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Email-Listen Mobilisierung Twitter Redaktion Geschwindigkeit Authentizität Relevanz Strategie
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manuals.soziale-bewegungen.org/strukturen/be-the-media/
Vernetzung, Distribution, Mobilisierung Wir sind die Kanalarbeiter ;-)
«Der beste Weg, Informationen zu bekommen, ist, Informationen zu geben.» Niccoló Machiavelli
Wir bekommen Informationen, wenn wir Informationen hergeben. Informationen haben die eigenartige Angewohnheit, dort zusammenzulaufen, wo sie ausgetauscht und wieder weitergeleitet werden. Durch das automatische Zusammenlaufen der Informationen entsteht ein Medium, ein Umschlagplatz für Informationen, ein Sendeplatz, der gleichzeitig Empfänger ist. Wer über Informationen als “Tauschmittel” verfügt, kann dafür andere Informationen erhalten. Den Wert der hereinkommenden Information tauscht das Medium zumindest teilweise gegen den Wert der Weiterverbreitungsleistung. «Ein Medium bekommt Informationen, weil es Informationen hergibt, verteilt, weiterleitet.» In unserem Informationszeitalter ist es aufgrund der vielen, immer zugänglicher werdenden technischen Verbreitungskanäle auch für die Einzelne und den Einzelnen kein Problem mehr, selbst als Medium zu fungieren. Mit Internetzugang und Mobiltelefon bist du dabei. Als politisch aktive Person bist du fast unweigerlich als Informationstauschende_r und als Medium tätig, und du kannst alleine oder im Team diese Dimension deines Tuns weiterentwickeln. Stellt sich die Frage, was dich als Informationsbroker_in und Medium erfolgreich macht und was nicht.
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Bereite dich auf die nächste Protestwelle vor! Warum sollen die Leute ausgerechnet deine Aussendungen und somit dich als Medium beachten? Am Anfang schwimmst du irgendwo vereinzelt im Meer der Informationen und lang bevor du dich als vertrauenswürdiger Informationsdienst etablieren kannst, gibt es sie schon, die diversen großen und etablierten Medien. Es geht darum, einen eigenen Kanal aufzubauen, damit Informationen nicht nur zu dir kommen, weil Du Informationen tauschen kannst, sondern wegen der Verbreitungskapazität deines Kanals. Am Anfang steht daher das Sammeln von Adressen von möglichen Interessierten. ( E-Mail #45 , Post, Tel.Nr., Twitter, Facebook Friends usw.) Aber wie kommst Du an eine signifikante Anzahl von interessierten Menschen heran, die sich bei Dir anhängen wollen? Erleichtert wird der Start, wenn zumindest eine kleine soziale Strömung oder eine special interest group da ist, für die deine Informationsarbeit eine Serviceleistung darstellt. Erleichtert wird der Aufbau des eigenen Kanals außerdem, wenn durch die Entwicklung neuer Medien gerade neue technische Vertriebssysteme interessant zu werden beginnen. Sei offen für Neue Medien. Wenn die Menschen mit diesen neuen technischen Möglichkeiten spielen wollen, wird Information, die über diese neuen Techniken verbreitet wird, attraktiver. Das Sammeln von Adressen und Benutzerkonten interessierter Menschen ist einfacher. Soziale und technischen Strömungen und Wellen geben Deinen Bemühungen zusätzlichen Drive. Es genügt aber nicht, einfach auf die Welle zu warten. Du musst schon etwas Schwung haben, wenn die Welle kommt, sonst verpasst Du sie. Ein Blick zurück vor Facebook und Twitter Als Mitte der 1990er das Internet Einzug in die Haushalte gehalten hat, gab es prompt in politischen Zusammenhängen die ersten, damals naiverweise noch ungeschützt ausgesendeten E-Mail-Adresslisten. Aktivist_innen sammelten E-Mail-Adressen überall dort, wo sich politisch engagierte Menschen trafen, bei Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen, über Unterschriftenlisten und offene E-Mail-Verteiler. Der E-Mail-Vertriebsweg ermöglichte den Aufbau neuer Kanäle einer Gegenöffentlichkeit . Für heutige Verhältnisse ist es wohl unvorstellbar, dass in den späten 1990ern eine kleine Gruppe Aktivist_innen mit lächerlichen 40 E-Mail-Adressen den Diskurs in der damals aufbrechenden politisch-“antirassistischen Szene Österreichs” maßgeblich beeinflussen konnte. Im Laufe des Jahres 1999 war der zentrale Mailverteiler im Antirassismusbereich auf 600 Adressen angewachsen. Als Anfang 2000 eine Regierung unter Beteiligung der rechtsextremen FPÖ unter Jörg Haider entstehen soll, werden diese 600 Adressen in den neu gegründeten E-Mail-Newsletter #87 "widerst@nd-MUND" eingebracht.
widerst@nd-MUND Email-Informationsdienst Im Februar 2000 organisiert eine Handvoll von Leuten den für die nächsten Jahre bedeutendsten Nachrichtendienst im Widerstand gegen die neue österreichische Regierung aus ÖVP und FPÖ. Während die Mitgliedstaaten der EU Sanktionen gegen Österreich aussprechen und jeden Donnerstag Demonstrationen gegen "SchwarzBlau" durch Wien ziehen, wird der fortan über Jahre hinweg täglich erscheinende Newsletter zum zentralen
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Informationsdienst und Rückrat der Protestbewegung. Anfangs an rund 2.400 E-Mailadressen ausgesandt, wird er aus den Verteilern und Beiträgen der verschiedenen politischen Gruppen und Einzelpersonen gespeist. «In den ersten Monaten der Protestbewegung ist der Dienst allein dadurch interessant, dass er die Vielfalt der sozialen Bewegung zeigt und diverse Gruppen vernetzt.» Schon bald verlangt das Sammelsurium der Beiträge dieser Gruppen nach einer Gliederung. Eine Redaktion führt Kategorien ein und die Beiträge werden innerhalb der Kategorien nach Relevanz und Qualität gereiht. Mit dem spätestens ab 2004 unübersehbaren Abflauen der Protestbewegung verliert sich das Interesse an der Breite des widerst@ nd-MUND. 2007 wird dieser tägliche Informationsdienst eingestellt.
Das Zusammentreffen einer breiten, aktiven Protestbewegung einerseits mit auf der anderen Seite neuen technischen Möglichkeiten erleichtert das mediale Überschreiten von Gruppen- und Szenegrenzen und die Etablierung neuer, gemeinsamer Informationskanäle. Derart günstige Bedingungen bieten sich uns nur alle paar Jahre. Ohne Vorarbeiten kann die Chance für die Etablierung erfolgreicher Informationsdienste aber jedenfalls nicht ergriffen werden. Das selbe Muster begegnet uns im Zusammentreffen der unibrennt Studierendenbewegung 2009 mit den Möglichkeiten des Live-Streams, von Twitter #123 , Facebook und dem Zusammenspiel der Social Media Kanäle. Jede soziale Bewegung entwickelt ihre zentralen medialen Ausdrucksformen, ihre social media, an der Schnittstelle zwischen technischer und sozialer Innovation. Darüber darf aber nicht übersehen werden, dass ältere Soziale Media Kanäle von ihren Anhänger_innen weiter verwendet werden. So mischen sich in jeder neuen sozialen Bewegung in die neuen dominanten Kanäle auch ältere Kommunikationsformen hinein. Wo ein solcher Medienmix nicht gelingt, werden die ältere Informationsdienste von den neuen Kanälen ausgeschlossen, was die Verbreitung der neuen sozialen Bewegung in der Gesellschaft hemmt. Ziele auf Informationsverdichtung ab! Mit deiner wachsenden Bedeutung als Informationsdrehscheibe bekommst du nicht nur mehr interessante Information zugespielt sondern auch mehr Informationsmüll; und zwar exponentiell mehr. Sobald du aber Infomüll weiterleitest, sinkt die Zahl deiner aktiven Rezipient_innen, was wiederum die Menge und Qualität der hereinkommenden, für die Zielgruppe relevanten Information reduziert. Um dieser Spirale nach unten zu entgehen, musst du also bemüht sein, aus der Quantität der hereinkommenden Information Qualität zu machen. Dies erreichst Du mittels Selektions-, Kombinations- und Verarbeitungsleistung, mit der Du Information neu verdichtest. Der politische, ökonomische oder sozio-kulturelle Wert einer Information bemisst sich aus dem Vorteil, den die Information den Empfänger_innen bringen kann; wohlgemerkt nicht aus dem Wert, den diese Information für dich als Sendenden hat. Das ist das Dilemma aller Aufklärung, Bewusstseinsbildung und Überzeugungsarbeit. Je mehr du von deiner Information überzeugt bist, desto mehr tendierst du dazu, den Wert deiner Information für dein Publikum zu überschätzen und
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Bereite dich auf die nächste Protestwelle vor! Warum sollen die Leute ausgerechnet deine Aussendungen und somit dich als Medium beachten? Am Anfang schwimmst du irgendwo vereinzelt im Meer der Informationen und lang bevor du dich als vertrauenswürdiger Informationsdienst etablieren kannst, gibt es sie schon, die diversen großen und etablierten Medien. Es geht darum, einen eigenen Kanal aufzubauen, damit Informationen nicht nur zu dir kommen, weil Du Informationen tauschen kannst, sondern wegen der Verbreitungskapazität deines Kanals. Am Anfang steht daher das Sammeln von Adressen von möglichen Interessierten. ( E-Mail #45 , Post, Tel.Nr., Twitter, Facebook Friends usw.) Aber wie kommst Du an eine signifikante Anzahl von interessierten Menschen heran, die sich bei Dir anhängen wollen? Erleichtert wird der Start, wenn zumindest eine kleine soziale Strömung oder eine special interest group da ist, für die deine Informationsarbeit eine Serviceleistung darstellt. Erleichtert wird der Aufbau des eigenen Kanals außerdem, wenn durch die Entwicklung neuer Medien gerade neue technische Vertriebssysteme interessant zu werden beginnen. Sei offen für Neue Medien. Wenn die Menschen mit diesen neuen technischen Möglichkeiten spielen wollen, wird Information, die über diese neuen Techniken verbreitet wird, attraktiver. Das Sammeln von Adressen und Benutzerkonten interessierter Menschen ist einfacher. Soziale und technischen Strömungen und Wellen geben Deinen Bemühungen zusätzlichen Drive. Es genügt aber nicht, einfach auf die Welle zu warten. Du musst schon etwas Schwung haben, wenn die Welle kommt, sonst verpasst Du sie. Ein Blick zurück vor Facebook und Twitter Als Mitte der 1990er das Internet Einzug in die Haushalte gehalten hat, gab es prompt in politischen Zusammenhängen die ersten, damals naiverweise noch ungeschützt ausgesendeten E-Mail-Adresslisten. Aktivist_innen sammelten E-Mail-Adressen überall dort, wo sich politisch engagierte Menschen trafen, bei Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen, über Unterschriftenlisten und offene E-Mail-Verteiler. Der E-Mail-Vertriebsweg ermöglichte den Aufbau neuer Kanäle einer Gegenöffentlichkeit . Für heutige Verhältnisse ist es wohl unvorstellbar, dass in den späten 1990ern eine kleine Gruppe Aktivist_innen mit lächerlichen 40 E-Mail-Adressen den Diskurs in der damals aufbrechenden politisch-“antirassistischen Szene Österreichs” maßgeblich beeinflussen konnte. Im Laufe des Jahres 1999 war der zentrale Mailverteiler im Antirassismusbereich auf 600 Adressen angewachsen. Als Anfang 2000 eine Regierung unter Beteiligung der rechtsextremen FPÖ unter Jörg Haider entstehen soll, werden diese 600 Adressen in den neu gegründeten E-Mail-Newsletter #87 "widerst@nd-MUND" eingebracht.
widerst@nd-MUND Email-Informationsdienst Im Februar 2000 organisiert eine Handvoll von Leuten den für die nächsten Jahre bedeutendsten Nachrichtendienst im Widerstand gegen die neue österreichische Regierung aus ÖVP und FPÖ. Während die Mitgliedstaaten der EU Sanktionen gegen Österreich aussprechen und jeden Donnerstag Demonstrationen gegen "SchwarzBlau" durch Wien ziehen, wird der fortan über Jahre hinweg täglich erscheinende Newsletter zum zentralen
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Informationsdienst und Rückrat der Protestbewegung. Anfangs an rund 2.400 E-Mailadressen ausgesandt, wird er aus den Verteilern und Beiträgen der verschiedenen politischen Gruppen und Einzelpersonen gespeist. «In den ersten Monaten der Protestbewegung ist der Dienst allein dadurch interessant, dass er die Vielfalt der sozialen Bewegung zeigt und diverse Gruppen vernetzt.» Schon bald verlangt das Sammelsurium der Beiträge dieser Gruppen nach einer Gliederung. Eine Redaktion führt Kategorien ein und die Beiträge werden innerhalb der Kategorien nach Relevanz und Qualität gereiht. Mit dem spätestens ab 2004 unübersehbaren Abflauen der Protestbewegung verliert sich das Interesse an der Breite des widerst@ nd-MUND. 2007 wird dieser tägliche Informationsdienst eingestellt.
Das Zusammentreffen einer breiten, aktiven Protestbewegung einerseits mit auf der anderen Seite neuen technischen Möglichkeiten erleichtert das mediale Überschreiten von Gruppen- und Szenegrenzen und die Etablierung neuer, gemeinsamer Informationskanäle. Derart günstige Bedingungen bieten sich uns nur alle paar Jahre. Ohne Vorarbeiten kann die Chance für die Etablierung erfolgreicher Informationsdienste aber jedenfalls nicht ergriffen werden. Das selbe Muster begegnet uns im Zusammentreffen der unibrennt Studierendenbewegung 2009 mit den Möglichkeiten des Live-Streams, von Twitter #123 , Facebook und dem Zusammenspiel der Social Media Kanäle. Jede soziale Bewegung entwickelt ihre zentralen medialen Ausdrucksformen, ihre social media, an der Schnittstelle zwischen technischer und sozialer Innovation. Darüber darf aber nicht übersehen werden, dass ältere Soziale Media Kanäle von ihren Anhänger_innen weiter verwendet werden. So mischen sich in jeder neuen sozialen Bewegung in die neuen dominanten Kanäle auch ältere Kommunikationsformen hinein. Wo ein solcher Medienmix nicht gelingt, werden die ältere Informationsdienste von den neuen Kanälen ausgeschlossen, was die Verbreitung der neuen sozialen Bewegung in der Gesellschaft hemmt. Ziele auf Informationsverdichtung ab! Mit deiner wachsenden Bedeutung als Informationsdrehscheibe bekommst du nicht nur mehr interessante Information zugespielt sondern auch mehr Informationsmüll; und zwar exponentiell mehr. Sobald du aber Infomüll weiterleitest, sinkt die Zahl deiner aktiven Rezipient_innen, was wiederum die Menge und Qualität der hereinkommenden, für die Zielgruppe relevanten Information reduziert. Um dieser Spirale nach unten zu entgehen, musst du also bemüht sein, aus der Quantität der hereinkommenden Information Qualität zu machen. Dies erreichst Du mittels Selektions-, Kombinations- und Verarbeitungsleistung, mit der Du Information neu verdichtest. Der politische, ökonomische oder sozio-kulturelle Wert einer Information bemisst sich aus dem Vorteil, den die Information den Empfänger_innen bringen kann; wohlgemerkt nicht aus dem Wert, den diese Information für dich als Sendenden hat. Das ist das Dilemma aller Aufklärung, Bewusstseinsbildung und Überzeugungsarbeit. Je mehr du von deiner Information überzeugt bist, desto mehr tendierst du dazu, den Wert deiner Information für dein Publikum zu überschätzen und
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damit ins Leere zu senden. Gelungene Information verlangt Empathie und Wissen um das, was dein Publikum als relevant wahrnimmt. Die Relevanz von Informationen ergibt sich aus den sozialen Kontexten, in denen sich das Publikum bewegt. Die ökonomische Dimension von Information lässt sich insbesondere dadurch ansprechen, dass Informationen auf eine bestimmte Knappheit und Nachfrage in der Zielgruppe zugeschnitten werden. Be the Breaking News! Die Geschwindigkeit, mit der du an neue Informationen herankommst, ist wichtig. Je schneller und exklusiver du relevante Informationen weiterleitest, desto eher kannst du dir als Medium den Nimbus des Neuigkeitswerts erobern. Je mehr sich deine Informationsgeschwindigkeit herumspricht, desto eher werden andere dich als Informationsumschlagplatz beobachten. Sie werden dich früher informieren als andere, wenn sie was Interessantes zu melden haben.
The power of twitter Wenn es um Geschwindigkeit und Autonomie bei der Informationsweitergabe geht, ist Twitter derzeit das mächtigste social media Tool. Von der Podcasting Firma Odeo 2006 als internes Kommunikationstool gestartet, wurde Twitter sehr schnell und kreativ für verschiedenste Anwendungen umgeformt. Unter anderem entwickelt sich Twitter rasch zur beliebten Kommunikationsplattform von politischen Aktivist_innen in prekären Umfeldern. Der Aufstand im Iran 2009 zeigte, wie durch die Nutzung von Twitter Medienzensur umgangen werden kann. Informationen über Polizeibrutalität, Folter und Mord konnten weltweit verbreitet und bekannt gemacht werden. Twitter ist innerhalb von Demos und zur Live-Berichterstattung von Demos, Streiks oder anderen Aktionen einsetzbar. Dazu bedarf es allein eines Mobiltelefons, eines Twitteraccounts und Nachrichten in SMS-Länge. Einer breiteren Masse an Menschen wurde Twitter im Zuge des Terroranschlags in einem Luxushotel in Mubai und durch die Flugzeugabstürze am Amsterdamer Flughafen und im Hudson River ein Begriff. Immer waren es Meldungen über Twitter, die deutlich vor den Breaking News der "Corporate Media" weltweite Öffentlichkeiten erreichten. Die ersten Bilder machen regelmäßig via Twitter die Runde, bevor die Medienhäuser überhaupt vom jeweiligen Ereignis erfahren. Wie kein anderer Dienst ermöglicht Twitter das ebenso einfache wie schnelle Zusammenschalten bestehender Netzwerkstrukturen im Falle besonderer Ereignisse. "Breaking News" sind ebenso mit einem Klick in das eigene Netzwerk weiterleitbar wie es nur eines Klicks bedarf, gerade wichtige Nachrichtenverteiler zu abonnieren oder die Twitterstruktur auf das gerade interessierende Thema umzuschalten. Über den Filter des tags ensteht augenblicklich ein Newsticker zum Ereignis, sei das #iranelection, #unibrennt, #hudsoncrash oder #sbsm.
# g l o s s a r
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In der Geschwindigkeit der Informationsweitergabe liegt auch eine Steuerungsmöglichkeit. Wenn du dir eine beobachtete Informationsposition erarbeitet hast, kannst du Themen, Debatten und thematische Sichtweisen einbringen und die Richtung von Diskussionsverläufen mitbestimmen. Das funktioniert unter anderem, indem du schneller informierst als andere. Wenn deine Information zu einem bestimmten Ereignis als Breaking News an eine große Zahl von Rezipient_innen gelangt, schaffst du damit die Rahmung des diskursiven Terrains für alle später kommenden Informationen. Abwandlungen der Erstinformation werden als deren Wiederholung bzw. Bestätigung oft weniger genau wahrgenommen. Jedenfalls werden sie im Lichte der Information gesehen, die du bereits an die Zielgruppe gebracht hast. Zudem nimmst du einigen andern die Informationsarbeit ab. Wenn die Info bereits herumschwirrt, haben andere weniger Ansporn, selber Informationsarbeit zu leisten. Eher werden sie deine Info weiterleiten. Nicht nur Schnelligkeit, auch das Eröffnen ungewohnter Einblicke kann Newswert haben. Allerdings ist es eine schwierige Gradwanderung, den Horizont über die bisherige Rezeption des Publikums hinaus erweitern zu wollen. Die Relevanz des bisher außer Betracht Stehenden muss mit vermittelt werden. Wenn das nicht gelingt, dh. das Publikum die Relevanz nicht erkennen kann oder mag, wird die Information unwichtig und somit entwertet. Du darfst dich mit ungewöhnlichen News nicht zu weit hinauslehnen. Sei glaubwürdig: mach Fehler und thematisiere sie! Du musst die Wahrheit der Informationen nicht garantieren. Das kannst du gar nicht. Du darfst irren, Falschmeldungen aufsitzen, etwas nicht in den richtigen Kontext gebracht haben. Im Moment der Aussendung solltest du von der Wahrheit der Information überzeugt sein. Später kannst du bei Bedarf Fehler richtigstellen, Irrtümer korrigieren. Freilich, wenn ein Lapsus à la Hitlertagebücher passiert, dann ist deine Glaubwürdigkeit als Medium vernichtet. Der Anschein der Kredibilität muss gewahrt sein; da ist zwar förderlich, wenn dir nicht öfters Falschmeldungen nachgewiesen werden, vor allem wirst du aber am Umgang mit deinen Fehlern gemessen. Informationen müssen nicht unbedingt wahr sein, um relevant zu sein und somit tendenziell aufgegriffen und weitergeleitet zu werden. Meistens genügt es, dass sie nicht gänzlich unplausibel sind und nicht gleich als falsch entlarvt werden können. Wenn Teil der Informationsverdichtung deines Kanals die kompetente Klärung, Richtigstellung und Nachbearbeitung von in der Eile zunächst falsch bewerteter Informationen ist, wird das als wertvolle Qualität wahrgenommen werden. Informationen, die zu kollektiven Phantasmen passen, können sich schneller und leichter verbreiten als Wahrheiten, die niemand hören mag, weil sie als zu komplex wahrgenommen werden oder Ohnmachtsgefühle auslösen. Problematisch ist, dass komplexe Information tendenziell verworfen oder verdrängt wird, anstatt als Widerspruch angenommen zu werden und entsprechende Reflexionsprozesse auszulösen. Komplexität hat ihren Ort eher in Bildungszusammenhängen, wo es kollektive Verarbeitungsprozesse samt einem zeitintensiveren Austausch und Rückfragen zu einem bestimmten Thema geben kann. Daher gilt: die langsamere bildungsförmige Informationsarbeit, in der der Umgang mit Widersprüchen Platz hat, ist nicht durch die mediale ersetzbar.
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damit ins Leere zu senden. Gelungene Information verlangt Empathie und Wissen um das, was dein Publikum als relevant wahrnimmt. Die Relevanz von Informationen ergibt sich aus den sozialen Kontexten, in denen sich das Publikum bewegt. Die ökonomische Dimension von Information lässt sich insbesondere dadurch ansprechen, dass Informationen auf eine bestimmte Knappheit und Nachfrage in der Zielgruppe zugeschnitten werden. Be the Breaking News! Die Geschwindigkeit, mit der du an neue Informationen herankommst, ist wichtig. Je schneller und exklusiver du relevante Informationen weiterleitest, desto eher kannst du dir als Medium den Nimbus des Neuigkeitswerts erobern. Je mehr sich deine Informationsgeschwindigkeit herumspricht, desto eher werden andere dich als Informationsumschlagplatz beobachten. Sie werden dich früher informieren als andere, wenn sie was Interessantes zu melden haben.
The power of twitter Wenn es um Geschwindigkeit und Autonomie bei der Informationsweitergabe geht, ist Twitter derzeit das mächtigste social media Tool. Von der Podcasting Firma Odeo 2006 als internes Kommunikationstool gestartet, wurde Twitter sehr schnell und kreativ für verschiedenste Anwendungen umgeformt. Unter anderem entwickelt sich Twitter rasch zur beliebten Kommunikationsplattform von politischen Aktivist_innen in prekären Umfeldern. Der Aufstand im Iran 2009 zeigte, wie durch die Nutzung von Twitter Medienzensur umgangen werden kann. Informationen über Polizeibrutalität, Folter und Mord konnten weltweit verbreitet und bekannt gemacht werden. Twitter ist innerhalb von Demos und zur Live-Berichterstattung von Demos, Streiks oder anderen Aktionen einsetzbar. Dazu bedarf es allein eines Mobiltelefons, eines Twitteraccounts und Nachrichten in SMS-Länge. Einer breiteren Masse an Menschen wurde Twitter im Zuge des Terroranschlags in einem Luxushotel in Mubai und durch die Flugzeugabstürze am Amsterdamer Flughafen und im Hudson River ein Begriff. Immer waren es Meldungen über Twitter, die deutlich vor den Breaking News der "Corporate Media" weltweite Öffentlichkeiten erreichten. Die ersten Bilder machen regelmäßig via Twitter die Runde, bevor die Medienhäuser überhaupt vom jeweiligen Ereignis erfahren. Wie kein anderer Dienst ermöglicht Twitter das ebenso einfache wie schnelle Zusammenschalten bestehender Netzwerkstrukturen im Falle besonderer Ereignisse. "Breaking News" sind ebenso mit einem Klick in das eigene Netzwerk weiterleitbar wie es nur eines Klicks bedarf, gerade wichtige Nachrichtenverteiler zu abonnieren oder die Twitterstruktur auf das gerade interessierende Thema umzuschalten. Über den Filter des tags ensteht augenblicklich ein Newsticker zum Ereignis, sei das #iranelection, #unibrennt, #hudsoncrash oder #sbsm.
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In der Geschwindigkeit der Informationsweitergabe liegt auch eine Steuerungsmöglichkeit. Wenn du dir eine beobachtete Informationsposition erarbeitet hast, kannst du Themen, Debatten und thematische Sichtweisen einbringen und die Richtung von Diskussionsverläufen mitbestimmen. Das funktioniert unter anderem, indem du schneller informierst als andere. Wenn deine Information zu einem bestimmten Ereignis als Breaking News an eine große Zahl von Rezipient_innen gelangt, schaffst du damit die Rahmung des diskursiven Terrains für alle später kommenden Informationen. Abwandlungen der Erstinformation werden als deren Wiederholung bzw. Bestätigung oft weniger genau wahrgenommen. Jedenfalls werden sie im Lichte der Information gesehen, die du bereits an die Zielgruppe gebracht hast. Zudem nimmst du einigen andern die Informationsarbeit ab. Wenn die Info bereits herumschwirrt, haben andere weniger Ansporn, selber Informationsarbeit zu leisten. Eher werden sie deine Info weiterleiten. Nicht nur Schnelligkeit, auch das Eröffnen ungewohnter Einblicke kann Newswert haben. Allerdings ist es eine schwierige Gradwanderung, den Horizont über die bisherige Rezeption des Publikums hinaus erweitern zu wollen. Die Relevanz des bisher außer Betracht Stehenden muss mit vermittelt werden. Wenn das nicht gelingt, dh. das Publikum die Relevanz nicht erkennen kann oder mag, wird die Information unwichtig und somit entwertet. Du darfst dich mit ungewöhnlichen News nicht zu weit hinauslehnen. Sei glaubwürdig: mach Fehler und thematisiere sie! Du musst die Wahrheit der Informationen nicht garantieren. Das kannst du gar nicht. Du darfst irren, Falschmeldungen aufsitzen, etwas nicht in den richtigen Kontext gebracht haben. Im Moment der Aussendung solltest du von der Wahrheit der Information überzeugt sein. Später kannst du bei Bedarf Fehler richtigstellen, Irrtümer korrigieren. Freilich, wenn ein Lapsus à la Hitlertagebücher passiert, dann ist deine Glaubwürdigkeit als Medium vernichtet. Der Anschein der Kredibilität muss gewahrt sein; da ist zwar förderlich, wenn dir nicht öfters Falschmeldungen nachgewiesen werden, vor allem wirst du aber am Umgang mit deinen Fehlern gemessen. Informationen müssen nicht unbedingt wahr sein, um relevant zu sein und somit tendenziell aufgegriffen und weitergeleitet zu werden. Meistens genügt es, dass sie nicht gänzlich unplausibel sind und nicht gleich als falsch entlarvt werden können. Wenn Teil der Informationsverdichtung deines Kanals die kompetente Klärung, Richtigstellung und Nachbearbeitung von in der Eile zunächst falsch bewerteter Informationen ist, wird das als wertvolle Qualität wahrgenommen werden. Informationen, die zu kollektiven Phantasmen passen, können sich schneller und leichter verbreiten als Wahrheiten, die niemand hören mag, weil sie als zu komplex wahrgenommen werden oder Ohnmachtsgefühle auslösen. Problematisch ist, dass komplexe Information tendenziell verworfen oder verdrängt wird, anstatt als Widerspruch angenommen zu werden und entsprechende Reflexionsprozesse auszulösen. Komplexität hat ihren Ort eher in Bildungszusammenhängen, wo es kollektive Verarbeitungsprozesse samt einem zeitintensiveren Austausch und Rückfragen zu einem bestimmten Thema geben kann. Daher gilt: die langsamere bildungsförmige Informationsarbeit, in der der Umgang mit Widersprüchen Platz hat, ist nicht durch die mediale ersetzbar.
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Mobilisierungswettlauf und Aktion
Stell den Konflikt dar und setz ihn immer wieder in Szene!
Am Vormittag des 29. April 2010 kommt es zu einer Polizeiaktion beim Fussballtraining der FC Sans Papiers in Wien. Ein Großaufgebot der Polizei umstellte den Fußballplatz und stürmte von mehreren Richtungen auf Spieler los, nimmt einige fest und will sie in Schubhaft überstellen. Ihnen droht die umgehende Abschiebung. Noch während der Polizeiaktion wird diese Info via SMS #34 , E-Mailverteiler, Foren, Facebook, Twitter und andere Kanäle weiterverteilt. Wenig später wird über dieselben Kanäle zur Solidemo aufgerufen.
Informationen können bis zu einem gewissen Grad propagandistisch gehyped und als wertvoll inszeniert werden. Eine wichtige Propagandatechnik ist die stetige Wiederholung, um dafür zu sorgen, dass das Publikum in einem sozialen Raum immer wieder mit bestimmten Botschaften konfrontiert ist. Die Wiederholung einer Information steigert deren Relevanz. Mit entsprechendem Aufwand kann eine Inszenierung eine bis dahin irrelevante Information relevanter machen. In den meisten Fällen werden irrelevante Informationen jedoch irrelevant bleiben. Zudem sind die Instrumentarien der Propaganda Medienkonzernen oder Medien mit besonderem Einfluss in sozialen Bewegungen vorbehalten, die stark genug sind, soziale Räume mit ihren Botschaften zu besetzen. Allerdings lassen sich Informationen auch in kleinerem Maßstab inszenieren. Durch die Inszenierung als Konflikt lassen sich bestimmte Informationen leichter an ein Publikum bringen.
Einer ersten kleinen Gruppe durch die Info mobilisierter Aktivist_innen gelingt es beim Schubgefängnis Hernalser Gürtel einen Polizeibus zu stoppen, der gerade den festgenommenen Trainer des FC Sans Papiers zur Vorbereitung der Abschiebung in ein anderes Gefängnis überstellen sollte. Immer mehr solidarische Demonstrant_innen kommen und schließen sich der spontanen Blockade an, über die laufend über alle Kanäle berichtet wird. Die Aktivist_innen können so anfangs den Mobilisierungswettlauf gegen die Polizei gewinnen, noch während der Geschehnisse erscheinen erste Berichte in etablierten Onlinemedien. Erst Stunden später kann sich die Polizei mit Verstärkung, Hundestaffel, Pfefferspray und gewaltsamer Auflösung der Sitzblockaden durchsetzen. Die Aktion mündete in polizeiliche Repression, über 30 passiv Widerstand leistende Aktivist_innen werden festgenommen, was nun allerdings nicht nur vorort einige Menschen miterleben sondern über die heißlaufenden Kanäle deutlich mehr Menschen via WWW mitverfolgen. Zwei Mitglieder des FC Sans Papiers werden schließlich trotz dieses Widerstand in den darauffolgenden Tagen abgeschoben. Anhand der Spontandemo am Hernalser Gürtel kann sehr deutlich aufgezeigt werden, wie Aktivismus auf der Straße und die Nutzung von Social Media einander ergänzen können. Die Live-Berichte via Twitter, Fotos und Videos wurden noch in der selben Nacht in Blogs und Webseiten nachbereitet. Eine tagelang andauernde Diskussion über die Busblockade in den Mainstreammedien war das Nachspiel dieses weithin beobachteten Konflikts. Das macht einmal mehr deutlich, wie manifeste Aktionen, Demos und Streiks in enger Verbindung mit Social Media zur Verbreitung kritischer Diskurse genutzt werden können. Umgekehrt wird auch sichtbar, wie vergleichsweise schwach der impact von Social Media-Informationen im Mainstream ist, wenn parallel keine manifesten Aktionen auf der Straße oder sonstwo stattfinden.
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Botschaften werden attraktiver und wahrscheinlich auch klarer, wenn sie als Widerstreit dargestellt werden und das Publikum dem Streit zuschauen und sich eine Meinung bilden kann. Du tust also gut daran, über Konflikte zu informieren, wenn Du attraktiv sein willst. Im Grunde genommen tun auch die Mainstream-Medien nichts anderes, als über Konflikte zu berichten, solange nicht irgendwo eine Naturkatastrophe noch spannender zu sein scheint. Informationen sind per se nie neutral, sie können zwar aus unterschiedlichen Positionen unterschiedlich gelesen, interpretiert und verwertet werden, haben aber doch stets in sich eine gewisse Richtung. Diese Richtung lässt sich durch die konfliktförmige Darstellung noch stärker herausarbeiten. Arbeite an Farbe und Ton deines Kanals Sobald Du eine Information nicht nur 1:1 weiterleitest, sondern sie in irgendeiner Form bearbeitest, kannst Du gar nicht anders, als der Information zusätzlich noch Deine Farbe mit auf den Weg zu geben. Das muss gar kein Nachteil sein. Vielmehr kannst Du das zu Deinem Vorteil nutzen. Witzige Sprache, Pointen, Klarheit, Kürze, Nüchternheit, Stilsicherheit, Deutlichkeit, Offenheit, Deklariertheit aber auch zusätzliche Recherche, all das und noch viel mehr kannst Du als persönliches Markenzeichen entwickeln und damit eine zusätzliche Attraktivität bei den Rezipient_innen erreichen. Du kannst auch an sich alte Information attraktiver aufbereiten als die Menschen vor Dir und damit nochmals Publikum erreichen. Wenn Deine Färbung allerdings nicht zu Deinem Publikum passt, wird das Deine Attraktivität reduzieren. Je breiter dein Publikum, desto eher solltest du auf das achten, was als Neutralität und Seriosität verstanden wird, denn dadurch machst du deine Informationen für viele anschlussfähiger, ohne dass bei deinem Publikum ein Bearbeitungsaufwand anfällt. Außerdem passt nicht jede Färbung zu jeder Information. Jedenfalls ergibt sich zwischen der Tendenz, die der Information selbst innewohnt und den Rezeptionsgewohnheiten des Publikums ein gewisser Spielraum, den du nutzen kannst, um Färbungen ins Spiel zu bringen. Wesentlich mehr Beitrag zur Meinungsbildung leistet freilich immer noch deine Informationsverdichtung. Sobald und solange die Menschen auf dich schauen, dich lesen und von dir kommende Informationen als relevant einstufen, kannst du insbesondere durch Auswahl der Informationen Lenkungseffekte erzielen.
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Mobilisierungswettlauf und Aktion
Stell den Konflikt dar und setz ihn immer wieder in Szene!
Am Vormittag des 29. April 2010 kommt es zu einer Polizeiaktion beim Fussballtraining der FC Sans Papiers in Wien. Ein Großaufgebot der Polizei umstellte den Fußballplatz und stürmte von mehreren Richtungen auf Spieler los, nimmt einige fest und will sie in Schubhaft überstellen. Ihnen droht die umgehende Abschiebung. Noch während der Polizeiaktion wird diese Info via SMS #34 , E-Mailverteiler, Foren, Facebook, Twitter und andere Kanäle weiterverteilt. Wenig später wird über dieselben Kanäle zur Solidemo aufgerufen.
Informationen können bis zu einem gewissen Grad propagandistisch gehyped und als wertvoll inszeniert werden. Eine wichtige Propagandatechnik ist die stetige Wiederholung, um dafür zu sorgen, dass das Publikum in einem sozialen Raum immer wieder mit bestimmten Botschaften konfrontiert ist. Die Wiederholung einer Information steigert deren Relevanz. Mit entsprechendem Aufwand kann eine Inszenierung eine bis dahin irrelevante Information relevanter machen. In den meisten Fällen werden irrelevante Informationen jedoch irrelevant bleiben. Zudem sind die Instrumentarien der Propaganda Medienkonzernen oder Medien mit besonderem Einfluss in sozialen Bewegungen vorbehalten, die stark genug sind, soziale Räume mit ihren Botschaften zu besetzen. Allerdings lassen sich Informationen auch in kleinerem Maßstab inszenieren. Durch die Inszenierung als Konflikt lassen sich bestimmte Informationen leichter an ein Publikum bringen.
Einer ersten kleinen Gruppe durch die Info mobilisierter Aktivist_innen gelingt es beim Schubgefängnis Hernalser Gürtel einen Polizeibus zu stoppen, der gerade den festgenommenen Trainer des FC Sans Papiers zur Vorbereitung der Abschiebung in ein anderes Gefängnis überstellen sollte. Immer mehr solidarische Demonstrant_innen kommen und schließen sich der spontanen Blockade an, über die laufend über alle Kanäle berichtet wird. Die Aktivist_innen können so anfangs den Mobilisierungswettlauf gegen die Polizei gewinnen, noch während der Geschehnisse erscheinen erste Berichte in etablierten Onlinemedien. Erst Stunden später kann sich die Polizei mit Verstärkung, Hundestaffel, Pfefferspray und gewaltsamer Auflösung der Sitzblockaden durchsetzen. Die Aktion mündete in polizeiliche Repression, über 30 passiv Widerstand leistende Aktivist_innen werden festgenommen, was nun allerdings nicht nur vorort einige Menschen miterleben sondern über die heißlaufenden Kanäle deutlich mehr Menschen via WWW mitverfolgen. Zwei Mitglieder des FC Sans Papiers werden schließlich trotz dieses Widerstand in den darauffolgenden Tagen abgeschoben. Anhand der Spontandemo am Hernalser Gürtel kann sehr deutlich aufgezeigt werden, wie Aktivismus auf der Straße und die Nutzung von Social Media einander ergänzen können. Die Live-Berichte via Twitter, Fotos und Videos wurden noch in der selben Nacht in Blogs und Webseiten nachbereitet. Eine tagelang andauernde Diskussion über die Busblockade in den Mainstreammedien war das Nachspiel dieses weithin beobachteten Konflikts. Das macht einmal mehr deutlich, wie manifeste Aktionen, Demos und Streiks in enger Verbindung mit Social Media zur Verbreitung kritischer Diskurse genutzt werden können. Umgekehrt wird auch sichtbar, wie vergleichsweise schwach der impact von Social Media-Informationen im Mainstream ist, wenn parallel keine manifesten Aktionen auf der Straße oder sonstwo stattfinden.
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Botschaften werden attraktiver und wahrscheinlich auch klarer, wenn sie als Widerstreit dargestellt werden und das Publikum dem Streit zuschauen und sich eine Meinung bilden kann. Du tust also gut daran, über Konflikte zu informieren, wenn Du attraktiv sein willst. Im Grunde genommen tun auch die Mainstream-Medien nichts anderes, als über Konflikte zu berichten, solange nicht irgendwo eine Naturkatastrophe noch spannender zu sein scheint. Informationen sind per se nie neutral, sie können zwar aus unterschiedlichen Positionen unterschiedlich gelesen, interpretiert und verwertet werden, haben aber doch stets in sich eine gewisse Richtung. Diese Richtung lässt sich durch die konfliktförmige Darstellung noch stärker herausarbeiten. Arbeite an Farbe und Ton deines Kanals Sobald Du eine Information nicht nur 1:1 weiterleitest, sondern sie in irgendeiner Form bearbeitest, kannst Du gar nicht anders, als der Information zusätzlich noch Deine Farbe mit auf den Weg zu geben. Das muss gar kein Nachteil sein. Vielmehr kannst Du das zu Deinem Vorteil nutzen. Witzige Sprache, Pointen, Klarheit, Kürze, Nüchternheit, Stilsicherheit, Deutlichkeit, Offenheit, Deklariertheit aber auch zusätzliche Recherche, all das und noch viel mehr kannst Du als persönliches Markenzeichen entwickeln und damit eine zusätzliche Attraktivität bei den Rezipient_innen erreichen. Du kannst auch an sich alte Information attraktiver aufbereiten als die Menschen vor Dir und damit nochmals Publikum erreichen. Wenn Deine Färbung allerdings nicht zu Deinem Publikum passt, wird das Deine Attraktivität reduzieren. Je breiter dein Publikum, desto eher solltest du auf das achten, was als Neutralität und Seriosität verstanden wird, denn dadurch machst du deine Informationen für viele anschlussfähiger, ohne dass bei deinem Publikum ein Bearbeitungsaufwand anfällt. Außerdem passt nicht jede Färbung zu jeder Information. Jedenfalls ergibt sich zwischen der Tendenz, die der Information selbst innewohnt und den Rezeptionsgewohnheiten des Publikums ein gewisser Spielraum, den du nutzen kannst, um Färbungen ins Spiel zu bringen. Wesentlich mehr Beitrag zur Meinungsbildung leistet freilich immer noch deine Informationsverdichtung. Sobald und solange die Menschen auf dich schauen, dich lesen und von dir kommende Informationen als relevant einstufen, kannst du insbesondere durch Auswahl der Informationen Lenkungseffekte erzielen.
manuals.soziale-bewegungen.org/strukturen/be-the-media/
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Informationswettlauf, Informationsstrategie, Zensur Du bist nicht der Einzige, der sich um Breaking News bemüht und der Information seine eigene Färbung mitgeben will. Informationen können im Rahmen einer Informationsstrategie bewusst zurückgehalten, selektiv und vorrangig an bestimmte Medien und Personen weitergeleitet werden, um einen Informationsvorsprung herzustellen oder um Schwerpunkte zu setzen und anderen Informierenden die Show zu stehlen. Machtpositionen und privilegierte Informationszugänge können in besonderer Weise dazu genutzt werden, um zu überlagern und zu verdrängen, den Zugang zu Informationen zu verhindern oder zu erschweren. Informationsstrategien können genauso darauf abzielen, kritische Expert_innen als uninformiert dastehen zu lassen. Abuse of power comes as no surprise. Kriege werden neuerdings auch ganz bewusst als Infornationskriege geführt. Journalist_innen werden von Kriegsschauplätzen ferngehalten und nur ganz selektiv mit Informationen und Bildern versorgt oder sie werden "eingebettet" und kontrolliert. Auch österreichische Ministerien haben gelernt, dass sich mittels im Stillen vorbereiteter Exklusivpressekonferenzen unter Auswahl nur geladener willfähriger Journalist_innen das diskursive Terrain zum eigenen Vorteil aufbereiten lässt. Gleichzeitig wird Zensur immer in der Welt des World Wide Web schwieriger, wie das Beispiel der 90.000 gehackten Dokumente zum Afghanistan-Krieg zeigt, die im Juli 2010 auf wikileaks veröffentlicht wurden und breites Echo in den Medien fanden.
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Überschätze nicht den Wert deiner Information für dein Publikum, denn sonst sendest du ins Leere. Überschätze nicht die Macht der Information und der Medien, es braucht immer auch die unmittelbaren Aktionen und Konflikte, über die informiert werden kann. Also beschränk dich nicht auf Informationsarbeit. Be part of the action as well. Und hol dir dadurch einen Informationsvorsprung. Begeh nicht den Fehler, fehlerhafte Information zu leugnen oder zu überspielen. Deine Glaubwürdigkeit sicherst du dadurch, dass du Fehler gegebenenfalls schnell richtigstellst. Unterschätze nicht die Möglichkeiten der langsameren bildungsförmige Informationsarbeit, in der der Umgang mit Widersprüchen Platz hat. Die Arbeit an und mit Widersprüchen kann deine medienförmige Informationsarbeit schärfen.
sms, widerst@nd-MUND, Breaking News, Information, iranelection, Sans Papiers, Schwarzblau, Donnerstagsdemos, Mobilisierung, E-Mail Newsletter, Abschiebungen, Protest
Kommentare Boris D. sagt:
lobbycontrol.org
Wikileaks muss natürlich auch vorkommen, klar, ist ja auch in aller Munde. Ich hab übrigens vor kurzem ein Video gesehen, das ich dazu empfehlen kann, Julian Assange bei TED. Interessantes Interview, wird ganz gut erklärt worum es geht: http://bit.ly/wikileaks.html (auf englisch) Guter Beitrag übrigens, war auch was für mich dabei.
Zusammenfassung Um zu politischen Aktivitäten und Aktionen mobilisieren zu können, – und erst recht um in dringlichen Situationen schnell, organisiert und effektiv mobilisieren zu können, – muss in vorausschauender Aufbauarbeit eine Informations- und Kommunikationsstruktur aufgebaut und etabliert werden. Als Aktivist_in oder Organisation gilt es, die eigene Position als glaubwürdigen und relevanten Informationsknotenpunkt zu etablieren und damit Netzwerkknotenpunkt in einer wachsenden Menge Interessierter zu werden. Verbreite Informationen effektiv und effizient, das lockt gute Informationen an. Bereite dich auf die nächste Protestwelle vor insb. durch das Sammeln von Publikum (= Adressen). Nutze neue Medien, denn das steigert die Attraktivität Deiner Information. Betrachte die Selektion, Kombination Verdichtung und Ordnung der Information und als Dienstleistung. Verschaff dir einen Informationsvorsprung, indem du schneller Informationen verbreitest als andere. Inszeniere Konflikte, um die Aufmerksamkeit zu nutzen, die Konflikten allgemein geschenkt wird.
Trackback
fallbeispiele/sozialebewegungen.org/unibrennt
[..] Ich begann, Sammel-E-Mails zu schreiben, aber dann machte ich einen Blog [..] Renate sagt: Oh herrschaftszeiten, der widerstandMUND newsletter, da werden Erinnerungen wach. Ich kann mich noch gut an die Donnerstagsdemos gegen die Schüsselregierung erinnern. Damals war auch die Botschaft der besorgten Bürgerinnen so ein Informationsknotenpunkt, dieser Kiosk am Heldenplatz mit allen aktuellen Flugis und Neuigkeiten. Gibt es vom Widerst@ndMUND eigentlich noch etwas? andreas sagt: Hallo Renate! Naja, den widerstand@MUND als E-Mail-Bulletin gibt es jetzt schon gut 5 Jahre nicht mehr, aber das Archiv ist im Netz. Findest du hier: http://www.no-racism.net/mund/ lg einer der besorgten bürger ;-)
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Informationswettlauf, Informationsstrategie, Zensur Du bist nicht der Einzige, der sich um Breaking News bemüht und der Information seine eigene Färbung mitgeben will. Informationen können im Rahmen einer Informationsstrategie bewusst zurückgehalten, selektiv und vorrangig an bestimmte Medien und Personen weitergeleitet werden, um einen Informationsvorsprung herzustellen oder um Schwerpunkte zu setzen und anderen Informierenden die Show zu stehlen. Machtpositionen und privilegierte Informationszugänge können in besonderer Weise dazu genutzt werden, um zu überlagern und zu verdrängen, den Zugang zu Informationen zu verhindern oder zu erschweren. Informationsstrategien können genauso darauf abzielen, kritische Expert_innen als uninformiert dastehen zu lassen. Abuse of power comes as no surprise. Kriege werden neuerdings auch ganz bewusst als Infornationskriege geführt. Journalist_innen werden von Kriegsschauplätzen ferngehalten und nur ganz selektiv mit Informationen und Bildern versorgt oder sie werden "eingebettet" und kontrolliert. Auch österreichische Ministerien haben gelernt, dass sich mittels im Stillen vorbereiteter Exklusivpressekonferenzen unter Auswahl nur geladener willfähriger Journalist_innen das diskursive Terrain zum eigenen Vorteil aufbereiten lässt. Gleichzeitig wird Zensur immer in der Welt des World Wide Web schwieriger, wie das Beispiel der 90.000 gehackten Dokumente zum Afghanistan-Krieg zeigt, die im Juli 2010 auf wikileaks veröffentlicht wurden und breites Echo in den Medien fanden.
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Überschätze nicht den Wert deiner Information für dein Publikum, denn sonst sendest du ins Leere. Überschätze nicht die Macht der Information und der Medien, es braucht immer auch die unmittelbaren Aktionen und Konflikte, über die informiert werden kann. Also beschränk dich nicht auf Informationsarbeit. Be part of the action as well. Und hol dir dadurch einen Informationsvorsprung. Begeh nicht den Fehler, fehlerhafte Information zu leugnen oder zu überspielen. Deine Glaubwürdigkeit sicherst du dadurch, dass du Fehler gegebenenfalls schnell richtigstellst. Unterschätze nicht die Möglichkeiten der langsameren bildungsförmige Informationsarbeit, in der der Umgang mit Widersprüchen Platz hat. Die Arbeit an und mit Widersprüchen kann deine medienförmige Informationsarbeit schärfen.
sms, widerst@nd-MUND, Breaking News, Information, iranelection, Sans Papiers, Schwarzblau, Donnerstagsdemos, Mobilisierung, E-Mail Newsletter, Abschiebungen, Protest
Kommentare Boris D. sagt:
lobbycontrol.org
Wikileaks muss natürlich auch vorkommen, klar, ist ja auch in aller Munde. Ich hab übrigens vor kurzem ein Video gesehen, das ich dazu empfehlen kann, Julian Assange bei TED. Interessantes Interview, wird ganz gut erklärt worum es geht: http://bit.ly/wikileaks.html (auf englisch) Guter Beitrag übrigens, war auch was für mich dabei.
Zusammenfassung Um zu politischen Aktivitäten und Aktionen mobilisieren zu können, – und erst recht um in dringlichen Situationen schnell, organisiert und effektiv mobilisieren zu können, – muss in vorausschauender Aufbauarbeit eine Informations- und Kommunikationsstruktur aufgebaut und etabliert werden. Als Aktivist_in oder Organisation gilt es, die eigene Position als glaubwürdigen und relevanten Informationsknotenpunkt zu etablieren und damit Netzwerkknotenpunkt in einer wachsenden Menge Interessierter zu werden. Verbreite Informationen effektiv und effizient, das lockt gute Informationen an. Bereite dich auf die nächste Protestwelle vor insb. durch das Sammeln von Publikum (= Adressen). Nutze neue Medien, denn das steigert die Attraktivität Deiner Information. Betrachte die Selektion, Kombination Verdichtung und Ordnung der Information und als Dienstleistung. Verschaff dir einen Informationsvorsprung, indem du schneller Informationen verbreitest als andere. Inszeniere Konflikte, um die Aufmerksamkeit zu nutzen, die Konflikten allgemein geschenkt wird.
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[..] Ich begann, Sammel-E-Mails zu schreiben, aber dann machte ich einen Blog [..] Renate sagt: Oh herrschaftszeiten, der widerstandMUND newsletter, da werden Erinnerungen wach. Ich kann mich noch gut an die Donnerstagsdemos gegen die Schüsselregierung erinnern. Damals war auch die Botschaft der besorgten Bürgerinnen so ein Informationsknotenpunkt, dieser Kiosk am Heldenplatz mit allen aktuellen Flugis und Neuigkeiten. Gibt es vom Widerst@ndMUND eigentlich noch etwas? andreas sagt: Hallo Renate! Naja, den widerstand@MUND als E-Mail-Bulletin gibt es jetzt schon gut 5 Jahre nicht mehr, aber das Archiv ist im Netz. Findest du hier: http://www.no-racism.net/mund/ lg einer der besorgten bürger ;-)