Portfolio
Janine Strasser *1990
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AUSBILDUNG Seit September 2014 Studium Master Art Education an der Hochschule der Künste Bern und PH Bern, Master Kunstgeschichte an der Universität Bern September 2011 bis Juni 2014 Studium Bachelor Vermittlung in Kunst und Design an der Hochschule der Künste Bern und Bachelor Kunstgeschichte an der Universität Bern Oktober 2013 bis Februar 2014 Auslandssemester an der Kunsthochschule Berlin Weissensee im Fachbereich Textil- und Flächendesign Juli und August 2011 Sprachaufenthalt in Bournemouth, England mit CAE Diplom 2010 bis 2011 Propädeutikum an der Schule für Gestaltung Aargau 2008 Sprachaufenthalt in Dublin, Irland 2005 bis 2010 Gymnasium in Olten und Aarau
ARBEITSERFAHRUNG Seit 2015 Historisches Museum Olten: Leiterin Museumspädagogik Seit 2012 Historisches Museum Olten: Museumspädagogik Juni bis Juli 2012 Historisches Museum Olten: Praktikum Museumsarbeit Seit 2008 fragole.ch: Mitarbeit in der Produktion, Präsentation und im Service, zuständig für Werbung
AUSSTELLUNGEN
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Juni und Juli 2014 21. bis 24. Mai 2015
Diplomausstellung Hochschule der Künste Bern „FINALE 14“ JKON 2015, Ausstellung in der Schützi Olten
18. bis 24. Mai 2015
artig- Schaufenster am Bahnhof Olten im Rahmen der JKON 2015
Artist Statement Mich faszinieren Strukturen, Oberflächen und insgesamt Materialitäten von verschiedenen Stoffen. Ich bin immer auf der Suche nach spannenden Texturen und Formen und versuche mich diesen in meinen Arbeiten anzunähern. Meine Arbeitsweise hat oft einen repetitiven Charakter. Ich eigne mir gerne traditionelle (Handarbeits-) techniken an und versuche, diese dann in einen neuen Kontext zu stellen und die Materialien und Techniken dabei leicht abzuwandeln. Diese Vorgehensweise entspringt meinem Interesse an Geschichte und Kulturen. Meine Offenheit und Experimentierfreudigkeit spornt mich dazu an, den Arbeiten viel Raum und Zeit zu lassen. Entscheidungen treffe ich in meinen Projekten erst nach einer langen Recherche- und Versuchsphase. Meine Beobachtungen und Erfahrungen sammle ich in meinem Skizzenbuch. Dieses Buch dient der Reflexion und ist somit zentral in meinen Projekten. Das Diskutieren mit Personen aus meinem Umfeld ist mir ebenfalls sehr wichtig, weil dann eine Betrachtung von aussen hinzukommt. Ich wähle die Materialien und Techniken meistens nach der Reflexion aus, indem ich mich für dasjenige entscheide, welches sich aufdrängt, verarbeitet zu werden. Das Thema lege ich am Anfang einer Arbeit fest. Im Moment beschäftige ich mich mit der Visualisierung und Materialisierung von Prozessen des menschlichen Körpers. Mich interessiert, wie Modelle, die nur in unseren Köpfen bestehen, unterschiedlich dargestellt und haptisch erfahrbar gemacht werden können. Durch diese Auseinandersetzung sollen neue Blickwinkel auf traditionelle Vorstellungen entstehen.
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2012
Smocken
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Das Ziel dieses Projektes war, Ăźber das Nachahmen von traditionellen Handarbeitstechniken hinauszugehen und Neues entstehen zu lassen. Durch Ăœbertreibung in Dimension, Material und Technik entwickelte ich spannende Oberflächenstrukturen.
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Materialexperimente unter anderem mit Baumwolle, Neopren, Filz, Leinen, Seide und Verpackungsmaterial.
Eindr체cke aus dem Skizzenbuch. Digitalisierte und vollst채ndige Version sichtbar auf: www.issuu.com/janine90/docs/sketchbook
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2012
Galvanisieren
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Festhalten von Vergänglichem. Die Struktur und die Form der Lampionblume fasziniert mich schon seit langem. In dieser Übung näherte ich mich der Form und der Oberfläche des Objekts an.
unbehandelt
in Ton abgeformt
in Gips getaucht
verkupfert und im Galvanisierungsbad gelassen
Silberleitlack
verkupfert
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2012
Ein Souvenir f端r Bern
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Ein Souvenir f端r Bern entwickeln. Das war die Aufgabe, die uns in der Form eines Wettbewerbs von der Hochschule der K端nste in Bern gestellt wurde. Das Zielpublikum sind Touristen und Einheimische.
Ich entschied mich f端r die Technik des Scherenschnitts als Form einer traditionellen Schweizer Handwerkskunst. Den Materialentscheid f端r die Umsetzung liess ich anfangs noch offen.
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dreifarbiger Siebdruck auf Graukarton
Das Souvenir Stadtkartenspiel besteht aus sechs Bierdeckeln, die man zu der Stadtkarte von Bern zusammensetzen kann. Die Bierdeckel können als Set gekauft oder in Restaurants als einzelne Untersetzer verwendet werden. Von den Gästen können sie gesammelt und getauscht werden. So kommt man nach und nach zu einem Set. Die Arbeit wurde ausgewählt, um als Souvenir in Bern verwendet zu werden.
Parallel entwickelte ich einen Prototypen aus Filz, den ich mit einem Wasserstrahlschneider fertigen liess.
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2012
BUNT Kochbuch
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Die Faszination für Strukturen und Oberflächen von Früchten und Gemüsen bildet die Grundlage dieses Projekts. Bei dieser Arbeit beschäftigte ich mich anfangs mit zwei Lebensmitteln. Auf der Suche nach der Form.
Tusche auf Papier
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KOCHEN MIT GENUSS OHNE ALLERGIE EIN KOCHBUCH VON JANINE STRASSER
Aus der Zeichnungsarbeit, bei der unterschiedliche Techniken ber端cksichtigt wurden, entstand ein Kochbuch mit insgesamt 34 Scherenschnitt-Rezeptillustrationen.
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2013
Schicht um Schicht
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Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine Sammlung von Wahrnehmungsphänomenen und Bewusstseinsvorgängen, welche teilweise diffus und unbewusst auftreten, teilweise stark ausgeprägt sind. Texte und Siebdrucke beleuchten unterschiedliche Aspekte von Körperprozessen. Ziel ist das Erschaffen einer anderen, individuelleren Sicht auf körperliche Prozesse und auf Vorgänge, die unterdrückt und verschwiegen werden, weil sie zu alltäglich oder unangenehm sind. Es wird ein Gegenpol geschaffen zur rein wissenschaftlichen Erklärung von körperlichen Wahrnehmungen. Entstanden sind zwei Leporellos. Eines mit 20 mehrfarbigen Siebdrucken, eines mit 20 Texten. Auf den folgenden Seiten sind der Prozess und je zwei Beispielseiten sichtbar.
Arbeitssituation und Einblick in den Prozess
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Hinter ihm
Geniessbare Schmerzen
Er spürt, dass sich etwas bewegt hinter ihm. Er wagt es aber nicht, sich umzudrehen. Sich durch eine kleine Bewegung Gewissheit zu verschaffen. Ein Gefühl der Enge macht sich breit. Es wächst. Es wird immer bedrohlicher. Er zieht seine rechte Schulter nach oben. Fast bis zu seinen Ohren. Er wartet. Wartet, bis etwas passiert. Er erwartet, dass etwas passiert. Es passiert nichts.
Ich beuge mich nach vorne, um mein T-Shirt vom Boden aufzuheben und merke, dass mein Rücken weh tut. Es ist ein stechender Schmerz, vom Kreuz bis zu den Muskelansätzen am Hinterkopf. Beim Zähneputzen spüre ich, dass mein Oberarmmuskel zwackt. Vor allem an der inneren Seite des Armes. Auf dem Weg zum Bahnsteig, beim Treppensteigen, nehme ich ein quälendes Ziehen an meinem Po und an der Hinterseite meiner Oberschenkel wahr. Diese Qualen, obwohl sie fast überall an meinem Körper verteilt sind, ärgern mich nicht, vielmehr zaubern sie ein zufriedenes Lächeln auf mein Gesicht. Das mag komisch klingen, denn eigentlich sind ja Schmerzen etwas Schlechtes. Etwas, das man verhindern und bekämpfen sollte. Etwas, das auf die Stimmung schlägt. Doch hier ist es anders. Es ist anders, weil ich erstens weiss, woher die Leiden kommen und zweitens, weil sie mit einem Gefühl von Befriedigung verbunden sind. Befriedigung, weil ich gestern meinen regelmässig aufkommenden inneren Schweinehund bezwungen habe und ins Training gegangen bin. Die Strapazen dienen also als Beweis dieses gestrigen Triumphs und deshalb leide ich gerne ein bisschen daran.
BILDER ENDPRODUKT
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2013
A la belle étoile
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In diesem Projekt ging es darum, einen Raumschaffer für eine Plattenbauwohnung zu entwickeln. Meine Idee war es, den Raum mit Hilfe von optischen Effekten zu erweitern oder sogar aufzulösen. Entstanden ist nach einer langen Recherche- und Experimentierphase, bei der ich unter anderem Versuche mit dazzle paintings, unterschiedlichen Materialien und Raumideen gemacht habe, eine Lösung, die keinen Platz wegnimmt, sondern Raum schafft. Es handelt sich beim erschaffenen Produkt um eine Decke, die einerseits eine flauschige Oberfläche hat und andererseits bei Kontakt mit Licht durch interessante Reflexe überrascht. Diese werden hervorgerufen durch eingewebte Polystyrolspiegelbänder, die mit Alpakawolle kombiniert wurden.
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Gewebt wurde auf einem von Hand gefertigten Webrahmen, weil die Materialien sehr heikel sind und der Schussfaden zu wenig stabil wäre, um in einen gewöhnlichen Webstuhl einzuziehen. Bei der Gewebekonstruktion handelt es sich um eine Abwandlung eines fünfbindigen Atlas, der in sich einen Verlauf hat. Der Prototyp hat eine Grösse von 100 cm x 70 cm.
Computervisualisierung links Effekt in Realit채t rechts
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2014
unFASSBAR
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zur Materialiserung von Unsichtbarem
In der Arbeit «unFASSBAR» wurde Nylonfaden zu Nervenzellen und Nervenbahnen verstrickt und räumlich vernetzt. Wissenschaftliche Denkmodelle, von Forschern häufig zweidimensional dargestellt, werden aus der Abstraktion in die Konkretion transferiert und dadurch fassbar gemacht. Die räumliche Auseinandersetzung ist aus der theoretisch-reflexiven Annäherung an wissenschaftliche Visualisierungen und früheren Arbeiten im Zusammenhang mit Körperphänomenen entstanden.
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Gestrickt wurde mit zwei verschiedenen Materialstärken und in zwei unterschiedlichen Techniken. Die Nervenkörper wurden mit Rundstricknadeln von Hand gefertigt, die Nervenstränge hingegen mit einer mechanischen Strickmaschine. Das Material Nylon wurde nach einer Recherchephase aufgrund seiner Eigenschaften (wie zum Beispiel Festigkeit und Elastizität) und der Verwendung im medizinischen Bereich gewählt.
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2015
ohne steht alles still
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Der Ausgangspunkt dieser Arbeit ist das Interesse für biologische Abläufe, die sich im menschlichen Körper abspielen, jedoch von aussen nicht sichtbar sind. Es sind Vorgänge, die für uns fremd sind, uns aber bestimmen. Ohne die alles still stehen würde. Das Material Silikon wurde gewählt, um diese fremde und uns nur durch künstlich hergestellte Bilder bekannte Welt darzustellen. Die Arbeit besteht aus drei hängenden sowie einer liegenden Silikonfläche. Auf der einen Seite sind durch das Pressen des Materials entstandene Formen zu sehen, auf der anderen Seite ein mit einem Laser eingraviertes Muster. Die Flächen sind leicht und fragil, trotzdem sind sie stabil. Durch die freie Hängung wird jede Bewegung des Betrachters ins Material übertragen. Die Objekte dienen als Projektionsfläche und können je nach Interpretation anders gelesen werden.
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Auf der Abbildung oben ist ein Einblick in den Arbeitsprozess zu sehen. Die Silikonmasse wurde nach dem Pressen zwischen zwei beschichteten Holzplatten wie ein Textil aufgerollt und auf einer Seite gelasert. Das Laserger채t wurde f체r diese Arbeit umgebaut.
links: Detailansicht gepresste Silikonfl채che rechts: Detailansicht gelaserte Silikonfl채che
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Vielen Dank f端r die Aufmerksamkeit.
Janine Strasser Ziegelfeldstrasse 23 4600 Olten Schweiz 0041 76 498 45 27 janine.strasser@gmx.ch www.janinestrasser.allyou.net
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