I Nr.4 I Sommer 2005 I EUR 9,–/CHF 14.–
www.merum.info
Die Zeitschrift für Wein und Olivenöl aus Italien
Dossier
Olivenöl ‘05 Alles über: Gesundheit, Anbau, Pressung, Qualität, Fälschung, Kontrolle… …und die 102 besten Extra Vergine Italiens
IN DER ÖLMÜHLE SO WIRD AUS OLIVEN ÖL Oliven enthalten im Mittel um die fünfzehn Prozent Öl. Dieser Gehalt hängt vom Klimaverlauf, dem Reifezustand, der Sorte und der Region ab. Die Aufgabe der Ölmühle besteht darin, dieses Öl, das in Millionen mikroskopischer Tröpfchen im Gewebe der Oliven verteilt ist, durch Mahlen freizulegen, durch Kneten zusammenzuführen, durch Pressen von den festen und durch Separieren von den wässrigen Anteilen der Olive zu trennen. Begnügte man sich früher mit einer möglichst hohen Ölausbeute, erwartet man heute von einer Ölmühle zudem, dass dieses Öl vollwertig und reintönig ist.
1. SCHRITT: MAHLEN Das Aufbrechen der Olivenzellen
Technologie zu stark in seiner Qualität
dende, gelbgrün bis dunkelgrün leuch-
beeinträchtigt. In modernen Ölmühlen
tende Öllache.
Bevor die Öltröpfchen durch Mahlen aus den Olivenzellen befreit werden
wird die Steinmühle, die nicht nur
Um die Extraktion zu erleichtern,
mahlte, sondern auch knetete, deshalb
wird der Brei leicht erwärmt, denn bei
durch hochtourige Olivenfräsen und
Temperaturen unter 20 Grad gelingt es
sterile Knetwannen ersetzt.
bei der auf das Kneten folgenden Pres-
können, müssen die Blätter entfernt und die Oliven gewaschen werden.
ren. Allerdings, so meinen Fachleute,
Früchte, erledigen diese Arbeit heute
2. SCHRITT: KNETEN Das Zusammenführen der Öltröpfchen
laute Maschinen aus Edelstahl. In die-
Das Kneten – früher ebenfalls von den
se. Damit werden die biochemischen
sen werden die Oliven von Messern,
Mühlsteinen besorgt – dient dem Zu-
Qualitätsrisiken beim Kneten redu-
Scheiben oder Schlegeln zu einem
sammenführen der im Olivenbrei fein
ziert.
Brei verarbeitet.
verteilten Öltröpfchen, damit bei der
Bei diesem scheinbar harmlosen
Zerquetschten
früher
schwere,
gemächlich rollende Mühlsteine die
sollte die Erwärmung nicht bereits beim Kneten erfolgen, sondern erst beim Einführen des Breis in die Pres-
Die alten Ölmühlen sind von wahr-
Pressung ein möglichst großer Anteil
Knetvorgang kann sehr viel passieren.
lich historischer Schönheit. Im Prinzip
des vorhandenen Öls extrahiert wer-
Findet das Kneten mit Luftkontakt
hat sich daran seit Jahrhunderten
den kann.
statt, färbt sich der anfänglich weiß-
nichts verändert: Sind es heute potente
In großen, mehrere hundert Liter
grünliche oder weiß-violettfarbene
Elektromotoren, die die Mühlsteine
fassenden, beheizten Edelstahlwannen
Brei zunehmend braun. So wie die
bewegen, waren es früher Wasserkraft
– moderner in Edelstahlzylindern –
Oberfläche eines aufgeschnittenen Ap-
und Zugtiere.
wird der Olivenbrei während einer be-
fels oxidiert und sich das Aroma von
stimmten Zeit (20 bis 60 Minuten)
„frisch-fruchtig” in wenigen Minuten
schonend umgewälzt.
zu „unfrisch-stumpf” abbaut, so oxi-
Leider zeigen die modernen Erkenntnisse der Forschung, dass diese
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sung nicht, das Öl korrekt zu extrahie-
Art des Mahlens überholt und absolut
Langsam scheidet sich das Öl in
ungeeignet ist, höchste Qualität zu er-
der Knetmaschine von den wässrigen
zeugen. Der hochempfindliche Oli-
Bestandteilen ab. Auf der Oberfläche
der
venbrei wird durch diese überholte
des Breis bildet sich eine größer wer-
frisch bleibt, oxidiert der Olivenbrei
diert der Olivenbrei. Im Gegensatz zum Apfel, der unter unappetitlichen
Schnittfläche
In dieser Maschine werden die Blätter entfernt und die Oliven gewaschen. Danach werden sie in der Ölmühle mit Stein zerkleinert und in die Knetwannen gebracht.
In diesem Falle sind die Knetwannen vertikal angeordnet und mit einer Vakuumpumpe versehen, damit die Oxidation des Breis möglichst verhindert wird.
Sollen Oliven ein gutes Öl ergeben, müssen sie gesund sein und nicht älter als vier, fünf Stunden.
Aus dem Decanter fließt auf der einen Seite das Extra Vergine, auf der anderen Seite wirft die Maschine den feuchten, entölten Brei aus. (Beim älteren Dreiphasendecanter werden Öl, Feststoffe und Wasser separat ausgeschieden.) Bilder: jpr
Im Decanter – eine Art Zentrifuge – werden die festen und wässrigen Bestandteile vom Öl abgesondert.
IN DER ÖLMÜHLE durch das Rühren in seiner ganzen
Brei wird als dünner Belag auf runde
Masse. Bei qualitätsorientierten Öl-
Pressmatten aufgetragen, die turmartig
mühlen ist deshalb dafür gesorgt, dass
aufeinander geschichtet in hydrauli-
der Knetvorgang unter Luftabschluss
schen Pressen unter Druck gesetzt
Das Gewicht eines Liters Öl beträgt 916 Gramm,
erfolgt, so dass der Brei nicht braun
werden.
1092 ml Olivenöl wiegen 1000 Gramm.
und durchoxidiert, sondern weiß und aromatisch in die Presse kommt.
Öl: leichter als Wasser
Von wirtschaftlicher Seite gibt es an diesem System nicht viel auszuset-
Fortschrittliche Ölmühlen arbeiten
zen, die Ausbeute ist gut und der Ab-
durch einen Separator nachgeklärt
mit Inertgasüberschichtung oder Un-
lauf lässt sich heute fast vollständig
werden. Auch beim Separator handelt
terdruck (Vakuumpumpe), zudem wird
automatisieren.
es sich um eine Zentrifuge. Das Öl
der Olivenbrei nicht während des
Von qualitativer Seite her ist diese
Knetvorgangs beheizt, sondern erst im
Technologie jedoch überholt. Die
letzten Moment, wenn er in den De-
Pressmatten bieten auf Grund ihrer im-
Moderne Decanter arbeiten jedoch
canter gepumpt wird. Durch das Kne-
mensen inneren Oberfläche die idealen
so sauber, dass sich eine weitere Zen-
ten bei tiefen Temperaturen und das
Bedingungen für unerwünschte oxida-
trifugierung erübrigt. Abschließend
Fernhalten von Sauerstoff wird das Ri-
tive, enzymatische, ja sogar mikrobio-
wird das Öl gewogen und die Ausbeu-
siko von unerwünschten Oxidationen
logische Prozesse.
te ermittelt. (Die Ausbeute steigt mit
und Fermentationen stark vermindert.
3. SCHRITT: PRESSEN Abtrennen des Öls vom Rest der Olive Bei der Pressung wird der flüssige An-
wird dabei von wässrigen Verunreinigungen befreit.
Es ist zwar traurig, diese jahrhun-
zunehmender Reife. Sie kann in der
dertealte Technologie zum Aussterben
Toskana von Ende Oktober bis Mitte
verurteilt zu sehen, aber der qualitative
Dezember von zehn auf 16 bis 20 Pro-
Unterschied zwischen mit dieser tradi-
zent steigen.)
tionellen Methode und den lärmenden,
Die Wasserzugabe zum Brei dient
hässlichen, modernen Zentrifugalpres-
dazu, die Extraktion im Decanter zu
sen erzeugten Ölen lässt keine Wahl.
vereinfachen und ist noch heute in den
teil des Breis (Fruchtwasser und Öl)
Die steinernen Mühlsteine und die
meisten Ölmühlen die Regel. Wo hin-
von den Feststoffen (Kern, feste Zell-
Pressmatten sind zwar sehr schön an-
gegen auf höchste Qualität geachtet
bestandteile, Schale etc.) befreit.
zuschauen, aus technischer Sicht ent-
wird, verzichtet man möglichst auf
Während das Auspressen von Trauben
sprechen sie jedoch dem Stand der
Wasserzugabe.
oder Maische technisch keine großen
Önologie, als man Wein noch mit den
Probleme bietet, da die Feststoffe von
Füßen bereitete.
Der Grund dafür ist, dass manche gesundheitlich und geschmacklich
vergleichsweise großer Dimension
Anfang der Siebzigerjahre stellte
wertvollen Stoffe wasserlöslich sind
sind und dem Most oder dem Wein
die Maschinenindustrie den Ölmühlen
und, statt im Öl zu verbleiben, mit dem
stets Wege nach außen offen bleiben,
die ersten Dreiphasen-„Decanter“ zur
Wasser ausgeschieden werden. Zudem
ist das Pressen eines Breis, bei dem die
Verfügung: Das sind große Zentrifu-
sind die in den Oliven natürlich vor-
Feststoffe sehr klein sind und die Ab-
gen, die mit 3000 bis 4000 Umdrehun-
kommenden Enzyme stark wasserlös-
flusswege rasch verstopfen, technisch
gen pro Minute Feststoffe, wässrige
lich und umso mobiler, je mehr Wasser
nicht einfach.
Phase und Öl trennten. Diese erste Ge-
sich im Brei befindet. Auch die Ver-
Auch die Ölbauern des Altertums
neration war noch auf die Verdünnung
fügbarkeit des gelösten Zuckers wird
hatten ihre liebe Mühe, den Oliven ih-
des Breis mit lauwarmem Wasser an-
größer. Das ist umso gefährlicher, je
re Flüssigkeit zu entziehen. Das Pres-
gewiesen.
später das neue Öl gefiltert wird.
sen des Breis in einem Presskorb – wie
Die jüngsten, in den Neunzigerjah-
beim Wein – führte zu unbefriedigen-
ren entwickelten Zweiphasen-“Decan-
der Ausbeute. Um die Abflusswege für
ter“ kommen praktisch ohne Wasser-
die Olivenflüssigkeit zu verkürzen,
zugabe aus und trennen den öligen Oli-
ging man dazu über, zahlreiche mit
venbrei in Öl und einen feuchten, ent-
FILTERN UND STICKSTOFF Luft und Trub machen Öl kaputt
Olivenbrei gefüllte Kissen aufeinan-
ölten Pressbrei.
Das Öl, das aus dem Decanter oder
Bevor der Olivenbauer sein Oli-
dem Separator fließt, weist stets eine
Noch heute funktionieren traditio-
venöl mit nach Hause nehmen kann,
mehr oder weniger ausgeprägte Trü-
nelle Ölmühlen auf diese Weise: Der
muss dieses bei manchen Decantern
bung auf. Diese Trübung besteht zur
derzulegen und auszupressen.
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Spezifisches Gewicht
Hauptsache aus Zellwasser und Zell-
Olivenöl verzeiht nicht
bestandteilen.
Seltene Reintönigkeit
Gefährlich an dieser Trübung ist, dass darin auch die für die Stabilität des Öls bedrohlichen Enzyme und
Wenn sich ein erfahrener Gaumen durch eine Serie
Im Gegensatz zu Wein behält ein Olivenöl den
Zucker gelöst sind, die vor allem zu-
von Olivenölen aus der ganzen Welt testet, wird er
geringsten Fehlgeruch oder Fehlgeschmack während
sammen mit Luftsauerstoff dem Öl zu
feststellen, dass nur sehr wenige Öle vollkommen
seiner ganzen Lebensdauer. Auch unsaubere Behälter
Leibe rücken. Somit stellen nicht nur
sauber sind. Sehr oft ist das Olivenöl in Geruch und
sind nicht selten die Ursache für Fehlaromen.
der entstehende Bodensatz, der vor al-
Geschmack leicht bis spürbar gestört.
Die Olivenölkultur hinkt der Weinkultur mit ei-
lem bei steigenden Temperaturen un-
Schuld daran sind nicht nur die Erntemethoden,
nem Abstand von einem Vierteljahrhundert hinterher.
angenehme Aromen ans Öl abgeben
sondern sehr oft die Ölmühlen, die mit veralteten,
Es steht fest, dass sich in den kommenden Jahren
kann, sondern auch die Trübung des
unhygienischen Methoden Qualität verderben, oder
dank verbesserter Technik und größerem Wissen eine
frischen Öls eine Bedrohung für die
die Weigerung des Produzenten, sein Öl zu filtern.
Gruppe von Spitzenerzeugern absetzen und für die
Qualität dar. Qualitätsbeflissene Er-
Schuld an Fehltönen sind aber auch die Aufbe-
zeuger filtern ihr Öl unmittelbar nach
wahrungsmethoden. Olivenöl ist ein hervorragender
der Pressung und sichern dadurch des-
Geschmacksträger und enorm nachtragend!
Qualitätsentwicklung der restlichen Erzeuger das Tempo angeben wird.
sen Stabilität. Entgegen verbreiteter Meinung mindert das Filtern die Qualität nicht! Das belegen vergleichende Verkostun-
paar Jahrzehnte zu spät kommt und
eine Temperatur von 20 bis 27° Celsi-
gen. Im Gegenteil: Das Filtern von
heute keinen Sinn mehr macht.
us aufweisen. So wäre sicher ehrlicher,
frisch gepressten Ölen macht diese
Früher waren die Ölmüller ge-
wenn von einer „Warmpressung“ und
ausgewogener und wohlschmecken-
zwungen, dem Olivenbrei das Öl in
nicht von einer „Kaltpressung“ die Re-
der. Alle fettlöslichen Substanzen wie
mehreren Pressgängen zu entlocken.
de wäre.
Aromen, Polyphenole mittlerer und
Erst kalt, zum Schluss heiß. Den letz-
Fährt man den ganzen Mahl- und
hoher Dichte werden vom Filter nicht
ten Ölrest brachten sie nur raus, wenn
Pressvorgang bei Temperaturen unter
zurückgehalten.
sie die Olivenpaste mit heißem Wasser
20 Grad, geht die Ausbeute merklich
übergossen.
zurück; wird allerdings – um den
Extra Vergine Olivenöl ist reich an gesundheitlich wertvollen Antioxidan-
Früher war „kaltgepresst“ ein Qua-
Pressvorgang zu beschleunigen oder
tien. Um das Öl zu schützen, „opfern”
litätsargument. Heute hat er keine Be-
die Ausbeute zu erhöhen – über 32°
sich diese Stoffe in oxidativen Situa-
deutung mehr: Heiß presst man heute
Celsius erhitzt, verliert das Öl seine
tionen – also zum Beispiel bei der La-
nirgends mehr. Gleichwohl hält sich
Frucht und schmeckt dünn, wässrig
gerung in offenen Behältern – und
dieser „Fachbegriff” unausrottbar auf
und unangenehm.
werden verbraucht. Soll der Gehalt an
Öletiketten und in den Köpfen der Ver-
Seit Jüngstem gibt es eine gesetzli-
gesunden Polyphenolen und Vitamin E
braucher. „Kaltgepresst, ergo gut!“
che Bestimmung, die die Angabe
möglichst intakt gehalten werden,
wird suggeriert.
„kaltgepresst” schützt (siehe Seite
kommt man nicht umhin, die Ölbehäl-
Dabei ist das Qualitätsargument
ter mit einem Inertgas (Stickstoff, Ar-
„kaltgepresst“ eine schiere Irreführung
Die Kontrolle der Temperatur in
gon) zu überschichten und so den
des Verbrauchers. „Kalt“ lässt sich
der Ölmühle ist für die Qualität des
Luftsauerstoff vom Öl fernzuhalten.
kein Öl extrahieren, für problemloses
Olivenöls von allererster Wichtigkeit.
Pressen ist zumindest Zimmertempe-
In der Knetwanne sollte die Olivenpas-
ratur Voraussetzung. Bei „kalten”
te auf die erwünschte Temperatur er-
Temperaturen ist die Pressung sehr
hitzt, aber es muss jede, selbst partiel-
problematisch und die Ölausbeute ge-
le Überschreitung dieses Wertes ver-
ring: Je kühler die Temperatur, desto
hindert werden.
DUMME FRAGE „Kalt- oder heißgepresst?” Die meistgestellte Frage zum Olivenöl
mehr Öl bleibt in den Öltrestern
ist wohl die: „Ist das Öl auch wirklich
zurück.
55).
Bei höheren Temperaturen verändert sich nicht nur der Geschmack,
kaltgepresst?” Die Fragesteller wissen
Der Olivenbrei sollte, im Moment,
sondern auch die Zusammensetzung
nicht, dass ihre technische Frage ein
wo er in den Decanter eingeführt wird,
der gesundheitlich wertvollen Inhalts-
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IN DER ÖLMÜHLE stoffe. Das „Kaltgepresst“ streichen
darf Nativ (it.: Vergine, fr.: Vierge) ge-
Name für die Kategorie „Olivenöl“
wir aber lieber aus unserem Vokabular,
nannt werden. Unterschieden werden
wäre „rektifiziertes Lampantöl“.
seien wir vielmehr misstrauisch, wenn
zwei Qualitätsstufen: Nativ (Vergine),
uns einer mit „Kaltgepresstem“ beein-
mit leichten Fehlern, und Extra Nativ
drucken will! Wer diesen abgegriffe-
(Extra Vergine), das nicht nur analy-
nen Begriff als Verkaufsargument ein-
tisch, sondern auch in Nase und Gau-
setzt, hat wohl sonst nichts zu seinem
men perfekt sein muss. Erfüllt ein Na-
OLIVENTRESTERÖL Recycling-Öle aus Pressrückständen
Öl zu sagen.
tives Öl die gesetzlichen Anforderun-
Die nach der Pressung verbleibenden
gen nicht, wird es „lampant” genannt
Oliventrester enthalten noch Spuren
und darf nicht in den Verkauf kommen.
von Öl. Je nach Pressmethode können
Lampantöl muss erst rektifiziert wer-
das drei bis sechs Prozent der Trocken-
den, damit es genießbar wird.
substanz sein. Mit mechanischen Pro-
MODEN Öl aus entkernten Oliven
Das Rektifizieren besteht aus einer
zessen – Pressen oder Zentrifugieren –
Öl aus entkernten Oliven sei besser als
Reihe von physikalischen und chemi-
lässt sich dieser Ölrest allerdings nicht
herkömmliches, vertreten manche. In
schen Prozessen: Neutralisieren der
aus dem Ölkuchen holen.
Wirklichkeit liegen aber zu diesem in-
freien Fettsäuren unter Zuhilfenahme
Die Ölmühle verkauft deshalb den
teressanten Thema noch keine verläss-
starker Basen, Entseifen mittels Heiß-
Trester als „Abfallprodukt” zur weite-
lichen wissenschaftlichen Erkenntnis-
wasser, Entfärben mit Hilfe ober-
ren Ausbeutung an dafür spezialisierte
se vor.
flächenaktiver Tonerden und Aktiv-
Industrieunternehmen.
Werden die Oliven vor ihrer Verar-
kohle, sowie Desodorieren durch Be-
früher
beitung entkernt, hat das auf die Öl-
handlung mit Heißwasserdampf (220–
heißem Wasser auf und presste sie
ausbeute nur einen geringen Einfluss:
280 ° C) unter Vakuum.
nochmals aus (heiße Pressung), ging
Löste
Pressrückstände
man in
Nur rund ein Prozent ihrer Ölreserve
Das entstehende Öl ist praktisch
die Industrie bereits Ende des 19. Jahr-
lagert die Olive im Kern ein. Verarbei-
farb-, geruch- und geschmacklos und
hunderts zu effizienteren Methoden
tet man die Oliven ohne Stein, erübrigt
vieler seiner gesundheitlich wertvollen
über. Mit Lösungsmitteln – heute He-
sich der von seiner Natur her „brutale”
Aspekte beraubt. An seine Herkunft
xan, seltener Trichloräthylen – holt sie
Mahlvorgang und muss lediglich das
erinnert das Produkt nur noch durch
den letzten Öltropfen aus den Trestern.
Fruchtfleisch zu einem Mus verarbei-
das charakteristische Fettsäuremuster
Bevor die Öltrester mit Lösungs-
tet werden.
des Olivenöls (Fettsäuremuster: Ver-
mitteln behandelt werden können,
hältnis der Fettsäuren im Öl).
müssen sie getrocknet werden. Manch-
Bevor allerdings die Parole „entsteintes Öl ist besser!“ herausgegeben
Das chemisch gereinigte Lam-
mal geschieht dies durch Direktbe-
werden kann, muss erst überprüft wer-
pantöl darf als „Olivenöl“ in den Han-
feuerung, indem die nach der chemi-
den, ob die im Kern enthaltenen essen-
del kommen, sofern es zuvor mit ei-
schen Extraktion anfallenden Rück-
tiellen Fettsäuren und andere Stoffe für
nem – gesetzlich nicht näher bestimm-
stände verbrannt werden.
die Qualität des Olivenöls eine Rolle
ten – Anteil nativen Öls verschnitten
Bei den im vergangenen Jahr in
spielen.
wurde und so wieder mit an echtes Oli-
billigen Tresterölen nachgewiesenen
venöl erinnernder Farbe und Aromen
Spuren der krebserregenden Substanz
ausgestattet wurde.
Benzpyren handelte es sich um Ver-
Die Forschung wird in den nächsten Jahren auch darüber Aufschluss geben müssen, inwieweit „mit Kern – oh-
Olio d’Oliva, Huile d’Olive oder
brennungsprodukte, die sich über den
ne Kern” für die Lagerfähigkeit eines
Olivenöl. Der Name suggeriert: Öl aus
Rauch an den zu trocknenden Öltres-
Olivenöls eine Rolle spielt.
Oliven. Aber das ist eine Unwahrheit!
tern niedergeschlagen hatten und mit
„Olivenöl“ wird nicht aus Oliven ge-
dem anschließenden Raffinierungs-
wonnen, sondern aus nicht für den
prozess nicht ausreichend entfernt
menschlichen Verzehr zugelassenem
worden waren.
„OLIVENÖL” Eine offizielle Falschbezeichnung
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diese
Lampantöl.
Nach der Trocknung wird das vor-
Dieses mittels chemischer Be-
gewärmte Lösungsmittel in die mit
Das Öl, das allein durch Pressung von
handlung gewonnene Raffinat mit
Trester gefüllten Behälter gespritzt.
Oliven gewonnen wird und ansonsten
„Olivenöl“ zu bezeichnen, ist schiere
Die gewonnene Flüssigkeit, ein Ge-
unbehandelt in Verkehr gebracht wird,
Verbrauchertäuschung. Der korrekte
misch aus Öl und Lösungsmittel, muss
anschließend destilliert werden: Das
Achtung vor falschen Usanzen!
leichtflüchtige Lösungsmittel verdampft und wird in Kondensatoren gesammelt; übrig bleibt rohes Oliventresteröl. Damit die so gewonnene „Delikatesse” auf unsere Tafel darf, muss sie ebenso wie die Lampantöle rektifiziert werden und wird nach dem Verschnitt mit Nativem Öl als „Oliventresteröl” in Verkehr gebracht.
Wie die Qualität des Öls beeinflusst wird QUALITÄTSFÖRDERND: • Ernte von Hand. • Ernte gesunder Oliven im richtigen Moment. • Verwertung ausschließlich vom Baum geernteter Oliven (am Boden oder mehrere Tage im Netz liegende Oliven sind als verdorben zu betrachten).
WIE ÖL FRISCH BLEIBT Luft, Licht und Wärme machen Öle ranzig Leider gehören die formschönen Ter-
• Pressen der Oliven innert vier, fünf Stunden nach der Ernte. • Transport der Oliven in die Ölmühle in gut durchlüfteten Erntekisten.
racotta-Amphoren, in Italien bis vor
• Verarbeitung der Oliven in modernen Ölmühlen
wenigen Jahren noch als vorwiegende
(Temperaturkontrolle, absolute Hygiene, Rührwan-
Ölbehälter im Gebrauch, in den Blu-
nen unter Luftabschluss, Zweiphasen-Decanter).
mengarten und nicht in den Ölkeller. Diese Amphoren, meist mit einem Holzdeckel verschlossen, gehören ebenso zum Image des Olivenöls wie sie dessen Qualität bedrohen. Nur in Ausnahmefällen weisen diese Tongefäße in ihrem Innern eine makellose Oberfläche auf. Meist ziehen sich Risse durch die Schutzschicht und bilden in der Wand kleine Hohlräume. In diese Verletzungen der Oberfläche dringen kleine Mengen Öl und wässrige Oliventrubstoffe, die auch
• Sofortiges Filtern des frischen Öls, um die an qualitätsschädigenden Enzymen und Zucker reiche Trübung zu entfernen. • Aufbewahrung des Olivenöls in Edelstahlbehältern unter Inertgasüberschichtung.
OHNE EINFLUSS AUF DIE QUALITÄT • Hektarertrag (in den Produktionsvorschriften der DOP wird gleichwohl ein Hektarhöchstertrag vorgeschrieben, aber nur, damit keiner auf die Idee
perfekte Sauberkeit erlauben. Ideal
• Ernte mit Stangen. • Mechanische Ernte mit schlagenden Elementen (Ausnahme: Wo innert weniger Stunden nach der Ernte verarbeitet wird). • Pressung der Oliven mehr als 12, 24 Stunden nach der Ernte (vor allem bei warmen Temperaturen). • Aufbewahrung der Oliven in Jutesäcken, noch verheerender: Aufbewahrung der Oliven in Kunststoffsäcken. • Verarbeitung der Oliven in traditioneller Ölmühle (Mühlsteine, hydraulische Presse mit Pressmatten). • Vermindert vielleicht nicht die Qualität des Olivenöls, aber zweifellos die der Umwelt: Verwendung von mineralischen Stickstoffdüngern, Insektiziden und Herbiziden. • Aufbewahrung des Olivenöls in Terracotta- oder anderen unhygienischen Behältern. • Klärung mittels natürlichem Absetzenlassen statt Filtrieren. • Luftkontakt des Olivenöls.
• Bewässerung.
sämtliche anderen Behälter , die keine
• Verwertung von am Boden liegenden Oliven.
künstlich zu erhöhen).
entfernt werden können. Diese organi-
Ebenso gehören auf den Sperrmüll
netzen liegenden Oliven.
kommt, den Ertrag seines Ölbergs durch Zukäufe • Ertrag pro Baum.
trächtigen die Ölqualität.
• Verwertung von tage- oder wochenlang in Ernte-
• Lagern des Olivenöls auf dem Bodensatz.
bei sorgfältiger Reinigung nicht mehr schen Reste zersetzen sich und beein-
• Verwertung verletzter Oliven.
• Licht. • Wärme. • Kälte (unter 6°C wird Olivenöl sulzig und die Qua-
QUALITÄTSMINDERND: • Zu frühe oder zu späte Lese.
lität nimmt Schaden). • Schmutzige, mit Haushaltspülmitteln oder mit
• Befall der Oliven durch die Olivenfliege.
Weinessig ausgewaschene Behälter (falsche Bau-
• Verwertung frostgeschädigter Oliven.
erntradition).
sind Edelstahlbehälter, bei denen vor jedem Befüllen selbst der kleinste
den in den kommenden Jahren immer
schadet, wenn es unter Licht- und
Schmutzrest mit Soda und Hoch-
mehr Spitzenproduzenten ihre Edel-
Luftabschluss an kühlem Ort gelagert
druckreiniger entfernt werden kann.
stahlbehälter mit Anlagen zur Stick-
wird.
Olivenöl ist zwar nicht im selben
stoffüberschichtung ausrüsten.
Da Öl ein Frischprodukt ist, sei
Maß oxidationsanfällig wie Wein, aber
Im Übrigen sind die Grundregeln
dem Verbraucher auch geraten, nicht
auch Olivenöl altert rasch unter Luft-
für die Öl-Aufbewahrung die gleichen
größere Mengen einzukaufen, als er im
einfluss. Obschon diese Technologie
für Produzenten, Handel und Verbrau-
Laufe von ein, zwei Monaten verbrau-
heute erst die Ausnahme darstellt, wer-
cher: Olivenöl hält sich nur dann unbe-
chen kann.
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DER KAUF INFO-CHAOS, DISCOUNT, PREIS, ÖL-BIBELN, ETIKETTENPOESIE Die Neugier der Verbraucher und ihre Bereitschaft, gute Olivenöle zu kaufen, nehmen in diesen Jahren rasch zu. Um sich in diesem von den Markenölen der Industrie dominierten Angebot zurechtzufinden, wären die Käufer dringend auf Aufklärung durch die Presse angewiesen. Erst in den letzten zwei Jahren jedoch scheinen sich die Publikums- und die Fachpresse dieses Themas ernsthaft annehmen zu wollen. Neben der ständigen Informationskampagne in Merum erschienen kritische Berichte auch im ZDF, im Slowfood-Magazin, im „Stern“ und im „Feinschmecker“. Betonung auf „kritisch“, da journalistische Beiträge, die für den Verbraucher von Nutzen sein wollen, nicht anderes als kritisch sein können.
DAS ETIKETT SAGT NICHTS Warum wir so wenig über Olivenöl wissen
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der Komplexität der Thematik, der
Olivenöl auf Grund seines hohen An-
massiven Propaganda der großen Öl-
teils an einfach ungesättigten Fettsäu-
vermarkter und beim Gesetzgeber
ren als wichtiges Mittel zur Vorbeu-
selbst.
gung von Herzkreislaufkrankheiten
Im Gegensatz zu Wein, der als Thema
Der Verbraucher sieht im Handel
gesund sein soll, und von Ärzten, die
schon fast überdokumentiert und bis in
Ölflaschen für wenige Euro und ande-
als Cholesterindiät immer noch Öle
die letzten Details ausgeleuchtet ist,
re zum zehnfachen Preis. Er verfügt
mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren
wird der Kunde und Leser über Oli-
kaum über Informationen, die ihm er-
empfehlen.
venöl nahezu im Dunkeln gelassen.
möglichen zu beurteilen, bei welchem
Er vernimmt die Lobeshymnen
Während sich das interessierte Pu-
Öl er übers Ohr gehauen wird und bei
von Gourmets und Köchen über die
blikum ein bemerkenswertes Fachwis-
welchem er einen guten Kauf macht.
geschmacklichen Vorzüge von Oli-
sen zum Wein aneignen konnte, war
Denn das Etikett liefert ihm keine Aus-
venöl und liest Testberichte in der
noch bis vor wenigen Jahren kaum
kunft: Die Bezeichnung Extra Vergine
Presse, in der Olivenöl meist im Zu-
Nützliches über Olivenöl zu erfahren.
steht auf den billigen wie auf den teu-
sammenhang mit Fälschungen und
Die Schuld dieser Situation liegt aller-
ren, auf den miesen wie auf den Top-
Etikettenschwindel
dings nicht nur bei den Vertretern der
Ölen. Er wird verunsichert von Mel-
macht. Welches Bild soll der Verbrau-
schreibenden Zunft, sondern auch bei
dungen aus der Forschung, wonach
cher sich machen? Ist Extra Vergine
Schlagzeilen
DER KAUF gesund und unappetitlich wie Medizin,
ner erst sind in der Lage, an einem Öl
denen Positivselektionen oder Bewer-
oder ist es vielleicht doch nicht so ge-
zu riechen und seine Qualität und damit
tungen publiziert werden. Bei allen
sund und nur einfach lecker? Ist Oli-
die Preiswertigkeit zu beurteilen.
Mängeln, die man solchen Führern vor-
venöl jungfräulich oder lasterhaft,
Leider gilt: Sicherheiten bezüglich
werfen mag, sie geben einem zumin-
preiswert oder teuer? Sind 30-Euro-
der Qualität eines Öls gibt es, außer der
dest Anhaltspunkte, mit denen man sich
Öle zu teuer oder sind 1,99-Öle zu bil-
eigenen Verkostung, keine. Wer sich für
im Angebot etwas orientieren kann.
lig? Sind Extra Vergine Top-Öle oder
Olivenöl interessiert, sollte möglichst
Für italienisches Öl sind (neben der
Billigöle?
jede Chance nutzen, an einer Ölverkos-
Merum Selezione Olio natürlich…)
Olivenöl ist geduldig… Über Oli-
tung teilzunehmen. Allein schon der
empfehlenswert: „L’Olio, Il Libro Gui-
venöl lässt sich mit der gleichen Be-
Umstand, drei oder vier Öle verschie-
da agli Oli d’Italia” der Associazione
rechtigung Gutes und Schlechtes be-
dener Preisklassen im Hause zu haben
Italiana Sommelier dell’Olio (www.bi-
haupten wie über Wein. Hier wie dort
und ab und zu an ihnen zu riechen, ver-
benda.it), Guida agli Extravergini von
gibt es Spitzenprodukte und Massen-
größert die sensorische Sicherheit.
Slow Food (www.slowfood.it) und der
ware, hier wie dort gibt es ehrliche
Im Supermarkt, beim Delikatessen-
Qualitätserzeuger und industrielle An-
händler oder in der Weinhandlung steht
Toscana” von Carlo Cambi
bieter, denen selbst die lockersten ge-
der unvorbereitete Konsument vor dem
(www.carlocambieditore.it).
setzlichen Vorschriften noch zu streng
breiten Angebot und versteht nicht, wie
Eine Grundvoraussetzung für die
sind. Hier wie dort gibt es Betrüger
zwischen verschiedenen, allesamt als
Werthaltigkeit eines Öls ist die Glaub-
und Panscher, die sich nicht an die Ge-
Extra Vergine bezeichneten Ölen derart
würdigkeit seines Ursprungs. Wenn die
setze halten.
große Preisunterschiede bestehen kön-
Identität des Produzenten auf dem Eti-
Als „Extra Vergine” etikettiertes
nen. Sollte man im Zweifelsfall zur teu-
kett nicht klar deklariert wird, wenn
Olivenöl kann unangenehm riechen
reren Flasche greifen? Oder lieber im
man im Dunkeln darüber gelassen wird,
und schmecken. Echtes Extra Vergine
mittleren Preisbereich bleiben, um
wo das Olivenöl erzeugt wurde, dann
hingegen besitzt wunderbar oliven-
nicht übers Ohr gehauen zu werden?
lohnt es sich nicht, dafür viel zu bezah-
fruchtige Aromen, einen sauberen,
Leider bietet auch der Preis nur be-
len. Verbrauchern, die nur industrielle
fruchtig-herben Geschmack und ver-
schränkte Orientierungshilfe: Denn ein
Öle kennen und gegenüber teureren
wandelt die einfachsten Speisen wie
teures Öl muss nicht unbedingt gut
Ölen skeptisch sind, kann nur geraten
Brot, Gemüse oder Frischkäse in ein
sein, immerhin kann man aber davon
werden, sich gut zu überlegen, ob sie
Festmahl.
ausgehen, dass ein Billigpreis für
ein Spitzenöl wirklich probieren wol-
schlechte Qualität garantiert.
len. Denn sie riskieren, für Olivenöl in
Obschon die neuesten Kennzeichnungsvorschriften auf den ersten Blick
Auch die gesetzliche Bezeichnung
streng sind, helfen sie dem Verbrau-
bietet dem Verbraucher keine Sicher-
cher ebenfalls nicht, beim Kauf
heiten. Im Gegenteil: Die Erfahrung
Allen, die sich dem Olivenöl ernst-
Qualität zu erkennen. Nach wie vor
zeigt, dass 95 von 100 so bezeichneten
haft nähern wollen, kann nur geraten
stehen die Konsumenten hilflos vor
Extra Vergine keine solchen sind, son-
werden, den eigenen Geschmack zu
der Güteklasse Extra Vergine. (Mehr
dern es sich vielmehr um einfache Ver-
schulen. Je mehr Öle einer verkostet,
über die Olivenöl-Gesetzgebung auf
gine oder gar Lampantöle handelt.
desto sicherer wird sein Urteil, und des-
Seite 55.)
Um sich in diesem Chaos zurechtzufinden, sind Verbraucher, die dem ei-
WIE KAUFT MAN GUTES ÖL? Beratung ist Silber, eigene Erfahrung ist Gold
9
toskanische Führer „C’è Olio e Olio in
genen Geschmack noch nicht trauen,
Zukunft viel mehr Geld ausgeben zu müssen als in der Vergangenheit…
to höher sein Genuss, wenn er auf ein seltenes, exzellentes Öl stößt!
sen. Es sei ihnen auf jeden Fall emp-
DER PREIS DES GUTEN ÖLS Teuer, aber preiswert!
Die Olivenölkultur steckt in unseren
fohlen, Olivenöl nur beim Produzenten
Die Produktion eines Qualitätsöls ist
Breitengraden noch in den Kinderschu-
oder im Fachgeschäft zu erwerben, wo
aufwendig und kostspielig. Ein Öl, das
hen und nur wenige kundige Genießer
erfahrenes Personal den Kunden mit
im Supermarkt drei oder vier Euro der
wissen mit einem Blick auf den Namen
Empfehlungen zur Seite stehen kann.
Liter kostet, KANN kein gutes Öl sein.
die jedoch willens sind, gutes Olivenöl zu kaufen, auf fremde Hilfe angewie-
des Erzeugers, ob ein Olivenöl sein
Zum anderen gibt es immer mehr
Menschen mit feinem Geschmack
Geld wert ist oder nicht. Wenige Ken-
Einkaufsführer auch für Olivenöl, in
ist echtes Extra Vergine seinen Preis
wert, auch wenn es teuer ist. Die Pro-
Wenn es dem Bauern gelingt, sei-
duktion ist umso aufwendiger, je höher
nen mittleren Ertrag von 3300 Liter für
die Qualitätsansprüche des Produzen-
15 Euro zu verkaufen, dann vermag er
ten sind.
sämtliche Kosten zu decken, die ihm
Laut einer wissenschaftlichen Stu-
im Laufe des Jahres entstanden sind.
die der Betriebsökonomen Roberto
Leider ist diese Rechnung in aller
Righi und Vittorio Tellarini (Toskana)
Regel Theorie. Denn Kunden, die be-
lagen die Produktionskosten für einen
reit sind, ab Hof zwischen 15 und 20
Liter Öl im Jahr 1998 im toskanischen
Euro für einen Liter Extra Vergine be-
Hügelgebiet zwischen 9 und 14 Euro
zahlen, sind selten. Solange Aldi, Ede-
(mit Amortisierung der Olivenhaine,
ka, Lidl, Plus, Penny und wie sie alle
ohne EU-Beihilfen, ohne Vermark-
heißen, einen Liter „Extra Vergine“ für
tungskosten).
ein Fünftel dieses Preises anbieten,
Ein jüngeres Rechenbeispiel von
wird es den Produzenten nie gelingen,
2004 für einen mittleren Betrieb mit
die Olivenproduktion selbsttragend zu
3300 Olivenbäumen im toskanischen
machen. In der wohlhabenden Toskana
Hügelgebiet zeigt, weshalb das Öl
„subventionieren” die Produzenten ih-
vom Produzenten nie billig sein kann:
re Ölproduktion mit Einkünften aus
• Arbeitskosten
Sauberhalten,
dem Weinverkauf. Ihre Olivenbäume
Spritzungen, Düngung, Schnitt, in-
für
pflegen sie nicht aus wirtschaftlichen
klusive Maschinen (20 Minuten/
Interessen, sondern nur deshalb, weil
Baum zu mittleren 15 Euro/Stunde):
sie nicht mitansehen möchten, wie die
Euro 16 500.
Olivenhaine veröden.
• Dünger, Spritzmittel, Diesel (Euro 1,50/Baum): Euro 4950.
Ungleich dramatischer ist die Lage im Süden, wo die meisten Bauern vom
• Bewilligungen, Buchhaltung, techni-
Offenverkauf abhängig sind: In Bari,
sche Beratung, Bürospesen, Sekreta-
Lamezia oder in Trapani erhielten die
riat, div. Steuern, Sozialabgaben etc.:
Produzenten diesen Winter weniger als
Euro 6000.
3,50 Euro für einen Liter Extra Vergi-
• Unterhalt, Amortisierung und Repa-
ne. Auch selbstvermarktende Produ-
ratur Maschinen, Kauf von Werkzeu-
zenten sind dort gezwungen, ihr Öl zu
gen und Gerät: Euro 4800.
Dumpingpreisen zu verkaufen. Sie
• Festkosten insgesamt: Euro 32 000.
verfügen kaum über eigene Absatz-
Bevor der Produzent auch nur eine
kanäle, ihre einzige Alternative zum
einzige Olive ernten kann, muss er für
Tiefpreis ist, die Oliven an den Bäu-
den Unterhalt seiner 3300 Bäume Euro
men zu lassen.
32 000 aufwenden. Geht man realisti-
Dürfte eine Halbliterflasche echtes
scherweise von einem mittleren Ertrag
Extra Vergine beim Qualitätsprodu-
von einem Liter Öl pro Baum aus,
zenten nicht weniger als 10 bis 15 Eu-
schlagen die festen Kosten mit fast
ro und im Fachgeschäft nicht weniger
zehn Euro pro Liter zu Buche.
als 20 Euro kosten, dann sind in reich-
Hinzu kommen fünf Euro pro Liter
lichen Jahren wie 2004 die Produzen-
für Ernte und Pressung. Die Gesamt-
ten in Apulien, Kalabrien oder Sizilien
kosten für die Produktion eines Liters
gezwungen, ihr Öl um die fünf Euro
toskanischen Extra Vergine betragen
pro Liter an ihre Kunden abzugeben.
damit rund 15 Euro! (Ohne Amortisie-
Selbst in der Toskana trennten sich
rung von Olivenhainen und Betriebs-
dieses Frühjahr manche Produzenten
gebäuden, ohne Vermarktungskosten,
für acht oder zehn Euro pro Liter von
ohne Steuern, ohne EU-Beihilfen.)
ihrem Olivenöl.
10
DER KAUF Derart tiefe Preise mögen zwar für
Bemerkung „Niedriger Säuregehalt“
Temperaturen (über 32 ° C), verliert
den Freund des guten Olivenöls erfreu-
sind für den Verbraucher von geringem
das Öl seine Frucht und schmeckt
lich sein, er muss sich aber bewusst
Nutzen. Qualitätsöle weisen zwar aus-
dünn, wässrig und unangenehm. Opti-
sein, dass sie Zeichen der verheeren-
nahmslos einen tiefen Gehalt an freien
mal für gute Qualität und zufrieden-
den Krise sind, unter der die Oliven-
Fettsäuren auf (bis höchstens 0,3%),
stellende Ausbeute sind Temperaturen
produzenten in diesen Jahren leiden.
aber ein tiefer Fettsäuregehalt ist noch
zwischen 20 und 27 ° C.
Ein Olivenbauer verkauft sein Öl
lange keine Garantie für Qualität. Das
Früher, als die Pressung in mehre-
nur deshalb unter den Produktionskos-
Gesetz lässt für die Kategorie Extra
ren Durchgängen erfolgte, wurde dem
ten, weil er verzweifelt ist und keinen
Vergine bis zu 0,8% zu, ein Gehalt, der
Öltrester für die letzte Pressung Heiß-
Ausweg sieht. Hinter solchen Preisen
bereits auf einen fortgeschrittenen
wasser zugefügt. Damit ließ sich die
steckt die nackte Not, sie sind die letz-
Qualitätsverlust schließen lässt.
Gesamtausbeute erhöhen. Am wert-
te Vorstufe der Verödung der Olivenhaine und der Landflucht.
vollsten war selbstverständlich die
Angabe von der EU-Verordnung
„erste Kaltpressung”, während die
02/1019 geregelt (siehe Seite 59).
Heißpressung die geringste Qualität ergab. Seit 1. November 2003 wird
ETIKETTEN Geschwafel statt Information!
„Erste Pressung“
Die Olivenöletiketten selber weisen
und einzigen – Pressung oder Extrakti-
„Ungefiltert“
wenig Informationsgehalt auf, dafür
on. Früher, als noch mit mehreren
Seit man weiß, dass die Trubstoffe –
eine Menge von Worthülsen, die mehr
Pressungen gearbeitet wurde, war das
organische Partikel und kleinste Was-
zur Verwirrung des Verbrauchers als
Öl der ersten Pressung das beste und
serteilchen – durch ihren Gehalt an
zu dessen Information beitragen.
wertvollste. Heute wird in der moder-
chemisch aktiven Stoffen die Qualität
nen Ölmühle alles Öl in einem einzi-
des Öls mindern, filtern Qualitätspro-
gen Pressvorgang ausgepresst.
duzenten ihr Olivenöl unmittelbar
Merke: Ein vollgeschriebens Etikett bedeutet nicht unbedingt „viel In-
Ohne Bedeutung. Vergine-Olivenöle stammen heute immer aus der ersten –
diese Angabe von der EU-Verordnung 02/1019 geregelt (siehe Seite 59).
formation” und schon gar nicht höhere
Das letzte Öl der Öltrester kann
nach der Pressung. Bei frisch gepress-
Qualität. Leider gefallen auch dem
nur die darauf spezialisierte Industrie
ten Ölen ist Trübheit normal und in
Gesetzgeber vollgeschriebene Etiket-
extrahieren, die mit Dampf und Lö-
Kauf zu nehmen, aber solche Öle sind
ten. Seit Herbst 2003 sind die Bezeich-
sungsmitteln arbeitet. Solche Oli-
rasch zu verbrauchen. Vom Kauf trü-
nungen Natives Olivenöl Extra und
venöle gehören dann nicht mehr der
ber oder „ungefilterter“ Öle ist deshalb
Extra Vergine nicht mehr ausreichend,
Kategorie Vergine oder Nativ an, son-
entschieden abzuraten.
sondern müssen mit dem folgenden,
dern müssen als Tresteröle (Olio di
absolut unnützen Zusatz versehen wer-
Sansa) raffiniert werden.
„Kräftig, mild, klassisch, traditionell…“
ven ausschließlich mit mechanischen
„Kaltgepresst“
Allgemeine,
Verfahren gewonnen”. Dieser Zusatz
Auf Qualität ausgerichtete Verarbei-
drücke. Zwar beziehen sie sich auf die
steht selbstverständlich auf allen Extra
tung erfolgt bei niedrigen Temperatu-
Geschmacksmerkmale des Öls, haben
Vergine, den echten wie den falschen,
ren, aber nie kalt, denn ganz bei kalten
aber keinerlei verbindliche oder nach-
und liefert dem Verbraucher keinerlei
Temperaturen lässt sich Öl im Decan-
vollziehbare Bedeutung.
Information.
ter nicht extrahieren. „Kalt“ muss als
den: „erste Güteklasse – direkt aus Oli-
Hier eine Liste oft verwendeter,
Gegensatz zu „heiß“ verstanden wer-
freiwilliger, missbrauchter, irreführen-
den und bedeutet in der Praxis Tempe-
der und zweischneidiger Bezeichnun-
raturen knapp unter 27 Grad.
gen auf Olivenöl-Etiketten und ihre Bedeutung:
„Niedriger Säuregehalt“
11
Seit 1. November 2003 wird diese
unverbindliche
Aus-
„Ölmühle, Frantoio, Oleificio, Azienda Olearia…“
Wird die Ölmühle bei zu niedrigen
Der Name der Ölmühle oder der Ölfir-
Temperaturen gefahren (unter 20°C),
ma gefolgt vom Namen eines Ortes in
wird die Extraktion schwierig, es kann
einer für ihr Olivenöl bekannten Regi-
Öl in den Trestern zurückbleiben und
on (z.B. Panzano, Lucca, Firenze etc.).
Die Angabe des Gehaltes an freien
Wasser mit dem Öl ausgeschieden
Achtung: Der Ort, an dem sich die Öl-
Fettsäuren auf dem Etikett oder die
werden. Arbeitet man mit zu hohen
mühle oder der Ölfabrikant befindet,
Olivenöl: Bitte Extraklasse!
Aber nur auf dem Etikett Wer wollte sich schon mit zweitklassigem Olivenöl be-
Geschmack von echten Extra Vergine ist im Norden
gnügen? Selbstverständlich will man nur vom Besten.
nur einer Feinschmecker-Elite bekannt. An industrielle
Extra Vergine natürlich. Umso besser, wenn es diese
„Extra Vergine“ gewöhnte Verbraucher lehnen echtes
„Extraklasse“ zum Preis von Aktions-Waschpulver, Al-
Extra Vergine spontan ab und nicht selten wird dieses
di-Wein und Fertigsuppen gibt.
in der Meinung, Schärfe und Bitterkeit seien Zeichen
Die Illusion, das Beste für wenig Geld zu erhal-
von Verderbnis, empört ins Geschäft zurückgebracht.
ten, führt zu einem der folgenschwersten Fehlverhal-
Aus dem Bericht der Lebensmittelüberwachung
ten der modernen Konsumgesellschaft. Die Schnäpp-
Bayern, 2001: „Es wurden zahlreiche Proben ‹Nati-
chenkultur sorgt dafür, dass im Wettbewerb der Anbie-
ves Olivenöl Extra› als Verbraucherbeschwerden auf-
ter und Produzenten immer die Falschen gewinnen.
grund von scharfem oder bitterem Geschmack – ers-
Jene, die sich nicht an die Regeln halten, jene, die die
teres Merkmal auch als ‹Kratzen im Hals›, ‹beißend›
Minderwertigkeit ihrer Ware damit rechtfertigen, dass
bezeichnet – eingesandt. Diese beiden Geschmacks-
der „Markt“ das so wolle.
noten sind jedoch typische Geschmacksmerkmale für
Nur wenige Verbraucher mögen beim Extra Ver-
Olivenöle, die vor allem bei frischen Ölen verstärkt
gine tatsächlich auch Extraklasse. Die deutliche Schär-
auftreten und durch die Ernte noch nicht ausgereifter
fe und die Bitterkeit eines echten Extra Vergine emp-
Oliven bedingt sind. (…) Die Einsendung als Be-
finden nur Konsumenten mit Vorkenntnissen als posi-
schwerdeproben beruht offensichtlich darauf, dass
tiv: Der Verbraucher fernab des Mittelmeers ist an
zahlreiche Verbraucher einen neutralen Geschmack
übelriechende oder bestenfalls leicht ranzige, aber im
des Olivenöls erwarten, was aber bei dieser Ölsorte
Gaumen charakterlose Öle gewöhnt. Öle mit Ge-
kein positives Merkmal darstellt. (…)“
pelt getürkten Wettkampf zu unterliegen. Echtes Extra Vergine ist ein Produkt für Kenner. Es hat einen ganz besonderen Geschmack und es ist teuer. Genau wie Barolo. Mancher Normalverbraucher zieht einen einfachen Tischwein einem Barolo vor, nicht nur wegen des Preisunterschiedes, auch weil er den herben Geschmack des Barolo nicht mag. Das ist absolut in Ordnung. Auch für die Winzer von La Morra und Monforte. Unrecht geschähe erst dann, wenn auf dem Etikett des „einfachen Tischweins“ „Barolo“ stehen würde… so, wie auf Lampantölen Extra Vergine steht! Die Sensibilität für Emotionen, die Nase und Gaumen bieten können, ist nur einer glücklichen Minderheit gegeben. Erkennt einer bei sich diese Sensibilität und schult er diese, wird er viel Zeit und Mittel aufwenden, um das Reich der olfaktorischen Sinne auszukundschaften.
schmack empfindet er als etwas Unzumutbares, be-
Die Tatsache, dass die Mehrheit der heute als
Schäppchenjägern, die meinen, mit Euro 2,65
sonders wenn dieser Geschmack der einer Frucht ist,
Extra Vergine angebotenen Öle in Wirklichkeit einfa-
bei dieser Elite mit dabei zu sein, ist kein Mitgefühl
die er nicht kennt (Olive), und das Öl im Gaumen bit-
che Vergine-Öle oder gar Lampantöle sind, bringt eine
geschuldet. Sie gehören einer kritiklos konsumieren-
ter ist und im Halse kratzt.
schädliche Verwirrung ins Angebot. Es sind der Geruch
den Mehrheit an, auch „Markt“ genannt. Ihnen, die
Extra Vergine – so das verbreitete Geschmack-
und der Geschmack verbreiteter Markenöle, die das
sie zwar über einen sehr elementaren Geschmacks-
bild – soll leicht oxidiert schmecken, und auf keinen
sensorische Extra Vergine-Bild des Discount-Kunden
sinn verfügen, aber gleichwohl im Glauben leben wol-
Fall bitter und scharf sein. So wie Aktions-Butter. Oder
prägen.
len, Qualität zu konsumieren, ist das Verschwinden
dann so richtig „typisch nach Italien“ riechen, wie das
Diese falsche Geschmackstradition sorgt dafür,
der Kategorie „Vergine“ („Nativ“) zu verdanken.
Luccese von Lidl und die anderen Billig-Öle. Dass diese
dass echtes Extra Vergine als untypisch oder gar als
Dank ihnen gibt es – auf dem Etikett – nur noch Ex-
„Typizität“ nur zustande kommt, wenn man andalusi-
verdorben abgelehnt wird. Erzeuger von echtem Extra
traklasse („Extra Vergine“ oder „Nativ Extra“). Dank
sche Picual-Oliven tagelang im eigenen Saft vergam-
Vergine („echt“ = das aus der Olive gepresste, unbe-
ihnen, denen einerlei ist, angeschmiert zu werden,
meln lässt, weiß man nicht. Der durch gesundheitlich
handelte Öl ohne Fehlaromen) sind dazu verurteilt,
weiß heute keiner, wonach er sich beim Kauf eines
wertvolle Polyphenole und Oliven-Aromen geprägte
mit ihren ungleich kostspieligeren Ölen in diesem dop-
Olivenöls orientieren soll.
sagt nichts über die Herkunft des Öls
lich in Italien abgefüllt, und zwischen
und der Oliven aus, sondern bezeich-
1998 und 2001 „italienisches“ Oli-
2152/2001 vom 31. Oktober 2001 be-
net lediglich den Abfüllort.
venöl immerhin in Italien gepresst
deutet „Made in Italy“: auf italieni-
worden sein (die Herkunft der Oliven
schem Territorium aus italienischen
war allerdings unbestimmt). Seit dem
Oliven gepresstes Olivenöl. Zugelas-
1. November 2001 hingegen bezieht
sen ist allerdings auch bei einem „itali-
Bis 2001 hatte diese Kennzeichnung
sich eine Herkunftsangabe bei Oli-
enischen Produkt“ ein Verschnitt von
eine zweifelhafte Bedeutung. Bis 1998
venöl verbindlich wieder auf die Her-
bis zu 25 Prozent mit ausländischem
musste „italienisches“ Olivenöl ledig-
kunft der Oliven.
Olivenöl. Dieser muss aber auf dem
„Prodotto italiano“, „Made in Italy“
Gemäß
der
EU-Verordnung
12
Etikett angegeben werden („Auslese
Illusion hingeben, ein diätetisches Öl
Druckbewilligung für das Etikett an-
von Extra Vergine Olivenölen, die zu
enthalte weniger Kalorien als ein an-
gegeben werden.
über XY% aus Italien stammen“.)
deres. Alle Öle bestehen zu 99 Prozent
Achtung also: Hobby-Bauern, die
Die Herkunft Italien ist nicht vor-
aus Fettstoffen und stellen die kalori-
ihre Oliven ohne Gift und Dünger er-
auszusetzen, wenn Marke oder Abfül-
enreichsten Lebensmittel überhaupt
zeugen, sind nicht berechtigt, „Bio“
ler (Bancetto, Berio, Bertolli, Canti-
dar (9 kcal pro Gramm). „Diätetisch“
auf ihr Etikett zu schreiben. „Bio” ist
nelle, Carapelli, Carli, Dante, De Cec-
kann bedeuten, dass einem Öl be-
ein geschützter Begriff, Biobetriebe
co, Luccese, Monini, Sasso etc.) italie-
stimmte Substanzen, überwiegend Vi-
sind gezwungen, alle Produktions-
nisch klingen, aber die Deklaration
tamine, zugefügt wurden (bei Extra
schritte schriftlich festzuhalten, über
„Prodotto Italiano“, „Olio Italiano“
Vergine verboten).
Einkäufe von Materialien und Verkäu-
oder „Made in Italy“ fehlt.
„Bio“
fe separat Buch zu führen, ihre Produktion bestimmten Regeln zu unter-
„Prodotto imbottigliato da…“
Die Angabe „da agricoltura biologica”
werfen und regelmäßige Kontrollen
Aufgepasst bei folgenden Angaben:
ist eine echte Information, da sie zerti-
über sich ergehen zu lassen.
„prodotto imbottigliato da X“ heißt:
fiziert sein muss.
Wer „biologisch erzeugt” auf sein
„Erzeugnis abgefüllt von X“. Eine
Auf dem Etikett müssen neben der
Etikett schreibt, ohne dass sein Betrieb
ganz andere Bedeutung besitzt die An-
Bio-Deklaration auch die zertifizieren-
offiziell zertifiziert ist, macht sich
gabe: „prodotto ed imbottigliato da Y“,
de Organisation und die Nummer der
strafbar.
sie besagt: „erzeugt und abgefüllt von Y“. Wird das „prodotto“ als Substantiv und nicht als Verb gebraucht, verkehrt sich der Sinn der Information somit ins Gegenteil. Möchte man ein Produzentenöl und nicht ein Verschnittöl, dann achte man darauf, dass zwischen dem „prodotto“ und dem „imbottigliato“ ein „e“ oder „ed“ (und) steht.
„Angabe der Sorten“ Immer beliebter wird die Sortenangabe auf dem Etikett. Manche Verbraucher legen darauf Wert, weil ihnen das ein Gefühl von Transparenz gibt. Allerdings sind auch Angaben zur Sortenzusammensetzung nicht essenziell, da wohl nur wenige Fachleute die Eigenschaften der einzelnen Sorten kennen und etwas mit dieser Information anzufangen wissen. Im Übrigen kann diese Information der Wahrheit entsprechen, muss das aber nicht, da sie nicht zertifiziert ist. Sinnvoll ist die Angabe der Sorte natürlich bei reinsortigen Ölen (Monocultivar).
„Diätetisch“ Erscheint häufiger auf anderen Speiseölen. Niemand soll sich jedoch der
13
QUALITÄT KEINE GESCHMACKSFRAGE! Wie gutes Olivenöl schmeckt wissen nur jene, die jemals solches hatten… Leider stellen diese Kenner eine Minderheit unter den Olivenöl-Verbrauchern dar. Da vollwertiges, reintöniges Olivenöl noch selten ist und schlechte Ware nicht nur kapillar verbreitet, sondern auch preislich jedermann zugänglich ist, werden deren üble Aromen gemeinhin als "typisch" verstanden. Das führt oft soweit, dass wirklich gute Olivenöle, die frische Olivenaromen, eine gewisse Bitterkeit und die charakteristische Schärfe aufweisen, abgelehnt werden.
QUALITÄTSBEURTEILUNG “Qualität ist, wenns schmeckt…”
Lampant) oder von einem raffinierten
hen. Erst wenn feststeht, dass ein Öl
(”Olivenöl”) überhaupt unterscheiden
fehlerfrei ist, beginnt die Geschmacks-
können.
frage!
Zwischen der Verkostung von Oli-
Qualität ist auch für das Gesetz ein
Qualität kann subjektiv sehr unter-
venöl durch ein Panel (Verkostergrup-
Thema, da die einzelnen Kategorien
schiedlich empfunden werden. Wer an
pe) und der Weinverkostung gibt es ei-
definiert werden müssen. Der Gesetz-
Geschmackloses gewöhnt ist, wird
nen
Unterschied:
geber legte deshalb in der EU-Verord-
sich an Geschmackvollem stören. Wer
Während die Weinverkostung stets
nung 02/796 vom 6. Mai 2002 eine
an starke Gerüche und Geschmacks-
subjektiv ist und es darum geht, wie-
ganze Reihe von chemischen Grenz-
töne gewöhnt ist, wird Feinheiten nicht
viel Genusswert die Tester einem Wein
werten fest und schreibt für die Vergi-
zu schätzen wissen. Wer an Fehlerhaf-
zuerkennen, geht es dem Panel um die
ne-Kategorien auch deren Mindestre-
tes gewöhnt ist, dem wird ein sauberer
Klassifizierung der Öle aufgrund der
sultat im Paneltest vor. Auch die Pro-
Geschmack fad vorkommen. Und wer
Präsenz oder Absenz von Negativ-
duktionsreglemente der DOP-Oli-
noch nie ein gutes Olivenöl genossen
merkmalen.
venöle bedienen sich analytischer
hat, wird von dessen Bitterkeit und
Von Panels wird verlangt, dass sie ein Öl aufgrund der sensorischen Ein-
Schärfe schockiert sein. Aber Achtung: Ob ein Olivenöl gut
drücke sicher klassifizieren können.
ist oder fehlerhaft (mit anderen Wor-
Persönliche Vorlieben dürfen bei den
ten: Extra Vergine oder nicht), ist nicht
Panel-Mitgliedern keine Rolle spielen.
Grenzwerte, um die Authentizität der Olivenöle kontrollierbar zu machen.
Es
wir ein fehlerfreies Öl aus der Toskana
SELBER TESTEN… Die Schulung der eigenen Sinne
braucht eine gewisse Erfahrung, um
einem fehlerfreies Öl aus Kreta, ein
Wem die Zeit oder die Lust fehlt, sich
ein fehlerfreies Öl (Extra Vergine) von
fehlerfreien Öl aus den Marken einem
durch eigene Verkostung ein Bild über
einem fehlerhaften (Vergine oder
fehlerfreien Öl aus Andalusien vorzie-
das Angebot zu machen, hat bei einem
Geschmackssache, sondern eine objektiv
14
wesentlichen
feststellbare
Tatsache!
Geschmackssache hingegen ist, ob
QUALITÄT Blindkauf bei seinem Weinhändler
Falschmeldung:
oder einem auf Olivenöl spezialisierten Händler wohl die größten Chancen, ins Schwarze zu treffen.
„Trübes Öl ist besser“
Am meisten Vertrauen verdienen
Die Annahme „trübes Öl ist besser als klares!“ ist nur
Händler, die ihren Kunden die angebo-
für das neue Öl zutreffend. Olivenöl frisch ab Presse
Im Normalfall klärt sich Olivenöl mit den stei-
tenen Olivenöle zur Verkostung anbie-
ist immer trüb. Aber nicht jedes trübe Olivenöl ist
genden Temperaturen des Frühjahres durch natürli-
ten. Man braucht kein großer Kenner
frisch. Olivenölfans lieben das neue, tiefgrüne, inten-
ches Absetzen der wässrigen, aus Zellbestandteilen
zu sein, um die Unterschiede heraus-
siv duftende, trübe Olivenöl. Es kratzt und beißt im
bestehenden Trubstoffe. Da man heute weiß, dass
zuschmecken. Olivenöl sollte mit ei-
Gaumen und ist intensiv fruchtig. Nachdem er es erst
die Trubstoffe bereits nach wenigen Tagen einen ne-
nem sauberen, verschließbaren kleinen
aufmerksam verkostet und gelobt hat, genießt der
gativen Einfluss auf das Öl haben, filtern es Qualitäts-
Becher verkostet werden. Es wird ein
Produzent im Spätherbst bei der Ernte sein neues Oli-
produzenten unmittelbar nach der Pressung.
knapper Zentimeter hoch eingegossen
venöl, indem er reichlich davon über angeröstete, mit
Bei frisch gepressten Ölen ist Trübheit normal
und der Becher sogleich verschlossen.
grobem Salz bestreute und vielleicht mit Knoblauch
und in Kauf zu nehmen, aber sie sind rasch zu ver-
Nach ein paar Augenblicken, während
eingeriebene Brotscheiben gießt. Ein herrlicher Mo-
brauchen. Vom Kauf trüber oder als „ungefiltert“ be-
denen man das Öl mit der freien Hand-
ment, die feierliche Krönung eines Arbeitsjahres im
zeichneter Öle ist entschieden abzuraten.
Olivenhain.
fläche erwärmt, lüftet man in Nasennähe den Deckel und versucht die Aromen einzufangen. Erst dann nimmt
be, in der Nase, im Gaumen. Die Farbe
menfrische Bestätigung erhalten. Nicht
man einen kleinen Schluck auf die
darf ein grünlich schimmerndes Gold-
alle Fruchtaromen sind willkommen, so
Zunge und prüft den Geschmack.
gelb aufweisen, aber nie einfach gelb
weisen beispielsweise süße Aromen
oder gar braungelb sein.
von Banane oder Apfel auf eine un-
Auf einem Stück Brot schmeckt Olivenöl zwar herrlich, wer die Ge-
Zudem sollte das Öl nicht allzu vis-
schmacksnuancen von verschiedenen
kos, sondern eher dünnflüssig sein.
Extra Vergine aber wirklich erkunden
Gelbe, matte, dickflüssige Öle sind be-
Geschmackliche Harmonie wird
will, kommt um die Prozedur mit dem
reits von ihrem Aussehen her abstoßend
bei einem guten Olivenöl vorausge-
Becher nicht herum!
oder des Olivenbreis hin.
und schmecken selten gut. Olivenöl
setzt, Schärfe und Bitterkeit sind zwar
Wer wirklich mehr über Olivenöl
kann tiefgrün sein, hellgrün, grüngelb
unabdingbare Qualitätsmerkmale, soll-
erfahren möchte, der trägt fünf oder
oder goldgelb mit feinem Grünschim-
ten jedoch nicht hervorstechen. Gleich-
sechs vielversprechende Extra Vergine
mer, wichtig ist lediglich, dass es leuch-
wohl: Ein Extra Vergine, das nicht über
zusammen und verkostet sie blind.
tet. Wenn man es auf den weißen Teller
eine spürbare Bitterkeit verfügt und
Empfehlenswert ist natürlich, stets
oder auf eine Brotscheibe gießt, soll es
nicht deutlich scharf schmeckt, erhält
auch ein Extra Vergine vom Super-
einen verführen, nicht abstoßen.
in der Verkostung Abzüge.
markt in die Probe zu stellen: Eigent-
Frische in der Nase ist erstes Qua-
Im Prinzip gilt: Je mehr die Aromen
lich sollte der Unterschied zwischen
litätskriterium. Grüne Aromen wie
und der Geschmack eines Olivenöls an
den teuren Ölen und dem Discount-Öl
frisch geschnittenes Gras, unreife Oli-
die frische Olive erinnern, desto höher
den Verkoster ja umhauen…
ven, Artischocken, grüne Tomaten deu-
ist es einzustufen.
Falls das nicht geschieht, hat das
ten auf gesunde Oliven hin, die im rich-
Je mehr es nach frischen Oliven
auch eine positive Seite: Wer den Un-
tigen Moment geerntet wurden, nicht
duftet, je deutlicher die Sorten und das
terschied zwischen einem Spitzenöl
zu unreif und nicht zu reif.
Ursprungsgebiet herauszuschmecken
und
einem
Verschnittöl
nicht
schmeckt, kann viel Geld sparen!
QUALITÄT IST… So schmecken Spitzenöle
15
sachgemäße Behandlung der Oliven
Überreife Oliven, aber auch oxida-
sind, desto wertvoller ist ein Extra Ver-
tive Behandlung in der Ölmühle und
gine. Vor wenigen Jahren hieß es in
bei der Lagerung ergeben Noten, die an
Merum: „In Zukunft werden wir Wett-
Mandeln, Haselnüsse und Butter erin-
bewerbe erleben, in der sich die Extra
nern. Verletzte, faule, von Schädlingen
Vergine aus Sizilien und Sardinien mit
befallene, unfrische Oliven sowie un-
denen aus der Toskana und den Marken
sachgemäße Behandlung des Oliven-
um den Titel des besten Olivenöls strei-
Ein gutes Extra Vergine zeichnet sich
breis in der Ölmühle ergeben Öle mit
ten. Man wird Klassifizierungen veröf-
durch extreme Frische aus, in der Far-
Fehlaromen. Im Gaumen muss die Aro-
fentlichen, wo spezialisierte Öljourna-
Extra Vergine
Laut Gesetz ein Spitzenöl! Das Besondere an Olivenöl ist, dass es im Gegensatz
Dabei werden alle im Öl enthaltenen Stoffe außer den
Olivenöl ist die höchste Qualitätskategorie, die Top-
zu den meisten anderen Pflanzenölen naturbelassen
eigentlichen Fettmolekülen entfernt. Rektifiziertes Oli-
klasse, die Spitze der Produktion. Extra Vergine-Öle
(Nativ oder Vergine) genossen werden kann. Aus fri-
venöl ist farb-, geruch- und geschmacklos. Damit es
sind die wertvollsten Erzeugnisse des Olivensektors,
schen Oliven gepresstes Öl ist wohlschmeckend und
vom Konsumenten überhaupt als Olivenöl erkannt
sie müssen absolut frei sein von sensorischen Fehlern
gesund, und darf – erfüllt es bestimmte, vom Gesetz
wird, muss dem rektifiziertem Öl ein vom Gesetz
und typische Fruchtnoten von frischen Oliven aufwei-
festgelegte Voraussetzungen – unter der Bezeich-
nicht näher bestimmter Anteil an Nativem Olivenöl zu-
sen.
nung Nativ Extra oder Extra Vergine verkauft werden.
gesetzt werden. Ein solcher Verschnitt kommt unter
Sobald auch nur ein Hauch von Fehlgeruch er-
Die geernteten Oliven, der Olivenbrei während
der Bezeichnung „Olivenöl – bestehend aus raffinier-
kennbar ist, verfällt das Recht auf die Bezeichnung
der Verarbeitung und das Öl sind hochverderblich. Nur
ten Olivenölen und Nativen Olivenölen“ auf den
Extra Vergine. Bestenfalls darf das Öl dann noch als
außerordentlich aufmerksame und rasche Verarbei-
Markt.
Vergine in den Handel kommen. Im schlimmeren Fal-
tung vermag qualitätsmindernde Veränderungen zu
Bereits 1966 legte die EU die Qualitätskategori-
le muss es zu Lampantöl deklassiert werden und darf
verhindern. Da in der Regel nicht mit angebrachter
en von Olivenöl fest. Seit der EU-Verordnung 2568
nicht mehr direkt an die Verbraucher abgegeben wer-
Sorgfalt gearbeitet wird, weisen die meisten Olivenöle
von 1991 werden für die einzelnen Olivenöl-Kategori-
den.
geringe bis schwerwiegende Fehlaromen auf.
en nicht mehr nur chemische Grenzwerte festgelegt,
Ist der Fehler leicht, darf das Öl als „Natives Olivenöl“ (Vergine) in den Handel kommen. Ist der Feh-
sondern auch die Urteile von Verkostergruppen verbindlich gemacht.
So will es das Gesetz. Aber in der Praxis ist alles ganz anders… Für Lebensmittelindustrie und Lebensmittelhan-
ler so ausgeprägt, dass entweder die chemischen
Seit 2002 ist ein neues Gesetz in Kraft. Die EU-
del hat sich mit der Einführung des neuen Gesetzes
Grenzwerte für Natives Olivenöl nicht eingehalten
Verordnung Nr. 796 vom 6. Mai 2002 ist sehr viel
aber nichts geändert. Sie ignorieren die neuen Bestim-
werden oder die sensorische Analyse (Panel) dem Öl
strenger als alles Bisherige und erhebt die Kategorie
mungen, ihre Ölqualität ist die gleiche geblieben wie
aufgrund von Aromen, die auf Verderbnis schließen
Extra Vergine mit dem Anspruch absoluter Fehlerfrei-
unter den alten Bestimmungen. Die Ölindustrie wird
lassen, die Eignung abspricht, muss das Öl zu „Lam-
heit zu einer eigentlichen Superklasse. Vor 2002
sich erst ans Gesetz halten, wenn sie von den Kon-
pantöl“ deklassiert werden.
schützte das Gesetz die Abfüller von leicht fehlerhaf-
trollämtern dazu gezwungen wird. Falls das je ge-
Lampantöle dürfen nicht unbehandelt in Verkauf
ten Extra Vergine, da es den als Qualitätsprüfer einge-
schieht, werden Öle der Kategorie Extra Vergine rasch
gelangen, sondern müssen einen Prozess durchlau-
setzten Verkostergruppen Toleranz verordnete. Die
zur Rarität werden und einfaches Vergine aller Mar-
fen, den man Raffination oder Rektifizierung nennt.
heutige Situation ist nun völlig anders: Extra Vergine-
ken wird die Regale füllen.
listen hunderte von Öle beschreiben
le zu wenig vom Saft der Olive, noch
neben geschmacklich uninteressanten
und bewerten…” Diese Zukunft ist be-
wird das Angebot von identitätslosen
Produkten antrifft.
reits Gegenwart, das Interesse an Öl
Industrieprodukten, vordergründiger
Dank der kapillaren Verbreitung
nimmt mit einer Geschwindigkeit zu,
Aufmachung und irreführender Kenn-
der Billigöle und der Rarität von Qua-
die noch vor drei, vier Jahren reine Vi-
zeichnung, aber auch fehlerhaften Pro-
litätsölen haben sich breite Verbrau-
sion war.
duzentenölen dominiert.
cherschichten statt an den Duft von fri-
Je mehr wir über Olivenöl wissen,
Die von der EU geschützten Ur-
schen Oliven sowie die charakteristi-
je mehr Image sich einzelne Ölerzeuger
sprungsbezeichnungen, die Arbeit der
sche Bitterkeit und Schärfe des echten
dank der Qualität ihres Öls machen
Journalisten und immer fleißiger veran-
Extra Vergine an falsche Aromen ge-
können, desto weniger werden sich die
staltete Verkostungen auf Profi- und
wöhnt. Die Leute haben sich einen Ge-
Konsumenten an der Aufmachung der
Verbraucherebene werden die Kultur
schmack als „typisch” eingeprägt, der
Flasche und am Preis orientieren müs-
des Olivenöls jedoch rasch vorwärts-
auf fortgeschrittene Verderbnis der Oli-
sen.
bringen.
ven und Ranzigkeit zurückzuführen ist.
Allerdings befinden wir uns heute
Noch ist die qualitative Heteroge-
Die Fruchtigkeit der Olive ist ihnen
erst ganz am Anfang der neuen Oli-
nität der angebotenen Olivenöle zu ver-
fremd und die Bitterkeit und die Schär-
venölhochkultur, noch sind perfekte
wirrend für den Konsumenten, der im
fe lehnen sie als Zeichen von Verderb-
Olivenöle selten, noch verstehen wir al-
selben Regal hervorragende Olivenöle
nis ab.
16
DIE GESETZLICHEN VORSCHRIFTEN …UND WIE SIE UMGANGEN WERDEN Die EU regelt den Olivenölsektor mit einem dichten Gewirr von Verordnungen. Wer sich nicht intensiv damit auseinandersetzt, riskiert, sich darin zu verlieren. Immer wieder werden neue Gesetze erlassen. Scheinbar eines strenger als das andere. Die letzte wichtige Änderung stammt aus dem Jahr 2002: Eine Verordnung, gemäss der eigentlich nur noch höchste Qualität als Extra Vergine auf den Markt kommen dürfte. Der Grund, weshalb sich keiner darum schert, ist ebenfalls im Gesetz verankert: Der juristische Nachweis einer Übertretung durch ein Kontrollamt wird dermaßen erschwert, dass er praktisch unmöglich wird.
DIE OLIVENÖL-KATEGORIEN Juristenlatein bürgt nicht für Imparzialität
mechanischen Mitteln von Fruchtwas-
physikalische Verfahren unter Bedin-
ser und Fruchtpartikeln befreit wurde.
gungen, insbesondere unter Temperaturbe-
So ist das auch im Gesetz festgehalten.
dingungen gewonnen werden, die nicht
Zumindest fast…
zu einer Verschlechterung des Öls
Klassifizierung und Etikettierungsvor-
Denn wer spitzfindig sein will, so
führen, und die keine andere Behand-
schriften für die verschiedenen Oli-
wie die Juristen der Ölkonzerne es
lung erfahren haben als Waschung,
venöl-Kategorien werden vom Anhang
sind, den interessieren nicht der Sinn
Dekantierung, Zentrifugierung und
„Bezeichnungen und Begriffsbestim-
und die Grundaussage des Gesetzes,
Filtrierung, ausgenommen Öle, die
mungen“ zu Artikel 35 der EU-Verord-
sondern nur die wörtliche Interpretati-
durch Lösungsmittel oder durch Wie-
nung 66/136 vom 22. September 1966
onsfreiheit. Deshalb lohnt es sich, die
derveresterungsverfahren gewonnen
geregelt. Seit 1966 wurde diese Ver-
alte und die neue Definition des Nati-
werden, sowie jede Mischung mit
ordnung mehr als 200-mal geändert
ven Olivenöls miteinander zu verglei-
Ölen anderer Art.
und ergänzt. Die zuletzt gültige EU-
chen:
Verordnung 92/356 wurde von den Verordnungen 01/1513 und 02/796 abgelöst:
Die alte EU-Verordnung 356 von 1992:
Die geltende EU-Verordnung 1513 von 2001: Native Olivenöle: Öle, die aus der
Unter Nativem (Vergine) Öl ver-
Native Olivenöle: Öle, die aus der
Frucht des Olivenbaumes ausschließ-
steht man den unbehandelten öligen
Frucht des Olivenbaumes ausschließ-
lich durch mechanische oder sonstige
Saft der Olive, der ausschließlich mit
lich durch mechanische oder sonstige
physikalische Verfahren unter Bedin-
17
DIE GESETZLICHEN VORSCHRIFTEN gungen, die nicht zu einer Verschlech-
berechnet als Ölsäure, von mehr als 2 g
gorie vorgesehenen Merkmalen (bis-
terung des Öls führen, gewonnen wur-
je 100 g und/oder den sonstigen für
her höchstens 0,5 g je 100 g).
den und die keine andere Behandlung
diese Kategorie vorgesehenen Merk-
erfahren haben als Waschen, Dekantie-
malen (bisher mit einem Gehalt an
6. Oliventresteröl
ren, Zentrifugieren und Filtrieren, aus-
freien Fettsäuren von mehr als 3,3 g je
Verschnitt von raffiniertem Oliventres-
genommen Öle, die durch Lösungs-
100 g ).
teröl mit Nativen Olivenölen, ausgenommen Lampantöl, mit einem Gehalt
mittel, durch chemische oder biochemische Hilfsmittel oder durch Wieder-
2. Raffiniertes Olivenöl
an freien Fettsäuren, berechnet als Öl-
veresterungsverfahren gewonnen wur-
Durch Raffinieren von Nativen Oli-
säure, von höchstens 1 g je 100 g sowie
den, sowie jede Mischung mit Ölen an-
venölen gewonnenes Öl mit einem Ge-
den sonstigen für diese Kategorie vor-
derer Art.
halt an freien Fettsäuren, berechnet als
gesehenen Merkmalen (bisher höchs-
Kann es Zufall sein, dass der Hin-
Ölsäure, von höchstens 0,3 g je 100 g
tens 1,5 g je 100 g).
weis auf die thermische Behandlung
sowie den sonstigen für diese Katego-
(„insbesondere unter Temperaturbedingun-
rie vorgesehenen Merkmalen (bisher
gen“), wichtigstes Hilfsmittel der Indus-
höchstens 0,5 g je 100 g).
trie, um minderwertige Olivenöle eini-
2001 aus dem Gesetz gestrichen wur-
3. Olivenöl (bestehend aus raffinierten Olivenölen und Nativen Olivenölen)
de?
Verschnitt von raffiniertem Olivenöl
lein durch den Gehalt an freien
mit Nativen Olivenölen, außer Lam-
Fettsäuren definiert, sondern durch
pantöl, mit einem Gehalt an freien
weitere, rund zwei Dutzend analyti-
1. Native Öle
Fettsäuren, berechnet als Ölsäure, von
sche Grenzwerte von Inhaltsstoffen.
Die Nativen Öle werden in Extra Na-
höchstens 1 g je 100 g sowie den sons-
Da jedoch ein fehlerhaftes Öl ana-
tiv, Nativ und Lampant unterschieden
tigen für diese Kategorie vorgesehe-
lytisch nicht unbedingt auffällige Wer-
(nur erstere beiden Kategorien sind je-
nen Merkmalen (bisher höchstens 1,5
te aufweisen muss, sondern absolut im
doch für den direkten Verzehr zugelas-
g je 100 g ).
Rahmen der gesetzlichen Parameter
germaßen genießbar zu machen und als Extra Vergine-Öle auszugeben, (am)
Die Zugehörigkeit eines Öls zu einer bestimmten Kategorie wird nicht al-
für ein Extra Vergine liegen kann,
sen, Lampantöle müssen vor dem Ver-
4. Rohes Oliventresteröl
braucht es empfindlichere Instrumente
den): a) Natives Olivenöl Extra: Natives Oli-
Olivenöl aus Oliventrester, das durch
Nase und den Gaumen nämlich.
venöl mit einem Gehalt an freien
Behandlung mit Lösungsmitteln oder
Da auch der Gesetzgeber erkannt
Fettsäuren, berechnet als Ölsäure, von
auf physikalische Weise gewonnen
hat, dass die chemische Analyse für
höchstens 0,8 g je 100 g (bisher: 1 g je
wurde, oder das, mit Ausnahme be-
die Klassifizierung eines Öls un-
100 g) sowie den sonstigen für diese
stimmter Merkmale, Lampantöl ent-
zulänglich ist, erhob er die sensorische
Kategorie vorgesehenen Merkmalen.
spricht, mit Ausnahme von durch Wie-
Prüfung in den Stand der offiziellen Analysemethoden.
kauf als „Olivenöl” erst raffiniert wer-
als Analyseapparate: die menschliche
b) Natives Olivenöl: Natives Olivenöl
derveresterungsverfahren gewonnenen
mit einem Gehalt an freien Fettsäuren,
oder durch Mischung mit Ölen anderer
Aufgabe erfahrener Verkoster-
berechnet als Ölsäure, von höchstens
Art gewonnenen Ölen und mit den
gruppen (Panels) ist, Qualität verbind-
2 g je 100 g sowie den sonstigen für
sonstigen für diese Kategorie vorgese-
lich festzustellen. Mit solchen Panels
diese Kategorie vorgesehenen Merk-
henen Merkmalen.
wird versucht, subjektive Sensorik zu
malen. (In der Vergangenheit wurde
objektivieren und nachvollziehbar zu
5. Raffiniertes Oliventresteröl
machen.
mit höchstens 2 g je 100 g freien Fettsäuren und einem „gewöhnlichen
Durch Raffinieren von rohem Oliven-
niert, dass man von ihnen erwarten
Nativen Olivenöl“ mit bis zu 3,3 g je
tresteröl gewonnenes Öl, mit einem
kann, dass sie ein fehlerhaftes Öl von
100 g unterschieden.)
Gehalt an freien Fettsäuren, berechnet
einem korrekten unterscheiden können
c) Lampantöl: Natives Olivenöl mit
als Ölsäure, von höchstens 0,3 g je 100
und imstande sind, die Defekte richtig
einem Gehalt an freien Fettsäuren,
g sowie den sonstigen für diese Kate-
zu benennen.
zwischen einem „Nativen Olivenöl“
18
DIE MERKMALE EU-Verordnung 796 von 2002
Seine Mitglieder werden so trai-
Die sensorische Feststellung der Qualität kann objektiviert werden, in-
Die Qualitätskategorien in Stichworten
dem definiert wird, was positive und
Extra…Vergine…Lampant
was negative Geschmackseigenschaften sind. So legt der Internationale Oli-
Auch ursprünglich gutes Öl kann durch schlechte und
recht langen Liste von Bezeichnungen
Was ist ein Extra Vergine Olivenöl?
für Fehler nur drei Ausdrücke für die
Ein Extra Vergine (Nativ Extra) Olivenöl entsteht,
werden. Die chemischen und sensorischen Anforde-
Feststellung sensorischer Qualität ver-
wenn die Oliven im optimalen Reifestadium direkt
rungen:
wendet werden dürfen: „fruchtig“,
vom Baum gepflückt, unverletzt nach wenigen Stun-
„Lampantöl“ (Olio di Oliva Lampante): freie
„bitter“ und „scharf“. Andere positive
den in einer modernen, Oxidationen und Fermenta-
Fettsäuren mehr als 2,0%; Peroxide: keine Vor-
Adjektive gibt es in offiziellen Tests
tionen vermeidenden Ölmühle verarbeitet werden.
schrift; Panel: sensorischer Fehlermedian größer als
nicht. (Lesen Sie mehr über das Panel
Die chemischen und sensorischen Anforderungen:
2,5; Fruchtigkeitsmedian: keine Vorschrift.
venölrat (COI) fest, dass neben einer
auf Seite 60.)
Lampantöl ist die niedrigste Kategorie der Nati-
„Natives Olivenöl Extra“ (Olio Extra Vergine di Oliva): freie Fettsäuren bis 0,8%; Peroxide bis 20
DAS GESETZ Haarspalterisch – und wirkungslos
meq O2/kg ; Panel: sensorischer Fehlermedian 0; Fruchtigkeitsmedian größer als 0. Natives Olivenöl Extra ist für den direkten Verzehr zugelassen.
Die Liste der analytischen Grenzwerte für Olivenöl ist beeindruckend: Vom Gesetz geregelt sind die Summe der transisomeren Fettsäuren, die Wachse, die gesättigten Fettsäuren in 2-Stellung der Triglyceride, Stigmastadien, einige Fettsäuren (Myristinsäure, Linolensäure, Arachinsäure, Eicosensäure, Behensäure, Lignocerinsäure), die Summe der Transisomere der Linolund Linolensäure, die Zusammensetzung der Sterine (Cholesterin, Brassicasterin, Campesterin, Stigmasterin, Beta-Sitosterin,
lange Lagerung durch Ranzigwerden zu Lampantöl
Delta-7-Stigmaste-
rin), Erythrodiol und Uvaol, der Säure-
Was ist ein Vergine Olivenöl? Ein Vergine (Nativ) Olivenöl entsteht, wenn die Oliven möglicherweise nicht ganz gesund sind oder nicht ganz frisch oder nicht mit einer modernen, sondern einer altmodischen Ölmühle verarbeitet werden. Die chemischen und sensorischen Anforderungen: „Natives Olivenöl“ (Olio di Oliva Vergine): freie Fettsäuren bis 2,0% ; Peroxide: bis 20 meq O2/kg; Panel: sensorischer Fehlermedian bis 2,5; Fruchtigkeitsmedian größer als 0. Natives Olivenöl ist für den direkten Verzehr zu-
usw. usf.
lassen, sondern muss raffiniert (rektifiziert) werden. Erst danach darf es, mit einem Nativen Öl verschnitten, als „Olivenöl – bestehend aus raffinierten Olivenölen und Nativen Olivenölen“ in den Verkauf gelangen.
Was ist ein Olivenöl? Olivenöl hat zweierlei Bedeutungen: Einmal ist es der Überbegriff für alle aus der Olive gewonnenen Öle. Daneben ist Olivenöl auch der Name für die Kategorie eines Öls, das bizarrerweise nicht aus der Olive gepresst, sondern Resultat eines chemischen Prozesses ist (Rektifizierung), bei dem ungenießbares Lampantöl genießbar gemacht wird. Olivenöl besteht aus raffiniertem Olivenöl und einem unbestimmten Anteil Nativen Öls. Die chemischen und sensorischen Anforderungen:
gelassen.
„Olivenöl – bestehend aus raffinierten Olivenölen und Nativen Olivenölen“ (Olio di Oliva com-
gehalt, die Peroxidzahl, die UV-Absorbierung bei bestimmten Frequenzen,
ven Öle und ist für den direkten Verzehr NICHT zuge-
Was ist ein Lampantöl?
Und damit die Analyseresultate
Lampant nennt man ein übelriechendes, übel-
rechtsgültig sind, werden im Gesetz
schmeckendes Natives Olivenöl, es entsteht aus ver-
auch die Nachweismethoden für diese
dorbenen, vom Boden aufgesammelten oder zusam-
Stoffe bis ins kleinste Detail festge-
mengekehrten, in Fermentation begriffenen Oliven.
posto di Oli di Oliva raffinati e di Oli di Oliva Vergini): Verschnitt von raffiniertem Lampant-Olivenöl mit Nativen Olivenölen; freie Fettsäuren bis 1,0% ; Peroxide: bis 15 meq O2/kg. Olivenöl ist für den direkten Verzehr zugelassen.
legt. Von amtlichen Prüfern ist allerdings zu erfahren, dass die detaillierten
genau festgelegt sind, können Öle so
nicht beanstanden, wenn in seinen Au-
Gesetze den Schwindlern nützlicher
zusammengestellt werden, dass ihre
gen eine klare Fälschung vorliegt. Den
seien als den Kontrollabors. Die Liste
Analysedaten innerhalb der gesetzli-
Kontrollämtern sind die Hände gebun-
der Grenzwerte diene Fälschern als ei-
chen Grenzwerte liegen.
den, da Nachweismethoden, die den
gentliche „Rezeptur“: Dank der Tatsa-
Damit kann ein Prüfer ein auf die-
Schwindel aufdecken könnten, die
che, dass auch die Nachweismethoden
se Art „zubereitetes“ Öl auch dann
aber nicht offiziell anerkannt sind, kei-
19
DIE GESETZLICHEN VORSCHRIFTEN Auf einen Blick
Die Güteklassen des Olivenöls Güteklasse Extra Vergine (Nativ extra) Vergine (Nativ)
Freie Fettsäuren
Panelwertung neu als Median ausgedrückt
≤ 0,8% ≤ 2,0% —
Fehlermedian: = 0 und Fruchtigkeitsmedian: > 0 Fehlermedian: > 0 bis ≤ 2,5 und Fruchtigkeitsmedian: > 0 —
Lampantöl
> 2,0%
Olivenöl (Mischung aus raffiniertem Öl und Vergine-Öl) Raffiniertes Tresteröl
≤ 1,0% ≤ 0,3%
Fehlermedian > 2,5 oder Fehlermedian: ≤ 2,5 und Fruchtigkeitsmedian: = 0 kein Panel vorgeschrieben kein Panel vorgeschrieben
Die Kategorie „Vergine corrente“ wird von der 01/1513 aufgehoben. Die ex-Vergine corrente-Öle gehören heute zu den Lampantölen.
ne Rechtskraft besitzen. Und weil neue
Fettsäuren sind, eignen sie sich gut da-
sichere Methode, die Ölqualität festzu-
Analyseverfahren immer erst offiziell
zu, die Analysenwerte von Nativen
stellen.
anerkannt werden müssen, wissen Fäl-
Olivenölen schlechter Qualität zu ver-
scher immer schon im Voraus, wie sie
bessern.
sich auf die Kontrollen vorbereiten können.
Es ist aber verboten, solche Öle als
liegt in der Regel um 100 Milli-
Extra Vergine in den Verkauf zu brin-
gramm/Liter und erreicht nur in Ein-
Lebensmittelkontrolleure geben zu
gen. Mischungen von Nativem und
zelfällen 250 Milligramm. Qualitäts-
bedenken, dass die großen Olivenöl-
rektifiziertem Öl müssten die Bezeich-
Extra Vergine hingegen enthalten um
verschneider über ungleich fortschritt-
nung „Olivenöl“ tragen. Der hieb- und
500 Milligramm/Liter.
lichere Analyselabors verfügen als die
stichfeste Nachweis solcher Verschnit-
Kontrollämter selbst. Die Kontrolläm-
te ist jedoch schwierig.
Aber nicht nur die Menge der Polyphenole sollte vorgeschrieben wer-
ter können bei ihren Analysen nur das
Das bedeutet, dass sich nicht ver-
den (laut Experten sollte ein echtes,
feststellen, was man in den Labors der
hindern lässt, dass auf diese Weise kor-
qualitativ vollwertiges Extra Vergine
Abfüller ohnehin bereits weiß.
rigierte Öle als „Extra Vergine“ in den
mindestens 250 Milligramm/Liter auf-
Nur sehr unbedarfte Abfüller wer-
Verkauf gelangen. Das Panschen mit
weisen), auch ihre Art: Der Anteil der
den ein Extra Vergine auf die Flasche
rektifiziertem Öl scheint ziemlich ver-
wertvollen Polyphenole mittlerer bis
bringen, dessen Gehalte an freien
breitet zu sein: Schon im Jahr 1993 ge-
hoher Dichte sollte bei einem Extra
Fettsäuren oder Peroxiden nicht den
lang dem Kantonalen Labor Zürich der
Vergine nicht unter 70 bis 80 Prozent
vom Gesetz festgelegten Werten ent-
Nachweis, dass bei einem Drittel aller
liegen. Die Erforschung der Polyphe-
sprechen.
untersuchten Extra Vergine ein ent-
nole des Olivenöls ist keine neue Ent-
Mit der Liste der Grenzwerte und
sprechender Verschnitt vorlag. (Kon-
wicklung, sondern stützt sich auf eine
den offiziellen Analysemethoden ha-
trolle und Betrugsbekämpfung: siehe
dreißigjährige Erfahrung. Der Gesetz-
ben Ölpanscher alle Mittel in der
Seite 66.)
geber könnte dieses Qualitätskriterium
Hand, ihre Öle so zu korrigieren, dass sie ungeschoren durch die Standard-
jederzeit ins Gesetz aufnehmen. Wenn er es bisher nicht getan hat,
telmäßiges Vergine-Öl zu Extra Vergi-
FORDERUNG Polyphenol ins Gesetz! Zuverlässiger Qualitätsmaßstab
ne „zu veredeln“, ist der Verschnitt mit
Verschiedene Forscher fordern, dass
und umetikettiert werden… Denn Po-
raffiniertem Olivenöl. Da raffinierte
der Polyphenolgehalt für die Klassifi-
lyphenole lassen sich nicht nur ein-
(rektifizierte) Olivenöle praktisch nur
zierung der nativen Olivenöle eine ent-
wandfrei im Labor nachweisen, sie
noch aus dem Fett der Olive bestehen,
scheidende Rolle spielen sollte. Die
sind auch derart teuer, dass sich eine
sie farb-, geruch- und geschmacklos
Analyse des Gehaltes und der Zusam-
„Korrektur“ unterdotierter Öle nicht
sowie arm an Peroxiden und freien
mensetzung der Polyphenole sind eine
lohnen würde.
analyse eines offiziellen Labor kommen. Die gebräuchlichste Methode, mit-
20
Der Gehalt an Polyphenolen von billigen Markenölen aus dem Discount
dann gibt es dafür nur einen Grund: Von einem Tag auf den anderen müssten 90 bis 95 Prozent der sogenannten Extra Vergine vom Markt genommen
Die neuen Vermarktungsvorschriften
EU-Verordnung 1019 von 2002 “Kaltgepresst” (in Kraft seit 1. November 2003)
on“ sagen nichts über den Mahl- und Knetvorgang
einem nicht wiederverwendbaren Verschluss und mit
Erstmals werden mit der neuen Verordnung die Begrif-
aus, sondern nur über den Pressvorgang. Die Oliven
einem Etikett (…) versehen sein. Bei Verpackungen
fe kaltgepresst und kaltextrahiert vom Gesetz gere-
können in beiden Fällen sowohl von modernen Ma-
zum Verzehr in Gaststättenbetrieben, Krankenhäu-
gelt. Der Gesetzestext: „Die Angabe ‹erste Kaltpres-
schinen als auch von Mühlsteinen gemahlen worden
sern, Kantinen oder ähnlichen Gemeinschaftseinrich-
sung› ist nur zulässig bei Nativem Olivenöl und Nati-
sein.
tungen können die Mitgliedstaaten je nach Fall ein Höchstvolumen von über fünf Liter festlegen.“
vem Olivenöl Extra, das durch die erste mechanische
Die ganze Sache wirkt so oder so sehr an den
Pressung der Olivenmasse bei höchstens 27°C in ei-
Haaren herbeigezogen. Qualitätserzeuger schreiben
Nicht nur ein altes – völlig unbeachtetes – itali-
nem traditionellen Extraktionssystem mit hydrauli-
kaum je „kaltgepresst” aufs Etikett, da für sie und ih-
enisches Gesetz aus den 60er-Jahren, auch die neue
scher Presse gewonnen wurde. Die Angabe ‹Kaltex-
re Kunden selbstverständlich ist, dass das Öl mit bes-
EU-Verordnung untersagt nun den Offenverkauf von
traktion› ist nur zulässig bei Nativem Olivenöl und Na-
tem Wissen und Gewissen erzeugt wurde. Die ange-
Olivenöl an Endverbraucher. Der Redaktion ist jedoch
tivem Olivenöl Extra, das durch Perkolation oder Zen-
wandte Temperatur beruht wie unzählige andere De-
kein Ölproduzent bekannt, der sich an diese Vorschrift
trifugierung der Olivenmasse bei höchstens 27°C ge-
tails auf technischen Entscheidungen, die vom Produ-
halten würde.
wonnen wurde.“
zenten im Interesse der Ölqualität getroffen werden.
Zusätzliches Etikettengeschwafel
Zum „Kalt-“: Extra Vergine wird nie heiß
Dem Verbraucher sagt diese Information jedoch
und nie zweimal gepresst, die Bezeichnung „Erste
herzlich wenig. Einerseits ist absolut vorstellbar, dass
Seit Herbst 2003 muss die offizielle Bezeichnung der
Kaltpressung“ ist demnach überflüssig. Da die Ölaus-
zu gewissen Zwecken und unter bestimmten Bedin-
verschiedenen Olivenöl-Kategorien mit einem kom-
beute wesentlich von der Temperatur des Olivenbreis
gungen – zum Beispiel unter Vakuum – ein Produ-
plett sinnlosen Zusatztext ergänzt werden:
abhängt, ist im Prinzip natürlich positiv, wenn defi-
zent mal mit höheren Temperaturen extrahiert. Ande-
• „Natives Olivenöl Extra – erste Güteklasse – direkt
niert wird, was unter „kalt“ zu verstehen ist.
rerseits sind die Regale voll von kaltgepressten Ölen
aus Oliven ausschließlich mit mechanischen Verfah-
Zur „Pressung“: Die Unterscheidung in
„Pressung“ und „Extraktion“ ist eine gewisse Haarspalterei des Gesetzgebers, wohl im etwas verkrampf-
erbärmlichster Qualität. Zudem sind gesetzliche Vorschriften immer unsinnig, wenn sie nicht kontrolliert werden können…
(in Kraft seit 1. November 2003)
ren gewonnen“; • „Natives Olivenöl – direkt aus Oliven ausschließlich mit mechanischen Verfahren gewonnen“;
ten Bemühen um eine bessere Information des Ver-
Säuregehalt (in Kraft seit 1. November 2003)
brauchers. Auch kontinuierliche Systeme auf Decanter-
„Die Angabe des Säuregehalts (…) ist nur zulässig,
Basis sind im weiteren Sinne eine „Pressung“, man
wenn daneben die (…) Werte der Peroxidzahl, des
• „Oliventresteröl – enthält ausschließlich Öl aus der
hätte sich die Einführung des neuen Begriffes „Extrak-
Wachsgehalts und des Extinktionskoeffizienten (UV-
Behandlung von Rückständen der Olivenölgewin-
tion“ ebenso gut sparen können.
Absorbierung; die Red.) in gleicher Schriftgröße und
nung und direkt aus Oliven gewonnenes Öl.“
Kennern gibt diese Differenzierung jedoch eine Information, die der Gesetzgeber wohl nicht beabsichtigte. Während die EU den Begriff „Pressung“ schützen wollte, gibt die Bezeichnung „Kaltpressung“ auf einem Etikett nun bekannt, dass es sich um ein Öl handelt, das zwar mit niedrigen Temperaturen (27°C), aber mit hydraulischen Pressen und somit mit veralteten, NICHT qualitätsfördernden Methoden gewonnen wurde. Informierte Konsumenten werden sich – wenn schon – an „kaltextrahierte“, mit Geräten und Ma-
im gleichen Sichtfeld angeführt werden.“ Damit wird endlich verhindert, dass mit einem analytischen Wert geprahlt wird, der auf einfachste (wenn auch illegale) Weise verbessert werden kann. Nur die gemeinsame Nennung der Peroxidzahl, des Wachsgehaltes und der Werte der UV-Absorbierung verleihen dem Säurewert Aussagekraft bezüglich Qualität und Echtheit. Der Gehalt an freien Fettsäuren eines Spitzenöls liegt übrigens nicht höher als 0,2 oder 0,3 Prozent. Das Gesetz toleriert für die Kategorie Extra Vergine bis 0,8 Prozent freie Fettsäuren.
• „Olivenöl – enthält ausschließlich raffiniertes Olivenöl und direkt aus Oliven gewonnenes Öl“;
Herkunft
Die alte EU-Verordnung 98/2815, in Kraft vom 27. Dezember 1998 bis 31. Oktober 2001, schrieb vor (zusammengefasst): Ein Natives Olivenöl (Extra) gilt nur dann als in einem geographischen Gebiet gewonnen, wenn es in einer Ölmühle abgepresst wurde, die in dem betreffenden Gebiet liegt. Die geltende EU-Verordnung 01/2152, in Kraft seit 1. November 2001 (zusammengefasst): Sind die Oliven in einem anderen Land geerntet worden als dort, wo sie gepresst wurden, so werden in der Anga-
schinen aus Edelstahl erzeugte Extra Vergine halten,
Offenverkauf (in Kraft seit 21. Juni 2002)
be des Ursprungs sowohl das Erntegebiet der Oliven
bei denen die Wahrscheinlichkeit, auf fehlerfreie Öle
„Die Öle (…) werden dem Endverbraucher vorver-
als auch das Gebiet, in dem das Öl gewonnen wurde,
zu stoßen, wesentlich größer ist. Eine Präzisierung:
packt in Verpackungen von höchstens fünf Liter Eigen-
angegeben. Bei Verschnitten über 75 Prozent kann
Die beiden Begriffe „Kaltpressung“ und „Kaltextrakti-
volumen angeboten. Die Verpackungen müssen mit
der überwiegende Ursprung angegeben werden.
21
Merum
intern
Darum Merum. WAS IST MERUM?
WER MACHT MERUM?
Merum, die Zeitschrift für Wein und Olivenöl aus Ita-
Die Merum-Redakteure, Andreas März (leitend), Jean-
lien, ist das einzige deutschsprachige Medium, das
Pierre Ritler, Christina Dubbers und Telsche Peters leben
ausschließlich italienische Weine und Olivenöl zum The-
und arbeiten in Italien. Sie werden unterstützt von ei-
ma hat und von privaten sowie öffentlichen Interessen-
nem losen Netz freier, kompetenter Mitarbeiter.
gruppen absolut unabhängig ist.
WER LIEST MERUM?
WIE TRITT MERUM AUF?
Merum richtet sich an Fachleute aus Handel, Gastro-
Merum erscheint sechsmal jährlich und besteht aus
nomie und Kommunikation sowie an die große Gemein-
zwei Teilen:
de der Liebhaber Italiens und seiner Weine.
• Hauptheft mit aktuellen Kurzmeldungen, Kom-
WIE ERNSTHAFT IST MERUM?
mentaren, Kolumnen, Interviews mit Meinungs-
Absolute Ernsthaftigkeit bei Recherche, Verkostung
machern und Vertretern der Weinwirtschaft sowie gro-
und Berichterstattung. Absoluter Genussanspruch
ßen Reportagen über Weingebiete.
beim Weintrinken. Absolute Ironie als Waffe gegen
• „Merum Selezione“, ein jedem Merum-Heft
den Bierernst, der das Thema Wein hier und dort aus-
beiliegender Separatdruck mit thematischen Ver-
trocknet. Merum gehört zu jenen Stimmen, die be-
kostungen, Weinbewertungen, Degustationsnotizen
haupten, dass Wein ursprünglich nicht zum Verkosten,
und Informationen zu Wein und Produzent.
sondern zum Trinken erfunden wurde: Zur Erhärtung
WER VERLEGT MERUM?
dieser These führte Merum den JLF-Test ein.
Verkostung konzipierte, jedoch rasch satt machende Weine lehnt Merum ab. WELCHEN MODEN FOLGT MERUM? Merum setzt sich für den authentischen Wein ein: Appellations- und Sortencharakter sind für die Redaktion wichtiger als Modeströmungen. WAS KOSTET MERUM? Merum im Einzelhandel: EUR 9,–/CHF 14.–. Jahresabonnement (6 Ausgaben): EUR 50,–/CHF 79.–. WAS IST DIE MERUM-DEGUBOX? Abonnenten haben die Möglichkeit, die begehrte, mengenmäßig limitierte „Merum-Degubox“ zu bestellen: Dieses „Verkostungs-Set für zuhause“ mit den besten Weinen der Merum Selezione offeriert Merum seinen Abonnenten zum absoluten Selbstkostenpreis. (Das Einmalige daran ist, dass es tat-
sächlich um einen reinen Leserdienst, nicht um ver-
WELCHE WEINE MAG MERUM?
steckten Weinhandel geht: Redaktion und Verlag ver-
Die Aktienmehrheit der Merumpress AG ist in Hän-
Merum prämiert Weine, deren Größe im Weinberg
dienen keinen Cent an der Degubox!) Weitere Service-
den von Mitarbeitern der Redaktion.
entsteht, nicht im Keller. Fette, aufgemotzte, für die
leistungen für die Merum-Leser jeweils im Heft.
Der Sitz des Verlages, die Merumpress AG, ist Basel.
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Datum und Unterschrift/Data e Firma ■ Ausfüllen und senden an: EDP-Services AG, Ruth Di Carlo, Ebenaustr. 10, CH-6048 Horw oder faxen an: +41 (0)41 349 17 18 oder per E-Mail an: merum@edp.ch Bezugsbedingungen: MERUM erscheint 6x pro Jahr. Diese Bestellung kann innerhalb von 10 Tagen formlos beim Verlag widerrufen werden. Obenstehende Abopreise beinhalten die MWST (Schweiz) und die Versandkosten. ■ Compilare ed inviare a: EDP-Services AG, Ruth Di Carlo, Ebenaustr. 10, CH-6048 Horw, oppure via fax al numero +41 (0)41 349 17 18, oppure per posta elettronica a: merum@edp.ch Condizioni dell’abbonamento: MERUM esce 6 volte all’anno. Entro 10 giorni l’ordine può essere disdetto senza nessuna formalità. I prezzi dell’abbonamento sopra riportati includono l’IVA (Svizzera) e le spese postali.
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