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Agil, mobil, ressourcenschonend
Die Autoindustrie denkt um: Anna Wesolowski von Polestar spricht im Interview über das klimaneutrale Fahrzeug der Zukunft, verbesserte Reichweiten und verkürzte Ladezeiten von E-Autos sowie das 1,5-Grad-Ziel.
JOURNAL FRANKFURT: Frau Wesolowski, Polestar steht für Performance-Elektrofahrzeuge und wirbt mit Innovation und Nachhaltigkeit. Derzeit plant das Unternehmen das „Polestar 0 Project“. Was verbirgt sich dahinter?
ANNA WESOLOWSKI: Das Polestar 0 Project bezieht sich auf die Mission von Polestar, den Übergang zu nachhaltiger Mobilität zu beschleunigen. Neben dem Anspruch unseren CO 2 -Fußabdruck stetig zu minimieren, haben wir unser eigenes „Moon-shot“-Ziel herausgegeben: Wir wollen bis 2030 ein komplett klimaneutrales Fahrzeug entwickeln und das ohne jegliche Kompensation. Manche Unternehmen setzen darauf, ihre CO2Emissionen ausgleichen, indem sie zum Beispiel Bäume pflanzen. Wir wollen Klimaneutralität erreichen, indem wir die Art und Weise, wie Autos hergestellt werden, ändern.
Wie möchte Polestar das Projekt des klimaneutralen Autos bis 2030 umsetzen?
Wir werden das Ziel des komplett klimaneutralen Autos nur dann erreichen, wenn wir auf Zusammenarbeit mit allen relevanten Akteuren setzen. Dabei sind wir auf einem guten Weg. Mittlerweile haben sich mehr als 20 führende Unternehmen aus verschiedenen Branchen dem Polestar 0 Project angeschlossen. Wir forschen gemeinsam an Prozessen und Methoden, um Emissionen zu eliminieren und setzen hier bereits bei den Rohsto en an.
E-Autos sind zwar viel umweltfreundlicher als Benziner, ganz klimaneutral sind sie aber derzeit noch nicht. Ein Problem sind etwa seltene Erden und andere Rohstoffe, die für die CO²-aufwendige Produktion der Batterien benötigt werden. Schwierig ist auch, dass diese aus Ländern wie China oder Russland bezogen werden. Wie lassen sich diese Rohstoffe substituieren? Elektroautos sind nicht grün, aber ein wichtiger Schritt, um unsere Klimaziele zu erreichen, da sie eine bessere Klimabilanz über die Nutzungsdauer hinweg aufweisen. Ebenso relevant ist jedoch die Umstellung unserer Produktion auf erneuerbare Energien, die Nutzung eben dieser beim Laden und das Verwenden von recycelbaren Materialien bereits ab der Konzeption. Wir arbeiten eng mit unseren Zulieferern zusammen, nachhaltige Standards sind bei uns verp ichtend, auch was die Gewinnung der Rohsto e angeht.
Viele Menschen, die weite Strecken fahren, setzen nicht auf E-Autos, aufgrund knapper Reichweite und langer Ladezeiten. Wie lassen sich die Reichweichte von E-Autos erhöhen und gleichzeitig die Ladezeit reduzieren?
Reichweite ist bei den heutigen Modellen längst kein ema mehr und lediglich vorgeschoben. Der normale Verbraucher pendelt weniger als 100 Kilometer täglich, mit Reichweiten zwischen 400 bis 600 Kilometern ist dies einfach machbar. Dennoch arbeiten wir intensiv daran, die Reichweiten zu erhöhen und die Ladezeiten zu reduzieren. So sind unsere neuen Polestar 2 Varianten zum Beispiel mit verbesserten Lithium-Ionen-Batterien ausgestattet, was sich positiv auf E zienz, Kapazität sowie die Ladezeit auswirkt. Trotz der größeren Batterien, der stärkeren Motoren, der größeren Reichweite und Leistung konnten wir die Kohlendioxid-Emissionen dank verbesserter Zellchemie sogar senken. Und über Over-the-Air Updates verbessert sich die E zienz fortlaufend per Knopfdruck.
Gemeinsam mit dem Hersteller Rivian und der Beratungsfirma Kearney hat Polestar einen Wegweiser zum Erreichen der 1,5 Grad-Grenze entwickelt – den Pathway Report. Was sind die wichtigsten Punkte dieses Fahrplans? Der Pathway Report zeigt, dass wir als Industrie unsere Klimaziele deutlich verfehlen werden, wenn wir weitermachen wie bisher. Er zeigt aber auch die Lösung auf. Zunächst müssen wir Verbrenner schnell durch Elektroautos ersetzen. Auch die Produktion muss nachhaltig aufgestellt sein. Die Versorgung mit erneuerbarer Energie für globale Netze muss ausgebaut werden und wir müssen die Dekarbonisierung der Fertigungslieferketten für die Herstellung von Elektroautos erreichen. Wenn möglichst viele Autobauer zusammenarbeiten, wenn wir also gemeinsam handeln, können wir als Autoindustrie unsere Klimaziele überhaupt erreichen.
polestar.com