Weiterbildung

Page 1

Weiterbildung 23. August 2007 – Markus Koch


Dossier: Weiterbildung

Ihr Wissen ist Ihr Kapital Lebenlanges Lernen und permanente Weiterbildung ist ein Muss für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Zielführende Weiterbildungsmassnahmen wollen aber gut geplant sein.

W

Wer heute im Arbeitsprozess steht, wechselt laut Statistik während seiner gesamten Lebensarbeitszeit mehrfach die Stelle, und dafür muss er (oder sie) die Basis der Kenntnisse mehr als dreimal vollständig erneuern. Lebenslange Weiterbildung ist deshalb ein Muss für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die Europäische Kommission schätzt, dass 80 Prozent der heute

2

jobs.ch ag

Carmenstrasse 28

in der Berufswelt verwendeten Technologien innert zehn Jahren veraltet sein werden. Gleichzeitig werden 80 Prozent der Beschäftigten mit Technologien arbeiten müssen, die nicht älter als zehn Jahre sind. Die Einsicht, dass nur lebenslanges Lernen und permanente Weiterbildung die individuelle Arbeitsmarktfähigkeit erhalten können, hat sich bereits weit gehend durchge8032 Zürich

044 254 69 00

setzt. Und entsprechend gross, fast schon unübersichtlich ist das Angebot der Aus- und Weiterbildungslandschaft Schweiz. Eine Aus- oder Weiterbildung, die auch zum Ziel führt und die Arbeitsmarktfähigkeit oder Karrierechancen verbessert, will deshalb gut geplant und vorbereitet sein. Nebst der Festlegung des Bildungsziels und der Wahl eines passenden, nach Mög-

lichkeit zertifizierten Anbieters und Kurses, sollten vor allem auch die persönlichen Möglichkeiten (Finanzen, Zeitbedarf, Vorbildung etc.) realistisch eingeschätzt werden. Sollten Sie unschlüssig sein, welchen Kurs oder Lehrgang Sie wählen wollen, oder wenn Sie sich grundsätzlich unsicher sind, in welche Richtung Ihr Weg künftig führen soll, empfiehlt sich eine kompetente Beratung beim nächsten öffentlichen Berufsinformationszentrum oder einer professionellen Berufs- und Laufbahnberatung.

www.jobs.ch Das gesamte Dossier zum Thema «Weiterbildung» mit vielen Checklisten, Literatur- und Linktipps finden Sie auch online zum Durchklicken auf jobs.ch. Und lesen Sie auch unsere anderen Dossiers rund um die Themen Stellensuche, Bewerbung und Weiterbildung. » www.jobs.ch/tipps


Dossier: Weiterbildung

Den Überblick verschaffen Die Weiterbildungslandschaft Schweiz ist ein Dschungel. Berufsberatungen und das Internet verschaffen einen Überblick und sorgfältige Planung führt zum Erfolg.

D

Die positive Seite der Vielfalt der Weiterbildungsmöglichkeiten ist der Themenreichtum, der dadurch entsteht. Es gibt wohl kaum ein Berufsziel, für das es keine Aus- und Weiterbildungskurse gibt. Und auch neue Bedürfnisse werden sehr rasch abgedeckt. Selbstverständlich wäre es aber ein grosser Vorteil, wenn das schweizerische Weiterbildungssystem etwas übersichtlicher wäre. Doch die Erwachsenenbildung in der Schweiz zeichnet sich – typischerweise – durch ein gewachsenes Nebeneinander von privaten und öffentlichrechtlichen Bildungsinstitutionen aus. Darum ist es auch schwierig, die verschiedenen Angebote wirklich miteinander zu vergleichen. Es gibt derzeit zwar zahlreiche Initiativen für Koordination und Qualitätssicherung. Gleichzeitig wird die Situation durch den allgemeinen Trend zur Modularisierung für den Informationssucher nicht einfacher: Zahlreiche ehemals kompakte Aus-

3

jobs.ch ag

Carmenstrasse 28

bildungsgänge werden in einzelne Lerneinheiten (Module) aufgeteilt, die einzeln besucht werden können. Eine wichtige Hilfe bei der Suche nach einem Anbieter und Kurs ist deshalb das Internet. Zwar gibt es keine umfassende, landesweite Weiterbildungs-Plattform, und es ist auch keine solche in Sicht. Doch verschiedene Organisationen betreiben recht umfangreiche Datenbanken der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Schweiz und dem Ausland, die bei der Wahl hilfreich sind. Zudem findet man gelegentlich Erfahrungsberichte von ehemaligen Kursteilnehmer, die einen Eindruck der Kursinhalte und -methoden vermitteln können. Einen guten Überblick über die Weiterbildungslandschaft Schweiz kann man sich auch bei Berufsinformationszentren verschaffen. Die öffentlichen Berater geben auch gerne Auskunft über die Qualität der verschiedenen Anbieter.

8032 Zürich

044 254 69 00

Checkliste

So wählen Sie Ihre Weiterbildung aus Holen Sie so viele und so präzise Informationen wie nur möglich ein. Dabei helfen folgene Fragen: R Bietet die Schule – vor allem bei längeren und teureren Kursen – persönliche Beratungsgespräche an? R Haben bereits andere Absolventinnen oder Absolventen den betreffenden Kurs oder Lehrgang abgeschlossen und dadurch den Einstieg oder Umstieg in eine neue berufliche Tätigkeit oder Funktion geschafft? R Kann der Veranstalter ein bestimmtes Gütesiegel vorweisen? R Was vermittelt der Kurs oder Lehrgang? Sind die Lernziele genau definiert? R Erreichen Sie mit dem Kurs das angestrebte Weiterbildungsziel? R Ist die Weiterbildung modular konzipiert, so dass Sie Ihr Ziel auch in mehreren Schritten erreichen können? R Können Sie den Kurs mit einem anerkannten Zertifikat oder Diplom abschliessen? R Bereitet die Ausbildung nötigenfalls auf einen schweizerisch oder international anerkannten Abschluss vor?

R Welchen Marktwert hat dieser Abschluss?

R Wie viel kostet Sie die Ausbil-

R

R

R R

R

R

dung? Sind in diesem Preis Lehrmittel und andere Kosten enthalten? Haben Sie abgeklärt, welche Finanzierungsmöglichkeiten (Arbeitgeber, Darlehen, Stipendien) es gibt? Haben Sie über Ihre Pläne mit Ihren Vorgesetzten oder der Personalabteilung Ihrer Firma gesprochen? Wie ist die Aufteilung zwischen Präsenzunterricht und Selbststudium? Werden im Kurs neue Medien eingesetzt, die von Ihnen zusätzliche Investitionen (z.B. Computer) oder noch nicht vorhandene Fähigkeiten (Sprache, Fachwissen etc) erfordern? Können Sie sich zu Hause oder allenfalls an Ihrem Arbeitsort einen guten und vor allem ruhigen Platz einrichten, wo Sie ungestört und effizient arbeiten können? Haben Sie überhaupt die Zeit für eine Weiterbildung, bzw. können Sie sie sich organisieren?


Dossier: Weiterbildung

Im Dschungel der Zertifikate Zertifikate und Label sind kein Garant für die Güte der Weiterbildung, aber ein Hinweis auf das Qualitätsbewusstsein des Anbieters.

D

Die Bedeutung von Qualitätsnachweisen für Aus- und Weiterbildungen wird immer wichtiger. Denn Firmen, die ihre Mitarbeiter in externen Instituten ausbilden lassen, sind bei der Auswahl der Anbieter kritischer geworden. Auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, welche eine Ausbildung selber finanzieren, wollen sich über die Qualität der Angebote ins Bild setzen. So sind in den letzten Jahren verschiedene Verfahren zur Qualitätsüberprüfung mit entsprechenden Label entstanden. Lange galten gute und bekannte Lehrpersonen allein als Garanten für Qualität. Die Bedeutung heutiger Verfahren geht davon aus, dass die Qualität einer Institution von allen Mitarbeitenden gemeinsam getragen wird. Auch die Kunden und ihre Bedürfnisse werden berücksichtigt. Und «Qualität» meint nicht mehr nur das eigentliche Unterrichtsgeschehen, sondern auch, was es zur Vorbereitung des Unterrichts braucht.

4

jobs.ch ag

Carmenstrasse 28

Checkliste

Qualität der Angebote beurteilen

Das Zertifikat stellt den (vorläufigen) Endpunkt eines Prozesses dar. Zudem machen Zertifikate die Qualität nach aussen sichtbar. Sie sagen aber nicht: Diese Institution ist gut. Sondern: Diese Institution hat in bestimmten Bereichen bestimmte, vorgeschriebene Standards erreicht. Jedes Zertifikat ist nur für eine bestimmte Zeit gültig und muss dann wieder erneuert werden. Was die Zertifikate aussagen, ist für Aussenstehende schwer zu beurteilen, zumal das Spektrum der Qualitätssicherungsaktivitäten ausserordentlich vielfältig ist: Es gibt inzwischen ein Dutzend Typen von Qualitätskonzepten mit unzähligen Anbietervarianten. Nachfolgend ein Überblick der häufigsten Verfahren, die zu einem Zertifikat oder Qualitätslabel führen:

Zertifikate und Labels sind gute Indikatoren für eine hochwertiges Bildungsangebot. Doch angesichts der Vielfalt an Bewertungsverfahren empfiehlt es sich, auch bei zertifizierten Kursanbietern auf folgende Qualitätsmerkmale zu achten: R Sind Zielgruppe, Inhalt und Ziel der Bildungsmassnahme klar beschrieben? R Was unternimmt der Anbieter, um einen hohen Qualitätsstandard zu gewährleisten? Welches Lehrpersonal setzt er ein? R Wo und unter welchen Bedingungen findet die Bildungsmassnahme statt? (Ausstattung, Erreichbarkeit, Verkehrsanbindung, Kinderbetreuungsmöglichkeiten etc.) R Wie ist das zahlenmässige Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden? R Informiert der Bildungsanbieter rechtzeitig über Kursdurchführung oder Kursabsage?

ISO Norm 9001 Mit der ISO Norm 9001 wird ein Qualitätsmanagementsystem eingeführt, das die Produkt-, Dienstleistungs-, Prozess- sowie die Unterrichtsqua-

lität einer Bildungsinstitution misst. Dabei wird zuerst festgelegt, welche Bereiche (die gesamte Institution oder nur einzelne Teile) zertifiziert werden. Bei einem Besuch vor Ort

8032 Zürich

044 254 69 00

R Bietet der Anbieter eine kostenlose Kursberatung?

R Sind die allgemeinen Geschäfts-

bedingungen (Anmeldemodus, Zahlungsbedingungen etc.) des Anbieters transparent? Bei E-Learning-Angeboten gilt zudem zu beachten: R Wie hoch ist Drop-out-Quote der Teilnehmer? R Wie ist kooperatives Lernen und Erfahrungsaustausch mit anderen Teilnehmern organisiert (Chat, Foren, gemeinsame Online-Zeiten etc.)? R Wie hoch ist die Qualität der Lernmaterialien? R Ist das verwendete technische System geeignet R Wie werden die Teilnehmer betreut? Gibt es Offline-Treffen oder gelegentlich «in real life»? Ist der Fernunterricht von einer Zertifizierungsstelle wie z.B. der Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU, www.zfu.de) geprüft?

wird dann überprüft, ob und in welchem Umfang die vorgeschriebenen Normen erreicht wurden. Das ISOZertifikat ist drei Jahre gültig. Weiter auf Seite 5 »


Dossier: Weiterbildung « Fortsetzung von Seite 4

eduQua Das eduQua-Verfahren stellt ein pädagogisches Controlling dar, das Bildungsinstitutionen sowie ausgewählte Angebote nach bestimmten Minimalkriterien beurteilt. Die Beurteilung erfolgt aufgrund einer schriftlichen Dokumentation. Das eduQua-Zertifikat ist zwei Jahre gültig. (http://www.eduqua.ch) BfW-Bewertung Die Bewertungsstelle für Weiterbildungsangebote (BfW) untersucht und bewertet Kursangebote anhand eines pädagogischen Rasters und aufgrund von Dokumenten. Die Qualitätsüberprüfung erfolgt aus der Optik des Kunden und gewährleistet, dass der Anbieter alles unternimmt, um den Lernerfolg zu ermöglichen. Das BfW-Gütesiegel muss nach zwei Jahren erneuert werden. (http://www.bfw.ch)

5

jobs.ch ag

Carmenstrasse 28

2Q 2Q steht für «Qualität und Qualifizierung» und ist ein Führungsinstrument. Es unterstützt die Schule bei der Entwicklung methodischer und pädagogischer Qualität und sichert die Qualifikation aller Mitarbeitenden. Das Verfahren beruht auf der Selbsteinschätzung der Mitarbeitenden, die für sich einen Qualitätsplan zur Optimierung der Arbeit entwerfen. Ein Zertifikat wird nach sechs Monaten Praxis verliehen. Diese Liste macht deutlich, dass jedes Verfahren jeweils nur einen bestimmten, vorgängig definierten Bereich abdeckt. Das Zertifikat ist daher kein Garant für die Güte der Weiterbildung. Es bescheinigt lediglich, dass ein spezifischer Bereich durch eine externe Stelle geprüft wurde und dieser die Kriterien erfüllt, sowie das Bemühen des Anbieters um Sicherung der Qualität. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

8032 Zürich

044 254 69 00

Realistisch budgetieren Weiterbildung ist eine aufwändige Angelegenheit. Sie erfordert Zeit, Motivation, Einsatz – und nicht zuletzt Geld.

D

Dass man die Preise und Leistungen der verschiedenen Anbieter vergleicht, versteht sich deshalb von selbst. Nicht vergessen werden dürfen bei der Budgetierung wie beim Preisvergleich die nebst den regulären Kosten für den Kurs anfallenden zusätzliche Auslagen, etwa für Fahrtkosten, Übernachtungen und Verpflegung, Lehrgangs- und Studienmaterial, Literatur, Hilfsmittel, Prüfungsgebühren, Berufsbekleidung, Verdienstausfall. Wer eine Weiterbildung plant, sollte für jedes in Frage kommende Angebot ein realistisches Budget machen, welches diese Ausgaben berücksichtigt. Darlehen, Stipendien und Fördergelder Die öffentliche Hand unterstützt die Initiative von Weiterbildungswilligen und fördert sie primär indirekt durch Steuervergünstigungen sowie Subventionen an Schulen. Je nach persönlicher Vermögenslage werden aber auch Darlehen und Stipendien gewährt.

Die Stipendienvergabe erfolgt je nach Kanton nach verschiedenen Systemen. Unterstützt werden in der Regel jedoch nur Vollzeitausbildungen, die auf einer Erstausbildung aufbauen und zu einem anerkannten Berufsabschluss führen. Wenn keine Staatsgelder fliessen, gibt es zahlreiche private Stiftungen und Fonds, die Gelder für bestimmte Zwecke und Personengruppen zur Verfügung stellen. Finden kann man sie im Eidgenössischen Stiftungsverzeichnis. Der Eintrag ins Verzeichnis ist freiwillig, weshalb die Liste nicht vollständig ist. Die wichtigsten Institutionen, die der Bildungsförderung verpflichtet sind, sind den kantonalen Stipendienstellen sowie Berufsinformationszentren (BIZ) bekannt. Schliesslich sollten Sie auch Ihren Arbeitgeber fragen, ob er Ihre Weiterbildungspläne unterstützt. Wenn es sich dabei um eine berufsspezifische Ausbildung handelt, stehen die Chancen in der Regel gut, dass er sich an den Kosten beteiligt oder Zeit für Schule und Hausaufgaben zur Verfügung stellt.


Impressum

jobs.ch ag

Carmenstrasse 28

8032 Z端rich

044 254 69 00


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.