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„Profis begleiten Jugendliche bei der Entdeckung von Aachen und Heerlen.“ Mit diesen Worten fasst Sibylle Keupen, Leiterin der Bleiberger Fabrik, das Kulturprojekt „SNAPSHOT Next Generation Europe“ grob zusammen. Von August 2019 bis Juni 2020 fand die Reihe mit insgesamt drei Workshops und circa 50 Jugendlichen im Alter von 14 bis 20 Jahren statt. Entstanden ist das Projekt als Kooperation zwischen der Jugendkunstschule der Bleiberger Fabrik und des Vereins Art in Contexture aus Heerlen. Die Idee hinter den Workshops war, Jugendliche aus Deutschland und den Niederlanden mithilfe von Streetart durch das Medium Fotografie und Video näher zusammenzubringen. Dabei wurden die Veranstalter nicht nur vom NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft unterstützt, sondern außerdem durch den Fonds Soziokultur, den Fonds voor Cultuurparticipatie, die Provincie Limburg, die Gemeente Heerlen sowie die Stadt Aachen gefördert. Ein solches Begegnungsprojekt über Ländergrenzen hinweg sei besonders wichtig, da vor allem die jungen Aachener trotz der Nähe zum Nachbarn häufig nur wenig Bezug zur nieder

ländischen Kultur hätten, meint Sibylle Keupen. Man fahre meistens eben nur zum Einkaufen über die Grenze; so richtig in Kontakt mit anderen komme man aber nicht. Aus diesem Grund wurden die Workshop-Teilnehmer aufgefordert, nicht nur Urban Art in der fremden Stadt kennenzulernen, sondern auch die eigene Heimat neu zu entdecken und aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Generell gibt es in Aachen ja Text: Janneke Wergen, Fotos: Styler

eher wenig Streetart beziehungsweise nur sehr vereinzelte Projekte in dem Bereich. In Heerlen findet dagegen mit Hilfe des Vereins Art in Contexture schon ein kleiner Umschwung statt. In den einzelnen Workshops hatten die Jugendlichen die Chance, mit der Kamera erst sämtliche Eindrücke aus der eigenen Stadt zu sammeln und diese dann später den Nachbarn vorzustellen. So konnte sich jeder ein persönliches Bild von der Heimat des anderen machen.

Den Auftakt machte der erste Workshop im August 2019 in Heerlen. Dort findet jährlich „The Notorious IBE“ statt, eines der größten Breakdance-Events weltweit, bei dem die ganze kleine Stadt zur riesigen Bühne wird. Heerlen lebt von diesem Festival, denn nicht nur die Kulturszene, sondern auch Hotels, der Einzelhandel und Gaststätten profitieren von der Veranstaltung. Was der CHIO für Aachen bedeutet, stellt das IBE für Heerlen dar. Nur dass es sich eben um ein junges, modernes Kulturevent handelt, welches noch mehr verdeutlicht, dass Streetart für die Niederlande schon länger kein Nischenthema mehr ist. Laut Sibylle Keupen

können wir Deutsche von dieser Veranstaltung noch viel lernen – so viel Potenzial stecke in dieser jungen Kultur, so belebend und erfrischend wäre ein solches Event auch für Aachen. Und gerade eben bei diesem Festival erhielten die Jugendlichen im Rahmen des Workshops die Möglichkeit, die Tänzer, Teilnehmer und Zuschauer sogar im Backstage-Bereich zu begleiten und ihre Eindrücke auf Fotos festzuhalten. Mithilfe des Künstlers Little Shao wurden am Ende alle Bilder gesammelt und die besten ausgewählt.

In den Herbstferien im letzten Jahr gab es dann den zweiten Workshop in Aachen. Die Bleiberger Fabrik als Standort bot da nicht nur unmittelbare Nähe zur Innenstadt, sondern auch die originelle Kulisse mit vielfältigen Graffitis direkt vor der Tür. Dabei halfen den Jugendlichen diesmal die Aachener Künstler Styler 007-0815 und Greezy und gaben Tipps und Ratschläge bei den Aufnahmen. Der dritte und letzte Workshop fand im Januar 2020 wieder in Heerlen statt. Als professioneller Helfer stand zu der Zeit der niederländische Fotograf Tijmen Ballieux den Teilnehmern zur Seite. Insgesamt 50 Jugendliche aus Deutschland und den Niederlanden waren beim Projekt dabei; einige sogar bei allen drei Workshops. Zur Verständigung gab es einen Mix aus Deutsch und Niederländisch, meistens wurde jedoch einfach Englisch gesprochen. Bei Schwierigkeiten war auch immer ein pädagogischer Sprachmittler anwesend, im Allgemeinen verliefen die Kontaktaufnahmen jedoch sehr gut. Bei der Veröffentlichung der fertigen Werke machte Corona den Verantwortlichen leider einen Strich durch die Rechnung. Man hatte eine Ausstellung in der Aula Carolina oder sogar eine Einrichtung der Bilder in leerstehenden Läden als eine Art Schnitzeljagd durch die Stadt geplant – so musste nun aber improvisiert werden. In Heerlen findet man derzeit eine Auswahl der Werke im Maankwartier, einem neuen Stadtquartier zum Einkaufen und Wohnen in der Nähe des Bahnhofs. Hier in Aachen fiel die Entscheidung schließlich auf das alte Lust-forLife-Gebäude. Sibylle Keupen ist begeistert über den Standort und das endgültige Resultat. Sie sieht das Gebäude auch als späteres Kulturzentrum mit Platz für Veranstaltungen, Secondhand-Shops, kleinen Cafés, eventuell auch Ansätzen einer Bibliothek oder Volkshochschule und sogar Skatemöglichkeiten auf dem Dach. Insofern sei die Wahl des Standorts mehr als bewusst und lenke die Aufmerksamkeit auf den Appell: Hier könnte mehr passieren!

Die gesamte Auswahl der fertigen Projektergebnisse findet man außerdem noch in digitaler Form auf der Website von Snapshot NGE. Zukünftig seien bisher auch aufgrund von Corona noch keine weiteren Workshops geplant, spätere Zusammenarbeiten zwischen der Bleiberger Fabrik und dem Verein Art in Contexture wird es aber sicherlich geben. Sowohl Heerlen als auch Aachen habe viel von der Kooperation gelernt und beide Städte sehen das Gesamtprojekt als richtige Win-win-Situation. Sibylle Keupen hofft außerdem, dass Aachen von der Offenheit Heerlens für die Urban-ArtSzene profitiert, lernt und etwas von der Kultur und der jungen Power auch in die eigene Stadt lässt. Denn für sie heißt es immer: „Wenn man sich aus dem eigenen Kosmos herausbewegt, dann entdeckt man immer neue Sachen und gewinnt auch noch dabei.“

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