#sbsm Fallbsp unibrennt

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Selbstorganisation Pressearbeit Gegenöffentlichkeit Autonomie Mediensystem Aktivismus Transparenz Protest

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#unibrennt und die ­Pressearbeit 2.0

Neue Technologien in der Praxis einer zivilgesellschaftlichen Bewegung

«Es ist absurd, aber: selbst der beste Press-Room, den Österreich je hatte, selbst die Audimax-BesetzerZentrale glaubte erst an sich, als "unsere" Medien sie akzeptiert hatten.» Martin Blumenau

Oktober 2009: Das Audimax der Universität Wien wird von Studierenden besetzt. #unibrennt, eine neue soziale Bewegung, ist geboren und dominiert mit Attributen wie «beispielloser Einsatz von Social Media» und «digitale Revolution» die Medien. Im September wird #unibrennt mit dem Prix Ars Electronica 2010 in der Kategorie "Digital Communities" ausgezeichnet. Die #unibrenntAktivist_innen setzen in ihrem Protest auf eine beispiellose Kombination aus modernen Kommunikationstechnologien und klassischer Medienarbeit. Um auf das große Medieninteresse ab dem ersten Tag der Besetzung reagieren zu können, organisierten die Aktivist_innen eine Presseabteilung. Diese betreute nicht nur die Medienvertreter_innen vor Ort, sondern auch alle anderen Kommunikationskanäle: Social Networks, Website, E-Mail-Account und Pressehandy. Web 2.0-Tools wurden sowohl für die interne als auch die externe Kommunikation genutzt. Informationsfluss und Virtualität In der nicht hierarchisch organisierten #unibrennt-Bewegung war die Aufrechterhaltung des Informationsflusses eine der größten Herausforderungen. Selbstverantwortlich handelnde Arbeitsgrup-


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pen gaben ihre Informationen großteils per E-Mail an die Presse AG weiter. Kontaktadressen von Aktivist_innen, Arbeitsgruppen und Medienvertreter_innen wurden in Listen gesammelt und sowohl zur individuellen als auch massenhaften Verbreitung von Informationen genutzt. Anonymität und Personenungebundenheit der E-Mail-Adressen von Arbeitsgruppen waren dabei von Vorteil, sie führten vor allem in der Hochphase des Protests zu hoher Flexibilität und kurzen Reaktionszeiten in der Mobilisierung . Manchmal war allerdings unklar, welche Adressen noch "ansprechbar" waren, und wer tatsächlich erreicht wurde. Vor allem zu Beginn der Besetzung unterstützte der Infotisch vor dem Audimax, den Informationsfluss zwischen den verschiedenen Arbeitsgruppen. Dieses physisch existierende Informations- und Kommunikationszentrum erleichterte auch den Einstieg neuer Aktivist_innen, da Menschen, die sich engagieren wollten, hier persönliche Ansprechpartner_innen fanden. Am Ende der Besetzung war das Fehlen eines solchen Verteilungspunkts deutlich spürbar. Die beim Presseteam eingehenden Informationen wurden über E-Mail, Social Networks und Website, Presseaussendungen und im persönlichen Kontakt mit Journalist_innen weiterverteilt. Um den E-Mail-Verkehr zu erleichtern, halfen Adressenlisten #008 . Gruppiert nach Kontakttypen – zum Beispiel Arbeitsgruppen und Journalist_innen – ermöglichen diese eine schnelle und gezielte Verbreitung von Informationen. Wenn Listen sehr groß werden ist es ratsam, sie in kleinere Portionen (à 300 Einträge) zu unterteilen, da manche E-Mail-Provider über Spam-Filter verfügen, die bei zu großen Massenmails den Account sperren. In der Presse AG wurde der Freemail-Anbieter GMail genutzt. Die gesamte E-Mail-Kommunikation wurde über einen, für alle Mitarbeiter_innen zugänglichen, Account abgewickelt. GMail bietet nicht nur einen beinahe unbegrenzten Speicher, sondern auch einen Kalender, in dem Termine und "Schichten" organisiert werden können, sowie eine Dokumentenverwaltung. In dieser können ohne großen Aufwand wichtige Informationen wie To-do-Listen, Interview-Leitfäden und Ähnliches gemeinschaftlich bearbeitet und für alle zugänglich gemacht werden. Anbieter wie GMail sind von jedem Computer mit Internetanschluss erreichbar, wodurch es relativ einfach möglich ist dezentral zu arbeiten. Der Press-Room der Audimax Besetzer_innen.

1. Einer der unzähligen Medienberichte zum besetzten Audimax und der Neuartigkeit der Protestform von #unibrennt. 2. Ein Kamerateam des ORF-Fernsehens interviewte einen Aktivisten im Presseraum. Die #uni­brennt-Bewegung stellte den Wünschen der Presse und Politik zum Trotz keine Pressesprecher_in ins Rampenlicht. Interviews wurden immer wieder von verschiedenen Personen übernommen, die nie als Sprecher_innen, sondern als Aktivist_innen der Bewegung antworteten. (Foto ©Martin Juen)  3. Im «Prominentenzimmer», wie der Raum neben dem Audimax der Uni Wien heißt, arbeiteten die­ Presse AG, die AG internationale ­Vernetzung, die AG IT, AG Facebook, Fotograf_innen, die AG Doku usw. ­zusammen. (Foto ©sAgd)

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Die Revolution der Social Networks Das Angebot an Social Networks im Internet ist unüberschaubar, dominiert wird der Markt aber von einigen wenigen Produkten. Die Pressearbeit im Audimax konzentrierte sich auf die Giganten des deutschsprachigen Raums. Österreichische Studierende sind vor allem in der Social Community  Facebook #009 anzutreffen, die dortige #unibrennt-Seite hatte schnell rasende Zuwachsraten. Als optimale Verbindung nach Deutschland entpuppte sich vor allem die Facebook-Konkurrenz StudiVZ, die unter deutschen Studierenden sehr beliebt ist. Große Aufmerksamkeit erregte #unibrennt auch durch den Einsatz von Twitter #010 . Zahlreiche Aktivist_innen berichteten unabhängig voneinander von der Bewegung, und die Hashtags #011 #unibrennt, #unsereuni und #audimax dominierten die deutschsprachigen Twittercharts. Das Potenzial von Social Networking-Portalen wie Facebook, StudiVZ und Twitter ist groß, und im Netz finden sich dazu zahllose, bessere und schlechtere, Anleitungen. Einfacher ist es, jemanden zu finden, der schon mit den Funktionen der verschiedenen Angebote vertraut ist. Die Wartung einer erstellten Fanpage in Facebook und StudiVZ ist mit guten Internetkenntnissen dann kein Problem mehr. Erfolg in Twitter hängt vor allem von der Rezeption in der Twitter-Community und der Reichweite der beteiligten User_innen ab. Im Audimax war Twitter vor allem Mittel, um Informationen schnell zu verbreiten sowie um die deutschsprachige Blogosphäre zu erreichen. Die ersten Meldungen von Demonstrationen oder anderen Protestaktionen waren meist auf Twitter zu finden, weshalb das Portal fast ständig im Auge behalten wurde.

#unibrennt auf Facebook Die Facebook-Seite «Audimax-Besetzung in der Uni Wien – Die Uni brennt!» war bald Diskussions- und Informationszentrum für über 30.000 Unterstützer_innen. Regelmäßige Status-Updates zu Demonstrationen, Protestaktionen, Veranstaltungen und vieles mehr, riefen ständig die Anliegen der Protestbewegung in Erinnerung. Die große Partizipation der Unterstützer_innen machte immer mehr Facebook-User_innen auf #unibrennt aufmerksam. Diese relativ aufwendige Facebook-Betreuung wurde in Hochzeiten von drei oder mehr Aktivist_innen gleichzeitig durchgeführt. Bis zu fünf Aktivist_innen waren als Administrator_innen eingetragen und konnten rund um die Uhr und von überall Updates veröffentlichen. Das System der Pinnwand in Facebook, auf der alle User_innen Inhalte veröffentlichen können, verstärkte ebenfalls die Partizipation und führte zu einem, oft sehr wichtigen, Rückfluss an Informationen aus der Bewegung in die Arbeitsgruppe Presse. Ein wichtiger Aspekt der Audimax-Facebook-Seite war von Anfang an die Möglichkeit der Interaktion zwischen Besetzungs-Befürworter_innen und "-Gegner_ innen", die im real besetzten Audimax nicht oft erfolgte. Studierende, welche die Besetzung als Protestform ablehnten, suchten nur selten die Diskussion im besetzten Raum selbst und hatten durch die Facebook-Präsenz der unibrennt-


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9 Bewegung die Möglichkeit, ihre Kritikpunkte anzubringen oder auch einfach nur offene Fragen zu diskutieren. Die Facebook-Administrator_innen hielten sich bei Diskussionen bewusst im Hintergrund und schritten nur ein, wenn es zu Beleidigungen oder sonstigen Verstößen gegen die Netiquette kam. Viele "Fans" nutzten die Facebook-Seite zudem als niederschwelligen Zugang zur Auseinandersetzung mit dem Bildungsthema im Allgemeinen und den Möglichkeiten des Protests.

Die Reichweite einer Seite in einem Social Network hängt von der Einbeziehung der "Fans" ab. Je mehr diese sich mit Kommentaren und Ähnlichem beteiligen, desto öfter scheint die Seite auch bei deren "Freund_innen" auf. Eine gute Social Network-Präsenz ist immer aktuell und fördert aktiv die Partizipation der "Fans". unsereuni.at – Der virtuelle Infotisch Neben dem physisch existierenden Infotisch vor dem Audimax in der Universität fungierte die Website unibrennt.at als zentraler Informationsverteiler. Dort präsentierte sich die Bewegung selbst, veröffentlicht Forderungen, Berichte und Fotos von Protestaktionen , Presseaussendungen und vieles mehr. Hier sind die Links zu allen mit der Bewegung zu tun habenden Webseiten zu finden, zum Wiki und den AG, zu unibrennt.tv , den Websites anderer brennender Unis und vieles mehr. Der Einsatz des Content-Management-Systems Wordpress ermöglichte eine schnell zu erlernende Wartung und eine optimale Vernetzung der Inhalte mit den Social Networks. Die Einschulung von neuen Aktivist_innen in allen verwendeten Kommunikationsmitteln dauerte in der Regel nicht länger als eine halbe Stunde. Um eine funktionsfähige und flexible Website auf die Beine zu stellen, sind Expert_innen unabdingbar. In den ersten Tagen von #unibrennt wurde durch die IT AG, einige Aktivist_innen mit Programmierkenntnissen, Tag und Nacht daran gearbeitet, eine Infrastruktur und Plattform der Größenordnung aufzubauen, wie sie sonst von Professionisten über die Entwicklungszeit eines guten halben Jahres entwickelt würden. In der Bewegung mit der Beteiligung vieler junger Studierender stellte das Erweitern der Funktionalität der unsereuni.at-Plattform kein Problem dar. Neue Medien und traditionelles Pressehandwerk Eigene Onlinekanäle bieten ein Portal für die Öffentlichkeit und schaffen neben dem Informationsaustausch auch eine Unabhängigkeit und Gegenöffentlichkeit zu traditionellen Medien wie Fernsehen, Hörfunk oder den Printmedien. Doch um eine möglichst große Zielgruppe und Öffentlichkeit zu erreichen, darf auch die traditionelle Pressearbeit nicht vernachlässigt werden. Journalist_innen stehen meist unter Zeitdruck und in Zeiten der Onlineberichterstattung sind sie auf schnelle und aktuelle Informationen angewiesen. Ständige, persönliche Erreichbarkeit ist eine wichtige Voraussetzung, wenn man im Mediengeschehen eine Rolle spielen möchte. Ab dem ersten Tag wurde das Pressehandy zum ständigen Begleiter der Studierenden der Presse AG, um für Medienvertreter_innen jederzeit schnell und unkompliziert erreichbar zu sein.

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Bei großen sozialen Bewegungen ist es unmöglich, stets über jeden Schritt der Akteur_innen und jedes Einzelereignis informiert zu sein. Die Studierenden in der Presseabteilung standen immer ­wieder vor der Herausforderung, Fragen beantworten zu müssen ohne alle Details zu kennen. Auch aufgrund der basisdemokratischen Organisation konnten manche Fragen einfach nicht konkret ­beantwortet werden, da Entscheidungen noch ausstanden. Die Bewegung liefert die Bilder und verwaltet das eigene Archiv.

1. Mit «unibrennt.tv» hat die Bewegung einen eigenen TV-Kanal und das Archiv über selbst produzierte Info-Sendungen, Dokumentation von Aktionen, Berichte von Demonstrationen. Jede und jeder kann Videos hochladen.  2. Ob die Unileitung zu Gast war, das Plenum lief oder Jean Ziegler eine Rede im Audimax hält, die Bewegung streamte live ins World Wide Web und zeichnete alles selbst auf.  3. Der eigene flickrAccount von #unibrennt kam in den Besetzungmonaten auf Hunderttausende Aufrufe. Er wurde und wird von mehreren Fotograf_innen befüllt und bot und bietet Fotoalben zu Besetzungen, Demos und Aktivitäten in diversen Universitätsstädten.

Auch Journalist_innen sind sich bewusst, dass es in solchen Bewegungen ohne Führungsriege unmöglich ist, jederzeit über alles informiert zu sein. Besorge dir intern die notwendigen Informationen und ruf den/die Journalist_in zurück – das ist gängige Praxis und kein Grund verunsichert zu sein. Von einer guten Beziehung zwischen Presseabteilung und Journalist_innen profitieren beide Seiten. Dennoch sollte nicht vergessen werden, in Gesprächen die offiziellen von den inoffiziellen Informationen zu trennen – so können Missverständnisse vermieden werden. Informationen schnell in die Medien gebracht Mit Presseaussendungen kannst du den Medien Neuigkeiten und Ankündigungen mitteilen. Bei gut geschriebenen Aussendungen mit einem hohen Nachrichtenwert steigen die Chancen, dass sie für die Berichterstattung übernommen und (online) schnell veröffentlicht werden. Auch Presseaussendungen werden heute per E-Mail versandt und zwar direkt als Mailtext, denn das erspart das Öffnen des Anhangs, und die Gefahr im Spamfilter zu landen wird verringert. Im Betreff sollten die versendende Organisation und ein aussagekräftiger Titel stehen. «#unibrennt: BesetzerInnen bieten Umzug ins Parlament an.» Beispiel einer Betreffzeile, so versandt am 8.12.2009

Journalist_innen bekommen jeden Tag unzählige E-Mails: Je aussagekräftiger der Titel, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass der/die betreffende Journalist_in die Nachricht auch liest. Beim Versenden von E-Mails an größere Verteiler sollten die Adressen stets als BCC versandt werden. Erfolgreiche Pressearbeit beinhaltet eine Kombination von Web 2.0 und klassischen PR-Mitteln. So wird eine große Öffentlichkeit erreicht.


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Presseaussendungen wurden meist von zwei bis drei Mitgliedern der Presse AG geschrieben. Dies ist zwar unüblich, aber basisdemokratische soziale Bewegungen, in denen es keine verantwortlichen Führungspositionen und keine offiziellen Sprecher_innen gibt, sollten als Sonderfall behandelt ­werden.

Einige der intensivsten Momente der #unibrennt-Bewegung waren Videokonferenzen zwischen besetzten Hörsälen in verschiedenen Ländern. Je besser die Vernetzung zu anderen Organisationen oder Bewegungen war, desto einfacher war auch der Informationsaustausch. Ein gutes internes Kommunikationsnetz war deshalb von entscheidender Bedeutung.

Räumliche Trennung war hierbei kein Problem, da Onlineanbieter wie Piratenpad ein gemeinsames Arbeiten an einem Text problemlos ermöglichen: So können mehrere Personen gleichzeitig ein Dokument bearbeiten und jede_r hat zeitgleich die Vorschläge der anderen und die aktuelle Version vor sich. War dies zeitlich nicht möglich, wurde ein aufgesetzter Textvorschlag per E-Mail an andere Mitglieder der Presse AG versandt und um Verbesserungsvorschläge gebeten. War die Presseaussendung versandt, galt es die Medienreaktionen abzuwarten. Eine Evaluierung der Pressearbeit ist essenziell, um sie verbessern und anpassen zu können. Täglich wurde ein Medienspiegel zusammengestellt, welcher die Online-Berichterstattung in Zeitungen und Weblogs beinhaltete. Um schnell auf Aussagen politischer Akteur_innen reagieren zu können, wurden die Medien und OTS-Meldungen stets im Auge behalten. Das Zusammenstellen des Medienspiegels diente nicht nur der Evaluation, sondern war auch ein wichtiger Beitrag zur Archivierung und chronologischen Nachvollziehbarkeit der Ereignisse. Kooperationen mit Fotograf_innen und Videojournalist_innen #unibrennt arbeitet bis heute mit professionellen Fotograf_innen und Videojournalist_innen zusammen. Sie hatten während der Besetzung uneingeschränkte Film- und Fotografiemöglichkeiten innerhalb der Bewegung, wir durften im Gegenzug kostenlos ihre Werke nutzen. Die Fotos wurden auf Flickr #012 , die Videos auf YouTube #013 veröffentlicht. Von einer guten Zusammenarbeit mit Fotograf_innen und Filmemacher_innen können beide Seiten profitieren: Bei Anfragen von Journalist_innen nach Fotos und Videomaterial muss immer auf die Urheberrechte verwiesen und das Copyright beachtet werden. Einen direkten Kontakt zu den Urheber_innen herzustellen ist empfehlenswert.

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Das Plenum im Live-Stream Eine der großen und schnell bekannt gewordenen Neuheiten der #unibrennt-Bewegung war die Übertragung aller wichtigen Ereignisse ins Internet via Live-Stream #014 . Dies begann bei den Plena und ermöglichte Tausenden Unterstützer_innen, die nicht physisch vor Ort sein konnten, die Diskussionen und Entscheidungen zumindest live mitzuverfolgen. Bald war der dieser neu gesetzte Standard der LiveÜbertragung ständiger Begleiter. Übertragen wurde bei Konzerten und Diskussionsveranstaltungen, bei Demonstrationen und von Protestaktionen. Live-Stream Kanäle gab es nicht nur aus dem Audimax sondern oft mehrere nebeneinander von verschiedenen Schauplätzen. Diese beinahe lückenlose Öffentlichkeit der Bewegung war nicht von allen Aktivist_innen gern gesehen und führte immer wieder zu hitzigen Diskussionen. Regelmäßig setzte sich dabei aber die Meinung durch, dass ein authentischer und autonomer Zugang zu Öffentlichkeit für #unibrennt von essenzieller Bedeutung war. Auch die im Lauf der Zeit schwindende Beteiligung an den Plena wurde von manchen auf die Übertragungen zurückgeführt, schließlich konnte man alles auch bequem von zu Hause, weit ab von der Stadt und auch aus dem Ausland aus verfolgen. Trotz aller Kritik verbreitete sich das Phänomen des Live-Streams über die Bewegung #unibrennt hinaus. Die Aktivist_innen der #unibrennt-Bewegungen setzten einen Live-Stream beim ministeriellen Hochschuldialog durch. Dieser einmal etablierte Standard für Transparenz etablierte sich sowohl bei den Hörsaalbesetzungen im ganzen deutschsprachigen Raum als auch bei Demonstrationen und Aktionen. Und auch viele andere "offizielle" Veranstaltungen wie die «Armutskonferenz» ­werden heute live im Internet übertragen.

Interne Organisation und Kommunikation Auch eine basisdemokratische Bewegung braucht Menschen, die sich dafür verantwortlich fühlen, dass die offiziellen Kanäle genutzt und mit Informationen versorgt werden. In der #unibrennt Presseabteilung wurde dies durch ein Koordinations-Team sichergestellt, das stets den Überblick behielt. Ein (wechselndes) Koordinations-Team ist von Vorteil und stellt einen internen reibungslosen Ablauf sicher. So wird keine Aufgabe vergessen und die Öffentlichkeit optimal informiert. Um die wichtigsten internen Informationen austauschen zu können, fanden regelmäßige Meetings statt, die telefonische Erreichbarkeit der einzelnen Presse AG-Mitglieder ermöglichte eine schnelle und zuverlässige Kommunikation. Besondere Synergien entstehen, wo alte Methoden mit neuen Technologien verknüpft werden. Persönliche Kommunikation bleibt zwar entscheidend für soziale Bewegungen, kann aber durch neue Technologien wie die Internettelefonie kostenneutral über internationale Grenzen hinweg stattfinden. Programme wie Skype #014 unterstützen auch Videotelefonie und Konferenzschaltungen.

Präsenz & Transparenz im Web, Stärke ab der ersten Minute.

1. Tweets aus den ersten Tagen der Besetzung des Audimax. Über Twitter verlinkt und mit Mobiltele­ fonen aufgenommen, gelangten sofort erste das Geschehen dokumentierende Live-Streams und Fotos nach ­außen.  2. Wenige Minuten nach dem Beschluss, das Audimax besetzt zu halten, ging bereits die FacebookSeite der Besetzung online und wurde zu einem Kommunikationskanal der Bewegung.  3. Die provisorische #unibrennt-Website der ersten Stunden, das «Freie Bildung» Blog. Noch in den ersten Tagen ging «unsereuni. at» ans Netz und wurde binnen kurzer Zeit zu einer höchst gerankten Website.


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Zusammenfassung

Kommentare

Es verwundert, dass der erfolgreiche Einsatz neuer Technologien die Öffentlichkeit und die bildungspolitischen Verantwortungsträger_innen derart überraschte. #unibrennt war der erste große Protest einer Studierendengeneration, für die das Internet allgegenwärtig ist und diverse Web 2.0-Tools alltägliche Kommunikationsmittel sind. Studieren ist ohne E-Mail und E-Learning-Plattformen, Facebook und Twitter nicht mehr vorstellbar. Jede Generation bedient sich der Mittel, mit denen sie aufgewachsen ist, und so setzten junge Studierende auch im Protest stark auf neue Kommunikationstechnologien. Die Aktivist_innen von #unibrennt waren aber stets bemüht, neue Technologien mit bewährter klassischer Pressearbeit zu verbinden. Facebook, Twitter, GMail und andere können die Arbeit zivilgesellschaftlicher Bewegungen erleichtern und ihre Reichweiten beträchtlich erhöhen. Kundige Aktivist_innen sind in der heutigen Zeit einfach zu finden. Bei aller Begeisterung für neue Technologien sollte aber die klassische Pressearbeit nicht vergessen und der Wert persönlicher Kommunikation nicht unterschätzt werden.

Besetzerin_aus_Innsbruck sagt:

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sowimax.at

Starke Aussage, wie war die gemeint? Wann bzw. wo soll Martin Blumenau denn das ­gesagt haben? Ich meine das Eingangszitat ... Infopoint Audimax sagt:

twitter.com/infopointaudim

ihi @Besetzerin_aus_Innsbruck: Blumenau hielt bei den Sommergespräche 2010 in der Waldviertel-­ Akademie in Weitra einen Vortrag. Eigentlich ging's gar nicht um #uni­ brennt, sondern um das Jungsein allgemein, Diskursverweigerung und mit was man sich heutzutage so rumschlagen muss. Interessant zu ­lesen: http://fm4.orf.at/stories/1662943 Rector Karl Hermann des ISTA sagt:

ista.co.at

Verschiedene E-Mailverteiler, sortiert nach Themen/Ressorts ermöglichen eine zielgerichtete Arbeit. Haltet die Verteiler aktuell, versucht sie zu erweitern, tragt aber auch Personen aus, die keine E-Mails mehr bekommen wollen.

Der Prix Ars Electronica wird schon seit Mitte der 80er in Linz verliehen. Es ist einer der weltweit wichtigsten Preise für Technologie und Kunst. Die Kategorie “Digital Communities” wird erst seit 2004 vergeben, damals mit dem würdigen Gewinner “wikipedia”.

E-Mails an mehrere Empfänger als BCC verschicken.

Bemerkenswert ist, dass jetzt mit #unibrennt eine soziale Bewegung, nichts anderes als ein chaotisches politisches Ereignis ausgezeichnet wurde. Aber naja.

Eine enge und funktionierende Vernetzung ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit, sowohl im Team und zwischen Aktivist_innen als auch mit Journalist_innen. Lade Fotograf_innen zu Aktionen ein, haltet sie mit Ankündigungen am Laufenden und stellt ihnen nach Möglichkeit vor Ort Internetzugang, Speicher- und Bearbeitungsmöglichkeiten für ihr Material zur Verfügung. Von einer guten Beziehung mit Fotograf_innen profitieren alle Seiten.

Coppelius sagt:

twitter.com/coppelius

Rhizomorph war dabei und hat gebloggt: rhizomorph.wordpress.com/ arsbrennt/ … ich sag nur eins: arsbrennt ;-) Kossma sagt:

twitter.com/kossma

Virtuelle und Online-Kommunikation nach innen und außen reicht nicht aus: Persönliche Kontakte und Zusammenarbeit sind wichtig.

Die Bilder von den Tweets und Facebook Einträgen der ersten Stunden sind ja nett!! Im Text nicht erwähnt, aber es gibt eine interessante Analyse von Gerald Bäck und Max Kossatz zum Phänomen #unibrennt auf Twitter: bit.ly/unibrennttwittert

Interne Informationen werden nicht nach außen gegeben. Offenheit und Ehrlichkeit fördern das Vertrauen zu Journalist_innen, noch wichtiger ist aber, dass innerhalb der Gruppe der Aktivist_innen vertrauenswürdige Kommunikation gesichert ist.

Allein in den ersten vier Wochen gab es 66.379 Tweets zum Thema - und da war die Audimaxbesetzung in Wien noch lange nicht beendet. In der ersten Besetzungswoche waren übrigens #unibrennt, #unsereuni und #audimax in den Top 5 der getwitterten Hashtags. Und was die Facebook-Seite «Audimax-Besetzung» betrifft, da darf nicht vergessen werde, dass zusätzlich zur der ersten und wirklich innerhalb kürzester Zeit sehr wichtigen Kommunikations-Plattform noch eine Vielzahl weiterer Facebook-Seiten eingerichtet wurden, für Unis in Österreich, Deutschland und der Schweiz.

Urheber- und Persönlichkeitsrechte bei Film- und Fotomaterial sind nicht auf die leichte ­Schulter zu nehmen. Audimax, unibrennt, unsereuni, Bildung, Protest, Besetzung, Hochschulen, Studierende, Selbstorganisation, Selbstverwaltung, Audimaxbesetzung, Studierendeproteste, Social Media, arsbrennt, Ars Electronica


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