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Liebe Gäste, herzlich willkommen im JazzCastle der Stadt Wolfsburg – der ersten Adresse für Kunst und Kultur. Unter dem Motto „Back to the roots“ laden wir einmal mehr das altehrwürdige Gebäude mit frischen Impulsen auf. 1974 fand hier das erste Jazzund Folklorefestival statt – damals für die Bundesrepublik einzigartig in seiner Art. Zum 75-jährigen Stadtgeburtstag erlebt das Jazzfestival jetzt sein fulminantes Comeback. Das Schloss ist wie gemacht für dieses Festival: Der atmosphärische Veranstaltungsort überwindet Grenzen und verbindet „Identität“ und „Zukunft“. Als bedeutendes Baudenkmal der norddeutschen Weser-Renaissance steht das Schloss für mehr als 700 Jahre regionaler Geschichte und gab einer der jüngsten Städte Europas seinen Namen. Seither, inzwischen 75 Jahre jung, entwickelt sich Wolfsburg rasant und bewusst in dieser dynamischen Spannung zwischen Tradition und Moderne. Das geschichtsträchtige Bauwerk ist heute ein modernes offenes Kulturzentrum. Es beherbergt historische Exponate und moderne Kunst. Das Stadtmuseum, die Städtische Galerie, der Kunstverein und das Institut Heidersberger öffnen an den Festivaltagen für Sie ihre Türen. Am Rande der Konzerte bietet sich reichlich Gelegenheit, bei gutem Essen und erlesenen Weinen zu entspannen, im Schloss park zu flanieren, Menschen kennenzulernen und neue Berührungspunkte zu finden – jenseits von Grenzen. Ich danke allen Förderern, Partnern und meinem engagierten Team für Kompetenz und Engagement. Inspirierende Festivaltage wünschen Ihnen die Stadt Wolfsburg, die Wolfsburger Nachrichten, NDR Info, ACTmusic, die Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg und die Volkswagen AG. Dr. Birgit Schneider-Bönninger, Geschäftsbereichsleiterin Kultur
Liebe Jazzfreunde, ein neues Jazzfestival feiert in Wolfsburg Premiere. An einem Ort, der schon einmal Jazzgeschichte geschrieben hat: Das Schloss Wolfsburg verwandelt sich in ein pulsierendes JazzCastle – drei Tage und Nächte authentischer Jazz nonstop! Wer so etwas hier suchte, musste in der Vergangenheit lange und weit fahren. So entstand die Idee, ein Festival vor die eigene Haustür zu holen. Anknüpfend an die Jazztradition der 70er-Jahre wurde das JazzCastle (neu)geboren. Jazz muss leider bis heute um seine Anerkennung kämpfen. Wir wollen ihm in Wolfsburg ein weiteres Zuhause geben. „Jazz in Motion“ lautet unser diesjähriges Motto für das neue JazzCastle. Es steht für Bewegung und Aufbruch. Und passt zu einer jungen Stadt wie Wolfsburg: 75 Jahre Wolfsburg – 75 internationale Künstler. Ein besonderer Schwerpunkt ist in diesem Jahr ein „Alleskönner“ im Jazz, das Piano, und widmet sich dem europäischen Jazz in seiner Vielfalt an Variationen. Anlässlich des 5. Todestages von Esbjörn Svensson, einem der herausragenden Jazzpianisten der letzten 20 Jahre, wird ihm „The ACT Family Band“ mit dem Memorial-Konzert „Tribute to Esbjörn“ gedenken. Mit einer überdachten Bühne im Innenhof und einem Zelt im Park bietet das Schloss zwei parallele Spielorte. Zuschauer sind so vor norddeutschem Wind und Wetter geschützt – auch wenn ich für uns alle auf Sonnenschein hoffe. Das hochkarätige Programm wird abgerundet durch Jamsessions im Gewölbekeller, Dancenights in der Dunkelbar sowie durch eine Jazzwerkstatt für Schüler. Erkunden Sie das „offene Schloss“ mit all seinen Museen, Ausstellungen – und mit all den im JazzCastle schier unbegrenzten Möglichkeiten. Let´s Jazz! Wolfgang Beuermann, Künstlerischer Leiter JazzCastle
lust garten
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stadtmuseum institut heidersberger merchandising/gartensaal jazzlounge/gewölbekeller kunstverein + städtische galerie jazzwerkstatt/antoniensaal gesperrter bereich fuSSweg Parkplatz bushaltestelle „schloss“ Info/Festivalbüro erste hilfe Einlass + abendkasse
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vorwort 4 Begrüssung 5 Lageplan 6 Inhaltsverzeichnis 9 timetable 12 Studnitzky trio Donny McCaslin group Jazzanova live feat. Paul Randolph
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timetable 26 Cécile Verny quartet 27 Joachim Kühn– Majid Bekkas–Ramon Lopez 31 Ulf Wakenius group 35 Dieter Ilg Trio 39 Jacob Karlzon 3 43 Tingvall trio 47 Viktoria Tolstoy 51 Nighthawks 55 Tribute to Esbjörn Svensson 59
timetable 64 Nico Finke´s bad surprise Michael Wollny trio Julian & Roman Wasserfuhr Martin Ehlers trio Nils Wogram´s Nostalgia trio Lars Danielsson & Liberetto Iiro Rantala quartet
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Jörg Seidel trio jürgen born
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Studnitzky Trio Donny McCaslin Group
Jazzanova live feat. Paul Randolph
Sessionsnight im Gewรถlbekeller (JAZZLOUNGE + Bar) Jazz Smooth House in der Dunkelbar Paris Cesvette (London) und Markus Kater
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Studnitzky Trio Sebastian Studnitzky transportiert mit seinem Trompetensound und seinen Songs Gefühle pur – und das völlig kitschfrei. Diese Gratwanderung beherrscht er mit cooler Finesse wie kaum ein anderer. Sein eindrucksvoll emotionales Spiel hat ihn zu einem der international gefragtesten Instrumentalisten Deutschlands gemacht. Mit Jazzanova, Nils Landgrens Funk Unit, Mezzoforte und Wolfgang Haffner ist er seit Jahren weltweit unterwegs und spielt auf den großen internationalen Festivals. „Sebastian Studnitzky ist ein Klangästhet (...). Man wünschte sich mehr von dieser vollkommen unaufgeregten Kammermusik“, befindet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Klare Melodielinien, einfach klingende Songstrukturen, die Sounds der luftigen Trompete oder die geschmackvollen Klavier-Voicings prägen den Bandsound. Die lustvoll kreative Suche nach organischen Klangfarben und -mustern hat Studnitzky geprägt. Er will aussagekräftige Destillate bilden, statt so viele Noten wie möglich in ein Solo zu pressen. „Ich stehe darauf“, so Sebastian Studnitzky, „wenn alles etwas schlichter daherkommt. Ich möchte lieber die Musik und die Musiker sprechen lassen und auf das plakativ Spektakuläre verzichten.“ Das Ergebnis: organische Soli, luftige Grooves, hookige Abstraktionen, die Jazz und Pop verschmelzen lassen. Studnitzky führt ein kosmopolitisches Leben zwischen Flughäfen, Hotels und Bühne. Vielleicht sucht er gerade deshalb die Stille und die Schönheit der Natur. Sie sind es, die Studnitzky am meisten inspirieren und
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Sebastian Studnitzky Paul Kleber Tommy Baldu
Paul Kleber
Tommy Baldu
erden. Wie beim Album „KY: – Do Mar“ (2012), das in Portugal und Island entstanden ist. Inspiriert sind die Kompositionen von einem Haus auf einer Atlantik klippe in Portugal, in einem kleinen Ort, in dem die Dorfalten vom frühen Morgen an auf der Bank vor der Kirche sitzen und aufs Meer schauen. Paul Kleber (Kontrabass) ist live wie im Studio z. B. mit Jazzanova und JazzIndeed zu erleben. Seit 1996 spielt er mit Lisa Bassenge in verschiedenen Formationen zusammen, schreibt und arrangiert. Modern-Jazz-Drummer Tommy Baldu ist Produzent, Songschreiber und spielte u. a. bei Laith Al-Deen und Triband, komponiert seit 2006 auch für seine eigene Band Merkur. Der Musikprofessor ist mittlerweile auf über 20 veröffentlichten CD-Produktionen vertreten und spielte u. a. mit Lee Konitz, Till Brönner und Ack van Rooyen.
(tr, p) (b) (dr)
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Donny McCaslin Group Wenn der Saxofonist Donny McCaslin mit seinem Album „Perpetual Motion“ (2010) einen Zeh in den Ozean des Electric Jazz steckte, dann taucht er mit der aktuellen Produktion „Casting for Gravity“ kopfüber in das Meer. So umschreibt die Kritik die Musikkunst von Saxofonist, Energiebündel und Grenzgänger Donny McCaslin. Fest steht: Der Kalifornier McCaslin spielt in der ersten Liga der Tenorsaxofonisten. McCaslin wuchs in Santa Cruz, CA auf. Inspiriert von seinem Vater, einem Pianisten und Vibrafonisten, begann er mit zwölf Jahren Tenorsaxofon zu spielen, ging schon früh auf Europatournee und spielte auf dem renommierten Monterey Jazz Festival. Bekannt wurde McCaslin im Quintett von Gary Burton, seinem ehemaligen Professor am Berklee College of Music in Boston. In New York wurde McCaslin Mitglied der Gruppe Steps Ahead, daneben arbeitete er im Gil Evans Orchester und in der George Gruntz Concert Jazz Band. Danach spielte er im Maria Schneider Orchestra, mit dem er 2004 das fabelhafte Album „Concert In The Garden“ einspielte, samt Grammy-Nominierung für das „Best Jazz Instrumental Solo“. Seit 2005 gehört McCaslin zum Quintett von Dave Douglas. Und er führt seine eigenen Teams an, vom Trio bis zum Quintett. Latin Jazz und Folk, afrikanische und brasilianische Rhythmen sind Elemente, die der New Yorker liebt. Zusammen mit seinen Musikerkollegen schafft er Klanglandschaften aus komplexen Strukturen und freien Improvisationen.
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Donny McCaslin Adam Benjamin Fima Ephron Nate Wood
Nate Wood
Fima Ephron
Adam Benjamin
Nate Wood: Neben seiner Arbeit als Sideman - u. a. bei Chris Squire (Yes) und Chaka Khan - hat Nate zwei eigene Alben veröffentlicht. Nate tourt mit seiner bahnbrechenden Grammy-nominierten Instrumentalgruppe Kneebody und spielt mit weyou, einem Duo mit Jesske Hum. Der amerikanische Jazzkeyboarder Adam Benjamin (Rhodes) ist Komponist und Schriftsteller, Gründungsmitglied von Kneebody und spielte mit Dave Douglas und Darek Oleskiewicz. Fima Ephron (E-Bass) ist offen für alle Stilrichtungen und spielte mit Lost Tribe, Screaming Headless Torsos, Meshell N‘degeocello, Chris Potter und Natalie Merchant.
(ts) (e-p) (e-b) (dr)
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Jazzanova Live feat. Paul Randolph Die Gründungsmitglieder von Jazzanova trafen sich Mitte der 1990er in der Berliner Club-Szene, zu einer Zeit, als „Mitte“ erst nachts zum Leben erwachte, etwa im Delicious Doughnuts. Als Oase für alles, was funky und jazzy war, wurde der Club an einem besonders inspirierten DJ-Abend im Jahre 1995 zur Geburtsstätte des Kollektivs. Alle anwesenden Discjockeys konnten sich gegenseitig für ihre Musikstile begeistern und beschlossen, ihre unterschiedlichen Ansätze zu einem neuen Sound zu raffinieren. Seit über fünfzehn Jahren beschäftigt sich das umtriebige Kollektiv aus Berlin damit zu produzieren, zu komponieren, zu arrangieren, zu remixen, aufzulegen und den musikalischen Kosmos zu formen – in Clubs, im Studio, live auf der Bühne und mit ihrem Label Sonar Kollektiv. Ihre „sehr fruchtbare musikalische Welt“ (Time Out NY), die „ein musikalisches Pulverfass entzündet“ (The Face), ist „bisher eine der besten Fusionen all der ungleichen Elemente der Clubmusik“ (Straight No Chaser). Jazzanova „hat die Jazz-Dance- und Downtempo-Szenen seit Jahren dominiert, sowohl mit dem eigenen Label als auch mit zahllosen Remixen“ (Phoenix New Times). Der bisherige Weg von Jazzanova steht für lebendigen Wandel: von den ersten, gesampelten und programmierten Produktionen, die 2002 im Album „In-Between“gipfelten, über den „Belle et Fou“-Soundtrack, den sie mit einem kompletten Orchester aufnahmen, bis zum Singer-Songwriter-Soul von „Of All The Things“ (2008). Während der letzten drei Jahre tourte
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Paul Randolph
Jazzanova außerdem mit einer neunköpfigen Liveband quer durch die Welt, was sich positiv auf die aktuellste Veröffentlichung auswirkt: „The Funkhaus Studio Sessions“. Instrumentalisten in der Liveband von Jazzanova sind u. a. Sebastian Studnitzky, Arne Jansen, Kalle Kalima, Sebastian Borkowski, Thomas Pfirmann, Stefan Ulrich, Paul Kleber und Christoph Adams. In Wolfsburg wird Jazzanova Live zusammen mit dem Detroiter Paul Randolph auftreten, aktuell wohl einer der zehn besten Soul-Vokalisten. Jazzanova befindet sich weiterhin im Flow – vom frühen Start als Under ground-Stars über den Hype der späten 90er hin zur bemerkenswert anspruchsvollen Selbstverständlichkeit, die ihre momentane Karrierephase bestimmt. Nach all diesen forschenden, innovativen Jahren planen sie noch immer gemeinsam – Jazzanova ist noch immer ein K ollektiv.
Paul Randolph Sebastian Studnitzky Paul Kleber Arne Jansen Carl-Michael Grabinger Sebastian Borkowski Stefan Ulrich Stefan Leisering Axel Reinemer
(voc) (k) (b) (g) (dr) (woodwinds) (trombone) (congas) (lapt./perc.)
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Cécile Verny quartet
Joachim Kühn – Majid Bekkas – Ramon Lopez Ulf Wakenius group
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Tribute to esbjörn svensson The ACT Family Band Das Konzert steht unter Schirmherrschaft des schwedischen Botschafters in der Bundesrepublik Deutschland: Staffan Carlsson
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Cécile Verny Quartet Außergewöhnlich, facettenreich, charismatisch, charmant, gefragt, beliebt, bienenfleißig: Attribute wie diese skizzieren Cécile Verny, Sängerin mit französisch-afrikanischen Wurzeln und langjährigem Wohnsitz in Freiburg. Sieben von Kritik wie Publikum gefeierte CDs, unzählige umjubelte Konzerte in Deutschland, Europa und Übersee sind kein Anlass für das Quartett, ein vermeintliches Erfolgsrezept einfach nur routiniert zu konservieren. „Wir sind eine Band, die sich ständig weiterentwickeln möchte“, umreißt die Sängerin die Grundeinstellung des CVQ. Einen Beweis dafür liefert das aktuelle Album „Fear & Faith“ (Februar 2013). Vom ersten Gedanken bis zum letzten eingespielten Ton ein echtes Gemeinschaftswerk. „Da wir ziemlich häufig auf Tour sind, haben wir aus der Zeitnot eine Tugend gemacht. Anstatt in den Pausen oder während der Off-Days rumzuhängen, verabredeten wir uns in unseren Hotelzimmern zum Jammen. Andreas hatte ein Keyboard dabei, Lars trommelte auf einem Telefonbuch oder was gerade herumlag und Bernd packte seine akustische Bassgitarre aus. Jeder steuerte einen Lick oder eine Phrase, eine Melodie, manchmal auch einen Rhythmus bei, dabei lief immer ein Aufnahmegerät. Später haben wir das Material gemeinsam gesichtet.“ Folgerichtig tauchen bei den letztlich ausgewählten zwölf Songs von „Fear & Faith“ auch alle Mitglieder des Cécile Verny Quartets in unterschiedlichsten Kombinationen als Autoren auf. Als Produzent ins Boot geholt wurde Nils Wülker, der Trompeter, der den Seiltanz zwischen Anspruch und Popularität, zwi-
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Cécile Verny Bernd Heitzler Andreas Erchinger Lars Binder
Andreas Erchinger
Lars Binder
Bernd Heitzler
schen Jazz und Pop in Deutschland wie kaum ein anderer beherrscht. Den Sound dominieren Groove, wunderschöne Melodien, betörende Lyrics und eine klare Hinwendung zur klassischen Songstruktur. Neben der ausdruckstarken Cécile Verny bringt Bernd Heitzler am Kontra- und Elektrobass seine unglaubliche Kreativität ins Spiel. Der Komponist, Arrangeur und Instructor verbindet melodiöse Linien und bemerkenswerte Harmoniestrukturen zu einem herausragenden Konglomerat. Andreas Erchinger am Jazz-Klavier arbeitete unter anderem mit Charly Antolinis Jazzpower, Dusko Goykovich und der Umberto Arlati Big Band. Und Drummer Lars Binder überzeugte in zahllosen Bandprojekten, Musical-Produktionen, Opern- und Sinfonieaufführungen.
(voc) (b) (p, k) (dr, perc)
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Joachim Kühn – Majid Bekkas – Ramon Lopez Die musikalische Brücke zwischen den 1970ern und heute schlägt der Jazzklavier-Virtuose Joachim Kühn, der schon als Künstler der ersten Stunde beim Jazzund Folklorefestival hier am Schloss auftrat. In einer für deutsche Jazzmusiker beispiellosen Karriere hat Joachim Kühn seit den 60er-Jahren markante Spuren im internationalen Jazz hinterlassen. 1966 – im Alter von 22 Jahren – kehrte er nach der Teilnahme an einem Wettbewerb für junge Jazzmusiker nicht mehr in die DDR zurück und begründete damit seine weltweite Karriere. Er spielte in oft ungewöhnlich herausfordernden Konstellationen – mit Stars wie Archie Shepp oder Ornette Coleman – aber auch solo. In den 70er-Jahren war er mit Musikern wie Billy Cobham, Eddie Gomez, Michael Brecker oder Joe Henderson an den elektronischen Keyboards in der Fusion-Szene der amerikanischen Westküste zu finden; im Paris der 80er-Jahre am akustischen Piano im Trio mit dem Bassisten Jean-François Jenny-Clark und dem Schlagzeuger Daniel Humair, das zu den international führenden Klaviertrios zählte. 1994 stand er im Mittelpunkt einer All-Star Band u. a. mit Albert Mangelsdorff, Klaus Doldinger, Django Bates und der Radiophilharmonie Hannover des NDR. Das dabei entstandene, großformatige Manifest einer europäisch fundierten Jazzmusik „Europeana“ spiegelt auch Kühns musikalische Einflüsse wider: Obwohl unmittelbar einer Klangsprache des gegenwärtigen Jazz verpflichtet, fühlt er sich seit jeher auch der europäischen Konzertmusik verbunden. Mit
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Majid Bekkas
Ramon Lopez
höchst individuellen Ausdeutungen von Kompositionen klassischer Komponisten wie Bach oder Mozart beleuchtet auch das Soloalbum „Allegro Vivace“ diese Linie musikalischer Inspiration. Das 2007 erschienene Album „Kalimba“ belegt die neugierige Offenheit Kühns. In der für Klaviertrios äußerst ungewöhnlichen Besetzung mit dem Marokkaner Majid Bekkas, der das bassähnliche Lauteninstrument Guembri spielt, sowie dem spanischen Schlagzeuger Ramon Lopez erforscht Kühn dabei unentdeckte Gefilde in der Verbindung nordafrikanischer und europäischer Musik. 2008 reiste das Trio in die nordafrikanische Wüste, um mit dortigen Musikern in einer einzigartigen Session „Out of the Desert“ aufzunehmen. „Wir spielen deshalb immer weiter zusammen, weil die Musik sich so einmalig entwickelt. Es wird immer besser“, beschreibt Kühn die Zusammenarbeit mit dem Trio für sein Album „Chalaba“ (2011).
Joachim Kühn (p, alto sax) Ramon Lopez (dr, tabla, perc) Majid Bekkas (voc, guembri, oud)
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Ulf Wakenius Group Ulf Wakenius begeisterte sich anfangs für B lues- und Rockgitarristen. Seinen Übergang zum Jazz schreibt Wakenius seiner Begeisterung zu, als er John McLaughlin in dessen Mahavishnu Orchestra erlebte. Von 1997 bis 2007 besetzte der Schwede die vielleicht prestigeträchtigste Stelle, die im Jazz zu haben war: die des Gitarristen im Oscar Petersen Quartet. Ebenso fruchtbar: seine Zusammenarbeit mit einer weiteren Jazzlegende, dem Bassisten Niels-Hennig Ørsted P edersen, die bis zu dessen Tod währte. Zwei Duo-Alben mit Ray Brown, der anderen großen Bass-Ikone, führten gar die amerikanischen Jazzcharts an. Eine Erfolgsgeschichte, an die Wakenius künstlerisch nahtlos anknüpft, seit er 2005 exklusiver ACT-Künstler wurde. Auf der einen Seite ist Wakenius einer der größten Virtuosen der Jazzgitarre, auf der anderen ein unerhört reduzierter und lyrischer Schöpfer sanfter und süßer – manchmal bittersüßer – Klänge. Was ihn in der Summe zu einem genialen Interpreten großer Komponisten macht: Auf seinem ACT-Debüt „Notes From The Heart“ interpretiert Wakenius Keith-Jarrett-Kompositionen und auf „Love is Real“ (2008) spielte der Schwede die Musik seines verstorbenen Landsmannes Esbjörn Svensson ein. Seine Vorliebe für Melodien macht ihn überdies zum idealen Begleiter von Sängerinnen wie Viktoria Tolstoy und aktuell auch von Youn Sun Nah. Mit dem koreanischen Gesangsstar tourt er unaufhörlich um den Globus und feiert vor allem in Frankreich große Erfolge. Ende Januar 2012 erschien Wakenius’ neues Album
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Ulf Wakenius Lars Jansson Jesper Bodilsen Paul Svanberg
Paul Svanberg
Jesper Bodilsen
Lars Jansson
„Vagabond“. Gemeinsam mit dem französischen Akkordeonisten Vincent Peirani und mit Lars Danielsson am Bass zeigt der weltreisende Gitarrist, von welcher Neugier auf jede Art von guter Musik er getrieben ist und wie vielseitig er seine Gitarre einzusetzen weiß: ein faszinierender Reisebericht und ein Album, von dem der Gitarrist selbst sagt, es sei „das beste, das ich je gemacht habe.“ Der schwedische Tastenexperte Lars Jansson überzeugte in zahlreichen Gruppen und sein Lars Jansson Trio – in dem auch der junge Paul Svanberg trommelt – ist seit Langem eine der bekanntesten Jazzgruppen in Schweden. Der dänische Weltklassebassist, Komponist und Produzent Jesper Bodilsen beeindruckt laut JazzTimes mit einem warmen Klang, großer Geschicklichkeit, nahezu makelloser Intonation und einer Aura der Ruhe – auch in der Mitte von Vulkanausbrüchen.
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Dieter Ilg Trio Deutschlands führender Jazzbassist Dieter Ilg zählt heute zu jener Handvoll europäischer Spitzenmusiker, die es verstehen, in jedes Projekt einen unverkennbaren musikalischen Beitrag einfließen zu lassen. Ob als gefragtes, stilsicheres Gruppenmitglied oder als Leiter seiner eigenen Ensembles: Ilg schafft es, seine Funktion als Bassist und Fundament des musikalischen Geschehens mit einer grazilen Leichtigkeit und Ausdrucksstärke zu verbinden, die sich den instrumentaltechnischen Schwierigkeiten des Kontrabasses zu entziehen scheint. Jazz und Klassik – Dieter Ilg kennt beide Welten. Obwohl er mit 16 Jahren den Entschluss fasste, Jazzbassist zu werden, studierte er klassischen Kontrabass – auch der umfassenden Musikgeschichte wegen. Und es hat nicht erst des 200. Geburtstages von Richard Wagner bedurft, um Ilg auf den gewaltigsten, monströsesten, in jedem Fall deutschesten Opernkomponisten zu stoßen. Schließlich befasst sich Ilg im Trio mit dem Pianisten Rainer Böhm und dem Schlagzeuger Patrice Héral seit Jahren mit Wagners Zeitgenossen und italienischem Pendant Guiseppe Verdi, dessen 200. Geburtstag ebenfalls 2013 gefeiert wird. Schon mit seiner subtilen Bearbeitung der berühmten Verdi-Oper begeistert Ilg sowohl mit der Studioaufnahme „Otello“ als auch mit der ACT-Liveversion „Otello live at Schloss Elmau“ Kritik und Publikum. Es war also kein großer Schritt von Verdi zu Wagner, speziell zu dessen letzter Oper, dem Bühnenweihfestspiel „Parsifal“, das nun auch Ilgs aktuellem ACT-Album
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Dieter Ilg Rainer Böhm Patrice Héral
Patrice Héral
Rainer Böhm
den Namen gibt. Bei „Parzival“ aus dem 13. Jahrhundert geht es um Weltreligionen, um Missverständnis und Irritation, um Verständigung und Erlösung – Themen, die auch heute nicht aus der Mode gekommen sind und auch Ilg ansprechen. Auf „Parsifal“ gelingt Dieter Ilg eine verblüffend logische, kammermusikalische Umdeutung des opulenten Materials. Ganz unverkopft und freimütig ist Ilg an seinen „Parsifal“ herangegangen. Es gab kaum strikte Vorgaben für seine Begleiter. Rainer Böhm meistert die situative Herausforderung wie immer umwerfend und mit grandioser Tollkühnheit, desgleichen der französische Schlagzeuger Patrice Héral, der sich erneut so melodisch und feinsinnig einfügt, wie das nur wenige seines Fachs beherrschen.
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Jacob Karlzon 3 „Rammstein? Das nehme ich als Kompliment!“, antwortet Karlzon, wenn er auf seine immer wieder überraschenden Klangwelten angesprochen wird. „Ich habe als Kind und Jugendlicher schon viel Metal und Electro gehört. Auch wenn die Musik selbst eigentlich nichts für Pianisten ist. Aber die transportierte Energie, die ist es schon! Musik zu hören, die man selber nicht spielt, eröffnet einem völlig neue Horizonte.“ Und Jacob Karlzons Horizont ist weit. Der 2010 in seinem Heimatland Schweden als Jazzmusiker des Jahres ausgezeichnete Pianist, der international vor allem an der Seite des Gesangsstars Viktoria Tolstoy für Aufsehen sorgte, liebt es, mit den Extremen zu spielen. Angefangen bei seinem Instrument, dessen emotionale Bandbreite von fragil bis machtvoll er immer wieder neu auslotet. „Ich kam zum Jazz, weil ich große Lust an diesem spontanen Spiel hatte. Als ich merkte, dass Improvisation vor allem eine direkte Kommunikation mit dem Publikum bedeutet, einen Austausch von Energie und Emotion, da hat es mich gepackt.“ Und so macht Jacob Karlzon vor nichts halt, um kraft seiner Töne und Klänge großformatige musikalische Bilder entstehen zu lassen. Der „Jeans and Boots Guy“ will etwas erzählen, von Erlebtem und Erträumtem, will etwas preisgeben von sich, von seiner Lust an Spiel und Musik. Und nicht bloß ein technisch brillantes Feuerwerk abfackeln, welches er freilich trotzdem bietet auf seinem inzwischen neunten Album „More“. Jacob Karlzon erzeugt
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Jacob Karlzon Hans Andersson Robert Ikiz
Hans Andersson
Robert Ikiz
darauf Spannungsbögen von großer Kraft und Intensität und sagt: „Ich schreibe und spiele Musik wie einen Soundtrack, um Gefühle und Atmosphären einzufangen und festzuhalten. Dem Spiel des vielbeschäftigten Acoustic-Bassisten Hans Andersson aus Malmö verleiht die Kritik ein hochklassiges Prädikat: „Hans Anderssons Bassspiel ist stark und schön.“ Daneben bringt der türkischstämmige Robert Mehmet Sinan Ikiz die Erfahrung von Studiosessions in über 40 Ländern mit. Ikiz ist ein extrem vielseitiger Schlagzeuger und Percussionist, der in zahlreichen Bands gespielt hat (Straight Ahead Jazz, Funk und Pop).
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Tingvall Trio „Erfrischend wie ein Sprung in kühles, türkisfarbenes Wasser!!“, so beschreibt der Stern die Musikkunst des Tingvall Trios. Anerkennung gibt es von allen Seiten. Bei den ECHO JAZZ Awards 2012 wurde das Tingvall Trio sowohl mit dem Kritikerpreis „Bestes Ensemble, national“ als auch mit dem Publikumspreis „Live-Act des Jahres“ ausgezeichnet. Ihr Konzept aus starken Melodien, packenden Grooves und einer unglaublichen Natürlichkeit und Authentizität bescherte ihnen in der Folge mittlerweile drei Jazz-ECHOS. Und mit international begeisterten Reaktionen und fulminanten Auftritten bei zahllosen europäischen Festivals und in den Topclubs des Kontinents wurde das Tingvall Trio schnell zu einem der gefragtesten Jazz-Acts der aktuellen Szene. Dem Trio gelang es, die ungestümen Anfänge kon struktiv in einen unverwechselbaren Gruppensound zu verwandeln, der das Album „Vattensaga“ in die deutschen Jazz-Charts führte, den Nachfolger „Vägen“ gleich auf die Nummer 1 und in die Pop-Charts katapultierte. Eine beispiellose Erfolgsgeschichte, befeuert durch die weltweit gefeierten Konzerte. So war es nur konsequent, den Stand der Dinge zu dokumentieren und endlich ein von den Fans schon lange gewünschtes Livealbum zu veröffentlichen („In Concert”, 2013). Die drei Protagonisten haben bei allem unterschiedlichen Background eine gemeinsame, aber eigenständige musikalische Ebene kreiert. Der schwedische Pianist Martin Tingvall hat sein Handwerk u. a. von Bobo Stenson gelernt, arbeitete in
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Omar Rodriguez Calvo
Jürgen Spiegel
Hamburg auch mit Udo Lindenberg und Inga Rumpf zusammen, bevor er 2003 das Tingvall Trio gründete, für das er ebenso komponiert wie für Filmmusiken (Jahr des Drachen, 2012) und andere Künstler. 2012 erschien mit „en ny dag“ sein erstes Solo-Piano-Album. Schlagzeuger Jürgen Spiegel spielte für Künstler wie Nneka, und bringt langjährige Erfahrung aus den Bereichen Rock, Pop und Hip-Hop mit. Omar Rodriguez Calvo, kubanischer Bassist der Band, trat mit Ramon Valle und Roy Hargrove auf. Spätestens mit ihm bekommt die zwischen skandinavischen Jazz-Folk Melodien und straighten Rockrhythmen pendelnde Musik eine südliche Leichtigkeit.
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Martin Tingvall Omar Rodriguez Calvo Jürgen Spiegel
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Viktoria Tolstoy Die Presse attestiert ihr einen „glasklaren Gesang, der einfach wunderschön ist“ und schwärmt von ihrer „unprätentiösen natürlichen Stimme mit einem leicht rauchigen Timbre“. Viktoria Tolstoy hat die Ausdrucksstärke quasi mit in die Wiege gelegt bekommen. In den Adern der schwedische Sängerin fließt prominentes russisches Blut. Ihr Urgroßvater wuchs als Sohn des weltberühmten Schriftstellers Leo Tolstoi noch im russischen Zarenreich auf, bevor es ihn Ende des 19. Jahrhunderts nach Schweden verschlug. Der Vater von Viktoria Tolstoy, schwedischer Jazzmusiker, übernahm die musikalische Ausbildung seiner Tochter und begeisterte sie für den Jazz. Mitte der 90er-Jahre wurde sie in einem Stockholmer Club entdeckt und erwarb sich mit ihrem Debütalbum „Smile, Love and Spice“ auf einen Schlag die Anerkennung der maßgeblichen Jazzkreise des Landes. Zwei Jahre später gelang ihr mit einem stark pop-orientierten Album der Sprung an die Spitze der Hitlisten: „För Älskad – Too Loved“ machte sie über Nacht in ihrer Heimat bekannt. 1997 nahm die damals erst 22-Jährige unter der Regie von Esbjörn Svensson (†) das phänomenale Album „White Russian“ auf, das Viktoria Tolstoy mit melodiösem Pop-Jazz in Schweden zu einem Chart-Star machte. Die Musik hatte sie gemeinsam mit Esbjörn Svensson geschrieben und mit seinem Trio e.s.t. eingespielt. Danach begleitete Viktoria e.s.t. auf deren erster großer Tour durch Deutschland, trat später mit Jazzgrößen wie Ray Brown und McCoy Tyner auf, gab Konzerte rund um die Welt und tourte ausgiebig
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Viktoria Tolstoy Jacob Karlzon Krister Johnsson Mattias Sevensson Rasmus Kihlberg
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Mattias Sevensson
Krister Johnsson
Rasmus Kihlberg
Jacob Karlzon
durch Europa mit eigenem Programm und unterstützte die Nils Landgren Funk Unit. Ihre Alben beweisen einen unglaublichen Facettenreichtum: „Shining on You“ (2004) aus der Feder von Esbjörn Svensson, „My Swedish Heart“ (2005), mit einer Auswahl von neu bearbeiteten Traditionals bis hin zu Stücken von Viktorias Freunden und Kollegen Esbjörn Svensson, Lars Danielsson, Anders Jormin und Jacob Karlzon; „Pictures Of Me“ (2006) überraschte mit sehr persönlichen Interpretationen von Popsongs – gemeinsam mit ihrem langjährigen Pianisten Jacob Karlzon und dem Produzenten des Albums, dem Wunder-Bassisten und -Cellisten Lars Danielsson, fand sie wunderbare Arrangements. „My Russian Soul“ (2008) war eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit ihren Wurzeln. Und „Letters to Herbie“ (2011) ist einer von Viktoria Tolstoys größten Inspirationen gewidmet: dem amerikanischen Pianisten und Komponisten Herbie Hancock.
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Nighthawks Leicht federnde Erkennungsmelodien tragen die Liveauftritte der Band. Musik für die Nacht – relaxt und unaufdringlich, Musik mit reichlich Raum für Assoziationen. Seit ihrer Gründungszeit 1998 zählen die Nighthawks zu einer festen Größe im Electro-Jazz. Mit nunmehr fünf Studioalben schufen Reiner Winter schladen (tp) und Dal Martino (b) Klassiker ihres Genres. Ihre Musik destilliert Jazz, Trip-Hop, Lounge, Chill und Electro zu einem eigenständigen Sound. Gehobene Unterhaltung zwischen Jazzimprovisation und Lounge funktioniert bei den Nighthawks auch auf der Bühne hervorragend – schließlich sind Dal Martino und Reiner Winterschladen nicht nur Experten perfekter Studioproduktionen, sondern begnadete Musiker, die vor allem spielen wollen. Live zeigt sich dann auch, wie viel Energie die Band in sich trägt, wie es ihr gelingt, problemlos vom Jazz zum Rock-Jazz zu wechseln. Und immer bildet Reiner Winterschladens Trompetenspiel einen jazzigen Anker. Als sich die Musiker 2005 entschlossen, ihr Projekt auch auf die Bühne zu bringen, war das nur die logische Konsequenz ihrer musikalischen Herkunft: die alte Can-Schule. Can, die Krautrock-Stars aus den 1970er-Jahren, waren improvisierende Hasardeure. Die Kölner Band Trance Groove, in der sich Martino und Winterschladen vor 20 Jahren kennenlernten, führte diese Tradition fort. Ihr Zusammenspiel verdichtete sich bei einem Filmmusikauftrag. Aufgenommen wurde damals noch im Wohnzimmer von Dal Martino. Später entstehen „Citizen Wayne“ (1998) und 2001 „Metro
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Markus Wienstroer
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Bar“. Ab „As the Sun Sets“ (2004) sind die Nighthawks auch live zu erleben. Mit „4“ (2007) präsentiert sich die Band höchst abenteuerlustig und für das Studioalbum „Today“ (2010) begaben sich die Nighthawks auf eine spannende Weltreise um den halben Globus – vor allem in östliche Gefilde. Den Musikern ging es darum, sich inspirieren zu lassen, neue musikalische Horizonte zu erkunden und sich durch nichts einengen zu lassen. Spontanität und Improvisation sind es dann auch, die die Band live zum Ereignis machen. „Live sind mir die Momente heilig, wenn die Summe mehr ist als die Addition der musikalischen Ereignisse. Wenn es abfliegt. Wenn man es so nicht komponieren oder arrangieren kann. Wenn Unerwartetes passiert“, sagt Dal Martino.
Dal Martino Reiner Winterschladen Jürgen Dahmen Thomas Alkier Markus Wienstroer
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„I am following the path of my heart, this is the music we have to play, this is the music we love to play, the only music we want to play.“ Esbjörn Svensson (* 16. April 1964, † 14. Juni 2008)
Das Konzert steht unter Schirmherrschaft des schwedischen Botschafters in der Bundesrepublik Deutschland: Staffan Carlsson
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Tribute to Esbjörn - The ACT Family Band Als Esbjörn Svensson am 14. Juni 2008 bei einem Tauch unfall verstarb, war die Musikwelt tief erschüttert. Der Jazz „hatte einen riesigen Verlust zu beklagen“ (Stern). Der schwedische Pianist hatte mit e.s.t. den europäischen Jazz der letzten rund fünfzehn Jahre stilbildend geprägt und ihm weltweit Gehör verschafft. Svensson führte das Klaviertrio zu neuen Ufern: Auf höchster Ebene der Interaktion verschmolzen Jazz, Pop, Rock, Klassik und schwedische Volksmusiktradition zu einer eigenen Klangwelt. e.s.t., um ihren Mastermind Svensson, war eine der „größten und erfolgreichsten Ensembles des Jazz von heute“ (Welt). Die Erfolgsgeschichte begann 1991, als der Pianist den Bassisten Dan Berglund und den Schlagzeuger Magnus Öström in sein Trio rief. 17 Jahre intensive Zusammenarbeit, unzählige umjubelte Konzerte weltweit sowie dreizehn Alben später feiert die Presse das Esbjörn Svensson Trio als „Popstars unter den Jazzern“ (WAZ). Mit „From Gagarin´s Point of View“ begann 1999 ihre Weltkarriere, die mit den beiden posthum erschienenen Studioalben „Leucocyte“ und „301“ ein viel zu frühes Ende fand. In diesem Jahr, am fünften Todestag von Esbjörn Svensson, gedenken wir diesem großartigen Pianisten mit einem Memorial-Konzert. Siggi Loch stellt zu diesem Zweck die ACT Family Band zusammen, in der einige der größten Stars des europäischen Jazz ihren verstorbenen Kollegen würdigen werden. Darunter einige, die selbst mit Svensson zusammengearbeitet haben oder von seiner Kunst inspiriert wurden. „Es wäre aber ein Fehler, über Esbjörn in der Vergangenheitsform
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zu sprechen“, betont Svenssons Freund und musikalischer Weggefährte Nils Landgren, denn seine Musik bleibt und wird die Zukunft des Jazz mitgestalten. The ACT Family Band Das Programm (t. b. c.) „Letter to Esbjörn“ (Bałdych) The ACT Family Band (except Viktoria Tolstoy) „Ballad for E“ (Öström) Ulf Wakenius, Lars Danielsson, Magnus Öström „Shining on You“ (Svensson) Viktoria Tolstoy & Jacob Karlzon „Elevation of Love“ (e.s.t.) Michael Wollny & Marius Neset „Fragile“ Nils Landgren & Michael Wollny „Tears for Esbjörn“ (Rantala) The ACT Family Band (except Viktoria Tolstoy) „Dodge the Dodo“ (e.s.t.) The Act Family Band (except Viktoria Tolstoy) Nils Landgren Viktoria Tolstoy Adam Bałdych Marius Neset Ulf Wakenius Jacob Karlzon Michael Wollny Lars Danielsson Magnus Öström
(tb, voc) (voc) (violin) (sax) (g) (p) (p) (b) (dr)
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Nico Finke´s Bad Surprise
Michael Wollny Trio Julian & Roman Wasserfuhr Quartett Martin Ehlers Trio
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Nils Wogram´s nostalgia Trio
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Lars Danielsson & „Liberetto“
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Iiro Rantala Quartet
Sessionsnight im Gewölbekeller (JAZZLOUNGE + Bar)
Jazzwerkstatt mit dem Jörg Seidel Trio
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Nico Finke´s Bad Surprise Bad Surprise ist ein vielversprechendes Projekt um den in Hannover lebenden Saxofonisten Nico Finke. Nico Finkes Bad Suprise Sechstett strebt in der Sprache des Jazz den Brückenschlag an zwischen Tradition und Moderne. Die international besetzte Band verbindet moderne Stilistiken, ohne dabei auf Jazz-Traditionelles zu verzichten. Interaktion, Improvisation und Individualität stehen an erster Stelle und lassen genug Freiraum, um mit abwechslungsreichen Kompositionen und hochklassigen Instrumentalisten ein spannendes Konzerterlebnis zu garantieren. Gefeatured wird der amerikanische Trompeter Gary Winters, der nicht nur als Studiomusiker auf unzähligen Einspielungen zu hören ist, sondern auch als Sideman von Fred Wesley, Pee Wee Ellis und Bootsy Collins bekannt ist. Bad Surprise garantiert ein abwechslungsreiches Programm auf höchstem Niveau. Jeder Instrumentalist wurde als Solist mit diversen Preisen ausgezeichnet. „Wir haben uns als Band gemeinsam vorgenommen, für die ein oder andere böse Überraschung zu sorgen – natürlich nur im besten musikalischen Sinne“, verspricht Nico Finke. Freuen kann sich das Publikum auf spannende Kompositionen, die den jungen Geist dieser Besetzung widerspiegeln. Trotz moderner Einflüsse aus Drum ’n’ Bass, Dubstep, Funk und Elektronik wird die Tradition im Auge behalten. Das Ganze kombiniert mit Spielfreude, musikalischer Qualität und vorgetragen mit improvisatorischem Ideenreichtum.
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Michael Gudenkauf Kristijan Krajncan
Nico Finke Gary Winters Roman Rofalski Michael Gudenkauf Kristijan Krajncan Klaus Spencker
Gary Winters
Klaus Spencker Roman Rofalski
Am Schlagzeug ist ein junger slowenischer Schlagzeuger zu erleben, der zurzeit in Amsterdam lebt. Kristijan Krajncan und Nico Finke studierten gemeinsam am Prins Claus Conservatorium in Groningen/NL. Im letzten Jahr war Kristijan Halbfinalist der „Thelonious Monk International Jazz Competition“ in Boston, einem der bedeutendsten Jazz-Nachwuchspreise weltweit. Heute freuen sich beide auf ein gemeinsames Wiedersehen nach mehreren Jahren in Wolfsburg.
(sax) (tr) (p) (b) (dr) (g)
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Michael Wollny Trio Als Michael Wollny mit „call it [em]“ 2005 sein Debüt bei ACT gab, feiern die Feuilletons den jungen Pianisten: „Jung genug, um den Jazzgeschichtsballast nicht herumschleppen zu müssen und wach genug, um jeden Tag etwas Altes neu zu entdecken“, schrieb die Zeit. Elf Alben später gilt Wollny heute als „stärkste Jazz-Musikerpersönlichkeit, die Deutschland seit Albert Mangelsdorff hervorgebracht hat“ (Hamburger Abendblatt). Dass Michael Wollny zu den international bemerkenswertesten Pianisten gehört, bewies er spätesten 2007 mit seinem Solowerk „Hexentanz“, das in Frankreich zur CD des Jahres gekürt wurde. Gemeinsam mit der deutschen Piano-Legende Joachim Kühn entfachte er 2009 eine Klavier-Sternstunde voller Intensität („Live at Schloss Elmau“). Mit dem Saxofonisten Heinz Sauer nahm Wollny zwei ebenfalls preisgekrönte Duoalben auf: „Certain Beauty“ und „Melancholia“. Dass der Pianist stets für eine Überraschung gut ist, beweist er 2009 mit dem Album „Wunderkammer“. Zusammen mit der Cembalistin Tamar Halperin sucht Wollny nach dem nie Gehörten und wird dafür mit dem ECHO Jazz 2010 als „bester Pianist national“ ausgezeichnet. Im Herbst desselben Jahres erscheint dann mit „[em] Live at JazzBaltica“ das vierte Album seines Trios mit Eva Kruse und Eric Schaefer. Großbritanniens Kritiker-Papst Stuart Nicholson nennt diese Aufnahme „das wohl beste Jazzalbum der letzten 25 Jahre“. Wollnys jüngstes Album mit seinem Trio [em] heißt „Wasted & Wanted“. Die Aufnahme vereint erstmals alle Facetten seiner komplexen Musikerpersönlichkeit und lie-
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Michael Wollny Tim Lefebvre Eric Schaefer
Eric Schaefer
Tim Lefebvre
fert eine überzeugende Antwort auf die Frage nach der Zukunft des deutschen Jazz. Eigentlich sollte sich das Trio, das sich nach den Anfangsbuchstaben der Vornamen ihrer Mitglieder benannte, vorübergehend umtaufen. Eva Kruse ist in freudiger Erwartung eines zweiten Kindes und lässt ihren Bass ein Weilchen ruhen. Für Pianist Michael Wollny und Schlagzeuger Eric Schaefer kam eigentlich nur eine würdige Vertretung in Frage: Tim Lefebvre, den sie 2010 im Rahmen einer erfolgreichen JazzToday-Tour mit der Band Rudder kennengelernt hatten. Er spielte etwa mit Drummer Zach Danziger und dem Gitarristen Wayne Krantz oder sorgte mit Rudder für Furore. Er war in der Band von „Saturday Night Live“ in der David Lettermans Late Show und u. a. an den Soundtracks von Oceans 12 und Oceans 13 beteiligt. Drummer und Komponist Eric Schaefer lebt in Berlin und arbeitet international mit verschiedenen eigenen Ensembles sowie als Sideman. Seine musikalischen Ausdrucksformen reichen von Jazz und Neuer Musik bis zu PostRock und Noise.
(p) (e-b, b) (dr)
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Julian & Roman Wasserfuhr Quartett Welcher Trompeter hat schon seinen eigenen Klavierspieler im Haus? Und welcher Pianist muss seinen Solisten nur im Nebenzimmer besuchen? Die beiden Brüder Julian und Roman Wasserfuhr genießen diesen Luxus. Das Ergebnis: beeindruckend! Seit ihrem Debüt Album „Remember Chet“ (2006), mit dem der damals erst 17-jährige Julian Wasserfuhr in die Fußstapfen Chet Bakers schlüpfte, avancierten die Wasserfuhr-Brüder aus dem beschaulichen Dorf Hückeswagen zu Ausnahmeerscheinungen des Young German Jazz. Eine solch unglaubliche und verblüffende Reife eines jungen Trompeters hatte man lange nicht gehört. Nicht minder beeindruckend war die Souveränität, mit der Julians gerade mal drei Jahre älterer Bruder Roman ihn am Klavier nahezu symbiotisch begleitete. Nach drei erfolgreichen Alben zählen sie heute zu den renommiertesten Jazzmusikern in Deutschland. In ihrer jungen Karriere können sie auf erfolgreiche Konzerte, Zusammenarbeiten mit Nils Landgren, Lars Danielsson und Wolfgang Haffner zurückblicken. Durch ihre Kooperationen mit Musikern wie den DJs Blank & Jones, für die sie 2012 ein Jazzalbum produziert haben, oder auch Bertil Mark & Thomas D (u. a. Die Fantastischen Vier) schauen die beiden Brüder gern über den Tellerrand und sammeln neue Eindrücke und Erfahrungen. Auf unzähligen Konzerten erspielten sich die Wasserfuhr-Brüder schnell ein vielfältiges Publikum und einen Namen in der Szene. „Upgraded“ hieß dann logischerweise ihr zweites Album (2009): Von der
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Oliver Rehmann
Benjamin Garcia
rovinz in ein internationales Umfeld mit den JazzP stars Nils Landgren und Lars Danielsson legten sie bei der Aufnahmesession in Göteborg das Etikett „Young German“ ab und stiegen in die erste Liga des deutschen Jazz auf. Julian und Roman Wasserfuhr haben den Mut zur Einfachheit und verzichten auf falsche Schnörkel. Das beweist auch „Gravity“ (2011). Auch mit dem 2013 erschienenen Album heißt das verbindende Element „Reichtum durch Reduktion“. Benjamin Garcia ist Bandleader seines eigenen Quartetts und zupft seinen Bass auch bei El Mono, Dreams Drums Drones und Sado Sander. Oliver Rehmann (Drums) spielte mit und produzierte etwa für Matthias Bergmann, Pablo Held, die Duisburger Philharmoniker oder das WDR Rundfunkorchester. Seine Konzerttätigkeit führte ihn u. a. nach Russland, Frankreich, Italien, Benelux, Südafrika und Serbien.
Julian Wasserfuhr Roman Wasserfuhr Benjamin Garcia Oliver Rehmann
(tr) (p) (b) (dr)
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Martin Ehlers Trio Martin Ehlers erforscht die melodische Seele des Jazz, denn um das große Wort „Emotionen“ kreist sein künstlerisches Schaffen. Der aus Kiel stammende Ehlers ist Arzt, hat sich aber als Pianist/Komponist seiner großen Leidenschaft, dem Komponieren und Klavierspielen, verschrieben. Nach seiner Debüt-CD „Strange blue light bay“ landete er mit dem zweiten Album „Swedish Moment“ einen echten Kassenschlager mit „Feel The Light“. Auf „fatum“ (2011) huldigt das Martin Ehlers Trio, mit Thomas Biller am Kontrabass und Derek Scherzer am Schlagzeug, dem Prinzip der Reduktion, dem Spektakel der Zurück haltung. Aus dieser Verknappung der Form, durch die Entmaterialisierung erwächst dem Martin Ehler’schen Klangkontinuum Transparenz und Sinnlichkeit gleichermaßen. „fatum“ – der Terminus wird im Sinne des Schicksalsbegriffs der Römer gedeutet, der etwas über die Zukunft aussagt und sie damit bestimmt. Es geht um das unabänderliche Schicksal, den „Götterspruch“. So ist der Weg der Tiefe in Martin Ehlers‘ Musik unmittelbar. Nur wer die Dunkelheit kennt, kann über das Licht singen. Beides kann auch Zukunft sein. Die Erfahrung von Leid und Schmerz kann auch Schönheit offenbaren. Martin Ehlers‘ Dialog mit seinem Piano reflektiert all diese Hintergründe. Ohne Hektik. Ohne Stress. Mit Ruhe. Die im Zwiegespräch erforschten Töne dürfen bei ihm fast bis zur Lautlosigkeit ausklingen. Aber gleichzeitig entsteht die notwendige Reibung durch
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die Interaktion mit seinem Trio und dem Sopransaxofon der Legende Herb Geller. Für die Zukunft seines Trios hat Ehlers große Pläne, auch wenn er seine Arztpraxis nie für die Musik aufgeben würde. „Mein Traum und ein Ziel ist es, irgendwann eine Japantournee zu machen, ganz wie das große Vorbild Keith Jarrett. Seit wir im letzten Jahr auf einem Jazzfestival vor mehr als 700 Leuten gespielt haben, habe ich ernsthaft Blut geleckt.“ Mit seinem Kontrabassisten hat sich Ehlers eine bekannte Hamburger Jazz-Größe ins Boot geholt, denn Thomas Biller zupft seine Saiten auch bei Inga Rumpf und Joja Wendt. Der studierte Jazzmusiker und Drummer Derek Scherzer spielt in zahlreichen Bands – von Bebop über Latin bis New Jazz.
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Martin Ehlers Thomas Biller Derek Scherzer
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Nils Wogram´s Nostalgia Trio Nils Wogram vereint in seiner künstlerischen Persönlichkeit den unbeschwerten Jazz-Visionär und den verklärten Romantiker. Mit Nostalgia kann er diese beiden Seiten seiner Persönlichkeit überzeugend in Einklang bringen. Dabei geht ihm jede Wehmut ab. Wenn Wogram sich auf Nostalgie beruft, fehlt im jenes Sentimentale, das die Grenze zum Kitsch überschreiten würde. Sein Begriff Nostalgie hat eben nichts von jener angestaubten Plüschigkeit, die man gerade dem deutschen Jazz nur allzu oft nachsagt. Nostalgia überwindet die Grenzen zwischen dem 20. und dem 21. Jahrhundert ebenso leicht und heiter wie die zwischen Europa und Amerika. Nostalgie – das ist auch ein feiner Sinn für Ironie und Brechungen. Es ist wie bei einer Fahrt auf der Autobahn, auf der man seinem Ziel entgegeneilt und doch nie den Rückspiegel aus dem Auge verliert. Es ist weder Aufbruch noch Ankunft, sondern eben genau das Stück dazwischen. Nostalgia swingt wie die Hölle. Doch sind Wogram, Krijger und Terzic Lichtjahre davon entfernt, in die Nähe des Swing Revivals eines Roger Cicero zu rücken. Swing bedeutet für das nostalgische Trio, die Erinnerung nach ihrem Gusto zu interpretieren. Die Improvisationen der drei Musiker gehen weit über die Limits des landläufigen Solos hinaus. Hier finden Verschränkungen, Kollektivabstraktionen und Extrapolationen auf allerhöchstem Niveau statt. Die Idee für das Nostalgia Trio schlummerte in Nils Wogram schon seit vielen Jahren. Entstanden ist seine Liebe zum Trio mit Hammond Orgel in New York auf zahreichen Sessions
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in Harlem. Nostalgia Trio möchte diese mitreißende und schwelgerische Stimmung transportieren, ohne sich dabei als reines Plagiat abstempeln zu lassen. „Sturm und Drang“ ist das nunmehr dritte Album mit Nostalgia. Raum und Zeit überwinden die drei Musiker mit der spielerischen Leichtigkeit eines gut eingespielten Teams. Dejan Terzic ist ein Schlagzeuger des Modern Creative Jazz, ist Mitglied des Trio Rooms, beschäftigt sich in seiner Gruppe Underground mit Balkanmusik und spielte mit Johannes Enders, Jens Winther und Anke Helfrich sowie Sonny Fortune. Der Holländer Arno Krijger war im Studio oder live unterwegs mit Billy Hart, Stefan Lievestro, Jesse van Ruller, Toine Thys, Dick de Graaf und anderen.
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Nils Wogram Dejan Terzic Arno Krijger
(tb) (dr) (org)
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Lars Danielsson & Liberetto Er beeindruckt mit einem ungemein runden wie kraftvollen Basston und der beiläufig-gelassenen Virtuosität eines überragenden Spielers. Danielssons lyrischer und warmer Basston ist unerreicht! Der Schwede ist auch Cellist, Komponist und Arrangeur. Lars Danielsson genießt in der internationalen Jazzszene großes Ansehen für sein lyrisches Spiel und seinen starken Groove. Er beeindruckt mit musikalischer Bandbreite und reifte in den vergangenen Jahren zu einer der wichtigsten Stimmen im europäischen Jazz an der Seite von internationalen Stars wie Michael Brecker und Randy Brecker, John Scofield oder Charles Lloyd, mit seinem eigenen Quartett, als Produzent von Cæcilie Norby, Viktoria Tolstoy oder dem Dänischen Rundfunkorchester, insbesondere aber mit seinen mittlerweile fünf ACT-CDs unter eigenem Namen. Sie zeigen zugleich die unverwechselbare eigene Handschrift, die Danielsson gefunden hat, wie die erstaunliche Offenheit und Vielfältigkeit seines Schaffens. Auf seinem ACT-Debüt „Libera Me“ erweist sich Danielsson als Meister eines orchestralen Jazz, auf „Mélange Bleu“ überrascht er mit einem modernen, behutsam eingesetzten elektronischen Rahmen für seine raumgreifenden, an Klangfarben so reichen Kompositionen. Bei „Pasodoble“ schuf er im gleichberechtigten Duett mit dem polnischen Pianisten Leszek Możdżer ein atemberaubendes, zwischen Klassik und Jazz vermittelndes Manifest des Wohlklangs. „Tarantella“ von 2009 führt die äußerst fruchtbare Zusammenarbeit mit Możdżer fort, überträgt den musikalischen Grundge-
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Lars Danielsson Jonas Östholm John Parricelli Magnus Öström
John Parricelli
Magnus Öström
Jonas Östholm
danken aber auf einen kammerjazzigen Ensemblerahmen. Als Komponist ist er ein Meister der Atmosphäre, der subtilen Spannung und der perfekten Balance zwischen einfachen Melodien und dem höchstmöglichen Grad an Improvisation. Davon zeugt auch „Liberetto“, sein aktuelles Album. Zusammen mit dem armenischen Pianisten Tigran (in Wolfsburg mit Jonas Östholm), dem Schlagzeuger Magnus Öström, Gitarrist John Parricelli sowie Trompeter Arve Henriksen als Gast auf dem Album spürt Danielsson neue musikalische Räume auf und betont einmal mehr die Freiheit der Musik zwischen Kammerjazz, Klassik und europäischer Volksmusik.
(b, c) (p) (g) (dr)
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Iiro Rantala Quartet Iiro Rantala ist ein „Naturereignis an den Tasten“ (Jazzthing), ein Alleskönner, von dem der New Yorker Pianist und Arrangeur Gil Goldstein sagt: „Iiro Rantala ist eine pianistische Sensation und der stärkste mir bekannte Grund, an Reinkarnation zu glauben: Weil seine Technik wie sein musikalischer Sensus aus Tiefen spricht, die unmöglich in einem Leben alleine ergründet sein können.“ Lange war der Name Rantala vor allem mit dem Trio Töykeät verbunden, einem der wildesten, witzigsten und visionärsten Klaviertrios der internationalen Jazzszene. Nach 18 Jahren löste er 2006 Töykeät auf, um sich seiner Solokarriere zu widmen. Auf dem Soloklavieralbum „Lost Heroes“ (2011) zollt der Finne seinen musikalischen Helden von Jean Sibelius, Esbjörn Svensson bis hin zu Luciano Pavarotti mit Eigenkompositionen Tribut. Rantala vermeidet dabei jegliche Sentimentalitäten zugunsten einer großen, ehrlichen Geste der Verehrung und bleibt dabei ganz er selbst: einer der souveränsten Pianisten des skandinavischen Jazz. Die Einspielung wurde als eine der besten PianoSoloaufnahmen der letzten Jahre begeistert gefeiert. 2012 erschien Rantalas aktuelles Album „My History of Jazz“, ein persönlicher und etwas anderer Blick auf die Jazzgeschichte und die Rolle des Pianos – mit Bach als musikalischer Klammer. In die sehr klassisch gespielte Aria ist Rantalas ganz persönliche Geschichte der Musik eingebettet, die ihn früh in ihren Bann zog. Rantala beweist eindrucksvoll, dass er ein Stilist von eigenen Gnaden ist, einer, der alle Stile sprengt und –
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Iiro Rantala Lars Danielsson Adam Bałdych Martin Valihora
Martin Valihora
Lars Danielsson
Adam Bałdych
getragen von konkurrenzloser Technik und Variabilität neu konstituiert. „Ich war nie dem Blues-Piano zugewandt oder dem Mainstream Jazz.“ Dafür findet man auf „My History Of Jazz“ Barockes, Ragtime, Bebop, Swing, skandinavische Melancholie, Balladen französischer Prägung, Fusion, Smooth Jazz und sogar Tango. Für diese einzigartige, auf Melodien konzentrierte Mischung voller verschiedener Stimmungen fand Rantala kongeniale Mitstreiter wie den filigran spielenden slowakischen Schlagzeuger Martin Valihora. Er spielte in zahlreichen slowakischen Pop-, Rock- und Jazzbands, etablierte sich in der New Yorker Jazzszene und arbeitet mit dem japanischen Jazzpianisten Hiromi Uehara. Dabei ist auch der Ausnahme-Bassist, Cellist und ACTStar Lars Danielsson und die jüngste ACT-Entdeckung Adam Bałdych, der klassisch ausgebildete, vielleicht klangfarbenreichste und ausdrucksstärkste Geiger, den der Jazz bisher hatte.
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Jörg Seidel Trio (Jazzwerkstatt für Wolfsburger Schulen) Heute hört man oft Musik, die von künstlichen Beats und Sounds geprägt ist. Viele Jugendliche können sich deshalb kaum vorstellen, dass Musik auch ganz real auf der Bühne gespielt werden kann. Und das auch ganz spontan, mit Raum für Improvisationen. Was aber ist eine Improvisation überhaupt? Wie können mehrere Musiker gemeinsam einen Titel spielen? Was ist Groove? Und was bedeutet eigentlich Jazz? Diese und andere Fragen beantworten der Profimusiker Jörg Seidel und seine musikalischen Mitstreiter in rund 90 Minuten. Mit einem Mix aus Demonstration, Vorspiel und Konzert. Seidel, der auch als Professor an der Kunsthochschule in Wien lehrt, nimmt seine jungen Zuhörer mit auf eine anschauliche Reise durch die Geschichte des Jazz, die in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts beginnt. Dabei spielen sich die drei Musiker mit ihren Instrumenten (Gitarrist und Sänger Jörg Seidel, Joe Dinkelbach an der Hammondorgel und Christian Schönefeld, Drums) durch die unterschiedlichen Stilrichtungen dieser Musikgattung. Die jungen Zuhörer erleben, wie facettenreich der Jazz sein kann. Wenn am Ende sogar Funk und Pop gespielt werden, wird jedem klar, wie sehr der Jazz die gesamte populäre Musik des 20. Jahrhunderts geprägt hat. Locker und humorig reichert Seidel seinen Flug durch die Jazz-Epochen an. Ins Workshop-Menü gemixt werden noch ein paar Musikernamen, einige Erklärungen zu den auf der Bühne stehenden Instrumenten und immer wieder Livesequenzen. Das Zusammenspiel der
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Jörg Seidel Joe Dinkelbach Christian Schönefeldt
Christian Schönefeldt
Joe Dinkelbach
Musiker, das spontane Gestalten eines Stückes und der Spaß am gemeinsamen Spielen: Wie in kaum einer anderen Musikrichtung ist live gespielter Jazz besonders eindrucksvoll. „Jazz hautnah“ ist keine lahme Aufzählung von Fakten und Daten. Vielmehr präsentiert der Workshop eindrucksvoll, was den Jazz ausmacht. Das Ganze wird gespielt und vorgestellt von drei Musikern, die mehr als 20 Jahre Spielerfahrung auf internationalen Bühnen mitbringen und aus einem großen Erfahrungsschatz schöpfen können. Das Jörg Seidel Swing Trio gehört zu den besten und erfolgreichsten Ensembles des Swing. Jörg Seidel ist seit mehr als 20 Jahren erfolgreicher Gitarrist und Jazzsänger. Er arbeitet u. a. mit Bill Ramsey, Ron Williams, Silvia Droste, Greetje Kauffeld und vielen weiteren Kollegen aus Deutschland und Österreich. Er hat auf seinem eigenen Label „Swingland-Records“ bereits 18 CDs unter eigenem Namen veröffentlicht und spielt pro Jahr regelmäßig rund 100 Konzerte.
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Jürgen Born (Jazzkunst) Das Schloss Wolfsburg steht dafür, das hier Grenzen zwischen Tradition und Moderne überbrückt werden – der perfekte Ort also für JazzCastle. Ein weiteres Statement dafür ist die Verschmelzung zwischen Musik und Malerei: Exklusiv für JazzCastle hat Jürgen Born das Festivalmotiv kreiert. Es ist die Atmosphäre, es sind die Farben des Jazz, die Jürgen Born faszinieren. Erst mit den Farben des Jazz löst er die Grenze zwischen Malerei und Musik auf. Erst mit dem Jazz gelingt es ihm, Töne sichtbar zu machen, Schallwellen in Lichtwellen umzuwandeln. Es sind die Jazzgeschichten, die den Hintergrund bilden für jenen Moment, in dem die Person zur Metapher wird und das Instrument zu klingen beginnt. Es ist die intime Kenntnis der Musik, die dem Milieu der Musiker die Romantik nimmt und doch die Emotion einfängt. Doch was dem distanzierten Max-Ernst-Anhänger wie duselnder Expressionismus erscheinen mag, trifft die Seele des Jazz auf den Punkt. Denn Jazz erzählt Geschichten aus dem Leben, von Liebe und Trauer, von Leid und Lebenslust. Sie sind abstrakt, aber nie distanziert. In Drummer in Motion der Reihe „Jazz
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olours“ lebt der Künstler sein Faible für Blue Notes C und die Geschichten, die sie erzählen, in der Malerei aus. In seinen expressiven Ölbildern finden sich sowohl legendäre Altmeister wie Keith Jarrett, Sam Rivers, Louis Armstrong, Jimi Hendrix, Miles Davis als auch aktuelle Größen des Genres wieder und verschmelzen zu einer Symbiose aus Farben und Bewegung. Eines haben alle seine Werke gemein: Man hat das Gefühl, sie zu hören.
Nils Wogram
Jürgen Born www.jazzcolours.de
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Kraftstoffverbrauch in l/100 km: kombiniert zwischen 5,2 und 3,8, CO2-Emissionen in g/km: kombiniert zwischen 122 und 99. Abbildung zeigt Sonderausstattung gegen Mehrpreis.
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Anreiseinformationen: Öffentliche Verkehrsmittel: Wolfsburg liegt verkehrgünstig an der Bahnlinie Hannover-Berlin. Ebenso besteht eine Bahnverbindung über Braunschweig. Vom Hauptbahnhof erreichen Sie das Schloss bequem mit dem Bus. (Haltestelle „Schloss“) Die genauen Verbindungen und Fahrpläne sind unter www.bahn.de sowie www.wvg.de einzusehen.
fu
SS
zu zum schloss
strasse oebisfelder
B188
aller
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Pkw: Wolfsburg ist über die A 2 und die A 39 schnell zu erreichen. Ein großes Parkplatzangebot steht im Allerpark direkt an der B 188 zur Verfügung. Folgen Sie der A 39 bis zur Anschlussstelle Weyhausen und fahren Sie dort auf die B 188 Richtung Wolfsburg Nord. Folgen Sie dem Wegeleitsystem Richtung Allerpark. Von den Parkplätzen führt ein Fußweg an der Aller entlang unter der B 188 hindurch. Nach einigen Minuten erreichen Sie das Schloss. Bitte beachten Sie, dass die Schloßstraße für die Zeit der Veranstaltung gesperrt ist. Hotelbuchungen: www.wolfsburg.de/hotelreservierung Campingmöglichkeit: Campingplatz am Allersee, In den Allerwiesen 5, 38446 Wolfsburg Telefon: +49 (0) 5361 63395 E-Mail: allerseecamping@gmx.de Internet: www.camping-allersee.de Weitere Informationen für Ihren Aufenthalt in Wolfsburg: Tourist-Information Wolfsburg (im Hauptbahnhof), Willy-Brandt-Platz 3, 38440 Wolfsburg Telefon: +49 (0) 5361 89993-0 Fax: +49 (0) 5361 89993-94 E-Mail: tourist@wolfsburg.de
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Festivalprogramm und Tickets Freitag, 14.6.2013 ab 18:00 Studnitzky Trio Donny McCaslin Group ab 22:00 Jazzanova LIVE feat. Paul Randolph ab 23:30 Sessionsnight im Gewölbekeller (JAZZLOUNGE + Bar)
€ 37,– € 20,–
ab 23:30 Jazz Smooth House in der Dunkelbar Paris Cesvette Samstag, 15.6.2013 ab 11:00 Cécile Verny Quartet ab 14:00 ab 15:00 ab 18:00 ab 22:00 ab 24:00
Eintritt frei
Joachim Kühn, Majid Bekkas, Ramon Lopez Ulf Wakenius Group € 37,– Dieter Ilg Trio Jacob Karlzon 3 € 37,– Tingvall Trio Viktoria Tolstoy € 37,– Nighthawks € 20,– „The ACT-Family Band“ Tribute to Esbjörn Svensson Kartenverlosung
Sonntag, 16.6.2013 ab 11:00 Nico Finke’s Bad Surprise Eintritt frei ab 14:00 Michael Wollny Trio Julian & Roman Wasserfuhr Quartett € 37,– ab 15:00 Martin Ehlers Trio Nils Wogram´s Nostalgia Trio € 37,– ab 18:00 Lars Danielsson & Liberetto Iiro Rantala Quartet € 37,– 15:00+ Jörg Seidel Trio 17:00 (Jazzwerkstatt nur für Wolfsburger Schulen) Tickets für die Doppel- und Einzelkonzerte (37,–/20,–) sowie Festivaltickets mit Eintritt zu allen Konzerten (220,–) in allen Vorverkaufsstellen der Wolfsburger Nachrichten, Tickethotline: +49 (0) 531 16606 und www.konzertkasse.de oder bei www.eventim.de Kartenverlosung für das Tribute-Konzert über www.jazzcastle.de
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Sparkassen-Finanzgruppe
Zugegeben: Es gibt nur wenige, die unsere Sparkassen-Kreditkarten nicht akzeptieren.
Manchmal ist es gut, Kleingeld parat zu haben. Eine Kreditkarte der Sparkasse sollten Sie aber stets dabeihaben. Wir bieten Ihnen eine große Kreditkartenauswahl, bei der sogar Zugaben inklusive sind. Mehr Informationen? Gern: www.spk-gifhorn-wolfsburg.de Wenn’s um Geld geht – Sparkasse.
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Veranstalter Stadt Wolfsburg, Geschäftsbereich Kultur Künstlerischer Leiter: Wolfgang Beuermann Organisation: Dr. Birgit Schneider-Bönninger, Sabine Rahn, Birgit Pietsch Konzeption und Gestaltung KARMA Kommunikationsdesign www.karma-web.de Redaktion Thomas Beyer Druck/Produktion Sigert GmbH Druck- und Medienhaus www.sigert.de Fotonachweis Andreas Barkhoff, Maz Bartosz, bigbasspic, Till Brönner, Fotolia, Joerg Grosse Geldermann, Steven Haberland, Peter Heermann, jazzzby, Per Kristiansen, Giulia Marthaler, Nicole Müller, Tino Oac, Rolf Ohlson, Lubo Pilc, Günter Poley, Sascha Rheker, Gerhard Richter, Jan Soederstroem, Rolf Schoellkopf, Paolo Soriani, Lutz Voigtländer Informationen Stadt Wolfsburg Geschäftsbereich Kultur Alvar-Aalto-Kulturhaus Porschestraße 51 38440 Wolfsburg +49 (0) 5361 28 -1575 www.facebook.com/jazzcastle jazzcastle@stadt.wolfsburg.de www.jazzcastle.de Stand März 2013 / Änderungen vorbehalten Wir danken unseren Partnern und Sponsoren:
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