Julius Quirin Haas
IT‘s all about shopping wie supermärkte unsere alltagskultur verändern
ARCHITEKTURTHEORIE.EU
IT‘S ALL ABOUT
SHOPPING
Wie Supermärkte unsere Alltagskultur verändern
FUNDAMENTALS - A REGIONAL PATTERN LANGUAGE EM1 SOMMERSEMESTER 2013 JULIUS QUIRIN HAAS
Betreuung: Univ. Prof Ir. Bart Lootsma DI Mathieu Wellner DI Katharina Paulweber
Universität Innsbruck Institut für Architekturtheorie
01 Intro
Intro
Wir haben den Punkt erreicht, wo der Konsum das ganze Leben bestimmt, Arbeit, Freizeit, Natur und Kultur waren früher verstreute, eigenständige und mehr oder weniger unredurzierbare Einheiten, die in unserem wirklichem Leben und in unseren anarchischen und archaischen Städten Angst und Komplexität erzeugten, sie sind jetzt endlich gemischt, massiert, klimatisiert und domestiziert worden für die alleinige Tätigkeit des Shoppens 01 Jean Baudrillard La société de consommation, Editions Denoël 1970
6 Fundamentals
Duane Hanson, Young Shopper, 1973
Intro 7
01 Intro
It‘s all about Shopping
01 Intro
7 Leben in der Konsumgesellschaft
12
No Stop City
16
Junkspace
18
02 Typologien
24
Convenience Shop
26
Supermarkt
30
Verbrauchermarkt
34
SB Warenhaus
38
Discounter
42
Einkaufszentrum
46
Online Supermarkt
50
03 Raumplanung
54
Gesetzliche Raumordnung
56
Stadt- und Ortsbildschutzgesetz
60
04 Zeitgeschehen
64
Zeittafel
66
Konsum und Einkaufsgenossenschaften
70
Vom Wirtschaftswunder
72
Discounter und Einkaufszentren
74
8 Fundamentals
05 Inszenierung 76 Erlebniskauf 78 Aufenthaltsqualität 84 06 Branding 90 Branding 92
Die Ă„sthetisierung des Supermarkts
98
Erscheinungsbilder 108 07 Kunst und Konsum 120
Kunst und Konsum 122
08 Conclusio 126 Das Moment des Aufregenden 128 09 Anhang 132 Literaturnachweis 134 Bildquellen 140
Intro 9
InTRO
01 Intro
Leben in der Konsumgesellschaft
Shopping ist allgegenwärtig, die Möglichkeiten zu konsu-
jeder Einwohner der Stadt kann sich so fussläufig zwischen
mieren begleiten uns ständig durch unseren Alltag und lassen
zwei Einkaufsmöglichkeiten entscheiden.
keine Wünsche offen. Alleine auf meinem täglichen Weg von der Innsbrucker Innenstadt zum Campus Technik der
Doch was verursacht diese Dichte? Wer steuert diese
Universität passiere ich neun Supermärkte. Lebensmittelge-
Ansiedlungen und welche Konsequenzen hat dies für den
schäfte unterschiedlichster Couleur und Größe auf nur vier
Stadtraum? Was hat diese Dichte zur Folge? Wie veränderten
Kilometern Arbeitsweg.
sich die Typologien der Lebensmittelgeschäfte in den letzten Einhundert Jahren und welche Typologien finden wir heute vor?
Kein echtes Fundamental wie die von Rem Koolhaas beschriebenen Tür, Decke oder Fussboden
- aber eine
Der Konsum wird in dieser Arbeit eine wichtige Rolle
Typologie die innerhalb der letzten einhundert Jahre entstand
spielen, denn Tauschen ist der Motor einer jeden Wirtschafts-
und heutzutage auf der ganzen Welt vorzufinden ist. Glaubt
form und damit auch des Wachstums und der Raumpro-
man diversen Artikeln der nationalen und internationalen
duktion, wie wir später bei Archizoom sehen werden. 04
Presse, leben wir - dank der Lebensmittelkette MPreis - hier
Oder wie es der Kunsttheoretiker Boris Groys ausdrückt:
02
in Tirol im gelobten Land der schönen Supermärkte.
03
Ein Grund also für mich, sich diesem Thema im Rahmen
„Shopping ist die erste Bürgerpflicht“ 05
der Seminararbeit EM1 aus mehreren Blickwinkeln zu nähern. Und die Frage zu klären ob die Ästhetisierung der
Erst durch die Gewinnung des Rohstoffs, die Veredelung
Supermärkte wirklich ein regionales, sprich Tiroler, Spezi-
dessen zum Produkt, der Verkauf dieses und schlussendlich
fikum ist, oder ob der Einsatz von spektakulärer Archi-
der Konsum des Produkts schließt sich der Kreislauf. Da es
tektur lediglich ein Griff in die Marketing-Trickkiste ist, der
jedoch in der Natur des Menschen liegt stetig zu wachsen
auch außerhalb Tirols angewendet wird um auf einem längst
und seinen Wohlstand zu nähren müssen auch in der Wirt-
übersättigten Markt eine stets wachsende Menge von
schaft immer größere Mengen erzeugt und verkauft werden
Lebensmitteln abzusetzen.
um diesen Hunger zu stillen.
Die dieser Seite vorangestellte Grafik verdeutlich auf
Im Zeitraum der letzten hundert Jahre - den wir in diesem
abstrakte Art und Weise die angesprochene Omnipräsenz.
Seminar betrachteten - haben sich die Produktionsverfahren
Jeder weiße Punkt auf dieser Karte ist einer von rund 70
so drastisch verändert, dass aus der handwerklichen Produk-
Supermärkten allein in Innsbruck. Auf die Stadtfläche ge-
tion eine Massenproduktion von Gütern geworden ist. Spä-
rechnet gibt es fast zwei Supermärkte pro Quadratkilometer,
testens seit dem Wirtschaftswunder nach dem Zweiten ►
12 Fundamentals
Maurizio Cattelan, Less than ten items, 1997
Intro 13
01 Intro
Weltkrieg muss sich in Europa ein Großteil der Bevölkerung
Begehrlichkeiten nach Dingen zu wecken, die die Maschinen
keine Sorgen mehr um die Deckung seiner Grundbedürfnisse
Produzieren müssen, soll diese Zivilisation nicht untergehen
wie Essen, Schlafen und Bildung machen. Und konnte sich
[...] Das Problem, dass sich uns heute stellt, ist nicht wie sich
auch ein gewisses Wohlstandspolster erarbeiten.
die Güter produzieren lassen, sondern wie wir es schaffen
Der Verkäufermarkt hat sich so zu einem Käufermarkt entwi-
Kunden für diese Güter zu produzieren.
ckelt, die Grenzen der Massenproduktion liegen heute eher an der Anzahl der kaufwilligen Konsumenten als an der Verfüg-
Samuel Strauss
barkeit des Rohstoffs.
Journalist und Kulturkritiker 09
06
Das Paradox der modernen Armut ist, dass der Mangel an
Shopping - und damit ist wirklich auch das Einkaufen von ei-
Vermögen nicht auf die Gesellschaft limitierten Produktions-
nem Liter Milch und sechs Eiern gemeint - ist die endgültige
kapazitäten beruht, sondern hervorgerufen durch eine Über-
Bedingung des Menschseins. 10
produktion - durch zu viel Vermögen. Surpulus und Mangel
Um konkurrenzfähig zu bleiben und aus der Masse der Mit-
entsprechen sich, Mangel als Armut des Pöbels wäre genau
bewerber herauszustechen ist der Preis und die Qualität des
die Erscheinungsform der Überproduktion.
angebotenen Produkts schon lange nicht mehr das alleinige Unterscheidungskriterium. Der Kunde will während seines
Georg Wilhelm Friedrich Hegel,
Einkaufs etwas erleben, er will emotional angerührt werden
Philosoph des deutschen Idealismus
und so blöd es auch klingen mag, er will sich während seines
in seiner Staatstheorie (1802)
Einkaufs wohlfühlen. 11
07
Gerade in Innsbruck, wo auf jeden bestehenden Supermarkt
Wir werden in diesem Buch Methoden sehen, wie sich Ein-
nur knapp 1.800 Einwohner kommen und laut MPreis inter-
zelhändler auch - oder gerade hier in Innsbruck - unterscheid-
ner Statistik jeder 7te Tiroler jeden Tag einen MPreis betritt,
bar machen (Branding) und wie man sich in ihren Geschäften
kann man von einer Übersättigung des Markts sprechen. Es
so wohl fühlt, dass man immer wieder kommt und sogar seine
geht hierbei längst nicht mehr nur um eine Abdeckung der
Freizeit bei ihnen verbringen möchte.
Grundversorgung der Bevölkerung, sondern es werden Bedürfnisse gestillt die es ohne der Omnipräsenz des Konsu-
Heute transzendentiert das Shopping alle politischen, ideolo-
mangebots gar nicht gäbe.
gischen und ethnischen Grenzen und ist zu einer universalen
08
zutiefst menschlichen Tätigkeit geworden. Die Lust am KonFüher ging es darum, die Dinge bereitzustellen, die die Men-
sum, so scheint es, wird noch lange das moderne Leben be-
schen brauchten; heute kommt es darauf an in den Menschen
stimmen. 12 ■
14 Fundamentals
Michael Landy, Closing Down Sale, 1992
Intro 15
01 Intro
No Stop City
In der Ausstellung Superarchitettura 1966 im italienischen
Gebäude ausgedient haben und neue Gebäude errichtet wer-
Pistoia thematisieren die beiden Architektengruppen Archi-
den immer kürzer werden. Dies erklärt nun auch den Titel
zoom und Superstudio den Einfluss der Konsumgesellschaft
der No Stop City da die Raumproduktion zur Massenpro-
auf die zeitgenössische Stadt. Die Ausstellung steht unter
duktion verkommt und um im Bild des Fordismus zu bleiben
dem Motto der Superarchitektur, welche die Architektur der
zur Fließbandproduktion wird.
Superproduktion, des Superkonsums, des Superanreizes zu konsumieren, des Supermarkts und des Superbenzins ist.13
„Die Stadt wird aus dem Kapital geboren und entwickelt sich innerhalb ihrer Logik [...] in der Form eines brutal funk-
Architektur wird hier zur Gesellschaftskritik, [...] zur Diszip-
tionierenden Systems.“ 17
lin deren Zweck darauf ausgerichtet ist, vorherrschende kulturelle, ökonomische und politische Mechanismen in ihrem
Die Qualität der Bebauung und damit natürlich auch der
Kern zu beleuchten.
Architektur verliert an Bedeutung, was zählt ist die Bewäl-
14
tigung großer Massen, also die Quantität. Der MechanisArchizoom und Superstudio widmen sich der These, dass
mus einer kapitalistischen Art von Raumproduktion führt
Raumproduktion innerhalb unserer Städte nur noch Effekte
zu einem immensen Flächenverbrauch die aus gewachse-
ökonomischer Bedingungen sind, die Stadt also aufhört ein
nen Städten ein Netzwerk aus Agglomerationen von unter-
Ort zu sein und zur Kondition innerhalb einer Entwicklungs-
schiedlicher urbaner Dichte macht. Fast fünfzig Jahre nach
kette der fortschreitenden Zirkulation des Kapitals wird.
der Ausstellung von Archizoom und Superstudio finden wir die No Stop City überall, ob in der von Stefano Boeri be-
Das System des Kapitalismus beruht auf Bewegung ver-
schriebenen Megalopolis der Lombardei, die einmal Mailand
gleichbar mit dem im Körper frei zirkulierenden Blut, so wie
war, oder direkt vor der Haustür dieser Universität im urban
es der Aufklärer Adam Smith schon 1776 in seinem Buch
gewordenen Inntal, das früher die Städte Innsbruck, Hall,
„The Wealth of Nations“ beschreibt, so stellt sich heraus,
Wörgl und Kufstein waren.18
dass der Umlauf von Waren und Kapital ein wesentlich stabilierer Zustand sei, als der Besitz.15
Als Prototypen für die Stadt der Gegenwart nennen Archizoom den Parkplatz, die freistehende Fabrik - oder Lager-
In der Welt von Optimierung und Gewinnmaximierung,
halle oder als Derivat der beiden den Supermarkt, ... dessen
wird Architektur (schließlich) zur Immobilie, die Immobilie
klimatisierter Innenraum, die regelmässige Tragstruktur und
zur Ware und die Ware zu Geld. So auch die Raumproduk-
die sachliche Aufmachung unendliche Nutzungsdispositio-
tion, die aufgrund von wirtschaftlichen Erwägungen immer
nen erfüllen.19
16
zügiger vonstattengehen muss und die Zyklen in denen alte
16 Fundamentals
Archizoom, No Stop City, 1969
Intro 17
01 Intro
Junkspace
Das im Jahr 2001 im Kopendium „Project on the City 2“
Dank der Erfindung der Klimaanlage ist es möglich einen In-
erschienene Essay „Junkspace“ von Rem Koolhaas themati-
nenraum zu schaffen, der so weitläufig ist, dass seine Gren-
siert die Flut von Konsumgebäuden die seit den letzten vier-
zen kaum erkennbar sind - die Erschaffung eines endless
zig Jahren unsere Städte überschwemmen.
building.
Koolhaas leitet seinen Begriff Junkspace vom in der Raum-
If architecture seperates buildings, air-conditioning unites
fahrt gebrauchten Vokabel Space Junk, zu dt. Weltraummüll
them.22
ab. Er meint damit Räume, welche die Menschheit, vor allem die postmodernen Generationen, auf unserem Planeten hin-
Auch die Konstruktion spielt für einen Junkspace keine Rol-
terlassen haben. Zu Beginn stellt er die These auf, dass die-
le mehr, es wird auf den in der Moderne geborenen freien
ser Junk-Space eine Folge der Modernisierung sei, denn erst
Grundriss des Maison Domino zurückgegriffen und dieser
durch die rationalistischen form-follows-function Gedanken
mit Rolltreppen erschlossen, er ist eine Domäne der fingier-
dieser Epoche wurde eine rasche und hier auch inflationäre
ten und simulierten Geometrie. Sichtbare konstruktive Ele-
Raumproduktion erst möglich, er präzisiert seine These:
mente dienen der Inszenierung, sind Dekoration.
Junkspace is what remains after modernisation has run its
The arch, once the workhorse of structures, has become the
course, or, more precicely, what coagulates while moderni-
depleted emblem of community, welcoming an infity of virtu-
sation is in progress, its fallout.
al populations to nonexisten theres.23
Junkspace definiert sich wenn Klimaanlagen und Rolltrep-
Als Dekonration sind auch die übergroßen Reklametafeln zu
pen aufeinandertreffen. Es geht darin nur um den Innen-
verstehen die überall stehen und Aufmerksamkeit erregen.
raum, besser gesagt um den inszenierten Konsumraum. Eine
Wurden früher auf Wandgemälden Götter abgebildet so sind
architektonische Struktur ist bei dieser Art Gebäude obsolet,
es heute Marken und Konsumartikel.
20
denn der Junkspace, so wie ihn Koolhaas beschreibt, ist eine Aneinanderreiung von verschiedenen Konzepten, wie es der
Warenzeichen bringen eine Aura hervor, die auf Gedeih und
Einzelhändler für richtig hält.
Verderb von den Ergebnissen der Marktforschung abhängt. Junk-Space basiert auf Kooperation.24
Junkspace is sealed, held together not by structure but by skin, like a bubble.21
Aufgrund der Tatsache, dass der Junkspace eine Aneinanderreihung von verschiedenen Konzepten ist, verändert ►
18 Fundamentals
Intro 19
01 Intro
er sich ständig, da Funktionen ausziehen und durch neue er-
equally smooth, all-inclusive, continous, warped, busy, at-
setzt werden - er entwickelt sich jedoch nie. Er besteht nur
rium-ridden. 25
aus Subsystemen, ohne übergeordnetes ein Konzept, seine spezifische Konfiguration ist so zufällig wie die Geometrie
Das Phänomen Junkspace - also das entstehen von derartig
einer Schneeflocke.
definierten Räumen - geschieht spontan, es ist eine korporative Eigendynamik - das freie Spiel des Marktes. Wenn
Die Bewegung innerhalb der Gebäude ist individuell und
Marken oder Händler ihren Absatz vergrößern müssen wer-
richtet sich an die Bedürnisse des jeweiligen Nutzers. Sie ist
den sie auch raumgreifender, sie müssen expandieren. Sie be-
vergleichbar mit Atomen innerhalb eines Behälters, diese
nötigen Fläche auf der sie sich präsentieren und inszenieren
bewegen sich frei innerhalb eines definierten Raumes. Doch
können, in jeder Stadt am besten gleich aussehend, damit er
überall wo diese Bewegung kanalisiert wird, etwa an Aus-
vom Konsumenten wiedererkannt wird. Deshalb finden sich
gängen oder an Liften, kommt es zu Kollisionen. Die Bewe-
Junkspaces an Stadträndern. In Gebieten deren vorhergehen-
gung erstarrt förmlich.
de Nutzung längst Vergangenheit ist, entstehen diese immer gleich aussehenden Strukturen.
Dass es sich um reine Nutzbauten handelt wird klar wenn man zur Decke blickt, hier erkennt man - oftmals nicht ein-
Junk Space expandiert mit der Ökonomie; seine Fußspuren
mal verschalt oder verblendet - die Infrastruktur die das Ge-
können nicht kleiner, sondern nur größer werden. Wenn er
bäude versorgt. Strom-, Wasser-, Telekommunikationsleitun-
nicht mehr benötigt wird gibt man ihn auf. 26
gen, Abwasser- und Luftschächte durchziehen das Gebäude. Allesamt so ausgebildet, dass man sie jederzeit andocken und
Diesem Expansionsdruck folgt auch, dass die Strukturen
ihr eine neue Funktion zuführen kann. So spielt es keine Rol-
längst nicht mehr nur zum Einkaufen dienen, sondern sämt-
le ob an dieser Stelle eine Bar, ein Schuhgeschäft oder eine
liche Bereiche des täglichen Lebens ergriffen haben. Junk-
Toilette entsteht.
spaces haben eine so hohe Aufenthaltsqualität erreicht, dass man sich ständig in ihnen aufhalten möchte. Sie übernehmen
Rem Koolhaas prangert vor allem die Architekten an das
damit mehr und mehr Funktionen des öffentlichen Lebens
Phänomen Junkspace nicht aufgehalten zu haben, denn sie
und des öffentlichen Raums, allerdings mit dem Nachteil,
haben das Phänomen zu lange ignoriert, es zu lange herab-
dass sie direkt an den Konsum gebunden sind. Koolhaas
lassend beobachtet.
nennt sie desshalb in seinem Text „public spaceTM.“
... but now your own architecture is infected, has become
20 Fundamentals
27
►
Intro 21
01 Intro
Die Allgegenwart von Junkspace bedeutet auch, dass wir diese Strukturen längst nicht mehr nur am Stadtrand oder in Gebieten finden in denen wir sie erwarten. Gerade in Innsbruck umgeben sie uns überall. Es gibt ein Rathaus gekoppelt mit einer Shopping-Mall, im Erdgeschoss einer Schule finden wir Läden und Geschäfte und natürlich können wir auch am Bahnhof oder am Flughafen konsumieren. Airports, provisional accomodation for those going elsewhere, inhabitet by assemblies united only by the imminence of their dissolution, have turned into consumption gulags, ... 28 Doch auch hier hört die Expansion des Junkspace nicht auf, Koolhaas spricht von einer ständigen Drohung des Junkspace mit dem Virtuellen. Diese findet man nicht mehr nur manifestiert in Plastik in den Shopping Centers, sondern ganz real in der virtuellen Welt des Internets. So dehnen sich die Dimensionen des Junkspace wahrhaftig in die Unentlichkeit aus. Diese Immersion geht so weit, das praktisch jeder Monitor den Ausblick aus einem Fenster ersetzen kann. ... das wirkliche Leben findet drinnen statt, der Cyber-Space ist zur freien Natur geworden... 29 ■
22 Fundamentals
Supermarket
Intro 23
24 Fundamentals
TYPOLOGIEN
Headline 25
02 Typologien
Convenience Shop
Die der Ursprungstypologie des Kramerladens wohl am
Damit gemeint ist damit die stark gewachsene Zahl der Ein-
nächsten kommende Kategorie von Lebensmittelmärkten ist
personen-Haushalte, egal ob der vielverdienende aber zeit-
die der Convenience Shops.
lich begrenzte urbane Professionalist oder die nicht mehr ganz so mobile Seniorin, beide schätzen ein Geschäft um die
Der Handelsverband Einzelhandel in Deutschland beschreibt
Ecke, das vor allem Waren führt die auf ihr Konsumverhal-
den Nachbarschaftsladen als kleinflächigen Einzelhandels-
ten zurechtgeschnitten sind.
betrieb mit begrenztem Sortiment an Lebensmittel und gängigen Haushaltswaren - bei eher hohem Preisniveau.30
Ein weiteres Argument führt Amann zum Schluss ihres
AC Nielsen definiert ihn als kleinst mögliche Typologie zwi-
Artikels ins Feld, der diese Art von Laden wirklich mit den
schen 100 - 250 m die an einen externen Frequenzbringer
historischen Tante Emma Läden vergleichbar macht, denn
wie Flughafen, Bahnhof oder Tankstelle angeschlossen ist
der Kunde erlebe in den kleineren Läden eine ganz andere
oder selbst an einem freuquenzintnsiven Standort steht, wie
Atmosphäre. Es werde wieder miteinander kommuniziert
zum Beispiel in den Kernzonen der Innenstädte.
und sei nicht so anonym wie die Cash and Carry Märkte am
2
31
Stadtrand. 32 Der größte Unterschied zu den konventionellen Formen des Lebensmittelhandels sind jedoch die Öffnungszeiten, denn die meisten Convenience Shops sind 7 Tage die Woche und von früh Morgens bis spät Abends geöffnet. Die ständige Verfügbarkeit von Lebensmitteln beschert dieser Typologie eine florierende Zukunft, da die Bevölkerungsgruppe, die möglichst kurzfristig Lebensmittel konsumieren möchte wächst, dafür aber bereit ist einen höheren Preis zu zahlen. Susanne Amann beschreibt dies in dem auf Spiegel Online erschienen Artikel „Comeback für Tante Emma um die Ecke“ und zitiert Christoph Eitze von der Unternehmensberatungsfirma McKinsey: „Die Kundenbedürfnisse haben sich etwas verschoben. Es gibt wieder mehr Verbraucher, die nah, schnell und bequem einkaufen wollen und bereit sind, dafür ein bisschen mehr Geld auszugeben.“
26 Fundamentals
Typologien 27
02 Typologien
Convenience Shop
28 Fundamentals
Ladengesch채ft
Convenience Shop
Tankstelle
Typologien 29
02 Typologien
Supermarkt
Der erste Supermarkt Insbrucks wurde 1952 von der Firma
Aufgrund des Sortimentsumfangs und der durchschnittli-
Feldkirchner
chen Ladengröße übernimmt der Supermarkt eine wichtige
33
in der Andechsstrasse eröffnet und leutete ei-
nen Paradigmenwechsel im Lebensmittelhandel ein.
Nahversorgerfunktion innerhalb eines Stadtteils oder eines
Kaufte man damals seine Lebensmittel beim Kramerladen
Dorfs. Vor allem die angebotenen Frischeprodukte werden
des Viertels, veränderte sich der Lebensmittelhandel - aus-
häufiger nachgefragt und veranlassen zu mehrfachen Besu-
gehend von der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre - hin
chen innerhalb einer Woche.
zu einem weniger personalintensiven und großflächigerem Ladenkonzept - den Selbstbedienungsläden.
Ein Blick auf die Karte macht deutlich, dass diese Kategorie
Ausgehend von der Idee die wenig rentablen, da personal-
von Lebensmittelgeschäft natürlich die häufigste ist, die sich
intensiven Läden, der Kramerladenkette „Kroger, Grocery
vor allem sehr homogen über das Innsbrucker Stadtgebiet
Baking Co“ mit 40-50 m2 gegen großflächige, bis zu 500 m 2
verteilt und so ihrem Ruf als schnell erreichbarem Nahver-
große Ladengeschäfte zu ersetzen schuf Michael Cullen 1930
sorger gerecht wird.
das Prinzip des Supermarkts. Cullen verprach sich durch 34
Einsparungen des Personals und einer geringeren Marge
Horst Schreiber veranschaulicht dies in seinem Buch „Von
Lebensmittel so günstig anbieten zu können, dass die Kra-
Mölk zu MPreis“ sehr gut, indem er eine Statistik heran-
merläden der Umgebung preislich keine Alternative mehr zu
zieht, die besagt, dass jeder siebte Tiroler täglich einen
King-Cullens Selbstbedienungsladen darstellten, den Micha-
MPreis Markt besucht, was im Umkehrschluss zu bedeuten
el Cullen 1930 in Jamaica, New York eröffnete.
hat, dass jeder Tiroler mindestens einmal pro Woche einen MPreis betritt.37
Heute definiert das international operierende Marktforschungsinstitut AC Nielsen den Supermarkt für Österreich
Mitbewerber zu MPreis sind laut Nielsen in dieser Kategorie
aufgrund seiner Größe zwischen 400-999 m Fläche
die von der REWE Gruppe geführten Billa Märkte, die zum
2
35
Spar Konzern gehörenden Eurospar und Spar Läden, sowie Das Sortiment eines Supermarkts umfasst rund 40 000
die von Nielsen nicht erhobenen Onay Märkte eines regiona-
verschiedene Nahrungs- und Genussmittel des täglichen
len Anbieters.38
Bedarfs. Die angebotenen Artikel sind in die Kategorien Frischwaren - wie Obst- und Gemüse, sowie Fleisch- und Wurstwaren und Molkereiprodukte - Trockenwaren und ergänzende Waren des täglichen und kurzfristigen Bedarfs gegliedert. 36
30 Fundamentals
Typologien 31
02 Typologien
Supermarkt
32 Fundamentals
Ladengesch채ft
Supermarkt
Freihstehend
Typologien 33
02 Typologien
Verbrauchermarkt
Während die Funktion des Supermarkts darin besteht die Lebensmittelversorgung im direkten Umfeld des Wohnortes sicherzustellen und auch mehrmals pro Woche besucht wird um Frischwaren wie Obst und Gemüse, Fleisch und Molkereiprodukte einzukaufen, ist die Typologie des Verbrauchermarkts auf eine längerfristige Versorgung ausgelegt. Aus diesem Grund sind Verbrauchermärkte stark autoorientiert ausgelegt. Es werden ausreichend Parkflächen zu Verfügung gestellt, damit der Kunde den Markt schnell erreicht und bequem seinen Wocheneinkauf abtransportieren kann. 39 Auf einer Verkaufsfläche von 1.000 m 2 bis 5.000 m2 werden sowohl Waren des täglichen Bedarfs, als auch Ge- und Verbrauchsgüter des mittelfristigen Bedarfs angeboten. Gemeint sind damit Produkte wie Mehl, Nudelgroßpackungen aber auch Getränke und sämtliche Drogerieartikel wie Toilettenpapier und Zahnpasta. 40 Die Typologie des Verbauchermarkts fällt aufgrund ihrer Größe unter die Bestimmungen des Tiroler Raumordnungsgesetzes und den allgemeinen Entwicklungsplan für Einkaufszentren in Tirol. Dies bedeutet, dass Verbrauchermärkte nur in dafür ausgeschriebenen Sonderflächen errichtet werden können. Dieser Regelung liegt zugrunde, dass die Verkehrsinfrastruktur der Sonderfläche für den Kundenzuund abstrom ausreichend dimensioniert sein muss und eventuelle Beeinträchtigungen von Nachbarn minimiert werden können. Resultat dieser Sonderflächenregelung ist, dass die Verbrauchermärkte geballt vor den Toren der Stadt in eigentlich nur mit dem Auto erfahrbaren Bereichen liegen. 41
34 Fundamentals
Typologien 35
02 Typologien
Verbrauchermarkt
36 Fundamentals
Typologien 37
02 Typologien
SB Warenhaus
Die größte Typologie von Lebensmittelgeschäften sind die
Verkehrsachsen ausbreiten und damit die Aussenansicht ei-
SB-Warenhäuser. In der Definition des Marktforschers AC
ner Stadt und ihr historisch gewachsenes Netzwerk verun-
Nielsen beginnen sie ab einer Verkaufsfläche von 5.000 m 2
klären.45
und fallen damit, wie schon die Verbrauchermärkte, unter das Reglement des Tiroler Raumordnungsgesetzes, das eine
Ein Blick in das Tiroler Einkaufszentrenprogramm, das im
bestimmte Situierung des SB-Warenhauses in einer dafür
Rahmen des Tiroler Raumordnungsgesetzes erstellt wurde,
ausgewiesenen Sonderfläche vorschreibt.
macht deutlich, dass diese Typologien aufgrund ihrer imen-
42
sen Flächenverbrauchs und ihrer benötigten Parkfläche nur an Eine weitere Definition der Typologie ergibt sich über das
den Rändern der Stadt auf ehemalig landwirtschaftlich genut-
Sortiment, so werden neben Lebensmitteln - oft in Groß-
zen Flächen oder Brachflächen realisiert werden können. 46
handelsgebinden - auch Drogerieartikel und Textilien sowie Elektronikartikel angeboten.43 In Innsbruck trifft lediglich der Metro-Markt im Gewerbegebiet Neu-Rum auf diese Definition zu, jedoch sind im übrigen Europa SB Warenhäuser weit verbreitet und erfreuen sich auch großer Beliebtheit. Der berühmteste Vertreter dieser Kategorie ist neben dem Metro Konzern aus Deutschland das US-amerikanische Unternehmen Wal Mart, das im übrigen mit 165 Mrd. Dollar einen höheren Jahresumsatz erwirtschaftet als das Bruttoinlandsprodukt von Norwegen. 44 Weitere Beispiele dieser Kategorie sind Carrefour aus Frankreich, Sainsbury‘s und Tesco aus dem Vereinigten Königreich sowie die ebenfalls zur Metrogruppe gehörende SBWarenhauskette Real. Die SB-Warenhäuser sind sicher auch Vertreter der von Stefano Boeri in seinem Essay „Processes of urban Transformation“ beschriebenen Container und Entwicklungsinseln, die sich am Rande der Großstädte, entlang der wichtigen
38 Fundamentals
Typologien 39
02 Typologien
SB-Warenhaus
40 Fundamentals
Typologien 41
02 Typologien
Discounter
Als Väter des Discountgedankens gelten mit Sicherheit die
Der Marktanalyst AC Nielsen definiert für die in Österreich
Gebrüder Albrecht, die im Raum Essen in Deutschland eine
operierenden Harddiscounter Hofer und Lidl eine Verkaufs-
kleine Lebensmittelmarktkette besaßen. Um 1950 führten sie
fläche von 1.000 m2 bis 1.200 m2. 50
in ihrem 13 Geschäfte umfassendes Filialnetz das bis dato unbekannte Discountsystem ein.
Eine Besonderheit des österreichischen Markts ist, dass der Marktriese ALDI in Österreich unter dem Namen HOFER
Unter dem Markennamen ALDI, kurz für Albrecht-Diskont,
firmiert, dies liegt daran, dass die Firma ALDI bei ihrer Ex-
boten sie ein stark reduziertes Warensortiment, nur rund 250
pansion nach Österreich 1967 das bestehende Filialnetz der
gängige Konsumartikel, auf einer verhältnismässig kleinen
von Helmut Hofer gegründeten Handelskette übernahm und
Verkaufsfläche mit einer spartanischen Ladeneinrichtung an.
den Firmennamen beibehielt. 51
Die auf diese Weise minimierten Nebenkosten gaben sie in Form von niedrigen Preisen an ihre Kunden weiter. Der Dis-
Raumplanerisch liegen Discountmärkte meist an vielfrequen-
countgedanke hatte einen durchschlagenden Erfolg, so dass
tierten Ausfallstraßen und bieten ihren Kunden ausreichend
sie bald ein großes Filialnetz, verbreitet auf die gesamte BRD
Parkflächen. Bemerkenswert ist, dass meist in direktem Um-
ausbauten.
feld eines Discounters der einen Marke eine weiterer Markt
47,48
von einer anderen Marke liegt. Dies liegt daran, dass zwiHeutzutage zeichnen sich Discounter vor allem durch den
schen den einzelnen Discountern ein starker Verdrängungs-
schnellen Umschlag von einer großen Menge Waren aus. Aus
markt herrscht, der auf die Art und Weise der regionalen Vor-
diesem Grund führen sie nur ein relativ begrenztes Produkts-
machtstellung ausgefochten wird.
ortiment von ca. 1500 Artiklen, vorwiegend aus eigens für sie produzierten Eigenmarken, sogenannte White-Label Produkte.
Die meisten Discountmärkte werden aus Kostengründen in
Auf eine Produktpräsentation wird weitgehend verzichtet, die
Modulbauweise hergestellt. So ist es offensichtlich, dass sämt-
Artikel werden oft direkt aus ihrem Großgebinde, wie Palette
liche Geschäfte nicht nur das selbe Erscheinungsbild besitzen
oder Karton verkauft.Zum einen lässt sich mit dieser Metho-
das jeglichen Standortbezug negiert, sondern auch wirklich
de Personal einsparen, zum anderen suggeriert der Händler
ein in Serienproduktion angefertiger Gewerbebau ist. 52
mit dieser eher „schlampigen“ Präsentationsform und ob der schieren Masse einen güstigen Preis. Die in der Fachsprache „Schnelldreher“ genannten Produkte sind Waren des täglichen Bedarfs, die der Kunde meist wöchentlich nachfragt ein wöchentlicher Warenumschlag wird deshalb angestrebt. 49
42 Fundamentals
Typologien 43
02 Typologien
Discounter
44 Fundamentals
Typologien 45
02 Typologien
Einkaufszentrum
Einkaufszentren, oder früher Warenhäuser sind sicher ein
ter angeworben, die einen großen Flächenbedarf haben und
Sonderfall in der Typologienreihe von Lebensmittelgeschäf-
entweder Waren des täglichen Bedarfs anbieten oder sonstige
ten. Zwar boten die Kaufhäuser schon zu Beginn ihrer Ge-
attraktive Produkte wie Elektronikartikel oder Textilien. 54
schichte, Mitte des 19. Jahrhunderts Lebensmittel und Feinkost an, das Hauptaugenmerk der Warenhausbesitzer lag
Da der Einkauf von Lebensmitteln meist unter die Bedürf-
jedoch auf dem Verkauf von Haushaltsartikeln und Textilien.
nissabdeckung und nicht unter die Erfüllung eines durch die
53
Werbung geweckten Wunsches fällt, müssen die LebensmitAls die Warenhäuser unserer Zeit sind sicher Malls zu be-
telgeschäfte aufgesucht werden - sie zählen so mit zu den
zeichnen, große Geschäftshäuser mit verschiedensten Ein-
frequenzerzeugenden Ankermietern. Aufgrund ihres hohen
zelhändlern und Dienstleistern. Der große Unterschied zum
Flächenverbrauchs und des fast schon selbstverständlichen
klassischen Warenhaus ist, dass der Betreiber der Mall kein
Besuchs können die Vermieter der Malls mit diesen Mietern
Einzelhändler mehr ist, sondern Vermieter von Geschäftsflä-
Restflächen abdecken, die ansonsten keine hohe Kundenzir-
chen in seiner Mall. Der Vermieter ist jedoch meist verant-
kulation haben.
wortlich einen hohen Kundenstrom in der Mall zu erzeugen, damit seine Mieter einen möglichst hohen Umsatz erwirt-
Durch die Erschließung mit Rolltreppen und Aufzügen kann
schaften, welcher sich wiederum positiv auf die Mieteinnah-
aber trotzdem die nötige Frequenz erreicht werden um die in
men des Vermieters auswirkt.
den obersten Geschossen oder im Kellergeschoss situierten Ankermieter mit ausreichend Kunden zu versorgen.
Ein hoher Kundenstrom wird zum einen durch ein passendes Marketingkonzept, wie Werbung, Veranstaltungen und PR sichergestellt. Zum anderen spielt das Einzugsgebiet des Einkaufszentrums, dass bei kleinen Vertretern dieser Typologie (wie das WEST in Innsbruck) 10.000 bis 15.000 Einwohner, bei großen Vertretern wie dem Kaufhaus Tyrol und dem DEZ auch 150.000 Einwohner umfassen kann, eine wichtige Rolle. Der wichtigste Faktor ist jedoch die Attraktivität des Branchenmixes, also das Verhältnis und die Produktattraktivität der verschiedenen Einzelhändler zueinander. Um das Einkaufszentrum für Besucher, aber auch für andere Mieter attraktiv zu machen werden deshalb sogenannte Ankermie-
46 Fundamentals
Typologien 47
02 Typologien
48 Fundamentals
Typologien 49
02 Typologien
Online Supermarkt
Gab es im Internet bis vor kurzem lediglich unverderbliche
Die selbe Zielgruppe, aber auf anderem Weg, spricht der öster-
Produkte ab einer Lieferzeit von 24 Stunden zu kaufen, hat
reichische Anbieter www.kochabo.at an. Hier werden Woche
heute auch der Lebensmittelhandel Einzug in die neuen Me-
für Woche Rezepte angeboten, die man sich Online aussuchen
dien gehalten.
und bestellen kann, die benötigten Zutaten werden dann jeweils zum Start der neuen Woche nach Hause geliefert.56
Mit Hilfe eines effizienten Webshops und einer engmaschigen Logistikinfrastruktur ist es möglich auch Lebensmittel, deren Kühlkette nicht unterbrochen werden darf, innerhalb weniger Stunden zu bestellen, zu konfektionieren und auszuliefern. Bereits zu Beginn des Milleniums begann der Lebensmittelriese Tesco ein Bestellsystem mittels Barcode Reader zu etabilieren. Die Firma MPreis bietet seit Mitte 2012 diesen Service nun auch als erster Anbieter in Tirol an. Jedoch lediglich im eng strukturierten Ballungsraum von Innsbruck. Im „TANTE M“ getauften Online-Store findet der Kunde rund 7000 Artikel des täglichen Bedarfs. Sowohl Frischwaren wie Fleisch-, und Milchprodukte als auch die sogenanten körpernahen Non-Food Artikel wie Drogeriebedarf. Ab einem Bestellwert von rund 25 € und einer Bestellung vor Mittags werden die Lebensmittel auch noch am selben Tag ausgeliefert. Laut Eigendarstellung im Pressebericht, richtet sich diese Art des Lebensmitteleinkaufs an besonders viel beschäftigte Menschen, die keine Zeit für den täglichen Einkauf haben. Wer keine Zeit hat, selbst einkaufen zu gehen, kann sich freuen. Der Einkauf auf www.tanteM.at ist in wenigen Minuten erledigt und funktioniert ohne Registrierung. Die gewünschten Lebensmittel werden einfach in den Einkaufswagen gelegt, bezahlt wird mit Bankomat- oder Kreditkarte. Die Lieferung erfolgt am gleichen oder nächsten Tag bis vor die Haustür. 55
50 Fundamentals
Typologien 51
02 Typologien Lage der Typologien
RaumPlanung
03 Raumplanung
Gesetzliche Raumordnung
Unter Raumordnung versteht man die vom Gesetzgeber
Doch zurück nach Tirol. Auch hier kennen wir diese Ge-
festgesetzten Regularien zum Wachstum und der Weiterent-
werbeinseln im Inntal, vor allem an den Rändern der Stadt
wicklungen bestimmter Regionen.
Innsbruck. Das Wirtschaftswachstum und die Entwicklung zur Konsumgesellschaft in den 1960er Jahren machten im
Die Raumordnung in Tirol wird mittels Gesetzestexten im
Jahr 1976 eine Novelle des Raumordnungsgesetzes nötig
Tiroler Raumordnungsgesetz, kurz TROG beschrieben und
in der die Verkaufsflächen der Märkte beschränkt wurden
reguliert. Grundlage dieser Gesetzgebung sind Erkenntnisse
und bestimmte Gebiete zur Ansiedlung von großflächigen
aus der Raumforschung und andere gesellschaftliche Ent-
Betrieben ausgewiesen wurden. Mit dieser Maßnahme ver-
wicklungen. Es werden überregionale Entwicklungsbedürf-
suchte man zum einen die infrastrukturelle Entwicklung auf
nisse und Wünsche bezüglich der Verortung und der Dichte
bestimmte Gegenden zu fokusieren, zum anderen hoffte man
von Entwicklungsgebieten artikuliert, die dann von den Ko-
so einen Kaufkraftabfluss aus den Seitentälern ins Inntal zu
munen in Flächenwidmungsplänen und Bebauungsplänen, in
beschränken, da dies sonst die Zerstörung der Nahversor-
Baugesetzte und Regeln umgewandelt werden.
gung in den Tälern zur Folge gehabt hätte. 58
Dabei ist augenscheinlich, dass der Politik Instrumente oblie-
Die aktuelle Gesetzgebung reguliert Betriebe ab einer Ver-
gen, die das Bild einer ganzen Region nachhaltig beeinflussen.
kaufsflächengröße von 300 m 2. Die für Innsbruck angegebenen Obergrenzen liegen bei
Der Mailänder Architekt und Architekturkritiker Stefano Bo-
Betriebstyp I bei maximal 1.500 m 2, bei den Betriebstypen
eri beschreibt in seinem Artikel „Processes of Urban Trans-
II und III bei 2.600 m2 maximal zulässiger Kundenfläche.
formation“ die Entwicklung seiner Heimatstadt von einer
Sonderflächen für diese Betriebstypen dürfen nur von be-
zentralistisch gepägten Stadt hin zu einer, sich über die ganze
stimmten Gemeinden Tirols - alle, die eine bestimmte Ein-
Lombardische Tiefebene hin erstreckende, Metropolregion.
wohnerzahl und Größe erreicht haben - in den Kernzonen
Boeri macht deutlich, dass heute die Raumentwicklung keinen
gewidmet werden. Diese Kernzonen sind Mischgebiete mit
topographischen oder sonstigen geographischen Regeln mehr
einer Wohn- und Gewerbenutzung sowie einer dichten,
unterliegt, sondern die bestimmenden Faktoren wirtschaftli-
mehrgeschossigen und zusammenhängenden Bebauung in
che und politische sind. Ähnlich wie Rem Koolhaas in seinem
den Innenzonen der Orte. Weiter gilt, dass die maximale
Text Junkspace nennt Boeri Entwicklungsinseln entlang einer
Größe einer Lebensmittelabteilung oder eines Lebensmit-
wichtigen Verkehrsachse als neue Stadtansichten, bestes Bei-
telgeschäfts innerhalb eines Betriebes der Größe III nicht
spiel dieser neuen Stadtansichten sind die nach außen isolier-
größer als die Kundenfläche von Betriebstyp I, also 1.500
ten Container der Shopping Malls an den ehemaligen Rändern
m2 sein darf. Da den Betriebstypen I-III noch eine gewis-
der Stadt.57
se Nahversorgungsfunktion obliegt regelt das Tiroler
56 Fundamentals
Raumordnungsgesetz eine ausreichende Erreichbarkeit des
Um einen unnötigen Flächenverbrauch bei der Neuwidmung
Standorts zu Fuß, mit dem Fahrrad und natürlich auch mit
von Sonderflächen einzugrenzen dürfen die als Freiland ge-
dem öffentlichen Personennahverkehr.
widmeten Grundflächen nur dann als mögliche Standorte
Für alle gewidmeten Sonderflächen für Einkaufszentren gilt
vorgesehen werden, wenn im Sinne der Ziele der überört-
das deren Höchstmaß der Bebauung das vorgefundene Orts-
lichen Raumordnung kein überwiegendes Interesse an der
Strassen und Landschaftsbild nicht beeinträchtigen darf, wie
Erhaltung des Freilands, insbesondere für Zwecke der Land-
eine Beeinträchtigung in diesem Sinne auszusehen hat wird
wirtschaft und der Erholung oder zum Schutz des Land-
allerdings im Raumordnungsgesetz nicht geregelt und unter-
schaftsbilds gegeben ist.
liegt einem Sachverständigen oder eines Gestaltungsbeirats. Die gegenwärtigen Entwicklungen lassen allerdings den Für Einkaufszentren ab einer Kundenfläche von 2.600 m 2,
Schluss zu, dass der einzige limitierende Faktor die Topogra-
den Betriebstypen IV (bis zu einer Fläche von 3.500 m ) und
phie des Inntals ist. Und auch der Passus, dass die bauliche
den Betriebstypen VI (bei einer maximalen Kundenfläche
Gestaltung keine wesentliche Beeinträchtigung des Ortsbild-
von 6.000 m ) gilt die Bestimmung, dass Sonderflächen für
schutzes zur Folge haben darf, sondern lediglich von der Qua-
diese Art von Betrieben nur außerhalb der örtlichen Kernzo-
lität der Argumentation eines Sachverständigen abhängen. 59
2
2
nen gewidmet werden dürfen. In Innsbruck ist diese Sonderfläche im Osten der Stadt, zwischen Amras, Rossau und Inn.
Die Karte auf der folgenden Seite soll die Widmung der Son-
Die Sonderfläche Neu-Rum gehört zum Gemeindegebiet
derflächen für Betriebstypen I-VI und damit der Typologie-
Rum und das Gelände der im Westen Innsbrucks gelegenen
verteilung für den Raum Innsbruck veranschaulichen.
Cyta Shopping City liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Völs. Da hier mit einem erhöhten Aufkommen von Individualverkehr gerechnet werden muss, ist die Erschließung so auszulegen, dass die Leistungsfähigkeit der Straßen die der Erschließung der Einkaufszentren dienen, so groß sein muss, dass eine Befüllung und Entleerung - auch zu Spitzenzeiten - flüssig gewährleistet werden kann. Um den imensen Flächenverbrauch des ruhenden Verkehrs einzugrenzen sind PKW Stellplätze der Betriebstypen IV und VI entweder in Tiefgaragen oder in mehrgeschossigen Hochgaragen auszuführen.
Raumplanung 57
02 Raumplanung
03 Raumplanung
Stadt- und Ortsbildschutzgesetz
Das Stadt- und Ortsbildschutzgesetz hat zum Ziel ebenjenes
Hötting, Mühlau, Arzl und Amras. Diese sollen trotz Einge-
architektonisch qualitätvoll zu gestalten. Stadtteile, Ortsteile
meindung ein eigenständiges Ortsbild beibehalten und sich
oder Gebäudeensembles die zur Charakteristik eines Orts-
den Charakter eines eigenständigen Dorfkerns bewahren.
bildes beitragen gelten im Sinne des SOG als schützenswert. Die grün gekennzeichneten Stadtteile enthalten Bereiche mit Bei der Verwirklichung dieser Ziele ist auf die Erhaltung
qualitätvollen städtebaulichen Strukturen und hohem Anteil
der historischen Architektur und ihrer Wirkung auf das
von baukulturell und historisch wertvollem Baubestand.
Stadt- oder Ortsbild, auf die Schaffung einer Synthese zwischen historischer und moderner Architektur, auf die örtli-
Blau gekennzeichnet sind sämtliche restliche Bereiche, die
che Bautradition sowie auf die Erfordernisse der Stadt- und
eine städtebauliche Qualität besitzen.
Ortserneuerung Bedacht zu nehmen. 60 Für das behandelte Thema der Lebensmittelläden in InnsEin Umbau, Neubau oder Zubau innerhalb dieser Zone ist bei
bruck ist dies vor allem innerhalb in der Erhaltungs- und
der Behörde anzuzeigen und genehmigen zu lassen, gegebe-
Schutzzonen von Bedeutung, da hier auf eine besondere Ge-
nenfalls ist durch ein Gutachten oder den Gestaltungsbeirat
staltung der Ladenfronten geachtet werden muss, damit sich
zu prüfen ob durch den Eingriff die Charakteristik des En-
diese störungsfrei in das bestehende Ortsbild einfügen.
sembles gestört oder beeinträchtigt wird.
61
Die Fotos auf der gegenüberliegenden Seite zeigen einige Innerhalb Innsbrucks gibt es vier verschiedene Qualitäten des Stadt- und Ortsbildschutzes, dargestellt in der Karte auf der folgenden Seite. Die Rot gekennzeichneten Bereiche sind jene, welche innerhalb der Erhaltungszone liegen und einen besonderen Beitrag zum architektonischen Charakter der Stadt leisten. Eingeschlossen ist hiermit die Innsbrucker Altstadt, sowie die Maria-Theresien Straße und die Innsbrucker Museumsstraße. Gelb markiert sind die in der Schutzzone gelegenen ehemaligen Ortskerne der eingemeindeten Innsbrucker Ortsteile wie
60 Fundamentals
Beispiele von Ladenfronten innerhalb der genannten Zonen.
Raumplanung 61
03 Raumplanung
XX 64 Fundamentals
ZEITGESCHEHEN
Headline 65
1892 - Erfindung der Rolltreppe Jesse W. Reno erfindet in New York die Rolltreppe
1903 - Gründung Konsumverband
Der Zentralverband österreichischer Konsumgenoss wird mit dem Ziel als Kollektiv günstiger Lebensmi
1876 - Erfindung des Kühlschranks Dr. Carl von Linde erfindet die Kältemaschine und trägt dadurch zur Verbesserung der Haltbarkeit von Lebensmitteln bei.
1908 - Eröffnung Kau
In der Innsbrucker Maria-T das Kaufhaus Bauer und Sc Es war der erste Stahlbeton
1925 - Pa
Therese Mö in der Dreih in Hall und
1905 - Laden in Wörgl Therese Gollner (später Mölk) eröffnet gemeinsam mit ihrer Schwester ihr erstes Lebensmittelgeschäft in Wörgl.
1890
1900
1910
1933-1945 - Austrofaschismus 1938 - Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1939 - 1945 Zweiter Weltkrieg 1943 Bombenangriffe auf Innsbruck
1914-1918 - Erster Weltkrieg Ausgelöst durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand Ende der Monarchie in Österreich
1922-1923 - Hyperinflation in Österreich Arbeiter werden zweimal täglich ausbezahlt, Entwertung des Geldes um 1:14000
1929 - 1930 - Weltwirtschaftskrise Hervorgerufen durch eine deutliche Ausweitung der Konsumgüterproduktion und der landwirtschaftlichen Produktion
1930 - Erster Supermarkt weltweit Während der Weltwirtschaftskrise ersetzte Michael Cullen in Jamaica, New York zahlreiche 40-50 m² große Geschäfte durch 10 mal größere. Durch einen hohen Anteil von Selbstbedienungsartikeln schaffte er es nicht nur wetbewerbsfähig gegenüber seinen Mitbewerbern zu sein, sondern diese auch zu unterbieten.
senschaften ittel zu erwerben gegründet.
1948 - Erster Supermarkt in Europa Migros Laden in Zürich
ufhaus Tyrol
1946 - 100 Mitarbeiter
Theresien Strasse eröffnet chwarz (später Kaufhaus Tirol). nbau Tirols und hatte als erste Gebäude in Tirol Aufzüge.
Die Firma Mölk hat 100 Angestellte und 11 Filialen.
acht Militärbäckerei
1942 - Mölk wird OHG
ölk pachtet die ehemalige Militärbäckerei heiligenstrasse. Weitere Filialeröffnungen d den Viaduktbögen.
Umwandlung der Firma Mölk in eine OHG offene Handelsgesellschaft.
1920
1930
1940
1964 - erste Olympische Winterspiele in Innsbruck
1955 - Wirtschaftswunder
1976 - zweite Olympische Wi
Ersatzaustragungsort für Denver Colo
1973 - erste Ölkrise Steigerung des Ölpreises um 70% ein autofreier Tag pro Woche
1979 - zweite Ölk 1966 - Messe Euro-Shop Die Messe Euro-Shop, eine Messe für Investitionsgüter des Handels, findet zum ersten Mal in Düsseldorf statt.
1970 - Eröffnung DEZ Innsbruck Eröffnung des DEZ Einkaufszentrums im Innsbrucker Osten 11.000 m² Verkaufsfläche, 600 Parkplätze Erster Interspar Markt
1951 - Erfindung des Einkaufswagens Der Maschinenbauer Rudolf Wanzl erfindet in Leipheim einen Drahtkorb mit Rollen - den Einkaufswagen.
1976 - 2. Novelle Tiroler Rau
Erstmals spezielle Vorgaben zur Erric Läden über 300 m² Verkaufsfläche dü in extra ausgewiesenen Gebieten erri Vermeidung von Kaufkraftabfluss au
1961 - Erster ALDI Discounter in Bochum Die Brüder Karl und Theo Albrecht versuchten mit dem System: begrenztes Sortiment, keine verderblichen Waren und schnellen Umschlag von Waren die Nebenkosten so zu senken, dass sie ihr Sortiment günstiger als die Konkurrenz anbieten konnten.
1967 - Übernahme Hofer durch ALDI
1980 - Erster Ba
1987 - Erste Bankomatkass in Österreich
Das deutsche Discount Unternehmen ALDI, expandiert nach Österreich und übernimmt die von Helmut Hofer gegründete Filialkette Hofer.
1974 - Von Mölk zu MPreis
1954 - Gründung SPAR
Die dritte Generation der Familie Mölk, Hansjörg und Anton Mölk übernehmen die Firm und versuchen mit einem Diskounterkonzept in Innsbruck Fuss zu fassen. Erster Markt in der Andechsstrasse in Innsbruck
Gründung der Handelsvereinigung Spar Tirol/Pinzgau, aus der später die Spar Gruppe hervorgehen sollte, in Kufstein.
1952 - Erster Supermarkt in Innsbruck
1969 - Rote Zahlen bei Mölk
Die Firma Feldkirchner eröffnet in Innsbruck den ersten Selbstbedienungsladen. Erster auotmatischer Türöffner in der Stadt
Trotz einem breiten Filialnetz schreibt Mölk Rote Zahlen. Grund nicht konkurrenzfähig gegenüber den sich ausbreitenden Supermärkten.
1961 - Erstes Mölk Selbstbedienungsgeschäft Aufgrund des wachsenden Konkurenzdrucks eröffnet die Firma Mölk ihr erstes Selbstbedienungsgeschäft in der Andechsstrasse in Innsbruck
1979 - Erste Scan 1952 - Erfindung des Barcodes Heute tragen 98% aller Lebensmittel 1976 - Erste Scannerkasse einen 8-13 stelligen Warencode. Die European Article Number, kurz EAN Erste Scannerkasse in einem Supermarkt (Oregon/USA). In der DDR hat man bis zur Wende 1989 in den Kaufhallen aufgrund der Vollbeschäftigungsideologie ohne Scannerkassen gearbeitet. Die Kassiererinnen kannten die Einzelhandelsverkaufspreise ihres zahlenmäßig limitierten Warenangebotes auswendig. ALDI stellte erst 2002 auf Scannerkassen um, da das Eintippen der Produktcodes wesentlich schneller war.
1950
1960
1970
Die Firma Billa setzt z zunächst Versuchswei
1980
2013 - 219 Supermärkte
interspiele in Innsbruck
MPreis betreibt aktuell 219 Supermärkte in Tirol, Salzburg und Südtirol
orado
1995 - Beitritt Österreichs in die Europäische Union seitdem zweimal EU-Ratspräsidentschaft 1998 und 2006
2012 - TanteM
krise
Quelle: Statistik Austria
1992 - Tourismusrekord in Tirol mit 46 Mio. Übernachtungen erreicht Tirol seine bisherige Fremdenverkehrs-Bestmarke
2002 - Einführung des EURO 1999 Enführung als Buchgeld, seit 1.1.2002 als offizielle Währung
BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG Stand Mai 2013: 714.430 Einwohner
umordnungsgesetz
chtung von Einkaufszentren. ürfen nur noch ichtet werden. us den Tälern in das Inntal.
Quelle: Statistik Austria
2004 - Biennale Vendig Die Firma MPreis vertritt Österreich auf der Architekturbiennale in Venedig
1993 - Auszeichnung für MPreis Lienz
ankomat in Österreich
Als erster Supermarkt erhält der Lienzer MPreis eine Auszeichnung des Landes Tirol für neues Bauen. Und nimmt somit eine Gegenposition zu den bis dato rein funktional gestalteten Märkten ein.
se
ma
BRUTTO INLANDSPRODUKT Stand Mai 2013: € 208,47 Mrd.
MPreis beginnt mit der Website, www.tantem.at den Lebensmittelvertrieb im Internet.
KONSUMAUSGABEN LEBENSMITTEL Stand Mai 2013: € 164.60 Mrd.
1998 - 100. MPreis
Quelle: Statistik Austria
Der SuperM in der Innsbrucker Andechsstrasse wird die 100 Filiale des Unternehmens.
1986 - Erster SuperM Eröffnung des ersten über 800 m² großen Geschäfts am Innsbrucker DEZ
2007 - SPAR übernimmt Sillpark
k.
1989 - Erstes Baguette Bistro
Die Spar Gruppe übernimmt mit ihrer Tochterfirma, der SES European Shopping Centres die Leitung von Einkaufszentren ua. auch den Innsbrucker Sillpark.
Einerseits Vorstoß auf den Imbiss-Sektor, andererseits Erhöhung der Aufenthaltsqualität im Supermarkt.
1985 - Umzug nach Völs Aufgrund der zu klein gewordenen Lager- und Verwaltungskapazitäten am Innsbrucker Westbahnhof, zieht das Unternehmen an den Stadtrand nach Völs um.
nnerkasse in Österreich
zum ersten Mal, ise, Barcodescanner-Kassen in Wien ein.
1990
1993 - Einführung von Scannerkassen Billa führt nun flächendeckend Scannerkassen in Österreich ein.
2000
2006 - EuroShop Design Award Im Rahmen der Messe EuroShop wird zum ersten mal der EuroShop Design Award für besonders innovatives und gutes Shopdesign im Einzelhandel vergeben.
2003 - RFID-Chip Entwicklung des RFID Funkchip, Waren müssen nicht mehr gescannt werden, sondern funken den standartisierten EPN (European Product Code) automatisch an die Kasse.
2010
04 Zeitgeschehen
Konsum- und Einkaufsgenossenschaften
Betrachtet man das vorhergehende Diagramm genauer, wer-
onal wirtschaftende Genossenschaftsnetzwerke zusammen,
den drei Paradigmenwechsel deutlich die der Lebensmittelein-
einige von ihnen bestehen auch heute noch, oder haben zu-
zelhandel in den letzten 100 Jahren durchschritten hat. Der
mindest noch einen gewissen Bekanntheitsgrad in der Bevöl-
dritte geht im Augenblick von statten und bedeutet eine Ver-
kerung. Beispiele hierfür sind die Genossenschaften KON-
allgegenwärtigung des Konsums in unserem Lebensumfeld.
SUM oder COOP, wovon letztere auch heute noch existiert.
Die, den Handel betreffenden, Veränderungen gehen natürlich
Das Prinzip des Zusammenschlusses um als Gemeinschaft
eng einher mit sämtlichen anderen zeitgeschichtlichen Ent-
bei Herstellern eine bessere Verhandlungsposition zu errei-
wicklungen und Errungenschaften der jüngeren Geschichte.
chen machten sich auf der anderene Seite auch die Händler,
Betrachtet man den Kontext in welchem diese Entwicklung
oder Krämer selbst zu nutze. Aus diesen damals gegründeten
stattfindet ist sogar eine Prognose in die Zukunft möglich.
Einkaufsverbünden gingen im Laufe der Zeit große Handelsunternehmen hervor, die auch heute noch den Lebensmittel-
Vor 100 Jahren war Tirol noch stark agrarwirtschafltich ge-
markt mitbestimmen. Diese Historie findet man beispiels-
prägt und erlangte noch lange nicht den Wohlstand in wel-
weise bei der 1895 gegründeten ADEG Österreich Handels
chem wir heute leben. Die Lebensmittelproduktion lag bei
AG oder der bei der 1954 gegründeten Handelsvereinigung
den Familien selbst, die meist eine kleine Landwirtschaft
SPAR Tirol/ Pinzgau aus welcher eine der größten Einzel-
unterhielten um sich selbst versorgen zu können. Ergänzen-
handelsunternehmen Europas hervorgegangen ist.
de Lebensmittel, die nicht selbst hergestellt werden konnten, erwarb man beim Kramer im Dorf. Hier setzt auch die erste große Veränderung des Handels an, denn durch den allmälich steigenden Wohlstand stieg auch das Bedürfnis zu konsumieren. Um günstiger Lebensmittel erstehen zu können schloss man sich zu so genannten Konsumgenossenschaften zusammen, die aufgrund der größeren Abnahmemengen Rabatte und Verbilligungen beim Großhändler oder Hersteller erzielen konnten. Weiterer Vorteil dieser Gemeinschaften war, dass man nicht mehr der Willkür des ortsansässigen Krämers unterlag sondern nun selbst über Qualität und Menge entscheiden konnte. Aus den einzelnen regional bestehenden Konsumgenossenschaften schlossen sich bald überregi-
70 Fundamentals
Zeitgeschehen 71
04 Zeitgeschehen
Vom Wirtschaftswunder und Supermärkten
Unter den Wirtschaftswunderjahren bezeichnet man den
Selbstbedienungsladens nach Europa. Im Gegensatz zu den
Zeitraum von den 1950er Jahren bis zu Beginn der ersten
vorherrschenden Kramerläden konnte mit diesem Prinzip
Ölkrise im Jahr 1974. Ausgangssituation dieses Wirtschafts-
Personal eingespart werden, die Verkaufslächen vergrößer-
wunders war der 1945 zu Ende gegangene Zweite Welt-
ten sich jedoch. Das machte den Lebensmittelhandel ökono-
krieg und damit die Diktatur des Nationalsozialismus‘ in
mischer und dieser Preisvorteil konnte an den Kunden wei-
Deutschland und Österreich. Mitteleuropa war durch den
tergegeben werden. Postitiver Nebeneffekt der gestiegenen
Bombenkrieg stark zerstört worden und befand sich im Wie-
Verkaufsfläche und eines immer enger werdenden Logistik-
deraufbau. Gleichzeitig leisteten die Alliierten mit Hilfe des
netzwerks war, dass alles zu jeder Zeit und in der gewünsch-
Marshall Plans einen großen Beitrag zum Wiederaufbau der
ten Menge verfügbar war.
Länder und deren Volkswirtschaften. Neue Ladenkonzepte erforderten wiederum Erfindungen, die Die in Deutschland vom Wirtschaftsminister und späteren
das Einkaufen erleichterten und verbesserten. So erfand bei-
Bundeskanzler Ludwig Erhard und in Österreich von Fi-
spielsweise der deutsche Maschinenbauer Robert Wanzl im
nanzminister Reinhard Kamitz und Bundeskanzler Julius
Jahr 1951 einen Drahtkorb auf Rollen - der Einkaufswagen
Raab angestrebte soziale Marktwirtschaft tat ihr übriges zur
war geboren. Er erleichterte das Einkaufen insofern, dass die
Förderung des sozialen Wohlstands.
Einkäufe nicht mehr selbst durch den Markt getragen werden
62
mussten. Gleichzeitig verlor man aber dadurch den direkten Mitte der 1950er Jahre stieg die private Kaufkraft an, die
Bezug zu Menge und Gewicht des Einkaufs. Einkaufsstrate-
Lebenshaltungskosten stagnierten jedoch. Daraus resultierte
gen machen sich diesen Trick heute noch zu nutze, so stieg
ein breiter Wohlstand, der die Nachfrage nach Konsum- und
seit 2000 die Einkaufswagengröße um 12 % was uns sugge-
Luxusgütern nährte. Vor allem Lebensmittel waren nach der
rieren soll noch nicht genug eingekauft zu haben. 64,65
entbehrungsreichen Zeit des Zweiten Weltkriegs stark nachgefragt, da das Bedürfnis sich endlich einmal satt zu essen
In Tirol sorgten Großhandelsorganisationen wie ADEG, IFA
ein großes war. Die Zeitgeschichte spricht sogar von einer
und A&O für eine flächendeckende Verbreitung des Prinzips
Fresswelle, die neben der Reisewelle eine Ausprägung des
Supermarkt. Den größten Aufschwung dieser Zeit nahm das
Wirtschaftswunders war.
1954 in Kufstein gegründete und voll auf das Prinzip Selbst-
63
bedienung setzende Handelsunternehmen SPAR, das bereits Die gestiegene Nachfrage nach Lebensmitteln veränderte auch die Landschaft der Lebensmittelmärkte nachhaltig. Aus Amerika schwappte Michael Cullens‘ Idee des großflächigen
72 Fundamentals
1959 in ganz Österreich mit Filialen vertreten war. 66
Zeitgeschehen 73
04 Zeitgeschehen
Discounter und Einkaufszentren
Trotz den beiden Ölkrisen der 1970er Jahre wuchs die Wirt-
der Boden dort günstiger zu kaufen war. Ein weiterer Vorteil
schaft in Österreich stetig - und somit auch der Wohlstand
war, dass sich durch die Lage am Stadtrand der Einzugsbe-
der Bevölkerung. Die Kaufkraft stieg und die Nachfrage von
reich dieser Märkte entscheidend vergrößerte und so eine
Konsumgütern wurde größer.
große Menge von Kunden gleichzeitig ansprach.
In dieser Zeit begründeten die Brüder Karl und Theo Alb-
In Innsbruck war das Diskont Einkaufszentrum - kurz DEZ
recht aus Essen den Discount-Supermarkt. Das konkurrenz-
- 1970 die erste dieser neuen Typologien die am östlichen
los günstige Warenangebot und die Tatsache, dass die beiden
Stadtrand eröffnete. Der imense Flächenverbrauch der neu-
Brüder ihre Produkte auf Komission direkt beim Hersteller
entstehenden Einkaufszentren veranlasste die Tiroler Lan-
kaufen konnten und so erst bezahlen mussten wenn die Ware
desregierung 1976 die Ansiedlung von großen Shopping-
schon längst in ihren Märkten verkauft war, bescherte der
strukturen in den damals noch ländlich geprägten Gegenden
Firma ALDI ein großes flächendeckendes Wachstum. Schon
Tirols durch das Entwicklungsprogramm Einkaufszentren
1968 überstieg die Expansion die Grenzen Deutschlands und
des Tiroler Raumordnungsgesetzes zu reglementieren.
kam unter der Firmierung Hofer auch nach Österreich. Das Resultat dieser Gesetzgebung erkennt man gut an den Aber nicht nur die Nachfrage nach Konsumgütern stieg stetig, sondern auch das Bedürfnis nach neuen Einkaufstypologien. Größere Märkte wurden verlangt in denen eine breitere Produktpalette angeboten werden konnte. Also bei einen Einkauf nicht nur der Lebensmittelbedarf der kommenden Woche gedeckt war, sondern auch noch Mode und Schuhe am selben Ort gekauft werden konnte. Am praktischten wäre diese Typologie, wenn man sie mit dem eigenen Auto erreichen konnte und direkt vor der Tür einen Parkplatz fände, ohne die Einkäufe über weite Strecken tragen zu müssen. Mit diesem Bedürfnispaket war die Entstehung der Einkaufszentren vor den Toren der Stadt begründet. Da wegen der großen Parkflächen ein hoher Flächenbedarf gegeben war, verlagerte man diese Typologie an die Stadtränder, da
74 Fundamentals
gewidmeten Sonderflächen des Raumordnungsgesetzes.
Zeitgeschehen 75
Inszenierung
05 Inszenierung
Erlebniskauf
Vom Dienstleister zum Erlebnisgestalter
Die beiden Wirtschaftstheoretiker Joseph Pine und James
Das Erlebnis stellt ein durchaus vorhandenes, bisher jedoch
Gilmore gründen in ihrem 1999 erschienen Buch „The Expe-
nicht beschriebenes Genre der wirtschaftlichen Produktion
rience Economy - Work ist Theatre & Every Business a Sta-
dar. Geschäfte werden zu Bühnen und Angestellte zu Schau-
ge“ die These, dass wegen der Omnipräsenz von angebotenen
spielern wenn ein Kunde den Laden betritt. 68
Waren der Preis nicht mehr Wettbewerbsfaktor allein ist. Die Nachfrage der Gesellschaft nach Erlebnissen erkläUnternehmen gehen zugrunde, wenn sie auf niedrige Preise
ren sich Pine und Gilmore mit Hilfe des Wirtschaftswis-
angewiesen sind, um ihr Angebot an den Mann zu bringen [...]
senschaftlers Tibor Scitovsky, der darauf hinwies, dass die
In immer mehr Branchen ist das Wettbewerbssystem der Preis-
Nachfrage eine wesentliche Reaktion des Wohlstands einer
senkung keine Gewähr mehr für Wachstum und Rentabilität.
Gesellschaft ist. Scitovsky vergleicht es mit der Anzahl der
67
Festmähler die der Mensch mit zunehmendem Wohlstand zu Anhand des Beispiels der Kaffeebohne erläutern die beiden
erhöhen scheint.
einen wirtschaftlichen Produktzyklus, der von der Produktion des Rohstoffs Kaffeebohne heruntergerechnet auf die ge-
Der Mensch schafft immer mehr besondere Gelegenheiten
trunkene Tasse Kaffee die kleinste Gewinnspanne hat. Mit
und Feiertage, die eines Festmahls würdig sind , und macht
etwas mehr Gewinn kann der Veredler des Produkts rechnen,
diese festlichen Gelegenheiten schließlich zur Routine. Das-
der durch Trocknungs- und Röstprozesse aus dem Rohstoff
selbe gilt auch für Erlebnisse, die wir bezahlen.69
Kaffeebohne das Produkt Kaffee herstellt. Eine schon recht hohe Marge erzielt der Dienstleister des Cafè Betreibers oder
Diese Entwicklung macht Unternehmer, zu deren Gruppe
des Baristas, der das Produkt durch seine Dienstleistung
auch die Lebensmittelhändler zählen, zu Gestaltern von Er-
fertig entwickelt. Die Steigerung dieser Dienstleistung ist
fahrungen. Sie bieten zusätzlich zu Produkten auch die mit
laut Pine und Gilmore das Erlebnis auf das Produkt setzen
dem Konsum dieser Angebote einhergehende Erfahrung an,
kann. Als Beispiel führen sie das Café Florian in Venedig an,
die bei Erlebnissen eine inherent persönliche ist. Der Käufer
dass dank seiner Einzigartigkeit und besonderen Lage einen
wird auf einer emotionalen, physischen, intelektuellen oder
ungeahnt hohen Preis pro verkaufter Tasse Kaffee erzielen
gar spirituellen Ebene angesprochen. 69
kann. Doch nicht nur das Café Florian, dessen Erlebnisfaktor ja
Geschäfte werden zu Bühnen und Angestellte zu Schauspie-
quo Standort gegeben ist kann diesen erzielen, da der Erleb-
lern wenn ein Kunde den Laden betritt. 70 ►
niswert frei generierbar ist.
78 Fundamentals
Inszenierung 79
05 Inszenierung
Erlebniskauf
Dimensionen des Erlebnisses
Pine und Gilmore gliedern das Erlebnis in einzelne Erlebnis-
Die beiden, und hier sei es nochmals bemerkt, Wirtschaftswis-
sphären auf. Diese beziehen sich zum einen auf den Grad der
senschaftler schließen das Kapitel Ästhetik mit der Conclusio:
Interaktion, zum anderen auf den Grad der Immersion des Eine ästhetische Erfahrung muss sich selbst treu bleiben und
Kunden innerhalb des Erlebnisses.
auf die Gäste echt wirken. 72 So ist beispielsweise ein Theaterstück geprägt von einer passiven Beteiligung am Geschehen, aber an einer hohen
Es stellt sich die Frage inwieweit, dieses in Amerika ge-
Aufnahme des Dargebotenen. Im Gegensatz dazu steht ein
schriebene Buch, das vorwiegend Erlebnisrestaurants und
Tourist in einem Wintersportort, der aktiv seinen Urlaub
Themenparks als Beispiele behandelt, auf die Lebensmit-
durchlebt und völlig darin eintaucht.
telmarkt-Situation in Mitteleuropa zutrifft. Doch, so denke ich, ist auch hier eine Sättigung des Markts eingetreten, die
Die beiden Dimensionen die der Interaktion und die der Im-
Mittel des Erlebens als wichtiges Unterscheidungsmerkmal
mersion spannen ein Feld auf, in deren Zusammenspiel die
nötig machen. ■
vier Sphären eines Erlebnisses, die Unterhaltung, die Bildung, die Realitätsflucht und die Ästhetik auftauchen. Der für das behandelte Thema der Ladengeschäfte wohl wichtigste Aspekt ist der, der Ästhetik. Hier taucht der Kunde in eine Umgebung ein ohne darauf Einfluss nehmen zu können. Pine und Gilmore sehen in der Gestaltung dieses Aspekts auch die Rolle des Architekten, die direkte ästhetische Erfahrung des Wirklichen in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen zu rücken. 71 Da ihnen die Gefahr des Authentizitätsverlust bei dieser Art von Inszenierung und Instrumentalisierung von Architektur bewusst ist, führen sie Michael Benedikt und Ada Louise Huxdable ins Feld, die beide solch durchinszenierte Orte als unecht oder gar als Fälschung bezeichnen würde.
80 Fundamentals
Die Erlebnisssphären nach Pine und Gilmore
AKTIVE BETEILIGUNG
TÄ A LI RE
IK
ET
TS
H
FL
ST
U
Ä
CH
T
U
N
G
TE
N
U
RH
A
LD
PASSIVE BETEILIGUNG
BI
LT U
N
G
AUFNAHME
IMMERSION
Inszenierung 81
AUFENTHALTSQUALITÄT
05 Inszenierung
Die Aufenthaltsqualitäten eines Supermarkts
Inzwischen haben es die Warenhäuser sich nahlegen lassen, immer mehr zur Bequemlichkeit ihrer Kunden zu thun, Wertheim hat in Berlin bereits eine Art Aussschank in seinen Etablissements errichtet, wo man gegen Entgeld Bier, Kaffee, Chocolade, Gebäck etc. erhält. Wenn man heute in einer Familie hört: Wir gehen zu Wertheim, so heißt das nicht in erster Linie, wir brauchen irgendetwas besonders notwendig für unsere Wirtschaft, sondern man spricht von einem Ausfluge, den man nach irgendeinem schönen Ort in der Umgegend macht. [...] Hat man Bekannte gefunden oder mitgebracht, so bleibt man wohl plaudernd längere Zeit sitzen, zeigt sich die Einkäufe und reizt sich dadurch Gegenseitig zu neuen Ausgaben.73 — Gustav Stresemann, Die Warenhäuser - Ihre Entstehung Entwicklung und volkswirtschaftliche Bedeutung Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft Nr 56 1900 / S. 713-714
84 Fundamentals
Inszenieriung 85
05 Inszenierung
Die Aufenthaltsqualitäten eines Supermarkts
Der dritte Ort
Was Gustav Stresemann in seinem Artikel für die Zeitschrift
Sitzgelegenheiten und Bistrotischen. Diese Funktion ist mit
für die Gesamte Staatswissenschaft schon vor über hundert
psychologischen Codes stark aufgeladen, denn das ständige
Jahren beschreibt, verstehen Soziologen und Marketingspe-
Aufbacken von Fertigteiglingen verströmt einen Geruch von
zialisten heutzutage unter dem Schlagwort des dritten Orts.
frischem Brot durch den ganzen Supermarkt und suggeriert
Ray Oldenburg, der mit dem Buch „The Great Good Place“
dem Kunden die absolute Frische von Produkten und bietet
das Standardwerk zum Thema dritter Ort geschrieben hat,
ein olfaktorisches Erlebnis. Die immervollen Auslagen und
definiert den dritten Ort als: homes away from home, where
Brotkörbe der Bäckerei erinnern den Kunden unterbewusst
unrelated people relate.
an einen Marktstand.
74
Also der Art von Orten die weder
das Zuhause, noch der Arbeitsplatz sind und dort trotzdem die Möglichkeit bieten ohne spezifischen oder offensichtli-
Die wichtigste Suggestion bereitet aber die loungeartige
chen Grund Zeit zu verbringen. Alle diese dritten Orte besit-
Einrichtung des Cafés. Ganz bewusst erinnern die bequem
zen damit eine hohe Aufenthaltsqualität.
aussehenden Polstersessel und das warme Licht der über den Tischen hängenden Leuchten an das Wohnzimmer Zuhause.
Blickt man nun auf die Landschaft der Supermärkte in Tirol,
Hier soll man sich wohlfühlen, sich mit Bekannten treffen,
wird einem bewusst, dass sogar die Lebensmitteleinzelhänd-
Kaffee trinken, schlicht: Zeit verbringen. Und vielleicht
ler versuchen die Aufenthaltsqualität in ihren Geschäften zu
braucht man dann plötzlich doch noch das ein oder andere
erhöhen. Allen voran geht die Firma MPreis mit ihrer Bä-
aus dem Supermarkt.
ckerei/Café Tochter Baguette. Bereits Anfang der 1990er Jahre eröffnete die Familie Mölk das erste Baguette Café in
Dass das System Dorfcafé sichtlich gut funktioniert, zeigt
der Innsbrucker Innenstadt und experimentierte so mit ei-
ein Anschlag der mir bei meinen Feldstudien im MPreis Café
ner neuen Qualität des Einkaufens, die ihnen einen breiteren
in Wattens aufgefallen ist. Auf diesem werden die Gäste ge-
Kundenstamm erschließen sollte.
beten nach spätestens zwei Stunden ihr Auto aus der Tiefgarage zu entfernen. Es kommt also häufig vor, dass sich Leute
In der Verbindung mit seiner Gastronomielinie Baguette wird
in den Supermarktcafés so wohl fühlen, dass sie die Zeit aus
nicht nur die Nachfrage nach dem Erlebniseinkauf abgedeckt,
den Augen verlieren.
sondern auch der Bedarf nach Orten der Begegnung, die dem Geschäftstyp Supermarkt eine neue Funktion zuweisen.75
Die Dreifaltigkeit von Kirche, Rathaus und Wirtshaus eines Tiroler Dorfs wird so durch das Hinzukommen des Super-
Heute findet man in fast jedem Supermarkt eine dem eigent-
markts um die Konsumkomponente erweitert, die im selben
lichen Verkaufsraum vorgelagerte Bäckerei mit mehreren
Zuge die Aufenthaltsqualität eines Dorfcafés mitliefert. ►
86 Fundamentals
Inszenierung 87
05 Inszenierung
Die Aufenthaltsqualitäten eines Supermarkts
Dorfzentren
Wie wichtig die Komponente des Konsumtreffpunkts in Mit-
Zum anderen bedeutet die Entwicklung dieser Ortszentren
ten des Dorfs für die Bevölkerung ist, zeigt sich am Beispiel
- vor allem wenn dies immer von der selben Kette geschieht
des MPreis Supermarkts in Matrei am Brenner, der direkt
- eine nicht überlebbare Konkurrenz für kleine noch beste-
gegenüber der Pfarrkirche im Zentrum des Orts liegt. Aber
hende Einzelhändler oder Gastronomen am Ort, die eine
auch beim schon erwähnten und vom Architekten Dominique
ähnliche Produktpalette anbieten wie das Einkaufszentrum.
Perrault geplanten Supermarkt in Wattens. Hier war es erst durch eine Sonderwidmung der Gemeinde möglich an dieser
Aus den ehemals in jedem Ort gelegenen Kramerläden sind
Stelle, unweit des eigentlichen Dorfzentrums von Wattens,
heute also kleine Einkaufszentren mit der zehnfachen Ver-
ein kleines Einkaufszentrum mit 1.200 m zu errichten und
kaufsfläche geworden. Sie übernehmen die Funktionen die
so die zulässige Maximalverkaufsfläche um gut ein Drittel
früher der Bäcker, der Metzger und nun auch das Wirtshaus
zu überschreiten.76 Zahlreiche weitere Einzelhändler und so-
innegehabt haben. Die Marktplätze der Dörfer verlagern sich
gar der örtliche Polizeiposten haben sich in und um das neu
in die Innenräume der Supermärkte. Egal ob sie mitten im
entstandene Einkaufszentrum positioniert und stärken so die
Ort oder außerhalb stehen, am Ende ist der einzige Unter-
Struktur der Gemeinde Wattens von Innen heraus.
schied ob man um zu ihnen zu gelangen das Auto benutzen
2
muss oder nicht. ■ Bei dem hier behandelten Thema des Dorfzentrums handelt es sich aber um ein zweischneidiges Schwert. Zum einen ist positiv zu vermerken, dass die Kernzonen der Gemeinden gefördert werden und konkurrenzfähig zu Flächen vor den Toren der Stadt werden. Konkurrenzfähig gegenüber den viel zitierten „Grünen Wiesen“, auf denen sich sonst die Konsumfunktionen ansiedeln würden und die Orte selbst veröden lassen würden. Dies ist vor allem von Vorteil für die gewachsene Struktur des Ortskerns, da keine Verlagerung der Attraktoren nach Außen geschieht. Auch für die weniger mobilen Mitglieder einer Dorfgemeinschaft hat dies den Vorteil, dass sie weiter am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können und vielleicht länger für sich selbst sorgen könnten, als wenn die Einkaufsmöglichkeiten weit enfernt am Ortsrand gelegen wären.
88 Fundamentals
WIR ERSUCHEN UNSERE KUNDEN IHRE FAHRZEUGE NICHT LÄNGER ALS ZWEI STUNDEN IN UNSERER TIEFGARAGE ZU PARKEN. DIE TIEFGARAGE WIRD AB SOFORT IN REGELMÄSSIGEN ABSTÄNDEN KONTROLLIERT.
Herzlichen Dank für Ihr Verständnis
Die Marktleitun g
Anschlag im Baguette Bistro MPreis Wattens, Juni 2013
Inszenierung 89
BRanding
06 Branding
Branding
Das nebenstehende Foto zeigt die Installation „Delete!“ in
mung geschieht oft Unterbewusst und wird durch Assoziati-
der Wiener Neubaugasse, einer der belebtesten Einkaufst-
onen und Emotionen hervorgerufen, die wir als Konsumenten
rassen Wiens. Die beiden Künstler Christoph Steinbrenner
empfinden, wenn wir bestimmte Schlüsselsignale erkennen.
und Rainer Dempf haben für zwei Wochen jede Art von
Viele Konsumkritiker sehen in der Überhandnahme des Bran-
Beschriftung, Piktogrammen oder Markenzeichen, die an
ding ein neues Wertesystem aufkommen, das die Gefahr birgt,
den Fassaden entlang der Neubaugasse angebracht sind mit
die traditionellen Werte Zug um Zug zu verdrängen.
gelber Folie überklebt und damit gleichgeschaltet. Der überaus erstaunliche Effekt ist, dass die gegenseitig um die Auf-
Marken treten an die Stelle traditioneller Ordnungssysteme,
merksamkeit der Passanten buhlende Werbung plötzlich ver-
weil Heimat, Familie und Beruf keine Umfassenden Identi-
stummt und das ursprüngliche Gefüge der dahinterliegenden
tätsstiftungen mehr ermöglichen. Um diese Identität kom-
Architektur preisgibt. 77
munizieren zu können, werden vordefinierte Images „Brandings“ als Bausteine der eigenen Identität eingesetzt. Der
Umso erstaunlicher aber ist, wieviel Werbung und Marken-
Wert der Marke hat heute bei allen größeren Unternehmen
identitäten uns tagtäglich umgeben, die wir, wenn überhaupt
eine gewichtige Bedeutung. Die Marke ist zur neuen Heimat
noch, unterbewusst wahrnehmen. Auf dem nebenstehenden
geworden. 78
Foto wird jedoch deutlich, welches Verhältnis im Vergleich zum übrigen Stadtraum von der Werbung eingenommen
Noch vor dem Logo ist die Architektur das wichtigste Zei-
wird. Auch ich habe versucht im vorhergegangenen Analyse-
chen mit welchem man das Image seines Unternehmens nach
teil meiner Arbeit die Marken an den Fassaden zu retouchie-
Außen kommunizieren kann. So machen es sich vor allem
ren, also verschwinden zu lassen, um damit die oft schrei-
große Unternehmen oder Firmen, die auf eine hohe Kun-
ende Werbung für einen Moment auszublenden und mich
denfrequenz angewiesen sind zu nutze mittels einer Corpo-
auf das dahinterliegende Gefüge konzentrieren zu können,
rate Architecture ihr Firmenleitbild zu unterstreichen, einen
beziehungsweise dieses auch vergleichbar zu machen.
Qualitätsanspruch sicher zu stellen, oder - was mit Sicherheit der häufigste Beweggrund für eine spektakuläre Corporate
Das Branding ist aber weniger eine ästhetische Aufladung
Architecture darstellt - den Innovationsgeist des Unterneh-
der Marke als eine identitsstiftende. Das Unternehmen be-
mens und ihre Zukunftsorientiertheit nach Außen zu kom-
mächtigt sich mit Assoziationen aufgeladene Eigenschaften
munizieren.79 ►
und Erscheinungsbilder und generiert sich so ein Image, von dem es hofft auf dem Markt - vom Konsumenten - besser und wohlwollend wahrgenommen zu werden. Diese Wahrneh-
92 Fundamentals
Christoph Steinbrenner & Rainer Dempf, DELETE - die Entschriftung des รถffentlichen Raums, Neubaugasse, Wien, 2005
Branding 93
06 Branding
Gerade wenn Marken ihr Image so verkaufen wie ihr Pro-
Konzept des dritten Orts an die Spitze. Die Shops werden zu
dukt brauchen die Marken passende Niederlassungen, kleine
Orten die wechselnde Programmierungen erhalten. Tagsüber
Tempel im Dienste der Markenidentität um profane Umge-
ist der Shop Showroom für die von Prada entworfene Mode;
bungen zu ersetzen und die Verfügbarkeit eines Produktes
Abends wird der Laden dank einer Pop-up Stage zum kul-
zu zelebrieren.
turellen Treffpunkt eines Szeneviertels. In einem Interview mit dem deutschen Architekturmagazin Detail berichtet Ole
An der Marke Louis Vuitton ist ablesbar wie wichtig diese
Scheeren, ein Partner Koolhaas‘ bei OMA, dass man um den
Markenauftritte für Produkte, gerade aus dem Luxussektor
Nimbus der Exklusivität zu halten immer neue Qualitäten
sind, denn das Label Louis Vuitton erzielt knapp 90 Prozent
entwickeln und hinzufügen muss, da das Shopping allein
seines Umsatzes in exklusiven Louis Vuitton Geschäften, bei
keinen Luxus mehr kommuniziert und darstellt. 82
einer fast hunderprozentigen Bekanntheit der Marke weltUm die Konzepte und Intentionen Rem Koolhaas‘ und sei-
weit. 80
nes Teams besser zu verstehen, die zu den Prada Epicentres Wenn man in diesem Zusammenhang über Branding und
geführt haben, empfiehlt es sich noch einmal auf den dritten
Corporate Architecture spricht muss man über Rem Koolhaas
Ort zurückzukommen. Und sich die von Christian Mikunda
und die von ihm und seinem Büro OMA gestalteten Prada
in seinem Buch „Willkommen am dritten Ort“ aufgestellten
Flagshipstores - den sogenannten Epicentres - sprechen, die
vier Prinzipien eines dritten Orts vor Augen zu führen und
sich vor allem durch einen hohen Grad an neuen, mitunter
zu interpretieren.
revolutionären, Programmen und Bespielungen auszeichnen. 1. Ein dritter Ort muss zum Landmark werden. „Der Gegenwärtige Trend des Branding geht in die Richtung
einer ultimativen Identität [...] das ist eine sehr konservative
Seine Außenwirkung muss extrovertiert seine Gegenwart
und rückschrittliche Meinung von Branding, deren Haupt-
bekunden und durch seinen starken Auftritt zum Wahrzei-
aufgabe darin besteht jegliche Art von Überraschung auszu-
chen werden.
schließen. Meiner Meinung nach kann man mit einer Marke, oder einer Identität viel interessantere Dinge anfangen, sie
2. Ein dritter Ort muss ein Ort des Prominierens sein.
variabler und weniger redundant im Bezug auf ihre Bedeutung gestalten.“...81
Die Erlebnisgestaltung zielt darauf ab den Besucher innerhalb des Ortes herumzubewegen und ihn mit dem Ort ver-
Gerade in den Prada Epicentres in New York und San Francisco treibt OMA das im vorigen Kapitel angesprochene
94 Fundamentals
traut zu machen. ►
Rem Koolhaas/ OMA, PRADA Epicentre Soho, New York, 2001
Branding 95
06 Branding
3. Ein dritter Ort benötigt eine Concept Line.
verkauft wird, ist die eigenständige Architektur kaum erkennbar. Das Neue muss aber auf Dauer gehalten werden
Um die Abteilungen und Regionen eines Ortes miteinander
um unterscheidbar zu bleiben. [...] Damit wird der Stilbegriff
zu verbinden braucht es gestalterisch eine rote Linie an die
ausgehölt: Es entspricht weniger der Verbindlichkeit eines
sich der Besucher halten kann.
universellen Gestaltungsprinzips, wie es lange Zeit in der Architektur bestimmend war, sondern hat eher was mit der
4. Ein dritter Ort muss Neugierig machen
Stilvorgabe eines Lifestyles zu tun. 85
Er muss die Menschen magisch anziehen, muss etwas auf-
Doch nun zurück von der Haute Couture zu den, schon in
weisen, dass man gesehen haben muss.
der Einleitung angesprochenen, „schönen Supermärkten“. Es
83
ist augenscheinlich, dass sich MPreis mit Hilfe von ausgeDie große Gefahr des Brandings durch Architektur ist nun,
suchter Architektur, statt seriell gebauten Supermärkten ein
dass Trends und Moden - gerade im auf die Gunst der Kun-
Image des modernen, fortschrittlichen und qualitätsbewuss-
den angewiesenen - Einzelhandel sehr schnelllebig sind. Mo-
ten Unternehmens gibt - die Architektur wird zum Branding.
den treten plötzlich auf und werden genauso schnell durch einen anderen Trend ersetzt. Um auf den schnellen Wandel
Und obwohl MPreis auf diverse Corporate Architecture
reagieren zu können, wird Architektur lediglich die Dekora-
Richtlinien verzichtet, erkennt man einen MPreis Super-
tion die in eine serielle Tragstruktur eingehängt wird. Eine
markt auf den ersten Blick, sie treten aus der uniformen Mas-
Rigipsarchitektur von der Rem Koolhaas in seinem Text
se der Supermärkte heraus. 86
Junkspace spricht.
84
Jedoch meine ich hier einen Paradigmenewechsel in der SuDie Gefahr liegt darin, dass wenn mit Hilfe der Architektur
permarktkultur zu erkennen, bei dem MPreis nur die Vor-
lediglich ein Image transportiert wird, die Architektur auf
reiterrolle in Tirol übernommen hat - die Ästhetisierung der
den Ausdruck eines Lifestyles reduziert wird. Architektur
Supermärkte. Ein Wandel weg von den uniformen Einheits-
verkommt zur inhaltsleeren Marketingfassade eines Unter-
bauten hin zu architektonisch durchentwickelten Flagship-
nehmens.
supermärkten. ■
Die Bedeutung von Architektur wird auf die Wirkung einer Werbebotschaft reduziert, sie wird in den Dienst des Branding gestellt. Sobald das Image einer speziellen Architektur
96 Fundamentals
Ă„sthetisierung
06 Branding
Die Ästhetisierung des Supermakts Der Unterschied zwischen einem Supermarkt und einem Museum ist nicht so groß wie es zunächst den Anschein haben könnte. Objekte werden durch gezielte Lichtführung inszeniert, zunächs einmal um die Aufmerksamkeit auf sie zu lenken, aber auch um zu Verführen: Im Falle des Museums zu einer weiteren intelektuellen Beschäftigung mit dem Sujet, im Falle des Supermarktes um zum Kauf zu animieren. Schließlich verschwimmen die Grenzen, betrachtet man die Aktivitäten am Kunstmarkt oder die Plastiken zeitgenössischer Künstler, bei denen Lebensmittel ein Bestandteil ihrer Ausdrucksform sind. 87 — Dominique Perrault, „petite musée ou centre commercial - kleines museum oder einkaufszentrum“ Detail 3/2004
100 Fundamentals
Branding 101
06 Branding
Die Ästhetisierung des Supermarkts
Das diesem Kapitel vorangestellte Zitat von Dominique
zahlreiche, zum Teil heute noch bestehende, traditionsreiche
Perrault, der in Innsbruck nicht nur die Rathausgalerien
Warenhäuser. Wie beispielsweise das Kaufhaus des Westens
baute, sondern auch mehrere Supermärkte für die Firma
oder das Kaufhaus Wertheim in Berlin, die Galleries Lafay-
MPreis entworfen hat, macht den Paradigmenwechsel hin zu
ette in Paris oder das Harrods in London.
einem ästhetischen Einkaufserlebnis deutlich. Oder anders gesagt, er beschreibt mit welcher Werteverschiebung der
Die verschwenderische Architektur war ein Mittel um Auf-
Einzelhandel umgehen muss, um die mit dem gestiegenen
merksamkeit auf sich zu lenken. Mit ihrem Dekor stellten sie
Wohlstand einhergehende gestiegene Erwartungshaltung der
bald öffentliche Bauten in den Schatten.[...] Das Warenhaus
Kunden zu befriedigen.
um die Jahrhundertwende bildete den Höhepunkt des modernen Ökonomischen Gesamtkunstwerks, ein Monument
Joseph Pine und James Gilmore finden im Vorwort zu ih-
der Verführung der Sinne durch Farbe, Textur, Bewegung,
rem Buch Erlebniskauf klare Worte für diesen gestiegenen
Klang und Form. 89
Anspruch: Nicht selten waren die erfolgreichsten Verführer des KonUnternehmen gehen zu Grunde, wenn sie auf niedrige Preise
sums ehemalige Medien- und Filmschaffende aus der Un-
angewiesen sind, um ihr Angebot an den Mann zu bringen.
terhaltungsindustrie, wie Beispielsweise der Filmpionier
[...] In immer mehr Branchen ist das Wettbewerbssystem der
Adolph Zukor, der mit der Penny Arcade einen der bekann-
Preissenkung keine Gewähr mehr für Wachstum und Renta-
testen Billigpreisläden in New York eröffnete. Dies führt uns
bilität. 88
zurück zu den Ökonomen Pine und Gilmore, die Ausspruch begründeten; „Geschäfte werden zu Bühnen und Angestellte
Schon Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten Einzelhändler
zu Schauspielern wenn ein Kunde den Laden betritt.“ 90
die prächtigen Erlebniswelten der Konsumtempel und Warenhäuser. Diese hochdekorierten und inszenierten Häuser
Die Aufmerksamkeit verlagerte sich von der eigentlichen
boten eine Illusion des erreichbaren Luxus für die neu auf-
Ware auf die vielfältigen Assoziationen, die durch unter-
kommende und wohlhabende Bürgerschicht. Die Konsumen-
schwellige Werbung, exotische Auslagen oder opulente Ver-
ten ließen sich von der Pracht anlocken und verführen, es
packungen raffiniert geweckt wurden. Der Rahmen war sehr
wurden Wünsche und Bedürfnisse geschaffen, die jenseits
viel kunstvoller geworden als das Kunstwerk selbst. 91
der Grundversorgung liegen und die es ohne das verlockende Angebot auch nicht gäbe. Gerade in den schnell wachsen-
Natürlich war auch damals schon die ästhetische Aufladung der
den, europäischen Großstädten gründeten sich um diese Zeit
Geschäfte gewissen Moden unterworfen, waren Ende des ►
102 Fundamentals
Branding 103
06 Branding
19. Jahrhunderts aufgeladene Jugenstil-Warenhäuser die dem
bensmittelskandalen zum trotz ist nicht die Herkunft oder
Zeitgeist entsprachen, entwickelte sich in den 1920er Jahren,
Herstellung eines Produkts kaufentscheidend, sondern dessen
mit dem Einzug der Moderne und des Funktionalismus der
Präsentation im Regal.
Stil der Warenhäuser in Richtung einer klareren, rationalen Formensprache.
Eine überbordende Fülle des Sortiments, die ständige Verfügbarkeit aller Produkte und eine ästhetische möglichst hoch-
Die Präsentation folgte den Prinzipien der Schlichtheit, denen
wertige Inszenierung der Produkte sind heutzutage wettbe-
sich die Moderne verschrieben hatte, leistete sich aber gleich-
werbsentscheidend für den Lebensmittelhandel.
zeitig eine räumliche Großzügigkeit, Eleganz und Luxus.
92
Am Beispiel des von Rainer Köberl geplanten MPreis Markt Ein sehr gutes Beispiel für den aufkommenden modernen
im Kaufhaus Tyrol - dessen Fotos jeweils auf den gegenüber-
Typus Kaufhaus ist die Warenhauskette Schocken. Sie arbei-
liegenden Seiten zu sehen sind - möchte ich einige Werkzeuge
tete eng mit dem Bauhaus zusammen, deren Grafiker unter
aufzeigen, die genuzt werden um sich als Lebensmittelhändler
anderem die Aushänge und Werbeplakate entwarfen. Der Ar-
ein möglichst hochwertiges Branding anzueignen.
chitekt Erich Mendelsohn führte für Schocken in der Kaufhausarchitektur eine neue Ästhetik der Funktionalität und
Gerade bei diesem Markt, der im Keller eines Kaufhauses ge-
Transparenz ein. Der dynamisch geschwungene Treppenturm
legen ist, spielt die Beleuchtung des Geschäfts die Hauptrolle
des Kaufhauses in Stuttgart ist quasi so etwas wie das Icon der
in der Produktpräsentation. Aber auch in freistehenden Märk-
Schocken-Häuser geworden. Der große Anteil von Fensterflä-
ten ist die Lichtplanung ein großer Faktor bei der Inszenierung
chen auf der Fassade lassen das Gebäude Nachts leuchten und
der Waren, weshalb dies auch nicht vom Architekten mitge-
es zum Leuchtturm des Konsums in der Stadt werden.
plant wird, sondern von Fachplanern übernommen wird. Auf
93
den Fotos erkennt man gut, dass die einst in der SupermarktarSeit einiger Zeit hat nun der Trend der Ästhetisierung auch in
chitektur eingesetzten Leuchtstoffröhren professionellen Ga-
den Lebensmitteleinzelhandel Einzug genommen. Ein Grund
leriestrahlern gewichen sind. Anders als die Neonröhren deren
dafür ist sicher die deutlich gestiegene Kaufkraft der Be-
einzige Funktion es war den Markt „hell“ zu machen, werden
völkerung. Der Anspruch an Qualität, den das Branding der
mit den Strahlern gezielt Lichtstimmungen erzeugt und be-
Ästhetik suggeriert, ist längst nicht mehr nur im Luxussek-
stimmte Produkte szenisch hervorgehoben. Der Vergleich Do-
tor der Konsumgüterindustrie beheimatet. Mit Sicherheit ist
minique Perraults mit der Gestaltung eines Museums ist also
ein weiterer Grund die gestiegene Erwartungshaltung an die
gar nicht so abwegig. Werbepsychologen haben erforscht, dass
scheinbare Qualität der Lebensmittel selbst. Sämtlichen Le-
Menschen kaltes und ungemütliches Licht mit preiswerten ►
104 Fundamentals
Branding 105
06 Branding
Produkten verbinden. Also gilt in der Schlussfolgerung: je
bei. [...] Vor allem junge Familien haben Marktforschern zu
wärmer das Licht, desto exklusiver die angebotene Ware.
folge keine Lust mehr, die braun gefließten Lebensmittelhöh-
94
len anzusteuern, um beim Einkauf ein paar Euro zu sparen.95 Unterstützt wird das szenische Moment der Lichtgestaltung durch die spiegelnden, schwarzen Deckenpaneele. Sie reflek-
Kunath werde in den nächsten Jahren mehrere Millionen Euro
tieren das Licht und erhöhen die Empfindung der Exklusivität.
investieren um die Geschäfte der Kette optisch aufzuräumen
Ähnlich wie in Adolf Loos‘ American Bar in Wien, wird der
und hochwertiger erscheinen zu lassen. Um die geänderten
Raum optisch nach oben hin erweitert und so die Empfindung
Kundenansprüche erfüllen zu können.
einer einengenden, tief hängenden Kellerdecke positiv manipuliert. Generell ist zu bemerken, dass sich die Einrichtung
Zudem vergibt das EHI Retail Institute seit 2006 im Rahmen
des Geschäfts auf ein Minimum beschränkt und auch die Far-
der jährlich stattfindenden Messe Euro Shop den Euro Shop
ben der Möblierung nicht in Konkurrenz zu den angebotenen
Design Award und zeichnet damit umgesetzte und gelungene
Waren stehen. Der hohe Kontrast von gedeckten Farben zur
Gestaltungskonzepte im Bereich des Lebensmitteleinzelhan-
leuchtenden Produktpalette hebt diese weiter hervor. Auch der
dels aus. 96
Einsatz von hochwertigen Materialien stärkt das Image des modernen, hochwertigen Supermarkts. Entgültig vorbei sind
Gestaltung von Supermärkten ist also nicht das alleinige Phä-
die Zeiten der billigen Industrieregale und den gesprenkelten
nomen eines Tiroler Einzelhändlers, sondern ein weltweiter
weißen Industriefließen. Stattdessen findet man einen hoch-
Trend den Konsumdruck weiter zu erhöhen und von der ge-
wertigen Feinsteinfußbodenbelag vor und - je hochweritger
stiegenen Kaufkraft der Bevölkerung zu profitieren. ■
die Ware, desto hochwertiger die Präsentation - Eichenholzregale in der Weinabteilung. Wer meint die Inszenierung beschränkt sich auf einen kaufkraftstarken Markt in der Innenstadt, der sich. So erklärt Jan Kunath, Geschäftsführer der Rewe Discounttochter Netto gegenüber dem Wirtschaftsmagazin brand eins : Ein halbes Jahrhundert gehörte es zum Erfolgsprinzip von ALDI, dass Läden, in denen die Kunden einkaufen auch billig aussehen dürften. Das war genial, doch diese Zeiten sind vor-
106 Fundamentals
Branding 107
Erscheinungsbilder
06 Branding
SPAR
Erscheinungsbilder
Mit 16 Filialen im Raum Innsbruck ist die Spar-AG der
sich dem Passanten der Lebensmittelmarkt auf den ersten
zweitgrößte Anbieter von Lebensmitteln in der Region.
Blick erschließt.
Weiter besetzt die SPAR Gruppe als einziges Unternehmen
Eine gestalterische Besonderheit bei SPAR Märkten ist si-
sämtliche Lebensmitteleinzelhandelstypologien mit Ausnah-
cher das rote Portal über dem Eingang, dass sich, wenn auch
me der Diskounter. So gibt es in Innsbruck zwei Spar-Express
in stilisierter Form, über jedem Markt befindet. Gerade bei
Fililalen, die an sieben Tagen in der Woche auf kleinen Ver-
Filialien mit einer reinen Glasfront zoniert es die Fassade
kaufsflächen vorwiegend Convenience Produkte anbieten.
und leitet den Kunden ohne Umwege in den Supermarkt.
Die Nahversorungsfunktion der Supermärkte übernehmen im Unternehmen die Spar-Märkte, die auf bis zu 1000 m2 eine breite Palette an Lebensmitteln anbieten und damit als Vollsortimenter gelten.97 Vorwiegend an gut mit dem Pkw zu erreichenden Standorten betreibt die Gesellschaft die 1000-2500 m2 großen Eurospar Märkte die neben einem Lebensmittelsortiment auch Non-Food Produkte im Sortiment haben und damit für den Großeinkauf von Mehr-PersonenHaushalten geeignet sind. In der ebenfalls verkehrsgüntigen Lage von Neu-Rum findet sich ein Vertreter der 2500 - 5000 m2 großen Spar SB-Warenhäuser, der Interspar Markt.98,99 Volle Sortimentsabdeckung erreicht die AG dank ihrer hunderprozentigen Tochtergesellschaft der SPAR European Shopping Centers GmbH, die österreichweit Einkaufszentren betreibt und im Raum Innsbruck das Shoppingcenter Sillpark unterhält.100 Untersucht man die Spar Lebensmittelmärkte auf architektonische Kriterien, fällt auf, dass SPAR Märkte ebenso wie MPreis Filialen auf eine offene, dem Zeitgeist entsprechende Architektursprache setzen. Natürlich sind die Logos mit ihrer Größe und Farbigkeit derart am Gebäude platziert, dass
110 Fundamentals
1/100/95/0
85/15/100/0
00/00/00/00
Branding 111
06 Branding
BILLA
Erscheinungsbilder
Die BILLA AG ist der vollsortimentierte Nahversorger der REWE International AG in Österreich. Damit decken die Billa Geschäfte sämtliche Lebensmittel des täglichen Bedarfs ab. Die sechs bestehenden Billa-Filialen sind alle in Wohngebieten gelegen und eigenen sich deshalb für den täglichen, fußläufigen Einkauf. 101 Bei der Betrachtung von gestalterischen Merkmalen fällt einem sofort die sich drehende Einkaufstüte auf, die in Anlehnung an die Zunftschilder über den Läden angebracht ist. Weiters fällt auf, dass die Fassadenfarbe meist ein abgetöntes Gelb ist und die Fensterstöcke rot lackiert sind. Hier werden also augenscheinlich die Farben des Logos in architektonischen Elementen wiederholt um die Aufmerksamkeit des Kunden ab dem ersten Blick auf sich zu ziehen.
7/100/96/2
112 Fundamentals
1/19/93/0
00/00/00/00
Branding 113
06 Branding
MERKUR
Erscheinungsbilder
Im Unterschied zu den Billa Filialen ist die Merkur AG die Verbrauchermarktkomponente der REWE AG in Österreich. So finden sich die rund 2000 m 2 großen Märkte vorwiegend in Gebieten die mit dem PKW gut erreichbar sind und auch ausreichend Parkfläche zu Verfügung steht. 102 Eine klare architektonische Linie, die sogenannte Corporate Architecture ist bei den Filialen der Merkur AG offensichtlich und klarer als bei den anderen untersuchten Marken. So nehmen die meist freistehenden Märkte die Farbigkeit des Logos auf und bieten weiße Fassaden mit türkisen Elementen. Ein überdimensionales weißes Vordach ist ein immer wiederkehrendes Element und wird in dieser Form an mehreren Märkten - österreichweit - verwendet. Die V-förmigen, weißen Stützen zur Lastabtragung des Vordachs finden sich auch wiederholt an mehreren Filialen und sind ein bewusst
81/10/65/0
00/00/00/100
74/0/58/0
00/00/00/70
68/0/52/0
00/00/00/40
eingesetztes Element der Merkur AG. Bemerkenswert ist auch der Einsatz eines Key-Visuals. In diesem Fall ist es ein saftig grüner Granny-Smith Apfel in einem Meer aus Wassertropfen, der dem Kunden Frische und Sauberkeit suggerieren soll. Eingesetzt findet man dieses Visual als Großflächenprint auf den Fassaden der Märkte, aber auch auf Werbepostern im Markt, auf der Website und auf Postwurfsendungen im eigenen Briefkasten. 103
114 Fundamentals
00/00/00/00
Branding 115
06 Branding
MPREIS
Erscheinungsbilder
Die Firma MPreis ist, mit 38 Filialen alleine in Innsbruck,
spiegelnden Oberflächen sehr edel und suggeriert ein hoch-
sicher der flächendeckenste und regionalste Lebensmittel-
wertiges Sortiment. Darüber hinaus bietet schwarz einen
händler in Tirol. Die Größen der einzelnen Filialen variieren
hohen Kontrast zum roten Logo und der Farbenvielfalt des
zwischen 150 m und 2000 m und fallen damit in die Katego-
angebotenen Sortiments. Vorreiter war MPreis sicher auch
rien Convenience Shop, Supermarkt und Verbrauchermarkt.
bei der Verwendung von möglichst großflächigen Schaufens-
Grundsätzlich wird von der Firma MPreis eine Nahversorger-
tern in ihren einzelnen Geschäften. Hier treten die voll be-
funktion angestrebt, die sich in Ladengeschäften in der In-
stückten Regalrückseiten in den Vordergrund, die in einer
nenstadt, Supermärkten am Ortsrand und in einzelnen größe-
Art Schlaraffenlands-Metapher die ständige Verfügbarkeit
ren Verbrauchermärkten, den Super M Märkten, auswirkt.
aller Produkte im Supermarkt zur Schau stellen.
2
2
104
Architektonisch schreibt sich das Unternehmen einen hohen Anspruch auf die Fahnen. So schreiben sie auf ihrer Website: „Generell wird die Wiedererkennbarkeit einer Marke über Gleichförmigkeit erreicht. Bei MPREIS gehen wir einen gänzlich anderen Weg: Unser Markenzeichen ist die Vielfalt der architektonischen Formensprache - jeder Markt ist für den konkreten Ort erfunden und trotzdem als MPREIS wieder erkennbar.“ 105 Bei der Errichtung neuer Supermärkte arbeiten sie mit verschiedenen Architekten zusammen, die in ihrem Entwurf auf die jeweilige Umgebung eingehen sollen und durch eine gezielt moderne Formensprache als MPreis erkennbar werden sollen. 106 Obwohl von unterschiedlichen Architekten errichtet, sind immerweiderkehrende
architektonische
Grundelemen-
te erkennbar. Zu nennen sind hier natürlich das Logo, ein schlichter roter Würfel mit MPreis Schriftzug, der sowohl als Zunftschild als auch als Reklamepylon auf die Filiale hinweist. Ebenfalls auffällig ist die häufige Verwendung der Farbe schwarz, denn sie wirkt vor allem in Kombination mit
116 Fundamentals
0/95/85/0
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00/00/00/00
Branding 117
06 Branding
HOFER
Erscheinungsbilder
Die Hofer KG ist mit 440 Filialen der größte Harddiscounter Österreichs. Auf rund 1400 m2 Verkaufsfläche bietet das Unternehmen nur ca. 1500 verschiedene Produkte an, die jedoch schnell umgeschlagen werden können, das heißt nur eine kurze Zeitspanne zwischen Lieferung und Verkauf liegt. 107 Mit Ausnahme der Hofer Filiale in der Innsbrucker Museumsstraße verfügen sämtliche Filialen über Parkmöglichkeiten auf dem Gelände. Bei Hofer von wiederkehrenden Gestaltungselementen zu sprechen wäre untertrieben. Österreichweit besitzt das Unternehmen einen standardisierten Gebäudetyp, der in Fertigteilbauweise auf dem jeweiligen Grundstück errichtet wird. Dieser Gebäudetyp zeichnet sich durch einen eingeschossigen kubischen Baukörper, aus weiß gestrichenen Fertigbetonelementen, aus. Der Eingangsbereich hebt sich von der restlichen Materialität durch eine vollverglaste, schwarz lackierte Pfosten-Riegelfassade mit Vordach ab, die sich über Eck zieht. Ein zweiter Gebäudetyp mit kleineren Fensterflächen wirkt architektonisch in die Jahre gekommen und ist scheinbar der Vorgängertyp.
118 Fundamentals
1/64/100/0
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Branding 119
Konsum und kunst
07 Konsum und Kunst
Konsum und Kunst
Wie verhält sich die Kunst in einer Welt, die seit dem Wirt-
Konsumenten. Der Grund war vor allem ein zeitökonomi-
schaftswunder so vom Konsumbegriff geprägt ist, wie die
scher, denn die Produktion eines traditionellen Kunstwerks
Unsere? Die Kunst, deren Rolle es ist gesellschaftliche Phä-
stand in einem krassen Missverhältnis zum „Konsum“ des
nomene zu erkennen, sie zu analysieren und kritisch zu hin-
Kunstwerks durch die Museumsbesucher.
terfragen. Wie kann die Kunst bestehen in einer Welt, in der alles nach Anerkenung und Aufmerksamkeit schreit?
Schon seit Duchamp und spätestens aber seit der Pop-Art versteht sich der Künstler nicht länger als Produzent, son-
Der einzelne Künstler kann unter den Bedingungen des Mas-
dern vielmehr als ein exklusiver Konsument anonym pro-
senkonsums nicht mit der Mode, Werbung oder kommerzi-
duzierter und in unserer Kultur immer schon zirkulierender
ellem Design konkurrieren - seine Produktion scheint dazu
Dinge. 109
verurteilt in der visuellen Welt der heutigen Massenkultur unterzugehen. Vor allem aber scheint der Künstler durch die
Das Schaffen von Kunst wird selbst zu einem Akt des Shop-
Abwertung der Produktion seine traditionelle Würde als vor-
ping indem der Künstler Waren aus der alltäglichen Kons-
bildlicher, kreativer oder gar genialer Produzent zu verlie-
umwelt entnimmt und sie in den weißen Raum eines Muse-
ren.
ums stellt. Der kreativ, schöpferische Akt des Künstlers wird
108
zu einem gesellschaftskritischen Akt. Das Ideal des kreativ, schöpferischen der Kunst wurde durch die aufkommende Konsumkultur nicht nur abgewertet, son-
Vor allem Andy Warhol thematisiert in seinem Werk den
dern generell in Frage gestellt. Der Konsum verlangt keine
Begriff der Marke und den der Reproduzierbarkeit. Warhols
Auseinandersetzung mit sich und der Gesellschaft, die Werte
Campbell Suppendosen oder Brillo Boxen gibt es so häufig,
des Konsums liegen nämlich in seiner unerschöpflichen Ver-
dass der Begriff des Originals nicht mehr wesentlich ist. Die
fügbarkeit und im niedrigen Schwellenwert in seinen Genuss
Vervielfältigung seiner Kunstwerke mit den Methoden des
zu kommen. Es ist kein breites Wissen über die Gesellschaft
Siebdrucks lehnt sich an die serielle Herstellung des Konsum-
gefragt um ihn zu verstehen, sondern alleine die Bereitschaft
produkts an, mit seinen Kunstwerken imitiert Warhol diese.
sich in ihm zu ergehen. Arbeitete Paul Cézanne, seinem berühmten Diktum nach, Mitten im Wirtschaftswunder der 1950er und 1960er Jahre
paralell zur Natur, so die Pop-Art-Künstler paralell zur Zeit-
entstand im anglo-amerikanischen Raum die Pop-Art Be-
genössischen Konsumkultur. 110 ►
wegung. Spätestens hier wandelte sich auch der Künstler von einem vorbildlichen Produzenten in einen vorbildlichen
122 Fundamentals
Andy Warhol, Brillo Box, 1964 Seite davor: Andreas Gursky, 99 Cent, 2011
Konsum und Kunst 123
07 Konsum und Kunst
Spricht man über Kunst und Konsum werden vor allem zwei
Die zweite Ausstellungsgalerie über die zu reden ist, ist die
Ausstellungen im New York der 1960er Jahre zu wesentli-
von Claes Oldenburg eröffnete „The Store“ in der Lower East
chen Schlüsselmomenten für den Umgang der Pop Art mit
Side New Yorks. Oldenburg verkaufte dort sämtliche Arten
der Konsumkultur.
von Konsumgütern, allerdings von ihm imitiert und alle aus dem selben Material hergestellt. Oldenburg ging es um die
Die erste der beiden Ausstellungen fand im Oktober 1964 in
Imitation der handwerklichen Herstellung der Produkte.
der New Yorker East Street statt und wurde kuratiert von Paul
Damit wollte er auf die vorkapitalistische Wirtschaft zurück-
Bianchini und Ben Birillo. Die beiden Galleristen inszenier-
greifen, die fordistische Massenproduktion für obsolet erklä-
ten ihre Galerie als Supermarkt, angefüllt mit Konsumpro-
ren. Zum anderen schaffte Oldenburg mit der Uniformität
dukten von Künstlern die sich durch das Produzieren solcher
der eigentlich völlig unterschiedlichen Konsumgüter einen
Güter mit der aufkommenden Konsumkultur auseinander-
neuen Kosmos und einen neuen kausalen Zusammenhang
setzten. Zu kaufen waren im Galeriesupermarkt von Bianchi-
der Dinge untereinander. 112
ni und Birillo unter anderem von Andy Warhol handsignierte Campbell Soup Dosen, Chrom Eier von Robert Watts und
Im Gegensatz zur Kunst hat der Konsum ein sehr kurzes Ge-
Roy Lichtensteins Truthahn. Die Grenzen von Kunst- und
dächtnis. Trends ändern sich je nach Saison oder Befindlich-
Alltagswelt verwischten durch die Stilisierung der Galerie
keiten, sie tauchen plötzlich auf und verschwinden genauso
zum Supermarkt fast gänzlich. Das Duchamp‘sche Moment,
schnell wieder.
ein fertiges Konsumprodukt zu dekontextualisieren und es zum Kunstwerk zu machen sobald man es nur auf einen So-
Die konsequente Form des Konsums ist doch die allgemeine
ckel stellt wurde umgekehrt.
Vernichtung, der definitive Verbrauch aller Dinge - der Tod, der ein idealer Konsument ist, weil er alles konsumiert. [...]
Die Ausstellung inszenierte eine bestimmte amerikanische
Die Kunst konsumiert den Tod, sie konsumiert den Konsum -
Konsumform, die damals zur vorherrschenden Form im
und archiviert den Konsum zugleich. Die heutige Kunst funk-
Einzelhandel geworden war und die sozialen Veränderunge
tioniert nicht viel anders. Es ist doch höchst charakteristisch,
und den relativen Wohlstand der Nachkriegszeit reflektier-
dass die Kunst wenn sie sich dem Thema des Massenkonsums
te, was mit höherem Einkommen und einem Lebensstil, der
widmet, gerade alles zu sammeln und archivieren beginnt,
vom Auto und den entsprechend ausgedehnten Vorstädten
was als erstes durch den Konsum vernichtet wird und in den
geprägt wurde, einherging.
Müll gelangt. Auch Andy Warhol interessiert sich vor allem
111
für Verpackungen, Dosen und Poster - alles was als erstes beim Einkauf entfernt und weggeworfen wird.113 ■
124 Fundamentals
Claes Oldenburg, Two Cheeseburgers, with Everything, 1961
Konsum und Kunst 125
Conclusio
08 Conclusio
Das Moment des Aufregenden
Um diese Arbeit zu realisieren und vor allem um die Fotos
fährt man mit dem Rad durch die menscheleere Innsbrucker
für dieses Buch zu machen, habe ich mich quer durch den
Innenstadt und merkt, dass fast in jedem dritten Haus ein
Großraum Innsbruck bewegt. Mal mit dem Fahrrad, mal mit
Supermarkt eingerichtet ist, dann wird einem klar welchen
dem Auto und manchmal auch zu Fuß. Ich habe mir die Stadt
Stellenwert Shopping in unserem Alltag einnehmen muss
aus einer anderen Perspektive erarbeitet als ich sie kenne -
um all diese Supermärkte mit Kunden zu füllen.
aufmerksamer - mit einem Fokus auf unsere gebaute Umwelt, die dem Shopping dient. Wie Bernd und Hilla Becher,
Natürlich haben Baudrillard und Archizoom recht, wenn sie
aber auch wie ihr Schüler Andreas Gursky, wollte ich die
die totale Anwesenheit von Shopping prophezeien, bemer-
Störgeräusche in meinen Motiven minimieren, um die auf-
ken und auch kritisieren. Unser Wirtschaftssystem ist darauf
genommenen Typologien vergleichbar zu machen. Deshalb
ausgelegt zu wachsen, wächst es nicht geht es zugrunde. So
habe ich meine Aufnahmen fast ausschließlich an Sonntagen
verhält es sich auch mit der durch die Ökonomie gesteuerte
gemacht. Die Geschäfte waren geschlossen, die Parkplätze
Raumproduktion der No Stop City. Diese Theorien wurden
waren bis auf wenige übrig gebliebene Fahrzeuge leer. Übrig
vor rund fünfzig Jahren aufgestellt und besitzen auch heute
waren nur die unbespielten Hüllen der unter der Woche so
noch ihre Richtigkeit.
belebten Orte unserer großen Leidenschaft - des Konsums. Allerdings, so zeigen es uns Pine und Gilmore, aber auch Der Witz an der Tatsache meine Exkursionen außerhalb der
die gebaute Umgebung auf, genügen heute die Dimensionen
Geschäftszeiten durchzuführen war aber nicht die gesteiger-
größer, höher, billiger nicht mehr alleine. Die Konsumarchi-
te Ästhetik der Fotos die dabei herauskamen, sondern ein ge-
tektur wurde durch eine Dimension erweitert - dem Aufre-
schärftes Bewusstsein für die Omnipräsenz und die Größe,
gender. Welches Erlebnis bekomme ich wenn ich dort ein-
die Shopping in unserer Umwelt einnimmt. An Wochenta-
kaufe? Ein ästhetisches? Ein gesellschaftliches? Und nicht zu
gen, wenn die Parkplätze voll sind und einem viele geschäfti-
vergessen welches Image verbinde ich mit der Marke bei der
ge Menschen begegenen weiß man zwar von der Präsenz der
ich einkaufe und was sagt das über mich aus?
Shoppingarchitektur, nimmt sie aber nicht in ihrem vollen Ausmaß wahr, wahrscheinlich weil sie von einer Vielzahl
Die Entwicklung hin zum optisch anspruchsvolleren Super-
anderer Reize überlagert werden die uns in unserem Alltag
markt ist damit sicher kein explizites Tiroler Phänomen. Ver-
umgeben. Steht man jedoch alleine auf dem Parkplatz eines
stärkt wird diese Entwicklung aber durch die Tatsache, dass in
Discounters mitten in einem Gewerbegebiet und blickt über
Tirol mit der Firma MPreis ein relativ starker Mitbewerber mit
zwölf Reihen leere Parkplätze bevor sich der Markt mit einer
den Großen der Lebensmittelbranche konkurriert und der Kon-
verspiegelten Glas-Stahl Fassade vor einem aufbaut. Oder
kurrenzkampf erheblich schärfer geführt wird als andernorts. ►
128 Fundamentals
Conclusio 129
08 Conclusio
Zumal MPreis relativ früh, und zwar schon Ende der 1980er Jahre Wert auf ein modernes und qualitätsbewusstes Image gelegt hat, das vor allem über die Architektur transportiert wird. MPreis forciert dies bis heute und zwingt damit förmlich seine Mitbewerber mitzuziehen. So wird die Entwicklung entlang der neuen Dimension des Aufregenden in Tirol erheblich beschleunigt. Das heute unsere Städte und Orte geprägt sind von den Supermärkten und Einkaufszentren werden wir nicht mehr ändern können. Auf einem Markt der durch Verdrängung funktioniert ersetzt eine Marke die andere. Wir können nur darauf bauen, dass vernünftige Planer und Architekten die Aufgabe wahrnehmen diese Typologien zu gestalten und damit vielleicht einen Mehrwert für die Stadträume und deren Benutzer herausholen. ■
130 Fundamentals
Conclusio 131
09 Anhang
132 Fundamentals
In einer Welt in der sich alles ums Einkaufen dreht... Und einkaufen alles ist... Was bedeutet da Luxus? Wahrer Luxus ist, NICHT einzukaufen. Rem Koolhaas
Anhang 133
09 Anhang
Literaturnachweis
01 Intro
09 Christoph Grunenberg, Wunderland (Shopping, Hatje Cantz Verlag 2002) S.17
01 Max Hollein, Shopping 10 Rem Koolhaas in einem Interview mit Charles Jencks
(Shopping, Hatje Cantz Verlag 2002) S.15
(Regiona Bittner (Hrsg.) Die Stadt als Event, Campus Verlag, Leben in der Konsumgesellschaft
Frankfurt/New York 2001)
02 Rem Koolhaas, Fundamentals,
11 Joseph Pine / James Gilmore
Leittext zur Architekturbiennale 2014
(Erlebniskauf. Econ Verlag, München 2000)
(http://www.dezeen.com/2013/01/25/rem-koolhaas-revealstitle-for-venice-architecture-biennale-2014/; 23.04.2013)
12 Michael Homann, Architektur und Verschwendung (global - specific, Löcker Verlag, Wien 2010) S. 35 f.
03 James Paul, Happy Shopper (The Guardian 23.08.2004; http://www.guardi-
No Stop City
an.co.uk/artanddesign/2004/aug/23/architecture. regeneration?INTCMP=SRCH; 23.04.2013)
13 Marc Angélil, No Stop City (Archithese 5.2008) S. 66 ff
04 Marc Angélil, No Stop City 14 Marc Angélil, No Stop City
(Archithese 5.2008) S. 66 ff
(Archithese 5.2008) S. 67 05 Robert Kaltenbrunner, Shopping in der Res Publica (Die Welt, 08.10.2007) /
15 Michael Homann, Architektur und Verschwendung
05 Boris Groys, Der Künstler als Konsument
(global - specific, Löcker Verlag, Wien 2010) S. 35 ff
(Shopping, Hatje Cantz Verlag 2002) S.55 16 Michael Homann, Architektur und Verschwendung 06 Christoph Grunenberg, Wunderland
(global - specific, Löcker Verlag, Wien 2010) S. 40
(Shopping, Hatje Cantz Verlag 2002) S.18 17 Marc Angélil, No Stop City 07 Michael Homann, Architektur und Verschwendung
(Archithese 5.2008) S. 67
(global - specific, Löcker Verlag, Wien 2010) S. 35 f 18 Stefano Boeri, Processes of a Urban Transformation 08 Horst Schreiber, Von Mölk zu MPreis (Studienverlag Inns19 Marc Angélil, No Stop City
bruck, 2007) S.8
(Archithese 5.2008) S. 68
134 Fundamentals
Junkspace
31 AC Nielsen, Handel in Österreich - Basisdaten 2011 Konsumententrends 2011/2012
20 Rem Koolhaas, Junkspace,
(http://at.nielsen.com/pubs/archive.shtml downloaddatum
(Harvard Design School Guide to Schopping 2001)
11.06.2013) S. 10
21 Ebd.
32 Susanne Amann, Comeback für Tante Emma um die Ecke (Spiegel Online 08.09.2007 http://www.spiegel.de/wirt-
22 Ebd.
schaft/lebensmittelhandel-comeback-fuer-tante-emma-umdie-ecke-a-504101.html)
23 Ebd. Supermarkt 24 Koolhaas, Junkspace dt. Übersetzung von Fritz Schneider, (ARCH+ 149-150, 1999: 56)
33 Horst Schreiber, Von Mölk zu MPreis (Studienverlag Innsbruck, 2007) S.143
25 Rem Koolhaas, Junkspace 34 Georg Schwedt, Vom Tante Emma Laden zum Supermarkt 26 Koolhaas, Junkspace dt. Übersetzung von Fritz Schneider
(WILEY-VCH Verlag Weinheim, 2006) S. 40-41
27 Rem Koolhaas, Junkspace
35 AC Nielsen, Handel in Österreich - Basisdaten 2011/ Konsumententrends 2011/2012
28 Ebd.
(http://at.nielsen.com/pubs/archive.shtml downloaddatum 11.06.2013) S. 10
29 Koolhaas, Junkspace dt. Übersetzung von Fritz Schneider 36 Handelsverband Deutschland, 02 Typologien
Betriebsvielfalt im Einzelhandel, Der Supermarkt (http://www.einzelhandel.de/index.php/themeninhalte/bil-
Convenience Shop
dung/karriereimeinzelhandel/item/116367-betriebstypenvielfaltimeinzelhandel.html) 11.06.2013
30 Handelsverband Deutschland, Betriebsvielfalt im Einzelhandel, Der Convenience Shop
37 Horst Schreiber, Von Mölk zu MPreis
(http://www.einzelhandel.de/index.php/themeninhalte/bil-
(Studienverlag Innsbruck, 2007) S.8
dung/karriereimeinzelhandel/item/116367-betriebstypenviel-
38 AC Nielsen, Handel in Österreich - Basisdaten 2011/
faltimeinzelhandel.html) 11.06.2013
Konsumententrends 2011/2012 (http://at.nielsen.com/pubs/ archive.shtml downloaddatum 11.06.2013) S. 8
Anhang 135
09 Anhang
Verbrauchermarkt 46 Anlage 1 zum Tiroler Einkaufszentrenprogramm 2005, 39 Handelsverband Deutschland,
LGBI Nr. 119/2005, in der Fassung der Verordnung LGBI
Betriebsvielfalt im Einzelhandel, Der Supermarkt
Nr. 6/2013 - Standortraum Innsbruck-Rum (http://www.tirol.
(http://www.einzelhandel.de/index.php/themeninhalte/bil-
gv.at/themen/landesentwicklung/raumordnung/ueberoertli-
dung/karriereimeinzelhandel/item/116367-betriebstypenviel-
che-raumordnung/ekz/ 18.06.2013)
faltimeinzelhandel.html) 11.06.2013 Discounter 40 AC Nielsen, Handel in Österreich - Basisdaten 2011/ Konsumententrends 2011/2012 (http://at.nielsen.com/pubs/ archive.shtml downloaddatum 11.06.2013) S. 8
47 Georg Schwedt, Vom Tante Emma Laden zum Supermarkt (WILEY-VCH Verlag Weinheim, 2006) S. 89 ff. 48 Christian Teevs, Geschichte der ALDI Brüder:
41 Landesgesetzblatt für Tirol, 22. Verordnung der Landesregierung vom 24.03.1992, mit der ein allgemeines Entwicklungsprogramm für Einkaufszentren erlassen wird.
Der doppelte Imperator, Spiegel Online 28.07.2010 (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/geschichte-der-aldi-brueder-der-doppelte-imperator-a-708958.html 12.07.2013)
SB Warenhaus
49 Georg Schwedt, Vom Tante Emma Laden zum Supermarkt
42 AC Nielsen, Handel in Österreich - Basisdaten 2011/ Konsumententrends 2011/2012 (http://at.nielsen.com/pubs/ archive.shtml downloaddatum 11.06.2013) S. 8
(WILEY-VCH Verlag Weinheim, 2006) S. 77 50 AC Nielsen, Handel in Österreich - Basisdaten 2011/ Konsumententrends 2011/2012 (http://at.nielsen.com/pubs/ archive.shtml downloaddatum 11.06.2013) S. 10
43 Handelsverband Deutschland, Betriebsvielfalt im Einzelhandel, Der Supermarkt (http:// www.einzelhandel.de/index.php/themeninhalte/bildung/karriereimeinzelhandel/item/116367-betriebstypenvielfaltimeinzelhandel.html) 11.06.2013
51 Hofer, Daten und Fakten (https://www.hofer.at/at/html/company/daten_fakten.htm 12.06.2013) 52 Robert Kaltenbrunner, Shopping in der Res Publica
44 If retailers were classified as countries, (Havard Design School Guide to Shopping S. 68) 45 Stefano Boeri, Processes of an urban transformation
136 Fundamentals
(Die Welt, 08.10.2007) 13.05.2008
Einkaufszentrum
Stadt und Ortsbildschutzgesetz
53 Christoph Grunenberg, Wunderland
60 Landesgesetzblatt für Tirol,
(Shopping 100 Jahre Kunst und Konsum, Hrsg Max Hollein
Gesetz vom 2.07.2003, mit dem Gesetz über den Schutz des
und Christoph Grunenberg, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern
Stadt und Ortsbildes erlassen und die Tiroler Bauordnung ge-
bei Stuttgart, 2002)
ändert wird. §1(3)
54 Robert Kaltenbrunner, Shopping in der Res Publica
61 Ebd.
(Die Welt, 08.10.2007) 13.05.2008 04 Zeitgeschehen Online Supermarkt Vom Wirtschaftswunder und Supermärkten 55 Pressetext, erster Online Supermarkt in Tirol, MPreis Website
62 Alexander Jung, Fresswelle nach der Fettlücke,
(http://www.mpreis.at/unternehmen/presse/aussendungen/
Spiegel Special 1/2006 (http://www.spiegel.de/spiegel/
online-shop-tante-m/index.htm 20.05.2013)
spiegelspecial/d-45964822.html 12.06.13)
56 Ingo Malcher, Äpfel und Birnen
63 Hildegard Kriwet, Wirtschaftswunder, planet wissen
(brand eins 04/2013 - Schwerpunkt: Die Zukunft des Handels)
stand 1.06.2009 (http://www.planet-wissen.de/politik_ge-
S.81
schichte/wirtschaft_und_finanzen/wirtschaftswunder/ 12.03.2013)
03 Raumplanung 64 Georg Schwedt, Vom Tante Emma Laden zum Supermarkt Gesetzliche Raumordnung
(WILEY-VCH Verlag Weinheim, 2006) S. 43
57 Stefano Boeri, Processes of a Urban Transformation
65 Maren Meyer, Greif zu! (Brand Eins 04/2013 Schwerpunkt - Die Zukunft des Handels)
58 Horst Schreiber, Von Mölk zu MPreis
S. 97
(Studienverlag Innsbruck, 2007) S.95 66 Horst Schreiber, Von Mölk zu MPreis 59 Landesgesetzblatt für Tirol,
(Studienverlag Innsbruck, 2007) S.86
22. Verordnung der Landesregierung vom 24.03.1992, mit der ein allgemeines Entwicklungsprogramm für Einkaufszentren erlassen wird.
Anhang 137
09 Anhang
05 Inszenierung
Branding
Erlebniskauf
77 Christoph Steinbrenner und Rainer Dempf Delete - die Entschriftung des öffentlichen Raums temporäre Installation 2005, Neubaugasse Wien (Pressetext auf www.publicartvienna.at; http://www.publicartvienna.at/files/19.html; 1.05.13)
67 Joseph Pine und James Gilmore, Erlebniskauf (Originaltitel: The Experience Economy; Econ Ullstein List Verlag, München 2000)
78 Michael Homan, Von der Ware zur Marke (global - specific Erhard Löcker GesmbH, Wien 2010) S. 49
68 Ebd.
79 Kurt Weidemann, Kompendium Corporate Identity und Corporate Design (Norbert W. Daldrop, avedition, Stuttgart 1997)
69 Ebd. 70 Ebd.
80 Hiromi Hosoya, Brand Zone (Havard Design School Guide to Shopping)
71 Ebd.
81 Rem Koolhaas in einem Interview mit Charles Jencks (Regina Bittner (Hrsg.) Die Stadt als Event, Campus Verlag,
72 Ebd.
Frankfurt/New York 2001) S. 143
Die Aufenthaltsqualität eines Supermarkts
82 Frank Kaltenbach, Was kommt nach Prada? - Ein Gespräch mit Ole Scheeren OMA ( Detail 03/2004 Konzept
73 Christoph Grunenberg, Wunderland (Shopping, Hatje Catnz Verlag 2002) S.22
Läden und Verkauf)
74 Ray Oldenburg, The Great Good Place
83 Christian Mikunda, Markting spüren, Willkommen am
(Da Capo Pr, 1999) S. 17
dritten Ort (Redline Verlag, 2012)
75 Horst Schreiber, Von Mölk zu MPreis
84 Rem Koolhaas, Junkspace,
(Studienverlag Innsbruck, 2007) S.100
(Harvard Design School Guide to Schopping 2001)
76 Hansjörg Mölk, M wie Marktplatz
85 Michael Homan, Von der Ware zur Marke (global - specific Erhard Löcker GesmbH, Wien 2010) S. 50
(Detail 3/2004 Konzept - Läden und Verkauf)
86 Pressetext Architektur & Design, MPreis Website (https://www.mpreis.at/standorte/architektur/architekturdesign/index.htm) 12.06.2013
138 Fundamentals
Die Ästhetisierung des Supermarkts
Erscheinungsbilder
87 Dominique Perrault, kleines Museum oder Einkaufszent-
97 SPAR Unternehmensbrochüre - Vom Österreichischen
rum (Detail 3/2004 Konzept - Läden und Verkauf)
Handelsunternehmen zum mitteleuropäischen Handelskonzern (http://www.spar.at/de_AT/index/unternehmen/down-
88 Joseph Pine & James Gilmore, Erlebniskauf
loads.html) 12.06.2013
(Econ Verlag München, 2000 S.8
S. 13
89 Christoph Grunenberg, Wunderland
98 Ebd. S. 13
(Shopping, Hatje Catnz Verlag 2002) 99 Ebd. S. 15 90 Joseph Pine & James Gilmore, Erlebniskauf (Econ Verlag München, 2000 S.10
100 Ebd. S. 21
91 Christoph Grunenberg, Wunderland
101 REWE Group - Unternehmensleitbild
(Shopping, Hatje Catnz Verlag 2002) S. 30
(http://www.rewe-group.at/Unternehmen/Leitbild/Leitbild/ rg_Content.aspx) 12.06.2013
92 Ebd. 102 Ebd. 93 Ebd. 103 Wikipedia - Merkur Österreich (http://de.wikipedia. 94 Maren Mayer, Greif zu!
org/wiki/Merkur_%28%C3%96sterreich%29) 12.06.2013
(Brand Eins, 04/2013) 105 MPreis Website - Architektur und Design (http://www. 95 Peer Schader, Billigland ist abgebrannt (Brand Eins,
mpreis.at/standorte/architektur/architekturdesign/index.
04/2013) S. 66
htm) 12.06.2013
96 Pressemittelung des EHI Retail Intsitute auf deren Web-
106 Horst Schreiber, Von Mölk zu MPreis
site (http://www.euroshop.de/cipp/md_euroshop/custom/
(Studienverlag Innsbruck, 2007)
pub/content,oid,11076/lang,1/ticket,g_u_e_s_t/~/RetailDesign_Award.html) 20.06.13
107 Georg Schwedt, Vom Tante Emma Laden zum Supermarkt (WILEY-VCH Verlag Weinheim, 2006)
Anhang 139
09 Anhang
Konsum und Kunst 97 Boris Groys, Der K端nstler als Konsument (Shopping, Hatje Catnz Verlag 2002) S. 55 98 Ebd. S 57 99 Michael L端thy, Das Konsumgut in der Kunstwelt (Shopping, Hatje Catnz Verlag 2002) S. 148 100 Christoph Grunenberg, The American Supermarket (Shopping, Hatje Catnz Verlag 2002) S. 171 101 Michael L端thy, Das Konsumgut in der Kunstwelt (Shopping, Hatje Catnz Verlag 2002) S. 148 ff 102 Boris Groys, Der K端nstler als Konsument (Shopping, Hatje Catnz Verlag 2002) S. 60
140 Fundamentals
Anhang 141
09 Anhang
Bildnachweis
Sämtliche Darstellungen, Fotografien und Grafiken - sofern hier nicht explizit erwähnt stammen vom Verfasser selbst.
S. 75 - DEZ Innsbruck kurz nach der Eröffnung 1970 (http://www.dez.at/de/presse/1) 30.05.2013
S. 07 - Duane Hanson, Young Shopper, 1973
S. 79 - EDEKA - Wir lieben Lebensmittel
(http://www.centerspaceproject.org/inmaterial/articles/wp-
(https://sites.google.com/site/germaniavereinborbeck2/WirliebenLebensmittel_neu.jpg)
content/uploads/2013/03/Hanson-73.038-Young-Shopperinstall-front-view-copy.jpg) 21.05.2013
S. 93 - Christoph Steinbrenner & Rainer Dempf, Delete
S. 13 - Maurizio Cattelan, Less than ten items, 1997
(http://www.steinbrener-dempf.com/delete/)
(http://p2.la-img.com/404/10957/2686678_1_l.jpg) 17.06.2013
S. 95 - OMA, PRADA Epicentre Soho, New York, 2001
S. 15 - Michael Landy, Closing Down Sale, 1992 (http://www.thomasdane.com/media/e31d1t/9999x9999/199 578b9104e432492e2ec848c6/3281_1000.jpg) 19.06.2013 S. 17 - Archizoom, No Stop City, 1969 (http://25.media.tumblr.com/tumblr_lyqhgpiPSP1qk9swjo1_1280.jpg) 22.06.13 S. 71 - Gründungsmitglieder von Spar Tirol/Pinzgau 1954 (http://www.spar.at/de_AT/index/unternehmen/geschichte. html) 31.05.2013
(http://www.e-architect.co.uk/images/jpgs/new_york/prada_new_york_arminlinke_oma_270307.jpg) 22.05.2013 S. 101 - MPreis Kaufhaus Tyrol (http://www.mpreis.at/uploads/tx_templavoila/01_04.jpg) 12.06.2013 S. 103 - MPreis Kaufhaus Tyrol (http://www.mpreis.at/uploads/pics/011.jpg) 12.06.2013 S. 105 - MPreis Kaufhaus Tyrol (http://www.mpreis.at/uploads/pics/05_07.jpg) 12.06.2013 S. 107 - MPreis Kaufhaus Tyrol
S. 73 - Erster MPreis Supermarkt, 1974
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(http://www.mpreis.at/unternehmen/geschichte/1920-heute/ index.htm) 23.05.2013
142 Fundamentals
S. 108 - 109 - Merkur-Markt Julius Ficker Strasse, Wien (http://www.rewe-group.at/Presse/Mediendatenbank/MERKUR/MERKUR/rg_MediaDownloads.aspx) S. 120 - 121 - Andreas Gursky, 99 Cent, 2001 (http://2.bp.blogspot.com/-l27mxyLS04Q/UNXciNrfTxI/ AAAAAAAACBM/Z2QzZ_P9mQ8/s1600/gursky99cent. jpg) 18.03.2013 S. 123 - Andy Warhol, Brillo Box, 1964 (http://www.beachpackagingdesign.com/wp/wp-content/uploads/boxvox/6a00e54f0014bd88340120a63f4bea970c.jpg) S. 125 - Clae Oldenburg, Two Cheeseburgers, with Everything, 1961 (http://3.bp.blogspot.com/_IsHxM0pccZ0/SwyYuQRj24I/ AAAAAAAAAIw/bM-MtzHUtQI/s1600/two+cheeseburger s+with+everything_Oldenburg.jpg) 23.06.2013
Anhang 143
Headline
Subline
Bohnen
Ditiist pos dolor rernam ius, il in con corepero maximpo raeperunto es
quo quatibus quodit quideritior moluptasi inctium quam excearchitio bea
enis molorehenis quo quiant, sam, voloribus atius coratur aut re volenti-
susciae postrum fugiti bernatur sam, cum am exerum ipiduci iscillo rro-
on preperit aut vere, si volut earias con perferf errore et auda nobitatium
rit, sum dolutem vento destem serias rector ra invenis quodis se et expliti
volecatet apedi andae. Ratus molore non consent et hil eium id estiatem
aciis nobitatur magnis re nis conessequi ulparior adio tent quamet ex
que non porecab ius, nobis nonsendebit magnimp ossima inctatqui of-
et ut vellor rendelit fugia conectio modis everovide quia inti il magniet
ficiumquam hilit a volla venis eum excepudam velictata consequ ibusan-
facerup tatem. Otatemp orerrovit di consenit, quae. Nequam ra dolup
di solupta tiumquiatur seditate nullautati doloriaecat. Postota venem illa quatque sint. Adi alignim que vendit am res unditi rerendigniae sandell endam, sunt occumquas ut eos nestia iunt re consequ asiminciendi blaborionsed quid experae pliqui renient pos dus, te ex et am, con rem ditiunt harum fugit des por sunt eate quissitatem faccusda eos dolupta ectore volorit iatissimet labore, odianim agnat. Lanissin nobiscia derum volorer chilige nturehe nisimusandi blaut ma quis ea prepudi con reriati usapicid eum quatis eseque si conecep uditem ex escid ut pro ex evendip iciatem volorest rem. Ovitius dolo dolor mos comnimo lorporios samentiam inctes voluptus nustiatur ad maiorenis estoria nullist ionemporum facessi taturehendus maxim labor atem ad estio cus ad quatio que nonsed modis quo que nonessit aspel est harum dolor reium quia non pratur sint odita vollat everspe nos dolorum nullori osandi dolut volore ommodi occatia voloreic totate nusanda nos destia voloruptat reici corpor sinvel molecaes mint reicipsam voluptat pa plandelit que magnis aut autae esecullignam alita dolupti quo magnatus ea voluptur magnam, nus sa assum aut andae paribus, omnit qui reperis et et od maiossi demporem et dero volupiet milit venis aritaeseque pa quistrumet eatem harchilis nes exped quodige ntiunt istintibus aperum antia voluptaerum inus endiam explignis minusa voloriassi odio blaborpori te dolecesequam es ent modia dem quassi to estio quam quasi volupta pediciis peria conet et a eum incte des est et peruntur, omnissi miligenimus ex essi tem nosae non reiciae cum eum arumquiam faciendi ad quiandita consendae. Osant esed qui conesto rumquid istiore dignis dollatem quodit venes de pelent, qui con prem fugia dolorit, occabore numquun distio moluptas etum quo blaboruptur, quaes sequam atiis cum ea volut es molupta tatias nobis doluptatem inullora ad qui dus. Uptia dolori cone recus adiciustem aut quo molorrum, te id que ipsus
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