Siebte Evaluation von Schulen im Jugendbegleiter-Programm 2012/2013

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Siebte Evaluation von Schulen im Jugendbegleiter-Programm 2012/2013

Daten. Entwicklungen. Zusammenh채nge.

unter der Lupe:

Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter mit Migrationshintergrund


Das Jugendbegleiter-Programm in Baden-Württemberg www.jugendbegleiter.de Die Programmidee • Das Jugendbegleiter-Programm des Landes Baden-Württemberg ermöglicht seit 2006 in umfassender und vielfältiger Weise außerunterrichtliche Bildungsund Betreuungsangebote durch engagierte Einzelpersonen und außerschulische Partner an Schulen. Mittlerweile nehmen rund 1.600 Schulen am Jugendbegleiter-Programm teil. • Es unterstützt Schulen bei der Entwicklung eines auf die lokalen Begebenheiten und Bedürfnisse abgestimmten Bildungskonzepts. • Abhängig von der Anzahl der angebotenen Wochenstunden im Stundenzahl Grundbudget Kooperationsbudget Summe Rahmen des Programms erhalten Schulen Fördermittel, mit de4-10 2.500 € 500 € 3.000 € nen sie eigenverantwortlich Angebote realisieren können. Zusätz11-20 4.500 € 500 € 5.000 € 21-40 5.000 € 1.000 € 6.000 € lich können Schulen ein Kooperationsbudget beantragen, wenn 41-60 6.000 € 1.500 € 7.500 € sie mit außerschulischen gemeinnützigen Partnern innerhalb des Ab 61 7.000 € 1.500 € 8.500 € Jugendbegleiter-Programms kooperieren. • Für Sachkosten sowie Fortbildungs- und Koordinierungskosten können jeweils bis zu 20 Prozent des Grundbudgets abgerechnet werden. • In jedem Schuljahr müssen mindestens vier Zeitstunden pro Woche durch Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter angeboten werden, um eine Förderung zu erhalten. • Jugendbegleiter-Angebote finden verlässlich jede Woche für mindestens ein Schulhalbjahr statt. • Die Mindestgruppengröße beträgt fünf Schülerinnen und Schüler.

Zahlen und Fakten 1 • Aktuell engagieren sich 22.464 Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter an 1.582 Jugendbegleiter-Schulen in Baden-Württemberg. • Die Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter bieten 43.290 Zeitstunden pro Woche im Rahmen des Jugendbegleiter-Programms an. • 43 Prozent der Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter sind organisationsunabhängige Einzelpersonen, 38 Prozent stammen aus der (älteren) Schülerschaft und 19 Prozent gehören einem Verein, Verband oder einer Organisation an. • 94 Prozent aller Schulleitungen bewerten das Jugendbegleiter-Programm als „sehr positiv“ oder „positiv“. Lediglich vier Schulen geben ein negatives Votum. • Im Durchschnitt werden an jeder Jugendbegleiter-Schule 27 Wochenstunden an Bildungs- und Betreuungsangeboten in unterschiedlichsten Themenbereichen wie Kunst, Kultur und Musik, Medien, Technik oder Wirtschaft, aber auch Sport sowie Hausaufgabenbetreuung angeboten.

Publikationen • Die Broschüre „Freiwillige gewinnen – Neue Konzepte für die Arbeit mit Schulen“ zeigt, was bei der Arbeit mit Freiwilligen beachtet werden muss. Neben vielfältigen Praxisbeispielen gibt es Konzeptionsvorschläge, für Verfahrensabläufe erprobte Checklisten und Musteranschreiben sowie wichtige Kontakt- und Informationsadressen für Baden-Württemberg. • Parallel zu den jährlich stattfindenden Fachtagen erscheinen Begleitbroschüren zu thematischen Schwerpunkten wie Technik, Wirtschaft, Jugendbildung, Medien 2.0 und Ländlicher Raum. Die Broschüren können im Online-Shop der Jugendstiftung Baden-Württemberg unter www.jugendstiftung.de bestellt oder unter www.jugendbegleiter.de heruntergeladen werden. Weitere aktuelle Informationen zum Jugendbegleiter-Programm sowie Beispiele aus der Praxis oder Anregungen für Jugendbegleiterinnen und Jugend­ begleiter bietet das Jugendbegleiter-Magazin unter www.jugendbegleiter.jnbw.de.

1

Die hier genannten Daten beziehen sich alle auf den Stichtag der vorliegenden Evaluation im Herbst 2012.

Kontakt: Jugendbegleiter-Team der Servicestelle Jugend und Schule Tel.: 0 70 42/376 713-0, Fax: 0 70 42/376 713-19, E-Mail: jugendbegleiter@jugendnetz.de


Die Entwicklung des Jugendbegleiter-Programms seit Beginn Mit den folgenden Grafiken sehen Sie die eindrucksvolle Entwicklung des Jugendbegleiter-Programms seit dem Jahr 2006 bis zum Schuljahr 2012/2013.

Anzahl der Schulen 1.500 1.250

Schulen

1.000 750 500 250 0 Feb 2006 –  Jan 2007

Feb 2007 –  Jan 2008

Feb 2008 –  Aug 2009

Sep 2009 –  Aug 2010

Sep 2010 –  Aug 2011

Sep 2011 –  Aug 2012

Sep 2012 –  Aug 2013

Jahre

Jahre

Schulen

Sep 2012 – Aug 2013

1.582

Sep 2011 – Aug 2012

1.502

Sep 2010 – Aug 2011

1.269

Sep 2009 – Aug 2010

1.013

Feb 2008 – Aug 2009

840

Feb 2007 – Jan 2008

514

Feb 2006 – Jan 2007

248

Die Anzahl der Schulen im Jugendbegleiter-Programm hat sich in knapp sieben Jahren mehr als versechsfacht. Besonders stark war das Wachstum im Zeitraum 2008/2009.

Anzahl der Jugendbegleiter/-innen 25.000

Jugendbegleiter/-innen

Jahre

Jugendbegleiter/ -innen

Sep 2012 – Aug 2013

22.464

15.000

Sep 2011 – Aug 2012

21.143

10.000

Sep 2010 – Aug 2011

17.244

Sep 2009 – Aug 2010

15.001

Feb 2008 – Aug 2009

11.577

Feb 2007 – Jan 2008

7.068

Feb 2006 – Jan 2007

2.736

20.000

5.000 0 Feb 2006 –  Jan 2007

Feb 2007 –  Jan 2008

Feb 2008 –  Aug 2009

Sep 2009 –  Aug 2010

Jahre

Sep 2010 –  Aug 2011

Sep 2011 –  Aug 2012

Sep 2012 –  Aug 2013

Die Anzahl der Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter ist seit Beginn des Programms um mehr als das Achtfache angestiegen.


Anzahl der Stunden pro Woche 50.000

Jahre

Stunden pro Woche

Sep 2012 – Aug 2013

43.290

30.000

Sep 2011 – Aug 2012

41.510

20.000

Sep 2010 – Aug 2011

30.406

Sep 2009 – Aug 2010

25.777

Feb 2008 – Aug 2009

17.856

Feb 2007 – Jan 2008

10.475

Feb 2006 – Jan 2007

3.808

40.000

Stunden pro Woche

10.000 0 Feb 2006 –  Jan 2007

Feb 2007 –  Jan 2008

Feb 2008 –  Aug 2009

Sep 2009 –  Aug 2010

Sep 2010 –  Aug 2011

Sep 2011 –  Aug 2012

Sep 2012 –  Aug 2013

Jahre

Seit 2006 ist die Anzahl der Wochenstunden im Jugendbegleiter-Programm auf über 43.000 angewachsen und hat sich somit mehr als verzehnfacht.

Jahre

Sehr positiv/Positiv

Positives und Negatives halten sich die Waage

Negativ/Sehr negativ

keine Einschätzung/keine Angabe

Bewertung der Grundidee des Programms

Sep 2012 – Aug 2013

94 %

5%

0%

1%

Sep 2011 – Aug 2012

90 %

6%

0%

4%

Sep 2010 – Aug 2011

87 %

11 %

1%

1%

Sep 2009 – Aug 2010

81 %

16 %

2%

1%

Feb 2008 – Aug 2009

76 %

20 %

2%

2%

Feb 2007 – Jan 2008

67 %

25 %

1%

7%

Feb 2006 – Jan 2007

80 %

6%

14 %

100 %

80 %

60 %

Anteil 40 %

20 %

0 Feb 2006 –  Jan 2007

Feb 2007 –  Jan 2008

Feb 2008 –  Aug 2009

Sep 2009 –  Aug 2010

Jahre

Sep 2010 –  Aug 2011

Sep 2011 –  Aug 2012

Sep 2012 –  Aug 2013

Im aktuellen Schuljahr bewerten 94 Prozent der Schulleitungen das Jugendbegleiter-Programm als „sehr positiv“ oder „positiv“. Das entspricht einer Steigerung um 14 Prozentpunkte seit Beginn des Programms. Die Anzahl der „negativen“ und „sehr negativen“ Angaben belaufen sich inzwischen das zweite Mal in Folge auf annähernd null Prozent. 1

1

Wert auf ganze Zahlen gerundet.


Siebte Evaluation von Schulen im Jugendbegleiter-Programm 2012/2013

„Das Jugendbegleiter-Programm in Baden-Württemberg ist eine Erfolgsgeschichte. Eltern, Schüler, Lehrkräfte, Vereine, Organisationen und viele weitere Personen arbeiten gemeinsam an der Bildung und Betreuung unserer Kinder und Jugendlichen.“ Die aktuellen Zahlen im Schuljahr 2012/2013 zeigen erneut eindrücklich, welchen Stellenwert das Jugendbegleiter-Programm an den Schulen in Baden-Württemberg hat. Etwa ein Drittel aller Schulen des Landes nehmen mittlerweile am Programm teil und 94 % der Schulleitungen bewerten das Programm „positiv“ oder „sehr positiv“. Lediglich 4 von 1.582 Schulen geben ein „negatives“ Votum. Dieses Ergebnis freut mich sehr. Die Entwicklung des Programms in den letzten sieben Jahren zeigt, dass das Jugendbegleiter-Programm zu einer tragenden Säule in der Schullandschaft Baden-Württembergs geworden ist. Das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport hat das Jugend­begleiter-Programm 2006 mit 248 Schulen in einer Modellphase gestartet. Bereits zum Übergang in die Regelphase zum Schuljahr 2011/2012 wurden 1.502 Schulen im Rahmen des Programms finanziell unterstützt. Mittlerweile befinden sich 1.582 Schulen im Programm. Eine ebenso erfreuliche Entwicklung zeigt sich bei der Anzahl an realisierten Bildungs- und Betreuungsstunden pro Woche. 22.464 Jugendbegleiter bieten beachtliche 43.290 Stunden außerunterrichtliche Angebote und Betreuung pro Schulwoche an. Seit der Regelphase besteht zusätzlich zum Schulbudget die Möglichkeit, im Rahmen des Programms ein Kooperationsbudget für die Unterstützung von Partnerschaften mit einem oder mehreren gemeinnützigen Vereinen, Organisationen oder Institu­ tionen zu erhalten. Diese Chance haben in diesem Schuljahr mindestens 1.089 Partner an 851 Schulen genutzt. Hier ist sicher noch Potenzial für weitere Entwicklungen. Zur besseren Vernetzung von Schulen und außerschulischen Partnern finden im Rahmen des Jugendbegleiter-Programms Kooperationskonferenzen mit Schulleitungen, Vertretern der Politik, des Kultus­ ministeriums, der Regierungspräsidien, der Staatlichen Schulämter und von Vereinen, Verbänden und Organisationen statt. Entstehen sollen dabei Bildungspartnerschaften zwischen schulischen und außerschulischen Bildungseinrichtungen und Institutionen, Organisationen, Vereinen und Verbänden. Der Landesregierung liegt der Kooperationsgedanke im schulischen Umfeld sehr am Herzen. Das Jugendbegleiter-Programm leistet hier einen wichtigen Beitrag und ist ideal geeignet, neue Entwicklungen, wie wir sie beispielsweise im Ganztagsbereich anstreben, zusammen mit außerschulischen Partnern zu realisieren. Ich möchte Sie alle einladen, an diesen Entwicklungen mitzuwirken. Danken möchte ich allen Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleitern und denen, die helfen, das Programm auf Schul-, Regional- und Landesebene zu koordinieren und zu organisieren. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude bei Ihrer verantwortungsvollen Aufgabe als Jugendbegleiterin oder Jugendbegleiter und bei der Umsetzung des Programms. Ebenso möchte ich der Jugendstiftung Baden-Württemberg für ihr Engagement bei der Umsetzung im Auftrag des Landes herzlich danken. Seien Sie gespannt auf die nun folgenden Seiten der aktuellen Evaluation.

Andreas Stoch MdL Minister für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg

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Inhalt  ·  Daten. Entwicklungen. Zusammenhänge.

Inhalt

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Vorwort

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Daten. Entwicklungen. Zusammenhänge. Siebte Evaluation von Schulen im Jugendbegleiter-Programm 2012/2013

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1. Einschätzungen und Erwartungen

7 8 10 11 13 15

2. Grundlegende Fakten zum Jugendbegleiter-Programm 2.1 Hintergrund der Jugendbegleiter/-innen 2.2 Bildungs- und Betreuungsangebote im Jugendbegleiter-Programm 2.3 Kooperationen im Jugendbegleiter-Programm 2.4 Schulen im Jugendbegleiter-Programm 2.5 Jugendbegleiter/-innen und Schule

17 17 18

3. Finanzierung und Anerkennung 3.1 Schulbudget 3.2 Aufwandsentschädigung und weitere Formen der Wertschätzung

20

4. Koordination des Jugendbegleiter-Programms

21

5. Situation und Erfahrungen in der Ganztagsbetreuung

23

Unter der Lupe – Jugendbegleiterinnen und Jugend­begleiter mit Migrationshintergrund

23

Jugendbegleiter-Schulen und Migration

26

„Positive Vorbilder: Junge Frauen und Männer, die Abitur machen.“ – Interview mit Herrn Ersoy, Vorsitzender des Türkischen Vereins in Tübingen sowie Frau Heinemann und Frau Neumann von der Albert-Schweitzer-Realschule in Tübingen

28

„Wenn man mit Deutsch nicht weiterkommt“ – Im Gespräch mit Merve Ergin und Arif Sengül, Jugend­begleiter an der Albert-Schweitzer-Realschule in Tübingen


Siebte Evaluation von Schulen im Jugendbegleiter-Programm 2012/2013

Daten. Entwicklungen. Zusammenhänge. Siebte Evaluation von Schulen im Jugendbegleiter-Programm 2012/2013

Einleitung Wir freuen uns Ihnen die aktuellen Daten des Jugendbegleiter-Programms im Schuljahr 2012/2013 präsentieren zu können. Die Ergebnisse der Erhebung sind in diesem Heft in fünf Kapiteln dargestellt. Im ersten Kapitel geht es um die Bewertung des Jugendbegleiter-Programms durch die teilnehmenden Schulen. In Kapitel zwei werden grundlegende Fakten und Kennzahlen des Programms genannt. Kapitel drei befasst sich mit Daten zur Finanzierung und Anerkennung der Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter, während in Kapital vier die Koordination des Jugendbegleiter-Programms genauer betrachtet wird. Das fünfte Kapitel schließt mit den Befragungsergebnissen zur Situation und zu Erfahrungen der Schulen in der Ganztagsbetreuung. Ferner finden Sie einen Gesamtüberblick der Entwicklung des Jugendbegleiter-Programms von 2006 bis heute in den Umschlagseiten. Darin wird deutlich wie sehr sich das Programm entwickelt hat. Mit dem Schuljahr 2012/2013 nehmen 1.582 Schulen teil, 22.464 Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter realisieren an den Schulen in Baden-Württemberg 43.290 Zeitstunden pro Woche an Bildungs- und Betreuungsangeboten. Das Kapitel „Unter der Lupe – Jugend­begleiterinnen und Jugendbegleiter mit Migrationshintergrund“, untersucht das Engagement von Menschen mit Migrations­hintergrund im Jugendbegleiter-Programm. Die Befragung wurde online durchgeführt. Alle Schulen im Programm haben sich beteiligt und damit eine 100-ProzentRücklaufquote ermöglicht. Dafür ganz herzlichen Dank an alle Schulleitungen! 1

Die Ergebnisse im Überblick Das Jugendbegleiter-Programm ist im Schuljahr 2012/2013 weiter gewachsen: Sowohl die Anzahl der teilnehmenden Schulen, der aktiven Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter als auch die Summe der Stunden pro Woche, die im Rahmen des Programms an Schulen sattfinden, sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Da alle Schulen an der Evaluation des Programms teilgenommen haben, ist die vorliegende Evaluation eine Vollerhebung. Die gewonnenen Daten sind damit valide und es können verlässliche Aussagen gemacht werden. Die Grundgesamtheit, die als Berechnungsbasis für die Auswertung der Befragung dient, ist N=1.582. Die 128 im Schuljahr 2012/2013 neu in das Programm aufgenommenen Schulen wurden im Herbst 2012 das erste Mal evaluiert. 1

Die Auswertung der Ergebnisse der Befragung erfolgt in absoluten Zahlen und Prozentangaben, die zugunsten einer besseren Lesbarkeit auf ganze Zahlen gerundet werden. Um charakteristische Entwicklungen aufzuzeigen, werden an passender Stelle die Ergebnisse vergangener Evaluationen herangezogen.

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Daten. Entwicklungen. Zusammenhänge.

Im Schuljahr 2012/2013 engagieren sich aktuell 22.464 Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter an 1.582 Schulen. Die Jugendbegleiter-Angebote umfassen 43.290 Zeitstunden pro Schulwoche. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der Zeitstunden damit um 1.780 Stunden pro Woche angestiegen. Im Durchschnitt sind an jeder Jugendbegleiter-Schule 14 Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter tätig. Davon sind 67 Prozent weiblich und 33 Prozent männlich. Der Anteil der Junior-Jugendbegleiter im Alter von 14 bis 18 Jahren bildet mit 40 Prozent, eine besonders große Altersgruppe unter den Engagierten. Eine leichte Veränderung im Vergleich zum Vorjahr ist festzustellen, wenn man die strukturelle Einbettung betrachtet, aus der heraus Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter sich an den Schulen engagieren. Die größte Gruppe der Jugend­ begleiter bilden die organisationsunabhängigen Einzelpersonen mit 43 Prozent (2011: 39 %), gefolgt von den Engagierten aus der (älteren) Schülerschaft, die 38 Prozent (2011: 39 %) ausmachen, die drittgrößte Gruppe stellen mit 19 Prozent (2011: 16 %) die Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter aus Vereinen, Verbänden und Organisationen dar. Innerhalb dieser Gruppe kann damit der größte Anstieg der Anzahl an Engagierten seit Jahren verzeichnet werden. 54 Prozent aller Schulen im Programm haben für dieses Schuljahr neben dem Grundbudget das Kooperationsbudget beantragt und finanzieren daraus 1.944 Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter aus gemeinnützigen Organisationen. Das sind neun Prozent aller Engagierten. 18 Prozent der Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter engagieren sich ohne Aufwandsentschädigung, entsprechend erhalten 82 Prozent aller Jugendbegleiter eine Aufwandsentschädigung in unterschiedlicher Höhe. Insgesamt bekommen 33 Prozent aller Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter eine Aufwandsentschädigung zwischen 6,01 und 8,00 Euro pro Stunde. Es gibt unterschiedliche Formen der Anerkennung des Engagements im Programm. Ein wesentliches Element dabei ist die Verleihung eines Qualipass-Zertifikats, das 43 Prozent aller Schulen an Jugendbegleiterinnen und Jugend­begleiter vergeben. Zusätzlich zur Förderung durch das Land Baden-Württemberg konnten 38 Prozent aller am Jugendbegleiter-Programm teilnehmenden Schulen weitere finanzielle Mittel für ihr Jugendbegleiter-Budget erschließen. Die Höhe dieser Mittel fällt von Schule zu Schule sehr unterschiedlich aus: Der größte Teil der Schulen, der zusätzliche Mittel erhält, konnte zwischen 5.001 und 7.500 Euro für das Jugendbegleiter-Budget akquirieren (21 %). Unter den Schulen, die zusätzliche Mittel erschließen konnten, wird der Schulträger als häufigste Quelle genannt. Insgesamt haben die teilnehmenden Schulen für dieses Schuljahr ca. 3,6 Mio. Euro an weiteren Mitteln für das Jugendbegleiter-Programm erhalten. Die konzeptionelle Planung des Jugendbegleiter-Programms übernimmt mit 79 Prozent in den meisten Fällen die Schulleitung. Der Jugendbegleiter-Koordinator bzw. die Koordinatorin ist mit 32 Prozent am zweithäufigsten mit dieser Aufgabe betraut. Die Befragung zeigt, dass die Planung und Betreuung des Jugendbegleiter-Programms an 56 Prozent aller Schulen von einem Team vorgenommen wird. Die Grundidee des Jugendbegleiter-Programms wird von 60 Prozent aller teilnehmenden Schulen als „sehr positiv“ und von 34 Prozent als „positiv“ bewertet. Im Vergleich zum Vorjahr ist die positive Einschätzung der Schulen der Idee des Jugendbegleiter-Programms mit jetzt 94 Prozent erneut gestiegen. Lediglich vier Schulen gaben ein negatives Votum ab.

Die Auflage der Evaluation ist begrenzt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir nicht alle Anfragen bedienen können. Die komplette Evaluations­veröffentlichung erhalten Sie in elektronischer Form unter www.jugendbegleiter.de.

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Siebte Evaluation von Schulen im Jugendbegleiter-Programm 2012/2013

Im Februar 2006 sind die ersten Schulen Baden-Württembergs dem Jugendbegleiter-Programm beigetreten und haben ihre Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleitern aufgenommen. Seitdem hat sich das Programm ständig weiterentwickelt und wurde den Bedürfnissen der teilnehmenden Schulen sukzessive angepasst. Im Schuljahr 2011/2012 begann die Regelphase.

1. Einschätzungen und Erwartungen Die Schulleitungen wurden bei der Evaluation gebeten, das Jugendbegleiter-Programm an der eigenen Schule zu bewerten. Im Folgenden wird die Verteilung der Antworten abgebildet:

Abbildung 1:

Bewertung der Grundidee Bewertung der Grundidee

Anzahl Schulen

Anteil in Prozent

N = 1.582 Sehr positiv

950

100 % 60

Positiv

530

Positives und Negatives halten sich die Waage

79

5

34

Negativ

4

0

Sehr negativ Keine Einschätzung möglich, da bislang zu wenig Erfahrungen gesammelt wurden

0

0

19

1 0

20

40

60

80

100

94 Prozent aller Jugendbegleiter-Schulen bewerten das Jugend­begleiterProgramm als „sehr positiv“ oder „positiv“.

Ähnlich wie bei der letzten Evaluation beurteilt ein sehr großer Teil der Schulen, nämlich 94 Prozent, das JugendbegleiterProgramm als „sehr positiv“ oder „positiv“. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der Schulen, die das Programm als „sehr positiv“ bewerten nochmals um sechs Prozentpunkte gestiegen. Die Umsetzung des Jugendbegleiter-Programms funktioniert an den meisten Schulen ohne größere Probleme: 78 Prozent aller Schulen bestätigen das. Die übrigen 22 Prozent geben bei der offenen Antwortmöglichkeit an, mit unterschied­ lichen Schwierigkeiten konfrontiert zu werden. Unterteilt man diese Antworten zur besseren Übersicht in Kategorien, zeigt sich, dass als häufigstes Problem von sieben Prozent aller Schulen im Programm genannt wird, geeignete Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter zu verpflichten. Weitere vier Prozent geben an, die Organisation und Verwaltung des Programms sei mühsam bzw. zu zeitaufwendig. Zwei Prozent haben Schwierigkeiten mit der Verlässlichkeit von Jugend­ begleitern oder der Organisation von Ersatz bei Ausfällen von Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleitern.

2. Grundlegende Fakten zum Jugendbegleiter-Programm Im zweiten Kapitel der Evaluation geht es um die strukturelle Einbettung, also den Hintergrund der Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter, um das Betreuungsangebot an den Schulen, die Kooperationen im Jugendbegleiter-Programm und um Informationen zu den Schulen im Programm.

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Daten. Entwicklungen. Zusammenhänge.

2.1 Hintergrund der Jugendbegleiter/-innen Es gibt drei übergeordnete Kategorien, denen die Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter zugeordnet werden können: Jugendbegleiter aus der (älteren) Schülerschaft, Personen aus Vereinen/Verbänden/Organisationen oder organisations­ unabhängige Einzelpersonen. Die Verteilung der Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter sieht wie folgt aus:

Abbildung 2:

Hintergrund der Jugendbegleiter/-innen

Hintergrund der Jugendbegleiter/-innen

Anzahl Jugend­ begleiter/-innen

Anteil in Prozent 100 %

N = 22.464 Organisationsunabhängige Einzelpersonen

9.641

Aus der (älteren) Schülerschaft

8.448

Aus Vereinen/Verbänden/ Organisationen

4.375

Davon Eltern

43

2.684

38

19 0

10

Die organisations­ unabhängigen Einzelpersonen bilden mit 43 Prozent die größte Gruppe unter den Jugend­begleiterinnen und Jugendbegleitern.

3.528

884 20

30

40

50

Ähnlich wie in der letztjährigen Evaluation sind mit 43 Prozent organisationsunabhängige Einzelpersonen (2011: 39 %) die am häufigsten genannte Gruppe unter den Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleitern, gefolgt von Personen aus der (älteren) Schülerschaft mit 38 Prozent (2011: 39 %). Aus Vereinen, Verbänden oder Organisationen stammen 19 Prozent (2011: 16 %) der Engagierten. Aus diesem Bereich sind 859 Personen mehr als im vergangenen Schuljahr als Jugendbegleiter tätig. Die Angabe, wie viele der Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter Kinder an der Schule haben, an der sie tätig sind, zeigt, dass 75 Prozent aller erwachsenen Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter selbst keine Kinder an der Schule haben. Ein genauerer Blick auf die Zusammensetzung der Gruppe der organisationsunabhängigen Einzelpersonen ergibt folgendes Bild.

Abbildung 3:

Organisationsunabhängige engagierte Personen

Organisationsunabhängige engagierte Personen

Anzahl Jugend­ begleiter/-innen

Anteil innerhalb der Gruppe in Prozent

9.641

100 %

N = 22.464

Davon mit Kind(ern) an der Schule 2.684

Engagierte Senioren/Seniorinnen

1.375

14

6

76

Engagierte mit sonstigen pädagogischen Berufen

1.234

13

6

231

4

78

Studierende

799

8

Engagierte mit freien Berufen

735

8

3

215

Engagierte aus der Wirtschaft

565

6

2

164

Ehemalige Schülerschaft

484

5

2

60

Pensionierte Lehrer/-innen

479

5

2

48

Sonstige

3.970

41 0

8

Anteil aller Jugend­ begleiter/­-innen in Prozent

10 20 30 40 50

18 0

10 20 30 40 50

1.812

28 Prozent der organisations­ unab­hängigen Personen haben Kinder an der Schule, an der sie als Jugend­ beglei­terin oder Jugend­beglei­ter tätig sind.


Siebte Evaluation von Schulen im Jugendbegleiter-Programm 2012/2013

Verglichen mit den Angaben der letzten Befragung ist der Anteil der Senioren und Seniorinnen ebenso wie der Anteil der Personen mit sonstigen pädagogischen Berufen um drei Prozentpunkte gestiegen. Das Diagramm zeigt, dass die meisten der organisationsunabhängigen Personen (41 %) durch die Schulleitungen keiner der vorgegebenen Kategorien zuzuordnen waren. Sie werden hier als sonstige Personen aufgeführt. Mit 1.812 Personen haben jedoch knapp die Hälfte der Sonstigen ein oder mehrere Kinder an der Schule, an der sie als Jugendbegleiter tätig sind. Im vergangenen Jahr lag der Anteil an Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleitern mit Kindern an der Schule, an der sie tätig sind, bei den organisationsunabhängigen Personen bei 17 Prozent, in diesem Jahr liegt er laut Angaben durch die Schulleitungen bei 28 Prozent. Untersucht man die Herkunft der Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter aus Vereinen, Verbänden und Organisationen detaillierter, so zeigt sich, dass mit 34 Prozent Personen aus dem Bereich Sport an erster Stelle stehen. Auf dem zweiten Platz befinden sich Jugendbegleiter aus dem Zweig Musik (11 %), auf Rang drei liegen Ehrenamtliche aus dem Bereich Kunst, Kultur und Medien mit sieben Prozent.

Abbildung 4:

Engagierte aus Vereinen, Verbänden und Organisationen

Vereine/Verbände/Organisationen

Anteil aller Jugend­ begleiter/­-innen in Prozent

Davon mit Kind(ern) an der Schule

Anzahl Jugend­ begleiter/-innen

Anteil innerhalb der Gruppe in Prozent

4.375

100 %

Sport

1.468

34

Musik

488

11

2

107

Kunst/Kultur/Medien

312

7

1

57

Soziales

283

6

1

15

Kirche

243

6

1

12

Jugend

222

5

1

1

Wirtschaft

194

4

1

10

Hilfsorganisationen

184

4

1

21

Natur/Umwelt

137

3

1

12

Naturwissenschaft und Technik

66

2

0

6

Sonstige Gruppen

778

N = 22.464 7

18 0

10 20 30 40 50

261

3 0

844

10 20 30 40 50

342

Sport, Musik sowie Kunst, Kultur und Medien sind innerhalb der Engagier­ten aus Ver­einen, Verbänden und Organisationen am stärksten vertreten.

Der Anstieg der Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter aus Vereinen, Verbänden und Organisationen um 859 Personen ist die stärkste Steigerung seit Jahren. Daraus kann geschlossen werden, dass das neu eingeführte Kooperationsbudget wirkt und weiteres Potenzial birgt.

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Daten. Entwicklungen. Zusammenhänge.

Von den Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleitern im Schuljahr 2012/2013 sind 67 Prozent weiblich und 33 Prozent männlich (2011: 69 % weiblich, 31 % männlich). Mit 40 Prozent bilden die Junior-Jugendbegleiter (14 bis 18 Jahre) eine der größten Altersgruppen unter den Jugend­ begleitern. Diese wird, mit 55 Prozent, nur von der Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter (19 bis 65 Jahre) über­ troffen. Die Altersstruktur der Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter hat sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert.

Abbildung 5:

Alter der Jugendbegleiter/-innen

Alter Jugend­ begleiter/-innen

Anzahl Jugend­ begleiter/-innen

Anteil in Prozent 100 %

N = 22.464 Unter 16 Jahre

3.846

17

16 bis 18 Jahre

5.270

23

19 bis 40 Jahre

5.066

23

41 bis 65 Jahre

7.139

Über 65 Jahre

1.143

32 5 0

10

20

30

40

50

40 Prozent der Jugendbegleiterinnen und Jugend­begleiter sind 18 Jahre oder jünger. Sie bilden die Gruppe der Junior-Jugend­begleiter.

2.2 Bildungs- und Betreuungsangebote im Jugendbegleiter-Programm Viele Schulen nutzen die Möglichkeit, durch Angebote im Jugendbegleiter-Programm ihr Schulprofil zu stärken und damit ihre Attraktivität zu erhöhen. Dementsprechend ist das Angebot im Jugendbegleiter-Programm sehr vielfältig und abwechslungsreich. Es reicht von typischen Angeboten wie Hausaufgabenhilfe, Fußball, Basteln und gemeinsames Singen im Chor bis zu ausgefalleneren Angeboten wie Trommeln, Klettern, Stockkampf oder Weinbau. In diesem Schuljahr werden an den teilnehmenden Schulen 43.290 Zeitstunden pro Schulwoche im Rahmen des Jugend­ begleiter-Programms angeboten. Im Vergleich zur letzten Evaluation zeigt sich ein Zuwachs von 1.780 Stunden pro Woche. Im Durchschnitt finden 27 Stunden pro Woche an jeder Jugendbegleiter-Schule statt. An den einzelnen Schulen reicht die Spanne der Anzahl der Bildungs- und Betreuungsstunden in diesem Schuljahr von vier bis zu mehr als 200 Stunden pro Schulwoche. Bei den Themenbereichen der Jugendbegleiter-Angebote liegt wie in den Jahren zuvor die Hausaufgabenbetreuung mit 21 Prozent (2011: 20 %) aller realisierten Stunden an erster Stelle, gefolgt von der Betreuung in der Mittagszeit mit

10


Siebte Evaluation von Schulen im Jugendbegleiter-Programm 2012/2013

14 Prozent (2011: 19 %) und Angeboten im Bereich Sport mit 13 Prozent (2011: 12 %). Die Verteilung der Stunden nach Themenbereichen sieht folgendermaßen aus:

Abbildung 6:

Anzahl der Wochenstunden und Jugendbegleiter/-innen in Themenbereichen Themenbereiche

Anzahl an Zeitstunden

Anzahl Jugend­ begleiter/-innen pro Themenbereich (Mehrfachnennung)

Anteil in Prozent

N = 43.290

100 %

Hausaufgabenbetreuung

9.026

21

5.131

Betreuung in der Mittagszeit

6.042

Sport

5.798

Spielraum/Bibliothek

3.496

8

2.097

Sprach- und Leseförderung

3.450

8

1.752

Kunst/Kultur

2.704

Aufsicht am Nachmittag

1.986

Musik

1.825

Technik/Mathematik/Naturwissenschaften

1.101

14

3.177

13

3.676

1.449

6

756

5 4

950

3

627

Arbeitswelt/Finanzen/Wirtschaft

934

2

507

Natur/Umwelt

886

2

475

Medien

737

2

489

Hilfsorganisatorisches Angebot (z. B. Erste Hilfe)

725

2

649

Jugendhilfe/Jugendarbeit

591

1

269

Gewaltprävention/Suchtprophylaxe

388

1

308

Kirchliches Angebot

155

0

110

Europa/Internationales

106

0

51

6

0

4

Politik Sonstiges

3.334

8 0

2.151 5

10

15

20

25

Insgesamt werden in diesem Schuljahr 43.290 Jugend­ begleiter­ Betreuungs­ stunden pro Woche ab­ gehalten. Im Bereich Haus­ aufgaben­ betreuung werden die meisten Stunden angebo­ten.

2.3 Kooperationen im Jugendbegleiter-Programm Seit dem Schuljahr 2011/2012, mit dem Übergang des Jugendbegleiter-Programms in die Regelphase, können Schulen ergänzend zum Grundbudget ein Kooperationsbudget beantragen. Voraussetzung dafür ist ein Kooperationsvertrag zwischen Schule und außerschulischem Partner über ein Jugendbegleiter-Angebot. Mit diesem zusätzlichen Budget, das bis zu 1.500 Euro pro Schuljahr betragen kann, werden Schulen dabei unterstützt, auf lokaler Ebene ihr Netzwerk und Kontakte zu außerschulischen Partnern auf- und auszubauen.

11


Daten. Entwicklungen. Zusammenhänge.

Die folgende Grafik zeigt, wie viele der Jugendbegleiter-Schulen in diesem Schuljahr das Kooperationsbudget beantragt haben.

Abbildung 7:

Kooperationsbudget im Jugendbegleiter-Programm

N = 1.582 Schulen mit Kooperationsbudget

851

Schulen ohne Kooperationsbudget

731

Über die Hälfte aller Jugend­ begleiter-Schulen hat das Kooperations­budget in diesem Schuljahr beantragt.

Anteil in Prozent

Anzahl Schulen

100 % 54 46 0

20

40

60

80

100

Es gibt allerdings auch einige Schulen, die Kooperationen mit außerschulischen Partnern pflegen, das Kooperations­budget jedoch nicht beantragt haben. 72 Prozent aller Jugendbegleiter-Schulen geben an, mit außerschulischen, gemeinnützigen Organisationen zusammenzuarbeiten. Nur 54 Prozent beanspruchen jedoch das Kooperationsbudget. Hier ist sicherlich noch Potenzial nach oben.

Abbildung 8:

Kooperationsbudget nach Schulart

Schularten

Anzahl Schulen mit Kooperations­ budget

Anzahl Schulen

851

1.582

Anteil der Schulen mit Kooperations­budget in Relation zur Anzahl der Schulart im Programm in Prozent

Gemeinschaftsschule

21

29

Grundschule

244

414

Sonderschule Grund-, Haupt-, Werk­realschule Haupt-, Werkrealschule

29

49

59

195

336

58

35

69

51

Realschule

82

168

49

72 59

Gymnasium

130

268

48

Förder­schule

57

121

47

Grund- und Hauptschule

14

30

Berufliche Schule

18

48

Sonstige

26

50

47 37 52 0

20

40

60

80

100

Mit 72 Prozent haben überdurchschnittlich viele Gemeinschafts­ schulen das Kooperations­ budget beantragt.

Betrachtet man die Jugendbegleiter-Schulen, die das Kooperationsbudget beantragt haben, in Bezug auf ihre Schulartzugehörigkeit, wird ersichtlich, dass 72 Prozent der am Programm teilnehmenden Gemeinschafsschulen das zusätz­ liche Budget beantragt haben. Insgesamt werden mindestens 1.089 2 Kooperationen mit gemeinnützigen Vereinen, Verbänden und Organisationen und damit 1.944 Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter über das Kooperationsbudget finanziert. Dies entspricht neun Prozent aller Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter.

2

Die Zahl der Kooperationen liegt voraussichtlich etwas höher, da 26 Schulen „vier und mehr Kooperationen“ angegeben haben.

12


Siebte Evaluation von Schulen im Jugendbegleiter-Programm 2012/2013

Die folgende Abbildung neun zeigt, wie viele Kooperationen pro Schule, die das Kooperationsbudget beantragt haben, in diesem Schuljahr voraussichtlich zustande kommen.

Abbildung 9:

Anzahl der aus dem Kooperationsbudget finanzierten Kooperationen

Anzahl Kooperationen

Anzahl Schulen, die eine Angabe gemacht haben N = 770

Eine Kooperation

549

Zwei Kooperationen

149

Drei Kooperationen

46

Vier und mehr Kooperationen

26

Anzahl Koopera­tionen

Anteil in Prozent 3

min. 1.089

100 % 71

549

19

298

6

138 3

min. 104

0

20

40

60

80

100

71 Prozent der Schulen finanzieren eine Kooperation, 19 Prozent sogar zwei Kooperationen über das zusätzliche Budget.

Rund 54 Prozent der am Programm teilnehmenden Schulen nutzen das Kooperationsbudget für eine vertiefte Zusammenarbeit mit einem außerschulischen Partner.

2.4 Schulen im Jugendbegleiter-Programm An der Online-Evaluation im Herbst 2012 haben alle 1.582 zu diesem Zeitpunkt im Jugendbegleiter-Programm angemeldeten Schulen teilgenommen. Im Februar 2006 startete das Jugendbegleiter-Programm mit 248 4 teilnehmenden Schulen. In den folgenden Jahren stiegen bis September 2011 jedes Schuljahr zwischen 176 und 324 5 neue Schulen in das Programm ein, im September 2012 waren es 128 Schulen. Die regionale Verteilung der Jugendbegleiter-Schulen in Baden-Württemberg zeigt, dass nach wie vor der Regierungsbezirk Stuttgart, im Schuljahr 2012/2013 mit 41 Prozent aller Jugendbegleiter-Schulen, die meisten dieser Schulen aufweist. Der Regierungsbezirk Tübingen (22 %) und der Regierungsbezirk Freiburg (20 %) sind fast gleichauf, gefolgt vom Regierungsbezirk Karlsruhe mit 17 Prozent aller Jugendbegleiter-Schulen in Baden-Württemberg. Den größten Zuwachs weist der Regierungsbezirk Freiburg auf: Dort gibt es im laufenden Schuljahr 22 Schulen mehr als im Vorjahr.

Abiildung 10:

Schulen nach Regierungsbezirk

Regierungsbezirk

Anzahl Schulen

Anteil in Prozent 100 %

N = 1.582 Stuttgart

651

Tübingen

344

Freiburg

321

Karlsruhe

266

41 22 20 17 0

10

20

30

40

50

Mit 41 Prozent gibt es im Regierungsbezirk Stuttgart die meisten Jugendbegleiter-Schulen.

3

Durch Rundungen beläuft sich die Summe auf 99 Prozent. Anzahl der Schulen zum Zeitpunkt der Evaluation 2006. 5 Im sogenannten erweiterten Modelljahr im Schuljahr 2008/2009 gab es zwei Einstiegstermine, weshalb in diesem Schuljahr besonders viele Schulen in das Jugendbegleiter-Programm aufgenommen werden konnten. 4

13


Daten. Entwicklungen. Zusammenhänge.

Die Verteilung der Jugendbegleiter-Schulen nach Land- und Stadtkreisen sieht folgendermaßen aus: Abiildung 11:

Jugendbegleiter-Schulen nach Land-/Stadtkreisen Land-/Stadtkreis

Anzahl Schulen N = 1.582 94 93

Stuttgart Ludwigsburg Esslingen Ortenaukreis Böblingen Landkreis Heilbronn Rems-Murr-Kreis Göppingen Schwäbisch Hall Landkreis Karlsruhe Ravensburg Rhein-Neckar-Kreis Alb-Donau-Kreis Reutlingen Konstanz Ostalbkreis Schwarzwald-Baar-Kreis Tübingen Zollernalbkreis Bodenseekreis Freiburg Stadtkreis Karlsruhe Lörrach Ulm Biberach Sigmaringen Stadtkreis Heilbronn Neckar-Odenwald-Kreis Rottweil Main-Tauber-Kreis Tuttlingen Breisgau-Hochschwarzwald Heidenheim Mannheim Rastatt Freudenstadt Calw Emmendingen Waldshut Enzkreis Hohenlohekreis Pforzheim Baden-Baden Heidelberg

78 54 51 51 50 49 49 47 46 44 42 42 41 41 41 39 39 37 37 35 34 34 33 32 31 30 29 28 28 27 26 26 18 17 16 16 14 12 10 10 6 5 0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Im Stadtkreis Stuttgart gibt es mit 94 Schulen die meisten Jugend­ begleiterSchulen.

Der Stadtkreis Stuttgart ist mit 94 Schulen im aktuellen Schuljahr der Kreis mit den meisten Jugendbegleiter-Schulen in Baden-Württemberg, dicht gefolgt vom Landkreis Ludwigsburg, in dem sich 93 Jugendbegleiter-Schulen befinden. Der Landkreis Esslingen steht mit 78 Schulen an dritter Stelle.

14


Siebte Evaluation von Schulen im Jugendbegleiter-Programm 2012/2013

Betrachtet man die Jugendbegleiter-Schulen aufgeschlüsselt nach Schulart, führen die Grundschulen wie in den Vorjahren die Statistik an. Mit 26 Prozent sind Grundschulen unter den Schulen im Jugendbegleiter-Programm am stärksten vertreten, gefolgt von Grund-, Haupt-, Werkrealschulen (21 %) und Gymnasien (17 %). Die Anzahl Beruflicher Schulen ist bisher recht gering. Ein Grund dafür liegt darin, dass diese erst seit dem Beginn der Regelphase des Programms, dem Schuljahr 2011/2012, teilnehmen können. Die Gemeinschaftsschulen sind mit 29 Schulen vertreten. In Anbetracht dessen, dass es in Baden-Württemberg zurzeit 42 Gemeinschaftsschulen gibt, ist dies eine beträchtliche Anzahl. Eine genaue Aufschlüsselung der Jugendbegleiter-Schulen nach Schulart zeigt die Abiildung zwölf.

Abiildung 12:

Schulen nach Schulart Schulart

Anzahl Schulen

Anteil in Prozent

N = 1.582

100 %

Grundschule

414

26

Grund-, Haupt-, Werk­realschule

336

Gymnasium

268

Realschule

168

Förder­schule

121

Haupt-, Werkrealschule

69

4

Sonderschule

49

3

Berufliche Schule

48

3

Grund- und Hauptschule

30

2

Gemeinschaftsschule

29

2

Sonstige

50

3

21 17 11 8

darunter Verbundschule

23

1

Grund-, und Werk­realschule

11

1 0

2.5

10

20

30

40

50

Die Grundschule ist mit 26 Prozent die am stärksten vertretene Schulart im Jugend­begleiterProgramm.

Jugendbegleiter/-innen und Schule

Die Anzahl der Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter ist im Schuljahr 2012/2013 auf 22.464 Personen gestiegen. Das sind 1.321 Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter mehr als zum Zeitpunkt der letzten Erhebung. Durchschnittlich sind damit, ebenso wie im vergangenen Schuljahr, 14 Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter an jeder teilnehmenden Schule ehrenamtlich tätig. Die Anzahl der engagierten Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter ist in Schulen unterschiedlich. Die Bandbreite erstreckt sich dabei von einem Jugendbegleiter oder einer Jugend­begleiterin bis zu mehr als 150 aktiven Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleitern. Die meisten Schulen (334 Schulen, 21 %) haben zwischen sieben und zehn Jugend­begleiterinnen und Jugendbegleiter im Einsatz, gefolgt von 324 Schulen (20 %), bei denen vier bis sechs Personen als Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter an der Schule tätig sind.

15


Daten. Entwicklungen. Zusammenhänge.

Der Blick auf die Verteilung der Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter nach Schulart vermittelt folgendes Bild:

Abiildung 13:

Verteilung der Jugendbegleiter/-innen auf die Schulart Anzahl Schulen

Anzahl Jugend­ begleiter/-innen

1.582

N = 22.464

Gymnasium

268

7.734

Grund-, Haupt-, Werk­realschule

336

4.243

19

Grundschule

414

3.960

18

Realschule

168

2.668

Förder­schule

121

1.007

4

Haupt-, Werkrealschule

69

841

4

Sonderschule

49

403

Berufliche Schule

48

309

1

Gemeinschaftsschule

29

271

1

Grund- und Hauptschule

30

257

1

Sonstige

50

771

3

Verbundschule

23

436

2

Grund-, und Werk­realschule

11

103

Schulart

Anteil der Jugendbegleiter/-innen in Prozent 6 100 % 34

12

2

darunter

1 0

10

20

30

40

50

34 Prozent aller Jugend­begleiterinnen und Jugend­begleiter leiten an einem Gymnasium ein Angebot. An Grund­ schulen, der meist­ vertretenen Schulart im Programm, sind 18 Prozent der Jugend­begleiterinnen und Jugend­begleiter im Einsatz.

Obwohl das Gymnasium mit 17 Prozent die am drittstärksten vertretene Schulform im Jugendbegleiter-Programm ist, befindet sich an Gymnasien in Baden-Württemberg mit 34 Prozent (2011: 37 %) die größte Gruppe aller Jugendbegleiterin­nen und Jugendbegleiter. Dies ist dadurch zu erklären, dass an Gymnasien häufig Schülerinnen und Schüler höherer Jahrgänge als Jugendbegleiter in der Betreuung jüngerer Mitschülerinnen und Mitschüler tätig sind. Auf Platz zwei liegen Grund-, Haupt-, Werkrealschulen: 21 Prozent der Jugendbegleiter-Schulen gehören dieser Schulform an und 19 Prozent aller Jugend­ begleiterinnen und Jugendbegleiter sind dort im Einsatz. An Grundschulen, die am häufigsten vertretene Schulform im Jugendbegleiter-Programm (26 %), sind 3.960 Jugendbegleiterinnen und Jugend­begleiter in den Schulalltag eingebunden, was 18 Prozent aller Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter ausmacht. Damit liegen Grundschulen bezüglich der Anzahl der aktiven Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter auf dem dritten Platz.

6

Durch Rundungen beläuft sich die Summe auf 99 Prozent.

16


Siebte Evaluation von Schulen im Jugendbegleiter-Programm 2012/2013

Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter können als einzelne Person ein Angebot leiten, aber auch im Team eine Schüler­ gruppe betreuen. In der folgenden Grafik wird die Verteilung der Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter nach der Art ihres Einsatzes abgebildet.

Abiildung 14:

Art des Einsatzes

Art des Einsatzes

Anzahl Jugend­ begleiter/-innen

Anteil in Prozent 100 %

N = 22.464 Als Einzelpersonen im Einsatz

11.435

51

Als Team im Einsatz

11.029

49 0

20

40

60

80

100

Gut die Hälfte aller Jugend­ begleiterinnen und Jugend­begleiter ge­ stal­ten ihr Angebot als Einzelperson.

Die Arbeit im Team bringt verschiedene Vorteile mit sich: Einerseits können Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter, die gemeinsam ein Angebot gestalten, sich miteinander absprechen und ihr Angebot zusammen planen oder nachbesprechen. Andererseits kann der Ausfall eines Jugendbegleiters in einem Team gut aufgefangen werden und das Jugendbegleiter-Angebot verlässlich stattfinden. Aktuell finden Jugendbegleiter-Angebote zu 52 Prozent (2011: 52 %) 7 ausschließlich an der Schule, zu 46 Prozent (2011: 41 %) sowohl an der Schule als auch im schulnahen Raum und zu zwei Prozent (2011: 2 %) nur im schulnahen Raum statt. Bei genauer Betrachtung lässt sich erkennen, dass Schulen zunehmend nicht nur die eigene Schule als Veranstaltungsort für Jugendbegleiter-Angebote nutzen, sondern auch andere Lernorte.

3. Finanzierung und Anerkennung Das Jugendbegleiter-Programm stellt Schulleitungen finanzielle Mittel zur Verfügung, um Aufwandsentschädigungen, Sach-, Koordinierungs- und Fortbildungskosten zu begleichen.

3.1 Schulbudget Jede Jugendbegleiter-Schule erhält Fördermittel vom Land Baden-Württemberg, um das Jugendbegleiter-Programm nach eigenen Vorstellungen zu gestalten und außerunterrichtliche Bildungs- und Betreuungsangebote einzurichten. Diese

7

In den Evaluationen der vergangenen Jahre war die Frage nach dem Raum, in dem Jugendbegleiter-Angebote stattfinden, keine Pflichtfrage, weshalb sich die Summe der Angaben nicht auf 100 Prozent beläuft.

17


Daten. Entwicklungen. Zusammenhänge.

Förderung von Landesseite kann durch weitere Mittel ergänzt werden. Wie in Abbildung 15 zu sehen ist, konnten 600 Schulen, 38 Prozent der Jugendbegleiter-Schulen, zusätzliche Mittel akquirieren, um ihr Schulbudget zu erhöhen.

Erschließung weiterer finanzieller Mittel

Abbildung 15:

Erschließung weiterer finanzieller Mittel

Anzahl Schulen

Anteil in Prozent 100 %

N = 1.582 Nein

982

Ja

600

62 38 0

20

40

60

80

100

38 Prozent aller Jugendbegleiter-Schulen erschließen, neben den Förder­geldern des Jugendbegleiter-Programms, weitere finanzielle Mittel für die Angebote an ihrer Schule.

Betrachtet man genauer, woher die zusätzlichen Geldbeträge stammen, die die 600 oben genannten Schulen erschlossen haben, zeigt sich, dass der Schulträger mit 79 Prozent am häufigsten genannt wird. Der Zuschuss der Schulträger zum Jugendbegleiter-Programm im Schuljahr 2012/2013 umfasst insgesamt ca. 2,9 Mio. Euro. Am zweithäufigsten, mit 33 Prozent, nannten die Schulleitungen Elternbeiträge als weitere Finanzquelle für das Jugendbegleiter-Programm, mit denen nochmals ca. 380.000 Euro für das Jugendbegleiter-Budget gewonnen wurden. Vergleicht man diese Angaben mit der Befragung im Schuljahr 2011/2012 zeichnet sich ein Anstieg der finanziellen Unterstützung durch die Schulträger ab. Das Konzept des Jugendbegleiter-Programms wird auch von den Kommunen positiv bewertet und unterstützt.

Abbildung 16:

Zuschüsse der Schulträger/Zusätzliche Mittel (Mehrfachnennung möglich)

Art der zusätzlichen Mittel

Anzahl der Nennungen 853

Zuschuss Schulträger

473

Elternbeiträge

199

Sonstige

181

Summe der zusätzlichen Mittel

Anteil der Schulen, die zusätz­liche Mittel gewinnen konnten, in Prozent N = 600 79

2.860.648 €

33

376.594 € 348.156 €

30 0

20

40

60

80

100

79 Prozent der 600 oben genannten Schulen, die eine Co-Finanzierung erhalten, bekommen diese durch ihren Schulträger.

3.2 Aufwandsentschädigung und weitere Formen der Wertschätzung Die Schulleitungen der Jugendbegleiter-Schulen haben die Möglichkeit eine Aufwandsentschädigung an ihre Jugend­ begleiterinnen und Jugendbegleiter auszuzahlen. Die Höhe dieser Entschädigung wird nicht durch das Jugend­begleiterProgramm bestimmt und kann an einer Schule von Person zu Person variieren. In manchen Kommunen einigt man sich allerdings auf eine einheitliche Pro-Kopf-Vergütung, die für die örtlichen Schulen bindend ist. Insgesamt sind 18 Prozent

18


Siebte Evaluation von Schulen im Jugendbegleiter-Programm 2012/2013

aller Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter an Schulen tätig, ohne dafür eine finanzielle Entschädigung zu bekommen. Folgende Grafik zeigt die Höhe der Aufwandsentschädigungen.

Abbildung 17:

Höhe der Aufwandsentschädigung

Höhe der Aufwandsentschädigung

Anzahl Jugend­ begleiter/-innen

Anteil in Prozent 8 100 %

N = 22.464 Keine Aufwandsentschädigung Bis 2,00 €

3.988

18

439

2,01 bis 4,00 €

1.177

4,01 bis 6,00 €

2.774

6,01 bis 8,00 €

7.503

8,01 bis 10,00 €

3.441

10,01 bis 15,00 €

2.339

Mehr als 15,00 €

801

2 5

Mit 48 Prozent aller Jugend­begleiterinnen und Jugendbegleiter erhalten fast die Hälfte aller Engagierten eine Aufwandsentschädigung zwischen 6,01 und 10,00 Euro.

12 33 15 10 4 0

10

20

30

40

50

Verglichen mit den Angaben in der Evaluation im Schuljahr 2011/2012 gibt es bei der Höhe der Aufwandsentschädigung kaum Veränderungen: Die Abweichungen liegen in den einzelnen Kategorien bei maximal einem Prozentpunkt, womit die Höhe der Aufwandsentschädigungen sehr stabil ist. Neben einer Aufwandsentschädigung, kleinen Festen, Dankeschön-Geschenken oder Einladungen zu Schulveranstaltungen gibt es die Möglichkeit über ein Qualipass-Zertifikat 9 gegenüber den Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleitern der eigenen Schule Dank und Wertschätzung auszudrücken. 43 Prozent der Jugendbegleiter-Schulen verleihen ihren Jugendbegleitern ein Qualipass-Zertifikat. Das entspricht einer Zahl von 687 Schulen.

Abbildung 18:

Verleihung von Qualipass-Zertifikaten

Verleihung von Qualipass-Zertifikaten

Anzahl Schulen

Anteil in Prozent 100 %

N = 687 Nur an Junior-Jugendbegleiter/-innen

366

Nur an erwachsene Jugendbegleiter/-innen

77

Sowohl an Junior- als auch erwachsene Jugendbegleiter/-innen

244

53 11 36 0

20

40

60

80

100

53 Prozent dieser Schulen vergeben das Zertifikat nur an Junior-Jugendbegleiter, 36 Prozent sowohl an Junior-Jugendbegleiter als auch an erwachsene Jugend­begleiter und 11 Prozent nur an erwachsene Jugendbegleiter.

8 9

Durch Rundungen beläuft sich die Summe auf 99 Prozent. Informationen zum Qualipass unter www.qualipass.info.

19


Daten. Entwicklungen. Zusammenhänge.

Fortbildungen sind ebenfalls ein Instrument der Anerkennung ehrenamtlichen Engagements. Im Rahmen des Jugend­ begleiter-Programms führen die Schulleitungen in Absprache mit den Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleitern Fortbildungsmaßnahmen für ehrenamtlich Tätige durch. Die Inhalte der Fortbildungen richten sich nach dem jeweiligen Bedarf der Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter sowie der Schulen. Bei der Endabrechnung des Programms im Sommer 2012 haben die Schulen angegeben, ob sie Fortbildungen im Schuljahr 2012/2013 vorhaben: 31 Prozent gaben an, eine oder mehrere Fortbildungen zu planen. Davon sollte an 60 Prozent dieser Schulen eine Fortbildung im Bereich Pädagogik stattfinden, 42 Prozent planten, ihre Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter in Didaktik und Methodik fortzubilden und 36 Prozent der Schulen haben einen anderen thematischen Schwerpunkt gewählt. Mehrfachnennungen waren dabei möglich. Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter müssen für ihr Engagement an der Schule eine Qualifikation vorweisen können. Wer als Jugendbegleiter geeignet ist, entscheidet letztendlich die zuständige Schulleitung. Ein Bild über die Quali­ fizierung der Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter vermittelt die nachstehende Grafik.

Abbildung 19:

Qualifizierung von Jugendbegleiterinnen/Jugendbegleitern Art der Qualifizierung

Anzahl Jugend­ begleiter/-innen N = 22.458

Anteil in Prozent

10

100 %

Qualifiziert durch Ausbildung/Beruf

7.963

35

Qualifiziert durch schulinterne Fortbildungen

5.847

Qualifiziert im Ehrenamt

4.599

Qualifiziert durch Schülermentorenprogramm

1.837

8

Sonstiges

2.212

10

26 21

0

10

20

30

40

50

35 Prozent aller Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter sind über ihren Beruf oder ihre Ausbildung qualifiziert.

4. Koordination des Jugendbegleiter-Programms Die Koordination des Jugendbegleiter-Programms ist an Schulen unterschiedlich. Die Schulleitungen wurden danach gefragt, wer das Programm an der eigenen Schule koordiniert. Mehrfachnennungen waren dabei möglich. Abbildung 20 zeigt, dass bei 2.890 Nennungen von 1.582 Schulen häufig ein Team das Programm koordiniert. 56 Prozent aller Schulen haben mehr als eine Person genannt, die für die konzeptionelle Planung und Koordination zuständig ist. Verglichen mit der Evaluation im Vorjahr gibt es kaum prozentuale Veränderungen bei den Angaben zur Koordination und Planung des Jugendbegleiter-Programms.

10

Hier fehlen die Angaben für sechs Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter.

20


Siebte Evaluation von Schulen im Jugendbegleiter-Programm 2012/2013

Abbildung 20:

Zuständigkeit für die Koordinierung des Programms (Mehrfachnennung möglich)

Zuständigkeit für die Koordinierung

Anzahl der Nennungen 2.890

Die Schulleitung

Anteil in Prozent N = 1.582

1.252

79

Ein/e Jugendbegleiter-Koordinator/-in

513

32

Eine Lehrkraft

465

29

Ein/e Schulsozialarbeiter/-in

144

9

Der Schulträger

123

8

101

6

75

5

Eine bereits länger an der Schule bestehende Planungsgruppe Ein Kooperationsnetzwerk (z. B. bestehend aus Schule, Schulträger, Vereine, Unternehmen) Eine für das Programm eigens gegründete Koordinierungsgruppe

4

71

Eine schulexterne Institution (z. B. VHS, Diakonie)

33

Sonstige

113

2 7 0

20

40

60

80

100

An 79 Prozent aller Schulen ist die Schulleitung für die Koordi­ nation des Jugend­ begleiter-Programms verantwortlich. An mehr als der Hälfte der Schulen wird diese Aufgabe von mehreren Personen gemeinsam übernommen.

Die Schulleitungen, verantwortlich für die Durchführung des Programms, nutzen also verschiedene kooperative Arbeits­ formen für konzeptionelle und koordinierende Aufgaben im Jugendbegleiter-Programm.

5. Situation und Erfahrungen in der Ganztagsbetreuung Das Jugendbegleiter-Programm ist ein hervorragendes Instrument zum Ausbau des Ganztagsbetriebs an den Schulen in Baden-Württemberg. In diesem Schuljahr sind 52 Prozent aller Jugendbegleiter-Schulen als Ganztagsschule anerkannt. In beiden Schuljahren zuvor hatten 50 Prozent der Schulen diesen Status. Es lässt sich folglich ein leichtes Anwachsen der Ganztagsschulen unter den Jugendbegleiter-Schulen feststellen.

Abbildung 21:

Ausgangssituation

Als Ganztagsschule anerkannt

Anzahl Schulen

Anteil in Prozent 100 %

N = 1.582 Ja

830

Nein

752

52 48 0

20

40

60

80

100

52 Prozent aller JugendbegleiterSchulen sind vom Land als Ganztagsschule anerkannt.

21


Daten. Entwicklungen. Zusammenhänge.  · Unter der Lupe: Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter mit Migrationshintergrund

Neben dem Jugendbegleiter-Programm gibt es in Baden-Württemberg eine große Bandbreite weiterer Projekte, Programme und Bausteine, die ergänzend zum regulären Unterricht im Bereich der Ganztagsbetreuung an Schulen stattfinden. Nahezu alle Jugendbegleiter-Schulen nutzen weitere Programme. Die Nutzung diese Angebote stellt sich wie folgt dar:

Abbildung 22:

Weitere Programme, Projekte und Bausteine zur Ganztagsbetreuung (Mehrfachnennung möglich) Programme/Projekte/Bausteine

Anzahl der Nennungen 9.101

Anteil in Prozent N = 1.582

Mittagstisch

1.140

72

Arbeitsgemeinschaften (angeboten durch Lehrkräfte)

1.093

69

Hausaufgabenbetreuung

1.040

66

Kooperation Schule-Verein

865

Spezielle Fördermaßnahmen (z. B. Sprachförderung)

55

776

49

Kernzeitbetreuung

723

46

Projektangebote durch die Schulsozialarbeit

716

45

Nachmittagsbetreuung

700

44

Lehrbeauftragten-Programm

604

Einsatz von Schülermentoren/-mentorinnen

476

30

Einsatz von Lesepaten/-patinnen

441

28

Kooperation mit der Jugendhilfe

337

Sonstiges

157

10

Keine weiteren Programme, Projekte oder Bausteine

33

2

38

21

0

20

40

60

80

100

Der Großteil der Jugendbegleiter-Schulen kombiniert mehrere Programme, Projekte und Bausteine zur Ganztagsbetreuung. Am häufigsten werden die Mittagstischbetreuung, Arbeitsgemeinschaften und Hausaufgabenbetreuung angeboten.

9.101 Nennungen bei 1.582 Schulen zeigen, dass Schulen im Sinne einer verlässlichen Ganztagsbetreuung oft mehrere Programme miteinander kombinieren. 18 Prozent aller Schulen haben angegeben ein bis drei weitere Programme zu nutzen, 27 Prozent haben vier bis fünf zusätzliche Programme genannt und 53 Prozent greifen sogar auf fünf und mehr Programme, Projekte und Bausteine zurück, um den Ganztagsbetrieb an ihrer Schule zu organisieren.

22


Siebte Evaluation von Schulen im Jugendbegleiter-Programm 2012/2013

Unter der Lupe Jugendbegleiterinnen und Jugend­ begleiter mit Migrationshintergrund In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Evaluation des Jugendbegleiter-Programms zum Thema Migration dargelegt. Danach geben Mitwirkende des Jugendbegleiter-Programms, die einen Migrationshintergrund haben, Einblicke in den Alltag der Jugendbegleiter-Schulen.

Jugendbegleiter-Schulen und Migration Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes verdeutlichen, dass Migration in Deutschland und in Baden-Württemberg ein wichtiges gesellschaftliches Thema ist. Insbesondere sind Schulen als zentrale Bildungsinstitution eine Plattform der Integration für eine beträchtliche Anzahl (junger) Migrantinnen und Migranten in Baden-Württemberg. Die Schulen sind nicht nur Stätten fachbezogener Bildungs­ inhalte, sondern auch Orte nonformaler und informeller Bildungszusammenhänge, die insbesondere für Kinder aus Einwandererfamilien große Bedeutung gewinnen.

Bundesweite Zahlen im Überblick Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes haben knapp 20 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland einen Migrationshintergrund 1, bei Kindern und Jugendlichen im Alter bis 20 Jahre liegt dieser Anteil sogar bei 31 Prozent. In Baden-Württemberg haben gut 26 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Aufgeteilt nach Regierungsbezirken zeigt sich, dass der Norden Baden-Württembergs einen höheren Anteil an Personen mit Migrationshintergrund

Der „Survey Jugend 2011 Baden-Württemberg“, der gemeinsam durch den Landesschülerbeirat und durch die Jugendstiftung Baden-Württemberg veröffentlicht wurde, hat bei seiner Befragung von über 2.400 Schülerinnen und Schülern interessante Daten über Jugendliche aus Einwanderer­familien 3 erhoben. 27 Prozent der Befragten gaben an, aus einer Einwandererfamilie zu stammen. Verallgemeinert man diese Aussage, bedeutet das, dass gut ein Viertel aller Schülerinnen und Schüler auf weiterführenden Schulen in Baden-Württemberg aus Einwanderer­ familien stammen. Betrachtet man die Verteilung der Untersuchungsteilnehmerinnen und -teilnehmer auf die verschiedenen Schulformen, zeigt sich folgendes Bild: 48 Prozent aller Hauptschülerinnen und Hauptschüler stammen aus Einwanderer­ familien, jedoch lediglich 24 Prozent der Realschülerinnen und Realschüler und 15 Prozent der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten. 4

aufweist als der Süden. Im Regierungsbezirk Stuttgart haben über 29 Prozent der Bewohner einen Migrationshintergrund, im Regierungsbezirk Karlsruhe gehören 27 Prozent diesem Bevölkerungsteil an. Die Anteile der Einwohner mit Migrationshintergrund in den Regierungsbezirken Freiburg und Tübingen belaufen sich beide auf ca. 23 Prozent. 2

1

Migrationshintergrund wird in der zitierten Veröffentlichung wie folgt definiert: „alle nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil“. Statistisches Bundesamt, Fachserie 1, Reihe 2.2, 2011, S. 6. 2 Vgl.: Statistisches Bundesamt, Fachserie 1, Reihe 2.2, 2011, S. 32 ff. 3 Der „Survey Jugend 2011 Baden-Württemberg“ unterscheidet nach Untersuchungsteilnehmerinnen und -teilnehmern aus Einwandererfamilien, deren Eltern beide nicht in Deutschland geboren wurden und Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Studie, von denen mindestens ein Elternteil in Deutschland geboren wurde. Vgl.: Survey Jugend 2011 Baden-Württemberg, S. 7. 4 Vgl.: Jugendstiftung aktuell 2/2011, S.1f.

23


Unter der Lupe: Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter mit Migrationshintergrund

In diesem Schuljahr wurden in der Evaluation des Programms Fragen zur ethnischen Herkunft der Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter gestellt und erfragt, welche Rolle die Stärkung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund 5 an den Jugend­begleiter-Schulen spielt. An 54 Prozent aller Jugendbegleiter-Schulen gibt es mindestens einen Jugendbegleiter oder eine Jugendbegleiterin mit Migrationshintergrund.

Abbildung 23:

Schulen mit Jugendbegleiterinnen/Jugendbegleitern mit Migrationshintergrund

Jugend­begleiter/-innen mit Migrationshintergrund

Anzahl Schulen

Anteil in Prozent 100 %

N = 859 1 bis 3 Jugendbegleiter/-innen mit Migrationshintergrund

621

72

4 bis 6 Jugendbegleiter/-innen mit Migrationshintergrund

141

7 bis 9 Jugendbegleiter/-innen mit Migrationshintergrund

49

6

10 und mehr Jugendbegleiter/-innen mit Migrationshintergrund

48

6

16

0

20

40

60

80

100

An 621 Schulen sind zwischen einem und drei Jugendbegleiterinnen und Jugend­ begleitern mit Migrationshinter­ grund im Einsatz.

Insgesamt haben gut zwölf Prozent aller Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter einen Migrationshintergrund. Die Anzahl von Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleitern reicht von null bis zu 36 Personen mit Migrationshintergrund an einer Schule. Betrachtet man die Verteilung dieser Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter nach Schul­arten, fällt auf, dass der Anteil an Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleitern mit Migrationshintergrund an Haupt-, Werkrealschulen sowie Beruflichen Schulen in Relation zur Anzahl der Jugendbegleiterinnen und Jugend­begleiter an diesen Schulformen mit jeweils 20 Prozent überdurchschnittlich hoch ist. An Grund- und Hauptschulen ist der Anteil mit fünf Prozent verhältnismäßig gering, wie nachstehende Abbildung aufzeigt.

5

Migrationshintergrund wurde im Fragebogen der Evaluation folgendermaßen definiert: Ein Elternteil oder beide Eltern stammen nicht aus Deutschland. Ebenso wird der Begriff in dieser Veröffentlichung verstanden.

24


Siebte Evaluation von Schulen im Jugendbegleiter-Programm 2012/2013

Abbildung 24:

Jugendbegleiter/-innen mit Migrationshintergrund nach Schulart

Schulart

Anzahl Jugend­ begleiter/-innen mit Migrationshintergrund

Anteil der Jugendbegleiter/-innen mit Migrationshintergrund an allen Jugendbegleitern an der jeweiligen Schulform in Prozent

Anteil in Prozent 6

N = 2.794

100 %

Haupt-, Werk­ realschule

172

6

20

Berufliche Schule

62

2

20

Grund-, Haupt-, Werk­realschule Realschule

720 393

14

Grundschule

430

15

Förder­schule

108

Gymnasium

761

Sonderschule

40

1

Gemeinschaftsschule

20

1

Grund- und Hauptschule

12

0

Sonstige

76

3

17

26

15 11 11

4

10

27

0

10 7 5 10 10

20

30

40

50

0

10

20

30

40

50

Schulleitungen berichten, dass an 53 Prozent aller Jugendbegleiter-Schulen die Stärkung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund ein „wichtiges“ oder sogar „sehr wichtiges“ Thema ist. Jugendbegleiter-Angebote, die sich gezielt an Migrantinnen und Migranten richten oder überwiegend von diesen besucht werden, gibt es an 19 Prozent aller Jugendbegleiter-Schulen. 30 Prozent der Schulleitungen der Haupt- und Werkrealschulen haben angegeben, ein solches Jugendbegleiter-Angebot an ihrer Schule zu haben, gefolgt von den Grund-, Haupt-, Werkrealschulen im Programm, bei denen an 25 Prozent ein Angebot stattfindet, das sich gezielt an Migrantinnen und Migranten richtet. In diesem Zusammenhang wurden am häufigsten Angebote zur Sprach- und Leseförderung (48 %), Hausaufgaben­ betreuung (25 %) und Sportangebote (9 %) genannt. Als vorläufiges Fazit lässt sich feststellen, dass das Jugendbegleiter-Programm von einem Großteil der teilnehmenden Schulen dazu genutzt wird, die Integration und Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu unterstützen.

6

Durch Rundungen beläuft sich die Summe auf 99 Prozent.

25


Unter der Lupe: „Positive Vorbilder: Junge Frauen und Männer, die Abitur machen.“

„Positive Vorbilder: Junge Frauen und Männer, die Abitur machen.“ Interview mit Herrn Ersoy, Vorsitzender des Türkischen Vereins in Tübingen sowie Frau Heinemann, Rektorin der Albert-Schweitzer-Realschule in Tübingen und Frau Neumann, dortige Koordinatorin des Jugendbegleiter-Programms

Der Türkische Verein Tübingen besteht seit 1980 und hat zurzeit 300 Mitglieder. Hauptaufgaben sind die Förderung der Völkerverständigung und der Integration der in Tübingen und Umgebung lebenden Türkinnen und Türken, Unterstützung der Mitglieder bei der Wahrnehmung ihrer sozialen Rechte durch Hilfeleistung bei Problemen, die die Sprache, das Arbeitsleben und den Umgang mit Behörden betreffen, Organisation von Kulturveranstaltungen und das Bekanntmachen der Türkischen Kultur sowie die Förderung des reli­ giösen Dialogs zwischen Christen und Moslems. Seit April 2009 bietet der Türkische Verein Hausaufgabenbetreuung durch ehrenamtlich Engagierte an, mittlerweile sind 18 Schulen in Tübingen und Umgebung an dem Projekt beteiligt.

26

Jugendstiftung Baden-Württemberg: Herr Ersoy, wer engagiert sich beim Türkischen Verein und was machen die Ehren­ amtlichen konkret? Herr Ersoy: Das sind primär Studenten und Studentinnen der Universität Tübingen, etwa die Hälfte davon türkischstämmig, der Rest überwiegend deutsch. Diese Studierenden machen an Schulen Betreuungsangebote, in der Regel zwischen zwei und sechs Stunden wöchentlich. Diese Arbeit hat besonders für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund einen ganz großen Stellenwert, da 90 Prozent der Eltern nicht in der Lage sind, den Kindern bei den Hausaufgaben zu Hause zu helfen. Die Kinder und Jugendlichen werden damit oft alleine gelassen. Wenn sie die Hausaufgaben nicht richtig machen können, verlieren sie im Laufe der Zeit an Sicherheit.


Siebte Evaluation von Schulen im Jugendbegleiter-Programm 2012/2013

Jugendstiftung Baden-Württemberg: Frau Heinemann, warum haben Sie als Schulleitung der Albert-Schweitzer-Realschule sofort Interesse an diesem Angebot bekundet? Frau Heinemann: Zum einen ist es so, dass wir sehr viele Kinder mit Migrationshintergrund haben, vor allem aus der Türkei. Ich unterrichte selber Deutsch und mir ist klar, dass viele der Kinder Deutsch als Zweitsprache auf recht niedrigem Niveau sprechen. In all den Jahren hier an der Schule konnte ich immer wieder beobachten, dass viele Schulkarrieren an den deutschen Sprachkenntnissen gescheitert sind oder die Jugendlichen deshalb zumindest schlechter abgeschnitten haben. Aus diesem Grund dachte ich, als 2009 das Angebot des Türkischen Vereins kam: „Damit kann man unsere Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund besser unterstützen!“ Also ihnen Hilfestellung geben, indem sie mit jemandem in Kontakt kommen, der gut deutsch spricht, aber gleichzeitig auch die Brücke zur Muttersprache schlagen kann. Zum anderen war mir wichtig, dass die Jugendlichen, die oft frustriert sind, positive Vorbilder bekommen: Junge Männer und Frauen, die das Abitur gemacht haben, die im Studium sind, die ihre Examina an Universitäten machen. Dadurch zu motivieren und zu zeigen, dass sie eine echte Chance haben, das war mir ganz wichtig. Ein anderes Ziel ist, dass die Schülerinnen und Schüler in der Muttersprache exzellent werden, um gut Deutsch sprechen zu können. Viele der Kinder und Jugendlichen sprechen hier ein rudimentäres Türkisch. Und die Studentinnen und Studenten sprechen immer ein hervorragendes Türkisch, von daher lernen die Schülerinnen und Schüler auch eine elaborierte Muttersprache. Untersuchungen zeigen übrigens, dass Lernende, die nicht in der Muttersprache unterrichtet werden, auch in nicht sprachbezogenen Unterrichtsfächern wie Mathematik größere Schwierigkeiten haben. Das ist eine Doppelverknüpfung, Zahlen sind abstrakt und wenn eine Fremdoder Zweitsprache hinzukommt, ist das noch ein Abstraktum und dann gibt es eine Blockade. Da kann dieses Angebot zusätzlich unterstützen.

terschiedlich. Aber wir haben auch schon mal gezielt Kinder rausgenommen und gesagt, dass es auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Türkischen Verein gibt, wenn uns das sinnvoll erschien. Jugendstiftung Baden-Württemberg: Bekommen Sie auch eine Resonanz der Schülerinnen und Schüler auf das Angebot? Frau Neumann: Auf jeden Fall. Die Kinder haben ein sehr enges und freundschaftliches Verhältnis zu ihren Betreuerinnen und Betreuern. Frau Heinemann: Wobei es den Schülerinnen und Schülern sicher nicht bewusst ist, dass das Mitarbeitende des Türkischen Vereins sind, sondern das sind einfach Leute, die für sie Ansprechpartner sind. Warum die hier sind, oder welchen Background sie haben, spielt überhaupt keine Rolle. Hauptsache, sie sind nett und haben Spaß daran, mit den Schülern und Schülerinnen zusammen zu sein – dann ist es egal, woher jemand kommt. Herzlichen Dank für das Interview!

Jugendstiftung Baden-Württemberg: Wer besucht denn genau die Hausaufgabenbetreuung, ist das ein fakultatives Angebot? Frau Neumann: Es ist ein Wahlangebot, Pflicht gibt es hier keine. Wir haben in der Hausaufgabenbetreuung einen ganz großen Anteil von Fünft- und Sechstklässlern und noch einen geringen aus den Klassen sieben und acht. Frau Heinemann: Es ist auch nicht so, dass nur die Schwachen in der Hausaufgabenbetreuung sind, das ist ganz un-

27


Unter der Lupe: „Wenn man mit Deutsch nicht weiterkommt“

„Wenn man mit Deutsch nicht weiterkommt“ Im Gespräch mit Merve Ergin und Arif Sengül, Jugend­begleiter an der Albert-Schweitzer-Realschule in Tübingen

Jugendstiftung Baden-Württemberg: Sie sind beide als Jugendbegleiter an der Albert-Schweitzer-Realschule in Tübingen tätig. Ich würde mich freuen, wenn Sie sich beide kurz vorstellen würden. Merve Ergin: Ich bin 20 Jahre alt und habe auf dem Keppler-Gymnasium im Sommer mein Abitur gemacht. Ich möchte in Ludwigsburg Deutsch und Biologie für Lehramt studieren und wollte hier eigentlich nur ein Praktikum machen, als man mich fragte, ob ich nicht bei der Hausaufgaben­betreuung mithelfen möchte. Jetzt mache ich beides. Arif Sengül: Ich bin 27, Jurastudent in Tübingen. Ich brauche noch ca. ein Jahr, um mein Examen zu schreiben. Ich bin jetzt seit ca. zweieinhalb Jahren hier an der Schule als Jugend­ begleiter tätig, ich habe zu den Ersten gehört. Es macht mir einfach Spaß, mit Kindern zu arbeiten. Jugendstiftung Baden-Württemberg: Ihre Familien sind nach Deutschland eingewandert. Wann war das? Merve Ergin: Mein Großvater kam in den 50er-Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland und wollte eigentlich gar nicht hier bleiben. Dann sind weitere Familienmitglieder nachgekommen, zuerst meine Mutter und meine Oma. Ich wurde in Deutschland geboren und meine Mama ist noch

28

hier zur Schule gegangen. Mit 15 oder 16 Jahren ist sie hierhergekommen. Jugendstiftung Baden-Württemberg: Wie war das bei Ihnen, Arif? Arif Sengül: Mein Opa ist Ende der 70er-Jahre nach Deutschland gekommen, um Geld zu verdienen und es in die Heimat zu schicken und dann zu seiner Familie zurückzukehren. Aber dann hat er auch meinen Vater aus der Türkei hergeholt und der hat angefangen, hier zu arbeiten und einen Sprachkurs zu machen. Jugendstiftung Baden-Württemberg: Wie sind Sie denn hier an die Schule gekommen? Merve Ergin: Ich habe gehört, dass der Türkische Verein so etwas organisiert und fand das interessant. Zusätzlich waren noch Freunde von mir hier an der Schule als Jugendbegleiter tätig. Jugendstiftung Baden-Württemberg: Wie ist denn der Kontakt zur Schule, wer ist Ihr Ansprechpartner bzw. Ihre Ansprechpartnerin? Arif Sengül: Frau Neumann, die Jugendbegleiter-Koordinatorin, ist die gute Seele des Hauses und unsere Ansprech-


Siebte Evaluation von Schulen im Jugendbegleiter-Programm 2012/2013

partnerin. Sie kümmert sich um alles Organisatorische. Sie ist auch die Brücke zum Türkischen Verein. Jugendstiftung Baden-Württemberg: Wie sieht Ihre Betreuungsaufgabe hier an der Schule denn konkret aus? Merve Ergin: Wir starten mit der Mittagsbetreuung, spielen Tischtennis, Billard und fragen, wie es den Schülern und Schülerinnen geht. Danach ist die Hausaufgabenbetreuung, da ist dann einfach nur helfen angesagt. Jugendstiftung Baden-Württemberg: Machen Sie beide manchmal davon Gebrauch, dass Sie vom Deutschen ins Türkische wechseln können, um etwas zu erklären? Oder ist das gar nicht nötig? Merve Ergin: Also bei mir ist es unterschiedlich. Manchmal wechsele ich ins Türkische, wenn sie frech sind. Dann hören sie auch viel leichter auf mich. Arif Sengül: Natürlich hat man einfach eine Alternative – wenn man auf Deutsch nicht weiterkommt, kann man von der Muttersprache Gebrauch machen. Jugendstiftung Baden-Württemberg: Haben Sie Erfahrungen, ob die Kinder besser Deutsch oder besser Türkisch sprechen? Arif Sengül: Ich habe ehrlich gesagt das Gefühl, dass sie Deutsch besser beherrschen. Man führt natürlich in den Pausen oder in der Mittagsbetreuung das ein oder andere Gespräch auf Türkisch. Dann merke ich, dass das sehr gebrochenes Türkisch ist. Im Vergleich dazu ist Deutsch dann doch die Sprache, die besser gesprochen wird. Jugendstiftung Baden-Württemberg: Sprechen die Schülerinnen und Schüler untereinander in ihrer Muttersprache oder auf Deutsch? Arif Sengül: Mir persönlich ist nicht aufgefallen, dass sie untereinander auf Türkisch kommunizieren. Jugendstiftung Baden-Württemberg: Inwiefern unterscheiden Sie sich für die Schülerinnen und Schüler von einem Lehrer oder einer Lehrerin? Merve Ergin: Also ganz anders ist schon mal die Begrüßung. Die Kinder kommen zu mir und schlagen ein und fragen: „Alles klar, Merve?“ und „Wie geht’s?“. Arif Sengül: Das Verhältnis ist generell viel lockerer. Man sieht sich eher als großer Bruder bzw. große Schwester und dementsprechend geht es dann lockerer zur Sache. Jugendstiftung Baden-Württemberg: Aus welchen Beweggründen engagieren Sie beide sich?

Merve Ergin: Also ich sehe das ein bisschen als Vorbereitung und kann so einen Einblick gewinnen in das, was ich später machen will, ob es überhaupt zu mir passt und mir gefällt und ob ich überhaupt in die Richtung gehen möchte. Ich fühle mich hierdurch auch ein bisschen bestätigt. Jugendstiftung Baden-Württemberg: Arif, bei Ihnen hat es mit dem späteren Job als Rechtsanwalt wahrscheinlich nicht so viel zu tun, oder? Arif Sengül: Nein, gar nicht. Das Finanzielle ist auch nicht der Beweggrund. Ich habe einfach gern mit Kindern zu tun. Es ist für mich eine Abwechslung – auch zu meinem Jurastudium. Jugendstiftung Baden-Württemberg: Merken Sie manchmal auch, dass Sie ein Vorbild für die Kinder sind? Arif Sengül: Ich merke in der letzten Zeit sehr, sehr oft, dass der ein oder andere mich als Vorbild sieht. Merve Ergin: Ich weiß nicht. Also direkt Vorbild – ich nehme das wahrscheinlich auch nicht so wahr. Aber sie sind dann schon zum Teil begeistert von mir oder finden dann toll, was ich mache. Jugendstiftung Baden-Württemberg: Haben Sie beide das Gefühl, dass die Kinder mit türkischem Hintergrund zu Ihnen einen besonders guten oder einen schnelleren Zugang finden als zu anderen Betreuerinnen oder Betreuern? Arif Sengül: Die Kinder haben das immer irgendwie im Hinterkopf. Sie wissen, dass sie jemanden haben, mit dem sie auch auf Türkisch kommunizieren können. Jemanden, der ihre Kultur und Religion kennt, und das bringt natürlich Vorteile in bestimmten Situationen, weil einfach die Nachvollziehbarkeit, das Verständnis intensiver ist, als wenn man die Kultur und Religion nicht kennt. Da kommt man dann auf eine Person eher zu als anders herum. Das bekomme ich dann schon das ein oder andere Mal zu spüren. Merve Ergin: Gestern saßen wir alle beim Schachspielen und da kamen wir zum Thema Religion und dass ich eben Muslimin bin. Ein Schüler war sehr erstaunt und begann dann gleich von sich zu erzählen. Es gibt auch oft Diskussionen, weil manche Kinder z. B. Gummibärchen mit Gelatine essen dürfen und andere nicht. Wenn ich dann etwas mitbringe für die Kinder, dann vertrauen sie auch darauf, dass sie das essen dürfen.

Herzlichen Dank für das Interview! Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Freude bei Ihrem Engagement.

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