sobald er tagsüber freisitzend in der Natur erscheint, andere Vögel, zum Beispiel Krähen, Milane u.v.m., an. Dieses natürliche Verhalten versuchte der Mensch sich eigen zu machen, um dadurch näher an die gewünschte Beute heranzukommen, um diese zu bejagen. Als Beweis dafür kann die Abbildung dieser Szenerie auf einem Kupferstich von Johann Elias Ridinger (1698-1767) sein. Seine Bilder entstanden im 18. Jahrhundert, als die Falkenjagd auf Krähen, Reiher, Milane usw. in voller Blüte waren. Man kann annehmen, dass es sich bei der Abbildung Ridingers nicht um einen Einzel- oder Ausnahmefall handelte. Damit kann der Uhu als fester Bestandteil der früheren Falknerei anerkannt werden.

Aussehen & Merkmale

Der Uhu ist die größte, weltweit vorkommende Eulenart. Gegenwärtig gibt es 14 bekannte Unterarten,

Tendenz steigend, da von Asien noch keine klärenden Genanalysen vorliegen. Die Unterarten unterscheiden sich in Größe und Färbung zur heimischen mitteleuropäischen Art. Die Erstbeschreibung von Bubo bubo erfolgte 1758 durch Carl von Linnè. Typisch für das äußere Erscheinungsbild des mitteleuropäischen Uhus sind die dunkelbraune Bauchseite, die noch etwas dunklere Oberseite, sowie die Längs- und Querstreifung des Gefieders. Die Unterseite der Schwingen sind heller befiedert als der restliche Körper. Die Beine, die bis zu den Zehen befiedert sind, enden in stark gekrümmte lange Krallen. Zwei Zehen sind nach vorne gerichtet, eine Zehe nach hinten. Charakteristisch ist auch der große Kopf, die roten Augen und die nach hinten abstehenden Federohren. Der kräftige Schnabel ist dunkelbraun bis schwarz. Die maximale Körpergröße liegt bei ca. 75cm, die Flügelspannweite bei ca. 170cm, Weibchen werden deutlich größer als die Männchen. Entsprechend der Bergmannschen Regel werden auch Uhus in nördlicheren Gefilden deutlich größer und auch schwerer. So wurde bei einem norwegischen Uhu-Weibchen ein Gewicht von 4200g gewogen. Das bislang schwerste, registrierte, mitteleuropäische Uhu-Weibchen war 3200g schwer.

Vorkommen & Gefährdung

Bubo bubo L. ist, wie in der Übersichtskarte ersichtlich, in fast ganz Europa und Asien beheimatet. In Europa fehlt die Art in der nördlichen Hälfte Frankreichs, in Irland, auf Island und den meisten Inseln des Mittelmeers. Auch in Afrika sowie in Nordamerika kommt er vor. Er bevorzugt abwechslungsreiches Gelände, freie Flächen zum Jagen bzw. angrenzende Waldgebiete als Ruhezonen bilden in Kombination ein ideales Habitat. Besonders zur Aufzucht der Jungen bauen Uhus Ihre Horste gerne in steilem, felsigem Gelände. Innerhalb des Verbreitungsgebietes des Uhus haben sich diverse Unterarten entwickelt. Neuere Untersuchungen legen sich aufgrund von DNA und Lautäußerungen auf 14 Unterarten fest. Andere Autoren unterscheiden bis zu 20 Unterarten. Um allerdings auf Artniveau zu bestimmen, sind Morpho- gegenüber Genotypen nachrangig zu behandeln. In Teilen Asiens wurden bis dato keine systematischen Analysen durchgeführt, es ist demnach auszugehen, dass es weitere Unterarten geben kann. In Großbritannien gibt es nur 2 bis 10 Brutpaare, welche auf entflogene Uhus zurückgehen. Diese Wiedereinführung des Uhus auf den Britischen Inseln, nachdem dieser seit vielen Hunderten oder Tausenden Jahren dort nicht ansässig war, ist unter Ornithologen umstritten, da hierdurch gravierende Veränderungen der einheimischen Vogelwelt befürchtet werden. In Europa (ohne Russland) brüteten 2008 ca. 12.000 Brutpaare, davon 3300 in Mitteleuropa. In Deutschland taxiert man die Zahl auf 2000 Brutpaare (2016), in Österreich auf mindestens 400 (2008), in der Schweiz auf etwa 100 Brutpaare (2008). Der Bestand des Uhus hat in Deutschland seit Mitte der 1980er Jahre aufgrund von Schutzmaßnahmen sowie durch Auswilderungsaktionen stark zugenommen. Allerdings sind in Europa, insbesondere in Westeuropa, große Gebiete im Flachland noch immer nicht wiederbesiedelt. Intensiv genutzte Agrarlandschaften werden ganz gemieden. Hingegen kommt es inzwischen, zumindest in Einzelfällen, zur Besiedlung von Städten und Ballungsgebieten. So brüten Uhus inzwischen mit mehreren Brutpaaren in Hamburg und Helsinki.

Der Uhu ist aktuell in unseren Breiten keine gefährdete Art. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wird Bubo bubo L. als LC „least concern“ bzw. „nicht gefährdet“ eingestuft. Dennoch gibt es im Tierreich einige wenige Spezies, die einem Uhu gefährlich werden können. See- oder

Steinadler können einem ausgewachsenen Tier durchaus gefährlich werden. Junge Uhus haben deutlich mehr Feinde. Füchse und Marder holen Nestlinge bzw. noch nicht flugfähige Vögel aus ihren Nestern. Kommt es zu einer doch sehr selten stattfindenden Bodenbrut, so zählt auch Schwarzwild zu den Fressfeinden. Je älter ein Uhu wird, desto höher werden auch seine Chancen auf ein höheres Endalter. Ausfälle von bis zu 70% im juvenilen Stadium sind nachgewiesen. In freier Wildbahn konnten wahre „Methusalems“ mit einem Alter von 27 Jahren dokumentiert werden. „Volierenuhus“ können aufgrund des fehlenden Raubdrucks bzw. der „automatischen Fütterung“ deutlich älter werden.

Fortpflanzung der Uhus

Die erste Phase findet mit der Balz im Frühherbst/Winter (September bis November) statt. Die adulten Vögel sind zu dieser Zeit bereits im Bereich ihrer Nistplätze zu finden. Lange Zeit ging man davon aus, dass Uhus monogam leben, neueste telemetrische Ergebnisse konnten dies allerdings nicht belegen. Dass Uhus aber besonders standorttreu sind, ist unbestritten. Folgt dem Spätherbst ein moderater Wintereinbruch, so beginnt die eigentliche Balz, diese endet mit dem Beginn der Brut. In dieser Zeit sind die Rufe der Uhu-Männchen teils sehr intensiv und oft zu hören. Zusätzlich zu dem intensiven Rufen gehört es auch, dass die Weibchen mit Lock- und Fütterungslaute zum ausgewählten Nistplatz gelockt werden. Akzeptiert das Weibchen den Nistplatz, versorgt das Männchen seine Partnerin mit Beute, zum Teil auch schon mehrere Wochen vor Brutbeginn. Diese Investition in die körperliche Fitness ist äußerst wichtig, damit sich die Eier und die darin befindlichen Embryos optimal entwickeln können. Sollte zu wenig Nahrung vorhanden sein, kann es zu einem frühen Abbruch der Brut führen, da diese aus energetischen Gründen nicht erfolgversprechend sein würde. Davon ist ca. jedes 5. Brutpaar betroffen. Selbstverständlich gibt es auch noch weitere Gründe, die zu einem Brutabbruch führen können, z.B. widrige Witterung. Läuft aber alles „nach Plan“, werden Anfang Dezember Mulden am Brutplatz gescharrt. In Mitteleuropa beginnen, je nach Witterung und körperlicher Fitness, die ersten Bruten gegen Ende Februar, Nachzügler legen die Eier aber auch erst im April. Bei Verlust eines Geleges zu Beginn der Brutphase kann es zu einem Nachgelege kommen.

Ein Gelege beinhaltet durchschnittlich drei, maximal fünf Eier. Diese werden je um ca. drei bis vier Tage versetzt, gelegt. Uhugelege können auch durch den sogenannten „Uhuschiss“ gefunden werden. Dies sind Plätze, wo das Weibchen sich, in nächster Nähe zum Gelege, seiner Exkremente entledigt. Dies dient auch, in Kombination mit Federn und Resten von Beutetieren, zur Revierabgrenzung. Besondere Wichtigkeit hat dieses Verhalten in der Brutphase bzw. wenn die Küken besonders schutzbedürftig sind. Diese schlüpfen nach ca. 34 Tagen. Die frisch geschlüpften Uhus tragen ein helles Daunenkleid und wiegen durchschnittlich 60 Gramm. Im Alter von sechs Tagen sind die Nestlinge erstmals in der Lage, auf ihren Fersen zu hocken, mit 16 Tagen können sie bereits stehen. Der Zeitpunkt, zu dem die Nestlinge die Nistmulde verlassen und damit zu Ästlingen werden, ist vom Brutplatz abhängig. In geschützten Felsnischen verbleiben die Junguhus bis zu 10 Wochen, liegt die Nistmulde dagegen am Boden, wandern die Jungen bereits mit 3,5 Wochen ab. Sicher gehen, springen und klettern können Uhujunge allerdings erst mit vier bis fünf Wochen. Im Alter von acht Wochen beginnen die Junguhus mit dem Fliegen. Die Eltern versorgen ihre Nachkommenschaft bis zu einem Alter von etwa 5 Monaten mit Kleinsäugern und Kleinvögeln, vor allem mit Mäusen, Ratten, Kaninchen und Igeln. Das erste Lebensjahr überleben jedoch durchschnittlich nur 30%.

Verhalten & Nahrungserwerb

Typisch für Eulen und auch den Uhu sind die nächtlichen „Raubzüge“. Bei Einbruch der Dämmerung gehen Uhus auf Jagd. Jagen Uhus bei Tageslicht, handelt es sich in der Regel um Hungerperioden, wie diese im Winter auftreten können. Kleinsäuger werden im Gleitflug knapp über dem Boden gejagt. Hat es der Uhu auf flugfähige Beute abgesehen, finden die Flugmanöver, teils mit hoher Geschwindigkeit, in Bereich der Baumkronen statt. Dabei ist seine Wendigkeit sehr wichtig, so können Vögel auch in dichtem Bestand überwältigt werden. Am erfolgreichsten ist der Uhu, wenn er ruhende Vögel aufschreckt, er kann aber auch Krähen und Tauben im Flug einholen. Kleinsäuger wie Mäuse kann er sogar am Boden laufend mit seinen kräftigen Fängen greifen. Manchmal begnügt er sich aber auch mit Wirbellosen wie Würmern und Schnecken.

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