Kommunikaze 12: Mythos Pferd

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DEZEMBER 2004

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facts & fiction

KOMMUNIKAZE

AUSGABE 12

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DEZEMBER 2004

KOMMUNIKAZE

AUSGABE 12

Pferde

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facts & fiction

Tiere, die in die Wurst kommen.


Wenig weihnachtlich.

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EDITORIAL W

o andere dieser Tage gepflegte Weihnachtsstimmung verbreiten und von Puderzuckerschnee und Spekulatius fabulieren, bleibt Kommunikaze eher bodenständig. Denn wie sollte man das Weihnachtsbäckereispektakel der letztjährigen Weihnachtsausgabe wohl überbieten? Ganz recht: gar nicht. Deshalb gibt sich die diesjährige Dezemberkommunikaze bewusst unweihnachtlich, aber sei s drum: Statt Besinnung und Festtagslaune hagelt es bei uns Innovationen: Die erste Neuheit besteht darin, dass diese Ausgabe endlich mal wieder pünktlich erscheint. Außerdem erfüllt die Redaktion sich und Euch einen lang gehegten Wunschtraum und macht unser aller Lieblingstier zum Titelthema: Die Kommunikaze-Schreiberlinge erzählen ihre schönsten Pferdegeschichten -- seid versichert: Da kommt mehr zusammen, als Ihr alle jemals wissen wolltet. Die dritte Innovation im Bunde liefert dann die Tatsache, dass wir ein Alternativcover, das es nicht ganz bis auf die Titelseite geschafft hat, ganz exklusiv auf Seite 2 drucken - das macht diese Ausgabe natürlich zum unbezahlbaren Sammlerstück...oder so... Wer dann trotz alledem noch ein paar weihnachtliche Gedanken loswerden will, der denke bitte demütig an die Kollegen Paulin und Grundorf, deren Martyrium in den USA noch bis kurz vor Heiligabend andauert. Uns kann s allerdings recht sein, liefern die beiden doch noch einmal herrlich Abgründiges aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten -wenn auch um den Preis der geistigen Gesundheit (siehe Bild!). Zuguterletzt wünschen wir Euch natürlich trotz allem ein frohes Fest und einen guten Rutsch nach 2005. Vorfreude lohnt sich, denn im Januar wird mal wieder Geburstag gefeiert -- Kommunikaze wird 2, und Ihr dürft gespannt sein! Euer Kommunikaze-Team

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Bis dahin spannende Lektüre wünscht

Paulin & Grundorf: Irgendwann wirst du bekloppt!


IN H ALT 4

EvENTS

TITEL

Mythos Pferd

F ACTS

ab Seite 5

FICTION

Reise in die USA II

Seite10

Zeitschrift für Facts & Fiction

Autoren:

Sonja Giese Peter Loeks Tobias Nehren

Auflage: Realisation:

400 Exemplare Druckerei Klein, Osnabrück

Redaktion:

verantwortlich Finanzen: Layout/Satz: Fotos:

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Jan Paulin JP (ViSdP) Stefan Berendes SB Darren Grundorf DG Ines Bethge IB Anna Groß AG Ronny Kamrath RK Sven Kosack SK Stephanie Schulze ST Michael Weiner MW Nicolai von Ondarza NvO

Just Visitin Seite 14 Mein Leben mit Jonas Kilx Seite 17

fürJan Paulin Stefan Berendes Darren Grundorf

Die mit Namen gekennzeichneten Beiträge geben nicht zwingend die Meinung der gesamten Redaktion wieder. Für den Fall, dass in diesem Heft unzutreffende Informationen publiziert werden, kommt Haftung nur bei grober Fahrlässigkeit in Betracht.


TITEL

Pferd

Mythos

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Lange hat es gedauert, nun ist es endlich soweit: Kommunikaze widmet sich dem wohl nobelsten aller Tiere, dem Pferd. Wild und doch majestätisch, edel und ungezähmt und dabei doch voller Wärme. Unsere Autoren graben in den tiefsten Winkeln ihrer zerrütteten Seelen und fördern ihre eindrücklichsten Erlebnisse mit Pferden zutage -- nichts Geringeres sind wir diesen traumhaften Tieren immerhin schuldig! Aber lest selbst:

Einmal war mein Lieblingstier Pferd

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ch hatte schon auf verschiedenste Weise versucht, mich Jutta Stallmann zu nähern oder ihr zu imponieren. Jedoch zeigte sie sich von meinem komplett beklebten Panini-Sammelalbum der Fussball-Weltmeisterschaft 1990 (nur der italienische Ersatztorhüter fehlte) ebenso wenig beeindruckt, wie von meinem Versuch, mir durch einen riskanten Aufschwung-Unterschwung mit Rolle vorwärts-Absprung-Stand rechts am Stufenbarren bei den Bundesjugendspielen doch noch die begehrte Ehrenurkunde mit der Unterschrift von Bundespräsident Richard von Weizsäcker zu sichern. Vielleicht lag es am italienischen Ersatztorhüter, vielleicht am missglückten Unterschwung und der anschließenden Rolle seitwärts-Fall vom Stufenbarren-Armbruch links, dass Jutta Stallmann mich weiterhin ignorierte. Zu meiner Zufriedenheit hatten aber die anderen Jungen ebenso wenig Glück bei Jutta Stallmann wie ich selbst, und ihr Imponiergehabe beim Verprügeln der Parallelklasse konnte sie ebenso wenig begeistern wie meine Versuche am Stufenbarren. Jutta war anders. Es kam aber der Tag an dem Jutta Stallmann im Sachunterricht bei Frau Wöller-Schrabenbrecht ein Referat über Pferde hielt. Natürlich klebten alle Jungen unserer Klasse an ihren Lippen, als sie über das Füttern und das Reiten sprach und von ihrem Pferd Lotus erzählte. Sie hatte ein Foto mitgebracht, das sie und Lotus zeigte. Lotus: ein Pferd, ein braunes, mit schönen, großen, schwarzen Augen. Eine dunkle, majestätische Mähne legte sich über den fürstlich herausgeputzten Pferdekopf, und der kräftige braune Unterbau trug Jutta, Jutta Stallmann, die in ihrem Dressurkostüm


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Walter und die Wale

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anu, denkt hier zu recht der Leser, es soll doch um Pferde gehen, warum denn dann um Gottes Willen Wale? Gemach, gemach, es wird sich alles klären: Die Annäherung an den Topos Pferd gelingt mir einzig über freies Assoziieren, und das führt wiederum unausweichlich zu Walen. Aber ich greife vor Pferde also, diese herrlichen Tiere: Mein erstes Erlebnis mit Pferden war

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graziös die Zügel hielt, während der Wind durch ihre goldenen Locken führ und ihr den Nacken kitzelte, was sie zu einem leisem Lächeln bewegte, dieweil Lotus gedankenverloren, vielleicht verliebt, über die weite Wiese blickte, weil er wusste, welche Pracht, welche Schönheit, da die Beine über seinen Rücken legte. Ich wollte auch ein Pferd. Ein Pferd, einen Hengst, mit einem ebenso schönen Namen, vielleicht Nabucco oder Abaluga , mit einem kräftigen Körper, ein schnelles Pferd, eines das springen kann. In meinen Tagträumen malte ich mir aus, wie Jutta Stallmann und ich zusammen daherritten. Zunächst nur, wie wir über die Felder unseres Dorfes ritten, später, wie ich sie mit Nabucco aus einem Hinterhalt befreie, wie ich auf Abaluga daherreite, um Lotus aus den Händen einer fiesen Pferdewurstmafia zu befreien, ich träumte, wie sie und ich eine Postkutsche überfallen und einem Haufen Banditen davonreiten und ich träumte, wie ich sie wie ein Siegfried aus den Klauen eines Drachen befreie, sie in meinen Armen auf Nabatoccu oder Abaschucco vor den Sachsen noch gerade in Sicherheit bringen kann, ehe mich ihr König in Gefangenschaft nimmt, und ich Harfe schlagend im Schlangenturm den Heldentod sterbe, während Jutta Stallmann am Hofe bittere Tränen vergießt. Allerdings kauften mir meine Eltern nie ein Pferd, und so ingorierte mich Jutta Stallmann auch weiterhin. Heute sieht Jutta Stallmann selber aus wie ein Pferd, und das einzige, was auf dem letzten Klassentreffen noch an ihren Lippen klebte, war eine Herpesentzündung im rechten Mundwinkel. Pah! Jutta Stallmann. DG


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TITEL frühkindlich und infolgedessen fast zwangsweise traumatisch. Mein Großvater hielt es beim sonntäglichen Waldspaziergang für eine hervorragende Idee, mir einen Sitzplatz auf dem Pferd einer zufällig vorbeikommenden - respektive -trabenden - Reiterin zu verschaffen. Ich wehrte mich nicht energisch genug und fand mich - schwups - auf den Rücken der aus meiner kindlichen Perspektive etwa 900 Meter hohen Reitbestie verbracht. Da saß ich dann und schrie wie am Spieß vor halbgeformter Existenzangst , dieweil die für die ganze Bredouille verantwortlichen Erwachsenen daneben standen und herzhaft lachten, wie nur Menschen lachen können, die der diffusen kindlichen Angst vor allem und jedem schon zu lange entwachsen sind. Nun ist mein Großvater natürlich ein herzensguter Mensch, einzig: Das Prägende dieser ersten Begegnung hat sich ihm wohl bis heute nicht so recht erschlossen. Ähnlich grenzwertig ging es weiter: Zu Beginn des Studiums wird in lokkerer Runde über Hobbies geredet, und eine Kommilitonin gibt zu Protokoll, es werde Zeit, dass sie endlich mal wieder Stiefel und Peitsche anlege. Das wiederum lässt in meinem von präsexualisierter Ahnungslosigkeit geprägten Kopf groteske Bilder aufblühen. Die Erleuchtung, bei dem von ihr so leidenschaftlich geschilderten Hobby könne es sich um das Reiten (auf Pferden!) handeln, schlägt verlässlich zweieinhalb Minuten zu spät in meiner Großhirnrinde auf, doch da hat das ehedem unverfängliche Gespräch schon eine Wendung hin zum Abgründigen vollzogen Eine Entspannung in meinem Verhältnis zu Pferden ist indessen erst unlängst eingetreten: Mein Nachbar Walter besitzt ein erhebliches Freigelände, auf dem allerlei Viehzeug ein Leben fernab von Legebatterie, Hormonspritzen und Besamungsstation führen darf. Unter ihnen ist auch eine Stute, die Walter durch beherzte Intervention vor einer Zukunft als Qualitätssalami gerettet hat. Das Tier ist eine rechte Schindmäre, die bei Walter endlich stimmt s mal im engsten Wortsinn - ihr Gnadenbrot frisst, sich mir gegenüber aber immer grundanständig verhalten hat, was meinem Vertrauen in Pferde an und für sich neue Nahrung gibt. Faszinierend auch stets Walters Zwiesprache mit dem Tier, das selbst leiseste Kommando aus über 500 Meter Entfernung registriert und kommentarlos in die Tat umsetzt. Überhaupt lässt Walters magische Fähigkeit zur Kommunikation mit allem, was blökt, muht und röhrt, mich den Tag fürchten, an dem er seine Aufmerksamkeit den Walen zuwenden wird, um mit ihnen gemeinsam die Weltherrschaft an sich zu reißen. Ein Glück, dass Walter einstweilen bei Pferden bleibt SB

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Pferdewurst

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ch finde, es ist ein schwieriges Thema. Ein überaus schwieriges sogar. Doch ich finde, an dieser Stelle muss es angesprochen werden. Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, aber es gibt da Menschen, die essen... nun ja, die essen Pferde. Und den überwiegenden Teil meines Lebens wusste ich das gar nicht. Doch für alles im Leben gibt es eine Zeit: Es kommt die Zeit, da einem eröffnet wird, dass man gar nicht vom Storch auf der Türschwelle abgelegt wurde, dass der Weihnachtsmann immer Onkel Klaus im roten Mantel war, und analog dazu erfährt man gleich, dass es weder den Osterhasen noch die Zahnfee wirklich gibt. Die ganze Zeit haben einen die Erwachsenen beschissen. Einmal bin ich noch der grausigen Wahrheit entronnen. Das war, als ich mit meinen Eltern bei meinen Großeltern war, und meine Oma mir auf Anfrage mitteilte, es gäbe Spätzle zum Mittag. An jenem Tag sah ich in meiner Phantasie sogleich meine Oma, meine liebe Oma, mit der umgebundenen Schürze in den Garten gehen, wo sie mit Brotkrumen einige der putzigen braunen Gesellen anlocken und ihnen mit einer schnellen Handbewegung den Hals umdrehen würde, um eine Stunde später ein großes Tablett gebratener Sperlinge zu servieren. Nach einigen Wirren konnte mir glaubhaft weißgemacht werden, dass es sich bei Spätzle um ein süddeutsches Nudelgericht handelte, das mir als Norddeutschem unbekannt war, und mitnichten um gebratene Spatzen. Doch einige Jahre später sollte die Gelegenheit kommen, bei der sich das angestaute Entsetzen über grausliche Essgewohnheiten Bahn brechen konnte. Es war der neunhundersoundsovielte Bremer Freimarkt. Wie immer waren wir mit ein paar Freunden dort gewesen, wie immer hatte ich, während sie sich in sich schnell bewegenden Stahlkolossen ordentlich hatten durchschütteln lassen, alle Brillen und Geldbörsen haltend neben dem Fahrgeschäft gewartet, und wie immer hatten wir darüber diskutiert, wo im Top Spin nun Motoren und wo nur Bremsen angebracht waren. Und wie immer hatten wir uns gegen Ende des Freimarktbesuches noch was zu Essen gekauft. Champignons, Zuckerwatte, Eis wie Sahne. Doch


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dann, ganz und gar nicht wie immer, meinte mein Freund Bernhard, er habe dieses Jahr noch gar keine Pferdewurst gegessen und er müsse das unbedingt noch tun, und da vorne wäre ja auch schon der Stand, an dem es das Objekt seiner Begierde zu kaufen gäbe. Was genau, mein lieber Bernhard, willst du essen? Eine Wurst aus Pferdefleisch? Plöpp, fällt das Eis wie Sahne aus der Hand, die Zuckerwatte klebt an des Vordermanns Jacke. Pferdewurst? Das kann doch wohl dein Ernst nicht sein! Doch, es war sein Ernst, und wie er nun am Stand seine Pferdewurst aß, entwickelte sich ein neues wie immer der Freimarktsbesuche, denn für meinen Freund Bernhard und alle Umstehenden gut vernehmbar, tue ich jedes Mal mein Unverständnis über den Konsum von Pferdefleisch kund. Pferde haben schon so viel für den Menschen getan. Sie haben geholfen, Amerika zu erobern, sie haben geholfen, die Äcker zu pflügen. Sie sind gute Arbeitstiere in der Forstwirtschaft und außerdem unsere Freunde ( und kein Futter!). Und jedes Mal klärt mich mein Freund Bernhard, genüsslich an einem Zipfel schrumpeliger, rötlicher Pferdewurst kauend, auf, dass es nur sinnvoll sei, die Pferde nach einem frohen Leben auf der Koppel eben noch zu Wurst zu verarbeiten. Viel besser, als Schweine und Rinder dafür zu züchten, einzupferchen und sie, nachdem sie nicht ein Mal die Sonne erblickt haben, im eigenen Darm zu verspeisen. Von Hühnchen ganz zu schweigen. Außerdem äßen die Menschen in anderen Teilen der Welt noch ganz andere Tiere. Hunde, Katzen, Kängurus, Insekten, Papageien, Schildkröten und weiß der Henker, was noch alles. Ich habe sogar unlängst im TV gesehen, dass es in Hongkong einen Penis-Imbiss gibt, wo man sich an den Fortpflanzungorganen diverser Spezies gütlich tun kann. Und erst heute habe ich gelesen, dass die Isländer traditionsgemäß am Abend vor Weihnachten vergammelten Stachelrochen in ausgelassenem Schafsfett braten und verzehren. Ja, toll, Ihr habt ja alle Recht. Esst doch Pferde oder gar kein Fleisch! Aber habt Ihr dabei eins bedacht? Wer isst bitte Menschenaffen? Menschenaffen sind uns nämlich auf der Treppe der Evolution dicht auf den Fersen und in ein paar Millionenmilliarden Jahren schubsen sie uns von der obersten Stufe runter. Außerdem rächen sie sich dann an uns für all ihre Kameraden, denen wir bei Tierversuchen Elektroden in die Köpfe gedreht haben, um zu gucken, ob sie mit den Armen wedeln, wenn man sie an eine Autobatterie anschließt. Dann kommen wieder alle an und jammern rum. Aber dann ist es zu spät, dann können wir nicht mehr abhauen, denn die Pferde, auf denen wir fortreiten könnten, haben wir alle aufgefressen. MW

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[IRGENDWAS MIT AMERIKA 2]

Bevor Darren Grundorf (Text) und Jan Paulin (Bild) Weihnachten von ihrer großen Reise durch die USA heimkehren dürfen, berichten sie in dieser Ausgabe ein zweites und letztes Mal exklusiv aus New Jersey. Unsere Berichterstatter haben zwar in den letzten Wochen jegliches Vertrauen in Land und Leute, 200 Dollar im Casino (Paulin), sowie eine gesunde Darmflora (Grundorf), jedoch nicht ihre Begeisterung an ihrer schönen, schönen Fahrt durch die USA verloren. Fahrt in die USA - Teil II

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merika, Vereinigte Staaten von! Noch immer sind wir hier, und es ist Winter geworden in Glassboro, New Jersey, wo wir seit nunmehr drei Monaten leben (müssen), um Eindrücke von einer unzivilisierten und fremden Kultur zu sammeln und damit die Seiten einer drittklassigen Osnabrücker Studentenzeitschrift zu füllen. An den Gegebenheiten hat sich außer der Jahreszeit nicht viel geändert. Ehemals bunte Eichen und Buchen recken ihr kahles Geäst nun müde über das blasse Grün der Wiesen, wo die letzten Eichhörnchen die letzten Eicheln in die Erde drücken oder im Laub miteinander kopulieren, bevor es zu kalt für derlei Dölmereien wird. Viele von ihnen haben sich aber für die kalten Wintermonate schon auf den Weg nach Florida oder Mexiko gemacht und uns in diesem toten Nest zurückgelassen. Auf den Straßen Glassboros passiert weiterhin rein gar nichts, und dort umherzugehen, ist langweilig und nicht einmal halb so spannend wie durch Dörfer Sachsen-Anhalts zu spazieren, wo immerhin noch die Chance besteht, von arbeitslosen Jugendlichen vorm Jugendtreff angepöbelt zu werden. Zu unserer Überraschung fanden wir dann aber die Tage tatsächlich so etwas wie ein Cafe in unserer Wahlheimat, dass allerdings Show & Tell: Grundorf imitiert eines der nicht die Größe hat, um dort mit mehreren Leu- beiden deutschen Eichhörnchen (das größere).


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ten gleichzeitig einzukehren, um eine Tasse Kaffee zu bestellen. New Jersey ist aber ohnehin nicht gerade der amerikanische Bundestaat, der einem Reisendem einen bunten Strauß an Attraktionen bietet, und der Geheimtipp eines Bekannten, ein Besuch im Glasmuseum in Millville, war dann auch nicht das große Los und kam in etwa dem Unterhaltungswert einer Fahrt in der Wuppertaler Schwebebahn oder dem Besuch im Meller Wildschweinpark gleich. Paulins einmaliger Orientierungssinn und seine kognitiven Fähigkeiten am Steuerrad gaben uns aber immerhin die Gelegenheit, auch auf einfachsten Fahrten die Vielzahl kleiner und gemütlicher Ortschaften des Garden States kennenzulernen. Manche davon sogar mehrmals. Weitaus spannender ist es aber doch, auf dem Campus der Rowan University den jungen Amerikanern bei dem, was sie ihr Leben nennen, zuzusehen, und wir beantworten auch weiterhin allen an unserer Herkunft und Kultur interessierten Studenten und Studentinnen ihre vielen, vielen Fragen. Samantha (19) trifft uns im Parkgelände der Universität und will heute mit uns die Frage erörtern, ob es denn in Deutschland auch Eichhörnchen gibt. Unsere Antwort, dass wir drüben in Deutschland zwei Eichhörnchen hätten - ein kleineres und ein etwas größeres, entlockt ihr ein mitfühlendes That s sad! , bevor sie ihren recht kräftigen Körper, auf dem außer den beiden deutschen Eichhörnchen, wohl auch die sieben aus Dänemark, die vier aus der Schweiz und die 12 aus Frankreich mühelos Platz fänden, an uns vorbeischiebt, um sich wahrscheinlich für den Rest des Tages mit ihren Gedanken um dem Bestand der deutschen Eichhörnchenpopulation zu sorgen. Doch eigentlich sind es vielmehr wir, die sich hier Sorgen machen müssen. Wo wir schon eingeschrieben sind an der Universität, besuchen wir natürlich auch gerne die Vorlesungen, um uns einen Eindruck vom amerikanischen Bildungssystem zu verschaffen. Auf Paulins Drängen wählten wir einen Schauspielkurs mit dem vielversprechendem Titel Experiencing Acting , weil dieser, so Paulin, vielleicht irgendetwas mit Drogen zu tun haben könnte. Nachdem uns dann unsere Schauspiellehrerin von Beginn mit mütterlicher Leidenschaft mit viel Liebe übergoss, wie Paulin es nicht einmal aus seiner Waldorf-Vergangenheit gewohnt war, und wir nicht einmal ein Kaugummi in den Papiereimer werfen konnten, ohne danach nicht mit ihr erörtern zu müssen, wie wir uns dabei gefühlt haben, zweifelten wir schon ein wenig an ihrem gesunden Verstand. Nachdem sie dann aber auf der Bühne auch noch sogenannte Atmungsübungen vorführte, bei denen sie unter lautem Stöhnen und dem Ausruf von animalischen Lauten auf der Stelle hin- und herwippte, als hätte sie zuvor Klebstoff geschnüffelt, um anschlie-

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ßend auf der Bühne umherzulaufen wie Jim Knopf auf Koks und dabei die Geräusche einer Ballwurfmaschine auf dem Tennisplatz zu imitieren, bestand unsererseits kein Zweifel mehr, dass zumindest Klebstoff-Gertrud , wie wir sie seitdem liebevoll nennen, ein ernstes Drogenproblem hat. Ungläubig verfolgten wir in den kommenden Wochen, wie die amerikansichen Studenten begannen, Klebstoff-Gertrud bei ihren Atmungsübungen auf der Bühne hinterherzulaufen. Unser Versuch, das ganze aus der Ferne zu beobachten scheiterte jäh, da unsere Ausreden (Knie tut weh, Röteln, Oma gestorben) nicht lange Wirkung zeigten, und so fanden auch wir uns eines Tages hinter Getrud auf der Bühne wieder und versuchten durch das Imitieren diverser Küchengeräte unser Interesse für ihr Atmungs-Übungs-Treiben zu bekunden. Irgendwann ließ unser Interesse dann aber doch nach, und wir blieben lieber zu hause. Seitdem laufen Klebstoff-Gertrud und die Amerikaner ohne uns über die Bühnen der Rowan-Universität und fühlen sich dabei bestimmt immer noch ganz gut. Doch verlassen wir den Campus für eine Weile und sehen uns wieder ein wenig in der Gegend um. Ein beispielloses Wendemanöver von Chefpilot Paulin in Nähe des Museum of Art bringt uns anderntags in unserem geliehenen Wagen an unserem Ziel (Museum of Art) vorbei in das fünf Meilen entfernt gelegene Camden, wo man recht gute Chancen besitzt, einem Gewaltverbrechen zum Opfer zu fallen. Während man sich in Philadelphia nachts vor allem in den zahlreichen Clubs umschießen lassen kann, kann man sich im benachbarten Camden vor allem in den Straßen anschießen lassen. Hier sterben laut der USAtoday mehr Menschen durch Gewaltverbrechen, als in jeder anderen Stadt der USA. Das Überfallen und Erschießen von auswärtigen Besuchern der Stadt ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung der Jugendlichen in Camden. Unter den doch recht interessierten Blicken der Einheimischen chauffiert uns Paulin in dieser Nacht durch Straßen, durch die man lieber nicht fahren möchte, schon gar nicht nachts, und während ich die Türen verriegele, male ich mir aus, wie in einer dunklen Einbahnstraße aus dunklen Ecken dunkle Gestalten auftauchen, die man nicht einmal bei Tageslicht treffen möchte, uns um unserere Geldbeutel bitten, erschießen und zur Restmülltonne herübertragen. Am Ende geht aber alles gut, und so wird es doch noch eine ganz schöne Fahrt. Schön ist es aber auch daheim in unserem Apartment, wo man sich zumindest vor gewalttätigen Jugendlichen und drogenkranken Schauspiellehrerinnen weitaus sicher fühlen kann, nicht aber vor den eifrig fragenden Studenten. Unser Nachbar Brent (20) möchte gerne wissen, was wir den ganzen Tag so machen, wo wir doch keinen Fernseher und keine Computerspiele haben. Dies ist ausnahmsweise mal eine berechtigte Frage, besteht

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doch die Kindheit, Jugend und Studium eines normalen männlichen Amerikaners aus Videospielen, Fernsehen und dem Umbau des Schlafzimmers in ein Computer-MultimediaEntertainment-Imperium. In Glassboro gibt es zur Freizeitbeschäftigung, außer z.B. ein Buch lesen, keine großen Alternativen. Für die Bars sind die meisten Studenten nicht alt genaug und in das Café pasSchon wieder Grundorf. Dieses Mal als Thanksgiving- sen ja nicht viele rein. Deswegen sitzen sie dann vor den Gast bei der philippinischen Mafia Bildschirmen in ihren Schlafräumen und klappern durch die Fernsehprogramme oder verlieren sich in Spielen wie Totschiessen 4 oder Alles kaputt machen 5 , umgeben von einer Hard- und Software, die wohl genügen würde, um damit aus dem Wohnzimmer Trägerraketen ins All zu schießen, zumindest aber um mühelos den Flughafenverkehr Paderborn-Lipstadt zu regeln. Nur abends bleiben die Rechenmaschinen einmal still, wenn sich die amerikanischen Studenten heimlich, dafür aber exzessiv betrinken, um unter anderem dem weiblichen Geschlecht zu imponieren. Das ganze zu beobachten, reiht sich vom Unterhaltungswert sicherlich in die Kategorie Schwebebahn/Glasmuseum ein, wer will es diesen jungen Menschen aber verdenken? Am wenigsten wir, denn auch wir waren ja einst Jünglinge mit güldenem Haar, die heimlich tranken und feierten und glaubten, man könne Mädchen beeindrucken, wenn man sich an den Rande einer Alkoholvergiftung bringt. Immerhin fiel uns bei dieser Gelegenheit wieder ein, dass sich durch Alkohol Depressionen vergessen lassen und man damit prima für so manche Nacht der rosaroten amerikanischen Realität entfliehen kann. Und so stehen wir eines Nachts in irgendeinem Wohnzimmer und trinken irgendwas, als die Nacht schon fortgeschritten und der Morgen nicht mehr fern ist, und nachdem ich Melissa (19) noch kurz erklärt habe, dass die Erde keine Scheibe ist, und Jan in irgendeiner Ecke mit dem Imitieren einer Spühlmaschine ein paar Mädchen beeindruckt hat, setzen wir uns gemeinsam auf ein Sofa, blicken im Raum umher und finden alles gut und haben wohl auch ein ganz gutes Gefühl dabei. God bless America und uns beide auch! DG

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Just Visitin

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etztens fiel Ihm auf, dass Er sich seit fast zweitausend Jahren nicht mehr bei uns hatte blicken lassen. Das war Ihm dann doch etwas peinlich, und in einer schnell anberaumten Besprechung mit Gabriel versuchte Er, sich damit zu entschuldigen, dass Er ja damals mit Seinem Sohn einen ziemlichen PR-Treffer gelandet und sich deshalb eine kleine Pause verdient hatte. Gabriel hatte nicht die Position, seinem Chef hier zu widersprechen, auch wenn er anders darüber dachte. Die Vertretung seines Bosses auf Erden hatte sich in den letzten Jahrhunderten eindeutig zu viel herausgenommen, und es war tatsächlich schon lange Zeit gewesen, etwas gegen die gefährlichen Tendenzen wie Geldgier, Inquisition oder schwammig begründete Kreuzzüge zu unternehmen. Wenn ich Dir allerdings einen Tipp geben darf, Vater,... , begann Gabriel. Nur zu, mein Sohn, Ich gebe zu, dass ich nicht mehr ganz auf dem Laufenden bin, was die Geschehnisse da unten angeht. , sagte Er. Nun, ich möchte Dir empfehlen, Dich zunächst einmal getarnt unters Volk zu mischen und Deinen Schafen sozusagen aufs Maul zu schauen , schlug Gabriel vor, Du kennst ja die opportunistischen Männchen da unten: Wenn Du direkt mit himmlischen Heerscharen und diesen unsäglich kitschigen Chören anrückst, fallen gleich wieder alle auf die Knie und fangen an zu lobpreisen, obwohl sie seit Jahrzehnten keinen Gedanken mehr an Dich verschwendet haben. Und auch dieser Trick mit dem brennenden Dornbusch ist mittlerweile ziemlich abgegriffen. Der wird sogar schon in schlechten Hollywoodfilmen zitiert. Was wird wo zitiert? , fragte Er. Tut mir leid, mein Sohn, ich komme da nicht mehr ganz mit. Aber egal: Ich werde deinen Rat beherzigen. Sekundenbruchteile später materialisierte sich direkt vor einer Vorstadtkneipe ein unauffälliger Mann im billigen Anzug. Er rückte sich den Schlips zurecht und ging hinein. Die Kneipe war selbst für einen Samstagabend recht gut gefüllt. Fast alle Tische waren mit skatspielenden Männern und lachenden Frauengruppen besetzt. Das Durchschnittsalter war definitiv jenseits der dreißig anzusiedeln. Ein paar Blicke wanderten zur Tür, als Er eintrat. Seine Tarnung war aber so gut gewählt, dass die Leute ihn bereits nach wenigen Sekunden wieder vergessen hatten. Er setzte sich an die Theke und bestellte einen Kelch von eurem besten Ale, guter Mann! , was dem Wirt zwar ein Stirn-


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runzeln entlockte, aber dann wohl als Gag interpretiert wurde. Zwei Minuten später stand ein frisch gezapftes Pils vor Ihm, und Er konnte sich voll und ganz auf die Gespräche in seiner näheren Umgebung konzentrieren. Ein korpulenter Mann mit einer fast hypnotisch wirkenden pulsierenden Ader auf der Stirn beschwerte sich gerade über die Jugend von heute . Einges ändert sich nie, dachte Er mit einem Schmunzeln. Das Gespräch erinnerte Ihn daran, dass auch Er damals heiße Diskussionen mit Seinem Sohn hatte durchstehen müssen. Der wollte das ganze, seit Jahrtausenden bewährte Geschäftsprinzip umwerfen. Aus Auge um Auge wollt er Wenn man dich auf die linke Wange schlägt, so halte auch die rechte hin machen. Und man kann schließlich diskutieren wie man will, am Ende setzt sich die jüngere Generation durch. Seitdem lief das Geschäft nur noch in der zweiten Zeile auf seinen Namen. Sein Sohn dagegen wurde als Erlöser betitelt und von vielen als Idol angesehen. Ihm war das ganz recht. Die Zeiten änderten sich eben. Obwohl die Zeit noch nie etwas gewesen war, über das Er sich große Gedanken gemacht hätte. Wenn man in Jahrmilliarden denkt wie Er es tat, ist das auch nicht weiter verwunderlich. Der korpulente Herr fing an, lauter zu sprechen und dabei einen leichten Nieselregen an Spucke zu fabrizieren. Sein Gesprächspartner nahm das alles seltsam apathisch hin. Die Wirkung von Alkohol hat sich also in den letzten zweitausend Jahren nicht geändert, dachte Er. Die haben mir die ganze frischgestrichene Wand mit diesen elenden Grafittis vollgesaut! Von links nach rechts die ganze Häuserfront entlang. Die Studenten aus dem zweiten Stock stecken bestimmt dahinter. Die sind mir schon seit zwei Jahren ein Dorn im Auge. Die stellen immer ihre Fahrräder falsch ab und feiern andauernd ihre Feten. Ein Krach! Fürchterlich! Er fing an, Sich zu langweilen und konzentrierte sich deshalb auf diese interessante Technologie, die dort über dem Tresen hing: Ein viereckiger Kasten fabrizierte Bilder. Da Er eine im wörtlichen Sinne übernatürliche Auffassungsgabe besaß (das Allsehende Auge schaltete Er regelmäßig ab wer will schon den ganzen Tag lang Beschwerden hören?), begriff Er bereits nach wenigen Sekundenbruchteilen, worum es in diesem sogenannten Fernsehbeitrag ging: Zwei Männer fingen einen Krieg an und beriefen sich in ihren Begründungen beide auf Ihn. Dies erzürnte Ihn, obwohl Ihm diese Argumentationsweise mittlerweile ziemlich bekannt war. Für einen kurzen Moment dachte Er wehmütig an die guten alten Plagen zurück. Eigentlich ein unabdingbares Mittel, um in Seinem Business einen Standpunkt wirksam zu unterstreichen. Allerdings waren diese - zugege-

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benermaßen etwas archaischen - Methoden auch den Streichungen Seines Sohnes unterworfen gewesen. Eigentlich war das auch ganz gut so. Er unterdrückte seine Phantasien von einer eindrucksvollen Richtigstellung der Aussagen dieser Kriegsherren und beschloss, Sich eines dieser mit Schriftzeichen und farbigen Bildern vollgestopften, schmalen Bücher vorzunehmen, die in einem Ständer in der Ecke aufgereiht waren. Als Er sie (auf menschlich langsame Art) durchblätterte, versuchte Er, die wichtigsten Stichpunkte und Themen unter einer Überschrift zusammenzufassen. Am ehesten, fand Er, konnte man hier das Wort Fassade verwenden. Im Kern ging es nämlich um pure Oberflächlichkeit: Diäten, Muskeltraining und Musik. Obwohl Musik eigentlich falsch ausgedrückt war. In einem Text über einen Musiker ging es um so ziemlich alles - außer Musik. Die neue Frisur des jungen Mannes wurde genauso unter die Lupe genommen, wie seine neue Wohnung, seine Freundin und seine Kleidung. Als Er zurückdachte, stellte Er fest, dass sich seit zweitausend Jahren überhaupt nichts verändert hatte, was Ihn wirklich frustrierte. Er hatte Sich damals wirklich Mühe gegeben - so eine Schöpfung ist schließlich kein Kinderspiel! Und was machten diese undankbaren Menschen daraus? Nichts! Überhaupt nichts! Jeder von ihnen wandelte durch die Welt, als ob sie seine eigene wäre. Wieder keimten unterhaltsame Bilder von Plagen und Sintfluten in Seinem Geist auf, und Er war kurz davor, einfach mal wieder einen der größeren Kometen in Richtung Erde zu lenken. Doch dann sanken die Schultern des unauffälligen Mannes zusammen, Er erhob Sich, ging zum Wirt und sagte: Es bringt ja eh nichts. Ich schau in zweitausend Jahren mal wieder rein.Vielleicht habt ihr es dann ja auf die Reihe gekriegt. Er zahlte sein Bier und verschwand durch die Tür, vor der Er Sich in Luft auflöste. In der Kneipe schaute der Wirt verwirrt seinen Stammgast-Alkoholiker an und fragte: Wer war der Typ? Peter Loeks


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Mein Leben mit Jonas Kilx

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ls ich die Wohnungstür aufschließe, riecht es nach Popcorn. Auf dem Treppenabsatz ziehe ich meinen Mantel und die nassen Schuhe aus. Jonas liegt mit angezogenen Beinen auf dem Teppich und kugelt auf seiner Wirbelsäule rum. Ich schaukele meine Gebärmutter, möchtest du Popcorn? , begrüßt er mich. Nein danke, ist nicht gut für meine Prostata , erwidere ich und werfe mich auf die Couch. Mein Mitbewohner schaukelt weiter seine imaginäre Gebärmutter und fragt: Und, machst du den Job? Ich seufze und rolle mich auf die Seite. Nein. Erst wollte der Typ, dass ich beim Kellnern eine transparente Bluse trage, so einen billigen Polyesterschlauch, in dem man aussieht wie eine Wurst, eine schwitzende Wurst. Stell dir vor, ich würde aus Versehen eine Kerze streifen - in Flammen aufgehen würde ich, ein brennender Busch, ein Fanal, miep-miep, Scheißladen, Alarmstufe rot, schnell raus! - Verstehe. , meint Jonas, und ich weiß, dass er wirklich versteht. Wir schweigen. Und du? , frage ich schließlich. Er hört auf zu schaukeln und richtet sich auf. Er kniet vor der Couch und verkündet: Ich habe heute im Schlaf ein Wort erfunden und seitdem geht es mir nicht mehr aus dem Kopf. Es ist einfach da, die ganze Zeit. Ich denke, dieses Wort ist ein Zeichen, es wird noch eine wichtige Bedeutung in meinem Leben haben. Was für ein Wort ist es? , will ich wissen. Fischpimmel , antwortet Jonas. Ich richte den Blick aus dem Dachfenster während er seinen Kopf auf mein Knie legt. Wir hören zu. Sonja Giese


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K O M M U N I K A Z EtztA SAitA diA lA

Bilderserie: Dinge, die die Erde noch retten können (Folge XII)

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Folge XII: Happy birthday, Kommunikaze!

Unfassbar aber wahr: Schon zum zweiten Ma l jährt sich

im bevorstehenden Januar die Geburtsstunde unseres windigen Studentenblattes: Kommunikaze wird zwei! Glücklicherweise kehren die Kollegen Paulin und Grundorf rechtzeitig zu den Feierlichkeiten in die Heimat zurück, und manch illustre Persönlichkeit hat schon ihre Glückwünsche an uns gesandt. Was aber wären wir ohne Euch, unsere Leser? Deshalb brennen wir auch auf Eure Geburtstagsglückwünsche , die Ihr uns bitte unbedingt bis zum 10. Januar an kommunikaze1@gmx.de oder an Kommunikaze, c/o AStA der Uni Osnabrück, Alte Münze 12, 49074 Osnabrück schicken solltet! Wir sind gespannt und freuen uns drauf!


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Im Grunde richtig ERKANNT... 20

...aber es geht auch etwas DIFFERENZIERTER. Noch bis zum 31.12.2004 gibt dir der Kreativwettbewerb geistREICH die Gelegenheit, deinen Beitrag gegen Studiengebühren einzureichen. Die Teilnahme ist ganz leicht: Wir sind gespannt auf deine kreative Idee, und die Wettbewerbskategorien sind ganz bewusst so formuliert, dass du ganz bestimmt ein Medium findest, das deinen Interessen und Begabungen entspricht.

sehBARES

umfasst z.B. Bilder, Fotografie, Plakate und Kurzfilme.

lesBARES

widmet sich jeder Art von Text, ganz gleich ob Kommentar, Satire, Lyrik oder Essay.

hörBARES

ist die Kategorie für alles Vertonte: Ob du nun einen Radiobeitrag zum Thema Studiengebühren planst, einen Song schreibst und darbietest oder eine Sinfonie inszenierst -- hier bist du richtig!

greifBARES

dreht sich schließlich um räumliche Kunst von der Skulptur bis zur Installation. Denk dir was aus!

KOMMUNIKAZE

Deinen Wettbewerbsbeitrag lässt du uns bis zum 31.12.2004 zukommen -- entweder per Post an den AStA der Universität Osnabrück, Alte Münze 12 in 49074 Osnabrück, Stichwort geistREICH , oder du bringst das gute Stück persönlich während der Sprechzeiten bei uns vorbei. Zu gewinnen gibt es beispielsweise ein Wochenende in Paris für zwei Personen, ein Jahr freien Eintritt in Qlisse und Mondflug sowie zahlreiche Gutscheine. Mitmachen lohnt sich also!

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infos: kontakt:

www.asta.uos.de geistreichwettbewerb@web.de


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