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Das Miniatur Wunderland von Blankenese
Rolf Prignitz baut seit den 60er Jahren an seiner Modelleisenbahn. Es ist ein Projekt, das stets weiter wächst und spannend bleibt. Mit seiner Erfahrung hilft der Tüftler sogar Modellherstellern.
Rolf Prignitz geht jeden Tag zu seiner Modelleisenbahn-Anlage. Sie füllt einen ganzen Raum. Schon der erste Blick auf sie ist beeindruckend. Doch jeder weitere Blick offenbart noch mehr. Über der Platte, unter der Platte, hinter der Platte, überall gibt es ausgetüftelte Technik. Alles hat seinen Sinn, alles ist liebevoll arrangiert. Und vor allem ist alles selbst gebaut.
Man könnte meinen, Herr Prignitz leide unter „Zugzwang“. Die Wahrheit ist viel schöner: „Ich tue es für mich. Man kann doch nicht nur herumsitzen und sich fragen, was man alles nächstes isst oder, Gott bewahre, nur spazieren gehen.“ etwas so Kostbares, etwas so Schönes. Wir waren uns immer bewusst, welches Glück wir hatten, so etwas haben zu dürfen.“
Durch die Geburt seiner Kinder ist das Hobby dann wieder in Fahrt gekommen. 1968 war Baubeginn der Anlage in Spurweite H0.
„Es gibt keinen Stillstand. Den fände ich langweilig. Es geht immer weiter. Das fasziniert mich ...“
Der Hobbyeisenbahner ist seit Kindheitstagen begeistert von Modelleisenbahnen. Er erinnert sich an eine einzigartige und besondere Begebenheit: „Nach dem Zweiten Weltkrieg war alles knapp. Doch meinem Vater gelang es, uns eine Modelleisenbahn zu besorgen. Damals noch mit Spur 0. Es war
Besonders angetan hat es ihm das „Krokodil“, das „heimliche Zeichen“ der bekanntesten Modellbahnfirma (Märklin) und die teuersten Modellloks, die je gebaut wurden.
Von diesem Typ hat der Sammler Prignitz unzählige verschiedene Versionen. Auf der Anlage finden sich jedoch viele weitere Typen, von der Dampflok bis zum E-Triebwagen. Plötzlich gibt es ein Signal: „Der lange Heinrich bleibt stehen. Mal sehen, was der Junge hat.“ Ein Display zeigt das Problem: Ein Kurzschluss. Schnell ist alles wieder in Ordnung. Prignitz kennt hier schließlich jeden Millimeter.
Von unschätzbarem Vorteil war dem Modellbauer seine Ausbildung zum Optiker.
Das Handwerk erkennt man an Feinheiten wie den Oberleitungen. Auch die sind alle selbst gebaut. Der Ausbau dieser Leitungen ist auch das nächste große Vorhaben. Es wird aber ebenfalls Streckenabschnitte ohne Oberleitungen geben, wo dann nur Dieselund Dampfloks fahren „dürfen“.
Das bisher größte Projekt der Anlage war die Digitalisierung. Sie ermöglicht das Steuern vieler Details, von Hand oder, wie es Rolf Prignitz lieber ist, vollautomatisch. Der Tüftler mag es, wenn alle Rädchen ineinandergreifen. Am Computer kann er nahezu alles einstellen: wann bei der Einfahrt in einen Bahnhof ein Signal ertönen soll, wann das Licht in den Waggons angeht und auch an welcher Stelle die Züge genau halten sollen. Scherzhaft sagt er: „Der muss noch etwas weiter einfahren, damit die Fahrgäste auch vernünftig aussteigen können.“ Damit das alles funktioniert, sind viele Sensoren im Schienennetz verteilt.
Rund fünf Jahre brauchte es, um die analoge Anlage auf den digitalen Standard umzurüsten. Prignitz hat eigenhändig einige Züge umgebaut. Damit hat er in Teilen etwas geschafft, das dem Branchenriesen Märklin nicht gelingen wollte: „Ich habe eine 70 Jahre alte Lok 44. Als ich die auf den Digitalstandard bringen lassen wollte, winkte Märklin ab. Da habe ich es halt selbst gemacht.“ In diesem Hobbyreich gilt das Recht der Beharrlichen und dazu zählt Rolf Prignitz eindeutig. Nicht ganz ohne Stolz sagt er über seine Lok 44, seine „schönste Lok“, sie habe ihn noch nie enttäuscht.
Die Digitalisierung war nicht nur zeitraubend, sondern in gewissem Sinn revolutionär: „Ich habe die komplette Umrüstung dokumentiert. So etwas gab es in der Art scheinbar vorher nicht. Ein Fachmagazin hat einen ganzen Bericht dazu veröffentlicht,“ sagt er so nebenbei und zeigt das Magazin.
In Leserichtung von oben: Wendel und Schattenbahnhöfe unter der Platte, Rolf Prignitz blickt auf seine Lok 44, Prignitz inspiziert einen Schattenbahnhof, ein Blick auf die ausgeklügelte Digital-Technik, beim Programmieren der Fahrten, die Krokodil-Sammlung ein paar Dinge, die mir an dem Programm nicht gefielen. Etwa, dass die Strecken nicht farblich hinterlegt sind, um sie besser unterscheiden zu können. Das habe ich dem Entwickler gesagt und er hat meine ‚Erfindung‘ eingebaut“, so Prignitz.
Nächste Station: Computer. „Ich nutze dieselbe Software wie das Miniatur-Wunderland, um die Züge zu steuern. Es gab
Auf, unter und neben der Bahnanlage gibt es noch vieles zu sehen. Einen Ventilator und ein Blitzlicht, um Wetter zu simulieren, die Lichtanlage, die den Tag-NachtRhythmus imitiert, Kameras unter der Platte, um zu sehen, ob dort alles in den geregelten Bahnen verläuft und und und. Es ist in der Tat ein kleines Wunderland, das Rolf Prignitz hier geschaffen hat und in dem er noch lange die Weichen stellt.
Autor: michael.wendland@funkemedien.de
ZUR SACHE:
Rolf Prignitz
(86) verbringt regelhaft jeden Tag rund eineinhalb Stunden an seiner Modelleisenbahn. Nach einem „Crash“ des Systems richtet er momentan seine Anlage neu ein. Parallel arbeitet er an einer neuen Dokumentation.
Modell-Hersteller wie Märklin sind dankbar für seine Anmerkungen. Zu seiner Krokodil-Sammlung liegt ein ausführliches Register vor.
Rolf Prignitz denkt nicht daran, irgendwann mit dem Modellbau aufzuhören. Neben diesem Hobby ist er auch ausgewiesener Rosenexperte und leidenschaftlicher Fotograf.