Organ des Freidenkerbundes Österreichs
Zeitschrift für wissenschaftliche Weltanschauung
1/10 40. Jahrgang Euro 4,-
Kindergarten:
Götterdämmerung Iranisches Regime vor dem Aus?
Ein Vater wehrt sich
Dohnal: Vorkämpferin bis zuletzt
EDITORIAL
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Liebe Gesinnungsfreundin, lieber Gesinnungsfreund! Bildung ist wieder einmal zu einem Ort ideologischer Auseinandersetzung geworden. Nicht nur die Frage, ob Ganztagsschulen und eine gemeinsame Schule für alle bis 14 jungen Menschen in diesem Land gleiche und faire Chancen geben, ist Teil dieser Auseinandersetzung. Auch, welche Rolle Religion in diesem System spielen soll, steht zur Disposition. Die Verteidiger des bisherigen Systems betonen christliche Werte, die vermittelt werden sollen, sind aber nicht imstande, diese zu definieren. Und wenn diese Argumentationslinie nicht funktioniert, ziehen sie sich auf das Konkordat als internationalen Vertrag zurück. Gerne wird verschwiegen, dass Österreich auch andere internationale Verpflichtungen hat. Etwa den Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Der sieht vor, dass jeder Mensch das Recht hat, seine Religion selbst zu wählen – oder eben auch keine Religion. Die Frage ist, ob Kindern nicht dieses Recht genommen wird, wenn sie von Staats wegen vom ersten Schultag an gemäß dem Religionsbekenntnis der Eltern erzogen werden. Wir Freidenker sehen darin eine Menschenrechtsverletzung – und wir sind nicht allein. Auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte sieht das zumindest in der Frage, ob Kreuzen in Schulen aufgehängt sein dürfen, ähnlich. Wir sind auch gegen einen verpflichtenden Ethikunterricht für alle, sollte er eingeführt werden. Dafür gibt es keine Rahmenbedingungen. Er wird großteils von Religionslehrern durchgeführt. Das ist Religionsunterricht durch die Hintertür, wie auch Ethiklehrer offen eingestehen. Stattdessen treten wir für einen Lebenskundeunterricht nach Berliner und Brandenburger Vorbild ein. Dort werden 20.000 SchülerInnen auf die Aufgaben des Lebens vorbereitet – und nicht wie im Religionsunterricht auf ein „Ewiges Leben“ nach dem Tod. Wir werden für dieses Modell eintreten und hoffen, die politisch Verantwortlichen davon überzeugen zu können, dass auch Kinder Menschenrechte haben. Dazu gehören das Recht, selbst eine Religion zu wählen oder auch nicht und das Recht auf Bildung.
INHALT Johanna Dohnal: Vorkämpferin bis zuletzt
INTERNATIONAL Götterdämmerung Gottes Heuschrecken
KOMMENTAR
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Gastkommentar v. Stefan Mauerhofer
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Symbolische Politik
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AKTUELLES
Wie das Gesetz es befahl
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ANALYSE
Die guten Hirten
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VEREIN
Aufbruchstimmung
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AKTUELLES
Mit einer Stimme
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INTERNATIONAL In Gottes Namen
23-24
ANALYSE
Der letzte Held der westlichen Welt 25-26
REPORTAGE
„Bologna den Prozess machen“
REZENSIONEN
26-28 29-30
TERMINE
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freidenkerIn - Organ des Freidenkerbundes Österreichs Verein für wissenschaftliche Weltanschauung, Mitglied der Weltunion der Freidenker 40. Jg. Heft 1/2010, ISSN: 1995-295X Preis dieses Heftes: 4,- Euro, Jahresabonnement: 15,- Euro Bestellungen richten Sie bitte an den Herausgeber. Medieninhaber, Eigentümer und Verleger: Freidenkerbund Österreichs - Verein für wissenschaftliche Weltanschauung, Postfach 54, A-1153 Wien, Bank Austria, Kto-Nr. 00433027505, BLZ 12000 Herausgeber: Freidenkerbund Österreichs Chefredakteur: Christoph Baumgarten, Redaktion: Sepp Zaunegger, Dr. Ronald Bilik Herstellung: Felder’s Grafik, Veronikagasse 22/6, 1170 Wien, info@feldersgrafik.at Druck: ADVICE PrintService GmbH, Lützowgasse 12-14, 1140 Wien, bummer@printadvice.net Copyright liegt bei den Autorinnen und Autoren. Namentlich gezeichnete Beiträge können, müssen aber nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Mitglied der Weltunion der Freidenker. Druckfehler vorbehalten.
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Ex-Muslime gegründet
Resolution für Laizität
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er „Zentralrat der Ex-Muslime“ hat sich auch in Österreich gegründet. Erster Vorsitzender ist Cahit Kaya, bislang Vorstandsmitglied des Freidenkerbundes. Der Verein soll vor allem bei Migrantinnen und Migranten Aufklärung gegen radikale Gruppierungen betreiben. Gleichzeitig soll er nach außen hin das Vertretungsmonopol konservativer islamischer Gemeinden brechen. Diese hätten bisher im Namen aller Migrantinnen und Migranten aus mehrheitlich muslimischen Ländern gesprochen – ohne für diese Vertretung irgendeine Legitimation zu haben, sagt Kaya. Diese Vereine und Gemeinden würden nicht die Meinung der Mehrheit der Muslime in Österreich widerspiegeln sondern nur ihre eigene. Viele Muslime würden sich in Österreich nicht, aus ihrer Religionsgemeinschaft auszutreten. Das bedeute für viele soziale Isolation, teilweise würden Ex-Muslime auch bedroht. Sein Verein solle den Schritt für viele erleichtern. Der neue Verein stieß auf großes Interesse in Österreich. Zur Gründung war extra Mina Ahadi, Gründerin der europaweiten Bewegung der Ex-Muslime, nach Wien gekommen.
ie SPÖ-Bezirksorganisation Alsergrund spricht sich für eine klare Trennung von Staat und Kirche aus. Auf ihrer Bezirkskonferenz Anfang März nahm sie einen Antrag der Sektion Acht an, der unter anderem fordert, dass Religionsgemeinschaften wie andere Vereine behandelt werden sollen und dass bestehende Verträge mit Religionsgemeinschaften für nichtig erklärt werden. Der Antrag basiert wesentlich auf dem Verfassungsentwurf der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei aus dem Jahr 1920. Es war der bislang letzte große Versuch der Sozialdemokratie in Österreich, Religionsprivilegien abzuschaffen. Der Antrag der SPÖ 9 soll am nächsten Landesparteitag der SPÖ Wien behandelt werden.
Wegen Kreuz gefeuert
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n Italien tobt ein Kulturkampf ums Kreuz. Die Regierung hat den Richter Luigi Tosti entlassen. Dieser hatte sich geweigert, in einem Gerichtssaal zu verhandeln, in dem ein Kreuz aufgestellt ist. „Die Präsenz des Kruzifix ist schlicht unvereinbar mit dem
erhabenen Grundsatz der Laizität des Staates und den Prinzipien der Gleichheit und Religionsfreiheit.“ Tosti kündigt an, gegen die Entscheidung zu berufen. Sollte das Kassationsgericht, das oberste Gericht Italiens, ihm nicht Recht geben, werde er zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gehen.
AKTUELLES
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Bei Ritus erkrankt
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n der sibirischen Metropole Irkutsk sind beim orthodoxen „Fest der Taufe Christi“ 269 Menschen schwer erkrankt. Beim rituellen Eintauchen kamen sie mit virenversuchtem Wasser in Berührung. Der Großteil der Erkrankten waren Kinder. Der See, in den sie eintauchten, war ebenso verseucht wie das Brunnenwasser der Kirche. Einzig das Leitungswasser der Kirche soll unbedenklich gewesen sein, stellten Behörden bei einer Untersuchung fest. Das „Fest der Taufe Christi“ ist ein zentraler Ritus der orthodoxen Kirchen Anfang Jänner.Teilnehmerinnen und Teilnehmer tauchen gemäß des Ritus dreimal in Wasser ein – sei es in ein Taufbecken, einen Fluss oder einen See.
Offenlegung gemäß Mediengesetz Die Zeitschrift „freidenkerIn“ ist das Organ des Freidenkerbundes Österreichs - Verein für wissenschaftliche Weltanschauung. Die Zeitschrift erscheint quartalsweise. Erscheinungsort ist Wien. Blattlinie: Die freidenkerIn fühlt sich einem demokratischen und emanzipatorischen Weltbild verpflichtet. Die grundsätzliche Linie entspricht den in den Vereinsstatuten festgelegten Vereinszielen. Die Zeitschrift versucht, eine atheistische/freidenkerische Sicht auf das aktuelle Geschehen zu zeigen, Hintergründe und Zusammenhänge aufzuzeigen und grundsätzliche Fragen der Weltanschauung aufzuwerfen. Zu diesem Zweck bedient sich die Zeitschrift journalistischer Mittel wie der Reportage, dem Kommentar, der Analyse, der Rezension, dem Essay, dem Interview, der Veröffentlichung von Fotos etc. Die Inhalte werden nur nach sorgfältiger Prüfung gemäß journalistischen Standards veröffentlicht.
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Vorkämpferin bis zuletzt Am 20. Februar ist die Vorkämpferin für Frauenrechte und gegen „gottgegebene“ Rollenbilder gestorben. Österreichs erste Frauenministerin, Johanna Dohnal, wurde 71 Jahre alt. Ein Nachruf.
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is zuletzt war sie Mahnerin, Pionierin, Vorkämpferin. Wenige Wochen vor ihrem Tod hat Johanna Dohnal sich mit ihrer langjährige Lebensgefährtin „verpartnerschaftet“, wie es im Jargon von Menschenrechts- und Homosexuelleniniativen mittlerweile heißt. Eine der ersten hundert eingetragenen gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften in Österreich. Ein mutiger Schritt. Charakteristisch für eine Johanna Dohnal. Nicht nur SozialdemokratInnen trauern um eine Politikerin, ohne die das Leben in Österreich nicht so wäre, wie es heute ist. Eine Aussage, die man über wenige Menschen treffen kann. Als Johanna Dohnal 1979 Staatssekretärin für allgemeine Frauenfragen wurde, war es auf vielen Ebenen aus mit dem rückständig-patriachalen Mief, der sich durch Österreichs Gesetze zog. Und erst recht durch die Gesetzespraxis. Erst wenige Jahre davor war der Mann als gesetzliches Familienoberhaupt entthront worden, der einer Berufstätigkeit seiner Gattin zustimmen musste, während sie verpflichtet war, ihm nachzuziehen, sollte er woanders wohnen wollen. Das war schon Revolution in der Ära Kreisky. Und erst seit vier Jahren durften Frauen straflos eine Schwangerschaft abbrechen. Ohne den unermüdlichen Kampf Dohnals innerhalb der SPÖ wäre auch das vermutlich nicht möglich gewesen. Dass Männer ihre Gattinnen verprügeln durften, galt als weitgehend 4
normal. Frauen hatten kaum Schutz. Schon vor ihrer Zeit in der Bundesregierung schuf Dohnal Abhilfe. Auf ihre Initiative hin wurde Österreichs erstes Frauenhaus gegründet. Und sie sorgte dafür, dass seit Anfang der Neunziger gewalttätige Familienmitglieder des Haushalts verwiesen werden durften. Das Wegweisungsrecht wurde zum wahrscheinlich
wirksamsten Gewaltschutz, den Frauen in diesem Land jemals hatten. Als Bundespräsident Rudolf Kirchschläger Johanna Dohnal angelobte, hielt die Republik ledige Mütter für nicht imstande, ihre Kinder zu erziehen. In wichtigen Fragen redeten die Behörden mit. Amtsvormundschaft hieß das. Dohnal setzte durch, dass das abgeschafft wurde. Vielleicht war das Gleichstellungsgesetz ihr größter politischer Erfolg. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – zumal im Öffentlichen Dienst. Keine de facto Karriereverbote für Menschen, die ohne männliche Geschlechtsteile auf die Welt gekommen waren.
Und, wer hätte gedacht, dass es jemals erlaubt war, Frauen sexuell zu belästigen? Auch, dass sich Frauen nicht mehr vor Grapschern und Verbalpornografen am Arbeitsplatz fürchten müssen, ist Dohnals Verdienst. Dass sie aneckte, versteht sich von selbst. Katholischen Fundis, Nationalisten und anderen Menschen, die Angst vor gleichberechtigten und selbstbewussten Frauen haben, war sie ein Feindbild. Was auf Gegenseitigkeit beruhte. Einer von Dohnals letzten öffentlichen Auftritten galt den radikalen Gegnern der Fristenlösung (siehe freidenkerIn 03/09). Sie selbst meinte zu ihrem 70. Geburtstag, sie sei zu wenig unbequem gewesen. Aus ihrer Sicht mag das stimmen. In Österreich bekommen Frauen immer noch ein Drittel weniger Lohn als Männer. Die Gläserne Decke hängt immer noch knapp unterhalb der Rektorenbüros oder der Vorstandsetagen. Flächendeckende Kinderbetreuung wird bis heute verhindert. Aber eine Frau ist Erste Nationalratspräsidentin. Das würde niemand mehr infrage stellen. Über Kinderbetreuung wird gesprochen und die Verweigerer geraten immer mehr in die Defensive. Die Fristenlösung stellen nur mehr ein paar Spinner oder Rechtsextreme infrage. Und sogar konservative Politikerinnen können sich vorstellen, dass es Frauenquoten für Aufsichtsräte gibt. Ohne Dohnal würde das alles wie eine Vision aussehen, für die man ins Irrenhaus käme. Cb
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„Ich denke, es ist Zeit daran zu erinnern: Die Vision des Feminismus ist nicht eine ‚weibliche Zukunft’. Es ist eine menschliche Zukunft. Ohne Rollenzwänge, ohne Machtund Gewaltverhältnisse, ohne Männerbündelei und Weiblichkeitswahn.“
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INTERNATIONAL
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Götterdämmerung Die Islamische Republik im Iran steht vor dem Aus. Dem jüngsten Misserfolg der Opposition zum Trotz geht kaum jemand mehr davon aus, dass sich das Regime unter Wächterrat und dem reaktionären Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad langfristig halten wird können. Die Frage ist nur, was danach kommt. Von Christoph Baumgarten
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er mit dem Schrei „Allahu akbar“ im Iran Gott hochleben lässt, ist nicht unbedingt Verfechter der Idee der Islamischen Republik. „Gott ist groß“ ist eine der Kampfparolen der iranischen Opposition geworden. Seit dem 22. Bahmian, dem 11. Februar, tönt er etwas seltener von den Hausdächern des Landes. An diesem Tag hat die oppositionelle Bewegung einen empfindlichen Rückschlag erlitten. Zehnwenn nicht Hunderttausende wollten die Feiern des Regimes zum 31. Jubiläum der Islamischen Revolution kapern und zu einer Demonstration gegen die Regierung von Mahmoud Ahmadinejad umfunktionieren. Das Regime reagierte klug. Aus seiner Sicht. Die Polizei und die berüchtigten Bassij-Milizen nahmen hundere Studenten, Reformpolitiker und unbequeme Journalisten im Vorfeld fest. Wer auch immer sich bei den Protesten der vergangenen Monate als Organisationstalent hervorgetan hatte, wurde unschädlich gemacht. Eine junge Studentin schrieb in einem e-mail, dass sie trotz der Warnungen ihrer Familie und ihres Freundes an den Protesten am Donnerstag (11. Februar) teilnehmen wollte. Wo auch immer sie hinging, hielt sie entweder die Polizei mit Straßenblockaden von den Versammlungen ab oder sie konnte die Demonstranten nicht finden. Am Ende gab sie auf und kam sehr frustriert und enttäuscht nachhause, schreibt die iranische Journalistin Setareh Sabety in der „Huffington Post“. Kein Einzelfall. Die Regime-Gegner hatten keinen Plan
im engeren Sinn. „Lasst uns hingehen, Gruppen formen und dann unsere grünen Kleidungsstücke enthüllen“ – so oder so ähnlich klagen die Parolen im Vorfeld. Viel mehr Planung steckte nicht dahinter. Stellenweise kam es zu Auseinandersetzungen an den Polizeisperren. In Teheran, Isfahan, Shiraz zum Beispiel. Die Polizei soll einen jungen Mann angeschossen oder gar getötet haben. Im Internet kursiert ein Video, das das dokumentieren soll. Eine unabhängige Bestätigung gibt es nicht.
Symbol Kopftuch Was blieb war, dass die Demonstranten kurzfristig die Kontrolle über diverse Stadtviertel in Großstädten übernahmen. Für ein paar
Stunden konnten Frauen ihre Kopftücher abnehmen. Vielleicht nicht mehr als ein symbolischer Erfolg. Dennoch einer mit großer Ausstrahlungskraft. Zumindest für die Landsleute im Exil. Das Kopftuch
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gilt als das Symbol des Regimes. Jeder Zentimeter, den es hinter den Haaransatz geschoben wird, jeder Millimeter, den es loser am Kopf hängt, ist ein Akt des Widerstands. Ein Widerstand, den vor allem junge Frauen tragen. Gleichzeitig ein Kampf gegen die Religionspolizei. Immer wieder werden Frauen verhaftet, die es nach Meinung der Sittenwächter zu weit treiben. Es genügen Kleinigkeiten. Eine junge Österreicherin mit iranischen Wurzeln hatte bei einem Urlaub im Hochsommer keine Socken getragen. Sie verbrachte mehrere Stunden in Polizeigewahrsam. Dass Frauen öffentlich ihre Kopftücher abnehmen und sich sogar filmen lassen, ist neu. Ein Zeichen, dass das Regime die Lage nicht so gut unter Kontrolle hat wie sein Erfolg am 11. Februar glauben lassen könnte. Dass es noch existiert, ist vielleicht der Tatsache geschuldet, dass man über die Opposition vieles sagen kann – nur nicht, dass sie organisiert oder geeint sei. „Auch die Linke oder was von ihr übrig ist, ist es nicht“, beschreibt Baba, ein junger Iraner in Wien. „Die Sozialdemokraten etwa unterstützen die, die Reformen innerhalb des Systems machen wollen und werfen anderen vor, auf einen Bürgerkrieg zuzusteuern.“ Wobei niemand so genau weiß, wie Reformen innerhalb des Systems aussehen Ä 7
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könnten. „Auch unter dem angeblichen Reformer Khatami sind Frauen gesteinigt worden“, beschreibt Mina Ahadi, Exil-Iranerin und Gründerin der Bewegung der Ex-Muslime, die seit 26. Februar auch in Österreich existiert. Und doch hat die höchstwahrscheinlich geschobene Wahlniederlage des reformerischen Regime-Kandidaten Mir-Hossein Mousavi Mitte 2009 die Proteste ausgelöst, die das Regime seit Monaten erschüttern. Den Menschen im Iran wurde klar, dass sie ihrem Unmut gegen das Regime nicht einmal innerhalb der ohnehin unter Klerus-Kontrolle stehenden gelenkten Demokratie Luft machen konnte. Und es war nicht nur die Intelligentsija des Landes, der es jetzt zu viel war.
Und selbst Konsumbedürfnisse sind im Iran mittlerweile politisch besetzt. Die Jugend, die den Großteil der Bevölkerung des Landes stellt will oft kaum mehr als neue Handys kaufen können und so leben wie Jugendliche im Westen. Mädchen oder Burschen kennenlernen können und nicht auf irgendwelche Privatpartys am Rande des Gesetzes angewiesen sein, um das andere Geschlecht kennenzulernen. Was
Heruntergewirtschaftetes Land Die Islamische Republik hat nicht geliefert, was sie versprochen hat. Das hat Millionen Anhänger enttäuscht. Wirtschaftlich mag es den meisten besser gehen als unter dem ShahRegime. Von allgemeinem Wohlstand ist das Land weit entfernt. Trotz Ölreichtums. Verantwortlich sind Korruption und Sanktionen der USA. Und nicht zuletzt das als unfähig empfundene Regime, das es in 30 Jahren nicht geschafft hat, eine funktionierende Wirtschaftsstruktur aufzubauen. Mittlerweile bröckelt die Unterstützung auch am Land, der traditionellen Bastion des Islamischen Regimes. „Auch in der Arbeiterschaft finden sich immer mehr Anhänger eines Regimewechsels“, schildert Thomas Schmidinger, Experte für den politischen Islam. Nach dem Zusammenbruch der linken Parteien nach der Revolution war das Proletariat nahezu geschlossen zu den Islamisten übergelaufen. Die hatten sich mit Geldgeschenken bedankt. 8
kommt, ist ihnen häufig mehr oder weniger egal. Hauptsache, Großayatollah Ali Khamenei und Präsident Ahmadinejad verschwinden. Und natürlich sind es vor allem die Intellektuellen, die aufmüpfig sind. Studenten stellten schon unter der vergleichsweise liberalen wenn auch gescheiterten Ära Khatami die Speerspitze des Protests. Damals wurde die Bewegung auf Geheiß des Wächterrats niedergeknüppelt. Heute geht das nicht mehr so einfach. Diese Gruppe betreibt am ehesten einen radikalen Regimewechsel. Wie sehr die Machtbasis des Regimes seit Jahren erodiert, zeigt die Bevölkerungsentwicklung. Eine iranische Frau bringt durchschnittlich nur mehr weniger als drei Kinder zur Welt. Das ist nach wie vor fast doppelt so viel wie etwa in Österreich – aber nur die Hälfte dessen, was noch vor einer Generation üblich war. Tendenz sinkend. Die Erwartung des Regimes, dass Frauen dem Land Kinder, vor allem Söhne, schenken, wird
immer weniger erfüllt. Erstaunlich angesichts der Tatsache, dass fast alle Frauen im gebärfähigen Alter im Iran nichts anderes kennen als dieses Regime. Drei Viertel der Bevölkerung sind jünger als 30 Jahre. Ironischerweise dürfte die Islamische Republik hier Opfer des eigenen Erfolgs werden. Frauen sehen sich nicht mehr als Gebärmaschinen. Wahrscheinlich eine Folge des relativ gestiegenen Wohlstands in Verbindung mit der besseren Bildung, die das Regime auch breiten Teilen der Bevölkerung ermöglicht hat. Auch, dass das Regime die Armee nicht einsetzt, spricht nicht dafür, dass es sich sonderlich sicher fühlt. Das Militär besteht im Iran aus Wehrpflichtigen. Das Regime bezweifelt offenbar, dass die im Ernstfall auf Demonstranten schießen. Lieber verlässt man sich auf die Polizei und vor allem auf die BassijMilizen, die paramilitärische Organisation des Regimes.
Nichts ist ohne Widersprüche Nichts ist ohne Widersprüche in diesem Land. Vielleicht am allerwenigstens die Grüne Bewegung oder was auch immer man im Westen für sie hält. Mir Hossein Mousavi etwa, der Auslöser der Protestbewegung, spielt dort heute fast keine Rolle mehr. „Mousavi und einige Reformpolitiker sind nach außen Symbol der Grünen Bewegung. Die Opposition nützt Mousavi aus und Mousavi die Opposition“, schildert etwa Stefan Grigat von „Stop The Bomb“, einer Organisation, die sich vor allem dem Kampf gegen das iranische Nuklearprogramm verschrieben hat. Klartext: Mousavi hat die Proteste nicht organisiert sondern wurde eher zufällig zu ihrem Auslöser. Dass sich
Mousavi und Co bei der Organisation raushalten, ermöglicht der Protestbewegung erheblichen politischen Spielraum. Gleichzeitig ist das Fehlen einer Organisationszentrale für die jüngsten Misserfolge verantwortlich. „Jetzt haben die Menschen den Mut gefunden, gegen das Regime aufzustehen und man gibt ihnen nichts, was sie mit ihrem Mut anfangen können“, kritisiert Setareh Sabety in ihrem Blog in der Huffington Post. Die Grüne Bewegung verlässt sich vorwiegend darauf, dass irgendwer irgendeine Idee zu einer Protestaktion hat und die über soziale Netzwerke im Internet verbreitet. Facebook und Twitter waren und sind das Rückgrat der Bewegung. Und meistens finden sich auch ein paar Leute, die einen SMS-Dienst o r g a n i s i e re n . Das erlaubt es, schnell Aktionen zu organisieren. Mehr auch wieder nicht. Und es scheint, als hätte sich die ahierarchisch organisierte Bewegung darauf verlassen, dass sich die Anfangserfolge wiederholen lassen. Unmittelbar nach den umstrittenen Wahlen und zum Ashura-Fest bzw. am Studenten-Tag führten Hunderttausende das Regime vor. Ganze Straßen und Plätze waren in grün getaucht, der Farbe Mousavis bei den Wahlen. Wobei auch das einer der Widersprüche ist. Grün ist im Islam die Farbe des Propheten. Mousavi hat sie eher zufällig zugeteilt bekommen.
Regime ändert Taktik Das Regime hat sich offenbar auf die Taktik eingestellt und am 11. Februar die Opposition ausgebremst.
Die Bewegung hat sich nicht weiterentwickelt, wie nicht nur Setareh Sabethy kritisiert. „Warum konnten wir keine Informationszellen aufbauen, die in Dreiergruppen Informationen weitergeben, wie sie es (während des Unabhängigkeitskriegs, Anm.) in Algerien gemacht haben, als es keine Telefone oder Computer gegeben hat? Warum konnten wir nicht in einer anderen Stadt, einem anderen Stadtviertel oder an einem Tag demonstrieren. Vielleicht ist es auch eine falsche Strategie, an offiziellen Feiertagen zu demonstrieren, weil es der Regierung Zeit gibt, Polizeieinsätze zu planen und Organisatoren zu verhaften.“ Dazu kommt die chronische Zerstrittenheit der Regimegegner. Die macht nicht an Landesgrenzen Halt.
„Wir haben in Wien mit der Sozialistischen Linkspartei demonstriert“, beschreibt ein junger Iraner aus Wien. „Es gab eine andere große Demonstration der angeblich offiziellen Grünen Bewegung, der wir uns an der Oper anschließen wollten. Das haben die Verantwortlichen der anderen Demo verhindert. Sie haben die Polizei angewiesen, uns nicht dazu stoßen zu lassen.“ Angeblich hat der Sprecher der anderen Demo später zu seinen Anhängern gesagt. „Schaut, die wollen nicht mit uns mitmarschieren.“ Was die Quelle der freidenkerIn zur Aussage veranlasst: „Das ist ein Student, der Regierungskontakte hat. Die Grüne Bewegung in Europa ist weitgehend von
der iranischen Regierung kontrolliert.“ Gegenseitige Verdächtigungen sind den Regimegegnern nicht fremd. Unterwanderung durch das Regime ist nur eine der Anschuldigungen, die man gegeneinander erhebt. Zu große Radikalität oder bloß Reformen innerhalb des Systems zu wollen, eine andere. Und im Zweifelsfall wird behauptet, der eine repräsentiere nicht die Exil-Iraner oder die Iraner sondern nur eine untergeordnete Gruppe. Und irgendwo dazwischen sind im Ausland die Shah-Anhänger aktiv. „Die spielen bei uns eine gewisse Rolle oder versuchen es zumindest“, sagt Thomas Schmidinger von der Uni Wien. Im Iran dürften sie weitgehend abgeschrieben sein. Kaum überraschend. Der Großteil der Anhängerschaft des diktatorischen Shah-Regimes ging 1979 oder 1980 ins Exil. Einige Vertreter wittern jetzt ihre Chance. Vor allem im Sommer hatten Beobachter den Eindruck, dass diese Leute jetzt am liebsten ihre Koffer und ein Einfach-Ticket in den Iran kaufen wollten. Die Hoffnungen dürften übertrieben sein.
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Zerstrittene Exil-Opposition Nicht anders als im Iran hat die Protestbewegung unter Exil-Iranern eine Vielzahl von Bewegungen geschaffen, die bestenfalls mühsam zueinander finden. Oft angedockt an heimische politische Bewegungen oder Splittergruppen. Dementsprechend verlaufen die Bruchlinien. „Stop the Bomb“ etwa gilt manchen als zu USA- bzw. Israel-freundlich. profil behauptet sogar, die Gruppe sei US-finanziert. Gleichzeitig bescheinigen ihr selbst die erbittertsten Gegner, am besten informiert zu sein. „Stop The Bomb dokumentiert die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen dem Regime und westlichen Konzernen und Regie- Ä 9
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rungen. Und die wissen oft, wo die Bassij-Milizen dahinterstecken.“ Letztere sind zu einem beachtlichen Wirtschaftsimperium gewachsen. In ihrer Struktur und Treue gegenüber dem Regime sind sie in weiterem Sinne vermutlich mit der SS in Hitler-Deutschland zu vergleichen. Entsprechend gehen auch die Einschätzungen auseinander, was das Ende der Islamischen Republik beschleunigen könnte. „Wir brauchen massive Sanktionen“, fordert Stefan Grigat von „Stop The Bomb“– unter Verweis darauf, dass vor allem die österreichische und die deutsche Regierung gegen harte Wirtschaftssanktionen sind. „Österreich und Deutschland haben das Regime von Beginn an unterstützt und mit ihm Geschäfte gemacht.“ Setareh Sabety fordert ebenfalls harte Sanktionen. „Vor allem seit dem Ashura-Fest habe ich von Iranern, die im Iran leben oft gehört, dass sie Sanktionen für nötig halten. Viele sagen: Sie töten uns und sperren uns ein, pfeif auf die wirtschaftliche Not, die Sanktionen bringen. Und andere sagen: Nur Geschäftsleute, die nicht im Iran leben und keine Kinder im Gefängnis haben, sind gegen Sanktionen.“ Je härter die Auswirkungen auf das tägliche Leben der Menschen, desto größer werde der Zorn auf das Regime, lautet das Kalkül der Unterstützer dieser Maßnahmen.
Was bringen Blockaden? Andere zeigen sich skeptisch und verweisen auf Erfahrungen mit anderen Regimes. Die KP in Kuba hält sich bis heute – nach nahezu 50 Jahren mehr oder weniger totaler wirtschaftlicher Blockade durch die USA. Saddam Hussein sei auch nicht mit Sanktionen in die Knie gezwungen worden. Sanktionen würden nur die Bevölkerung treffen und nichts bewirken. „Ich denke, gezielte Sanktionen sind am sinnvollsten“, sagt 10
Thomas Schmidinger von der Uni Wien. Sanktionen, die das Wirtschaftsimperium der Bassij-Milizen treffen und militärisch verwendbare Güter aus dem Iran draußen halten, etwa. Zu viel internationaler Druck würde der Bewegung schaden, sagt Schmidinger. „Es gibt vieles, was schaden kann, und wenig, was nützt.“ Ein Militärschlag etwa würde das Regime stärken. „Dann sammeln sich viele hinter Ahmadinejad, die ihn jetzt weghaben wollen.“ Das sei schon während des Ersten Golfkriegs
geschehen, als der von USA hochgerüstete Irak den Iran angriff. Auf amerikanische Einmischung dürfte die Bevölkerung besonders sensibel reagieren. Das Trauma der laizistischen Mossadegh-Republik ist tief im nationalen Gedächtnis verankert. Damals hatte der iranische Premierminister Mohammed Mossadegh den korrupten Shah de facto davongejagt und war dabei, den Iran zu einer Republik zu machen. Die CIA ließ ihn 1953 wegputschen. Mossadegh hatte gewagt, die zum Teil in amerikanischem Eigentum befindliche Ölindustrie verstaatlichen zu wollen.
„Über alles berichten“ Das Regime nützt dieses Trauma auch, um sich zu legitimieren. Mehrere Mitglieder der Grünen Bewegung wurden unter dem Vorwand verhaftet, britische oder amerikanische Agenten zu sein. Die Protestbewegung sei vom Ausland gesteuert. „Österreich und Deutschland könnten Druck machen, die USA und Israel sollten die Protestbewegung nicht allzu laut unterstützen“, sagt Schmidinger. Seine Empfehlung: „Über alles berichten und die Tore für mögliche Flüchtlinge aufmachen.“ Und natürlich: „Auf die Straße gehen.“ Wobei bald eine Zeit kommen könnte, wo die Exilbewegungen nicht mehr nur Proteste organisieren. „Es könnte durchaus sein, dass sie bald Geld für Waffen sammeln“, sagt Schmidinger. Nicht nur er kann nicht ausschließen, dass ein Bürgerkrieg im Iran bevorstehen könnte. Dass sich das Regime in seiner heutigen Form lange hält, hält niemand für wahrscheinlich. „Alles ist möglich“, lautet der meist gebrauchte Satz im Zusammenhang mit der näheren Zukunft im Iran. Die Revolution könne friedlich verlaufen oder auch nicht. Und wenn nicht, ist unklar, ob die Front Grüne Bewegung gegen Regime sein würde. Die diversen Regimegegner könnten ihre Konflikte untereinander bewaffnet austragen. Auch die US-Regierung stellt sich darauf ein, dass ihr der Gegner Ahmadinejad bald abhanden kommen könnte. US-Außenministerin Hillary Clinton sieht den Iran auf eine Militärdiktatur zusteuern. Geleitet von den Bassij-Milizen. Das dürfte kaum friedlich über die Bühne gehen. Nur mit der Islamischen Republik wäre es dann ebenfalls vorbei.
Fotos: payvand.com
Gottes Heuschrecken Sie sind die Profiteure der Erdbebenkatastrophe von Haiti. Christliche Fundamentalisten jeglicher Schattierung. Sie entführen Kinder, versuchen zu missionieren und mit Interpretationen der Katastrophe in den jeweiligen Heimatländern zu punkten. Vor allem in den USA. Christoph Baumgarten über die Fundi-Heuschreckenplage auf der Karibikinsel.
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ie Haitianer sind selber schuld. Sagt Pat Robertson, einer der bekanntesten Evangelikalen-Prediger der USA. Er muss es wissen. Glaubt er. Immerhin spricht Gott zu ihm. Die Bewohner des ärmsten Staates der westlichen Hemisphäre haben einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, um 1804 die französischen Kolonialherren loszuwerden, behauptete Robertson vor laufender Kamera. „Seitdem wird die Insel von einer Katastrophe nach der anderen heimgesucht“, interpretiert der rechte Fundi das Erdbeben, bei dem mindestens 230.000 Menschen ums Leben gekommen sein müssen. Etwas noblere Zurückhaltung zeigt der nicht minder fundamentalistische Doch-NichtWeihbischof von Linz, Gerhard Maria Wagner. Auf die Frage, ob Gott die Katastrophe ausgelöst habe, antwortet er in der Tageszeitung „Kurier“: „Das weiß ich nicht. Gott lässt sich nicht in seine Karten schauen. Aber es ist schon interessant, dass in Haiti 90 Prozent Anhänger von Voodoo-Kulten sind.“ Brüske Ablehnung der These sieht anders aus. Immerhin hat Wagners Aussage bei aller Fragwürdigkeit nicht den rassistischen Subtext seines amerikanischen Pendants. Robertson, der wie viele Evangelikale die USA als eine Art zweites Zion begreift, unterstellt in seiner Argumentation, dass die afrikanischen Sklaven von 1804 die Franzosen nur diabolischer Hilfe loswerden konnten. Im Gegensatz zu den weißen Amerikanern, die knappe 30 Jahre davor die Briten selbstverständlich mit Hilfe Gottes hinauswarfen.
Foto: ECHO
Die Realität, die die Aufmerksamkeit der Fundis mit sich bringt, ist weniger lächerlich als die Aussagen Robertsons oder Wagners. Besonders hart haben es die Kinder. Mehr als 200.000 lebten vor dem Erdbeben in Waisenhäusern oder auf der Straße. Seitdem dürften einige zehntausend dazugekommen sein. Genau weiß das niemand. Ebensowenig, wie viele wirklich Waisen sind oder von ihren Eltern ausgesetzt oder verkauft wurden. Staatlichen Schutz gibt es so gut wie keinen. Der war vor der Katastrophe schon kaum zu gewährleisten. Seitdem versuchen internationale Hilfstruppen so etwas wie eine rudimentäre Ordnung aufrechtzuerhalten. Das hat nicht verhindert, dass seit dem Erdbeben von der Stärke 7,0 der Kinderhandel zum größten Zweig der haitianischen Wirtschaft geworden ist. Zu Dumpingpreisen. Viel mehr als umge-
rechnet 100 Euro kostet ein Kind nicht. Zumindest, wenn man es von den Eltern kauft. Bei einem Lehrer oder ähnlichen Vertrauenspersonen kann’s auch ein wenig mehr werden. Vermittlungsgebühr sozusagen. Immer wieder beteiligt: US-amerikanische Organisationen mit christlich-fundamentalistischem Hintergrund. Mitte Jänner wurden etwa mehrere baptistische Missionare aus Idaho festgenommen, die 33 haitianische Kinder entführt hatten. Sie hatten sie schon illegal über die Grenze in die Dominikanische Republik gebracht. Vermutlich waren die wahrscheinlich verwaisten Kinder zur Adoption an US-Familien gedacht. Gottesfürchtige, versteht sich. Interviewpartner des US-Senders MSNBC sehen in dem Vorfall eine Mischung aus Naivität, kulturellem Analphabetismus, Missionierungswahn und Ä 11
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überbordender Hilsbereitschaft. Erklärungen, die ein anderer US-amerikanischer Missionar nicht anführen kann. Ihm wird vorgeworfen, 18 haitianische Buben sexuell missbraucht zu haben. Er hatte sich an einer Schule engagiert und den Burschen gedroht, sie rauszuwerfen, wenn sie nicht mitmachen.
Audio-Bibeln als Soforthilfe Auch abseits dieser Fälle mutet das Hilfsverständnis von Organisationen wie „Faith Comes By Hearing“ etwas
Einige wollen in der Katastrophe vor allem predigen. „Im Moment haben die Haitianer Angst, in das zurückzukehren, was von ihren Häusern übrig geblieben ist. Sie sitzen im Freien, am Straßenrand, unter selbstgemachten Not-Unterkünften. Stellen Sie sich vor, wie sich die Stimmung ändert, wenn Gottes Wort dort ist, in ihrer eigenen Sprache, das sie daran erinnert, dass Gott mit ihnen ist“, umreißt die evangelikale Gruppe „Faith Comes By Hearing“ ihre Version von internationaler Hilfe. Erste Maßnahme: Die Fundis haben 600 Audio-Bibeln nach Haiti
Foto: IFRC/Eric Quintero
eigenartig an. 1.700 ausländische Missionare leben ständig auf Haiti, einem Staat mit etwa zehn Millionen Einwohnern. Dazu kommen etliche, die mal für ein paar Monate oder Wochen versuchen, Mitglieder zu keilen. Meist reisen sie aus Miami an, das nur zwei Flugstunden entfernt liegt. Sie sind Katholiken, Presbyterianer, Baptisten, Mormonen, Zeugen Jehovas, Christian Scientists und so weiter. Die Aussicht auf neue Mitglieder scheint verlockend. Haitianer sind irgendwas zwischen katholisch und Voodoo-Anhängern, meist beides zugleich. Und es sind Armut, Elend, und die Unbildung weiter Teile der Bevölkerung die die Missionare anlocken. Seit dem Erdbeben ganz besonders. Wie viele Missionare aktuell in Haiti unterwegs sind, weiß niemand. Auch MSNBC lässt in seiner gut recherchierten Reportage diese Frage offen. Die wenigsten sprechen Kreolisch oder haben eine Ahnung von der haitianischen Kultur. Was sie tun, hängt stark von der jeweiligen Mission ab. 12
geschickt. Solarstrombetrieben und auf Kreolisch.
Bibel im Gepäck Nicht alle christlichen Gruppen sehen ihre aktuelle Mission im Kampf ums Seelenheil. Schon in normalen Zeiten sind sie angesichts der zu geringen Präsenz staatlicher Hilfsorganisationen ein wichtiger Faktor beim Infrastrukturaufbau auf der Insel. Sie graben Brunnen, bauen Spitäler. Manche klären Jugendliche in dem Land mit einer hohen Aids-Rate darüber auf, wie und vor allem warum man Kondome benutzt. Wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass andere Missionare von einer andere Kirche mit den aufgeklärten Jugendlichen Gebetsrunden machen, um „die bösen Gedanken“ aus ihrem Kopf zu bekommen. Zusammen mit dem Spaten im Gepäck ist immer auch eine Bibel. Wenn man Leben rettet, kann man’s mit der Seele auch gleich probieren. Was auch immer ein christlicher Mis-
sionar unter Seele versteht. Seit dem Erdbeben haben diese Bemühungen zugenommen. In einem Ausmaß, das teilweise auch die traditionell sehr missionarsfreundliche US-Regierung auf Distanz gehen lässt. Den Adoptionen etwa hat das Außenministerium vorläufig einen Riegel vorgeschoben. Auch internationale Hilfsorganisationen sehen das Engagement der Fundis mit Argwohn. Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes in Genf beschäftigte sich etwa mit den Audio-Bibeln. Das österreichische Rote Kreuz hatte die Informationen der Redaktion der freidenkerin dorthin weitergeleitet. Freidenkerbund.at hatte als erste Homepage im deutschsprachigen Raum über die Causa berichtet. Wir waren durch einen Bericht von Reuters auf die Sache aufmerksam geworden. Ebenfalls kritisch zu betrachten ist der Eifer beim Spendensammeln, den manche Fundi-Organisationen an den Tag legen. Im wesentlichen sammelt jede selbst. Wenn’s um Seelen geht, hört sich die christliche Nächstenliebe schnell auf. Auf Haiti schon zu normalen Zeiten. In der Katastrophe gilt das besonders. Wie viele Spendenkonten es mittlerweile gibt, weiß vermutlich niemand. Das macht auch in den Augen verschiedener christlicher Organisationen die Sache unübersichtlich und behindert rasche Hilfe. Die Christian Scientists etwa bitten Mitglieder mittlerweile lieber darum, etablierten Organisationen wie dem Roten Kreuz oder Care zu spenden. Auf der Homepage finden sich Links und Kontonummern. Manchmal kommt auch für radikale Christen Leben vor Missionierung. In Österreich ist die ORFAktion „Nachbar in Not“ zentrale Anlaufstelle für Spenden.
„Nachbar in Not“- Erdbeben Haiti PSK: 90 150 300 BLZ: 60000 BIC: OPSKATWW IBAN: AT 546000000090150300
Liebe Freunde aus Österreich! Gastkommentar von Stefan Mauerhofer
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ieso haben 57% der Schweizer Stimmbürger die Anti-Minarett-Initiative der SVP und EDU angenommen? Die Antwort auf diese Frage beschäftigt nicht nur uns Schweizer, sondern ganz Europa, ja die ganze Welt. Der Anteil der Ausländer in der Schweiz beträgt mehr als 22% (Deutschland 9%, Österreich 10%). Dennoch ist die Schweiz grossmehrheitlich weder fremdenfeindlich noch rassistisch und die Ausländer grossmehrheitlich gesetzeskonform und friedlich. Die Schweizer sind stolz auf ihre direkte Demokratie und ihre Volksrechte. Deshalb ist es kontraproduktiv, wenn jetzt Genfer Moschee-Angestellte in Strassburg gegen die Abstimmung klagen wollen. Im Moment wird viel diskutiert und die Scharfmacher und Fanatiker auf beiden Seiten nützen die Situation aus, um sich und ihre Ideologien zu profilieren. Es ist das alte Spiel der Scharfmacher und Falken hüben wie drüben. Der Koran und die Scharia besitzen eindeutig faschistische Elemente, das sagt nicht nur Alice Schwarzer, sondern auch viele Ex-Muslime wie Mina Ahadi. Ich stimme Alice Schwarzer zu, welche meint, dass die Islamisten die Faschisten des 21. Jahrhunderts sind. Paradoxerweise werden aber gerade
Islamkritiker gerne in die rechtsextreme Ecke gestellt, also der Widerstand gegen den Faschismus als Faschismus dargestellt. Bei einer solchen Faschismus-Verwirrung ist es notwendig, die Dinge beim Namen zu nennen und zu differenzieren. Wer alle Muslime als Islamisten verbrämt, der liegt sicherlich falsch und dessen Motive sind zuweilen durchaus fremdenfeindlich. Wer andererseits jede Islamkritik als rechtsextreme Hetze gegen Muslime darstellt, liegt ebenso falsch und will wohl eine sachliche Diskussion um den Islam mit allen Mitteln verhindern. Ich persönlich finde es besonders bedenklich, dass ausgerechnet linke und grüne Kreise die Islamkritik pauschal verurteilen und dass die meiste Islamkritik von der rechten Seite daherkommt. Meine Position stimmt mit der Mina Ahadi’s weitgehend überein. Sie ist politisch eine Kommunistin und ich bin eher rechts-liberal gesinnt. Aber wir beide sind entsetzt über die naive Position der grünen und linken MultiKulti-Phantasten, wie auch über die rechtsradikale Hetze gegen Muslime.
Wer führt den Kulturkampf? Doch was sind die Akteure in diesem Kulturkampf? Da sind auf der Seite des Islams die Funktionäre der Muslimverbände, die Konvertiten, die Islamisten, die hasspredigenden Imame. Diese Leute vertreten einen radikalen und fanatischen Islamismus, sie kämpfen mit allen Mitteln gegen die Moderne und die Zivilisation. Auf der anderen Seite sind die Rechtspopulisten, Ausländerhasser, Nazis. Beide Extreme sind verblendete Minderheiten. Dazu gesellen sich noch die linksgrünen Multi-Kulti-Träumer als Biedermänner, welche die Brandstifter
KOMMENTAR
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gewähren lassen. Die Mehrheit ist passiv und wird von den Medien mit Stereotypen und ungenauen Darstellungen gefüttert. Die Mehrheit der Muslime bekennt sich zwar zum Islam, aber in etwa so wie sich unsere Papierchristen noch zur Kirche und Papst bekennen. Die Menschen leben mehrheitlich friedlich nebeneinander. Sie kümmern sich um ihr Leben, sind aber dauernd der Propaganda der Scharfmacher ausgesetzt oder von deren Handlungen und Meinungen entsetzt.
Dritte Position einnehmen Deshalb ist es wichtig, dass es Leute gibt, die eine dritte Position einnehmen, gegen die Fanatiker beider Seiten das Wort ergreifen und für alle Menschen einstehen. Diese Position vertritt die Freidenker-Vereinigung der Schweiz, der Zentralrat der Ex-Muslime Schweiz und viele andere denkende Menschen. Der Dialog untereinander muss verstärkt geführt werden. Kulturelle Unterschiede müssen auf den Tisch gebracht und ausdiskutiert werden. Integration muss vor religiöser Sonderbehandlung gestellt werden, nicht nur bei den Muslimen, sondern auch bei fundamentalistischen Christen. Schuldispensationen (Befreiungen etwa vom Sportunterricht, Anm.) sind restriktiv zu handhaben. Es braucht auch weiterhin eine spezielle Gesetzgebung, wie bei uns das Schächtverbot, damit religiöse Exzesse nicht die Rechte der Menschen und Tiere verletzen. Religionsfreiheit ist kein Freibrief für Unterdrückung und Gewalt.
Stefan Mauerhofer ist stellvertretender Vorsitzender der Freidenker in der Schweiz 13
KOMMENTAR
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Symbolische Politik Das Minarettverbot in der Schweiz ist nicht nur demokratiepolitisch bedenklich. Es geht am Kern eines Problems vorbei. Es fördert radikale Gruppen, die bisher wenig gesellschaftlichen Einfluss hatten. Von Christoph Baumgarten
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er etwas verbieten will, braucht einen guten Grund. Eine diffuse Angst vor einer Islamisierung ist keiner. Die von Rechtsradikalen geschürte imaginäre Angst vor „Überfremdung“ und „Gefährdung der eigenen Kultur“ ist indiskutabel. Abgesehen davon, dass gerade diese Leute nicht einmal annähernd definieren können, was die „eigene Kultur“ sein soll. Die Befürchtung, europäische Staaten und Gesellschaften könnten unter die Kontrolle von Kalifen, Imamen, Mullahs usw. geraten, entbehrt jeder faktischen Grundlage. Das geht sich rein rechnerisch nie aus. Die Geburtenrate „muslimischer“ Migrantinnen sinkt stark. Eine Folge relativ steigenden Wohlstands und relativ steigender Bildung. In spätestens einer Generation dürfte es in dieser Hinsicht keinen nennenswerten Unterschied mehr zwischen „muslimischen“ und „einheimischen“ Frauen in vergleichbarer sozialer Lage geben. Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es eine reale Gefahr einer Islamisierung von Teilen der Gesellschaft gibt. Sie betrifft vor allem arabische und türkische MigrantInnen, vereinzelt auch BosniakInnen und KurdInnen. SaudiArabien und die Türkei finanzieren diesen Prozess. Sie zahlen viele Prediger, die in den vergangenen Jahr-
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zehnten nach West- und Mitteleuropa gekommen sind. Sie stehen hinter den meisten der Vereine, die Moscheen mit Minaretten planen. Die sind als Markierung gedacht, als internes Signal, welche Art des Islam hier praktiziert werden soll. Ein politischer Islam, mit dem die meisten MigrantInnen aus Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit wenig am Hut haben. Die entsprechen dem, was man hierzulande Taufscheinkatholik nennt. Und doch sehen sie mehrheitlich das Minarettverbot als Sondergesetzgebung, die sich auch gegen sie richtet. Volksentscheid hin oder her. Das Verbot richtet sich dagegen, dass sie als Gruppe sichtbar sind. Sie erleben täglich, dass sie diskriminiert und diffamiert werden. Dass man sie als MuslimInnen sieht, nicht als ArbeiterInnen, nicht als Mütter, Väter, Kinder. Sie stoßen im öffentlichen Diskurs auf eine Ablehnung, für die sie nichts können. Das treibt viele den islamischen Missionaren in die Arme. Je stärker sie aufgrund ihrer vermeintlichen Identität ausgegrenzt werden, desto stärker werden sie diese annehmen. Zumal angesichts der Verheißungen einer heileren (Parallel-)Welt. „Komm zu uns, da bist du daheim. Wir tun dir nichts“, locken die selbsternannten Heilsbringer. Dass sie versuchen, die Communities ideologisch auf Vordermann zu bringen, ihnen Angst machen, ihnen neue Verbote und Verhaltensweisen aufzwingen wollen, sagen sie – wohlweislich – nicht. Das bleibt nicht ohne Wirkung auf rechte „einheimische“ Parteien. Die wittern nicht nur europaweit
Morgenluft und ventilieren ihre Vorurteile und Diffamierungen immer offener. Eine Re-Islamisierung von MigrantInnen liefert ihnen auch Material für neue Hetzkampagnen. Was auf der „anderen Seite“ eine weitere Radikalisierung auslösen wird. Diese gegenseitige Radikalisierung kann langfristig eine akute Bedrohung für einen demokratischen Rechtsstaat werden. Sinnvoller als dieser Kampf um Symbole wäre, den Vereinen, die Missionierung betreiben, den Geldhahn zuzudrehen. Religiöse Bauten dürfen nicht mehr mit Geld von Regierungen gebaut werden, in- wie ausländischen. Und Prediger, egal welcher Religion, sollen nicht mehr außerhalb der Quote und ohne Arbeitsbewilligung zuwandern und arbeiten dürfen. Für sie hat die Religionsgemeinschaft selbst aufzukommen. Ohne staatliche Subventionen. (Das würde auf katholischer Seite auch das Problem der Massenzuwanderung polnischer, kroatischer und litauischer Pfarrer erledigen, im Allgemeinen auch keine Proponenten gesellschaftlichen Fortschritts.) Und Politik und Gesellschaft sehen sich vor einer weiteren Herausforderung: MigrantInnen echte Chancen zu bieten. Wer nicht diskriminiert wird, wer die gleichen Chancen auf Bildung hat, wird nicht so schnell einem missionarischen (G)Eiferer auf den Leim gehen. Viele der Integrationsprobleme wie mangelnde Bildung sind Ergebnis des niedrigen sozialen Status von MigrantInnen und der sozialen Barrieren im Bildungssystem. Die gehören endlich weggerissen.
Wie das Gesetz es befahl
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Ein niederösterreichischer Vater wehrt sich dagegen, dass seine Tochter religiös erzogen werden soll. In einem öffentlichen Kindergarten musste die Kleine unter anderem an einem Erntedankfest in einer katholischen Kirche teilnehmen. Gegen seinen ausdrücklichen Willen. Übereinstimmend mit niederösterreichischem Recht. Von Viktor Englisch
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ntrag gemäß Art. 140 Abs. 1 BVG. Eine Bezeichnung, die nach Aktenstaub und Amtsschimmel riecht. Der Brisanz des Aktenstücks, das Ende des Vorjahres beim Verfassungsgerichtshof einging, wird das nicht gerecht. Es ist die erste Klage gegen die zwangsweise religiöse Erziehung in öffentlichen Kindergärten in Niederösterreich. Eingebracht hat sie die Anwältin von Karl R. (Name v. d. Red. geändert). „Als konfessionsfreier Mensch aus Überzeugung ist es mir sehr wichtig – wie jedem anderen verantwortlichen Vater – dass meine Tochter grundsätzlich gemäß meiner Weltanschauung, und natürlich auch die meiner Partnerin, aufwächst“, schildert R. der freidenkerIn. „Dieses natürliche Recht gewährt mir allerdings auch der Gesetzgeber und zwar explizit im Rahmen des Bundesgesetzes betreffend der religiösen Kindererziehung.“ Ein Recht, das im seinem Fall bis an die Tür eines niederösterreichischen Landeskindergartens reicht. „Seither musste sie (R.s Tochter) im Rahmen der Kindergartenaktivität bereits an zumindest vier, ausschließlich religiös geprägten Feiern samt Kirchenbesuch bzw. an den Vorbereitungen auf diese teilnehmen: an einem Erntedankfest in … samt Segnung der Körbe durch den Pfarrer, am Martinsfest (zur Ehrung des Bischofs Martin von Tours, *316/317; †397), das ebenfalls in der Dorfkirche unter Anwesenheit und Mitwirkung des Pfarrers“ stattgefunden hat, sowie gleich an zwei Fest-
en zur Ehrung des Nikolaus (Bischof von Myra, *zwischen 270 und 286; †326, 345, 351 oder 365), eines in den Kindergartenräumlichkeiten und eines in der Dorfkirche, wieder unter Anwesenheit und Mitwirkung des Pfarrers,“ heißt es in der Klage am Verfassungsgerichtshof, die auf freidenkerbund.at zum Download bereit ist. „Dem Erstantragsteller R. wurde seitens des Kindergartens mitgeteilt, dass man im Rahmen der religiösen Erziehung ausschließlich auf
Kindergartenkinder in einer Messe
christliche Feste und Themen sowie auf Geschichten aus der Bibel Bezug nehme. Weiters wurde ihm erklärt, dass man auch keinen Anlass sehe, auf andere Religionen oder Weltanschauungen bzw. auf Religionskritik einzugehen, da in Niederösterreich ausschließlich die christliche Tradition vorherrsche.“
„Beitrag zu einer religiösen (...) Bildung leisten“ Gesetzlich gedeckt. In Paragraf 3 des niederösterreichischen Landeskindergartengesetzes heißt es: „Der Kindergarten hat durch das Kinder-
gartenpersonal die Aufgabe, die Familienerziehung der Kinder zu unterstützen und zu ergänzen. Insbesondere ist die körperliche, seelische und geistige Entwicklung der Kinder durch Bildungsangebote, geeignete Spiele und durch die erzieherische Wirkung, welche die Gemeinschaft bietet, zu fördern, zu unterstützen, ein grundlegender Beitrag zu einer religiösen und ethischen Bildung zu leisten und die Erreichung der Schulfähigkeit zu unterstützen.“ Dass Kreuze verpflichtend vorgeschrieben sind, versteht sich angesichts dieser rechtlichen Ausgangslage von selbst. „Ohne mich zu fragen wird auch meine Tochter auf jeden christlichen Feiertag im Rahmen der Kindergartenaktivität ergiebig vorbereitet und dann, ebenfalls im Rahmen der Kindergartenaktivität, gar in die Kirche geführt, ob Martinsfest, Nikolaus oder Erntedank – alles hochchristliche Feiern! Und das in einem öffentlichen, also nicht etwa privaten katholischen Kindergarten! Ich erlaube mir den Spieß umzudrehen und die Frage zu stellen: Wie würde sich ein überzeugter Katholik fühlen, wenn sein Kind bei der Kindergartenerziehung dazu gezwungen wird, in die Moschee zu gehen und an muslimischen Feiern teilzunehmen?“, beschreibt R. Seine Situation. Politisch hält man das für in Ordnung. „Das hat noch niemandem geschadet“, sagt die zuständige niederösterreichische Landesrätin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bis heute. In einer Pressekonferenz am Ä 15
AKTUELLES
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4. März meinte sie gegenüber Medien: „Kreuze sind Ausdruck unserer Werte und Tradition“, Sie stünden für ein friedliches Miteinander und es sei wichtig, dass den Kindern derartige Werte vermittelt würden. Die gesamte gesellschaftliche Struktur und der Jahresverlauf im Abendland seien vom christlichen Gedankengut bestimmt. „Kein einziges Kind wird gezwungen, bei derartigen Festen mitzumachen“, aber nur weil ein Kind atheistisch oder in einer anderen Religion erzogen werde, müsse es „ja nicht von den Traditionen ausgeschlossen werden.“ Offenbar fällt es für Mikl-Leitner nicht unter Zwang, wenn eine Kindergartenpädagogin mit der ganzen Gruppe in die Kirche geht und das konfessionsfreie Kind mitgehen muss. „Seltsam für eine Partei, die immer sagt, sie sei für Wahlfreiheit in der Kindererziehung“, sagt Theo Maier, Vorsitzender des Freidenkerbundes. „Das Argument Wahlfreiheit gilt, wenn man damit Ganztagsschulen abdrehen kann, weil das die Eltern angeblich nicht wollen. Aber wenn die Eltern nicht wollen, dass die Kinder in die Kirche müssen, gilt es nicht mehr.“
Abgehen vom Modell Kärnten Zumindest in einem Punkt scheint Mikl-Leitner Einsicht zu zeigen. „Solange ich für die NÖ-Kindergärten zuständig bin, wird es auch weiterhin Kreuze, christliche Feiern und die Vermittlung unserer abendländischen Traditionen geben“, hatte sie Ende 2009 als erste Reaktion auf die Klage angekündigt. So wie ihr Chef, Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP). Der ließ sich nach der erfolgreichen Klage einer Italienerin gegen Kreuze in italienischen Schulklassen via Krone-Schlagzeile als Retter des christlichen Abendlandes bleiben. „Die Kreuze bleiben“, verkündete er damals. Freidenker-Vorsitzender 16
Theo Maier verglich diese Ankündigung damals mit dem Verhalten der Kärntner Landesregierung in Sachen zweisprachige Ortstafeln. Heute klingt das anders. Sie werde sich „rechtskonform verhalten, wie auch immer die Entscheidung des VfGH aussehen wird“, sagt MiklLeitner gegenüber dem Standard. Wobei sie nicht ausschließt, dass sie den Instanzenweg über den Europäischen Gerichtshof gehen wird. Von einem Justament-Standpunkt ist keine Rede mehr. Und Pröll, sonst niemand, der sich mit markigen Sprüchen in der Öffentlichkeit
Symbolfoto
zurückhält, ist auffallend schweigsam. Überraschend in einer Causa, die so viel Symbolkraft hat wie diese. Auch oberösterreichische und steirische ÖVP-Politiker sprangen auf das Gerichtsverfahren auf und verkündeten, die Kreuze würden hängen bleiben. Der steirische Landeshauptmannstellvertreter Hermann Schützenöfer verknüpfte die Kreuze in den Kindergärten gar mit dem Bau von Minaretten. Auf der anderen Seite verkündeten Österreichs atheistische und humanistische Organisationen, den Vater zu unterstützen. Für Heinz Oberhummer, Vorsitzenden des Zentralrats der Konfessionsfreien war das gar der erste Amtsakt in seiner neuen Funktion. R. zeigt sich optimistisch, dass er mit der Klage Erfolg haben wird. „Ich hoffe, dass der VfGH die richtige Entscheidung treffen wird, und hier gibt es wenig Spielraum; der EGMR hat die Weichen gestellt. In Österreich sind solche Gesetze nicht nur
menschenrechtswidrig, sondern zunehmend nicht in Einklang mit dem stattfindenden Wertewandel. Katholiken haben nun nicht einmal mehr eine 2/3 Mehrheit in diesem Land und auch in dieser Gruppe gibt es sehr viele ‘Taufscheinchristen’“. Sollte der VfGH der Klage nicht entsprechen, werde er „jedes zur Verfügung stehende rechtliche Mittel“ ausschöpfen, sagt R. „um mir das religiösen Diktat des Staates vom Leib zu halten.“ Wie lange das dauern kann, ist unklar. Sollte R. zum EMGR gehen müssen, wird seine Tochter vermutlich schon in die Unterstufe einer AHS oder eine Hauptschule gehen, bis über die strittigen Punkte des nö. Kindergartengesetzes entschieden ist. Sofern es bis dahin nicht schon flächendeckend die „Neue Mittelschule“ geben wird. Zumindest in R.’s Heimatgemeinde hat es bislang keine Probleme gegeben. „Ich habe mich gegenüber dem Kindergarten nicht ‘geoutet’. Schließlich habe ich auch kein Problem mit den Kindergartenpädagoginnen, und die machen ja auch nur das, was im Gesetz steht. Mein Problem ist das Gesetz selbst.“ Allerdings könne sich die Sache ändern. „Das ist eine emotionsgeladene Sache, und in Österreich gibt es ja grundsätzlich ein Problem mit Leuten, die ‘gegen den Strom schwimmen’. Und da kann man ja auch gewisse christliche Fingerabdrücke orten.“ Er hoffe nur, dass der Konflikt nicht über seine Tochter ausgetragen werde. Unabhängig davon, wie es ausgeht, zeigt sich R. überzeugt: „Einen Sieg werde ich auf jeden Fall verbuchen: meine Tochter wird lernen, dass man manchmal für seine Rechte kämpfen muss, und irgendwann wird sie sich fragen, warum ich mir das alles angetan habe. Ich bin überzeugt, sie wird den richtigen Schluss ziehen."
Die guten Hirten
ANALYSE
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Irland, Deutschland, Österreich. Die katholische Kirche kämpft mit Vergangenheit und Gegenwart. Pfarrer missbrauchen Kinder, Kirchenobere vertuschen. Zumindest war das bis vor kurzem so. Seit kurzem will auch die Kirche die sexuelle Gewalt gegen Kinder in den eigenen Reihen bekämpfen. Ein Kampf, der bislang offenbar gescheitert ist. Warum, analysiert Viktor Englisch.
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it Christoph Schönborn muss dieser Tage selbst ein hartgesottener Kirchengegner Mitgefühl haben. Es ist ihm anzumerken, wie schwer er sich tut, die neuen Fälle von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche, die bekannt wurden, anzusprechen. Er und die anderen Bischöfe erwecken den Eindruck, als hätten sie einigermaßen verstanden, was da über Jahrzehnte Kindern und Jugendlichen angetan wurde und immer noch wird. Und innerhalb dessen, was sie sich vorstellen können, versuchen sie vermutlich auch ihr Möglichstes, das zu verhindern. Allein, das können sie nicht, ohne die Struktur zu zerstören, in der und für sie leben. Jeder Versuch einer Religionsgemeinschaft, nicht nur der katholischen Kirche, zu verhindern, dass Kinder von ihren Geistlichen oder Angestellten sexuell missbraucht werden, ist zum Scheitern verurteilt. Es scheitert daran, dass Sexualität in diesen Reihen tabu ist. Es scheitert daran, dass Autoritätshörigkeit, unbedingtes Vertrauen bis hin zur Unterwürfigkeit
die psychologischen Fundamente einer Religionsgemeinschaft sind. Es scheitert auch daran, dass das hieße, ein patriarchales Weltbild zu zerstören, das alle größeren Religionsgemeinschaften dieser Welt in der einen oder anderen Form propagieren und das ihr Überleben ermöglicht.
sen Vorliebe in Frauenklöster versetzt. Allerdings nur, sobald öffentlich über die Affären gesprochen wird. So lange es geheim bleibt, sieht man gnädig über derlei Dinge hinweg. Man will es nicht wissen. Um wie viel einfacher ist es mit dieser Sicht der Dinge, über Gerüchte hinwegzusehen, ein Pfarrer vergehe sich an Kindern.
Kultur des Wegschauens
Ein Bewerber um die Weihen muss nachweisen, dass er potent ist. Mehr nicht. In einer Einrichtung, in der Sex tabu ist, käme niemand auf die Idee zu fragen, was bei ihm sexuelle Erregung auslöst. Und die meisten Anwärter kommen aus einem Umfeld, in dem sie nicht gelernt haben, das zu artikulieren. „Sofern sie überhaupt hinreichende Erfahrungen gemacht haben, um es selbst zu wissen. So erkennt man ganz bestimmt keine Pädophilen.“ Man muss der katholischen Kirche in Österreich zugestehen, dass sie aus den Skandalen der vergangenen Jahre gelernt hat. Ombudsstellen oder die Leitungen der Diözesen nehmen wirklich Kontakt zur Polizei auf, sobald ein begründeter Verdacht besteht, ein Priester habe eine Vorliebe für Kinder. Und der Ombudsmann der Erzdiözese Wien fordert angesichts seiner Erfahrungen sogar, die Verjährungsfrist für Kindesmissbrauch müsse verlängert Ä
Bei der katholischen Kirche kommt das Problem Zölibat hinzu. Nicht, dass er direkt für Kindesmissbrauch verantwortlich würde. Ein Mann vergeht sich nicht aus lauter sexuellem Frust an einem Kind. Dafür stehen ihm andere Möglichkeiten zur Verfügung. Wozu haben Klöster Alimentefonds? Und die Parties im St. Pöltner Priesterseminar sollen auch keine Teekränzchen gewesen sein. Pädophilie hat nichts mit sexueller Unbefriedigtheit zu tun. Aber der Zölibat erklärt Mitglieder des katholischen Klerus zu asexuellen Wesen. Da kann die Wachsamkeit eines Vorgesetzten oder der Umgebung schon mal nachlassen. Das befördert auch eine Kultur des Vertuschens und Wegschauens, die ihresgleichen sucht. Schon wenn ein Pfarrer mit einer Frau zusammenlebt, trifft ihn der Bannstrahl der Kirche. Homosexuelle werden mit einer gewis-
Paradoxe Personalauswahl
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ANALYSE
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werden. Die beginnt laut aktueller Rechtslage mit dem 28. und endet mit dem 38. Geburtstag eines ehemaligen Opfers. Findet es bis dahin kein Worte für sein Leiden, geht der Täter straffrei aus. Und es ist eher die Regel als die Ausnahme, dass es länger dauert, bis die Narben so weit verheilt sind oder der Leidensdruck so groß, dass sich die Opfer jemandem anvertrauen können. Der Ombudsmann fordert, dass die Verjährungsfrist mindestens 20 Jahre dauern soll.
Jahrzehntelanges Schweigen 18 bis 20 Betroffene oder ihre Angehörige wenden sich jährlich an die Ombudsstellen. Oft nach jahrzehntelangem Schweigen. Vermutlich nur ein Bruchteil der wirklichen Opfer priesterlicher Übergriffe. Wirklich groß scheint das Vertrauen nicht zu sein. Wenn man bedenkt, dass den Betroffenen jahrzehntelang gesagt wurde, sie sollten schweigen, dass ihnen niemand glaubte, oft nicht einmal die eigenen Eltern, und wenn, dass man ihnen sagte, das sei halb so wild, dass sie erlebt haben, dass den Tätern nichts passierte – wenn man das alles bedenkt, überrascht es wenig, dass sich ehemalige Opfer nicht gerade darum reißen, sich an kirchliche Stellen zu wenden. Die katholische Kirche hat noch viel zu beweisen. Die einzige Möglichkeit wäre eine systematische Aufarbeitung. So groß ist dann die Begeisterung der Bischöfe auch wieder nicht. Und der öffentliche Druck fehlt. So haben die Ombudsstellen, bei allem Bemühen, das sie um die Opfer zu haben scheinen, den schalen Beigeschmack des Placebos für die Öffentlichkeit. Die jüngste Stellungnahme der katholischen Bischofskonferenz zeigt ein Mitgefühl für die Opfer und den Wunsch, den Menschen zu helfen, deren Leben zerstört wurde. Und ein phänomenales Unverständnis für strukturelle Verantwortlichkeiten, die 18
jegliches Mitgefühl mehr als wettmachen. Im wesentlichen geht man immer noch davon aus, dass kinderschändende Priester tragische Einzelfälle sind, die man vielleicht durch die eigene Vertuschung unlautererweise geschützt hat. Das ist nur die halbe Miete. Es stimmt, wenn Schönborn sagt, dass die meisten Missbrauchsfälle innerhalb der Familie stattfinden. Spricht das die katholische Kirche von ihrer Verantwortung frei? Keineswegs. Gerade sie ist es, die ein Familienbild propagiert, das tausende Kindesvergewaltigungen in Österreich jedes Jahr ermöglichen. Die heile, die unauflösliche Familie, in der alle Probleme mit Beten und Verzeihen aus dem Weg geräumt werden. Ein Weltbild, in dem Menschen Kraft ihrer Funktion unhinterfragbare Autorität haben. Autoritäten, denen man sich unterzuordnen und bedingungslos anzuvertrauen hat.
Beichte ist praktizierte Erniedrigung Nirgends wird das so deutlich wie in der Beichte. Wer Kinder zur Beichte zwingt, darf sich nicht wundern, wenn sie sich gegen Männer, die sich an ihnen vergehen, nicht zur Wehr setzen können. Der Beichtstuhl ist die praktizierte Unterordnung unter den Hirten, die praktizierte Erniedrigung der kindlichen Seele. Zusätzlich wird den Kindern hier das Bewusstsein der Grundschuld eingeimpft. Das verstärkt kindliche Tendenzen, sich als Schuldiger und nicht als Opfer zu fühlen, wenn sich ein Mann an ihnen vergeht. Sei es der eigene Vater, Bruder oder ein Pfarrer. Das ist eine gesellschaftliche Verantwortung, die die katholische Kirche trägt. Sicher trifft das auch hierzulande auch auf andere gesellschaftliche Gruppen zu. Die Kirche allerdings heftet sich das auf die Fahnen und reklamiert allgemeine Bewunderung ob ihrer angeblichen ethischen Autorität (nebst reichlich fließenden öffentlichen Mitteln). Und sie
bekämpft mit Zähnen und Klauen eine Gesellschaft, die diese Grundübel entsorgt. Wer das traditionelle Familienbild infrage stellt, propagiert nach katholischem Verständnis den Zusammenbruch der sittlichen Ordnung. Und damit irgendwie den Weltuntergang als solchen. Zumindest langfristig. Siehe den Kampf gegen die eingetragene Partnerschaft gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften. Oder gegen das Recht der Frau auf den eigenen Körper. Der Kampf um eine hierarchische und patriarchale Gesellschaft ist eine Lebensbedingung für die katholische Kirche. Nur in einer solchen kann sie ihre Strukturen aufrecht erhalten, ihre Ideologie verbreiten. Dass sich die Gesellschaft geöffnet hat, erklärt auch die schwindende Bedeutung der katholischen Kirche. Bei allem Bemühungen – so verbiegen, dass sie in diese moderne Welt hineinpasst, kann sie sich nicht. Das hieße, ihr Innerstes zu verleugnen und zu zerstören. Natürlich gilt das nicht nur für die katholische Kirche – aber sie ist in dieser Hinsicht wesentlich stärker an die Voraussetzungen gebunden als Religionsgemeinschaften, die ahierarchischere Vorstellungen von den Dingen haben. Im Widerspruch zu den hierarchischen und autoritären Strukturen steht der Anspruch, Hüterin der Ethik und Beschützerin der Schwachen zu sein. Ein Anspruch, dem die katholische Kirche nie gerecht wurde. Ein Anspruch, dessen Leere besonders deutlich wird, wenn bekannt wird, dass katholische Pfarrer Kinder systematisch missbrauchen. Das ist auch der Grundwiderspruch, an dem der katholische Kampf gegen Kindesmissbrauch in den eigenen Reihen scheitern muss und scheitert. Das Mitgefühl Schönborns kann die Struktur nicht wettmachen. Noch weniger kann und will Schönborn die inneren Strukturen, die den Missbrauch ermöglichen, zerschlagen. Das hieße, die Kirche in die Moderne zu führen. Daran würde sie zerbrechen.
VEREIN
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Bilder: Sepp Zaunegger
Aufbruchstimmung Der Freidenkerbund hat sich bei seiner Bundesversammlung am 20. Februar neu formiert. Man spürte eine kritische, aber freundschaftliche Aufbruchsstimmung.
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allo, ich bin der Andi“, grüßte der junge Mann. Er war für die Bundesversammlung des Freidenkerbundes extra aus Graz angereist. Andi ist erst seit kurzem dabei. Die Atheisten-Kampagne im Sommer hat den Studenten bewegt, sich der Organisation anzuschließen. Schon davor war er immer wieder auf der Homepage. Neu auch Edith aus Wien Favoriten. Beigetreten Ende Dezember. Die kritischen Berichte zur Entstehung von Weihnachten hatten sie auf den Verein aufmerksam gemacht. Auch sie ließ es sich nicht nehmen, bei der Bundesversammlung zu sein. Zeichen einer Aufbruchstimmung, die sich im vergangenen Jahr eingestellt hat. Und sie soll weiter gehen, zeigten sich die Mitglieder überzeugt. Unter anderem soll sich der Freidenkerbund stärker auf junge Menschen ausrichten. Das versuchte ein eigener Antrag zu erreichen.
Günstiger Mitgliedsbeitrag für prekäre Lagen Ab sofort gibt es einen Jugend- und Sozialtarif. Für Studierende, Menschen bis 27 und Mitglieder in sozial schwie-
rigen Lagen gilt ein Mitgliedsbeitrag von 10 Euro pro Jahr. Der ermäßigte Beitrag ist bewusst günstiger als das Abo, um die Mitgliedschaft für diese beiden Gruppen attraktiver zu machen, vor allem für junge Menschen. „Es darf keine finanziellen Hürden geben, um bei uns mitzumachen“, sagte Theo Maier. Die Mitglieder sahen das genauso. Sie stimmten dem Antrag einstimmig zu. Ebenfalls neu: Der Vorstand wird ein Konzept zur Frauenförderung im Verein ausarbeiten. „Freidenkertum darf nicht mehr fast ausschließlich männlich sein“, formulierte es Christoph Baumgarten, der auf das Konzept gedrängt hatte.
Laizistische Bewegung neu aufgestellt Viel Applaus gab es für Heinz Oberhummer, den Vorsitzenden des Zentralrats der Konfessionsfreien. Der Freidenkerbund ist neben AHA, AG-ATHE und der Giordano-Bruno-Stiftung einer der Trägervereine der neuen Einrichtung. „Wir wollen die etwa 1,8 Millionen Konfessionsfreien in Österreich zu vertreten“, stellte Oberhummer die Ziele vor. Keine
Konkurrenz zu den bestehenden Vereinen. „So haben wir die Möglichkeit, auch liberale Kreise innerhalb der Religionsgemeinschaften anzusprechen, die ebenfalls für eine Trennung von Staat und Kirche sind“, sagte er. „Ich bin in meiner kurzen Zeit als Vorsitzender schon mehrfach von Menschen angesprochen worden, die sich als religiös bezeichnen, aber unsere politischen Ziele teilen.“ Ein weiterer Schritt: Der Zentralrat der Ex-Muslime, den Cahit Kaya gegründet hat. Er war bislang Vorstandsmitglied des Freidenkerbundes und scheidet aus dem Gremium aus, um sich der neuen Aufgabe zu widmen. „Wir wünschen Cahit alles Gute“, sagte Theo Maier. „Wir werden den neuen Verein nach Kräften unterstützen.“ Oberhummer kündigte an, dass die Ex-Muslime ebenfalls den Konfessionsfreien beitreten werden.
Vorstand einstimmig (wieder)gewählt „Die Helga führt die Bücher mit einer geradezu preußischen Genauigkeit“, streute Norbert Balzer Kassierin Helga Maier Rosen. Er trat als Sprecher der Kontrolle auf. „Aus unserer Sicht kann ich nur empfehlen, den Vorstand zu entlasten.“ Was geschah. Einstimmig. Ebenso einstimmig wählten die Mitglieder den Vorstand. Somit ist Theo Maier nicht mehr bloß interimistischer Vorsitzender nach dem Rückritt von Martin Luksan im Juli. Er hat den Vorsitz des Freidenkerbunds regulär inne. „Mit ein Grund, warum wir die Mitgliederversammlung Ä 19
VEREIN
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Bilder: Sepp Zaunegger
um ein Jahr vorgezogen haben“, sagte Maier. „Wir wollten nicht eineinhalb Jahre lang den Verein interimistisch leiten, sondern haben die Bestätigung der Mitglieder so schnell wie möglich gesucht.“ Nur bei der Wahl zur Kontrolle gab es eine Selbststreichung. Kommentar des Betreffenden: „Das gehört sich so.“ Um das Wahlgeheimnis wenigsten in der Zeitschrift zu wahren, geben wir nicht bekannt, wer es war. In diesen Funktionen gibt es keine Änderung: (Funktionen: siehe Kasten)
Unterhaltsames Grundsatzreferat Unterhaltung und Wissenschaftlichkeit passen zusammen, wenn sie von einem kritischen Bewusstsein beflügelt werden. Ronald Bilik hat das geschafft. Seine Rede lockerte die Stimmung auf. Ungewöhnlich für ein wissenschaftliches Grundsatzreferat. Seine sprachliche Gewandtheit beweist er auch als Redakteur der „FreidenkerIn“ und in „Ronys Bibelecke - Die etwas andere Bibelkunde“ auf unserer Internetseite. Bei der Mitgliederversammlung sprach Rony Bilik über die ethische Unmöglichkeit des Christseins.
Ethische Unmöglichkeit des Christseins Aus Zeitgründen übte der Autor nur am Christentum Kritik, der Islam bekam einen Seitenhieb ab. „Hier möge der Hinweis genügen, dass die Menschenrechte im Islam 20
üblicherweise als Produkt westlicher Dekadenz betrachtet werden. In der Kairoer Erklärung der Menschenrechte, werden diese aus-drücklich nur insofern anerkannt, als sie nicht der Scharia widersprechen. Die Erklärung ist also nicht einmal das Papier wert, auf dem sie geschrieben wurde.“
Folter und Scheiterhaufen für Menschenrechte „Es wird gerne mit der Behauptung operiert, dass die Menschenrechte und auch die Werte wie Toleranz, soziales Verhalten und Demokratie eine christliche Erfindung seien. Das ist ein weitverbreitetes Vorurteil und zeigt den Einfluss der klerikalen Propaganda in Erziehungswesen und Medien. Die historische Tatsache ist folgende: Die Menschenrechte mussten gegen das Christentum durchgesetzt werden. Wer z.B. früher das Menschenrecht auf Religionsfreiheit praktizieren wollte, wurde nicht nur diskriminiert, sondern physisch verfolgt mit Folter und Scheiterhaufen.“ (...) „Die Gebote bzgl. des Stehlens und des Ehebruchs sind grundsätzlich sinnvolle Forderungen, über deren praktische Befolgung durch die Katholiken, ich denke hier vor allem an den Ehebruch, ich jetzt aber nicht näher eingehen möchte. Angesichts der in letzter Zeit an die Öffentlichkeit gelangten Vorfälle, wäre es für einen allwis-
senden Gott allerdings sinnvoller gewesen, damals das Gebot zu verkünden: Du sollst nicht kinderschänden!“ (...) Ronald Biliks Zusammenfassung leuchtet ein: „Eine menschliche Ethik, die den Standards des 21. Jahrhunderts entspricht, kann weder aus der Kirchengeschichte, noch aus der Bibel begründet werden. Dementsprechende Äußerungen basieren auf der Unkenntnis der historischen Fakten und zeigen die Notwendigkeit der diesbezüglichen Aufklärungsarbeit.“ (Das gesamte Referat ist auf der Homepage zum Download verfügbar.)
Gedenkminute für Johanna Dohnal Unmittelbar nach dem Grundsatzreferat platzte die Nachricht vom Tod Johanna Dohnals in die Versammlung. „Sie war eine Große“, kommentierte Theo Maier nach einer Schrecksekunde. „Ohne sie wäre das Land nicht, was es heute ist.“ Spontan erhoben sich die Mitglieder unabhängig von Parteizugehörigkeit (oder Nicht-Zugehörigkeit) zu einer Gedenkminute. Dohnal wurde in freidenkerischen Kreisen große Bewunderung vor allem dafür entgegengebracht, dass sie tradierte Rollenbilder vehement infrage stellte und mit ihren Reformen bekämpfte. In Erinnerung sind auch ihre Auftritte gegen fundamentalistische Abtreibungsgegner wie zuletzt im Sommer.
Lob für die neue freidenkerIn Als wesentlichen Beitrag zur Aufbruchstimmung im Freidenkerbund würdigte Theo Maier die neugestaltete freidenkerIn. „Ich möchte hier besonders Christoph Baumgarten für seinen Einsatz danken. Er hat diesen Erfolg ermöglicht. Großer Dank gebührt aber auch seinen Mitstreitern Sepp Zaunegger und Rony Bilik. Was Ihr für den Verein leistet, ist
Das ist der neue Vorstand Vorsitzender: Theo Maier 1. Stv.: Roman Roscher 2. Stv.: Christoph Baumgarten Kassierin: Helga Maier Stv.: Klaus Kucharz Schriftführer: Ronald Bilik Stv.: Georg Barta Beiräte: Sepp Zaunegger und Ernesto Cruz
enorm wichtig.“ Gleichzeitig wird die Neugestaltung der Zeitschrift weitergehen. Sie soll einen neuen Titel bekommen. Das Binnen-I im Titel wird von Nicht-Vereinsmitgliedern als sperrig empfunden. Für die Änderung in „freidenkerin“ ließ sich auf der Bundesversammlung kein Konsens finden. Der Vorstand wurde beauftragt, einen neuen Namen für die Zeitschrift zu finden.
Kontrolle: Stefan Woltran Franz Derz Rudi Schwarz Norber Balzer Zentralrat der Konfessionfreien: http://www.laizismus.at AG-ATHE: http://www.ag-athe.at/ AHA: http://www.atheisten.at/
Federführend werden vermutlich Christoph Baumgarten und Roman Roscher sein, der seit Jahrzehnten die Magazine der internationalen Freidenkerbewegung kennt. Die nächste Bundesversammlung soll regulär in zwei Jahren stattfinden.
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Bericht: Sepp Zaunegger, Mitarbeit Christoph Baumgarten
Ex-Muslime: http://www.facebook.com/Suche: Ex-Muslime Freidenkerbund: http://www.freidenkerbund.at/de/home/ http://www.kirchenaustritt.at/ Heinz Oberhummer ist ein Sciencebuster: http://www.sciencebusters.at/sections/aktuell/posts Christoph Baumgarten Blog: http://www.politwatch.at/
Mit einer Stimme! Österreichs atheistische und humanistische Vereine haben einen Dachverband gegründet. Der „Zentralrat der Konfessionsfreien“ soll den 1,8 Millionen Österreicherinnen und Österreichern ohne religiöses Bekenntnis eine gemeinsame Stimme nach außen verleihen. Mit der gebündelten Kraft hoffen die Vereine, dem Kampf um einen laizistischen Staat neuen Schwung zu verleihen. Von Ronald Bilik
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ir schreiben das Jahr 2009 d. Z. Ganz Österreich wird vom Katholizismus beherrscht. Ganz Österreich? Nein. Eine kleine Gruppe von Aufklärern hört nicht auf, der Religion erbitterten Widerstand zu leisten. Es ist ein vorweihnachtlicher Dienstag Abend. Schnee liegt auf den Wiener Straßen, die Weihnachtsbeleuchtung ist allerortens aufgedreht. Während der gutgläubige Österreicher seine Weihnachtseinkäufe
erledigt, versammelt sich eine verschworene Gemeinschaft von eingefleischten AgnostikerInnen und AtheistInnen im Hinterzimmer der Werbeagentur Superfi zu einem konspirativen Treffen. Zu den Teilnehmern gehören u.a.: Hausherr Niko Alm (GBS), Erich Eder (AGATHE) und Wolfgang Huber (AHA). Der Freidenkerbund ist durch Theo Maier, Christoph Baumgarten und Ronald Bilik vertreten. Die Ehrengäste des Abends sind die deutschen Gesinnungsfreunde Carsten und Eveline
Frerk, die, am Nachmittag aus Berlin eingetroffen, das Geschehen fotografisch für den Humanistischen Pressedienst dokumentieren und – trotz unmerklicher Verständnisprobleme mit der indigenen und vom Wiener Dialekt geprägten Bevölkerung – dem Ereignis eine internationales Flair verleihen. Nach kurzer Diskussion ist es endlich soweit: Die Vertreter der versammelten Organisationen unterschreiben das Gründungsdokument des Zentralrates der Konfessionsfreien (ZRKF). Ä 21
AKTUELLES 22
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Im Gegensatz zu den Gründervereinen, die eindeutig atheistisch oder agnostisch positioniert sind, stellt der Zentralrat der Konfessionsfreien als Dachverband eine Vertretung für alle konfessionslosen Österreicher dar. Der Verein soll Menschen ohne religiöses Bekenntnis vertreten und ihnen helfen, ihre Bedürfnisse nach außen zu artikulieren. Dem Zentralrat können sich alle weiteren Vereine anschließen, die sich für die Anliegen von Konfessionsfreien, AtheistInnen und AgnostikerInnen einsetzen. Zum Vorsitzenden wurde der emeritierte Physikprofessor Heinz Oberhummer gewählt. Wenn es um die Diskussion um einen verpflichtenden Ethikunterricht geht oder um Kreuze in Schulklassen und Kindergärten, werden Religionsgemeinschaften wie selbstverständlich um eine Stellungnahme gebeten. Die ca. 1,8 Millionen Menschen ohne religiöses Bekenntnis werden nicht gefragt. „Diesem unhaltbaren Zustand wollten wir mit der Gründung des Zentralrats Rechnung tragen“, sagt Zentralratsvorsitzender Heinz Oberhummer. „Wenn man sich die Debatte um den Ethikunterricht ansieht, reden sehr viele Menschen mit, ohne die eigentlich Betroffenen zu fragen. Das sind die Konfessionsfreien. Es sind deren Kinder, die den Großteil der SchülerInnen ausmachen, die nicht in den konfessionellen Religionsunterricht gehen.“ Eine politische Entscheidung, wie sie gerade in Vorbereitung sei, sei eine Entscheidung über den Kopf der Betroffenen hinweg. „Das ist, als ob man einen Männerbund um Rat bitten würde, ob eine Frauenquote eingeführt werden soll.“ Mit dem Verein gebe es eine einheitliche Vertretung für Konfessionsfreie in Österreich. „Ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung“, zeigt sich Oberhummer überzeugt. „Das fängt bei Kreuzen in Schulklassen an
und endet bei den finanziellen Privilegien von Religionsgemeinschaften. Die wenigsten Menschen ohne religiöses Bekenntnis etwa wissen, dass sie mit ihren Steuern 1,25 Milliarden Euro jährlich allein an Bundesausgaben zugunsten der Religionsgemeinschaften mitfinanzieren.“ Positiv äußern sich auch die Trägervereine. „Jetzt ist die Ausrede weg, dass es auf atheistischer oder konfessionsfreier Seite für die Politik keinen Ansprechpartner gibt“, sagt
den Verfassungsgerichtshof angerufen hat, um die verpflichtende religiöse Erziehung von Kindern aus dem nö. Kindergartengesetz streichen zu lassen. „Religion darf niemandem aufgezwungen werden. Vor allem nicht Kindern“, sagt er. Die medienpolitische Effizienz dieser Gründung zeigt sich in dem Umstand, dass Heinz Oberhummer seit diesem Zeitpunkt bereits mehrfach die Anliegen der Konfessionsfreien in der Öffentlichkeit vertreten
Philipp Dunkel, Ronald Bilik, Erich Eder (v.l.n.r) Foto: Karl Linek
Theo Maier vom Freidenkerbund. „Mit dem Verein und einem renommierten Wissenschaftler wie Heinz Oberhummer haben wir eine geeinte und starke Stimme.“ „Sicher geben die Trägervereine ein Stück ihres Selbstverständnisses auf. Aber gemeinsam sind wir stärker“, kommentiert Erich Eder von AgnostikerInnen und AtheistInnen für ein säkulares Österreich. Wolfgang Huber von der Allianz für Humanismus und Atheismus: „Wir haben unser Angebot bisher vor allem an AtheistInnen und AgnostikerInnen gerichtet. Dieser Verein ist ein Angebot an alle Konfessionsfreien.“ Der Zentralrat bringe frischen Wind in die Debatte in Österreich. Wie verstaubt die sei, zeigten nicht zuletzt die Reaktionen auf die Verfassungsklage gegen das niederösterreichische Kindergesetz. Als erste „Amtshandlung“ stellt sich Oberhummer demonstrativ hinter den Vater, der
konnte. Unter anderem war er in der Ö1-Diskussionsreihe „Von Tag zu Tag“ zu Gast. Dem Zentralrat sind mittlerweile auch die Landesgruppe Österreich der Giordano-Bruno-Stiftung und der neu gegründete Zentralrat der Ex-Muslime beigetreten. Aktuell wird darüber nachgedacht, einen aus Spenden finanzierten Fonds einzurichten, um Menschen zu unterstützen, die gegen religiöse Diskriminierung klagen.
Zur Person: Heinz Oberhummer ist emeritierter Physik-Professor an der TU Wien. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er mit seinem Buch „Kann das alles Zufall sein?“ bekannt, das mehrere Preise einheimste. Im Ruhestand hat sich der 68-Jährige der Aufklärung verschrieben. Unter anderem tourt er mit den „Science Busters“ durch Österreich und erklärt auf humorvolle Weise scheinbar unerklärliche Phänomene wie katholische Blutwunder wissenschaftlich. Heinz Oberhummer ist auch in der Giordano-Bruno-Stiftung aktiv.
In Gottes Namen
Irland ist zu einem gefährlichen Pflaster für Atheisten und Agnostiker geworden. Seit 1. Jänner gilt dort ein neues Gesetz gegen Blasphemie. Die irische Version des heimischen Paragrafen 188 sieht bis zu 25.000 Euro Strafe vor, wenn jemandes „religiöse Gefühle“ verletzt werden.
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Von Christoph Baumgarten
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ie Wirtschaftskrise hat Irland härter erwischt als die meisten EU-Staaten. Die katholische Kirche hat sich von den Vorwürfen von jahrzehntelangem Kindesmissbrauch in kirchlichen Einrichtungen losgekauft. Gezahlt hat fast ausschließlich die irische Regierung – und das bei explodierendem Budgetdefizit. Man könnte meinen, Premierminister Brian Cowen und Justizminister Dermot Ahern hätten die Schnauze voll von der katholischen Kirche. Weit gefehlt. Seit 1. Jänner gilt in Irland das wahrscheinlich strengste Blasphemie-Gesetz der EU. Bis zu 25.000 Euro kann es kosten, wenn jemand Aussagen tätigt, „die gegenüber Dingen, die in irgendeiner Religion als heilig erachtet werden, schwer beleidigend sind, und derart geeignet, die Empörung einer größeren Anzahl der Anhänger dieser Religion auszulösen, und wenn er oder sie durch die Veröffentlichung der Dinge beabsichtigt, diese Empörung zu verursachen“ (Übersetzung: Redaktion). Nicht zu verurteilen ist gemäß dieses Gesetzes, wer nachweisen kann, dass in der Äußerung oder Veröffentlichung ein künstlerischer oder
wissenschaftlicher Wert liegt. De facto die Androhung des finanziellen Ruins für allzu laute Atheisten und andere Religionskritiker. „Dieses Gesetz schützt religiösen Glauben nicht. Es befördert „Empörung“ und kriminalisiert Meinungsfreiheit“, sagt Michael Nugent von Atheist Ireland gegenüber der britischen Tageszeitung The Guardian. „Unter diesem Gesetz ist es möglich, dass ein Mensch einem bestimmten Glauben an Götter Ausdruck verleiht und andere Menschen das für eine Beleidigung anderer Götterglauben halten und sich aufregen können. Und diese Empörung kann es für die erste Person illegal machen, seinem oder ihrem Glauben Ausdruck zu verleihen.“ Tatsächlich klingt das Gesetz nach Gummiparagraf. Und nicht nur in Irland zeigt man sich empört. Von Kanada bis Neuseeland hat das Gesetz zumindest Kopfschütteln ausgelöst. Zumal man das alte Blasphemie-Gesetz in Irland als totes Recht betrachtete. Seitdem es 1961 in Kraft trat, ist niemand seinetwegen verurteilt worden. Was auch daran gelegen haben mag, dass es Blasphemie strafbar machte – allerdings nie
auch nur annähernd definierte, was darunter zu verstehen sei. Auch in den Ländern, die ein mit Irland vergleichbares Rechtssystem haben, sind Blasphemieparagrafen entweder abgeschafft worden wie in Großbritannien 2008. Oder die letzte Verurteilung ist so lange her, dass Richter wie Staatsanwälte Probleme hätten, den Paragrafen überhaupt im Strafgesetzbuch zu finden. In Schottland gab es die letzte Verurteilung 1843, 1935 wurde in Kanada der letzte Mensch wegen Blasphemie verurteilt. Pikanterweise ist es ein Reverend namens Viktor Rahard. 1949 wurde der Blasphemieparagraf dort offiziell zum toten Recht erklärt. Es gilt in Irland als offenes Geheimnis, dass das neue Gesetz eine Initiative konservativer Katholiken ist. Dermot Ahern gilt als besonders kirchennahe. Er war es auch, der sich besonders für das neue Gesetz stark machte. Im irischen Parlament wurde es durchgepeitscht. Nach nur einer Stunde Debatte beschlossen es die Mitglieder des Seanad, des irischen Senats. Mit der denkbar knappen Mehrheit von 23:22. Die konservative irische Regierung rechtfertigt das damit, dass das Ä 23
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alte Gesetz nicht anwendbar gewesen sei. Die irische Verfassung schreibe aber vor, dass Blasphemie strafbar bleibe. Und über eine Verfassungsänderung müsse man abstimmen lassen. Die kanadische Rechtsprofessorin Lorraine Weinrib sieht einen bedingten Fortschritt gegenüber dem alten Recht. „Anders als das alte Gesetz, das nur die dominante katholische Kirche schützte, schützt das neue Gesetz alle Religionen. Man könnte das als Form westlicher Gleichheit sehen“, sagt sie in einem Interview mit dem kanadischen Fernsehsender CBC News. Glücklich könne man mit solchen Gesetzen sein. „Solche Gesetze definieren ein Verbrechen, dessen einzige Basis die subjektive Empörung mancher Menschen ist. Dafür gibt es keine objektiven Kriterien und das kann das moderne Verständnis der Beziehung zwischen Gesellschaft und Religion empfindlich stören.“ Auch die kirchennahe britische Denkfabrik Ekklesia zeigt sich mit dem Gesetz im Nachbarland alles andere als zufrieden. „Das ist ein sehr trauriger Tag. Religiöse Beleidigungen zu kriminalisieren, ob in Irland, Pakistan oder sonstwo, ist eine Beleidigung der Religion und eine Verletzung der menschlichen Würde und Freiheit“; sagt Ekklesia-Vizedirektor Simon Barrow. Er hat die Abschaffung des Blasphemie-Gesetzes in Großbritannien unterstützt. Nicht einmal irische Katholiken scheinen das Gesetz zu unterstützen: „Ich habe bis jetzt noch keinen religiösen Menschen gefunden, der dieses Gesetz unterstützt“, heißt es in einem Leserbrief an die Irish Times. Der Schreiber ist offenkundig sehr katholisch. „Die meisten halten es für ein inakzeptable Einschränkung
persönlicher Freiheit und des Gewissen. Viele erkennen auch, dass dieses Gesetz ironischerweise eine sehr eingeschränkte Sicht Gottes hat, dessen Würde und Güte nicht durch unsere Worte geschmälert werden können.“ Vorwürfe, dass die irische Regierung mit dem Gesetz vor allem die katholische Kirche schützen wolle, sind weder zu beweisen noch zu widerlegen. Die Kirche auf der Insel befindet sich in der tiefsten Krise ihrer Existenz, seitdem scheibchenweise bekannt wurde, dass in kirchlichen Schulen und Erziehungsanstalten jahrzehntelang tausende Kinder missbraucht wurden – sexuell
oder als billige Arbeitskräfte. Oft genug beides. Die Regierung hatte die meist verhaltensauffälligen Kinder bis in die 70er der Kirche zur Erziehung überantwortet. Irgendwann begannen die Opfer Druck zu machen. Als sich die Sache aufgrund nicht mehr vertuschen ließ, gründeten Kirche und Regierung die so genannte Ryans-Kommission (ursprünglich Laffroy-Kommission). Die untersuchte die Sache jahrelang und erzielte im Mai vergangenen Jahres eine Einigung. Die Opfer könnten bis zu 1,9 Milliarden Euro bekommen, praktisch alles zahlt die irische Regierung. Der Bericht der Kommission hatte auch die Gericht verantwortlich gemacht, die praktisch ohne Aufsicht verhaltensauf-
fällige oder straffällige Jugendliche der Kirche überantwortet hatten. Kein einziger Verantwortlicher muss vor Gericht. Kurz danach passierte das Blasphemie-Gesetz den Senat. Ob die Kirchen-Krise dafür gesorgt hat, dass das umstrittene Gesetz doch durchgewunken wurde, bleibt Spekulation. Auffällig bleibt das zeitliche Zusammentreffen der Ereignisse. Offiziell will man nichts mit der Gesetzesänderung zu tun haben. „Wir wurden nicht konsultiert“, sagt, Martin Long, ein Sprecher der katholischen Kirche gegenüber Medien. Auch Vertreter islamischer Gemeinden beteuern, nicht gefragt worden zu sein. In der Öffentlichkeit nehmen Vertreter des Klerus das Gesetz zur Kenntnis. Was die Frage aufwirft, wer die Sache eigentlich wollte. Außer Dermot Ahern will niemand wirklich verantwortlich sein. Bleibt auch die Frage, ob das Gesetz nur auf dem Papier existiert oder eine ernst gemeinte Drohung ist. Irische Atheisten und Freidenker haben mit gezielten Verstößen versucht, Anklagen gegen sich zu erwirken – um das Gesetz vor Gericht aushebel zu können. Mit bescheidenem Erfolg. Anklagen dürfte es bisher nicht gegeben haben. Arthur Mathews, Drehbuchautor der in den 90er Jahren populären irischen Satire-Sendung „Father Ted“ versucht es locker zu nehmen: „Es ist schade, dass es dieses Gesetz nicht gab, als wir Father Ted schrieben. Das wäre ein großartiger Plot gewesen. Das beste, was man mit diesem Unsinn machen kann, ist darüber zu lachen.“ Bleibt zu hoffen, dass ihm das Lachen nicht vergeht und das Gesetz so tot bleibt wie sein Vorgänger. Sonst sehen sich Religionskritiker in Irland bald in ihrer finanziellen Existenz bedroht.
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Der letzte Held der westlichen Welt
Von Anton Szanya schehen machen zu können. Der Held ist ein Heils-Bringer. Hierin trifft er sich mit den Ressentiments und Wunschphantasien der Menschen. Mit seinem großsprecherischen Auftreten macht sich
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Discos, bei Fußballspielen oder sonstigen Massenevents nieder. Und diese Wirklichkeit ist weiters bestimmt von einem zwar nicht unbegründeten, aber von verantwortungslosen Massenmedien immer wieder aufgeputschten Klima der Unsicherheit und Angst. In einer derartigen Atmosphäre entwickeln sich zwei massenpsychologische Phänomene: Das eine ist das so genannte kleinbürgerliche Ressentiment der tatsächlich oder vermeintlich zu kurz Gekommenen mit heftigen Wünschen nach Rache und Vergeltung gegenüber den Verursachern ihrer unerquicklichen Lage. Das sind kriminelle Ausländer, unfähige Politiker, korrupte Abzocker, machtgeile Bürokraten, vornehmlich die in Brüssel, und so weiter. Das andere Phänomen wird mit dem Begriff Goldene Phantasie bezeichnet. Diese drückt sich aus in der Sehnsucht nach einer heilen Welt und in der Überzeugung, dass es jemanden geben müsse, der den Weg dorthin kennt. In dieser Situation schlägt die Stunde des „Helden“. Der Held ist ein Erzeugnis der Psychologie der Rache. Er rächt sich für erlittene Verletzungen und Verwundungen. Ja mehr noch – im Vollzug der Rache erweckt er den Anschein, diese Verletzungen und Verwundungen unge-
Foto: Maja Bacer
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einz-Christian Strache schwingt ein Kreuz nach dem Muster des Marco d’Aviano-Denkmals vor der Kapuzinergruft. HC Strache gibt die Losung aus: „Abendland in Christenhand“. „HaZeh“, wie seine Fans ihn kurz und bündig nennen, präsentiert sich als der letzte Recke, der sich den Gefahren aus dem Osten: der Ausländerflut, der Asylantenkriminalität, dem Islamistenterror mutig entgegen stellt. Wo immer er auftritt, entfesselt er frenetische Begeisterung und hysterische Gefühlsausbrüche. Unter sich als fortschrittlich, liberal und weltoffen verstehenden Menschen lösen diese Auftritte immer wieder Verwirrung, Bestürzung und Verständnislosigkeit aus und sie suchen nach Erklärungen hierfür. Diese Erklärungen weisen im Großen und Ganzen in zwei Richtungen: Die eine meint mit Blick auf die Disco-Jugend, die das blaue Idol umschwärmt, eine Bestätigung der Volksweisheit zu sehen, dass der Esel auf das Eis tanzen ginge, wenn es ihm zu gut gehe. Das heißt in diesem Falle, dass eine wohlstandsgesättigte Generation den Nervenkitzel des politischen Abenteurertums suche. Die andere Erklärung entspringt der moralischen Selbstgerechtigkeit und weist mit theatralischer Entrüstung darauf hin, dass der blaue Recke und seine Kumpane die latente faschistoide Grundeinstellung der Österreicherinnen und Österreicher aufrührten und salonfähig machten. Weder das eine noch das andere Erklärungsmuster trifft die Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit ist vielmehr bestimmt von einem unter den jungen Menschen verbreiteten Gefühl der Perspektivlosigkeit. Sie dröhnen ihren Lebensfrust dann eben in
der „Held“ beziehungsweise HeinzChristian Strache, um wieder auf ihn zurück zu kommen, zur Identifikationsfigur für die Unzufriedenen, für die, die an den Rande der Gesellschaft gedrängt sind, eben für die „kleinen Leute“, deren Lebensumstände es ihnen nicht erlauben, selbst großsprecherisch zu sein. Er spricht das aus, was sie selbst nicht zu sagen wagen, und deswegen fliegen ihm die Herzen zu. Die „kleinen Leute“ erkennen in ihrem „Helden“ HC Strache einen der ihren. Der „heldische“ Politiker Ä 25
ANALYSE
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hat in aller Regel eine von Traditionsverhaftetheit, Männlichkeitsidealen und Härte geprägte Erziehung durchlaufen, die es ihm als Heranwachsenden unmöglich gemacht hat, zu einer eigenständigen Persönlichkeit zu reifen. In der nie aufgelösten Spannung zwischen Autoritätshörigkeit und Rebellion dagegen entwickelt sich ein hysterisches Persönlichkeitsbild: Der „heldische“ Politiker weicht der wirklichen Welt aus und schafft sich eine Scheinwelt mit Scheinbedrohungen. Diese kommen dann in Gestalt von Sozialschmarotzern, von Verschwörungen der „Ostküste“, von Asylanten und besonders seit dem September 2001 von unter dem Generalverdacht des Terrorismus stehende Muslime daher. Gegen diese Scheinwelt wendet der „heldische“ Politiker sein rebellisches Freiheitsstreben, das er in der „großen Szene“ von Bierzelten, Massenkundgebungen, Parteitagen und ähnlichem wirksam zur Schau stellt. Dort präsentiert er sich
vor einem gläubig-hingebungsvollen Publikum als Kämpfer gegen das Böse und als Rächer der Enterbten. Dabei ist der „heldische“ Politiker jedoch nicht nur Schauspieler. In seiner narzisstischen Verblendung hält er seine Scheinwelt für die Wirklichkeit. Und darin liegt seine Gefährlichkeit. Helden leben gefährlich. Die einmal angenommene Rolle des Strahlenden Helden zwingt den Politiker in eine unausweichliche Dynamik. Der Strahlende Held muss siegen und siegen und siegen. Denn eine Niederlage nähme ihm seinen Nimbus und machte ihn zu dem, was er ist – zu einem Menschen, der hoch gepokert und verloren hat. Hat er Glück, kann er die in der Politik unausweichliche Niederlage noch zum tragischen Scheitern hochstilisieren und die Szene mit Anstand verlassen. Sollte er gleichsam unter Blitz und Donner gen Himmel fahren wie Straches geistiger Ziehvater Jörg Haider, ist ihm sogar „unsterb-
licher Ruhm“ mit Gedenkstätten und Museen und Weiterleben in Sagen und Legenden gewiss. Hat er Pech, dann drohen ihm die Lächerlichkeit und ein Abgang unter Spott und Hohn. Gerade hierin liegt nun die Gefährlichkeit des narzissmusgesteuerten Strahlenden Helden. Er kann eine Niederlage nicht als Folge eigener Fehler oder der Überlegenheit der politischen Gegner hinnehmen, sondern er muss sie vor sich selbst und seinen Anhängern als Ergebnis der Machenschaften schurkischer und ehrloser Feinde nicht nur seiner selbst, sondern auch der Gemeinschaft darstellen. Er macht damit seine Widersacher zu Inkarnationen des Bösen, die ausgemerzt werden müssen. In letzter Konsequenz muss der „heldische“ Politiker den Weg zur Diktatur beschreiten, um vor seinen Mitläufern den Nimbus seiner Unbesiegbarkeit zu wahren. Welchen Weg wird HC Strache nehmen?
„Bologna den Prozess machen“ 46 europäische Staaten haben ihre BildungsministerInnen Mitte März nach Wien und Budapest zur 10-Jahre-Jubiläumskonferenz des Bologna-Prozesses geschickt. Tausende Studierende und Lehrende aus ganz Europa protestierten. Sepp Zaunegger hat sich im Vorfeld umgehört.
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ir treffen Fanny, Leonie, Mario und Jan bei Dreharbeiten für eine OKTO-Sendung vor dem C1, dem größten Hörsaal des Campus im ehemaligen AKH. Alle vier sind in einer Arbeitsgruppe der AktivistInnen, die sich mit dem Bologna-Prozess beschäftigt, kurz AG Bologna. Fanny erklärt, worum’s geht. „Leute aus ganz Europa, die in ihren Ländern auch Mitsprache bei Gesetzen haben – inklusive Studierende – wollten in der EU ein einheitliches Uni-System schaf26
fen. Damit sollte gewährleistet werden, dass man überall in der EU zu standardisierten Bedingungen studieren kann, damit Bildung frei zugänglich wird. Seit 2002 hat sich gezeigt, dass es sich bei den Reformen um Luftblasen handelt, die zerplatzen wenn es um die Umsetzung geht.“ Das wundert nicht, wenn man sieht, welche Kräfte dahinter stehen. Bei uns ist es die Bundesregierung, die Gesetze implementiert. Man merkt schnell, wer bei der Bildung
mitzusprechen hat. Seit der Bolognareform wurde das Universitätsgesetz in Österreich reformiert. Da wurden Leute gefragt, die nicht viel mit Bildung zu tun haben. Etwa die Industriellenvereinigung. Unter anderem sind Regierungsmitglieder am Wort, die nichts mehr an den Unis verloren haben. Das macht es wenig demokratisch. Es war Sinn und Zweck, die Basis mitentscheiden zu lassen, um eine effektive Uni-Politik zu machen. Geworden ist es ein Top-Down-
REPORTAGE
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System: Was passiert, wird ganz oben entschieden. Fanny: „Von wegen Effizienz, das wird dann durchaus anders gesehen. Verschlankte Strukturen beherrschen plötzlich die Unis. Hier wird die Basis nicht mehr gefragt, Studierende wie Lehrende haben hier keine Rolle. Das ist Bologna in Österreich.“
Lehre ist abhängig von diesen externen Lektorinnen, die in höchstem Maß prekär beschäftigt sind und keine akademische Perspektive, keine Gewährleistung einer akademischen kontinuierlichen Biographie haben.
Gegen Prekarisierung von Lehrer und Lehrenden Mario ist ein externer Lektor an der Uni Wien. Er beteiligt sich an der Vorbereitung des Bologna-Gip-
Gemeinsame Handlungsfähigkeit Mario will es umsichtig angehen: „Um einen Streik zu organisieren braucht es viel Vorarbeit und viel Feingefühl für die unterschiedlichen Einschätzungen und Subjektivitäten der Lehrenden. Ein ordentlicher Professor hat eine andere Einschätzung und lebt in einer anderen persönlichen Situation als externe LektorInnen oder wissenschaftliche MitarbeiterInnen an den Instituten. Eine Bandbreite von unterschiedlichen Beschäftigungsverhältnissen, die aber
fels, insbesondere für einen geplanten Streik der Lehrenden. Während des Gipfels in Wien will er ein klares Zeichen der Lehrenden zur Ablehnung des bisherigen Prozesses zu setzen. Ein Zeichen der Solidarisierung mit den Studierenden und gegen die Prekarisierung von Lehre und Lehrenden, die mit der Bolognakonstruktion in Europa durchgesetzt wird. Alleine an der Universität Wien gibt es 1.900 externe LektorInnen, die im Schnitt 300€ Monatslohn erhalten. Der Großteil der
einen gemeinsamen Nenner finden müssen, um aus ihrer Individualisierung hinzukommen zu einer gemeinsamen Kollektivisierung und Handlungsfähigkeit.“ „Wenn man auf der Uni Wien von einem Streik der Lehrenden spricht, dann geht es immer um zwei Dinge“, erklärt uns Mario. „Auf der einen Seite, um die Frage der individuellen Lebensumstände, die schlechte Bezahlung, die Unterfinanzierung der Lehre, die überfüllten Hörsäle, die Überforderung der Ä
Fotos: Alex Koch
Von wem diese Reform kommt… Die Ablehnung ist fundiert. „Weil ganz klar zu sehen ist von wem diese Reform kommt.“ Diese Leute würden die Unis privatisieren wollen, wollen Zugänge für eine kleine Elite, mit Zugangsbeschränkungen für die breite Masse der Bevölkerung. Fanny bringt es auf den Punkt: „Wir wollen keine arbeitsmarkttaugliche Universität, die nicht mehr offen ist, nicht mehr demokratisch
besucht. Frauen werden dadurch eher abgeschreckt, nochmals zwei Jahre zu studieren.“ Frauen wird gesagt, dass sie so schnell wie möglich ihr Studium abschließen sollen, damit sie Kinder kriegen und Karriere machen können. Durch diese Umstellungen werden externe Lehrende nur für kurze Zeit angestellt und dabei Frauen von den Karrieren ausgeschlossen, weil Lebensläufe von Frauen anders aussehen, weil sie Kinder bekommen und dadurch Auszeiten brauchen. „Das wird in den Reformen auch nicht berücksichtigt.“
ist, die gleichzeitig diskriminiert in ökonomischer Hinsicht, aber auch rassistische und frauenfeindliche Zugangsbeschränkungen hat.“ Leonie, ebenfalls von der AG Bologna ergänzt: „Frauen entscheiden sich seltener dafür, ein zweites Studium anzufangen. Das wäre etwa der Master (der frühere Magister-Titel, für den man heute bei vielen Studien zusätzliche Semester nach dem Grundstudium anhängen muss, das nur zum Baccalaureus führt, Anm.). Deshalb ist der Master oft nur von Männern
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REPORTAGE
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Lehrenden, aber auch des administrativen Personals und so weiter, das muss man immer alles mitdenken.“
Öffentlicher Diskurs im öffentlichen Raum Jan plant mit seinen MitstreiterInnen einen Gegenkongress mit einer Analyse und Kritik an dem Bologna-Prozess. Sein Anliegen ist es,
Foto: Alex Koch
Streik auf Universitäten ist Streik gegen herrschende Verhältnisse Auf der anderen Seite, geht es bei einem Streik auf Universitäten auch immer um ein hochpolitisches Thema. Wenn man gegen schlechte Arbeitsbedingungen streikt, streikt man auch immer gegen die Politik, die das verursacht hat. Das heißt, ein Streik auf der Universität kann sich in der Argumentation und der Ziel-
al vermittelt werden. Ein Streik auf der Universität ist nie ein klassischer industrieller Brot-und-Butter-Streik, sondern ist im Kern immer ein politischer Streik. Es geht um die gesellschaftlichen Weichenstellungen. Welchen Stellenwert hat Bildung, wie wird Bildung an den Hochschulen gestaltet.
http://de.wikipedia.org/wiki/ Bologna-Prozess http://www.bolognaburns.org setzung nicht beschränken – wie in einem industriellen Unternehmen – auf ein Feindbild, nämlich den Unternehmer. Es ist immer eine breitere gesellschaftliche Front, gegen die man antritt. Man muss immer auch gegen vorherrschende Kräfteverhältnisse Stellung beziehen, etwa gegen die Industriellenvereinigung. Die Fragen, Losungen, Parolen müssen immer auch auf die breitere gesellschaftliche Ebene schauen und medi-
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den lassen: „Es muss sich nicht immer nur alles in Gebäuden abspielen, sondern auch im öffentlichen Raum.“ Jan kann sich eine große Diskussionen auf dem Heldenplatz und anderen öffentlichen Plätze vorstellen, um die Alternativen präsent darzustellen. „Wir streben einen alternativen Rahmen an, damit wir wegkommen vom Vortrag, mit nur einer Kompetenz im Raum, hin zu einer diskursiven Form.“ Menschen sollen sich in kleinen Gruppen austauschen, damit auch jeder zu Wort kommt. Die Planung ist noch nicht abgeschlossen, es wird noch sehr viel passieren und alle die Interesse haben und sich engagieren wollen, können sich unter http://www.bolognaburns.org informieren und auch an der Planung teilnehmen. Jan: „Wir werden den Gipfel begleiten, mit Demonstrationen und Blockaden. Wir wollen auch international mobilisieren und Busse und Züge herholen nach Wien.“ Jan hat viel vor. „Ich musste an den Konditor denken, der während der Besetzung als Unterstützer in der „Volksküche“ aushalf. Er meinte: „Alles was da passiert, ist die Zukunft. Die Leute studieren Physik, die Leute studieren Medizin. Das ist unsere Zukunft.“
Alternativen bei der Veranstaltung öffentlich zu formulieren bzw. dafür zu sorgen, dass sie öffentliche Aufmerksamkeit bekommen. „Damit man sieht, dass Studierende daran interessiert sind und Ideen haben das Ganze zu verändern, mitzugestalten wie die Studienarchitektur dann ausschauen soll. Inhaltlich haben wir vor viele Kritiker einzuladen“, erzählt er uns. Er will den Gegenkongress in einem alternativen Kontext stattfin-
Dieser Bericht stützt sich im Wesentlichen auf Aussagen von AktivistInnen der „Bologna und Gipfel in Wien AG“. Diese Arbeitsgemeinschaft von Lehrenden und Studierenden vertritt akademische Überzeugungen, die der Forderung nach einem wissenschaftlichen Weltbild am nächsten kommen. Sie steht damit im Widerspruch zur jenen politischen und gesellschaftlichen Kräften, die Wissen vor allem als ausbeutbare Ware sehen.
Hamed Abdel - Samad
Mein Abschied vom Himmel Aus dem Leben eines Muslims in Deutschland 312 Seiten, Fackelträger Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-7716-4419-2; €19, 95. Der mittlerweile 37jährige Verfasser dieser Autobiographie wurde in einem kleinen Dorf in der Nähe Kairos als Sohn eines Imans geboren. Schon in seiner Kindheit erlebt er die Spirale der Gewalt in der jeder den gerade Schwächeren unterdrückt. Er berichtet über seine eigene Beschneidung sowie die seiner Schwester. Mit vier Jahren wird er von einem Fünfzehnjährigen vergewaltigt, zum zweiten Mal wird er mit elf Opfer der sexuellen Gewalt gegen Kinder. Anschaulich schildert Abdel Samad, wie die Moral in seiner Heimat, die vor allem in der Angst der Männer vor sexuell selbstbestimmten Frauen begründet ist, Hürden gegen die Natur des Menschen errichtet, der somit zur permanenten Lebenslüge verurteilt wird. Nach seiner Ausbildung, die u.a. von antisemitischer Indoktrination, Erfahrungen mit dem Marxismus und mit der Muslimbruderschaft geprägt ist, verlässt
Hans Göpfert:
Statt religiöser Erziehung: Welterklärung ohne Gott Tologo Verlag, Leipzig 2009, 93 Seiten, ISBN 9 783940 596079, € 12,90. Die Intention des Buches fasst der Autor auf S.85 zutreffend zusammen: „Statt den Zugang zur Wirklichkeit durch Lügengespinste zu verbauen, die Neugierde auf jedwede Erkenntnis wecken; statt Fremdbestimmung über den jungen Menschen auszuüben, ihm Freiheit zubilligen, ja ihm Lust auf Freiheit machen; Selbstbe-
er mit 23 Jahren seine Heimat und wandert nach Deutschland aus. Hier beschreibt er seine Erfahrungen mit einer fremden Kultur und die damit verbundenen Integrationsprobleme. Sowohl dem Orient als auch dem Okzident wird ein ausgesprochen unbequemer Spiegel vorgehalten. Seine Suche nach sich selbst bringt ihn nicht nur bis nach Japan, son-
dern auch in die geschlossene Abteilung einer psychiatrischen Anstalt, in welcher er die vorliegende Auto-
biographie verfasst. Den vorläufigen Endpunkt eines von Widersprüchen geprägten Lebens bildet der Beruf eines Universitätslehrers am Institut für Jüdische Geschichte und Kultur, in welchem der ehemalige Antisemit nun seine Zuhörer über die israelische Historie informiert. Mit seiner Religion hat Abdel Samad nicht vollständig gebrochen, nur mit dem Gottesbild des patriarchalischen und wütenden Diktators kann er nichts mehr anfangen. Ich nahm Abschied von einem Glauben, der Andersdenkende und Andersgläubige schikaniert und die eigenen Anhänger in die Isolation treibt, sodass sie keine Antworten mehr auf das Weltgeschehen außer Wut und Verschwörungstheorien finden. (S.311) Abdel Samad lebt heute in Deutschland und ist auf Polizeischutz angewiesen, da bereits – wie bei islamkritischen Büchern mittlerweile üblich – eine Fatwa gegen sein Buch erlassen wurde. Der gewalttätige Gott, den der Autor aus seinem Leben verbannen wollte, hat ihn bis nach Deutschland verfolgt.
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stimmung als höchstes individuelles Gut für jeden Menschen anerkennen und selbst verwirklichen.“ Mit dieser Überzeugung widerspricht der studierte Pädagoge Hans Göpfert der gegenwärtigen freiheitsfeindlichen Praxis im Unterricht. Im monokonfessionellen Religionsunterricht, der als ein grundsätzliches Hindernis für das interkulturelle Verstehen anzusehen ist, werden mythische Erzählungen nicht als subjektive Berichte, sondern als Wahrheiten dargestellt. Die Erziehung besteht somit in Anpas- Ä 29
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sungsmaßnahmen an festgefahrene und vernunftwidrige Überzeugungen. Gegen diese kirchliche Unterwerfungsideologie, die durch ihre propagandistische Einwirkung die jungen Menschen in Richtung einer Abhängigkeit von totalitären Ideologien manipuliert, sollten juristisch wirksame Schutzmaßnahmen errichtet werden. Da ein solcher
Gott, wie er von den bestehenden Glaubensgemeinschaften propagiert wird, aus logischen Gründen nicht existieren kann, erscheinen die im Religionsunterricht vermittelten Überzeugungen als ausgesprochen unredlich. In klarer Gegenposition zur Dominanz der Kirche im bayrischen Bildungswesen, fordert Göpfert eine weltan-
schauliche Pluralität im Unterricht und die vernunftbegründete Überwindung der religiösen Erziehung. Der Autor möchte mit diesem Buch Wege zu einem vernunftorientierten Handeln aufzeigen, das es ermöglicht, Probleme im Sinn einer rational orientierten und friedensorientierten Gesellschaftsordnung zu lösen.
Anton Szanya:
der Auseinandersetzung liegt in der Behandlung der christlich-sozialen Bewegung im 19. Jahrhundert. Ausführlich setzt sich Szanya mit den – zu Unrecht – vergessenen Theorien von Wenzel Schober auseinander, der im Unterschied zu Karl Marx die These vertrat, dass das Geld nicht nur eine Ware sei. Die Geldzirkulation dürfe seiner Ansicht nach nicht unterbrochen werden. Der diese Tatsache ignorierende Monokapitalismus und Außenhandel sei ein Schaden für die Gesellschaft. Im Gegensatz zu Wenzel Schober ist der im Titel erwähnte Prälat Josef Scheicher, der ebenso wie Schober ein Weggefährte und Mitstreiter von Karl Lueger war, nur ex negativo interessant. Er verfolgte ständestaatliche Vorstellungen und eine systematische Judenausschaltung. Da dieser ein engerer Mitarbeiter von Lueger als Schober war, zeigt Szanya anhand seiner Ideologie, die vom aggressiven Antisemitismus geprägt war, in überzeugender Weise, dass der Luegerismus alles andere als harmlos war.
Sowohl Schober als auch Scheicher blieben im Schatten von Lueger. Ihre Gedanken wurden allerdings nach 1918 wieder relevant. Die braunschwarzen Mitstreiter von Lueger waren wesentliche Anreger für NSDAP-Programme. Bei Georg Ritter von Schönerer und seinem „Nationalen Sozialismus“ dokumentiert Szanya, dass dieser aus dem Linzer Programm hervorkommt und dann mit seiner „Alldeutschen Partei“ noch vor dem 1. Weltkrieg Schiffbruch erleidet, da für diese Ideologie die Zeit damals noch nicht reif war. Die drei genannten, denen das Buch seinen Aufbau verdankt, sind Kinder einer Zeit, die die Zukunft teleologisch beschwört. Das Motto dieser Epoche lautete: „Entweder die Probleme werden gelöst oder die Gesellschaft oder das Volk oder der Staat gehen unter.“ Die Stellung der Religion im Staat wog im „Fin de Siecle“ in allen Nationen ungleich schwerer, weil die Eliten damals durch die Religion und Kirche legitimiert wurden. Die von Szanya herangezogenen Quellen sind wertvoll, doch der aktuelle Bezug zur EU und auch zum heutigen Österreich, der im Vorwort behauptet wird, ist nur metaphorisch gegeben. Anton Szanya bietet in diesem Buch, das durch die gut ausgewählten Bilder besticht, eine klare und sukzessive Darstellung jener Zeit, in der die moderne Politik eines Karl Lueger einen Traditionsbruch darstellt.
Der Traum des Josef Scheicher, Staatsmodelle in Österreich 1880-1900 Studienverlag 2009, ISBN 978-37065-4424-5, S. 256 Der für diese Epoche ausgewiesene Experte Anton Szanya bietet in diesem Werk eine Bestandsaufnahme und Analyse vergessener Ideologien und Staatsmodelle. Der Schwerpunkt
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Der politische Islam Vortrag von Islam-Experten Thomas Schmidinger
TERMINE
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20. 3. 2010, 10 Uhr Institut für Wissenschaft und Kunst, Berggasse 17/1, 1090 Wien
AtheistInnen/AgnostikerInnen-Treffen 22. 3. 2010 ab 19:00 Uhr Speisesaal des Hotel Mercure am Lendplatz in Graz
AtheistInnen/AgnostikerInnen-Treffen Ein nettes Kennenlernen für FreidenkerInnen, SympathisantInnen und Interessierte.
16. 4. 2010, ab 20:00 Uhr „Saloon Grill“, Ottakringer Str. 48, 1170 Wien
Crucifixion Party - Die Physik des Christentums Die „Sciencebusters“ entlarven mit beißender Ironie Aberglauben und nehmen mit naturwissenschaftlichem Scharfblick angebliche Wunder und religiöse Mythen unter die Lupe. 29. 3. 2010, im Rabenhof Andere Programme und Termine direkt unter www.sciencebusters.at
Aufklärerische Spaziergänge mit Gesinnungsfreund Rudolf Schwarz Ab einer Teilnehmerzahl von drei Personen. Dauer 2 bis 3 Stunden. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung: 01/6006303 Route 1: Rund um den Stephansdom und durch das Blutgassenviertel. Route 2: Vom Maria-Theresien-Denkmal zur Hofburg und weiter über den Platz Am Hof zum Judenplatz. Route 3: Vom Karlsplatz über den Schwarzenbergplatz zum Belvedere.
Kostenlose psychosoziale Beratung Maga. Milada Roscher VHS Hietzing 1130 Wien, Hofwiesengasse 48, Terminvereinbarung unter 0664/3651734 31
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