Der mittelstand 2 2013

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2 | 2013 April / Mai 2013 4,90 Euro

Der Mittelstand. www.bvmw.de

Das Unternehmermagazin

Themenschwerpunkt: Unternehmen gründen und sichern

2.850 Gäste beim

BVMW-Jahresempfang

Mittelstand profitiert von der soliden Finanzpolitik .............. S. 6

Erfolgreiche BundestagsPetition des BVMW.............. S. 14

Optimaler Generationen­­wechsel.................................. S. 22

Dr. Wolfgang Schäuble

Yannick Severin

Friedhelm Kremer


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EDITORIAL

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Dem Schriftsteller Walter Kempowski verdanken wir den zeitgeschichtlichen Roman „Uns geht’s ja noch gold“. Darin werden die Jahre unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs beschrieben, der Titel trifft aber auch mutatis mutandis auf die heutige Situation zu. Denn Deutschland geht’s in Europa vergleichsweise gold – die Frage ist, wie lange noch. Gefahren drohen aus zwei Richtungen. Das Krisenvirus dürfte nach Zypern schon bald wei­ tere Länder der Eurozone befallen. Malta, Slowe­ nien, sogar das wohlhabende Luxemburg gelten als potenzielle Wackelkandidaten. Zum anderen wirft die Bundestagswahl ihren Schatten voraus. Eine parteiübergreifende Allianz der Umverteiler will massiv an der Steuerschraube drehen. In beiden Fällen zahlen wieder einmal Betriebe und Bürger die Zeche politischer Unvernunft. Das Beispiel Zypern hat gezeigt, dass die EuroGruppe bei Bedarf selbst vor einer (Teil-)Enteig­ nung von Sparguthaben nicht zurückschreckt. Was wenige wissen: Auch in Deutschland hätte der Staat theoretisch jederzeit die Möglichkeit dazu. Er müsste nur eine Zwangsabgabe als fiskalische Maßnahme deklarieren. Jedes EU-Mitgliedsland darf Kapitalanlagen in beliebiger Höhe besteuern, kann einen Zahlungsstopp nach zypriotischem Vorbild verfügen. Wer’s nicht glaubt, wird im deut­ schen Kreditwesengesetz eines Schlechteren be­ lehrt. Der Paragraf 47 regelt die „Abwehr schwer­ wiegender Gefahren für die Gesamtwirtschaft“. In der Politik, das wissen wir aus Erfahrung, heiligt allzu oft der Zweck die Mittel. Um den Euro zu retten, dürfte Brüssel über kurz oder lang einen Einlagensicherungsfonds auf europäischer Ebene einrichten. Bei einer gemeinsamen Banken­abwicklung griffe dann die gemeinschaft­ liche Haftung. Im Klartext: Geht eine Bank auf Malta Pleite, würde der deutsche Sparer in die Pflicht genommen.

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Foto: Silke Borek

Es geht an die Substanz Gefahr droht auch aus Berlin. Die milliarden­ schweren Sozialversprechungen aller Parteien zur Bundestagswahl wollen finanziert sein. Da­ für sollen nach dem Willen der Umverteiler „die Reichen“ kräftig zur Ader gelassen werden. Dass die steuerlichen Leistungsträger derzeit schon für rund 80 Prozent des staatlichen Fiskalaufkom­ mens sorgen, spielt keine Rolle. Und so erleben wir in diesen Tagen eine steuer­ politische Geisterfahrt. Die SPD will künftig Ein­ kommen über 100.000 Euro stärker steuerlich belasten, die Grünen schon ab 80.000 Euro. Den Vogel schießt ausgerechnet eine Christdemo­ kratin ab. Saarlands Ministerpräsidentin Anne­ gret Kramp-Karrenbauer liebäugelt mit einem Spitzensteuersatz wie in den neunziger Jahren, das wären 53 Prozent. Zur Erinnerung: Rot-Grün hatte die Höchstmarke nach 1998 schrittweise auf 42 Prozent gesenkt. Personengesellschaften möchte die saarlän­ dische Regierungschefin allerdings außen vor lassen. Wie das mit einem linear-progressiven Steuertarif funktionieren kann, verrät sie nicht. Immerhin 80 Prozent der deutschen Unterneh­ men unterliegen als Personengesellschaften der Einkommensteuer. SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück ist angesichts dieses Dilemmas beim Spitzensteuersatz ein Stück zurückgerudert. Dafür bleibt er die Erklärung schuldig, wie bei Wiedereinführung einer Vermögensteuer das Betriebsvermögen geschont werden soll. Dum­ merweise bestehen hierzulande daraus 78 Pro­ zent der „großen“ Vermögen. Jede zusätzliche Belastung ginge also an die Substanz. Mit fatalen Folgen: Setzen die Steuererhöher ihre Pläne um, stehen 1,4 Millionen Arbeitsplätze auf dem Spiel. Dann drohen Deutschland, so ein anderer Roman­ titel von Walter Kempowski, „Hundstage“. Ihr Mario Ohoven

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INHALT

POLITIK

Service

8

40 SEPA kommt –

Gründen aus der Not?

Zeit zum Handeln

POLITIK

SERVICE

6 Der deutsche Mittelstand profitiert

26 Wer hilft bei der

8 Gründen aus der Not? 14 Erfolgreiche Bundestags-Petition

2 8 Impfung gegen Krisen 30 Arbeitsschutz – Wer kümmert

16 „Regionale Energie ist am günstigsten“ 18 News aus Brüssel 20 Impulse für einen neuen Datenschutz 21 BVMW beginnt Zusammenarbeit

31 Loslassen lernen 32 Langsam wachsen anstatt

von der soliden Finanzpolitik

des BVMW

mit polnischer Hochschule

sich denn um sowas?

schnell untergehen

34 Ausgezeichnete Karriereförderer 35 Von Absatz zu Umsatz durch sichere Zahlungseingänge

IBWF

2 2 Optimaler Generationenwechsel 24 Es gibt nur EINE Filtertüte

4

Unternehmensgründung?

Der Mittelstand. | 2 | 2013

36 Kleines Volumen, große Sicherheit 37 Von Engeln und Schwärmen 38 Der Anfang vom Ende 40 SEPA kommt – Zeit zum Handeln


INHALT

BVMW

BVMW

58 „Unternehmens­kultur ist

68 2.850 Gäste beim glanzvollen

der zentrale Erfolgsfaktor“

Jahres­empfang des BVMW

41 „Mit der Einführung des

58 „Unternehmenskultur ist

42 Schwächen im Einkaufsprozess 44 Die Bürgschaft – Ein starkes

60 Lebensquell in sechzig Ländern 61 Pro Mobil fördert Inklusion

48 Mobile Webseiten oder

6 2 Licht in kleinsten Dimensionen 64 Eisenbahner mit Leib und Seele 66 Gut angekommen im zivilen Leben 68 2.850 Gäste beim glanzvollen

Euro vergleichbar“

der zentrale Erfolgsfaktor“

Instrument für den Mittelstand Responsives Webdesign?

50 Die Stimme des Herrn 51 Unternehmerpreise 52 Wettbewerbsvorteile durch Werte 54 Buchtipps 56 Wichtige Neuerungen für Vermieter und Mieter

BVMW

von Kindern

Jahresempfang des BVMW

70 71 72 73

57 Kurz vorgestellt

Weltmarktführer unter sich Bundesaußenminister beim BVMW usgezeichnete BVMWA Mitgliedsunternehmen Edle Gerüche aus Bitterfeld

74 Impressum

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Politik

Der deutsche Mittelstand profitiert von der soliden Finanzpolitik Das Herz der deutschen Wirtschaft ist unser Mittelstand. Über 70 Prozent der in Deutschland Beschäftigten und über 80 Prozent der Auszubildenden arbeiten in kleinen und mittleren Unternehmen. Sie prägen zusammen mit den Selbstständigen in Handwerk, Industriellem Gewerbe, Handel, Tourismus, Dienstleistungen und Freien Berufen maßgeblich die deutsche Wirtschaftsstruktur. Sie bilden die Grundlage für Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung. Die Bundesregierung fördert daher die Gründung von Unternehmen und den Schritt in die Selbstständigkeit mit einer Vielzahl von Maßnahmen, wie Hilfen für Aus- und Weiterbildung, Schulung, Beratung und Coaching. Stabile Rahmenbedingungen und solide Staatsfinanzen sind das Fundament für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Ein gutes Gründungsklima braucht eine gutes Fundament und verlässliche Rahmenbe­ dingungen. Steuerpolitik ist deshalb im­ mer auch Standortpolitik. Deutschland hat attraktive und international wettbewerbs­ fähige steuerliche Rahmenbedingungen, diese gilt es zu sichern. Daran arbeiten

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wir kontinuierlich, mit besonderem Augen­ merk auf die kleinen und mittleren Un­ ternehmen, die die deutsche Wirtschaft prägen. Wir haben in dieser Legislatur­ periode eine Reihe von steuergesetzlichen Maßnahmen beschlossen, von denen die mittelständischen Unternehmen beson­ ders profitiert haben. Mit dem Wachstumsbeschleunigungs­ gesetz zum Beginn des Jahres 2010 wur­ den wichtige Impulse zur Bewältigung der größten Finanz- und Wirtschaftskrise gesetzt. Die steuerlichen Beschränkun­ gen beim Zins- und Verlustabzug wurden spürbar gelockert, um Unternehmen zu entlasten und Arbeitsplätze zu sichern. Zudem wurde die Unternehmensnach­ folge krisenfester und planungssicherer ausgestaltet. Steuervereinfachung und Bürokratieab­ bau sind wichtige Daueraufgaben. Sie tragen dazu bei, dass sich Gründerinnen und Gründer, aber auch erfahrene Unter­ nehmerinnen und Unternehmer mehr dem widmen können, was sie am besten kön­ nen und wollen: dem Unternehmen, den Beschäftigten und der Wertschöpfung.

Foto: Picture-Factory - Fotolia.com

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Steuervereinfachung als Daueraufgabe


Politik

Gerade in der Phase der Unternehmens­ gründung, aber auch in wirtschaftlichen

Schwierig­keiten ist für die Liquidität ei­ nes Unternehmen wichtig, zu welchem Zeitpunkt die Steuer zu zahlen ist. Dies gilt insbesondere für die Umsatzsteuer, die grundsätzlich mit Ablauf des Vor­ anmeldungs­zeitraums entsteht, in dem die Lieferung oder Leistung ausgeführt wurde. Seit Ende 2011 kann erleichternd die sogenannte Ist-Besteuerung – also die Zahlung der Umsatzsteuer nach ver­ einnahmten Entgelten – dauerhaft bis zu einer Umsatzgrenze in Höhe von 500.000 Euro angewendet werden. So erhalten die Unternehmen mehr Planungs­sicherheit. Und nicht zuletzt haben wir Anfang dieses Jahres im Bereich der Unternehmensbe­ steuerung die steuerliche Organschaft aufkommensneutral erheblich verein­ facht und rechtssicherer ausgestaltet. Dabei werden wesentliche Anliegen der Wirtschaft, insbesondere im Zusammen­ hang mit dem Gewinnabführungsvertrag, aufgegriffen. Als besondere Mittel­s tands­ komponente des Gesetzes ist hervorzu­ heben, dass der Verlustrücktrag auf einen Höchst­betrag von 1 Million Euro (bei Zusammenveranlagung 2 Millionen Euro) angehoben wurde. Dies verschafft

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insbesondere auch kleinen und mittleren Unternehmen nach einem Verlustjahr zu­ sätzliche Liquidität. All dies belegt, die Steuerpolitik der Bun­ desregierung berücksichtigt die Belange des Mittelstandes in besonderer Weise.

Foto: Ilja C. Hendel

Im Jahr 2011 sind wir mit einer Vielzahl von Maßnahmen einen wichtigen Schritt vorangekommen, die den Erklärungs- und Prüfaufwand im Besteuerungsverfahren reduzieren. Die elektronische Rechnungs­ stellung wurde vereinfacht. Wir gehen davon aus, dass der Anteil der elektro­ nisch versandten Rechnungen stark an­ steigen wird – um ein wichtiges Beispiel zu nennen. Insgesamt wird die Wirtschaft von Bürokratiekosten in Höhe von rund 4 Milliarden Euro entlastet. Ein weiterer Schritt folgt zum 1. Januar 2014 mit der Vereinfachung des steuerlichen Reise­ kostenrechts in den Bereichen Verpfle­ gungsmehraufwendungen, Fahrtkosten und Übernachtungskosten. Das ist eine Er­ leichterung besonders für die Berufsgrup­ pen, die überwiegend auswärts tätig sind, z. B. Handwerker. Rechtssicherheit wird insbesondere in den Bereichen geschaf­ fen, in denen sich die Rechtsprechung in der jüngeren Vergangenheit mehrfach geändert hat, wie bei der steuerlichen Abziehbarkeit von Fahrtkosten und der Besteuerung von Dienstwagen.

Dr. Wolfgang Schäuble, MdB Bundesminister der Finanzen www.bundesfinanzministerium.de

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Politik

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Politik

Gründen aus der Not?

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Wachsende Anzahl von Solo-Selbstständigen kann Auswirkungen auf den Mittelstand haben Kleine und mittlere Unternehmen sind innovativ, produzieren effektiv, schaffen Arbeitsplätze und sind der Motor der Volkswirtschaft. Wenn viele Unternehmen gegründet werden, scheint das ein gutes Zeichen zu sein. Die Beschäftigung steigt, der Wettbewerb wird gestärkt. Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt: So einfach ist es nicht. Das Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) berichtet von 350.000 ge­ werblichen Existenzgründungen im Jahr 2012, das ist ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 12,8 Prozent – trotz gesunke­ ner Anzahl von Liquidationen ein nega­ tiver Gesamtsaldo. Dafür verantwortlich scheinen zwei Tendenzen zu sein: Eine bessere Konjunkturlage macht es gut Ausgebildeten leichter, ein abhängiges Beschäftigungsverhältnis zu finden, an­ statt das Wagnis einer Existenzgründung einzugehen. Und: Seit einem Jahr ist die „Unternehmensgründung aus der Arbeits­ losigkeit heraus“, gerne auch als „Grün­ dung aus Angst“ bezeichnet, schwieriger geworden. Doch die Zahlen zeigen: Has­ tige Gründungen durch Einzelpersonen steigen im Verhältnis an, produktions- und wachstumsorientierte Unternehmens­ gründungen werden seltener. Oder, wie der aktuelle „Gründerreport“ der DIHK be­ klagt: „Gründer aus Pioniergeist bleiben hierzulande eine Minderheit.“ Ökonomie der Not Dass weniger gegründet wird, hat mit der Konjunktur, aber auch mit den Mo­ dalitäten und Strukturen der Gründungs­ f­inanzierung zu tun. Hier lohnt ein Blick in die historischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge. Zu Hoch-Zeiten der

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Arbeitslosigkeit Mitte der 1980er Jahre, nach der Wiedervereinigung und in dem ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends nahmen die Gründungen, die der „Ökono­ mie der Not“ folgten, zu. Damals war es politischer Konsens, diese Entwicklung zu fördern – lieber zahlreiche Jungunter­ nehmer als Arbeitslose. Die „Förderung von Existenzgründungen aus der Arbeits­ losigkeit“ war politisches Programm und das Überbrückungsgeld seine Umsetzung. Später wurde es zum Existenzgründungs­ zuschuss, dann zur Ich-AG und schließlich zum Gründungszuschuss.

Wenige Gründungen aus Arbeitslosigkeit mündeten langfristig in die Schaffung von Arbeitsplätzen. Frank Wießner vom Institut für Arbeits­ markt- und Berufsforschung hat sich intensiv mit der Entwicklung und den Folgen dieser staatlichen Gründungsför­ derung beschäftigt und weiß: Sie bringt bevorzugt den Solo-Selbstständigen hervor, also jenen Unternehmer, der alleine gründet, mit wenig Startkapi­ tal auskommt und höchstwahrschein­ lich keine Mitarbeiter einstellen wird. Für Wießner kreist der Gründungszu­ schuss um zwei divergente politische Pole. Sozialpolitisch soll er möglichst viele Menschen in Arbeit bringen und

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Politik

unabhängig von Transferleistungen machen, wirtschaftspolitisch sollen möglichst erfolgversprechende Projekte gefördert werden. Die wirtschaftspoli­ tischen Erfolge sind überschaubar. We­ nige Gründungen aus Arbeitslosigkeit mündeten langfristig in die Schaffung von Arbeitsplätzen. Der sozialpolitische Saldo indes sieht so aus: Ein Heer von dienstleistungsorientierten Kleinstun­ ternehmern entstand, von denen viele zwar alles andere als Kümmerexistenzen sind, die aber in ihrer Gesamtheit gewiss nicht den kräftigen Mittelstand bilden, den Deutschland auch künftig braucht. Wießner findet es durchaus legitim zu fragen, wie viel öffentliche Gelder in vorwiegend dienstleistungsorientierte Ein-Personen-Unternehmen investiert werden sollen.

„Manche wollen gar nicht wachsen.“ Der Zuwachs an „personenorientierten Dienstleistungen“ wird es, so Kranzusch, nötig machen, das Bild des Unternehmer­ tums zu revidieren. Nachhaltigkeit, Ska­ lierbarkeit und Wachstum sind nicht mehr automatisch die Ziele aller Gründer: „Man­ che wollen gar nicht wachsen.“ Sogar im Baugewerbe geht die Tendenz zur geringst­ möglichen Anzahl von Mitarbeitern. Die Folge: Diese Neugründungen begeben sich

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Ein neues Unternehmertum? Immerhin: Der Zugang zum Gründungs­ zuschuss ist seit 2012 eingeschränkt, es besteht kein Rechtsanspruch mehr. So wurden im ersten Halbjahr lediglich 17.000 Gründungen gefördert, ein Rückgang um 80,7 Prozent. Auch das ist ein Grund für die sinkenden Gründungszahlen insgesamt. Im Verhältnis steigen die Gründungen, die

in die Solo-Selbstständigkeit führen, an. Doch die Ursache ist nicht mehr Angst, wie Peter Kranzusch von IfM glaubt. Er beobachtet das Gründungsgeschehen in Deutschland intensiv und kommt zu dem Schluss: Eine Wissens-und Informations­ gesellschaft macht Gründungen im Dienst­ leistungssektor für Einzelpersonen ein­ facher. Internet, ständige Erreichbarkeit und Vernetztheit machen Gründer unab­ hängig von Räumen, Material, Maschinen und Mitarbeitern.

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in einen negativen Verdrängungswettbe­ werb, niedrige Marktpreise halten die Ein­ kommen gering, für die Altersvorsorge bleibt kaum etwas – keine „existenzsichernden Gründungen mit hohen Überlebenschancen” meint Kranzusch. Künftig wird der deutsche Mittelstand zum Teil durch kleine, auf Zeit angelegte, dienstleistungsorientierte Ein­ zelunternehmen geprägt sein. Dazu passt, dass vermehrt Freiberufler gründen. In den Ballungszentren werden bereits 40 Prozent aller Neugründungen durch Freiberufler vor allem in den Bereichen Medien-, Kultur- und Kommunikationsdienstleistung vorgenom­ men. Diese gingen bislang nicht in die Ge­ werbeanzeigestatistik ein. Gleichwohl bezweifelt Kranzusch, dass die Tendenz zur schnellen Selbststän­ digkeit gesamtwirtschaftlich Schaden anrichten wird. Schließlich galt Deutsch­ land immer als Dienstleistungswüste und (zu) gewerbeorientiert. Das traditionelle Gewerbe bleibt ein starker Wirtschafts­ faktor. „Die Unternehmensgründung aus reiner Notwendigkeit wird nicht die Regel werden.“ Im Übrigen zeigen die Zahlen des IfM auch: Nicht jede Gründung in die SoloSelbstständigkeit scheitert oder endet als Kümmerexistenz.


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Politik

Die UG: Sinkende Hürden für Gründer All jenen, die solo-selbstständig werden, wird es leicht gemacht – trotz des einge­ schränkten Zugangs zum Gründungszu­ schuss. Michael Holz vom IfM untersucht die „Gründungskosten“: Wie viel Zeit und Geld muss ein Gründer in Deutschland investieren, bis er ein Gewerbe formell angemeldet hat? Die Antwort: 5,58 Tage und 224,67 Euro im Jahr 2012 und damit0,7 Tage länger und 1,33 Euro günstiger als im Vorjahr. Obwohl die Zahlen hinter den Zielvorgaben des Europäischen Rates zu­ rückbleiben (drei Tage und 100 Euro), ist das kein schlechter Wert. Holz führt das wesentlich auf die veränderte Rechtsform der UG zurück. Die haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft (oder auch Mini-­GmbH) wurde Ende 2008 eingeführt, um den steigenden Gründungszahlen im

Das Credo „Hohe Gründungszahlen sind gut für die Wirtschaft“ stimmt nicht immer. Dienstleistungssektor gerecht zu wer­ den. Statt 25.000 Euro Stammkapital der GmbH wird lediglich ein Euro in der UG vorausgesetzt. Ein Musterprotokoll und die einmalige Notariatsgebühr von 41 Euro sollen den Schritt in die unternehmerische Selbstständigkeit erleichtern.

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Genau das trat ein, allerdings mit unter­ schiedlichen Folgen. Wer gut vorbereitet ist, profitiert von den Erleichterungen, erzählt Holz. Doch es häufen sich Kla­ gen der Notare, Handelskammern und Finanzämter über schlecht vorbereitete Neugründer, die Formulare mangelhaft ausfüllen und kaum über kaufmännische und buchhalterische Grundkenntnisse verfügen. Der Versuch des Gesetzgebers, die Gründungszahlen zu erhöhen, erweist sich als Spirale nach unten: 60 bis 70 Pro­ zent fehlerhafte Antragstellungen binden Personal und Zeit bei den Behörden. So wird schließlich die Realisierung ernst­ hafter Geschäftsideen unnötig verzögert. Das Credo „Hohe Gründungszahlen sind gut für die Wirtschaft“ stimmt also nicht immer. Holz plädiert für eine Förderung

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Politik

von Solo-Selbstständigkeit als temporäres Ventil, das auf einen volatilen Arbeitsmarkt reagiert und es Menschen ermöglicht, den Anschluss am Erwerbsleben zu halten. Zu­ gleich empfiehlt er, Unternehmensgründer für das umfangreiche Beratungsangebot zu sensibilisieren: „So manche unausge­ gorene Idee würde vielleicht nicht realisiert werden. Deutsche Förder- und Beratungs­ angebote für den Mittelstand schneiden im Vergleich zu anderen Ländern sehr gut ab.“

Doch es muss unterschieden werden, wie Mitautorin Dr. Bettina Müller betont.

Die hohen Zahlen sind auch hier kleinen Dienstleistungsunternehmen mit kei­ nem oder wenigen Angestellten zu ver­ danken. Auch hier senken der geringe Finanzierungsbedarf, die geringen Markt­ einstiegskosten und die komfortable Rechtsform der UG die Hürden. Zugleich stehen wachstumsorientierte, produzie­ rende, forschungsintensive und innovative Jungunternehmen vor erheblichen Finan­ zierungsproblemen. Hightech Gründer wie Bosolar, der Solarmodule herstellt, brau­ chen ein Startkapital, das ohnehin über den 25.000 Euro liegt, die für eine GmbH als Stammkapital aufgebracht werden

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Wer auf Wachstum setzt, hat es schwerer Wo ist er also, der klassische Mittel­ ständler, der Marktchancen nutzt, auf

Wachstum setzt und nachhaltig gründet? Vielleicht in einer so innovativen, grün­ dungsintensiven und mittelständisch ge­ prägten Branche wie der Informationsund Kommunikationstechnologie. Das Zentrum für Europäische Wirtschafts­ forschung (ZEW) legte im Dezember 2012 eine Studie zum Gründungsgeschehen in der Branche vor. Sie berichtet von steigen­ den Gründungszahlen seit 2008; im Jahr 2011 wurde das Level der dot.com Blase von 1995 sogar leicht überschritten.

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Politik

Jedoch verfügen private Investoren quasi beruflich über einen guten Blick für schnelle Gewinnmöglichkeiten. müssen. Sie profitieren also nicht von der UG. Dafür sind sie umso abhängiger von Gründungsfinanzierung. Kommt die von außen, also durch Zuschüsse der öffent­ lichen Hand, Banken oder Risikokapital­ geber, berichten 25 Prozent der befragten Gründer von Finanzierungsschwierig­ keiten. Nicht-wachstumsorientierte Klein­ unternehmer klagen indes nicht. Viele brauchen gar keine externe Finanzierung, einige bekommen sie zügig. Eine veritable Schieflage. Die Gründe, vermutet Dr. Müller, liegen in den Aus­ wahlkriterien der Kapitalgeber. Ein in­ novatives Produkt muss erst hergestellt und dann vermarktet werden; das Risiko ist höher, die Finanzierungsabhängigkeit kann sich über Jahre hinziehen. Ent­ sprechend hoch ist die Hemmschwelle renditeorientierter Venture-Capital In­ vestoren, ähnlich verhält es sich bei För­ derbanken oder Regierungsprogrammen. Jedoch verfügen private Investoren qua­ si beruflich über einen guten Blick für schnelle Gewinnmöglichkeiten – mehr als ein Beamter im Wirtschaftsministe­ rium. Den wiederum interessiert auch die gesamtwirtschaftliche Auswirkung des Gründungsgeschehens innerhalb einer Branche, der positive Spill-OverEffekt. Dr. Müller kann sich eine engere Kooperation zwischen privaten und staatlichen Risikokapitalgebern vorstel­ len: Staat­liches Geld kombiniert mit den Erfahrungen privater Investoren. So kann man gute Geschäftsideen identifizieren. Fördern – aber richtig Branchenübergreifend gilt: Je geringer die Markteintrittskosten, desto schneller wird gegründet – und desto schneller ver­ schwinden Unternehmen wieder. Dass

Deutschland nach der viel beschwore­ nen Dienstleistungswüste nun in einem Überangebot an Dienstleistungen er­ stickt, ist daher nicht zu befürchten. Das Scheitern vieler Einzelkämpfer und Solo-Selbstständigen sollte man nüch­ tern als Teil der wirtschaftlichen Evolu­ tion betrachten. Vieles regelt tatsächlich der Markt. Doch wo politisch durch eine gezielte Ausrichtung der Förderpolitik Weichen gestellt werden können, sollte das auch geschehen. Zwar hat jeder das Recht, sich selbstständig zu machen und zu gründen, egal, ob er langfristig keinen oder 300 Mitarbeiter einstellen will. Doch

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es ist nicht egal, wen und was man mit öffentlichen Mitteln fördert. Eine gesunde Volkswirtschaft braucht mittelständi­ sche Unternehmen, die Dinge erforschen, entwickeln, produzieren und verkaufen. Wir können uns schließlich nicht ständig gegenseitig die Haare schneiden.

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor

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Politik

Erfolgreiche BundestagsPetition des BVMW

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BVMW fordert bezahlbaren und nachhaltigen Strom

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Politik

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Anfang des Jahres fanden sich bundesweit in vielen Briefkästen erneut ge­ stiegene Stromrechnungen. Viele Unternehmen wehren sich jetzt: Sie wechseln ihren Stromanbieter und beteiligen sich aktiv an der Politik. Die BVMW-Petition für bezahlbaren und nachhaltigen Strom erreichte deshalb in kurzer Zeit 50.000 Unterschriften. Die langfristige Ausgestaltung des Strommarktes ist eine der wichtigsten Weichenstellungen seit der deutschen Wiedervereinigung. Die Themen Energie und Steuern werden daher die Bundes­ tagswahl 2013 bestimmen. Der Vorschlag des Bundesumweltministers zur Begren­ zung des Strompreisanstiegs wurde im Januar veröffentlicht. Seitdem wird die Neujustierung des ErneuerbareEnergien-Gesetzes ohne Aussicht auf einen Konsens diskutiert. Die Reform­ debatte verunsichert Investoren jedoch erheblich. Banken verlangen für Projekte in Erneuerbare Energien Barzahlungen in Höhe von zehn Prozent des Investitions­ volumens. Positiv ist zu erkennen, dass die Themen Finanzierbarkeit und Dezen­ tralität jetzt auch vermehrt in der Politik angekommen sind. Dies ist ein Erfolg des BVMW, der als erster Wirtschaftsver­ band die Vorteile einer dezentraleren Energieversorgung erkannte und in die Öffentlichkeit trug. Es gibt Lösungsan­ sätze, die den Ausbau an Erneuerbaren Energien nicht bremsen. Ökonomie und Ökologie sind kein Widerspruch. Dass langfristig ein anderes Fördermo­ dell als das Erneuerbare-Energien-Gesetz gebraucht wird, ist überparteilicher Kon­ sens. Bei der Ausgestaltung des neuen Marktdesigns gibt es allerdings noch viele Unklarheiten. Die FDP hat sich als einzige Partei dazu positioniert. Sie fordert ein aus Sicht des BVMW nicht zielführendes Quotenmodell. Problematisch ist, dass es die Durchsetzung der technologisch und ökonomisch besten Lösung verhindert. Die Fluktuationen, die für die Gewinnung von Wind- und Solarenergie typisch sind,

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werden nicht begrenzt, da eine Quoten­ regelung keine Anreize für eine stetigere Einspeisung setzt. Um das Gesamtsystem zu verbessern, engagiert sich der BVMW für eine Stetigkeitsprämie. Die Prämie hätte gegenüber vielen anderen Model­ len den Vorteil, dass sie die Kombination aus verschiedenen Erzeugungsmethoden und Speichern belohnt. Dies wird ausführ­ lich im Positionspapier Quotenmodell des BVMW beschrieben.

Dank des Erfolges der Petition wurde Mittelstandspräsident Mario Ohoven zu einer Anhörung im Deutschen Bundestag geladen. Die Weichen für die zukünftige Energie­ politik werden dieses Jahr bei der Bun­ destagswahl gestellt. Dank des Erfolges der Petition wurde Mittelstandspräsident Mario Ohoven zu einer Anhörung im Deut­ schen Bundestag geladen. Dort wird er im Mai dieses Jahres das Konzept „So dezentral wie möglich, so zentral wie nötig“ vorstellen. Der Bundesverband mit­ telständische Wirtschaft wird sich auch nach der Petition weiter für bezahlbaren und nachhaltigen Strom einsetzen und be­ dankt sich bei all den Unternehmen, die sich mit der Petition für eine Neujustie­ rung der Energiepolitik eingesetzt haben. Das Positionspaper Quotenmodell ist abrufbar unter: www.bvmw.de/energie

Yannick Severin BVMW

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Politik

„Regionale Energie ist am günstigsten“ Matthias Willenbacher und Dr. Paul Grunow über ihre gemeinsame Initiative „Die Wende – Energie in Bürgerhand“ und die Chancen für den Mittelstand

Die Energiewende betrifft Bürger und Unternehmer gleichermaßen. Sie stellt unser Land vor eine große Herausforderung, birgt aber auch viele Chancen. Richtig angepackt, bleibt Strom bezahlbar und die regionale Wirtschaft wird angekurbelt. Mit der erfolgreichen Bundestagspetition hat der BVMW gezeigt, wie die Energiewende gelingen kann. Warum die Politik dafür das Steuer herumreißen muss und der neue Kurs Dezentralität lauten sollte, erklären Matthias Willenbacher und Dr. Paul Grunow im Mittelstand-Interview. Der Mittelstand:Im Moment wird bei der Energiewende vor allem über Kosten diskutiert. Ist die Energiewende nur eine Kostenfrage? Willenbacher: Nein, es geht um viel mehr: Hauptsächlich um Umwelt- und Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Unab­ hängigkeit von Energieimporten. Des­ wegen brauchen wir die Energiewende. Und 100 Prozent erneuerbar ist auch der einzige Weg, Energie dauerhaft für alle bezahlbar zu halten. Aber dafür müssen wir die Energiewende richtig machen, das heißt, mit regionalen Lösungen. Dann können wir 50 Prozent Erneuerbare bis

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2020 erreichen, ohne dass wir ein Kosten­ problem bekommen. Wir wollen regionale Energie, weil sie am günstigsten ist. Warum ist dezentral erzeugte Energie denn am günstigsten? Willenbacher: Am wichtigsten ist eine kos­ tengünstige Versorgung der Verbrauchs­ zentren. Stellen Sie sich vor, Sie leben in München oder Stuttgart und wollen Ihren Strom aus einer Windanlage an der deut­ schen Küste beziehen. Mag sein, dass da unter Umständen die Erzeugungskosten et­ was niedriger sind als im Süden. Aber: Der Transport ist teuer, es besteht ja nicht ein­ mal die Infrastruktur dafür. Falls einmal der Wind nicht wehen sollte, haben Sie keinen Strom. Falls der Wind zu stark weht, können Sie den Strom nicht speichern, und wenn, dann nur zu überzogenen Preisen. Wenn Sie hingegen Erneuerbare Energien dezentral über Deutschland verteilen, erzeugen Sie verbrauchsnah. So können lokal entstehen­ de Windflauten oder Wolkenfelder, die die Sonne verdecken, ausgeglichen werden. Das spart Netzausbau und Speicher. Grunow: Dezentral können wir außerdem die Abwärme der zentralen Großkraft­werke besser nutzen, nämlich als Nutz­wärme in

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vielen kleinen dezentralen Blockheizkraft­ werken. Und das ohne Investitionen in Fernwärme-Leitungen und deren Verluste. Bei 100 Prozent Erneuerbaren wird dann erneuerbares Gas aus Überschuss-Strom erzeugt werden und die Wärme aus den Umwandlungsverlusten ebenfalls vor Ort genutzt. Effizienter geht es nicht. Wenn dezentral erzeugte Energie so gut ist, warum will die Politik immer wieder zurück zu zentralistischen Strukturen? Grunow: Wer hat denn die Energiewende bisher voran gebracht? Es waren die Bür­ ger, oft unterstützt vom regionalen Mittel­ stand und auch kommunalen Unternehmen. Und wer prägt momentan die energiepoli­ tische Debatte? Es sind die Lobbyisten der großen Versorger, die um ihre Monopole fürchten. Die Bürger, die bisher bei sich vor Ort in Solaranlagen und Bürgerwind­ parks investiert haben, kommen nicht zu Wort. Deswegen haben unsere Stiftungen gemeinsam mit vielen anderen Partnern eine Initiative gestartet. Wir wollen damit den Millionen Energiebürgern in Deutsch­ land, von deren Investitionen nicht zuletzt der Mittelstand profitiert, eine stärkere Stimme geben. Eine Stimme, die auch im Wahlkampf zu hören ist.


Politik

Foto: Frederico di Campo - Fotolia.com

Was steht im Vordergrund der Initiative? Grunow: Das, was die Bürger, der Mittel­ stand, viele Stadtwerke bisher geleistet haben: Eine nachhaltige, gerechtere und langfristig auch viel kostengünstigere Energieversorgung aufzubauen. Die Bür­ ger können darauf zu Recht stolz sein. Die Politik schuldet ihnen eigentlich Dank. Doch was passiert seit Monaten? Das Engagement der Bürger wird diskreditiert, plötzlich wird einem fast ein schlechtes Gewissen eingeredet, wenn man in Erneu­ erbare Energien investiert. Das haben die Bürger nicht verdient. Wir wollen ihnen zurufen: „Zeigt, was ihr leistet und mischt euch ein!“ Willenbacher: Die Politik unterschätzt, wie viele Menschen hinter den Erneu­ erbaren Energien stehen. Sie lässt sich zu sehr von der Lobby der großen ExMonopolisten beeindrucken. Ich weiß aus meiner unternehmerischen Tätig­ keit, wie groß die Unterstützung für die Erneuerbaren wirklich ist. Vom Hand­ werk, über den gewerblichen Stromver­ braucher, die Energiegenossenschaften bis hin zu den privaten Solardachanla­ genbesitzern. Sie alle wollen, dass die dezentrale Energiewende weitergeht. Mit unserer Kampagne geben wir den vielen Befürwortern einer dezentralen Energiewende eine Stimme.

Aber die großen Konzerne könnten doch von diesen Impulsen genauso profitieren? Grunow: Ich glaube nicht. Um von der dezentralen Energiewende zu profitieren, brauchen Sie Flexibilität und Schnellig­ keit. Sie müssen den lokalen Kontext kennen und die Menschen vor Ort an den Projekten beteiligen. Wir brauchen innovative, regionale Versorgungskon­

zepte. Dafür braucht es Erfindergeist, unternehmerischen Esprit und die enge Partnerschaft mit den Bürgern und regi­ onalen Entscheidungsträgern. Deswegen gelingt die Energiewende nur mit dem Mittelstand – im Rahmen einer Energie­ wende von unten, bei der gilt: Energie in Bürgerhand! www.die-bürgerenergiewende.de

Haleakala-Stiftung Die Haleakala-Stiftung wurde 2008 von Dr. Paul Grunow und Frauke Eysell ge­ gründet. Die GLS-Treuhand e. V. führt die Haleakala-Stiftung treuhänderisch. Die Stiftung fördert Menschen und Initiativen, die daran mitwirken, die Welt für Mensch und Natur zukunftsfähiger zu gestalten, etwa bei Bildungsprojekten oder dem Umbau der Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien. www.haleakala-stiftung.de 100 prozent erneuerbar stiftung Die gemeinnützige 100 prozent erneuerbar stiftung wurde im Jahr 2010 von Fred Jung und Matthias Willenbacher gegründet. Sie trägt als Schnittstelle zwischen Unternehmen, Wissenschaft und Gesellschaft zu einer gemeinschaftli­ chen Gestaltung der Energiewende bei. Die Stiftung bietet sowohl Unternehmen als auch der Öffentlichkeit Einblicke darüber, wie sehr die Umstellung unserer Energieversorgung die Gesellschaft verändern wird. www.100-prozent-erneuerbar.de

Geht es denn nur um den Bürger oder auch um den Mittelstand? Grunow: In Energiefragen hat der Bürger doch die gleichen Interessen wie der Mittelstand: Eine sichere und preissta­ bile Energieversorgung, die die Lebens­ grundlage der kommenden Generationen erhält und endlich die Abhängigkeit von den großen Versorgern beendet. Willenbacher: Von der dezentralen Energie­wende profitiert der Bürger, weil er sein erspartes Geld ohne allzu großes Risiko in sinnvollen Projekten anlegen kann. Sinnvoll sind die Projekte, weil sie das Klima schützen, vor allem aber auch, weil sie den ländlichen Raum aufwerten. Und genau von diesen Impulsen profitiert der regionale Mittelstand.

Dr. Paul Grunow Vorstand der Haleakala-Stiftung

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Matthias Willenbacher Vorstand der 100 prozent erneuerbar stiftung

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Politik

News aus Brüssel Duale Ausbildung wird Exportschlager Sieben EU-Länder wollen künftig bei der Reform ihrer Ausbildungssysteme enger zusammenarbeiten. Auf Einladung des Bun­ desbildungsministeriums haben Deutsch­ land, Spanien, Griechenland, Portugal, Italien, die Slowakei und Lettland unter Beteiligung der EU-Kommission ein Me­ morandum unterzeichnet. Es enthält zahl­ reiche konkrete Maßnahmen zur Einfüh­ rung eines Systems der beruflichen Bildung nach deutschem Vorbild. Ziel ist, dass 80 Prozent aller jungen Menschen bis 2020 in der EU Arbeit haben sollen. Vereinbart wurden Austauschmöglichkeiten für 30.000 Jugendliche. Berlin stellt dafür 2013 und 2014 zehn Millionen Euro zur Verfügung, die durch Mittel der Partnerländer ergänzt werden. In 30 regionalen Ausbildungs­ netzwerken soll die enge Verzahnung zwi­ schen Wirtschaft und Ausbildungssystem praktiziert werden. EU-Kommissar László Andor plant sogar eine Job-Garantie: Jeder Jugendliche in Europa unter 25 Jahren soll spätestens nach vier Mona­ ten Arbeitslosigkeit einen Job oder einen

Ausbildungsplatz bekommen. Zur Be­ kämpfung der Jugendarbeitslosigkeit stellt der neue EU-Haushaltsplan (2014-2020) sechs Milliarden Euro zur Verfügung. www.bmbf.de

Irische Ratspräsidentschaft

KMU im Mittelpunkt Die irische Ratspräsidentschaft will sich besonders für kleine und mittlere Unter­ nehmen (KMU) einsetzen. Im Mai wird der Ratsvorsitz ein informelles Treffen der für Wettbewerbsfähigkeit zuständigen Minis­ter zum Thema „KMU als Motor des Wachstums in Europa“ ausrichten. Themen des Treffens sind der Zugang zu Finanzmit­ teln, die Förderung von Unternehmertum in Europa und die globalen Chancen für KMU. Absolute Priorität hat für Irland eine Eini­ gung über die Vorschläge der Kommission zum neuen Programm für Wettbewerbs­ fähigkeit von Unternehmen. Ein weiteres Ziel ist es, die Verhandlungen für ein um­ fassendes Freihandels- und Investitions­ abkommen zwischen der EU und den USA aufzunehmen. Die Ratspräsidentschaft endet am 30. Juni. www.eu2013.ie/de

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Wahlen zum Europaparlament

Mehrheit für Mai 2014 Wann soll die nächste Wahl zum Euro­ paparlament stattfinden? Über diese Frage wird zurzeit gestritten. Die nächsten Wahlen zum EP würden aufgrund der Ter­ minautomatik auf den 8. Juni 2014 fallen. Das ist jedoch ein Pfingstsonntag, und in einigen Ländern hat dann bereits die Ferienzeit begonnen. Die Befürchtungen sind groß, dass die Wahlbeteiligung noch niedriger ausfällt als 2009. Damals waren es nur 43 Prozent. Das Europaparlament hat sich bereits dafür ausgesprochen, die Wahlen entweder vom 15. bis 18. Mai oder vom 22. bis 25. Mai 2014 abzuhalten. Eine Änderung des Wahltermins kann aber nur durch einen einstimmigen Ratsbeschluss herbeigeführt werden. Nach den bisheri­ gen Vorgesprächen wird die Wahl vermut­ lich am 22. bis 25. Mai stattfinden. www.europarl.europa.eu

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Gegen Jugendarbeitslosigkeit


Politik

EU-Strukturfonds

Finanztransaktionssteuer

Brüssel präsentiert Details Die EU-Kommission hat Details für die Ausgestaltung der Transaktionssteuer vorgestellt. Zunächst werden Deutsch­ land, Frankreich, Belgien, Estland, Grie­ chenland, Spanien, Italien, Österreich, Portugal, Slowenien und die Slowakei die­ se Steuer erheben. Diese Länder machen zwei Drittel der EU-Wirtschaftsleistung aus. Besteuert werden Finanzgeschäfte, die von Bürgern, Banken oder Unterneh­ men mit Sitz in den Teilnehmerstaaten in Auftrag gegeben werden. Dabei ist es egal, wo das Geschäft am Ende stattfindet (Ansässigkeitsprinzip). Handelt also eine britische Bank im Auftrag eines deutschen Unternehmens Aktien in London, würde die Steuer fällig. Zudem soll sie auch auf Produkte fällig werden, die in einem der teilnehmenden Staaten herausgegeben wurden, unabhängig vom Handelsplatz oder Sitz von Käufer oder Verkäufer. Die EU-Kommission rechnet mit 30 bis 35 Milliarden Euro zusätzlichen Einnahmen im Jahr durch die Transaktionssteuer. Da die Teilnehmer-Staaten noch viele Ein­ zelheiten abstimmen müssen, erscheint die Einführung zum 1. Januar 2014 eher fraglich. Besonders die USA üben zurzeit Druck aus, um die Einführung zu verhin­ dern. Aber auch innerhalb der EU sind Kritiker noch nicht verstummt. www.euractiv.de

Für 2013 plant die NRW-Landesregie­ rung, die EU-Strukturgelder nicht mehr im Wettbewerbsverfahren, sondern nach Bedürftigkeit zu verteilen. Diese Pläne haben die EVP-Europaabgeordneten Elmar Brok und Markus Pieper als falsch kritisiert. Sie befürchten, es würden künftig „die rot-grünen Gleichstellungsund Genderthemen auf breiter Front unterstützt“. Verlierer einer solchen Po­ litik wären Forschungsinstitute und der Technologietransfer von Hochschulen zu Unternehmen. Brok und Pieper fordern transparenten Wettbewerb und regio­ nale Vergleichbarkeit bei der Vergabe von EU-Strukturgeldern. Die rot-grüne Landesregierung plane eine Rückkehr zu ideologischen Spielwiesen. Die Höhe der Mittel steht noch nicht fest, voraussicht­ lich werden in NRW gut zwei Milliarden Euro verteilt. www.elmarbrok.de www.markus-pieper.eu

EU-Haushaltsplan

Beifall aus Berlin Der Brüsseler Kompromiss zum EU-Haus­ haltsplan wird von der Bundesregierung als großer Erfolg begrüßt. Der Wille zum Sparen konnte sich durchsetzen: Von 2014

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bis 2020 werden die Ausgaben gegenüber der vorherigen Finanzperiode um rund 50 Milliarden auf voraussichtlich 908,4 Milli­ arden Euro sogenannter Zahlungsermäch­ tigungen sinken. Trotzdem ist es gelungen, die Mittel für Zukunftsinvestitionen zu er­ höhen. So wird in die Bereiche Bildung, Forschung und Innovation erheblich mehr Geld fließen. Die Ausgaben für Infrastruk­ tur und Verkehr werden verdoppelt. Euro­ pa werde nicht zwangsläufig durch höhere Geldausgaben besser, meint der Erste Par­ lamentarische Geschäftsführer der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion Michael GrosseBrömer. SPD-Kanzlerkandidat Peer Stein­ brück wolle dagegen auch in Europa mehr Geld ausgeben. Aber er sage nicht, dass das Geld vor allem aus Deutschland kom­ men würde, vom größten Nettozahler in der EU. Grosse-Brömer wirft der Oppo­ sition Täuschung vor. Im EU-Parlament zeigten Sozialisten und Grüne deutlicher als im Bundestag, welche Ziele sie ver­ folgten. „In Berlin trauen sie sich nicht, offen Eurobonds oder einen Altschulden­ tilgungsfond zu fordern.“ Die Mehrheit der Deutschen lehne eine Vergemeinschaf­ tung der Schulden ab. www.europarl.europa.eu/news/de

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Ideologische Gießkanne befürchtet


Politik

Impulse für einen neuen Datenschutz Eine notwendige Reform für mehr IT-Sicherheit

In der Tat ist eine der größten Sorgen der Bürger der Schutz ihrer Daten. Über 90 Pro­ zent aller Europäer möchten, dass EU-weit einheitliche Regeln für den Schutz ihrer Daten gelten. Um die Lebensfähigkeit der digitalen Wirtschaft und das Wachstum der Unternehmen zu sichern, soll das Vertrauen der Bürger wiederhergestellt werden. Da­ mit dieses Ziel erreicht wird, müssen sich die europäischen Behörden für die Weiter­ entwicklung des Datenschutzes einsetzen. In Deutschland reagiert das Bundes­ wirtschaftsministerium mit der Entwick­ lung von Initiativen wie der Task Force „IT-Sicherheit in der Wirtschaft“. Diese Initiative fördert Projekte wie das durch den BVMW initiierte Projekt [m]IT Sicher­ heit, das eine Sensibilisierung von kleinen und mittleren Unternehmen für mehr ITSicherheit zum Ziel hat.

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Über 90 Prozent aller Europäer möchten, dass EU-weit einheit­liche Regeln für den Schutz ihrer Daten gelten. Die Europäische Datenschutzrichtlinie wurde 1995 verabschiedet. Die danach erschienenen Gesetze waren umstrit­ ten, weil sie nicht dem der EU Grund­ rechtecharta zugrundliegenden Recht auf Datenschutz entsprachen. Die eu­ ropäische Gesetzgebung muss sich an die technologischen Entwicklungen anpassen, um den Missbrauch von Da­ ten durch Unternehmen und Behörden zu vermeiden, die Bürgerrechte zu ver­ teidigen und ein gesundes Wachstum der digitalen Wirtschaft zu garantie­ ren. Die Datenschutzrichtlinie wird von zwei Rechtsvorschriften ersetzt: einer Verordnung zur Einrichtung eines allge­ meinen europäischen Rahmens für den Schutz personenbezogener Daten; und einer Richtlinie, die die Bearbeitung der

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personenbezogenen Daten bei den Be­ hörden für gerichtliche Zwecke betrifft. Laut des Berichterstatters im EU-Parla­ ment, Jan Albrecht (Die Grünen), betrifft die EU-Datenschutzreform „das Recht auf Vergessenwerden, [die] Einwilligung in die Datenverarbeitung und -weitergabe so­ wie Sanktionen bei Verstößen gegen die Datenschutzregeln.“ Der Reformprozess soll bis Anfang 2014 abgeschlossen sein. Die Vorteile dieser Reform für die Unter­ nehmen sind messbar. Mit einem einheit­ lichen EU-Regelwerk und einem einzigen Ansprechpartner (ein Unternehmen wird nur von den Behörden des Staates be­ aufsichtigt, in dem es seine Hauptnieder­ lassung hat) erfolgt eine Verringerung des Verwaltungsaufwands der Unternehmen. Die Ersparnisse belaufen sich auf circa 2,3 Milliarden Euro pro Jahr. Diese Reform ist eine wegweisende Entwicklung für die Errichtung eines harmo­nisierten digitalen Binnenmarkts zur Schaffung der notwendigen Sicher­ heit für Bürger und Unternehmen und zur Förderung der Wirtschaft.

Arifé Yildiz LL.M. BVMW-Projektreferentin

Foto: frank peters - Fotolia.com

IT-Sicherheit ist Teil der Wertschöpfungskette in der digitalen Wirtschaft. Bürger und Unternehmen werden immer abhängiger von der digitalen Technik, wollen jedoch dabei stets sicher im Netz unterwegs sein. Dass durch die Nutzung viele Informationen preisgegeben werden, ist nicht zu vermeiden und wird grundsätzlich durch datenschutzrechtliche Bestimmungen abgesichert. Allerdings müssen diese permanent aktualisiert werden, damit der rechtliche Rahmen nicht den technologischen Entwicklungen hinterherläuft.


Politik

BVMW beginnt Zusammenarbeit mit polnischer Hochschule Modellvorhaben für weitere Bildungseinrichtungen Zwischen der Wyższa Skoła Humanistiy­ czna (Humanistische Hochschule-WSH) in Szczecin (Stettin) und dem BVMW-­ Landesverband Mecklenburg-Vorpommern wurde eine Kooperationsvereinbarung ge­ schlossen. Bei der Unterzeichnung durch den Rektor Prof. Dr. habil. Jan Nikolajew und den BVMW-Landesbeauftragten Werner Röpert betonten die Vertreter des Marschall-Amtes, Damian Gres, und der Region Westpommern, Kazimierz Drzazga, dass diese Vereinbarung Modelcharakter für weitere Hochschulen in Polen tragen soll. Eine anschließende Diskussion mit den Studenten zeigte deren großes Interesse an Kontakten nach Deutschland. Sie möch­ ten arbeiten, egal, ob östlich oder westlich der deutsch-polnischen Grenze.

BVMW-Landesbeauftragter Mecklenburg-Vorpommern Werner Röpert (li.) und der Rektor der Hoch­ schule Prof. Dr. habil. Jan Nikołajew bei der Vertragsunterzeichnung.

Die WSH plant Sprachintensivkurse für Auszubildende und Facharbeiter, die in Deutschland arbeiten wollen. Fachar­ beiter erlernen Fachtermini, zukünftige Auszubildende werden auf das duale Ausbildungssystem vorbereitet. Darüber hinaus sind die Sprachintensivkurse für Studenten und Absolventen der WHS sowie für die Studenten aller Stettiner Hochschulen vorgesehen.

Mogens Brattig BVMW-Verbandsbeauftragter Vorpommern-Greifswald Großes Interesse an Arbeitschancen in Deutschland signalisierten Studierende der WSH.

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Optimaler Generationen­wechsel Alternative Gestaltungsmodelle zum Unternehmensverkauf

Aufnahme neuer Gesellschafter Familiengeführte Unternehmen streben bei dieser Lösung immer eine Minderheitenbeteiligung an. Die entsprechenden Kontrollund Informationsrechte werden dabei gesellschaftsrechtlich geregelt. Auch wenn hinzutretende Minderheitsgesellschafter nicht die vollständige Kontrolle über das Unternehmen ausüben können, bieten diese Konstruktionen dennoch Möglichkeiten stra­ tegischer Partnerschaften. Der Minderheitsgesellschafter kann eine reine Finanzbeteiligung oder eine bereichsbezogene Betei­ ligung eingehen. Hier bieten sich Partner an, die über ein Know-

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how hinsichtlich strategischer Marketingplanung verfügen und dem Unternehmen eine bessere Marktdurchdringung und höhere Marktanteile verschaffen können. Oder es finden sich Partner, die über bestimmte Vertriebskanäle für eine bessere Distribution der Leistungspalette und der Produkte des Unternehmens verfügen, um so in andere Umsatzgrößen hineinzuwachsen. Des Weiteren sind produktions- und serviceorientierte Beteiligungen möglich, um die Wertschöpfung des Unternehmens zu verbessern oder als Systemanbieter auf dem Markt aufzutreten. Management-Buy-out Der Einstieg von Führungskräften aus dem Unternehmen in die Gesellschaft, das Management-Buy-out (MBO), bietet sich vor allem unter dem Aspekt der Kontinuität an. Damit wird verhindert, dass Know-how aus dem Unternehmen abfließt und wichtige, für den Wettbewerb relevante Informationen das Unternehmen verlassen. Dabei sollte die Gesellschaft über

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In vielen mittelständischen Unternehmen steht in der nahen Zukunft ein Generationenwechsel an. Während bei etwa 45 Prozent der Fälle eine familiäre Lösung angestrebt wird, werden die anderen 55 Prozent an Externe, Führungskräfte im Betrieb oder an andere Unternehmen veräußert. Hier ergeben sich verschiedene Gestaltungsalternativen.


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eine gute Marktposition verfügen, mittlere Eintrittsbarrieren in ihrem Geschäftsmodell aufweisen und nicht zu abhängig von Kunden und Lieferanten sein. Daneben sollte das Unternehmen eine gute Finanzkraft aufweisen, um stabile Erträge in der Zu­ kunft erwirtschaften zu können. Teilveräußerung Bei dieser speziellen Form des Leverage-Buy-out (LBO) findet eine Vermögensaufsplittung statt. Ein Teil wird (zur privaten Alters­ versorgung) in Privatvermögen transferiert und ein anderer Teil in eine neue Gesellschaft eingebracht. Damit erwirbt der „alte“ Ei­ gentümer eine Rückbeteiligung am neuen Unternehmen (NEWCO), die er später an andere Familienangehörige veräußern kann (falls im Gesellschaftsvertrag eine entsprechende Andienungsklausel vorgesehen ist). Daher eignet sich diese Form gut für mögliche spätere Nachfolgeregelungen. Sie verlangt allerdings vor dem Hin­ tergrund der Aufnahme anderer Gesellschafter eine umfassende Unternehmensplanung für die NEWCO. Zurzeit ist dies ein wenig genutztes Instrument im Rahmen der Unternehmensnachfolge, obwohl es sich hervorragend dazu eignet, einen gewissen Einfluss auf die Unternehmensführung zu bewahren. Verpachtung des Unternehmens Diese Alternative zum MBO wird typischerweise durch eine Füh­ rungskraft des Unternehmens in Angriff genommen. Statt der

Beteiligung der Führungskraft durch Anteilserwerb wird das Un­ ternehmen über einen definierten Zeitraum an eine Führungskraft verpachtet. Das ist dann zweckmäßig, wenn bestimmte Fristen in der steuerlichen Betrachtung eine Rolle spielen, wie der steuer­ reduzierte Tarif für den Verkauf von Unternehmen/Unternehmens­ beteiligungen (§34 (3) EStG in Verbindung mit § 16 EStG). Insofern dient diese Gestaltung als Möglichkeit zur Steueroptimierung, um einen bestimmten Zeitraum zu überbrücken. Fazit Unternehmern, die sich mit dem Gedanken tragen, ihr Unterneh­ men in absehbarer Zeit zu veräußern, stehen neben dem klas­ sischen Verkauf an strategische Investoren, beziehungsweise an Finanzinvestoren, auch eine Reihe von Modellen offen, die den individuellen Anforderungen jeweils bestmöglich angepasst werden können.

Friedhelm Kremer Mitglied im IBWF (Institut für Betriebsberatung, Wirtschafts­förderung und -forschung e. V.) ACC Audit, Control & Compliance Group GmbH www.accgroup.de

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Es gibt nur EINE Filtertüte Geistiges Eigentum als Absicherung von Unternehmensinvestitionen Die meisten Unternehmensgründer orien­ tieren sich an bestehenden Produkten und Dienstleistungen und platzieren entsprechende Nachahmungen am Markt. Gut beraten ist also, wer sein geistiges Eigen­ tum mit Patenten, Gebrauchsmustern, Geschmackmustern oder Markenrechten zuverlässig absichert. Was den einen schützt, wird für den anderen, bei Missachtung existierender Rechte, schnell

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zur unternehmerischen Falle. Denn ist der Streit um das geistige Eigentum erst entbrannt, kann dies sehr teuer oder sogar existenzbedrohend werden. Lehrgeld, das sich Unternehmer leicht sparen können, wenn sie ein paar Grundregeln beachten. Melitta Bentz machte es richtig. Die Dresdner Hausfrau erfand vor über hun­ dert Jahren die Filtertüte und ermöglichte

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damit krümelfreien Kaffeegenuss. Sie gründete mit nur 73 Reichspfennig ihr Un­ ternehmen, das heute als Melitta-Unter­ nehmensgruppe weltweit tätig ist, und nutzte von Beginn an die Schutzrechte des geistigen Eigentums: Patent, Gebrauchs­ muster, Marke und Geschmacksmuster. Damit wappnete sie sich kontinuierlich gegen Nachahmer und sicherte gleichzei­ tig ihre Investitionen aus Forschung und


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Entwicklung ab. Eine wichtige Grundlage, sich langfristig im Markt zu behaupten und als innovatives Unternehmen wahrgenom­ men zu werden. Schutz für technische Erfindungen: Patente und Gebrauchsmuster Und so ging sie vor: 1908 ließ sie sich als erstes den technischen Aspekt ihrer Erfindung mit dem Gebrauchsmuster Nr. 347895 registrieren. Der zylindrische „Kaffee­filter mit nach unten gewölbtem, mit einem Abflussloch versehenem Boden und lose einliegendem Siebe“, in das ein rundes Blatt „Filtrierpapier“ einzulegen war, war damit in Deutschland gegen Nachahmung geschützt. Geheimhaltung Eine patent- beziehungsweise gebrauchs­ musterfähige Erfindung muss neu sein, auf einer erfinderischen Tätigkeit beruhen und gewerblich anwendbar sein. Die meisten Patentanmeldungen scheitern heute leider an den drei Buchstaben: n e u. Oft existie­ ren bereits eigene Veröffentlichungen zur Erfindung wie eine Messeausstellung, ein Kongressvortrag oder ein Post im Internet. Auch eine Geheimhaltungsvereinbarung mit potentiellen Partnern schützt nicht wirkungsvoll vor ungewollten Veröffent­ lichungen.

Foto: picture-alliance/dpa

Was den einen schützt, wird für den anderen, bei Missachtung existierender Rechte, schnell zur unter­ nehmerischen Falle. Schutz der Unternehmensmarke Zurück zu Melitta Bentz. Zeitnah hat sie seit 1911 den Firmennamen Melitta als Marke für Waren wie Haus- und Küchen­ geräte, Filtrierpapier, Teefilter, Konser­ vengläser, Wirtschaftsbücher, Koch- und

Heizapparate registrieren lassen. Durch die hohe Qualität der Kaffeefilter stand die Marke Melitta® schnell als Synonym für Qualität – ein Vertrauensvorschuss, der sich bis heute positiv auf die Vermark­ tung anderer Produkte des Unternehmens auswirkt. Markenschutz für Produktkennzeichen Seit 1935 meldete Melitta zusätzlich die noch heute registrierten Produktkenn­ zeichen „Schnellfilter“ (478181), „Schnell­ filtertüten“ (714059) und die – wohl jedem bekannten – „Filtertüten“ (824920) als deutsche Marken an. Markenrecherche bezüglich existierender Schutzrechte Mit diesen geschützten Marken kann Melitta insbesondere gegen Wettbewer­ ber vorgehen, die Kaffee- oder Teefilter herstellen und diese Filtertüten nennen. Bis heute muss die Konkurrenz daher auf andere Bezeichnungen wie Filterpapier oder Kaffeefilter ausweichen. Schutzrechte rechtzeitig anmelden Was wäre nun gewesen, wenn ein Wett­ bewerber vor 1935 „Filtertüten“ für Kaffeefilter als Marke eingetragen hätte? Er hätte Melitta verbieten können, diese bisher von ihr benutzten Bezeichnungen zu verwenden. Es existiert nämlich in Bezug auf Marken kein Vorbenutzungsrecht. Geschmacksmuster schützt Design – ein Fluch für Produktpiraten Schließlich beherrscht Melitta auch diese Disziplin und sichert das Produktdesign u. a. von Filtertüten, Kaffeefiltervorrich­ tungen, Kaffeemaschinen im In- und Aus­ land über Geschmacksmuster ab. Ein Geschmacksmuster schützt die ver­ gleichsweise einfach zu kopierende äu­ ßere Produktgestaltung. Aber auch hier gilt analog zum Patent, dass das Design neu sein und zudem eine gewisse Eigenart im Vergleich zu bekannten Gestaltungen aufweisen muss. So kann das Design nicht nur von Möbeln oder Bekleidung, sondern auch von Elektrogeräten, technischen Bauteilen, Screenshots, Icons oder auch

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von charakteristischen Teilen geschützt werden. Gerade auf Messen können Ge­ schmacksmuster genutzt werden, um Nachahmerprodukte schnell durch Polizei oder Zoll aus dem Verkehr ziehen zu lasen. Im Vorfeld werden so Vertragsabschlüsse durch Produktpiraten verhindert und Absatzmärkte gesichert.

Die Schutzrechte des geistigen Eigentums: Patent, Gebrauchs­ muster, Marke und Geschmacksmuster. Vorhandene Rechte recherchieren Wer also einen Firmennamen wählt oder Produkte auf den Markt bringt, sollte zu­ nächst recherchieren, ob bereits ältere Rechte existieren, um unnötige Konflikte zu vermeiden. Denn flattert eine Unterlas­ sungserklärung ins Haus, fallen Abmahn­ kosten an. Obendrein müssen betroffene Produkte und Namen schnellstens in allen Medien sowie im Handel und auf Messen umbenannt werden. Auch die Änderung kompletter Internetauftritte bis hin zur Domain sowie die Vernichtung bereits pro­ duzierter Waren oder Kataloge drohen. Eine Markenrecherche minimiert dieses Risiko deutlich und ist dagegen mit weni­ gen hundert Euro erschwinglich. Wer auf eigene Faust recherchieren möchte, findet auf www.prinz.eu diverse Möglichkeiten zur kostenlosen online-Recherche, Hin­ weise auf Patent- und Markenseminare sowie Berichte über den Kampf gegen Produktpiraterie.

Ute Feldmann, LL.M. PRINZ & PARTNER Patent- und Rechtsanwälte Mitglied im IBWF www.prinz.eu

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SERVICE

Wer hilft bei der Unternehmensgründung? Existenzgründerportal des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi): Guter Einstieg in die Thematik mit Behördenwegweiser, Formu­ laren, Mediatheken, Printpublikationen, Terminen, Checklisten und Beratungsadressen. www.existenzgruender.de

Die KfW-Bankengruppe (Kreditanstalt für Wiederaufbau) hat sich auf die Gründungshilfe durch Kredite und Zuschüsse für Existenzgründer, Freiberufler sowie kleine und mittlere Unter­ nehmen spezialisiert. Startseite – Inlandsförderung – Programm­ finder: Dort in die Suchmaske „Gründen“ eingeben. www.kfw.de

Förderdatenbank des BMWi: Listet alle Fördermöglichkeiten des Bundes auf: In der Suchmas­ ke das Fördergebiet, unter Förderberechtigte „Existenzgründer/ in“ und unter Förderbereich „Existenzgründung & -festigung“ wählen. Achtung: Viele Förderprogramme sind doppelt gelistet, einmal unter „Bund“ sowie landesspezifisch. www.foerderdatenbank.de

Investitionsbank Berlin IBB Förderbank des Landes Berlin. Unterstützt Berliner Neugrün­ dungen mit Personal- und Sachmittelzuschüssen, individuell zugeschnittenen Darlehen, Mikrokrediten sowie mit nichtmonetären Förderangeboten bei Existenzgründung und -festigung. Info­abende, Coaching-Angebote und Businessplanwettbewerbe. Dort ist auch die IBB Förderfibel 2012/2013 erhältlich. www.ibb.de

High-Tech Gründerfonds Ein Fonds des BMWi: Er selektiert und fördert junge Techno­ logieunternehmen in der Frühphase mit bis zu 500.000 Euro, Anschlussfinanzierung bis maximal zwei Millionen Euro. Managementberatung. www.high-tech-gruenderfonds.de

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NRW.BANK Das Kreditinstitut hat sich auf Mittelstandsförderung und Unter­ nehmensgründer spezialisiert. Der NRW.BANK Förderlotse listet je nach Antragssteller und Förderthema alle Fördermöglichkeiten auf: Darlehen, Bürgschaften, Zuschüsse... www.nrwbank.de

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Foto: Gina Sanders - Fotolia.com

Die Gründung eines Unternehmens erfordert Investitionen: Anfangsausstattung, Produktentwicklung, Aufbau von Vertriebswegen und Kundenstamm, Betriebskosten. Nicht alle Gründer bringen Eigenkapital mit oder erwirtschaften schnell und hinreichend Geld aus der Geschäftstätigkeit. Hier ein Überblick über Fördermittel und Kreditgeber:


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Veranstaltungstermine und -orte

Klaus Kobjoll Klaus Kobjoll, einer der bekanntesten und erfolgreichsten Autoren und Referenten zu den Themen Total Quality Management und Mitarbeitermotivation. Er ist zudem Inhaber eines der bekanntesten Hotels Deutschlands, dem Schindlerhof. 14 Auszeichnungen, einschließlich dem European Quality Award, bestätigen, was mit Planung, einer klaren Vision und im Team machbar ist. Sein Thema: Wa(h)re Herzlichkeit

25. April 2013 in Erfurt Klaus Kobjoll – Wa(h)re Herzlichkeit

18. Juni 2013 in Münster Dieter Lange – Leader-Personality

Dieter Lange Dieter Lange studierte Betriebswirtschaftslehre und Psychologie, verbrachte viele Jahre mit ethnischen Studien verschiedener Kulturen. Er verfügt über breite Erfahrung aus der Wirtschaft als Produktmanager und als Marketingmanager und verbindet stets Westliches Wissen mit Östlichen Weisheiten. Er zählt zu jenen seltenen Top-Führungskräfte-Trainern, von denen entscheidende Impulse für Veränderungen in Unternehmen ausgehen. Sein Thema: Leader-Personality

11. Juli 2013 in Mönchengladbach Klaus Kobjoll – Wa(h)re Herzlichkeit

©Wolfgang List / Perfectfotos

Prof. Dr. Arnold Weissmann Als Erfolgsstratege ist Prof. Dr. Weissmann besonders bei inhaber- und familiengeführten Unternehmen gefragt. Weissmanns Leidenschaft für den Mittelstand und seine Besonderheiten machen ihn zu einem der führenden Experten der strategischen Entwicklung – insbesondere auch deshalb, weil er in seinen Ansätzen theoretisches und praktisches Wissen vereint und bündelt. Sein Thema: Strategische Unternehmensführung Jens Corssen Ein erfolgreicher Unternehmer bewältigt bedrohliche Veränderungen, schwierigste Herausforderungen und verkörpert Ausstrahlung und Durchhaltevermögen. Vor allem: Er hört nie auf, sich selbst zu entwickeln. Jens Corssen hat die Philosophie und Praxis des Selbst-Entwicklers® erschaffen. In seinem gehalt- und humorvollen Vortrag vermittelt Jens Corssen die Quintessenz seiner 40-jährigen Erfahrung als Psychologe, Konfliktberater und Coach. Sein Thema: Der Selbst-Entwickler® – die Persönlichkeit macht den Unterschied.

17. Juli 2013 in Mannheim Prof. Dr. Arnold Weissmann – Strategische Unternehmensführung

05. September 2013 in Mainz Prof. Dr. Arnold Weissmann – Strategische Unternehmensführung

15. Oktober 2013 in Bielefeld Jens Corssen – Der Selbst-Entwickler® – die Persönlichkeit macht den Unterschied

22. Oktober 2013 in Hamburg René Borbonus – Respekt! Ansehen gewinnen bei Freund und Feind – Wie erreiche ich Wertschöpfung durch Wertschätzung / Respekt?!

René Borbonus René Borbonus gehört zum renommierten Kreis der Top 100 Excellence Speakers and Trainers und bewegt sich – als Buchautor, Vortragsredner und einer der führenden Kommunikationstrainer im deutschsprachigen Raum – bewusst an der Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis. Sein Thema: Respekt! Ansehen gewinnen bei Freund und Feind – Wie erreiche ich Wertschöpfung durch Wertschätzung / Respekt?!

Die Veranstaltungsreihe „Forum Führung“ wird unterstützt von unseren Partnern

Weitere Informationen und Anmeldungen unter www.forum-fuehrung.bvmw.de BVMW - Bundesverband mittelständische Wirtschaft · Unternehmerverband Deutschlands e.V. Leipziger Platz 15 · 10117 Berlin · Tel.: 030 533206-0 · Fax: 030 533206-50 · E-Mail: forum-fuehrung@bvmw.de

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SERVICE

Impfung gegen Krisen Wie lassen sich Unternehmensprozesse optimieren? Was macht ein Unternehmen zukunftssicher? Antworten darauf gibt der Top-Coach und Bestsellerautor Kishor Sridhar in seinem neuen Buch „Krisen-Impfung“ und hier im Interview

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Der Mittelstand: Welche neuen Herausforderungen sehen Sie für den Mittelstand? Kishor Sridhar: Heute ist nichts mehr wirk­ lich planbar, da die Wirtschaft vernetzt ist, wie nie zuvor und sich alles viel schnel­ ler bewegt. Da kann es einem heute noch so gut gehen, morgen kommt ein neuer Wettbewerber, eine Veränderung des Marktes und man ist in einer Krise. Da hilft auch der beste Plan, die beste Strategie nicht weiter. Strategien beruhen auf Annahmen, die bereits am nächsten Tag überholt sind. Wo nichts mehr planbar ist, hilft das nichts, es beruhigt nur das Gewissen. Das Ende der Planbarkeit ist die größte Herausforderung mittelständi­ scher Unternehmen. Was ist für Sie der Erfolgsfaktor der Zukunft? Würden Sie in ein Unternehmen mit guten Umsätzen und Gewinnen inves­ tieren, von dem Sie aber nicht wissen, ob es morgen noch am Markt ist? Wohl kaum. Der Erfolgsfaktor der Zukunft ist die Krisenfähigkeit, auch Resilienz ge­ nannt. Krisenfähigkeit heißt in der Lage zu sein, dass 1. Wenn eine Krise kommt, das ganze Unternehmen sofort und flexi­ bel darauf reagieren kann, 2. In der Krise lernt und wächst und 3. So auf eine Krise reagiert, dass man die Auswirkungen erst gar nicht zu spüren bekommt. Je­ des mittelständische Unternehmen, egal welcher Größe, muss also permanent ler­ nen und sich selber verbessern können. Die meisten Unternehmen sind aber er­ starrt. Das fällt nur erst auf, wenn man bereits in einer Krise steckt, nur dann ist es zu spät.

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Wie sieht das erstarrte Unternehmen aus? An der Oberfläche wirkt alles normal, je­ doch konzentrieren sich die Mitarbeiter und Führungskräfte mehr um den Erhalt des Status Quo als sich zu verändern. Entscheidungen werden aufgeschoben, Verbesserungen ignoriert. Man betreibt Nabelschau anstatt nach außen zu blicken. Abteilungen arbeiten gegenein­ ander statt miteinander. Im Grunde fällt all das nicht weiter auf, weil man sich ja im Mittelmaß befindet und es noch nicht weh tut. Das ist aber gefährlich. Wieso ist Ihrer Meinung Mittelmaß so gefährlich? Mittelmaß heißt, dass man das tut, was nötig ist und nicht das, was möglich ist. Statt ständiger Verbesserung macht sich Bequemlichkeit und Selbstzufriedenheit breit. Das setzt eine Abwärtsspirale in Gang. Unternehmen scheitern nicht an einer Krise, sondern an der eigenen Mittelmäßigkeit. Welche Managementmythen haben Sie identifiziert? Ein weit verbreiteter Mythos ist, dass Mitarbeiter und Führungskräfte rational handeln und immer im besten Sinne des Unternehmensgewinns. Das ist falsch: Ängste, Hemmschwellen, persönliche Motive führen zu unterschiedlichen und teils widersprüchlichen Motiven, die schnell in einer Blockade münden. Die­ ses Dilemma muss jedes Unternehmen auflösen. Da helfen auch nicht „BestPractice”-Lösungen, wie es ein weiterer, bei Be­ratern verbreiteter Mythos ver­ spricht. Klar ist es verlockend, zu


glauben, dass, weil etwas einmal funktioniert hat, man es ein­ fach nur kopieren muss. Das spart das Mitdenken. Aber jedes Unternehmen ist anders. Mitdenken kann man nicht outsourcen. Was muss man tun, um seine Krisenfähigkeit zu stärken? Man muss die Abwehrkräfte des Unternehmens stärken und Leis­ tungsbarrieren sprengen. Das ist wie eine Impfung gegen Krisen. Dafür müssen zum einen Führungskräfte ihre Hausaufgaben ma­ chen: Sich bewusst machen, was die versteckten Fähigkeiten der Mitarbeiter sind und dafür sorgen, dass sie diese optimal im Unter­ nehmen entfalten können. Dann müssen Strukturen entschlackt und interne Barrieren beseitigt werden, ebenso wie versteckte Kosten und alte Zöpfe, die sich unbemerkt eingeschlichen haben. Die Reaktions- und Handlungsfähigkeit muss drastisch erhöht werden. Sie glauben gar nicht, in wie vielen Unternehmen die Aufschieberitis grassiert. Letztlich wird eine Kultur des ständigen Optimierens implementiert. Das kann man durch klare Schritte erreichen, ohne Unruhe ins Unternehmen zu bringen. Und wann ist der beste Zeitpunkt für eine „Krisenimpfung”? Sofort. Das Problem ist, dass die meisten Unternehmen erst etwas verändern wollen, wenn sie in einer Krise stecken. Besser sorgt man aber dafür, dass man erst gar nicht in Probleme gerät. Man geht auch nicht zum Impfen, wenn man krank ist, sondern bereits vorher. Das spart Nerven, Kosten und kann überlebenswichtig sein. Das Interview führte Claudia Mattheis

Kishor Sridhar ist Berater, Coach und Autor des Buchs Krisen-Impfung – So machen Sie Ihr Unternehmen wider­standsfähiger und zukunftssicher. Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Optimierung von Unternehmensprozessen und die Stärkung der Krisenfähigkeit unter Berücksichtigung der Verhaltensökonomie. www.krisenimpfung.de


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Arbeitsschutz – Wer kümmert sich denn um sowas? Vernachlässigung von Arbeits- und Gesundheitsschutz bei Unternehmens­gründungen hat schwerwiegende Folgen

Nach Angaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung ereignen sich derzeit jährlich etwa 25.000 meldepflichtige Un­ fälle. Jeder zweite rentenpflichtige Unfall wurde durch Stolpern, Rutschen und Stürzen verursacht. Der deutschen Volkswirt­ schaft gehen jährlich 75 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung verloren. Daher ist Arbeitsschutz eine Arbeitgeberverpflich­ tung bereits ab dem ersten Angestellten. Diese Verpflichtung nicht einzuhalten, birgt mehrere Risiken. Man kann sich strafbar machen und man kann den Versicherungsschutz für die eigenen Angestellten im Schadensfall verlieren. Die Folgen sind Regress­ forderungen der Berufsgenossenschaft. Wo fängt man am besten an? Es empfiehlt sich zunächst eine Beratung zu den Arbeitgeber- und Arbeitnehmerpflichten, damit alle Strukturen und Prozesse gerade bei der Unternehmensgrün­ dung berücksichtigt werden. Später nachzubessern dagegen ist schwierig, langwierig und teuer. Es empfiehlt sich ferner, Netz­ werke zu nutzen, die sich gemeinsam um Arbeitsschutz, gesunde Büros und Gesundheitsvorsorge kümmern. Das spart Geld. Das am häufigsten vergessene Risiko ist die Unternehmergesundheit. Und der Unternehmer sollte auf sich achten, denn was wäre ein Unternehmen ohne ihn?

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Überwachung der Einhaltung der Arbeitgeber­ verpflichtungen durch: • Aufsichtsbehörden und deren unangekündigte Kontrollen • Berufsgenossenschaften der versicherungspflichtig Angestellten (Kontrollen vor allem, aber nicht nur im Schadensfall) Mögliche Konsequenzen bei Nichteinhaltung: • s trafrechtlich: bis 25.000 Euro Bußgeld, ein Jahr Gefängnis • versicherungsrechtlich: Verlust des Versicherungs­ schutzes, Regressforderungen der Ver­sicherungsträger • zivilrechtlich: Zivilklagen • Verlust/Einschränkung der eigenen Arbeitskraft ACHTUNG: Der Unternehmer haftet straf- und zivilrecht­ lich auch mit seinem Privatvermögen. Weitere Infos: www.bgw-online.de www.vbg.de www.gesunder-arbeitsplatz.de

Anje Kölzsch Geschäftführerin von Einfach Leben retten – betriebliche Notfallvorsorge und Arbeitsschutzmanagement www.einfachlebenretten.com

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In der allgemeinen Vorstellung ist Arbeitsschutz nur für große Unternehmen relevant: Er kostet Zeit und Geld, und zudem er­ scheinen Bestimmungen wie die Fensterverordnung nicht sel­ ten völlig überzogen. Die Unübersichtlichkeit der über tausend Gesetze, Verordnungen und Versicherungsbedingungen macht es Unternehmern auch nicht gerade einfach. Die Berufsgenos­ senschaften bieten zwar Hilfen an, doch wer unterweist schon seine fünf Mitarbeiter? Was soll denn passieren?, meinen viele.


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Loslassen lernen Alle wissen es, wenige kümmern sich: das Problem der Nachfolge Im Zeitraum 2010 bis 2014 stehen 22.000 Unternehmen mit 278.000 Beschäftigten vor der Übergabe – zumeist aus Altersgründen. Doch gerade in kleinen Unternehmen ist man schlecht vorbereitet. Das zumindest hat Jürgen Rilling von der Unternehmensberatung Mirablau Equity & Services GmbH herausgefunden. Ge­ meinsam mit der TU München hat er 250 Mittelständler in Bayern zum Thema be­ fragt und ist zu dem Ergebnis gekommen: Je kleiner das Unternehmen, desto größer ist der Handlungsbedarf. Plötzliche Krank­ heit, aber auch Übergabe aus Altergründen – wer hier nicht plant, handelt geschäfts­ schädigend.

Plötzliche Krankheit oder gar Tod: Stell­ vertreterreglungen und Vollmachten müssen in der Schublade liegen; orga­ nisatorisch muss eine „zweite Ebene“ etabliert werden: frühzeitig einen oder zwei kompetente Mitarbeiter aufbauen und ihnen Verantwortung übertragen. Ob plötzliche Krankheit oder geplanter Rück­ zug aus Altersgründen, die meisten Chefs favorisieren eine familieninterne Überga­ be, unbeliebt sind der Verkauf an interne Mitarbeiter (Management-Buy-out) oder externe Manager (Management-Buy-in).

Doch auch hier bewährt sich die zweite Ebene. Der externe Käufer will im Ideal­ fall den Betrieb weiterführen und nicht nur Maschinen, Räume und andere Überbleib­ sel eines Unternehmer­lebens kaufen. Jeder Unternehmer stagniert irgend­ wann körperlich und geistig. Wachstum und Bilanzen leiden. Wer hingegen schon frühzeitig für eine zweite Ebene gesorgt hat, ermöglicht so neue Impulse, die dem Betrieb früh zu Gute kommen. Wer eine Perspektive für den Betrieb sucht, muss zuerst eine Perspektive für sich selbst finden. Nur dann bereiten Chefs den Übergang ernsthaft vor. Wer an die Familienmitglieder übergeben will, muss ihnen auch früh Verantwor­ tung überlassen. Wenn die Tochter mit 50 noch eine subalterne Position beklei­ det, bleiben Motivation, Kompetenz und Akzeptanz im Unternehmen gering. Steuer- und Rechtsberater sind kleinen Unternehmen oft ein Leben lang freund­ schaftlich verbunden. Sie haben aber wenig Erfahrung in der Unternehmensnachfolge. Hier ist der nüchterne, neutrale Blick von außen gefragt: Nachfolgerauswahl und -coaching, Bewertung des Unternehmens, Verkauf. Ein externer Berater kann mit der nötigen Diskretion den Betrieb auf dem Markt positionieren, auf potenzielle Käufer zugehen und so Wettbewerb schaffen. Mehr Informationen: Mirablau Equity & Services GmbH www.mira-blau.com

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Nachfolge genießt in KMU kaum Priorität: Je kleiner das Unternehmen, desto älter ist der Chef, wenn er ausscheidet. Im Schnitt erfolgt die Übergabe fünf Jahre später als geplant, mitunter sogar zehn Jahre. Entsprechend spät wirken neue Impulse.

Wer eine Perspektive für den Betrieb sucht, muss zuerst eine Perspektive für sich selbst finden.

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor

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Langsam wachsen anstatt schnell untergehen Think big? Schnell wachsen? Business Plan muss sein? Alles Quatsch, sagt die Beraterin Svenja Hofert: Erst mal mit den persönlichen Möglichkeiten und kleinen Projekten anfangen – und sich dann schrittweise weiterentwickeln

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Die meisten Gründer suchen verzweifelt nach einer Idee, die es noch nicht gibt. Weil sie diese Idee nicht finden, greifen sie zu Notlösungen: Quick-Positionierung nenne ich das. Quick und Dirty: Schnell mal Webdesign für Zahnärzte anbieten oder Baumhäuser im Internet verkaufen, weil es das noch nicht gibt. Marktstudien analysieren und durchrechnen, zack entsteht ein Business Plan, zu dem Banken auch noch ja sagen, weil das Marketingbudget schön groß ist. Es werden Logos entwickelt und Webseiten gebaut... und los geht es mit dem Vertrieb. Und nach ein oder zwei Jahren stellt sich heraus: Alles war für die Katz, der Kunde fragt etwas ganz anderes nach. Nichts von dem, was im Business Plan stand, ist heute noch gültig. Es ginge sehr viel einfacher: Indem je­ der Gründer erst mal bei sich selbst und seinen Möglichkeiten anfängt und nicht schon bei den großen Zielen. Zieldenken ist Managerdenken, aber Manager grün­ den keine erfolgreichen Unternehmen. Hat Bill Gates einen Dreijahresplan ge­ macht? Oder Jeff Bezos? Nein. Aber von Kleingründern wird es erwartet. Die ersten drei Jahre als Existenzgrün­ der verbringt man lieber nicht mit Zielen, sondern so: Persönliche Fähigkeiten ein­ setzen, Kontakte nutzen, das anbieten, was man am besten kann. In einem Bild

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gesprochen: Machen Sie den eigenen Kühlschrank auf, checken Sie sein Inven­ tar, schauen Sie, was Sie daraus Leckeres für den Kunden zusammenmixen können und setzen Sie es ihm zum Probieren vor. Und wenn es nicht gut genug schmeckt, wird neu gemixt. Wer so vorgeht, kann nicht scheitern – er kann sich nur ent­ wickeln. Konzentrieren Sie sich deshalb darauf, schmackhafte Menüs zu kreieren und diese Schritt für Schritt zu verfeinern. Orientieren Sie sich dabei nicht an Zielen, sondern am jeweils aktuellen Problem. Wenn Sie am Anfang stehen, beantwor­ ten Sie sich die Frage, ob eine Idee funk­ tioniert. Und wenn Sie wachsen wollen, dann stellen Sie sich die Frage „Wie?“. Das lässt sich nicht theoretisch durchden­ ken, sondern nur praktisch ausprobieren. Und zwar bei minimalem Risiko. Niemand muss mit einem Vollsortiment starten. Nicht nur Dienstleistungsideen können auf ganz kleine Einheiten heruntergebro­ chen werden, die sich preisgünstig testen lassen. Statt zehn interaktiver Webseiten lassen Sie zum Beispiel nur zwei statische programmieren. Anstatt 10.000 zahlen Sie dann nur 1.000 Euro. Modulare Lösungen sind so gut wie überall möglich. Beispiel Waren: Ob der Kunde Ihre Gänse­ blümchenmarmelade kauft, können Sie kost­ spielig testen, indem Sie einen Shop dafür


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So können Sie das SlowGrow®Prinzip praktisch nutzen:

eröffnen, der Sie gleich ein paar Zehntau­ sende kostet. Weitaus günstiger wäre es, die Nachfrage auf dem Wochenmarkt und bei Events im Bekanntenkreis zu erproben.

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Beispiel Internet: Ich habe kürzlich mit Kexpa.de meinen zweiten Online-Shop eröffnet. Bevor ich mir alles programmie­ ren und designen ließ, habe ich die dort verkauften Selbstlernkurse erst mal auf meiner Fanpage bei Facebook getestet. Und bevor ich in eine teure Drupal-Version investierte, verkaufte ich neue Produkte erst mal in meinem alten Shop. Beispiel Dienstleistungen: Bevor Sie als Trainer an den Markt gehen und gleich fünf Seminarangebote auf den Markt streuen, konzipieren Sie eines. Testen Sie es in einem bekannten Kreis oder bei vorhan­ denen Kunden. Erst dann starten Sie mit Investitionen. Ich habe Geschäftsideen gesehen, deren Investitionsvolumen bei mehr als 50.000 Euro lagen. Mit etwas Grips konnte man jede auf weniger als ein Zehntel reduzie­ ren und mit einer kleinen Version Erfahrun­ gen sammeln, um dann erst den nächsten

Schritt zu gehen. Das hören Banken nicht gern, denn wenn man so vorgeht, brauchen Sie erst einmal keine Kredite. So vorzugehen ist ein auch wissenschaft­ lich nachgewiesenes Erfolgsrezept. Die Universität St. Gallen, die Entrepreneur­ ship erforscht, wies den Erfolg der „un­ ternehmerischen Methode“ nach. Diese entspricht in vielem dem SlowGrow ® Prinzip. Im Mittelpunkt stehen auch hier die Person und ihre Möglichkeiten sowie die vorhandenen Kontakte. Und nicht etwa eine Idee mit „USP“. Wichtig ist, dass Sie jederzeit Feedback einholen, möglichst vielfältiges. Je mehr Perspektiven, desto besser. Niemals sollte die Frage im Mittelpunkt stehen, ob etwas geht, sondern immer nur wie. Am Ende des Tests darf auch die Erkennt­ nis stehen, dass es so nicht funktioniert. Dann hat man wenig verloren und kann noch mal neu in den Kühlschrank schauen. Und die vorhandenen Zutaten noch einmal neu zusammenstellen. Svenja Hofert

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• Definieren Sie ein Testprodukt. Das kann auch eine Dienstleistung sein. Was ist der genaue Inhalt, der Kern? • W ie und wo können Sie dieses kostengünstig testen? So, dass am Ende wirklich der Nachweis erbracht wird, dass jemand dafür Geld bezahlt. •W as ist der Test-Name (gerne vorläufig) und der Test-Preis? Manche Vorhaben rechtfertigen auch erst einmal „null“ Euro, etwa wenn Sie ein neues Trainingskonzept bei einem alten Kunden ausprobie­­ren möchten. • Wer ist die Testzielgruppe? • Was der Test-Ort? • Braucht man einen Prototypen, etwa eine Internetseite? Wie kann dieser einfach und günstig erstellt werden? Das Unternehmen Groupon testete seine Idee mit einem simplen PDF. • Zeiträume und Ziele festlegen – veraltetet. Weiter geht es mit flexiblen Meilensteinen. Sie orientieren sich nicht am Kalender, sondern am Fortschritt. Der Verkauf eines ers­ ten Selbstlernkurses kann so ein Meilenstein sein. Wer entwickelnd und experimentierend an den Markt geht, braucht keine Termine. Es geht mehr darum, die Lösung für gerade auftauchende Probleme zu finden. Der flexible Meilenstein kennzeichnet also die Lösung eines Teilproblems.

Svenja Hofert ist Bestsellerautorin, Beraterin, Coach und Unternehmerin (www.kexpa.de). In ihrem im GabalVerlag erschienenen Buch „Das SlowGrow Prinzip“ stellt sie gängige Gründungsprinzipien auf den Kopf.

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Ausgezeichnete Karriereförderer Mit Trainee-Programmen im Mittelstand punkten Eine hervorragende Möglichkeit, das eigene Unternehmen mit qualifiziertem Nachwuchs zu versorgen und diesen auch weiterzuentwickeln, ist das Trainee-Programm. Einem sorgfältig ausgewählten Kreis von Hochschulabsolventen wird die Aneignung wichtiger Grundlagen für die spätere Übernahme von Experten- und Führungsfunktionen ermöglicht. Das Interesse der Hochschulabsolventen an solchen Programmen steigt stetig. Bisher werden Trainee-Programme aller­dings vorwiegend von großen Un­ ternehmen und Konzernen angeboten. „Dabei bieten sich gerade im Mittelstand spannende berufliche Perspektiven und eine steile Lernkurve“, betont Marianne Rachinger von der TDS Informationstech­ nologie AG.

Die Firma gehört zu den Trägern einer Aus­ zeichnung, die von der Initiative für „karri­ erefördernde & faire Trainee-Programme” des ABSOLVENTA Jobnet gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Personalwirtschaft der LMU München vergeben wird. Denn unter den vielfältigen Angeboten finden sich auch immer wieder schwarze Scha­ fe. Schließlich kann jedes Unternehmen sein eigenes Trainee-Programm anbieten und die Konditionen selbst bestimmen. Weder existiert eine klare Definition des Begriffs „Trainee“, noch gibt es grund­legende rechtliche Standards. Um dieser Problematik zu begegnen, hat die Initiative zusammen mit zehn Un­ ternehmen eine Definition sowie klare Richtlinien erarbeitet und in einer Charta zusammengefasst:

Charta karrierefördernder & fairer Trainee-Programme: 1. Trainee-Programme sind elementarer Bestandteil des Talent- und Nachfolge­ managements unseres Unternehmens und auf eine langfristige Zusammenar­ beit in einer Experten- oder Manage­ mentfunktion ausgerichtet. 2. Trainees übernehmen bei uns von Be­ ginn an verantwortungsvolle Aufgaben und werden dabei von erfahrenen Füh­ rungskräften unterstützt. 3. Trainees durchlaufen während unserer Programme mehrere Unternehmens­ bereiche, absolvieren Lernmaßnahmen (Auslandsaufenthalte, Fach- und Ver­ haltenstrainings) und sind aktiver Be­ standteil unseres Netzwerks. 4. Vergütung und Dauer stehen in einem sinnvollen Verhältnis zu den Lernin­ halten und Entwicklungszielen unserer Trainee-Programme. 5. Wir stellen die Qualität unserer TraineeProgramme durch interne und externe Evaluationsmaßnahmen sicher.

Ralf Junge Leiter Unternehmenskommunikation www.absolventa.de/traineeauszeichnung

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Orientierung für den akademischen Nachwuchs Ziel ist es, Hochschulabsolventen bei der Wahl des Arbeitgebers zu unterstützen und so einen optimalen Karriereeinstieg zu ermöglichen. Unternehmen, welche die Kriterien erfüllen und sich zur Einhaltung der Charta verpflichten, werden ausge­ zeichnet. Mit der Auszeichnung können sie sich als karrierefördernder Arbeitgeber positionieren.


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Von Absatz zu Umsatz durch sichere Zahlungseingänge Cornelia Köhler von Euler Hermes im Mittelstand-Interview Köhler: Aus Unternehmenssicht ist eine generelle Einschätzung hierzu sehr schwierig. Allein schon die unterschiedli­ chen Entwicklungstendenzen in der Euro­ päischen Union lassen kaum Vorhersagen zu. Erst recht gilt das für den amerikani­ schen und asiatischen Wirtschaftsraum. Sie nennen sich Kreditversicherer, versichern aber eigentlich keine Kredite?

Nach Ansicht mancher Experten ist die Wirtschaftskrise überwunden. Das gilt bekanntermaßen aber nur für Deutschland. Für Unternehmen, deren Außenstände sich auf wenige große Abnehmer konzentrieren, kann eine Kreditversicherung lebensrettend sein. Diese Meinung vertritt Cornelia Köhler, Mitglied des BVMW-Landeswirtschaftssenats Baden-Württemberg.

Der Begriff Kreditversicherung leitet sich von dem Umstand her ab, dass zwi­ schen der Lieferung einer Ware oder einer Dienstleistung und der Bezahlung ein zeitlicher Abstand liegt. Das liefern­ de Unternehmen gewährt damit bis zur endgültigen Bezahlung einen Lieferan­ tenkredit. Wir versichern also letztlich den Erfolg von Geschäften, das heißt, dass Lieferanten ihre Rechnungen von Abnehmern bezahlt bekommen. Wenn solvente Firmen die vereinbarten Zah­ lungsziele pünktlich einhalten und regel­ mäßigen Umsatz haben, vermutet man generell keine Probleme. Dennoch kann es unerwartete Schwierigkeiten in ei­ ner Kette von wirtschaftlichen Abläufen geben, bei der mehrere Unternehmen voneinander abhängig sind. Unterneh­ men können besonders dann in eine Krise geraten, wenn der Ausfall eines einzigen Großkunden ein existenzielles Risiko darstellt. In Deutschland beträgt das Versicherungsvolumen jährlich etwa 340 Milliarden Euro.

Der Mittelstand: Frau Köhler, wie ist die aktuelle Weltwirtschaft zu beurteilen?

Was bedeutet das für Länder wie Russland oder China?

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In beiden Ländern sind wegen der Im­ portorientierung Handelsbeziehungen zu ausländischen Geschäftspartnern sehr wichtig. Diese Tatsache erhöht natür­ lich die Verbindlichkeit im gegenseitigen Umgang. Wie gestaltet sich die Kreditversicherung in der Praxis? Wenn der Kunde eines Versicherungs­ nehmers seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann, zahlt Euler Hermes den Ausfall von versicherten For­ derungen abzüglich eines vereinbarten Selbstbehaltes. Der Einstiegspreis für eine Kreditversicherung liegt zwischen 2.000 und 6.000 Euro, abhängig von der Größe des versicherbaren Umsatzes, der Laufzeit der Außenstände und eventuellen Forde­ rungsverlusten in der Vergangenheit. Wie bei anderen Versicherungen gibt es aber auch Einschränkungen. Ist zum Beispiel der Abnehmer von Waren oder Dienstleis­ tungen bereits zahlungsunfähig oder im Zahlungsverzug, werden neue Kreditver­ sicherungen des Lieferanten mit diesem Abnehmer nicht mehr versichert. Das Interview führte Dr. Ulrich Köppen

Cornelia Köhler Head of Branch Office Euler Hermes Deutschland AG www.eulerhermes.de

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Kleines Volumen, große Sicherheit Der deutsche Mittelstand profitiert von maßgeschneiderten Exportfinanzierungen Durch die starke Verankerung im Export hat sich die deutsche Industrie schnell aus der Finanz- und Wirtschaftskrise erholt. Ein Grund dafür ist, dass gerade für größere Exportvorhaben seit Langem ein ausreichendes Angebot an Finanzierungen besteht – häufig unter Einbindung von Exportkreditversicherungen.

Real­wirtschaft. Der Trend entwickelt sich weg von kurzfristi­ gen Zahlungszielen hin zu Exportfinanzierungen mit mittel- und langfristigen Kreditlaufzeiten, auch für Projekte mit kleinerem Volumen. Diese Finanzierungen zu bekommen, war bislang allerdings ein schwieriges Unterfangen.

In vielen Fällen entscheiden nicht nur der Preis sowie die Qualität der Güter und Dienstleistungen darüber, wer sich am Weltmarkt durchsetzt, sondern ebenso die Frage der günstigen Finanzierung. Auch für den deutschen Mittelstand kann der ent­ scheidende Wettbewerbsvorteil im Feld der Exportfinanzierung liegen. Allerdings fehlten bislang für kleinere Exportgeschäfte nachhaltige Finanzierungsmöglichkeiten über längere Lauf­ zeiten. Diese Angebotslücke wurde nun geschlossen, sodass auch der Mittelstand von gängigen Finanzierungsinstrumenten profitiert.

Auch für den deutschen Mittelstand kann der entscheidende Wettbewerbsvorteil im Feld der Exportfinanzierung liegen.

Die andauernd hohe Nachfrage nach Exportfinanzierungen ist Ausdruck einer veränderten Risikoeinschätzung vieler Un­ ternehmen im Zuge der Finanzkrise und deren Folgen auf die

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Doch inzwischen sind spezialisierte Finanzdienstleister in die Lücke vorgestoßen. Auch für Exportgeschäfte mit kleineren Auftragswerten bieten sie nun liefergebundene Finanzierun­ gen mit Deckung durch eine Exportkreditversicherung. So ist die UniCredit Bank AG eine Kooperation mit Northstar Europe eingegangen, welche Finanzierungen an den Käufer ab einem Volumen von 500.000 Euro ermöglicht.

Christian Rumpf Head of Exporters Origination, UniCredit Bank AG www.gtb.unicredit.eu

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Die Vorteile einer Exportkreditversicherung (auch ‘Export Credit Agency’ – ECA) wie der Euler Hermes Deutschland AG liegen auf der Hand. Der Exporteur belastet seine eigenen Kreditlinien nicht und optimiert dadurch seine Bilanz- und Liquiditätskennziffern. Mit einer zweckgebundenen Auszahlung – in der Regel direkt an den Exporteur – ist sichergestellt, dass er zeitnah für seine Lie­ ferungen und Leistungen bezahlt wird. Der Importeur hingegen erhält ein langfristiges Zahlungsziel und damit eine bedarfsge­ rechte und kostengünstige Refinanzierung seiner Investitionen.


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Von Engeln und Schwärmen Bund, Länder und Kreditanstalten halten ein breites Spektrum unterschiedlicher Förderungen für Gründer bereit. Doch es gibt andere Investoren, die nicht nur mit Geld zur Seite stehen. Bernhard Böhm ist als Unternehmer erfolg­ reich, doch damit gibt er sich nicht zufrie­ den. Die deutsche Wirtschaft, sagt er, hat immer von kleinen und mittleren Unterneh­ men profitiert, die innovative Produktent­ wicklungen marktfähig machten. Deshalb müssen die Unternehmen von morgen un­ terstützt werden. Böhm ist Vorstand der Business Angels Berlin Brandenburg. Der BABB beteiligt sich mit Risikokapital an jungen Unternehmen in ihrer schwierigen Frühphase: „Unternehmensaufbau, Markt­ einführungsstrategie und Vertriebskon­ zepten – hier kann man ein Menge Fehler machen – Gründer brauchen da geronnene Erfahrung.“ So endet das Engagement der Business Angels nicht mit der Banküber­ weisung. Mindestens einmal pro Woche steht ein Mentor dem jungen Unternehmen als Ansprechpartner zu Verfügung. Denn es geht nicht nur darum, in der Hoffnung auf Rendite zu investieren, sondern schlicht „unternehmerische Denkweise zu imple­ mentieren“. So weit reichen Engagement und Individualität öffentlicher Förderung in der Regel nicht. Dabei sehen sich die Business Angels nicht in Konkurrenz zu Bund und Ländern.

Böhm empfiehlt einen „intelligenten Finanzierungsmix“. Der Vorteil bei der Hilfe von Unternehmern für Unternehmer: Die Geschäftsidee, die Marktfähigkeit des Produkts und seine Skalierbarkeit stehen im Vordergrund. Bei den Business Angels muss sich kein Unternehmenskonzept einer staatlichen Fördermaßnahme an­ passen; es ist genau umgekehrt.

Die Geschäftsidee, die Marktfähigkeit des Produkts und seine Skalierbarkeit stehen im Vordergrund. Finanzierung „von unten“: Crowdfunding Anderen Alternativen der Risikokapitalbe­ teiligung steht Böhm durchaus offen gegen­ über: Warum nicht die breite Öffentlichkeit für eine Geschäftsidee begeistern und so Aktionäre finden? Die Schwarmfinanzie­ rung, das Crowdfunding, findet vermehrt

Eingang in die Welt der Unternehmensfinan­ zierung. Onlineplattformen stellen Kunst-, aber auch Unternehmensprojekte vor und werben Geldgeber, die ein „partiarisches Nachrangdarlehen mit Beteiligung am wirt­ schaftlichen Erfolg des Startups“ geben. Böhm sieht eher die Gefahr in der verkürz­ ten Darstellung der Projekte. Gerade Ge­ schäftsideen, die Marktchancen realisieren können, sind oft kompliziert. Außerdem ist unklar, nach welchen Auswahlkriterien Fun­ ding-Plattformen Projekte bewerben. Die Business Angels lassen einen Bewerber von 60 erfahrenen Unternehmern scree­ nen. Das Prinzip des Crowdfunding muss sich erheblich professionalisieren – noch sieht Böhm kein solides Controlling der weiteren Entwicklung geförderter Start­ ups. Man sollte dem Crowdfundig Zeit geben, findet Böhm: „Privates Venture Capital brauchte auch lange, um zur Indus­ trie zu werden.“

Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor

Business Angels Berlin Brandenburg: www.bacb.de

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Business Angels Netzwerk Deutschland e.V. (BAND): www.business-angels.de Crowdfunding in Deutschland: Bergfürst: www.bergfuerst.com Seedmatch: www.seedmatch.de Pling: www.pling.de Startnext: www.startnext.de

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Der Anfang vom Ende Aldi, Grohe, Bahlsen, Tchibo, Tönnies – besonders Familien­ unternehmen sind von langwierigen Streitigkeiten unter Gesellschaftern betroffen. Aber auch in vielen Unternehmen ohne Familienbeteiligung toben heftige Auseinandersetzungen. Wohin dies führen kann, zeigt derzeit anschaulich das Beispiel des Suhrkamp-Verlags, wo sich die Mehrheitsgesellschafterin, die gleichzeitig auch einer der Geschäftsführer ist, bereits seit Jahren mit dem Minderheitsgesellschafter streitet, und dies auch in mehreren Verfahren vor Gericht. Abberufung der Geschäftsführer, Schadensersatz Zwei dieser Verfahren sind nun durch das Landgericht Berlin entschieden worden (Urteile vom 10.12.2012, Az. 99 O 79/11 und Az. 99 O 118/11).

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Gegenstand dieser beiden Prozesse war der Umstand, dass die Mehrheitsgesellschafterin in ihrer Eigenschaft als Geschäfts­ führerin gemeinsam mit den weiteren Geschäftsführern für die Gesellschaft Verpflichtungen eingegangen war, die über die ihnen auferlegten Beschränkungen hinausgingen, indem sie unter anderem einen Mietvertrag abgeschlossen hatten, obwohl dessen Jahresmiete den Betrag überschritt, bei dem auch der Minderheitsgesellschafter hätte zustimmen müssen. Wegen dieser Kompetenzüberschreitung konnte der Minder­ heitsgesellschafter in dem einen Rechtsstreit die Abberufung der Geschäftsführer aus wichtigem Grund durchsetzen, da ihm nach Auffassung des Gerichts die weitere Führung der Geschäfte durch die Geschäftsführer nicht mehr zumutbar war.

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Wenn Gesellschafterstreitigkeiten die Existenz des Unternehmens bedrohen


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In dem anderen Rechtsstreit entschied das Gericht, dass die Geschäftsführer der Gesellschaft sämtliche Kosten des Mietver­ trages erstatten müssen, obwohl die Gesellschaft die Mieträume sinnvoll genutzt hatte und der Mietzins marktüblich war. Zwei bittere und teure Niederlagen für die Mehrheitsgesellschafterin. Ausschließung eines Gesellschafters, Auflösung der Gesellschaft Noch nicht entschieden ist demgegenüber ein weiterer Rechts­ streit vor dem Landgericht Frankfurt am Main, dessen Konse­ quenzen noch viel weitreichender sein könnten. Darin geht es um die wechselseitigen Anträge der Gesellschafter auf Ausschlie­ ßung des jeweils anderen, hilfsweise Auflösung der Gesellschaft.

Für die Kontrahenten entstehen schnell Anwalts- und Gerichts­ kosten im sechsstelligen Bereich.

und Irrationalität so zunehmen können, dass sie nicht mehr be­ herrschbar sind. Dies kann nicht nur die Unternehmensführung massiv beeinträchtigen, sondern für das Unternehmen insgesamt existenzbedrohend werden. Für die Kontrahenten entstehen schnell Anwalts- und Gerichtskosten im sechsstelligen Bereich und nicht selten enden derartige Auseinandersetzungen am Ende mit der Zerschlagung, im schlimmsten Fall sogar mit der Insolvenz des betroffenen Unternehmens. Aufkommenden Spannungen sollte daher frühzeitig begeg­ net und ein Instrumentarium entwickelt werden, mit dem diese aufgefangen werden können. Hier haben sich in der Praxis Aufsichts- bzw. Beiratslösungen bewährt, speziell in Familien­unternehmen auch Familienverfassungen und/oder ein Familien­rat. Eine professionelle Konflikt-Moderation ist zudem notwendig, um den Eskalationsprozess zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen. Gerichtliche Auseinandersetzungen sollten nach Möglichkeit vermieden werden. Sind sie einmal ausgebrochen, sollte ein Mediationsprozess in Erwägung gezogen werden.

Kaum zu erwarten ist, dass das Gericht den Ausschließungsan­ trägen folgen wird. Nach seinen Äußerungen in der mündlichen Verhandlung ist es vielmehr wahrscheinlich, dass es die Auflö­ sung des Unternehmens anordnet. Gut möglich, dass dies dann zu einer Zerschlagung des traditionsreichen Verlags führt, was sowohl unter ideellen als auch unter wirtschaftlichen Gesichts­ punkten ein Desaster bedeuten könnte. Unlängst vertagte das Gericht die Entscheidung allerdings noch­ mals auf September, um den Parteien Gelegenheit zu geben, doch noch einen Kompromiss zu finden. Empfehlungen für die Praxis Auseinandersetzungen zwischen Gesellschaftern entwickeln regelmäßig eine Eigendynamik, aufgrund derer sie an Heftigkeit

Eine gerichtliche Auseinandersetzung kann ausnahmsweise dann der richtige Weg sein, wenn mit hoher Wahrscheinlichkeit kurzfristig ein „Gesamtsieg“ erreichbar erscheint. Ein solcher Fall könnte etwa die fortgesetzte Untreue durch einen Gesell­ schaftergeschäftsführer sein.

Tobias Hollerbach Rechtsanwalt und Partner bei Buse Heberer Fromm Rechtsanwälte Steuerberater PartG, Berlin Schwerpunkt Gesellschafter­s treitigkeiten www.buse.de

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Fit für die Zukunft Erfolgsfaktor Gesundheit Erfurter Wirtschaftskongress 6. | 7. Juni 2013

www.erfurt.de/erwicon


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SEPA kommt – Zeit zum Handeln Wer rechtzeitig umstellt, profitiert früher vom verbesserten europäischen Zahlungsverkehr Ein knappes Jahr noch, dann lösen die europaweit einheitlichen SEPA-Zahlverfahren die deutsche Überweisung und die Lastschrift ab. Für Mittelständler höchste Zeit, ihr Unternehmen SEPA-fit zu machen.

Markus Schneider von der Sparkasse Köln­ Bonn rät allen Unternehmern, mit der fir­ meninternen Umstellung auf SEPA schnells­ tens zu starten (siehe Interview). Sämtliche

Programme und Prozesse, die mit bankbe­ zogenen Stammdaten arbeiten, sind tangiert und müssen angepasst werden. Das bindet personelle und finanzielle Ressourcen. Vor allem der Wechsel auf die SEPALastschriftverfahren verursacht einigen Aufwand. Unternehmer müssen hierfür eine neue Inkassovereinbarung mit ihrer Hausbank abschließen und eine GläubigerIdentifikationsnummer bei der Bundes­ bank (www.glaeubiger-id.bundesbank.de) beantragen.

Die wichtigsten Änderungen: • IBAN und BIC ersetzen Kontonummer und Bankleitzahl. • Die Inlandsüberweisung wird durch die SEPA-Überweisung abgelöst. • Das Einzugsermächtigungs- und Abbuchungsauftrags­verfahren gehen auf die SEPA-Basis- beziehungs­ weise SEPA-Firmen-Lastschrift über. • Für die SEPA-Verfahren wird das europaweit einheitliche XMLDaten­format verwendet. • Das in Deutschland verbreitete Elektronische Lastschriftverfahren (ELV) kann noch bis Anfang 2016 weiter genutzt werden.

Foto: hainichfoto - Fotolia.com (oben)

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SEPA, Single Euro Payments Area, steht für den einheitlichen Euro-Zahlungsver­ kehr in Deutschland und Europa. Noch ist die Nutzung der SEPA-Verfahren eine Option. Doch ab 1. Februar 2014 ist sie in der Europäischen Union sowie in Island, Liechtenstein, Norwegen, Monaco und der Schweiz gesetzlich vorgeschrieben.

In Unternehmen und im Handel sind kom­ plexe Anpassungen erforderlich. Eine Infratest-Umfrage für die Commerzbank unter 6.000 Unternehmen hat jedoch er­ geben, dass sich ein Drittel der Mittel­ ständler mit einem Jahresumsatz bis 12,5 Millionen Euro noch gar nicht mit SEPA auseinandergesetzt hat.

Unverändert bleiben die Verfahren für Schecks und Wechsel, Electronic Cash, Geldkartentransaktionen, Barein- und -auszahlungen sowie Überweisungen in und aus Drittstaaten. SEPA_grafik.indd 12

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„Mit der Einführung des Euro vergleichbar“ Der Mittelstand: Wo müssen Unternehmer Anpassungen für die Umstellung auf SEPA vornehmen? Markus Schneider: SEPA ist von unternehmensweiter Relevanz. Betroffen sind sämtliche Zahlungsverkehrsanwendungen und Finanzbuchhaltungs­systeme. Alle Bereiche, in denen mit Bank­ daten operiert wird – also beispielsweise Einkauf und Vertrieb, Personal- und Rechtsabteilung, Controlling und Marketing – müssen bezüglich notwendiger Um­s tellungsmaßnahmen über­ prüft werden. Wie viel Zeit sollte für die Umstellung eingeplant werden? Die Dimension der SEPA-Umstellung ist mit der Einführung des Euro oder dem Jahrtausendwechsel vergleichbar. Wer ab Februar 2014 keine Probleme bekommen will, sollte so schnell wie möglich loslegen und spätestens ab Herbst Praxistests mit der Hausbank vorsehen. Welche Probleme könnte es geben? Wenn nach dem 1. Februar 2014 Rechnungsbeträge nicht rechtzeitig bei Gläubigern eintreffen, muss mit Mahnungen gerechnet werden. Oder wenn sich Zahlungseingänge nicht verarbeiten lassen, kann die Liquidität schnell klemmen. Die Sparkasse KölnBonn unter­Die SEPA-Basis-Lastschrift: Anstelle der Einzugsermächtigung muss das SEPA-BasisLastschriftmandat beim Zahler eingeholt werden. • Für jedes Lastschriftmandat vergibt der Zahlungsempfänger eine individuelle Mandatsreferenz. Zusammen mit der Gläubiger-ID kann der Zahler so die Kontobelastung eindeutig zuordnen. • Der Zahlungsempfänger muss den Zahler spätestens vierzehn Tage vor Fälligkeit über die Kontobelastung informieren. • Unter SEPA gibt es keine „Fälligkeit bei Sicht“ mehr. Deshalb muss der Zahlungsempfänger die Fristen für Lastschrift­ einreichungen seiner Hausbank beachten. • Bei der Basis-Lastschrift kann der Zahler bis acht Wochen nach Belastung eine Erstattung des Lastschriftbetrags verlangen, ohne Angabe von Gründen. Bei unberechtigten Lastschriften besteht der Erstattungsanspruch bis zu dreizehn Monate nach Belastung.

stützt ihre Kunden mit Umstellungshilfen wie Konvertierprogram­ men, Checklisten und SEPA-fähiger Zahlungsverkehrssoftware. Die SEPA-Umstellung macht Unternehmen viel Arbeit. Bringt sie auch Vorteile? Profitieren werden vor allem Mittelständler, die bereits grenzüber­ greifend im Euro-Raum tätig sind: Wurden bisher im Ausland Konten für den lokalen Zahlungs­ verkehr unterhalten, können diese jetzt bei der deutschen Hausbank zentralisiert und so das Cashmanagement optimiert werden. Reduzierte Laufzeiten bei Lastschriften und Überwei­ sungen verbessern die Liquidi­ tät. Für Unternehmen, die bisher ausschließlich national tätig wa­ ren, entfällt mit der identischen Abwicklung und Bepreisung von In- und Auslandszahlungen eine Markus Schneider ist Kundenbetreuer Hürde für EU-weite Geschäfte. bei der Sparkasse KölnBonn. Die SEPA-Firmen-Lastschrift für B2B-Geschäfte: Die SEPA-Firmen-Lastschrift trägt dem Bedürfnis Rechnung, im Geschäftsverkehr zwischen Unternehmen Zahlungsausfälle möglichst auszuschließen. • Sollen bestehende Einzugsermächtigungen oder Abbuchungs­ aufträge als SEPA-Firmen-Lastschrift fortgeführt werden, muss der Unternehmer von seinen Geschäftspartnern neue Lastschriftmandate einholen. • Der Zahlungspflichtige verzichtet auf seinen Erstattungs­ anspruch nach Belastung. Deshalb darf der Zahler kein Verbraucher sein. • Vor der ersten Belastung muss der Zahler sein Kreditinstitut über die Erteilung des Mandats informieren. • Die Vorlagefrist beim Kreditinstitut des Zahlers beträgt für Erst- und Folgelastschriften einen Geschäfts­tag vor Fälligkeit.

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Schwächen im Einkaufsprozess Entwicklung des Business Performance Index für den mittelständischen Handel

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Das Kasseler Analystenhaus techconsult legt die zweite Auf­lage seiner Langzeitstudie Business Performance Index Mittelstand für den Handel vor. Demnach beurteilen Führungskräfte mittelständischer Handelshäuser die Qualität der Prozesse in ihren Unternehmen eher kritisch.

Angetrieben von der Leidenschaft für Marketing und Kommunikation arbeiten wir täglich für Ihren Erfolg. Sibylle Lingner, Geschäftsführung

Mit dem Business Performance Index Handel Mittelstand untersucht das Analystenhaus techconsult Prozess­qualität, IT-Unterstützung, Reifegrad innovativer Lösungen sowie den Unternehmenserfolg in mittelständischen Groß- und Einzel­ handelsunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der Business Performance Index (BPI) in Groß- und Einzel­ handel verbesserte sich im Jahresvergleich nur marginal um 0,5 Prozent auf 64 Punkte. Der BPI drückt aus, für wie relevant Business-Entscheider einen bestimmten Prozess erachten und wie zufrieden sie mit seiner Ausführung sind. Die drei ande­ ren Indizes, die im Rahmen der BPI-Studie ebenfalls erhoben werden, haben sich dagegen teilweise deutlich verbessert. So stieg der Grad der IT-Unterstützung – er drückt aus, wie stark die einzelnen Tätigkeiten im Unternehmen mit IT unterlegt sind – um 2,3 Prozent auf 62,4 Punkte. Der Reifegrad innovativer IT-Lösungen, mit dem gemessen wird, wie häufig moderne ITAnwendungen in den Unternehmen eingesetzt werden, kletterte um knapp sieben Prozent auf 60,8 Punkte. Der Prozess- bezie­ hungsweise Unternehmenserfolg schließlich stieg gegenüber der 2011er Untersuchung um 2,8 auf 66,9 Punkte. In jedem Index können höchstens 100 Punkte erreicht werden.

Foto: pressmaster - Fotolia.com (oben)

Genauso wie im vergangenen Jahr werden die Unterstützungs­ prozesse Finanzen/Controlling sowie das Personalwesen im BPI-Ranking teilweise deutlich besser bewertet als die Kern­ prozesse Einkauf, Verkauf, Marketing und Mehrwert-Dienst­ leistungen. Der Einkaufsprozess wurde mit 63,2 Punkten von den Befragten am niedrigsten eingestuft. Studienleiter Heiko Henkes, Senior Analyst bei techconsult, erklärt das mit der unterschiedlichen Relevanz. „Der Einkauf ist im Handel das A und O. Hier entscheidet sich, wie hoch die Marge und damit der Verdienst ist.“

DIE AGENTUR FÜR INNOVATIVE KOMMUNIKATION

An der repräsentativen Studie beteiligten sich mit 149 Unterneh­ men knapp 15 Prozent mehr Teilnehmer als im Vorjahr. Befragt wurden in erster Linie Geschäftsführer und leitende Angestellte. Gesponsert wird die techconsult Studie von den Unternehmen SAP, itelligence, TDS, INFO AG, cormeta, marcom source, TRIAS, trovarit, Sycor und proaxia. Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft unterstützt die Untersuchung ideell. St t i h Strategische Beratung

Emotionales Brandbuilding

Klassische Kl i h Kommunikation

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Christoph Witte Wittcomm www.business-performance-index.de

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Die Bürgschaft – Ein starkes Instrument für den Mittelstand Gefördert werden vor allem Gründungen und Unternehmensnachfolgen Mit einer Bürgschaft verbürgt sich ein Bürge gegenüber einem Dritten für einen Gläubiger – darüber schrieb schon Friedrich Schiller. Dass Bürgschaften heute vielleicht noch wichtiger sind als zu Schillers Zeiten, zeigen die 17 deutschen Bürgschaftsbanken. Im vergangenen Jahr war die Nachfrage groß, bundesweit vergaben die Bürgschaftsbanken mehr als 7.000 Bürgschaften und Garantien in Höhe von fast 1,1 Milliarden Euro. So ermöglichten und sicherten sie für den deutschen Mittelstand Kredite und Beteiligungen über knapp 1,6 Milliarden Euro. Bürgschaftsbanken übernehmen Ausfallbürgschaften gegenüber Haus- und Förderbanken für alle gewerblichen Unternehmen und Freiberufler, denen sonst wegen fehlender Sicherheiten kein oder kein ausreichender Kredit bewilligt würde. Für Kreditinstitute sind diese Ausfallbürgschaften vollwertige Kreditsicherheiten, für den Unternehmer verbessern sich mit einer Bürgschaft auch die Kreditkonditionen. Mit der Einführung neuer Eigenkapitalvor­ schriften für die Banken werden Bürgschaften für Banken und Unternehmen noch wichtiger.

Pro Unternehmen können Bürgschaften bis zu 1,25 Millionen Euro übernommen werden. Voraussetzung ist, dass die Finan­ zierungsvorhaben betriebswirtschaftlich tragfähig sind. Bürg­ schaften werden für Kredite aller Art vergeben. Unternehmer können Bürgschaften bei Gründungen, Betriebsübernahmen, für Investitions- und Wachstumsfinanzierungen oder für Lea­ sing- und Mietkauffinanzierungen einsetzen. Auch Betriebs­ mittel, also Kontokorrentkredite sowie Avale und Garantien, können so finanziert werden. Gefördert werden vor allem Exis­ tenzgründungen und Unternehmensnachfolgen, die 2012 allein 40 Prozent oder rund 3.000 der unterstützten Unternehmen ausmachten. Anträge können über die Hausbank, beziehungsweise die Mit­ telständischen Beteiligungsgesellschaften (MBGen), gestellt werden. Sie arbeiten eng mit den Bürgschaftsbanken zusammen. Der Unternehmer spricht grundsätzlich zuerst mit seiner Haus­ bank. Stimmt diese einer Finanzierung zu, holt sie bei zu geringen Sicherheiten die Bürgschaftsbank mit ins Boot.

Foto: Roland Horn

Neben den klassischen Bürgschaften können Unternehmer auch eine Bürgschaft ohne Bank beantragen und sich zuerst an die Bürgschaftsbank wenden. Hat ein Unternehmen eine Zusage von der Bürgschaftsbank, fällt der Hausbank die Finanzierung leich­ ter. Neben diesen beiden Programmen bieten die Bürgschafts­ banken eine Vielzahl anderer Finanzierungsmöglichkeiten, zum Beispiel können verbürgte Kredite mit Beteiligungen der MBGen kombiniert werden. Beteiligungen verbessern die Liquidität so­ wie die wirtschaftliche Eigenkapitalquote der Unternehmen und damit auch ihr Rating bei der Hausbank. Viele Bürgschaftsbanken haben darüber hinaus spezielle Programme für Existenzgründer oder einzelne Branchen im Angebot.

Emeus-Kunde: Büro-, Tagungs- und Hotelkomplex The Squaire am Frankfurter Flughafen.

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Wie Bürgschaften Unternehmen nützen, zeigen zwei Beispiele: Die emeus GmbH aus Biblis entwickelt und vertreibt emeus, ein „Energie- und Medien-Erfassungs- und Umlage-System“. Mit diesem System kann der Energieverbrauch in Lüftungsan­ lagen von gemeinschaftlich genutzten Gewerbeimmobilien pro Nutzer genau ermittelt werden. Zu den Kunden der Firma von Christoph und Vater Rainer Tiede zählt auch der neue Büro-, Tagungs- und Hotelkomplex The Squaire am Frankfurter Flug­ hafen. Die Hausbank empfahl den Tiedes für die Vorfinanzierung des Auftrags, sich an die Bürgschaftsbank Hessen zu wenden.

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Foto: Gartencenter Holland GmbH

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Gartencenter Holland in Schwanebeck: Mit Blumen und Pflanzen erwirtschaften Theo Roelofs und die fast 40 Mitarbeiter etwa 60 Prozent des Umsatzes. Anzeige

Seminar Seminar

Alle 17 Bürgschaftsbanken in Deutschland und 14 Mittel­ ständische Beteiligungsgesellschaften (MBGen) werden vom Verband Deutscher Bürgschaftsbanken e. V. (VDB) vertreten. Der VDB ist zentraler Ansprechpartner für Po­ litik, Wirtschaft, Medien und Gesellschaft in allen Fragen rund um Bürgschaften, Garantien und Beteiligungen.

Marken in der Unternehmenspraxis Marken in der Unternehmenspraxis Dresden Dresden 6. Juni 2013 6. Juni 2013 The Westin Bellevue Dresden The Westin Bellevue Dresden 9.00 bis 17.00 Uhr 9.00 bis 17.00 Uhr

Durch die angemeldeten Patente und ihren Wissensvorsprung hat die emeus GmbH ein Alleinstellungsmerkmal, die Bürg­ schaftsbank besicherte den nötigen Kredit der Hausbank. Schon seit 1999 ist die Bürgschaftsbank Brandenburg Finanzie­ rungspartner von Theo Roelofs, einem studierten Gartenbaumeis­ ter und Betriebswirt aus Holland. 1996 eröffnete er das erste Gartencenter in Berlin-Tegel. Drei Jahre später folgte der Standort Schwanebeck, am Stadtrand von Berlin, dessen Finanzierung die Bürgschaftsbank absicherte. Auch alle folgenden Erweiterungen begleitete die Bürgschaftsbank zusammen mit der Mittelständi­ schen Beteiligungsgesellschaft. Roelofs ist sich sicher: „Es wird nicht die letzte Zusammenarbeit mit der Bürgschaftsbank sein.“

Dr. Stefan Papirow Vorsitzender Verband Deutscher Bürgschaftsbanken e. V. (VDB) www.vdb-info.de

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Der Mittelstand. | 2 | 2013

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Mobile Webseiten oder Responsives Webdesign? Wie Ihre Homepage auch auf Smartphone und Tablet perfekt funktioniert

Sechs von zehn Bundesbürgern und da­ mit rund 42 Millionen Deutsche besitzen internetfähige Mobiltelefone, 31 Millio­ nen (44 Prozent) haben ein modernes Smartphone. Jede Woche gehen 13,7 Mil­ lionen Bundesbürger (19 Prozent) über ihr

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internetfähiges Mobiltelefon online; 8,2 Millionen Deutsche (12 Prozent) greifen über Tablets auf Online-Inhalte zu. (Quelle: BVDW Bundesverband Digitale Wirtschaft e. V. 11/2012).

Mobile Kunden wollen funktionierende Webseiten auf allen Bildschirmen Die Mobilität Ihrer Kunden stellt Ihre Webeite vor eine völlig neue Herausfor­ derung. Wurde bisher ein Webauftritt zumeist für die Bildschirmauflösung von maximal 1000 px Breite auf dem Computer-

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Desktop optimiert, gibt es jetzt eine Viel­ zahl von Größen für Smartphones, Tab­ lets, Laptops etc. Und ständig kommen neue Endgeräte dazu. Aber nicht nur die extrem unterschied­ lichen Bildschirmgrößen erschweren die Darstellung, auch einige Techniken sind nicht mit allen mobilen Endgeräten kom­ patibel, so werden beispielsweise FlashAnimationen nicht auf dem iPhone oder iPad dargestellt. Um Ihre Webseite für alle mobilen Besucher gleichermaßen gut aussehen zu lassen, stellen wir Ihnen hier zwei verschiedene Möglichkeiten vor:

Foto: julynxa - Fotolia.com (oben)

Wissen Sie, von wo und wie Ihre Kunden Ihre Website aufrufen? Wird Ihre Website auf einem Smartphone oder TabletComputer genauso gut und übersichtlich dargestellt, wie auf einem Laptop oder PC? Beide Fragen sollten Sie auch als mittelständischer Unternehmer künftig mit „Ja“ beantworten können. Denn die Internet-Nutzer sind so mobil und flexibel wie nie zuvor.


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1. Firmen-Webseite wird ergänzt durch mobile Webseite Damit Ihr Internetauftritt vor allem auf Smartphones gut funktioniert, können Sie zusätzlich eine mobile Webseite anbieten. Diese zeigt reduziert und übersichtlich die wichtigsten Infos zu Ihrem Unternehmen, wie Leistungen, Öffnungszeiten, Kontakt­ daten, Anfahrtsbeschreibung etc. Das BVMW-Mitglied Poccy bietet dafür einen „Mobilen-Website-Generator“ an unter www.poccy.de Vorteil: • Eine mobile Webseite ist schnell und kostengünstig umsetzbar. Nachteile: • Es besteht ein doppelter Pflegeaufwand bei der Aktualisierung von Texten und Bildern. • Für Tablets ist die Darstellung der mobilen Webseite meist nicht optimal. Entweder benötigt man dann eine zusätzliche Va­ riante in einer Zwischengröße, oder die herkömmliche Desktop-Version der Web­ seite muss für Tablets optimiert werden.

2. Firmen-Webseite wird erstellt im responsiven Webdesign Responsives Webdesign ist die technische Umsetzung eines anpassungsfähigen Web­ site-Layouts. Gemeint ist damit, dass Ihre Webseite so gestaltet und programmiert wird, dass sie automatisch „reagiert“, d. h. Design, Navigation und Inhalte passen sich der Bildschirmauflösung des Endgerätes an. Ziel ist es, die komplette Website auf einem Smartphone genauso benutzer­ freundlich und gut lesbar darzustellen, wie auf einem großen Bildschirm.

Webseiten empfohlen, da nur eine Site­ map übermittelt werden muss, doppelter Content vermieden wird, Google Crawler können die Seite leichter korrekt indexie­ ren und Besucher die Inhalte schneller im Netz teilen. All dies wirkt sich positiv auf das Suchmaschinen-Ranking aus. Nachteile: • Das responsive Webdesign erfordert eine komplette Neu-Gestaltung und -Program­ mierung der bestehenden Webseite. • Eine responsive Gestaltung und Pro­ grammierung ist komplexer als bei her­ kömmlichen Webseiten. Dieser Mehrauf­ wand amortisiert sich aber schnell durch den geringeren Pflegeaufwand. Tipp: Nutzen Sie einen geplanten Relaunch Ihrer bestehenden Webseite für den Umstieg auf ein responsives Webdesign.

Wie responsives Webdesign funktioniert Drei Gestaltungsrichtlinien bestimmen das responsive Webdesign: 1. Form follows function: Die Darstellung von Design und Inhalt der Webseite folgt der Bildschirmauf­lösung des ver­ wendeten Smartphones, Tablets oder Desktops. Das responsive Webdesign orientiert sich damit absolut am Nutzer. 2. Mobile First: Die Entwicklung geht im­ mer von der kleinsten Bildschirmauf­ lösung aus, d. h. dem Smartphone. Dies betrifft sowohl die Gestaltung einzelner Elemente als auch der Datenmenge. 3. Beschränkung auf das Wesentliche: Kleine Bildschirmgrößen zwingen zu einer Reduktion auf das Wesentliche. Ziel ist eine schnelle und intuitive Be­ dienung durch den Nutzer.

Vorteile: • Eine responsives Webseite ist einfacher zu pflegen, als die Kombination von „nor­ maler“ Webseite und mobilen Versionen. Denn alle Inhalte, Texte und Bilder werden nur einmalig angelegt und aktualisiert. • Responsives Webdesign wird mittlerweile auch von Google zur Erstellung mobiler

Programmiert wird das responsive Web­ design mit HTML5 und CSS3. „Media Queries“ fragen ab, mit welchem Endge­ rät der Besucher auf die Website zugreift. Geprüft werden u. a. Display­größe, Auf­ lösung, Bildschirmformat, Sprache und welche Eingabemöglichkeiten zur Ver­ fügung stehen (Maus, Tastatur, Finger). Je nach Ergebnis passt sich dann das Layout der Website sowie die Größe von Schriften und Bildern automatisch an. Was bei welcher Auflösung und an welcher Stelle angezeigt wird, ist Teil des Webseiten-Konzeptes, welches vor der Gestaltung und Programmierung erstellt wird. So werden auf Smartphones die Inhalte oft untereinander angezeigt, Tablets im Hochformat verzichten bei der Darstellung meist auf ein bis zwei Spalten, Tablets im Querformat und große Monitore präsentieren die Webseite in voller Breite.

Praxis-Tipp: Wann sollten Sie eine responsive Web­ seite einsetzen? Wenn Ihre Website nicht optimal auf Smartphones und Tablets dargestellt wird. Dies können Sie ganz einfach testen, indem Sie mit der Maus das Browserfenster entsprechend kleiner ziehen. Wenn Ihre Webseite viele Zugriffe von Smartphones und Tablets hat. Dies erfahren Sie über AnalyseTools, die Sie kostenlos in Ihre Webseite einbinden können, wie Piwik oder Google-Analytics.

Claudia Mattheis Geschäftsführerin mattheis werbeagentur GmbH www.mattheis-berlin.de

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Die Stimme des Herrn Bei Marktforschung winken viele ab: zu teuer, zu aufwändig, zu verkopft. Doch Marktforschung ist keine teure Industrie oder eine abgehobene Wissenschaft, sondern in erster Linie eine Geisteshaltung – es geht darum, dem Kunden zuzuhören. Wer kennt das nicht: Eine Entscheidung ist im Unternehmen hart umkämpft, wird von Meeting zu Meeting geschoben. Da wünscht man sich eine höhere Instanz, die ein weises Urteil fällt. Doch wer ist der weise König Salomon in Unterneh­ men? Der Marketing-Leiter? Der Ge­ schäftsführer? Es gibt eine Instanz, die immer das letzte Wort haben sollte: Der Kunde. Es ist die Aufgabe der Marktfor­ schung, der Stimme des Kunden Gehör zu verschaffen. Zu langwierig, zu kompliziert – wirklich? Marktforschung? Mittelständler zucken zusammen und glauben zu wissen, war­ um: kompliziert, langwierig und teuer, nur für ganz Große. Marktforscher abstrakt, wollen viel Geld, um doch nur Probleme zu finden. Die Folge dieser Erkenntnisse: Viele Entscheider vertrauen ihrem Bauchgefühl. Nichts gegen Bauchgefühl, viele intuitive Urteile sind richtig, aber nicht alle. Besonders, wenn Entscheider

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dabei übersehen, dass ihre Kunden viel­ leicht ganz andere Empfindungen, Wahr­ nehmungen, Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen haben.

die Teilnahme an Mehrthemenbefragun­ gen, sogenannte Omnibus-Fragen, die für überschaubare Kosten in große Befra­ gungen integriert werden.

Nicht jede Entscheidung muss sich auf große Stichproben stützen.

Die Warum-Frage „Ich rede doch viel mit meinen Kunden, was kann ein Marktforscher da noch mehr herausfinden?“ Aber stellen Sie auch die richtigen Fragen? Eine hilfreiche Technik ist das Laddering (von Englisch für Leiter): Jeder Aussage wird eine Warum-Frage nachgeschoben. Schritt für Schritt kommt man dadurch den Motiven des Befragten näher, lernt seine Werte und Wünsche kennen. Wer sich darauf einlässt und et­ was übt, bekommt viele neue Einsichten in die Seele seiner Kunden. Marktforschung muss also nicht teuer und kompliziert sein. Dennoch muss investiert werden. Wem es gelingt, sich in seine Kunden hineinzu­ versetzen und sie zu verstehen, trifft die richtigen Marketing-Entscheidungen.

Erkenntnisse für jede Budgetgröße Marktforschung kann teuer sein, Konzerne geben Millionen für Studien und Daten aus. Doch es geht auch anders. Wer mit einem marktforscherischen Blick durch die Welt geht, seinen Kunden zuhört, ihnen die richtigen Fragen stellt, Infor­ mationen systematisch sammelt und ein­ fach gut beobachtet, bekommt viele Er­ kenntnisse über seine Kundschaft. Nicht jede Entscheidung muss sich auf große Stichproben stützen. Mitunter reicht eine Gruppendiskussion und einige qualitative Interviews. Auch quantitative Daten las­ sen sich einfach erheben – etwa durch Online-Umfragen unter den Kunden oder

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Dirk Engel Dozent, Fachautor, Marktund Mediaforscher www.kunden-wissen.de

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Marktforschung hat das Ohr am Kunden


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Unternehmerpreise Mitmachen lohnt sich – gute Presse ist Wettbewerbsgewinnern sicher! Und Unternehmens­ gründern winken Fördergelder. Eine kleine Auswahl von aktuellen Unternehmerpreisen: Preis für Patientensicherheit in der Medizintechnik Die DGBMT (Deutsche Gesellschaft für Biomedizinische Technik) im VDE e.V. schreibt zusammen mit dem APS (Aktionsbündnis für Patientensicherheit) jährlich den Preis für Patientensicherheit in der Medizintechnik aus. Eingereicht werden können Arbeiten, die Technologien beschreiben, welche eine erhebliche Verbesserung der Patientensicherheit erwarten lassen. Der Preis ist insgesamt mit 6.500 Euro dotiert.

Energy Awards Gesucht werden in vier Kategorien die Leuchttürme der Ener­ giewende: das „Energie-Startup des Jahres“, die „Gewerb­ liche Anlage des Jahres“, das „Energiehaus des Jahres“ und das „Fortbewegungsmittel des Jahres“. Vergeben werden die Energy Awards von einem Expertenforum, das sich aus Dutzenden Fachleuten aller Diziplinen der Energiebranche zusammensetzt: die Energy Academy.

Bewerbungsschluss ist der 30. April 2013.

Bewerbungsschluss ist der 6. Mai 2013. www.dgbmt.de

www.energyawards.de

Gründerwettbewerb IKT – Innovativ Erfolgversprechende Gründungsideen aus dem Bereich der Infor­ mations- und Kommunikationstechnik gesucht! Die ersten sechs Gewinner erhalten eine Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie in Höhe von jeweils 30.000 Euro. Bis zu 15 weitere Ideen werden mit jeweils 6.000 Euro gefördert. Teil­ nahme: Die 10-15 seitige Skizze der Gründungsidee einschicken.

Corporate Health Award Gesundheit beginnt am Arbeitsplatz – zum fünften Mal wird da­ rum der Corporate Health Award verliehen. Unternehmen und Organisationen können ihre Konzepte und Strategien zum Be­ trieblichen Gesundheitsmanagement vorstellen und einreichen.

Bewerbungsschluss ist der 31. Mai 2013.

Bewerbungsschluss ist der 30. Juni 2013. www.gruenderwettbewerb.de

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BVMW

Wettbewerbsvorteile durch Werte Die richtige, systematische Personalauswahl entscheidet über die Zukunft

Dies sind Fragen, mit denen sich Unter­ nehmer regelmäßig auseinandersetzen. Nicht selten ist es problematisch, offene Stellen überhaupt zu besetzen. Die groß angelegte Studie „Recruiting Trends im Mittelstand 2012“ nennt als unter­ nehmsübergreifendes Topthema den demographischen Wandel, gefolgt vom Fachkräftemangel und als interne Top-1 Herausforderung die Mitarbeiterbindung, gefolgt vom internen Arbeitgeber-Image. Im Recruiting wird versucht, die zukünfti­ ge Leistung potenzieller Mitarbeiter vor­ herzusagen und somit das optimale Per­ sonal zu finden. In Assessment Centern, strukturierten Interviews und Intelligenz­ tests sollen sich die Kandidaten beweisen. Doch wie aussagekräftig sind solche For­ men der Personalauswahl? Glaubt man

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den zahlreichen Studien zu diesem The­ ma, so lautet die ernüchternde Antwort: mäßig. Wie also lässt sich die Vorhersag­ barkeit beruflichen Erfolgs verbessern? Durch das Erfassen von Wertesystemen, sowohl auf Bewerber- als auch auf Un­ ternehmensseite, werden langfristige Er­ folgsgeschichten wahrscheinlicher. Professor Clare W. Graves entwickelte eine umfangreiche sozialpsychologische Theorie, welche die Entwicklung von Sys­ temen beschreibt und sich dabei auf deren Werte fokussiert. Das Modell ist dyna­ misch und arbeitet nicht mit schubladen­ artigen Typologien. Die ‚9 Levels of Value Systems’ basieren auf Graves´ Theorie. Je besser der Unternehmer weiß, welche Art von Mitarbeitern er sucht, desto größer ist der Nutzen der Befragung durch 9 Levels. Im Zentrum steht dabei ein Online-Frage­ bogen, über den die jeweiligen Wertesys­ teme erfasst und ausgewertet werden. Wichtig ist dabei stets die passgenaue Abstimmung von Person und Umfeld. Das heißt, dass Werte wie Qualität, Disziplin,

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Ordnung, Loyalität und hohes Pflichtbe­ wusstsein absolut zentral für die Pro­ duktion im Unternehmen sein können, aber andererseits für die Forschung und Entwicklung innovativer Produkte eher Mitarbeiter wünschenswert sind, die sich durch ein hohes Maß an Kreativität, Eigenverantwortung, Multiperspektivität und Vernetzung auszeichnen. Der große Vorteil einer wertebasierten Personalauswahl besteht darin, dass Mit­ arbeiter, welche die Werte ihres Arbeits­ umfeldes teilen, von sich aus motiviert sind. Denn wer Sinn in dem sieht, was er tut, der arbeitet effizienter und ist dabei zufriedener. Werte binden Mitarbeiter. So­ mit haben Unternehmen mit gelebten Wer­ ten und ansprechender Unternehmens­ kultur einen klaren Wettbewerbsvorteil.

Benedikt Parstorfer Diplompsychologe und Trainer www.9levels.de

Foto: olly - Fotolia.com (oben)

Wie bekomme ich die richtigen Mitarbeiter für mein Unternehmen? Welche Kriterien ziehe ich für die Auswahl heran? Wie kann ich Menschen binden? Und welche Eigenschaften sollte ein Mitarbeiter haben?


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Spielend verkaufen Wie Sie Ihre Kunden mit originellen Ideen begeistern Ein plattes „Kauf mich!” will keiner mehr hören. „Spiel mit mir!” klingt dagegen viel verlockender. Spielen vermittelt Spaß, Spaß vermittelt ein gutes Gefühl, und wer ein gutes Gefühl hat, kauft leichter und auch mehr. Produkte, die Spielräume eröffnen, wie Erlebnisgeschenke oder Motto-Dinner, boomen. Einige Unternehmen integrieren bereits mit großem Erfolg spielerische Elemente in ihr Geschäftsmodell: Supermärkte lösen mit Gratisfigürchen Sammelfieber aus, Res­ taurants engagieren „Weinengel“, Versicherungsunternehmen plakatieren witzige Sprachspiele, ein Kaufhaus funkti­ oniert sein Schaufenster zum Mini-Zoo um, ein Käsehersteller lädt seine Kunden zum Guiness-Rekordversuch ein. Vielen Firmen fehlt es jedoch an der zündenden Idee. Virgil Schmid gibt in seinem Buch viele hilfreiche Tipps, wie eine solche spiele­ rische Herangehensweise beim Waren­ umsatz aussehen kann. Der spielerische

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Mit Worten bewegen Präsentationen und Reden, die wirklich begeistern Der Mensch überzeugt, und nicht der Beamer: Eine mitreißende Präsentation erfordert, Kopf und Herz Ihrer Zuhörer zu erreichen.

Es bedeutet: echt sein, klipp und klar auf den Punkt kommen sowie mit dem und für den Zuhörer reden. So bewegen Sie Ihr Gegenüber zum Handeln.

Und Präsentationen und freie Reden gehören zum beruflichen Alltag: Ob Sie einen Kunden von einem neuen Produkt überzeugen, einen kurzweiligen Status­ bericht abgeben oder ein Fachthema appetitlich verpacken wollen – es geht immer darum, die Aufmerksamkeit Ihrer Zuhörer zu packen. Wenn Ihnen das gelingt, hinterlassen Sie Eindruck und stellen sicher, dass Ihre Botschaft wirk­ lich ankommt. Allerdings nur, wenn Sie nicht auf alten Präsentationsgleisen fahren. Wer sich hinter dem Beamer versteckt, wird keinen Draht zum Publikum herstellen. Und wer ständig die gleichen Formate und Flos­ keln wählt, ganz nach dem Motto „Das haben wir schon immer so gemacht“, wird es schwer haben, beim Publikum zu punkten. Wirkungsvolles Reden, das die Zuhörer erreicht, sieht anders aus.

Doch wie schafft man das? Gehören auch Sie zu den Menschen, die allein beim Gedanken an die nächste Redesituation Schweißausbrüche bekommen? Haben Sie das Gefühl, dass Sie manchmal an Ihren Zuhörern vorbeireden? Oder haben Sie be­ reits Erfahrung beim Präsentieren und wol­ len frischen Wind in Ihre Vorträge bringen? Andrea Joost zeigt Ihnen, wie Sie Schritt für Schritt Ihre Rednerpersönlichkeit ent­ wickeln, ausgetretene Präsentations­pfade verlassen und damit Ihren kleinen und größeren Auftritten mehr Pep verleihen.

Fazit: Das Buch zeigt, wie Sie aus einem nüchternen Bericht spannendes Kopf­ kino machen und aus jedem Ergebnis eine echte Erfolgsstory. Und das ganz ohne Power-Point-Schlacht.

Andrea Joost Mit Worten bewegen Wiley Verlag 232 Seiten

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Wichtige Neuerungen für Vermieter und Mieter Mietrechtsänderungsgesetz verabschiedet

1. Energetische Modernisierung Maßnahmen zur Energieeinsparung sollen gefördert und durch die nachfolgenden Maßnahmen erleichtert werden: • Bringt die durchgeführte Maßnahme Energie- und Kosteneinsparungen für die Mieter, darf trotz üblicher Begleit­ erscheinungen, wie Lärm und Schmutz, für drei Monate die Miete nicht gemin­ dert werden. • Die Duldungspflicht für die Maßnahme selbst und das Mieterhöhungsver­ fahren werden getrennt. Damit wird sicher­gestellt, dass die energetischen Modernisierungsmaßnahmen durch­ geführt werden können. Eine Block­ade wegen vermeintlicher Härtefälle ist nicht mehr möglich. Über solche Härte­fälle wird erst im nachfolgenden Mieterhöhungsverfahren entschieden. Liegt jedoch ein Härtefall vor, darf die Miete nicht erhöht werden. Gleich­ zeitig werden die formalen Anforde­ rungen an die Begründung gesenkt, damit Verzögerungen vermieden wer­ den. Vermieter dürfen sich auch auf pauschale Energiekennwerte berufen, statt Untersuchungen im Einzelfall durch Sachverständige durchzuführen. • Keine Änderungen bestehen hinsicht­ lich der Umlagemöglichkeit der Kosten von Modernisierungen auf die Miete in Höhe von maximal elf Prozent jährlich.

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Probleme sind bei der Kombination von ener­ getischen und klassischen Modernisierun­ gen in einer Maßnahme zu erwarten. Ob in solch einem Fall das Mietminderungsver­ bot greift, wird voraussichtlich in Zukunft Gerichte beschäftigen. Soweit möglich, empfiehlt es sich, hier sauber zu trennen.

Gesellschaftern bezogenen Wohnungen in Wohneigentum umgewandelt. Auch für dieses Modell gilt nunmehr ein Kündigungs­ schutz von mindestens drei Jahren, wie er in anderen Fällen einer Eigenbedarfs­ kündigung bei einer Umwandlung von Miet- in Wohn­eigentum bereits galt.

2. Contracting (Auslagerung von Vermieteraufgaben an Dienstleister) Contracting für die Beheizung soll gefördert werden. Deswegen wird hierfür die gesetz­ liche Grundlage geschaffen. Die Umstellung auf Contracting muss zu einer Effizienzstei­ gerung der Heizungsanlage führen und für den Mieter zumindest kostenneutral sein. Wie üblich, ist formal eine rechtzeitige Anzeige notwendig, um den Mietern Prü­ fungsmöglichkeiten zu eröffnen. Contracter dürfen und sollen auch für Instandhaltung und Modernisierung einer Heizungsanlage verantwortlich sein. Ungeklärt ist derzeit, ob Vermieter nach einem kurzen, kostenneutra­ len Contracter-Vertrag auch einen höheren abschließen dürfen, soweit dies faktisch zu einer Erhöhung der Nettokaltmiete führt.

5. Bekämpfung des Mietnomadentums Mietwohnungen können künftig schneller und einfacher geräumt werden. Während eines laufenden Räumungsprozesses kann ein nicht zahlender Mieter dazu verpflichtet werden, die Miete bei Gericht zu hinter­ legen. Hierdurch wird verhindert, dass sich ein Mietausfall während eines laufenden Prozesses erhöht. Wird die Miete nicht hinterlegt, kann im einstweiligen Verfah­ ren ein Räumungstitel erwirkt werden. Die „Berliner Räumung” wird nunmehr im Ge­ setz verankert. Bei diesem Vorgehen räumt der Gerichtsvollzieher die Wohnung nur in­ sofern, als dass der ehemalige Mieter nicht mehr Besitzer ist. Auf die kosten­intensive Einlagerung der Gegenstände der Woh­ nung wird verzichtet.

3. Deckelung von Mieterhöhungen Für Gebiete mit angespannten Wohnungs­ märkten dürfen die Bundesländer vorschrei­ ben, dass Mieten innerhalb von drei Jahren nicht mehr um bis zu 20 Prozent, sondern nur noch um bis zu 15 Prozent der ortsüblichen Vergleichsmiete erhöht werden dürfen. Es bleibt abzuwarten, ob die Bundesländer von dieser auf maximal fünf Jahre beschränkten Möglichkeit Gebrauch machen. 4. Unterbindung des Münchener Modells Beim „Münchener Modell” werden Miets­ häuser durch eine Gesellschaft aufge­ kauft und die Mieter wegen Eigenbedarfs ge­kündigt. Danach werden die von den

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Dr. Benjamin Weiler Rechtsanwalt Mitglied im IBWF www.zl-legal.de

Die BVMW-IBWF-Rechts­hotline erreichen Sie: Mo. und Mi. 10.00 – 15.00 Uhr, Do. 10.00 – 17.00 Uhr Tel.: 030 / 533206-63 Fax: 030 / 533206-50 rechtshotline@bvmw.de

Foto: Aamon - Fotolia.com

Der Bundesrat hat am 1. Febraur 2013 das Mietrechtsänderungsgesetz verabschiedet. Abhängig vom Verkündungstermin werden die Änderungen bereits Anfang April oder Anfang Mai in Kraft treten, die Regelungen zum Contracting zwei Monate später. Das Mietrechtsänderungsgesetz betrifft fünf Bereiche.


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Kurz vorgestellt

Foto: José Carlos Pires Pereira - istockphoto.com

Hier bieten wir Mitgliedern unseres Verbands die Möglichkeit, ihr Unternehmen vorzustellen Arbeitsbörse Magdeburg UG

Contigo Energie AG

elasto form KG

Leistungen: Die Arbeitsbörse mit Sitz in der Landeshauptstadt Magdeburg, betreut mit­ telständische Unternehmen der Region und aus dem gesamten Bundesgebiet bei der Be­ setzung von Stellen mit Fach- und Führungs­ kräfte aus Deutschland und dem europäischen Ausland. Wir vermitteln Wirtschafts- und Ge­ schäftskontakte und unterstützen mit unseren langjährigen Geschäftspartnern Unternehmen bei der Qualifizierung von Mitarbeitern.

Leistungen: Die Contigo ist ein bundesweiter Energiedienstleister mit vielfältigen Lösungen, um Kosten, Prozesse und die Energieeffizienz zu optimieren. Hervorzuheben sind Leistun­ gen im Energiemanagement für Filialisten mit vielen Lieferstellen. Contigo bietet profes­ sionelle Energiebeschaffung, Lieferung von Strom und Gas, webbasiertes Energie­con­trolling und nicht zuletzt den Aufbau von Mess- und Abrechnungsdienstleistungen.

Leistungen: Einer der führenden Werbe­mittelLieferanten in Europa ist die elasto form KG: Ihr Spezialist in Sachen Produktion, Import, Sonderanfertigungen und Veredelung von Werbeartikeln aller Art. Über 450 Mitarbeiter weltweit, eine mehr als 30 Jahre lange Erfah­ rung, höchste Kompetenz sowie beste Quali­ tät sorgen für den Erfolg unserer Kunden. Die elasto form KG ist seit vielen Jahren DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert.

Hauptsitz: Magdeburg (Sachsen- Anhalt)

Hauptsitz: Bochum (Nordrhein-Westfalen)

Hauptsitz: Sulzbach-Rosenberg (Bayern)

www.arbeitsboerse-md.de

www.contigo-energie.de

www.elasto-shop.de

RJ Marketing-Service GmbH

sjs catering + management GmbH

Tennant Metall & Technologie GmbH

Leistungen: Seit 1989 versendet RJ Marketing Briefe & Infopost. Das Unternehmen wurde von der Deutschen Post als GoGreen-Partner zertifiziert. Zu den Leistungen zählen drucken, adressieren, kuvertieren, folieren, konfektio­ nieren. Per Lizenz der Bundesnetzagentur als Postkonsolidierer zahlt der Kunde bis zu 38 Prozent weniger Porto. Rund zehn Millionen Postsendungen bearbeiten die 30 Mitarbeiter. Das Gros der Kunden sind mittelständische Unternehmen aller Branchen.

Leistungen: Betriebsgastronomie und Party­ service. sjs catering + management bietet sei­ nen Kunden Beratung, Management und ein Vollcatering des Kantinenbereichs. Ob ausge­ wogenes Speiseangebot im Alltag, Firmenevent oder privater Anlass: Die Spitzenköche kreieren Buffets und Menüs stets mit Liebe zum Detail. Ausgesuchte Zutaten sorgen für kulinarischen Genuss, während geschultes Personal einen reibungslosen Service garantiert.

Leistungen: Ein privat geführtes Unternehmen, das seit 1988 Kunden in der ganzen Welt mit Halbfertigprodukten aus hochwertigem Stahl und anderen Metalllegierungen beliefert. Neben der werksunabhängigen Lagerhaltung von Standardabmessungen in nahtlosen Roh­ ren, Blechen, Rundstäben und Schweißdraht, ist auch die Herstellung von Halbfertigproduk­ ten wie Flachstäben, Ronden und Sechskant ein wichtiger Geschäftsanteil.

Hauptsitz: Wörrstadt bei Mainz (Rheinland-Pfalz)

Hauptsitz: Bremen (Bremen)

Hauptsitz: Herne (Nordrhein-Westfalen)

www.mailinghouse.de

www.sjs-catering.de

www.tennant-metall.de

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„Unternehmens­kultur ist der zentrale Erfolgsfaktor“ Aus Osnabrück in die weite Welt Zwei Studenten sitzen beim Bier in einer Kneipe und beschließen, ihr eigenes Unternehmen für Telefonmarketing zu gründen. Was zunächst wie eine Schnapsidee klingt, entpuppt sich als eine echte Erfolgsgeschichte – dank der klugen Köpfe, die dahinterstecken: Jens Bormann und Karsten Wulf. Heute, genau zwanzig Jahre später, hat sich aus dem Start-up die buw Unternehmensgruppe entwickelt, Deutschlands größter inhabergeführter Dienstleister für ganzheitliches Kundenmanagement. Die buw Unternehmensgruppe bearbeitet für ihre Auftraggeber alle Aufgaben des Kundenmanagements, sie berät bei Fragen zu Personal, Technologie und Management. Knapp 5000 Mitarbeiter erwirtschaften an acht Standorten in Deutschland, Ungarn und Rumänien einen Jahresumsatz von über 100 Millionen Euro und das mit steigender Tendenz.

Zur Unternehmenskultur gehört aber auch gesellschaftliche Verantwortung. Welches Geheimnis steckt hinter dieser beeindruckenden Er­ folgsgeschichte? „Die Unternehmenskultur ist der zentrale Er­ folgsfaktor für jedes Unternehmen, denn Erfolg beginnt im Kopf der Mitarbeiter“, meint dazu Jens Bormann. „Unternehmerisches Denken und Handeln sowie ein fairer Umgang mit Mitarbeitern,

Kunden, Lieferanten, Partnern und Institutionen in der Region gehören zum buw-Selbstverständnis als Basis für ein erfolgrei­ ches Miteinander.“ Praktische Beispiele für dieses buw-Selbstverständnis sind firmen­eigene Kinderspielzimmer in den Ferienzeiten und die häus­ liche Versorgung erkrankter Kinder von Mitarbeitern, gemeinsam initiiert mit anderen Firmen in Osnabrück. Darüber hinaus hat die buw den Unternehmenssportverein FC Real gegründet. „Mit dem Club lebt buw den Teamgeist, fördert und belohnt Leistung, bringt neue qualifizierte und engagierte Mitarbeiter ins Unterneh­ men und begeistert immer wieder Kunden und Partner“, erklärt Bormann. Wie positiv dieses Engagement bei seinen Mitarbeitern ankommt, zeigt die Auszeichnung mit dem Qualitätssiegel „Top Job 2013“, mit welchem das Unternehmen zum sechsten Mal in Folge ausgezeichnet wurde. Zur Unternehmenskultur gehört aber auch gesellschaftliche Verantwortung. „Verantwortung ist für mich eine Selbstver­ ständlichkeit. Ich bin dankbar für meinen Erfolg. Etwas davon an die Gesellschaft zurückzugeben und mit denen zu teilen, die es nicht so gut getroffen haben, ist mir ein wichtiges Anliegen“, sagt Jens Bormann und hat mit seinem Partner diese Haltung auch in die Tat umgesetzt. So unterstützen sie seit 2007 als Hauptsponsor den Staffellauf des Münstermarathons und den Osnabrücker Gipfelsturm. In Halle an der Saale hat buw den städtischen Triathlon gefördert, und in Schwerin profitiert die örtliche Volleyballmannschaft von der buw-Präsenz. Daneben fördert die buw aber auch Kunst, Kultur und Wissenschaft. Das Felix-Nußbaum-Haus und die Städtischen Bühnen der Stadt Osnabrück können ebenso auf die Unter­ stützung des Unternehmens zählen, wie der jährliche Universitäts-Förderpreis der Osnabrücker Hochschule. „Ich bin überzeugt davon, dass es wichtig und richtig ist, jeden Tag etwas Gutes zu tun“, erklärt Karsten Wulf dieses beein­ druckende Engagement.

Zusammen mit den Kids der Don Bosco-Jugendhilfe trainierten die Transalp-Teilnehmer von buw für die Alpenüberquerung.

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Bei den Mitarbeitern hat dieses Vorbild bereits Früchte getragen. Sie gründeten 2002 den Verein „Lernen fürs Leben e. V.”. In erster Linie soll der Verein die Ärmsten


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Jens Bormann und Karsten Wulf sind die beiden geschäftsführenden Gesellschafter der buw Unternehmensgruppe. Bereits während ihres BWL-Studiums lernten sie sich kennen und gründeten 1993 gemeinsam das Dienstleistungsunternehmen buw – „b“ steht für Bormann, „w“ für Wulf. Als gleichberechtigte Partner entwickelten die beiden zweifachen Familienväter buw zum größten inhabergeführten Unternehmen seiner Branche. Mit Inhaberführung verbinden Bormann und Wulf Werte wie Vertrauen und Nachhaltigkeit, Kontinuität und Wertschätzung – insbesondere den Mitarbeitern gegenüber. www.buw.de

Die Schülerinnen und Schüler der „Escola buw“ im mosambikanischen Maputo freuen sich über ihre Bildungsstätte. Über Jahre hinweg hat buw die Anschubfinanzierung geleistet und gemeinsam mit der Organisation „Terre des Hommes“ aufgebaut.

der Armen unterstützen und Menschen, die unter schwierigen Bedingungen leben, eine Chance auf eine bessere Zukunft ge­ ben. Hier standen anfangs Projekte in der Dritten Welt unter der Prämisse „Hilfe zur Selbsthilfe“ im Vordergrund. Mittlerweile ist das Spektrum des Vereins breiter geworden. Heute spielen regio­ nale Projekte eine zunehmend wichtige Rolle, wie in Osnabrück die „Don Bosco-Jugendhilfe“, in Halle das Kinderhaus „Blauer Elefant“, in Leipzig das Wohnheim der städtischen Behinderten­ hilfe in der Dahlienstraße, in Münster die Jugendhilfe „Rock your Life“ und in Schwerin der Kinderschutzbund.

Ingrid Hausemann BVMW-Pressesprecherin Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein

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Quelle: www.istockphoto.com Fotograf: LUGO

Bleibt eigentlich nur noch die Frage, was sich jemand wünscht, der sein Leben bereits so erfolgreich gestaltet hat. „Wenn es meine Zeit erlaubt, würde ich später gern einmal für ein Jahr als ’Social Entrepreneur‘ aktiv sein und meine Erfahrungen in diesem Bereich mit Gleichgesinnten teilen“, antwortet Jens Bormann.

Es gibt viele Wege zum Glück: Herzkranken Kindern zu helfen ist einer davon!

In Deutschland kommen jedes Jahr ca. 7.000 Kinder mit einem kranken Herzen auf die Welt. Ihre Hilfe kann die bestmögliche Versorgung dieser kleinen Kinderherzen sichern. Investieren Sie in eine lebenswerte Zukunft herzkranker Kinder als Stifter oder Spender!

Spendenkonto National-Bank AG Konto-Nr.: 355 909 BLZ: 360 200 30

Jens Bormann (li.) und Karsten Wulf: erfolgreiche Unternehmer mit Herz und Verstand.

Gern informieren wir Sie über die Arbeit der Stiftung KinderHerz: Telefon: 02 01 / 8 73 35 67

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www.stiftung-kinderherz.de

13.05.2009 10:51:07 Uhr

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Lebensquell in sechzig Ländern Brita-Hauptsitz in Taunusstein.

Wasser – Grundlage allen Lebens, knappe, immer wertvollere Ressource und das Element, mit dem sich BRITA seit mehr als 45 Jahren beschäftigt. Seine Optimierung und Individualisierung ist die Aufgabe des Taunussteiner Mittelständlers und seiner internationalen Tochtergesellschaften. „Fast zwangsläufig spielen in einem Familienunternehmen, bei dem sich zudem auch noch alles um Trinkwasser dreht, nachhaltiges Denken, Entscheiden und Handeln eine wichtige Rolle“, erläutert Geschäftsführer Markus Hankammer. „Daraus ergibt sich eine Verantwortungskultur, die wir in unserer Strategie, unseren Unternehmensgrundsätzen und -werten fest verankert haben. Sie bestimmt unser Verständnis der BRITAProdukte und unseren Umgang mit der Umwelt und der Gesellschaft.“

BRITA: „Verantwortung übernehmen und ethisch handeln“ Tischwasserfilter, Filterlösungen für den HORECA-Bereich, leitungsgebundene Trinkwasserspender für Büros, Kliniken und Schulen: Hervorragende Produktqua­ lität gehört zum Kern des Markenver­ sprechens. Ein besonderer Fokus liegt insgesamt auf dem Schutz natürlicher Ressourcen. Vollständig recyclingfähige Filterkartuschen, Recyclingmaterial für Drucksachen und Produktverpackungen, Einsatz von zertifiziertem Ökostrom aus – wie könnte es anders sein – Wasserkraft, Green Logistics sind hier nur einige Bei­ spiele. Daneben wird soziales und kultu­ relles Engagement groß geschrieben, ob in einem dreijährigen Trinkwasserprojekt in Vietnam gemeinsam mit Unicef, dem BRITA-Kunstpreis oder bei der Unter­ stützung des Fußballvereins SV Wehen Wiesbaden.

Die BRITA-Geschichte beginnt 1966 mit der weitsichtigen Idee von Heinz Hankammer, dem Gründer der Firma, Leitungswasser praktisch und einfach zu optimieren. Seither hat sich BRITA mit Sitz in Taunus­ stein von einem Einmannbetrieb zu einem international agierenden Unternehmen mit über 1.000 Mit­ arbeitern entwickelt. Der erste Wasserfilter für den Haushalt wurde 1970 patentiert. „Unsere tägliche Herausforderung be­ steht kurz gesagt darin, gesellschaftliche, ökologische und unternehmerische Ziele gleichermaßen im Auge zu behalten und langfristig tragfähige Lösungen zu finden“, führt Markus Hankammer weiter aus. Das scheint zu gelingen. BRITA ist heute einer der führenden Anbieter in seinem Seg­ ment, weltweit in rund 60 Ländern erfolg­ reich und eine Marke, der Verbraucher und Anwender Vertrauen und Sympathie entgegenbringen.

Katja Weigand Fotos: BRITA

Leitung Nachhaltige Wirtschaft und Pressesprecherin BVMW Hessen Firmengründer Heinz Hankammer und Sohn Markus.

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Pro Mobil fördert Inklusion von Kindern Der Verein, 1969 aus einer Elterninitiative heraus gegründet, ist heute ein kompetenter Dienstleister, der Menschen mit Behinderung als verlässlicher Partner zur Seite steht. Das BVMW-Mitglied setzt sich für die Be­ lange von Menschen mit Behinderung ein und bietet ein vielfältiges Angebot. Hierzu zählen Assistenz- und Pflegedienste, the­ rapeutische Angebote, sowie Jugendar­ beit, die schulische Inklusion in Regel- und Förderschulen und Wohnmöglich­keiten

in barrierefreien Wohnungen im Kreis Mettmann und darüber hinaus fördert. Zum Leistungspaket gehört auch ein In­ tegrationsfachdienst, der die Aufgabe hat, Praktikumsplätze sowie Arbeitsplätze zu vermitteln und über Fördermöglichkeiten zu informieren. Pro Mobil hat sich ent­

schieden, sowohl in Heiligenhaus als auch in Solingen eine inklusive Kindertages­ stätte in Holzbauweise neu zu errichten. Gemeinsam mit BVMW-Mitgliedern, dem Architekturbüro Heiermann aus Köln und dem Düsseldorfer Architekten Krause, wurden die Gebäude größtenteils aus Holz geplant, um der inklusiven Werte­ haltung gerecht zu werden. Holz ist durch seine Oberflächenqualitäten erste Wahl für den Bau eines Kindergartens. Seine Eigenschaften prägen den Ort, der für die Kinder viele Jahre Lebensmittelpunkt sein wird. Der BVMW steht dem Verein als starker Partner zur Seite. Für die Ge­ staltung des Außengeländes werden noch Mittel benötigt.

Margit Benemann Geschäftsführerin Pro Mobil www.pmobil.de

Unternehmerisches Engagement sichtbar machen Die Bertelsmann Stiftung sucht Unternehmen, die ihre Pro­ jekte vor allem durch den Einsatz von Mitarbeitern, Knowhow oder mit Sachleistungen unterstützen. Auf der „Land­ karte des Engagements“ unter www.mein-gutes-beispiel.de kann gesellschaftliches Engagement einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. Mitmachen kann jedes Unternehmen, das mit praktischem Fachwissen und unternehmerischer Krea­tivität gesellschaftliche Herausforderungen in seiner Region anpackt und sich in einem oder mehreren Projekten engagiert. Die Initiative ermutigt Unternehmen, sich verstärkt für das Gemeinwesen – abseits von finanziellen Zuwendungen – einzusetzen. Sie bietet erfolgreichen Projekten und guten

Beispielen eine Plattform und fördert neues Engagement. Jedes gute Beispiel erhält seinen Platz auf der „Landkarte des Engagements“, die einen einmaligen Überblick des mittel­ ständischen Engagements in Deutschland bietet. Sie möchten mehr erfahren? Informationsbüro „Mein gutes Beispiel“ T +49 (0)221 78 87 08 - 15 F +49 (0)221 78 87 08 - 19 info@mein-gutes-beispiel.de www.mein-gutes-beispiel.de

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Licht in kleinsten Dimensionen Die wechselvolle Geschichte von Optikron Jena Nach einer schwierigen Anfangsphase ist Optikron heute unverzichtbarer Partner innovativer Hochtechnologieunternehmen. Der Hersteller mikrooptischer Präzisionskomponenten und Mikrosystembaugruppen liefert spezifische Mikrooptiken im Bereich von 0,3 bis 8 mm an über zweihundert Kunden. Die Produkte werden in der Medizintechnik, im Messund Prüfwesen, für Laser- und optische Sensortechnik, bei optisch gestützter Datenübertragung und in der Luft- und Raumfahrt eingesetzt. Wenn Krankheiten heute früher erkannt und chirurgische Eingriffe mit moderns­ ter Operationstechnik stattfinden, so hat das kleine Unternehmen aus Jena daran

Mikroprismen in Größen von 0,3 bis 8 mm.

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großen Anteil. Karl-Heinz Seyffert, früher Technikleiter für Optik, und Monika Dittert vom Funktionsmusterbau des damaligen Jenaer Zeiss-Werkes, nahmen ihr Schick­ sal nach der Wiedervereinigung in eigene Hände und wagten 1992 mit zwei wei­ teren Geschäftspartnern den Schritt in die Selbstständigkeit. Schwere Zeiten Die Startbedingungen der Existenz­gründeroHG für optische Präzisionsteile muten heute abenteuerlich an. Mit anderswo ausrangierten Maschinen wurde in einem Verwaltungsgebäude einer ehemaligen Agrargenossenschaft in Großromstedt bei Jena mit der Fertigung von Mikrospezial­ optik für Endoskopiegeräte begonnen.


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Geschäftspartnerin Monika Dittert, ent­ schloss er sich 1999 zum Eintritt in das Unternehmen als Geschäftsführender Gesellschafter. Als deutliches Zeichen an die Kunden nach diesen Veränderungen wurde 1999 der neue Firmenname Opti­ kron eingeführt. In den Anfangsjahren konzentrierte sich die Geschäftstätigkeit überwiegend auf optische Einzelteile für Endoskope und hochtechnisierte Anlagen.

Optikkontrolle in Großbromstedt.

Fotos: Optikron

Es gelang, durch Fachkompetenz und Ver­ trauen erste Kundenbeziehungen aufzu­ bauen. Existenzbedrohend hart getroffen wurde das junge Unternehmen, als drei Jahre nach der Gründung ein Gesell­ schafter ausschied und dessen Firmen­ anteil ausgezahlt werden musste. Kurze Zeit danach erkrankte der kaufmännische Leiter so schwer, dass auch er das Unter­ nehmen verlassen und abgefunden wer­ den musste. Diese kritische Situation zu meistern, gelang nur, weil im Jahr 1999 mit signifikanten Veränderungen in der Firmenstruktur und einer Neuausrichtung der Geschäftstätigkeit noch einmal neu begonnen wurde. Kundentreue aufgrund von Zuverlässigkeit, Produktqualität und Termineinhaltung und der Glaube des klei­ nen Teams an die eigene Kompetenz und Leistungsstärke halfen, diese Turbulenzen zu bewältigen. Der Neustart Aus heutiger Sicht war es ein Glücks­ fall, dass der Sohn eines Firmengrün­ ders, Gerrit Seyffert, nach seiner Lehre als Elektroniker, nach abgeschlossenem Volkwirtschaftslehrestudium und Be­ rufserfahrungen in der Vertriebsleitung in die Heimat zurück wollte. Beeindruckt von den Produkten und vom Engagement des kleinen Teams um seinen Vater und

Die Vertriebsstrategie wurde durch Messebeteiligungen auf neue Zielmärkte und den Aufbau internationaler Geschäftsbeziehungen gerichtet. Der Aufstieg Mit einer neuen Firmenstrategie, geprägt durch die Gewinnung neuer Kunden und den Einsatz weiterer Fachkräfte, gelang es, das Produktspektrum wesentlich zu erweitern und zusätzlich komplexe mik­ rooptische Baugruppen für kundenspe­ zifische Systemlösungen zu realisieren. Diese neue Entwicklungs- und Akquisi­ tionsstrategie führte zur Steigerung des Umsatzes und Verbesserung der Rendite. Mitte der Nullerjahre wurde am Standort Jena ein neues Firmengebäude in Betrieb genommen, in dem ein modernes Umfeld für neue Fertigungsprozesse geschaffen wurde. Durch die Anschaffung moderner CNC-Maschinen und Anlagen konnte die Produktivität deutlich erhöht werden. Die Vertriebsstrategie wurde durch Messe­ beteiligungen auf neue Zielmärkte und den Aufbau internationaler Geschäfts­ beziehungen gerichtet. Wesentliche Erfolge konnten durch Beteiligungen an der weltweit größten Optikfachmesse Photonics West in San Francisco erreicht werden. Über 30 Prozent des gegen­

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wärtigen Umsatzes werden in den USA und Kanada realisiert. Auch mit Kunden in Israel gibt es langfristige Lieferver­träge. Ein weiterer Meilenstein des Erfolges war 2007 der Aufbau eines eigenständi­ gen Technologiebereiches für optische Beschichtungen. Heute fertigen 18 Mit­ arbeiter 80.000 verschiedene Optiken aus Rohglas pro Jahr.

Geschäftspartner: Monika Dittert und Gerrit Seyffert.

Hochqualitative Nischenprodukte Gerrit Seyffert zu seinem nachhaltigen Erfolgskonzept: „Wir bringen Licht dort­ hin, wo es in kleinsten Dimensionen zur Wirkung kommen soll. Meine persön­ lichen Erfolge und die meiner Mitarbeiter beruhen auf der Überzeugung, für unsere Produkte durch permanente Weiterent­ wicklung und Forschung innovative tech­ nische Lösungen zu entwickeln. Unsere Produkte sind das Ergebnis einer Team­ leistung. Unsere Maxime ist nicht Um­ satzwachstum um jeden Preis, sondern die Umsatzrendite ist entscheidend. Wir wollen uns ganz bewusst auf hochqua­ litative Nischenprodukte konzentrieren, für deren Realisierung die Kompetenz und die Fertigkeiten der mitarbeitenden Menschen entscheidend sind.“

Günther Richter BVMW Landesgeschäftsführer Thüringen

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Eisenbahner mit Leib und Seele Unternehmer aus Sachsen-Anhalt sorgt für Sicherheit an Baustellen in ganz Europa

Peter Zeranski erläutert die Trainingsanlage für das „Bahnerden”.

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Das zwölf Meter lange Gleisstück wird nie von einem Zug befahren. Stromlose Oberleitung, Schwellen und Sicherungstechnik sind Originale und haben durchaus einen Sinn. Auf einem Firmengelände in Sandersdorf-Brehna, nur wenige Kilometer von Halle an der Saale entfernt, haben sie ihren Platz gefunden. „Der Komplex dient ausschließlich Trainingszwecken”, sagt Peter Zeranski. Der Geschäftsführer der UPZ-Gruppe hat mit der Investition ein neues Feld aufgetan. Feuerwehrleute und Bahnspezialisten können in seinem Unternehmen trainieren, wie das „Bahn­ erden” vor sich geht.

Fotos: Klaus-Peter Voigt

Bei Bauarbeiten oder Unfällen müssen die unter einer Spannung von 15.000 Volt ste­ henden Oberleitungen so gesichert wer­ den, dass Gefahren ausgeschlossen sind. Seit kurzem verlangt eine Verordnung des Eisenbahnbundesamtes nicht nur den Nachweis über die entsprechenden Fähig­ keiten der dort Tätigen, sondern auch eine jährliche Auffrischung der Kenntnisse und des praktischen Handelns. Zeranski er­ kannte dieses Potenzial rechtzeitig. Seine Trainingsanlage sucht deutschlandweit ihresgleichen. „Allein für die kommenden Monate sind wir zu mehr als 80 Prozent ausgebucht”, berichtet er. Peter Zeranski ist Eisenbahner mit Leib und Seele. Das kann und will er nicht ver­ leugnen. Über seinem Bürostuhl hängt die rote Sicherungsweste keinesfalls nur zur Dekoration. Der 53-jährige absolvierte ein Studium als Betriebsingenieur für Eisen­ bahnwesen. Bis 1994 war der Güterbahn­ hof in Halle sein Arbeitsplatz. Superlative prägten zu DDR-Zeiten diesen Ort: 7.900 Waggons wurden in 24 Stunden abgefer­ tigt, 800 Betriebe der Region bedient, in der größten Umladehalle Europas Waren verteilt. Mit der Wende ging das Fracht­ aufkommen deutlich zurück, die Bahn strukturierte um. „Ich traf über Nacht meine Entscheidung, mich selbstständig zu machen”, berichtet der umtriebige Un­ ternehmer. Heute lächelt er darüber, wie seine Frau irritiert reagierte, als er seinen festen Arbeitsplatz aufgab. Ein wenig Pio­ niergeist sei schon dabei gewesen.

Sicherungstechnik für Eisenbahnbaustellen steht in Sandersdorf-Brehna bereit.

Ohne Innovationen und neue Ideen kann ein Unternehmen nicht bestehen. Schließlich startete Zeranski mit seinem Ein-Mann-Ingenieurbüro. Aufträge fand er dank vieler alter Kontakte schnell, das Unternehmen wuchs. Container für die Reise nach Übersee wurden vorbereitet, Maschinen in stillgelegten Produktions­ anlagen demontiert. Weitere eisenbahn­ affine Aufgabenfelder folgten. Inzwischen gehört UPZ zu den Spezialisten, wenn es um die Sicherungstechnik für Eisenbahn­ baustellen geht. Ein großer Teil davon entsteht im eigenen Haus. Fast die Hälfte aller 253 Mitarbeiter der Gruppe mit ihren elf Firmen ist auf diesem Gebiet in ganz Europa tätig. Demnächst sorgt das Unter­ nehmen aus Sachsen-Anhalt in Norwegen auf einer sechs Kilometer langen Bau­s telle für die notwendige Absicherung.

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Nicht unerwähnt sollen die acht Patente sein, die in Sandersdorf-Brehna entwi­ ckelt wurden. Zu ihnen gehört ein Luft­ bremskopf für Züge, der bislang allein über vierhundert Mal verkauft wurde. „Ohne Innovationen und neue Ideen kann ein Unternehmen nicht bestehen. Jeden Tag muss das Geschäft auf den Prüfstand gestellt werden”, sagt Zeranski. Elf Pro­ zent des Umsatzes fließen in Forschung und Entwicklung. Mit der Fachhochschule Erfurt besteht eine enge Kooperation. Von dort kommen Praktikanten, der Firmenchef wirkt als Gastdozent, daneben werden Diplo­marbeiten im Unternehmen betreut. Eine enge Zusammenarbeit gibt es zudem mit anderen Ausbildungsbetrieben, damit Auszubildende – drei werden Jahr für Jahr bei UPZ eingestellt – im Verbund praktische Fähigkeiten erwerben können.

Klaus-Peter Voigt BVMW-Pressesprecher Sachsen-Anhalt

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Gut angekommen im zivilen Leben BVMW und Berufsförderungsdienst der Bundeswehr verhelfen Zeitsoldaten zu einem neuen Arbeitsplatz

Bernd Rost, zuständig für den technischen Vertrieb bei der Magdeburger ehle-insystec-gmbH, begleitet Andreas Neubauer (li.) bei seinen ersten Schritten im zivilen Berufsleben.

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Foto: Klaus-Peter Voigt

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Andreas Neubauer ist in seine Heimatstadt Magdeburg zurückgekehrt. Nach achtjährigem Dienst bei der Bundeswehr meisterte er den Sprung ins zivile Leben problemlos. Seit Februar hat Neubauer seinen Arbeitsvertrag in der Tasche. Der 28-jährige kümmert sich bei der ehleinsystec-gmbh um den Verkauf und die Beschaffung von Nutringen, Schrauben, Kugellagern sowie anderer Teile speziell für den Maschinen-, Geräte- und Anlagenbau. „Ich hatte schon immer ein Faible für den Handel”, freut sich Neubauer. Nun war es wichtig, sich das Fachwissen für die spezielle Aufgabe anzueignen.

Der ehemalige Soldat profitierte bei der Wahl seines neuen Arbeitsplatzes nicht nur davon, dass im Mittelstand Fachkräfte gesucht werden. Eine optimale Betreuung durch den Berufsförderungsdienst der Bundeswehr (BFD) half, ihn für den neuen Job fit zu machen. Die Qualifikation als Fernmelder erwies sich als gute Basis, vor allem wegen seiner guten IT-Kenntnisse. Doch das allein reichte nicht. Schon wäh­ rend seiner Dienstzeit konnte Neubauer seinen Abschluss als Wirtschaftsassistent für Informationsverarbeitung erwerben. Ein sechsmonatiges Praktikum beim künftigen Arbeitgeber folgte als berufsbegleitende Maßnahme. „Auch dabei waren wir mit im Boot und finanzierten diese Phase zum großen Teil”, sagt Tony Ewert vom BFD. Ins­ gesamt haben fast 5.500 einstige Zeitsolda­ ten in Sachsen-Anhalt die Chance genutzt, zielgerichtete Weiterbildungsmaßnahmen zu besuchen. Der Berufsförderungsdienst, der in Sachsen-Anhalt in Havelberg, Burg und Weißenfels tätig ist, wurde im vergan­ genen Jahr den neu gebildeten Karriere­ centern der Bundeswehr angegliedert.

„Soldaten, die nach ihrer Dienstzeit in einem zivilen Beruf Fuß fassen wollen, sind ein riesiges Potenzial für unsere Mitglieds­unter­nehmen.“ Firmeninhaber Hans Georg Ehle zeigt sich sichtlich zufrieden mit seinem frischge­ backenen Mitarbeiter. „Wir haben erst­ mals durch die Vermittlung des BVMW für unser Unternehmen auf diesem Weg eine Top-Besetzung für eine offene Stelle ge­ funden”, betont er. Die Chemie zwischen Andreas Neubauer und dem ganzen Team habe vom ersten Moment an gestimmt. Natürlich seien die ersten Wochen für

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den Neuzugang trotzdem nicht einfach gewesen. Viele neue Informationen muss­ te er verarbeiten und Spezialkenntnisse erwerben. Kein Wunder bei einem Sorti­ ment von mehr als hunderttausend Teilen. Die Festeinstellung stand nicht in Frage, zumal gerade ein Strukturwechsel im Be­ trieb erfolgt. Spezialisten mit langjähri­ ger Erfahrung gingen in den Ruhestand, und deren Nachfolger fanden ein breites Betätigungsfeld. In Magdeburg und der ganzen Region ge­ nießt die Firme Ehle einen guten Ruf. Das Unternehmen wurde 1934 vom Großvater des heutigen Inhabers gegründet. Damals stand der Großhandel von Autoteilen im Vordergrund. In den 1950er Jahren kamen schließlich Komponenten für den Maschi­ nenbau dazu. Viele der großen DDR-Kom­ binate des Schwermaschinenbaus hatten in Magdeburg ihren Sitz und gehörten ganz selbstverständlich zu den Kunden. Wäh­ rend der Planwirtschaft konnte ein solches privates Unternehmen mit viel Findigkeit helfen, Materialengpässe zu überwinden. Im Jahr 2003 trennte sich Hans Georg Ehle schließlich von den Autoersatzteilen, konzentrierte sich auf den technischen Handel und forcierte ein zweites Ge­ schäftsfeld, die klassische Handelsvertre­ tung für Firmen aus ganz Deutschland. Der BFD und der BVMW in der Region Sachsen-Anhalt Nord schlossen Anfang des vergangenen Jahres einen Kooperati­ onsvertrag. Er sieht unter anderem vor, mit­ telständische Unternehmen bei der Suche nach Fachkräften zu unterstützen. „Sol­ daten, die nach ihrer Dienstzeit in einem zivilen Beruf Fuß fassen wollen, sind ein riesiges Potenzial für unsere Mitgliedsun­ ternehmen”, erklärt Peter Martini, Leiter der Wirtschaftsregion Sachsen-Anhalt Nord des BVMW. Durch die Zusammenar­ beit mit dem BFD gelinge es hervorragend, ganz gezielt die Anschlussqualifizierungen auf den Weg zu bringen.

Klaus-Peter Voigt BVMW-Pressesprecher Sachsen-Anhalt

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2.850 Gäste beim glanzvollen Jahresempfang des BVMW Mittelstandspräsident Mario Ohoven reicht der Politik die Hand zum Wachstumsbündnis Hauptstadtevent der Superlative: Mehr als 2.850 Unternehmer und hochrangige Vertreter aus Wirtschaft, Diplomatie, Kultur und Politik, darunter mehr als100 Abgeordnete des Deutschen Bundestags, waren der Einladung des BVMW zum traditionellen Jahresem­ pfang im Hotel Maritim Berlin gefolgt. In seinem visionären Festvortrag bot der deutsche und europäische Mittelstandspräsident Mario Ohoven der Politik im Bundestagswahljahr ein Bündnis für mehr Investitionen, Wachstum und Beschäftigung an. Das setze eine sofortige steuerliche Entlastung der Betriebe und Bürger voraus: „Die wahltaktische Blockaden müssen ein Ende haben.“

Foto: Henry-Martin Klemt

Zupackend: Mittelstandspräsident Mario Ohoven.

Konzentriert: Mehr als 2850 Gäste waren der Einladung des BVMW gefolgt.

Fotos: BILDSCHÖN

Energisch: Bundesumweltminister Peter Altmaier.

Kantig: SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück.

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Partnerschaftlich: Confapi-Präsident Prof. Dr. Maurizio Casasco und BVMW-Präsident Mario Ohoven besiegeln die Zusammenarbeit der Mittelstandsverbände.

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Zur Sicherung des Aufschwungs schlug Ohoven vor, alle im Betrieb verbleibenden Ge­winne steuerfrei zu stellen, die Versteu­ erung findet erst bei Endnahme statt. „Je­ der Dreh an der Steuerschraube gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland und damit zehn Tausende Ar­ beitsplätze. Der unternehmerische Mittel­ stand sagt daher Nein zu einer Erhöhung des Einkommensteuersatzes, Nein zur Ein­ führung einer Vermögensteuer und Nein zu einer Verschärfung der Erbschaftsteuer“, betonte er unter tosendem Beifall. Deut­ sche Unternehmen müssten im internatio­ nalen Vergleich schon heute überdurch­ schnittlich viel an den Staat abführen. Zuvor hatte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück die Steuerpläne seiner Partei zur Bundestagswahl vorgestellt. Sie sehen unter anderem einen höheren Spitzen­ steuersatz, eine höhere Besteuerung für Kapitaleinkünfte und andere vor. An eine Substanzbesteuerung beim Betriebsver­ mögen sei aber nicht gedacht, betonte Steinbrück. Die zusätzlichen Steuerein­ nahmen sollen nach den Vorstellungen der SPD in Bildung und Infrastruktur sowie zur Verbesserung der Finanzausstattung der Kommunen investiert werden.

Bundesumweltminister Peter Altmaier for­ derte in seiner Ansprache die Unternehmer auf, die Energiewende als Innovations­ chance zu begreifen. Der CDU-Spitzen­ politiker erteilte einem staatlichen Master­ plan im Energiebereich eine klare Absage. Für den Herbst erwartet Altmaier einen erneuten Anstieg der Strompreise. Er zeig­ te sich jedoch zuversichtlich, dass die von ihm vorgeschlagene Strompreisbremse wirken werde. Im Rahmen des Jahres­

Gut gelaunt: Die Mitglieder des Politischen Beirats, Grünen-Chef Cem Özdemir und Bundesjustizminis­ terin a. D. Brigitte Zypries, beim Smalltalk mit Mario Ohoven.

Networking: Unternehmerinnen und Unternehmer nutzen den Jahresempfang zur Kontaktpflege.

Fotos: BILDSCHÖN

empfangs besiegelte Confapi-Präsident Prof. Dr. Maurizio Casasco mit seiner Un­ terschrift den Beitritt seines Verbandes zum europäischen Mittelstandsdachver­ band (CEA-PME), an dessen Spitze Mario Ohoven steht. Italiens wichtigstem Mittel­ standsverband Confapi gehören 120.000 Unternehmer an. CEA-PME vertritt die Interessen von europaweit mehr als 1,5 Millionen mittelständischen Unternehmen mit über zehn Millionen Mitarbeitern.

Weltklasse: Starsopranistin Nataliya Kovalova.

Stimmungsvoll: Im festlichen Ambiente verweilten die Gäste bis spät in die Nacht.

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Weltmarktführer unter sich Beim Kongress im „Ländle“ trifft sich Deutschlands mittelständische Elite Mehr als 350 Spitzenunternehmer, darunter zahlreiche Mitglieder des Bundeswirtschaftssenates des BVMW, nahmen am 3. Deutschen Kongress der Weltmarkt­ führer in Schwäbisch Hall teil. In der Region zwischen Heilbronn, Bad Mergentheim, Crailsheim und Schwäbisch Hall, in der auch die Gastgeber Würth-Gruppe und Bausparkasse Schwäbisch Hall zu Hause sind, gibt es mehr internationale Markt­ führer als irgendwo sonst auf der Welt. Neben Hidden Champions waren weltbe­ kannte mittelständische Unternehmen, wie Würth, Kärcher, Jungheinrich, Klafs, Recaro oder Putzmeister vertreten. Wie man es mit Schrauben und Befestigungs­ lösungen vom Zwei-Mann-Unternehmen zum Weltmarktführer bringen kann, be­ schrieb Reinhold Würth im Eröffnungs­

vortrag. Den Hauptgrund für seinen Markt­ erfolg sieht er in verlässlicher Qualität. Und die habe ihren Preis. Davon wolle er auch in Zukunft nicht abweichen. Viele Kunden kämen zurück, weil sie diese Erkenntnis überzeugt habe. Am Eröffnungsabend in der privaten Kunstsammlung der Würth-Gruppe emp­ fahl Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel Afrika als „upcoming market“. Deutsche Mittelständler sollten ihr Augenmerk be­ sonders auf Ghana richten. Die Republik Ghana ist Partnerland der deutschen Ent­ wicklungszusammenarbeit. Bundeswirt­ schaftsminister Dr. Philipp Rösler ging in seinem Kongressbeitrag auf die Chancen an neuen Märkten ein. Sein Rat an die Weltmarktführer: „Begegnen Sie den Herausforderungen entschlossen.“

Mehr als 350 Weltmarktführer verfolgen das Referat von Bundeswirt­ schaftsminister Dr. Philipp Rösler.

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Was sind Weltmarktführer? Weltmarktführer nehmen in ihrem Markt oder Marktsegment im glo­ balen Vergleich eine Spitzenposition ein. Dazu zählen auch Zulieferer, die wesentliche Komponenten fertigen. Diese werden von den Kunden in aller Welt in Endprodukten einge­ setzt, wie Recaro-Sitze für fast alle Flugzeuge. In Deutschland gibt es etwa 1.300 Weltmarktführer, viele von ihnen gehören dem Bundeswirt­ schaftssenat an.

Oskar Loewe BVMW Schweiz

Gastgeber Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth, Vorsitzender des Stif­ tungsaufsichtsrats der Würth-Gruppe, mit dem Generalsekretär des BVMW-Bundeswirtschaftssenats, Hans-Josef Döllgen.

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Bundesaußenminister beim BVMW Neujahrsempfang der Mittelthüringer Wirtschaft in Erfurt Staatsbesuch in Erfurt: Zum fünften Mal in Folge organisierte der Kreisverband des BVMW gemeinsam mit der Stadt Erfurt im Atrium der Stadtwerke den traditionellen Neujahrsempfang. Zum Ausbau des mittelständischen Netzwerkes wurde in diesem Jahr die Veranstaltung gemeinsam mit den angrenzenden BVMW-Kreisverbänden organisiert.

Mittelstandspräsident Ohoven sprach kompetent und pointiert zur Außenwirt­ schaft und lieferte Bundesaußenminister Westerwelle mehrere Steilvorlagen. „Der deutsche Mittelstand erwirtschaftet über ein Drittel seines Umsatzes im Ausland. Zu den Zukunftsmärkten, wo mit erheblichen Wachstum zu rechnen ist, zähle ich nicht nur Asien, sondern unbedingt auch Afrika und Südamerika“, so Ohoven als Kenner der Situation. Er verwies weiter auf die Gefährdung der Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland, wenn die Politik in der Energiepreispolitik nicht komplett umsteuere. Bundesaußenminister Westerwelle schil­ derte die Situation in den Brennpunkten

der Welt. Bei seinen zahlreichen Staats­ besuchen sei er immer auch Botschafter der deutschen Wirtschaft. Die einzigartige Mittelstandsstruktur in Deutschland sei die Grundlage einer hohen Flexibilität auf dem Weltmarkt. Was China beträfe, empfahl er, strategische Allianzen zu schmieden. Große Aufmerksamkeit erfuhren die Aus­ steller und Firmenpräsentationen. Ergiebig war für die Unternehmer und Gäste auch der letzte Programmpunkt der Veranstaltung: Die gesellige Kommunikation am Büffet, das junge Auszubildende des Jugendberufs­ förderwerks gestaltet hatten.

Günther Richter BVMW-Landesgeschäftsführer Thüringen

Foto: Michael Vogt

Von besonderer Anziehungskraft für die fast 500 Teilnehmer waren die prominenten Redner: Bundesaußenminister Dr. Guido Westerwelle (FDP) und BVMW-Präsident Mario Ohoven. Die Thüringer Landesre­ gierung wurde von Marion Walsmann, Ministerin für Bundes- und Europaange­ legenheiten und Chefin der Staatskanz­ lei, vertreten. Vor der Veranstaltung fand ein Empfang des Landeswirtschafts­ senats statt. Im Beisein von Westerwelle, Ohoven und der Vizepräsidentin des

Thüringer Landtages, Franka Hitzing (FDP), wurden Unternehmerpersönlichkeiten in den Landeswirtschaftssenat berufen.

Prominente Gäste beim traditionellen Neujahrsempfang in Erfurt (vordere Reihe v. li.): Günther Richter, BVMW-Landesgeschäftsführer; Marion Walsmann, Minis­ terin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Chefin der Staatskanzlei; Dr. Guido Westerwelle, Bundesaußenminister; Mario Ohoven, BVMW-Präsident.

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Ausgezeichnete BVMWMitgliedsunternehmen IT-Innovationspreis Initiative Mittelstand Für die Implementierung der Modul-Idee erhielt comServio den IT-Innovations­ preis der Initiative Mittelstand „BEST OF 2012“ in der Kategorie On-Demand. Das comServio Marketing Portal hat die Jury besonders überzeugt und gehört damit zur Spitzengruppe aus über 2.500 eingereichten Bewerbungen. Ausgezeichnet werden Firmen mit innovativen IT-Lösungen und hohem Nutzwert für den Mittelstand. Das Frankfurter Unternehmen stellt im Internet ein neuartiges Baukastensystem zur Erstellung von Broschüren, Flyern oder Messedisplays zur Verfügung. Die mehrfach preisgekrönte Lösung erspart dem Anwender viel Zeit und vor allem Geld. Im täglichen Einsatz können durch den neuen Service Arbeitsprozesse verkürzt und Kosten für Grafik-Agenturen bis auf null reduziert werden. Das Team um Geschäftsführerin Monica Bader-Deutschmann und Grafik­ designerin Monika Linhard hat langjährige Erfahrung in der Erarbeitung von Marketingstrategien, Designkonzepten und der Wahl geeigneter Kommuni­ kationskanäle und Werbemittel.

Geschäftsführerin Monica Bader-Deutschmann www.comservio.com

sündere Lebensweise einen solchen Anklang findet. Uns liegt es sehr am Herzen, unseren Kunden auch weiterhin die bestmögliche Beratung zum Thema Gesundheit zu bieten.“ Eine Expertenjury wählte aus allen teil­ nehmenden Reformhäusern der etwa

Unter Preisträgern: Geschäftsführerin Marion Thomas (vordere Reihe, Mitte).

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1.000 Mitgliedergeschäfte in Deutschland die kundenfreundlichsten aus. Außerdem wurden moderne Ladenbaukonzepte, das Sortiment, die Qualifikation der Mitar­ beiter sowie die Umsetzung der neuform Qualitätsrichtlinien bewertet. www.reformhaus-schlema.de

Foto: Reformhaus am Kurbad

Reformhaus des Jahres 2013 Das Reformhaus am Kurbad aus Bad Schlema wurde zum Reformhaus des Jahres 2013 gekürt. Dies gab die Stiftung Reformhaus-Fachakademie bekannt. In der Kategorie „Gesund“ konnte das Un­ ternehmen von Inhaberin Marion Thomas den begehrten Titel erringen:„Es ist schön, dass unser Einsatz für eine ge­


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Edle Gerüche aus Bitterfeld Ein Unternehmer steht für das neue Motto Sachsen-Anhalts

Sein vor gut 20 Jahren gegründetes Un­ ternehmen produziert im Chemiepark Bit­ terfeld-Wolfen jährlich mehr als tausend Tonnen Aroma- und Riechstoffe – darun­ ter unter anderem einen Grundstoff für das berühmte Parfum Chanel N° 5 – und

vertreibt diese weltweit. Die Zahl seiner Mitarbeiter stieg von anfangs drei auf heute rund fünfzig Beschäftigte. Davon ist jeder fünfte im Bereich Forschung und

Entwicklung tätig. Mittlerweile sichert eine Reihe von Patenten den zukünftigen Erfolg der Miltitz Aromatics GmbH aus Bitterfeld.

Foto: Klaus-Peter Voigt

Sachsen-Anhalt hat seine neue Landes­ marketingkampagne unter dem Motto gestartet: „Wir stehen früher auf“. Mit ihr soll verdeutlicht werden, wie die EUStrukturfonds EFRE und ESF dazu bei­ tragen, dass aus Leistungsbereitschaft und Engagement Erfolgsgeschichten werden und so nachhaltig das Landesi­ mage positiv prägen. Ihre Protagonisten stehen für Fantasie und Ideenreichtum und sollen auch überregional neugierig auf das Land machen. Gezeigt wird, was den Menschen in Sachsen-Anhalt wich­ tig ist, was sie antreibt, wofür sie früher aufstehen. Ein „Frühaufsteher“ ist Dr. Peter Müller, Geschäftsführer der Miltitz Aromatics GmbH aus Bitterfeld.

Dr. Peter Müller (li.) und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff (CDU) bei der Vorstellung der neuen Imagekampagne für das Bundesland.

Leserbrief Wie wehrt man sich gegen schlechte Presse? Kooperation statt Konfrontation In der Ausgabe 6/2012 von „Der Mittel­ stand.” habe ich mit großem Erstaunen den Artikel von Dr. Oliver Scherenberg zum Thema Abwehrmaßnahmen bei Negativbe­ richterstattung gelesen. Er erweckt den Ein­ druck, dass allen Fällen von Negativbericht­ erstattung durch Presse und Medien auf die gleiche Art und Weise – und zwar mit einem juristischen „Erstschlag“ – zu begegnen sei. Juristische Maßnahmen können das Ver­ hältnis zum jeweiligen Medium hingegen nachhaltig stören. Verärgert man die Journalisten durch solche Maßnahmen

und Drohungen, sehen diese sich schnell in ihrer journalistischen Meinungs- und Pressefreiheit eingeschränkt. Eines lässt sich dadurch jedenfalls nicht aufbauen: Vertrauen. Aber Vertrauen ist die wichtigste Grundlage für eine erfolg­ reiche und positive Presse- und Medienar­ beit und damit die beste Krisenprävention. Wichtig dabei ist, dass die Medien regel­ mäßig mit den wichtigen Informationen versorgt werden – auf diese Weise ver­ hindert man, dass sie sich ihre eigenen Informationen suchen.

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Ist das Verhältnis zu einem Medium part­ nerschaftlich, ist eine vernichtend nega­ tive Berichterstattung unwahrscheinlich. Eine juristische Maßnahme sollte daher immer das allerletzte Mittel sein und nur zum Tragen kommen, wenn auf Seiten des Mediums tatsächlich grobfahrlässig gegen die journalistische Sorgfaltspflicht verstoßen wurde. Text wurde von der Redaktion gekürzt. Wolfgang Raike, Geschäftsführer, RAIKE KOMMUNIKATION GmbH, Hamburg

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Ausgabe 03/13: ET 1. Juni 2013 Anzeigenschluss 17.05.2013 Schwerpunkt: Mittelstand und Innovation Ausgabe 04/13: ET 1. August 2013 Anzeigenschluss 18.07.2013 Schwerpunkt: Mittelstand und Finanzierung Die blätterbare page2flip-Ausgabe des Magazins wurde von der wissenswerft GmbH erstellt (www.wissenswerft.net) und ist abrufbar unter: www.bvmw.de

Impressum Der Mittelstand. Unternehmermagazin des BVMW Herausgeber BVMW – Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V. Präsident Mario Ohoven Mosse Palais, Leipziger Platz 15 10117 Berlin www.bvmw.de Redaktion Tel.: 030 / 53 32 06-16 Fax: 030 / 53 32 06-50 mittelstand@bvmw.de

Eberhard Vogt (Chefredakteur) Rotger H. Kindermann (Korrespondent) Friederike Pfann Frithjof Siebert Titelbild: Henry-Martin Klemt & BILDSCHÖN Verlag mattheis. werbeagentur gmbh Kastanienallee 4 10435 Berlin Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 info@mattheis-berlin.de www.mattheis-berlin.de

Layout und Gestaltung, Mediadaten, Vermarktung v. Anzeigen & Beilagen mattheis. werbeagentur gmbh Tel.: 030 / 34 80 633-0 Fax: 030 / 34 80 633-33 bvmw-anzeigen@mattheis-berlin.de Rechnungsstelle BVMW Servicegesellschaft mbH Mosse Palais, Leipziger Platz 15 10117 Berlin Tel.: 030 / 53 32 06-26 Fax: 030 / 53 32 06-50 theresa.collberg@bvmw.de

Druckerei Möller Druck und Verlag GmbH, Zepelinstraße 6 16356 Ahrensfelde, OT Blumberg Das Magazin „Der Mittelstand.” ist das offizielle Organ des BVMW. Mitglieder des Verbandes erhalten das Magazin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge sowie Selbstdarstellungen von Unter­nehmen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Nachdruck und Ver­ breitung mit Angabe der Quelle gestattet. Druckauflage: 30.000

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